Auf in ein neues Abenteuer von xxNico_Robinxx (Der verfluchte Schatz) ================================================================================ Kapitel 5: Von Bäumen mit eigenem Willen ... -------------------------------------------- Abgesehen von den wagemutigen Abenteurern, die auf der Suche nach Gold und Reichtum waren und sich nebenbei noch einen legendären Namen schaffen wollten, wagte es niemand sonst von den Bewohnern den Wald von Curt Island zu betreten, aus Angst vor den geheimnisvollen Mysterien, die sich darin befanden und es vermochten die Pflanzen zum Leben zu erwecken. Seit der Erbauung der Stadt gaben die Leute von Generation zu Generation die Geschichten weiter, die davon berichteten, wie sich die majestätischen Baumriesen gegen die rohe Gewalt der Äxte gewehrt hatten, indem sie ihre Wurzeln aus dem Boden erhoben und jeden Mann zum Stolpern brachten, und Lianen, die die meterdicken Rinde umschlangen, plötzlich ein Eigenleben führten und nach jedem Arm und jedes Bein griffen. Auch erzählten sie von den Tieren, die des Nächtens aus dem Wald geschlichen gekommen waren, um die Samen der frischgepflügten Felder wieder auszugraben, weshalb die Bauern es bald aufgegeben hatten Weizen, Roggen, Mais und anderes Saatgut anzubauen. Diese und andere geheimnisvolle Ereignisse, von denen Müttern ihren Kindern erzählten, um sich deren Gehorsam zu versichern, waren der Grund, warum die Bewohner Rohmaterialien und Nahrungsmittel von anderen benachbarten Inseln bezogen. Daher war das rege Treiben im Hafen auch stets abhängig von der Ankunft der Handelsschiffe. Diejenigen unter ihnen, die die benötigten Nahrungsmittel lieferten, kamen immer in einem Abstand von einem Monat. Doch die, die unbehandeltes Leder, Eisen, Holz, Stoffe, Edelsteine, Erz, Glas und andere Sachen brachten, die anschließend von den entsprechenden Handwerkern weiterverarbeitet wurden, liefen stets in unregelmäßigen Zeitabständen im Hafen ein. Dadurch gab es Tage, an denen der Kai mit Kisten und Fässern voll gestellt war und die Arbeiter eifrig und bewaffnet mit Schubkarren und Handwagen die Waren in den Lagerhäusern unterstellten oder sie auf direktem Wege zu ihrem Bestimmungsort brachten. Dann wiederum gab es Tage oder sogar Wochen, an denen eine völlige Betriebslosigkeit herrschte und diese Zeit den Stunden der Nächte glich, in denen die gut dreimeterhohen und zweimeterbreiten Tore der Lagerhallen geschlossen waren und man weder die mit tiefen dunklen Stimmen zugerufenen Befehle, derbe Flüche noch das quietschende Knarzen der Lastkrähne hören konnte. So ruhig war es auch zu dieser nächtlichen Stunde, in der die sieben Freunde sich in der Kombüse der Flying Lamb zusammengesetzt hatten, um zum einen Robin von dem verfluchten Schatz zu erzählen und zum anderen Pläne zu schmieden, wie sie sich am Besten in ihr Abenteuer stürzen sollten. Und während sie gemütlich an dem großen Esstisch beisammen saßen und dabei einen warmen gesüßten Tee beziehungsweise Sake und Rum tranken, ahnten sie nicht, dass die Flying Lamb von zwei wachsamen Augen beobachtet wurde. Der Radau, den Ruffy gemacht hatte, als er mit seinen Freunden zum Schiff zurückgekehrt war, hatte den Hafenmeister aus seinen Träumen gerissen, woraufhin dieser neugierig und alarmiert zugleich in seinem langen Nachthemd und barfüssig in die Küche seiner kleinen Behausung getapst war, um durch einen Blick durch das Fenster, von wo aus man das gesamte Hafengelände überschauen konnte, die Ursache für das nächtliche Spektakel herauszufinden. Es hatte ihn nur wenig überrascht, als er erkannt hatte, wer für den Lärm verantwortlich war, da ihm diese merkwürdige Bande von Anfang an nicht ganz geheuer war. Insgeheim vermutete der Hafenmeister auch, dass es sich bei der naiven unbekümmerten Art des Kapitäns um eine Tarnung handelte, die seinen brutalen Hang zum Morden versteckte und die Leute in Sicherheit wiegen sollte. Nach etwa einer halben Stunde, in der der kleine untersetzte Mann das Schiff mit der seltsamen Galionsfigur nicht aus den Augen gelassen hatte, und er innerlich mit sich am Kämpfen war, ob er den Bürgermeister von dieser Bande und seinem Verdacht berichten sollte oder nicht, wurde plötzlich die Tür zur Kombüse geöffnet und der vordere Teil des Bootsdeck wurde für einen kurzen Moment in ein helles Licht getaucht, bevor dann sämtliche Mitglieder der Bande nacheinander aus der Kombüse traten. Aufgrund dessen, dass die Personen mit dem Rücken zum Licht standen und ihre Gesichter daher in Schatten gehüllt waren, war es für den Hafenmeister schwer zu erkennen, wer eigentlich wer war. Doch anhand der Größe und der Körperform konnte er einige von ihn schon unterscheiden, so dass er in der Person, die zum Bug des Schiffs ging, den Schwertkämpfer erkannte, da sich seine drei Katanas deutlich vom Rest seines in schwarzgehüllten Körpers abhoben. Bei den zwei Gestalten, die untätig am Mast standen, vermutete der kleine untersetzte Mann anhand ihrer Größe, dass es sich bei ihnen um den schlaksigen Schwarzgelockten mit der langen Nase und das seltsame Haustier, das nicht nur auf zwei Beinen ging, sondern darüber hinaus auch noch sprechen konnte, handelte. Die zwei schlanken hochgewachsenen Personen, die an der Brüstung des Bootsdeck stehen geblieben waren, schätzte er als den blonden jungen Mann und die hübsche und einzig befindliche Frau an Bord ein, die seiner Meinung nach auch miteinander liiert waren, wenn er so an das Verhalten der beiden bei ihrer Ankunft zurückdachte. Somit kam der Mann zu der Schlussfolgerung, dass es sich bei den zwei schwarzen Schatten, die mit einem gekonnten Satz auf den Pier gesprungen waren, um den Kapitän und dessen Bruder handelte, die scheinbar in einer stillen Übereinkunft die Leinen lösten, mit denen das Schiff am Pier vertäut war, bevor sie wieder zurück an Bord gingen und die Planke einholten. Gleichzeitig setzten sich auch Lysop und Chopper in Bewegung und ließen das Segel des Hauptmastes herab, das nur wenige Sekunden später auch schon vom frischen Nachtwind erfasst und aufgebläht wurde, während Zorro den Anker hochzog. Ungläubig beobachtete der Hafenmeister das Geschehen, wobei sich seine wulstige Nase beinahe an der Fensterscheibe platt drückte, während sein Verstand versuchte das Gesehene zu bearbeiten. Er konnte kaum glauben, dass die merkwürdige Bande, hinter deren Äußeres er ein blutrünstiges und gnadenloses Wesen vermutet hatte, die Stadt tatsächlich verließen, und das auch noch ohne Blutvergießen oder zu plündern. Im Stillen dankte der Mann seinem Schöpfer, dass dieser seine Gebete erhört hatte, während er das Schiff nicht aus den Augen ließ, das seine Wendemanöver nun abgeschlossen hatte und sich jetzt dem offenen Meer zuwandte. Doch seine Aufmerksamkeit wurde durch eine Bewegung abgelenkt, die er nur am Rande seines Blickwinkels wahrnahm, und neugierig wanderten seine Augen über das Hafengelände, wobei der Mann versuchte die düsteren unheimlichen Schatten zu durchdringen. Aber als er schon glaubte, dass seine Augen ihm nur einen Streich gespielt hatten, trat plötzlich aus dem Schatten eines Lagerhauses eine Gestalt hervor. Aufgrund ihrer gebeugten Haltung vermochte der Hafenmeister das Geschlecht nicht eindeutig zu bestimmen, doch schätzte er sie als Mann ein. Anscheinend, so dachte er bei sich, bin ich nicht der einzige, den die Abreise dieser illustren Gemeinschaft interessiert. Wieder mit der Welt und sich selbst zufrieden, begab der Hafenmeister sich schließlich wieder zurück in sein Bett, ohne sich noch weiter mit der mysteriösen Gestalt zu beschäftigen, während er sich in Gedanken freudig die Hände rieb, angesichts des Gewinns, den er durch die verfrühte Abreise der Strohhutbande gemacht hatte. Niemand würde es bemerken, wenn er einen Teil der gezahlten Anlegesteuer für sich behält, da er immer noch erzählen konnte, dass er den Rest an seine früheren Besitzer zurückgezahlt hätte, zumal niemand das Gegenteil beweisen konnte. Und mit diesem Gedanken schlief er schlussendlich ein und träumte von der roten brokatbesetzten Weste, die er im Schaufenster seines Schneiders gesehen hatte und er sich jetzt endlich leisten konnte. Noch bis spät in die Nacht hinein segelten die Freunde an der Küste der Insel entlang, bis sie eine geeignete Anlegestelle fanden, von der aus sie am Morgen an Land gehen konnten. Es handelte sich dabei um ein Stück grasbewachsenes Land, das wie die Zacke einer Krone über den Rand der Insel hinausragte. Es war deutlich erkennbar, dass sich vor langer Zeit mal ein Steilhang bis unter die Meeresoberfläche hinab gezogen hatte, da der Fels unter der Landzunge zerklüftet und gesplittert war. Wind und Wasser hatten so stark gegen das raue Gestein gewütet, das es sich nach und nach von der Küste gelöst hatte, und es würde noch ein paar Jahre dauern, bis auch der Rest der Landzunge schließlich ins Wasser stürzen wird. Langsam färbte sich der dunkle Himmel über dem saftiggrünen Blätterdach in ein frisches Orange und der Wald begann zu erwachen. Buntschillernde Papageien streckten ihre Köpfe unter ihren Flügeln hervor und plusterten ihr Gefieder auf, um es anschließend mit ihren messerscharfen Schnäbeln zu säubern und zu richten. Schimpansen und Kapuzineraffen kletterten brüllend und quietschend in den Baumriesen herum und machten Jagd auf Insekten und Früchten, die sie sich mit den übrigen Familienmitgliedern teilten. Pythons, Baumnattern und Kobras schlängelten sich durch das taunasse Gras und suchten nach warmen Felsen und Steinen, auf denen sie sich einrollen konnten. Farbenprächtige Blumen streckten ihre Blüten den wenigen Sonnenstrahlen entgegen, die einen Weg durch das dichte Blattwerk der Bäume fanden. Und obwohl die verschiedenen Vögel sich zu einem morgendlichen Chor vereinigten, deren wohlklingenden Stimmen sich über den gesamten Wald erhoben, blieb auf der Flying Lamb alles ruhig. Bis auf Robin, die von jeher her eine Frühaufsteherin war, egal, wie viel Schlaf sie nachts auch bekam, lagen die anderen noch friedlich vor sich hinschnarchend in ihren Hängematten. Erst als die Sonne sich schon fast ganz über den Wald erhoben hatte und die Jungenkajüte in gleißendes Licht getaucht war, schlug schließlich Ruffy als Erster die Augen auf, dessen gefährlichklingendes Magenknurren ihn aus seinem Schlaf gerissen hatte. Unaufhörlich brummte und grummelte es in seinem Bauch, weshalb der Kapitän der Strohhutbande auch gleich lautstark nach etwas zu Essen verlangte, woraufhin sämtliche Schlafende aus ihren Träumen gerissen wurden. Sofort entstand ein lautstarker Disput unter ihnen, wobei Ruffy derjenige war, der zu seinem Leidwesen den ganzen Ärger seiner Freunde abbekam. Es vergingen noch weitere zwei Stunden, in denen Sanji sich eifrig um das verspätete Frühstück bemühte und den Proviant für jedes einzelne Mitglied zusammenstellte und die Freunde ihre Rucksäcke packten, bis sie sich dann endlich in ihr neues Abenteuer begaben. Die Rucksäcke geschultert, betraten die sieben Freunde gemeinsam den dunklen Urwald, in dem eine völlig andere Atmosphäre herrschte. Nicht der kleinste Windhauch rührte sich, der die schwere dicke Luft erträglicher gemacht hätte, wodurch der kleinen Gruppe das Atmen anfangs schwer fiel und ihnen schon bald der Schweiß am Gesicht und Rücken herablief, trotz der leichten kurzen Sachen, die sie trugen. Das tosende Branden des Meeres blieb immer weiter hinter ihnen zurück, bis die Freunde schließlich nur noch die Geräusche des Waldes hörten. Irgendwo hoch über ihnen, in den Geästen der riesigen Bäume, von denen meterlange Lianen und andere Schlingpflanzen herabhingen, ertönte das Gebrüll von Affen sowie das raue Krächzen und Gekreische der einheimischen Vögel. Hin und wieder vernahmen sie auch ein aufgeregtes Rascheln in den strahlendgrünen Farnen, das von aufgeschreckten Wühlmäusen und anderen Kleingetier stammte, die sich hastig in ihre Bauten flüchteten. Und bis auf eine kurze schreckhafte Begegnung, die Lysop mit einer giftgrünen Baumnatter hatte, die seelenruhig auf einem tiefhängenden Ast lag, machte die gesamte Umgebung einen friedlichen Eindruck, wodurch die Freunde sich kaum vorstellen konnten, dass ihnen hier irgendwo Gefahr drohen sollte. Als dann auch schon eine Stunde vergangen war, in der nichts geschehen war, entspannte sich schließlich auch Lysop, der sich bis dahin immer wieder nach allen Seiten umgesehen hatte, in der Erwartung, dass jeden Moment ein schleimiges einäugiges Monster hinter einem Baum hervorgesprungen käme. So führte er nun zusammen mit Ruffy, Arm in Arm, die Gruppe an und sang mit seinem Käpt´n ein selbstkomponiertes und völlig unmusikalisches Lied. Somit waren alle in bester Laune, nur Zorro nicht, der das Schlusslicht der kleinen Prozession bildete, denn nur mit einer kurzen schwarzen Hose und einem weißen kurzärmeligen Hemd bekleidet, das er vorne offen trug, war der Schwertkämpfer für die blutgierigen Mücken des Waldes ein gefundenes Fressen. Immer wieder schlug er um sich, sobald sich das nervende Sirren dieser Biester näherte oder sich eines von ihnen auf seine nackte Haut niederließ, wodurch sich der Abstand zu seinen Freunden immer weiter vergrößerte. Schließlich bemerkte Robin die Not des Freundes und verlangsamte ihre Schritte, um aus ihrem Rucksack eine kleine weiße Tube hervorzuholen. Da sie wusste, dass der Schwertkämpfer ihre Hilfe rigoros ablehnen würde, ließ sie die Packung unauffällig zu Boden fallen und ging einfach weiter. Zorro, der aus den Augenwinkeln etwas Weißes hatte aufblitzen sehen, als er gerade eine weitere Mücke mit einem gezielten Schlag davon abhalten konnte sein Blut zu trinken, sah auf und trat langsam näher an die Stelle heran, an der Robin zuvor noch gestanden hatte. In dem knöchelhohen Gras fand er die weiße Tube vor, deren schwarze Aufschrift besagte, dass sie vor Insektenstiche schütze. Zorro überlegte erst gar nicht lange, sondern blickte kurz seinen Freunden hinterher und versicherte sich, dass sie nicht zu ihm schauten, während er die Verschlusskappe der Packung aufschraubte und damit begann seine ungeschützten Hautpartien mit der Creme einzureiben. Als er dann einige Minuten später Robin eingeholt hatte, hielt er ihr die Tube entgegen, ohne sie dabei anzusehen. „Die hast du verloren“, murmelte er nur. Dankend nickte die Archäologin ihm zu, wobei sie sich aber ein leises Lächeln nicht verkneifen konnte, während sie die Creme in ihrem Rucksack verstaute. Doch sofort darauf verschwand es auch schon wieder von ihren Lippen, als für wenige Sekunden ein kalter Schauer an ihrem Rücken herablief. Wachsam und die Augen ein kleinwenig geschmälert, blickte Robin zurück und musterte aufmerksam die Bäume und Büsche ringsherum, soweit dies in dem fahlen Licht möglich war. „Stimmt was nicht?“ Zorro war schon ein paar Schritte weitergegangen, bis er gemerkt hatte, dass die dunkelhaarige Frau ihm nicht mehr gefolgt war, und schaute fragend zu ihr hin. „Ich weiß nicht“, antwortete Robin langsam und mit leiser Stimme, so, als sei sie mit ihren Gedanken meilenweit entfernt, wodurch sich der Schwertkämpfer anstrengen musste sie zu verstehen. „Aber ich habe das Gefühl, dass wir beobachtet werden.“ Bei diesen Worten spannten sich sämtliche Muskeln in Zorro zusammen, und langsam trat er an die Seite der jungen Archäologin, wobei sich seine linke Hand fest um den Griff seines Wado-Ichi-Monji schloss. Wären diese beunruhigenden Worte aus Lysops Mund gekommen, hätte sich der Schwertkämpfer nur achselzuckend abgewendet und wäre einfach weitergegangen. Doch er wusste, dass Robin erfahren genug war, um Gefahr und Einbildung unterscheiden zu können, weshalb er ihrem Urteil auch blind vertraute und es ihr gleichtat und die Umgebung aufmerksam beobachtete, insbesondere die dunklen Schatten. Gleichzeitig versuchte er auch auf jedes Geräusch zu achten, als ihm auffiel, dass es gar nichts zu hören gab. Irgendwann, ohne dass sie es bemerkt hatten, war eine unheimlichbedrohliche Stille eingetreten. Selbst das leise Rascheln der Blätter war nicht mehr zu hören, so, als sei die Zeit auf einmal stehen geblieben. „Das gefällt mir nicht“, murmelte Zorro leise und drehte sich langsam einmal um die eigene Achse, als plötzlich der Boden leicht zu beben anfing und ein schweres Knarren und Ächzen ertönte, das scheinbar von allen Seiten zu den beiden Freunden drang. Mit einer konzentriert gefurchten Stirn lauschte Robin dem Lärm, der sie an das Brechen von Holz erinnerte, um die Richtung auszumachen, aus der er kam, als es auch schon wieder aufhörte und Stille eintrat. Fragend blickte sie daraufhin den Schwertkämpfer an, der nur nichts sagend mit den Schultern zuckte, bevor die junge Frau sich dazu entschied ein kurzes Stück die Richtung zurückzulaufen, aus der sie gekommen waren. Schweigend ging Zorro ihr hinterher, ob nun aus Neugier oder eines erwachten Beschützerinstinktes, wusste Robin nicht zu sagen, doch im Augenblick war es ihr egal, da für sie eher die Frage wichtig war, wer oder was den Lärm verursacht hatte. Aber als sie nach mehreren Minuten noch immer nichts gefunden hatten und die Archäologin schon glaubte, sich geirrt zu haben, bemerkte sie etwas auf dem Boden. Und während Zorro sich mehrmals im Kreis drehte und dabei mit den Augen die Umgebung nach dem unbekannten Etwas absuchte, ging Robin in die Hocke und besah sich das Gras und den Boden genauer an. „Zorro!“, rief sie augenblicklich und etwas in ihrer Stimme bewegte den Schwertkämpfer dazu, zu ihr hinzugehen. „Sieh mal“, sprach sie weiter und wies mit einer Hand auf das Gras. „Es sind keinerlei Spuren zu sehen.“ „Na, und?“, meinte Zorro eher gelangweilt und runzelte dabei missbilligend die Stirn, da er etwas völlig anderes erwartet hatte. Leicht genervt von seiner Reaktion deutete Robin daher auf den Weg zurück, den sie gekommen waren. „Und was haben wir gemacht?“ Jetzt verstand der Schwertkämpfer, worauf die junge Archäologin hinauswollte, denn hinter ihnen konnte er die Spuren sehen, die sie beide und der Rest der Gruppe in dem Gras hinterlassen hatten, während vor ihnen nichts darauf schließen ließ, dass hier vor kurzem noch jemand entlang gekommen war. Und gerade als er den Mund aufmachte, um etwas zu sagen, ertönte von neuem dieses seltsame laute Knacken und in einer stillen Übereinkunft liefen Zorro und Robin schnell den Weg wieder zurück, in der Hoffnung, den Verursacher diesmal zu erwischen. Doch sie kamen nicht weit, da sich auf einmal eine scheinbar endloslange Baumreihe vor ihnen auftat. Wie angewurzelt blieb Zorro stehen und sah an den riesigen Giganten hinauf, die so nah beieinander standen, dass nicht einmal Robin mit ihrer schlanken Gestalt zwischen den engen Spalten hindurchgepasst hätte. Eine kühle schmale Hand auf seinem Arm riss den Schwertkämpfer aus seiner Betrachtung und überrascht ob der Berührung zog er seine Augenbrauen hoch, da dies der erste Hautkontakt zwischen ihm und der jungen Frau überhaupt war. Fragend blickte er sie daher an, doch ihr Gesicht war von dem seinen abgewendet, weshalb Zorro ihrer Blickrichtung folgte. Aber sofort wandelte sich seine anfängliche Überraschung in Verblüffung um, als er beobachtete, wie sich dunkelgrüne Schlingpflanzen von den meterdicken Stämmen der Bäume lösten und andere sich von irgendwo hoch oben langsam herabließen, um sich dann scheinbar willkürlich miteinander zu verbinden. Doch nach wenigen Sekunden erkannte man, dass die Kletterpflanzen mit ihren seltsamen Verknüpfungen ein ganz bestimmtes Ziel verfolgten, nämlich Netze zu bilden, um auch die Wege zwischen den anderen Baumriesen zu versperren. „Was, zum Teufel, geht hier eigentlich vor?“, stieß Zorro endlich hervor, ohne eigentlich eine Antwort zu erwarten. „Es sieht aus, als wenn man uns ganz bewusst irgendwohin führen will“, erwiderte Robin, wobei sie einen Pfad zu ihrer linken Seite meinte, der nicht von den Schlingpflanzen versperrt war. Zorro drehte sich nun ebenfalls in die besagte Richtung, wodurch der Hautkontakt zwischen ihnen beiden unterbrochen wurde, da die Archäologin noch immer ihre Hand auf seinen Arm liegen hatte, was jedoch keiner von ihnen so richtig bemerkte. Nach einem kurzen stummen Austausch ihrer Blicke folgten die beiden schließlich den ihnen zugewiesenen Pfad, wobei sich ihnen ständig das gleiche Bild bot: eine scheinbar undurchdringliche Mauer aus Bäumen und der von Schlingpflanzen geflochtene Netze. Immer wieder holte Robin aus der kleinen Tasche ihrer khakifarbenen Shorts einen Kompass hervor, um die stets wechselnde Richtung zu bestimmen und auch, um die Orientierung nicht zu verlieren. So vergingen einige Stunden, in denen sie mal nach Süden, dann wieder nach Westen, dann mal noch Nordwesten gelotst wurden, wobei die ungewöhnliche Stille sie ständig begleitete. Als die Mittagszeit schon längst vorbei war, beschlossen die beiden Freunde dann eine kurze Rast einzulegen, in der sie etwas von dem Proviant aßen, das Sanji liebevoll zubereitet hatte. Dafür setzten sie sich einfach in das weiche Gras mitten auf dem Weg, da sie einen gewissen Abstand zu den seltsamen Bäumen einhalten wollten. „Möchte mal wissen, wo wir eigentlich hingehen“, meinte Zorro nach einiger Zeit, dessen Stimme sich eher wie ein Knurren anhörte, während er immer wieder zu den Bäumen schielte. Die vollkommene Stille um sie herum behagte ihm nicht, da sie ihm das Gefühl vermittelte, der einzige Mensch auf der Welt zu sein. „Ich vermute ins Zentrum der Insel“, antwortete Robin bereitwillig, da ihr die Stille ebenfalls nicht gefiel. Sie hatte etwas Unheilverkündendes an sich, so, als würde jeden Moment etwas Schreckliches passieren. Doch da der Schwertkämpfer ihr gegenüber schon immer mit Gesprächen sehr zurückhaltend war, hatte die junge Frau bislang geschwiegen. „Du meinst zu diesem Palast?“, hakte Zorro nach. „Schon möglich.“ Wieder trat die Stille ein, da keiner von ihnen beiden so recht wusste, über was sie miteinander reden sollten. „Was sind das eigentlich für Bücher, die du ständig liest?“, versuchte Zorro schließlich krampfhaft das Gespräch am Laufen zu halten, woraufhin er für einen kurzen Augenblick einen überraschten Blick erntete. „Das willst du nicht wirklich wissen, oder?“ Der Ton, mit dem Robin dies sagte, machte dem Schwertkämpfer deutlich, dass sie die Antwort darauf längst kannte. „Ja, kann schon sein“, murmelte Zorro leise und schaute mit einem sichtlichen Unbehagen auf sein Essen hinab, so dass sich die junge Frau nur schwer ein Lächeln verkneifen konnte. „Dann verrat mir stattdessen, was gestern zwischen dir und diesem Kerl vorgefallen ist.“ „Da gibt es nicht viel zu erzählen“, erwiderte Robin achselzuckend und widmete sich ebenfalls wieder ihrem Essen zu. „Ich bin mit ihm ins Nebenzimmer gegangen und habe mir von ihm die Informationen besorgt, die Ace über Blackbeard haben wollte.“ „Und nebenbei hat er dir noch die Kleider vom Leib gerissen“, kam es mit einem abfälligen Schnauben zurück. Der trockene Unterton in Zorros Stimme sorgte dafür, dass Robin sich in die Defensive gedrängt fühlte und es ihr daher nur mit Mühe gelang ein unbekümmertes „Das kann dir doch egal sein“ zu erwidern. „Wir sollten weiter gehen“, antwortete Zorro stattdessen, ohne noch weiter auf den gestrigen Abend einzugehen, während er seinen restlichen Proviant wieder zurück in seinen Rucksack verstaute. Derweil blieb Robin, frustriert über das plötzliche Gesprächsende, sitzen, bis sie es dem Freund gleichtat und ihre Sachen ebenfalls einpackte. Doch bevor Zorro den Weg weiter entlang folgte, drehte er sich noch einmal zu Robin um und musterte sie einige Augenblicke lang, so, als überlegte er, ob er noch etwas sagen sollte. „Ich hab gehört, was du zu Ace gesagt hast“, war schließlich alles, was er sagte, als er sich dann auch schon wieder umwandte und eine überrumpelte Robin zurückließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)