Requiem: From Wind to Wind von Jadzia (And the never ending Sky...) ================================================================================ Kapitel 2: Betäubung, Stille, Einsamkeit ---------------------------------------- Betäubung, Stille, Einsamkeit ... Es gibt Momente, da kann ich nicht lächeln, in denen ich mich so einsam fühle, dass ich schreien möchte. Aber da mich niemand hören würde, kann ich es auch gleich lassen. Diese Gleichgültigkeit zerfrisst mein Herz, während ich an meinem viel zu vollen, unordentlichen Schreibtisch sitze und die Feder meines Füllers über das Papier kratzen lasse. Einsamkeit, Stille, Leere ... Wenn meine Freunde nicht bei mir sind, kenne ich nichts anderes mehr. Ich starre mit einem leeren Blick zum Spiegel, stehe langsam auf und überlege. Kurz darauf durchquere ich mein Zimmer erneut und lasse meine Gedanken erneut schweifen. Nach einigen Minuten öffne ich die Augen und erneut beginnt der Füller wie von selbst zu schreiben. Wenn ich in den Spiegel starre, sehe ich etwas Erstarrtes und Kaltes wie eine Puppe zurückblicken. Ein blasses Grinsen, eine flüchtige Bewegung ... Zu spät wird mir klar, dass ich das bin. Der Spiegel liegt in Trümmern und mein Gesicht spiegelt sich tausendfach wieder, dunkelrotes Blut glitzert im Licht. Ich brauche mehr Betäubung, will nicht mehr in die kalte, stille, einsame, leere, verhasste Wirklichkeit - in diese Welt - zurückkehren. Ich schlage die Hände vor dem Gesicht zusammen, fühle mich auch weiter so alleine ... Auf einem Berg aus blutverschmierten Splittern sitze ich, die Knie angezogen und nachdenklich, den Kopf auf die Arme gelegt. Auch weiter rinnt das Blut an meinem Arm herab, ich starre aus dem Fenster. Weit kommt mein Blick nicht, er endet schon am gegenüberliegenden Haus. Die Sonne strahlt in mein unordentliches, leeres Zimmer. Sie spiegelt sich in den Scherben, tanzt auf den Wänden und auf den Gläsern meiner Brille. Bis in mein Selbst ... Mir ist kalt, ich beginne zu zittern. Egal, wie sehr ich auch schreien will, niemand würde es hören, niemand würde reagieren, niemand ... Ja, niemand. Ein leichtes Grinsen setzt sich auf meine Lippen, ich beobachte, wie die Wolken vorbeiziehen, die Scherben des Spiegels unter mir knirschen leise, wenn ich mich bewege. Ich greife zum Telefon, wähle die nächstbeste Nummer. Es piept lange, bis ich begreife, dass es besetzt ist. Ich wähle eine neue Nummer. Erneut besetzt. Wieder eine neue Nummer, diesmal komme ich durch. Ich lasse lange klingeln, dann lege ich auf. Sie geht nicht dran, bin ich denn auch ihr egal ...? Ich überlege lange, erinnere mich, dass sie nicht gestört werden will und werfe das Telefon von mir. Ich bebe am ganzen Körper, meine Lippen sind blau, das Blut tropft längst auf den Teppichboden meines Zimmers. Erneut sehe ich aus dem Fenster, das Licht der Sonne fließt zwischen die zartrosa Wolken, die sich wie Banner am Himmel ausbreiten. Dann schließe ich die Augen, genieße die Stille, nur gelegentlich unterbrochen vom Kratzen des Füllers. Nach einer Weile höre ich nur noch das Rauschen meines Blutes in den Ohren, das Pochen meines Herzens, der stetige Puls ... Irgendwann, ich achte schon lange nicht mehr auf die Zeit, verstummen auch die letzten Geräusche, sie verklingen, hallen lange in meinem Inneren nach, bis auch das letzte Echo verklingt. Ich rutsche von meinem gläsernen Thron hinab in das Reich der Stille, spüre wie das Blut an meinem Handgelenk klebt, merke, wie ein leichter Wind mit meinen Haaren zu spielen beginnt. Dann wird es sehr, sehr still um mich herum. Und kalt. Ich erinnere mich an den Satz, den ich aufgeschrieben hatte, während ich die Kälte und Dunkelheit zu vertreiben suche, mich irgendwann hinsetze und mein letzter Satz zu meinem letzten Gedanken wird. Wenn ihr später an meinem Grabe sitzt und weint, wird euch ein leiser Wind umwehen und niemals alleine lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)