Geschichten aus dem Land von Breath von Kafei ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Starry nahm den Besen und fegte Schnee vom Dach. Alles war eingeschneit. Wie jeden Morgen. Fern ab von aller Zivilisation lebte Starry mit anderen Halbelfen in einem kleinen namenlosen Dorf im Herzen von Nora, dem Koenigreich des Eises. Halbelfen sind Wesen, die von ihrer Geburt an diskriminiert werden. Meist wachsen sie elternlos auf, da sich weder Elfeneltern um Menschenkinder, noch Menscheneltern um Elfenkindern kümmern wollen. So haben sie in ihrer Verzweiflung ein Dorf in der Einsamkeit erreichtet, der ewigen Eiswüste dieses unerträglichen Kontinents. Starry kannte ein anderes Leben. Sie lebte einst in einer normalen Menschenstadt, bevor sie für ihre magischen Fähigkeiten und ihre sogenannte Andersartigkeit verbannt wurde. Es gab aber auch andere, andere, die seit ihrer Geburt in diesem abgelegenen Ort lebten und deren Kräfte verheimlicht wurden. Denn schließlich steckt in jedem Halbelf auch eine Elfe, und deren magische Fähigkeiten sind über alle Königreiche hinaus bekannt. "Starry!" Kafei und Nike klopften an Starrys Haustuer, sie wussten nicht das Starry hinter dem Haus war. Starry ging zu den beiden und starrte sie an "Was macht ihr denn hier?" "Starry wir haben eine Frage!" "Jab!" "Aaaha... und zwar?" "Warum wohnen wir hier? Und nicht in einer normalen Stadt?" "Eine normale Stadt? Was meinst du damit?" "Vorhin kam ein Reisender vorbei. Und der hat uns von den ganzen Städten erzählt. Er war aber irgendwie ... merkwürdig." "Jah, Kafei hat Recht, sehr merkwürdig sogar." "Mhpf. Was hat er euch denn für Flause in den Kopf gesetzt? Es gibt keine Städte in denen es sich für uns zu Leben lohnen würde." "Starry, wir wollen nicht unser ganzes Leben hier verbringen! Wir haben Größeres vor! Wir wollen die Welt sehen." "Ihr wollt die Welt sehen? Ihr wollt wirklich sehen wie es da draußen zu geht? Uff..." "Starry sei nicht böse..." "Ich bin nicht böse. Aber ich verbiete euch das Dorf zu verlassen. Habt ihr gehört?! Ich verbiete es euch ausdrücklich!" "Jaja... komm Nike. Wir machen unsere Hausaufgaben fertig." Kafei und Nike verschwanden und Starry widmete sich angestrengt ihrem Dach. Die Zeit verging und die Nacht brach herein. Der Schnee war unberührt - rund herum war die pure Einöde. Dennoch zog es in dieser Nacht zwei Seelen hinaus in die Wüste, zwei, die es satt hatten. Dick eingepackt mit gestrickten Wollumhängen und ausgerüstet mit einem Rucksack mit allem was ein Reisender benötigt bahnten sich Kafei und Nike ihren Weg durch den Schnee. Die Kälte war schneidend. Die Halbelfen waren müde, aber ihre Füße trugen sie weiter. Als sie gut einen Kilometer vom Dorf entfernt waren drehte sich Nike plötzlich um. "Kafei... bist du dir sicher... dass das richtig ist?" "Natürlich ist es nicht richtig. Aber wir wollten doch unseren eigenen Weg gehen. Nicht wahr?" "Ja, du hast Recht. Wie lang wird es wohl dauern bis wir ihn eine Stadt kommen?" "Keine Ahnung... Ich war hier auch noch nicht. Lass uns einfach weitergehen, irgendwo müssen sie doch sein, die Städte von denen der Mensch uns erzählt hat." Die beide setzten die Reise fort. "Ich habe gelesen dass der Prinz auch ein Mensch ist." "Welcher Prinz?" "Der Prinz von Breath." "Ach der... ja das kann schon sein. Die Städte sind bestimmt voll von Menschen. Hoffentlich sehen sie so witzig aus wie die auf den Bildern!" "Jab. ... Kafei?" "Was denn?" "Hast du nichts gehört?" "Nö" "Ich hab was gehört. Ich hab Angst." "Ach komm schon. Ich beschütz dich doch!" "Du hast noch nie gezaubert! Womit sollst du mich beschützen... ich kann doch auch nur..." "Ja Ich weiß ja. Deine Heilsprüche. Keine Sorge. Hier ist niemand. Weit und breit nicht." Ein Knacken war zu hören. Es kam von einem verdorrten alten Baum der in der Nähe stand. "KAFEI!" "Ja! Schrei nicht so! Ich hab es gehört! Lass uns nachsehen." "Nein! W-was ist das da!" "Keine Ahnung... das sieht aus wie... ein Baum. Wie ein Baum aus den Büchern!" "Aber Bäume haben doch Blätter! Viele bunte grüne Blätter." "Dieser hier eben nicht. Ihm ist zu kalt..." "Woher weißt du das?" "Keine Ahnung... Ich weiß es..." Kafei näherte sich dem Baum. "Geh nicht so nah hin! Der ist bestimmt gefährl..." Kafei hatte seine Hand auf den Baum gelegt. Ein plötzliches Zucken durchzog seine Hand und ein helles Licht entstand. Die Halbelfen waren geblendet, aber was sie sehen konnten, war, dass der Baum auf einmal anfing zu blühen, es schossen Blätter aus den erfrorenen müden Ästen bunte Blüten und Früchte hingen herab. Als das Licht nachließ warf sich Kafei auf den Boden. "Woah! Bäume sind echt was Komisches. Wusstest du dass das passiert wenn man sie anfasst?" "Nein... aber sieh mal! Die Früchte dort sehen echt lecker aus! Ich glaube das sind Äpfel!" "Äpfel? Mh... ja wäre möglich. Oooohh, Nur die reichsten Menschen können sich Äpfel leisten... und die Elfen in den Wäldern... aber dennoch. Äpfel sind echt was Besonderes. Wir sollten welche mitnehmen!" "Ja, Ich hab noch etwas Platz im Rucksack gelassen." Kafei pflückte die Äpfel vom Baum und steckte sie in die Taschen und Rucksäcke. Einen jedoch nahm er herab, und reichte ihn Nike. "Hier! Für dich!" "Danke!" Nike biss hinein. "Ooooh lecker! Das hab ich noch niiie probiert so was!" "Dann ist gut. Ich freue mich so auf die ganzen Dinge die wir entdecken können!" "Ja Ich auch! Mm, lass uns weitergehen." Sie entfernten sich wieder von dem Apfelbaum der bereits wieder anfing Blätter abzuwerfen und machten sich wieder ihren Weg. Erst nach einigen weiteren Kilometern machten sie es sich in einer kleinen Höhle gemütlich. "Das hat Spaß gemacht!" "Jub." "..." "Was denn?" "Ich..." "Ja?" "Ich glaub ich hab schon Heimweh..." "Ach was. Das meinst du nur." Etwas streifte über Nikes Hand. "Hör auf damit" "Womit denn?" "Tu nicht so!!! Ich mag das nicht." "Aha... ist schon gut." Erneut dieses Gefühl. "KAFEI!" "Was denn?! Nike ich sitz hier drüben, was ist denn?" "Aber... irgendwas hat meine Hand berührt. Irgendwas... Pelziges!" "Einbildung..." Nike stand auf und kreischte. "Da war es schon wieder!" "Es ist zu dunkel, Ich sehe es nicht." "Warte mal..." Nike streckte ihren Arm aus und konzentrierte sich. Ein schwaches Licht ging von ihrer Hand aus und sie beleuchtete den Boden. "Iiih... was ist *das* denn?" "Woah... sieht aus wie ein Zwerg." "Ach Quatsch. Zwerge sind viel viel größer." "Ach ja? Mh. Das ist ganz fellig. Hihihi. Ich will es behalten!" "Kafei! Du weißt doch gar nicht was das ist." "Nein. Aber ich nenne es Fellball." "Na toll. Und wenn es davon noch mehr gibt?" "Oh." "Was "oh"?" "Da!" "Mh? Oh." "Ja. Der da ist viel größer als der kleine hier." "Ja. Meinst du die sind Böse wenn sie aufwachen?" "Keine Ahnung." "Wie kann etwas so klein und süß ist böse sein?" Der große Fellball gab ein Knurren von sich. Er zitterte und fing an hin und her zu kullern." "Oh er lebt!" "Na klar! Meinst du der kann sprechen?" "Nee...". Der Fellball fing an sich zu regen und ein kam aus seinem engen Fell hervor... dann noch einer... und zwei Füße. "Oh Ich weiß was das ist!!!" "Echt? Was denn?" "Ein Yeti! Die Yeti-Mamas sind ziemlich böse wenn man sie weckt." "Und wie erkennt man eine Yeti Mama?" "Na ja, sie haben meistens Junge um sich herum." "Ok. Vielleicht gehen wir bevor sie ganz wach ist." "Aber Ich hab noch gar nicht geschlafen..." Der Yeti fing plötzlich an zu brüllen. Er stampft mit den Füssen und trommelte sich den Bauch. "Uäh der stinkt!" "Jaah, lass uns gehen. Hier kann ich nicht schlafen." "Ok." Doch der Yeti hatte andere Pläne. Er packte Nike und schüttelte sie. Nike fing an zu schreien und schlug um sich. "NIKE! Es ist das Licht! Mach das Licht aus!" Nike tat wie ihr befohlen wurde, doch der Yeti schleuderte Nike mit voller Wucht zu Boden und bewegte sich jetzt auf Kafei zu. "Nein... Nein geh weg... Oh nein... ich kann doch nichts tun..." Kafei fing an zu weinen. Er presste seinen Körper gegen die Wand der Höhle, bis der Yeti nach ihm schnappte und ihn hochhob. "Lass.. mich... los!!!" Plötzlich durchzuckte ein leichter Windstoss die Luft. Der Yeti brüllte so laut er konnte und sackte in sich zusammen. Da wurde die Höhle von Licht geflutet. Es war eine Feder, die den Yeti in die Schulter getroffen hatte und jetzt aus alles Kraft leuchtete, eine von Starrys Federn. Starry stürmte in die Höhle. Sie hatte Tränen in den Augen und sie froher. Sie warf sich die bewusstlos Nike über die Schultern und starrte auf Kafei, der da stand und weinte. "Kafei. Komm." Ihre Stimme war zerbrochen und schwach. Kafei zeigt auf den Yeti "W-wind er sterben?" "Ich denke ja. Komm." Kafei bückte sich runter und streichelte das Fell des Yetis und griff dann nach der kleinen Fellkugel die daneben lag und steckte sie in seine Jackentasche. "Nicht. Lass ihn hier." "ER WIRD STERBEN!" Starry ging auf Kafei zu und verpasste ihm eine Ohrfeige die er den Rest seines Lebens nicht vergessen würde. "Zum letzten Mal Komm, oder bleib alleine hier." Kafei folgte Starry. Er schluchzte. "Starry es..." "Halt den Mund. Ich kann nicht in Worte fassen wie enttäuscht ich von euch bin." "Es tut mir Leid. W-werden wir jetzt zurück gehen? Zum Dorf?" "Nein." Kafei erschrak. "Nicht?" "Nein. Wir wurden... verbannt." "W-was?" Kafeis Stimme wurde leiser. "Man hat mich verantwortlich dafür gemacht dass ihr abgehauen seid. Ihr habt damit das Wohl des ganzen Dorfes gefährdet." "Und... jetzt verbannen sie uns?" "Es gibt nicht für jeden von uns eine zweite Chance." "Und was machen wir jetzt?" "Wir gehen." "Wohin?" "Ich werde euch zu einem alten Freund bringen. Ich selbst... habe keine Ahnung wo ich hingehen kann." "Starry... es tut mir so Leid..." "Für Entschuldigungen ist es zu spät" Starry hatte ihre Tränen geschluckt. "Ich kann euch nicht mehr beschützen. Das müsst ihr jetzt selbst tun." Kafeis Gesicht war von Tränen umspült: "s-t-a-r-r-y..." "..." "..." "Du hast interessante Fähigkeiten. Das hätte ich nicht gedacht. Du hast einen Baum wiederbelebt." Kafei schweig. Der Freund den wir besuchen werden liegt in Nova. Dem Koenigreich des Feuers. Die Reise wird lange. Aber das ist es doch was ihr wolltet... nicht wahr?" "..." Zur selben Zeit, im Koenigreich des Feuers, war ein alter Freund einer Halbelfe gerade dabei seinen Garten zu bewundern. Er hatte es geschafft in fruchtbarer Vulkanerde seltene Pflanzen herzuziehen und war auf jede Blüte stolz. Salix Caprea, ein junger Mensch, war der Experte für Blumen im ganzen Land. Er hatte Gewächshäuser gebaut die sich jeder Vorstellungskraft entziehen. Er baute Pflanzen an, die von Wissenschaftlern bereits als ausgestorben erklärt wurden. Er ging langsam durch ein sehr tropisches Areal seines Biotops. Er küsste eine seltene Rose und streichelte über ein paar Weidekätzchen die am Wegrand standen. Manche behaupteten, dass sein Blut nicht menschlich sein konnte, denn er verstand es offensichtlich mit den Blumen zu sprechen. Manche behaupteten, er habe etwas von einer Katze - zumindest so wie er sich bewegte und kleidete. Er trug Zweckkleidung und war mit allem ausgerüstet was er für seinen Garten brauchte. Er rechnete nicht damit Starry je wieder zu sehen, die ihm damals seltene Samenkörner aus dem Wald der Elfen geschenkt hatte. Er hätte auch nicht gedacht, dass er in wenigen Tagen Schüler unterrichten würde. Doch das Leben wäre nicht so spannend, wenn es nicht hin und wieder für eine Überraschung gut wäre. Salix zog sich zurück in ein Hausschen mitten in seinem eigenen kleinen Wald. Er trank eine Tasse Tee und wischte sich den Schweiß aus der Stirn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)