Bonnie & Clyde von Himbeerpfote (Die Story über Bonnie und Clyde) ================================================================================ Kapitel 8: Ausbruch ------------------- Ausbruch "Was!?", schrie Bonnie auf. Sie sah Clyde fassungslos an. Sie hatte ihm den Schlüssel als Beweisstück gegeben. "Ich bin mir sehr sicher, Bonnie. Der Schlüssel ist nutzlos! Es ist ein einfacher... Tagebuchschlüssel!", seufzte Clyde und gab ihr den Schlüssel zurück. "Aber... Nein! Das... Bitte Clyde... Glaub daran! Es ist bestimmt ein Schlüssel zu einer Kasse!", stotterte Bonnie und sah den Schlüssel an. Dann sah sie verzweifelt zu Clyde. Wenn es stimmte, was Clyde gesagt hatte, dann war alles umsonst gewesen. "Kein normaler Mensch versteckt ein Tagebuchschlüssel in einen Sicherungskasten!" "Mh... Von deinen Erzählungen über Marco schließt man schon daraus, dass er nicht normal war", grinste Clyde schelmisch. Er wusste so ziemlich alles aus Bonnies Vergangenheit. Die Beziehung zu ihren ehemaligen Chef war in den Vereinigten Staaten von Amerika normal. Clyde strich über Bonnies blasse Wange und zog sie zu sich. Niemals würde jemals irgendjemand wieder Bonnie zu nahe treten und sie ausnutzen. Dafür würde er sorgen und wenn er dafür ins Zuchthaus müsste. Der Mittelpunkt in seinem Leben war nun mal Bonnie. Sie war die Einzigste, die ihn wirklich verstehen konnte. Auch wenn sie sich erst vor zwei Jahren kennen gelernt hatten. Noch heute konnte Clyde es nicht fassen, dass er zwanzig Jahre in der selben Stadt wie Bonnie gelebt hatte und trotzdem sie noch nie getroffen hatte. Aber darüber dachte er nicht mehr nach. "Ich besorg das Geld! Wirklich! Ich will keine zehn Jahre mehr warten! Du kommst hier raus! Ich verspreche es dir!", versicherte Bonnie und steckte den Schlüssel in ihre kleine Handtasche zurück. Plötzlich blitzen Clydes Augen auf. Er sprang auf und sah Bonnie geschockt an, die von seinen Sinneswandel total überrascht war. "Was... was hast du?", fragte sie verunsichert und regte sich nicht. "Du hast hier eine Waffe?", flüsterte Clyde leise, als hätte er Angst, dass ihn jemand hören könnte. "Schon seit Wochen!", sagte Bonnie und nahm den Revolver raus. "Ich habe ihn ständig bei mir!" "Ist das nicht der Revolver, den ich dir mal gegeben hatte?", fragte Clyde stirnrunzelnd und nahm den Revolver an sich. "Ja... Er ist für mich inzwischen fast wie ein Talisman.", lachte Bonnie auf. "Er beschützt mich auf jeden meiner Wege..." Clyde schmunzelte. Manchmal war er wirklich nicht sicher, ob er den Kontakt zu Bonnie abbrechen sollte. Er wollte nicht ein so unschuldiges Geschöpf ins Unheil bringen. Aber er konnte auch nicht mehr von ihr ab. Anscheinend schien sie sich auch nicht darüber zu beschweren, dass ihr Geliebter seit zwei Jahren im Knast saß. "Hast du eigentlich alles für eine Weltreise gepackt?", fragte Clyde grinsend. "Was? Nein...", antwortete Bonnie verwirrt. "Wieso sollte ich?" "Geh... Geh nach Hause und pack das Nötigste in einen kleinen Koffer. Ich bin spätestens bei Dämmerung vor deinem Haus. Ich weiß jedoch nicht, mit welchen Wagen ich vorfahren werde, aber zur Erkennung werde ich zweimal kurz hintereinander hupen!", grinste Clyde. Er nahm Bonnie den Revolver ab. Endlich fing auch Bonnie an zu verstehen und stand auf. Sie gab Clyde einen innigen Kuss und flüsterte ihm zu: "Pass auf dich auf! Ich warte auf dich..." Clyde löste den Kuss und ging zu seiner Tür um die Polizisten zu rufen, damit sie ihn wieder in seine Zelle brachten. Aber dort würde er nicht ankommen. Er würde endlich mit Bonnie die Weltreise beginnen, die sie schon seit zwei Jahren planten. Ungeduldig schritt Bonnie auf und ab. Sie sah immer wieder aus dem Fenster, doch es war kein einzigstes Auto vorgefahren. Ein kleiner Koffer stand neben der Haustür. Sie war jeder Zeit bereit den Koffer zu schnappen und aus dem Haus zu eilen, in ein fremdes Auto zu steigen und mit Clyde aus Dallas abzuhauen. Doch kein Auto fuhr in die kleine Seitenstraße ein. Bald brach auch die Nacht an und alles wurde dunkel. Bonnie gab ihre Hoffnungen nicht auf. Sie verdrängte krampfhaft die Vorstellung, dass Clyde der Ausbruch nicht gelungen war. Gegen Mitternacht fuhr ein schwarzes Auto in die Straße. Es hielt vor dem Eingang von Bonnies Haus. Es hielt für eine kleine Weile. Als niemand ausstieg und der Fahrer zweimal hupte, wusste Bonnie, dass Clyde gekommen war. Sie rannte zur Haustür und riss sie auf. Den kleinen Koffer in der Hand eilte sie die vielen Treppenstufen herunter. Ihr war egal, ob das Licht in der Wohnung noch brannte und sie die Tür nicht abgesperrt hatte. Draußen war es kälter als Bonnie es erwartet hatte. Sie rutschte für den ersten Moment auf dem eisglatten Bürgersteig aus, aber konnte sich noch rechtzeitig fangen. Sie sprintete ins Auto, wo drei Männer auf sie ungeduldig warteten. Einen erkannte sie als Clyde. Die zwei anderen Männer hatte sie einmal auf dem Gefängnisgrundstück gesehen. Anscheinend war das Freunde von Clyde, die mitausgebrochen waren. Bonnie störte es nicht, dass Clyde Freunde mitgenommen hatte. Breit grinsend warf sich Bonnie auf die Hintersitze. Einer von den Freunden schloss die Tür und Clyde fuhr mit quietschenden Reifen los. Anscheinend war die Polizei noch auf der Suche nach den drei Flüchtlingen, denn in Clydes Gesicht konnte sie eine gewisse Anspannung sehen. Er fuhr geschickt durch die kleinen Gassen von Dallas, in der Hoffnung die Polizei in den kleinen Labyrinth abzuhängen. Keiner sprach während der Flucht ein Wort. Erst als die Sirenen verstummt waren und die Sonne langsam wieder am Horizont erwachte waren Bonnie, Clyde und die Komplizen bereits auf einem Highway in Richtung Süden. Bonnie hatte in der Zeit genug Zeit die Mitreisenden zu beobachten. Der Rothaarige, Franzis Morpheus, kam aus Houston und hatte ein ziemlich unschuldig-kindliches Gesicht, das mit lauter Sommersprossen verziert war. Er spielte die gesamte Zeit mit einen Bleistift zwischen den Fingern um sich zu beruhigen. Bonnie staunte über so viel Geschick. Sie vermutete, dass er wegen Totschlags ins Gefängnis gekommen war. Der zweite Mann war John McGonner. Er war ein blonder Schotte und wurde bei der Polizei auffällig, weil er einen extrem starken Akzent hatte. Ins Waca-Gefängnis kam er, weil er mit Drogen gedealt hatte. Also reiste Bonnie mit einem Dealer, einen Mörder und ihren Geliebten durch die Staaten auf der Flucht vor der Polizei. Irgendwie gefiel ihr die Vorstellung. "Wohin fahren wir?", fragte Bonnie leise. "Wir wollen nach Buffalo fahren!", antwortete Clyde. "Das liegt in Staat New York, wenn's dir hilft." "Aber New York liegt in Nordosten!", runzelte Bonnie die Stirn. "Wir fahren aber Richtung Süden!" "Ich weiß, Darling!", grinste Clyde. "Nur die Polizei soll nicht wissen, dass wir in den Norden fahren!" "Wir müssen eine Rast einlegen! Ich bin müde!", brummte McGonner. "Wir sind aber noch zu nah an Dallas!", bemerkte Clyde. "Wir müssen noch mindestens zweihundert Meilen hinter uns bringen, dann können wir vielleicht rasten!" "Bist du wahnsinnig? Ich kann nie im Leben zweihundert Meilen noch fahren!", rief der Schotte auf. "Lasst mich fahren!", schlug Bonnie vor. "Ich kann Auto fahren und bin ausgeruht!" "Nein! Wer sagt uns, dass du nicht wieder auf den kürzesten Weg nach Dallas fährst?", misstraute John Bonnie "Weil ich es sage, John!", bürgte sich Clyde für Bonnie. "Sie hat uns überhaupt den Ausbruch ermöglicht!" "Wie? Du hast die Knarre von ihr!", mischte sich jetzt Franzis ein. Er schien sowieso eine extrem ruhige Person zu sein. Bonnie konnte sich vorstellen, dass er ohne mit der Wimper zu zucken und ohne irgendeine Emotion zu spüren sie erschießen konnte. "Ja! Ich habe sie ihr mal vor zwei Jahren gegeben! Und gestern habe ich sie eben zurück bekommen!", grinste Clyde. "Man muss sich nur gut für alles vorbereiten, nicht Darling?" Bonnie nickte stumm, aber wusste, dass Clyde sie durch den Seitenspiegel beobachtete. Sie kam sich so dumm vor! Hatte Clyde sie nur die Jahre ausgenutzt, weil er gewusst hatte, dass er irgendwann mal ins Gefängnis kommen würde und sie ihm raushelfen würde? "Mh... Ich weiß nicht! Wir fallen bestimmt mit einer Frau am Steuer mehr auf!", runzelte John. "Ihr würdet eh an der nächsten Polizeistelle aufgegriffen werden, weil ihr Sträflingskleidung anhabt!", bemerkte Bonnie kalt. "Da tut es eine Frau am Steuer auch nicht mehr!" "Bonnie hat recht! Wir fahren jetzt erst mal in das nächste Dorf und besorgen uns normale Kleidung. Dann fährt Bonnie weiter. Einer von euch beiden kann ja auf ihre Hände aufpassen! Ich werde mich ausruhen!", versuchte Clyde die Diskussion erfolgreich zu schlichten. Wieder schwiegen alle Insassen und fuhren in ein kleines Dorf namens "Coast City". Doch von einem Strand war nichts zu sehen, was alle vier Flüchtlinge äußerst wunderte. Der schwarze Wagen hielt ordnungsgemäß in einer kleinen Seitenstraße. Bonnie stieg aus und ging in den nächst besten Kleidungsladen. Dort kaufte sie wahllos Baumwollhosen, Hemden und Jacketts in drei verschiedenen Farben. Es kostete sogar nicht einmal so viel wie es Bonnie sich vorgestellt hatte. Dallas war eben schon immer ein teures Pflaster gewesen. Sie ging wieder mit der großen Einkaufstüte zurück in das Auto, wo Clyde, John und Franzis ungeduldig warteten. Sie zogen sich um und fuhren dann durch die Stadt weiter Richtung Süden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)