Die Entscheidung - Ein Leben, zwei Wege von Kriska (Welchen wirst du wählen?) ================================================================================ Kapitel 11: Nicht mein Tag -------------------------- ~~~~~~•~°~°~°~•~~~~~~ Kapitel 11 Nicht mein tag! Gleißend helles Sonnenlicht durchflutete das Zimmer im Grimmauldplatz Nr. 12, in dem ein junger Teenager noch seelenruhig im Land der Träume weilte und noch nicht mal ansatzweise vorhatte, dies zu ändern. Warme Sonnenstrahlen, die keck die Nase kitzelten, brachten den Teenager dazu sich murrend umzudrehen und die Decke über den Kopf zu ziehen. Jetzt, wo diese Störquelle an Wirkung verlor, konnte man in aller Ruhe weiterschlafen… Denkste. Denn dies wäre zu einfach. Kaum schweiften die Gedanken wieder vollkommen ins Traumland ab, da ertönte ein Poltern, auf das wütendes Gezeter einer alten Frauenstimme folgte. Knurrend griff die Gestalt, die im Bett lag, nach einem Kissen und drückte es sich auf den Kopf, um dadurch den Lärm etwas zu dämpfen, was das weiterschlafen ermöglichen würde. Was auch gelang. Nach einigen Minuten konnte sie die Geräusche ausblenden und weiterdösen. Ob es nun wirklich leise war oder nicht interessierte sie herzlichst wenig. Was machte das denn schon? Hauptsache sie konnte schlafen und man würde sie in Ruhe lassen. Doch es schien, als sollte es nicht sein. Denn ein lautes Klopfen an der Tür ließ sie nicht vollkommen ins Land der Träume abdriften. Doch soweit wach, dass sie darauf reagieren würde, war sie nun auch wieder nicht. Die einzige Reaktion, die auf das Klopfen folgte, war, dass das Kissen noch fester auf den Kopf bzw. die Ohren gedrückt wurde. ‚Einfach ignorieren’ Doch dies war einfacher gesagt als getan. Denn das Klopfen nahm an Vehemenz zu. Und als auch dies nicht half wurde auch noch die Stimme eingesetzt. „Harry?“ Keine Reaktion. „Harry??“ … „Harry!“ … „Harry!!!“ … „Verdammt nochmal, Harry James Potter, Beweg deinen faulen Hintern endlich aus dem Bett und komm raus!!! Und zwar dalli, sonst komm ich rein und helfe nach!!!“ War die laute und leicht wütende (Untertreibung des Jahres!) Stimme Hermine Grangers zu vernehmen, deren weitere Schimpftiraden und Drohungen von der noch lauteren Mrs. Black übertönt wurden, die ihren Sermon über „Blutsverräter“ und „Schlammblüter“ wieder in gewohnter Leidenschaft nachging. Harry, der gekonnt Hermines Weckversuche ignoriert hatte, schreckte bei der plötzlichen Lautstärke und Tonart ihrer Stimme aus dem Schlaf und schnellte in eine sitzende Position. Leicht verstimmt blickte er in Richtung Tür und knurrte diese an, was eigentlich an die Brünette vor der Tür gerichtet war. Er war gerade am Überlegen, ob er sich wieder hinlegen sollte oder nicht, als ihm etwas deutlich machte, dass er dabei war, Hermines morgendliche Geduld überzustrapazieren. Wie er darauf kam? Vielleicht durch die Tatsache, dass Hermine bereits lauter war, als das alte Gemälde der einstigen Hausbesitzerin. Und das sollte schon etwas heißen. Gerade als Harry sich doch noch entschloss aufzustehen, riss Hermines Geduldsfaden endgültig. Mit einem letzten, wütend hervorgebrachten (oder eher geschrienen) „Wie du willst, Harry. Wer nicht hören will, muss fühlen!“, machte sie sich daran, ihre Drohung in die Tat umzusetzen. Aber um dies tun zu können, musste sie ins Zimmer gelangen. Doch dies sollte kein Hindernis sein. Auch dafür hatte sie eine Lösung. Harry, der gerade halb aufgerichtet auf seinem Bett stand und vom Bett klettern wollte, wurde von einer plötzlichen Explosion vollkommen überrascht. Als er das laute Geräusch der Explosion und des Zersplittern von Holz hörte, machte er einen erschrockenen Hüpfer aus dem Bett. Dabei verhedderte er sich in der Decke, und… fiel mit einem erstickten Laut aus dem Bett. Hermine kam mit einem angriffslustigen Glitzern in den Augen und einem zufriedenen Gesichtsausdruck ins Zimmer geschritten. ‚Stinkbomben sind doch was wirklich Schönes… Besonders wenn sie von Fred und George aufgebessert sind’ Doch blieb sie plötzlich stehen und blickte verblüfft auf Harry, der der Länge nach mit dem Gesicht nach unten, die Beine in einer Decke verwickelt, auf dem Boden lag und sich nicht rührte. „Harry?“, fragte sie verblüfft „Was machst du auf dem Boden?“ Langsam richtete sich Harry auf und setzte sich hin. Er sagte kein Wort. Mit einem recht ruhigen Gesichtsausdruck richtete er seinen Blick auf Hermine, die ihn immer noch verdutzt anblickte und zu verstehen versuchte, was er auf dem Boden machte. „Guten Morgen Hermine“ Harrys Stimme klang ruhig. Zu ruhig… ‚Ohoh… diese Tonlage kenne ich… und sie bedeutet nichts Gutes…’, schoss es Hermine durch den Kopf und sie erinnerte sich an Harrys Ausraster im letzten Schuljahr. „Guten Morgen Harry… Ich sollte dich wecken…“, sagte Hermine mit einem Lächeln, bei dem sie hoffte, dass es Harry besänftigen würde. Stille. Harry blickte Hermine einfach nur an und dieser Blick brachte sie zum Schlucken. ‚Ohoh…’ ging es ihr erneut durch den Kopf. Harry, der sie weiterhin vom Boden aus anblickte, fing plötzlich an zu lächeln. Doch war sich Hermine nicht sicher, ob das nun gut oder schlecht war. Harry fing mit ruhiger und freundlicher Stimme zu sprechen an, während es in seinen Augen glitzerte. „Danke Hermine, für diese… sanfte Art mich zu wecken…. Doch ich hätte da mal eine Frage… Wenn du mich doch so unbedingt wecken musstest…“, Harry machte eine Pause und sah Hermine durchdringend an, „… Wieso hast du dann nicht einfach die Tür aufgemacht?!“ Stille. Harry sah Hermine aufmerksam und auffordernd an, während diese einige Zeit brauchte um zu verstehen, was er gesagt hatte. Als dies geschah, wurde sie rot. Das war peinlich. Darauf war sie nämlich nicht gekommen. Wie auch, da Harry sein Zimmer eigentlich immer abschloss. Woher sollte sie wissen, dass es heute anders war? „Oh.. ähm… ja… Dumbledore will mit dir sprechen… deswegen sollte ich dich wecken… ich… ich geh dann mal…“ mit diesen Worten, eilte Hermine aus dem Zimmer, bevor Harry die Gelegenheit bekommen würde, auszuflippen. Harry blickte der Brünetten mit einem etwas grimmigen Blick hinterher, blieb jedoch auf dem Boden sitzen. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass heute nicht sein Tag war… wie er darauf kam? Keine Ahnung… Vielleicht lag es daran, wie er geweckt worden war. Ein letztes Schnauben von sich gebend erhob er sich und schritt zum Kleiderschrank. Schlecht gelaunt griff er ohne zu achten was er erwischte in den Schank und zog eine Jeans und ein T-Shirt heraus - den BH ließ er ganz „unbeabsichtigt“ aus. Murrend zog er sich an, wobei er sich etwas tollpatschig anstellte. Anscheinend war er immer noch nicht ganz wach. Das leise Klackern, das aus der Richtung des Fensters kam, ließ ihn genervt aufstöhnen. Was wollten die denn alle heute von ihm? Konnten sie ihn nicht einfach mal in Ruhe lassen? Aber nein, das ging ja nicht. Mit einem mehr als grimmigen Gesichtsausdruck schritt er zum Fenster und erblickte eine schneeweiße Eule, die darauf wartete, dass man sie rein ließ. Was Harry auch tat. Mit viel Schwung öffnete er das Fenster und ließ die Eule ein…  Anscheinend jedoch mit zu viel Schwung… Denn dadurch stieß er einen Blumentopf, der sich auf dem Fensterbrett befand, um, der ihm sogleich auf den linken Fuß fiel und am Boden zerschellte. Wild fluchend hüpfte der Schwarzhaarige auf einem Bein rum und hielt sich den linken Fuß, während das Gesicht schmerzverzerrt und die Augen zu gekniffen waren. „Verfluchte Scheiße, Hedwig!“, stieß Harry mit gepresster Stimme hervor und blickte seine Eule mit funkelnden Augen an. Diese erwiderte seinen Blick mit einem, der deutlich ‚Was kann ich denn für deine Blödheit? Mach mich also bitte nicht dafür verantwortlich’ ausdrückte. Mit einem empörten Schuhu drehte sie ihm den Rücken zu und flatterte auf ihre Eulenstage, auf der sie es sich gemütlich machte und Harry einfach nur ignorierte. Diese Reaktion entlockte Harry ein weiteres Knurren. Dies war definitiv nicht sein Tag. Auf einem Bein hopste er wieder zum Schrank, da er vergessen hatte Socken rauszuholen. Nachdem er dies getan und diese, sowie seine Schuhe, auch angezogen hatte, ging er, Hedwig noch einen bösen Blick zuwerfend, aus dem Zimmer und in Richtung Bad. Er wollte Dumbledore ja nicht mit Mundgeruch entgegentreten… aber andererseits… vielleicht wäre dann ja das Gespräch schneller vorbei… das war ja eine Überlegung wert. Schief grinsend schüttelte Harry den Kopf. Das würde das Gespräch bestimmt nicht verkürzen. Es wäre zu schön um wahr zu sein. Höchstwahrscheinlich würde ihm der Direktor einfach eins seiner Zitronendrops anbieten, damit das den Geruch überdeckte. Seufzend begab Harry sich in das Bad. •~°~°~°~• Nun saß er hier, wieder mal in der Bibliothek, Dumbledore gegenüber. Doch im Gegensatz zu sonst war seine Stimmung eher auf dem Nullpunkt. Und demzufolge war der Blick, mit dem er Dumbledore besah, alles andere als freundlich oder erfreut. Denn er verspürte aus irgendeinem undefinierbaren Grund den Drang etwas kaputt zu machen… Und das war nicht gerade der beste Zeitpunkt dafür. Außerdem fand er es sinnlos, dass er hier mit Dumbledore saß. Denn  das, was er ihm in den letzten Minuten gesagt hatte, hatten sie doch schon in den letzten Tagen ausgiebig besprochen. Dumbledore hatte für Harrys missmutige Stimmung nur ein Lächeln übrig. Er hatte ja Hermines… Weckmethode mitbekommen… wahrscheinlich war dies der Grund für die schlechte Laune des 'Jungen', der ihm gegenüber saß. „Nun, Harry. Morgen ist die Rückfahrt nach Hogwarts… es wird alles wie besprochen verlaufen. Hast du noch irgendwelche Fragen? Nein? Gut, dann wäre das geklärt und du wirst dann morgen neu eingeschult. Was wir den anderen berichten, falls sie fragen sollten wer du bist und woher du kommst, haben wir ja schon beschlossen. Und deinen Nachnamen auch. Jetzt müssen wir uns nur noch einen Vornamen für dich überlegen, denn Harry würde für Verwirrung sorgen…“, sprach Dumbledore das Letzte, was in ihrer Planung fehlte, an. „Aylin“ Dumbledore blinzelte. „Wie bitte?“ „Aylin. Das ist der Name, für den ich mich entschieden habe.“, sagte Harry mit betont ruhiger Stimme und blickte Dumbledore mit einem leicht trotzigen Blick an. Dieser sah ihn nur einen Moment etwas verblüfft an, nickte dann jedoch und zeigte dadurch sein Einverständnis. „Gut, Harry. Wenn dies deine Entscheidung ist. Dann wäre alles geklärt. Du kannst gehen und dich auf die Abfahrt morgen bereit machen.“ Kaum hatte Dumbledore zu Ende gesprochen, erhob Harry sich aus dem Sessel, nickte Dumbledore zu und eilte aus dem Raum. Dumbledore blickte Harry hinterher und schüttelte leicht den Kopf, auf den Lippen ein angedeutetes Lächeln. •~°~°~°~• Den restlichen Tag gingen alle Harry aus dem Weg und er blieb in seinem Zimmer, da seine Laune mehr als unausstehlich und gereizt war. Selbst Ginny verkniff sich ihre Kommentare und Bemerkungen Harry gegenüber. Genauso wie es Fred und George taten. Streiche und Scherze waren schön und gut. Aber nicht geeignet, wenn man dabei riskierte aus dem Fenster geworfen zu werden. Und dies war hier eindeutig der Fall. Harry’s schlechte Laune hatte ungeahnte Ausmaße angenommen. Er war schlichtweg auf alles und jeden wütend. Und das ließ er seine Umgebung auch spüren. Man konnte die bösen und giftigen Blicke, mit denen er um sich warf, gar nicht mehr zählen. Genauso wenig wie die spitzen Bemerkungen, die er verlauten ließ. Er war wütend. Sehr wütend. Und genervt. Das sogar mehr als dass er wütend war. Was seine Wut noch mehr steigerte? Der tollpatschige Ron, der immer etwas länger brauchte, die besserwisserische Hermine, der er am liebsten den Mund stopfen würde, die nervende Ginny, die ihre sadistische Ader entdeckt hatte, die Zwillinge, die Ginny ein schlechtes Vorbild waren (was Harry natürlich ausbaden durfte), der Schulleiter mit seinem ewigen Grinsen und den Zitronendrops… Er könnte noch viel mehr Leute aufzählen, doch hatte er weder Lust noch Zeit dazu. Doch einen würde er noch aufzählen. Den, der ihn am meisten ärgerte. Den, der ihm einfach nicht aus dem Kopf ging. Diesen nervenden, arroganten, eingebildeten, dumme Sprüche klopfenden Argh! Ihm fiel nicht mal der passende Begriff ein, den man für diesen nervenden Typen verwenden könnte! Dieser, dieser… Tom! Wütend pfefferte Harry ein Kissen seines Bettes, auf dem er ausgestreckt lag und wütend vor sich hinknurrte, an die gegenüberliegende Wand. Er sollte aufhören über diesen… Kerl nachzudenken. Das trug nicht gerade zur Besserung seiner Laune bei. Doch war dies einfacher gesagt als getan. Denn dieser Typ ging ihm einfach nicht aus dem Kopf! Ein abfälliges Schnaufen verließ Harry. ‚Der Typ hielt sich ja für ach so toll! Tzz, da hat er sich aber geirrt. Dem hab ich es aber gegeben!’ Ein fieses Grinsen bildete sich auf Harrys Gesicht, als er an den Gesichtsausdruck Toms dachte, als er ihn einfach stehen gelassen hatte. ‚Tja, da hatte sich wohl jemand überschätzt!’ Mit einem zufriedenen Grinsen ließ er sich nach hinten fallen. Seine Laune war gestiegen. Zwar war sie noch mies, jedoch nicht mehr auf dem Nullpunkt. Das war ja mal ein Anfang. Nach einem Blick auf seine Armbanduhr entschied er, dass er genug rumgelegen hatte und es Zeit war, seine Sachen endlich zu packen. Mit Schwung erhob er sich und holte seinen Koffer unter dem Bett hervor und öffnete ihn. Danach ging alles schnell. Er ging zum Schrank und warf dessen Inhalt einfach in den Koffer, ohne darauf zu achten, dass seine neue Kleidung zerknitterte. Jedoch ließ er die Kleidung aus, die er am nächsten Tag anziehen würde. Zu der Muggelkleidung gesellten sich sämtliche Bade- und Pflegeartikel, auf deren Kauf Hermine und Ginny bestanden hatten, genauso wie die Schulbücher und Schuluniformen, die Mrs. Weasley für ihn in der Winkelgasse besorgt hatte. Zufrieden klappte Harry den Koffer zu, wobei er jedoch etwas Mühe hatte, da dieser bis zum Bersten gefüllt war. Das erste Mal am heutigen Tag richteten sich seine Gedanken nicht auf diejenigen, die seine schlechte Stimmung zu verantworten hatten, sondern auf den morgigen Tag. Denn dann würde der Ernst beginnen. Er wäre wieder in Hogwarts. Er wäre wieder zu Hause. Mit einem Lächeln ging Harry auf das Fenster zu und ließ sich auf dem Fensterbrett nieder. Dies war seine typische, in der Zeit des Wartens angewöhnte, Position. Stumm blickte er in den Himmel, der immer dunkler wurde und ließ sich von diesem Anblick verzaubern. Er sah, wie der Himmel sich rot färbte. Wie das Rot immer dunkler wurde. Es schien, als würde der Himmel brennen. Er sah, wie dann die Schwärze die Oberhand gewann und die unendliche Dunkelheit von kleinen Lichtern erhellt wurde. Von den Sternen… und dem Mond. Dem Mond, der golden auf ihn herab schien. Er versank in diesem Bild. •~°~°~°~• Das Familienhaus der Blacks lag in vollkommener Stille. Alle Bewohner schliefen. Das einzige Licht, das in den Fenstern zu erkennen war, war der Schein des Mondes der sich in den Scheiben brach und alles silbern schimmern ließ. In einem Zimmer wälzte eine schmale Gestalt von einer Seite auf die andere. Der Schlaf war unruhig. Sie konnte nicht erwachen. So schien es zumindest. Doch tat sie es doch noch. Ein ungewohntes, seltsames Gefühl ließ sie die Augen öffnen. Müde blinzelte sie und blickte sich verwirrt um. Es war Nacht. Es war bestimmt noch nicht lange her, dass Mitternacht überschritten war. Wieso also war sie wach? Doch da war doch etwas. Irritiert tastete sie das Bett ab. Ihre Finger berührten etwas Warmes. Etwas Dickflüssiges. Was war das? In der Dunkelheit konnte sie es nicht erkennen. Verwirrt richtete sie sich auf, so dass sie sich in einer sitzenden Position befand. Mit einer Hand schnipste sie, damit das Zimmer erleuchtet wurde und sie sehen konnte, was das war. Als das Zimmer mit gleißend hellem Licht erleuchtet wurde, musste die Schwarzhaarige die Augen zukneifen, da das grelle Licht sie sonst blendete. Nach einigen Augenblicken blinzelte sie vorsichtig, damit ihre Augen sich an das Licht gewöhnen konnten. Vorsichtig hob sie die Hand, mit deren Fingern sie das Dickflüssige Etwas ertastet hatte, vor ihr Gesicht, um zu sehen was es war. Irritiert sah sie auf ihre Hand, deren Fingerspitzen rot gefärbt waren. Ungläubig zog sie die Augenbrauen zusammen. ‚Was sollte das? Wo kam das Blut her?’ Langsam wandte sie den Blick von ihren Fingern ab und hob mit der sauberen Hand die Decke an, um sich die Stelle zu besehen, an der sie das Blut ertastet hatte. Und diese fand sie auch ganz schnell. Mit weit geöffneten Augen starrte sie auf den großen Blutfleck, der sich auf ihrem Bettzeug befand. Und sie entdeckte nicht nur das. Ihr Blicke streifte ihre Pyjamahose und blieb dort hängen. Um genaues zu sagen, an dem Blutfleck an ihrem Schritt, der sich immer mehr ausbreitete. Starr blickte sie an sich herab. War nicht in der Lage zu denken. War nicht in der Lage zu Handeln. Da sie nicht wusste, was das sollte. Doch dann ging ein Ruck durch ihren Körper. Und sie tat das einzige, was ihr in diesem Moment einfiel und was sie für richtig hielt. Sie schrie. Und wie sie es tat. „AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAARRRRRRRRGGGGGGGGGGGGGGHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!!“ Durch diesen Laut wurden alle Bewohner des Hauses auf sehr sanfte Weise aus dem Schlaf gerissen. Und wenn nicht durch diesen, dann durch den darauf folgenden. „HERMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE!!“ Darauf herrschte einige Momente Stille. Doch nicht lange. Denn gleich darauf ertönte das wilde Gezeter von Mrs. Blacks Gemälde. Und außerdem hörte man lautes Gepolter, was von eiligen Schritten kam, die hastig näher kamen. Kurz darauf standen alle Bewohner verteidigungsbereit und wild keuchend im Türrahmen von Harrys Zimmer und blickten auf das Mädchen das mit Entsetzen, das ihr ins Gesicht geschrieben stand, stocksteif im Bett saß und ihnen mit geweiteten Augen entgegensah. „Hermine!“, wiederholte sie mit panischer Stimme. Die Anwesenden waren verwirrt. Was war geschehen? Was war mit Harry? „Ich bin hier, Harry. Was ist los? Wieso hast du geschrieen?“ Hermine zwängte sich durch die anderen hindurch und schritt, nur im Nachthemd bekleidet, eilig auf Harry zu, setzte sich auf seine Bettkante und legte beruhigend einen Arm um Harry. Ginny, die Hermine gefolgt war, saß nun auf der anderen Seite von Harrys Bett und legte beruhigend eine Hand auf Harrys Arm. Harry, der Hermine kurz anblickte und schon zum Sprechen ansetzte, merkte, dass sie nicht alleine waren. Seine bleichen Wangen färbten sich rot. „Ich will mit dir allein sein. Bitte. Die anderen sollen gehen…“ Auf diese Worte hin waren alle verwirrt. Was sollte das nun schon wieder? Erst wurden sie aus dem Bett geschrieen und jetzt sollten sie einfach wieder gehen? Doch ehe jemand irgendetwas sagen konnte, wurden alle von Molly Weasley verscheucht, die eine leise Ahnung hatte, was mit dem Jungen los war. Sie warf Harry noch ein warmes Lächeln zu und verschwand mit den anderen. Jetzt waren alle weg. Alle, außer Ron und den Zwillingen, die immer noch im Türrahmen standen und gerade Anstalten machten einzutreten. Doch wurde dies durch ein Kissen verhindert, das mit unglaublicher Präzision genau in Rons Gesicht landete. Dies war wohl Zeichen genug, dass sie gehen sollten, da Harry bereits nach dem nächsten griff. Eiligst verschwanden die drei rothaarigen Brüder und ließen Harry mit Hermine allein… Nun ja, fast. Denn auch Ginny befand sich noch im Raum. Doch hatte Harry nichts dagegen einzuwenden. Beruhigend hielten die zwei Harry im Arm und warteten darauf, dass er anfangen würde zu reden. Was auch nach einiger Zeit der Fall war. „I… Ich… Hermine… Ich blute…“, kam es zögernd von Harry, der weder Ginny noch Hermine in die Augen sah, sondern stur auf seine Decke. Auf diese Worte hin runzelten die beiden Mädchen die Stirn und blickten sich an. ‚Was meint er damit? Er blutet… Oh… Könnte es sein…?’ Beide sahen sich an und wussten, dass die jeweils andere denselben Gedanken hatte. „Harry,“, fing Hermine behutsam an, „wo blutest du denn?“ Harry schluckte und wurde rot. Mit einem stummen Nicken deutete er auf seine unteren Regionen. Dies bestätigte die Vermutung, die Hermine und Ginny hatten. Beide seufzten. „Harry, das ist nicht schlimm… Es ist ganz normal. Komm, wir gehen ins Bad, dort kannst du dich sauber machen und wir erklären dir, was du in einem solchen Fall tun musst. Einverstanden?“, sprach Hermine sanft auf Harry ein und strich ihm beruhigend über den Rücken. Nach einem zögerlichen Nicken von Harry erhob sie sich und half Harry auf. Langsam und stumm gingen die beiden vor, während Hermine zurück blieb, um frische Kleidung für Harry zu holen, da er bestimmt nicht in vollgebluteter Kleidung weiterschlafen würde. •~°~°~°~• Als Harry eine Stunde später wieder in seinem Bett lag war er recht blass. Hermine und Ginny hatten ihm ganz genau erklärt was er tun musste, wenn er… seine… Periode hatte. Und auch in welchem Rhythmus sie kommen würden und welche Begleiterscheinungen es mit sich brachte. Daran hatte er gar nicht gedacht, als er die Umwandlung beschlossen hatte. Zu seiner Schande musste er zugeben, dass er sehr wenig über die Folgen nachgedacht hatte. Doch jetzt war es zu spät. Müde seufzte er. Das Leben als Frau würde doch schwerer werden als erwartet. Doch das würde er überstehen! Ein leises Gähnen entwich ihm und seine Augenlider wurden immer schwerer. Ehe er noch einen weiteren Gedanken fassen konnte, war er eingeschlafen. Und diesmal ohne die Stimme, die ihn zu sich rief. Denn das erste Mal seit langer Zeit schlief er ohne zu träumen. Es schien so, als hätte ihn der Schock doch sehr ausgelaugt. Doch am nächsten Tag würde er wieder fit sein. Denn dann würde er nach Hogwarts zurückkehren. Doch wenn er wüsste, was noch alles geschehen würde, wäre er wohl lieber hier geblieben. Doch er wusste es nicht. Und so kam der Zeitpunkt der Abfahrt immer näher. Immer näher, genauso wie der Sonnenaufgang. ~~~~~~•~°~°~°~•~~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)