Broken Wings von pinkBanana (Beitrag zu Daisukis Wettbewerb) ================================================================================ Kapitel 1: Das Mädchen mit den schwarzen Haaren ----------------------------------------------- ...Hexe... ...Satansbrut... ...Verfluchte... ...Dämon... Schon seit meiner Geburt hatten die Bewohner Calderas, ein kleines Dorf mit nur wenigen Einwohnern, mir diese hässlichen Namen an den Kopf geworfen. Warum? Ja, warum eigentlich? Weil ich mich von den anderen Mädchen in meinem Alter so sehr unterschied? Weil mein Haar pechschwarz war, wie die Seele des Luzifer, nicht blond oder braun, wie es sich für unserem Stamm gehörte. Weil meine Augen starr und trocken auf die Welt hinausblickten, gleichnehmend einem Fisch. Diese Aufzählung, war sie der Grund weshalb meine Eltern mich hassten? Warum sie mich schlugen und verspotteten? Warum sie sich tagtäglich stritten, bis sie letztendlich den Entschluss fassten mich zu verbannen? Ja, mit dreizehn verließ ich Caldera, das Dorf in dem ich seit meiner Geburt unerwünscht gewesen war. Ich hatte meine Vergangenheit hinter mir gelassen um endlich leben zu können. Bereits vier Jahre lang bin ich nun durch Dacria, dieser Welt, umhergegangen, um Menschen zu finden ,die meiner gleich sind, um Freunde zu finden, denen ich mein Schicksal mitteilen konnte und zu guter Letzt eine Familie, die mir Geborgenheit schenkte. Doch vergebens, meine Suche war fehlgeschlagen... Meinen derzeitigen Standort konnte man wohl als Einöde bezeichnen, Einöde mit einer etwas bizarren Aura. Um mich herum nichts als Leere und ein Wind, der sein Lied durchs ganze Land hindurchsang. Das wenige Gewächs und der Kies unter meinen Füßen förderten das groteske Erscheinungsbild dieses Ortes. Mein Magen knurrte, seit über einem Tag hatte ich nichts zwischen die Zähne gekriegt. Das einzige was ich einige Stunden her fand, war ein kleiner Bach an dem ich meine Wasservorräte auffüllte. Also fasste ich meinen Proviant zusammen: ein Seil, das schon so ausgenutzt aussah, dass es wahrscheinlich beim nächsten Kletterversuch zerreisen würde; ein Taschenmesser, das ich zum zerschneiden von Wurzeln verwendete; eine Wassertasche, die ich einige Stunden her neu auffüllte; einige Gil, die als Währung dieses Landes anerkannt waren und einen Bogen mit den dazugehörigen Pfeilen, die ich einem Reisenden gestohlen hatte. Es stand nicht gut um mich, gar nicht gut. Eigentlich wunderte ich mich wie ich bisher überleben konnte, mit dem Bisschen, das ich besaß. Ich hatte schon viele Orte besucht, doch nirgends fand ich das, wonach ich eigentlich suchte. Ich glaube meine Schwester müsste jetzt vier Jahre alt sein. Als ich Caldera verließ war meine Mutter bereits schwanger. Ich musste an sie denken. Wie sie bloß aussah? Blond? Brünett? Mein Magen knurrte und ich hielt Ausschau nach etwas Essbarem. Die einzige Seele, die sich an diesem Ort befand, war wohl meine. Einige Monate zuvor hatte ich gelernt mit Pfeil und Bogen umzugehen und war gegen Angriffe aus dem Hinterhalt eigentlich gut gerüstet. Wieso hatte ich es dann nicht bemerkt, dass mich jemand von Hinten packte und mich betäubte? Ich wachte auf weichem Boden auf, nein, es war kein Boden, es war Sand. Ich befand mich also in einer Wüste. Mir war immer noch schwindelig. Und als mein Sehvermögen langsam zurückkehrte, erkannte ich eine Person vor mir. Sie war gänzlich eingegehüllt und betrachtete meinen Bogen. Wie konnte ich mich bloß entführen lassen, nachdem ich bis jetzt immer in der Wildnis, sozusagen, gelebt hatte. Langsam schlich ich mich an ihn ran, obwohl mir immer noch schwindelig war, und packte zu. Der Fremde ließ meinen Bogen fallen und begann sich gegen meinen Würgegriff zu wehren. Mit Erfolg. Das Betäubungsmittel hatte zum Teil meinen Körper gelähmt und, wie bereits erwähnt, war mein Sehvermögen auch nicht das Beste gewesen. Mit nur einem Griff schleuderte er mich nach vorn und sprang sofort auf mich zu. Er hielt meine Gelenke fest, ich wehrte mich. "Ruhig Blut! Ich tu dir nichts!", flüsterte er mir leise ins Ohr. "Wieso hast du mich dann überfallen?", fauchte ich ihn grimmig an und versuchte mich immer noch aus seinen Fängen zu befreien. Mit Schnelligkeit ließ er von mir ab und widmete sich darauf folgend wieder seinem Diebesgut. Vorsichtig setzte ich mich auf und entriss meinen Bogen seiner Hand. "Der gehört mir, also lass die Finger davon!" "Du hast ihn doch nur selbst an dich genommen, gehören tut er dir nicht!", grinste er frech und entnahm mir die Waffe wieder. Ich wandte ihm meinen Rücken zu und schnappte meine restlichen Sachen, wobei ich nur daran dachte von hier zu verschwinden und mir ein ruhiges Plätzchen zum Schlafen zu suchen. Ohne dass ich ihm ins Gesicht sah, gewährte ich ihm den Bogen zu behalten, jedoch die Pfeile, die Pfeile nahm ich mit mir mit. Natürlich, ohne Bogen sind auch die Pfeile nur zusätzliche Last, aber ich dachte mir "Was soll's? Ich werd schon einen anderen Bogen finden". Ich verabschiedete mich kurz und machte mich schon auf den Weg die riesige Wüste zu durchqueren, doch der Fremde nahm mich am Gelenk und zerrte mich zu sich. "Wo willst du hin? Ohne die richtigen Güter wirst du nicht mal einen Tag überleben!" "Keine Angst ich bin zäher, als ich aussehe!", antwortete ich spöttisch und warf mir den Umhang um. "Sarkasmus ist wohl deine Stärke, doch damit wirst du es trotzdem nicht schaffen dich am Leben zu halten.... Wie heißt du?" "Caya!", eigentlich wusste ich selbst nicht, weshalb ich ihm meinen Namen verraten hatte, doch schon im nächsten Moment hatte ich bereits begonnen es zu bedauern, denn nun hängte sich der Typ erst Recht an mich an. "Süßer Name. Ich heiße Devon! Schön mit dir Bekanntschaft zu schließen, Caya!" Bekanntschaft? Bekanntschaft! BEKANNTSCHAFT!? Hatte der sie noch alle? Vor ein paar Stunden erst hatte er mich "kennen gelernt" und nun war er schon dabei mit mir eine rein platonische Freundschaft aufzustellen. Abrupt drehte ich mich zu ihm um und blickte in seine grün leuchtenden Augen. "Hör zu! Ich habe keinen Bock mit dir Bekanntschaft zu schließen, also lass mich einfach in Frieden weiterziehen!" So, das müsste jetzt eigentlich gereicht haben, aber nein, der hatte wirklich ein wiederholtes Mal die Frechheit, mich schon wieder am Gelenk zu packen. Er lächelte und sagte:" Komm einfach mit mir. Ich bring dich zu unserem Hauptquartier, dort kannst du in Ruhe etwas ausspannen bevor du deine Reise fortsetzt!" "Hauptquartier?", fragte ich mit unwissendem Gesicht. Er nickte. "Na ja, wie soll ich sagen? Ich bin ein Mitglied der Wüstendiebe!" Aha, unser kleiner Bubi hier war also ebenfalls ein Verbrecher, hätte ich eigentlich von Anfang an bemerken sollen. Hach, meine Instinkte lassen nach... Ich hatte mich schnell an das raue Leben der Diebe angepasst, spät schlafen gehen und früh aufstehen, was mir allerdings nicht viel ausmachte, denn schließlich hatte ich die letzten vier Jahre nach diesen Regeln gelebt. Meine Aufgabe bestand darin, Bauern oder Handwerkern Sachen zu entnehmen und ins Hauptquartier zurück zu bringen, wo die Ware dann nach deren Wert gemessen wurde und gemäß der Regeln des Wüstendiebdaseins ausgezahlt wurde. Die Erlaubnis zu größeren Aufträgen hatte ich nicht, da ich noch in der Ausbildung war. Devon, der Fremde von damals, habe ich nicht sehr oft zu Gesicht bekommen. Er war ein Spezialist und wurde weit in das Land geschickt um reiche Kaufleute oder Herrschaftsfamilien zu bestehlen. Es war zumeist kein schöner Anblick wenn er zum Lager zurückkehrte. Zumeist war er verletzt oder zu Tode erschöpft, woraufhin ich ihn dann pflegte. Er war kein schlechter Mensch, schließlich hatte ich es ihm zu verdanken, dass ich überhaupt aufgenommen wurde. Es gab bei der Aufnahme ein paar Komplikationen, die Masse weigerte sich ein Mädchen wie mich bei sich aufzunehmen. Doch der Blondschopf mit den grünen Augen und der von der Sonne gebräunten Haut ließ sich nicht unterkriegen, bis sie letztendlich doch ein Kompromiss fanden. Ich kehrte zurück von getaner Arbeit und durchquerte gerade die Höhle, die zum Lager führte. Es dauerte nicht lange und ich gelang zum Ausblicksplateau, von dem aus man das Lager beobachten konnte. Es war als wäre tief inmitten einer unbedeutenden Höhle eine Stadt errichtet worden. "Gute Arbeit, Caya! Die Sachen, die du uns besorgt hast sind sicher so einiges Wert. Heute kannst du eine fette Prämie kassieren.", sagte mir Ark, sozusagen der Vizeboss hier unten. Der Mann mir den langen dunkelbraunen Haaren gab mir 4 Silbermünzen und eine Goldmünze in die Hand, schon forderte er mich auf zu gehen, denn er hätte noch viel Arbeit vor sich. Meine langen schwarzen Haare hatte ich schnell zu einem Zopf geflochten und machte mich auf den Weg nach "Hause". Ob Devon schon da ist? Er hatte vor vier Tagen einen Auftrag gekriegt und musste nach Valvar, der Hauptstadt, abreisen. Wenn ich ehrlich bin, vermisste ich diesen Idioten sogar irgendwie. Meine Einstellung zu den anderen Menschen hatte sich seit der Begegnung mit Devon kaum verändert. Noch immer hielt ich Abstand von den anderen Mitgliedern, ich wich jeglichem Kontakt aus, nur mit Devon allein konnte ich in Ruhe reden. Es ist zwar nicht lange her seit ich auf ihn traf und ich war mir nicht sicher ob ich ihn auch wirklich gut genug "kannte", aber ich schätzte ihn auf einen wilden, unabhängigen Optimisten ein. Nur kleine schlechte Angewohnheiten hatte er schon, wie zum Beispiel fiel er immer jedem ins Wort, oder dass er so was wie ein Magnet für Schwierigkeiten war. Mit ihm war es fast so als würde ich endlich eine Familie haben, er beurteilte mich nicht nach meinen äußerlichen Erscheinungen. Denn er hatte mich vom ersten Moment an so akzeptiert wie ich war und heute bin. "Caya!", hörte ich aus dem Hintergrund, nachdem ich das halbe Wohnzimmer durchquert hatte. Er war es. Devon war doch noch lebend nach Hause gekommen. Ich wollte mich schon auf ihn stürzen, doch ich hielt inne. Mein Blick richtete sich auf sein Bein; es war voller Blut und eine Schnittnarbe kreuzte es. Er bemerkte meinen geschockten Blick und versuchte mich zu besänftigen indem er mir vorjaulte, dass es nicht weiter schlimm war. Er war kein guter Lügner. Sie waren kurz davor gewesen unbemerkt aus der Stadt, Valvar, zu entkommen, als sich vor ihnen eine Schar von bewaffneten Männern bildete und sie verhindern wollten mit dem ganzem Gestohlenen zu fliehen. Irgendwie war Devon bei dieser Aktion schlampig gewesen und einer von den Männern hatte ihm dabei beinahe das ganze Bein aufgeschlitzt. Wie immer hatte er mir dies mit einem Biss von Witz nahe gebracht er war noch nie gut im Ernst-sein. Ich hätte anfangen können zu weinen, ihn so zugerichtet anzusehen, doch ich tat es nicht. Mein Gewissen war nur auf den Punkt fixiert sein Bein zu verarzten und so schnell wie möglich zu vergessen, dass er beinahe umgekommen wäre. "Tja, wie es aussieht werde ich in nächster Zeit keine Aufträge mehr annehmen können." Stumm horchte ich seinen Worten und bandagierte währenddessen sein verletztes Bein. "Wie du mich öfter ermahnt hast, ich sei ein Tollpatsch, du hast wohl wirklich immer Recht! Ich weiß nicht, wie oft ich mich schon bei dir aufgrund deiner Fürsorge bereits bedankt habe, allmählich wird es dir sicher langweilig!", er lächelte und kratzte sich dabei sein Kinn, wo schon kleine Bartstoppeln wuchsen. "Wie kannst du darüber lachen, als ob nichts gewesen wäre!? Du begibst dich immer in Gefahr, nur damit du diesen niedrigen Lohn einkassieren kannst und denkst dabei nie an dich. Allmählich frage ich mich wirklich ob es irgendetwas im Leben gibt wofür es dir wert ist weiterhin zu überleben", ich wusste nicht weshalb ich meine Stimme so spöttisch erhoben habe, nicht einmal warum ich ihn diese absurden Sachen bloß fragte. Es war nicht mein Problem, wenn er irgendwann nicht wieder nach Hause kommen würde, oder? Es war nicht von Belang, wenn ich in Zukunft wieder auf mich allein gestellt wäre, oder? Von mir aus konnte Devon ruhig sterben, ich brauchte ihn nicht...oder? Erst jetzt begriff ich, was dieser Mann für mich war. Ich hatte mein Ziel nach langer Reise endlich erreicht. Mein Ziel einen Menschen zu finden, der mich verstand... abgeschlossen. Mein Ziel einen Freund zu finden, dem ich alles mit gutem Gewissen erzählen konnte... abgeschlossen. Und letztendlich; mein Ziel eine Familie zu finden, bei der ich mich wohl fühlen konnte... abgeschlossen. Ohne, dass ich es bemerkt hatte, verkörperte Devon wirklich alles was ich mir je ersehnt hatte. Er war mir ans Herz gewachsen, ja, bohrte sich im Stillen in es hinein, bis mir bewusst wurde wie sehr ich ihn liebte. Bis es mir so deutlich wurde wie oft ich ihn schon umarmen wollte oder wie sehr ich mich nach seinen zarten Lippen sehnte. Devon sah mich mit seinen Augen ernst an und berührte mit seiner Hand leicht mein Gesicht. "Es gibt etwas wofür ich weiterleben muss, wofür ich immer wieder nach Hause zurückkehren muss. Jemanden, für den ich alles riskieren würde. Dummchen, hast du es immer noch nicht bemerkt? Nur für dich allein setze ich mich all diesen Gefahren aus, damit du glücklich bist!", er richtete seinen Oberkörper auf und legte sanft seine arme um meine Schulter.",...Denn nur für dich allein atme ich noch..." Seine Stimme flüsterte mir leise diese lieblichen Worte, bis ich schließlich ohnehin nicht anders konnte und seine Umarmung erwiderte. The End Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)