Kyodotai Judanhyo von MG (Kugelhagel) ================================================================================ Kapitel 1: Good Morning ----------------------- Ich erinnere mich noch immer an damals. Damals als ich von Zuhause wegging. Ich hasste Jeden. Jeden verdammten Menschen auf dieser gottverfluchten Welt. Und das aus Gründen, die für Viele sicherlich unverständlich sind. Vielleicht lag es an meiner Ungeduld oder der Tatsache, dass ich leicht zu provozieren bin. Oder einfach nur daran, dass ich meinen Bruder hasste. Die Erinnerungen verfolgen mich bis heute; alles erinnert mich an ihn..... ich mach ihn fertig .... irgendwann mache ich ihn fertig. Der Tag beginnt schon so beschissen. Wieder mal kann ich meine Miete nicht zahlen und muss die Bude verlassen. Eigentlich nicht so schlimm. Es ist sowieso nur ein schlichtes Zimmer, nicht wirklich gemütlich. Und das quietschende Bett werde ich sicherlich auch nicht vermissen. Das Bett, auf dem ich schlaflose Wochen verbracht habe. Mein unruhiger Schlaf, das herumgewälze nächtllich, lässt mich immer wieder aufwachen. Aber mit der Zeit hat man sich daran gewöhnt und registriert das kaum noch. Spielt eigentlich keine Rolle mehr, werde sowieso ausziehen. Mit einem begleitenden Quietschen erhebe ich mich also endlich aus dem Bett. Ich weiß nicht wie spät es ist, aber der Sonne nach zu urteilen müsste es ungefähr Mittagszeit sein. Ein kurzer Blick aus dem Fenster und das war's auch schon. Die Menschen auf den Kiesstraßen gehen ihrer Wege; wohin ist mir eigentlich egal. Für gewöhnlich bin ich mit einem kleinen Zimmer zufrieden, doch waren über die Wochen alle belegt und ich musste ein Doppelzimmer nehmen. Es ist sehr interessant alleine in einem großen Zimmer, mit zwei Betten, zu schlafen. Recht einsam, aber daran bin ich gewöhnt. Außerdem lässt mir das andere Bett platz für all' meine Waffen. Zwei Maschinen-, und Schrotgewehre, das kurze Katana und meine beiden Handfeuerwaffen - meine "Needles". Ach ja, und nicht zu vergessen der Revolver. Gerade er erinnert mich an meinen Bruder. Als wir noch klein waren, kurz bevor ich von Zuhause ausriss, habe ich ihm eine identische geschenkt. Irgendwann werden wir sehen wer in der ganzen Zeit besser geworden ist. Hoffentlich hast du deinen noch, vielleicht hat ihn dir auch Vater oder Mutter abgenommen. Wie auch immer. Es scheint alles noch da zu sein. Vor einem Jahr hat man versucht mir die Waffen zu klauen, als ich schlief. Da wo der Typ jetzt ist, wird er nie wieder was klauen können. Seitdem überprüfe ich immer Waffen und Munitionsvorrat, noch vor dem ersten Blick in den Spiegel, noch vor dem ersten Frühstücksbissen. Mmh. Frühstück. Ich kann nicht jeden Morgen was essen. Mein Beruf an sich verbraucht genug Geld. Genauer gesagt die Munition. Als Kopfgeldjäger ist man nun mal auf die großen Fische angewiesen. Die sind heutzutage allerdings rar. Die meisten sind schon eingeknastet oder tot. Da darf man es nicht riskieren die Heringe wieder in den See zu werfen. Dass die Munition allerdings auch immer teurer wird macht mir das Leben auch nicht einfacher. Den Stress sieht man mir zum Glück nicht an. Vielleicht hat auch jemand ein altes Foto auf den Spiegel geklebt. Nun gut, schlechter Witz, ich hasse Witze. Irgendwie habe ich keinen Sinn für Humor. Bringt mir in meinem Job sowieso nichts. Wie auch immer. Ich bekomm' Hunger. Frühstück gibt es immer im Erdgeschoss, zusammen mit den anderen Gästen. Allerdings ist es schon so spät, dass das Mittag angerichtet ist. So viele verschiedene Leute. Wanderer und Abenteurer, Handelsleute, die sogar zu Tisch was verkaufen wollen, zwei Elben, ein Zwerg, ein Bergtroll und andere Leute die ich nicht zuordnen kann. Bevor ich Nahrung zu mir nehme, frage ich wie immer nach den neusten Steckbriefen. Die rothaarige Wirtin reichte mir ganze Fünf. Ganz oben aufgedeckt nur ein Kleinkrimineller, für den es kaum Belohnung gibt. Auch beim weiteren durchblättern nicht viel Tolleres. Und im Essenraum saß auch Niemand, den ich wo gesehen habe. Wird wohl wieder ein äußerst fruchtloser Tag. Vielleicht habe ich Glück und finde heute einen größeren Verbrecher. Ich nehme also eine einfache, größere, Schinkenstulle und gehe auf mein Zimmer zurück. Für mich muss es einen geregelten Tag geben. Mein Tag muss mit Getreideprodukten anfangen. Da kann es schon mal vorkommen, dass ich erst zu Abend was Warmes esse. Die neuen Steckbriefe auf den Nachtschrank geworfen, noch ein paar letzten Bisse vom Brot, welches mein letztes Frühstück in dieser Stadt repräsentiert. Gleich darauf der langwierigste Teil des Tages, Kleidung anziehen. In meinem Job, als Kopfgeldjäger, muss man auf Alles gefasst sein, auch mal mit einer verirrten Kugel rechnen. Deswegen habe ich mir einen Ganzkörperanzug aus Hartleder ausgedacht. Es sind viele Gurte, die dicht an meinen Körper geschnallt sind. Und daran kommen die Waffen, darüber mein hellbrauner Mantel. Nicht zu vergessen meine Binde, die ich mir als Stirnband um den Kopf binde. Ich finde es sieht recht gut aus, wie meine strubbeligen Haare oben herausgucken. Genug von dieser vorgetäuschten Selbstverliebtheit. Auch heute muss ich Geld verdienen. Gewehre am Körper befestigt, Katana auf den Rücken geschnallt. Dieses Buttermesser benutze ich sowieso fast nie. Aber man kann nie wissen wozu man es brauchen kann. Und sei es um ein Butterbrot zu schmieren. Mmh. Schon wieder so ein schlechter Witz. Sollte damit aufhören. Ein letzter kontrollierender Blick ins Zimmer verrät mir, dass ich nichts hinterlassen habe. Es ist nie gut etwas zu hinterlassen. Obwohl ich Kopfgeldjäger bin, besteht selbst für mich die Gefahr gejagt zu werden. Einen zu hinterlassen ist daher wirklich schlecht. Und ich muss es wissen. Solche Fehler mach' ich nur ein mal. Seitdem damals der ,Verrückte Zerschnippler' auf mich angesetzt wurde, bin ich übervorsichtig geworden. Dieser Typ hat alles zerschnitten, mit seinen explodierenden Angelsehnen. Tja, aber damit kann er nichts gegen eine Kugel machen, die ich ihm in den Kopf jage. Meine Schritte die Treppe hinunter, sind durch das Zusatzgewicht der Waffen schwer geworden. Die Gäste hören mich, bin nicht zu überhören. Ich sehe und spüre die Blicke dieser Leute zugleich. Mitlerweile ist es einfach darauf nicht zu reagieren. Eine Reaktion wäre außerdem reine Zeitverschwendung. Ich gehe einfach weiter und schmeiße der rothaarigen Wirtin den Beutel mit der diesmonatigen Miete vor die Nase. 120 Qen dürften genügen, hatte immerhin ein Doppelzimmer. Ich glaube die Frau, also die Wirtin, heißt Cerika, das hat sie mir mal gesagt. Ich könnte mich täuschen, aber sie war immer besonders nett zu mir. Könnte man zumindest glauben. Bin zumindest einer der wenigen, der die Speisekarte noch nicht an den Kopf geworfen bekam. Vielleicht ist sie auch nur nett, weil ich ihr ne' Pistole an den Kopf gehalten hab'. Wer weiß das schon. Das ist also mein letzter Tag hier. Als ich die Tür öffne mache ich nochmal kurz halt um mir ein paar Gesichter einzuprägen. Man kann nie wissen, wer mal straffällig wird. Blöd ist nur, dass plötzlich alle weggeguckt haben. Was soll's. Die Sonne scheint, die Menschen wandern umher und die Tür hinter mir fällt quietschend zu. Kein Lüftchen weht, kein Mensch spricht. In Silent Town waren die Leute noch nie sehr gesprächig. Soll mir recht sein. Zwischen meinen lautstarken Missionen habe ich Ruhe sehr gerne. Es soll in der Gegend einen noch ruhigeren Ort geben. Silent Hüll, oder... so ähnlich. Wie immer setze ich meinen Weg fort ohne einen Einkauf zu machen. Nach Möglichkeit versuche ich an einem Tag eine Stadt oder ein Dorf, zu schaffen. Für unnötiges Gepäck habe ich keinen Platz. Letztens kam ich aus dem Osten hier her. Es wird immer kälter, also ziehe ich in den Süden weiter. Ha. Als wäre ich ein Zugvogel. Die Richtung hat aber noch einen anderen Grund. Im Süden befindet sich Verybig City, die größte Stadt des Kontinents. Dort lässt sich genügend Munition kaufen, für kleines Geld. Außerdem versteckt sich dort diverses Gesindel. Manchmal überlege ich mir, ob ich nicht dort hin ziehe. Aber dann kommt mir wieder in den Sinn, dass die Mieten recht hoch sind und sich das mit den kleinen Fischen nicht deckt. Großgangster, auf die ein hohes Kopfgeld ausgesetzt sind, lassen sich kaum finden. Einfach zu viele Menschen in dieser Stadt, als, dass sie unbemerkt bleiben könnten. Ein Zweitjob kommt für mich allerdings auch nicht in Frage. Etwas anderes als zu töten habe ich nie gelernt. Jemand sagte mir mal, ich könnte es als Wollknäuelbinder probieren, weil ich so schnell mit den Waffen herumwedeln kann. Fand ich nicht so gut. Und diese Person wird mir das auch nie wieder vorschlagen. Wie sagt man doch? Radieschen von unten ansehen. Das Wetter ist trotz anbrechendem Winter noch recht mild. Das ist gut. So komm ich gut voran. Bis zu meinem nächsten Aufenthaltsort werde ich wohl an so zwei oder drei Dörfern vorbeikommen. Danach werde ich schon sehen wo ich übernachte. Vielleicht wieder an einem Baum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)