Die Bedrohung Midgards von Lattich (ehemals CiCo) ================================================================================ Kapitel 2: 2. Kapitel --------------------- 2. Kapitel: Gott straft kleine Sünden. Verrat und Freundschaft? Der Tagtraum. „Warum immer ich?!“, fuhr sie Taichi an. „Irgendjemand muss das Lager bewachen und da du schon eine Runde geschlafen hast...“, erwiderte der Knight und der Acolyte grinste. Yumes Zorn stieg weiter an. „DU!“, fauchte sie, „Du kannst auch mal deinen königlichen Hintern bewegen und etwas dafür tun, dass wir dich beschützen! Und außerdem ist das schon verdammt lange her! Ich bin auch die ganze Nacht durchgelaufen!“ Tatsächlich waren sie sofort nach ihrem kleinen Gespräch am Lagerfeuer wieder losgezogen, um die Nacht ausnutzen und möglichst großen Abstand zu den Reitern zu gewinnen. Sie befanden sich immer noch im Payon Forrest, aber inzwischen ging die Sonne wieder auf. „Und? Du hattest einige Stunden Schlaf am Tag! Wir nicht, also halt einfach Wache.“, brummte Taichi und legte sich auf den kalten Waldboden. Der Prinz grinste noch einmal hämisch und suchte sich einen bequemen Platz am Feuer. Yume knurrte leise und kletterte auf einen Baum, um Ausschau nach Reitern zu halten. „Der kleine Möchtegern soll nur warten bis wir zwei alleine sind, dann zahl ich ihm alles heim...“, brummte die Assasine. Sie nahm eine Frucht von einem Ast und sah zögernd zu dem Acolyten hinunter. Dann hob sie die Schultern und warf sie hinunter. Der Prinz schrie erschrocken auf als ihn die Frucht mit voller Wucht an der Stirn traf und dort zermatschte. Der Fruchtsaft lief ihm über Haare und Gesicht. „YUME!“, fuhr er sie an und die Assasine grinste stumm vor sich hin auf ihrem Ast. Weit oben, in sicherer Entfernung. „GOTT WIRD DICH DAFÜR STRAFEN!“, fügte er wütend hinzu, wischte sich die Reste der Frucht aus dem Gesicht und legte sich wieder hin. Yume zog eine zweite Frucht und setzte zum Wurf an. Taichi schnarchte in seiner Ecke übertrieben laut für einen Moment und sie ließ den Arm sinken. „Pah Gott, wer glaubt schon an den!“, knurrte sie und genau in diesem Moment brach der Ast auf dem sie gesessen hatte. Yume blieb die Luft weg als sie hart auf den Boden prallte. Der Acolyte kicherte leise und sie ballte die Fäuste. „Das heißt noch gar nichts...!“, zischelte sie und stieg erneut auf den Baum. Zumindest wollte sie das, als sie die Hand zum nächsten Ast ausstreckte, schwankte der Baum plötzlich gefährlich und Yume riss erschrocken die Augen auf. „Nein, nein! NEIN!“ Der Baum fiel mit einem dumpfen Pochen um und Yume wurde unter ihm begraben. Taichi öffnete die Augen und blinzelte. „Alles in Ordnung?“, fragte er vorsichtig und unter der Baumkrone kam eine Hand hervorgeschossen. Den Mittelfinger gestreckt. Der Knight lachte und schlief weiter. Schnaufend kämpfte sich die Assasine zwischen den Ästen hindurch. Als sie endlich aus dem Baum draußen war, setzte sie sich sofort auf den Boden. Noch einen Baum würde sie nicht hinauf klettern. „Sind doch alle nur morsch...“, murmelte sie. Es vergingen kaum vier Stunden, da war Yume schon fast eingeschlafen. Die Assasine grunzte zufrieden und kuschelte sich noch näher an den Baum. Obwohl die Sonne wie verrückt auf sie nieder schien, war es verdammt kalt. Yume bildete sich für eine Sekunde ein selbst ihren Atem sehen zu können, jedoch tat sie das als Streich ihrer Vorstellungskraft ab. Ihre Augenlider glitten müde nach unten und diesmal konnte sie dem Tiefschlaf nicht mehr entrinnen. Irgendjemand rüttelte hart an Yumes Schultern und schlug ihr gegen den Kopf. Die Assasine schlug automatisch um sich und als sie die Person traf, erklang ein kurzer Schrei - gefolgt vom Aufbrausen mehrerer anderer Stimmen, die teils auch lachten. Yume öffnete müde die Augen und zuckte erschrocken zusammen. Es dämmerte schon wieder und ihr Lager war nicht mehr ganz leer. Taichi lehnte mit gefesselten Händen an einem Baum auf der andere Seite ihres Lagers, wo er von drei der fremden Personen scharf bewacht wurde. Den Acolyten sah Yume jedoch nirgends. Vor ihr baute sich einer der Männer auf. Seine Nase blutete und die Augen sprühten vor Zorn. Das muss wohl der gewesen sein den sie eben im Schlaf getroffen hatte. Der Mann wischte sich das Blut aus dem Gesicht und beugte sich zu ihr herunter. Yume trat ihm in die Magengrube und er flog zurück. Seine Kameraden lachten schadenfroh. Die Assasine richtete sich auf und warf einen zornigen Blick in die Runde. „Man stört sie besser nicht beim Schlafen“, kommentiere Taichi und sie grinste teuflisch. Yume zog ihre Katare. „Wer will als nächstes?“ Die Männer wichen zwei Schritte von ihr zurück und blickten sie zögernd an. „Ich würde die Waffen runternehmen. Sicher dass du mit so vielen Leuten klarkommst?“, fragte jemand und Yume ließ den Blick durch die Runde schweifen bis er an dem Acolyten klebte. Er stand inmitten der Männer, aber keiner von ihnen schien ihn in irgendeiner Weise zu bewachen. Sie hielten einen kleinen Abstand vor Erfurcht. „Was soll das?“, erwiderte Yume schließlich – die Katare immer noch zum Kampf gehoben. „Das sind Leute meines Vaters. Sie sollen auf mich aufpassen.“, erklärte er und hob die Schultern als die Assasine einen zweifelnden Blick durch die Runde warf. „Und wieso fesseln sie Taichi und versuchen es bei mir? Wieso kämpfen deine Leute gegen uns?“, fragte Yume ruhig, obwohl ihr langsam aber sicher der Geduldsfaden riss. Der Prinz lächelte knapp und hob erneut die Schultern. Dann drehte er sich von ihr weg. „Fesselt sie. Ihr werdet jawohl mit einer Assasine fertig. Sie hat versucht mich umzubringen, vergesst das nicht. Sie war es die mich entführt hat!“ Er stolzierte davon und vier Männer folgten ihm stumm. Yume erbleichte. Was zum Teufel laberte er da für Mist?! „Hey! Wir haben ihn nicht entführt! Ich fass es nicht...“, schrie Yume aber sie stoppte als die Meute auf sie losging. Sie warf sich rasch zur Seite, rollte sich ab und sprang wieder auf. Zwei Männer knallten gegen den Baum an dem sie eben noch gelehnt hatte. Der Rest folgte ihrer Bewegung. Schwerter, Keulen und Speere kamen auf sie zu. Yume schluckte und betete, dass Gott inzwischen von ihr abgelassen hatte. Die Assasine lächelte und verschwand plötzlich. Die Meute geriet ins Stolpern und blieb unsicher stehen. Sie tauchte neben Taichi wieder auf und warf die erste Wache mit einem Tritt ins Kreuz zu Boden. Die zweite Wache wirbelte herum und holte mit dem Speer aus. Yume tänzelte erschrocken seitwärts, warf ihre Katare kurzerhand zu Boden und riss dem Wächter den Speer aus den Händen. Die Assasine schlug dem Mann mit dem anderen Ende des Stabes die Beine weg und schickte ihn mit einem Tritt gegen den Kopf ins Reich der Träume. Von hinten schlossen sich zwei Arme um ihren Hals. Yume keuchte erschrocken und versuchte sich aus dem Würgegriff zu befreien. Der Speer flog ihr aus der Hand und die Wache schlug ihr hart zwischen die Schulterblätter. Sie trat ihm auf dem Fuß, beugte sich nach vorn und warf ihn über ihren Rücken hinweg zu Boden. Auch die Meute hatte inzwischen mitbekommen wo sie war und rannte erneut auf sie zu. Yume schnaubte verächtlich, hob ihre Waffen auf und drehte sich zu Taichi um. Sie schnitt hastig die Fesseln durch. „Schnell, in den Wald. Dort finden sie uns nicht so schnell.“, sagte Taichi und verschwand zwischen den Bäumen. Yume zog fünf Dolch aus ihrem Gürtel und warf sie in Richtung der Leute. Die Männer schrieen entsetzt und versuchten alle in eine andere Richtung auszuweichen. Die Assasine winkte ihnen zu und folgte dem Knight dann. Stimmengewirr kam ihnen entgegen nach einigen Metern und Taichi stoppte. Yume bremste ab. Taichi deutete auf einen Baum und sie nickte. Rasch kletterte sie hinauf und schob die Äste zur Seite um etwas zu sehen. Auf der Lichtung vor ihnen standen der Acolyte und die vier Männer. Offenbar waren sie in einen heftigen Streit verwickelt und zwei der Männer hielten den Prinzen an den Armen fest. Er zappelte in ihren Griffen und versuchte sich zu befreien. Yume hob eine Augenbraue. „Ihr wollt doch nicht wieder fliehen, Eure Hoheit?“, sagte eine der Wachen und die Assasine beugte sich etwas weiter hervor, um das Gesicht des Acolyten zu sehen. „Denkt Ihr ernsthaft, wir glauben Euch Eure kleine Geschichte? Oh, wir wissen, dass Ihr weggelaufen seid...und dass die beiden Ihnen wohl nicht einmal ein Haar krümmen wollten.“, fuhr er fort und der Acolyte biss sich auf die Unterlippe. Yume schnaubte, pfiff zweimal laut und rutschte vom Baum hinunter. Die Wachen zogen erschrocken die Luft zwischen den Zähnen ein, als Taichi und Yume die Lichtung betraten. „Ich glaube, wir sollten uns noch einmal unterhalten, Prinz. Ich weiß nicht, soll ich Euch köpfen, vierteilen, verbrennen, zu Tode foltern oder einfach Eure Kehle durchschneiden?“, fragte die Assasine lächelnd und der Acolyte sah sie erschrocken an. Die zwei Wächter, die den Jungen nicht festhielten, zogen ihre Waffen und griffen an. Taichi schlug dem ersten mit der bepanzerten Faust ins Gesicht, packte ihn an den Schultern und warf ihn kurzerhand gegen den nächsten Baumstamm. Yume sprang hoch als der zweite Wächter sie erreichte. Der Mann wurde von ihrem Gewicht zu Boden geschmissen und Yume boxte ihn gegen die Brust. Dann zog sie eines ihrer Katare. Der Mann starrte auf die Waffe, während sie von seinem Gesicht, über die Brust und den Magen wanderte und zwischen seinen Beinen verharrte. Yume lächelte. Sie sah auf als erneut das Klirren von Waffen zu hören war. Die zwei anderen Männer hatten den Acolyten losgelassen und lieferten sich einen Kampf mit Taichi. Der Knight schickte die beiden sekundenschnell ins Land der Träume und packte den Prinzen am Kragen. „Sieht so aus als wenn wir uns jetzt unterhalten könnten...“, sagte Yume, „..oh.“ Ihr Blick war wieder auf den Mann unter ihr gelandet. Sie hatte die Waffe wohl etwas zu fest angesetzt, als sie Taichi beobachtet hatte. Der Mann war bewusstlos geworden bei dem Anblick der Waffe an seinem liebsten Teil. „Naja egal. Jetzt zu dir Junge. Was sollte das Ganze?“, brummte die Assasine und erhob sich wieder. Sie steckte ihre Waffen ein und ging zu Taichi und dem Acolyten. „Das ist eine...eh...lange Geschichte.“, antwortete er ausweichend und der Knight schüttelte ihn durch. „Bist du wirklich der Prinz?“, fragte Taichi und der Junge nickte. „Mein Name ist Rhaken. Ich bin wirklich der Prinz, nur...ich bin aus dem Versteck meines Vaters und seiner Leute weggelaufen. Und als sie plötzlich in eurem Lager standen...ich dachte, wenn ich ihnen diese Geschichte erzähle – ihr hättet mich entführt und nicht zurückgelassen – würde ich noch eine neue Chance finden erneut zu fliehen.“, sagte der Acolyte mit fallender Stimme und ließ den Kopf sinken. Yume lachte auf. „Daraus wäre ja wohl nichts geworden.“, murmelte sie und verschränkte die Arme. „Wolltest du unsere Leben aufs Spiel setzen nur damit du fliehen kannst?“ „Ich glaube, es gibt einen Weg diese Tyrannen aufzuhalten, aber ich werde es nicht herausfinden, wenn ich mich mit meinem Vater verstecken muss. Es tut mir leid...“ Yume schnaubte abfällig und ging an dem Acolyten vorbei zurück in den Wald. Taichi folgte ihr rasch und Rhaken rannte schnell hinterher. „Yume, willst du ins Lager zurück? Unsere Tasche ist noch dort.“, sagte der Knight. Die Assasine schlug wütend einen Ast beiseite und Taichi duckte sich als der Ast in seine Richtung schnippte. Hinter ihm schrie der Acolyte erschrocken auf als ihn der Ast traf. Der Knight verdrehte die Augen und lief weiter. Yume hob die Hand und ihr Freund hielt neben ihr an. Rhaken blieb in sicherer Entfernung von ihrem Zorn stehen. „Was ist?“, fragte Taichi knapp und Yume warf einen auffordernden Blick in die Richtung des Acolyten. „Ich weiß nicht, was du von mir willst“, behauptete der Knight und die Assasine verzog die Mundwinkel. „Wenn das so ist. Ich hol unsere Tasche.“, erwiderte sie trocken und verschwand zwischen den Bäumen. Sie war schon nach einigen Minuten wieder zurück. Yume warf Taichi die Tasche zu und lief dann wieder voraus. Er folgte ihr nachdem er die Tasche umgehangen hatte und Rhaken stolperte ängstlich hinterher. „Und wohin gehen wir?“, fragte Taichi als Yume zum sicher siebten Mal unsicher vor einer Lichtung stand. Die Assasine legte den Kopf schief und sah ihn fragend an. „Doch nicht in dein blödes Morroc.“, sagte er und die Assasine holte für ein passendes Kommentar Luft, „Oh ich bitte dich Yume! Als wenn deine Gilde so viel sicherer ist!“ „Ohja! Sicherer als in Prontera bei deinen feigen Leuten!“, entgegen sie wütend und der Acolyte wich noch einen Meter vor den beiden zurück. Die Luft schien zu knistern, als sich die beiden gegenseitig anschrieen. Rhaken beobachtete mit einer Mischung aus Entsetzen und Verwirrung wie sich die beiden stritten. Inzwischen sprach jeder dem anderen ins Wort, sodass man kaum noch verstand, worum es eigentlich ging. Rhaken sah zum Himmel auf. Die Sonne würde gleich wieder aufgehen. Plötzlich holten die beiden Streithähne mit den Fäusten aus und trafen sich gegenseitig ins Gesicht. Yume fiel nach hinten, schlug einen Salto und blieb dann stöhnend am Boden liegen. Taichi stolperte leicht zurück und rieb sich mit einer Hand die Wange. „Netter Schlag.“, murmelte er. Die Assasine schnaubte abfällig und setzte sich auf. Ihre Wange war rötlich von dem Schlag und der Knight verzog das Gesicht. „Hab wohl zu fest zugeschlagen.“, sagt er und reichte Yume die Hand zum Aufstehen. Sie nahm seine Hand. Dann grinste sie hinterlistig und Taichi hatte keine Zeit mehr seine Geste zu bereuen. In einer Sekunde befand er sich neben Yume am Boden. Die Assasine lachte triumphierend und der Knight stimmte in das Lachen ein. Rhaken beobachtete die beiden verwirrt. „Ich geh Feuerholz holen.“, sagte der Knight schließlich als sie kaum noch Luft hatten zum Lachen. Yume nickte erschöpft und Taichi verschwand zwischen den Bäumen. Der Acolyte sah unsicher zu der am Boden liegenden Assasine. „Hast du gehört worüber wir uns gestritten haben?“, fragte Yume und wandte ihm den Kopf zu. Rhaken zuckte zusammen. „J-ja. Darüber welche Gilde die sichere ist.“, stammelte er und die Assasine lächelte knapp. „Am Anfang, ja. Dann ging es um dich, weißt du, ich und Taichi sind uns beide einig über eine Sache: Wir können dir nicht vertrauen.“, antwortete sie und Rhaken sah traurig zu Boden, „Aber wir können dich auch nicht alleine lassen.“ Der Acolyte sah überrascht zu ihr auf. Yume hatte sich wieder aufgerichtet und klopfte den Staub von ihren Kleidern. „Was...heißt das?“, fragte er vorsichtig und die Assasine hob die Schultern. „Unter einer Bedingung. Wenn du uns noch einmal für deine kleine Theorie hintergehst, schneid ich dir die Kehle durch, klar? Und jetzt komm her, Taichi bringt gleich das Feuerholz. Tagsüber ist es immer kalt.“, sagte Yume, „Hey! Jetzt flenn doch nicht gleich!“ Rhaken lief zu ihr und Yume nahm ihn tröstend in die Arme. „Glaub nicht, dass ich dein Babysitter bin!“ „Yume? Pennst du schon wieder?“ Der Kopf eines kleinen Mädchens mit violetten Haaren schoss aus der Baumkrone und sie sah zu ihrer Schwester die am Baumstamm lehnte. Sie hatte die Augen geschlossen und schnarchte leise. Das Kind kicherte leise und verschwand wieder ganz zwischen den Blättern. Wenige Sekunden später prasselten ein Dutzend Äpfel auf die Diebin hinab, die geschlafen hatte. „AJA!“, zischte Yume und warf verärgert einen Apfel zurück. In der Baumkrone erklang ein kleiner Aufschrei und die Blätter raschelten aufgeregt, als das Mädchen um den Halt kämpfte. Tatsächlich fand sie ihr Gleichgewicht wieder und es war nur noch der Wind da, der die Blätter durchschüttelte. Yume verwünschte ihre Zwillingsschwester in Gedanken mit allen erdenklichen Flüchen. Plötzlich gewahrte sie eine Bewegung aus den Augenwinkeln und sie warf sich zur Seite. Die kleine Diebin rollte sich ab, ergriff ihren Dolch und stellte sich in Kampfposition. In der Baumkrone raschelte es erneut, als ihre Zwillingsschwester sich bewegte um Yume besser zu sehen. Alles war ruhig. Das Mädchen ließ den Blick beunruhigt über die gelben Weizenfelder und die grünen Wiesen streichen. Der Apfelbaum an dem sie standen war der einzige in der Landschaft. Nichts regte sich, außer wenn der Wind es in Bewegung setzte. Yume lauschte angespannt dem verlockendem Lied des Windes, der ihr zuschrie loszurennen - in die Freiheit, sehr weit weg. Eine Idee, welche die kleine Diebin in Gedanken schon zu genüge durchgenommen hatte. Immer hatten ihre Gedankengänge damit geendet wegen ihres Ausreißers nicht in die Assasinengilde aufgenommen zu werden... „Yume, schlaf nicht im Stehen ein.“, rief ihre Zwillingsschwester und Yume warf wütend den Kopf in den Nacken. „Sei doch still! Ich habe nicht geschlafen!“, zischte sie. Das Mädchen steckte ihren Damaskus weg und rannte in Richtung der Weizenfelder. Im Baum knackten einige Äste, als Aja hinunterkletterte. Mit einem Lächeln auf den Lippen hechtete die kleine Diebin auf den Weizen zu und verschwand mit einem Satz zwischen den mannshohen Pflanzen. Keuchend rannte sie weiter, während ihr einzelne Weizenstiele ins Gesicht peitschten, aber keine ernsthaften Wunden hinterließen. Wenige Schritte hinter ihr folgte Yumes Zwillingsschwester schon völlig außer Atem nach diesen wenigen Metern. „Tja, du kannst halt nicht in allem die beste sein Aja! Kannst du in deinem Frack überhaupt rennen?“, rief Yume und ein Wutschrei drang zwischen das Windspiel. „SCHNELLER ALS DU!“, schrie sie und Yume blinzelte verwirrt als Aja an ihr vorbeizischte. Der Wind trug das Echo eines Zauberspruches weiter. Agility Up. Die Diebin fluchte leise und versuchte die Acolytin einzholen. Beinahe gleichzeitig erreichten sie das Haus ihrer Eltern. Yume gewann, indem sie zwar auf dem letzten Meter stolperte, aber den Treppenansatz mit den Fingerspitzen berührte, bevor ihre Schwester den Fuß aufgesetzt hatte. Schnaubend und keuchend betraten sie das Haus. Aus der Küche drangen ihnen die Stimmen ihrer Eltern entgegen, die weniger freundlich klangen. Leise schlichen sich die Zwillinge den Flur entlang zur Küchentür. Yume schob langsam den Kopf um die Ecke und beobachtete ihre Mutter und ihren Vater. Unter ihr kauerte sich Aja zusammen und spähte ebenfalls in die Küche. Etwas schepperte als ihre Mutter eine Pfanne quer durch den Raum warf. Yumes Vater warf verärgert die Stirn in Falten und hob beschwichtigend die Arme. „Schatz, es ist nur zu ihrem besten...! Wenn wir sie nicht bald trennen-“, begann er doch seine Frau unterbrach ihn. „NEIN! Es ist mir egal, was dieser scheinheilige Priester bei ihrer Geburt gesehen hat und was nicht! Ich werde nicht zulassen, dass sie getrennt werden.“, erwiderte sie hitzig und ihr Mann seufzte erschöpft. „Seine Visionen waren bis jetzt immer bis aufs letzte Detail wahr geworden...“, sagte er geduldig und wollte sie umarmen, aber die Knight stieß ihn wütend von sich. „Du und deinesgleichen...! Wieso habe ich dich geheiratet?! Verschwinde und lass meine Töchter in Ruhe!“, fauchte sie und funkelte ihn zornig an. Ihr Mann berührte langsam das Kreuz, welches an einer Kette um seinen Hals hing und betrachtete es nachdenklich. Dann nickte er traurig. „Ich werde einen Spaziergang machen. Vielleicht hast du dich dann beruhigt, Dai.“ Yume und ihre Schwester quetschten sich erschrocken an die Wand, als ihr Vater durch die offenstehende Tür trat und mit gesenktem Kopf den Flur hinab lief zum Ausgang. Er bemerkte sie nicht, so versunken war er in seine Gedanken als der Monk das Haus verließ. „Mama und Papa haben sich noch nie gestritten, Yume.“, sagte ihre Zwillingsschwester leise und die Diebin umarmte sie tröstend. Aus der Küche drang ein leises Schluchzen. „Gehen wir lieber auf unsere Zimmer, Aja.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)