Der Fall Caitlin: Gefährliche Leidenschaften von Leia_de_Flourite (Eine Navy CIS-FF [letztes Kap&Epilog lädt]) ================================================================================ Kapitel 12: Barbies, Babys und Blamage -------------------------------------- .:Kapitel 12 – Barbies, Babys und Blamage:. ~ Ein Wort, ein Satz -: aus Chiffren steigen erkanntes Leben jäher Sinn, die Sonne steht, die Sphären schweigen, und alles ballt sich zu ihm hin.~ (Gottfried Benn, „Ein Wort“, erschienen 1941) Belastung ist relativ. Langeweile ist Belastung. Langeweile ist universell und alles andere als relativ. Und schrecklich ermüdend und auslaugend dazu. Noch nie hatte Ziva sich so sehr einen Terroristen gewünscht, den es zu jagen galt, denn dieser Auftrag hier brachte sie wirklich nervlich an die Grenzen. Bis jetzt war sie nur wandelnden, seelenlosen Püppchen begegnet, Edelbarbies mit ihrem ewig währenden, falschen Lächeln. Die Israelin hatte ernsthaft Angst, dass der Umgang ihre Gehirnzellen dauerhaft schädigen konnte. So weit, dass sie diese künstlichen Wesen irgendwann als Menschen ansehen konnte und das wirkliche innere Bedürfnis hatte, sich mit ihnen anzufreunden. Bei dem Gedanken lief ihr ein Schauer über den Rücken. Nein, das Gespräch eben hatte ihr schon gereicht. Diese Veranstaltung war eine Farce und hatte absolut nichts mit der Navy oder den Marines zu tun. Vielmehr diente sie dazu, die Frauen ruhig zu stellen, die merkten, dass nur ein Leben als Mutter und Hausfrau nicht wirklich befriedigend war. Tatsache war: hier fand sich keine einzige verheiratete Militärangehörige, die NICHT gerade im Mutterschaftsurlaub war oder Blagen besaß, weil genau diese Art von Frauen noch genügend Grips besaß, fern zu bleiben. Je näher Ziva der Kinderspielecke kam, umso deutlicher und zahlreicher wurden die Gespräche über Biobrei, die Frage, wann man sein Kind abstillen sollte und natürlich die beliebten Milchpulver/Muttermilch-Kontroversen, abgerundet über die Diskussion, ob man lieber Baumwoll- oder Wegwerfwindeln benutzen sollte. Das einzige politische Thema, was aufkam, war wie lange und wo die jeweiligen Ehegatten stationiert waren. Keiner hinterfragte den Sinn des Ganzen. Keine Diskussion der Motive des Irakkriegs. Hirnloser Patriotismus. Willkommen in Amerika! Zivas bittere Gedanken fanden ihr abruptes Ende, kaum als sie an dem kleinen, kunterbunten Raum angekommen war. Unter den richtigen Bedingungen konnte der Anblick spielender Kinder Zucker für die Seele sein. In diesem Fall beinhalteten die richtigen Bedingungen vor allem eine Komponente: den Gibbs-Faktor. Gibbs war wohl der einzige Mensch, der ganz ohne autoritäre Maßnahmen eine Horde Kinder in Schach halten konnte und an dessen Autorität man trotzdem nie zweifelte. Zumal er ohne dieses ganze peinliche ’Was bist du denn für ein Niedlicher’ – Getue auskam. Gibbs und Kinder – für jedes Herz eine schrecklich gefährliche und zweischneidige Kombination. Ziva stand dem Thema Ehe durchaus kritisch gegenüber aber... Sie hätte Gibbs in dieser Sekunde vom Fleck weg geheiratet. Ohne Bedenken. Ohne Gedanken an die Folgen. „Ist das Ihr Mann?“ ein ehrfürchtiges Flüstern von der Seite, der Stimme nach handelte es sich wahrscheinlich um eine junge Frau in ihren Zwanzigern. Die Israelin war zu gebannt von dem Anblick ihres Scheingatten, als dass sie mehr als ein Nicken heraus gebracht hätte. „Meine Güte, ich beneide Sie. Ist eines dieser niedlichen Kinderchen Ihres?“ „Nein, wir haben noch keine Kinder, wir wurden nur gebeten, Aufpasser zu spielen für...“ Ziva wurde alarmiert von ihren eigenen Worten. Hatte Sie wirklich gerade gesagt ‚NOCH keine Kinder’? Bis zu diesem Moment war sie sich noch nicht mal bewusst gewesen, dass sie überhaupt je welche wollte. Ein berechtigter Gedanke, wenn man einem Land angehörte, in dem brennende Krankenwagen nichts ungewöhnliches waren. Abgesehen von diesem plötzlichen Wandel ihrer Zukunftspläne kam sie nicht umhin, sich zu fragen, seit wann sie eigentlich so gesprächig war. Oder ob sie gerade in eine psychologische Falle getappt war. Die Schwarzhaarige wandte des Kopf etwas nach rechts, um sich ihre Gesprächspartnerin etwas näher anzusehen. Lange, rotblonde Wellen, zu einem geflochtenem Zopf zusammen gefasst. Zierliches Gesichtsprofil, etwas blass. Das alles kam Ziva stark bekannt vor. Alles, bis auf den enormen Kullerbauch, den die weite Umstandskleidung kaum zu verbergen mochte. Brianna Paxton, Verdächtige Nummer drei, war hochschwanger. Was sich durchaus zum Zeitpunkt mit ihrer Beziehung zum Opfer vereinbaren ließ. Was ihr oder einem jetzigen Partner ein Motiv verschaffte. Ein Schluchzen drang an Zivas Ohr. Ein weinendes Kind. Eines, das sie kannte. Kate lehnte an einer Ecke und schniefte, während sie verzweifelt versuchte, die Teddy-Motive auf dem Teppich des Zimmers zu treten. „Was ist denn los, Kleines?“ Bemüht, wie eine Fremde zu klingen, die nur nett sein wollte. Kate jedoch rannte sofort auf die Größere zu, krallte sich an deren Bein fest und starrte wütend mit tränendurchnässten Augen auf Gibbs und seine Anhängerschaft. „Sie hat mich weggeschubst.“ „Wer?“ „Dieser arrogante kleine Gnom namens Valentina Treschi. Ich glaub, sie will Onkel Gibbs für sich allein haben.“ Es war nicht schwer, das Mädchen ausfindig zu machen. Die meisten Kinder, die aus Italien stammen sind klein, zierlich und besitzen riesige Augen. Außerdem war laut Dossier Alessandro Treschi der ehemalige Ex-Mann von Emily DuNeuve. Ehemalig, da DuNeuve sich entschlossen hatte, ihn noch einmal zu heiraten. So viel also zum Thema: ’der Mensch macht nicht zweimal denselben Fehler’. Also abgesehen davon, dass Valentinas Gesicht aufs Haar dem von Betty Boop glich, hatte sie auch noch dieselben stechenden grauen Augen ihrer Mutter. Und den dazugehörenden Blick. Verzogene Mütter brachten verzogene Kinder auf die Welt. „Jethro?“ Gibbs hatte das Gefühl, als würde sein Herz aussetzen. Nicht nur, dass er Ziva nicht bemerkt hatte, weil die Kinder ihn abgelenkt hatten und ihr plötzliches Auftauchen hinter ihm ihn tatsächlich fast erschreckt hatte; nein, sie hatte ihm zum ersten Mal beim Vornamen genannt. Das an sich wäre nichts besonderes gewesen, wenn sie es nicht auf ihre Art getan hätte: in einer Mischung aus Anfrage und Forderung, bedingt durch die hebräische Endbetonung. Nicht zu vergessen, die weiche, melodische Aussprache, die nur Israelis zustande brachten – wem je das Wort ’Jeruschalajim’ zu Ohren kam, weiß das. Sie sprach seinen Namen mit einem beweglichen Schwa aus, keinem e. Und auf eine Art und Weise, wie man sie am liebsten in tiefdunkler Nacht hörte. Gibbs verfluchte sich dafür, ein Mann zu sein. Männer sind leid geplagte Wesen, viel zu empfänglich für unbeabsichtigte Annäherungen des weiblichen Geschlechts. Und er war sich absolut sicher, dass auch das keine Absicht von Ziva gewesen war. „Was?“ Er dankte Gott dafür, dass er sich nicht noch räuspern musste, um seine Stimme wieder zu finden. „Hast du dich entschieden, oder soll ich später noch mal wieder kommen?“ /Entschieden? Ach ja... die Kinder. Kate./ „Eigentlich...“ „Bitte frag mich jetzt nicht mit Teddyblick, ob wir sie nicht alle nehmen können.“ „Es heißt Hundeblick. Außerdem wollte ich eigentlich dich entscheiden lassen.“ „Du hast aber nicht besonders viel mit einem Hund gemein.“ Die wohl unvermeidbare ’Soll das heißen, ich seh’ aus wie ein Teddy?’- Frage, wurde nicht gestellt, da etwas an Gibbs’ Hosenbein zupfte. Jenes sympathische Etwas, dass Ziva am liebsten getreten hätte. „Kann ich denn nicht bei dir bleiben?“, fragte die Treschi-Göre. „Ganz sicher nicht!“, gab die Israelin schärfer von sich, als gut, war, weil dadurch so ziemlich jeder Elternteil empört wurde, „ich mag keine kleinen Kinder, die andere Kinder schubsen.“ „Aber ich habe doch gar keinen geschubst.“ Valentina warf Kate einen eisigen Blick zu, weil die gepetzt hatte, woraufhin die Brünette ein ängstliches Quieken von sich gab und sich hinter Zivas Beinen versteckte. Die wiederum gab DuNeuves Tochter auf italienisch zu verstehen, dass sollte die Kleinere je wieder lügen, ihre Nase eine dementsprechende Verlängerung erfahren würde – wozu gab es denn sonst Kühlschranktüren aus massivem Metall? Dann wandte sie sich wieder ihrem Mann zu: „Also? Wie lautet deine Entscheidung?“ ~*+*~ Bei zwei Drittel der angewandten Marsh’schen Proben gibt es einen mehr oder minder lauten Knall aufgrund des nascierenden Wasserstoffs, der bekanntlich in Verbindung mit Luft ein Knallgasgemisch ergibt. Nur Alecia Skywalker-Caine, die aus Studienzeiten schon mehr den Namen Luke gewohnt war, war einer Ausnahme. Sie beherrschtre das Experiment so perfekt, dass es jedes Mal knallte, und zwar mit voller Absicht. Jedes Mal dieselbe Prozedur... (Allerdings nur unter einem geschlossenen Abzug, versteht sich!) Die Analysenlösung, z.B. das verkochte Lungengewebe wird in ein Reagenzglas geführt, das an der Seite eine „Olive“ besitzt, eine Art kleines Seitenrohr, an dem ein Gummischlauch entlang lief, an dessen Ende sich wiederum ein Glasröhrchen befand, ähnlich dem Gasprüfer nach Scholander. In die zu analysierende Flüssigkeit gibt man ein bis zwei Zinkgranalien, eine halbe bis ganze Pipette konzentrierte Schwefelsäure und verschließt den oberen Reagenzglasrand mit einem Stopfen. In der Flüssigkeit ist die Hölle los. An den Zinkklümpchen entsteht reaktiver Wasserstoff, der wiederum die eventuell enthaltenen Arsenate zu Arsangas reagieren lässt. Dem giftigen Gas bleibt zwecks Stopfen nur ein Weg, sich auszubreiten. Es durchströmt den Schlauch, das Glasrohr, an dessen Ende bereits zwei weißbekittelte Wissenschaftlerinnen mit ihren orangefarbenen Schutzbrillen warten. Ein Feuerzeug wird am Ende des Rohres angezündet. Ein Knall. Das Gas fängt Feuer und verbrennt. Baue Lumineszenz. Es zersetzt sich in der Flamme und wird wieder in seine elementare, metallische Form umgewandelt und durch den Gasdruck direkt gegen den weißen Porzellantiegel geschleudert, den die zweite Wissenschaftlerin in Flammennähe hält. Kollision. Metallspiegel im Tiegel. Die Flamme erlischt. Alles Gas ist verbraucht. Dennoch sehen die zwei Frauen einander bedeutungsvoll in die Augen. Verständnis. Sie verharrten still ebenso wie ihre unwissenden Beobachter. Die einzigen Laute im Labor sind System Of A Down, die in ihrem Song „Question“ gerade süße Beeren besangen. Dann, ohne Warnung, fingen beide triumphierend aufzuschreien. „Ähm... Abbs... Luke... seid ihr jetzt fertig?” Tony hatte eigentlich fragen wollen, ob er die Psychiatrie anrufen solle, aber damit hätte er nur den Zorn der beiden Verrückten auf sch gezogen. „Sharon Rowland wurde ganz sicher mit Arsangas vergiftet,“ verkündete Abby stolz, „Sowohl die Apparatur, die wir fanden, als auch die Tatsache, dass die Arsenhaltige Verbindung sich nur im Lungengewebe nachweisen ließ, deutet eindeutig darauf hin.“ Zwei Special Agents und ein Pathologe nahmen die Aussage kommentarlos hin. Erstaunlicherweise war es Tony, der zweifelte: „Aber wieso ist dann der Freund des Opfers nicht tot? Es sei denn... Mel Gibson.“ „Was?“ Echo aus sämtlichen Ecken des Labors. „Mel Gibson in ’Signs’! Ein eher mittelmäßiger Film, wie ich finde, aber da gibt es diese eine Szene, wo ein Alien seinen Sohn greift und ihn mit Gift aus den langen Krallenfingern vergast. Aber der Junge überlebt, weil seine Bronchien verstopfter sind als der Timesquare zu Silvester. Und Rowlands Lover leidet ebenfalls an Asthma, deshalb konnte er die Substanz nicht einatmen und...“ Abby stoppte DiNozzos Redeschwall mit einer ihrer typischen, kaum beschreibbaren Gesten und argumentierte dann weiter: „Nette Theorie, Cowboy, aber das war nicht einmal nötig. Okay, fangen wir von vorn an. Also, Arsan herzustellen, ist ganz einfach. So ziemlich jede Nachweisreaktion von Arsen beginnt mit der Herstellung dieses Gases. In diesem Fall hat der Täter die Fleitmann’sche Probe zur Vorlage genommen. Die findet im alkalischen statt, wobei der Vorteil ist, dass die verwendete Base, Kaliumhydroxid, in kleinen, festen Plätzchen erhältlich ist, sodass man mit einer sehr geringen Menge an Flüssigkeit auskommt und die ganze Sache sich leichter erwärmen lässt. Der Täter nimmt also ein Arsensalz, wahrscheinlich Arsenoxid, gibt es zusammen mit den Plätzchen und ein paar Tropfen Wasser in das Schälchen, gibt noch etwas Aluminiumpulver hinzu, um die Reaktionsgeschwindigkeit zu beschleunigen.“ „Das Aluminium erfüllt dabei denselben Zweck wie bei der Marsh’schen Probe das Zink,“ ergänzte Alecia, die die Schutzbrille abnahm und sich lässig gegen den Tisch lehnte, „aber der wichtigste Vorteil ist, dass die Stoffe nicht spontan reagieren können.“ „Der Ofen,“ schloss Paula daraus. Lecia nickte. „Man muss die ganze Chose erhitzen und die Temperaturen im Ofen waren geradezu paradiesisch dazu. Vorteil Nummer drei, und der Segen unseres Asthmakranken: Das Gas ist nur innerhalb des Ofens hoch konzentriert genug, um einen Menschen zu töten.“ Abby übernahm wieder. „Also: unser Opfer will seinem Herzblatt was Gutes tun und plant schnulziges Frühstück mit Brötchen und allem. Und während das Zeug aufbäckt, wird unsere Zeitgasbombe aktiviert. Das Mädel will nach den Brötchen sehen, macht den Ofen auf und kriegt die volle Dröhnung ab, stirbt. Aber das Gas breitet sich um gesamten Raum aus“ – weit ausholender Kreis mit den Armen – „und die Konzentration nimmt dadurch ab. Geht man von der Größe der Schale aus, so kann unmöglich genügend Ausgangsmaterial vorhanden gewesen sein, um eine letale Dosis für das gesamte Ferienhaus erzeugen.“ „Was heißt, wir haben einen erneuten gut geplanten Mord.“ McGees Resümee brachte alle zum Schweigen. Nur System Of A Down waren mittlerweile zu „Chop Suey“ übergegangen. Sie verhießen zu weinen, sollten die Engel es verdienen zu sterben. Welch besseren Zeitpunkt gab es dafür, wenn nicht jetzt? ~*+*~ Natürlich war Gibbs’ Entscheidung auf Kate gefallen, mit einer kleinen Bemerkung von wegen, dass sie ja auch so an Ziva hängen würde. Welch faszinierendes Stegreiftheater. Die Vorbereitungen auf den zweiten Akt sollten folgen und Dank des Zimmerservices musste auch niemand bei der kommenden Lagebesprechung hungern. Na ja, nicht ganz... Ziva machte sich lieber, mit der fadenscheinigen Begründung, sie habe keinen Hunger, an das Umsortieren des Kühlschranks (ja, er war tatsächlich schon für die Teilnehmer gefüllt, vor allem mit Nahrungsmitteln von Firmen, die die Truppenverpflegung der Navy unterstützten – jene Firmen aufzulisten war ebenfalls Bestandteil des Aufnahmetests gewesen.); Milchprodukte in das oberste Fach, Fleisch in das größere darunter und die meisten Wurstsorten in das unterste. Kaum war sie mit dieser etwas fragwürdigen Tätigkeit fertig, räumte sie ihre Koffer aus – und irgendwie hatte Jethro keine Lust, zu essen, solange sie nicht am Tisch saß. Also durfte sich Kate zuerst allein über die Spaghetti Mailänder Art her machen (auch Spaghetti á la Chef genannt: unter dem riesigen Nudelberg verbarg sich noch ein deftiges Schnitzel) her machen, während ihr derzeitiger Ersatzdaddy die Räumlichkeiten nach Wanzen absuchte, nur blieb die Suche nicht nur erfolglos, sie dauerte auch nicht einmal halb so lange wie der Ordnungswahn der Israelin, also setzte er sich zu Kate. Wofür brauchte Ziva eigentlich so lange? Erst jetzt fiel Gibbs auf, dass seine Partnerin schon eine kleine Weile nur noch vor dem Koffer stand, sichtlich zögernd. „Gibt’s da irgendwas spannendes?“, fragte er scheinheilig nach, woraufhin Ziva ihn mit dem Blick eines aufgescheuchten Rehs ansah. „Nein. Ich... hab nur noch dein Hemd. Ich hab es natürlich gewaschen und alles, aber ich habe es hier, also wenn du...“ „Du kannst es behalten.“, fuhr er ungehalten dazwischen. „Wirklich?“ „Nein, das ist mein Lieblingshemd, gleich nach dem Quietschbunten mit den Teddys drauf und ich kann ohne dieses Kleidungsstück nicht leben.“ Der ungehaltene aber trockene Sarkasmus des Älteren ließ keinen Zweifel daran, wie belanglos diese kleine Situation war, Ziva – und darüber wunderte sie sich selbst – freute sich jedoch innerlich diesen erbeuteten persönlichen Gegenstand, immerhin besaß sie sonst nichts von ihm. „Und jetzt setz’ dich endlich und iss.“ Noch ungehaltener. Mossad-Regel Nr. 1: befolge immer die Anweisungen deines Bosses. Auch wenn sie das Essen nicht anrührte, so nahm sie doch wenigstens auf dem Stuhl platz. Caitlin sah die Größere kurz an, dann auf ihren Teller und dann verdutzt zu Gibbs. „Darf sie das denn überhaupt?“ „Kate, lass gut sein,“ die Israelin schüttelte kurz den Kopf, aber es war schon zu spät, denn ihr Boss verlangsamte erst sein Esstempo, dann, den Blick auf einen leeren Punkt am Tisch fixiert, legte er die Gabel weg. „Das Schnitzel ist aus Schweinefleisch. Verdammt!“ Er langte nach dem Telefonhörer, aber so weit ließ Ziva es nicht kommen. Mit einer blitzschnellen Handbewegung, legte die Israelin ihre Hand auf die seine und drückte sie auf den Tisch. „Ich sagte bereits, ich habe keinen Hunger. Heute ist gemäß des jüdischen Kalenders der neunte Tag des Monats Aw, ein Fastentag. Es ist nicht nötig, noch etwas zu bestellen!“ Den letzten Satz sprach sie mit diamantenscharfer Präzision und Betonung auf jedem einzelnen Wort aus. Dann erst ließ sie seine Hand wieder los, die Gibbs langsam wieder zu seinem Körper zog. Mit einem kurzen Nicken gab er zu verstehen, dass er es akzeptierte und musste dann mit ansehen, wie aus einer kleinen PET-Flasche mit stillem Mineralwasser trank, während er sich wie ein Idiot fühlte. Natürlich hätte er an ihre Konfession denken sollen und umso bemerkenswerter war es, das sie ihn offensichtlich nicht hatte bloßstellen wollen. Und als ob man sie für diese Eigenschaft nicht noch genügend bewundern konnte, war Ziva David zudem der einzige Mensch, der selbst bei so einer banalen Sache wie Mineralwasser trinken noch ungeheuer elegant aussehen konnte. Um die Situation aufzulockern, begann sie mit ihrer Einschätzung: „Ich glaube, was den Fall betrifft, ist Emily DuNeuve eine sehr gute Kandidatin.“ „Wieso?“ „Abgesehen von ihren psychologischen Fertigkeiten, ist sie unheimlich kontrolliert, extrem zielfixiert und emotional praktisch eiskalt.“ „Du magst sie nicht.“ „Ja. Aber das ist es nicht, eher so ein allgemeines Gefühl, dass man ihr nicht trauen kann. Mein Instinkt sagt mir, dass sie durchaus in der Lage wäre, einen Mord zu begehen. Ich bin sicher, selbst wenn ihr Gewissen streiken würde, würde sie die nötigen Kniffe kennen, das zu umgehen. Außerdem war sie zur gefragten Tatzeit in den Flitterwochen – in West Palm Beach. Mit der Autobahn ist man in wenigen Stunden in Miami, und innerhalb eines Tages in Richmond.“ „Hotel?“ „Schon, aber ich konnte den Namen nicht in Erfahrung bringen... Kate, hast du nicht Lust, etwas fern zu sehen?“ Das kleine Mädchen hatte gerade ihren Teller geleert, in einem phänomenalen Tempo, das wohl nur Kinder zustande brachten und war umso begeisterter über diesen Vorschlag. Einer, der nicht ohne Hintergedanken gemacht wurde. Kaum war der Wunderkasten an, und das mit nicht unerheblicher Lautstärke, führte die Israelin fort: „Was Brianna Paxton betrifft, ich halte sie für unschuldig.“ Es war klüger, wenn Kate das nicht mit anhörte. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, ihr mitzuteilen, dass sie vielleicht bald ein kleines Halbgeschwisterchen bekam. „Wieso? Weil sie schwanger ist? Das schließt sie nicht aus.” „Sie ist nicht schwanger, sie ist HOCHschwanger, Gibbs! Und das ist eine ziemliche Belastung für den Körper, erst Recht, wenn man einige Morde begeht. Abgesehen davon, kann der Stress dazu führen, dass man das Baby verliert.“ „Die Morde schienen mir nicht, als hätte der Täter sehr unter Stress gestanden, im Gegenteil. Wessen Kind ist es?“ Die junge Agentin zuckte mit den Schultern: „Ich hatte nicht wirklich Zeit mit ihr zu reden, aber bedenkt man den Fortschritt der Schwangerschaft, ist es mit großer Wahrscheinlichkeit von unserem Opfer.“ „Wenn sie Smith deswegen umgebracht hätte, dann hätte sie einen früheren Zeitpunkt gewählt, einen, an dem sie körperlich noch nicht so eingeschränkt war. Nehmen wir mal an, sie wurde wegen dem Kind von ihrem Lover abserviert, dann wäre es nur in ihrem Interesse, dass sie zur Absicherung jemand findet, der sie und den Filius durchfüttert.“ „Und der, der das Kuckuckskind untergeschoben bekommt, hat allen Grund, sauer zu sein. Aber das bedeutet vielleicht auch, dass sie selbst in Gefahr ist.“ Gibbs’ Handy klingelte. ***** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)