Die Entscheidung - Ein Leben, zwei Wege von Kriska (Welchen wirst du wählen?) ================================================================================ Kapitel 26: Schöne Momente… oder auch Ruhe vor dem Sturm… --------------------------------------------------------- ~~~~~~•~°~°~°~•~~~~~~ Kapitel 26 Schöne Momente… oder auch Ruhe vor dem Sturm… Silbergrauer Nebel wirbelte umher, formte Figuren für die Dauer eines Augenblicks und zerbarst genauso schnell wieder. Ließ Gestalten erahnen, doch nie wirklich erkennen. Gab Gewissheit und doch wieder nicht… Gedankenverloren sah Albus Dumbledore diesem sich immer wiederholenden und nie enden wollendem Schauspiel zu. Diese immerwährende Bewegung in einem gleichmäßigen Ablauf und Rhythmus, der niemandem außer dem Objekt selbst bekannt war, hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn. Es half seinen Gedanken Ruhe zu finden und das wesentliche zu erkennen, wenn er den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sah.  Ruhe… ja, dies war etwas, das er ersehnte, jedoch unmöglich war. Der Blick des alten Zauberers glitt zum Stapel am Rande seines Schreibtisches und ein Seufzen entwich seinen Lippen. Er hatte die letzten Stunden damit verbracht die Berichte des Ordens, sowie des Ministeriums durchzugehen. Es schien als würden die Todesser sich wieder regen. Am gestrigen Tag war ihnen eine kleine Muggelsiedlung im Süden des Landes zum Opfer gefallen. Es gab keine Überlebenden. Niemand konnte den wütenden Zauberern und Hexen entgehen. Die wehrlosen Menschen wurden gnadenlos niedergemetzelt… und dabei wurden keine Unterschiede gemacht. Ob nun jung oder alt, Frau oder Mann, es war den Todessern gleich. Die als minderwertig eingestuften Muggel mussten ausgelöscht werden. Müde strich sich Albus über die blauen Augen. Ja, es fing also wieder an. Doch welche Taktik verfolgten ihre Gegner? Dies war die alles entscheidende Frage, denn sie kamen nicht dahinter… „Was hast du nur vor, Tom…“, leise kamen die Worte über die Lippen des Direktors während er an die gegenüberliegende Wand blickte, ohne etwas zu sehen. Doch er wusste er würde keine Antwort darauf bekommen. Er konnte nur hoffen, dass sie in der Lage sein würden ihm die Stirn zu bieten… und die Zahl der Opfer so gering wie möglich zu halten. Apropos Opfer, da war doch noch was… Ein leichtes Lächeln verdrängte den besorgten und ernsten Ausdruck in Albus Gesicht und ein leichtes Funkeln ersetzte den müden Schatten, der über seinen Augen lag, als seine Gedanken zu dem Geschehen von vor ein paar Minuten glitten. Denn ein bestimmter schwarzhaariger Tränkemeister, den er zu sich gerufen hatte, sah sich eindeutig als Opfer… Opfer der Inkompetenz der Schüler… sowie der Idiotie der Gryffindors. Normalerweise hätte Albus den Mann mit einem sanftem Lächeln beschwichtigt und eine Tasse Tee sowie ein Zitronenbrausebonbon zur Beruhigung angeboten, denn es wäre nicht das erste Mal, dass Severus Snape etwas in dieser Art von sich verlauten ließe. Doch nicht dieses Mal. Denn das Äußere des Mannes ließ ihn einige Augenblicke verdutzt und sprachlos den Tränkemeister anstarren. Der normalerweise so distanzierte und kühle Mann, hatte vor Wut gebebt, während Albus immer noch verdutzt jede Kleinigkeit am Professor wahrnahm. Das Ruß geschwärzte Gewandt, sowie die normalerweise blasse Haut, die ebenfalls deutliche Ruß-Spuren aufwies. Die Harre waren vollkommen zerzaust. Alles in allem bot der, ohnehin schon furcht einflößende Mann, einen beängstigenden Anblick. Flüchtig kam in Albus die Frage auf wie viele Schüler der Schwarzhaarige wohl auf dem Weg zum Büro fast zu Tode erschreckt hatte. Wahrscheinlich waren es sogar mehr als sonst. Nur mühsam konnte er sich ein Schmunzeln verkneifen. Nachdem er den zornigen Mann soweit beruhigte wie es in seiner Macht lag – bedauerlicher weise war es nicht gerade viel und ihm taten die Schüler, die ihn in den nächsten Stunde haben würden schon jetzt leid – verabschiedete er sich von ihm. Sie würden ein andermal besprechen, weswegen Albus ihn hergerufen hatte. Denn in der momentanen Stimmung, in der der Schwarzhaarige war, wäre es wohl nicht so gut ihn auf ein bestimmtes Thema anzusprechen... Besonders da es zum Teil Auslöser für Severus schlechte Laune war – was ihm jedoch nicht bewusst war. Leicht schmunzeln lehnte sich Albus in seinem Schreibtischstuhl zurück und schloss seine Augen zur hälfte. So, so, Harry hatte also einen Trank explodieren lassen… Also fiel dem Jungen das Fach immer noch schwer. Und Severus hatte wieder mal einen Grund Gryffindor Punkte abzuziehen. ‚Severus…’ Die Miene des weißhaarigen Zauberers wurde schlagartig ernst. ‚Er schöpft langsam Verdacht… es würde mich nicht wundern wenn er bald dahinter kommt. Es ist äußerst schwer etwas von ihm Geheim zu halten… dafür merkt er so etwas zu schnell… ist ein zu guter Spion…’ Ja, Albus wusste das Severus spionierte… und zwar für beide Seiten… nicht nur ihm war das bewusst… es war unwahrscheinlich, dass es Tom verborgen blieb… genauso sehr unwahrscheinlich, wie dass Severus der Annahme war, dass den zwei Anführern nicht klar war, auf welcher Seite er stand… nämlich auf seiner eigenen. Sollte er erfahren was mit Harry war, würde es nicht lange dauern bis auch ihre Gegner es wussten… An dieser Stelle machten seine Gedanken einen Umschwung und richteten sich vollkommen auf sein Sorgenkind. Harry… Aylin… Täglich beherrschten die Grübeleien über ‚den-Jungen-der-lebt’ sein Denken. Seine Gedanken drehten sich im Kreis und kamen nicht voran. Er fand keine Lösung für den jetzigen Zustand des Jungen… oder besser gesagt des momentanen Mädchens. Zumindest kam er… sie zu Recht und noch niemand hatte entdeckt um wen es sich bei ‚Aylin Dursley’ in Wirklichkeit handelte. Er konnte nur hoffen, dass es auch so bleiben würde. Und so lange Harry dabei glücklich war und nicht in die, nach Sirius Tod erwartenden, Depressionen verfiel, war es ein zumindest zeitweise akzeptabler Zustand. Flüchtig erschien vor seinem inneren Auge das Bild, das sich ihm am gestrigen Tag geboten hatte: Aylin am Arm eines großen dunkelhaarigen Mannes… der eine recht düstere Ausstrahlung hatte... Sollte er sich deswegen Sorgen machen… sollte er eingreifen? Wer wusste schon wer dieser fremde Zauberer war… Noch ehe Albus wirklich den Entschluss fassen konnte, dass er eingreifen sollte, verwarf er den Gedanken wieder. Denn er rief sich wieder in Erinnerung, wie das Mädchen gelächelt hatte… den Ausdruck der grünen Augen… Und wieder entfloh ein Seufzen dem alten Mann, noch bevor er es verhindern konnte. Es wurde alles langsam aber sicher immer komplizierter. Auch bezweifelte er, dass dies sich in Zukunft ändern würde. Die blauen Augen des Direktors fixierten wieder die Kugel, vor ihm, in der silbergraue Nebel immer noch unermüdlich in Bewegung war. Was die Zukunft auch mit sich bringen würde, er konnte es nicht beeinflussen. Abwarten war das einzige was ihm übrig blieb… •~°~°~°~• Abwarten… dies musste Aylin, wohl oder übel, auch. Zähneknirschend harrte sie die restliche Schulwoche aus, und es schien ihr, als würden die Tage bis zum Wochenende nicht enden wollen. Auch so manches Ereignis ließ die Zeit nicht schneller vorüber gehen. So brachte Aylin endlich das Gespräch mit Ron und seiner Schwester hinter sich, in dem sie die beiden Weasleys über die Wette mit Draco Malfoy aufklärte. Die schiefen Blicke, die sie nach ihrer Erklärung erntete, zeigten deutlich, dass sie an ihrem Verstand zweifelten. Denn wer bei klarem Verstand ging schon eine Wette mit einem Slytherin ein… vor allem mit dem Slytherin! Doch nach einigen Minuten in denen sie Rons ungläubigen und Ginnys schadenfrohen Bemerkungen zuhörte, geschah das unvermeidliche… sie sprachen sie auf das Date an… und die Tatsache, dass man sie mit jemandem gesehen hatte… jemandem, der eindeutig kein Schüler Hogwarts war. Von diesem Moment an, wandte sich auch Hermines Interesse dem Gespräch zu, denn sie wurde bei Erwähnung des ‚Fremden’ hellhörig. Neugierig geworden klappte sie ihr Buch zu und setzte sich neben die anderen. Es könnte ja sein, dass es sich bei dem fremden um Tom handelte… und überhaupt, war die Schwarzhaarige in den letzten Tagen nicht etwas… lebendiger? Fröhlicher? Könnte es daran liegen, dass sie Tom wieder gesehen hatte? Doch leider wich Aylin den Fragen aus und wenn sie antwortete, dann eher kurz angebunden. Nach einer Weile gaben sich Ron und Ginny damit zufrieden, aber auch nur, da ihnen bewusst war, dass sie keine weiteren Antworten bekommen würden. Unsicher hatte Aylin Hermine angesehen, ein schiefes Lächeln auf den Lippen. Einige Sekunden sah die Braunhaarige sie an bevor ihr ein Geistesblitz kam. Der Umhang! Stumm formte sie mit den Lippen nur ein einziges Wort, im vollen Bewusstsein, dass die Schwarzhaarige es verstehen würde: "Seiner?" Das knappe Nicken, das sie daraufhin erntete, brachte Hermine zum lächeln. Also hatte sie mit ihrem Vermutungen – was, oder besser gesagt wer, für ihren Meinungsumschwung verantwortlich war - recht gehabt. Tja, dies gehörte wohl zu den angenehmen Ereignissen der Woche. Weniger angenehm waren die darauf folgenden Stunden beim Tränkemeister. Ob nun in Zaubertränke oder in Verteidigung der dunklen Künste, der Hauslehrer der Slytherin hatte es auf die Gryffindor abgesehen und nutzte jede Chance ihr Punkte abzuziehen oder sie fertig zu machen. Es schien, als würde er ihr die Sache mit dem explodierendem Trank ernsthaft übel nehmen… sogar der blonde Slytherin erntete so einige spitze Bemerkungen sowie böse Blicke. Man musste nicht erwähnen, dass in Zukunft Draco derjenige war, der die Zutaten in die Tränke warf und Aylin sich ausschließlich darum kümmerte die Kräuter zu schneiden. Keiner von beiden wollte den Mann noch einmal so sehr in Rage treiben, wie es in der Doppelstunde am Montag der Fall war. Dies nahmen sie sich zumindest vor, doch ob sie das auch wirklich einhalten konnten, stand in den Sternen… Doch wie bereits erwähnt schenkte Aylin dem ganzen Geschähen weniger Beachtung als, dass sie es sonst tun würde. Wie auf glühenden Kohlen sitzend, brachte sie die letzten Unterrichtsstunden am Freitagnachmittag hinter sich und war als eine der ersten aus dem Klassenzimmer für Geschichte verschwunden. Ihre, sich verwirrt anblickenden, Freunde blieben zurück. Nach einigen Sekunden machten sich auch Ron und Hermine daran den Raum zu verlassen um zum Abendessen in die Große Halle zu gehen. Dabei sprachen sie leise über das sonderbare Verhalten ihrer Freundin. Seit wann war sie denn so hibbelig? Zwar war ihnen das schon in den letzten Tagen aufgefallen, doch ihr heutiges Gebaren stellte alles bisher gewesene in den Schatten. Musste man sich Sorgen um sie machen? Immer noch leise spekulierend was denn mit Aylin los war - wobei Hermine einen äußerst zutreffenden Verdacht hatte – betraten die beiden die Große Halle und sahen das Objekt ihrer Gesprächsthemen leicht zappelig am Tisch sitzen  und in ihrem Essen herumstochern, ohne wirklich etwas zu sich zu nehmen. Mit hochgezogenen Augenbrauen warfen sich Aylins beste Freunde noch einen kurzen Blick zu, bevor sie sich der Schwarzhaarigen gegenüber nieder ließen. Die schwarzhaarige Gryffindor bemerkte nicht einmal, dass Ron und Hermine platz nahmen, genauso wenig wie sie merkte, dass ihr vom Slytherintisch amüsierte Blicke zugeworfen wurden. Und Snapes observierenden Blick nahm sie schon seit Wochen nicht mehr zu Kenntnis. Zu sehr war sie in Gedanken, die sich hauptsächlich um den am Montag empfangenen Brief, sowie den morgigen Tag drehten. Daher war die Rückkehr in die Realität doch recht unsanft, als sie plötzlich einen stechenden Schmerz an der rechten Hand spürte. Leicht fluchend und sich die schmerzende Stelle reibend blickte sich die Gryffindor nach dem Übeltäter, der sich auf was gefasst machen konnte, um. Doch keiner der verblüfft dreinschauenden Gryffindors schien verantwortlich zu sein. Leicht runzelte Aylin die Stirn. Sie hatte sich den Schmerz doch nicht bloß eingebildet! Ein leises Schuhuhen lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die dunkle Eule, die genau vor ihr auf dem Tisch hockte und sie mit bernsteinfarbenen Augen fixierte. Einige Sekunden war Aylin verwirrt. Saß die Eule schon die ganze Zeit dort? Ehe die Gryffindor abermals in Gedanken versinken konnte kniff das gefiederte Tier sie nochmals schmerzvoll in die Hand, forderte dadurch die ihr zustehende Aufmerksamkeit. Leicht sauer fixierten die grünen Augen das Tier, bis ihr etwas auffiel. Das Gefieder… Hedwig! „Ach du Sch-… tut mir Leid meine Süße, ich scheine noch geschlafen zu haben…“, entschuldigend lächelte das Mädchen die ehemalige Schneeeule an und strich ihr sanft durch das Gefieder. Hedwig plusterte sich nur etwas auf und gab einen fast schon schmollenden Laut von sich – doch schien sie die Entschuldigung zu akzeptieren. Auffordernd streckte sie ihrer Besitzerin ein Bein entgegen an dem – bisher unbemerkt – ein Brief befestigt war. Schnell kam Aylin der Aufforderung ihrer Eule nach um nicht eventuell einen weiteres Zwicken zu provozieren. Kaum hatte sie den Brief vom Bein gebunden erhob sich Hedwig in die Lüfte und verschwand in Richtung Eulerei. Der Eule einen letzten Blick zu werfend, öffnete sie langsam den Brief und las ihn sich durch. Erst beim zweiten Durchlesen wurde der jungen Hexe richtig bewusst was auf dem Pergament stand und ein fröhliches wie auch erleichtertes Grinsen bildete sich auf ihrem Gesicht. Als sie den Kopf hob und zu ihren Freunden blickte, sah sie dass diese sie bereits interessiert musterten. „Von wem ist der Brief?“, kam es neugierig von Ron. „Von Moony… er ist heute wieder zurück gekommen und würde mich morgen gerne treffen.“ Jetzt verstanden die anderen beiden Aylins Reaktion, war Remus doch ein wunder Punkt. Doch war dies nun der endgültige Beweis dafür, dass er es zu akzeptieren schien. „Das ist schön. Ich freu mich für dich.“, lächelte Hermine ihre Freundin an während Ron zustimmend nickte. Das Grinsen der Schwarzhaarigen wurde breiter. Und wie schön das war! „Das ist es! Dann können wir morgen- … ohoh… nicht doch!“, die zuerst fröhliche Stimme wurde plötzlich entgeistert. Unvermittelt ließ die Schwarzhaarige ihren Kopf gegen die Tischplatte krachen. Überrascht sahen ihre Freunde sie jetzt an. Was war denn jetzt schon wieder kaputt? Gerade eben hatte sie sich noch riesig gefreut und jetzt diese bestürzte Reaktion? „Aylin? Alles Ok?“, kam es zögerlich von Ginny, die neben der Dunkelhaarigen saß und der Konversation bisher wenig Beachtung geschenkt hatte, da sie mit Neville beschäftigt war. „Nichts ist Ok!“, kam die Antwort gedämpft und in einem leicht weinerlichen Ton. „Und wieso auf einmal? Hast du angst, dass er dir den Kopf abreißt?“, kam es spöttisch von der jüngsten Weasley. „Haha… wenn es doch nur so wäre! … Ich hatte eigentlich schon was für morgen vor…“ „Was denn?“, fragte ein verwirrter und neugieriger Ron. Doch die einzige Antwort die der Rothaarige darauf bekam, war ein gequältes Schnauben. „Aylin?“ Die fragende Stimme Hermines ließ die Schwarzhaarige zögerlich aufblicken und geradewegs in rehbraune Augen sehen. „Tom?“, fragte die Brünette ohne, dass ein Ton über ihre Lippen kam. Aylin verzog leicht das Gesicht, bevor sie nickte. Was sollte sie jetzt machen? Wem von beiden absagen? Remus? Dem Menschen, bei dem es ihr sehr wichtig war, dass sie einander verstanden und er sie akzeptierte? Dem Menschen, dessen Abweisung sie sehr verletzte? Oder Tom? Dem Mann, den sie nicht kannte… der sie nicht kannte. Dem Menschen, bei dem sie nicht wusste was sie fühlte… was er fühlte… Den sich trotzdem wieder sehen wollte… Und wieder musste sie eine Entscheidung treffen, die ihr nicht einfach fallen würde. Eine Entscheidung, die vielleicht unwichtig erschien, doch noch weit reichende Folgen nach sich ziehen konnte… Was Aylin jedoch nicht wusste… es gab noch eine Möglichkeit und bevor sie vollkommen verzweifelte, würde man sie darauf hinweisen. Doch bis dahin würde sie wieder einmal mit dem Schicksal hadern und alle möglichen Götter dafür verfluchen, dass sie ihren Spaß mit ihr trieben. •~°~°~°~• Ein letztes Mal blickte sich Aylin um, um sicher zu gehen, dass sie alles hatte, was sie brauchte, bevor sie sich auf den Weg nach Hogsmeade machte, um von dort aus in den Tropfenden Kessel zu flohen, wo sie auch bereits Remus in Empfang nehmen würde. Ja, sie würde sich mit Remus treffen… und anschließend mit Tom. Ganz nebenbei würde sie Remus als Alibi verwenden können, um nicht jedem auf die Nase zu binden, dass sie sich mit jemandem traf… Die würden das ja glatt als Date bezeichnen! 'Was es definitiv nicht ist!', versuchte sie sich zumindest einzureden. Und wie sie auf diesen genialen Einfall kam? … Überhaupt nicht. Hermine hatte sich nach einigen Stunden erbarmt und der, kurz vor der Verzweiflung stehenden, Schwarzhaarigen das offensichtliche klar gemacht: Dass sie keines der treffen absagen musste. Zuerst wurde die Muggelgeborene nur ungläubig angestarrt bevor sich die Dunkelhaarige mit der flachen Hand gegen die Stirn schlug und die grünen Augen zu strahlen begannen. Manchmal fragte sich Aylin wirklich, wie sie nur so… nun ja… begriffsstutzig sein konnte. Doch keine Antwort erwartend, freute sie sich einfach nur auf den Tag und genoss die leichte Nervosität und – warum auch immer vorhandene – freudige Erwartung. •~°~°~°~• Stumm saßen sich Aylin und Remus in einem Cafe der Winkelgasse gegenüber, beide in Gedanken versunken. Die zwischen den Beiden vorherrschende Stille war befangen und schien nicht überbrückbar zu sein, wurde nur das geschäftige Treiben des Geschäfts unterbrochen. Der Blick der Schwarzhaarigen war starr auf ihre, in ihrem Schoss verkrampften, Hände gerichtet. Sie wagte nicht die Stille zu durchbrechen. Aus Unsicherheit… aus Angst etwas Falsches zu tun… Remus hatte sie recht neutral empfangen… und dies war der Punkt. Sie konnte die Situation nicht einschätzen, hatte sie doch nach dem Brief ein etwas anderes Verhalten erwartet – zwar nur unbewusst, doch voller Vorfreude. Und nun? Sie saß da wie ein eingeschüchtertes Kleinkind, traute sich nicht etwas zu sagen, sich zu rühren… So viel zu ihrem eigentlichen – recht ungezügeltem – Temperament. Und dem so hoch gelobtem Gryffindormut… Doch sie musste irgendetwas tun, sie konnten doch nicht den ganzen Tag so sitzen bleiben. So kratzte Aylin – trocken schluckend – ihren Mut zusammen und wollte ihren Gegenüber ansprechen als sie plötzlich stockte. Wie sollte sie ihn ansprechen? Mit Remus? Mit Professor Lupin? Er hatte ihr zwar bereits das du angeboten, doch war seither viel geschehen… Der Werwolf blickte nachdenklich aus dem großen Fenster zu seiner rechten Seite. Deutlich konnte er die innere Unruhe des Mädchens neben sich spüren, doch musste er sich selbst zuerst sammeln, bevor er ihr helfen konnte… was er wirklich tun wollte. Er hatte lange gebraucht um mit allem klar zu kommen, sich selbst und die anderen zu verstehen… um zu begreifen, was sein Verhalten für Auswirkungen hatte. Ja, man konnte sagen, dass er sein Verhalten bereute, doch was geschehen war, war geschehen. Es brachte nichts wenn er sich jetzt Vorwürfe deswegen machen und sich verkriechen würde. Nein, das würde wirklich nicht viel nützen. Das, was er jetzt tun musste, war über seinen Schatten zu springen und zu versuchen alles wieder ins Reine zu bringen… Doch leider war es leichter gesagt als getan. Und es war schwer einen Anfang zu machen… Nach einer weiteren viertel Stunde die Schweigend verging und in der eine junge Kellnerin ihnen ihre Bestellungen – einen schwarzen Tee für Remus und eine heiße Schokolade für Aylin – brachte, entkam Remus ein leises Seufzen und der Werwolf fuhr sich mit der rechten Hand durch die Haare, schloss die Augen für einen kurzen Augenblick. Das Seufzen brachte Aylin dazu mit dem krampfhaften Kneten ihrer Hände inne zu halten und vorsichtig zu Remus rüber zu blicken. Und es dauerte nicht lange bis die goldbraunen Augen des Mannes sie fixierten. „Ich mache es uns beiden nicht gerade leicht, oder?“, kam es leise und mit einem etwas gequält wirkendem Lächeln vom Werwolf. Stumm erwiderte Aylin den Blick, wusste nicht so genau was sie antworten sollte. Sollte sie ‚nein’ sagen? Oder ‚ja’? Sie konnte ihn doch etwas verstehen, obwohl sein Verhalten sie verletzt hatte. Durfte sie es ihm eigentlich übel nehmen? Aylins Gedankengänge waren nicht gerade aufschlussreich, genauso wie ihre Antwort auf die Frage. Ein Nicken, das zu einem Kopfschütteln wurde und von einem Schulterzucken begleitet wurde, musste dem Werwolf genügen. Leise lachend schüttelte Remus den Kopf. „Also hab ich dich mit meinem Verhalten so sehr irritiert und eingeschüchtert?“ – ‚…und verletzt…’, fügte Remus in Gedanken hinzu. Auf diese leise gestellte Frage, fast schon Feststellung, konnte die Schwarzhaarige nicht eingehen. Er hatte Recht, doch was sollte sie darauf Antworten? ‚Ja, hast du!’? Und was dann? Schuldvorwürfe waren nicht angebracht. Deswegen schwieg sie. Wieder seufzte Remus und durchbrach dadurch die Stille, die abermals aufkommen wollte. „… Ich wollte mich bei dir entschuldigen…“ Verblüfft hob Aylin den davor gesenkten Kopf und starrte Remus mit großen überraschten Augen an. Er wollte sich entschuldigen? Für was? „… für mein Verhalten… Bei Merlin, ich weiß dass es falsch war… dass es kindisch war…“, fahrig strich sich der Mann nach diesen Worten mit beiden Händen über das Gesicht und die Haare, versuchte die Fassung zu bewahren um weiter sprechen zu können. Um dem Kind vor sich nicht noch weiter weh zu tun. „… doch ich bin nur ein alter Mann und diese plötzliche Veränderung war wohl zu viel für mich…“, ein schwaches Lächeln begleitete diese Worte. Nach einer kurzen Pause, sah Remus Aylin fest in die Augen, damit sie die Ernsthaftigkeit seiner Worte sehen konnte. Dass er dies nicht nur so sagte – auf Befehl Dumbledores oder sonst wem – sondern weil es ihm wichtig war und es der Wahrheit entsprach. „Doch dies spielt keine Rolle und ist auch keine Entschuldigung… Das wichtigste ist jetzt, dass es dir gut geht… und vielleicht… vielleicht wirst du mir irgendwann mein Verhalten verzeihen können… irgendwann…“ Immer noch sagte Aylin kein Wort, sah nur in die sie fixierenden Augen. Deutlich konnte sie in ihnen Reue erkennen, sowie Schuldgefühle. Es tat ihm Leid… sollte das bedeuten, dass er nicht auf sie wütend war, wie sie es angenommen hatte? „… heißt das etwa, dass du nicht sauer auf mich bist?“, sprach sie ihre Gedanken zögerlich aus. Remus blinzelte verwirrt. „Sauer? Ich? Auf dich? Nein! Wenn ich auf jemandem sauer bin, dann auf mich!“, platzte es ungewohnt heftig aus Remus raus. Und genau diese ungewohnte Vehemenz brachte Aylin dazu, sich endlich zu entspannen und lockte ihr ein kleines Lächeln hervor, das auch erwidert wurde. „Du dachtest wirklich dass ich auf dich wütend bin… Ich habe überreagiert, es war einfach nur zu viel auf einmal geschehen…“, flüsterte Remus leise. Und Aylin verstand. Es war nicht nur die Tatsache, dass sie sich verändert hatte, sondern die vorhergehenden Geschehnisse. Die Unruhen in der Zauberbevölkerung, nachdem bekannt wurde, dass Voldemort zurück war, die Aufträge für den Orden, dazu die monatliche Verwandlung zum Vollmond … und der Verlust von Sirius… Trocken musste Aylin schlucken. Sirius… Es war das erste Mal seit Monaten, dass sie an ihn dachte… und es kam alles wieder hoch… Der Schmerz… Die Trauer… Die Schuld… Die Verzweiflung…  Alles kam wieder hoch, und das in nur einem Bruchteil einer Sekunde… Bevor sie wieder in der altbekannten Verzweiflung versinken konnte, bewahrte sie eine plötzlich vor ihr auftauchende Hand davor. Verwirrt blinzelnd starrte sie sie an und blickte dann in das Gesicht des Besitzers der Hand… Remus. Der Mann hielt ihr seine Hand hin, in einer Geste des Trostes und der Anteilnahme. In seinem Gesicht konnte sie Verständnis, sowie dieselbe verzweifelte Trauer erkennen, die sie selbst fühlte… wenn die seine nicht sogar größer war. Traurig lächelnd ergriff sie die dargebotene Hand und spürte den sanften, warmen Druck, der langen Finger. Der Werwolf musste wohl gespürt haben, dass sie kurz davor war in ihrer Trauer zu versinken und wollte ihr helfen den Schmerz zu ertragen… hatte er selbst doch auch mit derselben Pein zu kämpfen. Wer konnte sie wohl besser verstehen als er? Dankbar blickte sie in die – nun vor Trauer – dunklen Augen. Sie benötigten keine Worte, nicht jetzt. Sie würden sich einfach der Trauer hingeben und sich gegenseitig Trost spenden. Sie würden endlich das tun, das schon längst notwendig war jedoch resolut unterdrückt wurde. Trauern… Nach endlosen Minuten oder auch länger, in denen Remus Aylins Hand hielt und beide in Gedanken versunken waren, beschloss Remus das Schweigen zu durchbrechen. „Aylin?“ Fragend blickten die grünen Augen auf. „Hast du heute noch etwas vor?“, stirnrunzelnd musterte der Werwolf die Gryffindor. „Wie bitte?“, verdutzt sah die Schwarzhaarige in das musternde Gesicht Remus’. Wie kam er denn plötzlich darauf? Nun ja, dies nannte man wohl einen abrupten Themenwechsel. „Ob du dich heute noch mit jemandem Treffen willst? Du siehst richtig schick aus.“ Diese Worte und Aylins darauf folgende Reaktion ließen auch noch den Rest der bedrückenden und traurigen Stimmung verschwinden. Nach dem Aylin realisierte was Remus gesagt hatte, entgleisten ihr zuerst die Gesichtszüge, bevor sich ihre Wangen röteten. Schick? Sie war doch nicht schick angezogen! Wieso sollte sie auch! „Ja, ich wollte anschließend noch jemanden treffen. Und nur so neben bei, ich sehe nicht schick aus, sondern genauso wie immer!“, kam es von der leicht angesäuerten Gryffindor und vergaß dabei vollkommen, dass sie eigentlich verschweigen wollte, dass sie Tom – oder überhaupt jemandem außer Remus – treffen wollte. Remus musste grinsen. Aha, da hatte er wohl einen Punkt getroffen an dem sie leicht empfindlich war. Und die Röte in ihrem Gesicht wirkte etwas verdächtig. „Mit wem?“, war die schlichte Frage die nach Aylins kleinem Ausbruch folgte. Und genau diese Schlichtheit brachte die Schwarzhaarige wieder zur Ruhe. Ernst sah sie in die Augen von Remus, bevor sie mit genauso ernster Stimme antwortete: „Wenn ich dir das sage, wirst du wieder nicht mit mir reden. Und das will ich nicht. Es tut mir Leid, dass ich es dir nicht sagen kann.“ „Schon gut, du musst es mir nicht sagen. Ich habe das ja auch verdient, nicht?! Vielleicht wirst du es mir irgendwann sagen können.“ Das schiefe Lächeln auf Remus Lippen, zeigte ihr dass er es verstand und es ihr nicht übel nahm. Sie konnte nicht sagen wie erleichtert sie darüber war. „Aber wenn etwas sein sollte, kannst du zu mir kommen, das weißt du doch, oder?“ Lächelnd nickte Aylin. Zwar war noch nicht alles in Ordnung, doch es würde schon noch werden. Der erste Schritt wurde gemacht. Das Vertrauen war noch nicht ganz wieder hergestellt, aber was hatte sie denn erwartet? Mit dem was geschehen war, war sie mehr als nur zufrieden. Und so tat sie das, was sie für richtig hielt. Sie verbrachte die restliche Zeit, die sie mit Remus hatte, mit einem Gefühl der Erleichterung und Freude. •~°~°~°~• Hastig rannte Aylin die Straße entlang. Ihr Ziel: Muggellondon. Vor wenigen Minuten hatte sie zufällig auf ihre Uhr geblickt und einen riesen Schock erlitten. Es war nach vier Uhr nachmittags… und um vier wollte sie sich mit Tom treffen. Eilig hatte sie sich von Remus verabschiedet und war davon geeilt. Einen leicht verdutzten und ihr schief lächelnd hinterher blickenden Remus zurücklassend. Sie war spät dran und konnte nur hoffen, dass Tom noch auf sie warten würde und nicht einfach – in der Annahme dass sie nicht kommen würde – ging. Bei diesem Gedanken beschleunigte die Gryffindor abermals ihr Tempo und ignorierte dabei die Muggle, die sie anrempelte und die ihr wütend hinterher sahen. Als Aylin vor dem kleinem Café – welches Parvati, Lavender und sie vor Halloween aufgesucht hatten – ankam, musste sie erst einmal tief Luft holen und zur Ruhe kommen. Die Arme auf den Oberschenkeln abstützend beugte sie sich etwas vor um besser Luft zu bekommen. Nach einigen Augenblicken – in denen sich ihr Atem stabilisierte – hob sie den Kopf leicht an und blickte sich um, auf der Suche nach einem bestimmten Schwarzhaarigen. Doch Fehlanzeige. Sie konnte ihn nirgendwo sehen. Frustriert und enttäuscht ließ sie den Kopf wieder sinken. Sie kam zu spät… Tom war schon weg… Leicht biss sich Aylin auf ihre Unterlippe. Na toll! Da hatte sie sich also so sehr verquatscht, dass sie Tom verpasst hatte. Sie könnte sich vor Wut und Enttäuschung selbst in den Hintern treten. Seit wann war sie denn geschwätzig? So was war ihr bisher doch noch nie passiert. Weder als Aylin, noch als Harry. So in Gedanken versunken bekam sie nicht mit, dass plötzlich ein Schatten auf sie fiel und sich jemand neben ihr aufbaute. Auch entging ihr, dass sie angesprochen wurde, so sehr war sie in ihre Grübeleien vertieft. Erst das leichte Antippen an ihrer Schulter ließ sie aufblicken um den Störenfried anzuschnauzen. Doch kam sie nicht dazu etwa zu sagen, denn sie blickte geradewegs in ein blasses Gesicht mit schwarz-braunen Augen. Das einzige wozu sie im Moment noch fähig war, war ihren Gegenüber verdattert anzublicken. Tom hob nur fragend eine seiner fein geschwungenen Augenbrauen. Was war denn mit der Kleinen los? Zuerst kam sie zu spät, dann ignorierte sie seine Versuche ihre Aufmerksamkeit zu erlangen und als ihm das doch noch gelang, starrte sie ihn einfach nur verblüfft an. Das Mädchen konnte durchaus sehr irritierende Verhaltensmerkmale aufweisen. „Du bist spät dran, Püppchen.“, kam es trocken von Tom. Verwirrt blinzelte Aylin, als Toms Worte sie aus ihrer Starre rissen. Schnell richtete sie sich auf und stemmte die Arme in die Seiten, funkelte den Schwarzhaarigen an. „Und du? Was fällt dir ein, mir so einen Schrecken einzujagen! Lass das gefälligst!“ „Schrecken einjagen? Hast du gedacht ich wäre bereits weg, weil du unpünktlich bist?“, Toms Stimme war teils amüsiert teils spöttisch. Er konnte gar nicht sagen wie sehr es ihm Spaß machte die Schwarzhaarige zu ärgern. „Keine Sorge, so was passiert schon nicht. Du bist eine Gryffindor, von dir erwarte ich gar nichts anderes!“, leise lachend schlang er einen Arm um Aylins Schultern und dirigierte sie in die Richtung, in die er gehen wollte. Die Augen der Schwarzhaarigen verengten sich während sie Toms Arm ignorierte – sowie das Gefühl, das durch diese Berührung aufkommen wollte. Machte sich der Kerl gerade über sie lustig? „Was soll das denn nun schon wieder heißen? Ja, ich bin eine Gryffindor, doch was hat das damit zu tun?“, brauste die Grünäugige auf. Das Gesagte brachte ihr jedoch nur ein spöttisches Lächeln ein. „Das hat was damit zu tun, dass Gryffindors schon fast chronisch zu spät kommen.“ „Und woher willst du das denn wissen?“, schnaubend verschränkte das Mädchen die Arme vor der Brust. Wieder erklang ein spöttischer Laut vom Schwarzhaarigen. „Na, weil ich vielleicht auch mal ein Schüler Hogwarts’ war?“, kam es in einer Tonlage von Tom, die man schon fast als neckisch bezeichnen konnte. Verblüffte smaragdgrüne Augen blickten zu ihm auf. Er war ein ehemaliger Hogwartsschüler? Irgendwie… war ihr der Gedanke noch nie gekommen… allgemein hatte sie sich wenig Gedanken über ihn gemacht… einfach alles geschehen lassen… „Du warst auch in Hogwarts?“ Ein Nicken war die einzige Antwort, die sie bekam. Leicht runzelte Aylin die Stirn. „Hmm… ein Hufflepuff warst du bestimmt nicht… und wenn man bedenkt wie du über die Gryffindors sprichst, warst du bestimmt auch keiner von ihnen… also bleibt nur… Du warst in Ravenclaw?“, fragend sah sie Tom an, nachdem sie ihre laut ausgesprochenen Überlegungen abgeschlossen hatte. Die Mundwinkel des Schwarzhaarigen fingen an verdächtig zu zucken. „Interessante Gedankengänge, die du da hast… Doch hast du nicht etwas vergessen? Ein potentielles Haus, das auf mich zutreffen könnte?“, amüsiert hob er die Augenbrauen und war gespannt ob sie den Hinweis verstehen würde. Noch ein potentielles Haus? Sie hatte doch schon alle aufgezählt… Oh! Das konnte doch nicht… er wollte doch nicht ernsthaft behaupten…? „Du… warst in Slytherin?“, ungläubig und skeptisch sah sie ihn an. Hm… jetzt wo sie so darüber nachdachte, konnte das schon gut möglich sein… Er konnte durchaus einige Charakterzüge der Schlangen vorweisen. „Und wenn?“, schelmisch blitzten die dunklen Augen auf. Einige Sekunden lang sahen die beiden sich nur in die Augen. Keiner sagte etwas und es herrschte eine erwartungsvolle Stille zwischen ihnen. Und dann kam Aylins Reaktion auf die noch offene Frage. Ein Schulterzucken. Leicht schüttelte Tom den Kopf, über diese Reaktion, bevor sich ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen bildete und er leise lachen musste. „Ravenclaw! Du hast wirklich gedacht ich wäre ein Ravenclaw?“ Schief lächelnd warf ihm Aylin einen Blick zu. „Wieso nicht? Du bist manchmal genauso überheblich und besserwisserisch.“, erwiderte sie in einer ruhigen Tonlage. Toms Lachen verstummte und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Überheblich? Besserwisserisch? Was soll denn das heißen?!“, kam es schnarend von dem Schwarzhaarigen. „Na was wohl. Genau das, was es aussagt… Aber jetzt mal zu was anderem… hast du eigentlich nur schwarze Kleidung?“ mit leicht gehobener Augenbraue musterte Aylin Tom, der wieder vollkommen in Schwarz gekleidet war. Schwarze Schuhe, schwarze Stoffhose, schwarzer Mantel, schwarzer Schal und wahrscheinlich ein schwarzes Oberteil unter dem Mantel. Tom zuckte nur mit den Schultern. „Schwarz steht mir.“, war seine Begründung. Nach einem letzten skeptischen Blick auf Tom, sah sich Aylin um und ihre Augen blitzten auf während ein breites – etwas böses – Grinsen sich auf ihrem Gesicht bildete. Was Tom ganz und gar nicht gefiel. Doch ehe er etwas sagen konnte um das darauf folgende zu verhindern, wurde er von Aylin am Arm gepackt und hinter ihr her gezerrt… in Richtung einer Boutique… •~°~°~°~• Zufrieden grinsend und mehr als nur Schadenfroh kam Aylin aus der Boutique, hinter ihr ein recht fertig aussehender Tom… mit 5 Einkaufstüten in jeder Hand. Die Verkäuferinnen hatten sich wie hungrige Aasgeier auf den gut aussehenden Schwarzhaarigen gestürzt. Er hatte keinerlei Chance gehabt den Frauen zu entkommen. Wütend hatte er Aylin angeblitzt, die zufrieden lächelnd an eine Wand gelehnt hatte, tat als wäre sie vollkommen unschuldig an der Situation und nicht im Geringsten daran dachte ihm zu Hilfe zu eilen. Ja, ja, Aylin musste zugeben, dass es Absicht war, dass sie ausgerechnet in diese Boutique gegangen waren. Denn auch sie hatte schon mit diesen übereifrigen Damen Bekanntschaft machen dürfen, als Hermine und Ginny sie von Laden zu Laden gezerrt hatten. Und sie konnte sich richtig vorstellen wie sich Tom fühlte. Shoppen war nicht gerade etwas, das ein Mann gerne tat. Sie musste es ja wissen, gehörte sie doch noch bis vor kurzem ebenfalls zur männlichen Spezies. Innerlich schadenfroh auflachend und die Hände hämisch aneinander reibend, drehte sie sich mit einem unschuldigen Lächeln um und strahlte den missmutigen Tom an. Sein leicht funkelnde Blick ließ sie drauf schließen, dass er ihr die Unschuldsmiene nicht abnahm. Was soll’s. Sie würde ihn trotzdem weiter ärgern. Es machte viel zu viel Spaß, um es sein zu lassen. „Das hat jetzt Spaß gemacht, nicht wahr? Es war so richtig entspannend. Und dein Kleiderschrank wird endlich mal etwas farbenfrohe Kleidung zu Gesicht bekommen.“ Auf diese Worte folgte ein vernichtender Blick aus dunklen Augen, doch verkniff sich Tom einen bissigen Kommentar, wusste er doch, dass es genau das war, was die Gryffindor wollte. Aylins Augen blitzten auf. Da wollte wohl jemand nicht mitspielen… Nun, sie würde schon noch eine Reaktion aus ihm raus kitzeln… Und sie wusste schon wie… „… Vor allem das Hawaii-Hemd steht dir gut… Ich wusste doch, dass du der Typ für pink, lila und violett bist-“ Weiter kam die Schwarzhaarige nicht. Ein Knurren ließ sie inne halten und Tom mustern. Da war eine verdächtige Ader an seinen Schläfen, die wild pochte und seine Augen waren zu Schlitzen verengt. ‚Oh, oh…’, schoss es ihr durch den Kopf und schon wirbelte sie herum, rannte so schnell sie konnte… einen stark angesäuerten Tom, der ihr nach einem gezischten „Na warte!“ hinterher rannte, auf den Fersen. Während Aylin sich zwischen den anderen Passanten der Einkaufsmeile durchschlängelte, fing sie an schallend zu lachen als sie Toms Fluchen hörte. Kurz warf sie einen Blick über die Schulter und musste ein erneutes Auflachen verhindern. Tom versuchte sich ebenfalls durch die anderen Passanten zu kämpfen und Aylin einzuholen, doch war er dabei nicht gerade erfolgreich. Die Einkaufstüten, die er immer noch in den Händen hielt, könnten durchaus dafür verantwortlich sein, behinderten sie ihn doch erheblich. Als sich ihre Blicke trafen, zuckten Aylins Mundwinkel verdächtig. Frech streckte sie ihm noch die Zunge entgegen bevor sie sich wieder der Straße zu wandte und leise lachend weiter lief. Den fluchenden Tom immer noch hinter ihr. Und in diesem Moment, fühlte sie ein unglaubliches Gefühl der Freiheit, das sie nicht erklären konnte. Doch war das auch nicht wichtig. Allein das Gefühl zählte… … und das, was es auslöste… •~°~°~°~• Ein paar Stunden später, als der Himmel langsam begann einen dunkleren Ton anzunehmen, befanden sich die beiden Schwarzhaarigen an einem – nun – etwas ruhigerem Ort Londons. Auf dem Platz – wo Stunden vorher ein riesiger Auflauf von Menschen herrschte – war es angenehm ruhig und man konnte nur hier und dort ein paar Muggel sehen, die entspannt in oder vor einem der Cafes saßen, die Ruhe genossen. In der Mitte der großen Fläche befand sich ein großer Springbrunnen auf einer Plattform, dessen leises Plätschern eine äußerst beruhigende Wirkung hatte. Aylin ließ sich am Fuße des Springbrunnens nieder und starrte leicht abwesend und versonnen in den Nachthimmel. Ihre Gedanken fingen an um die vergangenen Stunden zu kreisen. Nach der kleinen Hetzjagd, die sie sich mit Tom geliefert hat und deren Siegerin sie war, brauchten die beiden erst einmal eine Verschnaufpause, die sie sich auch gönnten. Und sie hatte das Vergnügen einen schmollenden Tom zu Gesicht zu bekommen. Was sehr zu ihrer Erheiterung beitrug. Doch am Ende gab sich nach und mit etwas Mühe beruhigte sich der eingeschnappte Schwarzhaarige – und fing wieder an Aylin aufzuziehen… auf seine ganz spezielle Art und Weise. So verging die Zeit wie um Flug und sie musste bald zurück nach Hogwarts, was sie leicht überrascht hatte. Doch sie konnte zufrieden sein. Der Tag war wunderschön… trotz kleiner Schrecken. Leicht wehmütig glitten ihre Gedanken zum Gespräch mit Remus. ‚Remus... Sirius...' Unbewusst und ohne es zu merken verkrampften sich ihre Hände in ihrem Schoss und auf ihrem Gesicht spiegelten sich ihre Emotionen… Die Trauer... Der Schmerz… Die Hilflosigkeit… Die Schuld… Lässig hatte Tom an dem Podest des Springbrunnens – auf dem sich Aylin nieder gelassen hatte und der anderthalb Meter hoch war – gelehnt und die Schwarzhaarige stumm beobachtet. So blieben ihm die Gefühlsregungen, die man an ihrem Gesicht ablesen konnte, nicht verborgen. Leicht runzelte er die Stirn. Woher kamen auf einmal diese Emotionen? Bisher hatte er sie nur gelassen, nervös, wütend, peinlich berührt oder schadenfroh erlebt. Und Besitzergreifend. Doch Gefühle wie Schuld oder dergleichen, schien die Schwarzhaarige bisher nicht gehabt zu haben. Leicht zuckte er mit den Schultern. Er wusste nicht woher sie kamen und sie würde es ihm bestimmt nicht sagen… und eigentlich war es auch egal… wenn sein Verdacht nicht zu traf… und wenn doch… dann war es ebenfalls gleichgültig… und die Schwarzhaarige würde wohl noch viel mehr Gründe für solche Emotionen haben… Wenn sein Verdacht zu traf… Nachdem seine Gedanken zu diesem Punkt angelangten schüttelte er innerlich den Kopf und beschloss die Gryffindor von ihren Gedanken abzulenken… und zwar auf die für ihn typische Art und Weise. Spöttisch grinsend wandte er sich Aylin zu, musterte einige Sekunden lang das abwesende, traurige Gesicht bevor seine Augen kurz aufblitzten, in einer Farbe, die nur einer hatte, es jedoch niemand bemerkte. Zielstrebig beugte er sich langsam vor und legte seine Lippen auf die der Schwarzhaarigen. Bevor seine Auen sich schlossen, sah er noch den verblüfften Blick aus smaragdgrünen Augen. Erschrocken weiteten sich Aylins Pupillen als sich weiche Lippen sanft auf ihre legten und dort verweilten. Der Kuss war sanft, nicht fordernd, nicht leidenschaftlich… einfach nur eine sanfte Berührung. Mit immer noch verblüfften Augen und nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen starrte sie Tom an, der sich nach einigen Augenblicken von ihr löste und sie frech angrinste. Er hatte sie geküsst! Schon wieder! … und sie war nicht in der Lage gewesen zu reagieren… wollte sie das denn überhaupt? Ob sie es zugeben wollte oder nicht, es hatte sich gut angefühlt und ihre Lippen kribbelten immer noch auf Grund des kurzen Kontakts. Trocken musste sie schlucken. Hatte sie nicht beim letzten mal, als er das getan hatte, gewütet und getobt? Ihm geschworen an eine sehr empfindliche Stelle zu treten? Und jetzt? Sie konnte ihn nur anstarren… und wünschte sich innerlich, dass er den Kuss nicht abgebrochen hätte. Wie sehr hatte sich bloß alles geändert… hatte sie sich geändert… Und zweifellos hatte auch er dazu beigetragen… Amüsiert beobachtete Tom die vollkommen aus der Fassung geratene Gryffindor und wie sich abermals die verschiedenen Emotionen auf ihrem Gesicht widerspiegelten und der Mund leicht sprachlos geöffnet war. Er hätte nicht gedacht, dass sie so reagieren würde. Eigentlich hatte er ihr Temperament hervorlocken wollen… „Na, schenkst du mir jetzt wieder deine Aufmerksamkeit?“, sprach er das Mädchen mit leicht samtener Stimme an, während er spöttisch eine Augenbraue hob. Das riss Aylin aus ihrer Erstarrung. Kurz blinzelte sie, registrierte dabei den spöttischen Blick Toms, uns sprang leicht aufgebracht auf. Der dachte wohl er konnte tun und lassen was er wollte! Und da war es wieder: das Gryffindor-Temperament und der Gryffindor-Kampfgeist. Kurz holte die Schwarzhaarige tief Luft um dann mit einer Schimpftirade anzusetzen, die es in sich hatte. Dabei benutzte sie so manchen nicht gerade netten Ausdruck. Tom lächelte derweil nur zu dem wütendem Mädchen, das auf der Plattform erregt auf und ab ging ohne mit dem Schimpfen aufzuhören, empor und seine Augen glitzerten spöttisch. Da war es, das hitzige Temperament der Schwarzhaarigen, das ihn – wenn er ehrlich zu sich selbst war – so faszinierte. •~°~°~°~• Entspannt saßen zwei junge Frauen vor ihrem Lieblingscafe in London. Sie genossen die Ruhe die herrschte und recht ungewöhnlich für eine Stadt wie diese war. Zufrieden ließ sich die Blonde der beiden in ihrem Stuhl zurücksinken und schloss genüsslich ihre grau-grünen Augen während sie einen Schluck ihres Kaffees trank. Die brünette Frau ihr gegenüber, die ihre beste Freundin war, rührte gedankenverloren in ihrem Tee und ließ derweil ihre dunkelbraunen Augen über die Umgebung betrachten. Ihr Blick glitt über die anderen Menschen die fröhlich etwas Warmes tranken, den Himmel, der dunkler wurde, den Springbrunnen, dessen leises Plätschern wie beruhigende Musik in der Luft schwang. Kurz fixierte sie auch das Pärchen, das am Brunnen stand. Gerade beugte sich der dunkelhaarige Mann zu dem nicht minder dunkelhaarigen Mädchen runter und hauchte der etwas abwesend wirkenden einen Kuss auf die Lippen. Nicht weiter darauf eingehend ließ sie ihren Blick weiter wandern. Wie sie diese ruhige Atmosphäre doch liebte! Doch es schien so, als würde sie irgendjemand ärgern wollen, denn in genau dem Moment, in dem sie es ihrer Freundin gleich tun und sich zurücklehnen wollte, wurde eine äußerst verärgerte Stimme laut. Stirn runzelnd öffnete sie die zuvor geschlossenen Augen und sah sich nach der Lärmquelle um. Ihr blick blieb an dem zuvor friedlichem Pärchen hängen. Das schwarzhaarige Mädchen lief nun wütend auf und ab, schimpfte wütend vor sich hin und das nicht gerade leise. Ihr Freund stand nur vor ihr und blickte zu ihr auf, die Arme leicht verschränkt, auf dem Gesicht einen leicht spöttisch-amüsierten Ausdruck. Es schien so als würde die Wut des Mädchens an ihm abprallen, ihn höchsten etwas erheitern. Genervt verdrehte die Brünette die Augen und sah ihre blonde Begleiterin an, die ihre Aufmerksamkeit ebenfalls auf das streitende Paar gerichtet hatte, ihren Blick jetzt jedoch erwiderte und ihr ein beruhigendes Lächeln schenkte. Einmal tief einatmend versuchte die Dunkelhaarige den Lärm zu ignorieren, doch nachdem das Gezanke nach zehn nervenaufreibenden Minuten nicht aufhörte, entkam ihr ein ungehaltenes Knurren. Sie wollte sich aufrichten, doch hielt sie eine Hand an ihrem Arm ab. „Egal was du vorhast, lass es!“, kam es bestimmt von der Blonden. Als Antwort bekam sie lediglich ein Schnauben bevor sich die Brünette erhob und mit leicht zu Schlitzen verengten Augen den Springbrunnen anvisierte. „Susan!“, versuchte die Blonde ihre Freundin doch noch zurück zu halten, doch diese nahm den Ausruf nicht einmal zur Kenntnis. Zielstrebig ging sie auf das schwarzhaarige Mädchen zu und als sie bei ihr ankam, stand diese gerade ruhig an einen Platz und meckerte die zu ihr aufblickenden Schwarzhaarigen an. Ohne lange zu zögern hob Susan den Arm und versetzte der Schwarzhaarigen einen kräftigen Stoß in den Rücken. Sie wartete erst gar nicht ab was daraufhin geschah, sondern drehte sich um und ging auf ihre Freundin zu und forderte sie auf, zu gehen. „Komm Karen, lass uns gehen.“ Kopfschütteln erhob sich die Blonde, warf dem nun verstummten Pärchen am Brunnen einen kurzen Blick zu, bevor sie der Brünetten hinterher eilte. „Du bist unmöglich Susan, weißt du das?“, sagte sie kopfschüttelnd, nach dem sie zu Susan aufschloss. Diese zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. „Ich weiß.“ •~°~°~°~• Aylins Augen blitzen auf, als sie merkte, dass ihre Wut Tom nur noch mehr zu erheitern schien und er sie nicht ernst nahm. Leicht knurrend baute sie sich vor ihm auf, richtete ihre vor Emotionen leuchtenden Augen auf die spöttischen, geheimnisvollen dunklen von Tom. Mit vor Wut bebender und leicht zischender Stimme fuhr sie fort: „Du denkst wirklich, dass du dir alles erlauben darfst, nicht wahr? Dass du alles tun kannst und man es einfach so hinnimmt! Doch so ist es nicht! Ich habe langsam genug von deinem verdammten, arroganten, selbstsüchtigen Verha~aaaaaaaaaaaaah!“ Ein plötzlicher Ruck ging durch Aylins Körper und sie wurde nach vorne gestoßen. Geschockt weiteten sich ihre Pupillen bevor sie die Augen schloss und die Arme ausstreckte um ihren Fall abzufangen. Tom bemerkte nur nebenbei wie jemand hinter Aylin auftauchte, als sie schon plötzlich nach vorne stolperte und vom Podest fiel. Reflexartig trat er einen Schritt vor. Mit einem lauten Rums fiel Aylin zu Boden, doch sie spürte keinen Schmerz durch den Aufprall, sondern Stoff, in den sich ihre Finger krallten, einen warmen Körper auf dem sie gelandet war und starke Arme die sie sicher umschlangen. Zögerlich hob sie den Kopf und blickte mit immer noch vor Schock geweiteten Augen in das ruhige Gesicht von Tom… der sie vor dem Sturz bewahrt und aufgefangen hatte. Ihre Wangen färbten sich rot. Aufmerksam musterte er den zierlichen Körper, der auf ihn gefallen war. Strich vorsichtig mit einer Hand über ihren Rücken, versuchte sie dadurch zu beruhigen, spürte er doch ihren rasenden Herzschlag. Warum er sie aufgefangen hatte? Das wusste er selbst nicht… „Alles in Ordnung?“, fragte Tom leise und strich sanft über ihre linke Wange. Aylin errötete noch mehr und ihre Finger krallten sich fester in den schwarzen Stoff von Toms Mantel. Verlegen vergrub sie ihr Gesicht an seiner Schulter, fühlte die weiche Wolle seines Schals an ihrer Wange. „Danke.“, nuschelte sie kaum verständlich gegen seine Brust. Doch schien es der Schwarzhaarige trotzdem verstanden zu haben, den seine Arme schlossen sich fester um das Mädchen in seinen Armen. So saßen die Beiden nun da. Auf dem Boden in den Straßen Londons. Das Mädchen, das eigentlich keines war und noch nie wieder so wie früher sein würde… Der Mann, der nicht das war, für was er sich ausgab und mehr wusste, als dass man es glauben würde. Die Beiden, Arm im Arm, und ließen einfach alles geschehen. Ließen zu, dass ihr Verstand, wenn sie beisammen waren, sich zurückhielt und den Emotionen freien Lauf ließ… ohne dass sie es merkten. So ließen die beiden es zu, dass sich alles änderte... sie sich änderten… •~°~°~°~• Nachdem sie eine schier ewig anmutende Zeit lang am Boden saßen, hatte Tom aufgeseufzt und Aylin sanft über den Kopf gestrichen, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Sogleich hatten ihn strahlende grüne Augen fragend angesehen. „So sehr mir dieser Augenblick auch gefällt, muss ich dich leider darauf hinweisen, dass du los musst, wenn du keinen Ärger bekommen willst.“ Stumm nickend löste sich Aylin von Tom, ließ zu dass dieser sich erhob und ihr hoch half, obwohl sie sich viel lieber an ihn gekuschelt hätte und weiterhin seine Wärme genossen hätte. Doch sie wusste, dass es nicht ging. Sie musste gehen. Um keinen Ärger zu bekommen. Um kein Aufsehen zu erregen… um Tom wieder treffen zu können… Den Weg zum Tropfenden Kessel, wo Aylin den Kamin benutzen würde um nach Hogsmeade zu kommen, brachten die beiden still schweigend hinter sich. Schüchtern hatte die Schwarzhaarige nach der Hand Toms gegriffen und hätte die fast wieder vor Schreck losgelassen, als der Dunkelhaarige ihren Griff erwiderte. Vor dem Gästekamin in einem kleinem Nebenzimmer des Tropfenden Kessels sahen sch die Beiden noch mal an. Aylin biss sich nervös auf die Lippen. Wie sollte sie sich verabschieden? Oder vielleicht einfach nur gehen? Doch Tom nahm ihr dieses Problem einfach ab. Ein Schritt auf das Mädchen zugehend lächelte er sie schalkhaft an, schlang kurz die Arme um ihren Körper und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Aber das darf ich doch, oder?“, flüsterte er mit rauer Stimme in das Ohr der Schwarzhaarigen und löste dadurch einen warmen Schauer bei ihr aus. „Trottel!“, nuschelte Aylin wenig überzeugend während ihre Wangen einen leichten rosa Ton annahmen. Leise lachend drehte Angesprochener das verlegene Mädchen um, dirigierte sie in Richtung Kamin und gab ihr einen leichten, auffordernden Klaps auf den Hintern. Auf den darauf folgenden blitzenden Blick grinste er nur schelmisch. Schnaubend wandte sich Aylin ab und griff nach dem Behälter in dem das Floh-Pulver verstaut war. Plötzlich hielt sie inne. ‚Scheiße!’ schoss es ihr durch den Kopf und erschrocken wühlte sie in ihrem Umhang herum und betete dass das, was sie suchte, unbeschädigt geblieben war. Den kritischen Blick Toms ignorierte sie dabei. Laut vor Erleichterung aufseufzend holte die Schwarzhaarige einen kleinen Karton hervor, der mit Luftlöchern versehen war und etwas lädiert aussah. Strahlend wandte sie sich an Tom, der misstrauisch eine Augenbraue gehoben hatte, und Lächelte ihn an. Was darauf folgte ging so schnell, dass der Schwarzhaarige nicht mal die Chance hatte irgendwie darauf zu reagieren. „Hier. Hab was für dich. Pass bitte auf Snape auf, er ist ein ganz lieber und da ich ihn nur wegen dir nicht in der Zoohandlung abgeben konnte, musst du ihn wohl oder übel nehmen. Danke!“, ratterte die Schwarzhaarige in rasanter Geschwindigkeit runter. Und ehe Tom auch nur verarbeitet hatte was zu ihm gesagt wurde, hatte ihm die Gryffindor den Karton in die Hand und einen Kuss auf die Wange gedrückt bevor sie sich umdrehte, eine Hand voll Floh-Pulver in den Kamin warf und kurz darauf schon verschwunden war. Verwirrt blinzelnd starrte Tom auf den Fleck, auf dem Aylin bis vor kurzem noch gestanden hatte. Stirnrunzelnd realisierte er das eben geschehene und betrachtete kritisch den Gegenstand in seiner Hand. Argwöhnisch drehte er ihn leicht hin und her, bevor er langsam den Deckel öffnete. Er hatte alles Mögliche erwartet, doch nicht das, was er nun vorfand. Schwarze, kleine Augen, die ihn fast vorwurfsvoll anblickten, eine mäuseähnliche Schnauze, die sich ihm entgegenstreckte, seidig schwarzes Fell und ledrige Flügel. Eine Fledermaus. Kurz starrte er das kleine Geschöpf an, bevor er sich wieder daran erinnerte, was Aylin gesagt hatte: ‚Pass bitte auf Snape auf…’ Und er konnte es nicht verhindern in schallendes Gelächter auszubrechen. „Was für ein kleines Biest!“, flüsterte er leise und bevor er apparierte, blitzten sie Augen abermals in der von allen Zauberern gefürchteten Farbe auf. •~°~°~°~• Die dunklen Gänge wurden nur vom flackernden Schein der, an den Steinwänden angebrachten, Fackeln erleuchtet. Die vorherrschende Stille wurde einzig allein von den – an den Wänden widerhallenden – Schritten durchbrochen, die sich zielsicher und zügig gen Ausgang bewegten. Mit verschlossenem Gesicht machte sich Severus auf dem Weg zum Büro des Direktors. •~°~°~°~• Angespannte Stille herrschte im Büro des Direktors. Der Weißhaarige Mann lehnte nachdenklich in seinem Sessel, die Augen ins Nichts gerichtet. Auch der ganz in schwarz gekleidete Mann am Fenster blieb still. „Und es ist immer noch nichts bekannt? Er versucht weiterhin nicht Harry zu finden?“, durchbrach schließlich Dumbledores Stimme die Stille. Der Mann am Fenster seufzte lautlos und starrte weiterhin in die Dunkelheit, die draußen herrschte und alles Lebende zu verschlucken schien. „Nein. In diesem Punkt schweigt der Lord weiterhin. Sein Interesse scheint sich bisher anderen Dingen zu zuwenden… die niemand kennt, oder auch versteht.“ Kurz herrschte Stille, bis der Tränkemeister Hogwarts weiter sprach. „Doch es scheint so, als hätte er Interesse an einer der Schülerinnen entwickelt. Zwar sagt er nicht den Grund, doch wäre dies auch ungewöhnlich. Ich vermute sogar, dass Lucius seinem Sohn aufgetragen hat ein Auge auf sie zu werfen… im Auftrag des Dunklen Lords.“ Bei diesen Worten erstarrte Dumbledore und richtete langsam seinen Blick auf seinen Spion. „Aylin Dursley.“, sprach er nach einigen Momenten der drückenden Stille aus. Innerlich eine Augenbraue hochziehend, nickte Snape nur. Das war verdächtig… sehr verdächtig… •~°~°~°~• Ruhig saß Severus Snape in seinem Lieblingssessel und blickte abwesend in das knisternde Feuer im Kamin, das sowohl als einzige Wärme wie auch Lichtquelle diente. In der linken Hand schwenkte er ein Weinpokal, der mit einer purpurroten Flüssigkeit gefüllt war, von der er ab und zu einen schluck nahm. Seine Gedanken kreisten um das Gespräch mit Dumbledore und dessen seltsame Reaktion auf die Neuigkeit, dass Voldemort Interesse an Dursley hatte. Zwar war diese Information nicht gerade angenehm, doch hätte der alte Mann normalerweise doch anders reagiert, oder etwa nicht? Wo war die angebliche Gelassenheit? Wo war die Ruhe? Und woher in Merlins Namen hatte er sofort gewusst, dass es diese elende Gryffindor war? Warum hatte ihn das so sehr schockiert? Warum? Frustriert ließ er den Kopf an die Rückenlehne sinken und schloss die Augen. Die Tatsache, dass seine Gedanken sich wieder einmal um die nervenaufreibende Schwarzhaarige drehten, war nicht gerade angenehm. Diese Göre machte ihm fast so viel Ärger wie Potter! Zum Glück war zumindest jener fort. Kaum auszudenken, wenn er beide gleichzeitig am Hals hätte… Besonders da sie beide vom demselben Schlag zu sein schienen… Ruckartig setzte Snape sich auf und starrte mit aufgerissenen Augen ins Feuer, bei der Erkenntnis, die ihm gerade kam. Doch noch ehe er diesen Gedanken richtig Fuß fassen ließ, schüttelte er unwirsch den Kopf und verdrängte ihn. Er war überarbeitet! Daher kamen ihm solche schwachsinnigen Gedanken. Immer noch über sich selbst den Kopf schüttelnd begab er sich in sein Schlafgemach. Bevor er einschlief war sein letzter Gedanke: ‚Dursley kann niemals Potter sein.’ Denn es wäre nicht auszudenken, wenn es wirklich so wäre. Es würde bedeuten, dass der Lord davon bescheid wüsste. Und das konnte nicht sein. Niemals würde Dumbledore so was zulassen. Doch was Severus nicht wusste war, dass Dumbledore keinerlei Einfluss darauf hatte. Niemand, darauf Einfluss hatte. Nicht einmal Harry - oder auch Aylin – selbst. Denn das Schicksal nahm seinen Lauf… … und war nicht mehr aufzuhalten. ~~~~~~•~°~°~°~•~~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)