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Verlorene Liebe

von

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Tage um es zu erkennen

Ich klopfte wie ein Verrückter gegen die Tür. Endlich! Endlich öffnete sie sich und ich konnte Matt sehen. „Verschwinde!“, zischte er und sah mich mit wütendem und traurigem Blick an. Ich schüttelte aber den Kopf und meinte: „Bitte, Matt! Verzeih mir doch! Es war keine Absicht!“ „Ich sagte, du sollst verschwinden!“, brüllte er mich an und schmiss die Tür vor meinen Augen zu.

Matt war anscheinend wirklich wütend auf mich und ich konnte es auch verstehen. Aber könnte er mir denn nicht verzeihen wenn ich schon sagte, dass es ein Fehler war? Anscheinend nicht.

Gekränkt machte ich mich auf den Weg zurück, zurück zu dem, von dem ich kam. Ja, zurück zu Josh.

Mein Blick war gesenkt als ich zurückging. Ich wollte doch nur, dass mir Matt verzeiht. Aber warum konnte er das nicht? Warum konnte er mir nicht verzeihen? Es war doch nur ein kleiner Fehler! Ich war eben besoffen! Was konnte ich dafür wenn es dann zu so was kam? Ich verstand die Welt nicht mehr.

„Mickal! Du bist ja wieder zurück.“, hörte ich Joshs Stimme als ich vor seiner Wohnung stand. Ich sah nun auf. Ich blickte in Josh Gesicht. „Ja. Ich bin wieder da…“, sagte ich und senkte meinen Blick wieder. Ich wollte Josh nicht meine Probleme erzählen, da er Matt sowieso nicht leiden konnte.

„Klingst nicht gerade glücklich.“, sagte er und küsste mich auf die Stirn. „Schon möglich…“, nuschelte ich nur und ging an Josh vorbei in die Wohnung. Dort ging ich gleich ins Bad. Ich fühlte mich nämlich schmutzig, schmutzig wegen Matt.

Als ich gerade so über Matt nachdachte, bemerkte ich gar nicht, dass Josh zu mir unter die Dusche kam. Ich bemerkte ihn erst, als er sich an mich schmiegte. „Josh!“, entfuhr es mir. „Ja? Hab ich dir etwa Angst gemacht?“, fragte er mich fürsorglich. Ich nickte nur. „Tut mir Leid…“, flüsterte er mir ins Ohr und drückte mich an seinen nackten, warmen Körper. Ich schmiegte mich an ihn. Er wusste was ich brauchte, obwohl ich jetzt lieber bei Matt wäre und dies von ihm spüren wollte, konnte Josh die Gedanken zu ihm verdrängen. Er knabberte mir leicht am Ohr und streichelte mir nebenbei über meinen Körper. Es fühlte sich so verboten gut an. Ich wollte es, das wusste auch er. Nur Matt wusste es nicht und würde es sicher auch nicht wissen, wahrscheinlich würde er es nie erfahren.

Nach einer Weile, als ich erschöpft aus der Dusche kam, bekam ich Hunger. „Ich geh mal kochen, okay Matt… äh… Josh?“, versuchte ich mich zu retten. Zum Glück war er noch unter der Dusche und konnte es wahrscheinlich nicht hören, dass ich Matt statt Josh gesagt hatte, das hoffte ich zumindest. „Ja. Mach ruhig, ich werde auch Hunger bekommen… das war gerade nämlich sehr anstrengend…“, erklärte er mir und schnappte nach Luft.

War ja klar das es für ihn anstrengend war, er wollte ja nicht aufhören, nachdem er schon 2 mal gekommen war und wollte, dass ich auch noch ein paar Mal kam. Jetzt war er selber schuld wenn er keine Luft mehr bekam. Genau in diesem Moment dachte ich an Matt. Wenn er gekommen war, hörte er immer gleich auf, egal ob ich schon gekommen war oder nicht. Er brachte mich dann immer noch nachher zum Höhepunkt. Bei unserem ersten Mal war er auch sehr vorsichtig, nicht so wie Josh immer. Ich zog mir meinen Bademantel und meine warmen Hausschuhe an.

Ich ging nun in die Küche, da ich sonst noch immer hier stehen würde, wenn Josh aus der Dusche kam und würde noch immer über Matt grübeln. Außerdem konnte ich tausendmal besser kochen als Josh! Und ich wollte ja nicht schon wieder kotzen, so wie das letzte Mal als er gekocht hatte und das war noch gar nicht so lange her!

„Was willst du essen?“, rief ich über die Schulter. „Hm… lass mich nachdenken…“, sagte Josh der plötzlich hinter mir stand. Ich erschrak. „Schalte den Herd aus… Du weist was ich will!“, sagte er zu mir und sah mich mit seinem perversen Blick an. Ich hasste diesen Blick, da ich wirklich wusste was er in solchen Momenten „essen“ wollte. Also zog ich mir meinen Bademantel aus und die Hausschuhe auch. Dann ging ich splitterfasernackt in Joshs gemütliches Schlafzimmer. Dort stand ein wunderschönes, weiches, breites Doppelbett. Ich ging auf es zu und legte mich quer über das ganze Bett, ich sank in ihm ein so weich war es, wirklich gemütlich.

Als ich nach wenigen Sekunden schon fast eingeschlafen wäre, kam Josh endlich. Er hatte nur noch seine roten Boxershorts an. Er beugte sich über mich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich schlug nun meine Augen auf und sah ihm glücklich ins Gesicht. „Du bist so süß…“, flüsterte ich. Er sah mich erst leicht verwirrt an, wahrscheinlich hatte er mich nicht wirklich verstanden, dann lächelte er und meinte: „Aber sicher nicht so süß wie du…“ Dann fing er an, an meinem Ohrläppchen zu knabbern. Es fühlte sich so verboten gut an, dass ich mehr und immer mehr davon wollte!

„Josh…?“, fragte ich nach einer Weile. Er hörte auf an mir herumzuarbeiten und kuschelte sich gemütlich an mich. „Was ist denn, Mickal?“, fragte er mich und strich mir durchs Haar. Ich war etwas traurig. Da mir einfiel, dass unsere Liebe eigentlich nicht erlaubt war, da er mein Lehrer war und ich „nur“ sein Schüler. „Wir dürfen das hier nicht machen…“, nuschelte ich und mir stiegen Tränen in die Augen. Ich wendete mich von Josh ab, da ich nicht wollte, dass er meine Tränen sah. „Wie…?“, fragte er nach und setzte sich auf. „Ich bin doch dein Schüler…“, sagte ich so gut ich konnte. Josh strich mir über den Rücken. „Lass deinen Tränen ruhig freien Lauf… Alles wird gut…“, flüsterte er mir zu. Ich drehte mich wieder zu ihm um, sah ihm ins Gesicht. Ich setzte mich auf, legte meinen Kopf an seine Schulter und ließ meinen Tränen freien Lauf, wie er es sagte.

Als ich mich nach einer Weile wieder beruhigt hatte, küssten wir uns schon wieder innig. Aber wir saßen trotzdem noch so da wie wir vorhin waren. Josh meinte nämlich, dass wir uns ruhig lieben könnten, solange die Schule nichts davon erfahren würde. Und das würde sie auch nicht, solange Matt ruhig halten könnte.

Nach ein paar Stunden lag ich völlig fertig neben meinem geliebten Josh. „Ich… kann nicht… mehr…“, schnaufte ich. Josh schlief schon halb. Er legte seine Hand um meinen Hals und zog mich zu ihm. Es war so schön bei ihm zu sein, so nah. Kurze Zeit später schliefen wir beide ganz eng beieinander ein.
 

Der nervende Wecker klingelte mal wieder den neuen Morgen ein. Ich drückte ihn ab und spürte wie jemand über meinen Rücken streichelte. Ich drehte ich um und sah in Joshs Gesicht. „Morgen…“, sagte er und gähnte. Ich lächelte ihn verschlafen an und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich zieh mich mal an… Muss ja früher in der Schule sein als du… Herr Lehrer!“, sagte ich und kicherte. Ich fand es irgendwie witzig meinen Geliebten „Herr Lehrer“ zu nennen. Josh hob eine Augenbraue und sah mich leicht verwirrt an. Dann nahm er seine Hand von mir weg und drehte sich um. „Mach was du willst…“, nuschelte er. Wahrscheinlich schlief er eh noch eine Weile.

Ich stand auf, ging zu meiner Tasche wo sich all meine Sachen befanden. Matt hatte sie am Tag zuvor am frühen Morgen vor die Haustür gestellt. Es war sehr schmerzhaft als ich ihn nicht sehen konnte, aber was wollte ich machen? Ich bat ihn schon mehrmals um Verzeihung, doch er war zu wütend auf mich um mir zu verzeihen.

Ich nahm mir mal das Gewand an, das ich heute anziehen wollte. Es war eine blaue Boxershorts, eine lange schwarze Jeanshose und dazu ein weißes T-Shirt. „Siehst mal wieder süß aus…“, sagte Josh zu mir. Anscheinend hatte er mich begutachtet und mich für meine Sachen gelobt. Ich wurde etwas rot. „I… ich sollte jetzt lieber zur Bushaltestelle gehen!“, stotterte ich und rannte aus dem Schlafzimmer. Josh wusste gar nicht, wie sehr er mich in Verlegenheit gebracht hatte! Gleich vor der Schlafzimmertür stand meine Schultasche. Ich überprüfte noch schnell, ob sich alle Sachen darin befanden, die ich heute brauchte. Ja, alles war vorhanden. Wahrscheinlich hatte sie Josh eingepackt. Als ich wieder daran dachte, wurde ich, wie so oft, so rot wie eine Tomate.

Nach wenigen Minuten kam ich bei der Bushaltestelle an wo der Bus schon stand. Mir kam es so vor, als würde der Busfahrer extra auf mich warten. Da er mich schon sehr gut kannte. Ich rannte also schnell zum Bus und sprang hinein um noch einen Platz zu bekommen. Ich sprintete nach hinten und konnte noch den letzten Platz in der hintersten Reihe bekommen. Ich platzierte mich zwischen Paolo und Olli. Paolo hatte blondes Haar, welches ihm vorne ins Gesicht fiel. Neben ihm saß seine Freundin Gabriele. Wenn man mich fragen würde, ob sie mir gefällt, würde ich sagen, dass ich sie nicht wirklich schön finde. Sie sieht nämlich fast aus wie ein Junge. Sie hat nämlich sehr kurzes, rotes Haar. Olli hatte kurzes, braunes Haar und trug eine, zu ihm passende Brille. Neben ihm saß Alexas, diese hatte braunes Haar zu einem Zopf gebunden.

„Schöner Sprung war’s mal wieder!“, scherzte Paolo neben mir und gab mir einen Stoß mit dem Ellbogen in die Rippen. Ich hielt mir daraufhin die Rippen. „Das tat weh!“, jammerte ich obwohl es für mich nicht üblich war, dass ich jammerte. „Schlappschwanz!“, hörte ich eine mir bekannte Stimme. Ich sah hoch und sah in Kevins Gesicht. Ich hasste diesen Typ. Er hatte eine Glatze und war der größte, schwule Idiot an meiner Schule. „Selber!“, sagte ich und zeigte ihm die Zunge. „Lass ihn doch.“, flüsterte mir Olli zu. Ich ließ meinen Blick nicht von Kevin.

Als der Bus nach einer Weile haltete, verschwand Kevin sehr schnell aus dem Bus. Ich war einer der letzten der ausstieg. Ich dachte mir, dass die anderen sicher nicht auf mich warten würden. Doch da irrte ich mich. Als ich aus dem Bus kam, sah ich schon Paolo, Olli, Gabriele, wo bei ich mich bei ihrem Anblick fast übergeben hätte, und Alexas, die Schönheit der Schule, wie man sie so oft nannte. Dann machten wir uns auf den Weg zur Schule, welche sich zirka einen Kilometer weit weg von der Bushaltestelle befand.

„Ich hasse es hier auszusteigen! Können wir nicht, wie alle anderen, auch näher bei der Schule aussteigen?“, nörgelte ich mal wieder, als wir gerade auf den Weg zur Schule waren. Olli schüttelte den Kopf und meinte nur: „Nö, können wir nicht! Wir wollen ja vorher noch zum Friedhof! Du weist eh warum!“ Mir wurde immer unwohl wenn jemand sagte, dass wir zum Friedhof müssten. Da ich dort immer anfing zu heulen, deswegen blieb ich auch immer lieber etwas weiter entfernt vom Friedhof wo Lex begraben war. Ich wollte außerdem nicht, dass meine Freunde mich heulen sahen.

Nach ein paar Minuten kamen sie wieder zurück. Als ich ihre Schritte hörte, wischte ich meine Tränen weg und versuchte so normal wie sonst zu wirken. Es war ja auch total normal, dass man nicht um seinen besten Kumpel heulte obwohl man an seinem Tot selbst schuld war, so normal wie in die Schule zugehen. Ich war an Lex’ Tod schuld… Ich allein… Und ich wusste es auch… Ich merkte damals nicht, dass er wie gebannt auf der Straße stehen blieb, erst als ich mich umdrehte, merkte ich, wie ein Auto auf ihn zukam. Leider konnte ich ihn nicht retten und musste hilflos zusehen wie er starb.

„Können wir jetzt endlich in die Schule gehen? Ich verhungere sonst noch!“, nörgelte ich wie immer da ich nichts gefrühstückt hatte. „Wieder nix gefrühstückt?“, fragte mich Olli und legte seine Hand auf meine Schulter. Ich schüttelte den Kopf und sank den Blick. „Hab heute sogar verpennt…“, gestand ich zum ersten Mal in diesem Schuljahr. „Verpennt? Du? Das sieht dir aber nicht üblich…“, sagte Alexas und sah mich etwas verwirrt an. Ich zuckte nur mit den Schultern, ich konnte ihnen ja nicht sagen, dass ich mit Josh nun in einer Wohnung wohnte und mit ihm die halbe Nacht lang Sex hatte!

„Zu wenig geschlafen… War zu lange auf…“, nuschelte ich und machte einen Schritt nach dem anderen Richtung Schule. „Oder hattest du zu viel Sex mit Matt?“, fragte mich Paolo. Ich drehte mich zu ihm und sah in sein finsteres Grinsen. Ich schüttelte den Kopf und meinte: „Nicht mehr…“ „Wie, nicht mehr?“, fragte Gabriele und sah mich etwas verwirrt an. „Wir sind nicht mehr zusammen… Hab ihn…“, begann ich und räusperte ich mich, dann redete ich weiter, „ihn beschissen…“ Alle sahen mich verwirrt an. Sie konnten nicht glauben, dass gerade ICH Matt beschissen habe. Wir beide waren schon über 2 Jahre zusammen und seit damals konnte uns nichts trennen.

„Mit… mit wem hast du ihn beschießen?“, fragte mich Alexas. „Mit irgendeinem Typ… War besoffen…“, nuschelte ich und ging mit einem etwas schnelleren Schritt Richtung Schule. Ich wollte ihnen nicht erzählen, dass ich ihn mit unserem Mathelehrer beschießen habe, außerdem habe ich Josh es versprochen niemanden zu erzählen. Ich kenne Josh jetzt schon seit 14 Jahren.

„Beeilt euch! Oder wollt ihr zu spät in die Schule kommen?“, scherzte ich wie so oft. Die anderen rannten mir gerade nach und wollten erfahren mit wem ich meinen geliebten Matt betrogen hatte. Doch ich zeigte ihnen nur die Zunge und rannte so schnell ich konnte weiter zur Schule. So konnte ich sie immer ablenken wenn ich über etwas nicht sprechen wollte und sie sprachen mich meist dann auch nicht mehr darauf an.

Wenige Minuten nach dem einläuten der ersten Stunde, kamen wir in unserer Klasse nach Luft schnappend an. „Ihr wurdet schon eingetragen!“, meinte unsere Lehrerin und quietschte entsetzlich mit der Kreide an der Tafel. Alle, ausschließlich mir, mussten sich dir Ohren zu halten und bückten sich. Ich stand ganz normal da und sah die Lehrerin mit meinem typischen Pokerface an und sagte: „Wir waren noch auf dem Friedhof und haben jemandem die letzte Ehre gestattet… Schlampe!“ Alle anderen sahen mich nun an, sie waren es nicht gewohnt von mir, dass ich jemanden bzw. eine Lehrkraft beschimpfte.

Olli kam auf mich zu und hielt mir mit einer Hand auf den Mund damit ich nicht noch mehr solcher Wörtchen sagte. Und versuchte mich in Sicherheit zu reden. Die Lehrerin sah mich wütend an. Ich nahm Ollis Hand von meinem Mund und meinte: „Wenn man jetzt nicht einmal einen Toten besuchen darf, was darf man dann noch alles machen?“ Ich war wütend auf die Lehrerin. Ich hasste sie eben. Sie versuchte früher immer Matt von mir wegzubringen und außerdem war sie eine Zeit lang mit Josh zusammen! Nun ließ sie ihre Wut an mir aus, nur weil er sie versetzt hat wegen mir. Doch sie wusste nicht, dass ich es war warum die Beiden nun nicht mehr zusammen waren.

Ich sah sie die ganze Zeit an ohne nur einmal mit der Wimper zu zucken. Nach einer Weile wich sie meinem Blick aus. Olli, Gabriele, Paolo und Alexas saßen schon auf ihren Plätzen, da sie es nicht mochten wenn ich so etwas mit einer Person machte wie mit unserer „netten“ Lehrerin. Also ging ich auch auf meinen Platz. Zurück in die letzte Reihe, in die hinterste Ecke und setzte mich dort auf den Sessel. „Musstest du unbedingt so etwas machen?!“, fuhr mich Lary an neben dem ich saß. Ich betrachtete ihn einmal von oben bis unten. Er sah mal wieder total scheiße aus mit seinen braunen Locken und seinen vielen Sommersprossen. Ich weiß jetzt gar nicht mehr, warum ich mal etwas von ihm wollte! Er ist eben hässlich und gar nicht mein Typ!

„Ja. Ich lass eben nicht alles auf mir sitzen so wie gewisse andere Leute!“, erklärte ich ihm, mit dieser Anspielung meinte ich natürlich ihn. Aber anscheinend checkte er es mal wieder nicht, wie so oft. Er hob eine Augenbraue hoch und sah mich kläglich verwirrt an. „Wenn meinst du, Mickal?“, fragte er mich und versuchte mich zu küssen. Doch ich stieß ihn weg, früher waren wir mal zusammen, anscheinend meinte er, dass wir noch immer zusammen waren. „Dich, du Idiot!“, fuhr ich ihn leise an, da ich nicht wollte, dass es unsere blöde Lehrerin hörte. Was sie zum Glück auch nicht tat. „Ich liebe dich doch…!“, versuchte es Lary mit seiner alten Masche. Ich schüttelte den Kopf. „Und was würdest du sagen, wenn ich dir sagen würde, dass ich dich nicht mehr lieben würde und dass wir schon sehr lange nicht mehr zusammen sind?“, sagte ich ihm.

Nach wenigen Minuten läutete es dann schon die Stunde aus. Ich war sehr erleichtert. Nun hatten wir endlich Mathe! Jetzt konnte ich endlich Josh wieder sehen! Obwohl ich ihn erst heute Morgen gesehen hatte. Doch ich vermisste ihn jede einzelne Sekunde wo ich nicht bei ihm war. Ich hoffte nur, dass wir für ewig zusammen blieben! Denn nur das wollte ich! Doch ob es Josh auch wollte wusste ich nicht, ich konnte es nur hoffen.

„Die Vier“, so wie ich Paolo, Gabriele, Olli und Alexas nannte, wenn sie sich zusammen befanden, kamen wie üblich zu mir. Paolo beugte sich zu mir vor und flüsterte mir etwas ins Ohr, was ich aber nicht verstand. Die anderen kicherten. Ich legte den Kopf schief auf meine Schulter und erhoffte mir so, dass mir jemand sagen würden, worüber sie kicherten. Dann zeigte Alexas auf meinen Hals und kicherte weiter, was ich natürlich nicht gerade sehr mochte von ihr! Nun wusste ich, warum sie so kicherten! Sie fand es lustig, dass ich einen Knutschfleck am Hals hatte! Ach, anscheinend hatte sie noch nie einen. Pf!

„Ja, ja. Sehr witzig!“, sagte ich gelangweilt und hielt meine Hand über den Knutschfleck. „Schön das ihr ihn jetzt erst bemerkt habt!“, beschwerte ich mich weiter. „Ach, Mickal! Das war doch nicht böse gemeint!“, sagte Gabriele und nahm meine Hand. Ich merkte, wie Paolo rot wie eine Tomate wurde, was ihm überhaupt nicht stand. Doch bevor er sich einmischen konnte, kam auch schon unser Mathelehrer herein. Dann gingen die Vier zurück auf ihre Plätze und setzten sich dort hin. Ich musste versuchen meinen Blick nicht immer bei meinem Geliebten zu haben oder wenn er mich ansprach oder ansah rot zu werden. Keiner außer mir wusste, wie schwer das war! Josh konnte immer ernst bleiben und wurde nicht einmal in meiner Gegenwart rot, was mir schon etwas komisch vorkam.

Plötzlich stand Josh vor mir! Ich erschrak und wäre fast mit dem Sessel nach hinten gefallen, doch zum Glück konnte ich mich noch rechtzeitig am Tisch festhalten. „Mickal, glaubst du, du kannst diese Formel an der Tafel ausrechnen?“, fragte er mich und hob eine Augenbraue hoch, das bedeute nichts Gutes! Ich sah an die Tafel. Dort stand: a-3*(8-a)=a+3-2a+5a*(3-1)+4

Nun dachte ich mir, dass er mich verarschen wollte. Also sah ich ihn an und grinste ihn frech an. „Aber Herr Professor! Können Sie es nicht selbst lösen oder warum soll ich das machen?“, scherzte ich wie immer. Alle fingen an zu lachen, nur er nicht, er ließ seinen Blick nicht von mir. Er hätte mich schon fast am Ohr gepackt, wie er es früher so oft tat, und hätte mich an die Tafel gezerrt. Also stand ich alleine auf und löste diese Formel, die wohl eher für 13-jährige wäre.

Kurz bevor ich mit der Formel fertig war, läutete es auch schon die Stunde aus. Wie schade, nun konnte ich Josh nicht sehen und würde ihn erst wieder zu Hause sehen. Jetzt hatten wir fast noch gar nichts geredet und er war auch nicht so nett zu mir, wie er es sonst immer war. In der Schule war er ein komplett anderer Mensch. Ich ging wieder zurück auf meinem Platz, wo Paolo schon auf mich wartete. „Sag mal, Mickal, kann es sein, dass du mit unserem Matheprofessor zusammen bist?“, fragte er mich und hob eine Augenbraue hoch. Ich versuchte nicht rot zu werden, was mir auch gelang! Was für ein Wunder!

„Ne, wie kommst du denn auf so nen Müll? Außerdem dürften wir ja keine Beziehung haben. Hat der nicht eine Freundin?“, log ich Paolo an. Worauf dieser nach kurzer Zeit schon wieder auf seinen Platz verschwand. Wo er vor sich hin schmollte. Ich konnte wirklich sehr gut lügen, ich log auch früher schon sehr gut. Das hatte ich damals von meinem Bruder und von Josh gelernt.

Nachdem die Schule aus war, verabschiedete ich mich von meinen Freunden. Ich sagte ihnen, dass ich noch ein wenig spazieren gehen würde und erst mit dem nächsten Bus nach Hause fahren würde, was natürlich eine Lüge war. Ich wollte noch zu Lex’ Grab, da ich an diesem Morgen nicht war. Also ging ich ganz langsam zum Friedhof. Dort angekommen, sah ich mich erst einmal um, ob eh nicht jemand in der Nähe war, der mich nerven könnte. Nichts und niemand war zu sehen. Also ging ich mit langsamen Schritten zu ihm… zu Lex… Nach wenigen Minuten befand ich mich vor seinem Grab. Ich fiel auf die Knie und fing an zu heulen. „Lex… Bitte… verzeih mir… es war… meine Schuld… warum du… gestorben bist!“, schluchzte ich und hielt meine Hände vor die Augen. Immer wieder wiederholte ich diese Worte und bat ihn um Verzeihung.

Nach einer Weile hatte ich mich dann endlich beruhigt. Ich wischte mir die letzten paar Tränen aus dem Gesicht. Mit gesenktem Blick ging ich dann aus dem Friedhof. Als ich ein Auto hupen hörte. „Hey! Wo bleibst du denn solange, Süßer?“, hörte ich eine bekannte Stimme rufen. Ich sah auf und blickte in das Gesicht meines geliebten Josh. „Josh!“, freute ich mich und rannte gleich zu seinem Auto. Dort stieg ich natürlich sofort ein. Ich versuchte ihn nicht anzusehen, da ich gerade erst geheult hatte. Bevor er losfuhr wollte er mich küssen. Doch ich drehte mich von ihm weg. „Was ist denn mit dir los?“, fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf. „Sieh mich an!“, befahl er mir, nahm mich beim Kinn und drehte meinen Kopf zu ihm. Nun konnte er meine verheulten Augen sehen. „Ist es wegen…?“, fragte er und sah zum Friedhof. Dann ließ er mich wieder los und ich nickte nur. „Gut… fahren wir nach Hause. Dort kannst du dich dann ausheulen und ausschlafen.“, sagte Josh und fuhr so schnell es ging los. Mir wurde wie so oft gleich schlecht. Deswegen mussten wir auch nach wenigen Minuten, obwohl sein Haus nicht mehr weit entfernt war, anhalten damit ich mich übergeben konnte. Wie ich seinen Fahrstil doch hasste! Aber dennoch liebte ich ihn…

Als wir bei ihm zu Hause ankamen, nahm ich gleich eine Tablette die mir mein Psychologe einmal verschrieben hatte. Sie waren gegen die Depressionen die ich wegen Matt und Lex hatte. Ich gab mir an allem die Schuld. Deshalb hatte er mir diese verdammten Tabletten verschrieben! Man könnte glauben, dass es Schlaftabletten seien, denn immer wenn ich eine nahm, fühlte sich mein Körper schwer an und ich wurde extrem müde, dennoch konnte ich nicht gleich einschlafen. Ich legte mich ins Bett nachdem ich die Tablette einfach runtergeschluckt hatte ohne Wasser. Plötzlich wurde mir ganz schlecht und ich konnte fast alles nur noch verschwommen war nehmen. Ich versuchte zu schlafen, was aber natürlich nicht klappte. Nach einer Weile merkte ich, wie sich Josh neben mir ins Bett legte und sich an mich kuschelte. Kurz darauf schlief ich endlich ein, unter den Qualen meiner Depressionen und unter der Wirkung der Tablette…
 

Am nächsten Morgen schlief ich mich aus. Ich wusste nicht, dass Josh schon wach war, ich war noch immer müde von der Tablette. Als ich meine Augen endlich öffnete, war es schon halb 11 Uhr. Also kurz vor Essenszeit. Ich stand auf, ich war noch immer etwas benommen von der Tablette. Als mir ein süßlicher Geruch in die Nase stieg, ging ich in die Küche, wo Josh natürlich schon kochte, obwohl er dies nicht wirklich konnte. Als er mich bemerkte, drehte er sich zu mir um und begrüßte mich mit einem sanften Lächeln. „Morgen, Schlafmütze!“, sagte er zu mir. Dann kam er auf mich zu und küsste mich sanft auf die Stirn, worauf ich natürlich leicht rot wurde. „Morgen…“, nuschelte ich nur. „Sag mal, Mickal, was hast du da gestern eigentlich genommen?“, fragte er mich und begab sich wieder zum Herd, wo das Essen fast anbrannte. „Etwas gegen Depressionen, was mir mein Psychologe mal verschrieben hat…“, erklärte ich ihm und begab mich mit schwankenden Körper zum Esstisch wo ich mich auf einen Sessel setzte. „Psychologe? Seit wann das?“, fragte er nach. „Zwei Jahre…“, erklärte ich ihm.

Nach wenigen Minuten setzte er sich neben mir auf den Tisch. Vor sich stellte er einen Teller mit etwas Essbaren hin, soviel konnte ich noch erkennen. „Was ist du da?“, fragte ich ihn und ließ meinen Blick nicht von seinem Teller. „Omelett.“, sagte er und steckte sich die Gabel mit etwas von dem Omelett in den Mund. „Ich kann wegen den beschissenen Tabletten nur alles verschwommen wahrnehmen…“, erklärte ich ihm und hielt mir den Kopf. Ich bekam mal wieder Kopfschmerzen. Doch ich sollte keine Tablette jetzt nehmen. Denn soviel ich wusste, dürfte ich, solange ich diese Tabletten gegen meine Depressionen nahm, keine anderen Medikamente nehmen.

„Ich geh noch mal ins Bett… weck mich bitte auf in ein paar Stunden, ja?“, nuschelte ich und sah Josh nun schon etwas klarer. Er nickte nur. Ich stand auf und torkelte zurück ins Schlafzimmer. Dort legte ich mich ins Bett, aber schlafen wollte ich nicht. Also dachte ich über alles nach. Über Josh, Matt und Lex… Sie drei waren für mich das aller wichtigste in meinem Leben. Doch Lex hatte ich schon vor langer Zeit verloren und nun auch noch Matt, obwohl ich ihn wirklich von ganzen Herzen liebe. Doch ich hatte mich gegen ihn entschieden und für Josh. Doch es war irgendwie nicht das richtige gewesen. Ich musste zurück zu ihm… Doch ich wusste, dass er mich nicht aufnehmen würde. Deswegen schlief ich noch eine Weile lang.

Später, als mich Josh aufweckte, träumte ich gerade von Matt. Deswegen flüsterte ich auch, obwohl ich genau bei Sinnen war und Josh genau erkennen konnte: „Matt…?“ Josh sah mich etwas verwirrt an. „Tut mir leid, Matt ist nicht hier. Der ist bei sich zu Hause und sicher nicht bei mir. Weist du überhaupt wer ich bin? Hast du Fieber?“, labberte Josh auch schon los und legte seine Hand auf meine Stirn. „Nein, Fieber hast du keines.“, sagte er dann. Er seufzte. Ich sah ihn etwas verwirrt an. „Wenn ich mich nicht bald bei dir austoben kann, mach ich es das nächste Mal wenn du schläfst!“, nuschelte er und sah mich einem finstern Blick an. Ich bekam Angst, so kannte ich Josh doch gar nicht! Hatte ich mich etwa in ihm geirrt…?

Entrinnen unmöglich?

Ich bekam Angst. Zum ersten Mal seit langem hatte ich wieder Angst vor Josh. Doch diesmal war mein Bruder nicht da um mich zu retten so wie vor vielen Jahren. Nun musste ich mich alleine gegen ihn stellen, doch das konnte ich nur schwer. Wegen den Tabletten. Mein Körper fing an zu zittern und wurde starr vor Angst. Was war in diesem Moment nur mit ihm los? Ich erkannte Josh nicht mehr wieder. Nicht den jetzigen Josh, nein, ich erkannte in ihm den Josh von damals. Der mich damals vergewaltigen wollte. „Josh…“, entfuhr es meiner Stimme ängstlich. Er hob eine Augenbraue hoch und sah mich genau an. „Mhm… Mein Opfer kann sich nicht bewegen…“, sagte er und leckte sich dann mit der Zunge über seine Lippen was mir noch mehr Angst machte. Hatte er mich gerade als sein Opfer bezeichnet? Ich konnte meinen Ohren nicht trauen!

Nach etlichen Stunden voller Qual, wie es mir vorkam, entfernte sich Josh nun endlich von mir. Ich war ein heulendes, am Bode kauerndes Etwas. Nun hatte ich Angst, Josh wieder in die Augen zu sehen. Am liebsten würde ich zu Matt rennen und mich bei ihm verstecken, doch das würde nicht gehen. Josh hatte mir nämlich gedroht als er mich vergewaltigte, er meinte, wenn ich jemanden erzählen würde, was er mit mir gemacht habe, würde ich bald nicht mehr leben und Matt würde auch dran glauben müssen. Doch das wollte ich nicht, ich liebte Matt viel zu sehr. Also war ich ein Gefangener in diesem Haus, diesem Haus voller Schrecken. „Ach ja, immer, wenn ich dir eine Uhrzeit sage, erwarte ich von dir, dass du um diese Zeit, bereits nackt im Bett bist und auf mich wartest.“, sagte Josh. Anscheinend war er noch nicht wirklich weg von mir. Mir rannen unzählige Tränen an den Wangen herunter. Alles von ihm machte mir Angst. Sein Gesicht, seine Augen, seine Stimme und erst recht seine Taten!

Später legte sich Josh ins Bett und schlief erschöpft ein. Ich versicherte mich erst ob er wirklich schlief, dann schlich ich mich in die Küche. Ich hatte Hunger bekommen, ich hatte heute noch nichts gegessen. Nur etwas von Josh geschluckt… Also holte ich mir irgendetwas zu Essen und aß es schnell auf. Dann schlich ich mich ins Wohnzimmer. Dort legte ich mich auf die Bank. Ich zitterte noch immer und es rannen mir noch immer Tränen über mein Gesicht. Ich hatte immer noch Angst vor ihm. Auf der Bank kauerte ich mich wieder zusammen und versuchte zu schlafen, doch es wollte nicht wirklich klappen, da ich zu große Angst hatte.
 

Die Türklingel wollte nicht aufhören zu läuten, ich hatte mir sogar die Decke, die schon auf der Bank lag, über den Kopf und hoffte, dass es aufhörte zu klingeln. Doch ich irrte mich, wie so oft, die Türklingel hörte nicht auf. Also zwang ich mich auf und öffnete die Tür. Es war Olli. Wahrscheinlich wunderte er sich, warum ich hier war. „Morgen…“, sagte ich und gähnte. Dann kratze ich mich verschlafen am Kopf. „Morgen. Ist unser Mathelehrer schon wach?“, fragte er mich. Anscheinend wunderte er sich gar nicht warum ich ihm aufmachte und er fragte auch nicht nach.

Ich zuckte mit den Schultern. Dann machte ich einen Schritt bei Seite und ließ Olli herein. „Morgen.“, hörte ich die eiskalte Stimme von Josh. „Guten Morgen!“, grüßte Olli Josh. Ich konnte mich nicht bewegen, ich hatte Angst. Angst, dass so etwas wie am Tag zuvor noch einmal passieren könnte. Das war meine größte Angst. Aber heute, so erhoffte ich es mir, würde er mich nicht schon wieder vergewaltigen. „Geh schon mal in mein Arbeitszimmer, Olli. Ich muss noch mit Mickal über etwas Wichtiges reden.“, sagte Josh. Ich hörte, wie sich Ollis Schritte entfernten. Ich senkte meinen Kopf. „Du verlässt das Haus nur, wenn ich es dir erlaube!“, flüsterte er mir ins Ohr und schloss die Haustür. Dann ging er auch. Ich war erleichtert als er nicht mehr in meiner Nähe war.

Ich wünschte mir in solchen Momenten immer, dass ich nie geboren wäre oder frage mich, wie es nur zu so etwas kommen konnte. Ich kann es mir eben nicht erklären. Ich stand noch immer vor der Haustür und mir rannen wieder Tränen über mein Gesicht. Wieso war Josh nur so gemein zu mir? Liebte er mich etwa nicht? Wollte er mit mir nur spielen? Spielte er einfach mit allen, mit denen er spielen wollte? Anscheinend war die Antwort auf diese Fragen ein eindeutiges Ja! Denn mit mir spielte er sich ja auch nur und ich hatte es zuvor nicht einmal mitbekommen. Nein, ich hatte es erst mitbekommen am Tag zu vor.

Nach einer Weile rief jemand meinen Namen. Ich schreckte hoch und sah mich um. „Mickal! Wie oft soll ich dich noch rufen?!“, hörte ich die wütende Stimme von Josh. Ängstlich, vor dem was er von mir wollte, ging ich zu ihm. Mein Blick war noch immer gesenkt. Ich sah ihm nicht in die Augen. „J… ja?“, fragte ich. „Halb fünf, jeden Tag.“, sagte er nur. Ich wusste was er damit meinte. Ich solle mich jeden Tag um halb fünf sich nackt in seinem Bett befinden, das hatte er mir schon erklärt. Ich nickte. Dann sah ich auf die Uhr. Es war kurz vor halb fünf, ich sah mich um, wo Olli war. „Was ist mit…?“, fragte ich und versuchte ihm nicht in die Augen zu sehen. „Mit Olli? Der ist schon vor ner ganzen Weile gegangen, Heulsuse!“, beschimpfte mich Josh und verpasste mir eine Ohrfeige. Meine Wange schmerzte. Sie schmerzte so sehr! Ich hielt meine Hand auf die Wange und hoffte, dass ich dann die Schmerzen nicht mehr so stark spüren würde, doch es klappte nicht wirklich. Schnell ging ich aber in Joshs Zimmer, zog mich aus und legte mich auf den Bauch ins Bett.

Nach ein paar Stunden schlief Josh voller Erschöpfung ein. Ich stand heimlich auf und suchte das Telefon. Ich wählte Matts Nummer. Als er abhob, konnte ich nur flüstern: „Matt?“ „Ja? …Mickal? Was willst du?!“, fuhr er mich gleich an. Mir rannen wieder Tränen herunter. „Pst! Sei bitte leise! Ich brauche deine Hilfe! Josh schläft gerade… Er hat mich gerade wieder vergewaltigt… Er hat mich auch geschlagen… Ich halte das sicher nicht lange aus, Matt… Bitte! Hilf mir!“, schluchzte ich in den Hörer. „Wieso sollte ich? …Moment, sagtest du, er hätte dich vergewaltigt?“, fragte Matt nach mit seiner fürsorglichen Stimme. „Ja…“, schluchzte ich wieder. „Soll ich vorbeikommen, Mick?“, fragte er mich. Matt nannte mich zwar nicht oft Mick, aber es war immer das Zeichen, dass er mich noch liebte.

„Nein… Sonst erfährt er, dass ich dir davon erzählt habe…“, erklärte ich ihm. „Hm… Was soll ich denn dann machen?“, fragte er mich. „Ruf die Polizei an, sag ihnen aber nicht, wer du bist und erklär ihnen bitte, was hier los ist! Bitte, Matt!“, jammerte ich und legte den Telefonhörer auf. Da ich Josh hörte. Er war wohl wieder aufgewacht. Ich schlich mich so schnell ich konnte in die Küche und tat so, als würde ich nach etwas zum Essen suchen.

Plötzlich spürte ich Joshs Hand auf meiner Schulter. Ich erschrak ein wenig. „M… Morgen…“, stotterte ich nur. Ich hatte zu große Angst vor ihm um klar Sprechen oder Denken zu können. „Morgen ist gut.“, scherzte Josh.

Später, nachdem ich ihm erklärt hatte, dass ich zum Psychologen müsse, wegen den Tabletten und so, zog ich mich um und wäre schon fast aus der Wohnung gestürmt. „Warte!“, rief er mir noch nach. Also blieb ich stocksteif stehen. Dann zog er mir meine Kapuze über den Kopf und meinte: „Ich will doch nicht, dass du wegen mir noch krank wirst!“ Ich nickte nur und merkte, dass ich rot wurde. Dann rannte ich aus der Wohnung. Mir war nun egal was er mit mir heute schon gemacht hatte und wie brutal er war. Er hatte auch eine gute, nette Seite, ließ sie aber selten zum Vorschein kommen.

Als ich schon wenige Minuten mit meinem Psychologen sprach, sammelten sich Tränen in meinen Augen. „Gestern erst, merkte ich, dass er sich verändert hatte… Er war nicht der, den ich bis dahin kannte. Er vergewaltigte mich… Heute schlug er mich schon und tat es wieder…“, sagte ich und die Tränen suchten sich ihren Weg über mein Gesicht. Mein Blick war gesenkt. Ich konnte zurzeit niemanden ansehen. Nicht einmal einen Fremden. „Aber… vorhin erst… war er nett zu mir…“, fügte ich noch schnell hinzu bevor er etwas antworten konnte und lächelte in mich hinein.

„Verstehe… Ich verschreibe Ihnen jetzt schwächer Antidepressiva und noch etwas anderes. Beide sind nicht wirklich stark, also sollte es nicht noch einmal zu so etwas kommen wie zur Körperlähmung.“, erklärte mir der Psychologe und verschrieb mir etwas.

Nachdem ich eine halbe Stunde beim Psychologen war, ging ich in die Apotheke um mir meine Medikamente abzuholen die er mir vorhin verschrieben hatte. Und danach musste ich noch in den Supermarkt. Josh hatte mir heimlich eine Liste und Geld in meinen Säckel gesteckt als er mir die Kapuze über den Kopf tat.

Als ich nach der Milch suchte, sah ich plötzlich Matt. „Mick!“, hörte ich ihn rufen. Ich wendete meinen Kopf von ihm ab. Ich hörte, wie sich seine Schritte mir näherten. „Mick, ich freue mich so dich zu sehen! Aber… Was ist mit dir los?“, fragte er mich. „Hallo Matt. Ich hoffe, du hast die Polizei nicht gerufen?“, sagte ich und sah ihn mit einem schiefen Blick an. „Wieso? Du hast doch vorhin gesagt…“, konnte er nur sagen als ich ihm schon ins Wort fiel: „Schon möglich. Aber es war ein Irrtum! Josh ist nicht so! Er hatte nur zu wenig geschlafen! Er ist völlig okay, du brauchst die Polizei nicht rufen! Ich will jetzt nur noch bei ihm sein und zwar allein! Aufwidersehen, Matthew!“ Ich war wütend auf ihn und auf mich selbst. Ich wollte einfach im Moment nicht darüber sprechen, zumindest nicht mit dem Kerl, der mich aus der Wohnung schmiss, nur weil ich ihn betrogen hatte als ich voll war!

Dann ging ich zur Kassa um zu bezahlen und um Matt loszuwerden. Normalerweise war das nicht meine Art, aber diesmal… diesmal musste es eben sein. Er würde mir wahrscheinlich sowieso nur sagen, dass ich mich selbst belügen würde und dass ich auf mein Herz hören solle. Doch was wusste er schon über mich? Nur weil wir 2 Jahre lang zusammen waren, glaubt er, mich zu kennen? Wie er sich zu irren schien.

Nach einer Weile kam ich schon wieder bei Josh zu Hause an. Ich konnte Josh nicht hören, was mich schon wunderte. Ich ging in die Küche und sah dort Josh stehen, er kochte. Nackt! Ich merkte, wie ich rot im Gesicht wurde. Als er mich nach ein paar Sekunden bemerkt hatte, drehte er sich zu mir um und grüßte mich freundlich. Natürlich sah ich ihm nicht ins Gesicht, nein, ich sah in seinen Schritt wo es sich ganz schön breit machte!

„Wo…?“, fragte Josh und folgte meinem Blick. Als er an sich hinunter sah, drehte ich mich um. „Mickal! Du hast mich schon oft nackt gesehen! Das braucht dir doch nicht peinlich sein, Süßer!“, versuchte er mich zu beruhigen und kam auf mich zu. Er legte seinen Kopf auf meine Schulter und schmiegte seinen Körper an den meinigen. „J… Josh…“, stöhnte ich auf als er mir unter meinem Shirt streichelte und mich gleichzeitig am Hals küsste. „Beruhig dich… Es dauert noch ein wenig…“, flüsterte er mir ins Ohr. Dann küssten wir uns innig. Ich liebte solche Momente. Ich nahm seine Hand aus meinem Shirt und drehte mich zu ihm um. Ich sah ihm in seine grauen Augen. Sie waren so schön. Seine Augen glänzten richtig. „Ich… liebe dich…“, flüsterte ich und wurde leicht rot. Ich hatte zuvor nur zu Matt diese 3 Worte gesagt und nun auch zu Josh!

„Ich liebe dich auch…“, sagte er und legte seine Lippen wieder auf die meinigen. Ich streichelte ihm über seinen nackten, warmen Oberkörper. Inzwischen zog mir Josh mein Gewand aus und wollte mich ins Schlafzimmer bringen. Ich löste mich kurz von seinen Lippen und sagte: „Nein…! Hier…!“ Mehr musste ich auch nicht sagen und Josh wusste schon was ich meinte.

Als wir schon zirka eine halbe Stunde erschöpft nebeneinander lagen, fiel mir ein, dass ich meine Medikamente nehmen musste. Ich stand auf und ging zum Medizinkästchen das ganz nah war. Im Moment war es mir nicht peinlich, dass ich nackt vor Josh herumrannte. Er kannte meinen Körper. Ich nahm die starken Antidepressiva. „Von den Tabletten werde ich immer so stark benommen, hab zwar schon andere. Muss diese aber noch ausnehmen. Werde noch eine Weile lang wach im Bett liegen.“, erklärte ich Josh bevor ich die Küche verließ und ins Schlafzimmer ging.

Ich lag wie das letzte Mal schon etwas länger im Bett. Ich hörte wie Josh ins Zimmer kam und sich neben mich legte. Er schmiegte seinen Körper wieder an den meinigen. „Noch wach?“, wollte er wissen. Ich drehte meinen Kopf zu ihm um und sah ihn an. „Was denkst du?“, fragte ich und grinste ihn an. Ich sah etwas in seinen grauen Augen, was mir irgendwie gefiel, aber irgendwie auch nicht.

„Noch mal?“, fragte ich nach und erhielt als Antwort ein Lächeln und dazu ein leichtes Nicken. „Aber nur… wenn du willst…“, sagte Josh und fuhr mit seiner Hand an meinem Körper hinunter. „Ja…“, flüsterte ich als sich seine Hand zwischen meinem Schritt befand und ihn streichelte.
 

Wie üblich klingelte wieder der nervende Wecker. Mürrisch drückte ich ihn ab. „Heute bleibst du noch bei mir…“, sagte Josh und küsste mich auf den Bauchnabel. Ich stöhnte auf. Genau dort war ich sehr erregbar und das wusste er! Wie ich es hasste, wenn er so etwas wusste!

„Wieso?“, fragte ich und zog seinen Kopf zu mir hoch. „Weil ich uns beide krank gemeldet habe!“, sagte Josh und grinste mich finster an. „Außerdem hast du sowieso Fieber… Ich werde auf jeden Fall keinen Kranken allein bei mir zu Hause lassen und erst recht nicht, wenn er so süß ist wie du!“, fügte er außerdem hinzu. „Wann hast du mir bitte Fieber gemessen?“, fragte ich leicht verwirrt. „Als du heute Nacht angefangen hast wie verrückt herumzuzappeln hab ich dir das Fieberthermometer in den Arsch gesteckt. Dann hast du dich irgendwie beruhigt…“, erklärte mir mein Geliebter. Ich wurde natürlich rot.

„D… d… du hast was?“, brüllte ich ihn an. „Ich hab dir das Fieberthermometer in den Arsch gesteckt.“, wiederholte Josh. „Warum hast du mich nicht aufgeweckt?“, fragte ich und machte meine Augen zu, damit ich mich beruhigen konnte und ihn nicht ansehen musste, da ich auf ihn wütend war. „Hab ich ja versucht! Du bist ja nicht aufgewacht… Es ist also nicht meine Schuld!“, verteidigte sich Josh.

Ich legte mich wieder zurück ins Bett, drehte Josh den Rücken zu und deckte mich bis zum Gesicht zu. „Idiot…“, nuschelte ich in die Decke hinein, welche ich mir gerade in den Mund stopfte, damit mich Josh nicht küssen konnte. Ich war einfach zu wütend auf ihn. Wie konnte er mir nur das verdammt Fieberthermometer in den Arsch stecken?! Hätte er nicht besser seinen Schwanz reinstecken können und das Fieberthermometer in meinen Mund? Anscheinend nicht!

„Ach komm schon, Mickal! Sei mir doch nicht böse! Warum bist du jetzt eigentlich wütend auf mich? Doch nicht wegen dem Fieberthermometer, oder?“, fragte mich Josh und beugte sich über mich. Ich antwortete nicht, ich dachte, dass er es sich sowieso denken könnte. „Also doch…“, sagte Josh und seufzte. Dann kuschelte er sich an mich und versuchte mich so zu beruhigen, doch ich ging nicht darauf ein. „Hättest du mir das Fieberthermometer nicht in den Mund geben können?“, fragte ich ihn und nahm kurz die Decke aus meinen Mund. „Hab ich probiert… Du hast es ausgespuckt und den Mund die ganze Zeit weit aufgemacht…“, erklärte er mir. Ich drückte mir die Decke wieder in den Mund und kuschelte mich noch mehr in die Decke anstatt an Josh.

Josh schwieg ein wenig, dann drückte er mich an sich und flüsterte: „Du brauchst doch nicht gleich wegen so was auf mich wütend sein, Mickal! Bitte… es tut mir doch leid…“ Mir rannen bei diesen Worten die Tränen runter. Ich nahm die Decke aus meinem Mund und wendete mich zu Josh. „T… tut es dir wirklich Leid…?“, nuschelte ich und sah ihn in seine wunderschönen Augen. Josh lächelte mich sanft an und nickte. Mich machte es immer wieder glücklich, wenn er ehrlich zu mir war, ich mochte es eben nicht, wenn mich jemand anlog! Auch nicht, wenn es mein bester Freund war!

Ich sah Josh noch eine Weile in die Augen, dann fragte ich ihn: „Hab ich wirklich Fieber?“ „Ja.“, sagte Josh und lächelte mich sanft an. Dann drückte er mir, wie so oft, einen Kuss auf die Stirn. Josh drehte sich kurz um. „Wo ist denn dieses blöde Teil?“, hörte ich ihn genervt reden. Anscheinend suchte er nach etwas. Doch nach was, wusste ich nicht, noch nicht. Als er es gefunden hatte, drehte er sich wieder zu mir um. Er sah mich mit einem frechen Grinsen an. „Wenn du willst, kannst du dir selbst Fiebermessen1“, sagte er und hielt mir das Fieberthermometer unter die Nase. Ich betrachtete kurz das Fieberthermometer. Dann wickelte ich mich aus meiner „Hülle“ – der Decke – aus. Ich nahm das Fieberthermometer und steckte es mir in die Achselhöhle.

Nach zirka einer Minute fing es an zu piepsen. Ich zog es hervor und sah, dass ich wirklich Fieber hatte. „Und?“, fragte mich Josh und versuchte einen Blick auf das Fieberthermometer zu erhaschen. Doch bevor er es sehen konnte, drückte ich ab. „Du hattest Recht…“, sagte ich etwas kleinlaut. „Was? Was hast du gesagt? Ich konnte dich nicht hören, könntest du vielleicht noch mal wiederholen? Aber bitte, etwas lauter.“, versuchte mich Josh zu ärgern. Was er natürlich schaffte. „Du hattest Recht!“, sagte ich etwas lauter. „Wie?“ „DU HATTEST RECHT!“, brüllte ich ihn schon an, so, dass mir schon Tränen in die Augen stiegen. „Recht! Recht! Recht! Ich hatte Recht!“, freute sich Josh und drückte mich an sich.

Nach wenigen Stunden lagen wir mal wieder total erschöpft in Joshs Bett. Er hatte es mal wieder geschafft! Er konnte mich mal wieder irgendwie überreden, dass wir Sex hatten, obwohl ich eigentlich nicht wollte. Fragt sich nur noch, wie er es geschafft hat, denn ich weiß es nicht! So viel steht einmal fest!

Joshs warmen Körper, auf dem ich lag, fühlte sich so schön an. Nichts könnte mir jetzt diesen Moment verderben. Nicht einmal Kevin oder die Ex-Freundin von Josh, wirklich niemand und nichts.

Ich schmiegte mich nur noch näher an ihn. „Ich liebe dich…“, flüsterte ich ihm ins Ohr. Nachdem ich die Worte ausgesprochen hatte, sah ich ihn an und sah, dass er leicht rot wurde in seinem schönen Gesicht. „Ich dich auch…“, flüsterte er mir zu und strich mir dabei eine Strähne von meinem Haar aus meinem Gesicht. Ich kuschelte mich nur noch näher an seinen nackten Körper. Er legte seine Hände auf meinen Rücken und streichelte mich.

Später bekam ich dann Hunger und stand auf. Doch bevor ich in die Küche ging, ging ich zum Kleiderschrank meines Geliebten. Er hatte mir mal gesagt, dass ich seine Sachen ruhig anziehen könnte, also tat ich es auch!

Ich hatte mir Etwas gefunden! Doch bevor ich es mir anziehen wollte, drehte ich mich zu Josh um und merkte, dass er tief und fest schlief. Also zog ich mich schnell einmal an und ging dann in die Küche.

Wenn Josh aufwachen würde, hätte er bestimmt auch Hunger, so dachte ich es mir. Also fing ich an uns etwas Leckeres zu kochen! Denn niemals mehr würde ich Joshs selbst gemachte Schnitzel mit Reis essen! Der Reis war nicht ganz durch und außerdem hatte er ihn total versalzen. Und an die Schnitzel wollte ich erst gar nicht mehr denken, so ekelhaft waren die! Es war total verbrannt, außerdem hatte er statt Zucker Salz genommen! Nachdem ich es gegessen hatte, übergab ich mich natürlich gleich!

Als das Essen fertig war, servierte ich es gleich. Auch wenn Josh noch nicht wach war, würde er schon nach kürzester Zeit das Essen riechen und aufwachen. Soviel ich halt wusste. Plötzlich stand Josh auch schon in der Tür. „Auch schon wach?“, sagte ich und fing an zu Kichern. „Ja, ja!“, sagte Josh nur und setzte sich an den Tisch und fing schon an zu essen, er hatte gerade mal seine Lieblingsboxershorts an, mehr nicht, war ja klar!

„Mahlzeit sagt man doch, oder?“, fragte ich und zog eine Augenbraue hoch. „Oh… Tut mir Leid… Mahlzeit…“, sagte Josh mit vollem Mund und versuchte deutlich zu reden. Dann setzte ich mich auch an den Tisch. Doch, obwohl ich hungrig war, konnte ich nichts essen. Ich stocherte die ganze Zeit nur in meinem Essen herum, darin sah ich die ganze Zeit ein Gesicht. Nicht meines oder Joshs Gesicht, nein, ich sah Matts Gesicht!

„Was ist denn los? Hast du keinen Hunger? Wenn nicht, dann gib mir den Teller.“, sagte Josh. Er wieder so kaltherzig wie vor wenigen Tagen. Jetzt wäre ich wirklich lieber bei Matt. Wenn sich Josh nach dem Essen noch mal ins Bett legen würde um zu schlafen, würde ich mir meine Sachen schnappen und zu Matt rennen, er würde mich schon aufnehmen. Und wenn nicht? Dann… dann würde ich eben auf der Straße schlafen…

Ich schob meinen Teller zu Josh. Dieser nahm ihn sich einfach meinen Teller und dankte mir nicht einmal. Als er fertig war, stand er auf und ging noch mal ins Schlafzimmer. Er meinte, er lege sich noch eine Weile hin, da er Kopfschmerzen hatte. Ich wusch inzwischen noch schnell die Teller ab.

Als ich fertig war, sah ich ins Schlafzimmer, zwar konnte ich Josh nicht wirklich sehen, doch ich dachte, dass er schlafen würde. Also schnappte ich mir meine Sachen und rannte aus der Wohnung. Endlich! Endlich war ich weg von ihm!

Endlich zurück

Nach wenigen Minuten kam ich vor Matts Wohnungstür an. Ich klopfte an. Langsam öffnete sich die Tür. Matt sagte nichts, als er mich sah. Seine Augen weiteten sich. „Hallo…“, machte ich den Anfang und grinste ihn an. „Schon das Sprechen verlernt?“, scherzte ich, als wäre nichts. Die Kleidung die ich gerade trug, war verschmutzt und zerrissen. Es hatte nämlich geregnet als ich hierher gerannt war.

Matt trat einen Schritt beiseite und ich ging einen Schritt hinein. Dann brach ich auch schon zusammen. Immer wieder hörte ich, Matt meinen Namen rufen bevor sich meine Augen allmählich ganz schlossen.
 

Als ich endlich aufwachte, sah ich mich um. Ich war nicht in Joshs Schlafzimmer, auch nicht in Matts Schlafzimmer. Ich war in meinem Schlafzimmer – bei Matt! Er hatte mich also wirklich bei sich aufgenommen.

Plötzlich öffnete sich die Tür und Matt sah herein. „Morgen.“, grüßte er mich und lächelte mich an. „Morgen…?“, fragte ich und gähnte. „Ja, morgen. Es ist außerdem auch schon Wochenende. Du hast die ganze Zeit durchgeschlafen. Na ja, wundert mich ja auch nicht. Du hattest sehr hohes Fieber und eine Lungenentzündung. Du warst deswegen auch gleich für ein paar Nächte im Krankenhaus nachdem du bei mir umgekippt bist.“, erklärte mir Matt und kam zu mir ins Zimmer. Sein Lächeln… Sein wunderschönes Lächeln hatte ich so sehr vermisst und nun sah ich es endlich wieder…

„Oh… Verstehe…“, sagte ich und senkte meinen Kopf. Ich konnte Matt nicht ins Gesicht sehen. Matt kam zu mir und setzte sich an den Rand meines Bettes. Dann nahm er meine Hand und streichelte sie. „Keine Angst… Ich bin bei dir… Ich werde dich vor Josh beschützen…“, sagte Matt. Ich sah zu Matt. Er wollte mich beschützen? Gerade mich? Obwohl ich ihn beschissen hatte mit Josh und ihn angelogen hatte? Er wollte mich trotz allem vor Josh beschützen?

„M… Matt…“, schluchzte ich. Mir stiegen immer mehr Tränen in die Augen. Diese suchten sich dann den Weg an meinem Gesicht nach unten. Matt nahm mich in die Arme und drückte mich an ihn. Matt schwieg. Er schwieg die ganze Zeit während ich heulte. Bei Josh war das nie so, er versuchte immer mich aufzuheitern oder sonst etwas.

Nach dem keine Träne mehr von mir floss, ließ mich Matt los. „Na? Geht’s dir wieder besser?“, fragte er mich und sah mir in die Augen. Ich nickte und hätte mich fast in seinen dunkelblauen Augen verloren. „Willst du noch ein wenig schlafen oder willst du etwas essen?“, fragte mich Josh und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Reden. Ich will mit dir reden…“, nuschelte ich und wendete mich von ihm ab. „Und worüber?“, fragte er mich und drehte mich zu sich um. „Wegen…“, sagte ich und fing schon wieder an zu weinen. „Tut mir Leid… Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen.“, erklärte mir Josh und wischte mir die Tränen weg.

„Ich möchte mit dir über… über das reden, was damals passiert ist…“, sagte ich und lehnte mich an ihn. „Das mit Josh?“, fragte er nach. Ich nickte.

„Ich weiß, es ist alles meine Schuld…“

„Nein, ist es nicht. Du warst ja besoffen, also…“

„Nein, Matt, es ist alles meine Schuld. Du kennst die ganze Geschichte noch nicht einmal!“

„Dann erzähl sie mir doch, ich hör dir gerne zu.“

„An diesem einen Abend war ich halt mal wieder mit Paolo, Olli und noch ein paar Freunden von ihnen unterwegs. Wir gingen von einer zur anderen Bar und tranken dort immer etwas Alkohol. Später am Abend, sah ich dann Josh in einer Bar in der wir uns gerade befanden. Erst an diesen Abend wusste ich wieder, dass ich früher mit meinem Bruder bei ihm und seiner Familie gewohnt hatte. Als die anderen weiterziehen wollten, sagte ich ihnen, dass ich dort bleiben wollte und sie ruhig schon einmal vorgehen könnten. Ich würde sie schon finden. Dann ging ich zu Josh und sprach ihn an. Ich war ja schon ein wenig besoffen. Er zahlte mir immer öfter einen Drink, bis ich dann endlich ganz voll war. Zwar wusste ich noch, wer er war, doch konnte mich nicht mehr richtig benehmen. Also schnappte er sich mich und brachte mich zu sich nach Hause. Dort zog er mich aus. Ich hätte mich wehren können, doch ich tat es nicht. Keine Ahnung warum ich es nicht tat. Als wir dann Sex hatten, gefiel es mir so gut, dass ich für immer bei ihm sein wollte…“

„Dir… hatte es gefallen?“

„Ja… Es tut mir leid, dass ich dich beschissen habe… Aber ich liebe dich!“

„Schon möglich das du mich liebst, aber kann ich mir sicher sein, dass du es dieses mal ernst meinst?“

„Ich… Ich weiß nicht…“

„Sag mal, Mickal, wenn liebst du mehr? Mich… oder… Josh?“

„Darauf kann ich nicht antworten. Da ich euch beide sehr liebe und euch beide nicht verlieren möchte… Du willst mich ja auch nicht verlieren, dass hattest du mir schon oft gesagt, aber Josh möchte mich auch nicht wirklich verlieren…“, erklärte ich Matt. Nach diesen Worten nahm Josh meinen Kopf von seiner Schulter und sah mich mit ernstem Blick an. „Ich möchte dich erst dann sehen und erst dann etwas von dir hören, wenn du dich für mich oder für Josh entschieden hast.“, sagte Matt, stand auf und verließ mein Zimmer. Doch bevor Matt ganz aus meinem Zimmer ging, sagte ich noch schnell: „Was ist wenn ich mich nicht entscheiden kann und nicht will?“ „Das musst du, so leid es mir tut, du musst dich für einen von uns Entscheiden.“, erklärte mir Matt und ging nun ganz aus meinem Zimmer.

Obwohl sich Matt schon eine ganze Weile nicht mehr in meinem Zimmer befand, sah ich noch immer auf die Tür, durch die er gegangen war. Er wollte also, dass ich mich entscheide? Zwischen ihm, meinem geliebten Matt, mit dem ich 2 Jahre zusammen war, und Josh, mit dem ich ein paar Tage lang was hatte? Manche meinen sicher, dass es einem leicht fallen würde. Doch so ist es nicht, nein, ich liebe beide, sehr sogar, da kann man sich eben nicht gleich entscheiden zwischen dem einen oder dem anderen!

Ich legte mich zurück ins Bett und betrachtete die Decke – ja die langweilig Decke, aber mir fiel nichts Besseres ein! Ich wusste eben nicht, was ich tun sollte. Mir stiegen bei dem Gedanken, mich zwischen einem der beiden zu entscheiden, die Tränen in die Augen. Ich versuchte sie mir mit dem Handrücken wegzuwischen, doch es wollte nicht so richtig funktionieren. Also suchten sie sich nach kurzer Zeit den Weg über mein Gesicht.

Wie sollte ich mich nur zwischen Matt und Josh entscheiden? Zwischen meinen beiden Geliebten? Matthew oder Joseph? Ich wusste es nicht, ich vergrub mein Gesicht einfach in meinen Händen und ließ meinen Tränen den freien Lauf. So hätte es Josh zumindest gewollt.

Plötzlich öffnete sich wieder die Tür. Ich sah ruckartig hoch und sah in Matts Gesicht. „Matt…“, nuschelte ich und vergrub mein Gesicht wieder in meinen Händen. „Du… Du musst noch deine Tabletten nehmen. Als du Ohnmächtig warst, hat mir der Arzt Medizin für dich verschrieben, falls du aufwachen solltest.“, erklärte mir Matt. Ich hörte, wie sich seine Schritte mir näherten. „Hier.“, sagte Matt. Ich sah auf und sah, dass er mir seine offene Hand entgegenstreckte. Darin befand sich eine Tablette. Ich nahm sie und legte sie mir auf die Zunge. Dann reichte mir Matt ein Glas Wasser. Damit konnte ich diese Tablette runterschlucken.

Als ich sie hinuntergeschluckt hatte, drehte sich Matt um und wollte gehen. Doch ich hielt ihn fest. „Nein, Matt, bitte, bleib hier…“, sagte ich mit schwacher Stimme. Er drehte sich zu mir um und fragte mich: „Warum sollte ich hier bleiben?“ „Vielleicht… weil ich dich bitte?“, gab ich zur Antwort.

Ich ließ Matt los und vertraute ihm, ich vertraute ihm, dass er nicht weggehen würde. Was er auch nicht tat. Er kam zu mir und setzte sich wieder auf mein Bett. Wie noch vor geraumer Zeit erst. „Was willst du von mir noch? Ich kann dir doch nichts bieten! Da kann dir Josh sicher mehr bieten!“, keifte Matt. Ich nahm seine Hand und drückte sie fest.

„Nein. Du bist mir doch viel lieber… sehr viel lieber als er!“

„Sagst du das jetzt nicht einfach so daher? Oder meinst du es auch wirklich ernst? Weil… ich habe keine Lust auf Scherze im Moment! Ich will nur noch die Wahrheit hören. Keine Lügen, keine Scherze. Nichts! Nur die Wahrheit!“, erklärte mir Matt wütend und sah mich an. Ich nahm seine Hand und legte sie auf die Brust, wo mein Herz pochte. „Spürst du es? Spürst du mein Herz?“, fragte ich. Matt wendete seinen Blick von mir ab. Also nahm ich seine Hand von meiner Brust und ließ sie los.

„Geh…“, flüsterte ich nach einer Weile des Schweigens. „Wie?“, fragte Matt nach und sah mir ins Gesicht. „Geh… Geh dorthin, wo du glaubst, die Wahrheit zu finden, auch wenn du es mir nicht glauben kannst…“, sagte ich und legte mich ins Bett. Mir wurde kalt. Ich wollte jetzt außerdem nur noch schlafen.

Also stand Matt auf und ging zur Tür. Doch bevor er ganz aus meinem Zimmer ging, warf er – wie Mütter es normalerweise es taten – einen Blick auf mich zu. Kurz daraufhin schlief ich auch wieder ein.
 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, spürte ich etwas neben mir. Ich war mir nicht sicher wer oder was es war. Also drehte ich mich um und sah Matts Gesicht. Mir stiegen Tränen in die Augen als ich ihn sah. Er lag bei mir! Nein, er lag NEBEN mir! Wie sehr mich das doch freute!

„Matt?“, flüsterte ich ihm zu. Matt fing an sich zu bewegen. Irgendwie machten mir seine Bewegungen Angst, da sich seine Hand zu meinem Schritt bewegte. „M… Matt!“, flüsterte ich. Ich nahm seine Hand und legte sie auf meinem Bauch. „Hm?“, machte Matt und schlug endlich seine Augen auf.

„Morgen Mickal…“, sagte Matt und gähnte. Er setzte sich aufrecht in mein Bett. „Morgen Matt. Sag mal, was suchst du eigentlich in meinem Bett?“, fragte ich ihn und sah ihn etwas verwirrt an und setzte mich auch auf um Matt in die Augen zusehen. „Wie? Ach so! Ich dachte, du würdest dich einsam fühlen wenn du aufwachen würdest. Deswegen kam ich später zu dir ins Bett.“, erklärte mir Matt.

„Ist das alles?“

„Nein…“

„Was ist dann noch?“

„Ich… Ich wollte bei dir sein… Ich habe dich eben vermisst. Du bist für mich einfach der wichtigste Mensch der Welt!“

„War das gerade eine Liebeserklärung?“

„Ja…“

„Ich liebe dich auch, Matt…“, flüsterte ich und wir küssten uns innig. Matt legte seine Arme um mich. Es fühlte sich wirklich gut an.

Nach einer Weile lösten wir uns von einander. „Ich habe dich vermisst…“, sagte Matt und ich sah, dass sich Tränen in seinen Augen sammelten. „Ich dich auch…“, flüsterte ich und drückte ihn an mich. „Liebst du mich sicher?“, wollte Matt nochmals wissen. „Ja… Ich liebe dich über alles andere auf dieser Welt! Du bist für mich die wichtigste Person in meinem ganzen Leben…“, erklärte ich Matt und drückte ihn noch näher an mich.

Nach einer Weile kuschelten wir wieder in meinem Doppelbett miteinander. Endlich war ich wieder bei Matt. Nun spürte ich ihn endlich wieder. Ich hatte ganz vergessen, wie es sich mit Matt anfühlte. Jetzt hatte ich wieder einen Teil der Erinnerung zurück, der Reste würde schon noch kommen. Aber nicht zu früh. Jetzt noch nicht, nein, erst später… Viel später… Dennoch fühlte es sich gut an, bei ihm zu sein. Neben ihm zu kuscheln, nein, mit ihm zu kuscheln!

Wir lagen in der Löffelchenstellung da. Ich lag mit dem Rücken zu ihm. Langsam fuhr mir Matt mit der Hand unter das Hemd – es war ein Nachthemd mit dem ich schlief. „Matt…?“, fragte ich und drehte meinen Kopf leicht zu ihm nach hinten um. „Hm?“, machte er nur. „Lass bitte deine Hand heraußen, ja?“, sagte ich zu ihm und zog seine Hand langsam heraus.

„Hast du vor etwas Angst?“

„Ja…“

„Vor was denn, Mickal?“

„Ich habe Angst… dich wieder zu verlieren…“, flüsterte ich und es sammelten sich – wie so oft – Tränen in meinen Augen. Ich hatte eben Angst um ihn. Ich wollte ihn nicht verlieren, so wie vor… Wie lange lag ich eigentlich im Koma?

„Sag mal, Matt, wie lange bin ich eigentlich im Koma gelegen? Kannst du mir das sagen? Außerdem würde ich gerne wissen, welchen Tag wir heute haben…“, fragte ich meinen Geliebten. „Du lagst zwei Wochen lang im Koma und heute ist Samstag, gestern hatten wir außerdem frei, nicht das du dich wunderst, warum ich gestern zu Hause war.“, erklärte er mir ruhig und drückte seinen Körper näher an den meinigen. Ich fühlte mich zum ersten Mal seit langem wieder geborgen. Ich hatte schon fast vergessen, was Geborgenheit war. Doch nun wusste ich es wieder… Dank Matt…

Plötzlich hörte ich einen Magen knurren – es war nicht meiner! Ich setzte mich auf und sah Matt leicht verwirrt an. „War das gerade dein Magen?“, fragte ich ihn. Er setzte sich auch auf. Er wurde leicht rot im Gesicht und nickte nur leicht beschämt. „Ja…“, nuschelte er und sprang aus meinem Bett – er hat es wortwörtlich gemacht! „Ich geh in die Küche und koch mal was.“, sagte er und rannte aus meinem Zimmer. „Ja…“, sagte ich und sah ihm nach.

Nach geraumer Zeit fing auch mein Magen an zu knurren. Also stand ich auf und ging auch in die Küche. Von dort aus drang schon ein guter Geruch hervor. Man roch schon das leckere Essen von Matt. Ich freute mich schon auf sein Essen – na ja, wer würde das nicht tun? Matt konnte ja viel besser kochen als ich und erst recht sehr viel besser als Josh!

Als ich nur wenige Schritte weit von der Küche weit entfernt war, hörte ich Matt. Ich sah durch einen Spalt. Die Tür war nämlich nur zugelehnt. Dort sah ich dann Matt kochen und gleichzeitig telefonieren. „Ja, er ist hier… Nein, ich werde nicht… Wie? …Nein, das werden Sie nicht…!“, konnte ich hören. Ich wusste nicht mit wem er sprach. Plötzlich drückte Matt wütend ab. „Verdammte scheiße!“, hörte ich ihn fluchen. In seiner Stimme lag etwas Trauer.

Langsam ging ich zu Matt hinein. „Wer war das gerade?“, fragte ich. Ich hörte mich wie ein Kleinkind an, dass die Mutter fragte, was sie hätte nach einem Streit. „Josh…“, zischte Matt. „Er wollte wissen, ob du hier bist. Er meinte, ich solle dich zu ihm bringen. Doch ich sagte nein. Da meinte er, er würde dich abholen oder im schlimmsten Fall uns beide sogar töten.“, sagte Matt und es rannen ihm Tränen an seinem Gesicht hinunter. Ich ging zum Herd vor dem Matt stand und schaltete diesen aus. Dann drehte ich Matt zu mir um, wischte ihm seine Tränen aus dem Gesicht und nahm ihn in den Arm. „Das wird nicht passieren… Ich werde uns schon beschützen… Er wird dich nie töten…“, flüsterte ich Matt zu.

Nachdem sich Matt beruhigt hatte, fing er wieder an zu kochen. Ich saß am Tisch und grübelte über etwas. Ich würde nie zu lassen, dass Josh Matt tötet, eher würde ich mich für ihn opfern!

„Mickal! Wie oft soll ich dich noch rufen?“, rief Matt schon ein wenig genervt. „Wie?“, fragte ich. Ich war so in meinen Gedanken vertieft, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, dass mich Matt schon die ganze Zeit rief.

Ich stand auf und ging zu Matt. „Was gibt’s?“, fragte ich und nahm ihm das Geschirr ab. „Ich wollte dich gerade bitte, den Tisch zu decken… Anscheinend brauch ich dich ja nicht mehr zu bitten.“, sagte er und lächelte mich sanft an. Ich nickte nur und deckte den Tisch.

Als wir nach einer Weile fertig gegessen hatten, blieben wir noch am Tisch sitzen und schwiegen uns an. Ich hätte Matt gern so etwas gesagt wie „Komm schon! Kopf hoch! Es wird alles gut!“ oder „Er wird dich nie im Leben töten… Ich werde mich für dich opfern!“. Doch ich konnte es irgendwie nicht sagen. Mir kam es so vor, als hätte ich einen Kloß im Hals.

„Mick?“, sagte Matt nach einer Weile und zerbrach so die fast endlose Stille – sie wirkte zumindest für mich endlos. „Ja?“, fragte ich und sah ihm in seine wunderschönen Augen. „Kannst du mir vielleicht erklären warum…?“, konnte er nur sagen. „Nein… tut mir Leid… Ich weiß selbst nicht, warum er so seltsam drauf ist und schon Morddrohungen macht…“, nuschelte ich und senkte wieder meinen Blick. Ich kannte Matts Gedanken schon fast und er auch meine. Wir waren eben so etwas wie „Seelenverwandte“.

Seelenverwandte… Das meinten immer alle aus unserer Klasse. Fast jeder, nur manche meinten, wir würden nicht zusammenpassen und dass bald nichts mehr zwischen uns laufen würde. Okay, sie hatten Recht. Zwischen uns lief eine Zeit lang nichts, da ich Matt beschissen hatte! Aber jetzt…? Jetzt sind wir wieder zusammen… Wieder vereint… Wieder eine Seele… Endlich wieder ganz enge Seelenverwandte…

Matt stand auf. „Wo willst du hin gehen?“, fragte ich ihn und sah hoch zu ihm. Er zuckte mit den Schultern und meinte: „Dorthin, wo mich meine Füße hintragen. Bis später.“ Dann gab er mir einen Kuss auf die Wange und ging.

Ich hörte wie die Tür ins Schloss fiel. Nun war ich alleine… Ich fühlte mich einsam. Wie hatte einmal mein Psychologe gesagt? „Wenn es Ihnen mies geht, Sie Ihre üblichen Probleme haben oder sich einfach nur einsam fühlen.“, sagte er damals und lächelte mich so seltsam an – das darf Matt nie erfahren!

Also stand ich auf und holte mir eine meiner Tabletten. Ich nahm mir ein Glas Wasser und schluckte sie hinunter. Ich hoffte nur, dass mein Körper diesmal nicht so starr wurde, wie beim letzten Mal. Damals hatte mich Josh vergewaltigt. Es tat mir damals sehr weh in meinem Herzen. Ich wollte so etwas nie mehr spüren.

Schön langsam spürte ich die Wirkung der Tablette. Ich gab das Glas in den Geschirrspüler und begab mich dann leicht schwankend in mein Zimmer. Dort legte ich mich in mein weiches und warmes Bett. Zwar war ich noch nicht lange wach gewesen, aber es wäre besser, wenn ich schlafen würde und mich so wieder von dem Zusammenbruch vor zirka zwei Wochen erholen. Ich fragte mich nur, wie es Matt jetzt wohl ginge und wo er war. Doch schon nach kürzester Zeit schlief ich seelenruhig in meinem Bett ein. „Endlich… Endlich wieder zu Hause…“, murmelte ich bevor ich ganz einschlief.

Probleme

Irgendwann, ich wusste nicht genau wann es war oder welcher Tag gerade war, woher auch, weckte mich ein leichtes rütteln. Etwas verschlafen schlug ich meine Augen auf. „Wie?“, murmelte ich und versuchte mich aufzurichten, was ziemlich schwer ging, da mein Körper – wie so oft – mal wieder von den Tabletten gelähmt war.

Ich sah auf. „M… Matt?“, fragte ich. Ich konnte nicht richtig sehen. Ich sah alles was in der Ferne lag verschwommen. „Er ist wieder wach.“, hörte ich eine mir unbekannte Stimme sagen. Wer war nur diese Person? Und wo befand ich mich? Es war auf keinen Fall Matt, so viel wusste ich! Und es war auch nicht Josh!

„W… wer sind Sie?“, fragte ich mit gedämpfter Stimme. Inzwischen wurde meine Sicht besser. „Ein Freund.“, sagte er deutlich und legte mir eine Hand auf den Bauch. Es schmerzte. Warum schmerzte es bloß so sehr, wenn er mich am Bauch berührte? Ich wusste es nicht.

„Tut es weh?“, fragte er und klang sachlich-neutral. Ich schloss wieder meine Augen, es tat zu weh um ihn anzusehen. Deswegen versuchte ich zu nicken. Es klappte irgendwie, zwar nur schwach, aber es klappte.

„Tut mir leid.“, sagte er und nahm seine Hand von meinem Bauch. Es war so eine Erleichterung! Ich fragte mich nur, was passiert war, wo Matt war und vor allem, was passiert war.

„Wo ist Matt?“, fragte ich. Ich konnte nun schon etwas lauter und deutlicher sprechen. Ich öffnete meine Augen und sah in das Gesicht eines Unbekannten. „Wer ist Matt?“, fragte der Mann eine junge Frau die hinter ihm stand. „Er ist sein Lebensgefährte. Er ist etwa 19 Jahre alt.“, erklärte diese ihm. Der Mann nickte und fragte sie: „Haben Sie ihn irgendwo gesehen?“ Der Mann war so um die neunundzwanzig würde ich sagen. Die Frau war zirka 3 Jahre jünger als er.

„Nein.“, bedauerte sie und schüttelte den Kopf. „Was ist…“, sagte ich und fing an zu husten. „Wie?“, fragte der Mann und drehte sich wieder zu mir um. „Was ist passiert?“, wiederholte ich. „Kannst du dich nicht erinnern?“, fragte mich der Mann und beugte sich über mein Gesicht, so, dass ich seine grünen Augen genau betrachten konnte.

Ich schüttelte den Kopf. „Als du schliefst, wurde in der Wohnung in der du warst, eingebrochen. Anscheinend hat dir jemand ein Messer in deinen Magen gerammt. Die Person dachte wahrscheinlich, dass du tot wärst und ist verschwunden. Doch du hattest Glück. Eine Nachbarin hatte bemerkt, wie jemand aus dem Haus floh. Sie kannte die Person nicht. Dann ist sie in dein Zimmer gekommen und hat dich mit einer Wunde im Bauch gefunden und rief sofort die Polizei. Wir sind vor etwa 2 Tagen angekommen. Wir konnten dich nicht ins Krankenhaus bringen, dort war kein Platz und im Polizeipräsidium würden sie dich nicht aufnehmen.“, erklärte mir der Mann. „Sind Sie Polizist?“, fragte ich nach. Er nickte. „Wo bin ich?“, fragte ich weiter, ich kannte mich fast gar nicht aus.

„Wir befinden uns hier in einer Gasse. Wir haben versucht, dich in ein anderes Krankenhaus zu bringen. Doch keines in der Nähe war frei. Also wollten wir dich in eines bringen, wo noch ein Zimmer frei wäre. Aber der Sprit ist uns vor ein paar Stunden ausgegangen. Deswegen dachten wir…“, sagte er. Die Frau räusperte sich und meldete sich zu Wort: „Er dachte sich, dass wir eben den Notarzt rufen und dich inzwischen an einen sicheren Ort bringen. Da in dieser Stadt viele Räuber und Banditen befinden.“ Der Polizist drehte sich zu der Frau um und sah sie angewidert an. Anscheinend konnte er sie nicht wirklich leiden, obwohl die beiden Partner waren – wahrscheinlich eh nur gegen ihren Willen.

„Der Notarzt müsste bald hier sein.“, sagte der Mann und drehte sich wieder zu mir um. „Wer sind Sie überhaupt?“, fragte ich etwas leicht verwirrt und setzte mich – ja, mir ging es wieder besser und ich konnte mich wieder bewegen – auf. „Öh… Wir?“, fragte der Polizist – Idiot! „Nein, die Engel die über dir schweben!“, sagte die Frau genervt und verdrehte die Augen. „Schlampe! Wie konnte eine Schlampe wie du bloß Polizistin werden?!“, schimpfte der Mann die Frau. „Ich bin noch nicht ganz eine Polizistin! Aber wenigstens kenn ich ein paar Leute! Außerdem bin ich keine Schlampe, Arschloch!“, fauchte sie ihn an und stemmte sich dabei die Hände in die Hüfte.

„Seit wann darf man seinen Vorgesetzten als Arschloch beschimpfen?!“

„Seit der Vorgesetze seine Untergebenen als Schlampe bezeichnet!“

„Ach, was du nicht sagst, Schlampe!“

„Ohne diese Schlampe die vor dir steht, wäre der kleine Mickal schon lange tot!“, keifte die Frau. „E… Entschuldigen Sie bitte, aber woher kennen Sie meinen Namen?“, fragte ich die Frau. Sie trug eine dicke schwarze Sonnenbrille, also konnte ich ihr Gesicht nicht erkennen.

„Erkennst du mich etwa nicht mehr Mickal?“, fragte sie und ging in die Hocke zu mir hinunter. Ich schüttelte verwirrt den Kopf. „Ich bin eine… alte Freundin von deinem Bruder…“, sagte sie und wurde leicht rot. Ich sah sie verdutzt an, da ich immer noch nicht wusste, wer sie war. Sie nahm ihre Sonnenbrille herunter und ihr langes blondes Haar fiel ihr ins Gesicht. Sie hielt es sich mit einer Hand zurück und lächelte mich freundlich an. „Weißt du jetzt wer ich bin? Dein Bruder ist doch Lucca, Lucca Zer, oder?“, fragte sie sicherheitshalber nach. Ich nickte. Ich betrachtete die Frau noch eine Weile, dann erschrak ich und stotterte ihren Namen: „P… P… Petra Pulm?!“ Sie lächelte mich an und strich mir vorsichtig über die Wange. „Na also! Geht doch!“, sagte sie ruhig. Plötzlich gab der dicke Polizist, mit dem sie vorhin gestritten hatte, irgendwelche Laute von sich. „Schnauze, Paul!“, fuhr Petra ihn an und drehte ihren Kopf kurz zu ihm und wendete sich dann aber wieder zu mir. „Paul? Paul Trum?“, fragte ich nach. Er fuhr leicht in sich zusammen. Anscheinend hatte ich ins Schwarze getroffen!

„Du bist der kleine Zer?“, fragte er mich und drehte sich zu mir um. „Ja…?“, gab ich leicht ängstlich von mir. „Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du noch ein kleiner Hosenscheißer. Anscheinend bist du jetzt nur gewachsen und bist jetzt eben ein großer Hosenscheißer!“, scherzte er wie früher. „Leg dich hin, Mickal! Sonst tritt aus der Wunde nur noch mehr Blut aus und du hast eh schon so viel verloren!“, sagte Petra und drückte mich zu Boden.

„Au!“, jammerte ich, als mein Schädel gegen einen verdammten Stein donnerte – typisch Frauen! Können nicht auf uns Männer aufpassen!

Plötzlich hörte ich, wie Schritte immer näher kamen. „Notarzt.“, erklärte mir Petra in einem Wort. Sie stand wieder auf und kam ihm entgegen. „Du könntest dich auch mal nützlich machen, Arschloch!“, schimpfte Petra ihren Vorgesetzten. „Wo ist der Patient?“, fragte der Arzt hektisch. Anscheinend war er sehr in Eile – von mir aus hätte er auch nicht kommen müssen! Ich würde sowieso irgendwann sterben! Also könnte ich – von mir aus – auch gleich jetzt sterben! Um MICH bräuchte er sich nie im Leben kümmern! Ich wollte ja auch nicht unbedingt seine Hilfe. Aber wenn Petra und Paul ihn schon gerufen hatten und ich lag ja auch gerade so hilflos da, mit einer Wunde. Also konnte ich ihn ja schlecht wegschicken!

Er betrachtete kurz meine Wunde und sagte dann: „Er muss sofort ins Krankenhaus! Die Wunde ist schon zu lange offen! Er muss sofort operiert werden!“ Wie bitte? Operiert? Nie im Leben! Nur über MEINE Leiche!

„Geht klar.“, sagte Paul und trug mich zum Wagen des Notarztes. „He! Wer sagte, dass ich mitkomme?“, brüllte ich. „Niemand. Du kannst ruhig hier bleiben und sterben.“, sagte Paul taktlos.

Ich hörte wie die Tür aufgemacht wurde. Paul legte mich hinein. „Sei vorsichtig!“, sagte Petra zu ihm und legte meinen Kopf auf ihren Schoß. Dann gab ihr der Notarzt ein Handtuch. „Drücken Sie dies bitte auf seine Wunde. Es wird zwar schmerzen, wegen dem Desinfektionsmittel, aber es hilft und stoppt die Blutung!“, erklärte er ihr. Sie nahm es schnell von ihm an und drückte es anfangs ganz leicht an die Wunde. Ich schloss meine Augen. „Tut es sehr weh?“, fragte sie mich. Ich nickte nur. „Tut mir Leid, Mickal, es muss sein. Wenn es nicht mehr so schmerzt, sag es mir bitte, ja?“, sagte sie zu mir.

Nach einer Weile hörte es auf zu schmerzen und sagte es ihr, dann drückte sie es nur noch fester auf die Wunde. Also sagte ich immer nach einer Weile „Jetzt!“ und schon drückte sie fester auf die Wunde.

Nach einer Weile kamen wir in ein Krankenhaus wo ein Zimmer für mich frei war und wo der Operationssaal auch frei war. Sie gaben mir sofort eine Narkose als ich ins Krankenhaus kam. Ich bekam gerade noch mit, wie sie mich in den Operationssaal schoben und dass die Ärzte etwas über mir diskutierten. Dann schlief ich auch schon ein.
 

Als ich aufwachte, sah ich jemanden über mir. „Morgen, Mickal…“, sagte die Person sanft. Ich erkannte die Stimme sofort. Es war Matt! Endlich konnte ich ihn wieder sehen, endlich!

„Morgen…“, flüsterte ich. Ich war noch immer geschwächt von der Operation. Ich lächelte ihn leicht an. Er setzte sich neben das Bett auf einen Sessel. Ich verfolgte ihn mit meinen Augen. Ich wollte ihn nie mehr aus den Augen lassen.

„Wo warst du damals?“, fragte ich ihn. Er sah mich etwas erschrocken an. Dann wurde sein Blick traurig, weshalb er sein Gesicht senkte, so, dass ihm die Harre ins Gesicht fielen.

„Ich war bei… Ich war bei Josh… Ich wollte mit ihm über ein paar Dinge reden. Doch er war nicht zu Hause. Eine junge Nachbarin von ihm meinte, er seihe wohin gefahren, doch wohin, wüsste sie nicht. Also ging ich noch eine Weile spazieren. Als ich dann spät abends nach Hause kam und dich nicht in der Wohnung fand, ging ich zu einer Nachbarin. Sie meinte, jemand hätte auf dich eingestochen und die Polizei hätte dich in ein Krankenhaus gebracht… Gestern fand ich dich dann endlich, doch du schliefst…“, erklärte mir Matt. Ich bemerkte, wie sich ein stilles Lächeln auf seine Lippen schlich. „Ich liebe dich…“, drang erschöpft aus meinem Mund. Matt sah mich an und ich merkte, dass sich Tränen in seinen Augen sammelten. Er weinte… Er weinte wegen mir… Weil ich zu ihm „ich liebe dich“ gesagt hatte… Mir stiegen auch gleich die Tränen in die Augen.

Später, als die Besuchszeit vorbei war, ging Matt wieder nach Hause. Er wäre zwar gern noch bei mir geblieben, doch er konnte nicht, er meinte, er müsse noch etwas Wichtiges zu Hause erledigen und ich solle mir keine Sorgen um ihn machen. Er würde in ein paar Tagen wiederkommen. Doch irgendwie machte ich mir trotzdem Sorgen um ihn. Es war eben, wegen dem Angriff auf mich gewesen, deswegen machte ich mir Sorgen, dass es ihm auch zu stoßen könnte.

Als er mein Zimmer verließ, kamen mir die Tränen. Da ich bei ihm sein wollte und nicht alleine hier. Niemand war bei mir im Zimmer. Ich war hier ganz alleine.

Plötzlich fing mein Magen an zu knurren und wie auf Stichwort kam eine Krankenschwester in mein Zimmer. „Na? Hunger?“, fragte sie mich und lächelte mich freundlich an. Sie hatte meinen Magen anscheinend gehört. Ich wurde leicht rot und nickte. „Gut, ich bringe dir gleich was.“, sagte sie und ging bei der Tür hinaus. Doch bevor sie sie schloss sagte sie noch: „Oh! Bevor ich es vergesse, hier kommt noch ein junges Mädchen zu dir herein.“ Dann verschwand sie aus dem Zimmer und holte mir etwas zu essen.

Nach wenigen Minuten öffnete sich die Tür wieder. Die Krankenschwester von vorhin kam herein. Sie stellte einen Teller mit einer klaren Suppe auf einen kleinen Tisch links von mir. Dann setzte sie sich auf den Sessel, auf dem Matt heute saß als ich aufwachte.

„Und? Wer war der nette Kerl heute?“, fragte die Krankenschwester. Ich setzte mich auf und zog den Tisch zu mir. „Ein Freund…“, nuschelte ich. Ich nahm den Löffel und aß schon mal die Suppe. „Ein Freund oder dein Freund?“, hackte sie nach. Ich wurde leicht rot und tat so, als hätte sie nicht gehört. „Verstehe. Ich muss schnell mal nach dem Mädchen sehen, ich bring sie dann her.“, sagte die Krankenschwester. Sie stand auf und ging wieder aus meinem Zimmer.

Nach einer Weile hatte ich meine Suppe ganz gegessen und hatte mich auch wieder in mein Bett gelegt. Plötzlich tauchte die Krankenschwester wieder auf. In ihrer Begleitung war ein junges Mädchen. Sie müsste 16 oder 17 Jahre alt sein.

„So! Du gehst jetzt wieder in dein Bett!“, sagte die Krankenschwester zu ihr und zeigte auf das Bett rechts von mir. „Ja, ja!“, sagte das Mädchen gelangweilt und stampfte in das Bett. Dann holte sich die Krankenschwester meinen Teller und verließ das Zimmer.

Das Mädchen seufzte als die Krankenschwester weg war. Jetzt sah ich sie mir mal genauer an. Ihr Haar reichte ihr bis zu den Ohren, sie waren rot gefärbt. Es sah wirklich gut aus. Als das Mädchen meinen Blick bemerkte, drehte sie sich zu mir um und fragte mich: „Was glotzt du so?“ „Ich glotze nicht. Ich habe dich nur etwas genauer betrachtet.“, sagte ich ruhig. „Aja…“, sagte sie und stand von ihrem Bett auf. Sie kam zu mir hin. Erst jetzt bemerkte ich den Verband auf ihrer Stirn.

„Was ist da passiert?“, fragte ich sie und zeigte auf ihre Stirn. „Wie? Ach so! Das war ein kleiner Motorradunfall!“, sagte sie und kicherte. Sie setzte sich zu mir auf das Bett. „Und was ist mit dir?“, fragte sie mich und legte ihren Kopf schief. „Mich hat jemand im Schlaf angegriffen und ein Messer in den Bauch gerammt…“, erklärte ich ihr. Sie sah mich verdutzt an.

Nach einer Weile des Schweigens fasste sie sich den Mut und fragte: „Wie heißt du eigentlich?“ „Mickal, du?“, fragte ich sie. Ich war noch immer erschöpft von der Operation. „Angelika. Aber du kannst mich ruhig Angel nennen, all meine Freunde nennen mich so!“, erklärte sie mir. „Bin ich etwa ein Freund?“, fragte ich sie und grinste sie frech an. Angelika fing an zu kichern. Dann nickte sie. „Ja. Du bist ein Freund… Du bist ein Freund eines Freundes!“, sagte sie. Ich verstand nicht recht was sie damit meinte und sah sie deswegen verwirrt an.

„Kennst du etwa nicht Matt?“, fragte sie mich. „Öh… Ja?“, gab ich kleinlaut als Antwort. „Ich bin eine ehemalige Schulkollegin von ihm. Zwar bin ich 2 Jahre jünger als er, aber wir lernten uns irgendwann in der Schule kennen.“, erzählte sie mir. Ich hatte also recht mit ihrem Alter. Sie war also wirklich 17 Jahre.

„Ich war mit 10 Jahren total in ihn verschossen und bekam von ihm meinen ersten Kuss!“, erzählte sie mir stolz. Ich war geschockt und zugleich wütend auf Matt, da er damals Angelika einen Kuss gab, mir aber erst fast fünf Jahre später!

„Aber wir waren ja noch klein! Ich hab ihn gestern hier wieder getroffen und mit ihm eine Zeit lang geredet. Er meinte, er würde dich über alles lieben und für immer bei dir sein, komme was wolle! Also dachte ich mir, dass ich sowieso keine Chance hätte bei ihm zu landen.“, erzählte sie eifrig weiter.

Wir beide redeten noch sehr viel und sehr lange. Hauptsache über Matt, so erfuhr ich auch, was ich zuvor noch nicht wusste. Und zwar, dass er schon von klein auf etwas von MIR, wirklich von MIR, und sonst niemanden wollte!

Sehr spät abends kam eine ältere, strengere Krankenschwester in unser Zimmer. „Schlafens Zeit! Los! Ab mit dir ins Bett, Angelika!“, brüllte sie Angelika an. Diese ging mit gesenktem Kopf widerwillig in ihr Bett. Anscheinend kannten viele Leute hier im Krankenhaus Angelika schon.

Die Krankenschwester verschwand, als sich Angelika zugedeckt und umgedreht hatte. Die Tür fiel mit einem lauten Knall zu. Dann drehte sich Angelika wieder zu mir um. Ich sah sie ein wenig verdutzt an. „Mich kriegt man nicht so einfach ins Bett! Nicht mal diese Alte!“, sagte sie und fing wieder an zu kichern. Sie war noch ziemlich kindisch, doch es passte zu ihr.

„Hast du eigentlich einen Freund?“, fragte ich sie.

„Wie? Nein! Ich bin doch noch zu jung für einen Freund!“

„Man ist nie zu jung und man ist auch nie zu alt für einen Freund!“

„Wie alt warst du eigentlich, als du mit Matt zusammen gekommen bist?“

„16.“

„Was?! Du warst erst 16?!“

„Ja. Wir sind jetzt schon 2 Jahre lang zusammen. Die Zeit vergeht wirklich schnell! Wann hattest du eigentlich deinen ersten Freund?“

„Ich… Ich hatte noch nie einen Freund. Keiner will was von mir. Alle sehen mich nur als guten ‚Freund’ oder als ‚Kumpel’. Das ätzt!“

„Angel? Du bist doch jetzt 17, oder?“

„Noch nicht ganz, ich werde in ein paar Tagen 17. Warum fragst du?“

„Stehst du eher auf ältere oder gleichaltrige Männer?“

„Ältere. Warum willst du das wissen, Mickal?!“

„Na ja, ich hab einen Bruder. Der ist 24!“, sagte ich und grinste sie frech an. „Du willst mich jetzt aber nicht mit dem verkuppeln, oder?“, fragte sie mich ungläubig. „Warum nicht?“, fragte ich und grinste sie weiterhin an. „Ich… Ich weiß nicht! Ich kenne ihn doch gar nicht!“, sagte sie und zog sich die Decke vor den Mund. „Aber du kennst mich! Ich bin zwar 6 Jahre jünger als er, aber wir sind uns fast total ähnlich!“, erklärte ich ihr. „Und jetzt schlaf. So viel ich weiß, will er morgen sowieso vorbei kommen.“, sagte ich und drehte mich um. „Wie?“, gab Angelika von sich. „Du sollst pennen!“, wiederholte ich und schlief kurz darauf hin ein.
 

„Aufwachen!“, brüllte mir jemand ins Ohr. Ich schreckte hoch und wäre fast aus dem Bett gefallen. Ich sah der Krankenschwester von gestern Abend ins Gesicht. Ich wusste jetzt schon, dass ich sie nicht leiden konnte! Sie ging zu Angelika rüber und brüllte sie auch lautstark an. Als sie dann wach war, ging die Krankenschwester zu unserem Glück aus dem Zimmer.

„Alte Schlampe…“, nuschelte Angelika. „Morgen, Angel.“, sagte ich und lächelte sie sanft an. „Morgen…“, gab sie von sich. Sie seufzte. „Was ist los?“, fragte ich. Ich merkte, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Mir wären fast wieder Tränen in die Augen gestiegen, doch ich konnte sie noch zurückhalten.

Ich stand auf und ging zu ihr. Ich setzte mich zu ihr aufs Bett. Sie biss sich auf die Unterlippe und schwieg kurz. „Nun ja…“, konnte Angelika nur sagen als ihr schon die Tränen an den Wangen hinunter liefen. Sie fiel mir um den Hals. Ich nahm sie in den Arm und drückte sie an mich, so, dass sie sich ausheulen konnte.

Nach etwa einer halben Stunde hatte sie sich dann beruhigt. „Tut mir Leid wegen vorhin…“, meinte sie und sah auf den Boden. „Schon okay.“, sagte ich. „Kannst du mir jetzt vielleicht sagen, warum du geheult hast, Angel?“, fragte ich nochmals und sah sie eindringlich an. Sie drehte sich zu mir um. „Ich weiß selbst nicht wirklich… Ich weiß nur, dass ich dir sehr dankbar bin!“, sagte sie und lächelte mich sanft an. „Für was?“, fragte ich nach.

„Für deine Freundschaft.“

„Nur für das? Das glaube ich dir nicht wirklich…“

„Na ja… Ich bin dir auch sehr dankbar, wenn du auf Matt gut aufpassen würdest! Außerdem bin ich dir auch sehr dankbar, dass ich dich kennen gelernt habe und dass ich deinen Bruder kennen lerne. Ich habe nämlich irgendwie so ein Gefühl,… das ich nicht mehr lange Leben werde…“

„Sag so etwas nicht, Angel!“

„Nein, es ist wirklich so. Ich hatte früher auch schon solche Gefühle… Jetzt bin ich bald nicht mehr hier…“

„Nein, du wirst noch lange hier bei uns sein! Okay? Du wirst nicht so schnell von uns gehen!“

„Ja, aber…“

„Nichts, aber! Vertrau mir!“

„Ja, vielleicht hast du ja Recht.“, sagte sie und lächelte mich wieder sanft an. Ich hatte es nun geschafft… Ich hatte ihr gerade neue Hoffnung gegeben, was sehr wichtig war, weil sonst wäre sie wirklich noch an ihren eigenen Gedanken und Gefühlen gestorben und das wollte ich nicht! Ich wollte sie noch besser kennen lernen als jetzt, außerdem müsste sie auch noch meinen Bruder kennen lernen und mit dem sehr viel Zeit verbringen. Lucca würde Angelika schon auf andere Gedanken bringen, das wusste ich jetzt schon.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und man hörte ein lautes „Hallo!“ rufen. Ich drehte mich zu der Tür um und sah dort meinen Bruder! Lucca! „L… Lucca! Wie siehst du denn aus?“, fragte ich ihn geschockt. Normalerweise war er ein gepflegter Mensch gewesen. Doch jetzt? Jetzt hatte er etwa schulterlanges, zerzaustes Haar, welches auch noch blaue Strähnen hatte! Und dazu hatte er seine alten Klamotten herausgesucht! Ich konnte es nicht glauben, dass das mein Bruder war, der gerade bei der Tür stand!

„Wie? Ach so! Du weißt doch sicher, was ein Anarchist ist, oder Brüderchen?“, sagte er und kam zu mir. Er rieb mir – wie früher so oft – den Kopf mit der Faust. „Was hast du gesagt?“, fragte ich nach, da ich ihn nicht richtig gehört hatte. „Er ist ein Anachrist! Weißt du etwa nicht was das ist, Mickal?“, sagte Angelika. „Doch, schon! Aber ich kann nicht glauben, dass Lucca so was ist, Angel!“, erklärte ich ihr und versuchte mich von Lucca zu befreien, was mir auch zu meinem Glück gerade noch gelang.

Ich versuchte gerade Luftzuholen, als mich Lucca fragte: „Sagtest du gerade Angel, Mick? Also Engel?“ Ich schüttelte den Kopf und sagte: „Ich habe zwar Angel gesagt, aber so wie die Abkürzung von Angelika…“ „Und wer ist Angelika? Ist sie hier?“, fragte er und sah sich fragend um. „Ich bin Angelika…“, sagte sie dann. Ich sah sie an, sie war knallrot. „Oh! Hallo Angelika, schön dich kennen zu lernen.“, sagte Lucca und lächelte sie freundlich an. Ich schlich mich wieder zurück in mein Bett und beobachtete die Beiden. Doch dann wurde ich müde und schlief ein.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  -lyra-
2006-08-06T16:31:03+00:00 06.08.2006 18:31
...
sie will doch nur aufmerksamkeit XD
und wer dat war... verrat ich eh nur per icq bzw. msn :P (du weißt eh schon bescheit xD)
Von:  Angel_Ayane
2006-08-06T11:34:18+00:00 06.08.2006 13:34
loool Du hast mit der Szene von Mik und Angel sooo übertrieben..sorü wenn ich dir das so hart sage aber das war einfach nur unrealistisch na ja nicht unrealistisch aber einfach nur...hmm..irgendwie doof xDDD

Man sagt doch nicht einfach ich weiß das ich bald sterben werde..und ähm...ja das was sie halt gesagt hat ^^
xDDD

Aber sonst is es ganz ok geworden ^.~
Josh hat mik das messer in den bauch gerammt hab ich recht?? *in auto einsteig und auf josh wart um ihn zu überfahren*

hehe xD
Na dann ich hoffe das nächste kapi wird noch bessa *winkz*

GREETZ
Aya * knuddelz*
Von:  Angel_Ayane
2006-08-02T20:49:14+00:00 02.08.2006 22:49
Interessante FF ^^
Zwar etwas verworren aber ganz gut..Nur du machst diesen josh irgendwie komisch, liebt er jetzt mik? oder nicht?? Bleibt dieser jetzt bei Mtt oder geht er wieder zu josh?

Uuund lass Matt und mik zusammen bleiben...ich mag josh überhaupt nicht ^^
Lass büdde Mik ne anzeige gegen Josh amchen die er dann gewonnt und der lehrer muss ins gefängnis und erhängt sich dann weil er es nicht mehr erträgt oder so xDD

jaja meine fantasy

irgendwie komisch das noch keine kommis da sind Oo aber ok

bis dann ne?
*winkz*

greetz
Aya


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