It's your love story von abgemeldet (~The Suicide Book~) ================================================================================ Kapitel 8: 08 ~ Die Ruhe vor dem Sturm -------------------------------------- author's note: ja, es hat wirklich eine ganze Weile gedauert, bis ich mich aufgerafft und mir einen wenigstens halbwegs eleganten Übergang, will sagen dieses "Zwischenkapitel" ausgedacht habe, mit dem ich zum nächsten Kapitel und damit auch zum nächsten Abschnitt meiner story überleiten will... denn jetzt beginnt etwas neues; zumindest besteht der Anspruch darauf... but now let us proceed to: 08 ~ hachi Die Ruhe vor dem Sturm Die Welt hatte aufgehört sich zu drehen und Kamijo‘s Ruhelosigkeit verschwand so plötzlich wie sie aufgekommen war. Seine Gedanken setzten aus und mit einem Mal hatte er das Gefühl, als legte sich ein Schleier auf sein überhitztes Gemüt. Er hatte die Augen weiterhin geöffnet und eine Ruhe bemächtigte sich seiner, in deren beschränkter Fülle er seine unmittelbare Umgebung plötzlich scharf und klar vor sich wahrnahm: das honiggoldene Licht seiner Couchlampe, der Geruch nach Zigaretten und Parfüm in der Luft, die offene Küchentür - und Mayu‘s Lippen auf seinen eigenen. Der eigentliche Kuss, ein mehrer Kontakt zweier Lippenpaare, musste nur Sekunden gedauert haben aber Kamijo kam es ob seiner überrumpelten und damit geschärften Wahrnehmung so vor, als habe die Welt in ihrem Taumel innegehalten, nur, um sich nun wieder ruhiger, aber auch anders zu drehen. Sich der plötzlichen Stille in seinem Kopf bewusst werdend, löste er sich langsam von Mayu und hielt ihn mit den Händen an der Hüfte und einer Schulter fest und sah ihn an. Der Augenblick schien ihm unendlich kostbar, wenn auch verwirrend und Kamijo brauchte zwei Atemzüge, um sich seiner eigenen Sprachfähigkeit zu vergewissern und auch dann brachte er nur Mayu‘s Namen heraus... „Oh...“ Mayu löste sich aus Kamijo‘s Griff an Hüfte und Schulter und trat einen Schritt zurück. Der andere war in seiner Position verharrt geblieben und blickte ihn ruhig an; nur seine Augen verrieten eine leichte Verwunderung. „Kamijo... Nunja... Jetzt bist du wenigstens ruhig...“, setzte Mayu hinzu und wunderte sich im nächsten Augenblick über die Festigkeit in seiner eigenen Stimme. „Ja, jetzt bin ich ruhig...“, vernahm er Kamijo‘s Stimme, bevor sich der andere an ihm vorbei bewegte und sich auf die Couch fallen lies. Mayu selbst blieb ein wenig unsicher stehen. Seit seinem impulsiven Kuss, über den er erst jetzt nachzudenken begann, waren nur Augenblicke vergangen, aber Mayu spürte wie auch seine eigene vor kurzem noch kopflose Panik verschwunden war in dem Moment, wo er seine Hände nach dem anderen ausgestreckt hatte, um ihn an sich zu ziehen. „Okay...“, sagte er nun leicht verlegen und deutete den Umstand, dass Kamijo ihn noch nicht angeschrieen hatte, damit, dass der andere gerade ebenso verwirrt und aus dem Konzept gebracht war wie er selbst. Jetzt galt es nur, der Situation wieder ein Stück weit Kontrolle und Überschaubarkeit zu verleihen, ohne sich die Blöße geben zu müssen. „Ich glaube, ich lasse dich jetzt besser allein...“, sagte er. „Du... Ehm... Wir sehen uns dann...“ Mayu drehte sich um, verschwand im Flur und zog in Windeseile seine Jacke und Schuhe an; dann öffnete er die Tür und ging. Im Fahrstuhl auf dem Weg nach unten konnte er sich noch beherrschen und seine Hand davon abhalten, wie selbstverständlich über die Jackentasche zu gleiten, in welcher sich das kleine Büchlein mit den Zeitungsartikeln und der blutroten Schrift befand. Als er jedoch aus dem Haus auf die Straße trat, strömte die Panik mit dem Straßenlärm und dem künstlichen Licht der Laternen wieder auf ihn ein und er hätte sich ihrer genauso kopflos ergeben, wie in seiner Wohnung, aus welcher er geflüchtet war, hätte nicht mit solcher Klarheit im Zuge seiner nun wieder dahin strömenden Gedanken eine Verwirrung von ihm Besitz ergriffen, die ihn, nun, da er wieder in der kalten Nacht stand, mit dem Gefühl zurückließ, dass alles seinen Händen und seiner Kontrolle entglitten war. Mayu fühlte sich mit einem Mal so durcheinander, dass er an der nächsten Straßenecke die Hand nach einer Laterne ausstrecken und sich festhalten musste, sonst wäre er umgefallen. Ihm war plötzlich schlecht, sein Magen und sein Kopf drehte sich und er brauchte einige Minuten, um sich wieder zu erholen. Erst dann trat er den Heimweg an, wobei er mit der Hand wie zur Beruhigung über die ausgebeulte Jackentasche strich, in welcher sich das Buch befand, was ihn erst aus der Wohnung getrieben hatte, um ihn nun noch kopf-und ratloser zurück zu lassen, als er sich ohnehin schon fühlte... ~~~~~~~~***~~~~~~~~ Kamijo hatte noch lange auf der Couch im Wohnzimmer gesessen, bevor er sich ins Bett begeben hatte. Entgegen seiner eigenen Erwartung ob Ayako‘s Weggang und ihrer Worte hatten seine Gedanken die Frau nur am Anfang gestreift, bevor er darüber nachgedacht hatte, was in dieser Welt Mayu dazu gebracht hatte, so unerwartet bei ihm vorbei zu kommen, so merkwürdig zappelig zu sein, ihn zu küssen und wieder zu verschwinden ohne auch nur den Grund für sein Kommen verraten zu haben. Kamijo war darüber mehr als nur verwundern, doch er konnte sich keine Erklärung ausmalen, die wahrscheinlicher als mindestens hundert andere gewesen wäre. Irgendwann hatte er einfach aufgegeben und einfach nur dagesessen, während seine Gedanken wie automatisch zurück zu den Augenblicken glitten, in denen Mayu seine Lippen mit seinen eigenen überdeckt hatte. Kamijo warf sich durch eine unruhige und alles andere als erholsame Nacht, mehr als einmal war er versucht gewesen, aufzustehen und den Fernseher einzuschalten, wie er das noch wenige tage zuvor gemacht hätte, um bei Telefonsexwerbungen geistig abzuschalten. Er entschied sich jedoch, sich zusammenzureißen und der Gewohnheit, welche ihm praktisch gesehen eigentlich nichts bedeutete, da sie ihm neben der Leere in seinem Kopf nichts brachte - nie wieder würde er dort anrufen; der moralische Horror vor der Kinderstimme am anderen Ende der Leitung war seit dem letzten Versuch einfach zu groß geworden - nicht nach zu geben. So blieb er liegen und schlief endlich ein, nur um am nächsten Morgen innerlich genau so ratlos und verwirrt aufzuwachen, wie er eingeschlafen war. Es war Donnerstagmorgen, erst kurz nach sieben und draußen war es noch dunkel, aber Kamijo war hellwach und außerstande, sich noch einmal hinzulegen. Also stand er auf, um sich Kaffee und Frühstück zu machen. Während der Kaffee durch die Maschine tröpfelte, lief er hinunter zum nächsten Convenience Store um die Zeitung und eine Packung Kartoffelsticks mit Zucker zu holen und saß dann in der Küche und genoss den frühen Morgen, welcher langsam in den Vormittag überging, während Kamijo in der Zeitung las und sich dann, als der Kaffee alle war, mit einer Tasse Tee ans Klavier setzte und an seinem Stück weiterkomponierte. Dies alles geschah in einer Ruhe und Ausgeglichenheit die ihn selbst zutiefst verwunderte und vielleicht sogar beunruhigt hätte, hätte er sich nicht so ungemein wohl dabei gefühlt. Dass Ayako gegangen war, blieb zwar eine Tatsache, die er nicht zu ändern vermochte, aber Kamijo stellte, während er klimperte, auf seinen Zetteln Noten und Passagen strich und neue hinzufügte, fest, dass sie ihn nur milde überraschte. Und eigentlich auch nicht traurig stimmte. Kurz fragte er sich, ob er dies genau so denken würde, hätte ihn Mayu am Abend zuvor nicht auf so unerwartete Weise aus der Fassung gebracht, aber tief in seinem Herzen wusste er, dass es eigentlich auch vollkommen egal war, wo Ayako war oder nicht war. Kamijo war ruhig, gefasst und sogar ein wenig beschwingt als er endlich den Refrain seines Liedes zufrieden beendete. Gegen Mittag rief Kazumi an, um ihn nach dem nächsten Probentermin für das Konzert einen Tag vor Sylvester zu fragen und ihm, als Kamijo nachhakte, zu erzählen, wie es ihm in seinem Kurzurlaub gefiel und ihm seinerseits berichtete, wie er die Situation mit dem verlorenen Schlüssel gelöst hatte. „...und als ich an meinem Wagen ankam, lag der Schlüssel im Schnee vor der Fahrertür...“ Kamijo hörte Kazumi auf der anderen Seite der Telefonverbindung auflachen. „Au Mann, das nenne ich Glück im Unglück...“, sagte Kazumi und Kamijo lächelte. „Nya, wie man es nimmt, nicht...“ „Ach, Kamijo, da hast du wirklich noch mal Glück gehabt... Als du anriefst, dachte ich, du drehst gleich durch und ich hab mir echt Sorgen um dich gemacht...“ „Ja, ich weiß, tut mir leid, Kazumi, dass ich dir solch einen Schrecken eingejagt habe...“ Der andere lachte. „Nein, nein, das ist okay, ich bin nur froh, dass alles wieder in Ordnung ist... Du klingst wirklich erleichtert, das freut mich...“ „Ja, ich bin gerade ziemlich zufrieden mit allem... Nach Neujahr können wir wohl eine neue Single einüben, ich bin bis dahin sicherlich fertig...“ „Das freut mich zu hören, Kamijo... Sag mal, ich werde erst am Tag nach Heiligabend wieder zurück in Tokyo sein, ich hoffe du kannst mich bis dahin entbehren...“ „Sicherlich... Sei unbesorgt und hab eine schöne Zeit mit deiner Freundin...“ Kamijo lächelte und stellte sich, während Kazumi sich bedankte, vor, wie der große brünette Mann mit seiner Freundin im Schnee spazieren ging. Der Gedanke rührte ihn irgendwie. „Sag, was machst du eigentlich morgen Abend...?“, drang Kazumi‘s Frage einen Augenblick später an sein Ohr und Kamijo hörte auf zu lächeln. „Sicherlich triffst du dich mit deiner Freundin...“ „Ehm... Nein, sie hat andere Pläne, denke ich mal...“, antwortet Kamijo und wunderte sich nur am Rande darüber, dass seine Stimme so wunderbar gelöst klang. „Ich werde aber sicherlich jemand anderes finden... Also dann, Kazumi, bis in ein paar Tagen...“ Mit diesen Worten legte er den Hörer auf die Gabel und beschloss, dass es eine sehr gute Idee sein würde, am folgenden Abend einfach mal bei Mayu vorbeizuschauen, sollte Sanaka nicht schneller sein und ihn hier bei sich aufsuchen. Den Rest des Tages und den darauffolgenden Vormittag verbrachte Kamijo in einer Ruhe, von der er nicht wusste, dass er ihrer fähig war. Vom Frühstückstisch war er zu einem Spaziergang aufgebrochen und erst am frühen Nachmittag zurückgekommen und stand nun vor dem Kleiderschrank um sich in Schale zu werfen. Er wusste zwar noch nicht, was er mit Mayu unternehmen würde an diesem Heiligabend, geschweige denn, ob der andere überhaupt Lust und Zeit hatte, aber Kamijo stellte milde überrascht fest, dass er wahnsinnige Lust darauf hatte den anderen zu sehen und, nun, vielleicht konnte er ihn ja aus seiner Wohnung locken. Kamijo war überzeugt davon, dass ihm das gelingen würde, als er sein Haus in Richtung U-Bahnstation verlies... to be continued... **************** stay tuned for the next crime... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)