Promise von Listle (Weil ich es dir versprochen habe...) ================================================================================ Kapitel 7: Erster Tag im neuen Heim ----------------------------------- Als der Blondschopf am nächsten Morgen die Augen öffnete erkannte er das Zimmer anfangs nicht. Erschrocken sprang er auf und saß mit einem Mal aufrecht im Bett. Verwundert liess er den Blick durch das riesige Zimmer schweifen und er fragte sich immer wieder, wo er war als ihm alles wieder einfiel. //Ach, stimmt ja... ich wohne ja jetzt bei Seto... schon komisch in so einem großen Zimmer aufzuwachen. Ist, glaub ich, dreimal so groß wie mein Altes... Ich find’s echt toll hier, jetzt kann ich Tag und Nacht mit meinem Drachen zusammen sein. Und wer weiß, vielleicht kommen wir uns ja Näher und er verliebt sich in mich... ach, quatsch mit Soße, Seto Kaiba würde sich niemals in mich verlieben! Der steht sicher auf junge, hübsche Mädchen und als Chef der Kaiba Corporation kann er ja auch alle möglichen Models haben, also was sollte er schon von mir wollen? Außer vielleicht was zu Essen oder ein Haustier...// Seufzend erhob Joey sich aus seinem Bett und schlurfte in das angrenzende Badezimmer um dort seine morgendliche Katzenwäsche hinter sich zu bringen. Als er nach ein paar Minuten fertig war warf er einen Blick auf die Uhr und stellte fest... er hatte noch eine ganze Stunde Zeit. Also schlich der Kleine hinaus auf den Gang und weiter zum Zimmer seines Drachens, in das er, ohne Anklopfen, hinein ging und zum großen Himmelbett trappelte. Doch, oh Wunder, der Drache war ausgeflogen. „Hä? Seto ist schon wach?“ Etwas überrascht schlich Joey wieder aus dem Zimmer heraus und wollte gerade die Treppen runter in die Küche gehen als er leises Tippen und ein müdes Murren aus dem Arbeitszimmer des Firmenchefs hörte. Zögernd ging der Blondschopf hin, klopfte an der Tür und trat, als er keine Antwort bekam ein. Und tatsächlich, Seto saß mit zerzausten Haaren und dicken Augenringen vor seinem Computer und arbeitete. „So früh rackerst du dich schon ab, Drache?“, machte der Junge auf sich aufmerksam, erhielt jedoch weder eine Antwort noch einen Blick. Besorgt tapste Joey näher zu seinem Lieblingsdrachen und sah ihm interessiert über die Schulter. Auf dem Bildschirm des Computers waren lauter Zahlen und Zeichen, von denen der Jüngere nicht die geringste Ahnung hatte, was sie bedeuteten. „Komm schon, Seto, lass uns frühstücken gehen!!“ Als Antwort erhielt er jedoch nichts weiter als ein leises, verärgertes Grummeln, welches eindeutig ‚Nein’ bedeutete. Doch wie der Junge eben war akzeptierte er kein ‚Nein’ und so dachte er sich so schnell es ging eine Möglichkeit aus den Jungen zum Essen zu bewegen. „Wenn du nicht mitkommst werde ich solange betteln bis du es dir anders überlegst!!!“ „Ich muss noch arbeiten, verdammt!!!“ „Nicht, wenn dein Computer heruntergefahren ist!!!“ „Ist er aber nicht!!“ „Aber jetzt!!“ Und zack, hatte Joey das Stromkabel gezogen und der Bildschirm wurde schwarz. Entgeistert starrte Seto seinen ausgeschalteten Computer an ehe er den Blick hob und seinem Hündchen einen ‚Jetzt-stirbst-du!’-Blick zuwarf. Doch noch bevor der Größere irgendwas tun konnte sprang der Jüngere auch schon von Seto weg und lief so schnell er konnte hinaus aus dem Zimmer, hielt jedoch in der Tür inne um sich noch mal umzudrehen. „Komm schon, Seto, jetzt kannst du mit mir frühstücken!!“ „...aber nur, wenn du mir Schokocrepes machst!!“, verkündete der Größere leicht Rot im Gesicht und folgte Joey, welcher mit einem lauten ‚Yes, Sir!’ die Treppen runter lief. Und kaum war der Firmenchef unten angekommen stand der Kleine auch schon hinter dem Herd und rührte schnell den Teig an ehe er ihn in die erhitzte Pfanne goss und aufpasste, dass er nicht anbrannte. Schweigend setzte Seto sich an seinen Platz, schlug die Zeitung auf und begann zu lesen, während er an seinem Kaffee nippte, den seine Angestellten zusätzlich auf den bereits gedeckten Tisch gestellt hatten. Und nach einiger Zeit verkündete sein Gast auch schon fröhlich: „Einmal Schokocrepes für meinen Drachen, bitte sehr!!“ „Danke, dass du dir extra wegen mir die Umstände machst...“, nuschelte der Brünettes schüchtern doch der Kleinere winkte lachend ab: „Ach, lass stecken! Wenn mein Drache Schokocrepes will, dann kriegt mein Drache Schokocrepes! Und wenn wir aufm Eifelturm stehen würden, ich würd dir schon irgendwie welche machen.“ Lächelnd biss Seto in sein Schokocrepe und stellte überrascht fest: „Glückwunsch Köter, du hast dich gebessert! Diesmal schmecken sie sogar nach was.“ „Oh, danke für die Blumen! Aber wenn sie immer noch nicht perfekt sind kriegste noch mehr zu Kosten!“ „Soll mir recht sein!“ Und schließlich breitete sich Schweigen über die beiden Jungs aus, nämlich in dem Moment als auch Joey zu Essen begann. Gemächlich nahm er sich ein Brötchen, schnitt es in der Mitte auf, klatschte etwas Nutella hinein, schloss es wieder und biss genüsslich davon ab. Wie sagte er doch immer? Schokolade am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen. Nach einiger Zeit kam auch Mokuba angeschlurft, setzte sich, müde und die Haare ziemlich zerzaust zu den beiden Älteren, schnappte sich ein Brötchen, bestrich es mit Marmelade und knabberte gelangweilt daran. „Bist du heute wieder bei einem Freund?“ „Jepp... Takao und Mina wollen mit mir durch die Stadt ziehen und abends dann in die Disko.“ „Und wann kommst du nach Hause?“ „Gar nicht, ich penn heute bei Mina!“ „Wie du willst...“ Etwas verwirrt lauschte Joey dem Gespräch. So hatte er die beiden Kaiba-Brüder noch nie erlebt. Seto klang kalt und abweisend, fast schon so als würde ihn nicht interessieren was sein Bruder tat und Mokuba... klang genauso. Seine Stimme war kein bisschen lieb, freundlich und überschwänglich wie am Vortag sondern einfach nur abweisend und gefühllos... fast so als würde Seto ihm nichts bedeuten. Und das war wirklich unheimlich. Erneut legte Stille sich über die Küche und alle aßen weiter, ohne auch nur ein Wort zu verlieren. Nach ein paar Minuten stand Mokuba jedoch auf und ging mit einem kurzen ‚Ciao’ hinaus aus der Küche. „Wo geht er denn hin?“, fragte der Blonde kaum, dass der junge Kaiba verschwunden war. Sein Bruder hingegen antwortete ruhig: „Er geht zur Limo.“ „Aha... und womit fahren wir?“ „Cabrio“, war die genuschelte Antwort ehe der Brünette erneut an seinem Kaffee nippte und eine Seite in der Zeitung umblätterte. Einen Moment lang reagierte Joey nicht, doch dann, plötzlich, begannen seine Augen zu glitzern und zu leuchten und freudig hackte er nach: „Cabrio? Dein geiles, schwarzes, bequemes Cabrio?“ „...“ Nicken. „Juhu, ich fahr mit meinem Drachen im Cabrio!! Das wird so toll wenn die Anderen uns sehen!! Die werden sicher grün und blau vor Neid!!!“ Ein leichtes Lächeln huschte über das Gesicht des Größeren. Es war doch echt zu süß wenn sein Hündchen sich über irgendwas freute... einfach unglaublich süß... Nach fast einer halben Stunde erhoben sich die beiden Jungs, schnappten ihre Schultaschen und machten sich auf den Weg zum Cabrio. Als sie beim Wagen angekommen waren sprang Joey sofort auf die Beifahrerseite und sah sich mit leuchtenden Augen um. Er liebte diesen Wagen einfach! **Ich kann Joey verstehen *.* *Cabrio anschmacht*** Wenn er genug Geld hätte würde er sich sicher auch so einen kaufen. Kaum dass Seto den Wagen gestartet hatte schaltete der Blondschopf auch schon das Radio an. Er wusste noch von ihrer letzten Fahrt, WO der Knopf dafür war... im Gegensatz zu Setos Zimmer hatte er DAS nämlich nicht vergessen. Und als die leise, sanfte Musik aus dem Wagen tönte lehnte der Kleine sich auf die Tür und beobachtete die Umgebung, während der starke Fahrtwind seine Haare total zerzauste. Immer wieder warf der Brünette einen flüchtigen Blick auf sein Hündchen, konnte es einfach nicht sein lassen ihn zu betrachten. Wie schön er doch war, wenn er so auf dem schwarzen Wagen lehnte und gedankenversunken in die Ferne starrte... einfach wunderschön. Doch alles Schöne geht, wie schon mal erwähnt, irgendwann mal zu Ende und dieses Mal kam der Zeitpunkt als die Jungs vor der Domino High ankamen. Der blauäugige Firmenchef hatte schnell einen Parkplatz gefunden und stieg langsam aus seinem Wagen aus, wie auch Joey. Dieser genoss es sichtlich, dass ihn alle zusammen mit seinem Drachen sahen. Vor allem die Mädchen, die dem ‚Drachen’ Fanclub angehörten waren ziemlich eifersüchtig als sie sahen, wie Joey zu Seto tapste, ihn am Ärmel zuppte und begann sich völlig locker und ungezwungen mit ihm zu unterhalten, auch wenn der Drache ab und an nur leise brummte und den Kleinen mit kühlen und abweisenden Blicken strafte. Doch der Blonde wusste ja, dass es eigentlich gar nicht böse gemeint war. Die ganzen Ereignisse in den vergangenen Tagen verstärkten Joeys Theorie, dass die Eisschicht Setos nichts weiter als eine besondere Art des Selbstschutzes war. Und um diese Theorie zu bestätigen musste der Kleine einfach darauf vertrauen, dass der Ältere es nicht böse mit ihm meinte. In der Klasse angekommen wurde das ungleiche Paar mit komischen Seitenblicken bedacht, jedoch achteten die Beiden nicht wirklich darauf. Schnell hatten sie sich wieder auf ihre Plätze verzogen und während der Größere damit begann seine Papiere durchzuarbeiten wurde der Jüngere von seinen Freunden belagert, die am Vortag versucht hatten ihn zu erreichen. „Ich wollte dich gestern nach der Schule anrufen, aber dein Vater meinte du wärst nicht zu Hause“, stellte Tristan nachdenklich fest und auch Tea meinte: „Und als ich dich gestern Abend anrufen wollte meinte er, du wärst ausgezogen!“ „Bin ich auch!“ „Und wo wohnst du jetzt?“, hackte der Braunhaarige neugierig nach. „Bei meinem Drachen!“ „...WAS?!“ Teas und Tristans Schrei halte in der gesamten Klasse wieder und zog so einige verdutzte Blicke auf sich. Erst als die Mitschüler sahen, dass es für sie nicht sonderlich interessant war wandten sie sich wieder ab und überließ die Gruppe sich selbst. „Mensch, Leute, MUSSTE das jetzt sein?!“, zischte das Hündchen bedrohlich und bedachte die beiden Schreihälse mit einem bösen Blick, welche jedoch nicht wirklich darauf achteten. Ungläubig und vollkommen synchron fragten sie noch mal nach: „Du wohnst echt bei Kaiba?? Seto Kaiba?? Das glaub ich dir nicht!!!“ „Seto hat mich gestern gefragt ob ich einziehen will und ich hab ‚Ja’ gesagt! Und jetzt hört endlich mit diesem Theater auf, dass ist ja nicht mehr auszuhalten!!“, knurrte Joey leise als plötzlich eben genannter Firmenchef neben ihnen auftauchte. Eiskalten Blickes musterte er die Gruppe ehe er sich an Joey wandte und flüsterte: „Versuch heute mal den Schultag OHNE Nachsitzen durchzustehen!!! Ich möchte dir zu Hause noch was erklären...“ „Ist gebongt, Drache!“ Und ehe auch nur irgendjemand etwas sagen konnte hatte Seto sich wieder auf seinen Platz gesetzt und arbeitete weiter. Und Tea und Tristan hatte es vollends die Sprache verschlagen. „Scheint, als wärst du glücklich“, stellte Yugi lächelnd fest, den das Ganze gar nicht wirklich schockte. Wieso auch? Er wusste ja über die Gefühle seines Freundes bescheit und wenn er ehrlich war glaubte er schon lange daran, dass auch Seto Gefühle für den Blondschopf hegte. Das hier war nur so etwas wie seine Bestätigung, die er unbedingt haben wollte. Und doch gab es eine Person, der das Alles gar nicht gefiel. Yamis Gefühle wurden immer beunruhigender und aufgewühlter und nur ungern erinnerte er sich zurück, dass bei Seth und Jono das Unglück auf die gleiche Weise ihren Lauf genommen hatte. //Sie haben sich kennen gelernt... sie haben sich Lieben gelernt... Jono ist zu Seth gezogen... und dann kam die Dunkelheit über uns... nein, dass darf nicht wahr sein! Das Schicksal der Beiden DARF sich nicht wiederholen!!! Ich will nicht, dass Joey und Kaiba denselben Schmerz wie schon vor 5000 Jahren durchleben müssen... aber was kann ich schon groß tun? Ich bin nur ein alter Pharao ohne Körper und das Letzte, was ich will ist, Yugi in etwas hineinzuziehen, wo er nichts machen kann. Er würde sich nur genauso hilflos und verloren wie ich mich damals fühlen und dass kann ich meinem Aibou nicht antun... das geht einfach nicht!! Verdammt, wieso muss das Alles nur so kompliziert sein?!// Yami litt furchtbar über das Wissen, welches er in sich trug, doch er konnte einfach mit niemandem darüber sprechen. Er konnte einzig und allein darauf hoffen, dass die Götter sich erbarmen würden und den beiden Liebenden ein erneutes Schicksal in Verzweiflung und Einsamkeit ersparten. Doch da hoffte der alte Pharao vergeblich... Der einzige Unterschied zwischen diesem und jedem anderen Schultag war, dass Joseph Jay Wheeler KEIN Nachsitzen bekam. Wie er das angestellt hatte konnte der Junge im Nachhinein NICHT sagen. Viel zu unwirklich war dieser Tag einfach für alle Anwesenden, unter anderem da Joey und Seto sich fast nicht stritten... bis auf ein, zwei Ausrutscher, die sich jedoch schnell wieder im Nichts ‚auflösten’. Nach Schulschluss war der Brünette schon mal zum Wagen vorgegangen und wartete dort auf den Blondschopf, der von seinen Freunden noch bis zum schwarzen Cabrio begleitet wurde. Ehrfürchtig starrte Tristan und Tea das teuere Fahrzeug an während Joey sich von Yugi verabschiedete. „Machs gut, Alter, wir sehen uns Morgen!“ „Ja, bis dann.“ „Und sorry, dass ich das mit’m Mathelernen verschwitzt hab...“ „Ach, halb so wild! Jetzt hast du ja Kaiba, und einen besseren Nachhilfelehrer findest du sicher nicht!!“ „Ja~ah, da hast du Recht!“ „Joey!!! Komm endlich, ich muss noch kurz in die Firma ehe wir nach Hause fahren!!!“ Schnell wandte der Blonde sich ab, eilte auf die andere Seite des Wagens, öffnete die Tür und liess sich neben seinem Drachen nieder. Dieser drehte den Schlüssel um, warf Yugi, Tea und Tristan einen kühlen Blick zu und schon fuhren sie davon. „Das war echt der geilste Schultag, den ich je hatte!!! Danke, Drache, du bist echt der Beste!! Wenn du kein Kerl wärst würd ich dich jetzt küssen!!“ „Lass es lieber sein“, murrte der Firmenchef leise, wünschte sich aber eher das Gegenteil. Wäre doch schön, wenn der Blonde seinen Wunsch wahr machen würde. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren fuhr der Fahrer das Cabrio zur Kaiba Corporation. Schnell eilte der junge Firmenchef hinauf in sein Büro und kam nach ein paar Augenblicken auch schon wieder, machte sich nun endgültig zusammen mit seinem Gast auf den Weg nach Hause. Nach ein paar Minuten kamen die Beiden ach schon wieder bei der Villa an und verzogen sich nach drinnen. „Was wolltest du mir denn erklären?“, fragte Joey nach und liess sich in Setos Zimmer, in welches der Junge ihn geführt hatte, auf dem großen Bett nieder. „Mathe!“ „...hä?“ „Ich hab dich und Yugi bei eurem Gespräch gehört. Wieso hast du nicht gesagt, dass du Mathe nicht kapierst? Das ist die erste Prüfung, die wir haben!!! UND ZWAR MORGEN!!!“ Verlegen starrte Joey auf den Boden, antwortete drucksend: „Na ja... das alles war ja nicht geplant... also, dass ich bei dir einziehe... und dass wir uns plötzlich so gut verstehen... außerdem hast du ja immer soviel für deine Firma zu erledigen und da wollte ich dich nicht stören!“ „Das ist jetzt auch egal, ich hab meiner Sekretärin gesagt, dass ich nicht kommen werde. Du und ich, wir werden uns jetzt mal den Teststoff anschauen. Bereit?“ „Klar doch, Drache! Ich werde auch so schnell lernen, dass du mich gar nicht wieder erkennst!“ Doch leider täuschte Joey sich und er brauchte länger als drei Stunden um wenigstens mal ansatzweise zu verstehen, was Seto da von ihm wollte. Dieser war gerade dabei die dritte Weinflasche zu leeren aus Frust darüber, dass der Kleinere so begriffsstutzig war. „OK, noch mal von vorne, Köter! Wenn x gleich 84 ist, dann ist y gleich...?“ „Ähm... y ist gleich... 90?“ Seto seufzte kellertief. „Nein, verdammt, du musst y durch die Summe von z mal e teilen, nicht minus x rechnen!!!“ „Ach so...“ Schnell kritzelte Joey auf seinem Block herum und spürte, wie Seto ihn dabei beobachtete. Der Kleine hatte schon seit einigen Minuten das Gefühl, dass der Brünette vielleicht ein Glas zuviel getrunken hatte, aber so wirklich sicher war er sich nicht. „Hör zu, Joey...“, begann der Größere plötzlich leise und beugte sich näher zu seinem ‚Schüler’, „...ich stell dir noch eine Aufgabe und wenn du die Falsch rechnest, dann will ich etwas von dir als Entschädigung...“ „U-Und was... wäre was?“ „Das... wirst du schon noch sehen...“ Joey schluckte, nickte dann jedoch zustimmend. Also schrieb Seto ihm schnell eine Rechnung auf den Block ehe er eben diesen dem Blonden hinlegte und wartete. Gemächlich trank er auch den letzten Rest der dritten Weinflasche aus und es dauerte knapp 10 Minuten bis der Kleine die Rechnung noch mal überflog und den Zettel dann zögernd seinem Herrchen reichte. Dieser las sich die Rechnung durch und... lächelte. „Gut gemacht, wirklich. Du hast anscheinend endlich verstanden, wie die Formel funktioniert...“ „Heißt dass, ich hab alles richtig?“ „Tja... nicht ganz, Joey... sieh mal, hier...“, der Brünette setzte sich neben sein Hündchen und deutet auf die 8te Zeile der Rechnung. „Da hast du einen Fehler“, erklärte er liebevoll, „du hast zwar richtig erkannt, dass f und z zusammen gezählt werden müssen, aber leider hast du vergessen 394 und 1132 wegzurechnen... also ist das Ergebnis falsch.“ Joey schluckte schwer. Etwas verunsichert sah er zu Seto auf, welcher ihn mit leicht verklärtem Blick ansah. Tatsache war nun mal, dass der Firmenchef den ganzen Tag, mal abgesehen vom Frühstück nichts gegessen hatte und wie jeder wusste hatte Alkohol auf nüchternen Magen auch in geringen Mengen eine berauschende Wirkung. Und der Blondschopf konnte sich nicht im entferntesten Vorstellen, was der Ältere jetzt mit ihm anstellen würde. Dieser rutschte noch etwas Näher an den Jungen, legte eine Hand unter sein Kinn und hob es sanft an. „Du schuldest mir was, Hündchen...“, hauchte der Größere und Joey schluckte. Wenn Seto ihn Hündchen nannte, dann stand er ziemlich neben sich, soviel war dem Kleinen klar. Hatte er ja in den letzten Tagen auch schon des Öfteren mitbekommen. Langsam beugte sich Seto noch näher zum Gesicht des Jungen, hauchte ein leises ‚Schließ die Augen...’ und drückte ihm, als Joey die Augen tatsächlich zu hatte einen sanften Kuss auf die Lippen. Überrascht riss der Jüngere die Augen wieder auf, spürte nur wie der Firmenchef leicht seine Lippen bewegte und mit seiner Zunge in die Mundhöhle Joeys eindrang... und dass genoss er anscheinend unglaublich. Die Augen geschlossen liess Seto die Hand wieder sinken, legte sie in den Nacken des Jungen und intensivierte den Kuss noch etwas als der Blondschopf ihn schließlich doch erwiderte. Immerhin war es immer sein Wunsch gewesen von seinem Drachen geküsst zu werden. Zögernd schlang er seine Arme um den Nacken des Älteren und liess sich mit ihm aufs Bett sinken, dachte nicht mal im Traum daran sich je wieder von ihm zu lösen, doch leider ging den Beiden nach einiger Zeit und einem wilden Zungenkampf, den Seto für sich entschied, die Puste aus. Erschöpft kuschelte sich der Drache an sein Hündchen und hauchte: „Das war gut...“ „Jah... war es...“ Nachdenklich starrte der Blondschopf an die Decke und strich dem Älteren gedankenversunken über den Kopf ehe er seinen ganzen Mit zusammen nahm und sich entschloss, dem Firmenchef seine Liebe zu gestehen. „Seto, ich muss dir was Wichtiges sagen!!! Ich...“ Doch weiter kam der Junge nicht, denn als er sah, dass der Brünette eingeschlafen war seufze Joey nur leise und drückte ihn noch näher an sich. //So ein Mist... menno, Seto, wieso musstest du auch drei Flaschen Wein trinken?! Dann wärst du jetzt nicht eingeschlafen!!! ...aber andererseits... vermutlich hättest du mich ohne den Alkoholeinfluss nie geküsst... ich sollte dankbar sein, dass es soweit gekommen ist...// Nach einiger Zeit herumliegen, seinen Drachen verwöhnen und nachdenken entschied sich der Jüngere jedoch seinen Schatz ordentlich ins Bett zu legen, ihn zuzudecken und sich mitsamt dem Mathezeug ins Wohnzimmer zu setzten um dort weiter zu lernen. Würde ja doch nichts bringen im Bett zu bleiben und Seto zu betrachten, also büffelte der Blonde lieber noch ein bisschen. Einige Stunden später, es war schon knapp 21.00 Uhr wachte auch der angetrunkene Drache wieder auf. Müde sah er sich um und stellte überrascht fest, dass Joey verschwunden war, ebenso wie ihre Schulbücher und die leeren Flaschen... also musste der Köter aufgeräumt haben. Erschöpft und wegen der leichten Kopfschmerzen etwas taumelnd machte sich der Ältere auf den Weg ins Wohnzimmer, wo er, überraschenderweise auf Joey traf, welcher gerade dabei war seine Mathematiksachen wegzuräumen. „Hast du etwa bist jetzt gelernt?“, fragte der Brünette mit heiserer Stimme. Der Blonde jedoch erschrak fürchterlich, riss schnell die Augen auf und starrte Seto verdutzt an. „Du bist wach?“ „Was dagegen?“ „Äh... nein... n-nicht wirklich...“ Überrascht hob der Drache eine Augenbraue an. „Wieso stotterst du denn?“ „Kannst... kannst du dich noch erinnern?“ „Woran?“ Einen Moment lang kramte der Jüngere in seinen Unterlagen ehe er aufstand und zögernd näher zu dem Firmenchef trat. „Daran“, meinte er kurz und reichte dem Größeren einen Bogen Papier, auf dem eben jene Rechnung war, die Seto ihm selbst vor einigen Stunden aufgeschrieben hatte. Nachdenklich musterte der Brünette den Zettel, schüttelte jedoch leicht den Kopf. „Keine Ahnung... aber du hast nen Fehler drin...“ „Ja, ich weiß. Ich hab vergessen 394 und 1132 wegzurechnen, das sagtest du schon.“ „...die drei Flaschen Wein waren doch zuviel, oder?“ „Vielleicht ein bisschen“, entgegnete das Hündchen müde lächelnd und gähnte leicht. Erschöpft rieb er sich die Augen und nuschelte leise: „Ich leg mich besser hin, sonst penn ich hier noch im Stehen ein.“ „Ist gut. Ich werd wohl noch einige Dinge für die Firma erledigen...“ „So spät noch?!“ Man hörte gleich an der Tonlage, dass es Joey gar nicht gefiel, dass Seto so spät noch arbeitete. Erstens tat das seinen Augen nicht sonderlich gut und zweitens war es sowieso schon viel zu spät um noch irgendwas zu machen. „Du solltest dich besser hinlegen“, meinte der Kleinere mit fester Stimme, doch Seto schüttelte nur den Kopf. Er sah so aus als ließe sich was das anginge nicht mit sich verhandeln, weswegen der Blondschopf einmal laut und ergeben aufseufzte ehe er seine Schulsachen nahm und sich aus dem Wohnzimmer verzog, hinauf in den ersten Stock in sein warmes, weiches Bett. Der Blauäugige hingegen strich sich noch ein paar Mal übers Gesicht ehe auch er hoch in den ersten Stock ging, dort jedoch sofort rechts Richtung Arbeitszimmer abbog. Dort angekommen setzte er sich hinter seinen Computer, steckte das Kabel, welches Joey am Morgen raus gezogen hatte wieder in die Steckdose und machte sich dann daran, das Gerät hochzufahren und einige, wichtige Dateien zu öffnen und zu bearbeiten. Die Zeit verging wie im Fluge und Seto warf immer wieder einen Blick auf die Uhr auf seinem Computer ehe er, so gegen halb zwei Uhr morgens dann sein Gesicht in den Händen vergrub und einen Moment lang durchatmete. „So spät arbeiten ist nicht gesund, Drache“, ertönte plötzlich die leise, sanfte Stimme von der Tür her. Müde hob der Angesprochene den Kopf und beobachtete wie sich ihm ein blonder Wuschelkopf näherte. „Wieso schläfst du nicht, Köter?“ „Weil ich mir Sorgen um dich mache...“ Ein flüchtiges Lächeln huschte über das Gesicht des Älteren. Jemand machte sich Sorgen um ihn... wie schön das doch war. Jedoch sagte seine Stimme etwas anderes, abweisendes: „Lass gut sein, Joey!! Leg dich hin und schlaf, sonst kommst du morgen nicht aus dem Bett!! Ich muss das hier nur noch fertig machen, dann gehe ich auch...“ „Hast du heute eigentlich schon was gegessen?“ „...“ Kopfschütteln. Langsam und ziemlich wacklig auf den Beinen näherte sich der Blondschopf dem Brünetten, stellte ihm einen Teller mit bunten Fruchtstückchen auf die Tischkante. Misstrauisch musterte der Größere den Teller, fragte leicht desinteressiert: „Was ist das?“ „Ein Früchteteller... ich weiß ja, dass ich dich nicht vom Arbeiten abhalten kann und da man so spät nachts nichts schweres mehr essen soll hab ich mir gedacht, ein leichter Früchteteller würde dir gut tun...“ „...danke...“ „Koste mal und sag mir, wie er dir schmeckt. Ich stand ziemlich neben mir, als ich ihn gemacht hab, darum weiß ich nicht, ob ich nicht vielleicht etwas zuviel Zitronensaft erwischt hab.“ Zaghaft kostete Seto den Früchteteller und stellte leise fest: „Mhm... ja, das ist wirklich etwas zuviel Zitronensaft... aber man kann es essen...“ „Na ja... dann muss ich mich wohl genauso sehr reinhängen wie bei meinen Crepes...“ „Wieso machst du das eigentlich?“ „Wieso mache ich was?“ „Wieso bekochst du mich die ganze Zeit? Ich verstehe das nicht...“ Lächelnd strich der Kleinere sich durch die Haare, antwortete mit leicht rauchiger Stimme: „Du hast meinen Vater ja kennen gelernt... dieser Säufer... er war immer betrunken, weswegen ich ihn Tag und Nacht bekocht hab... aber es macht eben einen Unterschied ob ich jemanden bekoche, der es einfach nur hinunter schlingt ohne es zu beachten oder ob ich jemanden bekoche, der andauernd rummeckert, wobei es mir selbst aber besonders viel Spaß macht das Essen anzurichten... ich weiß genau, dass du es genießt von mir bekocht zu werden und bei der wenigen Zeit, die du hast, isst du sicher oft in irgendwelchen Restaurants... muss dir ja auch schon zum Hals raushängen...“ „Das tut es auch“, hauchte Seto verträumt und der Jüngere antwortete nur: „Siehste, ich hatte Recht.“ „Ich muss noch etwas Arbeiten, Köter... bitte sei mir nicht böse.“ „Ach was, ist nicht so schlimm... schlaf gut, Drache und übertreib’s nicht mit der Arbeit...“ Gerade als Joey den Raum vollkommen schläfrig und leicht taumelnd verlassen wollte öffnete Seto erneut den Mund und sprach mit leiser, schüchterner Stimme: „Ich hab dich belogen... deine Crepes... schmecken nicht nur ‚ganz gut’... ich würde sogar sagen, sie sind ‚perfekt’...“ Ein glückliches Lächeln huschte über das Gesicht des Kleinen und ohne noch etwas zu sagen wandte er sich von dem arbeitenden Jungen ab um sich auf den Weg in sein Bett zu machen. Am Ende würde er am nächsten Tag noch verschlafen. Und das konnte er sich wirklich nicht erlauben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)