30 Challenges... von Luinaldawen (...gestellt von dat_azra und einem Wörterbuch) ================================================================================ Kapitel 1: Wandertag mit Hindernissen ------------------------------------- Titel: Wandertag mit Hindernissen Autorin: Luinaldawen Pairing: FujixTezuka Warnung: Wie das Pairing schon sagt, isses Shonen-Ai. Also gilt: Don’t like, don’t read. Ansonsten… Rechtschreibfehler sind sicherlich vorhanden, ihr dürft sie gerne behalten. Challenge: Vertrauensfrage (von Azra & Wörterbuch XD) Anmerkungen: Zum ersten: Dies ist der erste Versuch einer PoT-Fanfiction, also seid bitte gnädig. Zum zweiten: Ich wollte die Challenge erst anders umsetzen, aber plötzlich stand da der Kram, den ich euch jetzt antue… Aber ich denke, sie kommt trotzdem einigermaßen rüber es trotzdem *Lupen verteil* Zum dritten: Eigentlich finde ich es ziemlich misslungen. Deswegen wollte ich es erst nur auf meinem Webblog on stellen, hab mich dann aber doch dazu überreden lassen, es hier zu posten. Und nachdem ich es auf Azras Anraten hin noch mal überarbeitet habe, denke ich, man kann es der Öffentlichkeit zumuten XD Zum vierten: Der Titel ist ne mittelschwere Katastrophe, aber mir ist beim besten Willen nix besseres eingefallen, nachdem ich einen Schreibmarathon („Was, schon halb sieben?“ *halb fünf angefangen hat*) eingelegt habe, war meine ganze Kreativität verbraten. Außerdem ist es total konfus und überhaupt… egal, was solls. Kommentare: Immer her damit! Jetzt genug gelabert, viel Spaß beim Lesen! ~*~*~*~*~*~*~*~* Eigentlich war dies ein perfekter Tag. Sollte perfekt sein. Befänden sie sich beim Tennistraining. Was leider nicht der Fall war. Die Sonne schien, der Himmel zeigte keine Wolke, die Aufnahmeprüfungen für die Oberschule lagen hinter den Schülern der dritten Klasse der Seigaku Mittelschule und… ebendiese Schüler nutzten die restliche Zeit die ihnen noch zusammen blieb, um in den Zoo zu gehen! Das war es, was Tezuka die Laune vermieste – das und Eiji, der wie ein Grundschüler von einem Tiergehege zum nächsten sprang und lautstark seine Meinung über die armen Geschöpfe, die hier ihr Dasein fristen mussten, kundtat. Wobei es sicher nicht Eiji war, der die Tiere bedauerte, der quitschte sich vor Begeisterung fast heiser. Egal, ob man es hören wollte oder nicht. Tezuka jedenfalls konnte nichts egaler sein, als ein ach so niedliches Erdmännchen, dass das einzig Vernünftige tat und sich wieder in seinem Erdloch verkroch. Tezuka wünschte sich, er könnte es dem Vieh gleichtun. Oder wahlweise auch Eiji zu den Affen sperren, an denen sie nach Information der beiden Lehrer, die mit blendender Laune nur wenige Schritte vor ihm gingen, gleich vorbeikommen würden. Das rothaarige Energiebündel würde da sicher ganz hervorragend reinpassen. Und er, Tezuka, wäre ihn los. Nicht, dass die Probleme damit ein Ende hätte, seine Negativliste besaß noch einen weiteren nicht ganz unwesentlichen Punkt mit Namen Fuji Syusuke. Fuji, der vollkommen entspannt neben ihm herlief und schon seit einer geschlagenen Stunde versuchte, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Scheinbar interessiert sah der zierliche Junge dabei von rechts nach links, hin und wieder sogar in Eijis Richtung, der einem Flummi im Moment ähnlicher war, als einem der besten Doppelspieler die Tezuka kannte. Schon wieder hatte der Rothaarige den Standort gewechselt… da konnte einem ganz schwindelig bei werden. Lieber nicht mehr hinsehen. Also zurück zu Fuji. Warum hing der seit einer gefühlten Ewigkeit an ihm, wie eine Klette? Er konnte es sich nicht wirklich erklären. Okay, dem jugendlichen Genie war ganz offensichtlich unglaublich langweilig. Tezuka sah das ohne jeden Zweifel wie der Art wie Fuji lächelte: Dieses vollkommen abwesende Lächeln mit dem er die Tiere und ihre Mitschüler musterte… Die Tatsache, dass er lächelte war nichts wirklich besonderes, Fuji lächelte bis auf wenige Ausnahmen immer, was ihn zu einer der undurchschaubarsten Personen machte, die Tezuka kannte. Aber dieses Lächeln trug er immer dann, wenn er im Unterricht hoffnungslos unterfordert war – was fast immer der Fall war –, er sich ein besonders langweiliges Tennismatch ansah oder… selbst eines spielte und sich nicht mal dazu aufraffen konnte, den Gegner nach allen Regeln der Kunst fertig zu machen. Aber… wenn ihm so langweilig war, warum konnte er dann nicht Eiji oder Kawamura nerven, die waren vermutlich wesentlich unterhaltsamer! Aber nein… Fuji klebte wie ein Kaugummi an ihm fest und würde sich höchstens durch eine eindeutige Bemerkung vertreiben lassen. Vielleicht. Eventuell. Zu 50% würde Inui sagen. Wobei man bemerken musste, dass Fuji vollkommen unberechenbar war. Niemand wusste, was hinter dem engelsgleichen Lächeln in diesem brillanten Kopf vor sich ging und was er als nächstes zu tun gedachte. Und ganz ehrlich… Tezuka wollte es auch gar nicht wissen. Alles was ihn im Moment zu interessieren hatte war, wie er Fuji am effektivsten loswerden konnte. Auch wenn er ihn als guten Tennisspieler schätzte, irgendwann war es wirklich gut. Plötzlich schoss ihm die Frage durch den Kopf, ob Fuji an der Oberschule weiterhin Tennis spielen würde. Kawamura würde aufhören… eine Verschwendung, wenn man Tezuka fragte, aber er wurde ja nicht gefragt. … Im selben Moment ärgerte er sich, dass er sich darüber Gedanken machte. Was ging es ihn an, was Fuji in Zukunft vorhatte, mit allergrößter Wahrscheinlichkeit würde er es eh hautnah miterleben, schließlich hatten sie beide dieselbe Oberschule im Visier und die Schule die Fuji nicht nahm, musste erst noch gegründet werden. Und sollte alles so klappen, wie er es sich wünschte, würde er schon zu verhindern wissen, dass Fuji sein Talent wegwarf. Fast hätte er sich selbst geohrfeigt. Er machte sich schon wieder Gedanken über Fuji! Es war wie verhext! Was wenn… einer von ihnen durchgefallen war? Er tat es schon wieder. „Tezuka…“, unterbrach Fuji, der erstaunlich lange geschwiegen hatte, seine schon fast beängstigenden Gedanken, „wenn wir an derselben Schule genommen werden… spielst du dann mal gegen mich?“ Überrascht senkte Tezuka den Blick, bis er seinen Teamkameraden direkt ansah. Der wandte ihm aber sein Profil zu, die erstaunlich blauen Augen waren leicht geöffnet und sahen nachdenklich ins Leere. Da machte sich wohl noch jemand Gedanken… Er konnte sich nicht daran erinnern, diesen Gesichtsausdruck schon mal an Fuji gesehen zu haben und sie kannten sich schon fast drei Jahre. So… nachdenklich. War da sogar Unsicherheit? Es fiel ihm schwer, das zu glauben. „Auch wenn wir nicht auf dieselbe Schule gehen.“ Er hatte das gar nicht sagen wollen. Klar, sollte es sie auf verschiedene Schulen verschlagen, bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie einander in einem offiziellen Turnier gegenüberstanden, aber das hatte er damit nicht ausdrücken wollen. Seine Worte wollten etwas anderes sagen. Nämlich, dass er nicht vorhatte, den Kontakt zu Fuji zu verlieren, warum auch immer. Schließlich hatte er sich gerade gefragt, wie er den anderen am schnellsten loswerden könnte. Nun sah Fuji doch zu ihm auf. Tezuka hoffte, dass er sich genug im Griff hatte, dass man ihm die Verwirrung, die seine eigenen Worte in ihm ausgelöst hatte, nicht ansah. Fujis hatte den Kopf leicht schief gelegt und musterte ihn aufmerksam, aus forschend zusammengekniffenen Augen. Dann lächelte er. Strahlend wie die Sonne über ihnen. „Habe ich da etwas so etwas wie Sympathie für mich gehört? Erstaunlich, dabei dachte ich immer, ich würde dich nur in den Wahnsinn treiben…“ Verdammt… warum musste der Junge so ein verdammt guter Beobachter sein? Wieso durchschaute der ihn so einfach? Das war nicht fair. Vor allem, weil Tezuka es ihm nicht gleichtun konnte… der seltene Ausdruck einer echten, ehrlichen Emotion war schon wieder verschwunden und hatte dem freundlichen Alltagslächeln Platz gemacht, dass er mehr hasste, als er zuzugeben bereit war. „Das eine schließt das andere nicht aus.“ … Er konnte nicht glauben, dass er das gerade wirklich gesagt hatte. Tezuka spürte, wie sich seine Rechte zur Faust ballte. Ganz kurz nur, aber Fujis scharfen Augen entging das natürlich nicht. „Keine Sorge, ich sage es nicht weiter…“ ~Zu gütig…~ Für eine Millisekunde huschte wieder ein ehrliches, belustigtes Lächeln über Fujis Gesicht und war so schnell wieder weg, dass Tezuka sich fragte, ob er sich nicht doch getäuscht hatte. Nein. Es war dagewesen. Und hatte etwas in ihm zum Flimmern gebracht. Es kribbelte… irgendwie. Wie machte der Junge das nur immer wieder? Ein Blick, ein scheinbar dahingeworfener Kommentar, der aber voll ins Schwarze traf und schon hatte Tezuka Mühe, seine Selbstbeherrschung zu wahren. Und genau das schien seit neuestem Fujis Lieblingsbeschäftigung geworden zu sein: Seinen Kapitän aus der Fassung zu bringen. Und das versuchte er auf so unglaublich subtile Art, dass Tezuka nicht einmal Grund hatte, ihn dafür im Training Runden laufen zu lassen. Das war besonders frustrierend. Er war diesen… nonverbalen… widerwärtig gut gelaunten Attacken vollkommen hilflos ausgeliefert! „Du siehst aus, als würdest du dich über irgendetwas aufregen…“, Fujis freundliche Stimme klang ein wenig zu neugierig für Tezukas Geschmack. Wusste der wirklich nicht, was los war? Irgendwie bezweifelte er das, hoffte es trotz allem aber doch. Fuji war nun wirklich die letzte Person, von der er durchschaut werden wollte. „Kannst du nicht Eiji nerven? Hinterher zieht er noch bei den Affen ein.“ In dem Moment, wo Tezuka es aussprach wusste er, dass er direkt in Fujis kleine, gemeine Falle getappt war. Genau das hatte der Kleinere gewollt! Dass er, Tezuka, der immer ernst und beherrschte Kapitän von Seigaku, einen Teil seiner Beherrschung fallen ließ. Das mochte jetzt zwar etwas paranoid klingen, war aber bei Fuji durchaus denkbar! Schon sah er sich von blauen Augen fixiert. Dass diese Augen ein gutes Stück unter den seinen waren, tat der Intensität des Blickes keinen Abbruch. Nicht umsonst wichen die Erstklässler ein paar Schritte zurück, wenn Fuji sich einmal dazu herabließ einmal ernsthaft zu spielen. Zum ersten Mal verstand Tezuka warum. Fujis ausdrucksstarken Augen konnten echt gruselig sein. „War das gerade so etwas wie ein Wutausbruch? Oder sollte es ein Scherz sein?“ Tezuka zog es vor zu schweigen und wandte sich ab. Sonst würde er sich endgültig vergessen und die Löwen, die hier auch irgendwo existieren mussten, bekämen Frischfleisch zu fressen. Aber ob die Biester es auch zu schätzen wussten, mit was für einem Talent er sie zu füttern gedachte? Vermutlich nicht. „Bist du sauer?“ Fuji ließ natürlich nicht locker. Aber in der leisen, sonst so ruhigen Stimme lag etwas, was man mit viel Fantasie als Sorge interpretieren konnte. Wieso sollte Fuji sich Sorgen machen? „Sorry…“ Und jetzt entschuldigte er sich auch noch! Tezukas Weltbild begann langsam aber sicher zu bröckeln. Abrupt blieb er stehen. „Fuji… was sollen diese Spielchen.“ Jetzt hatte er es doch getan. Er hatte Fuji schon länger fragen wollen, was in letzter Zeit mit ihm los war, hatte es dann aber doch nie getan. Was ging ihn die Gemütslage anderer an? Was ging ihn Fujis Gemütslage an? Solange er gut spielte, gar nichts. Sie waren ja nicht einmal Freunde! Nicht im eigentlichen Sinne. Er hatte nichts gegen Fuji, im Gegenteil. Aber… er wusste es einfach nicht. Er spürte, dass er es wissen müsste, warum sie auf keinen gemeinsamen Nenner kamen, aber immer wenn er es hatte, flutschte es wie ein Fisch durch seine Finger und verschwand in den schwarzen, bodenlosen Tiefen seines Unterbewusstseins. Aber dieser Fisch kam wieder näher, er spürte es. Und diesmal würde er ihn nicht wieder entkommen lassen. Ebensowenig wie er Fuji jetzt so einfach davonkommen lassen würde, bevor er eine Erklärung bekommen hatte, die ihm zusagte. Er machte sich keine Illusionen. So wie er Fuji kannte, würde er sich entweder rausreden, oder dumm stellen. „Was für Spielchen?“ Wobei er zugeben musste, dass Option Nr. 2 seine Laune um weitere Punkte nach unten verlagerte. Konnte der denn nie etwas ernst nehmen? „Du weißt genau, wovon ich rede. Dein Verhalten in letzter Zeit! Ich bin ja nun wirklich einiges von dir gewohnt aber…“ „Aber?“ Fuji sah sich verstohlen um, Tezuka folgte seinem Blick. Im Laufe ihres Gesprächs waren sie immer weiter zurückgefallen und sahen nun gerade die letzten Nachzügler – die vorletzten, die letzten waren ja inzwischen er und Fuji – um eine Ecke biegen. Das störte ihn aber herzlich wenig. Schnurstracks ging er auf eine leere Bank am Affengehege zu und setzte sich, wobei er sich mit einem scharfen Blick davon überzeigte, dass Fuji ihm folgte. Dann verscheuchte er mit demselben Blick ein paar Grundschüler, die die Kapriolen von Eijis pelzigen Verwandten lautstark bewunderten, und wartete. Irgendwann würde Fuji schon mit der Sprache herausrücken. Aber das Einzige, was erstmal kam war ein „Wir verlieren die anderen.“ „Tun wird das?“, fragte er in einem Tonfall, der sogar jemanden der ihn nicht kannte verriet, wie unglaublich egal ihm das war. Fuji seufzte und stützte die Ellenbogen auf die Knie. „Das hier interessiert dich nicht besonders, was?“ Dabei machte er eine kurze Handbewegung, die den kompletten Zoo einschließen sollte. „Nicht wirklich.“ „Du wärst lieber beim Training.“ „Hn.“ „Ich auch…“ Tezuka sah weiterhin stur geradeaus, ohne zu wahrzunehmen, was sich dort befand. „Meinst du, wir schaffen beide die Aufnahmeprüfungen?“ „Hm?“ Verwirrt zog Tezuka die Augenbrauen zusammen und sah zu Fuji hinab. Der hatte den Kopf gesenkt, die rötlichbraunen Haare verdeckten sein Gesicht nur teilweise. „Ich zweifle nicht daran“, entgegnete er, großzügig übersehend, dass er sich vor gar nicht so langer Zeit dieselbe Frage gestellt hatte, „Und das solltest du auch nicht.“ „Ich weiß. Ich frage mich trotzdem… Tezuka… das klingt jetzt vielleicht komisch für dich, aber… ich würde ungerne in einem anderen Team als du spielen.“ Tezuka schwieg lange. Es war nicht so, als ob ihn diese Worte überraschten. Nein, Fuji hatte genau das ausgesprochen, was er selber die ganze Zeit fühlte, ohne es wahrhaben zu wollen. Natürlich, Fuji war sein persönlicher Sargnagel, aber… Aber… sollte er irgendwann einmal einen Tennisplatz betreten, und nicht von diesem unglaublich nichtssagenden, engelsgleichen Lächeln empfangen werden, das in dem Chaos, das Eiji meistens mit Hilfe von Momoshiro und Kawamura, dem irgendein Verrückter einen Tennisschläger in die Hand gegeben hatte, fast unterging, würde etwas fehlen. Irgendwie war er immer da. Und trieb ihn immer wieder fast in den Wahnsinn. Tennis ohne Fuji würde zweifellos sehr, sehr ruhig sein. Und… sehr, sehr langweilig. Leise, ganz leise sagte er: „Fuji… wir werden nicht in verschiedenen Teams spielen.“ „Was macht dich da so sicher.“ „Ich weiß es einfach.“ Es musste einfach so sein. Es musste. Egal, was die Zukunft auch bringen mochte, Fuji gehörte zu den Personen, die er mitnehmen wollte. Warum, würde er schon noch früh genug herausfinden. „Du hast recht…“, kam es von rechts unten. Tezuka sah hinab. Fuji lächelte zu ihm hinauf. Es war wieder dieses strahlende Lächeln, das bisher nur Millisekunden Bestand gehabt hatte. Jetzt schien es gar nicht mehr weichen zu wollen. Unwillkürlich musste Tezuka auch lächeln. „Hab ich euch!“ Für unglaublich erniedrigende drei Sekunden kämpfte Tezuka mit dem Gleichgewicht, als ein rothaariges Etwas urplötzlich vor ihnen auftauchte und ihnen einen Vortrag über unerlaubtes Entfernen von der Gruppe hielt. Irgendwie gelang es ihm, seine Würde nicht komplett zu verlieren und sah zu Fuji hinüber. Der saß vollkommen überfahren im Gebüsch hinter der Bank und fluchte vollkommen untypisch über die fehlenden Rückenlehnen der Banken in diesem Zoo. Gut, der würde erstmal klarkommen. Irgendwie. Jetzt aber musste Tezuka erstmal sehen, wie er Eiji zum Schweigen brachte. Es war ja schon peinlich genug, dass man ihn in so einem privaten Moment erwischt hatte, aber dass er sich eine Moralpredigt von Eiji – gerade von Eiji! – anhören musste, schlug dem Fass den Boden aus. Leider fehlten ihm vollkommen die Argumente! Denn… so ungerne er es auch zugab, Eiji hatte vollkommen Recht! Okay, sie hatten sich nicht aktiv von der Gruppe entfernt, sondern waren einfach hier geblieben, aber es kam auf dasselbe heraus. Regeln waren Regeln. Wieder sah er zu Fuji, der sich gerade mühsam wieder hocharbeitete, dann aber wieder den Gesetzen der Schwerkraft erlag und erneut im Gebüsch landete. Oishi, der etwas ratlos hinter Eiji stand, machte einen unsicheren Schritt auf Fuji zu, vermuutlich um ihm zu helfen, konnte sich dann aber doch nicht dazu überwinden, seinen Partner ganz ohne Rückendeckung zu lassen. Tezuka kümmerte es nicht besonders. Eijis Standpauke, die bei näherem Hinhören nicht wirklich ernst zu nehmen war, stellte er mit einem Blick, der nichts Gutes für das morgige Training verhieß ab, und stand auf. Blitzschnell war Eiji hinter Oishi verschwunden, der sich wohl doch nicht ganz entscheiden konnte, auf wessen Seite er jetzt stehen sollte. Nach einem herzzerreißenden „Oishiiiii!“ entschied er sich für das hilflosere Opfer und sagte: „Die Lehrerin hat uns geschickt, die anderen wollen ins Delphinarium. Wenn ihr keine Lust habt, treffen wir uns in einer Dreiviertelstunde bei den Elefanten.“ „Dann ist Fütterung und die Gäste dürfen ihnen auch etwas geben!“, war Eijis vollkommen überflüssiger Kommentar. Tezuka musste ihn nur noch einmal ansehen, dann verschwand er wieder hinter Oishis Rücken. Hatte er gerade Fuji als seinen persönlichen Sargnagel bezeichnet? Korrektur: Es war Eiji. Sein Vize bemerkte die akute Lebensgefahr in der sich sein Doppelpartner gerade befand und verabschiedete sich hastig. Tezuka atmete einmal tief durch und besann sich auf Fuji, der immer noch im Gebüsch hing. Vielleicht sollte er ihm doch mal helfen… „Fuji…“ „Ah… ein wenig Hilfe wäre nicht schlecht…“ Fuji lächelte hilflos und streckte ihm die Hand entgegen. Tezuka ergriff sie und zog den zierlichen Jungen vorsichtiger als beabsichtigt in die Höhe. Er war wirklich leicht… naja, bei dem schmalen Körperbau war das auch kein Wunder. Nur wenige Zentimeter trennten ihre Körper, dessen war Tezuka sich unangenehm bewusst. Unangenehm? Nein… er konnte nicht wirklich sagen, dass diese Nähe unangenehm war. Sie war fast erschreckend angenehm. Fujis Linke legte sich leicht wie eine Feder auf Tezukas Schulter und dirigierte ihn ein wenig nach unten, bis sich ihre Gesichter auf einer Höhe befanden. Seine Rechte lag immer noch in Tezukas Hand. Überdeutlich war er sich der Wärme bewusst, die von ihr ausging. Die Haut war ein wenig rau, vermutlich vom Tennisspielen. Dann näherte sich Fujis Mund seinem Ohr. „Danke…“ Tezuka schwieg. Was sollte er darauf sagen? Was um alles in der Welt wollte Fuji jetzt hören, oder eher: Was hatte Fuji vor? „Vertraust du mir?“ Diese Frage kam so überraschend, dass Tezuka vollkommen perplex zurückweichen wollte, aber Fujis linke Hand zeigte nun eine Kraft, die man ihm gar nicht zugetraut hätte und hielt ihn fest. „Eine ehrliche Antwort. Ja oder nein.“ Tezuka schluckte. War das wieder eines von Fujis Spielchen? Nein. Er hatte vollkommen ernst geklungen. Dann wollte er auch ernst antworten. „Ja.“ „Das ist gut…“ Schon streifen weiche Lippen die seinen. Ganz kurz nur, dann war er wieder frei und Fuji trippelte fröhlich grinsend davon. Tezukas Augenbraue begann zu zucken. Fuji… Ohne es zu wollen, hob er seine linke Hand an die Lippen. Fuji verschwand gerade außer Sichtweite. Das war auch wirklich besser für ihn. Irgendwann war auch der schlimmte und sinnlosteste Tag vorbei und die große Gruppe sammelte sich auf dem Parkplatz die Schüler stiegen geordnet in den Bus. Tezuka konnte nicht sagen, ob er sich den restlichen Tag von Fuji ferngehalten, oder Fuji sich vom ihm, aber er hatte Fuji in den letzten drei Stunden nur von weitem gesehen. Zum Glück. Während er in der restlichen Zeit mit Inui die künftigen Trainingspläne besprochen hatte, hatte er seine Selbstbeherrschung wiedergewonnen. Nach außen hin. In seinem Kopf rasten die Gedanken nur so dahin und ignorierten fröhlich sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen. Warum hatte Fuji das getan? Hatte er es ernst gemeint, oder nicht? Einerseits war Fuji einfach… Fuji. Der nahm nichts ernst und liebte nichts mehr als eine gute Herausforderung. Andererseits war er wirklich merkwürdig gewesen. Ungewöhnlich ernst und… ja… offen. Plötzlich wusste Tezuka, was bisher eine unsichtbare Barriere zwischen ihm und Fuji erschaffen hatte. In gewisser Weise waren sie sich zu ähnlich: sie ließen beide niemanden sehen, was sie wirklich dachten oder fühlten. Die Ausnahmen in Fujis Fall waren die wenigen Momente wo er eine Mordswut auf jemanden hatte, das Spiel gegen Mizuki vor über einem halben Jahr war eines der einigen Beispiele. Aber ansonsten… Wenn Fuji etwas sagte, hatte es nicht eine, sondern hundert Bedeutungen. Und wenn er etwas tat… das war schon schwieriger, schließlich gefiel der Tensai sich in der Rolle des stillen Beobachters. Des stillen, scharfsinnigen Beobachters, um genau zu sein. Nicht umsonst stand er bei Tennismatches gerne neben Inui und diskutierte über die einzelnen Schläge. Aber das half Tezuka jetzt recht wenig in Bezug auf den Kuss vom frühen Nachmittag. „So abwesend kennt man Tezuka gar nicht.“ „Die Wahrscheinlichkeit, dass Tezuka sich so in Gedanken verlieren würde, betrug 0,001%, interessant…“ „Hoi, Fuji, was hast du mit ihm angestellt?“ „Hm?“ Dieses Geräusch kam von dem Platz neben Tezuka… So ruhig wie er konnte sah er zur Seite. Und seufzte lautlos. Schon wieder Fuji… Vor ihm hatte Eiji sich auf die Rückenlehne seines Sitzes gestützt und musterte ihn mit großem Interesse. Die beiden Sitze hinter Tezuka und Fuji waren von Kawamura und Inui besetzt, wobei Inui gerade nicht zu sehen war, man hörte nur das Kratzen seines Stiftes. „Eiji, du solltest dich vernünftig hinsetzen, wir fahren gleich los“, rettete Oishi erneut seinen Partner. Schmollend drehte Eiji sich wieder um und jetzt sah Tezuka nur noch den oberen Teil des wilden Haarschopfes. „Fuji…“, wagte Tezuka einen Vorstoß – wohlweislich so leise, dass ganz sicher keiner mithören konnte. Ein fragender Blick von schräg unten traf ihn. Die Unschuldsmiene beherrschte Fuji wirklich gut. Aber er begriff auch sehr schnell, dass Tezuka jetzt nicht locker lassen würde. „Meinst du… die Sache von heute Nachmittag?“, fragte er ebenso leise. Tezuka nickte. „Was sollen diese Spielchen?“ „Ich wollte etwas ausprobieren...„ „Und was?“ ~Ob du die Aktion überlebst? Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher…~ „Wie es sich anfühlt.“ Kurz, ganz kurz verschlug es Tezuka die Sprache. Im Geiste setzte er Fuji wieder auf Platz eins der Hitliste der größten Nervensägen und wandte sich ab, Richtung Fenster. Irgendwie… war es nicht das gewesen, was er hatte hören wollen. Was er gerne gehört hätte, wusste er allerdings selber nicht. Nun… vielleicht wusste er es doch. Eine Stunde später waren sie an der Schule angekommen und die Schüler verließen träge und gähnend den Bus. Schon von weitem sah Tezuka den roten Wagen von Fujis Schwester, die ihn mal wieder abholte. Bevor er sich in die andere Richtung verabschieden konnte, strich Fujis Hand wie zufällig ganz leicht über seinen Arm. „Tezuka… in einem Punkt hast du dich geirrt.“ „Der wäre?“ „Das war keines meiner Spielchen.“ ~*~~*~Ende~*~~*~ Kapitel 2: Kaidoh, Momo und die Handschellen -------------------------------------------- Titel: Kaidoh, Momo und die Handschellen Pairing: Keines, nur Hints auf MomoxAnn und was anderes… sucht selber okay? XD Challenge: Handschellen Anmerkung: Kommt am Ende… Warnung: Weder vernünftiger Plot, noch Logik vorhanden Dank an: Erstmal natürlich dat_azra der ich erstens: Die Challenge zu verdanken habe und die zweitens: die Betaleserin gespielt hat und das Kapitel nicht vollkommen verrissen hat. Selten, selten XD Und selbstverständlich an die Kommischreiber von der letzten Challenge: Eiji_Kikumaru, Maya, SabakunoYoru, IrOny, Anmechan und Rei17 für ihre nette ENS ~*~*~* Müde betrat Eiji die Tennisplätze. Als einer der letzten… Korrektur. Als der Letzte. Mist. Aber, er war noch pünktlich, wenn man der Uhr glauben konnte… So gerade eben noch. Trotzdem - oder gerade deswegen - warf Tezuka ihm einen mahnenden Blick zu. Die anderen hatten sich schon ihren üblichen Lieblingsbeschäftigungen zugewandt. Fuji stand dekorativ in der Gegend rum, gähnte hin und wieder und redete mit Taka-san, dessen Schläger in sicherer Entfernung stand. Oishi besprach etwas mit Tezuka und Ryuzaki-sensei, Inui begutachtete eine höchstgradig giftig aussehende gelb-grüne Flüssigkeit in einem Glas und die Erstklässer bereiteten laut schwatzend den Platz vor. Und zwar wirklich, wirklich laut. So viel Lärm am frühen Morgen, das musste nun wirklich nicht sein. Aber der größte Krach kam nicht von den Erstklässlern, die eh gerade einen Anschiss von Tezuka kassierten, sondern von Momo und Kaidoh, die sich - in sicherer Entfernung beobachtet von Echizen - wieder in die Haare geraten waren. Worum es ging, konnte man nicht mehr heraushören, die beiden waren schon bei Phase zwei ihrer tagtäglichen Streitereien angekommen: sich üble Beleidigungen an den Kopf werfen. Das war auch die Phase, wo Tezuka meistens die Nase voll hatte und… „Momoshiro! Kaidoh! 20 Runden! Sofort“ ~Na also.~ Alles lief seinen gewohnten Gang. Aber… Eiji hatte nicht vor, es so weiterlaufen zu lassen. Grinsend dachte er an den Gegenstand, den er in dem Zimmer seines ältesten Bruders gefunden hatte. Damit würde sich noch eine nette Gelegenheit bieten, sich zu amüsieren. „Alle anderen, Aufwärmen!“ Aber nicht jetzt. Schade… aber da die beiden Hauptdarsteller der Darbietung ohnehin noch 19 Runden vor sich hatten, war das nicht so schlimm. Also gesellte er sich zu Fuji, um sich warmzulaufen. „Du warst spät heute. Fast hätte Inui dich seinen neuen Mix trinken lassen“, meinte Fuji mit seinem üblichen Lächeln. Eiji seufzte erleichtert auf. „Glück gehabt…“ Zu gut erinnerte er sich an das Opfer der letzten Kreation. Taka-san war zwei Tage nicht zur Schule gekommen, nachdem er es hatte trinken müssen. „Du hattest noch genau dreieinhalb Sekunden…“, erklärte Inui hinter ihnen. Eiji spürte, wie er etwas blass wurde. „Hoi! Auf meiner Uhr war es noch eine Minute!“ Der sollte sich bloß nicht einfallen lassen… „Die Zeit auf der Schuluhr ist relevant.“ „Ah…“ „Inui, du bist zu streng. Es ist halb sieben…“, unterstützte Fuji seinen Freund. „Das tut nichts zur Sache. Am Wochenende ist wieder ein Turnier, wir dürfen keine Sekunde des Trainings verlieren.“ ~Sadist…~ Als sie Inui abgehängt und Oishi eingeholt hatten murmelte Eiji: „Dem macht das doch Spaß!“ „Wem macht was Spaß?“ wollte der Vizekapitän des Tennisteams wissen. „Inui! Der will uns doch alle vergiften!“ „Du übertreibst.“ „Neeeeeeiiin! Hast du das Zeug gesehen, dass er wieder zusammengepanscht hat? Wenn ich das trinken muss, werde ich ganz sicher sterben!“, jammerte Eiji lautstark. Inui hatte sicherlich vor, mit dem Zeug die Weltherrschaft zu übernehmen, indem er alle, die ihm nicht gehorchten, sein zusammengepanschtes Zeug trinken ließ. Und die würden dann qualvoll sterben, jawohl! Als er nicht die gewünschte Reaktion erhielt, schwieg er beleidigt. Es gab Tage, die fingen schon bescheuert an. Hoffentlich ging es nicht so weiter. Das weitere Training verlief jedenfalls reibungslos, was vor allem daran lag, dass Momo und Kaidoh sich nicht mehr näher als zehn Meter kamen. Trotzdem belauerten sie sich, wie zwei streitlustige Kater die nichts lieber täten, als sich um die Grenzen ihres Reviers zu prügeln. Aber da Tezuka ein scharfes Auge auf die beiden hatte und bei einem erneuten Streit mit allergrößter Wahrscheinlichkeit 50 Runden auf die beiden warteten, blieb alles ruhig. Nun gut, es gab immer noch das Nachmittagstraining. Oder die Mittagspause. Möglichkeiten, den Plan in die Tat umzusetzen gab es genug. Bis dahin mussten aber einige sehr langweilige Unterrichtsstunden überlebt werden, was sich als gar nicht so einfach erwies. Warum lief die Zeit immer dann langsamer, wenn man es nicht erwarten konnte, dass sie verging und ging mit Lichtgeschwindigkeit rum, wenn man etwas sehr unangenehmes vor sich hatte? Warum war das nicht umgekehrt? „Eiji…?“ Fujis fragende Stimme lenkte ihn von seinen Überlegungen ab, zurück in die Wirklichkeit. Zum Mittagessen. Aber Fujis Aufmerksamkeit galt nicht dem Bento, das er von seiner Schwester mitbekommen hatte, sondern einem Gegenstand, den er in Eijis Tasche entdeckt hatte. Nun griffen die schlanken Finger von Seigakus Nr. 2 danach, hielten dann aber inne, als Eiji breit grinste. Fujis allgegenwärtiges Lächeln wich einem neugierigen Ausdruck. „Gibt es da etwas, das ich noch nicht weiß?“ „Huh? Was… Nein!“ Eiji wollte gar nicht wissen, was sein bester Freund da gerade dachte, konnte es sich aber trotzdem gut vorstellen. „Warum schleppst du dann Handschellen mit dir rum?“ „Ich… äh… die hab ich im Zimmer meines Bruders gefunden und dachte, man könnte damit was Lustiges anstellen… seine Freundin kommt erst am Wochenende wieder, vorher vermisst er die bestimmt nicht.“ „So? Und was hast du nun vor?“ „Verrat ich nicht!“ „Nicht? Wie schade…“ Ööööh… der gab so schnell auf? Wie langweilig. Nun, dann eben nicht. „Hat es etwas mit dem Training heute Nachmittag zu tun?“ Soso… jetzt kam also die Tour. „Sag ich nicht!“ „Also ja.“ „Sag ich nicht!“ Fuji schwieg. Und lächelte. Eiji würde zu gerne wissen, was der andere dachte. Dann kam Oishi auf sie zu und Eiji kickte blitzschnell seine Tasche unter den Tisch. Selbst Oishi musste nicht alles sofort wissen. „Seid ihr fertig?“ Die Frage kam ruhig und freundlich wie immer, aber ein misstrauischer Blick traf Eiji. Komisch… er hatte eigentlich gedacht, dass er sich so wie immer verhielt… Es war Fuji der antwortete: „So gut wie. Ist etwas passiert?“ „Noch nicht…“ „Noch?“ „Momo und Kaidoh… eine aus der Parallelklasse hat die beiden auf dem Dach gesehen…“ Eiji sah alle seine Träume auf einmal in Erfüllung gehen… das war im Moment aber eh nur einer, nämlich die beiden größten Streithähne des Teams bei einem Streit zu erwischen. Am besten vor Tezuka. Zur Sicherheit fragte er: „Streiten sie sich wieder?“ „Es hieß, sie wären kurz davor.“ Sehr schön. „Was ist mit Tezuka?“ „Er bespricht mit Ryuzaki-sensei die Aufstellung fürs Wochenende.“ Perfekt. Also Zusammenfassung: Momo und Kaidoh auf dem Dach, kurz davor, sich an die Gurgel zu gehen, Tezuka erstmal beschäftigt und der Rest… Ein Kinderspiel. Eiji grinste. „Die beiden sollten sich dringend mal ausführlicher über ihre Probleme unterhalten…“ „Hä?“ Zwei verwirrte Blicke trafen ihn. Eiji grinste nur. „Wartet’s ab.“ „Ich ahne was…“, war Fujis Kommentar, der von Oishi mit einem fragenden Blick quittiert wurde. „Du wirst es gleich wohl sehen, Eiji scheint sich in der Rolle des Geheimniskrämers gut zu gefallen…“ „Bäh!“ Ohne auf die anderen zu warten, packte er die Reste seines Bentos ein und machte sich auf, in Richtung Dach. „Eiji! Was hast du vor?“ Wie süß… Oishi war neugierig… Fuji dachte sich sicher schon seinen Teil. Hoffentlich war Tezuka noch möglichst lange beschäftigt. Obwohl, wenn Tezuka sich mit Tennis und allem, was auch nur im Entferntesten damit zu tun hatte, beschäftigte, gab er nicht 100 sondern 200%. Den sahen sie bis zum Unterrichtsbeginn nicht wieder. Um die beiden Streithähne hatte sich schon eine sensationslüsterne Menge gebildet, die dem Vizekapitän des Tennisteams und seinen Begleitern höflich Platz machten. Wäre es Tezuka, wäre die Gasse breiter gewesen… Wäre es Tezuka gewesen, hätten alle schon die Flucht ergriffen und Momo und Kaidoh liefen wieder ihre Runden. Da der Kapitän aber bekanntlich beschäftigt war, funkelten sich die beiden Juniors des Teams aus einer erschreckend geringen Entfernung an und knurrten Beleidigungen, die eigentlich nicht in eine Schule gehörten. Bis sie Oishi, Eiji und Fuji bemerkten. Schon standen sie brav wie die Lämmer - und in einer Entfernung als wäre der andere der große, böse Wolf - nebeneinander und stammelten, während sie sich panisch nach Tezuka umsahen: „Senpais… das… wir… das ist alles seine Schuld!“ Dabei deuteten sie jeweils auf den anderen. Oishi schwieg. Er sah aber auch nicht besonders begeistert aus. Den Killerblick konnten andere zwar besser, aber als Vizekapitän war genug Autorität vorhanden, um den Mangel wieder wettzumachen. „Kommt mit, das klären wir irgendwo, wo es ruhiger ist.“ Wie begossene Pudel folgten Momo und Kaidoh den älteren Schülern, wobei die Umstehenden mit Spott nicht sparten. Schließlich hatten sie ein leeres Klassenzimmer erreicht. Fuji war in der Tür stehen geblieben und verfolgte sie Szene neugierig, Eiji saß neben Oishi auf einem der Tische in der ersten Reihe, Momo und Kaidoh standen direkt vor ihnen. „So kann das mit euch beiden nicht weitergehen. Konkurrenzkampf ist in Ordnung, aber das geht zu weit. Ihr schadet unserem ganzen Team mit euren ewigen Streitereien.“ „Tut uns Leid… es wird nicht wieder vorkommen“, wurde einträchtig gemurmelt. „Das sagt ihr jetzt. Und morgen ist doch wieder alles beim Alten. Was war diesmal der Grund?“ Schweigen. Oishi seufzte, bevor er aber fortfahren konnte, umfasste Eiji seinen Unterarm und sagte grinsend: „Ich habe eine Idee, wie wir das vielleicht lösen können. Wir müssen sie einfach nur zu einem Gespräch zwingen.“ „Wenn du mir verrätst, wie du das machen willst…?“ Oishi war nicht wirklich überzeugt. Aber er hatte Eijis Argument auch noch gar nicht gesehen. Also kramte er fröhlich in seiner Tasche und holte die Handschellen seines Bruders heraus. Es sprach für seinen Doppelpartner, dass er sofort begriff, was Eiji vorhatte. „Wir können doch nicht…“ „Warum nicht? Dann klären sie ihr Problem endlich mal… denn erst dann werde ich sie wieder losmachen.“ „Das ist nicht dein Ernst, oder?“ „Mein voller Ernst.“ „Eiji, du…“ Eiji seufzte. Oishi war manchmal einfach zu freundlich. Also musste er wohl ein kleines Zugeständnis machen. „Na gut… wenn der Unterricht beginnt, mache ich die Dinger wieder ab. Aber das müssen die beiden ja nicht wissen, oder?“, flüsterte er gut gelaunt. „Na gut. Ich lenke sie ab, und du… na, du weißt schon.“ Momo und Kaidoh hatten von alldem nichts mitbekommen, Fuji hatte sie in ein Gespräch über Konditionstraining verwickelt, das Inui vor Neid hätte erblassen lassen. Eiji grinste weiter in sich hinein und huschte blitzschnell zu seinen beiden Opfern. Jetzt war seine Schnelligkeit eindeutig von Vorteil, bevor Momo und Kaidoh auch nur merkten, dass da etwas im Gange war, machte es ‚Klick’ und die beiden hingen aneinander. Erschrocken fuhren sie herum, sahen Eiji, der ihnen fröhlich zuzwinkerte, blickten nach unten und erstarrten. „Die mache ich erst wieder ab, wenn ihr euch vertragen habt.“ „E-Eiji-senpai!“ „Fshuuuu…“ „Dann… viel Spaß!“ er winkte ihnen noch einmal fröhlich zu, und sah zu, dass er Land gewann. Momo sah schockiert, wie die drei älteren Schüler grinsend und kopfschüttelnd den Raum verließen. Die hatten doch tatsächlich… mit seinem Erzfeind… die waren doch… das war… Oh Gott, er hatte doch nach dem Training ein Date mit Ann! Zumindest hatte sie es als Date bezeichnet, aber bei der wusste man ja nie! Und da konnte er doch nicht mit der Viper als Anhängsel aufkreuzen! Denn… bevor er sich mit Kaidoh vertrug, würde die Hölle zufrieren! „Fshuuu“ Und die Viper schien vollkommen seiner Meinung zu sein. „Das ist alles deine Schuld.“ Gut, das sah er anders. „Wer hat mir denn meinen Nachtisch weggeschnappt?“ „Du hättest einfach warten müssen, bis die Nachschub geholt hat, Idiot!“ „Das war mein Nachtisch! Ich hab…“ „Durch den ganzen Raum gebrüllt, dass du ihn haben wolltest. Es war nicht zu überhören!“ „Duuuu…“ „Fshuuu…“ „Uaaaah! Ich hab keinen Bock, mich jetzt mit dir zu streiten! Nach dem Training hab ich ein Date und bis dahin muss ich dich wieder losgeworden sein!“ „Ein Date“, fragte Kaidoh, leicht aus dem Konzept gebracht. „Ein Date“, bestätigte Momo grinsend. Vielleicht war es diesmal ja ein echtes Date… „Mit einem Mädchen.“ „Nein, mit einem Jungen. Natürlich mit einem Mädchen, baka mamushi! Womit verabredest du dich denn!?“ Kaidoh wandte den Blick ab. Verlegen. Momo grinste. „Wie es scheint, habe ich da einen wunden Punkt getroffen…? Wer ist es?“ „Niemand!“ „Hätte mich auch gewundert.“ „Fshuuu! Mit wem hast du denn ein Date?“ „Mit Tachibanas Schwester.“ Womit auch immer Kaidoh gerechnet hatte, das war es nicht gewesen. „Oh…“ Wie süß… Kaidoh war wirklich verlegen. Wenn es sich bei der Person die sich da so wunderbar schämte, nicht um die Viper gehandelt hätte, hatte Momo sicherlich Mitleid empfunden, aber in dem Fall… Eiji sollte beten, dass er in den kommenden Ranking-matches nicht in seiner Gruppe war. Denn Oishi kam nicht auf so dämliche Ideen. Und Fuji? Nein, das war nicht sein Stil… glaubte Momo. Sicher war er sich da nicht, aber gegen Fuji wollte er nicht spielen. Der war einfach zu gruselig. Dann lieber Eiji. Der war zwar auch alles andere als normal, hatte aber nicht diesen Psycho-Blick drauf, wenn er ernst wurde. „Wir sollen vielleicht…“ die Worte kamen ihm nur schwer über die Lippen, „doch mal… reden.“ Was tat man nicht alles für ein ungestörtes Date. Hoffentlich wusste Ann das auch zu würdigen. Er wollte sich allen ernstes mit der Viper einigen! „Reden.“ Musste der neuerdings alles wiederholen? „Ich brauche hier kein Echo, klar? Ich will nur dieses… Ding wieder loswerden, okay?“ Wütend zerrte er an den Handschellen, erreichte aber nur, dass Kaidoh ihn wütend anzischte. „Kannst du das mal lassen?“ „Oooh, hat dir das wehgetan?“ „Fshuuu“ „Kannst du auch mal was Vernünftiges von dir geben?“, fuhr Momo seinen Rivalen an, der einen 1A Killerblick zurückschickte. „Fshuuu… Hör auf, mich anzuschreien, Idiot! So werden die uns nie losmachen.“ „Okay… Wir haben noch eine Viertelstunde, bis der Unterricht wieder anfängt. Ab dann wird’s peinlich, wir sollten es vorher geklärt haben. Außerdem hab ich noch Hunger, also beeilen wir uns.“ Kaidoh nickte. „Also schließen wir erstmal einen Kompromiss. Du lässt die Finger von meinem…“ „Deinem?“ „…Von meinem Nachtisch und ich… mache mich nicht mehr darüber lustig, dass du keine Ahnung von Frauen hast.“ „Wer sagt…?“ Oh, da hatte er wohl einen wunden Punkt getroffen. Momo merkte sich das für später. „Das sieht ja wohl jeder. Bevor ein Mädchen mit dir ausgeht, wird Kapitän Tezuka Komiker.“ „Fshuuu… ich will doch gar nicht mit Mädchen ausgehen…“ „Ja, klar. Aber egal, was interessiert es mich. Ich habe jedenfalls nach dem Training ein Date und…“ „Fshuuu, ich habe es verstanden! Von mir aus, behalt deinen Nachtisch, aber halt endlich die Klappe!“ Oh ja, da hatte er wirklich einen empfindliche Punkt getroffen. „Sehr schön, dann sind wir uns ja einig.“ Jetzt mussten sie nur Eiji finden der… gerade fröhlich grinsend zur Tür reinkam. Mit einem etwas betretenen Oishi im Schlepptau. Fuji war nirgendwo zu sehen, dann hatte der mit dieser Aktion wohl wirklich nichts zu tun. Zum Glück. „Ihr habt euch ja schnell geeinigt, Glückwunsch. Ihr hättet noch fünf Minuten gehabt…“ Momo konnte nicht anders, als den Rothaarigen anzustarren. Hieß das etwa… „Ich hätte euch sowieso gleich losgemacht. Trotzdem toll, dass ihr es geschafft hat.“ Der war tot. Ob Senpai oder nicht, der war mausetot! Ein Blick zu Kaidoh teilte Momo mit, dass die Viper dasselbe dachte. Vielleicht würde der Waffenstillstand doch länger als erwartet halten. Bis sie Kikumaru Eiji um die Ecke gebracht hatten. ~*~Ende~*~ Nachwort: Ich entschuldige mich für das schlechte Ende, aber für eine richtige Aussprache fehlte mir einfach die Kreativität. Ich hoffe, es geht auch so… Vielleicht setze ich es irgendwann fort, aber Azra hat auch schon Anspruch auf ein klärendes Gespräch angemeldet. Mal gucken. Die nächste One-Shot wird wieder besser, versprochen. *nichts versprechen sollte, was sie nicht halten kann* Kapitel 3: Der Tanzkurs ----------------------- Titel: Der Tanzkurs Autorin: Luinaldawen Charaktere: Kamio, Ann Pairing: Kamio würde gerne, aber leider, leider… Challenge: Rhythmus Warnung: Kein Plot, keine Logik…und Azra ist schuld. Mal wieder -.-° Anmerkungen: Ich kann zwar Walzer und Disco-Fox tanzen, bin aber vollkommen überfordert, wenn ich es erklären muss, seht es mir also nach, wenn die Erklärungen einfach außen vor lasse. Beim Tanzen war ich immer ein hoffnungsloser Fall -.-° Und falls es irgendwie OOC geraten sein sollte (vor allem ab der Hälfte): Mir fehlte nach dem letzten Wochenende die Stimmung Kamio so leifden zu lassen, wie ich es geplant hatte... eine unserer Katzen ist überfahren worden, seht es mir deswegen bitte nach. Special Thanks: dat_azra, die sich auch diesen Teil vorab angetan hat und euch vor meinen Tippfehlern bewahrt und mir erlabt hat, diesen Teil von ihrem Computer aus hochzuladen (Internet ist kaputt... T-T) Dank auch an: EvilMokuba, SabakunoYoru, Otakutakeru, Rei17 und Maya für ihre lieben Kommentare *knuddel* Kommentare: Immer her damit XD „Ein… Tanzkurs. Du. Mit… mir.“ Kamio brauchte eine Weile, bis er das auf die Reihe bekam. Ann-chan… Seine angebetete Ann-chan, hatte ihn gefragt, ob er mit ihr einen Tanzkurs besuchte. Für Standardtänze. Im Klartext: Walzer, Disco-Fox und ähnlicher Schwachsinn. Aber… es war Ann, die fragte. Das zierliche Mädchen, das es trotz - oder gerade wegen - seines harmlosen Äußeren faustdick hinter den Ohren hatte, sah immer noch abwartend zu ihm auf und nickte in regelmäßigen Abständen zu seinem Gestammel. „Ich würde ja meinen Bruder fragen, aber der hat keine Zeit.“ Kamios Selbstbewusstsein zerplatzte, wie eine Seifenblase. Er war die zweite Wahl nach Tachibana-san. Aber der war ihr Bruder, da war das schon wieder etwas anderes. Wenigstens hatte sie nicht Momoshiro von Seigaku gefragt. Das hätte er vermutlich nicht überlebt. Vielleicht hatte sie ihre unverständliche Schwäche für dieses Riesenbaby ja endlich überwunden… „Und? Was ist jetzt? Kommst du mit?“ „Äh…“ „Vielleicht sollte ich doch Momoshiro fragen…“ Sie machte ein nachdenkliches Gesicht. Zack. Das saß. „Okay, okay, ich komme mit!“ Ein strahlendes Lächeln antwortete ihm und ließ ihn vergessen, dass er gerade auf Übelste manipuliert worden war. „Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann! Also morgen nach der Schule.“ Nach der… scheiße! „Aber… Ann-chan… dann haben wir Training.“ „Keine Sorge, ich rede mit meinem Bruder, er versteht das schon.“ Kamio konnte sich nicht helfen, aber manchmal war ihm dieses Mädchen unheimlich. Sie schien es zu lieben, andere nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Aber es konnte ihr auch niemand etwas abschlagen. Hatte Ann Tachibana sich etwas in den Kopf gesetzt, war es beschlossene Sache und wurde durchgezogen. Egal, ob der andere wollte, oder nicht. Wobei es jetzt nicht so war, als ob Kamio keine Lust hatte… im Gegenteil. Aber… musste man sich hinterher immer so schrecklich verarscht vorkommen, weil sie gnadenlos ihr eigenes Ding durchgezogen hatte? Bevor Kamio es sich doch noch anders überlegen konnte, hatte Ann auf ihre Uhr gesehen, erschrocken festgestellt, dass sie sich in fünf Minuten mit einer Freundin traf und verabschiedete sich hastig. Doch… Kamio kam sich wirklich, wirklich manipuliert vor. Die wusste doch ganz genau, dass er bei ihr einfach nicht Nein sagen konnte. Und jetzt stand er hier. Wie bestellt und nicht abgeholt und sah der Schwester seines Teamkapitäns nach, die ihm noch einmal zuwinkte und dann einen Zahn zulegte. Trainiert war sie, das musste man ihr lassen. „Du hast also ein Date mit Ann… hätte ich nicht mit gerechnet. Und dass du das Training heute Nachmittag dafür sausen lässt… obwohl… es ist Ann mit der du ausgehst, natürlich gehst du dann nicht zum Training, aber dann hast du einen Rückstand uns gegenüber, das heißt…“ Kamios Hand ballte sich fast ohne sein Zutun zu einer Faust und er musste sich höllisch anstrengen, um diese Faust nicht in Shinjis Gesicht zu versenken. Wenn der einmal anfing zu quatschen, dann… ~Tief durchatmen, Akira, tief durchatmen und bis zehn zählen… ach was, scheiß drauf!~ „Halt die Klappe, okay? Du machst mich verrückt mit deinem Gequatsche!“ „Jetzt ist er sauer auf mich… rede ich wirklich zu viel-?“ Kamio hörte nicht mehr zu, der Typ war manchmal echt zu anstrengend. Außerdem war das gar kein Date… oder? Es war ein Tanzkurs, zählte das als Date? Nun, bei Ann war alles möglich. Wie aufs Stichwort kam die Schuldige für das Chaos, das Kamios Hormone gerade veranstalten, auf ihn zu und fragte: „Bist du fertig?“ „J-ja…“ Shinjis immer noch andauerndes Selbstgespräch ignorierend, stand Kamio auf und folgte Ann. „Hast du schon mal einen Tanzkurs gemacht?“ Die Frage des Mädchens kam so unvermittelt, dass Kamio erstmal blöde „Was?“, fragte. „Ob du schon mal einen Tanzkurs mitgemacht hast.“ „Nein. Du?“ „Auch nicht. Aber jetzt muss ich da wohl oder übel durch.“ „Wieso?“ „Weil ich mich nur ungerne blamieren will, wenn- ah, wir sind da!“ Ann blieb vor einem schlichten, zweistöckigen Gebäude stehen, auf dessen frisch geputzten Fenstern ihnen in großen Buchstaben „Sakurai-Tanzschule - die beste Adresse für Standardtänze, Lateinamerikanische und moderne Tänze“ entgegensprang. Hatte er noch nie von gehört. War ihm auch noch nie aufgefallen, obwohl er hier fast täglich vorbeiging, der Platz fürs Street Tennis war schließlich nur die Straße runter. Aber, wenn er ehrlich war, hatte es ihn auch noch nie interessiert. Auch jetzt schien die Aussicht auf ein gutes, anstrengendes Tennismatch viel verlockender und wenn es nicht Ann gewesen wäre, die neben ihm stand, hätte er spätestens jetzt die Flucht ergriffen. Das war nichts für ihn… ganz sicher nicht. Warum hatte er sich da nur drauf eingelassen? Die Antwort lag auf der Hand. Wie Shinji schon festgestellt hatte, es war Ann gewesen, die ihn gefragt hatte. Wie hätte er da Nein sagen können? Das war eine Option gewesen, die ihm selbstverständlich zur Verfügung gestanden hätte, aber… wenn es um Ann ging war sein freier Wille so gut wie ausgeschaltet. Dieses Mädchen hatte ihm einfach total den Kopf verdreht! Also ließ er sich von ihr widerspruchslos durch die Tür ziehen, durch eine weitere Tür, eine Treppe hinauf, durch noch eine Tür, diesmal aus Milchglas, in einen kleinen Vorraum wo man von einem Schild gebeten wurde, bitte die Straßenschuhe auszuziehen. Unter einer niedrigen Bank standen schon in einer ordentlichen Reihe einige Paar Schuhe verschiedener Machart, auf der Bank lagen weniger ordentlich Jacken, Hand- aber auch Schultaschen. Kamio stellte seine Schuhe neben einem Paar abgelatschter Sportschuhe und bereicherte die Bank um eine weitere Schultasche samt Jacke. Als er sich wieder aufrichtete, schloss er ganz kurz die Augen und wappnete sich für das, was ihm bevorstand. Ein Tanzkurs. Wie bekifft war er bitte gewesen, dass er da zugestimmt hatte? Vor allem… weil er gar nicht kiffte… „Kommst du?“ Ann hatte den Kopf leicht schief gelegt und sah ihn abwartend an. Ihre Sachen lagen ordentlich neben seinen. „Ja…“ Es waren ja nur zwei Stunden, wie schlimm konnte das schon werden? Als er die bessere Turnhalle sah, in der er die nächsten zwei Stunden festhängen würde, wusste er, dass es sehr schlimm werden konnte. Ach was, würde! Dieser Ort roch geradezu nach Katastrophe. Okay… eigentlich roch er nach Putzmittel, ganz schwach nach Schweiß und dem Parfüm der bereits anwesenden Frauen. Und dem Aftershave ihrer Partner. Ja… die waren allesamt älter! Die jüngsten außer Ann und ihm waren vier Schüler der Fudomine Senior High, die seine und Anns Schuluniformen registrierten und ihnen daraufhin freundlich zunickten. Ein wenig abseits standen ein Pärchen, das etwas von Ringen und Pferdekutsche nach der Trauung faselte und sich in unregelmäßigen, aber kurzen Abständen küsste und ein altes Ehepaar, das wohl gerade seinen zweiten Frühling erlebte. Ansonsten… war es recht leer. Mehr um sich von dem Getuschel der Senpais abzulenken, die Ann und ihn immer wieder vielsagende Blicke zuwarfen, als aus wirklichem Interesse sah Kamio sich um. Der Raum war nicht besonders interessant. Parkettfußboden, eine Wand verspiegelt, mit Handläufen in bequemer Höhe. Wurde hier etwa auch Ballett unterrichtet? Oder wofür brachte man die Dinger sonst? Kamio hatte nicht besonders viel Ahnung von solchen Dingen. Er konnte zwar die Tennisregeln runterbeten und Gründe warum Momoshiro ein Idiot war, das wars dann aber schon. Und es reichte. Fand er. Normalerweise. Jetzt störte es ihn, dass er wie ein Idiot rumstand. Wieso hatte der Kapitän bloß keine Zeit gehabt? ~Weil man auf ihn beim Training schwer verzichten kann, Idiot!~ Was machte es schon, wenn der Vize nicht da war… Nein… sich selber fertig zu machen war keine gute Idee. Also besann er sich lieber auf das, was er konnte und begann eine Diskussion über Fudomines Chancen bei der Nationalen Meisterschaft und die Gefahren und Macken der anderen Teams. Sie hatten gerade Rikkaidai abgehandelt und waren zu dem Schluss gekommen, am Besten darum zu beten, dass die möglichst früh rausflogen und waren bei Hyotei angekommen als sich die Tür abermals öffnete und ein Mann und eine Frau mittleren Alters eintraten. In der Zwischenzeit waren noch sechs Studenten dazugekommen… zumindest das Alter passte, sicher war Kamio sich aber nicht. Es war ihm aber auch eigentlich herzlich egal. „Guten Tag und herzlich Willkommen in unserer bescheidenen Tanzschule. Ich bin Sakurai Yoshinori-san, der Leiter und das ist meine Frau Sakurai Kazuko-san. In den folgenden zwei Stunden werden wir Ihnen zwei der bekanntesten Standardtänze beibringen, den Walzer und den Disco-Fox. Es ist nur von Vorteil mindestens einen dieser Tänze zu beherrschen, sie passen in beinahe jede Gelegenheit, sei es ein Schul- oder Universitätsabschluss, eine Hochzeit, eine Betriebsfeier oder ähnlich bedeutende Anlässe. Wir werden folgendermaßen vorgehen: Wir werden Ihnen die Schritte erst im Tanz zeigen, dann gehen wir sie noch einmal langsam durch und Sie versuchen es selber. Dabei steht es Ihnen frei, ob sie sofort mit ihrem Partner üben möchten, oder lieber erst alleine. Wenn Sie Schwierigkeiten haben, scheuen Sie sich nicht, uns anzusprechen. Aber machen Sie sich keine Sorgen, diese beiden Tänze sind wirklich nicht schwer.“ Hatte der Kerl gesagt. Kamio sah das schon mal ganz anders. Walzer… das würde für ihn für immer das Synonym für Peinlichkeiten und absolute Demütigung sein. Er… es war schon fast zu peinlich um es zuzugeben… er kam nicht in den Rhythmus. Er, Kamio „I’m in the rhythm“ Akira, konnte sich beim besten Willen nicht mit diese langsamen Rhythmus anfreunden. Tennis war schnell. Tennis war hart. Jede Sekunde in der seine Konzentration nachließ konnte ihn den Sieg kosten. Hier sorgte es höchstens dafür, dass er Ann-chan auf die Füße trat. Er war immer zu schnell. Korrektur: dieser besch…eidene Tanz war einfach zu langsam! So einen Rhythmus wollte er sich gar nicht angewöhnen, dann könnte er ja gleich einfach stehen bleiben und zusehen, wie die Bälle an ihm vorbeiflogen! „Tu-tut mir Leid, Ann-chan!“, stammelte er, als er schon wieder anstatt des Parketts Ann Fuß traf. Er war schon wieder zu schnell gewesen. „Macht nichts…“ Wie oft hatte er diese Worte in der letzten halben Stunde schon von ihr gehört? Zu oft. Und zum wievielten Mal hatte er das Gefühl, dass sie sich heimlich über ihn amüsierte? Auch viel zu oft. Er ersparte sich die Frage, zum wievielten Mal er sich schon dafür verflucht hatte, dass er sich auf diesen Schwachsinn eingelassen hatte. Vermutlich die Anzahl seiner Entschuldigungen wegen eines verirrten Fußes zum Quadrat. Mindestens. Zusammenfassung: Es war peinlich. Es war deprimierend! Und die ewigen Versuche von Sakurai Kazuko-san ihm seine Fehler zu erklären waren einfach nur frustrierend. Es war ja nicht so, als wüsste er nicht, wie es ging, nein, in der Theorie war es ganz einfach, aber… wenn man sich einen so schnellen Rhythmus angewöhnt hatte wie er, war es so gut wie unmöglich, das auf die Schnelle umzustellen. Nein, es war nicht so gut wie unmöglich, es war unmöglich! Nur sein Stolz und das Wissen, dass die anderen, die jetzt schon kicherten, ihn endgültig auslachen würden, hielt ihn davon ab, es einfach hinzuschmeißen und zum Street Tennis zu gehen. Und natürlich auch, weil er es Ann versprochen hatte. Und seine Versprechen hielt er! Meistens. Irgendwann erbarmte sich eine der beiden Oberschülerinnen, ein hübsches Mädchen mit einem modisch kurzem Haarschnitt und Nasenpiercing, Anns und löste sie ab. „So, jetzt versuchen wir es mal.“ „A-aber… ich werde…“ „Ich bin hart im Nehmen, keine Sorge.“ „Aber…“ „Keine Widerrede, ich bin schon mit hoffnungsloserem Fällen als dir klargekommen.“ „Wie… meinst du das?“ „Mein Freund hat sich wesentlich dümmer angestellt, als du. Kazuko-san kümmert sich um ihn da bin ich überflüssig.“ Sie nahm Kamio bei der Hand und schleifte ihn kurzerhand in eine Ecke des Raumes, wo keiner der anderen im Weg war, dann musterte sie ihn prüfend. „Es ist nicht so, als ob du immer mit den Schritten durcheinander kommst, wie Shouta, ich denke, wäre Walzer ein wenig schneller, hättest du keine Probleme. Du bist einfach immer viel zu schnell. Daran müssen wir arbeiten.“ „O-okay… warum bist du hier, wenn du alles schon kannst?“ „Die anderen haben mich mitgeschleift, sie machen den Kurs um für den Abschlussball fit zu sein und ihnen fehlte ein Mädchen… da musste ich halt mit. Aber jetzt genug geredet, versuchen wir es mal… und zwar in einem Tempo, dass dir eher liegt. Langsamer werden können wir immer noch.“ Damit war es beschlossen und Kamio fand sich in den Fängen des nächsten Mädchens, das sich eigentlich einen Dreck um die Meinung seiner Mitmenschen scherte, wieder. Irgendwie zog er diese Sorte Mädchen an… Gut… dann tanzte er halt mal einen schnellen Walzer… Und… es klappte sogar! Wenn man mal davon absah, dass das Mädchen führte… Ganz leise zählte sie mit: „Eins-zwei-drei, eins-zwei-drei…“ Mit der Zeit wurde sie immer langsamer, bis sich ihr Rhythmus dem der anderen angepasst hatte und stolz grinsend ließ sie ihn los. „Na also, es geht doch! Du bist ein guter Tänzer, wenn du deinen Rhythmus erst mal gefunden hast. Wenn Shouta doch auch so begabt wäre…“ Sie warf einen sehnsüchtigen Blick auf den schlanken Jugendlichen der kurz davor schien, alles hinzuschmeißen und Kamios Platz als Lachnummer des Kurses eingenommen hatte. Ann tanzte derweil mit einem der Studenten und schien sich wunderbar zu amüsieren. Irgendwie… hatte Kamio sich das anders vorgestellt. Er wollte sich bei der Oberschülerin bedanken und zu Ann zurückgehen, aber… „Nix da. Deine Freundin kommt gut alleine klar, jetzt lernen wir den Disco-Fox.“ Kamio resignierte. Aber der Disco-Fox erwies sich als einfach, was vor allem daran lag, dass er seinem Rhythmus eher entsprach als der Walzer. Eine weitere Stunde und einem Chrashkurs im Wiener Walzer später hatte er es endlich überstanden und Nanami - wie sich seine Tanzpartnerin am Ende des Kurses vorgestellt hatte - hatte es sehr bedauert, dass er noch in der Mittelschule war. Shouta hatte das ganze ein wenig eifersüchtig verfolgt und Ann… hatte es vollkommen kalt gelassen. Als sie sich von den anderen verabschiedet hatten und zum Street Tennis Platz gingen, Kamio in der Hoffnung, dort jemanden zu finden, an dem er sich abreagieren konnte, meinte Ann fröhlich: „Hat doch Spaß gemacht, oder?“ „Ja… es war ganz toll…“ Kamio machte sich nicht einmal die Mühe, es glaubhaft klingen zu lassen. ~Nie wieder Tanzkurse. Nie wieder!~ „Nanami-senpai schien dich aber zu mögen.“ „Mir doch egal… die ist viel zu alt.“ „Hast du auch wieder Recht.“ „Sag mal… Ann-chan…“ „Hmm?“ „Warum wolltest du diesen Kurs jetzt überhaupt machen?“ „Hatte ich dir das noch nicht gesagt?“ „Nein…“ Irgendwie hatte er das Gefühl, er hätte besser nicht gefragt. „Die Großeltern von Momoshiro haben am Wochenende Goldene Hochzeit, da darf ich mich doch nicht blamieren… schließlich hat Momo mich eingeladen.“ Wäre in diesem Moment Tennis verboten worden, Kamio hätte nicht schockierter sein können. Er hatte diese Blamage nur auf sich genommen, damit Ann mit diesem Idioten auf die Goldene Hochzeit seiner Großeltern gehen konnte? Das. War. Doch. Nicht fair!!! ~*~Ende~*~ Kapitel 4: Nur ein Spiel? ------------------------- Titel: Nur ein Spiel? Pairing: Sag ich nicht ^.^ Warnung: Nur das Übliche… Challenge: Köder Anmerkungen: Ich habe wieder Internet! Endlich! Und… ich sollte ganz dringend aufhören, gute FFs über Fuji und Ryoma zu lesen… wirklich ganz, ganz dringend. -.-° Außerdem hatte ich ganz sicher einen Sonnenstich als ich mich für diese Sichtweise entschieden habe… nie wieder! Ihr habt keine Ahnung, wie schwer der Kerl ist!!!! >.< Also, es könnte ein wenig OOC werden. Dank an: Maya (*knuddel*), Yamica (hey, ich bediene zwar eine Menge Klischees, aber noch längst nicht alle! XD), Kikumaru_Eiji (Atobe? Der hatte doch bestimmt nen Privatlehrer, der besucht doch keine schnöde Tanzschule XDDD) SabakunoYoru, EvilMokuba (OmG! So viel Lob von einer so tollen Autorin, ich bin geplättet! Sry, das mit dem Titel hatte ich vollkommen vergessen -.-°) Special Thanks: Dat_Azra, die mir bescheinigt hat, dass es OOC ist. Ich lade es trotzdem hoch XP ... XD Hmmmm... Wie fange ich am Besten an? Gar nicht mal so einfach. Also ganz banal, auch wenn ich das normalerweise vermeide. Ich lasse mich ungerne ich ein Schema stecken, Inui weiß wohl am Besten was ich damit meine. Mein Name ist Fuji Syusuke, ich bin fast 15 Jahre alt und… naja, wie sage ich das jetzt am Besten? Die Leute stehen mir zwiespältig gegenüber. Die einen nennen mich Tensai, die anderen einfach nur Wahnsinniger. Entscheidet selber, was eurer Meinung nach am besten passt. Natürlich kommen beide Spitznamen nicht von ungefähr... Ebensowenig wie Fujiko-chan, ich gebe es zu. Ich bin zu zierlich um so gut zu sein, wie ich es nun mal bin. Wenn ich da an meine erste Begegnung mit dem Hadokyu denke… gut dass Taka-san den Ball genommen hat, ich hätte wohl für längere Zeit ausscheiden müssen. Tezuka war ziemlich sauer. Vollkommen zu Recht, ich gebe es ja zu. Womit wir bei Problem Nr. 1 wären. Tezuka Kunimitsu, die Person, die die Humorlosigkeit erfunden hat. Ich meine… hatte der Junge schon einmal in seinem Leben Spaß? Irgendwie bezweifle ich das. Ich bezweifle sogar, dass er einmal ein Kind gewesen ist, sicher kam er schon perfekt zur Welt… geht es noch öder? Das Einzige, was Tezuka interessiert ist Tennis, Tennis und noch mal Tennis. Und Leute, die ein gewisses Potential für diesen Sport besitzen. Wie ich… wage ich einfach mal zu behaupten. Ob es stimmt, weiß ich nicht, dazu müsste ich ihn fragen. Und das werde ich ganz sicher nicht tun, er würde ja sowieso nicht antworten. Die übrigen Personen die unser Überkapitän seiner Aufmerksamkeit für würdig erachtet, sind einmal unsere Gegner - natürlich - und der Rest unseres Teams, soweit sie ein gewisses Talent besitzen, den Rest überlässt er nur zu gerne Oishi. Aber bei der zweiten Gruppe - also dem Team - gibt es eine weitere Person um die er sich seit einiger Zeit intensiver kümmert. Hatte sogar heimlich ein Match gegen ihn, und dachte, ich kriege es nicht mit. Ha! Hat ganz schön doof geguckt als ihm klar gemacht habe, dass ich Bescheid weiß. Das war das erste und bis dato auch das letzte Mal, dass ich etwas an ihm bemerkt habe, das eine Emotion sein könnte, wirklich. Okay, auf den Streit hinterher hätte ich gut verzichten können, aber das haben wir ja glücklicherweise hinter uns. Es ist schon erstaunlich, was ein gutes Tennismatch wieder bereinigen kann. Außerdem… da konnte er beim besten Willen nicht meckern, ich habe noch nie so ernst gespielt und werde es vermutlich auch nie wieder tun… außer gegen Tezuka natürlich. Bin ja nicht wahnsinnig, auch wenn manche das gerne von mir behaupten. Aber kommen wir zu Problemfall Nr. 2. Klar, es ist Echizen. Ich muss zugeben, erst war ich ein wenig eifersüchtig, dass Tezuka sich so für ihn interessiert hat. Auf rein professioneller Ebene natürlich. Tezuka ist immer professionell, dass ist schon krankhaft bei dem. Aber zurück zu Echizen. Ich kann nicht sagen, dass ich den Kleinen nicht mag. Er ist ganz niedlich, auf eine ganz spezielle Art und Weise. Und so wunderbar planlos, wenn es um etwas anders als Tennis geht. Ryuzaki-chan tut mir manchmal richtig Leid. Sie schwärmt so niedlich für ihn und er bemerkt es nicht einmal. Aber… ich denke, er würde es nicht einmal dann kapieren, wenn sie es ihm ins Gesicht sagen würde… was sie niemals tun würde, also lassen wir das. Außerdem scheint Echizen im Moment sowieso eine heimliche Schwärmerei für einen seiner Senpais entwickelt zu haben. Er weiß es nur noch nicht. Ob Tezuka für irgendjemanden schwärmt… gute Frage. Hat ein Eisklotz Gefühle? Nein, Tezuka ist kein Eisklotz. Er verbirgt seine Gefühle nur zu viel zu gut. Man muss ihm einfach mal die richtige Motivation geben, sie rauszulassen. Oder zumindest ein wenig zu zeigen. Fassen wir also mal zusammen. Zwei Menschen, zwei einander sehr ähnliche Probleme. Wollen wir doch mal schauen, ob man da nicht Abhilfe schaffen kann. Es ist Winter. Daraus schließen wir, es ist kalt. Sehr kalt. Um nicht zu sagen: Arschkalt. Meine Schwester musste sogar Eis von ihrem Auto kratzen. Es ist doch schon ganz praktisch wenn man einen privaten Chauffeur hat… ich hätte ungerne zur Schule laufen wollen. Naja, jetzt stehen wir hier, in der Sporthalle - hätte Tezuka das Training draußen stattfinden lassen, hätten wir wohl gestreikt - und frieren. Immer noch. Seit ich vor einer Stunde aus dem Bett gefallen bin, im wahrsten Sinne des Wortes, bin ich nicht mehr richtig warm geworden. Ich hasse den Winter… es ist kalt, es ist glatt, es finden keine Tennisturniere mehr statt und… es ist kalt. Hatte ich schon erwähnt, dass es kalt ist? Ja? Na gut… wollen wir mal sehen, was die anderen so treiben… Okay… Eiji und Oishi hocken eng nebeneinander auf der Bank und machen sich warme Gedanken, Kaidoh joggt ein paar Runden durch die Halle, Inui macht sich Notizen… und der Rest… friert und flucht über die frühe Stunde. Bis Tezuka auftaucht. Es ist schon erstaunlich, wie schnell es dann ruhig ist. Der Rest des Trainings ist nicht der Rede wert. Die Üblichen bekommen wieder ihre Extrarunden - mich eingeschlossen - und Eiji fällt Inuis neuem… Tee zum Opfer. Ich habe noch nicht herausgefunden, ob das Zeug so dampft, weil es warm ist, oder vielleicht doch aus einem anderen Grund. Ich müsste mal Eiji fragen, aber ich denke, es ist besser, ihn nicht mehr an dieses Gift zu erinnern. Ich war schon versucht, absichtlich das Trainingsmatch gegen Oishi zu verlieren um es selber zu testen aber… irgendwie habe ich das Gefühl, Tezuka hätte es mir übel genommen. Es ging dann unentschieden aus, weil wir uns für den Unterricht fertig machen mussten. Ich habe Oishi selten so erleichtert gesehen… Also gehe ich zusammen mit einem noch etwas käsigen Eiji zum Schulgebäude, einer Doppelstunde Mathe entgegen. Die Hausaufgaben hat Eiji noch vor dem Training bei mir abgeschrieben. Aus irgendeinem Grund klebt Echizen an uns dran… einem Grund den ich kenne, er aber noch nicht. Wollen wir doch mal schauen, wie lange er braucht, um es zu merken. Ich kann nicht verhindern, dass mein übliches Lächeln einem etwas… hinterhältigerem weicht. Eiji wäre wohl der Einzige, der den Unterschied bemerken würde, aber der versucht immer noch, seinen rebellierenden Magen davon zu überzeugen, wenigstens das Frühstück bei sich zu behalten. Das Spiel kann beginnen. „Echizen…“ „Hmm?“ „Magst du den Winter?“ „Hm? … Nein.“ „Warum nicht?“ „Zu kalt.“ Wie üblich. Wortkarg und leicht… verwirrt. Genau wie erwartet. Inui hätte es nicht besser vorausberechnen können, wenn ich mir dieses Eigenlob gestatten darf. Ich schweige eine Weile und sehe zum grauen Himmel hinauf. Der erste Schnee ist nicht weit, ich kann es förmlich riechen. „Naja… im Winter kann man es sich auch schön gemütlich machen… Mit seiner Freundin oder auch…“ Ich lasse den unvollendeten Satz bedeutungsvoll in der Luft hängen und beobachte unseren Wunderknaben ganz genau aus den Augenwinkeln. Eiji hat seine Übelkeit vergessen und starrt mich mit gerunzelter Stirn an. Ach, eine Millionen Yen für seine Gedanken. Echizens dagegen sieht man sie ganz deutlich an. Sie stehen ihm förmlich auf die Stirn tätowiert. Er fragt sich, was für Drogen ich jetzt schon wieder genommen habe. Es ist schon süß, mitanzusehen, wie er sich zu einer Frage durchringt. „Senpai… hast du…“ Er wird rot und guckt demonstrativ in eine andere Richtung. Eijis Augen werden groß. Ich lächel nur und sehe ihn direkt an. „Nein… keine Freundin. Aber es gibt den einen oder anderen viel versprechenden Kandidaten… Aber dabei handelt es sich nicht um ein Mädchen…“ Oh, Echizen ist doch nicht so schwer von Begriff wie ich bisher dachte. Er wird knallrot im Gesicht, starrt mich an, als wäre ich eine Erscheinung und sucht vergeblich nach einer Erwiderung. Nicht dass ich vorhätte, ihn antworten zu lassen… wir haben das Hauptgebäude erreicht und Eiji und ich müssen ganz nach oben, während Echizen im Keller Kunst hat. Ich verabschiede mich mit einem strahlenden Lächeln und steuere die Treppe an. Der soll ruhig mal ein bisschen über dieses Gespräch nachdenken. „Fuji…“, beginnt Eiji, wird aber von Tezuka unterbrochen, der uns mit erstaunlich schlechter Laune überholt und mich mit einem Blick mustert, den ich nur schwer interpretieren kann. Warum? Weil… er irgendwie wütend wirkt. Für alle, die es immer noch nicht wissen: Tezuka wird nicht wütend. Zumindest nicht so, dass andere es merken. Er lächelt auch nicht, von Lachen ganz zu schweigen. Deswegen ist dieser wütende Blick… sehr bemerkenswert. Wenn ich gewusst hätte, dass er so leicht aus der Reserve zu locken ist, hätte ich es schon eher auf diese Art versucht… „Was ist den mit Tezuka los?“ Eiji weiß wohl nicht, was ihn mehr verwirren soll, mein Verhalten Echizen gegenüber oder Tezukas vollkommen untypische Reaktion darauf. So unschuldig wie möglich antworte ich: „Weiß ich nicht…“ „Man könnte fast meinen, er wäre sauer… ist er jemals wirklich sauer geworden?“ „Nicht auf diese Art…“ „Hmm?“ Eijis Blick wird forschender. „Was auch immer mit ihm los ist, es ist bestimmt deine Schuld.“ „Wie kommst du denn darauf?“ Bisher konnte ich ganz gut den Unschuldsengel spielen. Aber Eiji und ich kennen uns schon seit Jahren, von daher sollte es mich wirklich nicht überraschen, wenn er mich durchschaut. „Weil du immer Schuld bist.“ „Das ist nicht ganz richtig…“ „Aber meistens.“ Dem habe ich nichts mehr entgegenzusetzen… Es macht aber auch einfach Spaß, Tezuka zu reizen. Warum? Tja… das wüsstet ihr wohl gerne. Sagen wir’s mal so: Ich liebe Herausforderungen. Und Tezuka ist eine der größten Herausforderungen, die ich seit langem hatte. Neben Echizen natürlich, auch wenn der Kleine mich im Moment ein wenig enttäuscht. Wo bleibt denn der Spaß, wenn er mich sofort durchschaut? „Fuji?“ Eiji ist stehengeblieben und mustert mich fragend. Ich blinzele verwirrt. „Hast du was gesagt?“ „Nein… du bist nur drauf und dran, an unserem Raum vorbeizugehen.“ Oh… Gut, verschieben wir meine Überlegungen halt auf später… nämlich in den Unterricht. Der ist nämlich auch eine Herausforderung… irgendwie… Weil ich nämlich regelmäßig Mühe habe, nicht einzuschlafen. Was denn? Ich langweile mich halt. Am Anfang hat die Lehrerin noch versucht, mich mit plötzlichen Fragen zu überrumpeln, aber als ich ihr auch beim ungefähr dreißigsten Mal noch vollkommen korrekt antworten konnte, hat sie es aufgegeben und lässt mich in Ruhe. Auch jetzt bin ich in meinen Gedanken ungestört, sehe hin und wieder zur Tafel, um sicherzugehen, dass ich nichts Weltbewegendes verpasse. Der Blick aus dem Fenster ist nur wenig spannender als Geschichte, der Himmel hat sich wieder ein wenig aufgeklärt, aber man kann die klirrende Kälte trotzdem fast sehen. Aber mit dem Schnee lag ich offenbar falsch… macht nichts. Ich mag keinen Schnee. Entgegen dem, was ich Echizen gesagt habe, kann ich dem Winter nichts Positives abgewinnen, aus schon genannten Gründen. Gut… ich gebe es zu… mir schwebt schon eine Person vor, mit der man die kalten Abende ein wenig angenehmer gestalten könnte, aber… Okay… seine Reaktion eben hat mir doch schon ein wenig Mut gemacht… vielleicht ist es ja doch nicht so aussichtslos. Dann wären meine Spielchen doch zu etwas gut. Aber erstmal will ich mich noch ein wenig amüsieren… das Leben kann so schrecklich langweilig sein, wenn man in absehbarer Zeit keine sich selbst überschätzenden Tennisspieler ungespitzt in den Boden rammen darf… äh… muss… wie auch immer. Nach dem Unterricht erleben wir eine angenehme Überraschung: Die komplette Sporthalle wird von unserem Badminton-Club belegt, weil die - im Gegensatz zu uns - am Wochenende - also übermorgen - ein Turnier haben. Da hilft es auch nichts, dass Tezuka kurz vor einem Wutausbruch steht, der Kapitän des anderen Clubs ist nämlich gar nicht beeindruckt und schmeißt uns einfach raus. Ich glaube, Tezuka hätte es gebracht, das Training draußen abzuhalten, aber wir haben ja noch Oishi, die gute Seele. Mit den Erstklässlern als zweifelhafte Unterstützung - aus zehn Metern Entfernung - überzeugt er unseren Kapitän glücklicherweise davon, dass wir nächste Woche allesamt mit einer Lungenentzündung im Bett liegen würden, sollten wir das Training wirklich durchziehen. Und das würde logischerweise bedeuten, dass wir noch mehr in Rückstand geraten würden. Als Inui noch ein paar Statistiken rausholt, haben wir gewonnen und den kompletten Nachmittag frei. Wunderbar. Ich hätte es nicht besser planen können. Ich könnte mich ja jetzt mal ein wenig um Tezuka kümmern, nicht dass er sich noch vernachlässigt fühlt, aber als ich sehe, wie sich Echizen klammheimlich aus dem Staub machen will, ändere ich meine Meinung. Tezuka hat ohnehin eine Laune, bei der man besser einen Bogen von mindestens zehn Kilometern um ihn macht. In meinem Fall ist der Bogen wohl besser doppelt so groß, also warte ich lieber, bis er sich ein wenig beruhigt hat. Warum? Zum einen, weil er sowieso schon sauer auf mich ist, es sich aber sicher noch nicht eingestanden hat und zum anderen, weil er das Training ausfallen lassen musste. Der Grund ist egal, aber er musste es ausfallen lassen, das ist es was, zählt. „Fuji?“ Oje… mir schwant Schlimmes. Wenn Eiji jemanden mit diesem hilfloses-Katzenbaby-im-Regen-Blick ansieht heißt es aufpassen. Für gewöhnlich ist dieser Blick für Oishi reserviert, der auch immer wieder darauf reinfällt, aber manchmal muss eben auch ich dran glauben. Ich sehe ihn mit höflichem Interesse an und sehe mich einem Wortschwall ausgesetzt, in dem ich nur die Worte „Schuhe“ und „Zahnpasta“ verstehe. „Wie bitte?“ Wenn ich nicht bald hier wegkomme, kann ich Echizen nicht mehr einholen… was schade wäre. Beim zweiten Anlauf verstehe ich immerhin so viel, um mir den Sinn dieses Bandwurmsatzes irgendwie zusammenzureimen. Eiji sucht verzweifelt nach jemandem, der mit ihm in die Stadt geht um a) die neuen Sportschuhe zu kaufen, die heute in die Läden kommen und b) einen Monatsvorrat von irgendeiner Zahnpasta mit Himbeer-Pfefferminz-Geschmack zu kaufen. Und das sagt noch jemand, ich hätte einen miesen Geschmack… Als Eiji mich endlich zu Wort kommen lässt, seufze ich bedauernd und erkläre: „Ich würde ja wahnsinnig gern mitkommen, aber ich muss…“ Mist… mir fällt keine Ausrede ein! Mein Spiel geht in die heiße Phase, kaum das es begonnen hat und ich kann den entscheidenden Zug nicht machen, weil mein bester Freund mich zum Einkaufen mitzerrt? Das wäre wirklich nicht fair. Vor allem… ich kann nicht mal einen Termin vorschieben, weil wir ja normalerweise Training gehabt hätten. Und beim Training fehlen ist keine gute Idee, es sei denn, man ist tot und begraben oder kurz davor ins Gras zu beißen. Eine andere Entschuldigung akzeptiert Tezuka nämlich nicht. „Ich wollte die Zeit nutzen und bei St. Rudolph vorbeischauen“, fällt mir dann doch noch eine einigermaßen glaubhafte Ausrede ein. Vielleicht würde ich es sogar tun, allein um Mizuki ein wenig zu ärgern, aber ich darf Echizen jetzt nicht vom Haken lassen. Eiji zieht ein langes Gesicht und ich bekomme ein schlechtes Gewissen. Schließlich ist er mein bester Freund und ich habe ihn gerade angelogen. Etwas, was ich unter normalen Umständen niemals tun würde. Ich dehne die Wahrheit zwar ganz gerne ein wenig aber lügen ist nicht mein Stil. Es passt einfach nicht zu mir. Das glaubt mir nur keiner. Außer Eiji. Und deswegen akzeptiert er meine Worte auch ohne weiter nachzufragen, weiß er doch außerdem, wie wichtig mir mein Bruder ist. Stattdessen springt er Oishi an und fleht ihn an, ihn zu begleiten. „A-aber Eiji, ich…“ „Oishi, biiiiiitteeeeeee!“ Oha… Eiji geht aufs Ganze, seine Augen füllen sich mit Tränen und Oishi wird weich. Es war nicht anders zu erwarten. „N-natürlich begleite ich dich…“ Sofort erscheint ein strahlendes Lächeln auf Eijis Gesicht und er fällt seinem Doppelpartner begeistert um den Hals. Interessanterweise wird der ein wenig rot… hmmm… da gibt es wohl noch jemanden, dessen Gefühle für ein Teammitglied ein Stück weit über Freundschaft hinausgehen… Das sollte ich im Auge behalten. Aber erst Echizen. Ich verabschiede mich hastiger als gewöhnlich von den anderen und beeile mich, ihm zu folgen. Versteht mich bitte nicht falsch, ich habe keinerlei Gefühle für den Kleinen, die über bloße Freundschaft hinausgehen. Dafür ist er mir definitiv zu jung. Nein… in der Hinsicht gilt mein Interesse jemand ganz anderem. Aber ich habe wenig Hoffnungen, dass dieses Interesse auf Gegenseitigkeit beruht, trotzdem dient Echizen mir ein wenig als Köder um vielleicht doch herauszufinden, ob Tezuka nicht vielleicht doch… Was denn? Immerhin wirkte er etwas angefressen, als ich mich heute Morgen mit Echizen unterhalten habe. Aber vielleicht sehe ich auch Gespenster und das hatte einen anderen Grund. Abwarten. Außerdem macht es einfach Spaß, Echizen aus dem Konzept zu bringen. Ich habe ihn schneller eingeholt, als erwartet. Wie festgeklebt steht er vor dem Schaufenster einer Zoohandlung und scheint über irgendetwas nachzudenken. Es bereitet mir nur wenig Mühe, diese Begegnung wie einen Zufall erscheinen zu lassen, es ist schon ganz praktisch, wenn man es vorzieht, prinzipiell undurchschaubar zu sein. „Ah, Echizen, was gibt es denn da Interessantes?“ Ich sehe es aber schon. Irgendein Katzenspielzeug. Ich könnte es Eiji zum Geburtstag schenken, dann kann er sich selber beschäftigen. Aber da es noch fast ein Jahr dauert… hätte ich es mal vor zwei Monaten entdeckt… Aber da kann man nichts machen. „Willst du das für deine Katze kaufen?“ „Weiß nicht…“ Mal wieder sehr gesprächig. Da sollte der Junge auch ganz dringend etwas daran ändern, man könnte ihn für arrogant halten. Was er eigentlich nicht ist. Nicht bewusst. Aber es ist einfach eine unverrückbare Tatsache, dass Echizen kaum einen Tennisspieler ernst nimmt. Von Tezuka mal abgesehen. Ich habe seit dem abgebrochenen Spiel im Frühsommer nicht mehr gegen ihn gespielt, deswegen weiß ich nicht, ob er mich ernst nimmt, ich hoffe es aber. Sonst könnte er bei einem der kommenden Ranking Matches eine böse Überraschung erleben. Ich frage mich nun doch, warum Tezuka uns nie in eine Gruppe gesteckt hat… Noch eine Frage, die er mir vermutlich nicht beantworten würde und die ich deswegen auch nicht stellen werde. Ein verunsicherter Blick trifft mich von unten. Es ist beruhigend, dass es noch Spieler gibt, die kleiner sind als ich… auch wenn er in diesem Fall zwei Jahre jünger ist. „Ryuzaki-chan und ihre Freundin haben dich gesucht“, wechsele ich also das Thema. Das ist nicht einmal gelogen, sie haben ihn gesucht, aber in der Mittagspause. „Hm…“ „Die beiden scheinen dich wirklich zu mögen.“ „Kann sein…“ „Kann nicht, ist so“, stelle ich sachlich fest und frage weiter: „Schmeichelt dir das nicht wenigstens ein bisschen?“ „Was?“ Wäre ich ein impulsiverer Mensch, hätte ich mir spätestens jetzt die Hand vor die Stirn geschlagen. Aber ich tue es nicht. „Die beiden sind doch ganz niedlich. Ein wenig aufdringlich zwar, aber das legt sich bestimmt mit der Zeit.“ In Osakasa-chans Fall aber wohl eher erst in zehn Jahren. „Mada mada dane“ „Oder stehst du nicht auf Mädchen…?“ Die Frage ist gemein. Mit 13 hatte ich nun wirklich andere Sorgen, als meine sexuelle Orientierung, ich habe mich nicht im Geringsten für das eine oder andere Geschlecht interessiert. Wenn ich ehrlich bin, hat das erst Ende des letzten Schuljahres angefangen… Aber in manchen Spielen muss man nicht fair sein, vor allem, wenn man die Regeln selbst diktiert. Echizen würde diese Regeln wohl zu gerne erfahren, das Rot, das sich in seinem Gesicht ausbreitet, ist sogar noch dunkler, als das von heute Morgen. Hoffentlich kollabiert er mir nicht, so was kann doch nicht gesund sein… „Ich… keine Ahnung…“ Aber spätestens heute Abend wird er sich den einen oder anderen Gedanken machen. Ich will gerade noch einen draufsetzen, als wir gestört werden. „Du solltest dir ein Opfer suchen, das sich besser wehren kann.“ Tezukas trockene, interessanterweise ein wenig angespannt klingende Stimme lässt Echizen erschrocken zusammenzucken. Ich muss den Kleinen wirklich durcheinander gebracht haben… Das ging leichter, als erwartet. Ob Inui sich für die Info interessieren würde, wie man meinen Konkurrenten als ansässiges Wunderkind und unseren Überkapitän aus dem Konzept bringen kann? Ich verschiebe diese Überlegung auf später und drehe mich erstmal nur völlig entspannt zu Tezuka um, ohne ein Wort zu sagen, stattdessen schenke ich ihm ein unschuldiges Lächeln. Was natürlich sofort die erwartete Wirkung erzieht. Tezukas rechte Augenbraue beginnt kaum merklich zu zucken. Es gibt Momente, da ist er wirklich unglaublich berechenbar. Zu meinem Bedauern bemerke ich, wie Echizen sich mit einem gemurmelten Abschiedsgruß aus dem Staub macht. Schade… es begann gerade grade richtig lustig zu werden. Tezuka teilt meine Ansicht allem Anschein nach nicht, was mich aber wirklich nicht wundert. Tezuka findet nie etwas lustig. Nicht einmal, wenn es wirklich lustig ist! Wie Eiji, der Oishi um etwas bebettelt, wie vorhin zum Beispiel. Oder Momo, der mit Anns Direktheit vollkommen überfordert ist. Oder… lassen wir das besser. Mein Lächeln fest an seinem Platz sage ich: „Tezuka… was für eine Überraschung.“ Nicht besonders einfallsreich, ich weiß. Aber versucht ihr mal, etwas Geistreiches und am besten noch Provozierendes aus dem Ärmel zu schütteln, wenn man so überrumpelt wird, wie ich gerade. Ich habe ehrlich nicht damit gerechnet, Tezuka heute in der Stadt anzutreffen. In einer Tennishalle um wehrlose Bälle zu malträtieren, ja, aber hier? Das ist ja schon fast so was wie eine Freizeitaktivität… Naja, Tezuka ignoriert jedenfalls die unausgesprochene Frage, nämlich, was zur Hölle er hier treibt, und fragt seinerseits: „Macht dir das Spaß?“ Überrumpelt öffne ich die Augen und sehe zu ihm auf. Das er einen Kopf größer ist, als ich, verleiht seinen Worten eine besondere Autorität, die mich aber nicht besonders beeindruckt. Im Moment nicht. Im Training wäre das natürlich etwas anderes, aber da er sich hier in mein Privatleben einmischt - was schon bemerkenswert genug ist - geht der autoritäre Ton vollkommen an mir vorbei. Ich habe mich zum Glück schnell wieder gefangen und entgegne in nachdenklichem Tonfall: „Spaß? Das du dieses Wort überhaupt kennst…“ Seine rechte Augenbraue zuckt stärker. Oh ja, ich habe meinen Saß, und Tezuka weiß das auch ganz genau. Und er weiß auch, dass ich weiß, dass er es weiß. Und es stört ihn. Es stört ihn ganz gewaltig. Tezuka mag mir zwar beim Tennis überlegen sein - noch - aber in einigen Dingen bin ich ihm um Längen voraus. Auch jetzt lässt er sich nicht auf das Wortduell ein, das ich zu gerne mit ihm führen würde, sondern sagt einfach nur kühl: „Fuji… treib es nicht zu weit.“ Na, da bekomme ich aber Angst… „Sonst?“, frage ich scheinheilig. Er bleibt die Antwort schuldig. Das einzige Druckmittel, das er gegen hätte wäre, mich aus dem Team zu werfen und das würde er zum einen niemals tun, weil er mich einfach braucht - ohne jetzt angeben zu wollen, es ist einfach eine unverrückbare Tatsache - und zum anderen, wie schon erwähnt, seine Autorität endet mit dem Tennistraining, alles was darüber hinausgeht, geht ihn eigentlich nicht das Geringste an und das weiß er auch. Oder eher, sollte es wissen. Warum mischt er sich also ein? Wegen Echizen, oder doch aus einem anderen Grund? Und… warum denke ich jetzt so darüber nach? Klar, ich würde es sehr begrüßen, wenn Tezuka einmal mehr in mir sehen würde, als nur einen Teamkameraden, aber mit dieser Situation bin ich gerade leicht überfordert. Aber die Überraschungen hören noch nicht auf. Nach langem Schweigen fragt Tezuka: „Warum tust du das?“ Ich bin so überrascht, dass ich ohne nachzudenken „Was?“, entgegne. Dabei weiß ich es doch ganz genau. „Du weiß, wovon ich rede. Deine Spielchen mit Echizen.“ Seine Stimme hat einen merkwürdigen Unterton, den ich aber absichtlich überhöre. Ich mag es nicht besonders, wenn man mich in die Defensive drängt, dann tue und sage ich Dinge, die ich hinterher bedaure. Auch jetzt kann ich nicht aus meiner Haut. Ohne, dass ich es wirklich will antworte ich lächelnd: „Weil es Spaß macht, natürlich.“ „Spaß.“ „Du weißt schon, etwas tun, um sich zu amüsieren, einfach weil es lustig ist. Solltest du übrigens auch mal versuchen.“ Ich weiß wohl, dass ich dabei bin, mich um Kopf und Kragen zu reden. „Fuji…“ Tezukas Stimme ist jetzt eindeutig drohend und das rüttelt mich ein wenig auf. Lächelnd sehe ich aus halb geöffneten Augen zu ihm auf und meine leise: „Keine Sorge, ich habe kein weiterrechendes Interesse an Echizen.“ … Oder auch nicht. Warum machen sich mein Mundwerk und meine Mimik plötzlich so selbstständig? „Wie beruhigend“, Tezuka klingt gar nicht beruhigt, eher im Gegenteil. Er klingt, als würde er gleich in die Luft gehen. „Du bringst ihn also nur zu deinem persönlichen Vergnügen so durcheinander?“ „Mmmmh… ja, du hast es erfasst.“ Warum leugnen? Auch wenn ich mich vielleicht ein wenig im Ton vergriffen habe… Tezuka wendet seinen forschenden Blick von mir ab und betrachtet nachdenklich die tief hängenden grauen Wolken und die einsame Schneeflocke die langsam vom Himmel segelt, vom Wind mal in die eine, mal in die andere Richtung geblasen. Was mir aber ein wenig angst macht, ist die leichte Trauer, die sich in seinen Blick schleicht. Das ich mit meiner Wettervorhersage vom Morgen richtig lag, wird nur noch am Rand meines Verstandes notiert, freuen kann ich mich sicher nicht darüber. „Für dich ist alles nur ein Spiel, nicht wahr? Hast du nie daran gedacht, dass du andere mit dieser Haltung verletzen könntest?“ Tut mir Leid, aber HÄ? Ich meine, Tezuka hat mich ja in den letzten Minuten schon mehrmals überrascht, aber diesmal bringt er mich wirklich aus dem Konzept. Diese Worte passen gar nicht zu ihm. Vor allem, weil ich den unausgesprochenen Teil dieser Frage förmlich hören kann: Dass du mit dieser Haltung mich verletzt. Aber das würde er natütlich niemals aussprechen. Man muss mir meine Verwirrung deutlich auf dem Gesicht ablesen können, denn Tezuka sieht mich noch einmal für endlos erscheinende Sekunden an, schüttelt schon fast bedauernd den Kopf und sagt: „Du solltest mal darüber nachdenken.“ Dann geht er, und lässt mich inmitten der wirbelnden Schneeflocken stehen. Ich sehe ihm lange nach, spüre, wie meine Verwirrung einem dumpfen Schmerz weicht. Der Schuss ist nach hinten losgegangen. Echizen war zwar der Köder, aber in die Falle gegangen, bin ich. Nachtrag: Bevor ihr den Drang verspüren solltet, mich zu erschießen (ob für dieses Ende oder diese Story bleibt euch überlassen), will ich noch eines klarstellen. Das war nicht geplant! *auf Ende zeig* Die Uni ist schuld! Die Gleichung lautet folgendermaßen: Todsterbenslangweiliges Seminar (weil unfähiger Referent) + von Malifica im Stich gelassen (weil Latein lernen ist natürlich wichtiger) + Notizblock (für eventuelle Ideen) = Ende das niemals so in der Form geplant war Jetzt die Frage an euch. Habe ich Fujis Sichtweise so vermurkst, dass ich davon lieber die Finger lassen sollte, oder darf (muss) ich eine Fortsetzung schreiben? Also, Lob, Kritik und Morddrohungen bitte in Form eines Kommentars hinterlassen. Danke. Ich gehe derweil meine Muse töten. Kapitel 5: Aus Spiel wird Ernst... ---------------------------------- Titel: Aus Spiel wird Ernst... Challenge: Kurve (fragt nicht, ich brauchte schließlich irgendein Thema, dass hier ganz am Rand erwähnt werden kann. -.-°) Warnung: Ein deprimierter Fuji, Tezuka mit schlechter Laune und Eiji, der Beziehungsexperte spielt. Entscheidet selber, wie OOC das ist… Amerkungen: Puh, es ist geschafft. Endlich. Was habe ich mir mit den beiden einen abgebrochen… aber jetzt bin ich halbwegs zufrieden und ich hoffe, ihr seid es auch. Von dem unerklärlichen Drang Fujis POV zu schreiben bin ich aber fürs Erste geheilt. Fast. Vielleicht versuche ich es bald noch mal… so… in 100 Jahren. Ich habe nämlich festgestellt, dass es eigentlich wirklich Spaß macht, ihn zu schreiben. Wenn er nur nicht so schwer wäre TT-TT Ansonsten… ach ja. Eine Anmerkung zur Story selber. Ich beschreibe hauptsächlich Fujis vollkommen subjektive Sicht und da ist er ziemlich deprimiert. Aber nach außen hin zeigt er das selbstverständlich nicht, es sei denn, ich schreibe ausdrücklich etwas anderes. Eins noch: Rei hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Fuji im ersten Teil ziemlich herzlos rüberkam, so war das natürlich nicht geplant, sooo OOC ist er nun doch nicht geworden. Es wird aber noch in diesem Teil erklärt. Dank an: Selbstverständlich dat_azra, die es gebetat und genehmigt hat XD und Kikumaru_Eiji, Otakutakeru, Maya, Yamica, Rei, SabakunoYoru und IrOny für ihre Kommentare! Ich kann nicht behaupten, dass der Tag ein besonders großer Erfolg war. Im Gegenteil, er war ein totaler Reinfall. Zu Hause reagiert man auf meine schlechte Laune mit mehr als nur leichter Irritation, aber es fragt zum Glück keiner nach. Wie war das noch? Ich bin ungern berechenbar? Wer heute wirklich überrascht hat, war ja wohl Tezuka. Ich liege auf meinem Bett und starre die Zimmerdecke an, ohne wirklich etwas zu sehen. Immer wieder geht mir die Szene von heute Nachmittag durch den Kopf. Tezukas trauriger Blick, seine Worte die einen berechtigten Vorwurf enthielten… Ich habe nie darüber nachgedacht, wie andere über meine kleinen Spielchen denken. Die meisten halten mich doch sowieso am Anfang für jemanden, der keiner Fliege was zuleide tun kann und wenn sie mich ein wenig besser kennen, einfach nur für gruselig, oder wahlweise auch leicht wahnsinnig. Ein Umstand, den ich manchmal sehr genieße, ich will es nicht leugnen, aber… ich weiß es selber nicht. „Syusuke? Das Abendessen ist fertig.“ Meine Schwester stutzt, als sie mich sieht. Tja, selbst sie sieht mich nicht oft so deprimiert… „Was ist los?“ Sie kommt rein und schließt die Tür hinter sich. Ich bleibe die Antwort schuldig. Auch wenn es sich hier um meine große Schwester handelt, es gibt Dinge, die gehen niemanden etwas an. Zum Glück gehört Yumiko zu den wenigen Menschen, die mich wirklich gut kennen, also akzeptiert sie mein Schweigen und sagt einfach nur: „Wenn du doch noch reden willst, du weißt, dass ich immer für dich da bin.“ Ich nicke nur und sie geht. Tezuka… ob er wirklich nur zufällig in der Stadt war? Oder ist er… nein. Das ist lächerlich! Einfach lächerlich. Er würde mir niemals nachgehen. Oder? Ich schüttele leicht den Kopf. Wir reden hier schließlich von Tezuka! Er würde niemals zugeben, dass er… was? Eifersüchtig ist? Ich sollte aufhören, mir Illusionen zu machen. Obwohl… da es Tezuka ist, über den wir hier reden, ergibt sich schon der Verdacht. Schließlich hat er mir praktisch eine Szene gemacht… für seine Verhältnisse. Eiji wäre ein wenig – wirklich nur geringfügig – lauter geworden, hätte er mich mit Echizen vor der Zoohandlung erwischt. Aber Eiji ist… er hätte eine Weile geschmollt und mir dann verziehen, dass ich ihn angelogen habe. Bei Tezuka ist das etwas anderes. Ich habe das merkwürdige Gefühl, dass ich gerade dabei bin, etwas unglaublich Wertvolles zu zerstören… ohne es zu wirklich merken und vor allem: Ohne es zu wollen! Obwohl ich kurz überlegt habe, nicht zum Morgentraining zu gehen, stehe ich natürlich trotzdem überpünktlich vor der Sporthalle unserer Schule. Wie schon gesagt, es gibt nur wenige Gründe dem Training fernzubleiben, die Tezuka akzeptiert. Ein schlechtes Gewissen gehört sicher nicht dazu. Ja, ich habe ein schlechtes Gewissen. Irgendwie. Für gewöhnlich wissen meine Opfer, wann sie meine Spielchen ernst nehmen können und wann sie es besser nicht tun. Aber ich weiß nicht, ob Echizen das schon unterscheiden kann. Nichts gegen den Kleinen aber… er kennt mich nicht so gut, wie viele andere. Außerdem… ist er noch so jung, auch wenn man es nur selten merkt. Tezuka hatte Recht, ich habe diesmal wirklich nicht nachgedacht. Die Halle ist schon auf, was heißt, dass entweder Tezuka, Oishi oder Ryuzaki-sensei schon da sind. Ich hoffe, es ist nicht Tezuka, ich wäre jetzt ungern mit ihm allein. Aber es ist leider sehr unwahrscheinlich, dass es einer der anderen ist, ich bin eine Viertelstunde zu früh… eigentlich müsste die Halle deswegen auch noch zu sein. Ich fürchte fast… da hatte noch jemand keine Lust, länger als nötig zu Hause zu sitzen und zu grübeln. Also muss ich da jetzt wohl durch. Dabei weiß ich doch, wie Tezuka mich behandeln wird. Nämlich fast genauso wie immer. Mit einem kleinen Unterschied: Diese wortlose Vertrautheit wird nicht mehr da sein. Das, was zwischen uns geherrscht hat, konnte man nur als Freundschaft bezeichnen, wenn man beide Augen zudrückte, mehr ist bei einem verschlossenen Menschen wie Tezuka auch nur sehr schwer zu erreichen. Es war schon schwer genug, sich ihm überhaupt auf so eine Weise anzunähern. Und jetzt habe ich es in einem gedankenlosen Moment zerstört. So wie er einmal beinahe unsere Freundschaft zerstört hätte. Ebenfalls mit ein paar gedankenlosen Worten. Wir haben nie darüber geredet und irgendwie hängt es immer noch zwischen uns, aber wenn es nach mir geht, ist die Sache erledigt. Ich bin nicht besonders nachtragend, es sei denn ich weiß, dass jemand absichtlich einen anderen verletzt. Aber Tezuka hat es einfach nicht gemerkt. Später, ja. Aber in dem Moment nicht. Genauso wenig wie ich bemerkt habe, was ich gestern angerichtet habe. Und genau wie ich damals, hat er mir sehr deutlich zu verstehen gegeben, was mit diesen unbedachten Worten angerichtet wurde. Tezuka ist nicht der Typ, der sich gerne von anderen enttäuschen lässt. Diese Angelegenheit ist noch lange nicht ausgestanden. Und es wird auch nicht besser, wenn ich hier draußen erfriere, nur weil ich Angst vor Tezuka habe. Ich atme einmal tief durch und öffne die Tür. Der Umkleideraum ist leer, bis auf eine ordentlich zusammengefaltete Schuluniform. Durch die Verbindungstür zur Halle höre ich das Geräusch von einem Ball, der immer wieder gegen die Wand geschlagen wird. Regelmäßig, ohne eine Pause, die darauf hinweist, dass der Spieler ihn einmal verfehlt. Ein leises Seufzen schlüpft durch meine Lippen. Dann ist es wirklich Tezuka, der schon so früh da ist. Ich ziehe mich ebenfalls um, nehme meinen Schläger und betrete mit einem mulmigen Gefühl im Bauch die Halle. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, heute zu kommen… vielleicht will er mich ja gar nicht sehen… Schon fast gewaltsam würge ich diese Gedanken ab. Sie passen einfach nicht zu mir. Es ist zwar eine sehr blöde Situation gewesen – für uns beide, nicht nur für mich – aber nichts, was mich so aus der Bahn werfen sollte. Und doch hat es das getan. Ich frage mich, ob ich heute überhaupt einen Ball treffen werde. Tezuka dreht sich nicht zu mir um, sondern schlägt weiter vollkommen routiniert seine Bälle. So, als würde ich gar nicht existieren. Früher hätte er wenigstens ein knappes Nicken für mich übrig gehabt. Ich muss mir ein humorloses Grinsen verkneifen. Früher. „Gestern Morgen“ würde es besser treffen. Für eine Sekunde stehe ich unschlüssig in der Tür, dann gebe ich mir einen Ruck, trete endgültig in die Halle und ziehe sie leiser als nötig ins Schloss. Die Temperatur scheint einige Grade niedriger zu sein, als normal, und das liegt sicher nicht an den Minusgraden draußen. Zum Glück kann es nicht mehr lange dauern, bis die anderen kommen. Sollte ich die Zeit nicht lieber nutzen, um mit Tezuka zu reden? Ich bin mir nicht sicher. Er kann einem ganz gemeine Abfuhren erteilen, einfach nur indem er jemanden ansieht, als sei er ein Nichts, das seiner Aufmerksamkeit nicht würdig ist. Ob er sich diesen Blick von Atobe von Hyotei abgeschaut hat? Vermutlich nicht. Manche Leute können so was einfach. Dafür sorgen, dass andere sich minderwertig fühlen. Obwohl ich relativ wenig auf die Meinung anderer gebe, zögere ich. Ich möchte nicht, dass Tezuka mich verachtet. Nicht, dass es jetzt noch einen Unterschied machen würde… Mein Blick wandert durch die leere Halle, mustert jede noch so langweilige Ecke genau, nur um nicht Tezuka anzusehen, der vermutlich konzentrierter als nötig den Ball fixiert. Ich habe Angst. Schon nach viel zu kurzer Zeit sehe ich wieder Tezuka an. Er scheint verkrampfter als sonst zu sein. „Tezuka…“, ich spreche seinen Namen so leise aus, dass er es eigentlich kaum hören dürfte. Er hält nicht in seinen Bewegungen inne. Aber ich weiß, dass er mich gehört hat. Schließlich gibt er ein knappes „Hm?“ von sich. Aber der Mut hat mich schon wieder verlassen. Falls es überhaupt Mut und nicht pure Verzweiflung war, die mich dazu bewogen hat, ihn anzusprechen. Er sieht mich nicht einmal an, obwohl er es sicher könnte, ohne seinen Rhythmus zu verlieren. Tezuka muss den Ball nicht sehen um zu wissen, an welchem Punkt der Wand er aufkommt und in welchem Winkel er wieder zu ihm zurückkehrt. Er kennt seine Schläge ganz genau. Trotzdem wendet er den Blick nicht ab. Und das darf man durchaus als Abfuhr allererster Güte verstehen. „Ach nichts…“, murmele ich also nur und beginne mit ein paar Dehnübungen. Es dauert nicht mehr lange, bis ich Stimmen höre: „Hoi! Die Halle ist ja schon auf!“ „Umso besser, es ist arschkalt. Los, Eiji-senpai, geh schon, mir ist kalt!“ „Mada mada dane…“ „Die Wahrscheinlichkeit, dass um die Zeit schon jemand da ist, betrug weniger als 10%, interessant…“ Eine Tür knallt zu und die Stimmen werden leiser. Ich bin fast erleichtert. Eiji und Momo werden Tezuka hoffentlich genug von mir ablenken. Wenig später höre ich, wie noch jemand kommt, vermutlich Oishi… „Hoi, Oishi!…“ Na also. Den Rest verstehe ich jedoch nicht und es ist mir auch egal. Aber immerhin weiß ich jetzt, dass Eiji gute Laune hat. Das heißt, wenn ich ihm meine kleine Lüge von gestern beichte, wird er mir nicht vorübergehend die Freundschaft kündigen. Denn genau das werde ich tun müssen. Eiji ist mein bester Freund, und zu einer Freundschaft gehört Ehrlichkeit. Er war immer ehrlich zu mir, ich bin ihm dasselbe schuldig. Schon werde ich von hinten angesprungen. „Fujiko-chan, wer hat dich denn aus dem Bett geschmissen?“, fragt Eiji, während ich Mühe habe, mein Gleichgewicht zu halten. „Ich konnte nicht mehr schlafen.“ Da es sich hierbei um Eiji handelt, gebe ich mir keine Mühe, normal zu klingen. Er würde sowieso merken, dass etwas nicht stimmt. Auch wenn er wie jemand wirkt, der nichts ernst nimmt, weiß ich, dass er eine Menge sieht. Er lässt es nur nicht an sich heran. Das ist seine ganz eigene Art des Selbstschutzes. Weil er sonst… ich kann es nicht erklären. Eiji ist ein unglaublich komplizierter Mensch auch wenn er auf dem ersten Blick nicht so aussieht. Er neigt dazu… extremer als gewöhnlich, wenn ihm etwas zu nahe geht. Nur äußerst wenige können deshalb wirklich zu ihm durchdringen. Wie Oishi. Und ich. Und das ist etwas, was mich stolz macht. Ein Grund mehr für mich, ihm die Wahrheit zu sagen. Kaum hat Eiji meine Worte gehört, verschwindet sein lastendes Gewicht von meinem Rücken und ich sehe mich von zwei forschenden dunklen Augen fixiert. „Was ist los?“ Ich schüttele abwehrend den Kopf. „Nicht hier. Und nicht jetzt.“ „So schlimm?“ „Schlimmer… vermutlich.“ Er sieht mich noch einmal skeptisch an, dann nickt er, schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln und springt Oishi an, der den Fehler gemacht hat, sich gerade diesen Moment auszusuchen um die Halle zu betreten, dicht gefolgt von Momo und Echizen. Bevor ich mich auch den anderen zuwende, stelle ich sicher, dass meine Mimik nicht verrät, wie es in mir aussieht, was mir heute schwerer fällt, als normalerweise. Aber ich habe genug Übung darin, deswegen sitzt mein Lächeln perfekt auf seinem Platz, als ich erst Oishi und dann meine Kouhais begrüße. Echizen wird ein wenig rot und zieht sein Kappie tiefer ins Gesicht. Ich frage ungerührt: „Stimmt etwas nicht, Echizen?“ „Mada mada dane…“ Oh ja… er hat sich gestern wirklich noch den einen oder anderen Gedanken gemacht… da habe ich ja vielleicht etwas angerichtet. Ich hätte wirklich erst meinen Verstand einschalten und dann reden sollen. „Tut mir Leid…“ ich lasse gerade so viel aufrichtiges Bedauern in meine Stimme einfließen um die Entschuldigung zwar ehrlich, aber distanziert klingen zu lassen, „Ich war ein wenig unfair. Ich wollte dich nicht durcheinander bringen.“ Blitzschnell wird der schwarzhaarige Kopf gehoben, aber ich habe mich schon wieder abgewendet, sehe fast ohne mein Zutun zu Tezuka, der beschlossen hat, den armen Ball erstmal in Ruhe zu lassen, mit gelassenen Schritten zu uns kommt und jeden mit einem knappen Nicken begrüßt. Jeden, außer mich. Das tut weh… Wieder öffnet sich die Tür, diesmal sind es Taka-san und ein paar Juniors. Langsam trifft der Rest des Tennisclubs ein und pünktlich um sieben beginnen Momo und Kaidoh wieder, sich wegen einer Nichtigkeit zu streiten. Das sollten sie vielleicht besser lassen… ich meine nur… Tezuka hat heute sehr schlechte Laune… Aber erstmal reagiert er gar nicht auf die beiden, was mich doch ein wenig erstaunt. Stattdessen wendet er sich an die anderen und sagt: „Da das Nachmittagstraining gestern ausfallen musste, werde ich heute Morgen keine Störungen dulden!“ Momo und Kaidoh zucken bei dem scharfen Tonfall erschrocken zusammen und werfen unseren Buchou fast ängstliche Blicke zu. Nicht ohne Grund. „Momoshiro, Kaidoh, 20 Runden!“ Wieder ein Zusammenzucken, dann wirft jeder einen bitterbösen Blick auf den Kontrahenten und sie ergeben sich in ihr Schicksal. Sie haben auch keine andere Wahl. Ich sehe ihnen nachdenklich nach. Es ist nicht Tezukas Art, seine schlechte Laune an seinem Team auszulassen… „Alle anderen, aufwärmen!“ Ich beschließe, meine Überlegungen auf später zu verschieben. Es ist keine besonders gute Idee, Tezukas Zorn auch noch extra herauszufordern. Trotzdem lässt es sich nicht vermeiden. Meine Befürchtung hat sich bewahrheitet, mit meinen Tenniskünsten ist heute kein Blumentopf zu gewinnen. Als ich zum vierten Mal einen Ball ins Aus schlage, steht plötzlich Tezuka neben mir und sagt kühl: „Reiß dich zusammen, oder geh!“ Mehr nicht. Ich kann spüren, wie die anderen uns anstarren, sehe aber selber zu Boden. Etwas in mir verkrampft sich. Ich weiß, dass ich heute nicht ganz auf der Höhe bin, aber muss er mich darum praktisch vor den anderen bloßstellen? Und er fragt mich, ob ich nicht daran denke, dass andere durch mein Verhalten verletzt werden könnten? Im Moment tut er jedenfalls sein Bestes, um mich zu verletzen! Ich werfe ihm einen kurzen Blick zu, ohne zu wissen, was er darin lesen wird – Wut, Schmerz oder Frustration, mir ist im Moment alles Recht – und gehe. Überraschtes Gemurmel setzt in der ganzen Halle ein, und Tezuka tut nichts um das zu unterbinden. Wie er reagiert, weiß ich nicht, ich sehe mich nicht um. Die Blöße will ich mir nicht geben, meine Augenwinkel brennen zu verräterisch. Er lässt mich einfach gehen. In der Umkleide setze ich mich erschöpft auf die Bank und stütze den Kopf in die Hände. Ich zittere. Aus der Halle höre ich Eijis aufgeregte Stimme, Oishi, der versucht zu schlichten, dann ist alles wieder relativ ruhig. Gott, bin ich froh, dass ich nicht in derselben Klasse wie Tezuka bin und ihn deswegen den Rest des Tages wohl nur von weitem zu sehen bekommen werde. Freitagnachmittags gehört die Halle sowieso dem Badminton-Club, deswegen habe ich nach der siebten Stunden frei, zum Glück. Aber selbst wenn das Training stattfinden würde, ich brächte vermutlich nicht den Mut auf, hinzugehen. Als ich mich wieder einigermaßen im Griff habe, nehme ich eine schnelle Dusche – nicht weil es nötig wäre, sondern einfach, damit ich mir selber einreden kann, die Tränen die jetzt fließen würden nicht existieren - dann ziehe ich mich langsam an und gehe nach draußen. Es schneit schon wieder. Mit starken Böen treibt der Wind die dicken Flocken vor sich her. Schaudernd schlinge ich die Arme um meinen Oberkörper und haste aufs Schulgebäude zu. Zum Glück hat der Hausmeister bereits gestreut, sonst wäre ich wohl spätestens nach drei Schritten ausgerutscht. Ich hasse den Winter. Es ist erst acht Uhr, deswegen ist die Schule noch wie ausgestorben. Vor halb neun kommt auch niemand freiwillig, ich kann es nur zu gut verstehen. Und das Training dauert auch noch bis halb neun, da der Unterricht erst um neun beginnt. Stellt sich nur die Frage, was ich so lange machen soll, auch wenn jemand meiner Klassenkameraden schon so früh erscheinen sollte. Man kann nicht unbedingt sagen, dass ich mit den anderen aus meiner Klasse viel zu tun habe… ich komme mit ihnen klar, aber das ist auch schon alles. Ich habe mir auch nie die Mühe gemacht, mich richtig einzufügen, das ist nicht meine Art. Natürlich würde niemand etwas gegen mich sagen, sie respektieren mich als jemanden, der mit dem Tennisteam die Siege reinholt und damit für einen sehr guten Ruf der Schule sorgt und ich habe nichts getan, dass jemand mich wirklich hassen könnte. Trotzdem… Meine Freunde sind im Tennisteam und das reicht mir. Ich grübele schon wieder. Nun gut, dann kann ich die Zeit genauso gut nutzen, um die Hausaufgaben zu machen, die gestern irgendwie liegen geblieben sind. Also verbringe ich die nächste halbe Stunde in der Bibliothek und mache die restlichen Chemie- und Japanischaufgaben. Dabei habe ich im Moment nun wirklich keinen Kopf dafür… Schließlich habe ich es geschafft und gehe Richtung Klassenraum. Zwei meiner Mitschüler sind schon da und starren mich verblüfft an. „Fuji? Was treibst du denn schon hier?“ „Training ausgefallen?“ Ich schüttele lächelnd den Kopf und setze mich auf meinen Platz am Fenster. „Tezuka hatte ein wenig… schlechte Laune“, erkläre ich scheinbar unbeteiligt. Ein Schnauben ist die Antwort. „Der hat doch immer schlechte Laune“, behauptet Ihara, unser stellvertretender Klassensprecher. „Hat er nicht. Es sieht nur so aus“, entgegne ich freundlich. Ihara zuckt die Schultern. „Mir egal. Und was hat Tezukas schlechte Laune damit zu tun, dass du schon hier bist?“ Der andere grinst und vermutet scherzhaft: „Hat er dich rausgeschmissen?“ Ich öffne leicht die Augen, mehr brauchen die beiden nicht als Antwort. Ihara kippt fast mit seinem Stuhl nach hinten und ächzt: „Echt jetzt? Was hat den denn gebissen?“ Ich zucke nur die Schultern und sehe aus dem Fenster. Viel ist nicht zu sehen. Schnee, Schnee und noch mal Schnee. Ich seufze leise. Ihara deutet das falsch und sagt: „Mir geht der Schnee auch auf den Keks. Bin extra eher losgefahren, weil ich dachte, auf den Straßen ist die Hölle los und was war? Fehlanzeige. Absolut tote Hose.“ „Das kommt bestimmt noch, wart’s ab“, grummelt Segawa „Wenn wir nach Hause wollen.“ „Stimmt.“ Ich beteilige mich nicht mehr an dem Gespräch, irgendwann würde sie wieder Anfangen Fragen zu stellen und ich bin den beiden keine Rechenschaft schuldig. Sie dringen auch nicht weiter in mich, obwohl sie sichtlich neugierig sind, warum ich rausgeflogen bin. Ich kann es ihnen nicht verübeln. Trotzdem werde ich es ihnen sicher nicht erklären. Plötzlich fliegt die Tür auf und ein rothaariges Energiebündel setzt mit einem gewagten Sprung über die erste Tischreihe und steht nur wenige Sekunden vor mir. Ihara ist jetzt wirklich mit seinem Stuhl umgekippt und wünscht Eiji lautstark eine ganze Menge ekliger Krankheiten plus den Schulleiter an den Hals, während Segawa sich langsam von dem Schock erholt und in schallendes Gelächter ausbricht. Eiji stört das alles wenig. Er packt mich einfach am Handgelenk und zerrt mich mit sich nach draußen. Er hast noch erstaunlich viel Energie für jemanden, der gerade eineinhalb Stunden Tennistraining hinter sich hat… selbstverständlich nach Inuis Plan, jeder wird wohl wissen, was das heißt… Als wir eine relativ ruhige Ecke erreicht haben – ein Fenster im Treppenhaus – fragt Eiji sofort: „So, was ist los?“ „Das musst du schon genauer definieren…“, murmele ich nur und weiche seinem Blick aus. Von hier aus ist die Aussicht auch nicht besser als in unserem Klassenraum. Schnee. Was auch sonst. „Warum ist Tezuka so sauer auf dich?“ „Lange Geschichte…“ „Wir haben noch 20 Minuten Zeit. Hat es etwas mit gestern zu tun?“ Erstaunt sehe ich meinen besten Freund an. „Woher…“ „Du bist ein schlechter Lügner.“ Aha… Ich rette mich in ein verunglücktes Lächeln und entgegne: „Du kennst mich einfach zu gut. Du bist nicht sauer?“ „Pfff… wenn du mir keine gute Erklärung gibst, überlege ich mir das noch mal.“ Mein Lächeln wird aufrichtiger. So einen guten Freund habe ich gar nicht verdient. Ich drehe mich ganz zum Fenster und öffne endgültig die Augen. Mein Spiegelbild starrt zurück. Doch… es gibt Momente, da kann ich gut verstehen, dass einige mich für leicht wahnsinnig halten. Aber jetzt sehe ich einfach nur traurig aus. So knapp wie möglich erzähle ich Eiji die ganze Geschichte. Seine Augen werden immer größer. Als ich geendet habe, hakt er noch mal nach: „Das hast du nicht im Ernst gemacht, oder?“ „Ich fürchte schon…“ „Und warum?“ „Das ist eine gute Frage. Wenn ich die Antwort kenne, bist du der erste, der es erfährt.“ „Das ist nicht besonders witzig, Syusuke!“ Es gibt nur sehr wenige Momente, in denen er mich mit meinem Vornamen anspricht. Zwar gehört er zu den wenigen Menschen, denen ich es erlauben würde und das weiß er auch, aber er tut es trotzdem nicht. Das gibt dieser Situation noch mehr Ernst… Deswegen sehe ich ihn jetzt auch direkt an und antworte: „Ich weiß. Aber… Eiji… ich habe keine Ahnung, warum ich es getan habe… oder… doch, ich hatte meine Gründe, aber… ich wollte es nie so weit treiben. Auch wenn Tezuka zu glauben scheint, dass mir die Gefühle anderer egal sind, ist es nicht so. Mein Verstand hat einfach ausgesetzt, als er dazu kam. Ich wollte ihn provozieren, frag mich bitte nicht, warum.“ „Du weißt, warum.“ „Hm?“ Ich lege fragend den Kopf schief, aber Eiji macht keine Anstalten, weitere Erklärungen zu geben. Weiß ich es wirklich? Also im Moment bestimmt nicht. Eiji merkt das auch, denn er grinst verschmitzt. „Wenn du heute Nachmittag mit mir in die Stadt geht, gebe ich dir einen Tipp.“ „Schon wieder?“ „Klar. Die Schuhe kommen erst heute rein. Es gab ne Verzögerung.“ „Na gut.“ Ich gebe nach. Das lenkt mich vielleicht ein wenig ab. „Und dann… können wir noch ein wenig Tennis spielen. In der neuen Halle sind bestimmt ein paar interessante Gegner.“ Ich ahne etwas… „Ich glaube, du solltest besser Oishi mitnehmen, wenn du Doppel spielen willst.“ „Nyaaaa, ich will aber mit dir spielen! Wir haben schon so lange nicht mehr…“ Ich hatte doch schon erwähnt, dass Eijis hilfloses-Katzenbaby-im-Regen-Blick gefährlich ist, oder? Nun ja, ich ergebe mich in mein Schicksal, ich habe ihn schließlich gewarnt. Wie erwartet sehe ich Tezuka nur in der Mittagspause, wo er mit Oishi über irgendetwas wahnsinnig Interessantes redet. So sieht es jedenfalls für die meisten aus. Auf mich wirkt Oishi aber ein wenig besorgt. Und das sollte mir auch Sorgen machen. „Eiji…“, wende ich mich an den neben mir stehenden. „Hast du einen freien Tisch gefunden?“ „Nein. Wie hat…“ „Ah! Da! Komm, sonst ist der auch noch weg!“ Wie der Blitz ist Eiji zu dem freien Tisch geflitzt und verteidigt ihn jetzt erfolgreich gegen ein paar Zweitklässler. Nicht, dass es da viel zu verteidigen gäbe… es ist schon von Vorteil, wenn man in der dritten Klasse ist, man genießt einen gewissen Respekt. Gelassen gehe ich auf das Objekt der Begierde zu, und komme deswegen zu spät um den kleinen Streit noch mitzubekommen. Eiji hat natürlich gewonnen. Schwungvoll zieht er ein Bento aus der Tasche und stürzt sich drauf, als stünde er kurz vor dem Verhungern. Nun ja, irgendwo muss seine Energie ja herkommen. Nach fünf Minuten versuche ich noch mal, ihm eine Frage zu stellen: „Eiji?“ „Ja?“ Zufrieden packt er seine Sachen wieder zusammen und schielt auf den Rest meines Mittagessens. Ein sehr großer Rest… ich habe nicht besonders großen Hunger… „Wie hat Tezuka reagiert, als ich gegangen bin?“ Er grinst. „Ich dachte schon, du fragst das nie.“ „Also?“ „Er hat ziemlich blöd geguckt. Also für seine Verhältnisse jetzt. Er hat nicht damit gerechnet, dass du wirklich gehst. Wir übrigens auch nicht.“ „Das habe ich gemerkt…“ „Nya, er war auch nicht besonders nett zu dir. Klar, er ist nie nett, wenn jemand schlecht spielt aber heute… Oishi meinte hinterher, er hätte Tezuka noch nie so durcheinander gesehen.“ „Aha…“ Tezuka und durcheinander… diese Worte sind für mich ein Widerspruch in sich. Von meinem Platz aus kann ich ihn nicht sehen, würde mich aber nur zu gerne zu ihm umdrehen und… ja… und was? „Du solltest mit ihm reden“, schlägt Eiji vor. Das sagt sich so einfach… „Ich glaube nicht, dass er mit mir reden will…“ „Nya… da wäre ich mir nicht so sicher. Er schaut erstaunlich oft her…“ „Was?“ „Nya, ihr seid beides Sturköpfe. Komm, wir haben Unterricht.“ Manchmal… aber auch nur manchmal, werde ich einfach nicht schlau aus Eiji. Als wir zum Ausgang gehen, streift mein Blick kurz Tezuka, der seinerseits zu mir sieht. „Tezuka…“, flüstere ich so leise, dass ich es selber kaum verstehe. Dann wende ich mich ab und gehe. Ich hatte die Frage, ob es normal ist, sich zu einem anderen Jungen hingezogen zu fühlen eigentlich schon lange abgehakt. Ich mache mir über so etwas keine Gedanken, das ist nicht mein Stil. Sollen andere denken, was sie wollen, sie halten mich eh schon für nicht ganz normal, da ist das wohl noch das kleinste Übel. Aber jetzt beginne ich wieder, darüber nachzudenken. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass meine Gefühle unerwidert bleiben würden. Dessen bin ich mir jetzt aber nicht mehr so sicher… Die letzte Unterrichtsstunde ist nicht wirklich erwähnenswert, und eine erstaunlich lange Zeit später hat Eiji endlich seine neuen Schuhe gekauft. Auch wenn ich dabei war, kann ich beim besten Willen nicht erklären, wie jemand eine Stunde brauchen kann, um sich ein Paar Schuhe zu kaufen, das er sich schon lange vorher ausgesucht hat. Nach einiger Überredung meinerseits – ich habe am Ende schlichtweg damit gedroht, nach Hause zu gehen – sitzen wir schließlich in einem kleinen Café und wärmen uns mit einem heißen Kakao auf. Und endlich, endlich ist Eiji bereit, seine merkwürdigen Andeutungen vom Vormittag zu erklären. Natürlich nicht, ohne ein paar Spitze Bemerkungen zum Besten zu geben. „Schon komisch, dass du andere so schnell durchschaust, dich selber aber nicht.“ „Ich lasse mich eben nicht gerne durchschauen, auch von mir nicht“, entgegne ich lächelnd. Eiji schnaubt leicht. „Unsinn. Du willst einfach nicht wahrhaben, dass Tezuka deine Gefühle vielleicht doch erwidern könnte.“ Ich schweige. War es nicht genau das, worüber ich heute Mittag nachgedacht habe? Diese absurde Hoffnung, die mich schon so lange verfolgt, ich aber zu ignorieren versuche? „Und? Liege ich richtig?“ Ich nicke zögernd. „Dabei ist es so sinnlos…“ „Pfff… Und ich dachte immer, du wärst einer der Wenigen, die Tezuka-buchou durchschauen können.“ Ich sehe Eiji verwirrt an. Was soll das? Gut, Tezuka hat in meine Richtung gesehen, als wir heute Mittag die Cafeteria verlassen haben, aber… nein, ein Teil von mir will schon glauben, dass es kein Zufall war. Dass er mich angesehen hat und nicht einfach nur in meine Richtung. „Aaaah, ich sehe, du kapierst es langsam.“ Eiji grinst breit. „Glaub mir, Tezuka wäre einem Gespräch gar nicht so abgeneigt. Trau dich also ruhig.“ Das sagt sich so einfach… Einfach um das Thema zu wechseln frage ich: „Und? Wie sieht es bei dir aus?“ „Wie meinst du das?“ Ich lächele und erkläre: „Gibt es bei dir auch jemanden?“ „Bei mir?“ Eiji wirkt ehrlich verblüfft. „Ich habe keine Zeit für eine Freundin! Falls du dich daran erinnerst, ich muss lernen! Nicht jedem fliegt das alles so zu wie dir.“ Lernen? Ach ja… da war noch was. Die Oberschule. Mittelmäßige Schüler wie Eiji verbringen inzwischen schon längst einen großen Teil ihrer Freizeit damit, für die Aufnahmeprüfungen zu lernen. „Hatte ich vergessen, sorry.“ „Pfff… du kannst mir lieber helfen als unserem Kapitän hinterherzuschmachten. Es sei denn du willst, dass ich nicht auf die Senior High von Seigaku kann.“ „Was denkst du denn von mir?“ „Das willst du nicht wissen, glaub mir.“ „Will ich nicht?“ „Hey, du bist mein bester Freund und das muss reichen.“ „Okay.“ Ich lasse das Thema also fallen. Aber etwas habe ich mir gemerkt. Eiji hat gesagt, er habe keine Zeit für eine Freundin. Sieht schlecht für Oishi aus, falls sich mein Verdacht bestätigen sollte… Nun, ich sollte mich im Moment eher um mein eigenes Liebesleben kümmern, das hat es auch nötig. „Nya… jetzt hab ich genug von diesem ernsten Kram, ich will Tennis spielen!“ Es wäre auch zu schön gewesen, wenn Eiji es sich anders überlegt hätte. „Eiji, ich…“ „Fuji! Du wirst dich nicht drücken!“ Eiji springt auf und wedelt mir mit dem Zeigefinger vor dem Gesicht herum. Ich weiche ein wenig zurück, soweit es mit einem Stuhl halt möglich ist. „Werde ich nicht?“ „Nein!“ Gut… dann werde ich mich eben nicht drücken. Wir zahlen und verlassen das Café. Es schneit schon wieder. Ich hasse es. Ich hasse es wirklich. Wir haben gut die Hälfte der wirklich nicht besonders langen Strecke geschafft, als ich mitten in eines der übelsten Klischees aller Animeserien, Soaps und Schnulzen hineinstolpere. Fast im wahrsten Sinne des Wortes. Ich laufe direkt in Tezuka hinein. Wie das passieren konnte? Nun, Eiji hat sehr gute Laune und parodiert unseren Kunstlehrer während wir gehen – mir ist klar, dass er das nur tut um mich aufzuheitern –, ich sehe selbstverständlich hin und biege mich fast vor Lachen, während Tezuka uns entgegen kommt und die Nase in ein Buch gesteckt hat. Warum das ausgerechnet in diesem Moment passieren musste, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären. Naja, Tezuka Buch liegt im Schneematsch, er und ich auch und Eiji… weiß nicht, ob er lachen oder fliehen soll. Er tut schließlich nichts von beidem, wofür ich ihm dankbar bin, sondern steht einfach nur mit offenem Mund neben uns. Tezuka hat sich als erstes wieder gefangen und steht umständlich auf. Ich tue es ihm gleich, wenn auch ein wenig eleganter. Dann erst bücke ich mich nach dem Buch und reiche es ihm mit einem entschuldigenden Lächeln. „Tut mir Leid. Ich habe nicht aufgepasst.“ Er nimmt es mit einem Nicken an und begutachtet kritisch den Einband. Hilfsbereit wie ich nun mal bin, halte ich ihm eine Packung Taschentücher hin. Er schüttelt den Kopf. „Nicht nötig.“ Achselzuckend stecke ich sie wieder ein. Das mulmige Gefühl vom Morgen ist wieder da… Erst als Eiji mir einen beschwörenden Blick zuwirft, erinnere ich mich an unser Gespräch. Zum wohl ersten Mal seit wir uns kennen, sehe ich Tezuka ganz offen ins Gesicht. „Tezuka… können wir reden?“ Irre ich mich, oder ist er ein wenig überrascht? Das ist bei jemandem wie Tezuka nur sehr schwer zu erkennen… aber ich denke… doch, dieses winzige Weiten der Augen kann als Überraschung gedeutet werden. „Worüber?“ Ich wage es nicht, meinen Blick von seinen Augen abzuwenden, dann würde mich vermutlich wieder der Mut verlassen. „Du weißt schon worüber.“ Tezuka nickt und sieht Eiji kurz an. Mehr braucht es nicht, um die Botschaft, dass er sich bitteschön zu verziehen hat, klarzumachen. Eiji grinst ein wenig schief und sagt: „Ich geh dann mal… wenn ihr Lust habt, könnt ihr ja nachkommen… Obwohl… Fuji, ich will noch mit dir spielen!“ „Spielen?“ Es ist natürlich Tezuka, der diese Frage stellt, nicht ich. Eiji setzt zu einer Antwort an, aber ich bin schneller: „Doppel. Eiji will zu der neuen Tennishalle.“ „Hm. Hoffentlich spielst du dann besser als heute Morgen.“ Ich kann nicht verhindern, dass ich zusammenzucke. Eiji wirft mir einen letzten, nun doch ein wenig besorgten Blick zu und geht. Er scheint gar nicht mehr so überzeugt von seiner Idee, dass ich mit Tezuka reden sollte. Aber da muss ich jetzt durch. Und ich habe sicher nicht vor, mir alles von ihm gefallen zu lassen, Kapitän oder nicht. Ich war noch nie besonders gut darin, Respekt zu zeigen, wenn es nötig war. Trotzig sehe ich zu ihm auf und entgegne: „Das war nicht nötig.“ „Mag sein, aber es stimmt.“ „Das leugne ich nicht. Ich weiß selber, dass ich heute nicht besonders gut… miserabel gespielt habe“, korrigiere ich mich nach einem minimalen Zucken in Tezukas Gesicht. „Ich… hatte andere Dinge im Kopf.“ „Die wären?“ „Warum fragst du Dinge, deren Antwort du bereits kennst?“ „Weil ich es von dir hören möchte.“ „Findest du das nicht auch furchtbar umständlich?“, meine Stimme wird wieder ein wenig sanfter. Ich kann es nicht ändern, es reizt mich einfach, Tezuka aus der Reserve zu locken. Auch wenn diese Lockerheit im Moment natürlich vor allem dazu dient, meine Unsicherheit zu überspielen. „Bei dir verlasse ich mich nur auf das, was du auch wirklich sagst und nicht nur andeutest.“ „Ist vermutlich besser…“, gebe ich achselzuckend zurück. Was sich sehr schnell als Fehler herausstellt, denn ich kann die Sturmwolken die um Tezuka herum aufziehen, förmlich sehen. Also werde ich wieder ernst. Irgendwie habe ich im Gefühl, dass ich diese Chance nutzen sollte, weil ich keine weitere bekommen werde. „Ich… wollte mich entschuldigen. Für mein Verhalten gestern. Du hattest Recht, es war wirklich nicht in Ordnung.“ Tezuka antwortet erst nicht. Dabei sollte er sich diesen Tag wirklich rot im Kalender anstreichen. Für gewöhnlich entschuldige ich mich nicht. Nicht auf diese Art. Eine halbscherzhafte Entschuldigung wie heute Morgen Echizen gegenüber ist normalerweise das Maximum. „Und warum hast du es dann getan?“ Ich lege verwirrt den Kopf schief. Erstaunlich… Tezuka verlangt eine Erklärung… Sein Verhalten mir gegenüber ist wirklich sehr… bemerkenswert geworden. Er verhält sich so… vollkommen untypisch. Ich kann mir nur mit Mühe ein Lächeln verkneifen, Tezuka hätte es wohl falsch verstanden. Aber so langsam weiß ich mich wieder auf sicherem Boden. Hätte Tezuka meine Entschuldigung nicht akzeptiert, hätte er sich auf der Stelle umgedreht und wäre gegangen. Oder so ähnlich. Ich denke länger als nötig über die Antwort nach, schließlich will ich nichts Falsches sagen, das wäre fatal. Schließlich zucke ich die Schultern und sage: „Ich weiß es nicht genau. Ich wollte es nie so weit treiben.“ Jetzt weiche ich seinem Blick doch aus. „Und ich wollte sicher niemanden verletzen. Echizen nicht und dich auch nicht.“ „Du…“ Ich sehe wieder auf und Tezuka bricht ab. Er weiß ganz genau, dass er im Begriff war, mich anzulügen. Und dass ich das durchschaut habe. Also nickt er nur. Und dann tut er etwas, was mich wirklich aus allen Wolken fallen lässt. „Ich muss mich auch bei dir entschuldigen.“ Ich spüre, wie meine Gesichtszüge entgleisen. Es ist bestimmt das erste Mal, dass Tezuka sich wirklich ernsthaft entschuldigt. Natürlich hat er sich schon des Öfteren entschuldigen müssen – wenn jemand aus dem Team sich daneben benommen hat, zum Beispiel – aber noch nie klang es so ehrlich. Inui würde wohl vor Begeisterung einen Herzinfarkt bekommen. Nicht, dass ich es ihm wünschen würde, aber ich kann mir schon vorstellen, dass beispielsweise Eiji eher die positiven Seiten daran sehen würde. Ich sollte lieber beim Thema bleiben. Tezuka hat sich gerade bei mir entschuldigt. Tezuka „Zehn Runden“ Kunimitsu hat sich bei mir entschuldigt. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber einige Dinge muss man einfach öfter sagen, um sie wirklich zu realisieren. Und dies gehört sicherlich dazu. Nicht, dass ich mich beschweren will, ich finde schon, dass eine Entschuldigung durchaus angebracht ist, schließlich war er ungewohnt grob heute Morgen. Und so etwas habe ich nicht besonders gerne. Ich gebe es zu, ich bin eine kleine Diva, aber hey, ich denke, ich darf das. Nach einer gefühlten Ewigkeit fährt Tezuka fort: „Ich habe mich heute Morgen dir gegenüber nicht ganz korrekt verhalten.“ „Ist schon okay. Ich habe wirklich schlecht gespielt.“ Das Merkwürdige ist, es ist wirklich okay. Ich war bis eben noch ein wenig beleidigt wegen dem Rausschmiss aber als er sich entschuldigt hat… ich weiß, wie schwer es Tezuka fällt, einen Fehler einzugestehen, schließlich versucht er immer, perfekt zu sein. Dass er jetzt quasi zugegeben hat, dass er es nicht ist, ist schon etwas Besonderes. Ich denke, ich darf mich geschmeichelt fühlen. Einer Eingebung folgend, frage ich lächelnd: „Hast du noch was vor, oder kommst du mit zur Tennishalle? Ich habe schließlich einen Ruf zu verlieren.“ Ich rechne eigentlich nicht mit einer Zustimmung, aber Tezuka überrascht mich schon wieder, indem er schlicht und einfach „Einverstanden“, sagt. „Oh… ich habe ehrlich gesagt, nicht damit gerechnet“, gebe ich erstaunt zu. „Warum hast du dann gefragt?“ „Weil ich mich freuen würde, wenn du mitkommst.“ Tezuka schüttelt seufzend den Kopf. „Du bist…“ „Genial? Interessant? Sympathisch?“, schlage ich mit einem verschmitzten Lächeln vor, was mit einem scharfen Blick quittiert wird. Und einem Lächeln. Der wievielte Schock, den ich Tezuka zu verdanken habe, war das schon? Mein Leben hat sich bestimmt schon um einige Jahre verkürzt. „Anstrengend“, ist Tezukas Antwort. Gut, damit kann ich mich zufrieden geben. „Dann darf ich mich vermutlich geehrt fühlen, dass du mich noch nicht aufgegeben hast.“ Ich habe das eigentlich nur so dahingesagt, aber Tezuka meint trotzdem leise: „Das darfst du wirklich. Gehen wir?“ Ich bin erstmal nicht in der Lage, darauf zu antworten, ich starre ihn einfach nur blöde an. Habe ich das gerade wirklich gehört? Hat Tezuka gerade… Hm… scheint so… Als klar wird, dass weder Drogen, noch vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit für dieses Eingeständnis verantwortlich sind, sondern dass er es ernst meint, breitet sich ein ehrliches Lächeln auf meinem Gesicht aus. Ich fühle mich, als hätte jemand einen tonnenschweren Felsbrocken von mir gehoben… Mit der in Rekordgeschwindigkeit sinkenden Anspannung wird mir wieder bewusst, dass wir hier schon seit mindestens einer Viertelstunde draußen in der Kälte stehen und nicht mehr viel fehlt, bis ich zu einem Eisblock erstarrt bin. Das entgeht auch meinem Kapitän nicht. Er sagt aber nichts, sondern runzelt nur ganz leicht die Stirn und geht schon fast gemächlich in die Richtung in die Eiji vorhin sehr eilig verschwunden ist. Es hätte nicht einmal die an mich adressierte auffordernde Kopfbewegung gebraucht um mich zu überreden, endlich ins Warme zu kommen. Als ich nach wenigen Schritten wieder neben ihm angekommen bin, öffnet er fast beiläufig seinen Regenschirm und hält ihn über uns beide, sodass die kalten Schneeflocken uns nicht mehr erreichen können. Sieht so aus, als hätten wir noch im letzten Moment die Kurve gekriegt. Ein Gutes hatte diese Sache ja… ich habe das sichere Gefühl, wir sind uns jetzt näher als vorher. Und diesmal trügt mein Gefühl mich sicher nicht. ~*~~*~Ende~*~~*~ Kapitel 6: Alkohol und seine Auswirkung auf kleine Katzen --------------------------------------------------------- Titel: Alkohol und seine Auswirkung auf kleine Katzen Challenge: Mallorca Pairing: Hints aus Golden Pair und diverse andere ^^ Anmerkungen: Ich habe mich hiermit sehr schwer getan... irgendwie fehlte mir nach der ersten Hälfte lange die Stimmung und weiterzuschreiben... ich hoffe, man merkt es nicht zu stark ^^ Widmung: Ich bin mal so frei, und widme diese Challenge dat_azra, die diesmal nichts zu meckern hatte (was selten ist) und Rei17, weil sie mich zu dieser wunderbaren Serie bekehrt hat und Campstorys abgöttisch liebt ^^ (und deren letzter Kommentar mich umgehauen hat XD) Dank auch an: IrOny, Yamica, Maya, Otakutakeru, SabakunoYoru, Dark_Pepsi, Leona-chan und Hyacia für ihre Kommentare ^^ Kommentare: Ich kann es mir wohl sparen, darum zu bitten, oder? ^.~ Das Camp ging seinem Ende zu, die Auswahl für das Spiel gegen das amerikanische Team stand fest und die Erstklässler hatte die merkwürdige Idee, zum Abschluss eine Party zu schmeißen. Die Spieler waren zwar überrascht gewesen, hatten das aber für eine gute Idee gehalten, schließlich würde das einen wunderbaren Abschluss für eine tolle Zeit bilden. Vor allem diejenigen, die es in das Auswahlteam geschafft hatten, würden die Gelegenheit nutzen, um es gebührend zu feiern. Oishi fand es zwar schade, dass er nicht dazugehörte, aber er freute sich für Eiji und Fuji, die beide ins Team gekommen waren - für Eiji natürlich ganz besonders. Aber hatte er gerade ganz andere Sorgen. „Oishi!“ quengelte Eiji zum wiederholten Male und hüpfte hektisch von einem Fuß auf den anderen, während sein Freund verzweifelt nach seinem zweiten Schuh suchte, der in einer wilden Kissenschlacht irgendwie verloren gegangen war. „Wir kommen zu spät, die anderen sind bestimmt schon alle da!“ „Aber Eiji. Ich kann doch nicht… ah, da ist er!“ Triumphierend zog Oishi den vermissten Schuh unter dem Bett hervor und machte sich gedanklich eine Notiz, dass er nie wieder zulassen würde, dass Eiji sich Verstärkung von Momoshiro, Fuji und Taka-san holte, er hatte ja gemerkt, wie das enden konnte. Er selbst hatte recht schnell das Weite gesucht und hatte hinterher das verursachte Chaos beseitigen dürfen, weil die anderen irgendwie verschollen gewesen waren. Eiji war genau vor fünf Minuten wieder aufgetaucht, hatte sich wortreich entschuldigt und angefangen zu hetzen. Dabei wusste Seigakus privater Clown ganz genau, warum er - Oishi - so spät dran war. Kopfschüttelnd zog er den fehlenden Schuh an und überschlug in Gedanken den vermutlichen Ablauf des Abends: Eiji und Momo waren über irgendetwas in Streit geraten, Eiji hatte angefangen mit Kissen zu werfen, Momo hatte sich das nicht bieten lassen, während Fuji und Taka-san entweder mitgemacht oder - und das war zumindest in Fujis Fall wahrscheinlicher - höchst amüsiert zugesehen hatten. Bei Taka-san wusste man es nicht genau... hatte er Eijis Schläger in die Finger bekommen, hatte er sich wohl beteiligt, wenn nicht, hatte er sich vermutlich hinter Fuji versteckt. Es klopfte kurz und die Tür flog auf. Momoshiros Kopf erschien gerade lange genug damit der Zweitklässer ein „Was treibt ihr da so lange? Die anderen sind alle schon draußen!“ in das Zimmer seiner Senpais rufen konnte. Schon war er wieder weg und Eiji hampelte noch ausdauernder herum. „Nyaaaaaa… Beeil dich…“ „Ich bin schon fertig. Du hättest ruhig schon vorgehen können.“ „Nyaaaa, ich will aber mit dir zusammen runtergehen!“ Schon klebte das rothaarige Energiebündel an Oishis Arm und der fügte sich seufzend in sein Schicksal. Es war zwar eine schöne Zeit gewesen, aber er war doch froh, wenn er wieder zu Hause war… Kaum war er Eiji nach draußen gefolgt, verflog die leise Wehmut augenblicklich. Die Kleinen hatten ja ordentlich was auf die Beine gestellt. Auf einem langen Tisch standen genug Salate, dass jeder Geschmack bedient wurde, Taka-san stand an einem reich bestückten Grill und Fudomines Kamio hatte die Musikauswahl übernommen. Trotzdem… die ganze Atmosphäre hatte etwas Exotisches… „Was…?“, wollte er gerade fragen, aber Tachibana Ann kam ihm zuvor. Sie hatte die beiden Nachzügler als erstes entdeckt und kam strahlend auf sie zu. „Ihr seid spät“, tadelte sie lachend. Als sie Oishis zweifellos verwirrtes Gesicht bemerke erklärte sie ohne sich groß bitten zu lassen: „Das ist eine Themenparty. Wir haben gelost und dabei kam „Mallorca“ heraus.“ „Mallorca?“, wiederholte Eiji verwirrt. Ann zwinkerte. „Na, in Erdkunde nicht aufgepasst? Das ist eine zu Spanien gehörende Insel im Mittelmeer. Wir denke, wir haben es ganz gut hingekriegt, nur ein Pool fehlt…“ Eiji sah immer noch sehr ratlos aus: „Mittelmeer? Spanien?“ Oishi seufzte. „Spanien liegt im Süden Europas. Das Mittelmeer bildet quasi die Grenze zu Afrika.“ Ann nickte begeistert. „Genau. Ah… Kamio-kun“ Weg war sie. Eiji sah ihr kurz nach, dann hüpfte er auf Taka-san zu und inspizierte das Fleisch mit erst skeptischem, dann hungrigem Blick. Oishi war nicht hungrig, deswegen nutzte er die Gelegenheit, sich umzusehen. Fuji rückte mal wieder Tezuka auf die Pelle, der aber wesentlich weniger ungehalten wirkte, als es bei jedem anderen der Fall wäre… nun ja, jeder der den strengen Kapitän von Seigaku und den Tensai kannte, musste förmlich riechen können, wie es zwischen den beiden funkte. Aber… eigentlich… wenn er ehrlich war, waren das verschwindend wenige. Von alleine wäre auch Oishi nie darauf gekommen, dass Fuji durchaus an Tezuka interessiert war, es hatte einige spöttische Bemerkungen von Eiji gebraucht, damit er endlich eins und eins zusammenzählen konnte. Folglich war er neben Eiji vermutlich der Einzige, der es sah. Obwohl… heute war es bei beiden merkwürdigerweise sehr offensichtlich… Aber weiter. Kaidoh stand wie üblich bei Inui und hörte ihm geduldig, aber diesmal nicht wirklich interessiert zu, Momo sah sich suchend nach jemandem um, schien ihn aber nicht zu finden… wobei es sich bei der gesuchten Person nicht um Echizen handelte, der war nämlich von Tomoka-chan in die Ecke gedrängt worden. Und das durfte man ruhig wörtlich verstehen. Ibu ging mit allerbester Laune Atobe auf die Nerven, der kurz davor schien, ihm Kabaji auf den Hals zu hetzen… etwas weiter amüsierten sich die Kisarazu-Zwillinge über Yuuta, der gestenreich mit irgendjemandem telefonierte, eifersüchtig beobachtet von Mizuki. Wer auch immer am anderen Ende der Leitung war, - auch wenn es sich bei dem Gesprächsmedium um ein Handy handelte - es passte dem intriganten Manager von St. Rudolph überhaupt nicht. Sanada dagegen diskutierte mit Yanagi, war aber erstaunlich gut gelaunt… was Oishi zu der Frage brachte, was in den Getränken war, die Sengoku so großzügig verteilte. Einer Eingebung folgend sah er wieder zu Inui, der jetzt sein allgegenwärtiges Notizbuch in der Hand hielt und etwas hineinschrieb. Natürlich. So eine Gelegenheit, Daten zu sammeln ließ der sich der Data-Spieler natürlich nicht entgehen. Oishi beschloss, die Getränke hier sicherheitshalber nicht anzurühren - er hatte einen vagen Verdacht, was da drin war. Eiji beäugte derweil das Zeug ein wenig misstrauisch, ihm war anscheinend auch aufgefallen, dass die Übrigen sich ein wenig… untypisch verhielten. Trotzdem ließ er sich von Sengoku einen Becher andrehen. Plötzlich brachen die Zwillinge in lautes Gelächter aus und als Oishi in ihre Richtung blickte, sah er auch warum. Mizuki hatte sich Yuutas Handy gekrallt und in die Büsche geworfen… was dem jüngeren Fuji gar nicht passte. Mit einem Haufen gegen den Manager von St. Rudolph gerichteter, heftiger Flüche sprang er dem Handy hinterher und ward nicht mehr gesehen. Atsushi - der mit den kurzen Haaren und dem roten Band - nutzte die Gelegenheit, sich breit grinsend an Mizuki heranzuschleichen und etwas augenscheinlich nicht besonders... Nettes zu sagen. Mit dem Ergebnis, dass Mizuki mit einem wütendem Aufschrei auf ihn losging. „Hoi, der ist aber wütend…“ Eiji war wieder aufgetaucht und hatte jetzt doch einen Becher mit diesem komischen orangefarbenen nun… Gift war vermutlich zu viel gesagt… Flüssigkeit in der Hand. Oishi musterte es skeptisch. „Hast du es schon probiert?“ „Bin ich denn wahnsinnig? Hast du gesehen, wie Inui alle beobachtet, die es trinken?“ „Ich sehe, wie sich einige hier benehmen… meinst du, ich soll…“ Oishi war sich nicht sicher, ob er die beginnende Prügelei zwischen Mizuki und Atsushi verhindern sollte. Eigentlich ging es ihn ja nichts an, sie gehörten nicht zu seinem Team und waren ganz offensichtlich nicht mehr Herr ihrer selbst, andererseits interessierte sich da sonst niemand für… von den Trainern war niemand zu sehen… was vermutlich wirklich besser… Moment mal! Wo war Tezuka? Und Fuji war auch weg… Na, hoffentlich machten die beiden keine Dummheiten. Inui hatte sich inzwischen voll auf Ibu und Atobe fixiert und schrieb sich die Finger wund. Was auch immer es bringen sollte, die Gegner und die Konkurrenten im eigenen Team unter Alkoholeinfluss zu beobachten. Wollte er in seinen nächsten Penal Tea etwa auch… Nein. Da würde Tezuka ihn wohl achtkantig aus dem Team werfen. Hoffentlich. Eine Bewegung neben ihm lenkte Oishi kurzzeitig ab. Eiji hatte an dem Getränk genippt und zog leicht die Nase kraus. „Schmeckt nicht schlecht, aber… komisch.“ „Kein Wunder, da ist Alkohol drin.“ „Huh? Aber… wir dürfen doch noch gar nicht…“ „Ich weiß. Irgendjemand sollte dringend mal ein Wörtchen mit Inui reden…“ „Jemand wie du?“ „Äääh… also, weißt du…“ Eigentlich müsste er ja, schließlich war Tezuka nicht da, folglich hatte er die Verantwortung, aber… „Oishiii…“ Ein rothaariger Kopf erschien in seinem Blickfeld. „Du machst dir mal wieder zu viele Gedanken“, stellte Eiji ganz richtig fest. „Außerdem... wenigstens vergiftet er jetzt niemanden…“ „Schon aber…“ „Komm schon, entspann dich.“ Eiji grinste, zwinkerte Oishi kurz zu und bevor der es verhindern konnte, hatte der Rotschopf den ganzen Becher in einem Zug geleert. „Wär doch eine Schande, wenn wir es als Einzige nicht probiert haben, oder?“ Da war Oishi ganz anderer Meinung. Es gab Dinge, die mussten nun wirklich nicht sein. Zumindest nicht, wenn man gerade zu Inuis neuestem Versuchskaninchen geworden war… „Es schmeckt aber gar nicht mal so schlecht… hätte ich nicht erwartet…“ Natürlich. Hätte Inui seinen normalen Gewohnheiten nachgegeben, hätte er wohl nur sehr wenige Daten bekommen. Höchstens, wer sich am schnellsten übergeben würde. Wobei wohl nach dem ersten Opfer alle einen Bogen um das Zeug gemacht hätten. „Ich hol mir noch was.“ Eiji war ja für seine Schnelligkeit bekannt, aber diesmal war es selbst für Oishi, der das ja schon gewöhnt war, ein wenig zu fix. Plötzlich war die Stelle neben ihm leer… Das konnte ja heiter werden… Jetzt musste er sich um einen betrunkenen Eiji kümmern! Er wollte sich gar nicht ausmalen, wie sich der Alkohol auf den ohnehin schon hyperaktiven Jungen auswirken würde… Es stellte sich aber als relativ harmlos heraus. Eiji hatte den zweiten Becher gerade mal halb geleert, als er wieder angewankt kam - vermutlich wäre er bei seinem üblichen Tempo vor den nächsten Baum gerannt - und sich laut jammernd an seinen Doppelpartner hängte: „Oishiiiiii… das Zeug ist gaaaanz gemein…“ „So…?“ Das hätte Eiji sich auch schon vorher denken können, schließlich war es das Rezept mit Sicherheit auf Inuis Mist gewachsen. Mit einer Sicherheit von 100%, um es mal mit dessen Worten zu sagen. „Der Boden bewegt sich so doll…“ Soso, der Boden bewegte sich also. Oishi beobachtete aus dem Augenwinkel wie Inui interessiert näher kam und beschloss, Eiji lieber aus der Schusslinie zu bringen. Sollte dieser Stalker sich doch von den anderen seine Daten holen, bei Eiji würde ihm das bestimmt nicht gelingen. „Oi! Oishi… Kikumaru sieht nicht gut aus…“ Oishi hatte gar nicht bemerkt, dass Oshitari von Hyotei näher gekommen war, mit einem etwas angeschlagen aussehenden Ohtori im Schlepptau. „Wir sollten die beiden besser reinbringen, sonst kippen die uns noch um…“ Oshitari deutete auf die beiden Bündel Elend. Oishi nickte. „Ich wollte Eiji gerade in unser Zimmer bringen…“ „Ich komme mit, er konnte mir immerhin noch sagen, wo sein Zimmer ist…“ „Direkt neben unserem.“ „Sehr gut… ich war mir nicht ganz sicher, ob ich ihn richtig verstanden habe…“ Wie um das zu bestätigen murmelte Ohtori etwas vollkommen Unverständliches. Oshitari verdrehte genervt die Augen. „Siehst du? So geht das schon die ganze Zeit.“ „Wo ist denn Shishido?“ Wäre es nicht eigentlich dessen Aufgabe, sich um den sturzbetrunkenen Zweitklässler zu kümmern? „Ja… das frage ich mich auch. Aber ich habe ihn seit einer Stunde nicht mehr gesehen… und Choutarou kann ich schwer fragen…“ Nein… das wäre wohl sehr unergiebig gewesen. Aber gut, sobald Ohtori - und auch Eiji -ins Bett gesteckt wären, würde sich das Problem ohnehin von selber lösen. Hoffte Oishi jedenfalls. Vermutlich war es sein Glück, dass Eiji keinen Alkohol gewöhnt war, der andere Junge wankte freiwillig ins Bett, jammerte noch ein wenig, dass sich alles drehen würde und schlief schließlich ein. Als Eiji schlief, trat Oishi an das Bett seines Freundes und betrachtete ihn aufmerksam. Wenn Eiji schlief konnte man sich gar nicht vorstellen, wie anstrengend er werden konnte, so war er ganz friedlich… wie eine Katze, die sich für den Moment zusammengerollt hatte und sich vor dem nächsten Versuch, Chaos zu verbreiten, noch ein wenig erholte. Oishi mochte Katzen. Vor allem diese Rote, die nun leise vor sich hin murmelte. Doch… Eiji war wirklich wie eine kleine Katze. Laut, auffällig, chaotisch, anstrengend, hyperaktiv, launisch aber auch unglaublich anschmiegsam liebenswert. Mit einem leichten Lächeln strich Oishi seinem Partner einer der roten Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Schlaf gut… Eiji.“ ~*~~*~Ende~*~~*~ Kapitel 7: Grenzen ------------------ Titel: Grenzen Challenge: Grenze (deswegen ist der Titel jetzt mal besonders originell -.-° Sorry Leute...) Pairing: TezFuji Anmerkung: Es hat lange gedauert, ich weiß… sorry. Nya, dieser Teil schließt an die vorletzte Challenge an, spielt nur ungefähr einen Monat später. Ich hoffe, ich habe es nicht zu sehr versaut, ich hatte leider nur sehr wenig Zeit zum schreiben, die Uni frisst meine Freizeit (von meiner Kreativität ganz zu schweigen) förmlich auf und meine Muse droht schon mit Auswanderung ^^° Was war noch… Ach ja! Bitte, lasst mich für Hana am Leben. Ich weiß, wir haben alle schlechte Erfahrungen mit weiblichen OCs gemacht und ich habe mein bestes getan um zu verhindern, dass sie eine Mary-Sue wird. Ich hoffe, es ist mir gelungen. Dank an: Yamica, SabakunoYoru, Sammelbegriff und Maya, die meine letzte Challenge kommentiert haben. Sagt mal... irre ich mich, oder waren da mal mehr Kommentatoren? Ich bin zu verwöhnt. Nachbemerkung zur letzten Challenge: Die meisten wollten wissen, wie es weitergeht… ich habe erst überlegt, eine Fortsetzung zu schreiben, mich dann aber dagegen entschieden. Lasst eurer Fantasie freien Lauf ^.~ Falls aber besonders witzige Ideen dabei rauskommen, würde ich sie gerne erfahren XDDD Special Thanks: dat_azra, die mal wieder gebetat hat und euch vor den schlimmsten Tippfehlern und schiefen Sätzen bewahrt. Musik beim Schreiben: Kimeru ~*~*~*~*~ Heute ist ein besonderer Tag. Mehr oder weniger. Einige würden sagen, an diesem Tag sei nichts besonderes, nur um mich zu ärgern. Aber ich weiß es besser und die selbsternannten Scherzkekse natürlich auch. Es hängt vom jeweiligen Charakter der anderen ab, wie lange sie es schaffen, meinen Geburtstag zu ignorieren und diesen Tag als vollkommen normal abzutun. Ein Beispiel: Gestern noch hat sich Eiji mit den Worten „Schon blöd, dass es dieses Jahr nicht klappt… vielleicht hast du nächstes Jahr mehr Glück“ verabschiedet. Und heute… „Hoooooi!“ Etwas umarmt mich stürmisch. Ich muss wohl nicht mehr erwähnen, dass es sich bei diesem Etwas um Eiji handelt, oder? „Happy Birthday, Fujiko-chan!“ Ja, ihr habt richtig gehört. Heute ist mein 15. Geburtstag. Mehr oder weniger. Da ich gemeinerweise am 29. Februar geboren wurde, hat Eiji eigentlich schon ganz Recht gehabt, erst nächstes Jahr ist wieder ein Schaltjahr. Deswegen findet mein Geburtstag dieses Jahr am 1. März statt. Mich stört es nicht, die anderen haben ihren Spaß - nächstes Jahr wird mir wohl zum 4. Geburtstag gratuliert werden, wie ich einige kenne - also sind alle zufrieden. Eiji entlässt mich aus seiner heftigen Umarmung und ich erwidere belustigt: „Ich denke, ich habe erst nächstes Jahr Geburtstag…“ „Nyaaaa… ich weiß… aber das dauert mir noch zu lange. Dein Geschenk gibt es aber erst später, ich wollte es nicht mit zur Schule nehmen… kommst du nach dem Training noch mit zu mir? Oder hast du schon was mit deiner Familie vor?“ „Nein, erst Sonntag. Mein Vater kommt erst morgen wieder und Yuuta ist noch auf Klassenfahrt. Meine Großeltern haben sich auch angemeldet…“ Ich seufze leicht. Ich mag meine Familie, wirklich. Aber nur in Maßen und nicht alle auf einmal. Vor allem nicht, wenn das Schuljahr sich dem Ende zuneigt und damit auch meine Zeit auf der Mittelschule. Und die Erwartungen meiner Familie bezüglich der Aufnahmeprüfungen für die Oberschule sind natürlich entsprechend hoch… Ich schüttele den Gedanken ab. Bis auf Taka-san werden alle meine Freunde auf dieselbe Oberschule wie ich gehen, es gibt keinen Grund, wehmütig zu werden, oder sich unnütze Sorgen zu machen. Allein wegen unserer sportlichen Leistungen reißen sich die Schulen um uns… „Hoi, Fuji… du siehst nicht so begeistert aus…“ Typisch Eiji… wieder mal hat er mich durchschaut. „Ich habe nur daran gedacht, dass in einem Monat unsere Zeit an der Mittelschule vorbei ist…“ „Freu dich doch! Endlich bekommst du wieder Gegner, die dir überlegen sind.“ Ich sehe Eiji scharf von der Seite an. Das bleibt immer noch abzuwarten. Aber er hat Recht, es werden mich auf jeden Fall neue Herausforderungen erwarten… im Tennis und anderswo. Aber ich habe keine Lust, ausgerechnet jetzt darüber nachzudenken, solche Gedanken passen einfach nicht zu mir. Einfach um das Thema zu wechseln, stimme ich zu, nach dem Training noch mit zu ihm zu kommen. Er grinst, als hätte er nichts anderes erwartet. Den restlichen Weg unterhalten wir uns über das Übliche. Tennis, die Hausaufgaben, die Eiji, seit er sich mehr anstrengt um die Aufnahmeprüfungen zu bestehen, sogar regelmäßig macht, und die übrigen kleinen Ärgernisse des Alltags. An der Schule angekommen steuern wir sofort das Clubhaus des Tennisclubs an. Dort sind bisher nur Oishi, Inui und natürlich Tezuka schon anwesend. Oishi ist der erste, der mir gratuliert, Inui sieht nur kurz von seinem Notizbuch auf, und murmelt einen Glückwunsch und Tezuka… tritt auf mich zu, so nah, dass ich den Kopf in den Nacken legen muss, um in sein Gesicht zu sehen, und sagt leise: „Herzlichen Glückwunsch.“ Ich spüre, wie sich ein ehrliches Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitet. „Danke…“ Ich bin mir Tezukas Anwesenheit fast übermäßig stark bewusst und das liegt nicht nur daran, dass er so nah vor mir steht, dass wir uns fast berühren und ich seinen Geruch deutlich wahrnehmen kann. Obwohl wir uns in den vergangenen paar Wochen schon ein großes Stück näher gekommen sind, steht immer noch eine Grenze zwischen uns. Eine Grenze, derer wir uns beide bewusst sind, die aber keiner zu überschreiten wagt. Nun scheinen wir kurz davor zu stehen, den entscheidenden Schritt zu machen, aber wie der aussehen wird, weiß ich nicht… Die Luft scheint richtig zu knistern, die Gespräche der anderen habe ich schon längst ausgeblendet und Tezuka scheint es nicht anders zu gehen. Seine braunen Augen sehen direkt in meine. Ich sehe ihn ebenfalls ganz offen an, obwohl ich weiß, dass meine - für meinen Geschmack zu ausdruckstarken - Augen ihm vermutlich mehr über mich verraten, als mir lieb ist. Dann öffnet sich die Tür und ein kühler Windstoß fährt zwischen uns. Tezuka blinzelt und weicht einen Schritt zurück. Der Moment ist vorbei und die Zeit, die kurz stillzustehen schien, läuft weiter. Ich bin enttäuscht, lasse es mir aber nicht anmerken und wende mich mit meinem üblichen Lächeln den Neuankömmlingen zu. Echizen betritt, gefolgt von Momo, gähnend den Raum, wünscht uns in seinem üblichen gelangweilten Ton einen guten Morgen und beginnt sich umzuziehen. Ich krame ebenfalls meine Tennissachen aus der Tasche und sage beiläufig: „Du bist früh dran, Echizen…“ „Hmmm… Momo-senpai war zu früh…“, lautet die knappe Antwort. Momo grinst breit. Er ist mit voller Absicht zu früh gekommen, das sieht man ihm deutlich an. Nun, das ist auch keine schlechte Idee, so oft wie Echizen immer verschläft… Eiji ist meiner Meinung. „Hoi, Ochibi, dann bist du wenigstens pünktlich!“ Er zittert wie eine aufgeregte Katze, weil er Echizen wohl zu gerne mit einer seiner Knuddelattacken „beglücken“ würde, aber Oishi hat eine Hand auf seine Schulter gelegt und hält ihn so davon ab. Er tut mir wirklich Leid… Oishi, meine ich. Eiji ist ein seht anstrengender Mensch, immer steht er unter Strom. Sein Doppelpartner ist immer der ruhige Gegenpol, der ihn wieder beruhigen kann, ganz egal, wie schlimm es auch sein mag. Ich bewundere ihn dafür, weiß ich doch selber wie schwer das ist. Man sieht Eiji seine Gefühle deutlich an, er trägt sie vor sich her, wie auf einem Silbertablett. Ob er glücklich ist, frustriert oder einfach nur traurig, es springt einen förmlich an, wenn man ihn nur von weitem sieht. Seit neustem schwärmt er für ein Mädchen aus der Nachhilfeschule, die er seit einiger Zeit besucht. Ich habe sie gesehen, als ich ihn mal dorthin begleitet habe. Naja, ich habe dort ein paar nette Tricks aufgeschnappt, komplizierte Matheaufgaben zu lösen… sollte ich mal auf eine stoßen, die mich überfordert, werde ich mal darauf zurückgreifen. Ansonsten habe ich mich wie erwartet zu Tode gelangweilt und die Gelegenheit genutzt, mir das Mädchen näher anzusehen, das auf Eijis anderer Seite saß und von dem er mir am Abend vorher erzählt hatte. Nett… wirklich. Sie hat eine ruhige, höfliche Art, die sie mir sofort sympathisch machte. Hin und wieder diskutierten Eiji und sie leise, ich dagegen war schnell vergessen. Hana… genau, das war ihr Name. Nun ja, um zum Thema zurückzukehren, es ist Eiji sehr, sehr deutlich anzusehen, dass er verliebt ist. Und Oishi weiß genauso gut wie ich - und vermutlich jedes andere Mitglied des Tennisclubs -, dass es sich dabei um ein Mädchen handelt. Und auch, wenn ich nicht besonders viel mit ihm zu habe… er tut mir Leid. Wirklich. Er wird Eiji nie sagen können, was er für ihn fühlt. Bei Tezuka und mir ist das anders. Ich kann mit jedem Mal wo ich ihn treffe mehr spüren, wie es knistert und sich wohl bald endgültig entzünden wird. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis es soweit ist. Wir müssen nur noch diese letzte Grenze überschreiten. Müssen nur noch den Mut dafür aufbringen… Mein Blick wandert zu unserem Kapitän, der sich anschickt, nach draußen zu gehen. Schnell ziehe ich den Reißverschluss meiner Trainingsjacke hoch und folge ihm. Eiji sieht mir grinsend nach und springt Echizen dann doch an. Ich höre noch dessen empörten Aufschrei, bevor ich die Tür hinter mir zufallen lasse. Schweigend gehen Tezuka und ich nebeneinander zu den Tennisplätzen, wo die Erstklässler bereits die Netze aufbauen. Ich mag diese Momente. Wenn wir nur nebeneinander stehen und nichts sagen. Es ist einfach nicht nötig. Tezuka hat etwas an sich, was einfach wahnsinnig beruhigend auf mich wirkt. Wenn er nicht gerade wütend auf mich ist, natürlich. Aber das ist jetzt zum Glück nicht der Fall. Mir wird fast schlecht, wenn ich daran denke, wie viel ich beinahe unabsichtlich kaputt gemacht hätte… Ich weiß, es bringt nichts mehr, sich deswegen Gedanken zu machen, wir haben es überstanden und sind uns sogar ein wenig näher gekommen, aber trotzdem. Ich will nie wieder auf diese Art von Tezuka ignoriert werden, wie er es vor einem Monat getan hat. „Fuji…?“ Tezukas Stimme holt mich in die Wirklichkeit zurück. Er steht ein paar Meter vor mir und sieht mich ruhig, wenn auch ein wenig verwirrt an. Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich stehen geblieben bin. Ein wenig verlegen lächele ich ihn an. Nicht auf die übliche Art… nicht ganz. Es ist ein wenig ehrlicher. Ich weiß nicht, ob er den Unterschied bemerkt, ansehen kann man es ihm nicht. „Tut mir Leid… ich war in Gedanken.“ „Das habe ich gemerkt.“ Sein Blick wandert zu den Erstklässlern, die gerade das letzte Netz fertig aufgebaut haben und sich nun unterhalten, dann wieder kurz zu mir. „Kommst du?“ Ich nicke lächelnd. Noch vor sehr kurzer Zeit hätte er mir so eine Frage nie gestellt, er hätte einfach entweder erwartet, dass ich ihm folge oder es wäre ihm egal gewesen. Mir ist es lieber, wenn es ihn interessiert, was ich tue oder möchte. Er wartet zwar nicht auf mich, aber das stört mich nicht, geht er doch wenigstens ein wenig langsamer als sonst, damit ich ihn einholen kann. Das gelingt mir allerdings erst, als wir die Plätze betreten und von unseren jüngeren Mitschülern höflich begrüßt werden. Ich winke ihnen nur kurz zu und beginne mit ein paar Dehnübungen. Tezuka dagegen geht seinen Verpflichtungen als Kapitän nach, soll heißen, er gibt den Erstklässlern noch ein wenig zu tun, nämlich sich warmzulaufen. Es dauert nicht lange und die anderen gesellen sich zu uns, stellen ihre Sachen auf eine der Bänke und gratulieren mir zum Geburtstag. Dann bilden sich die üblichen Grüppchen. Inui steht wie immer ein wenig abseits und schreibt etwas in sein Notizbuch… vermutlich haben Tezuka und ich ihm vorhin sehr interessante Daten beschert, auch wenn ich nicht weiß, wofür er die verwenden will. Ich sollte trotzdem in Zukunft besser aufpassen… es wäre sehr unschön, würde Inui mich irgendwann doch mal durchschauen können, nur weil ich unachtsam war. Dann beginnt das Training und alles ist wie immer. Nun… nicht ganz. Echizen wirkt ein wenig merkwürdig auf mich. Dem Blick nach zu urteilen, den er mir zugeworfen hat, nachdem Momo und Kaidoh ihren allmorgendlichen Streit für genau die Zeit, die sie brauchten um sich den Gratulanten anzuschließen, unterbrochen haben, hat er entweder gar nicht gewusst, dass ich heute Geburtstag habe, oder er hat es vergessen. Möglich wäre beides. Ich mag Echizen, wirklich. Aber jeder weiß, dass es neben Tennis und seiner Katze kaum etwas gibt, was ihn wirklich interessiert, was ihn ein wenig kompliziert macht. Und seit dieser speziellen Sache hat er sich immer bemüht, einen Bogen um mich zu machen, was die anderen irritierend, ich dagegen erst höchst amüsant fand. Jetzt beginnt es mich zu beunruhigen. Echizen gehört zu der Sorte Mensch, die Gefühle, die ihnen nicht passen, nach Möglichkeit einfach ignorieren, was wirklich sehr schade ist. Die erste Liebe ist doch etwas Wunderbares… nun ja, wenn die Gefühle unerwidert bleiben, hält sich das vermutlich in Grenzen. Aber vielleicht schätze ich ihn auch falsch ein und ich habe ihn einfach nur verschreckt. „Hoi, Fuji! Was ist so lustig?“ Ich war schon wieder in Gedanken versunken und habe gar nicht gemerkt, dass Eiji neben mir steht und mir verwirrt ansieht. Ich sage nichts, sondern deute nur mit einem vielsagenden Grinsen auf Echizen, der sich nach Kräften bemüht, nicht herzusehen. „Nya, spielt Ochibi immer noch Verstecken mit dir?“ „Es sieht fast so aus…“ „Du solltest mal mit ihm reden“, meint mein bester Freund nach einer Weile, während wir langsam beginnen, uns warmzulaufen. „Es macht nicht den Anschein, als würde Echizen besonderen Wert darauf legen, mit mir zu reden.“ „Miese Ausrede! Das hat dich doch sonst nie abgehalten.“ „Da hast du natürlich Recht…“ Natürlich. Ich werde mich wohl mal untypisch verhalten müssen… nun, es wird meinem Ruf wohl nicht übermäßig schaden, schließlich war ich schon immer gerne unberechenbar. Als Eiji und ich nach dem Training gemeinsam zum Schulgebäude gehen, frage ich ihn schließlich nach Hana. „Habt ihr schon ein Date ausgemacht?“ Wie erwartet, bringt das Eiji vollkommen aus dem Konzept. Er wird rot und starrt mich an wie ein verschrecktes Kätzchen. „Nyaaaa… Fujiko-chan… es ist gemein, so etwas zu fragen!“ „Es ist eine einfache Frage, nichts weiter. Habt ihr, oder habt ihr nicht.“ Eiji sollte froh sein, dass ich ihn direkt frage und nicht wie sonst immer die Hintertür nehme. Er mag diese Art nicht besonders… wenn ich mich ihm gegenüber so verhalte. Trifft es einen der anderen, ist das natürlich wieder lustig. „Nyaaa… noch nicht…“ Es ist süß, mitanzusehen, wie er sich vor Verlegenheit windet. „Und warum nicht?“, hake ich nach. Diesmal wirft er mir einen empörten Blick zu. Der glaubt doch wohl nicht ernsthaft, dass ich ihn jetzt vom Haken lasse, nur weil er mein bester Freund ist? Da hat er sich aber geschnitten. Wir haben unseren Klassenraum schon fast erreicht, bis er antwortet. „Nyaaaa… hat sich noch nicht ergeben.“ Übersetzung: Er hat sich noch nicht getraut. Das sage ich ihm auch laut. Alles, was ich von der Antwort verstehe ist ein empörtes „Nyaaaaaaa!“ Der Rest ist vollkommen unverständlich. Dann hat er sich wieder gefangen - zumindest versteht man ihn wieder - und Eiji flüstert: „Du hast es mit Tezuka doch auch noch nicht hingekriegt.“ „Das ist bei ihm nicht ganz einfach…“ „Seit wann hält dich das auf?“ Eine berechtigte Frage. Ich bin wirklich ungewohnt zurückhaltend geworden. Das sollte ich vielleicht mal ändern… So viele Dinge, die ich noch klären sollte… Aber nicht jetzt, der Unterricht beginnt und ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit sollte ich ihm schon widmen. Ich begegne Echizen erst kurz vorm Nachmittagstraining, er steht wie bestellt und nicht abgeholt unten an der Treppe des Schulgebäudes, als Eiji und ich runter gehen. Wie es aussieht, hat er auf mich gewartet… Als er beinahe von einem begeisterten Eiji umgeworfen wird, bereut er es augenblicklich, zumindest seinem sehr genervten Gesichtsausdruck nach zu schließen. Schließlich lässt Eiji von ihm ab und Echizen wünscht sich anscheinend sehnlichst sein Kappie herbei, das er im Unterricht aber nicht tragen darf. Ich kann ihn gut verstehen, manchmal hat man einfach den Drang, sich zu verstecken… „Fuji-senpai…“, nuschelt er schließlich. „Echizen…“, gebe ich lächelnd und ein wenig fragend zurück. Eiji dreht sich auffällig unauffällig um, damit Echizen sein Grinsen nicht sieht. „Ich…“, er wirft Eiji einen wütenden Blick zu und konzentriert sich dann ganz auf mich, „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag…“ Ich lege leicht den Kopf schief. „Danke… Du wirkst ein wenig nervös.“ Ich kann es mir nicht verkneifen, aber er ist einfach zu süß, wie er so verlegen vor mir steht. „Mada mada dane…“ „Wenn du meinst… Eiji? Sagst du Tezuka, dass Echizen und ich ein wenig später kommen?“ „Hoi?“ Eiji vergeht das Lachen auf einen Schlag, als ich ihn darum bitte, dem immer auf die Regeln bedachten Tezuka zu sagen, dass ich gegen eine dieser Regeln zu verstoßen gedenke. „Er wird dir schon nicht den Kopf abreißen… höchstens mir, wenn ich zum Training komme…“ Aber es ist wahrscheinlicher, dass es dreißig Runden werden. „Aber… Fuji-senpai, du kannst doch nicht…“ Echizen passt das genauso wenig. „Sieh es als Geburtstagsgeschenk. Ich werde versuchen, mich zu beeilen.“ Echizen sieht mich ein wenig beleidigt an, widerspricht aber nicht. Eiji murmelt etwas, was ich nicht verstehe und lässt uns alleine. „Komm, hier im Flur redet es sich schlecht“, sage ich zu meinem Kouhai und bedeute ihm, mir zu folgen. Wenig später stehe ich am Fenster eines Klassenraumes, von dem man einen wunderbaren Blick auf die Tennisplätze hat, und sehe hinaus. Echizen hat sich nun endgültig damit abgefunden, dass ich ihn nicht so schnell vom Haken lasse und sitzt hinter mir auf einem Tisch. „Warum weichst du mir aus?“, beginne ich das Gespräch ganz entgegen meiner Gewohnheiten mit einer direkten Frage. Ich kann förmlich spüren, wie Echizen zusammenzuckt, sehe ihn aber nicht an. Gerade redet Eiji mit Tezuka, dessen Reaktion ich aufgrund der Entfernung leider nicht erkennen kann. Wirklich schade. Nach einer ganzen Weile antwortet Echizen: „Ich… weiche dir gar nicht aus…“ „Nicht? Nun… mir kam es so vor.“ Draußen beginnen die ersten damit, sich warmzulaufen. Ich drehe mich immer noch nicht um. „Hat es mit der Sache von vor einem Monat zu tun?“ Schweigen. Ich kann sein Spiegelbild ganz schwach in der Fensterscheibe erkennen, und sehe, dass ich den Nagel auf den Kopf getroffen habe. Also nicke ich leicht, um ihm zu zeigen, dass ich begriffen habe. Was ihm nicht besonders gut gefällt, denn jetzt macht er doch den Mund auf: „Es ist nicht… was du denkst.“ Nun drehe ich mich doch um. „Was denke ich denn?“ Diese Frage ist unfair. Das weiß ich. Echizen wirft mir einen giftigen Blick zu, ich lächele nur ein wenig mehr, werde dann aber ernst und sehe ihn ruhig an. „Ich weiß… ich habe dich sehr durcheinander gebracht, das hätte ich nicht tun sollen. Ich entschuldige mich noch mal dafür. Aber es kommt vor, dann überfällt es mich einfach. Ich habe leider nicht bedacht, wie jung du noch bist…“ Könnten Blicke töten, wäre ich spätestens jetzt ein Fall für den Notarzt, aber so kann ich mit einem Zwinkern fortfahren: „Würdest du dich ein wenig mehr deinem Alter entsprechend verhalten, hätte ich mehr Rücksicht genommen.“ Jetzt ist er beleidigt, ich kann es sehen. „Du bist auch nicht fair gewesen…“, grummelt er. Ich lächele nur und erkläre geduldig: „Ich spiele immer fair. Du kennst nur die Regeln nicht.“ „Ist dasselbe.“ „Nicht ganz…“ „Doch.“ Ich ziehe es vor, mich nicht darauf einzulassen und sehe wieder aus dem Fenster. Ich warte. Nach einer ganzen Weile spricht Echizen mich wieder an: „Fuji-senpai…“ „Hm?“ Ich drehe mich noch nicht um, mir ist etwas aufgefallen… oder eher: Jemand. „Hast du gar nichts ernst gemeint?“ Jetzt drehe ich mich doch um. „Doch. Jedes einzelne Wort.“ Als er mich überrascht und ein wenig verwirrt ansieht, fahre ich fort: „Wie du es interpretierst, ist selbstverständlich dir überlassen. Aber in einem kannst du dir sicher sein: Ich lüge nicht. Ich dehne die Wahrheit ein wenig aus, aber ich würde niemals etwas sagen, was vollkommen aus der Luft gegriffen ist.“ „Also… was du mir gesagt hast… dass du dich für jemanden interessierst…“ Er hat es sich gemerkt… ich bin beeindruckt. Aber ich zeige es nicht, sondern lächele nur. „Und es sich dabei nicht um ein Mädchen handelt“, vervollständige ich den Satz, als Echizen nicht weiterspricht, „Das stimmt. Leider ist er schwer zu knacken…“ „Wer…“, er bricht ab. Ich will ihn nicht weiter vollkommen im Unklaren lassen und sage sanft: „Ich möchte es gerne für mich behalten, ich hoffe, das verstehst du. Aber… er ist älter als ich.“ „Verstehe.“ „Tut mir Leid.“ „Macht nichts…“ Er ist enttäuscht, ich kann es sehen. Mit einem diesmal ehrlichen Lächelnd trete ich einen Schritt auf ihn zu. „Mach dir nicht zu viele Gedanken deswegen, das bereitet nur Kopfschmerzen. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede.“ Er nickt und sagt dann: „Wir sollten zum Training gehen… wenn ich wegen dir Runden laufen muss, lädst du mich zum Burgeressen ein.“ „Saaa… Mal sehen.“ „Es ist deine Schuld, dass wir zu spät kommen“, stellt er noch einmal klar. „Du hättest nicht mitkommen brauchen.“ „Mada mada dane.“ Wie erwartet ist Tezuka gar nicht begeistert von unserer Verspätung. Überhaupt nicht begeistert. Aber er ist erstaunlich großzügig, wir müssen nur 25 Runden laufen, während die anderen mal wieder mit Inuis Penal-Tea bedroht werden. Plötzlich stört es Echizen gar nicht mehr so sehr, dass wir stattdessen Runden laufen müssen, was ihn nicht davon abhält, mich daran zu erinnert, dass ich ihn einladen muss. Als ob ich das vergessen würde… Als ich meine 16. Runde gedreht habe, fällt mir die Person, die ich schon von dem Klassenzimmer aus gesehen habe, wieder auf. Es ist ein Mädchen. Sie fällt einem auf den ersten Blick eigentlich nur wegen ihrer fremden Schuluniform ins Auge… ansonsten ist sie eher unscheinbar. Glatte, schwarze Haare, die ihr bis auf die Schultern fallen, ein hübsches aber nicht besonders herausstechendes Gesicht… dafür aber ein nettes Lächeln. ` Ach ja, und sie ist größer als ich. Das ist zwar nicht schwer, aber ich wollte es trotzdem erwähnt haben. Nur wenige Mädchen überragen mich nämlich so weit, wie dieses Exemplar. Ich sehe mich kurz nach Tezuka um, der damit beschäftigt ist, einen Zweitklässler zur Schnecke zu machen und bleibe bei ihr stehen. „Du bist Hana, nicht wahr?“ Ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus, als sie mich erkennt. „Fuji. Ich dachte, ich schaue mir mal euer Training an…“ Ihre Stimme ist ein wenig unsicher, also sage ich: „Eiji wird sich bestimmt freuen, dich zu sehen.“ „Ich hoffe doch…“, sie grinst ein wenig. Tja, wenn Eiji es nicht hinkriegt, ein Date zu verabreden, müssen die Mädchen mal selber aktiv werden. „Das erste Team unseres Volleyballclubs hat heute ein Turnier, deswegen haben wir anderen frei… meinst du, Eiji hat nach eurem Training Zeit?“ Ups… sieht aus, als müsste ich auf mein Geschenk noch ein wenig länger warten. „Fuji!“ Tezuka hat bemerkt, dass ich stehen geblieben bin… aber das war zu erwarten. Bevor er mir noch mehr Runden aufbrummt, nicke ich Hana kurz zu und setze mich wieder in Bewegung. Als ich meine Runden endlich beendet habe und mich den anderen anschließen kann, mache ich Eiji überflüssigerweise auf den Besuch aufmerksam. Er hat Hana natürlich schon längst gesehen und hibbelt noch mehr rum, als sonst. Als ich ihm dann noch sage, was Hana ihn fragen will, ist es endgültig vorbei, sogar Oishi kann ihn nicht mehr beruhigen, was wirklich etwas heißen will. Schließlich hat Tezuka die Nase voll und schickt Eiji 20 Runden um den Platz. „Vielleicht ist er dann endlich müde…“, sagt er zu mir, als ich seine Anordnung mit einem leichten Grinsen quittiere. „Das glaube ich nicht…“ Auf einen kurzen Blick Tezukas hin deute ich auf Hana, die jetzt mit Eiji redet. Gerade in diesem Moment sieht mein bester Freund hilfesuchend zu mir, erblickt Tezuka und ist schneller wieder Bewegung, als ich es für möglich gehalten hätte. „Verstehe…“, ist Tezukas einzige Reaktion darauf, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er von der Entwicklung nicht gerade begeistert ist. Ich sehe zu ihm. „Es ist doch schön, wenn er verliebt ist…“ „Nicht, wenn er deswegen das Training noch mehr stört als sonst.“ „Du bist viel zu verkrampft… Das Schuljahr ist fast vorbei, lass ihnen doch mal ihren Spaß.“ Ich sehe mich schon wieder Runden laufen, aber dann überrascht er mich, indem er einfach „Ich werde es mir überlegen“, sagt. Aber das gilt noch nicht für heute, denn das Training geht weiter wie gewohnt und Inui packt eine neue Mischung aus. Eiji, der immer noch seine Runden läuft - und hin und wieder bei Hana hängen bleibt, wenn er denkt, Tezuka sieht es nicht - wird ein wenig langsamer, als er das bemerkt. Ich kann es ihm nicht verdenken, er verträgt jede Mischung ein wenig schlechter als die vorherige… So langsam beginnt das Zeug, selbst mir Angst zu machen… Trotzdem mache ich einen Fehler bei der Übung, die Inui sich für uns ausgedacht hat. Ich war… ein wenig abgelenkt. Als ob Inui darauf gewartet hätte, hält er mir ein Glas, dessen Inhalt aus einer Flüssigkeit von undefinierbarer Farbe besteht, vor die Nase. Hinter mir werden erste Würgegeräusche laut und ich bin geneigt, meinen Mitschülern zuzustimmen. Wäre es meine Art, mir so eine Blöße zu geben, natürlich. Nach außen hin ungerührt, aber innerlich mehr als skeptisch, nehme ich das Glas und betrachte den Inhalt neugierig. „Der will das echt trinken?“, flüstert jemand im Hintergrund. „Das Zeug ist bestimmt zu 100% tödlich…“ Nervöses Kichern folgt. Ich hoffe, die liegen mit ihren Prognosen genauso falsch, wie bis jetzt jeder, der versucht hat, mich einzuschätzen. Es wäre höchst unangenehm, sollte ich ausgerechnet an meinem Geburtstag von Inui vergiftet werden… Bevor ich es mir anders überlegen kann - und damit meinen Ruf vollkommen ruiniere - nehme ich einen großen Schluck. Ich hätte es besser gelassen, wirklich. Ich sorge nämlich gerade für die wohl größte Sensation, seit Echizen an unsere Schule gekommen ist. Mir wird kurz schwarz vor Augen, und dann finde ich mich in einer für mich höchst unangenehmen und für die anderen wohl höchst beängstigenden Situation wieder. Am Boden. Inuis neueste Kreation hat mich doch tatsächlich umgehauen. „Hoi, Fuji!“ Ich weiß zwar nicht, wie er das gemacht hat, war er doch gerade am anderen Ende des Platzes, aber Eiji ist als erstes an meiner Seite. „Alles in Ordnung?“ Seine Augen sehen mich besorgt an. Mein Stolz wird es mir verzeihen, dass ich ehrlich bin und den Kopf schüttele. Mir ist ziemlich schlecht… „Kannst du aufstehen?“ Ich gestehe, ich bin ein wenig überrascht, Tezukas Stimme zu hören, eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass Oishi mir diese Frage stellt. Als Antwort zucke ich leicht die Schultern und lasse mir, nachdem meinem armen Magen ein wenig Zeit gegönnt wurde, sich wieder zu beruhigen, von Oishi aufhelfen und zu den Bänken bringen. Eiji und Taka-san folgen uns, wobei Eiji irgendwas vor sich hinplappert, was ich nicht verstehe. Ich höre ihm aber auch nicht zu, muss ich gestehen. Ich brauche mehr Hilfe, als mir lieb ist und setze ich mich dankbar hin, als wir die Bänke erreicht haben. Der kurze Weg hat meinen Magen wieder zum rebellieren gebracht und ich hoffe, mir bleibt die Schmach erspart, mich übergeben zu müssen. Ich lasse mich leicht nach vorne sinken und atme ein paar Mal tief durch. Was auch immer Inui diesmal zusammengepanscht hat, es hat Wirkung gezeigt, und wie. Und zu meinem Bedauern hatte ich kaum Gelegenheit, den Geschmack festzustellen… Andere werden das Zeug wohl nicht überleben, also kann ich niemanden fragen. Sehr schade. Schließlich hebe ich den Kopf und sehe, wie Tezuka das Training fortführt. Eigentlich kann er die anderen aber auch gleich nach Hause schicken, die Disziplin des Teams ist vollkommen hinüber und als sich doch noch ein Opfer des Penal-Teas findet beendet Tezuka das Training einfach. Der Junge steht nämlich nicht mehr von alleine auf und wird von Arai und Momo weggetragen. Ich hatte eigentlich angenommen - die anderen wohl gehofft -, dass dieses Aozu-Zeug der Höhepunkt von Inuis zweifelhaftem Erfindungsreichtum gewesen wäre. Nun, ich wurde gerade eines Besseren belehrt. Dieser Giftmischer sollte besser beten, in unserer weiteren Schullaufbahn nicht gegen mich spielen zu müssen. Ich werfe ihm einen wütenden Blick zu, der Ryomas Fanclub zurückweichen lässt, Inui selber aber vollkommen kalt lässt. Er murmelt nur etwas für mich unverständliches und schreibt so schnell in sein Notizbuch, dass ich fast sicher bin, seinen Stift qualmen zu sehen. Er sieht erst auf, als Tezuka zu ihm geht und etwas sagt, womit er nicht gerechnet hätte. „Nya, der ist doch vollkommen verrückt, was war da drin?“, reißt Eijis empörte Stimme mich aus meinen Gedanken. „Ich will es lieber nicht wissen…“, entgegne ich mit einem etwas kläglich geratenen Lächeln. „Stimmt… ich auch nicht.“ „Geht es wieder?“, fragt Oishi besorgt, als ich mich ganz aufsetze. „Ich denke schon. Schade, ich weiß immer noch nicht, wie es schmeckt…“ Eiji sieht mich entsetzt an, Oishi schüttelt nur leicht den Kopf. Ich konnte ihn davon überzeugen, dass ich wieder in Ordnung bin, das ist gut. Das bedeutet nämlich, ich habe mich wieder im Griff, auch wenn es mir keinesfalls gut geht. „Was ist passiert? Ist alles in Ordnung?“ Hana hat sich zu uns gesellt und sieht ein wenig nervös von einem zum anderen. Eiji wird rot und plappert: „Das ist normal… nya, nicht, dass Fujiko-chan vergiftet wird, sondern dass überhaupt jemand vergiftet wird, ich meine…“ „Das ist Inuis Art, uns zu motivieren. Fuji war bisher immer immun, deswegen hat es eine kleine Panik ausgelöst, dass es diesmal auch ihn erwischt hat.“ Es gibt Menschen, die sind zu gut für diese Welt. Oishi gehört auf jeden Fall dazu. Hana ist ein wenig irritiert. „Eine etwas merkwürdige Art, wenn man danach erstmal nicht trainieren kann…“ Oishi lächelt leicht. „Dafür sind die anderen umso eifriger dabei.“ „Eine komische Logik habt ihr… ähm… darf ich überhaupt hier sein? Ich weiß ja nicht, wie die Regeln bei euch sind…“ Ihre Unsicherheit kehrt zurück. „Während des Trainings haben wir nicht besonders gerne Besuch, aber da das jetzt vorbei ist, spricht nichts dagegen, wenn du hier bist“, erklärt Oishi und Hana atmet auf. „Dann ist ja gut…“ Eiji sieht ein wenig verwirrt zwischen Hana und Oishi hin und her. Auch er bemerkt die unterschwellige Spannung, die auch die arme Hana sehr nervös macht. Sie weiß ja nicht, dass sie Konkurrenz um Eiji Gunst hat. Woher auch? Eiji weiß es ja nicht einmal selber. Ich fühle mich ein wenig überflüssig und stehe auf. „Ich gehe dann besser nach Hause… Bis Montag.“ „Aber… Fujiko-chan…“ „Ich komme morgen mal bei dir vorbei, wenn du dann Zeit hast.“ Ich verabschiede mich noch von Oishi und Hana und gehe ein wenig langsamer als normal zum Clubhaus. Ich traue meinem Magen noch nicht so ganz. Dort packt nur noch einer aus dem zweiten Jahr seine letzten Sachen zusammen und verabschiedet sich höflich von mir. Dann bin ich alleine, setze mich hin, lehne mich zurück und schließe kurz die Augen. Dieses Zeug hat mich doch mehr mitgenommen, als ich erst erwartet habe. „Du bist immer noch sehr blass… wenn es dir noch nicht gut geht, solltest du dich ausruhen.“ Überrascht und ein wenig erschrocken sehe ich auf. Ich habe Tezuka gar nicht kommen hören. Aber er ist da, steht nur einen Meter von mir entfernt und sieht mich ruhig an. Ich setze mich wieder richtig hin und sage leise: „Es geht schon wieder.“ „Sicher?“ „Würde ich es sonst sagen?“ Ich vermute, man sieht mir an, dass ich verwirrt bin. Aber er verhält sich mal wieder so vollkommen untypisch. Eigentlich fragt er nicht nach, wenn man ihm etwas sagt. Er akzeptiert es und fertig. „Bei dir weiß man nie.“ „Das ist Sinn der Sache…“ „Leider.“ Ich sehe ihn fragend an, erhalte aber keine Antwort. Tezuka beginnt sich, umzuziehen und ich tue es ihm gleich. Zu dumm, dass ich ausgerechnet heute nach Hause laufen muss, weil Yumiko schon heute Mittag Feierabend hatte… Wir sind gerade fertig, als Oishi reinkommt. Er sieht nicht besonders fröhlich aus… um es mal mit der Untertreibung des Jahrhunderts zu beschreiben. Tezuka stellt seine Tasche, die er gerade hochgehoben hatte wieder auf den Boden und sieht seinen Vize mit leichter Sorge an. Dann wendet er sich an mich und sagt: „Warte draußen auf mich, ich komme gleich nach.“ Perplex nicke ich, gehe nach draußen und lehne mich gegen die Wand des Clubhauses. Ich kann mich nicht daran erinnern, mit Tezuka ausgemacht zu haben, dass wir ein Stück des Weges gemeinsam gehen… aber beschweren werde ich mich sicher nicht. In einiger Entfernung stehen sich Eiji und Hana sehr nah gegenüber. Sieht so aus, als hätte er morgen keine Zeit. Ich sollte mich für ihn freuen. Mit einem leisen Seufzen setze ich mich auf den Boden und halte mein Gesicht mit geschlossenen Augen der Sonne entgegen, die sich langsam aber sicher gen Horizont neigt. Wie ich Ryoma gesagt habe, Tezuka ist schwer zu knacken. Die Grenze zwischen uns scheint unüberwindlich, obwohl wir beide den Willen zu haben scheinen, sie zu überschreiten. Was hält uns zurück? Was hält mich zurück? Ich bin doch sonst nicht so zurückhaltend. Aber das ist vielleicht ganz natürlich… wenn aus einem Spiel plötzlich Ernst wird, gelten andere Regeln. Regeln, die ich nicht kenne. Und das macht mir Angst. Ich lächele leicht und öffne die Augen wieder. Und über Eiji habe ich mich lustig gemacht… dabei bin ich selber genauso unsicher. „Geht es dir nicht gut?“ Wieder habe ich nicht bemerkt, dass Tezuka zu mir gekommen ist. Mit einem leichten Lächeln blinzele ich zu ihm herauf. „Wie kann es jemandem gut gehen, der Inuis Penal-Tea trinken musste?“ „Du hast ihn immer sehr gut vertragen.“ „Nicht immer. Aber da warst du nicht dabei.“ Tezuka nickt. „Oishi hat mir davon erzählt. Ich kann wohl froh sein, dass ich da in Deutschland war…“ Das waren… zwei Sätze. Einer davon sogar sehr lang. Tezuka Kunimitsu, du schaffst es immer wieder, mich zu überraschen. „Das kannst du wirklich. Hilfst du mir hoch?“ Ich lächele unschuldig und halte ihm meine Hand ein. Er blinzelt kurz verwirrt, ergreift sie dann aber und zieht mich in die Höhe. Jetzt stehen wir wieder sehr nahe voreinander, genau wie heute Morgen. Wieder sehe ich zu ihm auf, sehe in seine Augen, er wendet den Blick nicht von den meinen ab. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, aber irgendwann streicht er mir eine vorwitzige Strähne aus dem Gesicht. Er scheint irgendetwas sagen zu wollen, schüttelt dann aber den Kopf und der Zauber ist gebrochen. Ohne dass ein Wort nötig ist, setzen wir uns in Bewegung. Wir haben nur ein kurzes Stück, dass wir zusammen gehen und die ganze Zeit sagt keiner von uns etwas. Die Grenze scheint stärker denn je zu sein. Kurz bevor wir uns trennen müssen frage ich: „Was hast du eigentlich zu Inui gesagt?“ Tezuka bleibt stehen und sieht mich an. „Dass ich es begrüßen würde, wenn er mein Team am Leben lässt.“ Aber die Art, wie er mich ansieht - so ungewohnt intensiv - verrät mir, dass es ihm weniger um den Zweitklässler ging, der ebenfalls Opfer des Penal-Teas geworden ist, sondern eher um mich. Aber ich sage nichts dazu, sondern nicke leicht und wende den Blick ab. Schließlich verabschieden wir uns voneinander und gehen in verschiedene Richtungen. Als ich fast zu Hause bin, bleibe ich kurz stehen und hebe meine Hand kurz zur Stirn, wo schon wieder die Haarsträhne liegt, die Tezuka vorhin zur Seite gestrichen hatte. Ein Schritt ist nur noch nötig. Aber… warum ist gerade dieser Schritt der schwerste? ~*~~*~to be continued~*~~*~ Kapitel 8: Spiel, Satz und... Sieg? ----------------------------------- Titel: Spiel, Satz und... Sieg? Challenge: Entscheidung Pairing: TezFuji Anmerkung: Und noch eine Fortsetzung. XD Es hat wieder sehr lange gedauert, tut mir Leid. ^^° Ich hatte viel zu tun. Uni, Uni und… hatte ich schon die Uni erwähnt? Aber dafür… ist es das längste Kapitel was ich bisher geschrieben habe. Ich dachte schon, ich werde nie fertig oder muss noch einen fünften Teil hinterherschieben… Wobei… Meine Muse hat ein Plotbunny eingefangen und würde es gerne eine Weile behalten. Es könnte also sein, dass noch ein Teil kommt. -.-° Verlasst euch aber lieber nicht darauf… ^^° Vielleicht schaffe ich es ja doch noch, das nervige Vieh wieder loszuwerden. Dank an: irOny, SabakunoYoru, KiraSebi, Conzi-chan, Rei17 (Ich hatte nicht vor, Hana-chan gegen Tezuka spielen zu lassen, die Arme kann doch gar kein Tennis. XD) und Sammelbegriff (vor allem deine und Reis Kommentare beflügeln immer besonders =^.^=), für ihre lieben Kommentare. Special Thanks: wie immer dat_azra, die trotz Unistress wieder gebetat hat und euch vor den schlimmsten Tippfehlern und schiefen Sätzen bewahrt... und mir für das Ende das Fell über die Ohren ziehen würde, wäre sie nicht zu sehr im Stress. ^^° Glück gehabt. Widmung: Sammelbegriff, die als Kummerkasten herhalten musste und mir ein wenig geholfen hat, was Hana angeht. ^^ Danke, dass du mein Rumgeheule wegen meiner hyperaktiven Muse ertragen hat. ^^ Lob, Kritik und Morddrohungen: Die ersten beiden sind gerne gesehen. Letzteres... weniger. ^^° Musik beim Schreiben: Gackt (gewisse Szenen gelingen dann sehr gut… ^^°), Endless Rain von X-Japan (ein ganz böses Lied. Ganz, ganz böse. ;____;) Wir haben inzwischen April. Das bedeutet, das Schuljahr ist vorbei und damit auch meine Zeit auf der Mittelschule. Die Ferien dauern inzwischen schon eine Woche und eine leichte Nostalgie schleicht sich in meine ohnehin schon chaotische Gefühlswelt. Eiji geht es ganz ähnlich. Zwar trauert er nicht der meistens schönen Mittelschulzeit hinterher, aber doch etwas anderem. Natürlich ist er die meiste Zeit die personifizierte gute Laune. Aber eben nur die meiste Zeit. Im Moment ist von guter Laune keine Spur zu sehen. Aber das ist auch verständlich, er hat mir gerade anvertraut, dass er das Gefühl hat, in seiner sonst so betondicken Freundschaft zu Oishi würde etwas nicht stimmen. „Ich habe das Gefühl, dass er mir etwas verheimlicht…“, klagt er gerade und rührt lustlos in seinem Eis herum. Das allein sollte mir schon Sorgen bereiten. Aber zudem ist im Moment wirklich nichts von dem frisch verliebten, fast schon nervtötend gut gelaunten Eiji zu sehen. Ich habe ihn noch nie so kreuzunglücklich erlebt. Nicht einmal annähernd. Das hier ist keine seiner üblichen Stimmungsschwankungen. Das hier ist ernst. „Hast du ihn schon darauf angesprochen?“ Eiji schüttelt den Kopf. „Ich wollte… wir wollten uns gestern eigentlich treffen… aber ich habe abgesagt.“ Ich merke auf. „Warum?“ „Nyaaa… ich habe Angst… dass er nicht mehr mit mir befreundet sein will.“ „Wie kommst du denn auf die Idee?“ Das will mir nun wirklich nicht in den Kopf. Auch wenn nach wie vor ich Eijis bester Freund bin – er hat es oft genug betont, auch wenn das nicht nötig gewesen wäre –, ist er mit Oishi fast verheiratet. Ihre absolute Harmonie auf dem Tennisfeld kommt nicht von ungefähr, sondern liegt zu einem sehr großen Teil daran, dass sie einander vollkommen und bedingungslos vertrauen. Zumindest war es bis vor kurzem so. Aber ich kann und will nicht glauben, dass das jetzt dadurch zerstört wird, dass Eiji eine Freundin hat. Gut, die Tatsache, dass Oishi wiederum in Eiji verliebt ist, macht es ein wenig schwerer, aber… muss eine Freundschaft wirklich daran zerbrechen? Ich kenne mich da nicht so aus… ich denke, mit 15 gehört das noch nicht zum Grundwissen, aber das erscheint mir sehr unfair. Allen Beteiligten gegenüber. Aber vermutlich hat das Leben andere, härtere Regeln, als wir es bis jetzt kennen gelernt haben. Ich wage es ja auch nicht, den letzten Schritt zu tun, um die unsichtbare Grenze zwischen Tezuka und mir zu überqueren. Es ist so schwer… Ich schüttele die unwillkommen Gedanken ab und konzentriere mich wieder auf das eigentliche Problem: Die Ehekrise des Golden Pair. Seit Hana vor einem Monat beim Training aufgetaucht ist und sie sich hinterher geküsst haben, wie ich direkt am nächsten Tag erfahren durfte, zieht Oishi sich ein wenig von Eiji zurück, vermutlich ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. Aber Eiji merkt es. Und es hat verheerende Auswirkungen auf seine ohnehin schon komplizierte Gefühlswelt. Oishi war immer sein Ruhepol. Egal, was für Launen Eiji hatte, Oishi konnte ihn wieder beruhigen, besser und schneller als jeder andere, ich gestehe es ihm neidlos zu. „Nya… er ist in letzter Zeit so komisch… er hat irgendwas, sagt mir aber nicht, was los ist.“ „Warum hast du ihn dann nicht schon eher gefragt?“ „Nyaaa… es war nie nötig!“ Doch… die Sache ist ernst. Wirklich, wirklich ernst. Eiji und Oishi haben keine Geheimnisse voreinander. Niemals. Bei mir akzeptiert er es, wenn ich nicht sofort mit der Sprache herausrücke, er weiß, dass ich meine kleinen Geheimnisse brauche… irgendwann erfährt er sie ja sowieso. Und dauert es ihm dann doch zu lange, bohrt er so lange nach, bis ich resigniere und ihm erzähle, was in mir vorgeht. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass in letzter Zeit überproportional oft Tezuka das Problem war, oder? Jedenfalls legt Eiji dann mir gegenüber eine sehr vorsichtige und sanfte Art an den Tag, die wohl nur wenige kennen. Eiji ist nicht vorsichtig. Ebensowenig wie sanft. Außer, er will etwas. Dann kann er anschmiegsam wie ein kleines Kätzchen sein. Meistens sollte man dann auf der Hut sein, aber wenn er mir – oder auch Oishi – gegenüber diese Seite zeigt, ist das vollkommen ehrlich. Er öffnet sich nur wenigen so vollkommen, wie uns beiden. Aber dafür erwartet er von uns dasselbe Vertrauen. Dass man sich nicht versteckt. Ich finde es nicht okay, aber ich verstehe, warum Oishi sich zurückgezogen hat, und dass er Eiji nicht sagen kann, was der Grund dafür ist. „Du weißt, was los ist!“, wird mir schon – zu Recht – vorgeworfen. „Ich habe eine Vermutung… bin mir aber nicht 100%ig sicher…“ „Die wäre?“ Er wird ungeduldig und das ist immer ein schlechtes Zeichen. Ich hoffe, dass er es mir nicht übel nimmt, wenn ich mich jetzt rausrede… „Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, ist das Oishis Angelegenheit. Aber es hat nichts damit zu tun, dass er dich nicht mehr mag, ganz sicher.“ ~Eher im Gegenteil…~, füge ich in Gedanken hinzu. Eiji sieht mich skeptisch an. Ich habe schon Angst, dass ich es jetzt verdorben habe, aber dann seufzt er auf. „Das ist fies… alle wissen, was los ist… nur ich nicht.“ „Das stimmt doch gar nicht. Ich bin mir auch gar nicht sicher.“ Und die meisten anderen werden vermutlich nicht mal mitbekommen haben, dass das Golden Pair Probleme hat… Ich fahre fort: „Frag ihn, was los ist. Auch wenn, er dir vielleicht nicht alles erzählt, anlügen wird er dich sicher nicht.“ Ich bin erleichtert, als er nickt. „Nya, du hast Recht.“ „Versuch es einfach“, ermuntere ich ihn noch mal. Und ich werde die beiden ganz genau im Auge behalten. Eiji, nun wieder einigermaßen beruhigt, sieht auf sein inzwischen geschmolzenes Eis, zieht eine Schnute und schielt auf die Reste meines Eises. Die sind aber mehr als kläglich, deswegen lehnt er sich seufzend zurück. Leider haben wir beide kein Geld für ein weiteres Eis. Ich, weil ich mir vor einer Stunde einen neuen Tennisschläger gekauft habe, und Eiji, weil er gestern unglücklicherweise Echizen und Momo über den Weg gelaufen ist. Was das bedeutet, muss ich wohl nicht weiter erklären. Die beiden haben sofort die Gelegenheit ergriffen, sich ihre Burger von ihm bezahlen zu lassen. Und jeder, der die beiden kennt, weiß, dass das sehr, sehr teuer werden kann. „Nya, sollen wir gleich deinen neuen Schläger einweihen?“ Eiji lässt sich seine gerade wieder erwachende gute Laune nicht von solchen Kleinigkeiten verderben und hat schon eine Alternative zu einem neuen Eis gefunden. Tennis. Selbstverständlich. Ich habe nichts dagegen und wir zahlen. Nur sehr kurze Zeit später sind wir auf dem Weg zum Straßentennisplatz, in der Hoffnung, dass unsere zahlreichen Bekannten uns noch ein Feld übrig gelassen haben. Das ist aber leider nicht der Fall, also sehen wir uns nach Leuten um, die sich trauen würden, gegen uns Doppel zu spielen. Mir fallen zwei Spieler auf, die ich nur flüchtig kenne, die uns aber sehr aufmerksam mustern. Mit einem unschuldigen Lächeln gehe ich auf sie zu und frage: „Lust auf ein Match? Doppel?“ Erst bekomme ich keine Antwort, dann ein einstimmiges Kopfschütteln und in der nächsten Sekunde sehe ich die beiden nur noch von hinten. Ich drehe mich mit einer – nicht ganz ernst gemeinten – enttäuschten Miene zu Eiji um, der sich vor Lachen biegt. „Ich habe das Gefühl, sie haben keine Lust…“ „Die Hosen voll trifft es schon eher… Fuji-senpai… was hast du ihnen gesagt?“, Momo hat uns bemerkt und kommt breit grinsend und mit Echizen im Schlepptau auf uns zu. „Ich habe ihnen lediglich eine einfache Frage gestellt.“ Ich weiß, dass mein jetziger Gesichtsausdruck einige zum Zittern bringen würde. Das ist auch durchaus so beabsichtigt. Momo grinst nervös, nur Echizen ist natürlich vollkommen immun. Mal sehen, ob ich ihn ein wenig aus der Reserve locken kann. „Lust auf ein Match?“, frage ich unvermittelt. Mir ist schon klar, dass ich die wohl schlechteste Doppelkombination herausgefordert habe die ich kenne und deswegen ein klares „Nein“ als Antwort bekommen werde. Genau dieses „Nein!“, das Momo gerade entsetzt hervorbringt. Echizen sieht nur von mir zu Eiji, dann wieder zu mir, zieht sich sein Kappie tiefer ins Gesicht und murmelt: „Ich spiele kein Doppel.“ „Wie schade…“ Ich würde auch gerne nur gegen Echizen spielen, aber das würde Eiji mir wohl nicht so schnell verzeihen. Die beiden Spieler die ich mit meiner Frage vertrieben habe, haben leider beschlossen, ihr Feld nicht so schnell aufzugeben und sind zurückgekommen. Mit einem trotzigen Blick in unsere Richtung beginnen sie ein Doppel-Match gegen zwei andere, die wohl eher auf ihrem Niveau sind. Eiji findet das allerdings nicht besonders lustig. Aber wir haben schließlich Ferien, es war eigentlich nichts anderes zu erwarten gewesen. Er sieht an mir vorbei, anscheinend auf der Suche nach anderen möglichen Gegnern. Ich will gerade Echizen etwas fragen, als Eijis Augen groß werden und er sagt: „Da ist Oishi…“ Ich drehe mich um und folge seinem Blick. Da steht er. Am anderen Ende des Platzes und sieht sich ein wenig ratlos um. Uns hat er noch nicht bemerkt. „Du solltest wirklich mit ihm reden…“, sage ich leise zu meinem besten Freund. Jetzt geht Kamio auf Oishi zu und deutet in unsere Richtung. Vermutlich ging er davon aus, dass wir uns hier verabredet hatten. Eine Vermutung, die unter normalen Umständen sehr nahe liegen würde… leider sind die Umstände alles andere als normal. Eiji wird unruhig. „Oishi…“ Ihre Blicke treffen sich und ich bekomme den dringenden Eindruck, dass gleich einer von beiden die Flucht ergreift. Ich kann das nicht mehr länger mit ansehen und gebe Eiji einen leichten Schubs. „Red mit ihm!“, zische ich in einem wesentlich schärferen Tonfall als man von mir gewohnt ist. Aber irgendwann darf selbst ich die Geduld verlieren. Momo und Echizen sehen mich verwirrt an. Die wollen mir doch nicht ernsthaft weismachen, dass sie wirklich nicht gemerkt haben, worum es geht? „Nyaaaa… ich weiß nicht…“ Kopfschüttelnd sehe ich zu Oishi, der sich gerade umdreht, um zu gehen. Kamio guckt ein wenig verwirrt, soweit ich das aus dieser Entfernung beurteilen kann. Eiji hat die besseren Augen, aber ihn werde ich jetzt wohl nicht fragen können. Er hat jetzt ohnehin andere Sorgen. Als er sieht, wie sein Doppelpartner sich umdreht, löst sich die Erstarrung. „Oishi!“ Weg ist er. Eines muss ich Eiji auf jedem Fall zugestehen. Niemand kann so herzzerreißend Oishis Namen rufen, wie er. „Ich denke, das dauert eine Weile…“, sage ich zu meinen immer noch verwirrt dreinsehenden Kouhais. „Mada mada dane… Momo-senpai, willst du noch spielen?“ Echizen scheint keine Lust zu haben, sich näher mit dem Problem zu beschäftigen. Ich kann es ihm nicht verdenken. Eiji kann seine Gefühle zwar nicht so gut verstecken, aber niemand traut es ihm zu, dass er dermaßen deprimiert sein kann, deswegen wird es einfach nicht wirklich ernst genommen. Und Echizen ist mit so was ohnehin überfordert. Ich seufze leise. Tennis kann ich für heute wohl vergessen. Schade. Ich hätte gerne meinen neuen Schläger ausprobiert. Aber ich kann es leider nicht ändern, es gibt Dinge, die gehen vor. Und für Eiji gehört jetzt eindeutig Oishi zu diesen Dingen. Ich suche mir eine, ein wenig abseits von dem hier herrschenden Trubel liegende Stelle und lege mich in das Gras. Erst betrachte ich eine Weile den strahlend blauen Himmel, an dem nur vereinzelt weiße Wölkchen entlangziehen, dann schließe ich meine Augen und sperre so einen Teil der Welt aus. Es ist sehr angenehm, einfach so dazuliegen und die vertrauten Geräusche in sich aufzunehmen. Die Tennisbälle, wie sie auf dem Boden aufkommen und dann zurückgeschlagen werden. Die enttäuschten und begeisterten Rufe, wenn ein Punkt erzieht wird. Dazwischen das leise Rauschen der Blätter in den Bäumen und Büschen um uns herum. Außerdem das Gefühl des Windes auf meiner Haut, das Gras, das leicht meinen Nacken kitzelt und die Wärme der Sonne auf meinem Gesicht. So fühle ich mich vollkommen friedlich. Keine sich selbst überschätzenden Spieler, die meinen, mich herausfordern zu müssen und sich dann in ihrem Stolz verletzt fühlen, wenn ich sie ignoriere. Keine besten Freunde die eine Krise mit ihrem anderen besten Freund durchmachen. Keine ehemaligen Teamkapitäne, die meine Gedanken und Gefühle durcheinander bringen. Das alles wird mich noch früh genug wieder einholen. Ein Schatten fällt über mich und ich blinzele neugierig auf. Der Alltag hat mich schneller wieder eingeholt, als ich dachte. Aber es ist nicht Eiji, wie ich erst vermutet habe. Dafür sehe ich direkt in Tezukas Gesicht. „Du solltest besser zu Kikumaru gehen.“ Ich setze mich auf. Eine Alarmglocke beginnt in meinem Hinterkopf zu läuten. „Was ist passiert?“ „Ich weiß es nicht. Ich habe nur gesehen, wie er auf der Treppe saß.“ Und die Art, wie Tezuka das sagt, sagt deutlich, dass Eiji ziemlich schlecht drauf zu sein scheint. „Er wollte mit Oishi reden…“, erkläre ich und stehe auf. „Das sollte er wirklich tun.“ Ich sehe ein wenig verwirrt zu Tezuka auf. Nicht, weil ich anderer Meinung bin, natürlich nicht. Sondern, weil er mir zustimmt. Das ist noch nicht besonders häufig vorgekommen, wenn wir die Momente in denen wir über ein laufendes Tennismatch diskutiert haben, außen vor lassen. In anderen Dingen würde Tezuka mir nie zustimmen. Auch wenn ich an seiner Freundschaft zu Oishi gezweifelt hätte, wäre er auch hier anderer Meinung als ich gewesen. Ich wende meinen Blick von seinen Augen ab – so faszinierend ich sie auch finden mag, dafür habe ich jetzt wirklich keine Zeit – und sagte leise: „Ich weiß… Aber Eiji hat wahnsinnige Angst, dass Oishi ihn nicht mehr mag…“ Seine Antwort spricht mir aus der Seele: „So ein Unsinn!“ Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen, also nicke ich nur. „Ich sehe besser nach ihm…“ Trotzdem rühre ich mich nicht vom Fleck, sondern sehe wieder Tezuka an. „Wir sollten mal wieder gegeneinander spielen…“ Es ist nur halb eine Frage, dessen bin ich mir bewusst. Ich lasse auch ganz bewusst offen, was für ein Spiel ich meine. Tezukas Blick nach zu urteilen, mit dem er mich misst, merkt er es ebenfalls. Wieder spüre ich diese fast unerträgliche Spannung zwischen uns. Für mich ist sie fast unerträglich… ich weiß nicht, ob das auch für Tezuka gilt. „Wenn du ernst spielst.“ Seine Antwort ist nicht mal halb so schroff, wie ich es insgeheim befürchtet habe. „Ich habe noch nie jemanden unterschätzt.“ „Das heißt aber noch lange nicht, dass du mit offenen Karten spielst.“ Ich blinzele. Jetzt hat er mich. „Das stimmt allerdings…“ Langsam habe ich wirklich das Gefühl, dass unser Gespräch in etwa so viel mit Tennis zu tun hat, wie Echizen mit Mädchen. Tezuka spielt erstaunlich gut mit… ein wenig zu gut für meinen Geschmack. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er es ganz genau weiß. „Warum tust du das? Findest du deine Methoden fair?“ Er hat mir die erste Frage schon mal gestellt, wenn auch in einem anderen Zusammenhang. Und die zweite erinnert mich ein wenig an Echizens Frage an meinem Geburtstag. Wobei ich nicht so wahnsinnig bin, Tezuka dieselbe Antwort wie Echizen zu geben. „Erstmal… ich finde es sehr unklug, wenn man seine Trümpfe eher als nötig ausspielt, man könnte sie noch brauchen und… es könnte sein, dass andere meine Methoden als nicht ganz fair empfinden…“, gestehe ich also, füge aber hinzu: „Was aber nicht heißt, dass ich zu unfairen Mitteln greife.“ „Nein. Du nutzt die Grauzone dazwischen.“ Ich lächele. „Du hast es erfasst.“ Dann bücke ich mich nach meiner Tasche und wende mich zum Gehen. „Warum sagst du nicht einmal, was du wirklich denkst?“, hält mich Tezukas ruhige Frage zurück. Ich drehe mich um. Lächelnd. „Weil ich ein vorsichtiger Mensch bin.“ Damit lasse ich ihn stehen und mache mich auf die Suche nach Eiji. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Tezuka mir nachsieht, drehe mich aber nicht um, um mich zu vergewissern. Eiji ist jetzt wichtiger, alles andere muss erstmal dahinter zurückstehen, so ungerne ich das im Moment auch habe. Wie Tezuka gesagt hat, sitzt Eiji auf der Treppe, die zum Straßentennisplatz führt. Jetzt verstehe ich auch, warum Tezuka mich zu ihm geschickt hat, jeder der Eiji einigermaßen kennt, muss sofort sehen, dass da etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Selbst mir fällt es schwer, in dem Häufchen Elend meinen besten Freund wiederzuerkennen. Wortlos setze ich mich neben ihn und lege ihm eine Hand auf die Schulter. Ich muss auch gar nichts sagen. „Er war schon weg…“, klagt Eiji, kaum dass er mich bemerkt hat. Ich seufze lautlos. Das wird ja immer schlimmer… „Geh zu ihm nach Hause. Da läuft er dir nicht so schnell davon“, rate ich ihm. „Aber…“ Obwohl es ganz und gar nicht meiner Art entspricht, unterbreche ich ihn: „Dann hast du wenigstens Gewissheit.“ Eiji schweigt dazu und lehnt seinen Kopf an meine Schulter. Er wirkt noch ein wenig unsicher… Ich kann es verstehen. Manche Dinge will man gar nicht so genau wissen. Auch wenn ich nicht glaube, dass Eiji sich Sorgen machen muss… Wir sitzen eine Weile schweigend nebeneinander, Eijis Kopf lehnt immer noch an meiner Schulter, seine roten Haare kitzeln leicht an meinem Hals, als sein Handy klingelt. Erst ist er wenig begeistert, aber kaum hat er mit mürrischer Miene auf das Display gesehen, steigt sein Stimmungsbarometer. Ich muss dem kurzen Gespräch gar nicht zuhören, um zu wissen, dass er gleich etwas wahnsinnig Wichtiges zu tun haben wird… sich mit Hana treffen zum Beispiel. Wie erwartet springt er auf, kaum dass er das Gespräch beendet hat, und sieht mich entschuldigend an: „Nya… Fujiko-chan, das war Hana-chan…“ „Komm schon, verschwinde. Ich beschäftige mich schon alleine“, unterbreche ich ihn lächelnd. „Sicher?“ „Natürlich. Ich kann ja Echizen herausfordern… oder Tezuka…“ Eiji sieht mich skeptisch an. Er weiß, dass es nicht meine Art ist, jemanden offen herauszufordern. Und zumindest bei Tezuka bin auch ich mir noch nicht über die Art der Herausforderung im Klaren. Aber Eiji fragt nicht weiter nach, sondern verabschiedet sich überschwänglich. Ich sehe ihm lächelnd nach. Es ist so leicht, ihn von seinen Sorgen abzulenken, wenigstens vorübergehend. Besonders Hana gelingt das immer ganz hervorragend. Es hat sich herausgestellt, dass sie sehr sensibel auf jede von Eijis Launen eingehen kann und ihm wenn nötig auch ohne zu zögern Kontra gibt. Genau das ist es, was er manchmal braucht. Jemand, der ihn von seinen mehr oder minder starken Anfällen von Divenhaftigkeit runterholen kann. Vor allem in der momentanen Situation ist diese Gabe sehr hilfreich… Ich wünschte, das wäre bei meinen Sorgen genauso einfach… wenigstens eine vorübergehende Ablenkung wäre nicht schlecht… Aber indem ich hier herumsitze bekomme ich die sicher nicht, also stehe ich auf und gehe zum Straßentennisplatz zurück. Dort hat sich nicht viel getan, bis auf die – zugegeben nicht ganz unbedeutende – Tatsache, dass Tachibana Ann aufgetaucht ist. Nicht ganz unbedeutend deswegen, weil Momo und Kamio schon wieder einen Grund gefunden haben, sich in den Haaren zu liegen. Echizen dagegen sieht aus, als würde er sich ganz furchtbar langweilen, aber das ist eigentlich nichts wirklich Neues bei ihm. Deswegen gehe ich einfach mal davon aus, dass er über den Grund des erneuten Streites sehr genau Bescheid weiß und hoffe, dass er mich an seinem Wissen teilhaben lässt. Ich lasse die anderen also links liegen, gehe zu Echizen und frage unschuldig: „ Worum geht es diesmal?“ „Mada mada dane…“ Ich interpretiere das einfach mal als ein: Ich tue so, als würde es mich nicht interessieren, in Wirklichkeit bin ich aber ganz Ohr. Zumindest schließe ich das aus der Art, wie seine Augen immer wieder zu den Streithähnen und der beleidigten – weil nicht ausreichend beachteten – Ann hin und her wandern. Ich lasse meinen Blick kurz über den Platz schweifen und schon interessiert mich der Streit nicht mehr sonderlich. Ich habe in einiger Entfernung Tezuka entdeckt. Es ist nicht schwer, ihn selbst in einer größeren Menschenmenge zu finden, jemand wie Tezuka geht nicht so schnell in der breiten Masse unter. Ebensowenig wie Tachibana, mit dem er sich gerade unterhält. Da ich ungerne bei Gesprächen anderer störe, sehe ich mich weiter um, ob ich nicht doch etwas Interessantes finde. Aber leider weckt hier nichts mehr mein Interesse… Nun, da kann ich auch genauso gut Taka-san besuchen, der heute bestimmt wieder seinem Vater hilft. Ich bin zwar schon für morgen mit ihm verabredet, aber ich denke, es wird ihn wohl kaum stören, wenn ich spontan vorbeikomme, wir werden uns in Zukunft noch selten genug sehen, da wir verschiedene Schulen besuchen werden. Mein Blick wandert wieder zu Tezuka und Tachibana. Eigentlich würde ich jetzt ja viel lieber… Langsam, fast zögernd gehe ich auf die beiden ehemaligen Kapitäne zu und bleibe in einem Abstand von ein paar Metern stehen. Meine Tasche stelle ich unschlüssig auf dem Boden ab. Es dauert nicht lange, bis Tezuka mich bemerkt. Ich gehöre ebenfalls nicht zu den Leuten, die man leicht übersieht. Er verabschiedet sich von Tachibana und kommt zu mir. „Das ging aber schnell…“ Er wirkt ein wenig überrascht und ich kann es ihm nicht verdenken. Normalerweise ist Eiji nicht so schnell zu beruhigen, er hat das selber schon oft genug miterlebt und da war es längst nicht so ernst wie jetzt. „Ich habe unerwartete Hilfe bekommen…“ Er nickt knapp und sieht mich abwartend an. Ich habe auch keine Lust dieses Thema weiter zu vertiefen und wechsele es: „Du hattest mir ein Spiel versprochen…“ Ich blinzele lächelnd zu ihm auf. „Habe ich…“, erhalte ich als Antwort. Oder als Gegenfrage. Ich bin mir da nicht ganz sicher, vielleicht eine Mischung aus beidem. Mit leiser Befriedigung stelle ich fest, dass es mir gelungen ist, ihn vollkommen aus dem Konzept zu bringen. Nur werden das nicht zu viele Leute bemerkten, was mir fast Leid tut… Ich sehe mich kurz um und merke, dass wir praktisch alleine sind… zumindest in unserer unmittelbaren Nähe befindet sich niemand mehr. Tachibana hat ein Spiel gegen Echizen begonnen und bringt ihn ziemlich ins Schwitzen… Das alles nehme ich aber nur am Rande wahr, der überwiegende Teil von mir trifft eine schon lange überfällige Entscheidung. „Hast du. Aber…“, ich mache eine nachdenkliche Pause. Tezuka sieht mich weiter abwartend an. „…wie wäre es, wenn wir unser Spiel mal beenden würden?“ Kurz zweifle ich an meinem Sehvermögen, als meine Augen mir weismachen wollen, dass Tezukas Mundwinkel belustigt zucken. Zu gerne würde ich ihn mal richtig lachen sehen… „Wir? Du bist der Spieler von uns beiden.“ „Bin ich das?“ Wieder mache ich eine Pause und fahre dann fort: „Zu den meisten Spielen gehören aber mindestens zwei…“, ich zwinkere ihm zu, „Du hättest es jederzeit beenden können…“ Und genau das hat er nicht getan, dessen wird er sich ganz genau bewusst sein. Genau wie der Tatsache, dass ich es weiß. Er geht nicht weiter darauf ein, sondern fragt stattdessen vollkommen ernst: „Und wie willst du dieses Spiel beenden?“ Seine Augen sehen direkt in meine. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er ganz genau weiß, wovon ich rede. Er ist erstaunlich gut darin, mich zu durchschauen, auch wenn er es selten zugibt. Wieder spüre ich das Knistern zwischen uns, diese unglaubliche Spannung. Ich kann sie fast mit Händen greifen. Lächelnd sehe ich zu ihm auf. „Indem ich eine Entscheidung getroffen habe…“ „Und die wäre?“ „Mit offenen Karten zu spielen…“, gebe ich in Bezug auf unser Gespräch von vorhin zurück. Bevor er darauf reagieren kann, habe ich meine Hände auf seine Schultern gelegt und ihn ein Stück zu mir untergezogen. Er ist so überrascht, dass er sich das einfach gefallen lässt. Er wehrt sich auch dann noch nicht, als ich ihm einen sanften Kuss auf die Lippen gebe. Es ist ein merkwürdiges, ungewohntes Gefühl. Ich habe vorher noch nie jemanden geküsst und hatte insgeheim gehofft, dass der erste Kuss ein wenig aufregender sein würde. Aber ich kann nicht sagen, dass es unangenehm ist, Tezukas Lippen auf den meinen zu spüren… wirklich nicht. Bevor er schließlich doch noch auf die Idee kommen kann, Widerstand zu leisten – was ich aber eigentlich nicht hoffen will –, lasse ich ihn wieder los und sehe ihn mit einem ganz leichten Lächeln an. Sichtlich verwirrt richtet er sich wieder auf. Ich habe ihn vollkommen überrumpelt, was aber durchaus in meiner Absicht lag. Aber ich denke, ich sollte ihn jetzt besser erstmal in Ruhe nachdenken lassen. Nur kurz stelle ich mich noch mal auf die Zehenspitzen und flüstere ihm ins Ohr: „Du bist am Zug.“ Dann hebe ich meine Tasche auf und gehe. Ich hoffe, ich habe die richtige Entscheidung getroffen… und seine Gefühle nicht falsch eingeschätzt. Ich habe keine Lust, jetzt darüber nachzugrübeln und statte kurzerhand doch Taka-san einen Besuch ab. Der wird netterweise von seinem Vater von der Arbeit freigestellt und die nächsten beiden Stunden, bis Eiji dazustößt, spielen wir Playstation Keiner von uns hat besonders große Lust, über ernstere Dinge zu reden, jeder weiß, wie die anderen sich fühlen. Eiji und ich wissen, dass Taka-san wegen dem Schulbeginn sehr nervös ist. Er kennt niemanden und hat keinen Rückhalt mehr in einem Tennisteam. Aber ich bin mir sicher, dass er seinen Weg gehen wird. Er ist ein netter Kerl und sollte er sich irgendwann mal einsam fühlen, weiß er, wo Eiji und ich zu finden sind. Der nächste Tag beginnt friedlich. Taka-san und ich treffen uns schon früh auf dem Straßentennisplatz und spielen ein wenig. Er sieht davon ab, mich mit harten Schlägen zu bombardieren, und ich verzichte auf meine Kontertechniken. Bevor ich das Spiel mit einem klaren 6:1 beenden kann, taucht jemand auf, mit dem ich ganz ehrlich nicht gerechnet hätte. Tezuka. Er bemerkt uns sehr schnell und begrüßt uns mit einem knappen Nicken. Ich spüre Angst in mir aufsteigen. Habe ich etwa doch einen Fehler gemacht? Bin ich zu weit gegangen? Obwohl ich länger, als es vermutlich klug ist in seine Richtung sehe, schaut er nicht noch mal her. Ich zucke innerlich die Schultern und bedeute Taka-san mit einem Kopfnicken, dass er weitermachen kann. Den einen Punkt schaffe ich noch, auch wenn mich im Moment extreme Selbstzweifel plagen. Es gelingt mir aber erst im zweiten Anlauf, ich sollte dringend an meiner Selbstbeherrschung arbeiten. Ich bin mir sicher, Tezuka hat nicht solche Probleme… Ich sehe wieder zu ihm. Und traue meinen Augen nicht. Hat er gerade… allen Ernstes… einen Aufschlag ins Aus geschlagen? Ich nehme alles zurück, was ich in Sachen Selbstbeherrschung über Tezuka gesagt habe. Er ist genauso durcheinander wie ich… das beruhigt mich ein wenig. „Wir sollten gehen…“, sage ich leise zu Taka-san, der nur nickt. Eine Stunde später muss Taka-san nach Hause um seinem Vater zu helfen. „Wir sehen uns… Fujiko-chan. Mach dir nicht so viele Gedanken, ich bin sicher, es läuft alles gut“, ermutigt er mich zum Abschied. „Bei dir bestimmt auch. Die neue Schule wird dir bestimmt gefallen, schließlich war es doch immer dein Traum.“ „Wenn ein Traum plötzlich in Erfüllung geht, bekommt man es trotzdem erst mit der Angst zu tun...“ „Ich weiß.“ Ich lächelte Taka-san aufmunternd an. „Bis bald.“ Er ist schon spät dran und beeilt sich, nach Hause zu kommen. Ich sehe ihm nach und überlege, was ich jetzt tun soll. Aber eigentlich liegt die Antwort auf der Hand. Ich werde jetzt Eiji einen Besuch abstatten, und wenn er nicht freiwillig mit Oishi reden will, werde ich ihn hinschleifen. Ein unmögliches Vorhaben, dafür bräuchte ich schon die Kraft von Taka-san oder Momo… aber rohe Gewalt ist ohnehin nicht mein Stil. Ich würde wohl zu… anderen Methoden greifen. Bei Familie Kikumaru erwartet mich wie erwartet das totale Chaos. Nur ohne Eiji. „Eiji ist zu Oishi gegangen“, erfahre ich von seiner Mutter, die einen etwas gestressten Eindruck auf mich macht. Ich bedanke mich und verabschiede mich. Ein zufriedenes Lächeln liegt auf meinem Gesicht. Da muss ich wohl doch nicht zu härteren Methoden greifen. Stellt sich nur die Frage, was ich jetzt machen soll… Nach Hause gehen ist keine Option, da langweile ich mich nur. Ich könnte wieder beim Straßentennis vorbeischauen… ich muss kichern. Eigentlich ist es erbärmlich, dass ich kaum andere Hobbys als Tennis habe. Zumindest keines, mit dem ich mich jetzt beschäftigen könnte, mit fotografieren könnte ich mir jetzt schlecht die Zeit vertreiben. Das Stalken überlasse ich Leuten, die es können. Wie Inui. Mizuki hat den Trick noch nicht ganz so raus… aber vielleicht bin ich da einfach voreingenommen. „Fuji!“ Ein wenig überrascht drehe ich mich um. Hana steht praktisch direkt hinter mir und lächelt mich ein wenig schüchtern an. „Du stehst hier, wie bestellt und nicht abgeholt.“ „Hana-chan… So ein Zufall.“ „Eigentlich nicht... ich wollte zu Eiji“, erklärt sie. „Nun, da hast du leider Pech, er ist nicht da. Er hat sich endlich überwunden und ist bei Oishi.“ „Na endlich. Das war ja nicht mehr auszuhalten. Sollen wir uns irgendwo hinsetzen? Es macht keinen Spaß, im Stehen zu reden.“ „Ich nehme an, du hast einen bestimmten Grund, wenn du mit mir reden willst?“ Sie wird ein wenig rot. „Du hast mich erwischt. Ich habe eine Frage an dich.“ „Die wäre?“ Jetzt bin ich aber mal gespannt. Sie weigert sich aber strikt, bis wir in den Park gegangen sind und uns an einer ruhigen Stelle in die Sonne gesetzt haben. Selbst wenn Eiji es mir mehrmals beteuert hat, ich hätte ihr nie so einen Sturkopf zugetraut, wie sie ihn gerade überdeutlich zeigt. Aber man muss schon dickköpfig sein, um sich gegen Eiji durchzusetzen. Dennoch… pure Sturheit… sie wirkt gar nicht wie der Typ, der einfach auf seinem Standpunkt besteht und keine kleinen Tricks anwendet, um ihn durchzusetzen. Ich habe sie ganz offensichtlich unterschätzt. Ich lege meine Tennistasche – dass man immer so ein sperriges Ding mit sich herumschleppen muss, ist ein eindeutiger Punkt gegen diesen Sport – neben mich und sehe Hana fragend an. „Jetzt bin ich aber neugierig…“ „Du stellst nie direkte Fragen, oder?“ Ich gestehe, ich bin ich ein wenig verwirrt. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass das die Frage ist, die sie mir stellen wollte… „Selten…“ „Ich merks… ich hoffe, deine Antworten sind klarer…“ „Lass es drauf ankommen…“ Sie wirft mir einen scharfen Blick zu. „Okay. Was ist Oishis Problem?“ Jetzt hat sie mich. Denn diese Frage werde ich ihr ganz sicher nicht beantworten. „Das ist eine sehr gute Frage…“ „Ich weiß.“ „… aber leider keine, die ich dir beantworten kann.“ Ich lächele unschuldig und versuche, zu ignorieren, dass ich gerade mit Blicken getötet werde. Die Kleine – ich gehe darüber hinweg, dass sie einen Kopf größer ist als ich – wirft mir nämlich einen bitterbösen Blick zu, der selbst Kaidoh beeindruckt hätte. Und dabei waren böse Blicke immer seine Spezialität. „Hör mal, ich mache mir Sorgen um Eiji! Das macht ihn richtig fertig!“ Da ist sie nicht die Einzige. Aber ich sehe ihr an, dass ihre Sorge echt ist. Er bedeutet ihr sehr, sehr viel. Ich lächele. Es ist schön, dass Eiji jemanden wie Hana gefunden hat. „Ich weiß. Aber ich denke, sie werden das jetzt endlich klären“, versuche ich, sie zu beruhigen.“ „Ich hoffe es…“ „Glaub mir… wenn Eiji es fertig bringt, ehrlich zu Oishi zu sein, kommt alles wieder in Ordnung.“ Das ist zumindest meine Hoffnung. Hoffentlich irre ich mich da nicht. Ich will mir nicht ausmalen, was es Eiji antun würde, sollte ihre Freundschaft auf diese Art zerbrechen. Ohne dass er überhaupt weiß, was wirklich los ist. Natürlich können die beiden sich streiten. Aber jeder weiß, dass sie selber immer am meisten darunter leiden. Ich seufze leise auf. Warum suche ich mir eigentlich immer so komplizierte Freunde? „Stimmt etwas nicht?“ Ah ja… da war ja noch jemand. Dieser ganze Mist macht mich ziemlich fertig… das ist nicht gut. Überhaupt nicht gut. „Nya… Oishi…“ Hana und ich sehen fast zeitgleich auf, als wir Eijis Stimme hören. Die beiden gehen nicht weit von uns entfernt den Weg entlang, haben uns aber nicht bemerkt. Aber so wie sie aussehen würden sie es nicht mal merken, sollte nebenbei die Welt untergehen… Sie sind vollkommen mit sich selbst beschäftigt. Mit sich und dem jeweils anderen. Auch wenn sie es wohl niemals zugeben würden, es gibt kleine Anzeichen, die das verraten. Kleine Blicke, die den anderen so kurz fixieren, dass sie es vermutlich nicht einmal selbst merken, Gesten, die Nähe zu suchen scheinen. Ersteres fällt mir vor allem bei Oishi auf, letzteres ist natürlich von Eiji. Es scheint schon eine ganze Weile Schweigen zwischen ihnen zu herrschen. Ein Schweigen, das Eiji nach seinem ersten Versuch nicht noch mal bricht. Die Verlegenheit umgibt das als unzertrennlich geltende Doppelpaar wie eine dichte Wolke. Keiner weiß, wie er sich verhalten soll und sie scheinen es fast darauf anzulegen, ihr Ziel nicht zu erreichen. Oishi geht wesentlich langsamer als gewöhnlich und Eiji läuft mal ein paar Schritte vor, bleibt dann stehen und sieht seinen Partner und Freund fast auffordernd an, dann verliert er den Mut und passt sich dem Tempo des anderen an. Mir kommt es fast so vor, als würde er es dann weiter bremsen. Hana und ich müssen uns nicht mal ansehen um zu wissen, was wir jetzt tun. Kaum sind die beiden Problemkinder ein Stück von uns entfernt stehen wir auf und folgen ihnen… unauffällig. Hoffen wir. Vermutlich sind wir eher auffällig, aber wie schon gesagt, das Golden Pair nimmt ohnehin nicht wahr, was um sie herum geschieht. Dann scheinen sie ihr Ziel erreicht zu haben. Eine Bank am Rand des Parks, schön abseits von allem. Praktischerweise mit einigen passenden Gebüschen in der Nähe, hinter denen Hana und ich uns verkriechen und trotzdem alles mit anhören können. „Nya…“, beginnt Eiji wieder und unsere Aufmerksamkeit ist sofort vollkommen gefesselt. Hoffentlich schafft er es diesmal weiter, als eben… „…Oishi…“, fährt mein bester Freund fort und ich schöpfe Hoffnung. Dann kommt eine Weile gar nichts mehr und erst als ich kurz davon bin, ihm einen gut gezielten Tennisball an den Kopf zu werfen – ich sollte mir wirklich Gedanken um meine Nerven machen, wenn ich schon solche Ideen habe – spricht er weiter: „…warum magst du mich nicht mehr?“ Er kommt wie üblich sehr schnell auf den Punkt. Und ich empfinde fast ein wenig Mitleid mit Oishi. Ich kann mir den Blick, der gerade auf ihn abgeschossen wird, bildlich vorstellen. Die „einsames-Katzenbaby-im-Regen“-Version ist sicherlich nichts dagegen. Eiji schleppt die Sache schon so lange mit sich herum… ich bin froh, dass er seine größte Angst endlich dem richtigen gegenüber ausgesprochen hat. „Was?“ Oishi klingt wirklich überrascht. Ich schiebe einen störenden Ast zur Seite um einen Blick zu riskieren und stelle fest, dass wir uns einen Dornenbusch als Lauschposten ausgesucht haben. Dafür sehe ich aber, wie Eiji den Blick senkt. Er sitzt vollkommen verkrampft da. „Wie kommst du denn auf die Idee?“ „Das fragt er noch?“, wispert Hana neben mir. Ich zucke die Schultern, gebe aber ebenso leise zurück: „Es kommt vor, da vergisst man wegen seiner eigenen Sorgen ganz die Menschen, denen man wichtig ist…“ Sie blinzelt mich ein wenig überrascht an. „Das war eine einigermaßen klare Antwort. Wenn du mir jetzt noch sagst…“ „Wenn du es wissen willst, solltest du schon Oishi selber fragen…“ Ich lächele und wende mich wieder dem überaus spannenden Gespräch zu. Jetzt ist es an Eiji, nicht locker zu lassen. Und jetzt, wo er das Thema angesprochen hat, das ihn so durcheinander bringt, erwacht der Kampfgeist, den schon viele zu spüren bekommen haben, wieder. „Weil du mir aus dem Weg gehst!“ Er klingt trotzig und ein wenig verletzt. Oishi richtet sich minimal auf. Ich denke, ich darf das mit gutem Gewissen als Überraschung, gemischt mit einer guten Portion Schuldbewusstsein, interpretieren. „Aber…“ Er ist wirklich nervös und scheint gar nicht zu wissen, was er mit seinen Händen tun soll. Ich wüsste, was das Beste wäre, aber das müssen die beiden jetzt mal schön alleine schaffen. Und er macht es sehr gut, wie ich an seinen nächsten Worten hören darf. „Das stimmt doch gar nicht. Ich…“, er unterbricht sich. „Ich denke, es ist Zeit, dass wir die zwei alleine lassen…“, flüstere ich Hana zu, die nicht besonders begeistert wirkt. „Zwei Minuten noch…“, bittet sie leise und ich nicke. Ich bin einfach zu neugierig… Gespannt sehe ich wieder zu Eiji und Oishi. Eiji sieht unseren ehemaligen Vize ein wenig schniefend an. Ich bin ein wenig erschrocken. Weint er etwa? Aber das sollte mich nicht wundern. Oishi streicht ihm mit einem sanften Lächeln über die Wange. „Eiji… warum sollte ich dich nicht mehr mögen?“ Ein Schulterzucken antwortet ihm. Eiji weicht Oishis Blick kurz aus. „Weiß nicht…“ Dann sieht er ihn wieder an. Ich muss die Skepsis in den Augen meines besten Freundes nicht sehen, um zu wissen, dass er immer noch sehr verunsichert ist. „Sind wir wirklich noch Freunde. Willst du immer noch mit mir Doppel spielen?“ Oishis Antwort ist leider so leise, dass wir sie nicht hören können, aber sie muss Eijis Zweifel vollkommen zerstreut haben denn er fällt seinem Partner einfach um den Hals. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. „Gut gemacht, ihr zwei…“, flüstere ich und sehe Hana an, die nickt. Leise stehen wir auf und machen, dass wir wegkommen. Jetzt sollten wir sie wirklich alleine lassen. Wir reden nicht mehr viel, aber Hans Blicke sprechen Bände. Sie ist wahnsinnig neugierig, warum die Freundschaft von Eiji und Oishi beinahe zerbrochen wäre und würde mich zu gerne mit Fragen löchern. Aber sie schätzt mich schon ganz richtig ein, wenn sie ahnt, dass ich ihr die gewünschten Antworten nicht geben werde. Als wir den Park verlassen, müssen wir in verschiedene Richtungen. Wir verabschieden uns nur recht kurz, sie ist ein wenig beleidigt, weil ich ihr die gewünschten Antworten nicht gegeben habe, aber das soll nicht mein Problem sein. Langsam trete ich den Weg nach Hause an. Wenn ich zügig gehe brauche ich eine Viertelstunde, aber in dem Tempo ein wenig länger. Mir ist es gleich, ich habe es nicht eilig. Während ich mich gemächlich heimwärts bewege betrachte ich den Kratzer, den ich mir an diesem Busch zugezogen habe, genauer. Er ist nicht tief, zieht sich aber fast über meinen ganzen Handrücken. Und jetzt, wo ich Gelegenheit habe, mich mit ihm zu beschäftigen, tut er auch weh. Aber das war es mir wert. Jetzt weiß ich immerhin, dass ich mir keine Gedanken mehr um Eiji machen muss und kann mich um mein anderes Problem kümmern. Das scheint sich aber allem Anschein nach von alleine zu lösen, denn ich nähere mich gerade der Straße, in der ich wohne, als mir eine vertraute Gestalt ins Auge fällt. Tezuka wirkt vollkommen ruhig, wie er so an einer Mauer lehnte und augenscheinlich auf etwas - oder wohl eher jemanden – wartet. Äußerlich. Mir sieht man meine Gefühle auch nie an, und ich bin ganz gut darin, es zu erkennen, wenn es unter der Hülle brodelt. Und bei Tezuka brodelt es ganz gewaltig. Während es bei mir eher kribbelt. Aber wie Tezuka lasse ich mir das und auch meine Nervosität nicht anmerken. Mein Lächeln sitzt fest an seinem Platz, als ich auf ihn zugehe und schließlich vor ihm stehen bleibe. Erst dann lasse ich dieses Lächeln fallen und sehe zu ihm auf. Meine Augen sind ein Stück weit geöffnet und fixieren ihn. „Ich habe nicht zu hoffen gewagt, dass mich heute noch eine Überraschung erwartet…“ Ich hatte eigentlich erwartet, dass das Glück die Wiedervereinigung des Golden Pairs beobachten zu dürfen hätte für heute alles ausgereizt, aber es geschehen immer noch Wunder. Tezuka hebt leicht eine Augenbraue. „Ich kann auch wieder gehen…“ Ich kann mich nicht ganz entscheiden, ob das seine ganz eigene Art von Humor ist, oder ob er es ernst meint. Mit einem leichten Lächeln schüttele ich den Kopf, unterbreche den Blickkontakt aber nicht. „Nein…“, mehr sage ich nicht. Wie ich ihm schon gestern gesagt habe, ist er am Zug. Jetzt ist es an mir, zu warten. Leider bin ich kein besonders geduldiger Mensch, auch wenn ich selber die Geduld der anderen oft und gerne strapaziere. Zum Glück gehört Tezuka nicht zu der Sorte Mensch, die andere lange warten lassen. „Du hast also aufgehört zu spielen.“ Das ist selbstverständlich keine Frage. Ich seufze lautlos. Warum muss er immer nur alles unnötig kompliziert machen? Aber wenn er es kompliziert haben will, bitte. Ich zwinkere und antworte: „Eigentlich ist das ganze Leben ein Spiel. Es kommt nur oft vor, dass wir die Regeln nicht kennen…“ „Darum machst du dir lieber deine eigenen Regeln.“ Ich lächele. „Du hast mich durchschaut… Ich habe dir doch gesagt, dass ich ein vorsichtiger Mensch bin…“ Seine Miene ist ungerührt, aber sein Blick wird wärmer. Er hat begriffen, was ich ihm sagen will. „Aber jetzt kennst auch du die Regeln nicht.“ Noch eine Feststellung. Ich mache mir nicht die Mühe, darauf zu reagieren. Tezuka erwartet auch keine Antwort, er wendet den Blick von meinen Augen ab und sieht nach unten. „Was hast du mit deiner Hand gemacht?“ Er nimmt meine rechte Hand in seine. Es war zu erwarten gewesen, dass er den Kratzer bemerkt, aber seine Reaktion überrascht mich doch ein wenig. Er sieht wieder auf, hält meine Hand aber immer noch fest… eine Tatsache gegen die ich rein gar nichts einzuwenden habe. „Ich war… ein wenig unvorsichtig.“ „So?“ Sein Blick und vor allem sein Ton sagen mir eindeutig, dass ich mir nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen lassen soll. „Hana-chan und ich durften doch nicht die Versöhnung des Golden Pairs versäumen…“ Ich sehe schon die Gewitterwolke aufziehen und beeile mich, hinzuzufügen: „Wir haben uns hinter einem Busch im Park versteckt, um sie zu beobachten. Als es spannend wurde, musste ich leider feststellen, dass dieser Busch Dornen hatte.“ Ein leises Seufzen antwortet mir. Dann sagt er: „Du solltest besser aufpassen…“ „Tennis spielen kann ich auch mit Kratzern.“ „Es geht mir nicht ums Tennis.“ „Sondern?“ Und bei mir erwartet er klare Antworten… Aber Reden ist nun mal nicht seine Stärke. Meine dagegen schon. Tezuka weicht meinem Blick aus, indem er meine Hand, die immer noch in der seinen liegt, eingehend betrachtet und mit seiner anderen leicht, fast zögerlich über meinen Handrücken stricht, wobei er es wohlweislich vermeidet, den Kratzer zu berühren, der sich wirklich ziemlich von meiner hellen Haut abhebt. In mir kribbelt schon eine ganze Weile alles, aber jetzt fühlt es sich an, als hätte jemand einen ganzen Schwarm flatternder Schmetterlinge freigelassen. „Mir gefallen deine Hände…“, sagt Tezuka nach endlosen Sekunden und reißt mich so aus einem ungeordneten Gedanken. Ich sehe wieder zu ihm auf. Ich bin nicht der Einzige, der sich auf unbekanntes Terrain wagt. Ich – und vermutlich auch er – spüre es ganz deutlich: Die Grenze ist überschritten. Jetzt kann keiner mehr zurück. Aber zumindest ich kann guten Gewissens behaupten, dass ich gar nicht zurück will. Die Tatsache, dass ich keinen – oder nur wenig – Einfluss auf den weiteren Verlauf habe, macht mir jetzt keine Angst mehr. Im Gegenteil. Ich bin unglaublich gespannt, auf das, was mich erwartet. Wobei ich doch hoffe, dass meine Erwartungen erfüllt werden. Auch Tezuka hebt nun seinen Blick. Gerade weit genug, um mir in die Augen sehen zu können – was nicht besonders weit ist. Das Schweigen scheint Ewigkeiten zu dauern, die komplette Welt um uns herum ist vollkommen ausgeblendet. Wieder bin ich mir seiner Nähe überdeutlich bewusst. Mehr als das. Nie hätte ich erwartet, dass sich diese angenehme und doch unerträgliche Spannung, die immer dann aufkam, wenn wir einander zu nahe gekommen sind, sich noch weiter verstärken kann. Aber genau das ist geschehen. Ob sie inzwischen messbar ist? Wundern würde es mich nicht. Eine gewisse Erwartung liegt in der Luft, aber erstmal geschieht gar nichts. Wie gesagt, ich bin nicht besonders geduldig und nun kurz davor, selbst die Initiative zu ergreifen, als Tezuka eine seiner Hände von meiner nimmt und sie an mein Gesicht hebt. Leicht streicht er über meine Wange, wenn auch nicht für lange. Bevor ich allerdings Enttäuschung spüren kann, beugt er sich zu mir herunter und küsst mich. Es ist ein vorsichtiger Kuss, als hätte er Angst, zurückgewiesen zu werden, aber das würde mir nicht im Traum einfallen. Aber es passt nicht zum dem Eindruck, den er sonst erweckt. Aber diese kleine Schwäche besitzt wohl jeder… Auch der Kuss ist nur kurz, ein erstes Austesten dessen, was noch folgen kann. Bevor er sich wieder aufrichtet, sagt er leise: „Schachmatt… Syusuke.“ Als er zum ersten Mal meinen Vornamen ausspricht, macht mein Herz einen freudigen Sprung. „Das klingt so, als hättest du gewonnen… aber wer sagt denn, dass es ums gewinnen ging?“, gebe ich zurück. Jetzt blitzt es in seinen braunen Augen eindeutig belustigt auf. „Außerdem… vielleicht habe ja doch ich gewonnen… Kunimitsu…“, füge ich lächelnd hinzu und koste es richtig aus, ihn bei seinem Vornamen zu nennen. „Dann einigen wir uns auf ein Unentschieden“, schlägt er vor und küsst mich wieder. „Nyaaaa… Fujiko-chan! Wo warst du den ganzen Tag? Ich habe die ganze Zeit versucht, dich anzurufen!“, quengelt ein paar Stunden später Eiji am Telefon. „So? Ich nahm an, du wärst mit Oishi unterwegs…“ Haben sie sich etwa doch noch gestritten? Ich hoffe nicht… „War ich ja auch, aber… Woher weißt du das?“, fällt ihm einiger Verspätung ein. „Ich war heute Mittag bei euch und deine Mutter sagte, du wärst bei Oishi. Habt ihr euch endlich ausgesprochen?“ Ich halte es für sicherer, Eiji nicht zu sagen, dass Hana und ich uns als freiberufliche Stalker betätigt haben. „Hoi!“ Seine gute Laune kommt nun fast durch den Telefonhörer zu mir durch. Es wundert mich ein wenig, dass ich das nicht eher gemerkt habe. Aber vermutlich ist meine eigene Laune im Moment viel zu gut. Die nächsten zehn Minuten verbringt Eiji damit, mir haarklein zu erzählen, was passiert ist und ist noch nicht besonders weit gekommen, bis er merkt, dass es nicht so viel Spaß macht, es am Telefon zu erzählen und vorschlägt, dass er vorbeikommt und dann bei mir schläft. Mir – und vermutlich auch ihm – ist vollkommen klar, dass wir wohl kaum zum Schlafen kommen werden, und sage zu. Schließlich ist er nicht der Einzige, der viel zu erzählen hat. Eine Stunde später sitzen wir in meinem Zimmer auf meinem Bett und ich nutze eine Redepause meines besten Freundes, um zu sagen: „Ich bin jetzt mit Tezuka zusammen…“ Kapitel 9: Ore-sama vs. Tensai ------------------------------ Titel: Ore-sama vs. Tensai Challenge: Abwasch Pairing: Fuji, Atobe Widmung: Rei17, der ich diese (vermutlich gar nicht) grandiose Idee zu verdanken habe Warnung: Ein intriganter Fuji, Hints, die man nicht unbedingt sehen muss… und nicht beabsichtigt waren… und eine extreme OoCness bei Atobe Anmerkung: Diskussionen über Atobe sind böse… ganz böse… wirklich. Und weil irgendwie alle Welt auf Ffs über „Ore-sama“ zu warten scheint ist meine Muse natürlich sofort drauf angesprungen… und hat das hier fabriziert. Der grobe Plot stand recht schnell… aber vieles ist spontan entstanden. Das mein armer Schreibtisch keine Dellen vom vielen Headdesken bekommen hat, ist wirklich ein Wunder. Naja, jetzt ist es vollbracht… und azra und ich sind uns eigentlich einig… es ist Durchschnitt, nicht mehr. Aber dieses Pairing ist wirklich ne Bitch… >.< Lasst mich für Ore-samas OoCness bitte am Leben. @,@ Dank an: Conzi-chan, Sammelbegriff, irOny, Vera_Juventina, Rei17 und YukiNoShu für ihre Kommentare zur letzten Challenge ^^ Special Thanx: wie immer dat_azra fürs betan ^^ Es könnte so schön sein… Strahlend schönes Wetter, er war so gut wie im Auswahlteam - was allerdings selbstverständlich zu erwarten gewesen war - aber alles, was er jetzt am liebsten tun würde, war dieses dauerlächelnde Etwas neben ihm langsam zu erwürgen. Wären solche Gedanken seiner nicht vollkommen unwürdig, selbstverständlich. „Oi, Atobe, mach schon! Sonst werden wir nie fertig!“ Noch jemand, der in Atobes ausartender Fantasie Fujis Schicksal teilte. Ausgerechnet Kamio von Fudomine musste der dritte im Bunde sein. In welchem Bund? Besser man kehrt zum Anfang zurück. „Kaputt? Wie, kaputt?“ „Wie kaputt kann etwas schon sein? Sie funktioniert nicht mehr und fertig“, Ann verdrehte genervt die Augen. Und da hieß es immer, Männer würden sich mit Technik auskennen. Aber die Jungs wollten wohl alle noch Männer werden, deswegen wollte sie mal über das mangelnde Begriffsvermögen hinwegsehen. „Und was heißt das?“ „Dass ihr beim Spülen helfen müsst, ganz einfach.“ „WAAAS?“ „Ja was denkt ihr denn?“, kam ihr nun Tomoka zur Hilfe, „Wir können das nicht alles alleine machen!“ „Aber… aber…“, stotterte Fuji Yuuta vollkommen perplex, wurde aber von der energischen Erstklässlerin unterbrochen: „Keine Widerrede. Einen Teil schaffen wir, aber von euch müssen welche mithelfen, bis die Spülmaschine wieder funktioniert. Immer drei! Lost es aus, wenn ihr wollt.“ Genau das war geschehen und die ersten Beschwerden ließen nicht lange auf sich warten. Am lautesten waren selbstverständlich Mizuki Hajime und Atobe Keigo, die beide fest der Meinung waren, dass es unter ihrer Würde wäre, auch nur in Erwägung zu ziehen, sich die Hände beim Spülen zu ruinieren. Und bei keinem der beiden wurde diese Erklärung akzeptiert, bei Mizuki besonders nicht, der direkt als erstes fällig war. Trotzdem gab es erwartungsgemäß Probleme. Als Atobe am nächsten Mittag mit Fuji und Kamio beim spülen helfen sollte, war er einfach nicht aufzufinden. Und das gefiel dem temperamentvollen Vizekapitän von Fudomine selbstverständlich nicht besonders gut. Ebensowenig wie Ann, die die Oberaufsicht übernommen hatte. Da er befürchtete, dass Hyoteis Tennisteam den Rest des Schuljahres ohne den hochverehrten Kapitän auskommen müsste, sollten Ann oder Kamio Atobe in die Finger bekommen, erbot sich Fuji, die Diva vom Dienst suchen zu gehen und dazu zu überreden, dieses eine Mal mitzuhelfen. Häufiger würde es ohnehin nicht nötig sein, entweder hatte bis dahin jemand die Spülmaschine repariert oder - was wahrscheinlicher war - sie waren alle wieder zu Hause. Nachdem er einen Hinweis von Kisarazu Ryou bekommen hatte, steuerte Fuji das Zimmer an, das Atobe sich dank der alphabetischen Aufteilung mit Amane Hikaru von Rokkaku teilte. Er klopfte kurz an und öffnete dann die Tür. Das war zwar nicht die höflichste Art, aber sicher war sicher. Atobe saß auf seinem Bett und las in einem Buch. Was es für ein Buch war, konnte Fuji nicht erkennen und eigentlich interessierte es ihn auch herzlich wenig, er war ja hier, weil Atobe sich vor der Arbeit drücken wollte und sonst von zwei Fudomine-Schülern gelyncht werden würde. Aber der Kapitän von Hyotei ignorierte ihn gekonnt. „Atobe…“, begann Fuji mit sanfter Stimme. „Huh? Wer hat dir erlaubt, ore-samas Zimmer zu betreten?“ „Ich habe geklopft…“, war die lächelnde Antwort. Atobe musterte Fuji misstrauisch. Er hatte mit dem zierlichen Jungen nur wenig bis gar nichts zu tun, hatte aber schon genug über ihn gehört, um zu wissen, dass es selten war, dass Fuji nichts im Schilde führte. Da stellte sich jetzt nur die Frage, was der Tensai ausgerechnet von ihm wollte. „Ich habe dir aber nicht erlaubt, reinzukommen“, stellte Atobe fest. Fujis Miene war nachdenklich, fast abwesend, als er sagte: „Das stimmt…“ „Und warum bist du dann jetzt hier drin und nicht draußen vor der Tür?“ Atobe war genervt und das hörte man ihm deutlich an. Er hasste es, sich ein Zimmer mit jemand anderem teilen zu müssen. Aber wäre dieser jemand Oshitari gewesen, hätte er kein so großes Problem damit gehabt, wie mit seinem jetzigen Zimmergenossen. Er, Atobe Keigo, Kapitän des Tennisteams von der Hyotei Gakuen, einer Schule mit hervorragendem Ruf, musste sich ein Zimmer mit einem Schüler von der Rokkaku teilen! Wenn etwas unfair war, dann das! Atobe hoffte, dass er diese Schule auch in Zukunft nur von weitem sehen würde… Fujis Stimme riss Atobe aus seinen Gedanken und diesmal war er einigermaßen dankbar dafür. Das Leben war im Moment schon grausam genug zu ihm, da brauchte er nicht noch Horrorszenarien, die sich um gewisse andere Schulen drehten, die sicherlich einsturzgefährdet waren. „Hättest du mich denn hereingebeten?“ Das… war eine berechtigte Frage. „Ich will nicht gestört werden…“, knurrte er als Antwort. „Was tust du denn so wichtige?“ Atobe blieb die Antwort schuldig. Wie sollte jemand schon verstehen, wie wichtig es für sein blendendes Aussehen und seine unerschütterliche Ruhe war, einen gewissen Abstand von dem… Kindergarten, der um ihn herum tobte, zu bewahren? Wobei Fuji sich gerade als das Exemplar erwies, das seine Nerven am meisten strapazierte. Das war nicht gut. Wenn er gestresst war, bekam er Pickel. Und Pickel konnte ein Atobe Keigo sich nicht erlauben. Pickel waren etwas, was der Rest der Welt bekam. Der Welt, die ihm zu Füßen zu liegen hatte. Aber nicht er! Bis auf eine Ausnahme… Atobe erinnerte sich nicht gerne an diesen Moment. Vor drei Tagen hatte er doch tatsächlich so ein kleines Geschwür auf seiner sonst so makellosen Haut entdeckt. Da war nur der Stress dran Schuld, keine Frage! Wie konnte man von ihm erwarten, dass er… „Atobe…?“ Kurz war Atobe verwirrt. Wer sprach ihn da so respektlos, ja belustigt an? Wer wagte es, sich über ihn lustig zu machen? Dann kam die Erleuchtung. Stimmte ja… Fuji war ja auch noch da… Atobe sah den Anderen ein wenig misstrauisch an. Er konnte sich nicht erinnern, irgendwann mal mehr als ein Wort mit ihm gewechselt zu haben. Was also… „Was willst du?“, fragte er bewusst hochmütig. Dass er Fuji kaum kannte, bedeutete noch lange nicht, dass er nicht über ihn informiert war, und daher wusste er, dass Seigakus Tensai nichts - oder wenig - ohne irgendwelche Hintergedanken tat. Gedanken, die für Atobes Geschmack zu gut hinter einem unschuldigen Lächeln verborgen waren. Und ebendieses Lächeln bekam nun eine etwas spöttischere Note. Vermutete Atobe. Aber er hatte nun wirklich besseres zu tun, als die 1000 verschiedenen Versionen eines Lächelns, die Fuji zweifelsohne beherrschte, zu analysieren. „Ich will dich nur etwas fragen…“ Wieder riss Fuji Atobe aus seinen Gedanken. Was war nur los mit ihm, dass er schon wieder so abwesend war? Nicht nur Fujis Lächeln warf Rätsel auf, fiel Atobe aus irgendeinem Grund auf. Seine Stimme ebenfalls. Sie war sanft und unschuldig. Also vermutlich das genaue Gegenteil von Fuji selber. Oder schwang da etwas Lauerndes mit? Atobe begann sich ernsthaft zu fragen, wie die Spieler von Seigaku es ohne Nervenzusammenbrüche schafften, Fuji jeden Tag um sich zu haben. Ihn machte die Art des Genies schon nach ein paar Minuten wahnsinnig. „Und das wäre?“ Irrte Fuji sich, oder klang Atobes Stimme ein wenig gereizt? Das war ja mal höchst interessant. Mal sehen, wie weit er gehen konnte… Wer ihn besser gekannt hätte, hätte die leichte Veränderung in seinem Lächeln bemerkt, und sich unter irgendeinem Vorwand verzogen, aber Atobe sah es nicht. „Ob du einen Moment Zeit hast…“ „Nein.“ Atobes Antwort kam zu schnell, das wurde ihm in dem Moment bewusst, als er sie gab. Und es war ihm klar, dass diese Tatsache auch Fuji nicht entgangen war. Die Reaktion des Tensais folgte auch prompt. „Man könnte meinen, du magst mich nicht…“ „Ich kenne dich nicht.“ „Man kann sich ja kennenlernen“, Fujis Stimme schnurrte nun fast und verwirrte Atobe endgültig. Was hatte der Kerl vor? Wobei… „Kerl“ war bei Fuji vielleicht nicht ganz die richtige Bezeichnung… ohne jetzt abwertend sein zu wollen… Atobe schüttelte leicht den Kopf. Und merkte wieder zu spät, dass er etwas Unüberlegtes getan hatte. Also sagte er das erstbeste, was ihm in den Sinn kam: „Kannst du nicht jemand anderem auf die Nerven gehen? Tezuka zum Beispiel?“ Wieder stellte Atobe fest, dass es besser wäre, wenn er erst nachdachte und dann redete. Wobei Denken in Fujis Anwesenheit keine gute Idee war, denn dann schweifte er ab und… Verdammt, warum musste er ausgerechnet Tezuka erwähnen? War Kikumaru nicht der beste Freund von diesem verkorksten Genie? Oder Kawamura? Oder beide? Warum kam er ausgerechnet auf Tezuka? Außerdem… hatten Fuji und Tezuka sich nicht gestritten? Oder was auch immer jemand wie Fuji tat, anstelle sich zu streiten. Atobe hatte es nur soweit mitbekommen, dass Tezuka seiner Nummer zwei bei dem Match von Seigaku gegen Hyotei erstaunlich wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Fall er aber einen wunden Punkt in Fuji getroffen hatte, ließ der es sich nicht anmerken. Oder war da eine leichte Veränderung in seiner Miene? In seiner Stimme? „Die anderen sind ja alle beschäftigt…“ Das bezweifelte Atobe jetzt mal. Und selbst wenn… Fuji schien nicht wie jemand, der sich von solchen Kleinigkeiten abhalten ließ, seine Spielchen zu treiben. Denn er bekam mehr und mehr das Gefühl, in einem Spiel festzusitzen, und die Regeln nicht zu kennen. Ganz im Gegensatz zu Fuji. Der die Regeln vermutlich machte, ohne sein Opfer netterweise darauf hinzuweisen. „Und ich bin nicht beschäftigt?“ „Nicht dass ich wüsste…“ Wie schon gesagt, niemand hatte Verständnis für Atobes Bedürfnisse. Fuji trat näher an das Bett, sein Gang hatte etwas katzenhaftes, unterschwellig gefährliches, was Atobe auf der Hut sein ließ. „Du bist viel zu verkrampft…“ Atobe schwieg dazu. „…ist das etwa meine Schuld?“, fuhr Fuji schon fort. Er legte den Kopf schief und sah Atobe aus leicht geöffneten Augen an. Auch diese Antwort blieb Atobe schuldig. Warum er keine gab, wollte er nicht mal sich selbst gegenüber zugeben. Fuji schien das aber nicht zu stören. „Du scheinst ein wenig Ablenkung nötig zu haben…“ Eine schmale Hand griff nach Atobes und zog ihn mit einer Kraft, die man dem zierlichen Jungen gar nicht zugetraut hätte, hoch. Zum wiederholten Male fragte Atobe sich, was der Tensai vorhatte. Waren alle Genies zu kompliziert? Oshitari war auch ein Fall für sich und Ibu von Fudomine… von dem wollte er gar nicht erst anfangen. Fujis Lächelnd veränderte sich ein wenig, als er zu dem nun stehenden Atobe aufsah. Und das irritierte den Kapitän von Hyoteis Tennisteam sehr. Aber Fuji gab keine Erklärung, sondern zog Atobe einfach hinter sich her… … in die Küche. „Ich hab ihn gefunden.“ Fuji klang ein klein wenig triumphierend und ließ Atobes Hand los. Gefunden? Was sollte er in der Küche? Langsam dämmerte ihm, was hier gespielt wurde. Spüldienst. Mit Fuji und diesem Rhythmusspinner von Fudomine. Und Tachibana Ann als Aufseherin. Atobe biss die Zähne zusammen und versuchte es mit Würde zu nehmen. Während Ann sich aufplusterte ihm ihn zusammenzustauchen, spürte Atobe immer noch die Wärme von Fujis Hand an seiner… Das würde dieser… dieses… das würde Fuji noch bereuen… irgendwann… irgendwie… Oder auch nicht. ~*~~*~Owari~*~~*~ Falls es jemanden aufgefallen ist… ich konnte mir die kleine Verknüpfung zu „Paparazzi“ einfach nicht verkneifen. Interpretiert rein, was ihr wollt XD Kapitel 10: Schwäche? --------------------- Titel: Schwäche? Challenge: Hundehalsband Charaktere: (Pairing wäre definitiv zu viel gesagt XD) Yukimura, Kirihara (Sanada läuft auch durchs Bild… *das nicht geplant war*) Anmerkung: Nach Atobe kommt der nächste schwere Charakter… *seufz* Naja, das Los hat entschieden und ich habe mir alle Mühe gegeben. Kirihara und Yukimura sind ja Charaktere, bei denen man relative Freiheiten hat, solange man gewisse Dinge nicht außer Acht lässt. Ich hoffe, es ist mir gelungen die beiden einigermaßen IC zu schreiben, obwohl sie – vor allem Yukimura – nicht besonders viele Auftritte in der Serie haben. Was die zeitliche Aufteilung angeht... ich habe keinen blassen Schimmer, wann Yukimura aus dem Krankenhaus kommt und wie es dann weitergegangen ist… und es konnte mir auch keiner sagen. Ich weiß nur, bei den Nationals ist er wieder dabei und den Rest habe ich mir komplett aus den Fingern gesaugt. Also habt bitte Nachsicht, wenn ich da was übersehen habe ^^° Aber es hat Spaß gemacht, diese OS zu schreiben, auch wenn ich zwischendurch echt am Rande eines Nervenzusammenbruchs stand. Es war viel kürzer geplant @,@ Dank an: Conzi-chan, Vera_Juventina, YukiNoShu, IrOny, SabakunoYoru, Krisi-chan, LadyHiwatari und Sammelbegriff Auch für die Kritik war ich sehr dankbar, ich werde sie in meiner nächsten Challenge berücksichtigen und es hoffentlich besser machen. ^^ Special Thanx: Wie immer dat_azra fürs Betan und dafür, dass sie mir diese Kombi gezogen hat. ^^ Musik: X Japan, Die Ärzte... und mehr. -.-° Der Ball landete hart auf dem Boden, prallte ab und flog haarscharf an einem vollkommen verschreckten Zweitklässler vorbei. Genau, wie es geplant war. Er erlaubte sich ein zufriedenes Lächeln, was den armen Zweitklässler aber vermutlich noch mehr Angst einjagte. Aber wenn man es genau nahm… noch blasser konnte der arme Junge ohnehin nicht mehr werden. „Kirihara? Hast du einen Moment Zeit?“ Kirihara drehte sich um. Obwohl alle anderen ebenfalls mit ihren Übungsmatches oder anderen Dingen beschäftigt sein sollten, hatte er das Gefühl, als ob diese Frage die Aufmerksamkeit des ganzen Teams auf ihn gelenkt hatte. Auf ihn und den vor kurzem erst zurückgekehrten Yukimura. Auch wenn der Teamkapitän von Rikkaidai noch längst nicht wieder voll am Training teilnehmen konnte, nahm er seine Rolle als Kapitän ernst. Kirihara hatte nichts dagegen gehabt. Bis zu diesem Moment. Ihm war klar, dass die Frage eigentlich keine Frage gewesen war, sondern eine gut versteckte Anweisung. Auch wenn Yukimura durch seine lange Krankheit noch sehr zerbrechlich wirkte, lag in seiner Stimme die gewohnte, fast selbstverständliche Autorität, die ein „Nein“ von vornherein ausschloss. Mit einem an seinen Kapitän gewandten Nicken ließ Kirihara seinen Klassenkameraden auf der anderen Seite des Feldes stehen und folgte Yukimura, der augenscheinlich nichts anderes erwartet hatte, bis sie sich ein wenig abseits von den anderen befanden. „Ich habe gehört, du hast vor kurzem ein wenig… die Beherrschung verloren?“ Yukimuras Blick fixierte ihn kurz, wanderte dann kurz zu dem Rest des Teams, dem augenblicklich einfiel, dass sie ja Training hatten, und streifte kurz Sanada, der mit Yanagi redete. Kirihara war klar, von wem Yukimura alles wusste und sah unwillkürlich seitlich zu Boden. Vergeblich versuchte er, seine Verlegenheit zu verbergen. Der forschende Blick, der nun wieder auf ihm lag, hatte etwas an sich, das für Gewissensbisse sorgte. „Ich hab das im Griff…“, war die gemurmelte Antwort. Immer noch, ohne Yukimura anzusehen. Der schien das gar nicht zu hören. „Ich habe im Krankenhaus Tachibana getroffen.“ Unmerklich zuckte Kirihara zusammen. Das hatte gesessen. „Ich habe nie etwas gegen deine aggressive Art zu spielen gesagt, weil es bis vor kurzem keine weiterreichenden Folgen hatte. Das war vielleicht ein Fehler…“ Die leise Enttäuschung in Yukimuras Stimme ließ Kirihara abermals fast zusammenzucken. Bisher hatte niemand sonst diese Wirkung auf ihn gehabt. Aber wie jedes andere Mitglied des Tennisclubs von Rikkaidai bewunderte Kirihara seinen Kapitän maßlos. Yukimura war ein grandioser Tennisspieler und die schwere Krankheit hatte zwar alle geschockt, aber zu neuen Höchstleistungen angespornt. Niemand hatte die Hoffnungen des Kapitäns, bei den Nationals spielen zu können, enttäuschen wollen. Und jetzt klang es so, als ob… „Tut mir Leid… ich wollte dich nicht enttäuschen…“ Kirihara sah auf und Yukimura direkt an. Plötzlich bekam er Angst. „Ich arbeite an mir, wirklich! Aber… bitte…“ Er brach ab und war heilfroh, dass die anderen sie nicht mehr beachteten. Normalerweise achtete er darauf, dass niemand diese Seite an ihm sah. Und das gelang ihm eigentlich sehr gut. Aber auf einmal hatte er panische Angst, dass Yukimura ihn aus dem Team nehmen würde. Und das würde er nicht verkraften. Tennis… das Team… das war alles, was ihm wichtig war. Wieder öffnete er den Mund, um etwas zu sagen, aber Yukimura hob eine Hand und stoppte ihn so. „Ich werde dich nicht aus dem Team nehmen“, erklärte er zu Kiriharas großer Erleichterung mit einem leichten Kopfschütteln. „Sanada hat mir gesagt, dass du dich sehr bemühst und ich habe dich in den letzten Tagen beobachtet und gebe ihm vollkommen Recht. Ich wollte nur mit dir reden, um dir eine Frage zu stellen. Was ist los mit dir, dass du meintest, auf diese Art spielen zu müssen?“ Kirihara schwieg. Er wusste, diese Frage stellten sich viele, aber es war das erste Mal, dass er so direkt gefragt wurde. Die anderen, die es interessierte, trauten sich nämlich nicht. Oder dachten, es ginge sie nichts an. Was genau Kiriharas Meinung entsprach. Der Rest… nun, denen war es vermutlich egal. Kirihara war sich ziemlich sicher, dass auch Yukimura nur fragte, weil er als Kapitän die Verantwortung trug. Hätte jemand anderes diese Frage gestellt, wäre er ziemlich eiskalt abgefertigt worden, aber das ging bei dem Kapitän selbstverständlich nicht. So selbstverständlich, dass es Kirihara nicht mal in den Sinn kam. „Ich möchte nicht darüber reden…“, sagte er deswegen nur. Wieder spürte er Erleichterung, als Yukimura leicht nickte. „Wenn du deine Meinung noch änderst…“, er ließ den Satz unvollendet, nickte Kirihara noch mal kurz zu, ging dann zu den anderen zurück und blieb neben Sanada stehen. Kirihara sah ihm nach und versuchte, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Yukimura hatte nicht wirklich erwartet, dass Kirihara mit ihm redete, aber ein Teil von ihm hatte es zumindest gehofft. Die folgenden paar Wochen waren schnell vergangen und bald war das Spiel gegen die Amerikaner. Und dann dauerte es nicht mehr lange bis zu den Nationals. An denen Yukimura hoffentlich wieder teilnehmen konnte. Es war ihm schon schwer genug gefallen, einfach zuzusehen, wie Sanada und seine übrigen besten Spieler in das Auswahlcamp fuhren und zu wissen, das für ihn selber diese Chance ein für allemal vorbei war. Er hatte sich, seinen Körper für diese Schwäche gehasst. Er war einer der besten Spieler des Landes gewesen, einer der gefürchtesten Gegner, der nicht ohne Grund zu den „drei Dämonen“ des Rikkaidai-Teams gehörte. Und jetzt war er so weit zurückgefallen… Dass es Tezuka und Tachibana ähnlich erging, war ihm nur ein schwacher Trost. Wenn es ums Tennis ging, um die Nationals, war sich jeder selbst der Nächste. Yukimura würde zwar gerne gegen einen der beiden anderen Kapitäne spielen, ihm war aber bewusst, dass es für sein Team nur gut war, sollten sie immer noch ausfallen. Was aber nicht der Fall sein würde. Sie waren so gut wie wieder fit. Was für ihn selbst nicht galt. Zu lange war er nicht in der Lage gewesen, Sport zu machen. Aber er trainierte. Jeden Tag. Während seines Krankenhausaufenthaltes hatte er sich darauf verlassen, dass sein Team es bis zu den Nationals schaffen würde. Sanada und die anderen hatten diese Erwartung nicht enttäuscht. Selbstverständlich nicht. Aber jetzt verließ sich sein Team darauf, dass er bei den Nationals spielen würde. Er wollte dieses Vertrauen nicht enttäuschen… Fast wütend schlug er gegen den Ball, der ihm von der Wand, an der er gerade Schlagübungen machte, entgegen kam. So heftig, dass er scharf an ihm vorbeipfiff und irgendwo im Gebüsch verschwand. Yukimura hatte nicht mal versucht, ihn wieder zurückzuschlagen. Normalerweise trainierte er mit Sanada. Aber der war mit den Vorbereitungen für das Match gegen die Amerikaner beschäftigt. Zwar hatte er deswegen das Training mit Yukimura nicht absagen wollen, aber dieser hatte darauf bestanden. Er wollte seinen Vize nicht aufhalten, weil er noch nicht ganz auf der Höhe war. Er war zwar schon häufiger versucht gewesen, probeweise bis an seine Grenzen zu gehen, aber dann hatte ihn doch immer der Mut verlassen. Zu lange hatte er sich nicht auf seinen Körper verlassen können. Was wäre, wenn er ihn jetzt wieder im Stich lassen würde? Aber lange würde er diesen Versuch nicht mehr hinauszögern können. Er war zwar noch lange nicht in seiner alten Form und würde wohl gegen keinen der anderen Kapitäne, Sanada oder auch den Erstklässler von der Seigaku, der Sanada besiegt hatte, gewinnen können… aber wie sollte er es herausfinden, wenn er sich nicht überwinden konnte? Ein erschrockenes Kläffen hinter ihm ließ ihn aufmerken. Anscheinend hatte sein Ball einen Hund erschreckt… Suchend sah er sich um. Nichts. Das Kläffen wiederholte sich und etwas raschelte ihm Gebüsch. Ein halbwüchsiger schwarzer Hund trabte auf ihn zu, den Tennisball im Maul. Yukimura sah den ihn ein wenig verwirrt an. Warum lief hier ein Hund frei herum? Seines Wissens nach war das im Park verboten. Die Erklärung sah er, als der Hund den Ball direkt vor ihm fallen ließ und schwanzwedelnd zu ihm aufsah. Die Leine schleifte hinter ihm her, ganz offensichtlich war er seinem Besitzer ausgerissen. Yukimura ging in die Hocke, um das Tier zu streicheln, was diesem sehr gut gefiel. Gleichzeitig tastete er nach dem Halsband, um ihn festzuhalten und zu schauen, ob er eine Marke hatte. „Yuki!“ Der Hund horchte auf. Yukimura atmete ein wenig erleichtert auf. Das war wohl der Name des Tieres. Zumindest der Reaktion nach zu schließen. Aber die Stimme des Besitzers kam ihm bekannt vor. Auch wenn sie noch nie so besorgt geklungen hatte. Yuki kläffte einmal auf und hinter dem Gebüsch war ein erleichtertes Schnauben zu hören. Dann raschelte es wieder, diesmal lauter und eine vertraute Gestalt kam zum Vorschein, die augenblicklich erstarrte, als sie Yukimura erkannte. „Yukimura-buchou…“ „Kirihara…“ Yukimura neigte leicht den Kopf um den Jungen zu begrüßen. „Ist das dein Hund?“, fuhr er fort. Die Überraschung auf Kiriharas Gesicht wich der üblichen Verschlossenheit. „Der von unseren Nachbarn. Ich gehe nur mit ihm spazieren.“ „Und er ist dir ausgerissen…“ Kirihara nickte nur, kam näher und bückte sich nach der Leine. Nachdem er sie sicher in seiner Hand wusste, begann er Yuki am Kopf zu kraulen. „Du machst Sachen…“, murmelte er. Zu spät wurde ihm bewusst, dass er nicht alleine war. Yukimura tat, als hätte er es nicht bemerkt und wollte sich aufrichten, was Yuki aber nicht gefiel. Er winselte. Mit einem leisen Seufzen hockte er sich wieder hin. „Er ist sehr schmusebedürftig…“ „Ist er“, stimmte Kirihara zu. Aber er lächelte leicht. Jetzt beobachtete Yukimura ihn aufmerksam. Er sah gerade eine Seite an seinem Teammitglied, die er gar nicht kannte. Die vermutlich nur die wenigsten kannten. Eine Seite, die sich einmal kurz angedeutet hatte, als Kirihara Angst gehabt hatte, aus dem Team genommen zu werden. ~Was ist nur los mit dir?~ Aber er stellte die Frage nicht laut. Eine ganze Weile sagte keiner etwas. Yuki dagegen hatte keinen Grund sich zu beschweren, wurde er doch gerade von zwei Seiten gestreichelt und genoss das sichtlich. Dann fiel Kirihara auf, dass Yukimura in Trainingskleidung war und sprang auf. „Ich wollte dich nicht beim Training stören…“ „Ich habe es vorhin selber unterbrochen, indem ich den Ball wegfliegen ließ… Yuki hat ihn mir netterweise zurückgebracht.“ Er machte eine Kopfbewegung zu dem im Gras liegenden Ball hin. Jetzt wirkte Kirihara ein wenig verwirrt. „A…ha…“ „Kirihara…“, begann Yukimura nachdenklich. Vielleicht konnte er ja zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Er machte sich schon eine ganze Weile Gedanken über den talentierten Zweitklässler, konnte ihn aber gut genug einschätzen, um zu wissen, dass dieser nicht so einfach mit der Sprache herausrücken würde. Und Vermutungen anstellen, über die Ursache dieser aggressive Spielweise, wollte Yukimura nicht. „Hm?“ Kirihara wirkte ein wenig nervös. „…würdest du gegen mich spielen?“ Man musste Kirihara zugute halten, dass er nur kurz ein wenig blasser wurde als gewöhnlich. Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle und etwas, was man als gespannte Erregung interpretieren konnte, flackerte in seinen Augen auf. Trotzdem schüttelte er heftig den Kopf. Fast hätte Yukimura genervt die Augen verdreht. Er ahnte den Grund. Wie alle anderen machte er sich Sorgen, dass ihr Kapitän sich überanstrengte. Aber konnte er es ihnen übel nehmen? Er traute sich doch selbst noch nicht mal… wie sollte er dann erwarten, dass die anderen ihm ein Match gegen einen guten Spieler wie Kirihara zutrauten? Kurz ballte er seine Hände zu Fäusten und stand auf. Er hatte es so satt, sich von der Schwäche seines Körper diktieren zu lassen, was er tun konnte, und was nicht. Er war das einfach nicht gewohnt und wollte sich da auch nicht dran gewöhnen. Jetzt, wo sie beide recht dicht voreinander standen, sah man den Größenunterschied ganz deutlich, auch wenn Yukimura wesentlich zierlicher war. „Aber du würdest gerne gegen mich spielen“, stellte er fest. Kirihara sah zur Seite. Man konnte förmlich hören, wie es in seinem Kopf arbeitete. „Du solltest dich noch schonen…“, brachte er schließlich heraus. Yukimura atmete einmal tief durch. Es war nicht seine Art, auszurasten und er hatte nicht vor, heute damit anzufangen, auch wenn er gerade kurz davor war. „Ich soll bei den Nationals spielen… wie soll ich das tun, wenn ich vorher nicht weiß, wie viel ich noch an mir arbeiten muss?“ Kirihara schwieg. „Du willst doch gegen mich spielen, ich habe es gerade deutlich gesehen. Oder willst du das leugnen?“ „Nein… jeder würde gerne mal gegen dich spielen…“ „Jetzt hast du die Chance…“ Kiriharas Kopf ruckte nach oben, jetzt sah er seinen Kapitän direkt an. „Ich will aber gegen dich spielen, wenn du wieder ganz gesund bist!“ „Warum? Hast du Angst, dass die Niederlage dann nicht so schwer für dich zu akzeptieren sein wird?“ „Ich will gegen dich gewinnen, wenn du in Form bist!“ Yukimura konnte nicht anders, er begann leise zu lachen. „Das werden wir ja sehen… gewinn erstmal gegen mich, wenn ich nicht in Form bin…“ Er wusste, es war nicht klug, jemanden wie Kirihara zu provozieren, aber das schien die einzige Möglichkeit zu sein, um ihn zu dem Match zu bewegen. (irgendwie waren die beiden gerade sehr OoC x.X) Und wirklich begann es in den Augen des Jüngeren gefährlich zu glitzern, er beherrschte sich aber. Alles andere wäre auch undenkbar gewesen. Yukimura beobachtete ihn ganz genau. Sollte Kirihara irgendwie den Anschein machen, dass es mit seiner Selbstbeherrschung doch nicht so weit her war, wie er sagte - und bisher auch bewiesen hatte - würde er es sich noch mal überlegen, ihn bei den Nationals antreten zu lassen. Er verspürte nicht die geringste Lust, sich für seinen Teamkameraden zu entschuldigen, weil wieder jemand im Krankenhaus gelandet war. „Meine Tennissachen liegen zu Hause und ich muss Yuki zurückbringen…“, sagte Kirihara schließlich. Yukimura nickte. „In Ordnung. In einer halben Stunde auf den Tennisplätzen unserer Schule…“ „Okay.“ Der Jüngere verabschiedete sich und ließ Yukimura allein. Dieser hob den Tennisball auf und packte seine Sachen in die Tennistasche, die an der Wand lehnte. Pünktlich eine halbe Stunde später wartete Yukimura auf seinen jüngeren Teamkameraden. Ansonsten hielt sich niemand auf dem Schulgelände auf, schließlich war es Sonntag und jeder normale Schüler hielt sich da für gewöhnlich von der Schule fern. Aber Yukimura hatte das Adjektiv „normal“ nie für sich in Anspruch genommen, deswegen sah er es nicht so eng. Es dauerte nicht mehr lange und Kirihara betrat den Platz. Er hatte sich umgezogen und schien sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein. Yukimura erlaubte sich ein leichtes Lächeln. Er war gespannt… aber vorher gab es noch etwas zu klären. „Kirihara… wie wärs mit einer kleinen Wette?“ „Hä?“ „Wenn ich gewinne, ohne einen Satz zu verlieren, beantwortest du mir eine Frage.“ Für einen Moment sah Kirihara seinen Kapitän an, als hätte dieser den Verstand verloren. Oder wäre zumindest größenwahnsinnig geworden. „Okay…“ Man sah ihm an, dass er nicht damit rechnete, so klar zu verlieren. Yukimura war sich selber nicht ganz sicher, ob er es schaffen würde. Aber wenn er es nicht versuchte, würde er es nie herausfinden. „Dann fangen wir an“, sagte er nur und betrat das Feld. „Du hast Aufschlag.“ Er warf Kirihara einen Ball zu. So viel Fairness musste schließlich sein. Kirihara verzog leicht das Gesicht, schlug aber auf, sobald sie in Position waren. Yukimura schlug den Ball ohne größere Probleme zurück und visierte eine Stelle an, die Kirihara nicht erreichen konnte. Er musste sich zusammenreißen um nicht über Kiriharas dummes Gesicht zu lachen. „Wenn du nicht ernst spielst, wirst du keinen Punkt machen…“ Es dauerte nicht sehr lange, bis der erste Satz an Yukimura ging, was Kirihara sichtlich schockierte. Yukimura war nicht überrascht. Auch wenn sich der Zweitklässler dessen vermutlich nicht bewusst gewesen war, hatte er sich zurückgehalten. Und prompt die Quittung dafür bekommen. Yukimura lächelte leicht. Man sollte seine Warnungen nun mal besser nicht ignorieren, ob bewusst oder unbewusst. Aber er sagte nichts dahingehend. Kirihara würde es noch früh genug merken. Außerdem musste er dann nicht sofort alles geben und konnte es langsam angehen lassen. Zwar nicht so langsam wie die meisten es gerne hätten… aber immerhin. Die nächsten Sätze zu gewinnen wurden schwieriger, Kiriharas Ehrgeiz war nach der glatten Niederlage im ersten Satz endgültig geweckt und er steigerte sich langsam aber sicher. Nicht zum ersten Mal musste Yukimura zugeben, dass der Jüngere gut war. Sehr, sehr gut sogar. Aber es fehlte noch einiges, damit Kirihara seinen Kapitän schlagen konnte, und das ließ dieser den anderen spüren. Zwar hatte er noch nicht wieder seine alte Form erreicht - das würde auch noch ein wenig dauern - aber er spürte, dass er auf dem richtigen Weg war. Und auch wenn es noch hart werden würde, sein Instinkt und seine Reflexe ließen ihn nicht im Stich. Erst als das Match sich dem Ende zuneigte, wurde es wirklich eng. Den fünften Satz gewann Yukimura nur knapp. Zu knapp für seinen Geschmack. Er konnte - wollte - nicht akzeptieren, dass dies schon seine Grenze sein sollte. Da musste einfach noch mehr sein. So kurz vor dem Ende des Matches durfte er einfach nicht schlapp machen. Wenn er nicht mal ein Match zu Ende bringen konnte, wo der Gegner die ersten beiden Sätze - für seine Verhältnisse - recht zurückhaltend gespielt hatte, dann bräuchte er bei den Nationals nicht mal anzutreten. Entschlossen umfasste er seinen Schläger fester. Er würde nicht verlieren. Nicht einen Satz. Das war es, was er sich vorgenommen hatte und daran würde er sich auch halten. Das Match hatte inzwischen einen Zuschauer bekommen, der anscheinend an einer anderen Stelle des weitläufigen Schulgeländes seinem Training nachgegangen war und das Match nun missbilligend verfolgte. Sanada sah aus, als würde er seinem Kapitän und Freund am liebsten sagen, was er von der Sache hielt, nämlich gar nichts. Aber Yukimura wusste, dass es zwei Dinge gab, die ihn davon abhielten: Einmal Kiriharas Anwesenheit und zum anderen sein Respekt vor Yukimura selber. Es gab Momente, da fragte dieser sich, was er getan hatte, um sich den Respekt von jemanden wie Sanada zu verdienen. Er wirkte so viel stärker als er selbst. Aber er sagte nichts, sondern nickte seinem Vize kurz zu, erntete einen skeptischen Blick und wandte sich dann wieder dem Match zu. Er hatte den Aufschlag, was die Sache einfacher machte. Solange seine Erschöpfung nicht seine Zielgenauigkeit in Mitleidenschaft zog. Aber das war nicht der Fall. Die ersten drei Bälle landeten genau dort, wo er sie haben wollte und für Kirihara unerreichbar. Den letzten nahm der Jüngere an, konnte aber dennoch nicht verhindern, dass sein Kapitän punktete und den Satz und das Spiel somit gewann. Erst dann wurde ihm schwindelig. Der Schläger fiel zu Boden und Yukimura schaffte es gerade noch, sich bewusst auf die Knie sinken zu lassen, bevor er einfach zusammenbrechen konnte. „Buchou!“ Das war Kirihara, der äußerst erschrocken klang. „Yukimura!“ Sanada. Während Yukimura versuchte, möglichst ruhig zu atmen und wartete, bis sich sein Kreislauf wieder beruhigt, nahm er die beiden besorgten Stimmen um sich herum nur am Rande wahr. Aber Sanadas Anwesenheit war er sich deutlich bewusst. Anscheinend musste er sich einmal mehr auf seinen Vize stützen. Er konnte sich Schlimmeres vorstellen. Langsam spürte er, wie er wieder die Kontrolle über seinen Körper gewann, hob den Kopf und sah Sanada an, der ihn besorgt musterte. „Das war leichtsinnig…“, murmelte Sanada mit einem leichten Kopfschütteln. „Du kannst mir später sagen, dass du es für eine dumme Idee hältst…“ Yukimura legte eine Hand auf die Schulter seines Vizes. „Jetzt muss ich erstmal eine Wettschuld einfordern.“ Der Blick der ihn daraufhin traf war vollkommen unbezahlbar. Yukimura musste leise lachen. „Schön, dass du es lustig findest, wenn ich mir Sorgen um dich mache“, grummelte Sanada. „Nimm es mir nicht übel. Ich erkläre es dir später.“ Sanadas Blick sprach nur zu deutlich aus, was der Vizekapitän niemals in Gegenwart eines anderen Teammitgliedes und schon gar nicht eines Kouhais aussprechen würde: Das will ich auch hoffen. Vermutlich wäre Yukimura schon recht schnell wieder aufgestanden, aber Sanadas besorgter Blick hielt ihn davon ab. Teils resignierend, teils dankbar ließ er sich nach einigen Minuten von seinem Vize aufhelfen und zu der Bank am Rand des Feldes bringen. Aber immerhin hatte er ein Match durchgehalten. Jetzt musste er nur hoffen, dass der Aufwärtstrend anhielt. Und weiter an sich arbeiten. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Kirihara sich klammheimlich davonmachen wollte. „Kirihara… Du schuldest mir noch eine Antwort.“ Der Jüngere zuckte ein wenig zusammen, blieb aber gehorsam stehen. „Auf welche Frage?“ „Du kennst die Frage.“ Aber bevor Kirihara sich eine passende Antwort überlegen konnte, wandte Yukimura sich an Sanada. „Würdest du uns bitte alleine lassen?“ Sanada sah kurz von einem zum anderen, sagte dann zu Yukimura: „Ich bin an der Sporthalle“, und ging dann. Kaum war Sanada weg, sah Yukimura Kirihara auffordernd an. „Also?“ „Also was?“ Innerlich verdrehte Yukimura die Augen. Aber es war zu erwarten gewesen, dass der Nachwuchsdämon des Teams erst einen auf bockig machen würde. „Warum spielst du so? Und damit meine ich nicht deine unschöne Angewohnheit, andere zu verletzen. Das hast du glücklicherweise abgelegt.“ Kirihara schwieg. Mal wieder. Aber Yukimura ließ nicht locker. „Warum diese Besessenheit? Warum willst du um jeden Preis gewinnen?“ „Das sind mehrere Fragen…“ „Die auf dasselbe hinauslaufen.“ „Hm.“ „Wir hatten eine Abmachung.“ Wieder Schweigen. Kirihara wich Yukimuras Blick aus, setzte sich aber immerhin ebenfalls auf die Bank. Yukimura wartete geduldig. Er kannte den Jüngeren inzwischen recht gut und wusste, dass er bald reden würde. Auch wenn er oft so wirkte, eines war Kirihara zumindest seinen Senpais gegenüber nicht: respektlos. Und es war eine unverrückbare Tatsache, dass er diese Wette verloren hatte. Knapp zwar, aber das zählte am Ende nicht. Yukimura bedauerte es, dass er so weit hatte gehen müssen, aber ihm war keine andere Wahl geblieben. Von sich aus hätte Kirihara kein Wort gesagt. Und Rikkaidais Tennisass musste sichergehen, dass der Jüngere sich jetzt wirklich im Griff hatte. Er konnte sich wirklich keine Ausraster eines Teammitgliedes bei den Nationals erlauben. Außerdem… machte er sich wirklich Sorgen um den anderen Jungen. Auch wenn er ahnte, dass Kirihara ihm das nicht so leicht glauben würde. „Ich will gewinnen. Egal was es kostet“, brach Kirihara schließlich das Schweigen. „Warum ist gewinnen für dich so wichtig?“ „Weil… weil ich nicht schwach sein will.“ „Ist eine Niederlage für dich Schwäche?“ Kirihara sagte nichts dazu. Er hatte schließlich verloren. In einem offiziellen Match gegen Fuji, was der Auslöser dafür gewesen war, dass er begonnen hatte, nachzudenken. Und in inoffiziellen Matches. An diesem Tag wieder. „Oder ist es für dich Schwäche, wenn man erst monatelang nicht spielen kann und dann am Ende eines Spiels zusammenbricht?“, spielte Yukimura nun auf seine eigene Schwäche an, die ihn schon so lange quälte. Ein erschrockener Blick aus blauen Augen und ein heftiges Kopfschütteln war die Antwort. Abwartend lehnte Yukimura sich nach vorne und stützte die Unterarme auf die Knie. Er sah Kirihara nicht an. Weitere Fragen wären sinnlos und würden nur dafür sorgen, dass der Zweitklässler wieder dichtmachte und das wollte er auf keinen Fall riskieren. Sie waren aber auch gar nicht mehr nötig. Abermals brach Kirihara das Schweigen nach einer Weile: „Meine Eltern sind schwach.“ Er schwieg wieder. Yukimura wartete einfach ab. „Mein… Vater lässt sich auf der Arbeit herumkommandieren und wie der letzte Dreck behandeln. Nie wehrt er sich, aus Angst seinen Job zu verlieren. Seinen verdammten Frust lässt er an meiner Mutter aus.“ Gequält schloss Kirihara die Augen. „Ich meine damit nicht, dass er sie schlägt oder so… dafür hätte er nie den Mumm. Aber… er macht sie immer runter, hat an allem etwas auszusetzen. Nie ist etwas gut genug. Und Mama… die sagt nie etwas! Verdammt, sie lässt es sich einfach gefallen! Nur wenn er nicht da ist, schließt sie sich irgendwo ein und heult!“ Eine Hand ballte sich zur Faust und fuhr auf die Bank nieder. Kirihara wollte ein weiteres Mal zuschlagen, aber diesmal befand sich ein Hindernis zwischen der Faust und dem harten Kunststoff. Yukimura verzog keine Miene, als er sagte: „Du hast einen harten Schlag… pass auf, dass du dich nicht verletzt…“ Dann zog er seine Hand zurück und betrachtete sie. Die Handfläche begann sich leicht zu röten. Kirihara sah ihn erschrocken an. „Buchou, ich…“ Yukimura hob seine Hand um ihm Einhalt zu gebieten. „Du solltest besser auf dich achten.“ „Wen interessiert das schon? Meine Mutter sieht mich doch gar nicht vor lauter Geflenne und mein Vater hat immer etwas zu meckern.“ „Mich interessiert es.“ „Weil du Teamkapitän bist“, war die verbitterte Antwort. „Nein. Es enttäuscht mich ein wenig, dass du mich so einschätzt. Würde mich nur interessieren, dass du nicht dem Ruf des Teams schadest, hätte ich mich damit zufriedengegeben, dass du deinen Stil geändert hast. Oder siehst du das anders?“ Darauf wusste Kirihara nichts zu erwidern. „Wehrst du dich? Wenn dein Vater dich kritisiert?“ Kopfschütteln. Es wirkte resignierend. „Er ist doch mein Vater… ich kann doch nicht einfach… auch wenn Mama wegen ihm weint. Ich habe Angst… wenn ich was sage, oder mich einmische, dass er uns alleine lässt. Ich weiß, das ist wohl das Beste, was passieren könnte, aber… Mama liebt ihn und ich… ich möchte doch, dass er stolz auf mich ist… Wenigstens einmal…“ Es klang fast wie Schluchzen. Aber Kirihara weinte nicht. Yukimura legte ihm schweigend eine Hand auf die Schulter. Es dauerte eine geraume Weile, bis Kirihara sich wieder so weit unter Kontrolle hatte, dass er wieder sprechen konnte, ohne dass man ihm seinen Schmerz anhörte. „Ich möchte jetzt alleine sein…“ Das musste Yukimura wohl oder übel akzeptieren. Er stand auf und packte seinen Schläger in die Tennistasche. Dann warf er sich seine Trainingsjacke über. „Wenn du Hilfe brauchst, oder einfach jemanden zum Reden… du kannst auf uns alle zählen.“ Er wusste, dass er da getrost für das ganze Team sprechen konnte. Kirihara nickte. Yukimura wandte sich schon zum gehen, als er noch mal angesprochen wurde. „Yukimura-buchou… danke…“ Es war nicht nötig, etwas darauf zu antworten. Aber ein Lächeln huschte über das Gesicht des Teamkapitäns. Schon von weitem sah er Sanada, der routiniert seine Bälle schlug. Als er Yukimura bemerkte, fing er den ankommenden Ball auf und meinte ruhig: „Du siehst zufrieden aus.“ „Ich denke, wir müssen uns in Zukunft weniger Sorgen um Kirihara machen…“ Auf ein fragendes Heben der Augenbraue hin schüttelte er aber den Kopf. „Das ist vertraulich. Gehen wir? Oder willst du noch trainieren?“ „Ich war schon vorhin fertig.“ „Schön… hast du nicht auch Lust auf ein Eis?“ Yukimura hob den Blick zu dem strahlend blauen Himmel über ihnen und sah dann seinen Vize an, der mit dem Hauch eines Lächelns nickte. ~*~~*~Owari~*~~*~ Nachtrag: Azra hatte kritisiert, dass es stellenweise recht abrupt wirkt… zu meiner Verteidigung: Ich habe zu wenig Ahnung von der Thematik und bevor ich Mist baue, lasse ich lieber noch einiges unausgesprochen, zumal ich mir nicht vorstellen kann, dass das so schnell geregelt werden kann. Außerdem habe ich keinen Bock auf noch einen Mehrteiler -.-° Kapitel 11: Spitznamen und andere Probleme ------------------------------------------ Titel: Spitznamen und andere Probleme Challenge: Spitzname Personen: Atobe. Neben ihm sehen alle anderen eh blass aus XD Pairings: Entscheidet besser selber... <.<° Warnungen: Ich habe es geschrieben… und breche mal wieder mit einem Klischee… reicht das? Vorwort: Dies ist bereits der zweite Versuch, diese Challenge umzusetzen… aber laut Azra besser geworden als der erste, deswegen mute ich ihn euch jetzt zu. ^.^ Den ersten versuch könnt ihr in meinem Weblog bewundern (Link auf meinem Steckbrief)... oder mich dafür umbringen, entscheidet selbst. Außerdem ist diese Challenge ein Beitrag zur „Atobe-Invasion“ des „PoT-Shonen-Ai-Zirkels“, und ich hoffe, Atobe ist mir diesmal besser gelungen als beim letzten Mal. Und ich habe es nicht übertrieben... *hust* Falls das bei ihm überhaupt geht -.-° Dank an: Conzi-han und Vera_Juventina für ihre Kommentare zur letzten Challenge ^^ Special Thanx: Selbstverständlich dat_azra fürs Betan *knuddel* Was konnte es Schöneres geben, als nach einer – nicht besonders interessanten – Vorlesung gegen seinen langjährigen Rivalen eine gepflegte Runde Tennis zu spielen. Atobe fiel nur eines ein: Gegen diesen Rivalen zu gewinnen. Denn das war etwas, was selten genug vorkam. Es kam zwar vor, dass er gewann, aber dann fragte Atobe sich immer wieder, ob das nicht doch nur pures Glück gewesen war oder an der Verletzung, die verhindert hatte, dass Tezuka sich dem Profitennis zuwandte, gelegen hatte. Oder ob es vielleicht doch mal verdient gewesen war. Aber er würde natürlich eher sterben, als dies zuzugeben. Außerdem war es ja schließlich nicht so, als würde er nicht oft genug gewinnen. In der Hinsicht konnte er sich nicht beschweren, aber das sollte ja keinen überraschen. Als sie sich an diesem schönen Sommertag den Tennisplätzen die zum Campusgelände gehörten näherten, zweifelte er aber erstmal an seinem Hörvermögen. Jemand lachte. Gut, das war nicht weiter ungewöhnlich, aber die Tonlage passte nicht zu einer Gruppe Studenten um die 20. Diese Tonlage würde er normalerweise mindestens zehn Jahr jüngeren Objekten zuordnen. Ein kurzer Blick auf Tezuka zeigte, dass dieser nicht weniger verwirrt war. Zumindest ließ das schon fast mikroskopisch zu nennende Zucken einer Augenbraue darauf schließen. Dann bogen sie um die letzte Ecke und des Rätsels Lösung präsentierte sich wie auf einem Silbertablett. Atobe hätte gut darauf verzichten können. Er musste unter Halluzinationen leiden. In dem Mensaessen vom Mittag musste etwas drin gewesen sein, was Wahnvorstellungen hervorrief. Oder er stattete den Psychologiestudenten am besten mal einen Besuch ab und ließ sich bescheinigen, dass mit seinem Verstand alles in Ordnung war. Das musste ein schlechter Scherz sein. Das, oder… ein lärmender Haufen Grundschüler beschmutzte die heiligen Tennisplätze der Uni mit seiner Anwesenheit. Leider musste Atobe zugeben, dass das Adjektiv „lärmend“ die Kinder nicht gerade korrekt beschrieb. Im Moment saßen sie nämlich brav vor einer jungen Frau, die augenscheinlich versuchte, ihnen die Grundlagen des Tennis zu erklären. Ein Mann mittleren Alters saß ein wenig abseits und hielt ein wachsames Auge auf die Gruppe und ihre Lehrerin. Atobe zweifelte nicht daran, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis man die Brut mit Tennisschlägern und Bällen bewaffnen würde, um sie das Gelernte in die Praxis umsetzen zu lassen. Und dann tat man vermutlich gut daran, weit weg zu sein. Es war nicht so, als ob Atobe etwas dagegen hätte, wenn man Grundschülern Tennis beibrachte, für irgendetwas musste der Sportunterricht ja gut sein und für den Nachwuchs musste schließlich gesorgt sein… Aber er vertrat die Meinung, dass Bälle für Kinder in dem Alter erstmal tabu sein sollten, in den Händen von allen die jünger als zehn Jahre waren, stellte ein Ball schon so was wie eine tödliche Waffe dar. Natürlich bestätigten Ausnahmen die Regel und er selbst zählte sich selbstverständlich zu dieser regelbestätigenden Ausnahme. Alles andere wäre ja auch undenkbar. Aber diese Ausnahmen wurden schließlich nicht ohne Grund „Ausnahmen“ genannt. Außerdem… warum hielten die ihren Sportunterricht nicht in der Schule ab, wie es sich gehörte? „Atobe.“ Tezukas ruhige Stimme lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Grund ihres Hierseins. Tennis. Atobe warf den Schülern und ihren Lehrern einen betont überheblichen Blick zu. Den diese zwar mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nicht bemerkten würden, aber es ging hier ums Prinzip. Und Atobe Keigo war jemand, der sich an seine Prinzipien hielt. Erst dann folgte er Tezuka zu einem Feld, das sich in sicherer Entfernung zu den Kindern befand – das hoffte er zumindest. Fünf Minuten später war in Atobes Gedanken kein Platz mehr für potentiell gemeingefährliche Grundschüler, denn wer Tezuka besiegen wollte, durfte nicht nachlässig sein. Atobe hasste es, wenn der andere Recht hatte. Und wenn es nur um eine Tatsache war, die Tezuka aber ausgerechnet zu seinem Motto gemacht hatte. Aber diesmal konnte Atobe auch sich selbst gegenüber zugeben, dass er in Topform war. Es stand 2:1 und da würde bald ein 3:1 draus werden. Selbst wenn Tezuka wieder Stress mit Fuji hatte, dieser Sieg wäre mehr als verdient. Er wollte gerade den entscheidenden Punkt machen um endgültig in Führung zu gehen, als er aus dem Augenwinkeln einen kleinen gelben Ball in seine Richtung fliegen sah. Direkt auf Kollisionskurs. Diese Lehrer hatten sich einen perfekten Moment ausgesucht, ihre Schüler samt Tennisschläger auf die Welt loszulassen, das musste Atobe neidlos zugestehen. Er ließ den Tezukas Ball also durch und schickte stattdessen den verirrten Ball mit einer betont geschmeidigen Bewegung, die gefälligst Eindruck zu schinden hatte, zum Absender zurück. Ein bezopftes Mädchen das so überrascht war, dass der Ball fast an ihrem Kopf gelandet wäre, weil es einfach nur dastand und den Ball anstarrte. Nun ja. Atobe vertrat die Meinung, dass alles, was nicht sein Aussehen oder sonst was, was ihn auszeichnete – und das war nicht gerade wenig – in Mitleidenschaft zog, gleichgültig war. Zum Glück für das Mädchen setzten die Reflexe doch noch ein und es duckte sich mit einem erschrocken Quietschen. Frauen… es mochte zwar gute Tennisspielerinnen geben, aber Atobe konnte guten Gewissens behaupten, er hätte noch keine kennengelernt. Alle Frauen die er bisher auf einem Tennisplatz getroffen hatte, waren entweder das Anhängsel eines anderen Mannes oder auf der Suche nach einem reichen oder zumindest potentiell reichem Typen, dem sie dann auf die Nerven fallen konnten. Atobe sprach das aus Erfahrung, nur dauerten seine Beziehungen nie lange genug, dass er genervt werden konnte. Und das war auch gut so. Hin und wieder hatte sich eine männliche Affäre dazwischengeschoben… davon war er aber geheilt worden, nachdem er… wie hieß er noch gleich? Schwarze Haare, einen Hang zum fiesen Kichern… und in der Schulzeit die lästige Angewohnheit, immer auf der Suche nach Informationen – seien sie nun brauchbar oder nicht – bei seinem damaligen Team rumzuspionieren. Irgendwann hatte er die Nase voll gehabt und den Typen im dritten Jahr der Oberschule einfach flachgelegt. Inui war es nicht… so nötig hatte er es dann doch noch nie gehabt. Atobe konnte sich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Aber was brachte es auch schon, sich an jede einzelne Beziehung zu erinnern? Der Kerl war nur ein mittelmäßig zu nennender Tennisspieler gewesen… obwohl… im Bett hatte er einiges drauf gehabt. Vielleicht sollte er doch mal seine alten Telefonnummern durchforsten… Nein… alte Bettgeschichten wieder aufzuwärmen machte nichts als Ärger. Atobe hatte das schon einmal erlebt und so notgeil war er nun doch nicht, dass er sich das noch mal antat. „Entschuldigt bitte…“ Die Lehrerin, vermutlich eher Referendarin, sie war nämlich in Atobes Alter, war zu ihnen getreten und verbeugte sich tief. Sie hatte das verschüchterte Mädchen im Schlepptau, die etwas flüsterte, was vermutlich eine Entschuldigung sein sollte, aber kaum als solche zu verstehen war und verbeugte sich dermaßen tief, dass fast die Gefahr bestand, sich den Kopf am Boden zu stoßen. Eines musste man der Kleinen lassen, beweglich war sie. Vielleicht wäre sie für Gymnastik geeigneter… „Das war supercool!!!“ Einer der Jungen hatte offenbar begriffen, dass jeder andere mit einer ziemlich großen Sicherheit von diesem Ball getroffen worden wäre. Anwesende ehemalige Teamkapitäne natürlich ausgenommen. Und vielleicht noch der eine oder andere, den man damals gerne als Genie betitelt hatte, die aber samt und sonders beschlossen hatten, ihr Talent beim Freizeittennis zu vergeuden. Zu klein geratene respektlose Nervensägen zählte Atobe nicht dazu. Er hatte Echizen das letzte Mal in den Nachrichten gesehen, als er bei den US Open ins Finale gekommen war. Er schob die Gedanken an all die beiseite, die er besiegt hatte und von denen er besiegt worden war beiseite und konzentrierte sich lieber auf die angehende Lehrperson vor ihm. Hübsch war sie ja… auch wenn der Trainingsanzug etwas unvorteilhaft geschnitten war. Wenn man von der etwas flach geratenen Nase mal absah… Das erste, worauf Atobe bei einer Frau achtete, war ihr Aussehen. Alles andere interessierte ihn wenig bis gar nicht. Er blieb ohnehin nie lange genug mit einer zusammen, um sie wirklich kennenzulernen und er hatte nicht vor, das in absehbarer Zeit zu ändern. „Schon gut“, winkte er also huldvoll ab und ging seinen Ball holen. Alles was er wollte war, dieses Match schnell zu beenden und von diesen gemeingefährlichen Kindern wegzukommen. Hinterher traf ein Ball ihn doch noch und er müsste in den nächsten Tagen alleine schlafen. Der aktuelle „Freundin“ würde er nämlich in genau einer Stunde den Laufpass geben und mit einem Makel in seinem blendenden Aussehen ging Atobe Keigo ganz sicher nicht auf die Suche nach einem annehmbaren Ersatz. Dabei stolperte er fast über den Jungen, der auf die angemessene Art auf seinen perfekten Schlag reagiert hatte. Warum mussten diese Kinder immer so klein sein? „Spielen Sie schon lange Tennis?“ Atobe hatte nicht die geringste Lust, sich mit kleinen Kindern abzugeben und antwortete knapp: „Natürlich.“ „Wie lange?“ „Lange genug und jetzt runter vom Feld.“ Er hatte hier schließlich immer noch einen Rivalen zu besiegen. „Du bist ziemlich von dir selbst überzeugt, oder?“ Diese Möchtegernlehrerin war dem nun schmollenden Jungen zur Hilfe gekommen. Auch das noch. „Zu Recht.“ „Begründung?“ Atobe verdrehte die Augen. „Soll ich dir jetzt meine Titel aufzählen oder reicht es, wenn ich dir sage, dass ich mich auf einem Niveau befinde, das diese… kleinen Monster niemals erreichen werden und wenn sie noch so viel trainieren.“ „Rikkaidai?“ Der Lehrer war dazugekommen und lachte. Atobe gab einen abfälligen Laut von sich. „Hyotei“, sagte er dann. „Oh… dann entschuldigen Sie bitte.“ Der Lehrer grinste auf eine Art, die der Entschuldigung einen großen Teil ihrer Glaubwürdigkeit nahm. Die Rivalität zwischen den Schulen war schließlich kein Geheimnis. Rikkaidai… inoffizielles Heiligtum des Schultennis. Arroganter Haufen… leider zu Recht. Atobe wollte nicht länger darüber nachdenken. Yukimura und Sanada mischten jetzt die internationale Tennisszene auf und versetzten ihre Gegner in Angst und Schrecken. „Tezuka… spielen wir weiter.“ Atobe war sich ziemlich sicher, ein mikroskopisches Grinsen auf Tezukas Gesicht zu sehen, aber er ignorierte es. Er ging in Aufschlagposition und das Match ging weiter. Atobes Sieg wurde nun doch knapper als er es gerne gehabt hätte, der Tiebreak zog sich fast endlos hin. Bis… „Hasilein!!!“ Atobe zucke bei dem verhassten Spitznamen unmerklich zusammen. Unmerklich aber doch genug um den entscheidenden Punkt zu verlieren. Damit hatte schon wieder Tezuka gewonnen. Was für ein… Scheißtag. Betont ruhig drehte er sich zu der Übeltäterin um und ihm wurde fast schlecht. Ein Stück von dem hübschen, blonden Mädchen entfernt stand die Person, die er in so einem Moment am allerwenigsten in seiner Nähe wissen wollte. Und diese Person hatte 1. den Spitznamen gehört und würde ihn 2. mit einer an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der richtigen Person zuordnen können, obwohl inzwischen genug andere Kommilitonen auf den anderen Plätzen spielten. Von der Naturgewalt von Grundschulklasse war weit und breit nichts mehr zu sehen. Immerhin etwas. Fujis blaue Augen lagen erst kurz auf Shizuka und wanderten dann zu Atobe. Und der hatte das Gefühl, dass der Tensai keine Sekunde zögern würde, diesen Trumpf, den er nun in der Hand hatte, zum richtigen Zeitpunkt auszuspielen. Dann sah Fuji Tezuka an und auf irgendeinen Wink hin, den Atobe nicht sehen konnte, nickte Tezuka ihm kurz zu, ging zu Fuji und wenig später hatten die beiden die Tennisplätze verlassen. Atobe konnte über sie nur den Kopf schütteln. Er hätte es nie so lange mit einem Partner, oder in seinem Fall Partnerin, ausgehalten. Selbst wenn man die Zeit, in der Tezuka und Fuji Streit hatten und/oder sich getrennt hatten, rausnahm, dauerte diese Beziehung schon sehr lange an. Aber was interessierte ihn das Liebesleben anderer? Er hatte genug Probleme mit seinem eigenen. Nun konnte er beim besten Willen nicht mehr nachvollziehen, wie er es mit dem vor ihm stehenden Mädchen über einen Monat ausgehalten hatte. Sie verkörperte zwar in nahezu perfekter Art und Weise, was er von einer Frau erwartete – gutes Aussehen und ein möglichst niedriger IQ, die wurde man schneller wieder los, wenn man es richtig anpackte – aber dafür war sie eine Labertasche ohnegleichen. Dass er noch nicht taub war, grenzte an ein Wunder. Und ihr Hang zu niedlichen – zu niedlichen – Spitznamen wurde langsam aber sicher zu einem wirklichen Ärgernis. Atobe hatte keine Mühe, Shizuka den herablassendsten Blick zu schenken, den er beherrschte und grinste innerlich über die verwirrte Reaktion des Mädchens. Hatte die wirklich erwartet, er würde es länger mit ihm aushalten als mit den anderen? Aber gut… wie bereits erwähnt, auf Intelligenz legte er keinen Wert. Wenn er diskutieren wollte, traf er sich mit Oshitari und nicht mit einer Frau. „Du weißt, ich mag keine Spitznamen“, begann er kühl. Shizuka nickte und sah mit großen Augen zu ihm auf. Atobe fühlte sich ganz unvermittelt an eine Kuh erinnert… „Aber das ist jetzt ohnehin gleichgültig, wir werden uns nämlich in Zukunft nicht mehr sehen.“ Tränen stiegen in die Augen des Mädchens. „Aber… warum denn? Hab ich was falsch gemacht?“ Kurz war Atobe versucht einfach zu sagen „Du atmest noch“, ließ es dann aber doch. „Ore-sama kann dich nicht mehr ertragen“, erwiderte er stattdessen. Das war zwar nicht viel netter, aber eindeutiger. Ohne eine Antwort abzuwarten, die ohnehin aus Gestammel und Geheule bestehen würde, drehte er sich um und begann seine Sachen einzupacken. Er könnte ihr immer noch den Hals umdrehen, dass sie ihn seinen Sieg gekostet hatte Er war sich sicher, er hätte gewinnen können, wäre Shizuka nicht aufgetaucht. „Das war nicht besonders nett…“ Er kannte diese Stimme doch… Atobe drehte sich um und sah sich dieser Möchtegernlehrerin gegenüber. Was trieb die noch hier? Sollte sie nicht einen Haufen Kinder hüten? „Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“ „Eigentlich nichts, das stimmt.“ „Na also…“ „Aber das arme Ding so abzuservieren…“ Atobe war kurz davor, genervt die Augen zu verdrehen. Deswegen mochte er keine intelligenten Frauen. Die neigten dazu, alles ausdiskutieren zu wollen. Und Atobe hasste es, wenn man mit ihm diskutierte. Außer man hieß Oshitari. Ansonsten galt: Er sagte etwas und das hatte gefälligst zu gelten. Und er hatte nicht vor, etwas daran zu ändern. Er kannte die Frau nicht und sie hatte sich gefälligst nicht einzumischen. „Solltest du nicht diese Horde…“ er verkniff sich einen heftigeren Ausdruck, „Kinder hüten?“ „Nein. Ich war nur für den Vormittag an der Schule. Gleich habe ich ein Seminar. Ich wollte eigentlich Tezuka-san oder dich etwas fragen…“ „Das wäre?“ Sie schwieg. „Eigentlich. Du erkennst mich nicht, oder?“ Atobe hob leicht eine Augenbraue. Was wollte die von ihm? „Ich war in der Oberschule in deinem Jahrgang.“ „So?“ Diese Zicke wäre ihm doch bestimmt aufgefallen. „Aber kein Mitglied deines Fanclubs“, setzte sie trocken hinzu. Das erklärte einiges. Er wollte schon etwas erwidern, aber sie kam ihm zuvor. „Atobe… du warst in der Schule schon ein arrogantes Arschloch.“ Atobe machte sich nicht die Mühe, eine Reaktion zu zeigen. Sie sagte ja die Wahrheit. Und? Als ob sie diese unausgesprochene Frage gehört hätte, fuhr sie fort: „Und daran hat sich bis heute nichts geändert.“ Damit drehe sie sich um und ging. Jetzt konnte Atobe nicht mehr anders, als ihr verdattert nachzusehen. War die einmal bei ihm abgeblitzt? Nun, wenn sie sich schon immer so benommen hatte, dann wunderte ihn das nicht. „Was hast du Hiruma-chan getan, dass sie dich so ankeift?“ Oshitari war ihm getreten. Wenn man zufällig alten Freunden und Rivalen begegnen wollte, waren die Tennisplätze des Campus genau der richtiger Ort. Irgendjemand war immer da. Oder kam, wenn man eigentlich seine Ruhe haben wollte. Denn genau das war bei Atobe gerade der Fall. Langsam aber sicher bekam er Kopfschmerzen. Oshitari bemerkte das entweder nicht oder ignorierte es. Stattdessen sah er der jungen Frau nachdenklich nach. „Du kennst sie?“, fragte Atobe also. „Sie war in meiner Klasse.“ „Ist mir nie aufgefallen.“ „Natürlich nicht. Sie ist ja auch nicht dein Typ. Außerdem…“ Oshitari ließ den Satz unvollendet. Atobe war es auch egal, was sein bester Freund noch hatte sagen wollen. „Das stimmt allerdings. Willst du spielen?“, wechselte er das Thema. Die Antwort war erwartungsgemäß spöttisch. „Sieht man das nicht?“ Atobe ging nicht weiter darauf ein. „Dann viel Spaß.“ Er nahm seine Tasche, verabschiedete sich knapp und ging. In den nächsten Tagen dachte er nicht mehr an Hiruma. Erst über eine Woche später begegneter er ihr wieder in der Mensa. Atobe mied die Mensa für gewöhnlich. Das Essen dort genügte nicht seinen Ansprüchen aber bevor er hungrig in seine nachmittäglichen Kurse ging, würgte er es lieber runter. Eine Lebensmittelvergiftung hatte er bisher glücklicherweise nicht davongetragen. Mehr konnte man wohl nicht erwarten. Erst dachte er sich nichts dabei, als eine weibliche Stimme fragte, ob neben ihm noch frei wäre. Als er aber Hiruma erkannte, bedauerte er sein Nicken sehr schnell. „Hiruma…“ Sie wirkte überrascht, lächelte dann aber leicht, wenn auch mit einem spöttischen Glitzern in den Augen. „Oh, der Herr erinnert sich doch an mich?“ „Nein. Yuushi hat dich erkannt.“ „Natürlich. Ich hätte es wissen müssen“, Hiruma machte sich jetzt keine Mühe, ihren Spott zu verbergen. „Was willst du? Dich für dein Verhalten letzte Woche entschuldigen?“ „Pfff… das hättest du wohl gerne. Nein. Ich wollte nachholen, was ich letzte Woche vergessen hatte. Zumindest einen der beiden Punkte. Tezuka-san und du, ihr habt die Kids schwer beeindruckt.“ Atobe hatte mit nichts anderem gerechnet. „Ich verstehe gerade genug vom Tennis um die Grundlagen erklären zu können und auch Kitase-san konnte nicht alle Fragen beantworten.“ „Und du wolltest mich fragen, ob ich euch aus der Klemme helfen kann?“ „Das hättest du wohl gerne. Ich hab schon Tezuka-san gefragt, aber er hat keine Zeit… deswegen hat er mich an Yukimura-san verwiesen, der ja, was die großen Turniere angeht, mehr Erfahrung hat.“ Atobe horchte auf. Yukimura war wieder in der Stadt? Interessant… „Und der hat natürlich gerne geholfen.“ Das war eine reine Feststellung. „Natürlich. Ist ja nicht jeder so selbstverliebt wie du. Die Kids haben jetzt wohl ein neues Idol.“ Atobe ahnte, dass sie das sagte, um ihm eins reinzuwürgen. Darum konnte er intelligente Frauen nicht ausstehen. Sie rächten sich auf hinterhältige Art und Weise, wenn sie sich schlecht behandelt glaubten. Und Hiruma hatte verdammt noch mal Erfolg damit. Wie immer drehte sich alles nur um diesen eingebildeten Haufen von Rikkai und seine inoffiziellen Götter, Yukimura und Sanada. Nur weil diese beiden in Rekordgeschwindigkeit etwas geschafft hatten, was ihm verwehrt geblieben war: An die Spitze der internationalen Tennisszene zu kommen. Einen Weg, den Echizen Ryoma, ziemlich sicher auch bald einschlagen würde. Einen Weg, der für ihn nie zur Debatte gestanden hatte. Manchmal hasste er es, der älteste Sohn zu sein. Aber er ließ sich nichts von seinen Gefühlen anmerken und fragte kühl: „Sonst noch was?“ Hiruma runzelte leicht die Stirn. Hatte sie etwas bemerkt? Nun, selbst wenn, es ging sie nichts an und Atobe wäre sie jetzt gerne wieder los. „Höchstens noch ein guter Rat: Ich denke nicht, dass du ein schlechter Kerl bist… sonst hätte dich wohl kaum unsere halbe Schule verehrt… aber ich würde mich freuen, würdest du deine nette Seite auch mal anderen zeigen als deinen Freunden…“ „Wie dir?“ Sie lächelte leicht. „Zum Beispiel… denk mal darüber nach.“ Sie holte einen Block aus ihrer Tasche, riss einen Fetzen Paper von einem Zettel ab und schrieb eine mehrstellige Nummer drauf. „Wenn du mal die Nase voll von diesen ganzen Zuckerpüppchen hast, ruf mich an.“ „Damit ich mit dir ausgehe, oder was?“ „Nein. Einfach um einen Kaffee zu trinken. Ich bin nicht so schnell rumzukriegen wie die anderen…“ Sie packte ihre Sachen wieder in den Rucksack, stand auf, nahm ihr Tablett und steuerte die Geschirrabgabe an. Ein weiteres konnte Atobe nicht anders, als ihr vollkommen überrumpelt nachzusehen. Erst das Scharren eines Stuhles richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen um sich herum. Oshitari saß nun auf Hirumas Stuhl und grinste. „Außerdem war sie ziemlich in dich verknallt“, beendete er den unvollendeten Satz von der letzten Woche. Atobe bekam einen heftigen Hustenanfall. ~*~~*~Ende(? Das liegt an euch... ^^°)~*~~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)