Liebe, bis dass der Tod sie scheidet von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Mit schnellen Schritten steuerte Hilda auf Laures' Arbeitzimmer zu, nachdem sie ihn von einer der Galerien aus auf seinem Balkon hatte stehen sehen. Ein wenig zu überstürzt riss sie die Tür auf, stürmte beinah schon in die Mitte des Raumes, wo sie zunächst stehen blieb. Allein ihr lauter, rasch gehender Atem durchbrach die trügerisch, idyllische Stille. Laures wandte sich nicht zu ihr um. Entspannt lehnte er über der Brüstung und beobachtete den Aufbau des Schafotts, das langsam aber sicher Gestalt annahm, als handele es sich dabei um ein aufregendes Schauspiel. Eine ganze Weile stand Hilda einfach da, bohrte ihre Blicke in seinen Rücken, ehe er leicht den Kopf in ihre Richtung drehte und bemerkte, dass er nicht beiße. Sie trat hinaus auf den Balkon, stellte sich aber nicht eben ihn, sondern verharrte wieder in seinem Rücken. -" Ich wusste gar nicht, dass du eine Hinrichtung planst...im Gegensatz zu allen anderen im Palast", sagte sie, zog erwartungsvoll die Brauen hoch, auch wenn er es nicht sehen konnte. -" Ich wollte dich nicht aufregen", entgegnete er knapp, drehte sich nun doch um und lächelte warm. Ein warmes Lächeln, das nach den vergangenen Geschehnissen nicht mehr so recht zu ihm passen wollte. -" Ich weiß doch was du für ein sensibles, mitfühlendes Herz du hast". Sanft streichelte er ihre Wange. >Ganz im Gegensatz zu dir<, dachte Hilda, sprach den Gedanken aber nicht mal ansatzweise aus. -" Ich hätte es doch sowieso erfahren...spätestens dann, wenn der Verurteilte seine Qualen aus sich herausschreit". Ihrer Stimme wohnte ein verächtlicher Unterton inne, der dem Dämonenkaiser keineswegs entging. Laures zog seine Hand zurück, sein Lächeln blätterte rasch ab. -" So stehen die Dinge in der Dämonenwelt eben, du solltest allmählich anfangen dich daran zu gewöhnen". Er wandte ihr wieder den Rücken zu. -" Außerdem werden Mörder und Verräter auch bei den Menschen bestraft", fügte er kühl hinzu. -" Für wen ist das Schafott?", fragte Hilda. -" Warum willst du das wissen?" -" Wenn du mir schon nicht mitgeteilt hast, _dass_ eine Hinrichtung stattfinden wird, kannst du mir jetzt wenigstens sagen _wessen_ Glieder das Rad zerschmettern wird". Sie hatte beherrscht und kühl klingen wollen, anstattdessen klang ihre Stimme aggressiv und furchtbar angriffslustig. Langsam wandte sich Laures um, die zu Schlitzen verengten Augen eine Spur dunkler als zuvor. -" ICH bin der Kaiser! Ich muss DIR gar nichts mitteilen und deine Erlaubnis brauche ich erst recht nicht, ebenso wenig, wie ich meine Entscheidungen mit dir ausdiskutieren muss, bevor ich sie in die Tat umsetze", erwiderte er mit schneidender Stimme. Er kam ein paar Schritte näher auf sie zu. -" Aber wenn es dir so wichtig ist zu wissen, wer elendig in das Rad geflochten verrecken wird...es wird Titius sein". Hilda glaubte einen lauernden Blick in seinen abgründigen Augen zu erkennen, als er einmal um sie herum ging und sich danach wieder gegen das Geländer lehnte, dieses Mal allerdings mit dem Rücken, um sie im Blickfeld zu behalten. Tiefe Bestürztheit fraß sich einem körperlichen Schmerz gleich ätzend in ihre Seele, traf sie mit der Härte eines unerwarteten, unberechtigten Peitschenhiebs. Sie senkte den Blick, versuchte das emotionale Chaos in ihrem Inneren vor Laures, der sie unverhohlen musterte, nur so auf eine Reaktion ihrerseits zu warten schien, zu verbergen, was ihr wohl nicht so recht gelang. -" Er tut dir leid...", sagte er abfällig, bohrte seinen inquisitorischen Blick in sie, um sich schließlich von ihr abzuwenden und seine Aufmerksamkeit auf den weiten, trüben Horizont zu richten. Ja, er tut mir leid, weil er den Tod nicht verdient hat! Er darf nicht sterben! Sein Leben hat doch noch gar nicht richtig begonnen!<, dachte sie verzweifelt. Am liebsten hätte sie Laures gesagt, weshalb Titius Zadei befreit hatte, dass es einzig und allein für ihn gewesen war, ihn gefragt, ob er wisse welche seelischen und körperlichen Schmerzen er schweigend ertragen und erduldet hatte um seinetwillen. Wieviel Leid, wieviel Erniedrigung und Demütigung er über sich hatte ergehen lassen müssen, die er nur überstanden hatte, weil der Gedanke an ihn, Laures, ihn aufrecht gehalten hatte. Sie wollte ihm ins Gesicht schreien, dass Titius, sich selbst um seinet Willen aufgegeben hatte, sich zu einem "Ding" hatte degradieren lassen, über das verfügt wurde, wie man beliebte, ein Ding, das geschwiegen hatte, wenn es beschimpft, angeschrien, geschlagen und vergewaltigt wurde, weil es der festen Überzeugung war, es für seinen geliebten Herrn zu tun. Sie wandte sich lautlos ab. Mühsam versuchte sie das Beben, das ihren Körper erfasst hatte zu unterdrücken und strebte so schnell wie möglich, ohne dass es nach Flucht aussah, die Tür an. -" Hilda!" Sie blieb stehen, ohne sich umzudrehen, blickte ganz kurz, nahezu desinteressiert und nur angedeutet über ihre rechte Schulter in Laures' Richtung, um ihm zu signalisieren, dass sie ihm zuhörte. -" Du solltest aufhören mit meinen Feinden zu sympathisieren. Das stellt dich in ein unvorteilhaftes Licht", sagte er langsam und mit Bedacht, als überdenke er die Worte während er sie aussprach. Sie spürte seinen abschätzenden Blick auf sich ruhen, der zwischen ihren Schulterblättern hindurch glitt und sich in der Mitte ihres Rückens festkrallte. Schweigend und ohne jegliche Reaktion verließ sie den Raum. Die schmalen, im Licht silbrig schimmernden, Brauen so dicht zusammen gezogen, dass sich eine steile Falte zwischen ihnen bildete, stand Titius am Fenster und schaute mit leerem Blick hinaus in die karge Landschaft. Von dem Schafott auf dem Palastplatz konnte er nichts sehen. Er wusste nichts von seinem unmittelbar bevorstehendem Tod, obgleich er daran zweifelte, dass ihm Laures' Gnade zuteil werden würde. Nachdenklich strich er mit den Fingern den samtigen, schimmernden Stoff seines Gewandes glatt, versuchte das leise Zittern seiner Hände zu ignorieren. Er wandte sich vom Fenster ab und drehte sich um. Sein Blick fiel auf den üppig gedeckten Tisch, der mehrere seiner Lieblingsspeisen aufwies. Zu viele, als dass es hätte Zufall sein können. Er hatte nichts von dem Essen angerührt, trotz den wiederholten Protesten seines Magens und der leichten Schwäche in seinen Beinen, und das würde er auch nicht, solange er nicht wusste was hier gespielt wurde. Am Morgen hatten ihn zwei Soldaten aus der Folterkammer geholt. Grobe, hochgewachsene Dämonen, die er zuvor nie im Kellergewölbe gesehen hatte. Wortlos hatten sie ihn von seinen Ketten befreit, den Fragenschwall, der auf sie einströmte, zunächst stumm an sich vorüber ziehen lassen und schließlich mit einer schallenden Ohrfeige beendet. Er hatte fest damit gerechnet auf direktem Wege zum Scharfrichter geführt zu werden. Sein gesamtes Leben war in rasender Schnelligkeit an seinem inneren Auge vorüber gezogen. Ein Leben, das weder schön noch aufregend gewesen war, an dem er aber dennoch mehr hing, als ihm jemals bewusst gewesen war, ehe er Zadei getroffen hatte. Anstattdessen hatte man ihn in ein überdimensionales, schmuckloses, nicht gerade schönes Bad gebracht und ihm erlaubt sich zu baden... unter der Aufsicht zweier Soldaten, die links und rechts von der breiten Tür postiert waren und es sich nicht nehmen ließen seinen nackten Körper unverhohlen zu begaffen. Nachdem ihm saubere, frische Kleidung gebracht worden war, hatte man ihn auf dieses Zimmer gebracht, wo bereits ein umfangreiches Mahl auf ihn wartete und das auch sonst nur so vor Luxus strotzte, was dennoch nicht über die sorgfältig verriegelten Fenster und Türen hinweg zu täuschen vermochte. Er war nach wie vor ein Gefangener. Er nahm an, dass es eines der Gästezimmer war, die Laures wohlhabenden Besuchern, gleicher politischer Gesinnung, wie der seinen vorbehielt. Nach einer Weile war Gelm zu ihm gekommen, hatte ihm wortlos einen Stapel Bücher vor die Füße geworfen und gehässig gemeint, dass Laures wohl befürchte sein falscher Rauschegoldengel könne sich zu Tode langweilen und seiner sicheren Hinrichtung entgehen, was allen den Spaß verderben würde und das wolle ja niemand. Auf seine Frage, was das Ganze bedeutete hatte ihm nur ein bösartiges Lächeln geantwortet. Er setzte sich auf das ausladende Himmelbett, dessen seidene Laken unter ihm verhalten knisterten und raschelten und versuchte sich unter unangenehmen, kalten Schauern, auszumalen, welches grausame Spiel Laures in die Gänge leitete. Undeutlich erkannte Zadei unter sich die ersten Dächer und Türme der Hauptstadt. In der Ferne konnte er durch einen dicken, dichten Nebelschleier die wagen Umrisse des Palastes ausmachen. Das ununterbrochen fröhlich vor sich hin plappernde Kind ging ihm furchtbar auf die Nerven. Angestrengt blendete er das zarte Stimmchen aus, das seit ihrem Start ausnahmslos nichts als unnützes Zeug daher geredet hatte. Am liebsten hätte er den Bengel in hohem Bogen in die Tiefe befördert. Er unterdrückte den Drang dem Kind schlicht den hohlen Schädel zu zerquetschen. Es war Nebensache. Allein sein Drache war für ihn von Bedeutung gewesen. Er hatte erheblich Zeit gespart, dadurch, dass er sich die Gesellschaft dieser Mistkröte antat. Sobald er wieder Boden unter den Füßen hatte, würde er das Balg zum Teufel wünschen und Laures' Palast stürmen. Er sah die Bilder im Geiste ganz klar vor sich. Es würde Blut fließen, sehr viel Blut und es würde nicht das seine sein. Er ließ den Blick erneut über die Stadt unter sich wandern und stellte mehr oder minder überrascht fest, dass die Straßen wie leer gefegt waren. Nichts regte sich in den Gassen und auf den Wegen, die sich zwischen den dicht beieinander stehenden Behausungen hindurch schlängelten. -" Wir sind fast da". Der Junge deutete mit dem Zeigefinger auf den Palastplatz, der nur noch wenige Meter entfernt war. Zadei sah nichts, als eine riesige, schwarze Fläche, die konstant zu zittern und zu beben schien, so dicht hatten sich die auf dem Platz versammelten Dämonen aneinander gedrängt. Sie schienen sich gegenseitig von links nach rechts zu schieben und zurück, hin und her zu wiegen ohne selbst von der Stelle zu kommen. Es schien als habe sich die gesamte Stadt auf den Platz gedrängt, vom Ältesten bis hin zum Jüngsten und obgleich er bereits vollkommen überfüllt war, strömten immer weitere Leiber hinzu, wie in einem gigantischen Ameisenbau, in den niemals Stille und Ruhe einkehrten. Zumindest erklärte dieser grotesk anmutende Anblick die verlassenen Straßen. Der junge Drache verlor konstant an Höhe. Er stellte das stetige, kräftige Schlagen seiner Flügel ein, breitete sie dafür auf ganzer Spannweite aus, ließ sich nur noch von der Luft tragen und setzte ein ganzes Stück abseits der Menge zur Landung an. Orpheus hatte noch nicht ganz den Boden berührt, als Zadei bereits von seinem Rücken sprang. Der Dämonenjunge folgte ihm fast augenblicklich. -" Mist! Ich hätte mich eher auf den Weg machen sollen! Alles voll!", zeterte er und zerrte an Zadeis Umhang. " Los Onkel wir müssen uns beeilen!" Mit einer unbeherrschten Geste schleuderte Zadei ihn wie ein lästiges Kriechtier kraftvoll von sich, dass er gegen eine rissige Hauswand flog und wimmernd in sich zusammen sank. Mit weit ausholenden Schritten näherte sich der Shogun der lärmenden Menge, deren Rufe und Schreie er nicht verstand. Energisch bahnte er sich einen Weg durch sie hindurch, schob sich rücksichtslos durch die Masse. Er überflog das Wirrwarr der unzähligen Gesichter um sich herum. Geschwollene, vom Weinen gerötete Augen, tränenüberströmte Wangen, steile Zornesfalten zwischen zusammengezogenen Brauen, hasserfüllt aufgerissene, schreiende Münder, ruhige Blicke voller Genugtuung, resigniert gesenkte Häupter. Was war hier geschehen? Hatte Laures etwa das Zeitliche gesegnet? Die Masse brüllte jäh kollektiv auf. Ein heftiger Stoß in die Rippen brachte ihn beinah zu Fall. Die Menge versuchte weiter nach vorn zu strömen. Hartnäckig kämpfte er sich durch die zahllosen, gestikulierenden Arme, die von allen Seiten mit den Ellenbogen nach ihm zu stoßen schienen, ließ sich nicht zurückdrängen. Grob schubste er die gröhlenden Dämonen mit der einen Hand von sich, während er mit der anderen seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen hielt. Er sog tief die Luft in seine Lungen, als er wunderlicherweise tatsächlich ein Fleckchen erreichte, an dem man frei atmen konnte, ohne das Gefühl zu haben, die Rippen von beiden Seiten zerquetscht zu bekommen. Er stand nun weit genung vorn, um, wenn er sich auf die Zehenspitzen stellte und in die Höhe reckte, über die unzähligen Köpfe und erhobenen, fuchtelnden Fäuste hinweg ein Schafott ausmachen zu können. Eine Hinrichtung also...so viel zu 'großes Ereignis'...blutrünstige, kleine Missgeburt<. Ein hochaufgerichtetes, blutbeflecktes Rad, das dem Verurteilten wohl erst kurz bevor er eingetroffen war Arme und Beine, möglicherweise auch den Schädel, doch zu so viel Gnade war Laures wohl kaum fähig, zertrümmert haben musste, rollte von der rechten Seite des Schafotts her in sein Blickfeld, um auch gleich wieder aus demselben zu verschwinden. Wahrscheinlich hatte man es nun flach niedergelegt, um den unglücklichen Todgeweihten, den er von seiner Position aus nicht sehen konnte, in seine Speichen zu flechten. Allein das teils entsetzte Kreischen, teils freudige Johlen der Menge verriet ihm, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. Er löste seinen Blick von dem dunklen Blutrinnsal, das schwerfällig an dem Schafott hinab lief und in den Sand tropfte und ließ ihn erneut über die Menge gleiten, tastete die Umgebung ab. Seine raubkatzenartigen Augen kamen ruckartig zum Stillstand. Laures! Dort stand der vermaledeite Dämonenkaiser auf einem schmalen Vorsprung und beobachtete selbtgefällig wie stets das Geschehen! Neben ihm sein Menschenweib, dass aussah, als habe es schon bessere Zeiten erlebt. Zadeis Muskeln spannten sich, traten stählern nach außen. Automatisch, als seien sie allein dafür geschaffen eine Waffe zu führen, glitten seine Hände zu den Breitschwertern an seinen Seiten, umschlossen die Griffe mit eiserner Härte und rissen die blank polierten, nach Tod lechzenden Klingen aus ihren Scheiden. Er stürzte nach vorn, ungeachtet der Dämonen um sich herum. Er mähte sie regelrecht nieder, warf sie mit seinem vollen Körpergewicht zu Boden, stieß sie mit Hilfe der Schwertgriffe aus dem Weg. Es war ihm gleichgültig, ob sie es schafften sich wieder aufzuraffen oder zu Tode getrampelt wurden. Er sah aus dem Augenwinkel heraus, wie das Rad erneut aufgestellt wurde, die Speichen eins geworden, mit dem toten Leib des Verurteilten, der von Blut überströmt, hellrot leuchtend hervorstach. Er spürte wie sich seine Schritte ohne sein Zutun verlangsamten, seine Beine ihm den Dienst versagten. Seine Schwerter wurden Zentner schwer, glitten ihm aus seinen plötzlich kraftlos gewordenen, zitternden Fingern. Seine vor Unglauben weit aufgerissen Augen sahen nichts mehr, als den furchtbar zugerichteten Körper, das Geschrei um ihn herum rückte in weite Ferne, verstummte immer mehr bis es vollkommen ruhig und volkommen leer wurde in seinem Kopf. Nichts regte sich mehr, seine Welt stand still, hörte auf sich zu drehen, hörte auf zu sein und dann war da dieses fürchterliche Reißen in ihm, ein unerträglicher Schmerz, der nach seinem Herzen griff und es in seinem unerbittlichen Griff gefrieren ließ. Er stöhnte auf, presste seine Hände flach auf seine Brust. -" Titius...", keuchte er erstickt, grub die Finger krampfhaft in den Stoff seines Umhangs. Sein Herz...es zersprang...es zersplitterte in abertausend Stücke, die er niemals würde wieder zusammenfügen können...es tat so weh...so furchtbar weh, wie nichts, das er zuvor gekannt hatte. Für einen Moment stand er ganz still da, wartete auf das Ende dieses Alptraumes...doch es kam nicht...es gab kein Ende, denn es gab keinen Alptraum... -"Nein, nein...bitte nicht, nein", wimmerte er. Völlig verdreht hing der Geliebte des Shoguns in dem Rad. Aus den langen, schlanken, einst elfenbeingleichen Armen und Beinen, die nun breiig, blau unterlaufen und blutüberströmt um die Speichen gewunden waren, ragten Knochensplitter, der einzige Beweis, dass der verunstaltete, misshandelte Leib überhaupt Knochen enthielt. Seine Schwingen, einst so kraftvoll und überirdisch anmutend, hingen zerrissen und zerfleddert an dem leblosen Leib herab. Kraftlos kippte sein Kopf von einer Seite zur anderen, als ein Ruck durch das Rad ging, so als gehöre er gar nicht an seinen Körper. Das lange Haar, hing verfilzt von Schmutz und Blut in sein Gesicht, fiel strähnig über die schmalen Schultern, die ausgemergelte Brust. Der Mund, der so zärtlich küssen, so sanft lächeln, so liebevoll Kosenamen wispern konnte war aufgerissen, als sei er im Augenblick eines Schreies verendet. Zadeis Herz setzte aus. Er war tot...tot...tot...Titius war TOT! Hier und jetzt hatten sie ihn getötet, vor seinen Augen und er hatte keine Ahnung gehabt! Er hatte nur desinteressiert ein paar Mal hingesehen und nichts getan! Seine Hände ballten sich mit solcher Kraft zu stählernen Fäusten, dass seine Handflächen zu bluten begonnen. Bläuliche Blitze zuckten zwischen seinen Fingern. Sein gesamter Körper schien sich zu elektrisieren. Die Luft um ihn herum wurde glühend heiß, begann zu flimmern. Starr stand er da, völlig reglos, als sei das Leben längst aus ihm gewichen, der gebrochene Blick seiner Augen ließ sie wie trüb gewordene Glasmurmeln wirken. Ein sengender Wind ging von ihm aus, schien direkt seinem Körper zu entsteigen, zerrte zunächst leicht, dann immer stärker an seinem Haar und dem Saum seines Umhangs. Die Dämonen in seiner unmittelbaren Nähe wanden sich unbehaglich, suchten nach der Quelle der unerträglichen Hitze, die sich quälend über sie legte, ihnen den Atem zu rauben drohte. Laures bohrte seinen Blick in die Menge. Seine Augen leuchteten triumphierend. Das war zweifellos Zadeis Aura. Er war hier! Er war gekommen! Er hatte es gewusst. Sein Körper spannte sich wie die Sehne eines Bogens, bis in die kleinste Faser auf den Angriff gefasst. Zadei keuchte, zwang mühsam Luft in seine Lungen. Er spürte die starrenden Blicke der Dämonen auf sich ruhen, die vor ihm zurück zu weichen versuchten. -" Titius...Titius...", wisperte er verzweifelt. Für den Bruchteil einer Sekunde glühten seine Augen rot auf, seine Brust fühlte sich an, als finge sie Feuer. Der Schmerz drohte ihn zu übermannen und in die Knie zu zwingen. -" Aaahhh...TIIIIIIIIIITIUUUUUUUUUS!!!", Zadeis gepeinigter Schrei endete in einem kläglichen Heulen, das von unerträglichem Leid zeugte. Entsetzt kreischte die Menge auf, als links und rechts von ihm in höllischem Tempo Flammen, lodernden Säulen gleich, 'gen Himmel schossen. Der von ihm ausgehende Wind bäumte sich zu einem regelrechten Sturm auf, sengte sein Haar, und seine Wimpern an und riss mit einem heißen Stoß seinen Umhang fort. Entsetzen legte sich auf die Gesichter der Anwesenden. Ein Großteil stürzte gleich nachdem er ihn erkannt hatte hastig davon, versuchte vor ihm zu fliehen. -" Zadei! Das ist Zadei! Der Dämonengeneral ist wieder da!!!!", brüllte ein älterer, einäugiger Dämon angsterfüllt und rannte so schnell es ihm die ihn umgebende Enge erlaubte davon. Panik brach aus. So wie die Menge zuvor versucht hatte sich so nah wie möglich zum Schafott vor zu kämpfen, versuchte sie nun sich so weit wie möglich von Zadei zu entfernen. Ein Versuch der vergeblich war. Wie von fremder Hand gesteuert breitete der Shogun mechanisch die Arme aus , warf den Kopf zurück und schrie ein weiteres Mal voller Schmerz und Leid auf. Der Schrei übertönte die Kakophonie der Masse, die Hals über Kopf auseinander stob, ließ den Boden erbeben, drohte seinen Körper entzwei zu reißen. Bis ins Mark erschüttert flohen die Dämonen, wer stürzte wurde totgetrampelt. Diejenigen, die zu nah an ihm dran waren gingen allesamt ausnahmslos in Flammen auf. Einen schrillen Schmerzeslaut ausstoßend krümmte Hilda sich , presste die Hände gegen ihre Ohren. Ein dünner Blutrinnsal floss durch ihre Finger hindurch. Keuchend rannte sie in den Palast. Nur Laures stand still da, ein breites Lächeln auf den Lippen. Gleichgültig beobachtete er die Menge, die in Angst und Schrecken versetzt in alle Richtungen rannte. Flammen züngelten an ihrer schlichten Kleidung und ihrem Haar empor. Sein Blick fixierte die vier Dämonen, die im Gegensatz zu den anderen zielstrebig auf Zadei zu stürzten. Zeitgleich spannten sie ihre Pfeile in ihre Bögen und zielten auf den Shogun. Die Wucht, mit der die vier Geschosse im selben Augenblick Oberarme und Schulterblätter des Dämonengenerals durchdrangen riss ihn zu Boden. Er hatte keine Zeit sich wieder aufzurichten. Das enorme Gewicht, das sich auf seine Hände und seinen Rücken legte, nagelte ihn am Boden fest. Er schrie zornig auf, wand sich, versuchte sich mit aller Kraft aufzubäumen, seine Hände zu befreien, seine Angreifer von sich zu schleudern, um ihnen ihre Schädel zu zertrümmern, doch er schaffte es nicht. Die simplen Militärstiefel, die sich in sein Rückgrat stemmten und auf seine Hände traten, mussten mehrere Tonnen wiegen. Der Schmerz in seinen Armen und Schultern schien bei jedem Atemzug auf's Neue in ihm zu explodieren, trieb ihm Schweiß auf die Stirn. Er knirschte mit den Zähnen. Warum zum Teufel wirkten seine regenerativen Kräfte nicht? Warum? Was hatte das zu bedeuten? Und dann ereilte ihn jäh die Erkenntnis. >Die Pfeile!<, schoss es ihm durch den Kopf. >Die gottverdammten Pfeile! < Die Spitzen mussten aus Silberranke sein. >Nein, nein, nein, nein, NEEEEIIIIIIIINNNNN<. Wilde Flüche ausstoßend, bog er den Rücken durch, spannte jeden Muskel in seinem Körper an und stöhnte auf, als sein Gesicht hart Bekanntschaft mit dem Boden machte. Er schmeckte Dreck auf seinen Lippen und spuckte aus. Stoßweise atmend hob er den Kopf und sah sich nach Laures um. Er war fort. Das miese Dreckschwein war fort! Er spürte wie von hinten eine grobe Kette bedrohlich eng um seinen Hals geschlungen, seine Arme auf seinem Rücken gekreuzt und seine Hände mit einem der Kettenenden gefesselt wurden, so dass er sich selbst erwürgt hätte, hätte er versucht sich zu befreien. Ihm blieb nicht die geringste Bewegungsfreiheit. Wie ein verwundetes Tier brüllte er auf. -" Ich töte euch! Euch alle! Ihr feigen Schweine!" Vergeblich versucht er die Hände abzuschütteln, die ihn unter den Achseln fassten und auf die Beine zerrten. Hinter ihm lachte einer der Dämonen heiser. -" Gib' keine Versprechen, die du nicht halten kannst Zadei". Der Shogun warf den Kopf herum. Gelms dunkle, fast schwarze Augen funkelten ihn voller Genugtuung an. Auf seinen Lippen lag ein hasserfülltes Lächeln, dass seine Fangzähne entblößte. Es sah fast so aus, als würde er einer reißenden Bestie gleich die Zähne fletschen. Er ging um Zadei herum, blieb dicht vor ihm stehen. Vertraulich beugte er sich vor, um ihm ins Ohr zu wispern. -" Ich wusste der Tag würde kommen, da hab' ich dich am Schwanz". Schadenfroh lachte er auf, dann verstummte er jäh, wurde wieder ernst. -" Los jetzt!", befahl er mit schneidender Stimme. Zadei stolperte nach vorn, als ihn ein heftiger Tritt ins Kreuz traf und ließ sich, zur Untätigkeit verdammt, in den Palast zerren. TBC Hmmmm jaaaa...dieses Mal keine Anmerkungen, sorry. Aber ich hab das sooo lange Korrektur gelesen und dran rum gebastelt und letztendlich völlig auf den Kopf gestellt, dass ich es jetzt einfach nur noch schnell hochladen will und fertig ^^° Sollte es Fragen geben, wisst ihr ja, wie ihr mich kontaktieren könnt ^.- Ich hoffe mal, das Kappi hat euch gefallen, jetzt wo es so schön brenzlig wird und ans Eingemachte geht XDDDD und, dass ihr Spaß beim Lesen hattet. Ich wünsche allen noch einen schönen Sonntag =^.^= (obwohl ich bezweifle, dass das morgen schon on sein wird...aber vielleicht kommt's ja passend zum nächsten Sonntag on, hab ja immerhin über 600 Texte vor mir auf der Warteliste *hoil*) Also dann, bis zum nächsten Mal die Psychose ^^// Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)