Die Entscheidung - Ein Leben, zwei Wege von Kriska (Welchen wirst du wählen?) ================================================================================ Kapitel 6: Erklärungen und Ausflüchte ------------------------------------- ~~~~~~•~°~°~°~•~~~~~~ Kapitel 6 Erklärungen und Ausflüchte In der Bibliothek angekommen verschloss Dumbledore die Tür hinter ihnen, nachdem Harry und er eingetreten waren. Auf einen Sessel zugehend deutete er Harry an es sich ebenfalls in einer der Sitzgelegenheiten niederzulassen, was dieser auch tat. Stumm saß er auf dem Sessel Dumbledore gegenüber und versuchte krampfhaft, dem alten Zauberer nicht anzusehen. Daher schweifte sein Blick durch den Raum und musterte die Einrichtung. Das Zimmer war recht dunkel gehalten. Die Wände waren mit dunklem Holz verkleidet, ebenso wie der Boden. Schmale Fenster, an denen dunkelrote Vorhänge hingen, sorgten mäßig für Licht. An der Decke hingen zwei gewaltige Kronleuchter, die im Falle, dass die Vorhänge zugezogen waren, das Zimmer mit ihrem schwummerigen Licht erleuchteten konnten. An den Wänden wo keine Fenster waren, standen riesige schwarze Bücherregale mit Unmengen von Büchern. Auch gab es einen Kamin, in dem an kalten Tagen ein wärmendes Feuer entzündet werden konnte. Vor dem Kamin befanden sich Sessel sowie Sofas in einem dunklen Rot-Ton oder in Schwarz. Und auf eben diesen saßen Harry und Dumbledore. Harry, der versuchte Dumbledores Blick auszuweichen und aus genau diesem Grund immer noch seine Umgebung betrachtete und Dumbledore, der sich in seinem Sessel zurückgelehnt, die Ellbogen auf die Armlehnen gestützt und die Fingerkuppen seiner Hände aneinander gelehnt hatte und Harry dabei unentwegt ansah, darauf wartete, dass eben dieser anfangen würde zu sprechen. Doch Harry dachte nicht daran, die Stille zu brechen. Denn er konnte sich wirklich etwas Besseres vorstellen, als hier dieses Gespräch mit Dumbledore und den Anderen zu führen. Moment. ‚Wo waren die anderen?’ Leicht irritiert zog Harry die Augenbrauen zusammen und blickte sich noch einmal um. Aber er konnte niemand anderen erkennen. Mit gerunzelter Stirn blickte er Dumbledore nun endlich an. „Professor? Haben sie nicht etwas davon gesagt, dass ich Ihnen und den Anderen erklären soll, was los ist?“ fragte Harry seinen Schulleiter mit verwirrtem Blick. Dieser sah ihn jedoch nur einen Moment stumm an bevor er ihm antwortete. „Das hast du schon richtig verstanden mein Junge, jedoch war ich der Meinung, dass es dir leichter fallen würde und es dir außerdem angenehmer wäre, es erst einmal mir unter vier Augen zu erzählen.“, antwortete Dumbledore mit sanfter und ruhiger Stimme, wie man es von ihm gewohnt war. Doch ließ er Harry dabei nicht aus den Augen. Na toll, das würde bedeuten, dass er es den anderen auch noch erklären musste. Obwohl im einmal mehr als reichte. „Und nun Harry, verrate mir doch bitte was vorgefallen ist." Nach diesem Satz musste Harry schwer schlucken und wandte kurz den Blick ab. Einige Augenblicke lang starrte er auf seine Hände, die ineinander verschlungen in seinem Schoss lagen. Ein Seufzen entwich seinen Lippen und er hob wieder den Blick, um in die klaren und strahlend blauen Augen von Albus Dumbledore zu sehen. „Seit Wochen habe ich Albträume… Träume, bei denen ich in einem Zimmer bin mit… mit Todessern und… Voldemort… Ich konnte ihre Gespräche nie hören… doch vorgestern Nacht konnte ich eine Karte erkennen… eine Karte von Little Whinging… Ich… ich hatte ein schlechtes Gefühl und bin dann gestern Abend fortgelaufen…“ Harrys Stimme stockte und er wandte den Blick von Dumbledore ab. Im Raum herrschte Stille. Harrys Gedanken rasten und er überlegte, was er noch sagen konnte. Was er noch sagen sollte… Was er noch sagen wollte… Dumbledore hingegen sah ihn nur nachdenklich durch seine halbmondförmige Brille an. „Wir haben dir gestern Abend eine Eule geschickt, die dir berichten sollte, dass Voldemort etwas plant… dass wir es zumindest vermuten… außerdem stand im Brief, dass Professor Lupin dich holen würde…“ sagte Dumbledore mit ruhiger Stimme und sah Harry weiterhin aufmerksam an. Harrys Kopf ruckte hoch als er Dumbledores Worte vernahm und begriff, was dieser sagte. Mit großen Augen sah er ihn an und wusste nicht, was er sagen sollte. „Harry wieso hast du uns nichts von deinen Träumen geschrieben?“, fragte Dumbledore sanft. „Weil… ich dachte, dass es bloß „Träume“ sind… nach der Sache im… im Ministerium… habe ich mir vorgenommen vorsichtiger zu sein… Ich dachte es wäre eine Falle von Voldemort… Ich wollte nicht, dass so was wieder… dass so was…“, Harry stockte und wandte wieder den Blick ab. Er wollte Dumbledore nicht ansehen. Nicht jetzt, wo die Erinnerungen wieder hoch kamen. „Es war keine Falle… Die Todesser haben den Ligusterweg angegriffen… Als wir dort ankamen, fanden wir das Haus deiner Verwandten in Flammen stehend vor. Wir konnten es jedoch noch unter Kontrolle bringen. Als wir das Haus durchsuchten und dich nicht finden konnten, haben wir schon befürchtet, du wärst ihnen in die Hände gefallen… Daher sind wir auch erleichtert, dich wiederzusehen… Jetzt weiß ich zumindest wie, oder besser gesagt warum du den Todessern entkommen bist, aber es erklärt nicht, was es mit deinen… „Veränderungen“ zu tun hat.“ Harry schluckte. Okay, jetzt kam der schwierige Teil. Aber er musste es hinter sich bringen, da half nichts. ‚Also Augen zu und durch!’ „Ähm ja… das… das war mein Fehler… ich… ich wollte einen Spruch ausprobieren, der… Nun ja… schiefgegangen ist… eigentlich sollte er… die Verbindung zu Voldemort kappen…“, ohne den Kopf zu heben fing Harry an, mit zittriger Stimme zu berichten. Ihm war klar, dass er Dumbledore anlog, oder zumindest nicht die ganze Wahrheit sagte, doch war er sich sicher, dass weder Dumbledore noch die anderen ihn verstehen würden, wenn er die Wahrheit sagen würde. Wie sollten sie auch, wenn er sich selbst nicht verstehen konnte?! „Was für ein Spruch war das, Harry? Woher hattest du ihn?“ „Ich weiß nicht mehr genau… Mein Kopf ist nach dem Spruch noch etwas durcheinander… Aber der Spruch befand sich in einem Buch, dass ich zusammen mit einigen Gegenständen von Sirius persönlichen Sachen bekommen habe…“, versuchte Harry Dumbledores Fragen zu beantworten, ohne zu viel zu verraten oder ihn unnötig anzulügen. Daher verschwieg er ganz nebenbei, dass es sich dabei um ein schwarzmagisches Buch handelte… „Und wo ist dieses Buch jetzt?“, fragte Dumbledore mit bemüht ruhiger Stimme, um den Jungen nicht zu hetzten oder zu überfordern, jedoch handelte es sich hierbei um eine wichtige Frage. Denn wenn sie wussten, was für ein Spruch es war, konnten sie ihn vielleicht früher rückgängig machen. „Öhm… nun ja… als ich aufgewacht bin, nachdem ich kurz bewusstlos war, war das Buch… war es fort…“ antwortete Harry leicht verlegen und wurde etwas rot um die Nase. Das war ihm jetzt aber peinlich… Dumbledore musste ja nicht wissen, dass er gar nicht nach dem Buch gesucht hatte, nachdem er aufgewacht war… genauso wenig, dass er nicht nur „kurz“ ohnmächtig gewesen war. Plötzlich wurde Harry noch einen Tick röter, denn ihm viel siedend heiß ein, dass er ganz vergessen hatte, nach seinem Tarnumhang zu sehen. ‚Ohoh, na das war ja mal wieder typisch!’ Dumbledore sah „Harry“ einige Zeit stumm an, dann seufzte er, denn ihm war bewusst, dass der „Junge“ ihm etwas verschwieg, ebenso war ihm klar, dass dieser ihm nichts mehr erzählen würde und dass er sich jetzt ausruhen musste. „Also gut Harry, ich danke dir, dass du mir das anvertraut hast, doch ich glaube es wäre jetzt besser wenn du dich ausruhst… dein altes Zimmer hier, das du dir mit Mr. Weasley teilst, ist jetzt wohl nicht so ganz geeignet… genauso wenig wie das der jungen Mrs. Weasley und Mrs. Granger… Daher kriegst du, bis das alles geregelt ist, ein Einzelzimmer. Bitte folge mir, ich bringe dich hin.“ Mit diesen Worten erhob sich Dumbledore und wartete darauf, dass Harry es ihm gleichtat. Dieser sah Dumbledore nur verblüfft und anfangs leicht irritiert über dessen Worte an. Verblüfft, dass Dumbledore obwohl er – da war sich Harry sicher – wusste, dass Harry nicht die volle Wahrheit gesagt hatte, es einfach hinnahm (zumindest für den Augenblick) und irritiert, da er nicht verstand, wieso er nicht zu Ron ins Zimmer konnte. Und wieso zog Dumbledore es überhaupt in Betracht, ihn in ein Zimmer mit Mädchen zu stecken?? Doch dann wurde er schlagartig wieder rot, denn ihm wurde bewusst, dass er selber jetzt auch ein Mädchen war! Er schluckte, an den Gedanken würde er sich wohl nie gewöhnen können, obwohl er es selbst beschlossen hatte. Ein leises Räuspern seitens Dumbledore machte ihn drauf aufmerksam, dass der immer noch wartete. Hastig stand Harry auf und nickte Dumbledore zu, um zu zeigen, dass er in der Sache mit dem Einzelzimmer vollkommen seiner Meinung war. Dumbledore lächelte ihm noch einmal beruhigend zu und drehte sich dann um, um Harry den Weg in sein neues Zimmer zu zeigen. Mit raschen Schritten ging er voran und Harry folgte ihm, tief in Gedanken versunken. Was würden nun seine Freunde sagen? Würden sie ihm seine Version abkaufen? Er hoffte ja, denn er war sich sicher, dass auch sie ihn nicht verstehen konnten. So in Gedanken versunken merkte er nicht, dass Dumbledore anscheinend an seinem Ziel angekommen war und deswegen angehalten hatte - und so rannte Harry in seinen Schulleiter rein und sah verwirrt auf. Als er merkte, dass er gerade fast seinen Schulleiter umgerannt hatte, wurde er – wie nicht zum ersten Mal an diesem Tag - rot und nuschelte ein ‚Verzeihung’. Doch Dumbledore lächelte ihm nur wieder beruhigend zu und verabschiedete sich von Harry. Er hatte noch viel zu tun. Die Tatsache, dass Harry nicht von den Todessern gefangen gehalten wurde, war schieres Glück für sie. Denn nach dem Verlust von Arthur Weasley und Mundungus Fletcher hatten sie auch gedacht, Harry für immer verloren zu haben. Jetzt war es einigen bestimmt leichter ums Herz. Nur mussten sie noch herausfinden, wie Voldemort den Ligusterweg hatte ausfindig machen können und – was genauso wichtig war - was Harry getan hatte um sich so zu verändern. Harry ahnte im Moment nichts von den vielen Aufgaben, die Dumbledore zu erledigen hatte. Er stand immer noch vor seiner Zimmertür und starrte sie an. Nach einigen Minuten und einem Seufzen beschloss er, doch noch einzutreten, sich erst mal auszuruhen und etwas zu schlafen. Er konnte sich ja später noch Gedanken darüber machen, wie seine Freunde denn nun reagieren würden. Ohne auf seine Umgebung zu achten, ging er, nachdem er die Zimmertür hinter sich geschlossen hatte, zielstrebig auf das Bett, das sich im Zimmer befand, zu und legte sich hin. Es dauerte nicht lange und Harry war eingeschlafen. Dies bewies, dass das alles doch etwas zu anstrengend für ihn gewesen war. Doch diesmal musste er zumindest keine Angst mehr haben, dass er, wenn er einschlief, von Albträumen gepeinigt werden würde. Oder, dass sein Onkel wieder handgreiflich werden könnte. Wenn er Glück hatte, würde er niemals mehr davor Angst haben müssen. Und immerhin war Harry ja für sein Glück bekannt! Doch ob sein Glück ihm auch hierbei zur Seite stehen würde? Wer konnte das schon sagen. Aber im Moment war das vollkommen gleich. Hauptsache, er konnte schlafen. In Frieden schlafen, ohne Angst haben zu müssen. Einfach nur schlafen. Schlafen… ~~~~~~•~°~°~°~•~~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)