Promise von Listle (Weil ich es dir versprochen habe...) ================================================================================ Prolog: My only wish -------------------- //Es ist komisch, wenn man bedenkt, wie sehr wir uns doch gehasst haben. Vom ersten Moment an, an dem wir uns gesehen haben, haben wir uns gestritten. Wir haben uns angeschrieen, uns Beschimpfungen zugezischt und noch vieles mehr, aber nie hätte ich gedacht, dass ich mich in ihn verlieben könnte. Und dann auch noch in einen Jungen... wieso nur?! Aber es ist so schön... wenn ich in seine saphirblaue Augen sehe, dann läuft es mir warm und kalt zugleich den Rücken runter. Und seine Stimme... seine strenge, tonlose Stimme ist so... unglaublich!! Ich verstehe es nicht... warum er? Warum ausgerechnet Seto Kaiba?// Ein lauter Knall und ein starker Schmerz der sich durch den Körper des Jungen zog, rissen diesen aus seinen Gedanken. Er war mit jemandem zusammen gestoßen und unsanft auf den Hintern gefallen. Das kam eben davon, wenn man zu sehr in Gedanken versunken war. „Kannst du nicht besser aufpassen, Köter?!“ Die kalte und abweisende Stimme seines Gegenübers jagte Joey einen Schauer über den Rücken. Erschrocken riss er seine Augen auf und musterte den Jungen, welcher gefühllosen Blickes vor ihm stand. Mit seinen saphirblauen Augen, den brünetten Haaren, das markelose Gesicht und die sportliche Statur bot Seto Kaiba einen einfach unglaublichen Anblick. Der Blondschopf schluckte leicht ehe er sich, so schnell er konnte auf die Beine rappelte. „Ist doch nicht meine Schuld, wenn du die Augen nicht aufmachst, Geldsack!!“, fauchte Joey aus reiner Gewohnheit heraus, was jedoch auf keine wirkliche Reaktion stieß. „Reiß dich zusammen, sonst steck ich dich ins Tierheim, Wheeler!“ Natürlich wollte der Kleinere sofort weiterschimpfen als ihn ein lautes Klingeln unterbrach. Schnell fischte der junge Firmenchef sein Handy aus der Manteltasche, hob ab und führte ein ziemlich kurzes Telefonat. Und Joey wartete. Als Seto aufgelegt hatte atmete der Blonde einmal tief ein und brabbelte sofort aufs Neue drauf los: „Du kannst einem echt Leid tun! Gerade mal 19 und schon so verbittert!! Damit kannst du einem 80jährigen echt Konkurrenz machen!!“ „Hast du etwa das ganze Gespräch über nachgedacht um dir ein geeigneten Kommentar zu überlegen?? Kompliment Wheeler, das war sogar für dich schnell!!“ Und bevor Joey auch nur den Mund öffnen konnte war der Brünette auch schon mit wehendem Mantel an ihm vorbeigerauscht. Er liess ihn einfach stehen. Den kleinen Köter inmitten der großen Stadt Domino. //Da ist es wieder. Dieses Gefühl... einerseits könnte ich ihm den Hals umdrehen, andererseits würde ich ihn am Liebsten einfach nur küssen. Es ist echt schwer, wenn man in seinen größten Feind verliebt ist. Und wenn dieser Feind auch noch Seto Kaiba ist, dann ist es sowieso hoffnungslos. Was sollte er auch von mir wollen? Von einem Kerl? Von einem... wie nennt er mich so liebevoll? Von einem KÖTER!!! Mehr bin ich doch in seinen Augen nicht. Ein kleiner, minderbemittelter Köter... aber das ist egal! Solange ich ihn nur zum Lachen bringen kann. Egal ob wegen mir oder über mich, hauptsache er lacht. Das ist mein einziger Wunsch...// ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hey, Leute ^^ Hier ist meine neuste FF ^^ Ich hoffe, sie gefällt euch XDDDD Ich weiss, der Prolog ist nicht viel, aber das wird schon noch ^^ *winke* Bis zum ersten Chapter - Listle~ XD Kapitel 1: Der Anfang vom Ende ------------------------------ Es schien fast so als hätte der Sekundenzeiger seine helle Freude daran, die armen Schüler zu quälen. Entsetzlich langsam schlich er über das Ziffernblatt und dachte nicht im Traum daran die tierisch langweilige Mathematikstunde zu beenden. Und ein gewisser, blonder Junge musste sich sehr zusammen reißen um nicht einzuschlafen. //Wach bleiben, alter Junge, sonst kriegst du wieder ärger mit dem Lehrer!!// Doch die ganze Selbstanfeuerung brachte ihm rein gar nichts, außer das er noch schneller einschlief und erst dann wieder aufwachte, als er einen lauten Knall direkt vor sich vernehmen konnte. Erschrocken fuhr der Blondschopf hoch und starrte direkt in die alten, grauen Augen seines Mathematikprofessors, welcher sich, bösen Blickes vor ihm aufgebaut hatte. „Mister Wheeler, wären Sie vielleicht so freundlich sich auch am Unterricht zu beteiligen oder soll ich Sie zum Direktor schicken?!“ „Ähm... ne, ich bin ja schon wach!! Machen Sie sich bloß keine Umstände!!“ „Ich hoffe, das bleibt auch so!! Und jetzt weiter im Text...“ Und schon war Joey vergessen. Wie immer, wenn sein Professor diesen Satz von sich liess verdrehte der Junge demonstrativ die Augen ehe er seinen Collegeblock aus der Schultasche fischte und gelangweilt zu zeichnen begann. Was machte es auch, wenn er nicht aufpasste, in dem Fach stand er sowieso auf einer 6. „Mister Kaiba, wären Sie so freundlich und würden die Rechnung vervollständigen?!“, ertönte erneut die schrecklich quietschende Stimme des Lehrers. Dass der auch keine fünf Minuten Ruhig sein konnte? Aber als Joey den Blick hob erstarrte er sofort wieder. Seto schritt zur Tafel, ruhig und gelassen wie immer, doch schien es dem Blonden so, als wären die Bewegungen des Größeren viel erschöpfter und müder als sonst. Es war, als hätte er tagelang nur gearbeitet und nichts geschlafen, doch wie es schien sah das niemand als der Blonde. Was ihn irgendwie zornig machte. Klar, Joey hatte es sich schon lange eingestanden. Dass er in Seto Kaiba verliebt war. Und genau deswegen traf ihn alles, was mit dem Blauäugigen zu tun hatte viel tiefer und intensiver als sonst. Wenn jemand, außer ihm, Seto beleidigte könnte er vor Wut explodieren, doch versuchte er so gut wie möglich seine Gefühle zu verbergen. Es durfte einfach niemand erfahren, dass Joey in seinen größten Feind verliebt war. Das würde nur ihrer Beider Ruf zerstören. Nach wenigen Minuten hatte Seto die Gleichung aufgelöst und ging wieder zurück auf seinen Platz, ohne dabei einen seiner Klassenkammeraden anzusehen. Kaum hatte der Firmenchef sich wieder gesetzt landete auch schon eine Papierkugel auf seinen Tisch. Nachdenklich hob der Brünette eine Augenbraue an und entfaltete das Papier um zu sehen, welcher Lebensmüde ihn da abschießen wollte. Nicht wirklich überrascht entzifferte er Joeys Handschrift. Es war nicht ungewöhnlich, dass dieser ihm Zettelchen schrieb, dass hatte sich irgendwann mal angefangen und war sozusagen Zeitvertreib der Beiden. >>Hey ho, Drache! Na? Alles klar bei dir? Du siehst so müde aus, zuviel gearbeitet? Ach was, du verdienst ja im Schlaf noch ein paar Millionen, oder?<< Ein leises Schmunzeln schlich sich auf das Gesicht Setos. Auch wenn er es nicht zugab, so empfand er etwas für das Hündchen, was manch anderer als ‚Liebe’ identifiziert hätte. Doch ein Seto Kaiba durfte sich nicht verlieben, nicht in einen Jungen, nicht in seinen größten Feind... dabei war er doch wirklich zu niedlich, wenn er in einer ihrer Wortgefechte unterlag oder einen von Setos Eisblicken abbekam. Und wenn er lachte... Seto liebte nichts mehr, als wenn Joey lachte. Oder wenn er ihn ‚Drache’ nannte. Klang doch viel besser als Geldsack, Spießer, reicher Pinkel oder sonstige Beschimpfungen, die er ihm sonst immer an den Kopf geworfen hatte. Und irgendwie empfand der Firmenchef es mehr als Kosenamen als Beleidigung. Durch leichtes Kopfschütteln holte der Brünette sich selbst wieder in die Realität zurück. Sein Blick fiel auf den Zettel, den er immer noch in Händen hielt und ohne lange zu überlegen zückte er seinen edlen, echt goldenen Füller mit der ‚Seto Kaiba’ Gravur. >>Sprich nicht von Dingen, von denen du nichts verstehst, Köter, und halte dich aus meinem Privatleben raus!! Ich habe gestern etwas Länger gearbeitet, und? Wenigstens hab ich einen Job im Gegensatz zu manch anderen Anwesenden, die ihr ganzes Geld sofort für irgendwelchen Schrott ausgeben, sodass sie Dauerpleite sind und nicht mit ihren ‚Freunden’ um die Häuser ziehen können.<< Nachricht geschrieben und ab damit, zurück an den Absender. Und obwohl Seto nicht hinsah hatte er wirklich ein gutes Ziel, denn die Papierkugel traf einen gewissen Blondschopf genau auf dem Kopf. Dieser fing die Kugel schnell auf ehe sie zu Boden fiel und entfaltete das Papier hastig, las sich, so schnell er konnte das eben geschriebene durch. Grinsend stellte er fest, dass der Ältere seinen teuren Füller benutzt hatte. Sowas erkannte er an den Schlaufen, die der Firmenchef beim ‚S’ machte. Diese machte er nämlich nur mit seinem edelsten Stift. Als Joey mit lesen fertig war sah er sich kurz um, ob der Lehrer auch nicht hersah, schnappte sich dann seinen Stift und kritzelte erneut wie besessen auf das Blatt Papier. >>Nur zu deiner Information, ich habe einen Job, wenn ich ganz genau sein soll sogar zwei!! Und die sind bei Gott nicht leicht, vor allem da ich keinen Cent von dem, was ich verdiene behalten kann! Denn im Gegensatz zu deinen Millionenbeträge bin ich froh, wenn ich im Monat ein paar tausend Yen reinbringe!!! Und jetzt mal was Ernstes, Kaiba, bei aller Feindschaft.. ARBEITE WENIGER!!! Deine Kommentare bei unseren Streitereien werden immer lascher und ich hab gar keine Lust mehr mich mit dir zu zoffen weil ich genau weiß, dass ich dich in ein paar Tagen besiegen könnte!! Hält Mokuba dich denn nicht davon ab, so lange zu arbeiten?? Früher hat er doch auch immer nen Aufstand gemacht, wenn ich ihm erzählt hab, dass du in der Schule total verpennt warst...<< Joey knüllte das Papier zusammen, sah sich um und zack, Seto hatte es im Kragen. Tja, im Zielschiessen war der ‚Strassenköter’ immer schon klasse gewesen! Und wenn Seto nicht so verdammt groß wäre könnte er den Blonden im Basketball sicher niemals schlagen. Seto erschauderte kurz als er das Papier in seinem Nacken spürte. Schnell fischte er es hervor, entfaltete es und versuchte mühsam die stark verschnörkelte Schrift des Kleineren zu entziffern. Eines Tages, so schwor sich der Firmenchef, würde er sein Hündchen in einen Schönschreibkurs schicken! Als er endlich, nach schier endlosen Minuten alles entziffert hatte, was Joey von ihm wollte antwortete er eiligst und schleuderte ihm das Papier direkt an die Stirn. Gefährlich knapp, da der Professor sich genau in jenem Moment umdrehte und das Wort an Seto richtete: „Wollen Sie die Gleichung lösen, Mister Kaiba?“ Ein kalter Blick, ein leises Brummer und schon hatte der Junge sich breitschlagen lassen. Dann konnte Joey wenigstens in Ruhe zurück schreiben ohne entdeckt zu werden. >>Vergiss es, Köter, DU wirst NIEMALS einen unserer Streite gewinnen!!! Zwei Jobs? Und wofür, zum Teufel, wirfst du dein ganzes Geld zum Fenster raus? Dummer Köter... Und wie viel ich arbeite, oder was zwischen Mokuba und mit abläuft geht dich einen feuchten Dreck an, verstanden?! Meine Familie hat dich nicht zu interessieren und mein Privatleben erst recht nicht!!!<< Und kaum hatte der Mann sich von Seto abgewandt zischte auch schon ein kleines, weißes Stück Papier an ihm vorbei und der Junge konnte es noch rechtzeitig abfangen, ehe es den Lehrer traf. //Wheeler, verdammt, pass doch etwas besser auf!!// Ein kurzer, eiskalter Seitenblick ehe der Firmenchef sich an das Geschriebene wandte. >>Zum Ersten: Tja, wenn du dich nicht mehr anstrengst, dann werde ich DOCH einmal gewinnen... da bin ich mir sicher!! Zum Zweiten: Wofür ich mein Geld ausgebe geht dich nichts an, verstanden?! Zum Dritten: Verdammt, ich will mich nicht in deine Familie oder dein Privatleben einmischen, es ist nur... Kaiba, wie blind bist du eigentlich?! Inzwischen solltest sogar DU gemerkt haben, dass wir uns verändert haben!! Wir alle!! Oder wärst du früher Freiwillig auf eine ‚Zettelkritzelei’ von mir aufmerksam geworden?! Du hättest den Zettel doch einfach weggeworfen und jetzt streiten wir sogar während des Unterrichts!!<< Seto stutzte. Das, was Joey geschrieben hatte, hörte sich in seinen Augen fast so an, als mache der Blonde sich sorgen um einen Freund. Aber er würde Seto sicher niemals zu seinen Freunden zählen, weswegen der Brünette diese bescheuerte und doch irgendwie schöne Idee gleich wieder verwarf. Schnell kritzelte er etwas aufs Papier, seine Hand stark zitternd. >>Lass es!! Hör endlich auf zu behaupten, ich habe mich geändert!! Ich bin genauso wie sonst auch!!! Du fantasierst, Wheeler!! Und jetzt reicht es mir echt, deine Kritzeleien gehn mir tierisch auf den Sack!!<< Traurig beobachtete Joey wie der junge Firmenchef seinen Füller wegsteckte und dem Blonden einen ‚Lass-es-sein’-Blick zuwarf. Resigniert stopfte der Kleinere den Zettel in seine Schultasche und kritzelte weiter auf seinem Collegeblock rum. Schon seit einiger Zeit zeichnete Joey an einem Drachen. Erst sollte es ein Rotauge werden, doch wie es schien ähnelte das Vieh immer mehr einem neuen Drachen, den er auf noch keiner Duel Monster Karte gesehen hatte. Tja, war eben nicht jeder so ein Zeichentalent wie so manche Künstler. Gedankenverloren legte Joey den Stift weg und starrte aus dem Fenster. Die Sonne schien, Vögel zwitscherten und es wurde Sommer. Die Temperaturen wanderten nach oben und von Tag zu Tag wurde es heißer. Und die Schüler der Domino High sehnten nichts sehnlicher herbei als die Sommerferien, was auch gar nicht mehr so lange dauern würde. Nur noch einen Monat und ein paar Wochen... Dann war Ruhe... Nach schier einer endlosen Zeit läutete es endlich und die ätzende Mathestunde war vorbei. Jetzt ging es weiter zu Sport... auch nicht recht viel besser. Vor allem, da der Sportlehrer ein richtiger Hüne war, der gerne Schüler quälte und sich deshalb extra schwere Übungen ausdachte. Und wehe einer der Schüler war gut in seinem Unterricht, dann konnte dieser sicher sein, dass er besonders hart ran genommen wurde. Und genau so erging es den beiden Verliebten, Seto und Joey. Als sie sich in einer Reihe hinter der Sporthalle auf der Laufbahn aufgestellt hatten schritt der Mann, der sich Lehrer nannte vor den armen Kindern auf und ab ehe er lautstark verkündete: „Heute werdet ihr weitspringen und Kugel stoßen!! Wheeler!! Muto!! Los, holt das Maßband und die 8 Kilo Kugeln!!!“ Als die Beiden außer reichweite waren murrte der Größere der Beiden sauer: „8 Kilo?? Spinnt der?? Bei der Hitze?? Andere Lehrer erlauben uns sogar 3 Kilo Kugeln zu verwenden, wenn die Sonne so hoch steht!!“ „Glaubst du, Kaiba steht das durch?? Er sieht ziemlich fertig aus.“ Verdutzt sah Joey seinen Freund an. Wie der auf so etwas kam war ihm auch ein Rätsel, aber Yugi, der sich seinen Körper ja mit einem ägyptischen Pharao teilte war eben ein eigenes Rätsel. „Wie kommst du auf sowas, Yugi? Ich reg mich über den Lehrer auf und du fragst, ob Kaiba das alles durchsteht? Wo ist da der Zusammenhang?“ „Es gibt keinen Zusammenhang, aber ich würde trotzdem gern wissen, was du denkst. Kaiba sieht ja ziemlich erschöpft aus, glaubst du, er übersteht die Hitze?“ „Na ja...“, druckste der Blonde rum, „...wenn ich ehrlich bin hab ich da so meine Zweifel. Ich meine, klar, Kaiba ist schon öfter Müde oder Erschöpft in die Schule gekommen, aber so schlimm wie die letzten Wochen war es noch nie. Und seine Haut ist heuer auch viel blasser als in den vergangenen Jahren. Vermutlich ist er gar nicht mehr draußen und arbeitet nur noch... und wenn seine Haut so blass ist, ist sie ja noch anfälliger auf Sonne, oder?“ Yugi nickte nur. Es schien als hätte der kleine Junge ein Thema angeschnitten, dass seinen alten Freund ziemlich ins Grübeln brachte. Natürlich hatte Yugi schon lange bemerkt, dass Joey in Seto verliebt war, sich jedoch nicht traute ihm das zu sagen. Anscheinend sprach er sowieso mit niemandem über das Thema Liebe und wenn Tea mit ihren Freundinnen ankam und ins Schwärmen oder Diskutieren begann verzog sich der Blondschopf immer schnellstmöglich. Im plötzlichen Verschwinden war Joey immer schon ganz große klasse gewesen. „Ich hoffe nur, dass er keinen Hitzschlag bekommt“, schloss der Größere seine Gedanken ab, drückte Yugi das Maßband in die Hand und schnappte sich selbst den Eimer mit den 8 Kilo Kugeln. War wirklich kein leichtes das Ding zu den Anderen zu schleppen. „Joey scheint ja schwer verliebt zu sein...“, meldete sich Yami plötzlich zu Wort. Yugi hatte es geschafft bei seinem Lehrer zu beantragen, dass Millenniumspuzzle auch im Turnunterricht zu tragen. Nur wenn es gefährlich werden konnte, also beim Geräteturnen oder beim Laufen musste er es abnehmen. Wie er das ganze durchgedruckt hatte war seinen Mitschülern ein Rätsel, aber anscheinend hatten Klein-Yugi und das große Lehrer-Monster einen Deal ausgehandelt. Oder ein Spiel gespielt... wobei der Sieger wohl eindeutig Yugi war. „Wie kommst du darauf?“, fragte Yugi so, dass Joey es nicht hören konnte. Am Ende würde er sich nur wieder wundern und angesprochen fühlen, da er Yami ja nicht sehen konnte. „Sieh ihn dir doch mal an. Immer, wenn wir auf Kaiba zu sprechen kommen hat er so ein Leuchten in den Augen. Und seit einiger Zeit nennt er ihn auch nicht mehr Schnösel, Geldsack oder sonst wie, sondern er nennt ihn Drache... ist doch fast schon süß, nicht?“ Yugi musste lächeln. Sein Yami hatte ja Recht. Wie Joey ihn immer ‚Drache’ rief, dass war echt niedlich. Das fanden ziemlich viele in der Klasse. Einige der Mädchen hatten sogar schon einen Drachen-Fanclub gegründet. Unwissende dachten natürlich, dass es sich bei dem Fanclub um ein paar Mythenverrückte handelte, doch in Wirklichkeit stand ‚Drache’ ganz einfach für ‚Seto Kaiba’. „Sag mal, Yami... was ist das eigentlich für ein Geheimnis, dass du vor mir verbirgst??“, kam Yugi auf ein Thema, das ihm persönlich sehr am Herzen lag, unter anderem, da es seinen Yami ziemlich bedrücken zu schien. „Bitte sei nicht böse, Aibou, aber ich kann dir das nicht sagen. Vielleicht später, aber noch ist die Zeit dafür nicht gekommen.“ „Ja, ist gut, ich versteh schon...“ „Hey Yugi, träumst du?!“, riss Joey den Jungen aus seinem Gespräch mit Yami, welcher sich daraufhin sofort wieder in seinen Seelenraum verzog. Seinen Aibou während der Schule zu stören lag nicht in der Absicht des Pharaos. Verdattert sah Yugi zu seinem Freund hinauf und meinte, als er sich wieder so ziemlich gefangen hatte: „Äh, nein, mir geht’s gut, keine Sorge.“ Joey nickte. Als die Beiden nach einiger Zeit beim Rest der Klasse angekommen waren hatte der Lehrer sie schon Runden laufen lassen. Die Meisten der Klasse schleppten sich mit aller Kraft über die Laufbahn, ein paar blieben sogar alle paar Meter stehen nur um zu verschnaufen und nur wenige hielten es durch, immer im selben Tempo zu laufen. Ohne irgendeine Aufforderung reihten Yugi und Joey sich in der Menge ein und liefen gemächlich nebeneinander her. Natürlich hätte Joey um einiges schneller laufen können, doch es machte ihm viel mehr Spaß neben seinem besten Freund herzutraben. Dabei wurden sie einmal von Seto überrundet, der ohne zu Murren oder Grummeln einfach nur lief. //Gott, der schwitzt ja Blut und Wasser!!// Der Blondschopf verdrehte kurz die Augen ehe er sich an Yugi wandte, der ihn leicht am Hemd zupfte. „Was gibt’s?“ „Lauf zu ihm!!“ „Hä?“, verwirrt hob er eine Augenbraue an und musterte seinen kleinen Freund verständnislos. Dieser jedoch flüsterte nur leise: „Mach schon!! Oder willst du, dass Kaiba umkippt??“ „...und du bist auch nicht böse, wenn ich dich alleine weiterlaufen lasse?“ Lächelnd winkte Yugi ab. „Ich wäre sogar sehr froh etwas alleine zu laufen. Dann könnte ich noch etwas mit Yami besprechen, du verstehst?“ Joey nickte grinsend. Er atmete ein paar Mal tief durch um seine Atmung zu beschleunigen ehe er auch so an Tempo zulegte und versuchte den Brünetten vor sich einzuholen. Immerhin konnte er nicht riskieren Seitenstechen zu bekommen, da würde er sowieso gleich wieder zurückfallen. Nach wenigen Augenblicken hatte er ihn auch schon eingeholt und hechelte leise: „Hey, Drache! Na? Was geht?“ „Schnauze, oder willst du noch ein paar Extrarunden laufen?!“ „Hab ich nicht vor. Aber was ist mit dir?“ „...“ „Hey, sag mal, denkst du nicht, dass du besser etwas langsamer laufen solltest? Du siehst echt fertig aus...“ „Hab ich dir nicht schon mal gesagt, dass du dich nicht in meine Angelegenheiten einmischen sollst?!“ „Aus deinen Angelegenheiten halt ich mich ja auch raus, aber mit deiner Gesundheit ist nicht zu spaßen!“ „Das ist aber auch meine Angelegenheit, Köter!“ „Aber meine auch!!“ „Ach, und warum deine?!“ „Weil ein Hund nichts ohne sein Herrchen ist, du Dummkopf!“ Vollkommen aus der Fassung gebracht starrte Seto den Kleineren an, welcher nur grinsend vor sich hin lief. Den Blick immer geradeaus gerichtet. Natürlich wusste der Blonde, dass es dem Älteren nicht gefallen würde, wenn Joey seinen vermutlich erschrockenen Gesichtsausdruck entdeckte. „...du spinnst doch, Wheeler!!“ Und weg war er. So schnell konnte der Kleinere gar nicht gucken, war Seto schon wieder verschwunden. Er war einfach zum Rest der Klasse abgebogen, die sich am Rand der Laufbahn gesammelt hatten, während Joey einfach stur weiterlaufen wollte. Schnell drehte auch er um und gesellte sich zu seinen Klassenkameraden. Diese verschnauften vollkommen am Ende und sogen gierig die heiße Luft in ihre Lungen als auch schon der Tyrannenlehrer auftauchte. Tja, für den Sportlehrer gab es ganz schön viele Spitznamen. Dieser verkündete lautstark: „Die erste Hälfte des Alphabets wird jetzt zur Weitsprunganlage gehen, die zweite Hälfte geht Kugelstoßen!! Ich werde zwischen den Gruppen wechseln und mir mal anschauen, was ihr so auf dem Kasten habt.“ Schnell hatten sich die Freunde aufgeteilt und waren jetzt irgendwie ‚zerrissen’. Da Jungs und Mädchen getrennt Sport hatten war Tea natürlich in der Halle und machte mit ihren Mitschülerinnen rhythmische Gymnastik, während die Jungs draußen schwitzten. Während Seto und Yugi sich an der Weitsprunganlage zu schaffen machten quälten Joey und Tristan sich mit den Kugeln beim Kugelstoßen ab. Eigentlich hätten ja noch Duke und Bakura mitturnen müssen, doch die waren Beide im Ausland. Duke im Hauptsitz seiner Firma in Amerika, San Francisco und Bakura bei seinem Vater in Ägypten. „OK, lasst mich mal ran, ich zeig euch wie das geht!!“, verkündete der Blonde laut, schnappte sich eine der 8 Kilo Kugeln aus dem Eimer, den er vorhin hergeschleppt hatte, stellte sich in Position und stieß die Kugel weg... einen halben Meter weit! Tristan lag indessen auf dem Boden und wälzte sich vor lauter Lachen im Gras hin und her. „Echt klasse Joey, das hast du wirklich großartig gemacht!! Kompliment!! Soweit kann nicht mal ich die Kugel stoßen!!!“ „Ja, ja, verarsch mich ruhig!!“, murrte der Blondschopf leise und verzog sich zu seinem Freund ins Gras. Da die Weitsprunganlage am anderen Ende der Laufbahn lag als die Anlage fürs Kugelstoßen konnten sie einfach etwas faulenzen ohne entdeckt zu werden. Solange Tristan und Joey nur rechtzeitig wieder auf den Beinen waren. Und so verging die Zeit und der Lehrer wollte und wollte nicht auftauchen. Bis er plötzlich, mitsamt der Weitsprunggruppe am anderen Ende der Laufbahn auftauchte. Schnell sprangen die beiden Jungs, die bis eben gemütlich im Gras gelegen hatten auf die Beine und taten so, als würden sie die Stöße mit den Kugeln üben. Überrascht hielt der Kleinere jedoch inne, als er erkannte, dass der Hüne von Lehrer ziemlich nervös drein sah und zwei seiner Mitschüler jemanden stützten, der anscheinend einen Hitzschlag hatte. Und als die Personen näher kamen konnte Joey auch erkennen, wer da gestützt wurde... ...Seto Kaiba! „Was ist passiert?“, wollte Tristan gleich wissen, als Yugi sich zu seinen Freunden gesellte. Dieser antwortete nur flüsternd: „Hitzschlag...“ „Hab ich’s nicht gesagt?! War ja klar, dass der werte Herr nicht auf mich hören würde...“, murrte der Größere sauer, aber auch etwas besorgt. Bevor weder Yugi noch Tristan etwas erwidern konnten wandte auch schon der Sportlehrer an die Schüler und meinte laut: „Die Stunde ist war erst in 20 Minuten um, aber ich denke es ist besser, wenn wir jetzt schon Schluss machen!! Also los, geht euch umziehen!!“ Das liess die Klasse sich natürlich nicht zweimal sagen. So schnell sie konnten eilten sie raus aus der Hitze in die klimatisierten Umkleidekabinen und zogen sich in Ruhe um. „Boah, das ist heute echt eine Affenhitze da draußen!!“, stellte Joey überflüssigerweise noch mal fest. Dann warf er seinen Blick auf Yugi, der vollkommen ruhig und der Hitze anscheinend nicht gerade abgeneigt sein Shirt überzog. „Dir scheint das ja gar nichts zu machen, oder?“ „Nee, nicht wirklich. Dank der Tatsache, dass Yami ein ägyptischer Pharao ist und solche Temperaturen gewöhnt ist, ist es für mich auch erträglicher. Hat eben seine Vorteile den Körper mit einem Pharao zu teilen.“ „Falls du mal einen der Millenniumsgegenstände nicht gebrauchen kannst, ich nehm ihn dir gerne ab. Vielleicht krieg ich dann auch einen Yami.“ „Da muss ich dich enttäuschen, Yami, Bakura und Malik waren die einzigen Geister und die haben ja jetzt alle einen Körper.“ Enttäuscht schnipste Joey kurz und seufzte geschlagen: „Na toll, und ich hatte mich schon so gefreut!!“ Der restliche Tag verlief ziemlich Ruhig. Vor allem, da sie ja nur noch zwei Stunden Geschichte hatten. Die Hitze jedoch stieg in einer Tour und es schien, als würde es gegen Abend sogar noch mal einige Grad Heißer werden würde. Auf dem Weg nach Hause erzählte Tea ihren Freunden, was sie den ganzen Tag noch so machen würde. Jetzt, wo sie einen Tanzkurs besuchte hatte sie nicht mehr so viel Zeit mit ihren Freunden unterwegs zu sein und einen Job bei Burger World hatte sie ja auch, mit dem sie ihre Tanzstunden finanzierte. Interessiert lauschten Joey und Tristan ihren Plänen für die nächsten Tage, nur Yugi hörte nicht zu. Viel zu vertieft war er in seinen stummen Versuchen, den alten Pharao in sich etwas aufzuheitern. „Yami, jetzt sag mir doch bitte, was du hast! Ich mach mir doch auch Sorgen um dich!“, flehte der Kleine und die Verzweiflung hörte man ganz klar aus seiner Stimme. Doch der Pharao schwieg. „Yami!!! Bitte, rede mit mir!!!“ „...“ „Atemu Amun Akunumkanon Ramses Nebak Petamenophis Mafdet Schepses Thumtmosis Chnumibre Imothep Sesostris!!! Jetzt hör mir ma...“ „Wahnsinn, du hast dir echt meinen ganzen Namen gemerkt, Yugi?!“, unterbrach der Pharao den Jungen perplex. Er selbst hasste es einen so langen Namen zu besitzen, aber im Gegensatz zu seinem Vater, dessen Name über vier Zeilen ging, hatte er mit seinem eineinhalbzeiligen Namen echt Glück gehabt. Yugi jedoch schrie innerlich auf und meinte sauer: „ATEMU!!! Das ist unfair!! Wieso unterbrichst du mich ständig?!“ „Bitte entschuldige, mein Aibou, aber du weißt, dass ich dir nicht sagen kann, WAS mich bedrückt. Das ist etwas, das Zeit braucht. Aber ich verspreche dir, ich werde es dir so bald wie möglich erzählen, OK Yugi-chan?“ Der Kleine seufzte schwer. „Ja, ich verstehe dich ja. Aber bitte, wenn es dir zuviel wird, friss es nicht in dich hinein sondern sprich mit mir!! Ich kann es doch nicht ertragen, wenn es dir schlecht geht, und das weißt du auch.“ Yami lächelte leicht. „Ja, ich weiß. Danke, Aibou...“ „Und? Was hast du heute noch so vor, Yugi?“ Erschrocken zuckte der Angesprochene zusammen und blickte Tea mit großen Augen an, welche fragend den Kopf schief legte. Der Junge dachte kurz nach ehe er leise antwortete: „Ich denke, ich werde etwas für die Schule lernen. Immerhin kommen jetzt langsam die Prüfungen auf uns zu.“ „Mann, erinnere mich bloß nicht daran“, winkte Tristan schnell ab und die Gruppe begann laut zu lachen. Es war alles wie immer. Eben ein ganz normaler Tag. Und keiner der Freunde ahnte, dass jetzt die Zeit gekommen war, wo sich alles ändern sollte. Denn genau zur selben Zeit, vor 5000 Jahren, passierte ein, von Göttern gelenktes Unglück, dass sich hier und jetzt wiederholen sollte... ...wenn es nicht irgendjemand abwandte... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hey ^^ Hier ist das erste Chapter meiner FF ^^ Ich hoffe es hat euch gefallen, und besonders dir, Eraseus *.* *kuschel*kiss* Hab dich lieb ^///^ Ach ja: Atemus Name ist frei erfunden!! Nicht, dass jemand glaubt, er heisst wirklich so (Atemu Amun Akunumkanon Ramses Nebak Petamenophis Mafdet Schepses Thumtmosis Chnumibre Imothep Sesostris) XDDDDDDDDD Ich hab einfach ein paar ägyptische Namen aneinander gereiht ^^ Wir lesen uns dann im zweiten Chapter ^^ Bis bald, Listle X3 Kapitel 2: Wenn ein Kaiba Schulden macht ---------------------------------------- Mühsam öffnete Seto seine Augen, starrte eine Zeit lang einfach nur an die Decke seines riesigen Himmelbettes. Es war ‚etwas’ größer als ein Himmelbett, sodass locker 4-5 Personen darin Platz hatten. Das Gestell war aus weiß lackiertem Holz und die Polster und Decke waren eisblau. Schwerfällig und am ganzen Körper zitternd rappelte der Brünette sich auf, liess den Blick kurz durchs Zimmer gleiten... Er war allein. Traurig liess er den Kopf hängen, starrte einfach nur auf seine Hände, die bebend auf seinem Schoss lagen. Früher, vor gar nicht allzu langer Zeit war Mokuba noch für ihn da gewesen. Er hatte an Setos Bett wache gehalten und sanft seine Hände gestreichelt, hatte ihm ein kühlendes Tuch auf die Stirn gelegt und ihm Tag für Tag erzählt, was er in der Schule erlebt hatte. Und jetzt? Mokuba war inzwischen 15 Jahre alt und er machte sich nicht wirklich was aus der Gesellschaft seines Bruders. Er war jetzt in einem Alter, in dem er lieber mit seinen Freunden abhing und in den Nächten um die Häuser zog, anstatt mit seinem Bruder, der sowieso nur alle Jubeljahre zu Hause war im Wohnzimmer zu sitzen und Cartoons zu gucken. Geknickt kroch der junge Firmenchef zur Bettkante und quälte sich über eben diese, ehe er mit aller Kraft, die er aufbringen konnte aufstand und sich in die Küche einen Stock tiefer schleifte. Die Kaiba-Villa war wirklich riesig und im Grunde in drei Bereiche unterteilt. Arbeitsbereich: Dort empfing Seto alle wichtigen Besuche, die er, natürlich so selten wie möglich, bei sich zu Hause empfangen musste, da er in der Firma keine Zeit dafür hatte. Unter anderem waren dort noch ein riesiges Büro und einige Archive, in denen der Brünette Kopien von verschiedenen Unternehmungen seiner Firma aufbewahrte. Die Originale lagen natürlich gut versteckt in einem Safe in einem, von Seto persönlich mit Sicherheitssystem ausgestatteten Ort, den niemand außer ihm kannte. Außer dem Arbeitsbereich, in dem Seto den größten Teil seiner Zeit verbrachte gab es noch zwei Wohnbereiche. Den der Angestellten und den der Kaibas. Beide Bereiche zogen sich über drei Stockwerke, waren jedoch gut voneinander abgetrennt. Und auch in den Wohnbereich der Kaibas durften die Angestellten nur, wenn sie gerufen wurden oder etwas wichtiges Los war. Und der Wohnbereich der Kaibas war folgendermaßen aufgeteilt: Im Erdgeschoss waren Wohnzimmer, Küche, Abstellkammer, Esszimmer, Wintergarten, Bad, usw. Im ersten Stock waren zum einen die Schlafzimmer der beiden Brüder, dann noch drei Badezimmer, wobei eines sozusagen Still lag, da es weder Seto noch Mokuba wirklich benutzten. Und es gab noch zusätzlich ein paar Gästezimmer in diesem Stock, die jedoch auch nicht wirklich benutzt wurden. Der dritte Stock war der eigentliche Gästestock und sah aus wie eine Kombination aus Erdgeschoss und erster Stock. Jedoch verstaubte dieses Stockwerk langsam, würde der Hausherr nicht regelmäßig einige Putzfrauen zum Reinigen des Stockwerks einteilen. Da er immer noch ziemlich schwach auf den Beinen war und sein Blick immer wieder verschwamm übersah Seto die letzte Stufe und knallte unsanft am Treppengeländer an. Ein starker Schmerz zog sich durch seine Stirn und warmes Blut floss über sein Gesicht. „Verdammt... das hab ich jetzt nicht gebraucht...“, murrte der Firmenchef mit rauer, tiefer Stimme, wie sie immer nach dem Aufstehen war. Zitternd mühte er sich wieder auf die Beine und stützte sich mit einer seiner Hände an der Wand ab, während er die Andere auf seine blutende Stirn drückte. Mit Ach und Krach schaffte der Junge es ins Bad, drehte das Wasser im Waschbecken eiskalt auf und wusch sich damit das Gesicht. Als er soweit wach war, dass sein Blick nicht andauernd verschwamm besah der Brünette sich die Wunde. //Nur ein kleiner Schnitt, nichts ernstes... ein Pflaster müsste reichen.// Schnell war eben jenes aus dem Medizinschränken neben dem Spiegel geangelt und mit aller Behutsamkeit, die er aufbringen konnte klebte er es sich auf die verletzte Stirn. Was wohl seine Mitschüler sagen werden, wenn sie es sehen? //Vielleicht sollte ich auch eine Geschichte erfinden, so wie Wheeler. Ich könnte mich ja mit einem anderen Firmenchef geprügelt haben, weil dem mein Geschäftsvorschlag nicht gefallen hat.// Unwillkürlich musste Seto grinsen. Ja, das würde Schlagzeilen geben: Seto Kaiba verprügelt einen armen Firmenchef! Als er die morgendliche Katzenwäsche hinter sich hatte, ein Bademantel hing ja in jedem der Badezimmer, verzog sich der Firmenchef nun wirklich in die Küche um sich etwas zum Frühstücken zu machen... obwohl es ja bereits 13 Uhr war. Müde liess sich der Blauäugige auf einem Stuhl nieder und knabberte desinteressiert an seinem Nutellabrötchen. Schokolade war sein einziger Trost... neben dem kleinen, weißen Pulver, dass man sich durch eine Spitze ins Blut injizierte und welches eigentlich von der Regierung verboten worden war. Aber Seto stand das ganze nicht durch, ohne Drogen... Sein Schicksal meinte es nicht gut mit ihm. Bereits nach wenigen, depressiven Gedanken erhob sich der Junge wieder, schmiss appetitlos sein angebissenes Brötchen weg und schlich zurück in sein Zimmer. Dort verkroch er sich in seinem Bett und lag erst mal ein paar Minuten einfach nur so da, ehe er sich erneut aufrappelte, zu seinem Nachtkästchen kroch und sich von dort ein kleines Päckchen mit weißem Pulver hervorfischte. Einen Moment lang zögerte Seto, doch dann erhob er sich doch, zog sich etwas anderes als den Bademantel an, stopfte das weiße Zeug in seine Hosentasche und verzog sich ins Arbeitszimmer. Wenn er schon wegen des bescheuerten Hitzschlags nicht zur Schule konnte, so konnte er doch wenigstens was für die Firma machen. Joey saß auf seinem Platz und starrte unentwegt auf Setos. Er war leer. Ebenso leer wie das Herz des Blonden. Am Vortag, als Seto den Hitzschlag gehabt hatte, wollte er ihn gleich besuchen gehen, doch er konnte doch niemanden sagen, wohin er wollte und die Lehrerin wollte ihn ohne gute Begründung nicht gehen lassen. Und nach der Schule war er bereits verschwunden, als Joey ins Arztzimmer kam. //Hoffentlich geht’s dir gut... ich will nicht, dass es dir schlecht geht. Dann können wir uns nicht zoffen.// „Du langweilst dich ganz schön ohne ihn, was?“, fragte eine bekannte Stimme neben ihm und der Angesprochene nickte nur. Plötzlich stutzte er. Neben ihm saß niemand, wie konnte da jemand mit ihm sprechen? Verdattert wandte Joey den Blick in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, doch da war niemand. //Dreh ich jetzt vollkommen ab oder was ist hier los?!// Misstrauisch hob der Junge eine Augenbraue an und blickte sich um. Alle Schüler waren auf den Lehrer konzentriert und schrieben eifrig mit, was dieser ihnen diktierte und es sah nicht so aus, als hätte einer von ihnen eben mit den Blondschopf gesprochen. //Aber ich kann mir die Stimme doch nicht eingebildet haben... oder?// Die Arbeit an seinem Laptop machte dem Jungen nicht wirklich Freude und Genugtuung verschaffte sie ihm auch nicht. Also klappte er seinen elektronischen Helfer zu, stand auf und eilte aus der Villa. Ein kleiner Spaziergang würde ihm jetzt gut tun und außerdem war er dank den Drogen sowieso viel zu aufgedreht um ruhig sitzen zu bleiben. Wohin sein Weg ihn führte wusste er nicht wirklich, er vertraute einfach darauf, dass seine Beine ihn dorthin tragen würden, wo er sich wohl fühlte. Als die Schule endlich aus war wurde Joey von seinen Freunden gebeten mit ihnen um die Häuser zu ziehen, doch darauf hatte der Junge jetzt wirklich keinen Bock. Viel lieber machte er einen kleinen Spaziergang um seine Gedanken zu ordnen. Das half ihm eigentlich immer, wenn Joey etwas bedrückte oder am Herzen lag. Und eben in diesem Moment kam ein Thema in ihm auf, was ihn wirklich sehr zu schaffen machte. Seto Kaiba. Natürlich, es kotzte ihn total an, dass er den ganzen Tag nur an diesen brünetten, blauäugigen, jungen Firmenchef dachte, aber was sollte er dagegen machen? Einfach nicht denken? Aber das war wiederum wissenschaftlich Bewiesenermaßen unmöglich, es sei denn du fällst in ein Wurmloch, wo die Zeit stillsteht. Was auch wieder heißt, dass du tot wärst, also was soll’s. Nach einiger Zeit laufen kam der Blondschopf im Park, welcher in der Nähe der Schule lag an. Vollkommen zerstreut liess er sich auf einer der Parkbänke nieder und schloss die Augen, genoss einfach nur das Gefühl der Sonne auf seinem Gesicht. Und ganz langsam, so dass er es selbst nicht wirklich bemerkte triftete er in einen tiefen, unruhigen Schlaf... Ein leises Zischen, das Geräusch von menschlichem Fleisch, das zerriss und ein lauter Aufschrei. Schmerzhaft presste der Blonde seine Augen zusammen und sog die Luft scharf zwischen den Zähen ein. Der starke Schmerz, welche tief in seiner Brust entsprang zog sich langsam durch seinen gesamten Körper und er spürte, wie Blut über seinen Körper floss... Sein Blut. Ein kurzer Ruck und die scharfe Klinge war verschwunden, wodurch der Blutfluss jedoch nur verstärkt wurde. Schwach sackte er auf den Boden als ihn plötzlich zwei kräftige Arme umschlossen und ganz sanft auf den heißen Sand gleiten ließen. „Nein! Warum hast du das getan?!“ Mühsam öffnete der Schwerverletzte Junge seine Augen und starrte direkt in zwei blaue Saphire, deren Glanz von ein paar Tränen und einem dunklen Schleier abgeschwächt wurden. Ohne wirklich zu wissen, was er tat öffnete der Junge den Mund und sprach mit schwacher, schmerzverzerrter Stimme: „Du... daHHHAAAAArfst Atemu... niHHIIcht... töten... bitte... ARGH!!!“ Der Größere verfestigte seinen Griff etwas, jedoch so, dass es dem Blondschopf nicht zu sehr schmerzte. Mühsam öffnete dieser seinen Mund und sprach mit gezwungen ruhiger Stimme auf den Kleineren ein, wollte ihn um nichts in der Welt verlieren, ihn unbedingt am Leben erhalten. Wie er es schaffte war ihm egal, dass sah der Junge in seinen Armen gleich. Erschöpft schloss der Blonde die Augen, als er etwas Nasses an seiner Wange spürte und als er die Augen erneut öffnete starrte er in ein blau, welches tiefer war als jeder Ozean und unendlicher als der Horizont. „...schon wieder dieser Traum...“ Mühsam setzte Joey sich auf, da er auf der Parkbank in eine unangenehme Position gerutscht war. Er rieb sich kurz denk Nacken und liess den Blick durch den Park gleiten, welcher voll belebt war. Und trotzdem hatte niemand auf ihn geachtet. Müde und immer noch verschlafen rappelte der Blondschopf sich auf, streckte sich kurz und stellte durch einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr fest, dass es schon 16 Uhr war... also hatte er knapp zweieinhalb Stunden geschlafen. //Toll... was lernen wir daraus? Niemals auf einer Parkbank übernachten.// Murrend schleppte der Junge sich durch den Park, bis er das andere Ende erreicht hatte und machte sich von dort aus auf den Weg nach Hause. Sein Blick haftete währenddessen jedoch nicht wie sonst auch auf den Menschen um ihn rum, sondern auf dem Boden, wodurch er leider nicht sah wohin er ging. Und da liegt natürlich nahe, dass es nicht lange dauerte, bis er das erste Mal mit jemandem zusammen stieß, was auch ziemlich schnell passierte. Ein Blick zu wenig, ein Schritt zuviel und Joey und sein Gegenüber gingen erschrocken zu Boden. „Kannst du nicht aufpassen, Alter?!“, schimpfte der Kleine gleich wieder darauf los ohne zu sehen, in wen er da eigentlich gerannt war. Alles, was er wusste war, dass die Person groß und ziemlich gut gebaut war... und noch dazu eindeutig männlich. Und als Joey es endlich geschafft hatte zusehen, wer da am Boden lag und nicht antwortete erstarrte er sofort. Seto Kaiba lag, total verschwitzt und schwer atmend vor ihm und hatte Mühe wieder auf die Beine zu kommen. Ganz klar, der Junge hatte hohes Fieber. Ohne lange zu überlegen sprang der Blondschopf auf, packte den Älteren am Arm und zog ihn wieder auf die Beine. „Kaiba! Verdammt, was soll das?! Wieso läufst du in deinem Zustand vollkommen blindlings durch die Stadt, kannst du mir das sagen?!“, fauchte er den Brünetten an, der jedoch nicht so aussah, als würde er auf die Frage antworten. Erschöpft sank er in Joeys Arme, welcher daraufhin schlagartig Rot wurde und nur zögernd seine Arme seinerseits um den Firmenchef legte. Dieser beugte sich nur zum Ohr des Kleineren und hauchte kraftlos: „Mein... Bett... schlafen...“ „Was ist? Drache, ich versteh dich nicht...“, hauchte Joey, ebenso leise zurück. „Schlafen... bitte... schlafen...“, wiederholte dieser etwas Lauter und kuschelte sich in die Arme des Jüngeren wo er auch gleich einzuschlafen drohte. Joey jedoch schüttelte Seto kurz, sodass dieser wieder wach wurde, stützte ihn dann so gut es ging und führte ihn mit den Worten ‚Na komm, ich bring dich in ein weiches Bett’ quer durch Domino um ihn zu sich nach Hause zu bringen. Sein Vater würde sowieso erst mitten in der Nacht auftauchen, also was machte es da schon, wenn der Blondschopf besuch hatte. Nach etwa einer halben Stunde, in der der Ältere immer mal wieder erschöpft zusammengesunken war und Joey Probleme gehabt hatte, ihn auf den Beinen zu halten kamen die beiden Jungs zu ein paar alten, grauen, verdreckten Wohnungen. Es war das Schlechteste und Mieseste Viertel in ganz Domino und die meisten Jugendlichen, die hier wohnten waren Verbrecher oder Drogendealer. Joey war da keine Ausnahme. Seit der Scheidung seiner Eltern, bei der er von seiner kleinen Schwester Serenity getrennt worden war hatte der Blonde sich geprügelt. Er war ein Straßenrowdy und Dieb gewesen und hatte auch des Öfteren mit der Polizei zu tun gehabt. Seine Vergangenheit war etwas, auf das Joey nicht wirklich gerne zurück blickte. So geworden, wie er jetzt war, war er erst als er Yugi und Tea kennen gelernt hatte. Durch eine Reihe dummer Zufälle hatten sie sich mit ihm und Tristan angefreundet und siehe da, jetzt waren die Vier tatsächlich unzertrennlich. Ohne seine Freunde wäre der Blondschopf haltlos verloren. Mit letzter Kraft schleppte der Kleinere Seto die Treppen im Hochhaus hinauf, schloss seine Wohnung auf und verfrachtete den Firmenchef in sein Zimmer, wo er ihn behutsam ins Bett legte. Ein kurzer Griff auf seine Stirn liess ihn leichenblass werden. „Oh Gott!! Du glühst ja förmlich!!!“ Ohne lange zu überlegen flitzte der Blondschopf ins Badezimmer und holte eine Schüssel mit Eiswasser. Schnell tunkte er einen Waschlappen ins Wasser und legte ihn dann vorsichtig auf die Stirn des Jungen. Stille herrschte in der Wohnung und nur das schwere Atmen des Brünetten war zu hören. Joeys Gedanken rasten. //Was soll das?! Wieso ist dieser... IDIOT!!!... mit so hohem Fieber auf die Straße gegangen?! Will er etwa sterben oder wie jetzt?! Kaiba, du bist echt bescheuert!!! Am besten ich ruf bei Mokuba an und sag ihm, was mit seinem Bruder passiert ist.// „...hah... hah... hah... hah... n-nein... nicht... ich will nicht...AAAAAAHHHH!!!!!!“ Erschrocken fuhr der Kleinere etwas zurück, da der plötzliche Aufschrei des Firmenchefs doch ziemlich überraschend kam. Entgeistert starrte er den Jungen an ehe er aufstand, zum Telefon ging und Mokubas Handynummer wählte. Eine Zeit lang klang nur das Freizeichen ehe jemand abhob und eine junge, männliche Stimme ertönte: „Ja, wer ist da?“ „Hey Mokuba, ich bin’s, Joey!“ „Joey!!! Das ist ja schön, dass du mich mal anrufst!! Und? Wie geht’s dir so?“ „Njaaaaaaaaa... mir geht’s gut, aber deinem Bruder nicht so besonders.“ „Hä? Wieso? Was ist denn mit Seto?“ Joey stutzte. Er wollte vorsichtig und behutsam sein, wenn er dem kleineren Kaiba sagte, dass sein Bruder krank war, doch es schien fast so, als wäre diesem das sogar ganz egal. Was war nur mit Mokuba los? Hatte er etwa Streit mit Seto? „Ähm... nja... ich hab Kaiba auf der Straße gefunden und er scheint ziemlich hohes Fieber zu haben. Du solltest ihn besser wieder abholen, ich kann mich hier nicht sehr gut um ihn kümmern.“ „Und wo seid ihr?“ „Bei mir zu Hause.“ „Ach, du meinst in dem alten, versifften Wohnhaus?“ „Jepp.“ „Ist gut, ich werde schnell einen Angestellten vorbeischicken.“ „Öhm... warum holst du ihn denn nicht selbst ab?“ „Keine Zeit, bin mit ein paar Freunden unterwegs... Toshiro!! Lass deine Finger von meinem Futter!!“ Lautes Lachen und Kichern folgte ehe Mokubas Stimme erneut ertönte: „Hör mal, Joey. Ich kann nicht mehr reden, meine Freunde futtern mir gerade mein Essen weg. Mina!! Das ist M~A~I~N~S!!!“ „Äh... ja, schon gut. Man sieht sich.“ „Ja, bye!“ Ein Klicken und schon war der kleine Kaiba aus der Leitung verschwunden. Vollkommen verdattert starrte Joey auf den Hörer in seiner Hand ehe er ihn kopfschüttelnd auf die Gabel legte und zurück an Setos Seite kehrte. Behutsam tunkte er den Waschlappen erneut ins kalte Wasser und flüsterte leise: „Was ist eigentlich los bei euch? Warum bist du Mokuba bloß so egal? Habt ihr etwa Streit?“ „Mhmhm...“ Ein zufriedenes Seufzen kam über die Lippen des Blauäugigen als Joey ihm durch die Haare strich. So als wollte er noch mehr davon haben streckte Seto sich dem Blonden entgegen und murrte leise, als die warme Hand verschwand. Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des Jüngeren. Wie lange hatte er sich schon gewünscht seinem eiskalten Drachen so nahe zu sein. //Soll ich...? Nein, ich kann nicht!! Das würde er mir nie verzeihen!! Aber andererseits... hier ist niemand außer uns... er würde es vermutlich nie erfahren... nur ein kleiner... ein ganz... ganz... kleiner...// Zeitlupenmäßig beugte Joey sich näher zu dem jungen Firmenchef, war nur noch wenige Millimeter von seinem Gesicht entfernt als er inne hielt. Der heiße Atem des Älteren, der sich an den Lippen des Blonden brach jagte diesem einen kalten und zugleich heißen Schauer über den Rücken und er musste schwer Schlucken. Sein inneres Stimmchen rief laut und überdreht ‚Küss ihn! Küss ihn!’, doch das wollte der Junge nicht. Joey wollte nicht, dass er Seto einen Kuss stahl. Er wollte ihn von ihm geschenkt bekommen haben, aus freien Stücken, völlig ungezwungen. Seufzend richtete er sich wieder auf, nahm ein zweites Tuch, welches er vorsichtshalber mitgenommen hatte, tauchte es kurz ins Eiswasser und begann dann vorsichtig das Gesicht des Älteren abzutupfen. Dieser wand sich leicht unter dem kalten Etwas an seiner Haut und versuchte es sogar mit einer Hand weg zu schlagen. Also legte Joey das nasse Tuch wieder zur Seite und strich dem kranken Jungen ein paar Strähnen aus der Stirn. Dieser seufzte nur wieder wohlig auf und schien sich unter den Zärtlichkeiten seines Hündchens vollkommen zu entspannen. //Ob er das wirklich nur unterbewusst macht?? Oder gefällt es ihm auch so von mir berührt zu werden??// Diese und ähnliche Fragen schossen Joey durch den Kopf, bis ihn das Läuten der Glocke nach einiger Zeit wieder in die Realität zurückholte. Anscheinend war endlich der Angestellte gekommen, den Mokuba schicken wollte. Langsam erhob sich der Junge von der Bettkante, ging zur Tür und schloss eben diese auf. Da stand ein Mann in Smoking und mit Mütze, anscheinend der Chauffeur der Kaibas und schien etwas verwirrt über den schäbigen Aufenthaltsort seines Chefs. Ziemlich unsicher und leicht beschämt richtete er seine Kappe und fragte schließlich: „Ist... ist Seto Kaiba vielleicht hier??“ „Ja, ist er. Mit ziemlich hohen Fieber.“ „Oh...“, der Mann wurde blass. Er schien nicht wirklich zu wissen, was er jetzt machen sollte und das sah Joey auch gleich. Seufzend schüttelte er den Kopf, wandte sich mit einem kurzen ‚Ich helfe Ihnen ihn zur Villa zu bringen’ von der Haustür ab und eilte zurück auf sein Zimmer. Dort angekommen beugte er sich über den kranken Firmenchef, verpasste ihm ein paar leichte Ohrfeigen, gerade so um ihn zu wecken und hauchte dann, als der Brünette die Augen öffnete, mit sanfter Stimme: „Aufstehen, Drache! Komm! Wir fahren nach Hause!“ „Mhmhm... nach... Hause??“ „Ja... nach Hause... und jetzt komm, hoch mit dir!!“ Mühsam und mit aller Kraft, die er aufbringen konnte stützte Joey den Größeren, welcher, als der Blonde einen Arm sicher um seine Hüfte gelegt hatte sofort leicht auf die Schulter des Kleineren sank. Dieser knickte kurz ein ehe er seinen Drachen noch fester umfasste und leise flüsterte: „Ach menno, mach dich doch nicht so schwer!!“ Doch Seto horchte nicht. In seinem Fieberwahn genoss er es einfach, dass sich jemand liebevoll und ganz zärtlich um ihn kümmerte. Seit Mokuba sich von seinem Bruder abkapselte kam dies nämlich nicht mehr vor. Nach ein paar qualvollen Minuten, in denen Joey und der Chauffeur den Firmenchef in die Limousine verfrachtet hatten liess auch der Jüngste sich auf der weichen, samtigen Rückbank nieder. Seto hatte er behutsam im Arm und strich ihm immer wieder sanft durch die Haare, was dieser anscheinend auch ziemlich zu mögen schien. Ab und an kam zwar ein leises Grummeln über seine Lippen, wandelte sich jedoch immer wieder schnell in ein zufriedenes Seufzen. „Scheint ja fast so, als würdest du normalerweise gar keine Streicheleinheiten bekommen. Du saugst sie ja förmlich auf“, witzelte Joey und versuchte so eine kleine Reaktion von Seto zu bekommen, was ihm auch gelang. Dieser murrte nämlich leise ehe er sich näher an den Blondschopf drückte. „Ja, ja, ist ja gut! Ich hör nicht auf mit lieb sein...“ Zärtlich glitten seine langen Finger durch das seidige Haar des Firmenchefs und Joey konnte es sich nicht verkneifen Seto einen kleinen Kuss auf die Haare zu drücken. Und sie rochen so angenehm nach Zitrone... //...und dieser leichte, berauschende Duft, den er verströmt... muss wohl irgendein teures Parfum sein... und wie weich und anschmiegsam sein Mantel ist... gar kein kalter, rauer Stoff wie ich immer dachte... das Innenfutter ist total flauschig und... kuschelig? Ja, so könnte man es wohl am Besten bezeichnen. Oh Gott, Drache, wenn du wüsstest wie verrückt du mich machst!! Am Liebsten würd ich ja einfach über dich herfallen, aber vermutlich würdest du dann einen Killer beauftragen mich umzulegen. Und zu was zwingen will ich dich ja auch nicht. Wenn du doch nur genauso empfinden würdest... aber selbst wenn du in mich verliebt wärst, vermutlich wärst du zu Stolz um es zuzugeben. Oder du würdest es nicht tun um deinen Job zu gefährden... deine Stellung in der Gesellschaft... Wenn ich doch nur ein hübsches, zierliches Mädchen wäre und in irgendeiner Spielefirma arbeiten würde, dann wäre das alles viel leichter! Ich würde einfach zu meinem geliebten Drachen gehen, ihm ein Geschäft vorschlagen, dass er nicht ablehnen kann und ihm nach einigen ‚Geschäftsessen’ meine Liebe gestehen. Ach Gott, es könnte alles so einfach sein, wenn... tja, wenn nur das Wörtchen ‚Wenn’ nicht wäre...// Jäh wurde der Blonde aus seinen Gedanken gerissen, nämlich genau dann, als die große, schwarze Limousine vor der Kaiba-Villa anhielt. Langsam und mit aller Vorsicht stieg Joey aus dem Wagen, Seto immer fest umschlossen, sodass dieser nicht zur Seite wegkippte. Denn auch wenn der Firmenchef gehen konnte, so war er doch immer noch in so einer Art Trance oder einem Art Schlaf, was genau es war konnte der Kleinere nicht definieren. Jedenfalls tat er alles um den Brünetten so schnell wie möglich in sein Bett zu bringen, jedoch stockte er als er in der Eingangshalle ankam. „Verdammt... wo geht’s lang?“ Doch schon im nächsten Moment tauchte der Butler auf und stellte erfreut fest: „Master Kaiba! Und Sie sind...“ „Joey. Joey Wheeler. Ich hab den hier“, dabei zog er Seto noch mal näher zu sich, damit er ihm nicht aus den Armen rutschte, „mitten auf der Straße gefunden und dachte, Sie wollen ihn vielleicht zurückhaben? Also? Wo hat der Drache seine Höhle?“ „Sie meinen wohl wo das Schlafzimmer von Master Kaiba ist, nicht?“, lachte der Butler und schien Joeys Art von Humor sehr witzig zu finden. Natürlich war dem Mann sofort an der Art und Weise, WIE der Blondschopf das ‚Drache’ betonte bewusst geworden, dass es mehr ein Spitzname als eine Beleidigung sein sollte. Und Drache passte auch zu gut zu dem jungen Herren. „Bitte folgen Sie mir, Mister Wheeler. Ich werde Ihnen den Weg zeigen.“ Und schon begann ein schwerer Aufstieg in den ersten Stock, wobei ‚Mister Wheeler’ sich über so einige Treppen schleppen musste, seinen kranken Drachen dabei nicht loslassend. Als die Drei endlich oben angekommen waren führte der Butler den Kleinen zu Setos Zimmer, hielt davor inne und meinte mit freundlicher Stimme: „Ich werde Sie alleine lassen. Es ist uns Personal nicht gestattet ohne Aufforderung in den Privatbereich von Master Kaiba und Master Mokuba zu kommen, aber ich denke es würde dem Herrn sehr freuen, wenn Sie noch etwas bei Ihm bleiben.“ „Aber nicht lange“, stellte Joey gleich mal klar und bekam nur ein Nicken zur Antwort. Der alte Mann öffnete die Tür und als die beiden Jüngeren eingetreten waren schloss er sie auch schnell wieder. Mühsam verfrachtete Joey den Älteren näher ins Zimmer und legte ihn behutsam in sein großes Himmelbett. Seto selbst wollte sich gleich in die warme Decke kuscheln, doch das liess sein Hündchen nicht zu. Sanft jedoch bestimmt hielt er ihn in einer aufrechten Position, sodass er dem Firmenchef seinen weißen Mantel ausziehen konnte. Dann folgten die Schuhe und als auch alle Taschen geleert waren, sodass keine Handys, Schlüssel, Pieper oder sonstige Geräte beim Schlafen störten liess er den Drachen endlich in sein warmes, weiches Bett sinken. Liebevoll deckte er ihn noch zu und strich ihm ein paar Strähnen aus der Stirn, setzte sich zu dem Brünetten um ihn einige Minuten lang zu beobachten. Wie friedlich er doch aussah, wenn er seine eiskalten Augen geschlossen hatte... //Wie ein kleiner Engel...// „...o yasumi boku wa tenshi...“ Leise schlich Joey wieder aus dem großen Zimmer hinaus, wollte Seto seine Zeit ganz ungestört im Land der Träume verbringen lassen. Er würde ihn schon wieder sehen, spätestens wenn er wieder zur Schule ging. Und so war es auch. Eines morgens, es war jetzt gut und gern eine Woche her, dass Joey den kranken, schwachen Drachen gefunden und nach Hause gebracht hatte, tauchte eben besagter Drache tatsächlich in der Schule auf. Und zur Überraschung aller ging er schnurstracks, als hätte er es von langer Hand geplant auf den vollkommen verdutzten Blondschopf zu, packte in am Arm und zog ihn grob nach draußen auf den Gang. „Kaiba!! Spinnst du?! Lass mich los, das tut verdammt weh!!“ „Schnauze, Köter!! Wer hat dir eigentlich erlaubt in meinem Haus rumzulungern?!“ „Hä?!“ „Spar dir dein ‚Hä’, meine Angestellten haben mir erzählt, dass du bei mir zu Besuch warst!!!“ Immer noch verwirrt, jedoch auch ziemlich sauer riss Joey sich von dem Firmenchef los und blieb wie angewurzelt mitten am menschenleeren Gang stehen. Laut fauchte er dem Größeren direkt ins Gesicht: „Was hast du eigentlich für ein Problem, Kaiba?! Ja, gut, ich WAR bei dir, und?! Hast du vielleicht auch mal nachgefragt, WARUM ich bei dir war? Oder glaubst du wirklich, ich würde freiwillig einen Fuß in deine protzige Villa setzten?!“ „...danke, dass du dich um mich gekümmert hast...“ Joey stutzte. Kaibas Stimme war so leise, dass er ihn kaum verstanden hatte, doch jedes einzelne seiner Worte war an sein Ohr und in sein Herz gedrungen. Der Kleine schluckte kurz ehe er verlegen stotterte: „Ach was... Ehrensache... ich konnte dich ja schwer mitten auf der Straße liegen lassen... mit einem Hitzschlag...“ „Hey, Köter...“ „Äh, ja?“ „...ich schulde dir was!“ Erneutes stutzen. Seto hatte tatsächlich gesagt, dass er dem Blonden was schuldete. Dieser liess sich die Worte erst kurz durch den Kopf gehen ehe er schnell meinte: „Das Meer!“ Der eiskalte Blick von den saphirblauen Augen schüchterte den Jüngeren zwar etwas ein, versuchte es jedoch so gut es ging zu verbergen. „Was ist mit dem Meer?“ „Fahr mit mir ans Meer! Heute nach der Schule!“ Stille. „Du spinnst doch. Warum sollte ich mit DIR ans Meer fahren?“ „Du schuldest mir was.“ Erneut Stille. Und Seto erkannte, dass seine Lage ausweglos war. Er hatte es selbst gesagt. Er hatte selbst gesagt, dass er dem Köter etwas schuldete. Aber wenn er ehrlich war hatte Seto auch mehr an ein Duell oder sowas in der Art gedacht. An Geld oder was weiß der Teufel was, aber ganz sicher nicht hatte er dabei an einen Tag am Strand gedacht. Und dann auch noch mit seinem Hündchen. In Shorts. Die strahlende Sonne, die die Wassertropfen auf der blassen Haut des Kleineren zum Glänzen brachte. Der Wind, der durch das strohblonde Haar wehte. Die Zweisamkeit, die die Beiden hatten. Niemand der störte. ...verdammt, das gefiel Seto! Sehr sogar! Leise und entnervt murrend antwortete er: „Ist gut... heute nach der Schule fahren wir ans Meer. Aber glaub ja nicht, dass das zur Gewohnheit wird, ja?“ „Ach was, das wünscht du dir wohl!!“, witzelte Joey und begleitete seinen, glücklicherweise wieder vollkommen genesenen Drachen zurück in die Klasse. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Auf Geheiss von Eleseus hier das zweite Chapter ^^ Ich hoffe, es gefällt euch XD Ich weiss, ich weiss, Setos Reaktion ist ein bisschen total OOC, aber ich kann einfach nicht anders TT.TT Meine Setos werden immer OOC >.<' Aber egal, so passt er wenigstens zu Seth aus OEL XD Der war ja auch OOC pur X3 Ich freu mich auf euer Kommis ^^ *winkel* Wir lesen uns im nächsten Chapter XD Ciao, Listle ^^ Kapitel 3: Schuldenausgleich am immerblauen Ozean ------------------------------------------------- Unruhig tippte Joey mit seinem Stift auf dem Schulheft herum, hielt es nicht für nötig im Unterricht aufzupassen. Viel zu verwirrt wegen seinem ‚Date’ mit Seto war er, als dass er sich hätte auf die Stimme der Lehrerin konzentrieren können. Wozu brauchte er auch schon Biologie, dass interessierte ihn nicht und in seinem restlichen Leben würde sie sicher auch nicht allzu oft verlangt werden. Das landen eines Papierkügelchen auf seinem Tisch riss den Blonden dann doch wieder aus seiner Träumerei. Verwirrt entfaltete er das Papier und las die paar, schnell hingekritzelten Zeilen. »Denkst du nicht es wäre besser, wenn du im Unterricht aufpasst? Sonst musst du das Schuljahr wiederholen und ich fände es wirklich schade, wenn wir uns dann nicht mehr so oft sehen.« Joey schmunzelte. Wie sein Freund Yugi sich immer um ihn sorgte freute den Blondschopf, auch wenn es manchmal ziemlich nervig war. Und da Joseph Jay Wheeler sich keine ‚Zettelkritzelei’ entgehen liess antwortete er seinem Freund natürlich schnellst möglich. »Ich kann mich nicht konzentrieren, wenn ich nach der Schule ein ‚Date’ habe.« Die Antwort kam geschwind. »Mit Kaiba?« »Wie kommst du denn darauf?« »Ach komm schon, Joey! Denkst du ich weiß nicht, wie du ihn ansiehst? So verliebt und träumerisch? Das hat ja sogar Yami schon gemerkt, dass du in den ‚Drachen’ verliebt bist. Also? Hast du jetzt ein Date mit ihm?« »Kann man so sagen. Ich hab dir ja erzählt, dass ich ihn an dem Tag, an dem er den Hitzschlag hatte in der Stadt gefunden habe, erinnerst du dich?« »Tu ich. War da etwa noch was, was du mir nicht erzählt hast?« »Ne, natürlich hab ich dir alles erzählt. Aber Kaiba meinte vorhin, er würde mir was schulden und ich hab ihm gesagt, dass ich mit ihm ans Meer will. Und er hat echt zugestimmt!!! Ich fahr mit meinem Drachen ans Meer, juchhu!!!!!« »Na, dann wünsch ich dir viel Spaß. Und lass den Kopf nicht hängen, falls Kaiba dich mal wieder fies behandelt oder total kalt zu dir ist.« »Danke Alter, und mach du dir keine Sorgen um mich! Ich bin’s ja gewohnt, dass er mich schlecht behandelt, aber egal.« Und während Yugi sich fröhlich per Zettelchen mit seinem besten Freund unterhielt hatte Yami sich in seinen Seelenraum zurückgezogen und fühlte, wie etwas Dunkles immer näher und näher kam. Er hatte dieses Dunkel, diese starke, bösartige Macht schon einmal gefühlt, und zwar vor 5000 Jahren, als er beinahe sein Leben verloren hätte. Und auch diesmal schien es, als würde sich die Dunkelheit gegen den Pharao und seine Freunde richten. //Seth... ich spüre ihn ganz deutlich... er will sich seinen Zögling holen... immerhin ist Kaiba die Wiedergeburt meines Hohepriesters... aber was, wenn der dunkle Gott es schafft, Kaiba zu unterwerfen? Wird es genauso Enden wie damals? Das wäre Schrecklich...// Langsam erhob er sich aus seinem steinernen Thron, welcher in seinem Seelenraum stand und schritt gedankenversunken auf und ab. Irgendetwas musste der Pharao doch tun können um Seto und Joey ein Schicksal wie jenes, welches einst Seth und Jono ereilte zu ersparen. Doch was sollte er tun? Vor allem, da Yami keinen eigenen Körper hatte und deshalb nicht aktiv handeln konnte. Yugi alles erzählen konnte er ebenfalls nicht, dafür war die Zeit einfach noch nicht reif genug. Das würde nur Verwirrung und Angst stiften, und das konnten sie jetzt wirklich nicht gebrauchen. „Oh Rah, Vater, was soll ich nur machen?! Bitte, gebt mir Rat!!“ Verzweifelt fiel der Pharao auf die Knie und vertiefte sich sofort in ein Gebet an die ägyptischen Götter, auch wenn sie hier in Japan waren. Erst als es nach ein paar Minuten leise an seiner Tür klopfte wurde Yami aus seinen Gedanken gerissen. Ein leises ‚Ja’ von Seiten des Jungen ehe die Tür aufging und Yugi eintrat. „Aibou! Was ist denn los? Wieso kommst du mich denn in meinem Seelenraum besuchen?“ „Hast du es denn nicht gesehen?“ „Was gesehen?“ Yugi deutete auf das Auge, welches an der Rückwand in Yamis Seelenraum graviert war... es leuchtete golden. „Das Auge auf deiner Tür leuchtet genauso stark, darum bin ich auf deinen Seelenraum aufmerksam geworden. Was ist denn los?“ „Ich habe zu Rah gebetet. Und wie es scheint bekomme ich eine Antwort von ihm.“ Zögernd bewegten sich die beiden Jungs auf das große, leuchtende Auge an der Rückwand des Raumes zu ehe sie kurz davor stehen blieben. Während der Pharao die Augen schloss und seine Hände auf das goldene Leuchten legte stand Yugi daneben und beobachtete das ganze Szenario einfach nur. Da er selbst kein ägyptischer Pharao war konnte er nicht mit den Göttern sprechen, egal ob er Yamis Wiedergeburt war oder nicht. Die Minuten verstrichen und weder der Pharao noch sein Aibou bewegten sich von ihrer Position weg. Erst als der Größere der Beiden die Hände sowie den Kopf sinken liess wagte Yugi es wieder, etwas zu sagen: „Was ist denn los, Yami?“ „Die Götter können mir nicht helfen... niemand kann mir helfen... es ist vorbei... ich kann wieder nichts machen... ich bin wieder total hilflos... genau wie vor 5000 Jahren...“ Yugi, der das Leid und den Schmerz seines Yamis fühlte schloss diesen sofort liebevoll in die Arme und strich ihm zärtlich mit den Händen durch die Haare. Leise und mit sanfter Stimme flüsterte er: „Mein Yami, wenn dich etwas bedrückt, dann friss es nicht in dich hinein. Bitte, erzähl mir, was dich so quält, damit ich dir helfen kann.“ „Ach Aibou... ich würde so gerne mit dir darüber sprechen, aber ich kann nicht. Ich will dich nicht wo hinein ziehen, wo sich nichts ändern lässt. Ich will nicht, dass du dich so hilflos und unnütz fühlst wie ich mich damals...“ Schutzsuchend kuschelte sich der Pharao noch näher an seinen Hikari, klammerte sich fast schon krampfhaft an ihn. Ein paar stumme Tränen traten ihm in die Augen und ein leises Seufzen entkam seinen Lippen. Und Yugi liess es zu. Er wusste, dass es seinem Yami gut tun würde, wenn er etwas Nähe bekam und sich vielleicht auch ausweinte. Dass den Pharao etwas bedrückte hatte Yugi schon lange gespürt, jedoch hatte er keine Ahnung was das war. Und wie es schien wollte Yami auch nicht damit rausrücken. Nach einigen Minuten schien Yami sich wieder beruhigt zu haben, denn er löste sich zaghaft wieder von dem Kleineren und meinte fragend: „Wieso bist du eigentlich hier, Aibou? Solltest du nicht besser auf deine Lehrer hören und lernen anstatt hier bei mir zu sein?“ Doch Yugi winkte nur leise lachend ab. „Mach dir deshalb keine Gedanken. Ich hab Tea gefragt, ob ich mir nachher ihre Notizen ausleihen kann. Und außerdem bist du mir viel wichtiger als die Schule, dass müsstest du doch inzwischen wissen.“ Yami lächelte. Es tat gut, dass er jemanden wie seinen Hikari hatte, der ihn in den Arm nahm und tröstete, wenn es ihm schlecht ging. Jetzt, wo Mahado und Mana nicht mehr bei ihm waren. „Ich danke dir, mein Aibou...“ „Wheeler!!!!!! Nachsitzen!!!!!“ Joeys Kinnlade klappte hinunter und er starrte den Lehrer entgeistert an. „Aber, das ist nicht fair! Ich hab gar nichts getan! Wieso wollen Sie mich nachsitzen lassen?!“ „Weil du geträumt hast!!!!!!“ „Das ist so unfair!!“ „Ein Wort noch und Sie bleiben noch eine weitere Stunde hier, Mister Wheeler!“ Er schluckte. Joey wollte es nicht riskieren, noch länger in der Schule bleiben zu müssen, da er doch mit seinem Drachen ans Meer fahren wollte. Und dieser warf ihm auch schon einen eiskalten Blick zu der sagen sollte ‚Noch ein Wort und es setzt was, Köter!’ Also schwieg der Blondschopf lieber. Was sollte er auch noch groß sagen? //Mist! Jetzt kann Kaiba wieder ne Stunde auf mich warten und wir verpassen eine Stunde am Meer. Maaaaaann!!!// Die restliche Stunde verbrachte Joey ausnahmsweise mal damit, alles, was der Lehrer auf die Tafel schrieb mitzuschreiben. Damit er nicht noch länger nachsitzen musste. Und als auch diese, letzte Stunde endlich um war und alle sich bereit zum Gehen machten blieb Joey etwas deprimiert auf seinem Platz sitzen. „Selbst Schuld, Köter!“, ertönte Setos kalte Stimme und als der Blonde den Kopf hob sah er, dass besagter Firmenchef direkt vor ihm stand. Eine Zeit lang herrschte Stille ehe der Größere meinte: „Man sieht sich! Und viel Spaß noch beim Nachsitzen!“ Und noch bevor der Jüngere den Mund aufbekam war der Firmenchef auch schon verschwunden. //Was war das jetzt? Heißt das etwa... unser Date fällt ins Wasser?// Traurig und verletzt liess Joey den Kopf hängen und machte sich an seine Übungszettel, die der Lehrer ihm aufgebrummt hatte. Wenn er schon nicht mit Seto zusammen ans Meer konnte, so wollte er auch nicht an ihn denken. Und um sich von dem Firmenchef abzulenken half es eben immer noch ziemlich was, wenn er diese beschissenen Übungszettel machte. Als die Stunde endlich um war packte Joey tieftraurig seine Sachen zusammen, schulterte die Schultasche und machte sich auf den Weg nach Hause. Er schlich durch die leeren Gänge der Schule, zog sich seine Schuhe an und schlurfte dann deprimiert über das Schulgelände. Gerade als er es endgültig verlassen wollte ertönte ein lautes Hupen und der Blondschopf hielt inne. Vor ihm stand ein Cabrio, nachtschwarz und ein Zweisitzer. Und hinter dem Steuer saß niemand anderes als Seto Kaiba. „Hey Köter, wo willst du denn hin?“ „Äh... nach Hause?“ „Ich dachte wir wollten ans Meer.“ „Ich dachte du wolltest nach Hause.“ „War ich ja auch.“ „Aha.“ „Wheeler, beweg ENDLICH deinen Arsch ins Auto und lass uns fahren! Ich hab echt keinen Bock den ganzen Tag wie bestellt und nicht abgeholt vor der Schule zu stehen!!!“ Das liess der Kleine sich nicht zweimal sagen. So schnell er konnte eilte er zum Wagen, öffnete die Beifahrertür und liess sich eben dort nieder. Seine Augen strahlten und er freute sich einfach nur, dass er zusammen mit seinem Drachen in so einem teuren Wagen zum Meer fahren durfte. Auch Seto fackelte nicht lange. Kaum hatte Joey die Tür wieder geschlossen startete der Brünette das Cabrio und rauschte davon, Richtung Autobahn. Er genoss es Joey neben sich zu haben, das gab er zu, jedoch würde er es niemals laut aussprechen. Liebe und Seto Kaiba vertrugen sich einfach nicht sonderlich. Zumindest durfte niemand erfahren, dass sie auch in Kombination auftreten konnten. Nach ungefähr einer halben Stunde fahrt gab Joey endlich zu: „Ich dachte schon, du wärst nach Hause gefahren und unser kleiner Ausflug hätte sich erledigt.“ „Wie kommst du denn auf sowas, Köter?“ „Na, weil du so plötzlich verschwunden bist.“ „Ich hab was von Zuhause geholt.“ „Ach, und was?“ „Badezeug und was zu Essen.“ „Echt? Für mich auch?“ „Natürlich, was denkst du denn?“, murrte Seto sauer. Er hasste es soviel zu Reden und seiner Meinung nach hatte er sowieso schon viel zuviel gesagt. Ein paar Minuten schien auch Joey der Meinung zu sein, dass genug gesprochen wurde, doch kaum waren sie auf die Autobahn aufgefahren, da begann das Hündchen auch schon wieder lautstark zu kläffen: „Was ist eigentlich mit Mokuba und dir los?“ „Was soll sein?“ „Habt ihr Streit?“ „Wie kommst du denn darauf?“ „Nja, jedes Mal wenn ich Mokuba sehen hängt er mit irgendwelchen Freunden rum. Früher ist er immer in deiner Nähe geblieben, fast schon wie eine kleine Klette und wenn ich ihn jetzt auf dich anspreche lenkt er nur ab.“ „...“ „Willst du darüber reden, Kaiba?“ „Da gibt es nichts zu reden!“ „Ich glaub aber schon, dass es da was zu reden gibt!“ „...du würdest es ja doch nicht verstehen, Wheeler!“ „Wenn es einer versteht, dann ich! Oder hat Yugi, Tea, Tristan oder sonst einer vom ‚Kindergarten’, wie du uns so nett nennst, jüngere Geschwister?“ „...“ „Drache, es wäre wirklich besser wenn du mit mir darüber sprichst.“ „Warum interessiert dich das?“ „Weil ich neugierig bin! Und? Redest du jetzt mit mir oder muss ich weiternerven?“ „...Mokuba ist jetzt 15 und er entfernt sich immer mehr von mir. Er ist in dem Alter, wo man gegen Vater, Mutter und Geschwister rebelliert und lieber seinen eigenen Kopf durchsetzt...“ „Verstehe... ein verdammt schwieriges Alter ist das.“ „Da hast du Recht, Köter! Mokuba ist doch alles, was ich habe. Wenn er sich auch noch von mir entfernt...“ Stille. Joey wusste, dass Seto nicht weiter sprechen würde. Ihm war mit einem Mal klar geworden, dass er begann Gefühle gegenüber einem ‚Fremden’ zu zeigen, und dass wollte der Brünette nun wirklich nicht. Und da die Stimmung sie Beide fast schon erdrückte begann der Kleinere plötzlich mit den Knöpfen am Armaturenbrett zu spielen. Das fiel dem jungen Firmenchef jedoch erst auf, als plötzlich die Scheibenwischer angingen, der Blinker einsetzte und das Dach zuging. Ein kurzer Seitenblick und schon war klar, wer daran Schuld hatte: „WHEELER!!!! LASS DEINE PFOTEN VOM ARMATURENBRETT!!!“ Erschrocken zog der Angeschrieene seine Hände zurück und beobachtete, wie der Ältere den Blinker und die Scheibenwischer abstellte und dann das Dach zurückklappte. Kaum war alles wieder so, wie es sein sollte wandte Seto sich an Joey und zischte bedrohlich: „Was sollte das, Köter?! Willst du, dass ich nen Unfall baue?!“ Abwehrend hob der Kleinere die Hände, rutschte im Sitz etwas von Seto weg und meinte schnell: „Hey, tut mir ja Leid, aber ich wollte lediglich das Radio anmachen. Ich mag es nicht sonderlich, wenn es so ruhig ist.“ Ein kurzes ‚Sag das doch gleich!’ und schon hatte der Fahrer das Radio angemacht und suchte einen interessanten Sender. Als er endlich einen guten gefunden hatte, was sein Hündchen durch ein überdrehtes ‚Warte!! Nicht weiterschalten!!! Der Sender ist gut!!!’ gezeigt hatte konzentrierte Seto sich wieder auf die Straße. Es war wieder leise und nur das Radio war zu hören als Joey plötzlich sagte: „Und wegen Mokuba brauchst du dir keine Gedanken zu machen, ich bin sicher, dass diese Phase schnell wieder vorbei geht.“ Überrascht sah der Firmenchef sein Hündchen an, welches sich bei der Tür abstützte und in die Ferne starrte. Und gerade, als Seto sich ein Herz gefasst hatte und Joey sagen wollte, wie gut es tat ihn bei sich zu haben schrie dieser ohne Vorwarnung laut auf: „DA!!! DA!!! ICH SEH ES!!! GUCK DOCH MAL, DRACHE, DA IST DAS MEER!!! WIR SIND GLEICH DA!!!“ „Krieg dich wieder ein, Wheeler! Ich seh selbst, dass da das Meer ist!“, kam sofort die gebrummte Antwort. Das war doch echt mal wieder typisch Strassenköter. Da kratzte man mal allen Mut zusammen um sich etwas von der Seele zu sprechen und sofort schreit der Köter wieder dazwischen. Äußerlich sah man nur, dass Seto kochte, doch innerlich war er tieftraurig. Das eben war wieder mal ein Augenblick gewesen in dem dem Firmenchef klar gemacht wurde, dass er und Joey niemals ein Paar werden würden. Wie würde Yugi das jetzt nennen? Es war nicht ihr Schicksal. Nach einer weiteren halben Stunde waren die beiden Jungs endlich am Meer angekommen. Und es war tatsächlich vollkommen menschenleer. Natürlich, wer würde auch schon unter der Woche einige, oder eher viele Kilometer weit fahren nur um ans Meer zu kommen? Kaum hatte Seto den Wagen abgestellt sprang Joey aus dem Cabrio und lief auf das Meer zu. Er war vollkommen überdreht und hibbelig, so sah das zumindest Seto, doch er täuschte sich. Denn als er den Rucksack mit dem Badezeug und den Picknickkorb genommen hatte und zu dem Blonden an den Strand ging stand dieser einfach nur barfuss im Wasser und starrte gedankenversunken in die Ferne. //Denkt er nach?// Da er ihn nicht stören wollte begann der Firmenchef erstmal damit die große Picknickdecke auszubreiten, den Picknickkorb hinzustellen und verzog sich dann hinter ein paar nahe liegenden Bäumen um sich umzuziehen. Er wusste ja nicht ob Joey sich nicht vielleicht doch noch umdrehte, und Seto wollte nicht unbedingt nackt von ihm gesehen werden. Doch da brauchte er sich eigentlich keine Sorgen machen, denn als er, fertig umgezogen und die Klamotten fein zusammengelegt, wieder zurückkam stand der Blondschopf immer noch am Strand und starrte in die Ferne. Also legte Seto seine Klamotten weg und trat dann näher zu dem Jungen. „Willst du dich nicht auch mal umziehen oder sind wir nur hier um den Horizont zu bewundern?“ Erschrocken zuckte der Kleinere zusammen und starrte Seto mit großen, braunen Hundeaugen an ehe er zu Strahlen begann und meinte: „Hast du etwa Badezeug für mich mitgenommen?“ „Ja. Auf der Decke im Rucksack.“ „Danke, Drache!!!“ Schnell stürmte der Blondschopf nach hinten, schnappte sich das Badezeug, verschwand hinter den Bäumen und kam bereits wenige Augenblicke später wieder. Nur in Shorts. Und Seto musste sich zusammen reißen um den Jungen nicht anzustarren. Also liess er sich auf der großen Picknickdecke nieder und holte sich einen Apfel aus dem Korb, in den er auch gleich genüsslich hinein biss. „Na, Drache? Was meinst du? Wie seh ich aus?“ Und als Seto ihn ansah begann Joey sofort irgendwelche lächerlichen Posen einzunehmen. Dieser hatte nun wirklich die allergrößte Mühe sich zu beherrschen und nicht plötzlich laut loszulachen. Also wandte er sich ab und fauchte mit bissiger Stimme: „Reiß dich zusammen, Wheeler! Du benimmst dich ja wie ein Kleinkind!!!“ Leicht verärgert zog der Blonde eine Schnute und liess sich neben Seto nieder. Während er sich was zu essen aus dem Korb nahm nuschelte er leise: „Dir würde es auch gut tun, wenn du mal etwas Lockerer wirst.“ „Hast du was gesagt?“ „Ich? Neeeee, ich doch nicht! Das musst du dir eingebildet haben“, lenkte Joey schnell ab und biss mit Unschuldsmine in sein Sandwich. Doch ihm war klar, dass der junge Firmenchef das nicht einfach so glauben würde. Na ja, auch egal. Hauptsache war ja, dass sie Spaß hatten und Seto etwas Lockerer wurde. Und irgendwie würde er das schon schaffen. Als die Beiden fertig gegessen hatten rappelte sich Joey auf und hielt Seto seine Hand hin. Dieser saß einfach nur da und starrte die ausgestreckte Hand des Jüngeren an. Als der Brünette jedoch nicht reagierte verdrehte Joey die Augen und meinte vorwurfsvoll: „Willst du mich den ganzen Tag hier so stehen lassen?! Nun komm schon, ich helf dir auf!“ Zögernd ergriff Seto die Hand des Kleinern, liess sich auf die Füße ziehen und bevor er auch noch was sagen konnte hatte Joey den Griff verfestigt und zog den Firmenchef im Laufschritt zum Meer. „WHEELER!!!!! WAS SOLL DAS?!“, schrie der Größere sauer als er sich auch schon bis zum Bauch im Wasser wieder fand. Erst da liess Joey ihn los, begann jedoch gleich Seto anzuspritzen. Lachend rief er: „Nun komm schon, Kaiba!! Lach doch mal!!! Würde dir nicht schaden!!“ „Lass den Scheiß, Köter!! Und hör endlich auf mir Wasser ins Gesicht zu spritzen!!!“ „Näh!!! Näh!!! Erst musst du lachen!!!“ „Vergiss es!!!“ „Ach, nun hab dich nicht so!! Nur einmal, dann hör ich auf!!“ „...“ „...Kaiba?“ Verdutzt hielt der Blondschopf inne und sah sich um. Der Firmenchef war verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Er war nicht im Wasser und auch nicht am Strand, dass sah das Hündchen gleich. Und gerade als er voller Verzweiflung nach ihm suchen wollte, da er befürchtete, Seto sei abgesoffen packte ihn irgendetwas an den Knöcheln und zog ihn unter Wasser. Erschrocken versuchte der Kleine sich aus dem Griff des Etwas zu befreien, doch plötzlich schlangen sich zwei starke Arme um ihn und er wurde zurück in die Oberfläche gebracht. Kaum war das Gesicht wieder über der Wasseroberfläche füllte der Blonde seine Lungen gierig mit Luft. „Na, Köter? Ich hoffe du hörst das nächste Mal auf mich, wenn ich sage, dass du aufhören sollst.“ Verdutzt sah Joey auf und starrte direkt in Setos tiefblaue Saphire. Ein schelmisches Grinsen lag auf den Lippen des Firmenchefs und da fiel dem Kleinerem erst auf, wie ihre Momentane Lage war. Der Ältere hielt ihn nämlich auf den Armen und Joey hatte sich ängstlich an seinen Hals geklammert. Und es schien fast so, als hätte der Blauäugige nicht vor ihn wieder loszulassen. „Das nächste Mal...“, hauchte Seto und sein Grinsen wurde noch ein bisschen breiter, „...hörst du gefälligst auf dein Herrchen, ja?“ Ein verschüchtertes Nicken von Seiten Joey als dieser plötzlich flog und erneut im Wasser landete. Und als er wieder auftauchte und sich gerade lautstark beschweren wollte hörte er plötzlich etwas, von dem er nie gedacht hätte, dass er es jemals hören, geschweige denn sehen würde. Seto Kaiba lachte. Er lachte und zwar kein überlegenes, arrogantes und fast schon krankes Lachen, wie man es von den Duellen her kannte, wenn Seto der Meinung war, er würde gewinnen. Nein, dieses Lachen kam aus den tiefsten Tiefen seines Herzens, falls Seto Kaiba eines hatte. Und genau in jenem Moment, als Joey den jungen Firmenchef so glücklich und ehrlich Lachen hörte wusste er: Seto Kaiba hat ein Herz. Also bestand noch Hoffnung für die Menschheit auch mal einen netten Kaiba kennen zu lernen... falls das Hündchen es schaffte das Herz des Eisklotzes aufzutauen. „Darf ich dich füttern?“ „Wie bitte?“ „Füttern! Ich will dich füttern, Drache!! Bitte!!!!!!!“ „Spinnst du?! Wieso willst du mich füttern, Köter?!“ „Weil ich dich verwöhnen will!!!“ „...“ //Dazu brauchst du mich nicht füttern, Hündchen... ein Kuss würde schon reichen...// „Also? Darf ich dich jetzt füttern?“ „...du lässt dich ja doch nicht davon abbringen, oder?“ „Näh, träum weiter, Drache!! Also hopp, leg dich hin!!“ „...“ Keine Widerworte. Ganz brav legte Seto sich auf den Rücken und sah tief in das sanfte Gesicht des blondhaarigen Jungen, welcher sich jetzt über ihn beugte. Zögernd öffnete der Brünette seine Lippen einen Spalt und beobachtete Joey dabei, wie er ganz behutsam eine kleine Weintraube in den Mund des Größeren legte. Und dieser genoss es in vollen Zügen. Die sanften Hände, das warme Lächeln, der ruhige Atem. Und wenn Seto nicht so entspannt gewesen wäre wäre er sicher schon längst über den Blondschopf hergefallen. //Das tut so gut... so unglaublich gut... ich sollte öfter Schulden bei dir machen, Hündchen... mit dir am Meer ist schöner als jeder Urlaub.// „Eigentlich... bist du ganz zahm, Drache.“ „Mhmhm...“ Keine Antwort, nur ein zufriedenes Brummen. Kam davon, wenn Man(n) nicht zuhörte. „...kannst du nicht immer so lieb sein?“ „...nein...“ Eine weitere Weintraube, die zum Mund Setos wanderte. „Warum nicht?“ „Weil es nicht geht!!“ Noch eine Weintraube. „Gibt es dafür einen Grund?“ „...“ Und noch eine Weintraube. „Ach, jetzt komm schon, Kaiba!! Sei doch nur ein bisschen netter zu uns! Und nicht ganz so kalt!“ Und da wurde es dem Blauäugigen zuviel. Mühsam rappelte er sich auf, rutschte ein Stückchen von Joey weg und starrte abweisend gen Horizont. Und er zog erneut seine Eisschicht um sich hoch, welche der Blondschopf doch erst vor kurzem so Mühsam zum Schmelzen gebracht hatte. Auch Joey spürte, wie Seto sich seelisch wieder von ihm distanzierte. Traurig legte er die Weintrauben zurück in den Korb, stand auf und schritt an dem Brünetten vorbei ganz nahe ans Meer. Da es langsam dunkel wurde hatten die beiden Jungs ihre Klamotten wieder angezogen und wollten den Tag eigentlich nur noch in Ruhe ausklingen lassen. Als der Kleinere nicht wieder zurückkam erhob sich auch der Firmenchef und trat an Joeys Seite, erkannte erst jetzt wie traurig der Blick des Jüngeren war. „...ich wollte dir noch danke sagen, Kaiba.“ Überrascht hob der Angesprochene eine Augenbraue an. „Bedanken? Wofür?“ „Dass du mit mir ans Meer gefahren bist. Das bedeutet mir echt fiel.“ „Ach ja?“ „...“ Joey nickte. Sicher bedeutete es ihm fiel ans Meer zu fahren. An dem Tag, bevor er von seiner kleinen Schwester getrennt wurde war er mit ihr am Meer gewesen. Und seit dem Tag hatte er den tiefblauen Ozean nicht mehr gesehen. Doch jetzt hier zu stehen, mit seiner großen Liebe, auch wenn er nichts davon wusste, war wirklich eine Wohltat für die Seele des Jungen. Und als die Sonne vollkommen hinter dem Horizont verschwunden war wandte sich der Kleinere an Seto: „Na? Fahren wir wieder nach Hause? Mokuba wartet sicher schon auf dich.“ „Ja... lass uns fahren.“ Schnell war alles wieder eingepackt und die beiden Jungs in den Wagen verfrachtet. Da es langsam kühl wurde beschloss der Fahrer das Dach zu schließen und die Heizung etwas aufzudrehen. Eigentlich hatte er sich ja darauf gefasst gemacht, dass Joey gleich wieder losquasseln würde, doch als nach einiger Zeit kein Ton außer ruhiges, regelmäßiges Atmen von dem Jungen neben sich kam riskierte Seto doch einen Blick... und was er da sah erheiterte ihn doch sehr. Joey hatte sich tief in den Sitz gekuschelt und schlief tief und fest. Seine blonden Haare hingen ihm wirr uns Gesicht und ein glückliches Lächeln lag auf seinen Lippen. Schnell wandte der Brünette den Blick wieder ab, da er keinen Unfall bauen wollte und flüsterte leise: „Hey, Wheeler! Schläfst du?“ „Mhm...“Also ja. Auch über die Lippen des Größeren schlich sich ein Lächeln und auf dem ganzen nach Hause Weg warf er immer wieder einen flüchtigen Blick auf sein Hündchen. Wie gern würde er ihn mit zu sich nach Hause nehmen, aber das würde Joey sicher nicht passen. Und dann wartete ja auch noch sein Vater auf ihn. Also blieb dem Firmenchef nichts anderes übrig als den Blondschopf zurück zu den alten Wohnblocks zu fahren, die im dreckigsten und gefährlichsten Viertel Dominos standen. Als das schwarze Cabrio neben dem Park stehen blieb um nicht zu sehr aufzufallen schnallte Seto sich ab, rutschte etwas Näher zu Joey, schnallte auch ihn ab und wollte ihn sanft wach schütteln. Vorsichtig nahm er ihn an den Schultern und hauchte leise: „Aufstehen Köter, wir sind da...“ „Hmpf... ich will noch nicht zur Schule, Mami...“ Seto stutzte. //Na toll, jetzt nennt er mich auch schon Mami!!!!// Ein leises Murren als Seto noch ein Stück näher rutschte, Joey etwas bestimmter an den Schultern packte und etwas zu sich drehte. Womit er nicht rechnete war, dass der Blonde sich reflexartig an den Größeren klammerte und seinen Kopf an dessen Halsbeuge legte. Sein heißer Atem stieß gleichmäßig gegen Setos Hals. Dem lief sofort ein kalter Schauer über den Rücken und er musste einmal schwer Schlucken. Mit aller Kraft die er aufbringen konnte öffnete er die Tür und verfrachtete den Jungen, erneut auf seinen Armen nach draußen. Als der Firmenchef aufrecht stand rüttelte er den Kleineren erneut etwas um ihn wach zu bekommen, bekam jedoch erneut nur ein leises ‚Hmpf’ in Kombination mit einem erschöpften ‚Grml’. „Aufwachen, Köter!! Oder willst du, dass ich dich hier draußen liegen lasse?!“, drohte der Brünette leise und tatsächlich schlug der Angesprochene seine Augen auf. Jedoch sah man gleich, dass er nicht wirklich schnallte, was passiert war. Nur zögernd wagte Seto es sein Hündchen auf die Beine zu stellen, dieser jedoch fang sich schnell, nach kurzem Wanken. Besorgt wollte der Größere wissen: „Na? Denkst du, du schaffst es in deine Wohnung?“ „Ja~ah... danke für den schönen Tag... das war wirklich gut...“ Und gerade als Seto eine seiner typischen, kühlen Antworten von sich geben wollte tat Joey etwas, was den Anderen doch ziemlich schockte. Er beugte sich zu dem Älteren, stolperte ihm schlaftrunken in die Armen und drückte ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange. Seto hingegen konnte nichts tun außer den erschöpften Jungen einfach nur festzuhalten. Eigentlich wollte er ihn ja wegstoßen, aber dieses Gefühl der sanften Lippen auf seiner Haut jagte dem Firmenchef einen wohligen Schauer durch den Körper. Er überlegte schon ob er Joey nicht fragen sollte, ob er bei ihm übernachten wollte, doch da löste der Jüngere sich schon wieder von Seto, nuschelte ein leises ‚Bye’ ehe er sich umdrehte und im Halbschlaf in Richtung Häuser taumelte. Seto jedoch stand einfach nur neben seinem Cabrio und starrte dem Blonden hinterher, eine Hand leicht auf seiner Wange ruhend. //Geküsst... er hat mich... geküsst... ich... wieso? War er wirklich so schlaftrunken? Oder... meinte er es ernst? Nein... nein, das glaub ich nicht!! Ich bin mir sicher, dass Wheeler einfach nur geschlafen hat... nur... geschlafen...// Und ohne, dass er es merkte zog sich der schwarze Schatten, welcher um das Herz des Brünetten lag noch enger zusammen und drohte die neu entdeckte Freude und das Glück in völliger Dunkelheit zu ersticken. Und Seto war machtlos. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nach langer Zeit der nächste Teil ^^ Wisst ihr, Leute, ihr hattet Glück. WIR hatten Glück XD Mein Laptop liess sich nicht mehr starten und er musste zu nehm Bekannten zur 'Behandlung'. Dieser hätte beinahe alle meine Dateien - und damit auch 'Promise' gelöscht. Hat er aber nicht, sondern auf CD gespeichert ^^' *Glück hatte* Für Rechtschreibfehler übernehm ich keine Haftung - wer einen findet darf ihn behalten XD Bis bald, Listle *winke* Kapitel 4: Schicksalhafte Begegnung ----------------------------------- Ein heißer Körper der auf den des Jungen traf, nackte Haut, die sich an Joeys rieb und ihn nur noch mehr anheizte. Eine Hand, die über den Körper des Blonden wanderte und ihn hie und da zärtlich liebkoste. Und ein schweres Stöhnen, das über die Lippen des Jungen kam. Die Erregung in seinem Körper steigerte sich von Sekunde zu Sekunde und gerade als Joey es geschafft hatte, die Augen zu öffnen um zu sehen, wer ihm da die pure Lust bescherte wurde es kalt um ihn... und er fand sich in seinem Zimmer wieder. //Hä? Was...?!// Verwirrt sah der Junge sich um, tastete sich im Dunkeln in seinem Bett herum, fand jedoch nichts. Er war alleine, niemand war bei ihm, also konnte es nur ein Traum gewesen sein. //Aber es war so schön... und so gut...// Joey erstarrte. Ein kurzer Blick nach unten und... tatsächlich... er hatte einen Ständer. „Na ganz toll!! Und das obwohl ich nicht mal weiß, von wem ich geträumt habe!!!“, murrte das Hündchen leise, erhob sich und schlurfte schnell ins Bad. Dort drehte er die Dusche eiskalt auf, entledigte sich seiner Klamotten und stellte sich unter den kalten Wasserstrahl um irgendwie seine erhitzte Haut zu beruhigen. Und andere Stellen seines Körpers. Als er nach einer Stunde tiptop und bereit zum Gehen vor seiner Haustür stand warf er einen kurzen Blick auf die Armbanduhr und stellte fest: Er war wieder zu spät! „VERDAMMT, ICH KOMM SCHON WIEDER ZU SPÄT!!!!“ So schnell Joey konnte schulterte er seine Schultasche und eilte Richtung Schule. Ihm war klar, dass er nicht mehr vor dem Läuten ankommen würde, aber alles was er wollte war, vor dem Lehrer in der Klasse zu sein. Gerade da sie erste Stunde Mathematik hatten. Doch zu Joeys größten Pech war der Lehrer gerade an diesem Tag überpünktlich und als der Blondschopf in die Klasse gestürmt kam hieß es sofort: „WHEELER!!! VOR DIE TÜR!!!“ Am Ende der Stunde wartete besagter Blondschopf vor dem Klassenzimmer bis der Mathelehrer verschwunden war, ehe er zu seinen Freunden in das Innere des Raumes schlich. So konnte er sich wenigstens die Standpauke ersparen, die er sonst immer bekam. Und kaum hatte Joey sich auf seinem Platz niedergelassen war auch schon Yugi bei ihm und fragte neugierig: „Na? Wie war dein Date mit Kaiba?“ „Einfach unglaublich!!! Ich wünschte, er würde öfter Schulden bei mir machen!!“ „Erzähl mal, wie war’s denn?“ „Na ja, erst hat er mich in seinem schwarzen Cabrio abgeholt und ist mit mir ans Meer gefahren. Er hatte einen Picknickkorb mit also haben wir erst was gegessen und mit einer kleinen List und ziemlich viel Kraftaufwand hab ich ihn ins Wasser gebracht. Und da haben wir den ganzen Tag verbracht und mein Drache hat sogar, und jetzt haltet euch fest! Du auch, Yami!“, zischte der Blonde Richtung Puzzle und meinte dann mit leiser, ehrfürchtiger Stimme, „Er hat gelacht!!! Seto Kaiba hat laut und aus vollem Herzen gelacht!!! Ist das nicht unglaublich?!“ „Ja ja, typisch Joey, so war er vor 5000 Jahren schon“, hörte Yugi es plötzlich in seinem Kopf. War klar, dass Yami seinen Senf zu der Sache dazugab. „Er hat echt gelacht? Und weiter?“, stachelte der Kleinere seinen besten Freund an weiterzuerzählen. „Nun ja, als dann irgendwann die Sonne unterging haben wir uns wieder angezogen und ich hab ihn mit Weintrauben gefüttert. Kannst du dir das vorstellen?! Ich!!! Kaiba gefüttert!!! Gott, das war so süß!!! Würd ich sofort wieder machen!! Sehr gerne sogar!!“ „Jo~ey!!! Du kommst schon wieder vom Thema ab!! Wie ging’s weiter?“ „Nun ja, ich war dann schon ziemlich erschöpft und als die Sonne ganz weg war sind wir nach Hause gefahren. Und heute Morgen... da bin ich in meinem Bett aufgewacht.“ „Und mehr ist zwischen euch nicht gelaufen?“ „Und mehr ist zwischen euch nicht gelaufen?“, wiederholte Yugi die Frage des Pharaos, da dieser ja nicht von Joey gehört wurde. Der Blonde dachte kurz nach, schüttelte jedoch leicht den Kopf: „Nee, sonst ist nichts gelaufen... nicht, dass ich wüsste.“ „Schade, ich hätte mich so für euch gefreut!!!“, meinte Yugi lächelnd und klopfte seinem Freund aufmunternd auf die Schulter. Zur gleichen Zeit saß ein gewisser, junger Firmenchef auf seinem Platz und sah sich die verschiedensten Zettel durch. Natürlich arbeitete auch an diesem Tag in den Pausen an einigen Verträgen seiner Firma weiter. Immerhin hatte er inzwischen ziemlich viel um die Ohren. In der Firma lief zurzeit alles falsch und jetzt gingen auch noch in der Schule die Prüfungen los. Das hieß doppelter Stress für den Brünetten, aber ebenso auch nur noch halb soviel Schlaf. Sein Blick glitt jedoch immer wieder von seinen Verträgen auf zu Joey, der nur wenige Plätze von ihm entfernt saß und sich angeregt mit seinen Freunden unterhielt. Und seine Gedanken trifteten ab, zurück an den vorigen Tag, den er zusammen mit seinem geliebten Hündchen am Strand verbracht hatte. Wie Joey ihn zum Lachen gebracht hatte. Wie sie sich gestritten hatten. Wie er ihn mit Weintrauben gefüttert hatte. Und dann dieser Kuss... Ein wohliger Seufzer entkam den Lippen des Brünetten, jedoch nur so leise, dass niemand es hören konnte. Und als er den Blick erneut auf Joey richtete schoss ihm plötzlich ein Gedanke durch den Kopf. //Sieh mich an!!!// Noch bevor Seto sagen konnte, was er da eben gedacht hatte schoss der Satz ein weiteres Mal durch seinen Kopf... gefolgt von ein paar ähnlichen Gedanken. //Sieh mich an!! Komm zu mir!! Rede mit mir!! Berühre mich!! Ich will dir nahe sein!! Bitte, erhöre meine stummen Gebete!!// Doch Joey tat nichts. Er unterhielt sich nur weiter mit seinen Freunden, denn inzwischen waren auch Tristan und Tea dazugekommen, lachte und hatte seinen Spaß. Und Seto saß alleine und verlassen auf seinem Platz, vor ihm dutzende Verträge, die er noch durcharbeiten musste und niemand war da, der ihn in den Arm nahm und tröstete. Früher hatte er Mokuba gehabt, der immer bei ihm war und niemals von seiner Seite wich, doch selbst der war jetzt verschwunden. Er zieht sich von seinem Bruder zurück und lebt sein eigenes Leben. Mokuba wurde nun mal erwachsen, damit musste Seto sich abfinden. Auch wenn es ihm schwer fiel. Und kaum das es geläutet hatte liess der junge Firmenchef auch schon seine Verträge und Papiere verschwinden und versuchte sich auf den Unterricht zu konzentrieren... bis die erste Papierkugel auf seinem Tisch landete und als der Brünette Joeys Schrift erkannte machte er innerlich einen Luftsprung. »Na, Drache, wie geht’s dir so? Hast du gut geschlafen? Und genug? Wir sind ja gestern ziemlich spät nach Hause gekommen.« Lächelnd strich der Junge über die scharfen Kanten des Papiers, achtete nicht darauf, dass aus einer kleinen Schnittwunde an seinem Finger Blut quellte. Die Worte des Blonden hätten Seto vermutlich Tränen in die Augen getrieben, wäre er nicht so eiskalt gewesen. Es tat gut zu wissen, dass es noch jemanden gab, der sich um das Wohl des Firmenchefs sorgen machte. Und wenn Joey dieser jemand war war es gleich doppelt so gut. Schnell hatte er sich seinen Stift geschnappt und antwortete: »Das sollte ich lieber dich fragen, Köter. Oder wer ist von uns Beiden heute zu spät gekommen?« Schnell und ohne gesehen zu werden hatte er die Kugel zurück an seinen Absender geschickt. Und sehnsüchtigst erwartete er die Antwort. Joey jedoch war nicht minder abgeneigt von Setos Gekritzel. Er liebte es sich mit dem Älteren zu unterhalten oder streiten, wie man es eben nennen wollte. Kaum hatte ihn das Papierkügelchen an der Stirn getroffen schon war es auch schon entfaltet und Joey las es eiligst durch. Und sofort kam die Antwort für den Brünetten zurückgeflogen. »Na und? Ich bin doch schon in deinem Wagen eingeschlafen, erinnerst du dich? Ich wollte dich sowieso fragen wie ich in meine Wohnung gekommen bin. Hast du mich rauf getragen? Auch egal, jedenfalls wollte ich noch wissen ob wir das noch mal machen könnten! Ich fand’s nämlich echt schön!!!« Ein leichter Rotschimmer trat auf Setos Gesicht und er räusperte sich leise. Ehe er antwortete las er sich den Zettel noch mal durch, war sich nicht sicher ob Joey tatsächlich geschrieben hatte, dass er einen weiteren Tag mit dem jungen Firmenchef am Meer verbringen wollte. Doch die Worte auf dem Papier änderten sich nicht, also antwortete der Brünette schnell. »Du bist von selbst in deine versiffte Wohnung zurück gekrochen. Zwar nur im Halbschlaf, aber was soll’s. Noch einen Tag am Meer? Mit dir? Und wovon träumst du nachts? Vielleicht, wenn ich wieder mal Schulden bei dir mache, was aber ganz sicher nicht mehr vorkommen wird! Also vergiss es, Köter!!« Als Seto den Zettel zurück zu Joey geworfen hatte tat es ihm in der Seele weh, als er ein enttäuschtes Aufseufzen aus den hinteren Reihen hörte. Es war ganz klar, dass dieser Seufzer von seinem Hündchen kam und dass dieses jetzt schrecklich enttäuscht war nicht noch mehr Zeit mit seinem Drachen verbringen zu können. //Es tut mir Leid, Hündchen, aber wenn ich noch mehr Zeit mit dir verbringe entdeckst du vielleicht meine Gefühle für dich... und das darf nicht passieren!! Niemals!!// Ein leises Klopfen an der Tür liess die Schüler aufsehen und sogleich trat der Direktor ein. Er trat näher zum anwesenden Lehrer, unterhielt sich kurz mit ihm und wandte sich dann an die Schüler. Seine tiefe, alte Stimme hallte im Raum wieder: „Mister Kaiba, würden Sie mir bitte nach draußen folgen?“ Seto nickte leicht, erhob sich und folgte dem alten Mann nach draußen. Sie schritten durch die langen Gänge und aus jeder Klasse, an der sie vorbeikamen war leises Gemurmel und Geflüster war aus den einzelnen Räumen zu hören. Erst als die Beiden im Büro des Direktors angekommen waren und sich jeder auf einen Stuhl gesetzt hatte ergriff der Ältere der Beiden das Wort: „Nun, Mister Kaiba, ich vermute Sie wissen nicht, warum ich Sie herbestellt habe.“ „In der Tat, ich habe nicht die leiseste Idee.“ „Es geht um Ihre Firma.“ „Was ist mit Ihr?“ „Eben hat einer Ihrer Mitarbeiter angerufen, Roland glaube ich, und sagte, es gäbe einige Probleme mit Ihren Aktien. Sie sollen sofort in die Zentrale der Kaiba Corporation fahren und sich darum kümmern.“ „Aha... nun, dann werden Sie sicher, dass ich nicht länger hier bleiben kann. Vielen Dank für die Information, auf wieder sehen!“ Und gerade als Seto den Raum verlassen wollte erhob der Direktor erneut das Wort: „Es wäre besser, wenn Sie nicht soviel arbeiten würden und sich mehr auf die Schule konzentrieren!!! Bald stehen Prüfungen an und wenn Sie so gut wie sonst auch abschneiden wollen wäre es besser, wenn Sie mehr lernen würden.“ „Ich weiß Ihren Rat sehr zu schätzen, Herr Direktor, doch ich denke es wäre besser, wenn Sie sich nicht in meine Privatangelegenheiten einmischen würden. So etwas kann ich nämlich auf den Tod nicht ausstehen“, zischte der Brünette und warf dem alten Mann einen eiskalten Blick zu. Dieser schluckte nur einmal schwer und nickte leicht, beobachtete wie der Jüngere den Raum verließ. Seto jedoch machte sich nichts aus dem Direktor. Natürlich wusste er, dass er mit seinem Anliegen ganz richtig lag. Der Brünette hatte in letzter Zeit schon genug ärger mit seiner Firma gehabt und jetzt kamen auch noch die ganzen Prüfungen in der Schule auf ihn zu... Jeder andere hätte sicher schon lange aufgegeben, doch Seto kämpfte weiter. Nicht nur für sich, nein, auch für Mokuba konnte und wollte er nicht aufgeben. Wer, wenn nicht er sollte denn für seinen kleinen Bruder sorgen? Mokuba war doch sein ein und alles... Vor der Schule wartete bereits die Limousine auf den jungen Firmenchef und dieser fragte nicht mal nach, dass der Chauffeur hier zu suchen hatte. Es war klar, dass Roland ihn geschickt hatte. Er war eben sein qualifiziertester Mitarbeiter und auf ihn konnte man sich immer verlassen. Kaum hatte der Brünette in seiner Limousine platz genommen wurde er auch schon vom Fahrer angesprochen: „Roland hat mir aufgetragen Sie über die momentanen Umstände in der Villa zu unterrichten.“ „Na dann, worauf warten Sie?! Was ist in meiner Firma los, dass ich vorzeitig aus der Schule muss. Oder habe ich etwa irgendeinen wichtigen Termin vergessen?“ Sollte ja vorkommen, dass auch ein Seto Kaiba was vergessen konnte. „Nein, Sir, für heute sind keine Termine eingeschrieben. Aber Roland meinte, dass ich Sie besser von der Schule abhole damit Sie sich das Problem persönlich ansehen können.“ „Und was für ein Problem gibt es denn mit den Aktien?“ „Sie sinken!! Und in der Produktionsabteilung scheint es auch Probleme zu geben. Im Großen und Ganzen läuft es sowieso drunter und drüber und wenn nicht bald jemand etwas macht dann geht die Firma sicher den Bach runter...“ „Verstehe... mal sehen wer da Mist gebaut hat...“ Und am Tonfall des jungen Firmenchefs konnte der Chauffeur schon hören, dass an diesem Tag noch Köpfe rollen würden. Denn niemand, wirklich niemand brachte die Kaiba Corporation in Bedrängnis und kam auch noch mit nur einem blauen Auge davon. Nicht bei einem Boss wie Seto Kaiba. Nach etwa einer Viertelstunde kam die schwarze Limousine vor dem Hauptgebäude der Kaiba Corporation an. Schnell stieg Seto aus, warf die Tür hinter sich mit einem lauten Knall ins Schloss und machte sich auf den Weg in die Firma. Als er das Gebäude betrat wurde er von allen Seiten gegrüßt, erwiderte jedoch nichts. Wenn Seto jeden Grüßen würde, der ihn grüsst, dann wäre er damit morgen nicht fertig. Schweigend stieg der Brünette in den Lift, drückte den Knopf zum obersten stock und eilte, als er oben angekommen war, sofort in den Meetingsaal. Als er dort war waren tatsächlich schon Roland und einige Leute der Produktionsabteilung versammelt und sahen verschiedene Unterlagen durch. Und auch einige Leute von der Aktiengesellschaft waren anwesend. „Ah, schön, dass Sie endlich hier sind, Mister Kaiba! Wir haben einige dringende Gespräche zu führen“, wurde er sofort von Einem der Typen begrüßt. Ohne zu Antworten setzte der Junge sich auf seinen Platz und lauschte den Worten seiner Angestellten. »Echt? Hab ich gar nicht mehr mitbekommen... ich erinnere mich nur noch, dass ich in deinem geilen Schlitten eingepennt bin... ist total bequem das Cabrio, gewusst? Wovon ich träume geht dich einen Scheiß an, aber noch ein Tag am Meer mit dir wäre echt ein Traum für mich... vor allem, da ich dich lie« Abgebrochen. Mitten unterm Schreiben, unter Joeys Liebesgeständnis an Seto war dieser aus dem Unterricht gerufen worden. Gerade als der Blondschopf seinen gesamten Mut zusammen genommen hatte und die magischen drei Worte schreiben wollte war der Direktor aufgetaucht und hatte Seto mitgenommen. Es war, als wäre der Junge verflucht. Immer, wenn etwas Schönes passierte oder wenn er genug Mut hatte, Seto alles zu gestehen wurden sie auseinander gerissen. //Ich fühl mich echt verarscht!!! Scheint als hätte Gott was gegen mich.// „Es gibt tatsächlich einen Gott, der was gegen dich hat. Aber der kommt aus Ägypten.“ „Ein ägyptischer Gott, der was gegen mich hat?“, wiederholte der Blonde gedankenversunken als plötzlich die laute Stimme des Lehrers ertönte: „Mit wem sprechen Sie, Mister Wheeler?“ Joey sah sich um und erkannte, dass es wieder passiert war. Er hatte eine Stimme gehört, obwohl niemand mit ihm gesprochen hatte. „Sorry, hab nur laut gedacht“, log der Junge schnell und winkte gleichgültig wieder ab. Am Ende hielt der Kerl ihn noch für Verrückt und schickte ihn zur Schulpsychologin. Und das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. Als die Stunde um war gesellte sich Yugi erneut zu seinem Freund, fragte leise, sodass ihre Mitschüler sie nicht hörten: „Joey, was war denn das gerade?“ „Hm? Keine Ahnung was du meinst.“ „Na vorhin im Unterricht. Du hast doch nach einem ägyptischen Gott gefragt, der was gegen dich hat, oder?“ Überrascht zog Joey eine Augenbraue hoch, stellte dann leicht vorwurfsvoll fest: „Hörst du eigentlich alles, was nicht für deine Ohren bestimmt ist?“ „Sagen wir, fast alles“, witzelte der Kleinere, wurde jedoch sofort wieder ernst, „aber jetzt genug der Scherze. Joey, Yami macht sich über deine Aussage ernsthaft Sorgen. Ich weiß nicht was mit ihm los ist, aber er möchte wissen, wie du darauf kommst, dass einer der ägyptischen Götter was gegen dich haben sollte.“ Nachdenklich starrte der Blondschopf das Millenniumspuzzle an Yugis Hals an, seufzte dann schwer auf und richtete den Blick auf seinen Collegeblock. Leise und auch ziemlich langsam begann er zu erzählen, was ihm in den letzten Tagen immer häufiger passierte: „Ich... na ja, weißt du... es ist... ich... ich höre... bitte halt mich nicht für Verrückt, Yugi, aber ich höre... Stimmen...“ „Stimmen?“ Nicken. „Was für welche?“ „Ich... weiß nicht. Es sind ziemlich viele und sie schwirren alle in meinem Kopf herum. Es ist als würde in mir jemand tuscheln. Das geht schon seit einigen Monaten so, aber inzwischen ignoriere ich dieses Stimmengewirr in meinem Kopf. Ich verstehe auch nie WAS sie sagen, ich höre nur ein Flüstern und Raunen. Aber seit kurzem, da... da ist es, als würde jemand mit mir sprechen. Mich von der Seite oder von hinten anreden... und wenn ich mich umsehe, dann bin ich immer ganz alleine. Solange ich nicht nach dieser Person suche, oder mir darüber Bewusst bin, dass eigentlich gar keiner da ist, solange kann ich mit der unheimlichen Stimme sprechen, aber sobald ich merke, dass da niemand ist erlischt die Stimme und wenn ich frage erhalte ich auch keine Antwort. So wie jetzt gerade.“ Erneutes, verständnisvolles Nicken. Natürlich, Yugi wusste, wie es war, wenn man Stimmen hörte, die sonst niemand hören konnte. Seit er Yami aus dem Millenniumspuzzle befreit hatte teilten sich die Beiden einen Körper und unterhielten sich oft auch stundenlang miteinander. Früher, als die Beiden noch nicht so lange beieinander waren, da hatte es sich angehört als würde Yugi Selbstgespräche führen, wenn er sich mit seinem Yami unterhielt. Seine freunde fragten zum Glück nie nach, da sie ja wussten, dass in ihm ein altägyptischer Pharao lebte. Jedoch bekam er oft schräge Seitenblicke von irgendwelchen Fremden zugeworfen, die Yami natürlich nicht hören konnten. „Mach dir keine Sorgen, Joey. Diese Stimmen in deinem Kopf wollen dir sicher nichts Böses. Und wenn du lange genug wartest und dich nicht länger von ihnen fürchtest, dann werden sie auch bald zu dir sprechen, da bin ich mir sicher.“ Lächelnd sah der Blondschopf seinen kleinen Freund an, lächelte dankbar: „Du weißt echt immer genau, was du sagen sollst, was?“ „Nun ja, im Gegensatz zu manch anderen Anwesenden hier denke ich nach, bevor ich den Mund aufmache.“ „Ja ja, schon gut! Ich weiß auch, dass ich ziemlich übermütig bin, na und?“ „Aber mal ganz ehrlich, in letzter Zeit wirkst du viel ernster und erwachsener. Mach das ein gewisser Drache?“ Schlagartig lief Joey Rot an. Das Yugi auch IMMER ins Schwarze treffen musste war fast schon unheimlich. Aber es tat auch gut, dass jemand über seine Gefühle über Seto bescheit wusste ohne es selbst erzählt zu haben. So hatte er wenigstens jemanden, dem er sein Leid oder Glück anvertrauen konnte, je nachdem. Das Läuten der Schulglocke kündete den Beginn der Chemiestunde an und Yugi verzog sich gleich wieder auf seinen Platz. Nur kurze Zeit später eilte auch schon eine alte, schrullige Lehrerin herein, stellte ihren alten Diaprojektor und begann über das Periodensystem und die sieben Hauptgruppen plus Nebengruppen zu besprechen. Einige der Schüler legten sich einfach nur flach auf ihren Tisch und schliefen eine Runde. Joey jedoch schnappte sich erneut ein leeres Blatt aus seinem Collegeblock und begann wie wild darauf zu zeichnen. Müde und mit den Kräften am Ende starrte der Junge aus dem Fenster. Dunkle Wolken zogen über den Himmel und es schien f ast so als würde es jeden Moment zu Regnen beginnen. „Mister Kaiba, was denken Sie?“ Leise murrend hob der Junge den Kopf und starrte seinen Produktionsleiter an. Dieser sah Seto erwartungsvoll an, wartete bis dieser den Mund öffnete und mit ernster Stimme meinte: „Wir werden die Produktion verdoppeln und die Aktien 34, 59 und 380 verkaufen. Wenn das Budget dann immer noch nicht ausreichen sollte, dann rufen Sie mich an, ich werde Ihnen weitere Anweisungen geben.“ „Und was ist mit den restlichen Problemen.“ „Lassen Sie mich eine Nacht darüber schlafen, wir treffen uns dann Morgen um dieselbe Zeit wieder und ich unterbreite Ihnen meine Vorschläge.“ Langsam und ohne Widerworte begannen alle Anwesenden mit Ausnahme von Seto ihre Unterlagen zusammen zu packen, alles sicher zu verstauen, kurzes Verabschieden und schon waren sie weg. Und das war dem Brünetten nur ganz recht. Dieser erhob sich nämlich langsam wieder, warf einen kurzen Blick aus dem großen Panoramafenster und machte sich dann auf den Weg in sein Büro. Dort angekommen liess er sich in seinen großen Chefsessel sinken und warf einen Blick auf seinen Schreibtisch... Schon wieder Papierkram. Genervt nahm Seto den ersten Bogen Papier und überflog ihn kurz, seufzte leise auf. Ein Stift wurde geschnappt und schon kritzelte der junge Firmenchef wie wild in den Unterlagen herum. Dann wurde das Stück Papier unterschrieben und das ganze Spiel mit dem nächsten, den übernächsten, dem überübernächsten und allen nachfolgenden Dokumenten auch erledigt. Am Ende sah es so aus, dass Seto am liebsten losheulen würde. Er erstickte in Stress und Arbeit und wusste einfach nicht, wie er sich davon retten sollte. Und ohne, dass er es realisierte wanderte eine seiner Hände zur Innenseite seines Mantels und fischte ein kleines Plastiksäckchen hervor, welches mit feinem, weißen Pulver gefüllt war. //Nur noch einmal... anders steh ich den Stress einfach nicht durch...// „Who-o-o-o-o-oh Yea-e-e-e-e-eh I feel guilt, My words are empty No signs to give you I don’t have the time for you You say I’m heartless And you say I don’t care I used to be there for you And you’ve said I seem so dead, that I have changed But so have you. Guilty – Who-o-o-oh, guilty, I feel so Empty – Yea-e-e-e-eh, empty, you know how to make me feel. I put a shield upon you I didn’t mean to hurt you I would have only poisoned your mind Never meant to make you cry You’ve been so thoughtless I can see right trough you You used to be there for me Don’t you leave say goodbye Cause’ you have changed but so have I Guilty – Who-o-o-oh, guilty, I feel so Empty – Yea-e-e-e-eh, empty, you know how to make me feel. I never thought that the time and the distance Between us made you so much colder I’ll carry the world on my shoulders Guilty- Who-o-o-o-oh Empty – Yea-e-e-e-eh Guilty- Who-o-o-o-oh Empty – Yea-e-e-e-eh Guilty – Who-o-o-oh, guilty, I feel so Empty – Yea-e-e-e-eh, empty, you know how to make me feel. Guilty- Who-o-o-o-oh Empty – Yea-e-e-e-eh, empty, you know how to make me feel. Guilty- Who-o-o-o-oh, so guilty Empty – Yea-e-e-e-eh, so empty You know how to make me feel” Gelangweilt drückte Joey die Stopp-Taste auf seinem Diskman. Ein Geburtstagsgeschenk von Yugi, sonst hätte er sich niemals einen leisten können. Sein ganzes Geld, dass er verdiente musste er ausgeben um die Trinkschulden seines Vaters zu begleichen, aber Man(n) beschwert sich ja nicht. Wieso auch? Es würde ihm nichts bringen, vermutlich würde er nur wieder eine Ohrfeige einkassieren. Seufzend sah Joey sich um. Es war schon dunkel und er war gerade auf dem Weg nach Hause. Nach der Schule hatte er noch ‚etwas’ Zeit mit seinen Freunden in einer Spielhalle verbracht... jetzt war es 23.00 Uhr. //Das gibt sicher ärger. Wenn ich so spät nach Hause komme glaubt Vater doch nur wieder, dass ich irgendwo wen verprügelt oder was gesoffen habe. Den interessiert ja nicht was sein Sohn den ganzen Tag so macht und das ich Freunde habe glaub er mir erst recht nicht. Tristan kennt er ja auch nur als Schläger und Straßenrowdy. Tze... und sowas schimpft sich Vater, elender Säufer!!!// Joeys Gedanken lenkten ihn nur schwach davon ab, dass er ganz alleine auf der Straße war und es zu allem Überfluss auch noch aus Strömen goss. Das war ja fast so schlimm wie ein Wolkenbruch... korrigiere, es WAR ein Wolkenbrauch. Niedergeschlagen und wie ein begossener Pudel schlurfte Joey weiter durch die Straßen... und da stach ihm etwas ins Auge, dass er schon lange nicht mehr gesehen hatte. Ein paar Schlägertypen aus seiner alten Gang hatten sich in einer dunklen Seitengasse um jemanden gescharrt und richteten ihn anscheinend ziemlich mies zu. Also trat der Blondschopf näher, erlangte mit einem lauten Räuspern die Aufmerksamkeit der drei Jungs und meinte dann gespielt vorwurfsvoll: „Du solltest dich was schämen, Ayano!!! Gerade erst aus dem Knast entlassen und schon prügelst du dich wieder?!“ „Joey Wheeler... lange nicht mehr gesehen, Alter!!“, antwortete der Größte der Drei. Seine langen, schwarzen Haare hingen ihm ins Gesicht, ein rotes Stirnband verdeckte eine Narbe von einer alten Schlägerei auf der Stirn. Die dunklen Augen musterten den Blonden neugierig und die zerschlissene, zerlumpte Kleidung betonte die Schlanke Figur des Schlägers besonders gut. „Knapp 5 Jahre, wenn ich mich nicht verrechnet habe...“, schwelgte Joey in Erinnerungen und trat näher an die Jungs ran. Er versuchte einen Blick auf die geschundene Person zu werfen, jedoch stellte sich ihm ein Hüne in den Weg, der nur einige Zentimeter kleiner als Ayano war. Seine blond gefärbten Haare waren wirr und zerzaust und vom Regen flach auf den Kopf des Jungen gedrückt. Seine Kleidung war ebenfalls zerschlissen und Joey erkannte noch einen alten Freund wieder: „Hey, Masao, was hast du denn?! Darf ich etwa nicht sehen, WEN ihr da in die Mangel nehmt?!“ „Das, denke ich, ist keine gute Idee, mein kleiner Freund“, witzelte Ayano und der Blondschopf fragte überrascht: „Ach, und warum nicht?“ „Weil du es nicht sehen wollen würdest...“, zischte Masao und baute sich vor Joey auf. Diesen liess das relativ kalt und mit einer kleinen Drehung hatte er sich wieder ein paar Schritte von dem Kerl entfernt. Dann richtete er sein Wort erneut an Ayano: „Was treibt ihr so spät abends noch hier draußen? Bei so einem Wetter lauert ihr armen Passanten auf?“ „Es war eher Zufall, aber diesmal ist uns ein ziemlich großer Fisch ins Netz gegangen. Na? Was sagst du, Joey-Boy? Schließ dich uns an und wir teilen, Fifty-fifty! Hirutani hat früher auch schon viel von dir gehalten und du hättest sogar die Nummer Zwei werden können, wenn du Idiot nicht zu diesem Yugi-Knirps übergelaufen wärst.“ „Danke, kein bedarf!! Und ich möchte dir einen Rat geben, Ayano, altes Haus... lass deine dreckigen Finger von irgendwelchen armen Leuten, sonst wanderst du ziemlich schnell wieder ins Kittchen!!“ „Schnauze, wir wissen schon was wir tun!!!“ „So seht ihr dilettantischen Schwachmaten aber nicht aus...“ „Willst du dich mit uns anlegen?“ „Immer wieder gerne!“ Und ehe Joey sich versah stürmten auch schon Ayano, Masao und Hiro auf ihn zu. Mit ein paar geschickten Drehungen und einigen festen, gezielten Schlägen lagen Zwei der Drei auch schon KO auf dem Boden. Nur Ayano hatte schnell genug reagiert um den wirklich harten Schlägen auszuweichen. Frech und siegessicher Grinsend sah Joey seinen alten Freund an, zischte leise: „Nimm die beiden Blödmänner und mach dich vom Acker, bevor ich euch Drei der Polizei übergebe!!“ Und ehe man sich versah hatte Ayano sich Hiro und Masao geschnappt und eilte mit ihnen davon. Erst als die Drei außer reichweite waren wagte der Überblieben es sich der verprügelten Person zu nähern... und erstarrte. Vor ihm, im Dunkeln der Nacht lag ein Junge, nicht recht viel Älter als er selbst. Seine Haut war blasser als sonst, eine große Platzwunde klaffte auf seiner Stirn und tränkte die sonst so weichen Haare Rot. Seine sonst so strahlenden, klaren Augen waren nur halb geöffnet und als er den Kopf hob erkannte Joey, dass er schreckliche Schmerzen haben musste. „Oh mein Gott... KAIBA!!!“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ u/////////////////////u *in Grund und Boden schäm* Es tut mir so Leid, dass ich nur so selten hochlad T.T' *heul* Aber irgendwie hat mein innerer Schweinehund die Oberhand gewonnen und hält mich davon ab an Promise weiterzuschreiben uu' Was vermutlich auch daran liegt, das ich in letzter Zeit nich so sehr an YGO hänge sondern mehr an Kingdom Hearts oder J-Rock oo' *kuller* Nja, ich hoffe, ihr verzeiht mir und euch gefällt das Chapter ^^' *winke* Lg und bis bald, Aleseus X3~ Kapitel 5: Auch Eis schmilzt irgendwann --------------------------------------- Entsetzt starrte Joey Seto an, konnte immer noch nicht glauben dass ausgerechnet dieser vor ihm lag und ihn hilflos und verzweifelt anblickte. Doch es schien fast so, als würde er ihn nicht wirklich erkennen, denn seine Lippen formten ein Stummes ‚Tu mir nichts.’ „Ich könnte dir doch nie wehtun, Drache“, hauchte der Kleinere ganz sanft und ging vor seinem geliebten Drachen auf die Knie. Zögernd streckte er eine Hand nach dem geschundenen Jungen aus und strich ihm über die zerkratzte Wange... und Seto schloss genüsslich die Augen. „Was ist passiert? Und warum bist du so spät nachts noch zu Fuß unterwegs? Du hast doch diese teure Limousine und kannst dir doch sonst auch alles leisten...“, fragte Joey mehr zu sich selbst und rechnete nicht wirklich mit einer Antwort, die er auch nicht bekam. Einzig ein im Stolz verletzter Blick aus zwei tiefblauen Saphiren traf seine rehbraunen Augen und er musste schwer Schlucken. Vorsichtig legte er einen seiner Arme um Setos Taille, legte einen von Setos Arme um seine Schulter und zog ihn mühsam auf die Beine. „Na komm schon, Drache, ich bring dich nach Hause...“, flüsterte er leise und tatsächlich, Seto antwortete ihm. Zwar nur leise und genuschelt, aber er sprach. „Danke... Hündchen...“ //Hündchen? Gar nicht Köter?// Leicht lächelnd schlurfte Joey durch die dunklen Straßen, überlegte fieberhaft wohin er Seto bringen sollte. Er brauchte schnellstmögliche Hilfe, also wäre das Krankenhaus am nahe liegensten, aber der Blondschopf war sich ziemlich sicher, dass es dem Größeren nicht gerade gefallen würde, dass ihn wildfremde Menschen geschlagen und blutüberströmt sahen. So gut kannte das Hündchen seinen Drachen schon. Nach kurzem Nachdenken war klar, dass es am besten war, wenn er Seto zurück in seine Villa brachte. Was Erste Hilfe anging war Joey ziemlich gut informiert, musste er auch sein, da Tristan und er sich ja früher des Öfteren geprügelt hatten und dann konnten sie auch nicht einfach so ins Krankenhaus gehen. Da wurden nur immer blöde Fragen gestellt die man besser nicht beantwortete. Und nach einer weiteren, halben Stunde hatte der Blonde es geschafft Seto zu seiner Villa zu schleppen. Wie er es geschafft hatte den Firmenchef die große Auffahrt rauf zu tragen konnte Joey im Nachhinein nicht sagen, jedoch musste er vor der Haustür noch mal inne halten. Als er versuchte die Tür zu öffnen stellte er seufzend fest, dass abgeschlossen war. //Logisch... ein Seto Kaiba lässt seine Villa nicht aufgeschlossen...// „Hey... Drache... sag mal, wo ist denn dein Hausschlüssel...“, fragte der Kleinere leise und sah den Brünetten an. Seine Augen waren immer noch halb geöffnet, doch sein Blick war leer und ohne jeglichen Ausdruck. Nicht mal die Kälte, die für seine Augen sonst so typisch war, war da. Sie waren einfach... leer. //Es muss ihm ziemlich zugesetzt haben, dass er einfach so von drei Schlägern wie Ayano und seinen Kumpels verprügelt wurde... natürlich, ihm ist sowas vermutlich noch nie passiert... aber warum hat er sich nicht gewehrt? Er beherrscht doch Kampfsportarten... Mensch, Joey, spinnst du?! Jetzt ist nicht die richtige Zeit sich über sowas den Kopf zu zerbrechen!! Erst musst du dich um Kaiba kümmern, dann kannst du dir den Kopf über ihn zerbrechen!!!// Mühsam zog Joey Seto noch etwas Fester an sich, gab ihm einen liebevollen Stoss um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Und tatsächlich, der Junge reagierte. Langsam hob er den Kopf und sah den Blonden mit ausdruckslosen Augen an. Dieser fragte erneut leise: „Na? Nun sag schon, wo hast du den Hausschlüssel versteckt... sonst kommen wir nicht in deine Villa.“ „Manteltasche...“, war die genuschelte Antwort und Joey nickte leicht. Vorsichtig glitt er mit einer Hand in die Tasche des Jungen und zog einen kleinen Schlüssel heraus. So schnell es ihm in seiner Lage möglich war schloss er die Tür auf und zog Seto hinein. Er schleppte den Größeren ins Wohnzimmer und verfrachtete ihn dort behutsam aufs Sofa. Schnell zog er sich die Jacke aus und holte sich den Erste-Hilfe-Kasten aus dem Badezimmer, was knapp eine Viertelstunde dauerte da Joey keine Ahnung hatte, WO das Badezimmer war. Als er zurück ins Wohnzimmer kam saß Seto immer noch vollkommen ruhig und ohne jegliche Gefühlsregung auf dem Sofa, starrte stumm auf den schwarzen Fernseher. Etwas verunsichert durch dieses Verhalten näherte Joey sich ihm, setzte sich neben dem Brünetten aufs Sofa und drehte ihn zu sich. Langsam zog er ihm den langen Mantel aus und hängte ihn über die Sofalehne, öffnete zaghaft sein Hemd. „...was machst du da??“, kam plötzlich die heißere, stockende Frage von Seto. Anscheinend bekam er doch noch ganz genau mit, was geschah. „Ich zieh dich aus.“ „...warum?“ „Damit ich deine Wunden behandeln kann. Oder willst du ins Krankenhaus?“ „...“ Keine Reaktion. Und es gefiel Joey gar nicht, dass Seto ihn einfach so und ohne jegliche Gegenwehr das Hemd öffnen und ausziehen liess. Besorgt musterte der Blonde den Körper des Brünetten und stellte fest, dass er zum Glück keine allzu schweren Verletzungen hatte... und dann fiel ihm auf, dass er ziemlich gut gebaut war und schlagartig wurde das Hündchen Rot. Beim Umziehen in der Schule hatte er ihn nie beobachtet, da Seto sich weit weg von den Blicken der Anderen umzog, aber jetzt, wo er ihn so sah musste Joey zugeben, dass sein Herrchen einen verdammt geilen Body hatte. Nur zögernd nahm er ein großes Wattepad, tränkte es in Desinfektionsmittel und begann damit die Brust des Firmenchefs abzutupfen. Dieser biss sich gleich, als das Wattepad seine Haut berührte auf die Unterlippe, versuchte mühsam einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. Und Joey bemerkte das. „Ich weiß, dass es weh tut, aber wenn wir die Wunden nicht desinfizieren entzünden sie sich und das ist noch viel Schmerzhafter.“ „Wieso machst du das?!“, hauchte der Ältere plötzlich schmerzhaft und darauf bedacht, nicht loszuwimmern. „Wieso mache ich was?“ „Wieso kümmerst du dich um mich? Was versprichst du dir davon?“ „Dass du wieder gesund wirst...“ „...“ „Bitte Drache, schau nicht so...“ „Wie schau ich denn?“ „...als hättest du aufgegeben...“ Seto stutzte. Die traurige Stimme seines Hündchens traf ihn ziemlich hart. Seto verstand nicht, was der Junge meinte. Was er wollte. Warum er sich um den Firmenchef kümmerte. Das alles war ihm so fremd, weswegen er sich immer wieder fragte, WARUM Joey das tat. „So schnell aufgeben passt einfach nicht zu dir!! Jeder hat doch mal ein Tief, auch du! Aber deswegen brauchst du doch nicht die Eisschicht um dich rum noch weiter hochziehen!! Bitte, Drache, hör auf so verloren dreinzuschauen und sei wieder du selbst! Was soll ich denn machen, wenn du dich plötzlich so veränderst? Mit wem soll ich streiten? Du bist doch der Einzige, mit dem das wirklich Spaß macht...“ Joey schluckte. Er wusste nicht, ob seine Worte was bewirken würden, doch er hoffte es inständig. Wenn Seto aufgab dann würde er das nächste Mal, wenn er auf solche Typen traf vermutlich zu Tode geprügelt werden, und das konnte der Blondschopf einfach nicht zulassen. Und es schien, als hätte er tatsächlich etwas erreicht, denn Seto schloss erschöpft seine Augen und lehnte sich in die weichen Polster zurück. „Wenn du glaubst, dass du das kannst, dann mach weiter“, murrte der Brünette leise und Joey lächelte erfreut. Erneut tupfte er behutsam die Brust des Jungen ab ehe er zu einer Wundsalbe griff und die ärgsten Verletzungen damit einrieb. Dann schnappte Joey sich einen Verband und begann Setos Oberkörper zu verbinden. „So, das hätten wir... und jetzt zu deinem Gesicht.“ Schnell sprang der Kleine auf, lief er erneut ins Bad (diesmal brauchte er nur 5 Minuten beim Suchen) und kam schließlich mit einer Schüssel warmes Wasser und einem Waschlappen zurück. „Ich hoffe du bist nicht empfindlich gegen warmes Wasser, Eisdrache!“, witzelte Joey und begann Seto sanft das Blut aus dem Gesicht zu waschen. Als der Blonde mit dem Waschlappen immer näher an die Stirn kam schloss der Brünette die Augen und sog die Luft ab und an scharf ein. „Das ist eine schlimme Wunde... sieht nicht gut aus...“ „Mhm...“ Ein Grummeln von Seiten des Drachen. „...aber ich denke nicht, dass sie genäht werden muss. Glück gehabt.“ Erneut schnappte der Junge sich den Erste-Hilfe-Kasten und stöberte darin herum ehe er ein großes, weiches Tuch nahm, welches grundsätzlich für tiefere, blutende Wunden gedacht war, schnitt es mit einer kleinen Schere zurecht und legte es behutsam auf die Platzwunde des Firmenchefs. „Hältst du das bitte kurz fest?“ Zögernd hob der Brünette eine Hand und hielt das weiche Tuch fest, wartete bis Joey ein paar Leukoplaststreifen **Erst wollte ich ‚Hansaplast-Klebestreifen’ schreiben, aber dann hab ich mal in den Erste-Hilfe Kasten geguckt, wie das Ding wirklich heißt XD** von der Rolle geschnitten und damit das Tuch festgeklebt hatte. Dann nahm er Kleine erneut einen Verband und wickelte ihn um die Stirn des Älteren. „So, fertig. Sitzt, passt und hat Luft!!“, verkündete der Blondschopf fröhlich, stand auf und ging Setos Mantel aufhängen. Dieser nahm sich sein Hemd und zog es wieder an, stöhnte jedoch qualvoll auf als er versuchte es zuzuknöpfen. Und ehe er auch noch was machen konnte stand der Jüngere auch schon hinter ihm, nahm ihm das Hemd weg und legte ihm liebevoll eine weiche, kuschelige Decke um die Schultern. Leise hauchte er ihm ins Ohr: „Lass das Hemd weg. Bei solchen Wunden ist es am besten, wenn du dich in eine warme Decke kuschelst und dich irgendwo hinsetzt, bis dieses lähmende Gefühl in deinem Körper abgeflautet ist.“ Verdutzt sah Seto hoch zu Joey, der ihn lieb anlächelte. Und wieder war so ein Augenblick, in dem der Brünette seinem Hündchen alles gestehen wollte, wo jedoch eben dieses dazwischen rief: „So, ich werd dann mal das ganze Zeug hier wegräumen!! Kann ja schwer alles liegen lassen, ne?“ Seto nickte schwach und beobachtete den Kleineren, wie er alles zusammen sammelte schließlich aus dem Wohnzimmer wuselte. Nach einigen Minuten der Stille nahm der junge Firmenchef die Fernbedienung für seinen Plasmafernseher und schaltete eben diesen ein. Gelangweilt zappte er sich durch die Programme und hielt erst inne, als er bei einer Zeichentrickserie, die sich kleine Kinder ansahen angekommen war. Sein Blick wurde traurig und er erinnerte sich an die Zeit zurück, in der Mokuba tagtäglich in sein Arbeitszimmer gestürmt kam nur um seinen Bruder ins Wohnzimmer zu zerren und sich dort mit ihm eben jenen Cartoon anzusehen. Doch diese Zeiten waren schon lange vorbei und würden vermutlich auch nie wieder zurückkommen. So sehr Seto es sich auch wünschte. Irgendwann, einige Minuten später erschien Joey erneut im Raum. Seto bemerkte ihn nicht, doch der Blonde wusste schon, wie er die Aufmerksamkeit seines Drachen erregen konnte: „Hey!!! Is ja geil!!! Cartoons!!!“ Erschrocken fuhr der Brünette hoch und wandte sich um, während er den Fernseher ausmachte. Als er erkannte, dass sein Hündchen hinter ihm stand zischte er böse: „Was soll das, Wheeler?! Musst du mich so erschrecken?!“ „Sorry Drache, wollt ich nicht! Hab was für dich!!“ Fröhlich nahm der Kleine neben Seto platz und drückte ihm einen Teller in die Hand. Auf den fragenden Blick des Firmenchefs hin erklärte der Blonde: „Schokocrepes!! Ich dachte, du hast vielleicht Hunger, also hab ich welche gemacht.“ „Du?? Oh mein Gott, willst du mich umbringen?!“ „Ja, klar, ich will, dass du ne Lebensmittelvergiftung bekommst und dann krall ich mir dein geiles Cabrio und ras damit davon“, witzelte der Kleinere und griff gleich nach der Fernbedienung um erneut die Cartoons von vorhin einzuschalten. Zufrieden kuschelte er sich an das warme Sofa und begann zu Essen. Und auch Seto kostete, nach einigen zögern das Schokocrepe und stellte fest: „Na ja, wenigstens sind sie genießbar. Respekt Köter, ich wusste gar nicht, dass du was Essbares kochen kannst.“ „Was passt denn nicht?“ „Der Teig ist zu lasch und fad und auch sonst schmeckt das Ganze ziemlich komisch.“ „Dann werd ich einfach noch öfter Crepes machen und DU musst sie dann kosten!!“ „Wieso ich?“ „Weil du immer was zu meckern hast, Meckerdrache!“ „Hmpf...“, sauer wandte Seto sich von dem Blondschopf ab und vertilgte genüsslich sein Crepe. Was er gesagt hatte war stark übertrieben, denn eigentlich fand er, dass Joeys Crepe einfach unglaublich gut schmeckte. Und es kam auch ziemlich selten vor, dass ihm jemand was kochte. Da er als Firmenchef nie wirklich Zeit hatte fuhr Seto einfach in irgendwelche Restaurants, und es machte doch einen großen Unterschied ob ein Wildfremder oder jemand, den man liebt was für einen kocht. Nach einiger Zeit stellte Joey jedoch sein halb aufgegessenes Crepe auf den Tisch und meinte verwundert: „Komisch, ich glaub, ich hab gar keinen Hunger mehr... dabei hab ich doch vorhin nur zwei Pizzen, vier Hamburger und einen Hot Dog gegessen...“ Ein entgeisterter Blick von Seiten Setos. „Guck nicht so, ich bin auch nur ein Mensch.“ „Ich denke eher, du bist ein Monster!! Verdammt, Wheeler, wo futterst du das nur hin?!“ Nachdenklich runzelte der Jüngere die Stirn, meinte jedoch schulterzuckend: „In meinen Magen?“ Seufzend verdrehte Seto die Augen und richtete den Blick wieder auf den Bildschirm, auf dem Roadrunner gerade vom Kojoten gejagt wurde. **Kennt ihr sicher alle, ne? Ein ganz süßer Zeichentrickfilm ^^** Gleichzeitig aß er genüsslich sein Crepe und dachte nach, was das alles eigentlich sollte. //Erst werde ich von drei Halbstarken aufgehalten und kann mich wegen der scheiß Drogen nicht mal richtig verteidigen, dann rettet mich Wheeler und verarztet mich und jetzt sitzen wir hier zusammen auf meiner Couch, essen Schokocrepes, die er gemacht hat und gucken Cartoons... Seto, ich glaube deine Autorität geht grade den Bach runter und winkt dir vom Floß aus zu... was soll das?! Wieso mache ich das?! Oder eher, warum macht er das?! Ich liebe den Köter! Das weiß ich sicher, und das ist auch ein guter Grund, warum ich mich um ihn kümmern würde, aber ist es bei ihm genauso? Kümmert er sich auch nur um mich, weil er mich liebt, oder ist er echt so ein herzensguter Trottel, der jedem Käfer das Leben rettet... wohl kaum, sonst hätte er sich früher nicht sooft geprügelt und auch wenn Yugi was auf dem Kasten hat, einen Menschen um 180 Grad drehen kann nicht mal er... Ach was, das ist doch alles Mist!! Ich sitze hier mit dem Menschen, den ich liebe und er weiß es nicht. Eigentlich sollten wir in meinem Bett liegen und wilden, hemmungslosen Sex haben, dabei bin ich noch Jungfrau... Oh mein Gott, wenn Wheeler das jemals raus finden sollte bin ich erledigt!! Der würde mich doch mein Leben lang aufziehen!! Aber andererseits... er ist in letzter Zeit so lieb und freundlich zu mir... und dann dieser Kuss... na ja, eigentlich war es nur ein Küsschen auf die Wange und er kann sich auch gar nicht mehr daran erinnern, aber... es war einfach nur wunderschön... ich wünsche, sowas würde noch mal passieren... bei ihm fühle ich mich richtig gut...// Joey bekam natürlich nichts von den Gedanken des Älteren mit, viel zu vertieft war er in den Cartoon. Als Seto jedoch seinen leeren Teller wegstellte und damit begann, immer wieder einen flüchtigen Blick auf den halb aufgegessenen Crepe des Blonden zu werfen meinte dieser leise: „Nimm ihn dir ruhig.“ „...“ Keine Antwort, nur ein verschüchterter Blick auf den Fernseher. Als Seto nicht nach dem Teller griff sah Joey ihn an, lächelte kurz und drückte ihm dann den Teller von selbst in die Hand. Als der Größere ihn verwundert ansah meinte das Hündchen nur: „Besser du isst ihn als er vergammelt irgendwo. Wäre doch schade darum, oder?“ Und tatsächlich, der Drache nickte, wenn auch nur zögerlich. Erst ganz langsam, da er darauf wartete, dass Joey ihm das Crepe wieder wegnahm, nahm er sich etwas davon und kostete, doch als kein Wort von Seiten des Blondschopfs kam verschlang Seto es gierig. Die Kochkünste seines Hündchens waren wirklich unglaublich und er konnte gar nicht genug davon bekommen. Als der Brünette fertig gegessen hatte drehte der Blonde den Fernseher ab, stand auf und hielt Seto seine Hand hin. Als dieser jedoch nicht reagierte meinte Joey sanft: „Komm schon, ich helf dir hoch. Du brauchst jetzt ganz viel Schlaf, damit du bald wieder auf die Beine kommst.“ Vorsichtig langte Seto nach der ausgestreckten Hand und liess sich von seinem Hündchen auf die Beine ziehen. Als der Größere jedoch drohte in sich zusammen zu sinken schlang Joey schnell seine Arme um den Brünetten und hielt ihn fest an sich gedrückt. „Hey, nicht so stürmisch, Drache!!“ „...“ Stille. Kein Meckern, keine blöde Meldung, kein Grummeln, einfach nur Stille. Verdutzt sah Joey seinen Drachen an und erkannte, dass dieser die Augen schmerzhaft zudrückte. Dann waren die Wunden wohl doch schlimmer als sie ausgesehen hatten. „Komm, ich bring dich jetzt in dein Zimmer... aber erst musst du mir sagen wo es ist, ich habs nämlich schon wieder vergessen.“ „Im ersten Stock... fast ganz hinten...“, kam die genuschelte Antwort und schon machte der Kleinere sich auf den Weg. Es dauerte seine Zeit um den fast einen Kopf größeren Jungen die ganzen Stufen hinauf zu bringen und schließlich auch noch den langen Gang lang zu laufen. Nach weiteren 10 Minuten kam Joey beim Zimmer des Firmenchefs an. Mühsam öffnete er die Tür, trug den Jungen hinein und verfrachtete ihn mit letzter Kraft zum großen Himmelbett. Behutsam legte er Seto hinein und deckte ihn mit der großen Decke zu. Dann liess Joey sich erschöpft auf der Bettkante nieder um erst mal Kraft zu sammeln und gerade als er aufstehen und gehen wollte spürte er, wie ihn jemand am Handgelenk festhielt. Verdutzt drehte der Blondschopf sich um und erkannte, dass es Seto war, der ihn da fest hielt und mit schüchternem Blick ansah. „W... würdest du noch ein bisschen bei mir bleiben?? Bitte...“ Überrascht hob der Kleinere eine Augenbraue an, lächelte dann jedoch sanft. „Natürlich... wenn du willst...“ Behutsam und nicht sicher, ob er das wollte strich das Hündchen seinem Herrchen über die Wange. Da keine Reaktion von Seiten des Drachen kam machte Joey einfach weiter. Er liebte es so nahe bei Seto zu sein, seine weiche, warme Haut berühren zu dürfen und seinem regelmäßigen Atem lauschen zu können. Und jetzt, da er wusste, dass es dem Jungen gut ging konnte er sich in Ruhe seine Gedanken über den brünetten, blauäugigen Firmenchef machen. //Er ist so friedlich... ein ganz zahmer Drache, so wie ich es schon lange geahnt habe... aber warum tut er dann immer so kalt? Ich verstehe das nicht... egal, dann muss ich es eben herausfinden!! Hach, wie süß und anschmiegsam er doch ist. Am liebsten würde ich mich ja zu ihm legen, aber wenn er morgen aufwacht und ich bin bei ihm, dann dreht er mir eigenhändig den Hals um... und in seinem Zustand wäre das nicht gerade empfehlenswert. Ach, Drache, warum ist das alles nur so schwer? Wieso kann ich dir nicht einfach sagen, was ich für dich empfinde? Aber was mich noch mehr beschäftigt ist, wieso du dich nicht gegen Ayano und seine Schlägerbande gewehrt hast. Du bist doch gar nicht so schwach und ich hab dich schon des Öfteren Kampfsportarten machen sehen... und Mokuba hat auch erzählt, dass du Kampfsport beherrscht. Und, mal ganz ehrlich, Ayano, Masao und Hiro sind, was Prügeleien angeht totale Dilettanten. Du hättest gar keine Probleme mit ihnen haben dürfen und trotzdem hast du dich nicht gewehrt... ach, Kaiba, ich versteh dich nicht!!!// Als er erneut einen Blick auf den Jungen, über den er sich den Kopf zerbrach warf sah er, dass eben dieser friedlich eingeschlafen war. Zaghaft beugte er sich zum Gesicht des Brünetten und hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn ehe er sich erhob, vom großen Bett und mit einem leise gehauchten ‚Schlaf gut, mein geliebter Drache’ das Zimmer wieder verließ. Als Seto am nächsten Morgen aufwachte brummte ihm tierisch der Schädel. Einen Moment lang wusste er nicht wo er war und als er sein Zimmer endlich erkannte tat sich die Frage nach dem Wie auf. Wie war er in seine Villa gekommen? Wie hatte er seine Wunden behandelt? Wie hatte er es ins Bett geschafft? Und da kam Joey in sein Gedächtnis. Dieser laute, aufbrausende, tollpatische, liebe Junge, den er immer nur Köter nannte und der mit seinem sanften Lächeln und seinen liebevollen Händen den Drachen versorgt hatte. Er war das Letzte gewesen, was er am Tag zuvor gesehen hatte... und so gut wie in dieser Nacht hatte er schon lange nicht mehr geschlafen. Aber wo war er jetzt? Er hatte den Jungen doch gebeten bei ihm zu bleiben und jetzt war er einfach verschwunden. //Hab ich das etwa nur geträumt? War mein Wunsch nach seiner Nähe so stark, dass ich davon geträumt habe, dass er bis ich eingeschlafen war neben mir gesessen hatte? War es wirklich nichts weiter als ein schöner Traum, der niemals in Erfüllung gehen würde?// Traurig starrte Seto auf seine Bettdecke bis ihn das Knurren seines Magens aus den Gedanken riss. Klar, er hatte am vorigen Tag nicht wirklich was gegessen, mal abgesehen vom Frühstück und den Schokocrepes seines Hündchens, die einfach nur traumhaft geschmeckt hatten. Mühsam rappelte der Firmenchef sich auf, musste sich jedoch an der Wand abstützen als er auf seinen großen, begehbaren Kleiderschrank zuwankte. Schnell hatte er sich ein frisches Hemd herausgesucht und wollte gerade hineinschlüpfen als ein starker Schmerz seinen Körper durchzog. „Verdammt... ich kann meine Arme nicht richtig bewegen...“ Durch den Schmerz in seinen Bewegungen eingeschränkt liess Seto das Hemd über einem Stuhl gehängt und taumelte zurück zum Bett. Dort sank er erschöpft auf die Bettkante und musste erstmal nachdenken als ihm plötzlich Joeys Worte vom Vortag wieder einfielen. „Lass das Hemd weg. Bei solchen Wunden ist es am besten, wenn du dich in eine warme Decke kuschelst und dich irgendwo hinsetzt, bis dieses lähmende Gefühl in deinem Körper abgeflautet ist.“ Seufzend nahm der Brünette die weiche Decke vom Vortag und kuschelte sich in sie hinein. Ein paar Minuten lang blieb der Junge einfach nur so sitzen bis er es schließlich nicht mehr aushielt und sich trotz aller Schmerzen auf den Weg in die Küche machte. Als er endlich unten angekommen war musste Seto erstmal verschnaufen um schließlich zum Kühlschrank zu schleichen und sich dort etwas zu Essen zu nehmen. Doch schon nachdem er die Kühlschranktür geöffnet hatte stutzte der Brünette. Da stand tatsächlich ein Teller, den er nicht kannte im Kühlschrank und als er ihn herausgezogen hatte entdeckte er einen gelben Zettel darauf auf den schnell ein paar Worte gekritzelt standen. »Hier hast du Frühstück, Drache! Früchtecrepes, darum stehen sie auch im Kühlschrank. Iss sie und sag mir, sobald du wieder zur Schule kommst wie sie dir geschmeckt haben, ja? Bis bald, Joey „Wheeler, du bist echt der größte Trottel den ich kenne“, nuschelte Seto leise und Freudentränen stiegen ihm in die Augen. Gähnend saß Joey auf seinem Platz schrieb zur Abwechslung mal die Formeln von der Tafel mit. Hundemüde wie er war schaffte er es zwar nicht wirklich aufzupassen, aber wenigstens mitschreiben konnte er. Vor allem, da seine einzige Beschäftigung, nämlich sein Drache nicht anwesend war. //Na ja, ist sowieso besser für ihn, wenn er sich ausruht.// Und zur Freude des Kleinen ließen ihn die Lehrer auch allesamt in Ruhe. Vermutlich eben aus dem Grund, dass der Junge so leise war. Und als endlich in die Mittagspause ging verzog Joey sich mit seinen Freunden hinaus auf den Pausenhof und pflanzte dich dort unter einer großen Linde unter der der Blondschopf auch fast einzuschlafen drohte, hätte Tea ihn nicht angesprochen: „Sag mal, Joey, wieso bist du eigentlich so müde?“ „Wie kommst du darauf, dass ich müde bin?“ „Weil du den ganzen Tag schon rumgähnst und auch einen ziemlich verschlafenen Eindruck machst.“ „Jaaaah, ich hab fast nichts geschlafen...“ „Und warum?“ „Ich hab Früchtecrepes gemacht.“ „Mitten in der Nacht?!“ „Jepp.“ „Aber du hattest doch schon zwei Pizzen, vier Burger und einen Hot Dog als wir heimgegangen sind!!!“ „Und danach noch ein halbes Schokocrepe!“ „JOEY!!! Wo futterst du das Zeug hin?!“ „In meinen Magen...“ „Bist du gestern Ayano und seinen Schlägern begegnet?“, mischte sich plötzlich Tristan in die Unterhaltung ein. Überrascht sah der Blondschopf seinen Freund an und fragte verwirrt: „Wie kommst du denn darauf??“ „Ich hab sie gestern getroffen als ich nach Hause gegangen bin. Ich hab gefragt wer sie so zugerichtet hat und sie meinte nur, dass das mein Freund der Verräter war... und das kannst eigentlich nur du gewesen sein...“ „Ja, ich bin ihnen tatsächlich begegnet und Ja, ich hab sie zusammengeschlagen“, und auf Teas entsetzten Blick hin fügte Joey noch schnell hinzu, „Sie hatten es verdient!! Ich hab sie dabei erwischt wie sie jemanden verprügelt haben!!“ „Und wen?“, fragte Tea zittrig doch sie erhielt keine Antwort und sofort war klar, dass Joey nicht darüber sprechen wollte und es deshalb auch nicht tun würde. Also schwiegen die Freunde einige Minuten bis Yugi plötzlich meinte: „Kommst du heute nach der Schule zu mir, Joey?“ „Wieso?“ „Schon vergessen? Wir wollten zusammen für den Mathetest lernen!!“ „Ach, stimmt ja... ist gut, ich komm nach der Schule zu dir.“ „Gut.“ Und ehe sie sich versahen läutete es auch schon zur nächsten Stunde. Und nur widerwillig und mit lautem Murren erhob Joey sich von seinem gemütlichen Plätzchen und schlich zusammen mit seinen Freunden zurück in die Klasse um sich dort erneut von den Lehrern quälen zu lassen. Nachdenklich saß Seto in seinem Wintergarten, vor sich den leeren Teller auf denen Joeys Früchtecrepes waren und in der Hand eine Zigarette, an der er ab und an zog. Gedankenversunken starrte er in den Himmel, tippte mit der freien Hand auf den Tisch, immer schön im Takt zum Radio, welches leise und mehr als Hintergrund lief. Ein Blick hinter sich in das große, leere Haus zeigte dem Brünetten, dass sein kleiner Bruder nicht da war. Er war in der Schule und danach würde er sicher wieder mit ein paar Freunden weggehen, wie sooft in letzter Zeit. Einsam und verlassen wünschte Seto sich plötzlich an den Abend zuvor zurück. Die sanften Gesichtszüge des Blondschopfs, sein Lachen, seine Stimme, die Berührungen, nach all dem sehnte sich der Firmenchef. Und da kam ihm eine ganz blöde Idee in den Kopf. //Was wäre... wenn er hier einziehen würde? Was, wenn ich ihn bitten würde mit mir zusammen zu ziehen? Würde... er mich auslachen? Oder... würde er zustimmen? ...VERDAMMT, WAS DENK ICH DA EIGENTLICH?!// Das Klingeln seines Handys liess den Jungen zusammen zucken. Schnell hatte er es aus der Tasche gezogen, hob ab und zischte ein kühles ‚Seto Kaiba?’ „Tach Süßer, wie geht’s dir so mein Schatz?“ „Wheeler, was soll der Scheiß?! Solltest du jetzt nicht in der Schule sein?“, und fast schon beiläufig erwähnte er: „Und merk dir eins, ich bin weder dein Süßer noch dein Schatz, klar?“ „Weißt du, Liebling, ich bin tatsächlich in der Schule... aber ich hab mir Teas Handy gekrallt und dem Lehrer angefleht, dass er mich aufs Klo lässt! Tja, und jetzt reden wir miteinander, Darling!“ „Darling und Liebling kannste auch knicken, Köter!! Und warum willst du eigentlich mit mir reden?!“ „Ich wollte dich was wichtiges Fragen...“ Seto schluckte. Joeys Stimme war mit einem Mal ernst und leicht zitternd geworden, es war als wollte er nach etwas ziemlich wichtigem Fragen. Und erneut ging die Fantasie des Brünetten mit ihm durch. //W-Was soll das?! Wieso ist Wheeler plötzlich so komisch? Und was will er mich fragen? Etwa... ob ich mit ihm ausgehe? Ob er mich besuchen kommen darf? Ob ich... mit ihm schlafen will? NEIN!!! Fuck, Seto, krieg dich wieder ein!!! Jetzt fängst du schon an zu fantasieren und in der Dritten Person zu denken, lass das!!!// Nervös nahm er einen tiefen Zug an seiner Zigarette und blies den Rauch genüsslich wieder aus ehe er mit abweisender Stimme meinte: „Na los, stell deine Frage und dann verschwinde wieder in die Klasse, ehe dich noch jemand entdeckt!! Am Ende hab ICH Schuld, weil DU telefonieren wolltest...“ „Na ja... ich... ich wollte fragen, ob... ob dir meine Früchtecrepes geschmeckt haben!!“ Eine Zeit lang herrschte Stille, ehe Seto bedrohlich zischte: „Das war alles? Nur deswegen rufst du mich an? Nur deswegen stielst du dich vom Unterricht davon und vergeudest meine kostbare Zeit?!“ „...ja?“ „Wheeler, du bist der größte Idiot, der mir jemals begegnet ist!!“ Und schon hatte Seto aufgelegt. Achtlos liess er das Handy auf den Tisch fallen, nahm erneut einen tiefen Zug von seiner Zigarette und starrte hinaus in den Garten. Erst sah es aus als wäre er von einer Eisschicht überzogen, denn keiner seiner Muskeln rührte sich und er saß einfach nur da. Doch irgendwann konnte der Brünette sich nicht mehr beherrschen und er begann leise zu kichern, bis er schließlich in lautem Gelächter ausbrach. Und wieder zeigte sich, dass auch ein Seto Kaiba nicht so kalt war, wie er tat... denn auch Eis schmilzt irgendwann! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kami-Sama... ich sollte mich was schämen <' Sonst krieg ich noch Aggressionen XD *sie eben beendet haben will* Rechtschreibfehler, die gefunden werden dürft ihr behalten, ich hatte keine Lust mehr auf Korrekturlesen X3 *lol* Also bis bald ^^ Listle Kapitel 6: Einzug-Auszug-Umzug ------------------------------ Nach 10 Jahren hab ich mich entschlossen die Kapitel, die ich 2007 geschrieben aber niemals hochgeladen habe hochzuladen. Bitte beachtet das die Geschichte tatsächlich schon sehr lange her ist und ich damals noch nicht viel Ahnung von Spannungsaufbau, Roten Fäden und so weiter hatte. --- Etwas betröppelt saß Joey auf dem Klo, starrte entgeistert das Handy in seiner Hand an. Es war ja klar gewesen, dass Seto abweisend sein würde aber diese Art von Gespräch hatte der Junge dann doch nicht erwartet. Wenigstens seine Frage beantworte hätte er nicht können. Aber nein, ein Seto Kaiba war sich ja zu gut um auf die Fragen eines Joey Wheeler zu antworten! ...na ja, auch egal. Dann machte sich der Blondschopf halt wieder auf den Weg in die Klasse, ehe ihn noch jemand mit Teas Handy in der Hand erwischen würde. Das gab sicher Ärger. In der Klasse angekommen setzte der Junge sich wieder auf seinen Platz und begann damit auf dem Collegeblock rumzukritzeln. Währendessen beobachtete Yugi seinen Freund und wie schon sooft in den letzten Tagen redete Yami ihn plötzlich an, ohne daran zu denken, dass sein Hikari sich eigentlich auf die Schule konzentrieren sollte. „Joey scheint traurig zu sein...“ „Klar, er vermisst Kaiba.“ „Armer Kerl... scheint ihn ziemlich zu schaffen, dass der Eisklotz nicht da ist.“ „Denkst du, aus den Beiden wird mal was?“ „Ich befürchte...“ Yugi stutzte. Er wusste, dass Yami Joey gern hatte und auch gegen Seto nicht wirklich einen Groll hegte und er wusste auch, dass er es den Beiden wirklich vergönnt wäre, wenn sie zusammen glücklich werden würden... aber warum dann dieses ‚befürchten’? Was war so schlimm daran, dass das Hündchen und sein Herrchen zueinander fanden? Das war doch ganz schön. Und wer weiß, vielleicht konnte ja Joey das Herz des Drachen auftauen. „Lass mich raten, deine Befürchtung hat was mit dieser Geschichte zu tun, die du mir nicht erzählen willst oder kannst, oder?“ „...“ „Also hab ich Recht“, seufzte der Kleinere und wandte den Blick von der Tafel ab, sodass sein Lehrer nicht den leicht glasigen Blick, den Yugi immer hatte, wenn er mit Yami sprach sah. Das würde sicher nur wieder Probleme geben und die konnten sie im Moment sicher nicht gebrauchen. Leise flüsterte der alte Pharao: „Bitte, mein Aibou, sei mir nicht böse. Aber es dauert nicht mehr lange, dann werde ich dir alles erzählen und du wirst begreifen, woher meine Sorge kommt.“ „Ist gut... ich vertraue dir, mein Yami.“ Das laute Geräusch der Schulglocke riss Yugi aus seinem Gespräch mit seinem Alterego. Interessiert beobachtete der kleine Junge wie sich die Schüler rund um ihn erhoben und sich auf den Weg zur nächsten Stunde machten. Nur Joey packte hektisch seine Sachen ein, schulterte die Schultasche, verabschiedete sich mit einem kurzen ‚Bis morgen!’ und wollte gerade verschwinden als Yugi laut rief: „Wo willst du hin, Joey!!!“ „Meinen Drachen besuchen!!!“ Verdutzt starrte der Kleinere dem überdrehten Hündchen nach, welches laut Jubelnd durch die Gänge der Schule lief und schließlich mit einem freudigen Jauchzer das Schulgelände verließ. „Er ist bis über beide Ohren in Kaiba verknallt“, ertönte Yamis Stimme in Yugis Kopf und man konnte das Grinsen förmlich hören. Und der Angesprochene nickte nur. Was hätte er auch groß erwidern sollen? //Tja... dann fällt das Lernen mit Joey heute Nachmittag wohl aus...// Glücklich lachend eilte Joey die Straßen entlang, wusste ganz genau wohin er wollte. Er hatte mit seinem Drachen gesprochen und dem schien es soweit ganz gut zu gehen, wenn er schon wieder zu meckern begonnen hatte. Also konnte er ihn auch besuchen gehen! Die Lehrern würden sowieso nichts neues mehr machen... na ja, ein paar vielleicht... aber nicht alle! Und notfalls konnte er ja von seinen Freunden abschreiben. //Juhu, gleich seh ich meinen Drachen wieder!! Wie es ihm wohl geht? Und was soll ich ihm heute zu essen machen? Ob ihm meine Früchtecrepes geschmeckt haben? Hoffentlich, sonst muss ich ihm nachher noch mal welche machen! Na, wir werden sehen...// Nach wenigen Minuten war der Blondschopf auch schon an der großen Villa angekommen. Schnell drückte Joey die Klingel und bekam als Antwort die alte Stimme des Butlers: „Ja?“ „Hallo? Ich würde gern zu Seto Kaiba, wenn das ginge...“ „Der werte Herr fühlt sich im Moment nicht so gut, tut mir Leid.“ „Es ist aber dringend!! Ich will ihm lediglich die Hausaufgaben vorbeibringen.“ „Verstehe... nun, in dem Fall kann ich, denke ich, eine Ausnahme machen.“ Und schon öffneten sich das große Tor sowie die Haustür. In der Lobby wurde das Hündchen von einem etwas älteren Mann empfangen, welcher jedoch ein freundliches Lächeln auf den Lippen hatte. Eine angedeutete Verbeugung ehe er meinte: „Soll ich Sie zu Seto Kaiba führen?“ „Äh... neeeee, danke, ich weiß schon, wo ich lang muss!“ Und ehe der Butler auch noch was sagen konnte war der Blondschopf auch schon losgelaufen. Beim Eingang zum Wohnbereich der Kaibas angekommen hielt Joey dann doch inne und klopfte leise. Da er jedoch keine Antwort erhielt schlich sich der Junge einfach so hinein und sah sich um. Bei Tag war das alles noch viel eindrucksvoller und als Joey das Wohnzimmer betrat staunte er nicht schlecht. Bei Tageslicht schien der ganze Raum noch viel größer und eindrucksvoller und so erkannte der Blonde auch endlich, WARUM er sich am Vortag sooft verlaufen hatte... in so einer Riesenbude? Doch auch im Wohnzimmer war kein Kaiba zu finden, also suchte Joey weiter. Von einer Stereoanlage ein paar Meter weiter hinten drang leise, ruhige Musik hervor und als das Hündchen Richtung Wintergarten schlich roch er plötzlich den leichten Geruch von Früchtecrepes und Zigaretten. So leise er konnte schlich Joey durch das große Wohnzimmer hinaus in den Wintergarten und tatsächlich saß da sein Drache, eingewickelt in dieselbe, flauschige Decke, die der Blonde ihm am Vortag umgelegt hatte und schlief friedlich. Lächelnd trat Joey näher und musterte die feinen Gesichtszüge des Älteren, welcher ruhig und regelmäßig atmete. //Wenn er schläft sieht er sogar noch süßer aus als wenn er wach ist... vermutlich weil er keinen Eisblick draufhat und seine Miene viel entspannter ist... hach, richtig zum Knuddeln, mein Drache!!!// Langsam liess das Hündchen sich neben seinem Herrchen in den großen Sessel sinken, strich ihm hauchzart über die Wange und ehe er sich versah hielt er auch schon einen großen, zahmen, schmusebedürftigen Drachen in den Armen. Dieser hatte sich nämlich bei der sanften Berührung des Jungen dagegen gelehnt und war auf dem Körper des Kleineren zusammen gesunken. Wie ein kleines Drachenbaby kuschelte Seto sich noch näher an den Blondschopf und begann leise zu seufzen, jedes Mal, wenn der Jüngere mit seiner Hand über den Kopf des Größeren strich. „Wenn du schläfst bist du richtig süß, Drache...“ „Mhm... danke... Hündchen...“, nuschelte der Schlafende leise und drückte sich noch näher an Joey, welcher das auch gern zu liess. Zärtlich kraulte er seinen Drachen hinter dem Ohr und tatsächlich, es schien ihm zu gefallen denn plötzlich begann eben besagter Drache zufrieden zu grummeln. Wie lange die Beiden so da saßen beachtete der Blondschopf gar nicht, genoss einfach nur die Nähe von Seto und die Zärtlichkeiten, die er ihm geben konnte. Doch bekanntlich hatte alles Schöne mal ein Ende und wenn auch noch die Götter gegen einen waren, dann konnte man sicher sein, dass dieses Ende schneller kam als es einem lieb war. Und das Ende kam indem der junge Firmenchef langsam seine Augen aufschlug und sich verschlafen umsah. Um den leichten Nebelschleier, der vor seinen Augen lag zu vertreiben schloss Seto die Augen noch mal und als er sie erneut öffnete starrte er direkt in zwei sanfte, rehbraune Augen. „Na Drache, aufgewacht?“, fragte Joey leise und liebevoll zugleich. Verdattert nickte der Brünette, gähnte einmal herzhaft und drehte sich zur Seite, jedoch nur um sich fest an sein Hündchen zu klammern. Zufrieden drückte er sich an ihn und schloss die Augen, genoss die zarte Hand, die liebevoll durch seine Haare strich. //Das ist schön... mhm... und sein Körper ist so schön warm... wirklich schön... schade, dass das ganze nur ein Traum ist...// „Was machst du hier??“, nuschelte der zahme Drache ohne zu wissen, dass er nicht träumte. Das hier war Realität, aber Seto war viel zu verschlafen um das mitzubekommen. „Ich wollte dich besuchen kommen, Drache... ich mach mir Sorgen um dich... also schwänz ich die letzten paar Stunden.“ „Das darfst du aber nicht machen...“ „Hab ich aber gemacht... und seit wann bist du überhaupt so anhänglich, Kaiba?“ Und da stutzte Seto dann doch. In seinen Träumen nannte Joey ihn nie ‚Kaiba’, sondern entweder ‚Drache’ oder ‚Seto’. Und wenn sein geliebtes Hündchen ihn jetzt mit seinem Nachnamen ansprach konnte das eigentlich nur heißen... //...das ich wach bin!!!// Erschrocken sprang der Brünette auf und starrte Joey mit weit aufgerissenen, saphirblauen Augen an. Das durfte nicht wahr sein! Ausgerechnet der Köter hatte ihn so... anschmiegsam erlebt! Gerade er! Vermutlich würde er jeden Moment damit anfangen sich über Seto lustig zu machen, doch dem war nicht so. Laut gähnend erhob sich der Blonde, trat näher zu seinem Drachen und wuschelte ihm freundschaftlich durch die Haare: „Na, wie fühlst du dich? Sind deine Wunden schon etwas besser geworden?“ „Was, zum Teufel, hast du hier in meiner Wohnung verloren?!“, fauchte der eben so zahme Drache jetzt wieder laut und wutentbrannt. Doch das schreckte den Kleineren nicht wirklich, war es ja eigentlich gewohnt. „Ich hab doch gesagt, dass ich dich besuchen wollte!!!“ „Ach? Und nur, weil du das dringende Bedürfnis hast mich zu sehen brauchst du nicht hier einzubrechen!!!“ „Ich bin nicht eingebrochen.“ „Und wie bist du dann rein gekommen?“ „Dein Butler hat mich rein gelassen.“ „WAS?! Na warte, der kann was erleben...“ „Ey, reg dich ab! Ich hab ihn reingelegt! Ich hab ihm gesagt, dass ich dir die Hausaufgaben vorbeibringe!!!“ „Ach? Und? Hast du sie wenigstens mit?“ „Ähm... nein! Ich hab doch gesagt, dass ich die letzten paar Stunden schwänze! Aber wenn du willst erklär ich dir den Stoff vom nächsten Test.“ „Danke, ich verzichte!“ Ein plötzlicher, lauter Knall, ein Stromausfall und ein panischer Schrei ließen Joey zusammen zucken und als er die Augen erneut öffnete lag er am Boden und Seto klammerte sich ängstlich an seine Brust. Ein ohrenbetäubendes Trommeln an den Fensterscheiben und dem Dach zeigte davon, dass es zu regnen begonnen haben musste. Ein plötzlicher Sommerregen eben. **Unser Wetter hat mich auf die Idee gebracht =.=’ *es plötzlich wie aus Eimern gießt*** „Hey... Drache... was hast du denn?“, fragte Joey sanft und strich dem Brünetten zärtlich durch die Haare als es erneut laut donnerte und Seto sich noch fester klammerte. Ein leises Wimmern kam über seine Lippen und da kam dem Kleinem endlich die Erleuchtung. Seto Kaiba hatte einfach Angst vor Gewittern. Mühsam rappelte der Blondschopf sich auf, zog den Drachen auf die Beine und verfrachtete sie zurück in den Sessel. Sofort drückte sich Seto wieder enger an den Jüngeren, wimmerte ängstlich gegen seine Brust. Beruhigend strich Joey ihm über den Rücken, redete ganz leise auf den Jungen ein: „Hab keine Angst, Drache... ich bin ja bei dir... dir kann gar nichts passieren...“ Erst nach knapp einer Stunde, als das Unwetter etwas nachgelassen hatte beruhigte sich auch der Drache wieder. Zögernd hob er den Kopf und sah Joey weiterhin verängstigt an. Nur mühsam schaffte er es die Tränen, welche ihm bereits in die Augen getreten waren zurück zu halten. Liebevoll und mit einem sanften Lächeln auf den Lippen strich Joey dem Größeren die Tränen weg, drückte ihn mit einer Hand noch enger an sich. Erst als er ganz sicher war, dass es Seto besser ging wagte er es den Jungen wieder loszulassen. Beschämt wandte der Ältere sich ab, rutschte sofort ein paar Zentimeter von Joey weg. Seine Gedanken überschlugen sich und er wusste einfach nicht weiter. //Wieso? Wieso hat er... wieso ist er hier? Wieso hat er mich in den Arm genommen? Wieso hat er mich beruhigt? Ich verstehe das nicht... aber ich kann mir schon denken, wie es weiter geht. Sicher wird der Köter mich jetzt ausfragen, was mit mir los war und sich über mich lustig machen. Und das nur, weil er mich in einem schwachen Moment erwischt hat. Wieso? Verdammt, wieso passiert das ausgerechnet mir?!// „Wie ich sehe hast du die Früchtecrepes schon gegessen“, riss Joeys Stimme den Firmenchef aus den Gedanken. Verdutzt sah er den Blondschopf an, welcher freudig den leeren Teller in Händen hielt, und nickte leicht. „Und? Wie waren sie?“ „G... ganz... ganz gut... danke...“, nuschelte Seto immer noch etwas Schwach von seiner Angstattacke. Jahrelang hat er sich selbst Trainiert, damit sowas wie eben nicht noch mal vorkam und ausgerechnet vor Joey brach er wieder zusammen. Ausgerechnet vor dem Menschen, den er liebte, stürzte sein Schutzwall in sich zusammen. Welch Ironie des Schicksals. „Was? Nur ‚ganz gut’? Ich will doch, dass sie ‚perfekt’ sind!! Gut, dann muss ich mich eben noch mehr reinhängen!!“ Verdutzt und etwas unsicher sah Seto auf. Hatte Joey wirklich nichts bemerkt oder warum schwieg er über die Angstattacke des Älteren? Hatte er es wirklich nicht verstanden oder wollte er ihm einfach die Schmach ersparen? Verwirrt und nicht sicher, was er jetzt tun sollte beobachtete er wie der Blondschopf aufstand, sich kurz streckte und dann meinte: „Hast du Hunger? Dann koch ich uns schnell was Feines!“ „...was willst du eigentlich?“ „Hm?“ „Wieso ziehst du mich nicht auf?! Wieso hackst du nicht auf mir herum und ziehst mich und meinen Stolz in den Schmutz?! Wieso rächst du dich nicht für all die Gemeinheiten, die ich dir jahrelang angetan hab?! Wieso, Wheeler?! Wieso bist du so verdammt freundlich zu mir?“ Mit einem sanften Lächeln antwortete Joey: „Wieso sollte ich dich verletzten, Kaiba? Wieso sollte ich mich für was Rächen, auf das ich mich jeden Tag aufs Neue freue? Wieso sollte ich dich aufziehen für etwas, das ganz normal ist? Jeder hat doch vor irgendetwas Angst. Meine Schwester Serenity fürchtet sich vor der Dunkelheit, ich habe Angst davor alleine zu sein und du hast Angst vor Gewitter... was ist daran so schlimm?“ „...“ Schweigen. Erneut traten Seto Tränen in die Augen und er wandte sich schnell von Joey ab, auch wenn er sich sicher war, dass dieser es schon lange bemerkt hatte. Doch genauso wie eben schwieg der Jüngere der Beiden und drehte dem Firmenchef den Rücken zu. Schnell hatte das Hündchen seinen alten Übermut wieder gefunden und drehte sich schwungvoll um ehe er erneut verspielt fragte: „Na? Wie steht’s? Hast du Hunger oder nicht?“ „...doch... ein bisschen...“ „Naaa, dann werd ich uns mal was feines Brutzeln!“ Gerade wollte der Blondschopf Richtung Küche eilen als er noch mal inne hielt und sich fragend zu Seto umdrehte. „Was essen Drachen denn?“ „So ziemlich alles... wenn es...“ „Wenn es von Herzen kommt, schon klar“, flüsterte der Kleinere leise und verschwand sogleich in der Küche. Verdutzt starrte Seto ihm nach, verkroch sich jedoch dann etwas tiefer in seiner Decke, leicht Rot im Gesicht. Er war es nicht gewohnt soviel Aufmerksamkeit zu bekommen, aber es war schön, dass ausgerechnet Joey derjenige war, der sich so gut um ihn kümmerte. //Ich bin so froh, dass er mich nicht auslacht... es ist so schön...// Zur gleichen Zeit stand Joey in der Küche und schnitt eifrig etwas Fleisch und Gemüse, welches er im Kühlschrank gefunden hatte. Die blassrot-weißen Wände waren wirklich ein schöner Kontrast zu den Küchenmöbeln und die kleinen Bilder von verschiedenen Landschaften an den Wänden waren wunderschön. Gedankenversunken warf der Kleine alles in eine Pfanne, die er erst erhitzt hatte. Gelassen nahm er den Griff der Pfanne und schwenkte sie etwas um den Inhalt auch schön gleichmäßig anzubraten. Lange Zeit schwieg der Junge, wagte es auch nicht nach Seto zu rufen, da es diesem sicher schrecklich peinlich war seine Schwäche ausgerechnet vor Joey gezeigt zu haben. //Aber ich bin froh, dass nicht irgendein anderer seine Angstattacke miterlebt hat... vermutlich wäre Setos Ruf ansonsten im Eimer, aber ich werde nichts sagen. Warum sollte ich auch? Ich liebe ihn doch...// Nach einigen, wenigen Minuten war der Blondschopf auch schon fertig mit kochen. Er hatte extra ein Gericht ausgewählt, welches nicht allzu lange dauerte und trotzdem einfach vorzüglich schmeckte. Und wenn ein Wheeler schon mal für einen Kaiba kochte, dann musste er sich natürlich auch besonders anstrengen und so richtete Joey auch die Teller so schön er konnte an. Denn bekanntlich isst das Auge ja mit. Und nach weiteren 10 Minuten war der Kleine endlich soweit, dass er beide Teller nahm und sie mitsamt Essstäbchen und etwas Sojasoße hinaus in den Wintergarten zu seinem Drachen brachte. Dieser hatte es sich wieder einigermaßen bequem in seinem großen Sessel gemacht und rauchte, leicht zitternd, eine Zigarette. „Hey, Drache, weißt du denn nicht, dass Rauchen ungesund ist?“, neckte der Blonde den Brünetten etwas. Dieser reagierte nicht, starrte nur stumm hinaus in den Garten, wo sich jetzt wieder etwas mehr die Sonne zeigte und damit begann die Überreste des kurzen Sommergewitters zu trocknen. Gemächlich sank Joey neben dem schweigsamen Jungen auf eine kleine Bank und reichte ihm einen Teller mit dem Essen. Leise flüsterte er: „Sag mir bitte, wie es dir schmeckt.“ Zögernd stocherte der Größere etwas mit den Stäbchen im Essen herum ehe er sich etwas davon in den Mund steckte und nachdenklich davon kostete. Als er den gespannten Blick des Blonden spürte räusperte er sich kurz und meinte dann mit kühler Stimme: „Ganz annehmbar... für einen Köter...“ Ein freches und doch zufriedenes Grinsen legte sich auf die Lippen des Jüngeren und er antwortete fröhlich: „Ach ja? Tja, dann muss ich eben noch mehr kochen und DU wirst es kosten!!!“ „Und wie soll das bitte gehen? Willst du etwa das Essen mit zur Schule bringen?“ „Näh, ich werd einfach jeden Tag nach der Schule zu dir kommen und dich bekochen!!!“ „Und sonst geht’s dir gut, Wheeler?!“ „Klar, mir geht’s prima!!!“ „Als nächstes ziehst du noch bei mir ein, oder wie denkst du dir das?!“ „Einziehen? Klar! Darf ich?“ „NEIN!!!! DU DARFST NICHT!!!!“ „Warum denn nicht?“ „Wer will denn schon einen verlausten Strassenköter bei sich zu Hause haben?!“ „Du?“ „Vergiss es!!!“ „Ach, menno...“ Mit einem kleinen Schmollmund begann Joey weiter zu essen, hielt für die nächsten paar Minuten sogar die Klappe nur damit er und Seto in Ruhe essen konnten. Innerlich freute sich der Blondschopf sehr, dass der eiskalte Firmenchef sein Essen aß ohne sich darüber bei jedem Bissen zu beschweren. War doch mal ein Anfang zu einer Freundschaft. „Kaiba? Kann ich dich mal was fragen?“ „Was willst du?“ „Wieso bist du eigentlich mitten in der Nacht auf der dunklen Straße herumgelaufen? Ich meine, du hast doch ne Limousine und nen Haufen Kohle, wieso bist du da zu Fuß durch die Dunkelheit gelaufen?“ „...ich betrachte nun mal gern den Nachthimmel! Was dagegen?“ „Näh, eigentlich nicht! Ich mach auch gerne Nachtspaziergänge! Wie steht’s, wir könnten doch mal zusammen spazieren gehen!!!“ Mit einem abweisenden Blick musterte Seto den Blondschopf neben sich, welcher sich gierig das essen in den Mund stopfte. Nachdenklich runzelte der Größere die Stirn und nuschelte ein leises ‚Du spinnst doch’ ehe er in aller Ruhe weiter aß. Als die beiden Jungs fertig waren mit essen nahm Joey das Geschirr und brachte es in die Küche zum Geschirrspüler. Dann eilte er ins Badezimmer, holte den Erste-Hilfe-Kasten und machte sich erneut auf den Weg zu Seto. Dieser hatte sich noch tiefer in seine Decke gekuschelt und lauschte gedankenversunken der Musik, bemerkte nicht mal wie Joey sich ihm gegenüber setzte. Erst als der Kleine ihm die Decke wegzog öffnete der Brünette die Augen wieder und musterte ihn skeptisch. „Was hast du vor, Köter?“, fragte der Firmenchef etwas verunsichert, was er jedoch geschickt mit einer eisigen Kälte verbarg. Joey aber liess sich davon nicht abschrecken. Leise antwortete er: „Ich will mir deine Wunden ansehen“, ehe er vorsichtig begann den Verband um Setos Brust abzunehmen. Dieser ertrug die Prozedur stumm, wusste selbst, dass das nötig war. Wenn man die Wunden nicht jeden Tag neu behandelte und den Verband nicht Tag für Tag wechselte dauerte es nur noch länger, bis alle Wunden verschwunden waren. Und je eher sie weg waren, desto besser für den blauäugigen Jungen. Behutsam tastete Joey sich über die einzelnen Flecken und Schrammen, brachte so den Älteren ab und zu zu einem schmerzhaften Aufkeuchen. Als er jede noch so kleine Verletzung auf dem Oberkörper des Jungen untersucht hatte nahm er eine Wundsalbe aus dem Erste-Hilfe-Kasten und begann damit behutsam den Körper Setos einzureiben, achtete stets darauf ihn nicht zu sehr zu verletzten. Als er Seto einen frischen Verband angelegt hatte machte Joey sich an der Stirn des Größeren zu schaffen. „Mhm... sieht schon viel besser aus... aber es dauert wohl noch einige Zeit, bis die Wunde komplett verheilt ist.“ „Mhm...“ „Wieso hast du dich eigentlich nicht gegen Ayano und die Anderen gewehrt?“ „Weil sie mich überrascht haben und ehe ich reagieren konnte ging ich zu Boden, klar?!“, fauchte Seto laut und Joey zuckte leicht zusammen. Ohne etwas zu sagen begann der Jüngere die Kopfwunde zu behandeln ehe er sie frisch verband. Dann nahm er erneut den Erste-Hilfe-Kasten und trug ihn zurück ins Badezimmer. Seto indessen sah sich erst unruhig um ehe er seine Zigaretten schnappte und sich erneut eine anzündete. Seine Gedanken rasten während der Junge selbst vollkommen ruhig da saß und hinaus in den Garten starrte. //Das ist sie! Meine Chance! Er hat doch selbst gesagt, dass er hier einziehen will... oder hat er das nur aus Spaß gesagt? Aber ich will nicht mehr alleine sein!! Mokuba ist fast nie zu Hause und Joey kümmert sich so lieb um mich... es wäre wirklich zu schön, wenn er bei mir bleiben würde. Ich liebe ihn doch!!! ...gut, ich werd’s tun!! Ich werd meinen ganzen Mut zusammen nehmen und ihn fragen!!// „Woran denkst du, Drache?“, riss die Stimme seines Hündchens den Brünetten aus den Gedanken. Dieser hatte gar nicht bemerkt wie Joey zurückgekommen war und sich auf die Bank gesetzt hatte. Leise räusperte Seto sich ehe er fragte: „Weißt du noch was du vorhin gesagt hast?“ „Was meinst du?“ „Dass... mit dem einziehen... bei mir...“ „Klar weiß ich das noch! Wieso fragst du? Hast du es dir etwa anders überlegt?“, witzelte der Blondschopf und zu seiner größten Überraschung nickte der Junge. „Ich... Wheeler, das fällt mir jetzt echt schwer, aber... würdest... hättest du... vielleicht Lust... bei mir... einzuziehen?“ Entsetzt starrte Joey den Firmenchef an, welcher leicht Rot geworden war. Das konnte doch nicht wahr sein! Hatte Seto Kaiba ihn tatsächlich gebeten bei ihm einzuziehen? Das war doch sicher nur ein Traum! Oder erlaubte er sich einen Scherz mit ihm? „Meinst... meinst du das ernst oder willst du mich nur wieder ärgern?“ Heftiges Kopfschütteln. „Es ist mir vollkommen ernst, Wheeler!!! Bitte, zieh hier bei mir ein!!! Die Villa ist groß genug, du bekommst dein eigenes Zimmer, Bad, Butler, was immer du willst! Nur, bitte, ich bitte dich... zieh bei mir ein... ich würde mich wirklich freuen...“ „...wenn du mich so lieb bittest, Drache, dann kann ich ja schwer ‚Nein’ sagen, ne?“, entgegnete der Kleine grinsend und der Angesprochene nickte schüchtern. „Aber eine Bedingung hab ich an dich!“ „Und welche?“ „Hör auf mich ‚Wheeler’ zu nennen! Sag entweder Joey oder Köter zu mir, ja?“ „Ist gut... Joey...“ Glücklich lächelte der Kleinere Seto an, wagte es aufzustehen und sich zu ihm in den großen Sessel zu setzten. Zögernd lehnte er sich an den Brünetten und hauchte: „Danke, Seto...“ Als am späten Nachmittag Mokuba nach Hause kam staunte dieser nicht schlecht, als er Joey im Wohnzimmer sitzend und mit Seto fernsehend vorfand. Verdutzt liess er seinen Rucksack fallen und trat auf die beiden Jungs zu. „Joey?? Was machst du denn hier??“ Überrascht sahen die Beiden auf, hatten den kleinen Kaiba gar nicht bemerkt. Fröhlich erklärte Joey: „Ich wohne jetzt bei euch!! Seto hat mir erlaubt hier einzuziehen!!“ „Ach? Wie kommt’s, großer Bruder?“ „Whee... ich meine, Joey ist der Ansicht, dass ich sein Essen kosten soll und bevor er jeden Tag mit einem Teller vor der Tür steht hab ich ihn gebeten hier bei uns einzuziehen.“ „Aha... ist ja geil!! Dann lebt Joey jetzt echt bei uns?!“, freute sich Mokuba und bekam als Antwort synchrones Nicken von Seto und Joey. „Und in welchem Zimmer hast du ihn untergebracht?“ „Meins liegt zwischen deinem und Setos, in der Mitte des Ganges.“ „Dann sehen wir uns jetzt ja noch öfter, ja?!“, freute sich der kleine Kaiba und kuschelte sich an den Blonden. Dieser wuschelte ihm fröhlich durch die Haare ehe er den Kleinen wieder absetzte und gähnend meinte: „Ich bin müde! Werd mich ein paar Minuten hinlegen, ja? Bis später!!“ Müde schlurfte Joey die Treppen hinauf in sein Zimmer und als er die Tür öffnete lächelte er glücklich. Sein Zimmer war groß und die Wände in zartes Blassblau gehalten, welches sehr an Seto erinnerte. An der Wand standen einige Schränke und Kästen und natürlich auch, wie im Zimmer des Drachen ein riesiges Himmelbett. Im Großen und Ganzen sah es dem Zimmer des Hausherren sowieso ziemlich ähnlich. //Endlich... ich kann es noch gar nicht glauben... jetzt wohne ich tatsächlich hier bei meinem Drachen, er hat mich tatsächlich gebeten, dass ich bei ihm bleibe. Das ist zu schön um wahr zu sein. Wie hat er bloß meinen Vater davon überzeugt, dass ich hier bleiben darf? Sie haben sich doch nur ganz kurz unterhalten, während ich meine Sachen gepackt hab... einfach unglaublich, mein Drache! Bin ja mal gespannt wie das Ganze so ausgeht...// Kapitel 7: Erster Tag im neuen Heim ----------------------------------- Als der Blondschopf am nächsten Morgen die Augen öffnete erkannte er das Zimmer anfangs nicht. Erschrocken sprang er auf und saß mit einem Mal aufrecht im Bett. Verwundert liess er den Blick durch das riesige Zimmer schweifen und er fragte sich immer wieder, wo er war als ihm alles wieder einfiel. //Ach, stimmt ja... ich wohne ja jetzt bei Seto... schon komisch in so einem großen Zimmer aufzuwachen. Ist, glaub ich, dreimal so groß wie mein Altes... Ich find’s echt toll hier, jetzt kann ich Tag und Nacht mit meinem Drachen zusammen sein. Und wer weiß, vielleicht kommen wir uns ja Näher und er verliebt sich in mich... ach, quatsch mit Soße, Seto Kaiba würde sich niemals in mich verlieben! Der steht sicher auf junge, hübsche Mädchen und als Chef der Kaiba Corporation kann er ja auch alle möglichen Models haben, also was sollte er schon von mir wollen? Außer vielleicht was zu Essen oder ein Haustier...// Seufzend erhob Joey sich aus seinem Bett und schlurfte in das angrenzende Badezimmer um dort seine morgendliche Katzenwäsche hinter sich zu bringen. Als er nach ein paar Minuten fertig war warf er einen Blick auf die Uhr und stellte fest... er hatte noch eine ganze Stunde Zeit. Also schlich der Kleine hinaus auf den Gang und weiter zum Zimmer seines Drachens, in das er, ohne Anklopfen, hinein ging und zum großen Himmelbett trappelte. Doch, oh Wunder, der Drache war ausgeflogen. „Hä? Seto ist schon wach?“ Etwas überrascht schlich Joey wieder aus dem Zimmer heraus und wollte gerade die Treppen runter in die Küche gehen als er leises Tippen und ein müdes Murren aus dem Arbeitszimmer des Firmenchefs hörte. Zögernd ging der Blondschopf hin, klopfte an der Tür und trat, als er keine Antwort bekam ein. Und tatsächlich, Seto saß mit zerzausten Haaren und dicken Augenringen vor seinem Computer und arbeitete. „So früh rackerst du dich schon ab, Drache?“, machte der Junge auf sich aufmerksam, erhielt jedoch weder eine Antwort noch einen Blick. Besorgt tapste Joey näher zu seinem Lieblingsdrachen und sah ihm interessiert über die Schulter. Auf dem Bildschirm des Computers waren lauter Zahlen und Zeichen, von denen der Jüngere nicht die geringste Ahnung hatte, was sie bedeuteten. „Komm schon, Seto, lass uns frühstücken gehen!!“ Als Antwort erhielt er jedoch nichts weiter als ein leises, verärgertes Grummeln, welches eindeutig ‚Nein’ bedeutete. Doch wie der Junge eben war akzeptierte er kein ‚Nein’ und so dachte er sich so schnell es ging eine Möglichkeit aus den Jungen zum Essen zu bewegen. „Wenn du nicht mitkommst werde ich solange betteln bis du es dir anders überlegst!!!“ „Ich muss noch arbeiten, verdammt!!!“ „Nicht, wenn dein Computer heruntergefahren ist!!!“ „Ist er aber nicht!!“ „Aber jetzt!!“ Und zack, hatte Joey das Stromkabel gezogen und der Bildschirm wurde schwarz. Entgeistert starrte Seto seinen ausgeschalteten Computer an ehe er den Blick hob und seinem Hündchen einen ‚Jetzt-stirbst-du!’-Blick zuwarf. Doch noch bevor der Größere irgendwas tun konnte sprang der Jüngere auch schon von Seto weg und lief so schnell er konnte hinaus aus dem Zimmer, hielt jedoch in der Tür inne um sich noch mal umzudrehen. „Komm schon, Seto, jetzt kannst du mit mir frühstücken!!“ „...aber nur, wenn du mir Schokocrepes machst!!“, verkündete der Größere leicht Rot im Gesicht und folgte Joey, welcher mit einem lauten ‚Yes, Sir!’ die Treppen runter lief. Und kaum war der Firmenchef unten angekommen stand der Kleine auch schon hinter dem Herd und rührte schnell den Teig an ehe er ihn in die erhitzte Pfanne goss und aufpasste, dass er nicht anbrannte. Schweigend setzte Seto sich an seinen Platz, schlug die Zeitung auf und begann zu lesen, während er an seinem Kaffee nippte, den seine Angestellten zusätzlich auf den bereits gedeckten Tisch gestellt hatten. Und nach einiger Zeit verkündete sein Gast auch schon fröhlich: „Einmal Schokocrepes für meinen Drachen, bitte sehr!!“ „Danke, dass du dir extra wegen mir die Umstände machst...“, nuschelte der Brünettes schüchtern doch der Kleinere winkte lachend ab: „Ach, lass stecken! Wenn mein Drache Schokocrepes will, dann kriegt mein Drache Schokocrepes! Und wenn wir aufm Eifelturm stehen würden, ich würd dir schon irgendwie welche machen.“ Lächelnd biss Seto in sein Schokocrepe und stellte überrascht fest: „Glückwunsch Köter, du hast dich gebessert! Diesmal schmecken sie sogar nach was.“ „Oh, danke für die Blumen! Aber wenn sie immer noch nicht perfekt sind kriegste noch mehr zu Kosten!“ „Soll mir recht sein!“ Und schließlich breitete sich Schweigen über die beiden Jungs aus, nämlich in dem Moment als auch Joey zu Essen begann. Gemächlich nahm er sich ein Brötchen, schnitt es in der Mitte auf, klatschte etwas Nutella hinein, schloss es wieder und biss genüsslich davon ab. Wie sagte er doch immer? Schokolade am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen. Nach einiger Zeit kam auch Mokuba angeschlurft, setzte sich, müde und die Haare ziemlich zerzaust zu den beiden Älteren, schnappte sich ein Brötchen, bestrich es mit Marmelade und knabberte gelangweilt daran. „Bist du heute wieder bei einem Freund?“ „Jepp... Takao und Mina wollen mit mir durch die Stadt ziehen und abends dann in die Disko.“ „Und wann kommst du nach Hause?“ „Gar nicht, ich penn heute bei Mina!“ „Wie du willst...“ Etwas verwirrt lauschte Joey dem Gespräch. So hatte er die beiden Kaiba-Brüder noch nie erlebt. Seto klang kalt und abweisend, fast schon so als würde ihn nicht interessieren was sein Bruder tat und Mokuba... klang genauso. Seine Stimme war kein bisschen lieb, freundlich und überschwänglich wie am Vortag sondern einfach nur abweisend und gefühllos... fast so als würde Seto ihm nichts bedeuten. Und das war wirklich unheimlich. Erneut legte Stille sich über die Küche und alle aßen weiter, ohne auch nur ein Wort zu verlieren. Nach ein paar Minuten stand Mokuba jedoch auf und ging mit einem kurzen ‚Ciao’ hinaus aus der Küche. „Wo geht er denn hin?“, fragte der Blonde kaum, dass der junge Kaiba verschwunden war. Sein Bruder hingegen antwortete ruhig: „Er geht zur Limo.“ „Aha... und womit fahren wir?“ „Cabrio“, war die genuschelte Antwort ehe der Brünette erneut an seinem Kaffee nippte und eine Seite in der Zeitung umblätterte. Einen Moment lang reagierte Joey nicht, doch dann, plötzlich, begannen seine Augen zu glitzern und zu leuchten und freudig hackte er nach: „Cabrio? Dein geiles, schwarzes, bequemes Cabrio?“ „...“ Nicken. „Juhu, ich fahr mit meinem Drachen im Cabrio!! Das wird so toll wenn die Anderen uns sehen!! Die werden sicher grün und blau vor Neid!!!“ Ein leichtes Lächeln huschte über das Gesicht des Größeren. Es war doch echt zu süß wenn sein Hündchen sich über irgendwas freute... einfach unglaublich süß... Nach fast einer halben Stunde erhoben sich die beiden Jungs, schnappten ihre Schultaschen und machten sich auf den Weg zum Cabrio. Als sie beim Wagen angekommen waren sprang Joey sofort auf die Beifahrerseite und sah sich mit leuchtenden Augen um. Er liebte diesen Wagen einfach! **Ich kann Joey verstehen *.* *Cabrio anschmacht*** Wenn er genug Geld hätte würde er sich sicher auch so einen kaufen. Kaum dass Seto den Wagen gestartet hatte schaltete der Blondschopf auch schon das Radio an. Er wusste noch von ihrer letzten Fahrt, WO der Knopf dafür war... im Gegensatz zu Setos Zimmer hatte er DAS nämlich nicht vergessen. Und als die leise, sanfte Musik aus dem Wagen tönte lehnte der Kleine sich auf die Tür und beobachtete die Umgebung, während der starke Fahrtwind seine Haare total zerzauste. Immer wieder warf der Brünette einen flüchtigen Blick auf sein Hündchen, konnte es einfach nicht sein lassen ihn zu betrachten. Wie schön er doch war, wenn er so auf dem schwarzen Wagen lehnte und gedankenversunken in die Ferne starrte... einfach wunderschön. Doch alles Schöne geht, wie schon mal erwähnt, irgendwann mal zu Ende und dieses Mal kam der Zeitpunkt als die Jungs vor der Domino High ankamen. Der blauäugige Firmenchef hatte schnell einen Parkplatz gefunden und stieg langsam aus seinem Wagen aus, wie auch Joey. Dieser genoss es sichtlich, dass ihn alle zusammen mit seinem Drachen sahen. Vor allem die Mädchen, die dem ‚Drachen’ Fanclub angehörten waren ziemlich eifersüchtig als sie sahen, wie Joey zu Seto tapste, ihn am Ärmel zuppte und begann sich völlig locker und ungezwungen mit ihm zu unterhalten, auch wenn der Drache ab und an nur leise brummte und den Kleinen mit kühlen und abweisenden Blicken strafte. Doch der Blonde wusste ja, dass es eigentlich gar nicht böse gemeint war. Die ganzen Ereignisse in den vergangenen Tagen verstärkten Joeys Theorie, dass die Eisschicht Setos nichts weiter als eine besondere Art des Selbstschutzes war. Und um diese Theorie zu bestätigen musste der Kleine einfach darauf vertrauen, dass der Ältere es nicht böse mit ihm meinte. In der Klasse angekommen wurde das ungleiche Paar mit komischen Seitenblicken bedacht, jedoch achteten die Beiden nicht wirklich darauf. Schnell hatten sie sich wieder auf ihre Plätze verzogen und während der Größere damit begann seine Papiere durchzuarbeiten wurde der Jüngere von seinen Freunden belagert, die am Vortag versucht hatten ihn zu erreichen. „Ich wollte dich gestern nach der Schule anrufen, aber dein Vater meinte du wärst nicht zu Hause“, stellte Tristan nachdenklich fest und auch Tea meinte: „Und als ich dich gestern Abend anrufen wollte meinte er, du wärst ausgezogen!“ „Bin ich auch!“ „Und wo wohnst du jetzt?“, hackte der Braunhaarige neugierig nach. „Bei meinem Drachen!“ „...WAS?!“ Teas und Tristans Schrei halte in der gesamten Klasse wieder und zog so einige verdutzte Blicke auf sich. Erst als die Mitschüler sahen, dass es für sie nicht sonderlich interessant war wandten sie sich wieder ab und überließ die Gruppe sich selbst. „Mensch, Leute, MUSSTE das jetzt sein?!“, zischte das Hündchen bedrohlich und bedachte die beiden Schreihälse mit einem bösen Blick, welche jedoch nicht wirklich darauf achteten. Ungläubig und vollkommen synchron fragten sie noch mal nach: „Du wohnst echt bei Kaiba?? Seto Kaiba?? Das glaub ich dir nicht!!!“ „Seto hat mich gestern gefragt ob ich einziehen will und ich hab ‚Ja’ gesagt! Und jetzt hört endlich mit diesem Theater auf, dass ist ja nicht mehr auszuhalten!!“, knurrte Joey leise als plötzlich eben genannter Firmenchef neben ihnen auftauchte. Eiskalten Blickes musterte er die Gruppe ehe er sich an Joey wandte und flüsterte: „Versuch heute mal den Schultag OHNE Nachsitzen durchzustehen!!! Ich möchte dir zu Hause noch was erklären...“ „Ist gebongt, Drache!“ Und ehe auch nur irgendjemand etwas sagen konnte hatte Seto sich wieder auf seinen Platz gesetzt und arbeitete weiter. Und Tea und Tristan hatte es vollends die Sprache verschlagen. „Scheint, als wärst du glücklich“, stellte Yugi lächelnd fest, den das Ganze gar nicht wirklich schockte. Wieso auch? Er wusste ja über die Gefühle seines Freundes bescheit und wenn er ehrlich war glaubte er schon lange daran, dass auch Seto Gefühle für den Blondschopf hegte. Das hier war nur so etwas wie seine Bestätigung, die er unbedingt haben wollte. Und doch gab es eine Person, der das Alles gar nicht gefiel. Yamis Gefühle wurden immer beunruhigender und aufgewühlter und nur ungern erinnerte er sich zurück, dass bei Seth und Jono das Unglück auf die gleiche Weise ihren Lauf genommen hatte. //Sie haben sich kennen gelernt... sie haben sich Lieben gelernt... Jono ist zu Seth gezogen... und dann kam die Dunkelheit über uns... nein, dass darf nicht wahr sein! Das Schicksal der Beiden DARF sich nicht wiederholen!!! Ich will nicht, dass Joey und Kaiba denselben Schmerz wie schon vor 5000 Jahren durchleben müssen... aber was kann ich schon groß tun? Ich bin nur ein alter Pharao ohne Körper und das Letzte, was ich will ist, Yugi in etwas hineinzuziehen, wo er nichts machen kann. Er würde sich nur genauso hilflos und verloren wie ich mich damals fühlen und dass kann ich meinem Aibou nicht antun... das geht einfach nicht!! Verdammt, wieso muss das Alles nur so kompliziert sein?!// Yami litt furchtbar über das Wissen, welches er in sich trug, doch er konnte einfach mit niemandem darüber sprechen. Er konnte einzig und allein darauf hoffen, dass die Götter sich erbarmen würden und den beiden Liebenden ein erneutes Schicksal in Verzweiflung und Einsamkeit ersparten. Doch da hoffte der alte Pharao vergeblich... Der einzige Unterschied zwischen diesem und jedem anderen Schultag war, dass Joseph Jay Wheeler KEIN Nachsitzen bekam. Wie er das angestellt hatte konnte der Junge im Nachhinein NICHT sagen. Viel zu unwirklich war dieser Tag einfach für alle Anwesenden, unter anderem da Joey und Seto sich fast nicht stritten... bis auf ein, zwei Ausrutscher, die sich jedoch schnell wieder im Nichts ‚auflösten’. Nach Schulschluss war der Brünette schon mal zum Wagen vorgegangen und wartete dort auf den Blondschopf, der von seinen Freunden noch bis zum schwarzen Cabrio begleitet wurde. Ehrfürchtig starrte Tristan und Tea das teuere Fahrzeug an während Joey sich von Yugi verabschiedete. „Machs gut, Alter, wir sehen uns Morgen!“ „Ja, bis dann.“ „Und sorry, dass ich das mit’m Mathelernen verschwitzt hab...“ „Ach, halb so wild! Jetzt hast du ja Kaiba, und einen besseren Nachhilfelehrer findest du sicher nicht!!“ „Ja~ah, da hast du Recht!“ „Joey!!! Komm endlich, ich muss noch kurz in die Firma ehe wir nach Hause fahren!!!“ Schnell wandte der Blonde sich ab, eilte auf die andere Seite des Wagens, öffnete die Tür und liess sich neben seinem Drachen nieder. Dieser drehte den Schlüssel um, warf Yugi, Tea und Tristan einen kühlen Blick zu und schon fuhren sie davon. „Das war echt der geilste Schultag, den ich je hatte!!! Danke, Drache, du bist echt der Beste!! Wenn du kein Kerl wärst würd ich dich jetzt küssen!!“ „Lass es lieber sein“, murrte der Firmenchef leise, wünschte sich aber eher das Gegenteil. Wäre doch schön, wenn der Blonde seinen Wunsch wahr machen würde. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren fuhr der Fahrer das Cabrio zur Kaiba Corporation. Schnell eilte der junge Firmenchef hinauf in sein Büro und kam nach ein paar Augenblicken auch schon wieder, machte sich nun endgültig zusammen mit seinem Gast auf den Weg nach Hause. Nach ein paar Minuten kamen die Beiden ach schon wieder bei der Villa an und verzogen sich nach drinnen. „Was wolltest du mir denn erklären?“, fragte Joey nach und liess sich in Setos Zimmer, in welches der Junge ihn geführt hatte, auf dem großen Bett nieder. „Mathe!“ „...hä?“ „Ich hab dich und Yugi bei eurem Gespräch gehört. Wieso hast du nicht gesagt, dass du Mathe nicht kapierst? Das ist die erste Prüfung, die wir haben!!! UND ZWAR MORGEN!!!“ Verlegen starrte Joey auf den Boden, antwortete drucksend: „Na ja... das alles war ja nicht geplant... also, dass ich bei dir einziehe... und dass wir uns plötzlich so gut verstehen... außerdem hast du ja immer soviel für deine Firma zu erledigen und da wollte ich dich nicht stören!“ „Das ist jetzt auch egal, ich hab meiner Sekretärin gesagt, dass ich nicht kommen werde. Du und ich, wir werden uns jetzt mal den Teststoff anschauen. Bereit?“ „Klar doch, Drache! Ich werde auch so schnell lernen, dass du mich gar nicht wieder erkennst!“ Doch leider täuschte Joey sich und er brauchte länger als drei Stunden um wenigstens mal ansatzweise zu verstehen, was Seto da von ihm wollte. Dieser war gerade dabei die dritte Weinflasche zu leeren aus Frust darüber, dass der Kleinere so begriffsstutzig war. „OK, noch mal von vorne, Köter! Wenn x gleich 84 ist, dann ist y gleich...?“ „Ähm... y ist gleich... 90?“ Seto seufzte kellertief. „Nein, verdammt, du musst y durch die Summe von z mal e teilen, nicht minus x rechnen!!!“ „Ach so...“ Schnell kritzelte Joey auf seinem Block herum und spürte, wie Seto ihn dabei beobachtete. Der Kleine hatte schon seit einigen Minuten das Gefühl, dass der Brünette vielleicht ein Glas zuviel getrunken hatte, aber so wirklich sicher war er sich nicht. „Hör zu, Joey...“, begann der Größere plötzlich leise und beugte sich näher zu seinem ‚Schüler’, „...ich stell dir noch eine Aufgabe und wenn du die Falsch rechnest, dann will ich etwas von dir als Entschädigung...“ „U-Und was... wäre was?“ „Das... wirst du schon noch sehen...“ Joey schluckte, nickte dann jedoch zustimmend. Also schrieb Seto ihm schnell eine Rechnung auf den Block ehe er eben diesen dem Blonden hinlegte und wartete. Gemächlich trank er auch den letzten Rest der dritten Weinflasche aus und es dauerte knapp 10 Minuten bis der Kleine die Rechnung noch mal überflog und den Zettel dann zögernd seinem Herrchen reichte. Dieser las sich die Rechnung durch und... lächelte. „Gut gemacht, wirklich. Du hast anscheinend endlich verstanden, wie die Formel funktioniert...“ „Heißt dass, ich hab alles richtig?“ „Tja... nicht ganz, Joey... sieh mal, hier...“, der Brünette setzte sich neben sein Hündchen und deutet auf die 8te Zeile der Rechnung. „Da hast du einen Fehler“, erklärte er liebevoll, „du hast zwar richtig erkannt, dass f und z zusammen gezählt werden müssen, aber leider hast du vergessen 394 und 1132 wegzurechnen... also ist das Ergebnis falsch.“ Joey schluckte schwer. Etwas verunsichert sah er zu Seto auf, welcher ihn mit leicht verklärtem Blick ansah. Tatsache war nun mal, dass der Firmenchef den ganzen Tag, mal abgesehen vom Frühstück nichts gegessen hatte und wie jeder wusste hatte Alkohol auf nüchternen Magen auch in geringen Mengen eine berauschende Wirkung. Und der Blondschopf konnte sich nicht im entferntesten Vorstellen, was der Ältere jetzt mit ihm anstellen würde. Dieser rutschte noch etwas Näher an den Jungen, legte eine Hand unter sein Kinn und hob es sanft an. „Du schuldest mir was, Hündchen...“, hauchte der Größere und Joey schluckte. Wenn Seto ihn Hündchen nannte, dann stand er ziemlich neben sich, soviel war dem Kleinen klar. Hatte er ja in den letzten Tagen auch schon des Öfteren mitbekommen. Langsam beugte sich Seto noch näher zum Gesicht des Jungen, hauchte ein leises ‚Schließ die Augen...’ und drückte ihm, als Joey die Augen tatsächlich zu hatte einen sanften Kuss auf die Lippen. Überrascht riss der Jüngere die Augen wieder auf, spürte nur wie der Firmenchef leicht seine Lippen bewegte und mit seiner Zunge in die Mundhöhle Joeys eindrang... und dass genoss er anscheinend unglaublich. Die Augen geschlossen liess Seto die Hand wieder sinken, legte sie in den Nacken des Jungen und intensivierte den Kuss noch etwas als der Blondschopf ihn schließlich doch erwiderte. Immerhin war es immer sein Wunsch gewesen von seinem Drachen geküsst zu werden. Zögernd schlang er seine Arme um den Nacken des Älteren und liess sich mit ihm aufs Bett sinken, dachte nicht mal im Traum daran sich je wieder von ihm zu lösen, doch leider ging den Beiden nach einiger Zeit und einem wilden Zungenkampf, den Seto für sich entschied, die Puste aus. Erschöpft kuschelte sich der Drache an sein Hündchen und hauchte: „Das war gut...“ „Jah... war es...“ Nachdenklich starrte der Blondschopf an die Decke und strich dem Älteren gedankenversunken über den Kopf ehe er seinen ganzen Mit zusammen nahm und sich entschloss, dem Firmenchef seine Liebe zu gestehen. „Seto, ich muss dir was Wichtiges sagen!!! Ich...“ Doch weiter kam der Junge nicht, denn als er sah, dass der Brünette eingeschlafen war seufze Joey nur leise und drückte ihn noch näher an sich. //So ein Mist... menno, Seto, wieso musstest du auch drei Flaschen Wein trinken?! Dann wärst du jetzt nicht eingeschlafen!!! ...aber andererseits... vermutlich hättest du mich ohne den Alkoholeinfluss nie geküsst... ich sollte dankbar sein, dass es soweit gekommen ist...// Nach einiger Zeit herumliegen, seinen Drachen verwöhnen und nachdenken entschied sich der Jüngere jedoch seinen Schatz ordentlich ins Bett zu legen, ihn zuzudecken und sich mitsamt dem Mathezeug ins Wohnzimmer zu setzten um dort weiter zu lernen. Würde ja doch nichts bringen im Bett zu bleiben und Seto zu betrachten, also büffelte der Blonde lieber noch ein bisschen. Einige Stunden später, es war schon knapp 21.00 Uhr wachte auch der angetrunkene Drache wieder auf. Müde sah er sich um und stellte überrascht fest, dass Joey verschwunden war, ebenso wie ihre Schulbücher und die leeren Flaschen... also musste der Köter aufgeräumt haben. Erschöpft und wegen der leichten Kopfschmerzen etwas taumelnd machte sich der Ältere auf den Weg ins Wohnzimmer, wo er, überraschenderweise auf Joey traf, welcher gerade dabei war seine Mathematiksachen wegzuräumen. „Hast du etwa bist jetzt gelernt?“, fragte der Brünette mit heiserer Stimme. Der Blonde jedoch erschrak fürchterlich, riss schnell die Augen auf und starrte Seto verdutzt an. „Du bist wach?“ „Was dagegen?“ „Äh... nein... n-nicht wirklich...“ Überrascht hob der Drache eine Augenbraue an. „Wieso stotterst du denn?“ „Kannst... kannst du dich noch erinnern?“ „Woran?“ Einen Moment lang kramte der Jüngere in seinen Unterlagen ehe er aufstand und zögernd näher zu dem Firmenchef trat. „Daran“, meinte er kurz und reichte dem Größeren einen Bogen Papier, auf dem eben jene Rechnung war, die Seto ihm selbst vor einigen Stunden aufgeschrieben hatte. Nachdenklich musterte der Brünette den Zettel, schüttelte jedoch leicht den Kopf. „Keine Ahnung... aber du hast nen Fehler drin...“ „Ja, ich weiß. Ich hab vergessen 394 und 1132 wegzurechnen, das sagtest du schon.“ „...die drei Flaschen Wein waren doch zuviel, oder?“ „Vielleicht ein bisschen“, entgegnete das Hündchen müde lächelnd und gähnte leicht. Erschöpft rieb er sich die Augen und nuschelte leise: „Ich leg mich besser hin, sonst penn ich hier noch im Stehen ein.“ „Ist gut. Ich werd wohl noch einige Dinge für die Firma erledigen...“ „So spät noch?!“ Man hörte gleich an der Tonlage, dass es Joey gar nicht gefiel, dass Seto so spät noch arbeitete. Erstens tat das seinen Augen nicht sonderlich gut und zweitens war es sowieso schon viel zu spät um noch irgendwas zu machen. „Du solltest dich besser hinlegen“, meinte der Kleinere mit fester Stimme, doch Seto schüttelte nur den Kopf. Er sah so aus als ließe sich was das anginge nicht mit sich verhandeln, weswegen der Blondschopf einmal laut und ergeben aufseufzte ehe er seine Schulsachen nahm und sich aus dem Wohnzimmer verzog, hinauf in den ersten Stock in sein warmes, weiches Bett. Der Blauäugige hingegen strich sich noch ein paar Mal übers Gesicht ehe auch er hoch in den ersten Stock ging, dort jedoch sofort rechts Richtung Arbeitszimmer abbog. Dort angekommen setzte er sich hinter seinen Computer, steckte das Kabel, welches Joey am Morgen raus gezogen hatte wieder in die Steckdose und machte sich dann daran, das Gerät hochzufahren und einige, wichtige Dateien zu öffnen und zu bearbeiten. Die Zeit verging wie im Fluge und Seto warf immer wieder einen Blick auf die Uhr auf seinem Computer ehe er, so gegen halb zwei Uhr morgens dann sein Gesicht in den Händen vergrub und einen Moment lang durchatmete. „So spät arbeiten ist nicht gesund, Drache“, ertönte plötzlich die leise, sanfte Stimme von der Tür her. Müde hob der Angesprochene den Kopf und beobachtete wie sich ihm ein blonder Wuschelkopf näherte. „Wieso schläfst du nicht, Köter?“ „Weil ich mir Sorgen um dich mache...“ Ein flüchtiges Lächeln huschte über das Gesicht des Älteren. Jemand machte sich Sorgen um ihn... wie schön das doch war. Jedoch sagte seine Stimme etwas anderes, abweisendes: „Lass gut sein, Joey!! Leg dich hin und schlaf, sonst kommst du morgen nicht aus dem Bett!! Ich muss das hier nur noch fertig machen, dann gehe ich auch...“ „Hast du heute eigentlich schon was gegessen?“ „...“ Kopfschütteln. Langsam und ziemlich wacklig auf den Beinen näherte sich der Blondschopf dem Brünetten, stellte ihm einen Teller mit bunten Fruchtstückchen auf die Tischkante. Misstrauisch musterte der Größere den Teller, fragte leicht desinteressiert: „Was ist das?“ „Ein Früchteteller... ich weiß ja, dass ich dich nicht vom Arbeiten abhalten kann und da man so spät nachts nichts schweres mehr essen soll hab ich mir gedacht, ein leichter Früchteteller würde dir gut tun...“ „...danke...“ „Koste mal und sag mir, wie er dir schmeckt. Ich stand ziemlich neben mir, als ich ihn gemacht hab, darum weiß ich nicht, ob ich nicht vielleicht etwas zuviel Zitronensaft erwischt hab.“ Zaghaft kostete Seto den Früchteteller und stellte leise fest: „Mhm... ja, das ist wirklich etwas zuviel Zitronensaft... aber man kann es essen...“ „Na ja... dann muss ich mich wohl genauso sehr reinhängen wie bei meinen Crepes...“ „Wieso machst du das eigentlich?“ „Wieso mache ich was?“ „Wieso bekochst du mich die ganze Zeit? Ich verstehe das nicht...“ Lächelnd strich der Kleinere sich durch die Haare, antwortete mit leicht rauchiger Stimme: „Du hast meinen Vater ja kennen gelernt... dieser Säufer... er war immer betrunken, weswegen ich ihn Tag und Nacht bekocht hab... aber es macht eben einen Unterschied ob ich jemanden bekoche, der es einfach nur hinunter schlingt ohne es zu beachten oder ob ich jemanden bekoche, der andauernd rummeckert, wobei es mir selbst aber besonders viel Spaß macht das Essen anzurichten... ich weiß genau, dass du es genießt von mir bekocht zu werden und bei der wenigen Zeit, die du hast, isst du sicher oft in irgendwelchen Restaurants... muss dir ja auch schon zum Hals raushängen...“ „Das tut es auch“, hauchte Seto verträumt und der Jüngere antwortete nur: „Siehste, ich hatte Recht.“ „Ich muss noch etwas Arbeiten, Köter... bitte sei mir nicht böse.“ „Ach was, ist nicht so schlimm... schlaf gut, Drache und übertreib’s nicht mit der Arbeit...“ Gerade als Joey den Raum vollkommen schläfrig und leicht taumelnd verlassen wollte öffnete Seto erneut den Mund und sprach mit leiser, schüchterner Stimme: „Ich hab dich belogen... deine Crepes... schmecken nicht nur ‚ganz gut’... ich würde sogar sagen, sie sind ‚perfekt’...“ Ein glückliches Lächeln huschte über das Gesicht des Kleinen und ohne noch etwas zu sagen wandte er sich von dem arbeitenden Jungen ab um sich auf den Weg in sein Bett zu machen. Am Ende würde er am nächsten Tag noch verschlafen. Und das konnte er sich wirklich nicht erlauben. Kapitel 8: Ankündigung und Geständnis ------------------------------------- Und wie er befürchtet hatte hätte Joey am nächsten Tag tatsächlich verschlafen, wäre nicht ein tobender Drache ins Zimmer gestürmt, welcher ihm wutentbrannt einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf geleert hatte. Tja, jetzt wusste der Blonde wenigstens für die Zukunft was ihn erwartete, wenn Seto Kaiba seinetwegen drohte zu spät zum Unterricht zu kommen. Nach schier endlosen Minuten hatte der Brünette es unter Getobe und Gezeter geschafft sein Hündchen durch den gesamten Privatteil der Villa zu scheuchen und schließlich saßen die Beiden im Cabrio und rasten Richtung Schule. „Ausgerechnet heute, wo wir die ersten drei Stunden die Mathematikprüfung haben musst DU verschlafen!!! Kannst du eigentlich auch nur EINMAL was richtig machen, Köter?!“ „Tut mir ja Leid, Drache, aber nach dem ganzen lernen gestern Nacht war ich einfach todmüde!!!“ „Hättest du mir gestern Nacht keinen Früchteteller gemacht, dann hättest du auch genug Schlaf bekommen!!!“ „Stimmt gar nicht!!! Wenn ich dir nichts zu essen gebracht hätte, dann wäre ich vor Sorge erst recht nicht eingeschlafen!!“ „Das bildest du dir doch bloß ein!!“ „Stimmt nicht! Ich weiß, dass du das nicht kennst, aber ich mag dich!! Und wenn man jemanden mag, dann macht man sich halt Sorgen um denjenigen!!!“ „Ach ja?! Du spinnst doch, Köter!!!“ „Ich weiß, dass ich spinne, aber ich hab dich trotzdem lieb, Se-chan!“, verkündete Joey in einem Tonfall, der soviel wie ‚Ende der Diskussion’ bedeutete. Einen Moment schien es auch so, als hätte er den Streit gewonnen, doch da öffnete Seto erneut den Mund und meinte leise, kaum hörbar: „Ich hab dich auch lieb, Joey...“ „W-Was?! Ehrlich?!“ „...“ Verschüchtertes Nicken. „...weißt du was? Das von dir zu hören war einer meiner sehnlichsten Wünsche...“, gestand der Kleine und zauberte so ein leichtes Rot auf die Wangen des Firmenchefs. „Und was sind deine anderen Wünsche?“, fragte er leise und ziemlich peinlich berührt. Als der Blondschopf das merkte strich er einmal hauchzart über die Hand des Brünetten, welche auf der Kupplung lag und hauchte kaum hörbar: „Wenn ich dir das sage, dann würdest du mich vermutlich verachten und rausschmeißen... und das will ich nicht riskieren...“ Seto erwiderte nichts. Und nur wenige Augenblicke später standen die Beiden auch schon vor der Schule, sprangen aus dem Wagen und liefen, so schnell sie konnten Richtung Klasse. „Joey!!! Da bist du ja!! Wir dachten schon, du kommst zu spät!!!“, rief Yugi erleichtert als er den Blondschopf sah. Dieser winkte lachend ab: „Was denkst du von mir?! Ich werd doch nicht so blöd sein und am ersten Prüfungstag zu spät kommen!!“ „Übertreib mal nicht, Köter!! WER hat dich aufgeweckt und durch die Villa gescheucht?! WER hat dich in den Wagen gestopft und so schnell wie möglich hierher gescheucht?! Ohne mich wärst du doch immer noch zu Hause und würdest in deinem Bett friedlich schlummern“, zischte der Größere seinem Hündchen von hinten ins Ohr. Dieser schluckte nur schwer, wusste genau, dass der Ältere seinen berühmten Eisblick aufgesetzt hatte. Und als Tea und Tristan leicht zurückwichen war sich Joey sicher, dass Seto stinksauer war. Zögernd und ganz langsam wandte er sich um und blickte den Firmenchef mit zuckersüßem Lächeln an. „Nicht böse sein, Drache! War ja keine Absicht, dass ich verpenne! Ich hab mir halt Sorgen um dich gemacht.“ „Das ist keine Ausrede!“ „Aber ich musste dir doch noch was zu Essen machen!“ „Das ist auch keine Ausrede, ich hab dich immerhin NICHT darum gebeten!!!“ „Na und? Gib’s zu, du hattest totalen Hunger!!“ „Und wenn schon! Das ist noch lange kein Grund, warum du mitten in der Nacht aufstehst und mir was zu Essen machst!!!“ „Für mich schon!!“ „Die Diskussion hatten wir heute schon mal, und du hast verloren, Köter!!“ „Gar nicht war!!! Wir haben unterbrochen!!!“ „Ich hab trotzdem gewonnen!!!“ „Ach? Und warum?“ „Weil ich das letzte Wort hatte!!“ „Stimmt doch gar nicht!! Ich hatte das letzte Wort!!“ „Das gehörte aber nicht mehr zum eigentlichen Streit!!!“ Ohne auf die Anderen zu achten setzten die Beiden ihren Streit fort, während Yugi, Tea und Tristan sich einen besorgten Blick zuwarfen. Dass Seto und Joey stritten war ja an sich normal, doch dass es dabei um die Gesundheit des Firmenchefs ging war neu. Also mussten sich die Beiden echt miteinander angefreundet haben. „Ich hätte nie gedacht, dass Joey und Kaiba sich mal wegen SOWAS streiten...“, sprach Tristan seine Gedanken und auch die seiner Freunde laut aus. Synchrones Nicken von Tea und Yugi. „Aber wenn sie sich anfreunden, dann wird Kaiba zu uns vielleicht auch netter“, fiel dem einzigen Mädchen in der Runde plötzlich ein. „Wäre schon cool... endlich kein Kaiba mehr, der auf uns rumhackt und uns als Kindergarten bezeichnet“, jubelte auch der Braunhaarige leise. Yugi jedoch hielt sich aus dem Gespräch raus. Er freute sich einfach nur für Seto und Joey, dass die Beiden sich so gut verstanden und hoffte für sie, dass sie sich bald näher kommen würden. „Da brauchst du nicht hoffen, Yugi, das wird sicher bald passieren...“, hallte Yamis Stimme in ihm wieder und dem Kleinen war gleich klar, dass der Pharao sich in seinem Seelenraum zurückgezogen hatte. Das störte ihn nicht mal wirklich, da just in diesem Moment die Tür aufging, der Lehrer eintrat und alle auf ihren Platz huschten. Ohne viele Worte teilte der Mann die Testbögen aus und liess die Schüler anfangen. Wie erwartet verließ Seto das Klassenzimmer nach einer der drei Stunden. Er hatte keine großen Probleme bei den Aufgaben gehabt und suchte sich jetzt ein leeres Klassenzimmer um dort einige Verträge durchzuarbeiten und seine Firma vielleicht doch noch zu retten. Immerhin hing das alles ziemlich in der Schwebe. //Fuck... das gibt’s doch nicht!!! Was ist nur passiert, dass es plötzlich solche Probleme gibt?! Verdammt... vielleicht... hat jemand Geld unterschlagen!! Ja, das könnte es sein...// Seufzend strich der Brünette sich durch die Haare und trommelte nervös mit den Fingern auf der Tischkante rum. Das alles war ziemlich hart für ihn und am Liebsten würde er sich ein paar Drogen spritzen, doch hier in der Schule konnte er das nicht wirklich. Zudem er das weiße Pulver sicher zu Hause versteckt hatte, falls sein blondes Hündchen mal wieder auf die Idee kam rumzuschnüffeln. „Was soll’s... dann halt ohne...“ Zur großen Überraschung des Lehrers war auch Yugi eine halbe Stunde nach Seto mit dem Test fertig. Er gab den Bogen Papier ab, verbeugte sich kurz und verließ gleich danach ebenfalls das Klassenzimmer. Doch im Gegensatz zum eben genannten Firmenchef schlich der Kleine nach draußen, legte sich unter den großen Baum auf dem Schulhof und schloss genüsslich die Augen. Plötzlich ertönte eine ihm sehr bekannte Stimme in seinem Kopf: „Ich muss mit dir sprechen, Aibou...“ „Worüber denn?“ „Über... meine Befürchtungen...“ „Wegen Joey und Kaiba?“ „...“ Yugi konnte das Nicken förmlich spüren. „Was bedrückt dich, Yami?“, fragte der Kleinere sanft und tatsächlich, der Pharao begann ihm alles zu erzählen. „Erinnerst du dich noch daran, was ich mit Seth getan habe? Damals, als die Dunkelheit in mir lebte.“ „Ja, das ist etwas, was ich vermutlich niemals vergessen werde. Aber ich hab dir doch schon mal gesagt, dass das nicht deine Schuld war... die Dunkelheit in dir hat Seth Leid zugefügt, nicht du, Atemu!!“ „Ich weiß, Yugi, ich weiß!! Aber das ist noch nicht alles!! Bitte, hör mir zu!!“, flehte der Ältere der Beiden und als sein Hikari nickte begann der Pharao seine Geschichte und die Geschichte von Seth und Jono zu erzählen: „Mein Hohepriester, Kaibas Alterego, hatte es nicht leicht, wie du weißt... und ich hab ihn auch ziemlich gequält, als der dunkle Gott von mir Besitz ergriffen hatte. Doch als Jono auftauchte - ich danke Mahado noch heute dafür - da blühte Seth wieder richtig auf. Es tat ihm gut mit Jono zusammen zu sein und auch, wenn ich des Öfteren versucht habe die Beiden zu trennen, beziehungsweise Jono umzubringen, ich war froh, dass Seth jemanden hatte, der sich um ihn kümmerte...“ Eine Zeit lang herrschte Stille, ehe Yugi hauchte: „Soweit durfte ich deine Gedanken lesen... aber was geschah dann? Wieso Enden deine Erinnerungen an Jonos und Seths gemeinsame Zeit so plötzlich und ohne ersichtlichen Grund? Was verbirgst du vor mir, mein Yami?“ „...“ Es hatte nicht den Anschein, dass der Größere weiter sprechen würde, doch Yugi wusste, dass sein anderes Ich einfach etwas Zeit brauchte, um die alten Erinnerungen aufzurollen und zu verarbeiten. Dann, nach einiger Zeit ertönte erneut die Stimme des Pharaos im Kopf des Jüngeren: „Eines Tages kam ein Junge in den Palast und gab mir meine Erinnerung an die Zeit, in der Dunkelheit in mir lebte, zurück. Dieser Junge nannte sich Shait, und er war der Gott des Schicksals und der Bestimmung in Menschengestalt. Und eben dieser Gott schenkte Jono einen Anhänger, das Auge des Udjat, auch als Horusauge bekannt. Und in diesem Anhänger schlummerte die Macht des Gottes Horus, mit der Jono stark genug war um sich gegen den dunklen Gott Seth und dessen böse Einflüsse zu wehren. Doch wie Seth mir im Nachhinein erzählte hatte Jono durch dieses Schmuckstück auch schreckliche Alpträume...“ Yami hielt einen Moment inne und dachte nach, ehe er mit leiser, fast schon melancholischer Stimme weiter sprach: „Jono träumte von der Dunkelheit, die sich über Ägypten legen würde... er träumte von Menschen und Monster, die miteinander und gegeneinander kämpften... und er träumte von Seth und mir... wie wir uns in einem Meer aus Blut gegenüber standen und ich... Seth... tötete...“ Erschrocken keuchte Yugi auf. Das Joeys Alterego solche Träume gehabt hatte hatte er nicht gewusst, ja noch nicht mal im Entferntesten geahnt. Wie sollte er auch? Yami hatte diese und alle nachfolgenden Erinnerungen für den Kleinen unzugänglich gemacht. „Und... was geschah dann? Hast du Seth wirklich... ich meine, das geht doch gar nicht... oder?“ Der Pharao seufzte leise und erzählte dann mit leiser Stimme weiter: „Nein, ich habe Seth nicht getötet... ich habe niemanden, außer vielleicht ein paar Sethpriester getötet... aber bevor wir dazu kommen musst du noch etwas wissen. Seth war in einem Alter, in dem er die Weihe zum Horuspriester hätte antreten sollen. Er hat sie auch angetreten, doch wurde er von den Sklaven, welche im Tempel des Horus hausten hintergangen. Sie haben das Siegel des Horus durch das Siegel des Seth ersetzt und als mein Hohepriester eben jenes Siegel eingebrannt bekommen hatte wurde auch die Macht des dunklen Gottes auf ihn übertragen. Seth bat Jono zwar mit ihm zu kommen, doch, obwohl ich ihn töten wollte, hielt Jono zu mir. Er kam zurück in den Palast und nachdem er mich mit Shaits Hilfe von der Dunkelheit in meinem Herzen befreit hatte schlossen wir sogar Freundschaft. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm... Wie Jono durch seine Träume schon angekündigt hatte brach eines Tages die Dunkelheit über unserem Land herein. Es waren die Sethpriester, die uns angriffen und mich töten wollten... und somit auch die Macht des Rah... Und wie Jono es vorhergesagt hatte standen Seth und ich uns im entscheidenden Moment alleine gegenüber... der Rest entweder tot oder bewusstlos. Und wie vorhergesagt kämpften wir, mit aller Macht, die wir hatten. Und irgendwann stand Seth mir gegenüber und war kurz davor, mich zu töten, als...“ „...Jono sich dazwischen geworfen hat, oder?“ „...“ Erneut konnte Yugi das Nicken spüren. Leise und mit bedrückter Stimme fragte er: „Was... ist denn genau passiert?“ „Jono hat sich, wie du schon so richtig erkannt hast, dazwischen geworfen... und Seth hat ihn erwischt anstatt mich. Und der Stich war tödlich...“ „Also überlebte er es nicht?“ „Nein... und Seth war daraufhin am Boden zerstört. Mit seiner letzten Kraft und der gesamten Macht des Udjat-Auges schaffte Jono es die Dunkelheit aus dem Herzen seines Geliebten zu verbannen... dann ist er gestorben... aber erst gab er dem verzweifelten Seth noch das Versprechen, dass sie sich wieder sehen würden.“ „...und du denkst, dass dieses Versprechen jetzt, nach 5000 Jahren, wahr gemacht wurde?“ „Ja, in der Tat... und nachdem, was Joey so erzählt, die Stimmen die er hört, denke ich, dass die Götter noch nicht aufgegeben haben. Weswegen ich auch befürchte, dass der dunkle Gott Seth erneut hinter Seto her ist.“ „Du meinst, er will ihn unterwerfen um dich zu töten?“ „Ja... und wenn Joey und Seto zusammen kommen, dann ist es sicher zu spät...“ „Können wir denn gar nichts tun?!“, fragte Yugi und man hörte ganz klar die Verzweiflung aus seiner Stimme, doch der Pharao schüttelte nur den Kopf ehe er leise und tieftraurig antwortete: „Die Götter haben es verboten. Sie werden uns daran hindern den Beiden zu helfen und ebenso werden sie uns daran hindern ihnen die Geschichte zu erzählen... wir sind vollkommen hilflos...“ Traurig liess auch der Kleinere den Kopf hängen und dachte angestrengt nach, hob ihn jedoch sofort als er schon von weitem Tristan, Tea und Joey auf ihn zukommen hörte. Nach wenigen Minuten waren die Drei auch schon bei ihrem kleinen Freund angekommen und fragten sofort: „Und? Wie war der Test für dich?“ „Eigentlich gar nicht so schwer...“, antwortete der Gefragte lächelnd und versuchte so seine Trauer und Enttäuschung zu verbergen, was ihm vor seinen Freunden auch wirklich zu gelingen schien. Joey liess sich murrend neben Yugi nieder, legte sich rückwärts ins Gras und raunte verärgert: „Ich fand den Test saumäßig schwer!!! Hoffentlich hab ich wenigstens einen Teil richtig, sonst krieg ich ziemlich viel Ärger mit Seto...“ „Ist total ungewohnt, dass du Kaiba einfach so mit dem Vornamen ansprichst“, stellte Tristan kopfschüttelnd fest und Tea und Yugi nickten zustimmend. Doch Joey beachtete das schon gar nicht mehr. Er hatte sich schon oft gefragt, wie es wohl war, wenn er seinen Drachen mit dem Vornamen ansprach... und jetzt durfte er es endlich. „Leute, ich guck mich mal nach Seto um, OK?“ „Warum willst du denn nach ihm suchen?“, fragte Tea überrascht doch der Blonde meinte nur: „Nja, er hat ja mit mir für den Test gelernt und jetzt wollte ich mal sehen, wie es IHM so ergangen ist... immerhin hat der Drache die ganze Nacht gearbeitet.“ Und ohne, dass seine Freunde noch etwas sagen oder nachrufen konnte war das Hündchen auch schon aufgesprungen und wuselte durch die Gegend um seinen Schatz zu suchen. Doch wie es schien war dieser spurlos verschwunden. Einen Moment lang hielt er inne, dann entschloss er sich jedoch doch etwas zu tun, wofür er sein Leben aufs Spiel setzte... er rief den Brünetten beim Vornamen. „SEEETOOOOOO!!!!! HEY, SETO, WO BIST DU?! DRAAAAACHEEEEEE!!!!!!!!!” Und genau wie der Kleine erwartet hatte flog plötzlich eine Tür auf und ein wutentbrannter Seto Kaiba stand Joey gegenüber. Dieser grinste nur fröhlich, deutete auf den Größeren und verkündete überschwänglich: „Gefunden!“ „Verdammt, was soll das, Köter?! Wieso schreist du wie ein Irrer in der Schule herum?!“ „Weil ich dich gesucht hab, Drache!!“ Frech grinsend stellte der Jüngere sich auf die Zehenspitzen und wuschelte dem Brünetten durch die Haaren. Murrend entzog sich der Ältere den Händen des Hundchens und warf ihm einen bösen, eiskalten Blick zu, doch das tat der Blonde nur mit einem Lachen ab. „Ach, guck nicht so, mein großer, grummeliger Drache! Ich wollte dich lediglich fragen, wies dir beim Test gegangen ist. Immerhin hast du Dummkopf die ganze Nacht gearbeitet“, murrte Joey zum Schluss hin. Seto jedoch verdrehte nur kurz die Augen ehe er sich wieder umdrehte und zurück in die leere Klasse verschwand. Und sein kleines Hündchen trappelte neugierig hinter ihm her. „Was machst du da?“, wollte er wissen, kaum dass der Andere sich gesetzt hatte. „Ich arbeite“, war die knappe Antwort, doch damit gab sich Joey nicht zufrieden. „Und woran?“ „An verschiedenen Unterlagen für die Firma.“ „Und warum machst du das jetzt?“ „Weil ich gerade Zeit hab.“ „Und warum beschäftigst du dich nicht mit was Anderem?“ „Und womit?“ „Mit mir?“ Geschockt sah Seto von seinem Laptop auf, direkt zu Joey der gelangweilt auf einem der Stühle herumwippte. Leise räusperte sich der Firmenchef ehe er kühl und abweisend meinte: „Und wie soll ich mich bitte mit dir beschäftigen?“ „Ein Duell!!!!“ „Und wieso sollte ihm mich mit einem drittklassigen Duellanten wie dir duellieren?“ „Weil ich besser geworden bin!“ „Tja, ich hab aber leider meine Karten nicht da!“ „Und wenn du sie da hättest? Würdest du dich dann mit mir duellieren?“ „Vielleicht...“ Erneut vertiefte Seto sich in seine Arbeit und achtete nicht weiter auf den Jungen, der erneut frech grinsend hinter ihm saß. „Vielleicht ist keine Antwort! Würdest du oder nicht?“ „Wenn ich meine Karten da hätte...“ „Echt?“ „Mhm...“ „Versprochen?“ „Mhm...“ „Du würdest dich also mit mir duellieren, wenn du deine Karten hier hättest?“ „Ja, verdammt noch mal!!!!“ „Gut!! Dann duellieren wir uns!!“ Genervt sah der Brünette auf und funkelte Joey böse an, als plötzlich die gesamte Farbe aus dem Gesicht des Älteren wich. //Nein... das ist nicht wahr... das hat er nicht getan... oh, bitte lieber Gott, sag mir, dass er das nicht getan hat!!!// „Los, komm schon! Du hast es versprochen!“ Ergeben, da er es tatsächlich versprochen hatte schaltete der Größere seinen Laptop ab, schloss ihn und wandte sich dann an den Kleineren. Seufzend nahm er sein Deck aus Joeys Hand, welches dieser anscheinend vorsorglicher weise mitgenommen hatte, begann es zu mischen und ehe er sich versah steckte er mitten in einem Duell mit seinem Hündchen. Nach ungefähr einer viertel bis halben Stunde hatte der Firmenchef, wie sollte er es auch anders sein, das Duell für sich entschieden und packte ohne jegliches Kommentar sein Deck weg, während Joey jedoch sauer und enttäuscht wegräumte und gleichzeitig leise vor sich hin murrte: „Verdammt... dabei hab ich mich so angestrengt... ich hab so lange an meinem Deck rumgebastelt und erst wieder verloren... das ist nicht fair... das glaub ich einfach nicht!! Wieso kann ich dich nicht besiegen, Seto?!“ „Weil du nur ein drittklassiger Duellant bist, der nur Glück dabei hatte, in den einzelnen Turnieren so weit zu kommen“, antwortete der Gefragte fast schon automatisch und hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt als er den traurigen Blick seines Hündchens sah. „Das war fies... und es hat richtig wehgetan...“, nuschelte er leise und fand sich im nächsten Moment in Setos Armen wieder. Dieser drückte den Jungen leicht an sich und hauchte in sein Ohr: „Tut mir Leid, Kleiner... das wollte ich nicht... du bist kein drittklassiger Duellant... im Gegenteil, du bist sogar verdammt gut...“ Lächelnd schlang Joey seinerseits die Arme um seinen Drachen, kuschelte sich an ihn und flüsterte glücklich: „Danke, Seto. Es ist schön das ausgerechnet von dir zu hören.“ „Ja, aber glaub nicht, dass das zur Gewohnheit wird, ja?“, murrte der Größere sofort wieder. Joey nickte fröhlich lächelnd, kuschelte sich noch mal fest an Seto ehe er sich von ihm löste und auf seinen Platz ging. Und als hätten die Anderen bemerkt, dass die Beiden reinkommen konnten öffnete sich plötzlich die Tür und alle restlichen Mitschüler plus Klassenlehrer betraten den Raum. Als sich alle eingefunden hatten und es wieder ruhiger geworden war begann der Lehrer zu sprechen. „Meine lieben Schülerinnen und Schüler!! Ich hab eine wichtige Ankündigung zu machen!! Wie der Direktor mir vor einiger Zeit mitgeteilt hat werden wir am letzten Schultag ein Schulfest veranstalten. Die Klassen, die dieses Jahr keine Prüfungen hatten haben sich bereits daran gemacht alles vorzubereiten, doch auch wir sollen mithelfen!! Deshalb werdet ihr in Gruppen eingeteilt und bei den verschiedenen Klassen aufbauen helfen!!!“ Ein lautes Raunen und Murren ging durch die Klasse und vereinzelt waren auch Wortfetzen wie ‚Gemein’, ‚Unfair’ oder ‚Betrug’ aufzuschnappen. Joey jedoch dachte nicht mal daran loszuschimpfen, saß einfach auf seinem Platz und bedachte den Lehrer mit tödlichen Blicken. Dieser ignorierte die Blicke gekonnt, wandte sich wieder an seine Unterlagen, die er auf dem Schreibtisch ausgebreitet hatte. Während er ein paar weitere Ankündigungen machte seufzte Seto gequält auf. Das war doch nicht war! Er hatte schon genug mit seiner Firma und den Prüfungen zu tun und jetzt auch noch den anderen Klassen bei vorbereiten helfen? Die Lehrer hatten doch alle zusammen einen an der Waffel! Leise murrend richtete er seinen Blick aus dem Fenster als ein kleines Papierkügelchen auf seinem Tisch landete. Langsam faltete er es auf und las die Worte seines Hundchens, welcher ihm die Papierkugel auf den Tisch geworfen hatte. »UNSRE LEHRER HABEN DOCH ECHT EINEN AN DER WAFFEL!!!!!!!!!!!!! Nicht genug, dass wir mit’m Lernen kaum noch nachkommen, nein, jetzt müssen wir den anderen Klassen auch noch helfen!!! Können die das nicht selber machen?! Aber ich sag besser nix zum Lehrer, sonst lässt er mich noch nachsitzen, und da hab ich echt keinen Bock drauf... wie siehst du das, Drache?« Nachdenklich hob der Ältere eine Augenbraue an, kritzelte jedoch schnell eine Antwort und schickte das Papier zurück an den Absender. »Beschwer dich nicht, wir können hier sowieso weg sobald der Kerl seine Ankündigungen vorgetragen hat!! Ich fahr dich dann übrigens sofort nach Hause und muss dann weiter in die Firma, werd vor heute Abend nicht mehr kommen.« Verdutzt starrte Joey auf das Papier, murrte leise ehe er in größter Eile etwas kritzelte und die Papierkugel anscheinend mächtig verärgert direkt an Setos Hinterkopf knallte. Verwirrt nahm der Beschossene die Kugel, entfaltete sie und las die empörten Worte des Jüngeren. »Spinnst du, Seto?! Du wirst auf keinen Fall in die Firma fahren!!! Du hast gestern verdammt wenig geschlafen und sonst musst du doch auch noch für die Prüfungen lernen und wie wir anderen beim Aufbauen helfen!!!! DU ÜBERARBEITEST DICH NOCH, VERDAMMT!!!!!!!!!!!!!!« Verwundert kratzte der Brünette sich am Kinn, las sich den Zettel immer und immer wieder durch. Natürlich hatte er bemerkt, dass er sich seit einiger Zeit viel besser mit Joey verstand und er hatte auch bemerkt, dass es ihm gut tat sich dem Jungen anzuvertrauen... doch dass dieser sich solche Sorgen um ihn machte war einfach nur zu Schön um wahr zu sein. Doch vermutlich mochte er ihn einfach nur als guten Freund... und irgendwie war das auch ziemlich schön für den Größeren. Als der Lehrer mit seinem Vortrag am Ende war erhoben sich die einzelnen Schüler und machten sich wieder auf den Weg. Joey wartete noch auf seine Freunde und natürlich musste demnach auch Seto warten. Und kaum waren Yugi, Tea und Tristan bei dem Blonden und dem Brünetten, machten sich die Fünf auch schon auf den Weg – und ernteten dabei viele, verwunderte Blicke. Wer hätte auch jemals ahnen können, dass ausgerechnet der große Seto Kaiba jemals mit dem ‚Kindergarten’ durch die Schule laufen würde. Das war schon ein richtiger Blickfang. Beim Cabrio angekommen liess Joey sich freudig summend auf dem Beifahrersitz nieder und schaltete mit einem Knopfdruck das Radio ein, kaum dass Seto den Wagen gestartet hatte. „Also, Leute, wir sehen uns morgen!!!“, verabschiedete der Blondschopf sich von seinen Freunden. Diese nickten nur und Yugi entgegnete: „Bis dann! Und vergiss nicht, auch, wenn wir morgen keine Prüfung haben, lern ein bisschen!!!“ „Ja ja, keine Angst. Ich mach das schon!!“ „Dann ist ja gut. Man sieht sich, ihr Beiden!“ „Ciao Leute!“ Und als auch der Fahrer einmal kurz Gebrummt hatte legte eben dieser den ersten Gang ein, trat aufs Gas und raste zusammen mit seinem Hündchen davon. So schnell sie bei dem Verkehr eben konnten rasten sie Richtung Kaiba-Villa. Irgendwann fragte Joey jedoch plötzlich: „Warum musst du eigentlich immer soviel in der Firma arbeiten? Kannst du nicht einfach jemand anstellen, der das für dich macht?“ „Ich bin der Chef der Kaiba Corporation. Denkst du wirklich, ich kann einfach so jemanden einstellen, der MEINEN Job macht?! Dann müsste ich dieser Person blind vertrauen und das kann und will ich nicht! Also halt dich aus meinen Angelegenheiten raus!!“, schloss der Ältere das Gespräch ab und nur ein paar Minuten später kamen die Beiden bei der Villa an. Ohne große Worte ‚schmiss’ Seto sein Hündchen aus dem Wagen, verabschiedete sich kurz ehe er erneut aufs Gas stieg und davonraste. Murrend wandte der Kleinere sich ab und trat in die Villa. Der Hausbesitzer hatte dem Blondschopf gleich am selben Tag, an dem er zu den Kaibas gezogen war einen Hausschlüssel gegeben, sodass dieser immer nach Hause konnte, auch, wenn Seto und Mokuba mal nicht da waren. Vorsicht ist bekanntlich besser als Nachsicht. Seufzend schritt Joey in die große Villa, warf seine Schulsachen in eine Ecke und pflanzte sich ins Wohnzimmer um dort in aller Ruhe fernzusehen. //Ich lern später... wenn Seto wieder da ist...// Nur, was der Junge nicht bedachte war, dass der Firmenchef erst mitten in der Nacht nach Hause kam, als alles andere im Haus schon schlief, inklusive seinem Hündchen. Kapitel 9: Vorbereitungsarbeiten -------------------------------- Die nächsten Tage sollten verdammt anstrengend werden, und zwar für alle Schüler der Domino High. Die Lehrer kannten keine Gnade, wenn es um die Vorbereitungen für das Schulfest ging und da war es ihnen auch Scheißegal, das manche Schüler noch für Prüfungen lernen mussten. Und vor allem der Sportlehrer war zu der Zeit Extrafies! Natürlich, JETZT war die Zeit, wo er sich für alle Gemeinheiten und für den Nicht-Gehorsam mancher Schüler rächen konnte ohne, dass einer der anderen Lehrer drein quatschen konnte. Die waren nämlich selbst genug beschäftigt damit, alles rechtzeitig fertig zu bekommen. Und so wurden auch die Schüler, die noch Prüfung hatten eingeteilt. Während einige von ihnen draußen arbeiteten machte sich der Grossteil an der Turnhalle zu schaffen, welche unbedingt auf Vordermann gebracht und dekoriert werden musste. Und da waren viele, viele Hände nötig, um DAMIT fertig zu werden. Es wurde geplant, gezeichnet, gesucht, gerufen, gebastelt und vieles mehr. Doch eine Stimme hallte besonders laut durch die große Halle: „JOEY!!!!!! Pass auf, sonst knallst du auf die Fresse!!!!“ „Das ist sehr aufmunternd von dir, Tristan, vielen Dank“, maulte der Blondschopf, welcher gerade an der Sprossenwand entlang kletterte und allen möglichen Schmuck aufhängte. Krampfhaft klammerte sich der Kleine an einer der Sprossen fest, atmete tief durch und versuchte nicht nach unten zu fallen. Am Ende würde er noch mit einem Knochenbruch im Krankenhaus liegen und das konnte der Junge jetzt wirklich nicht gebrauchen. Mühsam kletterte Joey ganz hinauf, sodass er sich nicht mehr festhalten konnte und versuchte mit beiden Händen das große Banner an der Wand zu befestigen. Als er es endlich zum Halten gebracht hatte atmete das Hündchen einmal tief durch ehe er vorsichtig wieder nach unten kletterte. Er machte ein paar Schritte nach hinten und betrachtete das Banner, meinte dann, sich selbst auf die Schulter klopfend: „Na also!! Sieht doch gar nicht mal so schlecht aus!!“ „Sehr gut, Wheeler! Dann können Sie ja jetzt Eimer und Schwamm nehmen und damit beginnen, die Gänge in der Schule zu putzen!!“ Entgeistert starrte der Angesprochene seinen Sportlehrer an, der mit Eimer und Putzzeug hinter ihm stand, auf den Lippen ein überhebliches Grinsen. Murrend, jedoch ohne Widerworte nahm er dem Lehrer alles ab und machte sich auf den Weg zurück ins Schulgebäude um dort damit zu beginnen, die einzelnen Gänge auf Vordermann zu bringen. //Der spinnt doch!!! Gänge putzen!!! Ich fass es nicht!!! Wieso hasst mich der Sportlehrer nur so?!// Kaum, dass Joey im Schulgebäude angekommen war füllte er den Eimer auch schon mit Wasser und kniete sich hin um in aller Ruhe den Ersten von vielen Gängen zu schrubben. Wenigstens wurde er nicht beaufsichtigt und konnte so immer wieder eine größere Pause einlegen. Als fast eine ganze Stunde um war und niemand vorbei gekommen war wurde es dem Blonden langsam langeilig und er begann leise vor sich hin zu summen. Das Summen wandelte sich jedoch schon bald in Gemurmel und das Gemurmel wurde schließlich zu seinem richtigen Singen, was von Minute zu Minute lauter wurde und in den Gängen des leeren Gebäudes widerhallte. „Life’s just a game We all wanna win Keep your hand a secrets Unleash the monster within Sometimes it’s over Before it’s even begun If someone else get hurt Then what have you really won I’m always one card short Always one day late For once I’d like an ending I can celebrate Stacked the deck myself, so there’s no one else to blame I need just one more move One final chance to prove… I can win this game! Life’s just a duel That’s how the world is made But are we all players Or are we being played I’m always one card short Always one day late For once I’d like an ending I can celebrate Stacked the deck myself, so there’s no one else to blame I need just one more move One final chance to prove… I can win this game! Is what happens next in your control? Are you doing what you want, or what you’ve been told? Do you chouse the cards from your own hands Or are we all just puppets in a master plan One more move I’m always one card short Always one day late For once I’d like an ending I can celebrate Stacked the deck myself, so there’s no one else to blame I need just one more move One final chance to prove… I can win this game! One card short One day late Give me something Something to celebrate Stacked the deck myself so there’s no one else to blame One more move, I’m gonna win this game I’m gonna win this game I’m gonna win this game One more move, I’ll win this game Everybody celebrate…” „Jaul hier nicht die Gänge voll, dass schreckt ja alle Anderen ab!!!“, ertönte plötzlich Setos Stimmer am Ende des Ganges. Erschrocken riss Joey den Kopf hoch und starrte seinen Drachen an, der mit geschmeidigen und federnden Schritten schnell näher kam. Vor dem Blonden angekommen ging der Firmenchef in die Hocke und grinste süffisant: „Wenn du dich nach deinem Herrchen sehnst hättest du auch einfach zu mir kommen können anstatt hier rumzujaulen!!“ Joey jedoch plusterte nur seine Wangen auf und streckte dem Brünetten die Zunge raus. „Ich muss Gänge putzen!! Das ist stinklangweilig, aber davon hast du ja keine Ahnung, ne?“ „Eigentlich nicht. Das machen meine Angestellten für mich.“ Demonstrativ verdrehte der Kleinere die Augen, tunkte seinen Schwamm in den Kübel und drückte ihn Seto einfach in die Hand. Als dieser ihn fragend anblickte verdrehte Joey erneut die Augen, nahm sich einen zweiten Schwamm und machte Seto vor, was er zu tun hatte. Schwamm nehmen. Ins Wasser tunken. Auf den Boden klatschen. Putzen! Und das immer und immer wieder. „So, Drache, und jetzt du!!“, forderte Joey und sah den verdutzten Firmenchef mit großen Augen an. Dieser wusste zwar nicht wirklich was das Ganze sollte, doch inzwischen vertraute er Joey soweit, dass er einfach das tat, was der Junge ihm aufgetragen hatte. Zögernd legte er den Schwamm auf den Boden und begann leicht darüber zu wischen, doch der Blondschopf plapperte gleich wieder drein: „Mehr Druck, Seto!! Das ist ein BODEN, der hat keine Gefühle!! Schrubb richtig, mit aller Kraft, dann wird das schon!!!“ „...wenn du meinst...“ Einen Moment lang sah es noch so aus, als würde er nicht ganz verstehen, was sein Hündchen von ihm wollte, doch schließlich kniete der Brünette sich hin und begann etwas kräftiger zu Schrubben... was jedoch immer noch nicht wirklich den Schmutz vom Boden löste, also kniete Joey sich neben ihn und legte seine Hand auf Setos. Dieser hielt entsetzt inne und starrte in zwei rehbraune Augen, die ihn sanft anblickten. „Pass auf, Seto, ich zeig dir wie das geht!“, hauchte der Kleinere leise und drückte die Hand seines Drachen bestimmt fester auf den harten Boden. Erst hielt er einfach nur still, dann begann der Blonde jedoch langsam und mit gewissem Druck zu Schrubben und zeigte dem verwöhnten Firmenchef so, wie das richtig ging. **Oh man, ich hoffe, ihr hab jetzt nicht wieder pervers gedacht, ihr Hentais da draußen!! Aber wie soll man auch schreiben, dass Joey Seto erklärt wie man einen Gang ‚schrubbt’? XD** Eine Zeit lang knieten die Beiden einfach nur nebeneinander, Joeys Hand weiterhin auf Setos ruhend und gemeinsam den Boden schrubbend ehe der Größere der Beiden meinte: „Das von vorhin... tut mir Leid...“ „Was denn?“ „Das ich gesagt hab, du verschreckst die Anderen mit deinem Gesang... das war gelogen... du hast eine schöne Stimme...“ „Ach Seto, mach dir keinen Kopf wegen so einer belanglosen Kleinigkeit!! Ich weiß doch, dass du es mit deinen Gemeinheiten nicht so meinst... mindestens seit du mich gefragt hast, ob ich bei euch einziehe.“ „...warum hast du eigentlich angenommen? Ich hab dich doch immer nur gehänselt und war gemein zu dir...“ „Stimmt... aber in letzter Zeit hab ich immer mehr gemerkt, wie schlecht es dir eigentlich ging. Du hast von Tag zu Tag müder und erschöpfter gewirkt und als dein Erzfeind mach ich mir halt Sorgen um dich!! Macht ja keinen Spaß mehr, wenn du auf keine fiese Anmache von mir mehr reagierst!“ „...“ Mit weicher, kaum hörbarer Stimme fügte Joey noch hinzu: „Ich hab dich lieb, Seto... schon sehr lange... ich hab inzwischen gemerkt, dass deine kalte und abweisende Art reiner Selbstschutz ist... und ich weiß, dass es dir nicht leicht fällt, dich jemandem zu öffnen... und deshalb... danke ich dir, dass du dich ausgerechnet MIR öffnest und mir erlaubst bei Mokuba und dir zu wohnen... das bedeutet mir wirklich viel, Drache.“ Eine Zeit lang blickten sich die Beiden tief in die Augen. Das sanfte Lächeln und das glückliche Strahlen in den rehbraunen Augen zogen Seto in ihren Bann. Sie lösten Gefühle in ihm aus, die er schon lange zu Unterdrücken versuchte und es dann doch immer wieder schafften nach oben zu kommen. Und auch Joey ging es nicht anders. Dieses klare, kalte Blau in den Augen des Größeren, welches jeden Abschrecken sollten, der seinem Drachen zu nahe kam, hatte, wenn man genauer hinsah, etwas Magisches und Unwiderstehliches. Als würde er drohen in den unendlichen Weiten dieser Saphire zu ertrinken und Weit und Breit war kein rettendes Ufer in Sicht. Langsam und ohne, dass sie es wirklich mitbekamen, näherten sich die Zwei einander und schlossen vertrauensvoll ihre Augen. Sie konnten die warme Haut des Anderen fühlen, spürten den brennenden Atem ihres Gegenübers und kurz bevor sich ihre Lippen der sehnlichen Berührung hingaben ertönte plötzlich eine vertraute Stimme am Ende des Ganges: „Joey!!! Kaiba!!! Da seid ihr ja!! Ich hab euch schon überall gesucht!!“ Erschrocken rissen die Angesprochenen die Augen auf und rutschten blitzartig vom jeweils Anderen weg, sodass sie binnen von Sekunden jeder auf einer anderen Seite des Ganges an der Wand gelehnt saßen. Schwer atmend und mit rasenden Herzen starrten sie sich an ehe Joey sowie auch Seto ihren Blick zu Yugi wandten, der inzwischen näher an die am Boden sitzenden getreten war. „Sorry, ich wollte nicht stören...“, entschuldigte der Kleine sich schnell als der Brünette auch schon aufstand und eiskalt meinte: „Mach dich nicht lächerlich, Yugi!!! Wobei hättest du denn schon stören sollen?!“ „Na ja... das sah gerade so aus als wolltet ihr...“ „Sei still!!“, unterbrach der Firmenchef ihn laut und der Kleinere wich erschrocken zurück. Es war klar, dass es dem Brünetten peinlich war, dass er der Versuchung beinahe nachgegeben hätte und vor allem, dass er jetzt Angst hatte. Große Angst, die er irgendwie zu verstecken versuchte. Und wie Joey es vorhin so treffend erklärt hatte war die Kälte einfach nur eine andere Art von Selbstschutz. Und bevor Seto auch noch anfangen konnte den Kleinen anzuschreien ging der Blonde dazwischen und nahm, ohne fragen, ohne Ankündigung oder sonst irgendein Zeichen seinen Drachen an der Hand. Dieser starrte den Jüngeren verdutzt und leicht entsetzt an, wehrte sich jedoch nicht dagegen als Joey sich an ihn lehnte. „Nicht schreien, Seto!! Yugi meint es doch nicht böse!! Keine Sorge, er wird sicher niemanden verraten, was er gesehen hat... oder?“, warf der Blondschopf einen fragenden Blick auf seinen Freund und dieser schüttelte heftig den Kopf. „Ich werd niemandem etwas davon erzählen, versprochen. Und Yami hält auch dicht!! Nicht wahr?“, zischte der Kleine zu seinem Millenniumspuzzle und auch wenn Seto und Joey es nicht sehen konnten, so nickte der alte Pharao. Leise murrend wandte der Größte der Drei den Blick von den anderen Beiden ab, wagte es jedoch nicht die Hand seines Hündchens loszulassen. Im Gegenteil, er drückte sogar leicht zu, sodass Joey spüren konnte, dass sein Drache ein bisschen Angst hatte. Liebevoll strich der Kleinere mit seiner zweiten, freien Hand über den Handrücken des Anderen und drückte auch noch etwas fester zu, wollte dem Drachen so zeigen, dass er bei ihm war und ihn beschützte. „Warum hast du uns eigentlich gesucht?“, warf Joey schließlich ein und sah Yugi fragend an. Dieser dachte kurz nach ehe ihm wieder einfiel was er eigentlich von den Beiden wollte: „Der Sportlehrer hat mich geschickt, er hat eine Aufgabe für euch beide!!“ „Ach, was will der olle Saftsack denn von uns? Ich dachte, er wollte, dass ich die Gänge hier schrubbe!“ „Tja, er hat sich’s anders überlegt... ihr Zwei sollt die restlichen Kisten aus dem Keller holen und in die Turnhalle tragen.“ „Ich verklag den Kerl“, zischte der Brünette leise und Joey nickte nur anerkennend, ebenso wie Yugi. Dieser verabschiedete sich nach einigen Minuten und vielen eiskalten und bitterbösen Blicken von Seiten des Drachen wieder und verzog sich zurück zu seinen restlichen Mitschülern. Die beiden Übriggebliebenen standen noch eine Zeit lang wie verloren auf dem Gang ehe sie sich umdrehten und Richtung Keller gingen, das Putzzeug einfach stehen lassend. Inzwischen hatten sie sich auch schon wieder losgelassen und liefen mit einem kleinen Sicherheitsabstand nebeneinander her, in tiefes Schweigen gehüllt. Doch nach einiger Zeit brach erneut der Brünette die Stille, indem er verlegen nuschelte: „Das wegen vorhin... also... ich meine, bevor Yugi gekommen war... das... äh...“ „D-Du meinst... den... ‚Beinahe-Kuss’?“ „...“ Verschüchtertes Nicken. „D-Das war doch... nichts weiter als ein... ein Versehen... oder?“ „J-Ja... du hast recht... ein... Versehen...“ Traurig ließen die Jungs ihre Köpfe hängen, ahnte nicht, dass der jeweils Andere denselben Gedanken hegte wie sie selbst... //Nur ein Versehen... wenn ich doch nur sagen könnte, was ich denke... aber dann würde er mich vermutlich hassen...// Nach schier endlosen Minuten kamen die Beiden endlich im Keller an, standen vollkommen verdattert auf den Berg von Kisten, welcher unglaublich riesig war. „Das ist doch nicht sein ernst!! SO VIELE KISTEN?! VERDAMMT!!!“ „Krieg dich wieder ein, Köter, und hilf mir lieber“, knurrte der Brünette ebenso angepisst wie Joey, hatte sich jedoch im Gegensatz zu diesem schon die ersten beiden Kisten in der Hand und machte sich auf den Weg nach oben. Schnell schnappte auch der Blondschopf sich zwei Kisten und folgte dem Firmenchef nach oben, Richtung Turnhalle, die zum Glück nicht allzu weit weg lag. Schnell stellten sie die Kisten vor dem Nebengebäude ab und gingen zurück in den Keller um dort die nächsten paar Kisten herauf zu tragen. So ging das ein paar Stunden lang und während Seto nur leise und erschöpft keuchte ächzte Joey schon laut und schlurfte auch nur noch mühsam und mit aller Kraft hinter dem Größeren nach. Dem wurde das Gejammer langsam zu blöd und so blieb er abrupt stehen, sodass der Kleinere in ihn rein lief. Schwungvoll drehte Seto sich um und fauchte verärgert: „Jetzt hör doch mal mit dem Gejammer auf streng dich ein bisschen mehr an, Köter!! Das nervt langsam tierisch!!“ Joey, der durch den plötzlichen Stopp auf den Hintern gefallen war, rieb sich die Stirn und murrte leise: „Das tut weh... kannst du mich das nächste Mal vielleicht vorwarnen?!“ „Nur, wenn du endlich aufhörst zu Jammern wie ein Kleinkind!!!“ „Und was, wenn ich nicht aufhöre?!“ „Dann schläfst du heute in der Hundehütte!!!“ „Ach, du hast ja nicht mal eine im Garten stehen!!!“ „Dann kauf ich eben eine!!“ „Nur für mich??“ „Ja, extra für dich!!“ „Krieg ich da auch Kabelfernsehen rein?“ „Nein, aber du musst dir die Hütte mit nem Dobermann teilen!!“ „Du hast nen Dobermann daheim?“ „Nein, aber ich werd einen zusammen mit der Hundehütte kaufen!!“ „Du bist fies, Seto!!“ „Ich weiß.“ „Hilfst du mir auf?“ „Nein.“ „Wieso nicht?“ „Weil du selbst aufstehen kannst!!!“ „Stimmt nicht.“ „Oh doch.“ „Ich will trotzdem, dass du mir auf hilfst!!“ „Mach ich aber nicht.“ „Wieso nicht? Als Herrchen musst du dich auch um mich kümmern!!“ „Aber Hunde gehören doch auf den Boden.“ „Gut, dann bleib ich sitzen und helf dir nicht dabei die Kisten hoch zu tragen.“ „Dann wird dich der Sportlehrer lynchen.“ „...mist!!!“ Geschlagen seufzte Joey auf und mühte sich wieder auf die Beine. Das war auch echt zu unfair, dass Seto jede ihrer Streitereien gewann. Na ja, wo er recht hatte, hatte er nun mal recht, also was sollte der Kleine da auch noch groß machen? Kaum das er wieder stand drückte Seto ihm auch schon seine beiden Kisten in die Hand, die er beim Zusammenstoss hatte fallen lassen und machte sich ohne ein weiteres Wort oder einen Blick auf den Weg Richtung Turnhalle. Und sein Hündchen tapste ihm schnell hinterher. Nach knapp einer Stunde hatten die Beiden die letzte Kiste hinauf getragen und dachten, sie könnten sich endlich ausruhen, doch da rief der Sportlehrer sie schon wieder zu sich um ihnen eine neue Aufgabe zuzuteilen. „Wir brauchen noch jemanden, der die einzelnen Stände an die richtigen Plätze trägt und da ihr Beide gerade fertig geworden seit und nichts zu tun habt werdet ihr das machen“, verkündete er und achtete dabei nicht auf die entsetzten Gesichter von Seto und Joey. Diese wandten sich von dem Kerl ab und stapften sauer zu ihrer neuen Aufgabe. „Ich verklag ihn!! Sobald wir hier fertig sind verklag ich ihn!!!“, murrte der Firmenchef vor sich her und der Blondschopf nickte nur zustimmend. Nach ein paar Minuten waren die Beiden auch schon bei den einzelnen Ständen angekommen und sahen sich um. Rund um sie waren ihre Mitschüler mit anderen Arbeiten beschäftigt doch es schien so, als wäre keiner dazu eingeteilt worden ihnen zu helfen. Also wieder traute Zweisamkeit. „Das nervt!!!“, stellte Joey so intelligent fest doch zur größten Überraschung nickte der Brünette neben ihm einfach nur zustimmend. Leise vor sich hin murrend schritt Seto an seinem Hündchen vorbei auf den ersten Stand zu, schnappte sich die eine Seite und fauchte, als der Blonde sich nicht von selbst zu ihm bewegte: „Soll ich das hier etwa alleine tragen?! Hilf mir gefälligst, Köter!!“ „Das Seto Kaiba mich mal um Hilfe bittet... ein Traum wird wahr!!“, flötete dieser und hüpfte wie eine Primaballerina zu Seto, welcher nur demonstrativ die Augen verdrehte und dem Kleineren einen Eisblick schickte. Schnell hatten sie den Stand an beiden Enden gepackt und trugen ihn an den Rand des Platzes und stellte es dort auf, wo die Markierung es verlangte. Dann gingen sie zurück zu den Ständen, schnappten sich den Nächsten und trugen ihn wieder zu der ihm bestimmten Stelle. Und so ging das den ganzen Nachmittag, bis endlich alles dort war wo es hingehörte. Müde und erschöpft hatten Seto und Joey sich verkrochen, versteckten sich im Geräteraum der Sporthalle hinter dem großen Mattenwagen und schnappten gierig nach Luft. „Aus! Mir reicht es! Ich verklag den Kerl!!“, brummte der Firmenchef als er die Stimme des Sportlehrers hörte, der nach ihm und seinem Hündchen rief. Dieser murrte leise: „Das hast du heute schon zweimal gesagt... ich hoffte du tust es auch wirklich!!“ „Glaub mir, Köter, DAVON wird mich NIEMAND abhalten!!“, zischte der Brünette und rappelte sich auf, da das Geschrei des Lehrers langsam unerträglich wurde. Er achtete nicht auf den entsetzten Blick des Blonden, kletterte einfach über den Mattenwagen und schlenderte zur Tür. Kaum dass er dort angekommen war legte sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter und als er sich umdrehte lächelte ein kleines, blondes Hundchen ihn liebevoll an. „Allein lass ich dich da nicht hinaus, zu dem Tyrannen. Der zerreißt dich doch in der Luft!!!“, witzelte der Junge doch Seto entgegnete nur: „Das will ich sehen!!“ Langsam öffnete der Brünette die Tür und trat hinaus in den lärmenden Turnsaal, dicht gefolgt von Joey, der keinen Millimeter von seiner Seite wich. Richtig anhänglich, der Kleine. Und bereits nach wenigen Minuten hatten die Beiden auch schon den Sportlehrer gefunden, der, als er Seto und Joey entdeckte die Hände in die Luft warf und rief: „Na endlich!! Ich such euch schon seit ner halben Stunde!!!“ „Was wollen Sie?!“, fauchte der Brünette und liess den Lehrer so etwas zurückweichen. Dass ihn ein Schüler so anfauchte war der Mann nicht gewohnt und da der junge Firmenchef auch noch seinen berühmten Eisblick aufgesetzt hatte kam er nicht drum herum einmal schwer zu schlucken. War also doch ein schlechter Fehler sich jetzt mit Seto Kaiba anzulegen. „Wenn Sie noch eine Aufgabe für uns haben können Sie sicher sein, dass ich Sie verklage!!! Ich hab nichts dagegen Kisten zu schleppen oder irgendwelche Stände in der Gegend rum zu tragen, aber wenn Sie denken, dass das eine Aufgabe für gerade mal zwei Schüler ist, dann haben Sie sich aber gewaltig getäuscht!! Joey und ich werden noch was für das Schulfest tun, aber wenn Sie uns auch nur EINE Kiste oder sonst irgendetwas schweres schleppen lassen, dann nehmen Sie sich vor meinen Anwälten in acht!! Und seien Sie sicher, dass ich, Seto Kaiba, keine drittklassigen Dilettanten zur Verfügung habe!!! Also?! Was wollen Sie von uns?!“, schloss Seto ruhig und gelassen, was irgendwie gar nicht zu seiner bedrohlichen Äußerung von zuvor passte. Entsetzt starrte der Sportlehrer den Blauäugigen an, welcher seinen Blick weiterhin eiskalt erwiderte. Schließlich räusperte sich der Mann einmal und nuschelte registriert: „Nun ja, ich denke für heute habt ihr schon genug gemacht. Ich denke, ihr könnt nach Hause gehen.“ „Vielen Dank“, und schon im nächsten Moment waren Seto und Joey in der Menge verschwunden. Natürlich waren sie nicht die Einzigen, die gehen durften, aber der Lehrer hatte nun mal helle Freude daran ausgerechnet den Brünetten und den Blonden zu quälen. Beim Cabrio angekommen schloss Seto sofort auf und gerade als er sich auf dem Fahrersitz niedergelassen hatte sprang auch schon sein Hündchen auf den Beifahrersitz. „Bist du bescheuert, Köter!! Wenn du mir den Lack zerkratzt setzt es was!!“, fauchte der Drache erbost. „Ach was, deinem schicken Schlitten passiert schon nichts.“ „Und woher willst du das wissen?!“ „Weil ich dem Lack nicht zu nahe komme!“ „Trotzdem!! Dazu kommt ja noch, dass du meine Innenausstattung verdreckst!!“ „Du hast doch Personal, das das wieder sauber machen kann!!“ „Das dauert mir zu lange!!“ „Dann nimm einen anderen Wagen!!“ „Wie kommst du darauf, dass ich noch Autos hab?!“ „Weil du ein reicher Firmenchef bist und dir sicher noch ein paar gekauft hast!!“ „Und trotzdem will ich nicht, dass du ins Cabrio springst!!“ „Und warum nicht?“ „Weil du dich verletzen könntest!!!“ „...“ Verdutzt starrte Joey den Brünetten, der leicht Rot geworden war an. Dieser konzentrierte sich weiterhin auf die Straße und starrte auf einen fernen Punkt, den sein Hündchen nicht zu sehen schien. Langsam wandte auch der Blonde seinen Blick von Seto ab, starrte ebenfalls auf die Straße und sprach, bis sie bei der Villa ankamen kein Wort mehr. Mit der Zeit hatte sich die Müdigkeit und Erschöpfung in den Körpern der Jungs bemerkbar gemacht und so schleppten sich die Beiden in das große Gebäude. Ein Blick auf die Uhr verriet ihnen, dass es erst 20 Uhr war und trotzdem waren Beide sich einig als sie beschlossen sich schlafen zu legen. Der nächste Tag sollte nämlich, laut den Lehrern, genauso anstrengend werden wie der hiesige. Also wollten Seto und Joey ihre Kraftreserven aufladen. Mit letzter Kraft schaffte es Seto, dessen Zimmer ja etwas weiter lag als das des Kleineren, in eben jenes und schloss die Tür hinter sich ab. Kaum beim Bett angekommen schlüpfte er aus seinem Mantel und liess sich, mitsamt den Klamotten ins Bett fallen, schlummerte auch kurz darauf ein wenig ein. Im Halbschlaf liegend genoss der Junge die letzten, warmen Sonnenstrahlen, die auf sein Gesicht vielen ehe er ins Land der Träume entschwand... Kapitel 10: Träume aus vergangenen Tagen ---------------------------------------- Müde hatte der Brünette die Augen geschlossen, genoss die letzten, warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht. Ein kühler Wind, der die anstehende Nacht ankündigen sollte blies ihm entgegen und es schien fast so als wäre alles in Ordnung in seinem Leben. Doch als seine Gedanken abdrifteten und er das Gesicht eines kleinen, blonden Jungen vor seinem inneren Auge sah wurde dem Jungen das Herz schwer. Und gerade als er dachte, er müsse los schreien riss ihn eine bekannte und zugleich fremde Stimme aus den Gedanken: „Dort kommen sie...“ Mühsam öffnete der Brünette seine saphirblauen Augen, liess den Blick über den heißen Boden schweifen ehe sein Blick an einem gigantischen Menschenauflauf heften blieb, der sich ihm unaufhaltsam näherte. „Der Pharao scheint viel mehr Soldaten und Anhänger zu haben als wir dachten... scheint als hätte da jemand Mist gebaut...“, ertönte erneut die fremde Stimme und als der Brünette den Kopf leicht zur Seite drehte sah er, dass ein schwarzhaariger Junge, nicht älter als er selbst sprach. Kurz darauf ertönte auch schon die zischende, falsche Stimme eines alten Mannes: „Zügle deine Zunge, Ungläubiger!! Wie hätte Seth auch ahnen können, dass der Pharao auch nach Soldaten rufen liess, welche sich an den Landesgrenzen aufhielten?!“ Seth verdrehte nur demonstrativ die Augen und starrte weiterhin auf die Menschenmengen die immer näher kamen. Den Streit der zwei Sethpriester ignorierte er dezent, dennoch weiteten sich seine Pupillen erschrocken als er einen schwarzen, rotäugigen Drachen zwischen den Göttermonster des Pharaos erkannte. //Das kann doch nicht... Jono!!! Also stellst auch du dich gegen mich...// Langsam aber sicher wurde der Blick des ehemaligen Hohepriester von Sekunde zu Sekunde kälter, bis er schließlich vollkommen gefühllos war. Auch Akunadin und Neschi hatten ihren Streit gestoppt und warteten, dass ihr Führer das Wort erhob. Und gerade, als der Pharao und seine Gefolgschaft bei ihnen ankam stieß der weiße Drache, das KA des Brünetten, einen lauten, ohrenbetäubenden Schrei aus. Als Seth den Blick über Atemu und seine Freunde schweifen liess erkannte er, dass Jono sich erneut in ein großes Tuch gehüllt hatte. Allein der schwarze Rotaugendrache über ihm verriet, dass die vermummte Gestalt sein Sklave und Geliebter war. Als Atemu den Mund öffnete und sprach lief Seth ein dunkler Schauer durch den Körper und die Wut in seinem Inneren wurde nur noch verstärkt: „Seth!! Lass es sein!! Komm zurück in den Palast und wir vergessen das alles, ja?!“ Ein lautes, amüsiertes Lachen drang aus der Kehle des Brünetten und all seine Anhänger stimmten ebenso mit ein. Doch kaum, dass Seth verstummte verstummten auch die Anderen. Ganz klar, er fand es witzig, was Atemu gesagt hatte. Und aus diesem Lachen hatte jeder die Ironie herausgehört. Wütend und mit vor Wut bebender Stimme fauchte er: „Was denkst du von mir?! Dass ich einfach so zurück gekrochen komme?! Zu DIR?! Wo du mich so sehr gequält hast?!“ Einen Augenblick sah es so aus als hätte der ehemalige Hohepriester mit seinen Worten gewonnen, doch plötzlich ertönte eine Stimme, die dem Brünetten den Magen zusammen zog und er musste befürchten sich zu übergeben: „Wenn du nicht zu Atemu zurück willst, dann bitte, Seth, komm zu mir!!“ Für die Anderen musste es so aussehen als wäre der Blick des Jungen vollkommen gleichgültig doch in Wirklichkeit war dieser leere, ausdruckslose Blick reiner Selbstschutz. Die Worte des Blonden trafen direkt in sein Herz und am liebsten wäre er sofort mit dem Kleinen abgehaut, doch sein Stolz und seine Bestimmung ließen es nicht zu. Seth wusste, dass er die Sethpriester an die Spitze der Macht bringen musste, sonst würde er auf ewig von Atemu gequält werden. „Halt deinen Mund, Jono!! Ich will nichts von dir und deinen Gefühlen wissen!! Du spielst mir ja doch nur etwas vor!!“ Da die Sonne bereits unter ging hatte der Sklave sein Tuch, in welches er gehüllt war abgelegt, brauchte keine Angst mehr davor zu haben einen Hitzschlag zu bekommen. Und so konnte der Führer der Sethpriester auch den entsetzten und ungläubigen Gesichtsausdruck seines Geliebten sehen ehe dieser wütend rief: „Verdammt, Seth, ich liebe dich! Warum sagst du, dass ich dich belüge?!“ „Weil es so ist! Wenn du mich wirklich lieben würdest, dann hättest du dich den Sethpriestern angeschlossen, genauso wie ich!“, erklärte der Angeschrieene und musste sich stark zusammen reißen, dass ihm keine Tränen in die Augen schossen. Als Führer der Sethpriester konnte er es sich nicht leisten Schwäche zu zeigen. Doch es schien fast so als hätte Jono für alles eine Erklärung parat: „Bitte versteh mich doch! Du hast selbst gesagt, ich bin der Schützling des Horus! Ich KANN mich nicht gegen ihn stellen indem ich mich den Sethpriestern anschließe!“ „Dann wirst du genauso wie Atemu sterben“, zischte Seth leise, jedoch so, dass alle es hören konnten. Er sah wie Jonos Augen sich weiteten und gerade als er den Mund öffnen und etwas erwidern wollte rief Neschi plötzlich: „Es ist soweit!! Der dunkle Gott hat den Sonnengott besiegt!! Hier sind wir in unsrem Element!!“ Seth wusste, was das hieß. Die Sonne war vollends untergegangen und überall in Ägypten war Nacht, sodass die Macht des Rah stark geschwächt war. Und das schien auch der Pharao zu merken, denn sein Blick wanderte entsetzt an die Stelle im Horizont, wo sich vor kurzem noch die Sonne befunden hatte. Niemand sprach ein Wort, alle mussten die Ankündigung erst auf sich wirken lassen, was jedoch nicht sonderlich lange dauerte. Erneut ertönte die Stimme Neschis und er gab den Befehl zum Angriff, indem er ein lautes ‚Attacke’ von sich gab. Schlagartig stürzten sich Seths Leute und die Leute Atemus aufeinander, Menschen sowie Monster begannen unter ohrenbetäubenden Geschrei und Gebrüll, welches ihren letzten Kampf um das Sein und nicht Sein Ägyptens einläutete. Alle schienen sich in diesen Kampf zu stürzen, ihre Gier nach Blut war einfach nur widerlich in Seths Augen. Umso erstaunter war er als er sah, dass Jono sich keinen Millimeter wegbewegt hatte. Auch wenn sein KA, ebenso wie Seths, sich aufgemacht hatte und sich an der Schlacht beteiligte, der Junge selbst hatte sich nicht bewegt. Unabwegig starrte er in die tiefblauen Saphire des Größeren und dieser erwiderte den Blick so lange, bis er vom Schlachtfeld her den Schrei der Göttermonster hörte und sich so wieder erinnerte was seine Aufgabe in diesem Spiel war. Als wäre er ihm vollkommen gleichgültig wandte Seth sich von dem Blondschopf ab, stürzte sich mit seinem Pferd direkt ins Schlachtgetümmel auf der Suche nach dem Pharao. Was aus Jono wurde wusste er nicht, doch er war sich sicher, dass der Blonde noch eine große Rolle in diesem Kampf spielte. Und damit hatte Seth mehr als nur Recht. Lange Zeit hielt der Brünette sich aus der Schlacht raus, wollte sich seine gesamte Kraft für den Pharao aufsparen. Seine gefühllosen, blauen Augen suchten unnachlässig das Schlachtfeld ab, jedoch war nirgendwo eine Spur von Atemu. Niemand schien den ehemaligen Hohepriester zu bemerken und falls es doch jemand wagen sollte ihn anzugreifen schaltete sich sein weißer Drache mit eiskaltem Blick ein. Der Junge sah nicht, wie die weißen Schuppen seines Drachen immer mehr an Glanz verloren und sich langsam immer Dunkler und Dunkler färbten. Seine Gedanken drehten sich allein um Atemu, den er unbedingt finden und töten wollte. Er achtete nicht auf das Blut und die Leichen, die rund um ihn waren, ignorierte gekonnt die lauten und qualvollen Schreie der sterbenden Menschen und Monster. Allein an einem Gedanken hielt er sich fest. //Wo bist du nur, Atemu, wo bist du??// Gerade als der ehemalige Hohepriester dachte, der Pharao hätte sich irgendwo außerhalb des Schlachtfelds versteckt entdeckte er einen schwarz-violetten Haarschopf. Wie es schien hatte der Junge gerade einen schweren Kampf mit einem der Sethpriester und achtete deshalb nicht auf seinen alten Freund, der sein Pferd genau in Richtung der Kämpfenden lenkte. Doch kurz bevor er dem Pharao gegenüber stand baute sich plötzlich ein Kriegermonster vor dem Brünetten auf und Seth erkannte es sofort. Es war das KA eines Priesters vom Palast. „Verräter! Wagt es nicht Euch dem Pharao zu nähern!“, ertönte die Stimme Karimu’s und dieser wurde auch mit einem verdutzten Blick aus zwei tiefblauen Saphiren bedacht. Doch der Junge hatte sich schnell wieder gefangen, entgegnete, als er sah, dass der Priester mit ihm kämpfen wollte: „Karimu, du stellst dich zwischen mich und mein Schicksal!! Wenn du nicht sofort verschwindest bist du des Todes geweiht!!“ „Ich habe keine Angst vor Euch, Seth!! Wenn es sein muss, dann werde ich heute sterben, aber Euch nehme ich mit!!“ Ein süffisantes Grinsen schlich sich auf Seths Gesicht und mit arroganter Stimme erklärte er: „Oh, du verstehst da wohl etwas falsch, mein alter Freund! Nicht ich werde mit dir Kämpfen sondern ein alter Bekannter!!“ Und bevor Karimu auch nur im Ansatz fragen konnte, was der Junge meinte tauchte plötzlich Akunadin hinter Seth auf. Dieser hatte nämlich mithilfe seiner Seele seinen weißen Drachen befehligt den alten Mann zu sich zu bestellen. Immerhin wollte der ehemalige Hohepriester sich nicht die Finger mit so einem minderbemittelten und unwichtigen Priester schmutzig machen. „Akunadin!! Ihr auch?!“, riss der Priester mit der Millenniumswaage den Sethführer aus seinen Gedanken, welcher sofort hinzufügte: „Und auch Isis!“ Ohne auf die Reaktion Karimu’s zu warten lenkte Seth sein Pferd so, dass er an dem entsetzten Priester vorbeireiten konnte, machte sich erneut auf die Suche nach dem Pharao. Denn durch diesen kleinen Zwischenstopp hatte er den Jungen leider aus den Augen verloren. Fest gab er seinem Reittier die Sporen, woraufhin der Hengst mit lautem Hufgetrappel durch das Schlachtfeld eilte. Überrascht sah der ehemalige Hohepriester auf als er Mahado in einiger Entfernung kämpfen sah, blieb jedoch nicht stehen sondern raste wie ein Blitz an ihm vorbei, sein weißer Drache immer in seiner Nähe. Nach einigen, für den Jungen schier endlosen Minuten hatte er den Pharao aufs Neue entdeckt, beschleunigte mit seinem Pferd sogar noch mal. Ein breites Grinsen lag auf den Lippen des Brünetten, er war wild darauf das blaue Blut des Pharaos zu sehen, war das doch der eigentliche Wunsch des dunklen Gottes. Der Tod des Sohns des Rah. Immer wieder versuchten die Soldaten den ehemaligen Hohepriester aufzuhalten, dieser jedoch brachte sie mit einem einzigen Schwerthieb zur Strecke. Unentwegt raste er weiter auf sein Ziel zu, wagte es nicht sich auch nur länger als eine Sekunde mit einem seiner Gegner aufzuhalten. Warum sich auch mit kleinen Fischen zufrieden geben wenn er seinen wahren Schatz direkt vor Augen hatte? „Atemu!!“, ertönte der Schrei des Brünetten als er sich dem Jungen näherte. Endlich, endlich hatte er den Pharao erreicht. Endlich konnte er Rache nehmen für all das, was Atemu ihm angetan hatte. Endlich war der Zeitpunkt gekommen, an dem der Pharao seine letzte Reise antrat. Mit Genuss beobachtete er wie der Angesprochene den Sethpriester, mit welchem er bis vor kurzem noch gekämpft hatte mit einem kurzen Dolchstoss zu Fall brachte und sich dann umdrehte. Entsetzt weiteten sich die Augen des Pharaos als seine Lippen ein stummes ‚Seth’ formten und schon im nächsten Moment lenkte der Junge sein Pferd ab und ritt so schnell er konnte davon. Überrascht sah der Ältere der Beiden auf. //Atemu flüchtet? Wieso das denn? Hat er etwa einen Plan?// Die Gedanken des Jungen überschlugen sich doch er hielt nicht einen Moment inne. Es war sein einziges Ziel den Pharao zu töten und davon war er auch nicht wieder abzubringen. Als er ihn eingeholt hatte brachte Seth den Pharao mit einem lauten ‚Wo willst du hin?!’ zum Anhalten. Erschrocken wandte Atemu sich um und beobachtete wie der Brünette vom Pferd stieg, tat es ihm nach einigen Sekunden Bedenkzeit gleich. Ihren Pferden gaben sie Beide einen festen Klaps auf den Hintern ehe die Tiere laut aufwieherten und davoneilten. Die beiden Jungs jedoch blieben weiterhin stehen, starrten sich bedrohlich an. Es schien als würde sich die Spannung zwischen ihnen immer weiter straffen als plötzlich ein lauter, ohrenbetäubender Donner ertönte und eine unglaubliche Energiewelle sich von dem Pharao und dem ehemaligen Hohepriester aus über das gesamte Schlachtfeld erstreckte und jeden, egal ab Mensch oder Monster bewusstlos zu Boden drückte. Eine Zeit lang starrten die Beiden sich einfach nur an, auf ihre Umgebung achteten sie schon lange nicht mehr ehe Seth das Schweigen brach: „Hier endet es also! Dein Leben und meine Vergangenheit! Mit Beidem schließe ich hier und jetzt ab!“ Ein lautes, eisiges Lachen verließ die Kehle des Brünetten und der Dolch, den er ruhig und selbstbewusst aus seiner Halterung zog blitzte gefährlich im Schein des Mondes auf. Bedrohlich langsam machte Seth einen Schritt auf seinen alten Freund zu ehe dieser verzweifelt bat: „Seth! Bitte, lass es sein! Komm zurück in den Palast als mein Hohepriester und lass uns das alles vergessen!“ Doch was der junge Pharao nicht ahnte war, dass Seth schon lange nicht mehr er selbst war. Seit dem Moment, indem ihm das Mal des Seth auf die Schulter gebrannt wurde floss die Dunkelheit durch seinen Körper und Nichts und Niemand vermochte diese Dunkelheit, die sich vom Leid und Schmerz des Jungen nährte zu vertreiben. Nur das Licht, dieses eine, bestimmte Licht, welches im Körper eines einzigen Menschens auf der Welt lebte, vermochte es die Dunkelheit zu zügeln. Und genau das war der Grund, wieso Seth Jono nicht mehr zu nahe kommen wollte. Der Schmerz und dieses Feuer, welches der Blondschopf in dem Brünetten auslöste war das Einzige, was den Einfluss des dunklen Gottes schwächen konnte. Doch über diese, seine Schwäche wusste außer Seth und seinem Schutzgott niemand bescheit. Das laute und überhebliche Lachen des ehemaligen Priesters dröhnte in seinen eigenen Ohren wie das Gebrüll eines Drachen, verstummte jedoch schlagartig ehe er bedrohlich zischte: „Jetzt wirst du bezahlen! Für alles! Für all die Schmerzen, die du mir zugefügt hast! Für all die Qualen, die ich durch dich erleiden musste! Und für die Narben, die ich deinetwegen auf meinem Rücken trage!“ Der Größere der Beiden konnte förmlich beobachten wie sich die Pupillen Atemus weiterten ehe dieser vollkommen entsetzt fragte: „Aber... wie kommst du darauf, dass das meine Schuld ist?! Habe ich dich jemals geschlagen, jemals die Hand gegen dich erhoben oder dich für etwas Bestraft?!“ „Das nicht! Aber wenn es dich nicht geben würde, dann hätte dein Vater, der ach so große Pharao Akunumkanon mich nicht gezüchtigt! Er hat mich getrimmt, weil er dachte, ich wollte dich verführen! Nur, weil du immer in meiner Nähe warst! Deinetwegen musste ich leiden! Wenn du nicht gewesen wärst, dann hätte ich ein viel besseres Leben gehabt!“ „Seth!! Du redest Unsinn!! Nicht mein Vater hat dich geschlagen und gezüchtigt, sondern deiner!!“ „Halt den Rand, ‚Pharao’!!! Auch wenn ich noch klein war, so weiß ich, dass Taho mich NIEMALS geschlagen hätte!!“ „Ich reden nicht von Taho!! Er war ein guter Vater, dass weiß selbst ich!! Nein Seth, ich spreche von deinem leiblichen Vater!! AKUNADIN!!!“ Die Worte des Pharaos hallten in Seths Kopf wieder. Akunadin sollte sein Vater sein? Er sollte ihn gezüchtigt und getrimmt haben, ihm zu einem eisigen Hohepriester erzogen haben? Aber das konnte nicht sein. Akunadin war immer so eine Art Vorbild für Seth gewesen, seine ganze Art, sein starker Wille. Genau so wollte der Brünette auch immer werden und als der alte Priester sich einverstanden erklärte den Jungen auszubilden wurde Seth das Herz leicht. Und ausgerechnet dieser weise, alte Mann sollte sein Vater sein? Sollte ihn geschlagen und unterworfen haben? Nein... das konnte Seth nicht glauben, auch wenn er es noch so sehr wollte. Und als der ehemalige Hohepriester den Mund öffnete und Atemu seine Meinung entgegen schrie bemerkte weder er, noch der Pharao, dass die Dunkelheit im Herzen des Älteren erneut ein großes Stück wuchs: „NEIN!! DU LÜGST!! AKUNADIN UND ICH SIND NICHT MITEINANDER VERWANDT!!!“ „DOCH, SEID IHR!! Seth, verdammt, sieh es doch endlich ein!! AKUNADIN IST DEIN VATER!!! ER WAR ES, DER AKEM VERGEWALTIGT UND GETÖTET HAT!!! SEINETWEGEN MUSSTEST DU LEIDEN!!!“ Eine unheimliche Stille breitete sich zwischen den Beiden aus und keiner von ihnen wagte es auch nur sie zu durchbrechen. Atemu wollte nicht und Seth schaffte es einfach nicht. Seine Gedanken rasten und er konnte ihm, auch wenn er spürte, dass sein alter Freund die Wahrheit sprach, einfach nicht glauben. Viel zu stark war der Einfluss des dunkeln Gottes und erst nach einigen Minuten der Stille wagte der Pharao es den Älteren aus den Gedanken zu reißen: „Ich weiß alles über dich, Seth. Über die Vergewaltigung deiner Mutter, über den Tod von Akem und Taho, über deinen kleinen Bruder Mokeph, über eure Flucht, die Begegnung mit Kisara und so weiter. Wenn ich wollte, könnte ich dir deine ganze Lebensgeschichte noch mal erzählen, aber das lasse ich jetzt bleiben, da ich erstens keine alten Wunden aufreißen will und es zweitens sowieso nicht die richtige Zeit und der richtige Ort ist um über solche Themen zu sprechen. Ich hab nur eine bitte an dich, Seth... komm zurück!“ Der Angesprochene spürte, dass Atemu all seine Liebe und seine Freundschaft in diese Worte legte und trotzdem reagierte der Junge mit reiner Abweisung. Erneut legte sich eine unwirkliche Stille über die beiden Kontrahenten, die weiterhin inmitten von toten und bewusstlosen Menschen und Monstern. Und wieder war es Atemu, der nach einiger Bedenkzeit für den Brünetten das Schweigen brach: „Seth, ich bitte dich von ganzem Herzen, lass es gut sein!! Wir dürfen uns nicht bekriegen!! Wir sind doch... Cousins!!“ „Wir?! Cousins?! Ha! Das ich nicht lachen!! Mit dir Verwandt sein ist das Letzte, was ich will!!“, fand der Größere seine Stimme wieder, doch der Pharao hatte sogleich ein Gegenargument: „Du kannst dich aber nicht dagegen wehren, Seth! In unseren Adern fließt dasselbe Blut und daran kann kein Gott was ändern!! Kein Göttervater und auch kein Brudermörder, vergiss das nicht!!“ Wütend knurrte Seth den Jüngeren an, steckte seinen Dolch weg nur um kurz darauf sein Schwert zu ziehen. Und auch Atemu schien endlich zu sehen, dass er um einen Kampf nicht herum kam, denn nach kurzem Zögern zog auch er sein Schwert und umklammerte den Griff fest mit beiden Händen. Man sah dem Pharao an, dass er nicht kämpfen wollte und das machte es Seth um vieles leichter. Laut und mit durchdringender Stimme rief er: „Los, Atemu!! Stell dich mir!! Zur letzten Schlacht!!“ Und auch schon im nächsten Moment stürzte Seth auf den Jüngeren zu und ehe sie sich versahen kreuzten sich ihre Klingen und ein lautes, metallisches Klirren erfüllte die von Spannung geladene Luft. Wie lange die Beiden miteinander kämpften konnte sie wohl beide nicht wirklich sagen, doch Seth bekam sehr wohl mit, das die Macht in ihm mit jedem Schlag größer wurde und er so immer mehr Oberhand in dem Kampf bekam. Und gerade als er zum alles entscheidenden Schlag ausholte kam ein starker Windstoss auf und blies dem Brünetten eine gehörige Ladung Sand ins Gesicht und in die Augen. Laut fluchend liess der ehemalige Hohepriester sein Schwert fallen und als er die Augen das nächste Mal öffnete hatte Atemu sein Schwert an die Kehle des Älteren gesetzt. „Mögest du auf ewig verflucht sein, Sohn des Rah!!!“, zischte Seth und schon im nächsten Moment begann der Pharao erneut ihn anzubetteln zurück zu kommen: „Seth, ich bitte dich noch mal, komm zurück in den Palast und lass den bösen Gott mitsamt seiner Macht hinter dir! Du bist auch ohne ihn stark und mächtig!“ „Was weißt du schon wie es ist immer nur Zweiter zu sein! Weißt du, wie es ist, wenn man alles was man liebt eines Tages verliert?! Eltern, Geschwister, die wahre Liebe?! Nein, du weißt es nicht, du hast immer bekommen was du wolltest und wenn es mal nicht nach deinem Kopf ging hast du dir genommen was du wolltest! Also erzähle mir nichts von Stärke und Macht!!“, zischte der Brünette und ihm stieg eine Träne in die Augen, welche er aber schnell wieder wegwischte. Und da fiel ihm auf, dass Atemu kurz unaufmerksam war und genau das nutzte Seth aus um seinen Dolch aus dem Halter zu holen und mit einer geschickten Drehung das Schwert des Pharaos weg zu schlagen. Erschrocken wollte der Kleinere zurückweichen, stolperte jedoch über seine eigenen Beine und lag kurz darauf rücklings im Sand. Bedrohlich kam Seth näher, zischte ein leises ‚Sag ‚Lebe wohl’, PHARAO!!!’ als er auch schon auf Atemu einstechen wollte. Doch plötzlich... „SETH!!!“ Erschrocken hielt Seth inne und wandte sich, wie auch Atemu zu dem Jungen, welcher ihn eben gerufen hatte. Jono war schwer atmend und keuchend zu ihnen gelaufen nur um den Brünetten davon abzuhalten den Pharao zu töten. Zwar wollte Seth sofort los schreien und ihn zur Schnecke machen doch als er die Tränen sah, die seinem geliebten Blondschopf über die Wangen liefen verschlug es ihm die Sprache. Stumm beobachtete er wie sein Sklave neben ihn trat und seinen ganzen Mut zusammen nahm um mit dem ehemaligen Hohepriester zu sprechen: „Seth, bitte lass es sein!! Das alles hat doch keinen Sinn!!“ „Misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein, du minderwertiger Sklave!!“ „Beleidige mich ruhig! Beschimpfe mich, schlag mich, mach mit mir was du willst... ich hab es verdient...“ Überrascht hob der Blauäugige eine Augenbraue an, hatte er doch nicht mit so einer Reaktion gerechnet. Eigentlich wollte er auf das Temperament des Jungen anspielen, ihn dazu bringen, dass er Seth anschrie und vielleicht auch schlug. Doch das Jono ihm gestattete alles mit ihm zu machen kam dem Brünetten doch ziemlich suspekt vor. Und so wartete er ab und lauschte den flehenden Worten des Blonden als dieser erneut sprach: „Sieh dich doch mal um, Seth! So viele Menschen und Monster sind hier, die ihr Leben gelassen haben! Von hier aus mag es zwar selbstverständlich aussehen, dass Soldaten und ihre KAs sterben, aber denk doch mal an ihre Familien! An ihre Frauen und Kinder! Was werden sie sagen, wenn ihre Väter und Ehemänner nicht wiederkommen!“ „Woher soll ich wissen, wie sich die Menschen fühlen?!“ „Wie hast du dich gefühlt, als deine Eltern starben... oder als Mokeph verschwand... und Kisara? Wie hast du dich gefühlt, als sie starb?!“ Da hatte Jono einen wunden Punkt in Seth getroffen. Seine Vergangenheit hatte dazu geführt, dass der junge Hohepriester übergelaufen war und somit war sie seine größte Schwäche. Die Erinnerung an die Vergangenheit schmerzte den Brünetten tief und er wollte es verhindern sich an sie zu erinnern, doch es gelang ihm nur schwer. Und als Jonos Stimme erneut erklang wurde dem Priester bei jedem Wort das Herz noch ein Stückchen schwerer: „Seth, ich verstehe deine Wut und deinen Zorn auf Atemu und den Rest der Welt. Du hast wirklich viel Leid ertragen müssen, mehr als so mancher normale Mensch aushält. Aber was ich nicht verstehe ist, wie du darauf kommst, dass Atemus Vater dich geschlagen hat!! Du kanntest ihn doch! Und du hast so gut über ihn gesprochen, ebenso wie Mahado, Priester Shada und Priester Karimu! Woher also dieser plötzliche Hass?!“ „Dummer Junge, rede nicht von Dingen, von denen du nichts verstehst!!“ „Du hast recht, Seth, ich verstehe es nicht! Ich verstehe nicht, wieso du und dein Cousin gegeneinander kämpfen, ich verstehe nicht, wie tief dein Hass verankert ist oder wie groß die Macht des dunklen Gottes ist. Und ich verstehe nicht, wieso wir beide, du und ich, hier auf dem blutüberströmten Schlachtfeld stehen und nicht im Palast in deinen Gemächern liegen und uns gegenseitig sagen, wie sehr wir uns Lieben! Aber was ich verstehe, Seth, dass ist, dass DU ALLE VERRÄTST, DIE AN DICH GLAUBEN!!!“ Seth beobachtete schweigend wie Jono erneut Tränen in die Augen traten und diesmal schien er sich nicht mal die Mühe zu machen sie zurückzuhalten. Die Worte und das Leid, welches der Sklave ins sich trug zeigte er auch nach Außen hin und schaffte es so in seinem Geliebten Zweifel, Reue und sogar etwas Angst zu wecken. Und doch, als Seth sprach klang seine Stimme kalt und gelangweilt: „Was willst du eigentlich, Jono??“ Der Brünette konnte förmlich beobachten wie der Angesprochene schluckte ehe er mit leiser, brüchiger Stimmer weiter sprach: „Sieh dir dein KA an, Seth! Sieh dir an, was du aus dem weißen Drachen gemacht hast...“ Und Seth tat wie ihm geheißen. Gehorsam wandte er den Kopf zur Seite und betrachtete seinen Weißen, der jedoch schon lange nicht mehr weiß war. Seine Schuppen schwankten inzwischen zwischen grau und schwarz und es schien fast so als würde der Drache Schmerzen haben. Doch das beachtete Seth nicht. Gelangweilt fragte er: „Ja, und? Was soll mit ihm sein??“ „Siehst du das wirklich nicht? Siehst du nicht, wie seine prächtigen, weißen Schuppen grau werden und er seine Reinheit verliert?“ „Natürlich sehe ich das. Und?“ „Bist du echt so schwer von Begriff?! Hast du schon vergessen, wessen KA der Drache ist?! SETH, VERDAMMT, DU TÖTEST DIE SEELE VON KISARA!!! DU BRINGST SIE UM!!!“ Entgeistert starrte Seth Jono an. Zwar wusste er tief in seinem Inneren, dass der Blonde Recht hatte und trotzdem wollte er es nicht glauben. Mit leiser, bedrohlicher Stimme zischte er: „Niemals! Niemals würde ich Kisara wehtun!“ „ABER DU TUST ES, SETH!! DU TUST IHR WEH!!! UND WEISST DU, WAS DAS SCHLIMMSTE IST?! ICH SPÜRE IHREN SCHMERZ!!! ICH SPÜRE IHN SO DEUTLICH, ALS WÄRE ER MEIN EIGENER!!!! Und... es tut so weh, Seth... es tut so unglaublich weh...“ Seth sah, wie Jono stark zu zittern begann und wollte ihn sofort tröstend in den Arm nehmen und doch rührte er sich keinen Millimeter. Die Macht des dunkeln Gottes in seinem Körper lähmte den Brünetten und sein eiskalter Blick aus den tiefblauen Saphiren schaffte es sogar seine wahren Gefühle für den Sklaven zu verstecken. „Das Auge des Udjat hat mir erlaubt mit ihr zu sprechen!! Seth, ich habe sie gesehen!! Und sie hat mich gebeten dir auszurichten, dass sie dich immer noch liebt!! Sehr sogar!! Und du sollst dich vom dunklen Gott losreißen und wieder zu Atemu zurückkehren. Bitte, Seth... erfülle Kisaras Wunsch!!“ Jonos Stimme zitterte ebenso wie sein Körper, dass hörte Seth und nur um den Jungen einen Gefallen zu machen schloss er für einen Moment seine Augen und dachte über die Worte des Kleineren nach. „Ich liebe dich auch, Seth... bitte, komm zu mir zurück...“, versuchte Jono es noch doch plötzlich riss der Priester seine Augen auf und rief mit bebender Stimme: „DU LÜGST!!! DU LÜGST GENAUSO WIE ATEMU MICH BELOGEN HAT!!! KISARA IST TOT!!! DU KANNST NICHT MIT IHR GESPROCHEN HABEN!!! UND DEINE LIEBE IST AUCH NICHTS WEITER ALS SCHEIN!!! DU SPIELST MIR DOCH NUR WAS VOR!!!“ „Das ist nicht wahr!!!“ „RUHE!!! Ich werde zu Ende bringen, weswegen ich hier bin!!“ Und ohne jegliche Vorwarnung raste Seth, den Dolch fest umklammert, auf Atemu zu, welcher etwas von den Beiden weggerutscht war und stach auf ihn ein. Ein lauter Schrei... Das Geräusch von menschlichem Fleisch, welches sich teilte... Blutgeruch... Entsetzt starrte der Brünette auf Jonos blonde Haare, welche ihm ins Gesicht hingen und so die schmerzverzerrte Grimasse des Jungen verdeckte. Erschrocken zog der Größere den Dolch zurück, welcher in der Brust seines Geliebten gesteckt hatte und liess ihn fallen, beobachtete wie der Kleinere zu schwanken begann und ohne jegliche Vorwarnung gen Boden sank. Schnell hatte Seth seine Arme um den Jungen geschlungen und sank selbst ebenfalls in den Sand, seinen Geliebten fest an sich gedrückt. „Nein! Warum hast du das getan?!“ „Du... daHHHAAAAArfst Atemu... niHHIIcht... töten... bitte, Seth... ARGH!!!“ „Ssshhhssshhh, sei Ruhig! Du darfst jetzt nicht sprechen... oh Jono, du Dummkopf! Ich... das war es nicht, was ich wollte...“ „Bitte Seth... ma... hach dir kein... keinen Kopf... es war Schicksal... das einer... einer stirbt... und besser i... ich Strassenköter... mu... uss dran glauHAAAAAauben... als du... oder... Atemu...“ Die Stimme des Blonden wurde immer schwächer und schwächer und das merkte Seth auch. Er wusste, dass der Junge nicht mehr lange zu leben hatte und trotzdem musste der ehemalige Hohepriester schmunzeln, flüsterte leise: „Selbst im Angesicht des Todes reißt du noch Witze... Dummkopf...“ „Das... hast du schon... schon mal gesagt... gerade... eben...“, und auch auf Jonos Lippen schlich sich ein Schmunzeln. Eine Zeit lang sahen die Beiden sich einfach nur in die Augen, der Atem des Jüngeren wurde immer schwächer ehe er die Augen schloss und einmal besonders tief einatmete nur um mit letzter Kraft seine Hände an Seths Wangen zu legen und diesen leicht zu sich zu ziehen. Natürlich folgte der Brünette der Aufforderung, blickte erneut in die, von Schmerz vernebelten Augen des Sklaven. Dieser hielt, kurz bevor sich ihre Lippen trafen inne und hauchte, kaum verständlich: „Dieser Kuss... das wird... unser Letzter... ich... ich werde Seth... verbannen... der dunkle Gott wird dich... aahh... er wird dich... nie wieder quälen... mein Geliebter...“ „Nein... bitte Jono, ich will das nicht!! Lieber ertrage ich alle Qualen dieser Welt als ohne dich zu Leben!! Bitte, lass mich nicht allein!!“, flüsterte auch Seth und Tränen liefen ihm über die Wangen, tropften auf das Gesicht des Kleineren. Er wollte nicht ohne Jono sein, ein Leben ohne den kleinen Sonnenschein hatte für den Älteren keinen Sinn mehr. Sehnsüchtig legte er seinen Kopf an die Halsbeuge seines Geliebten, sog verlangend den Geruch und die Wärme des Jungen in sich auf. Leise und mit sanfter Stimme flüsterte Jono: „Es ist mein Schicksal... bitte Seth, sei nicht traurig... ich verspreche dir, eines Tages wirst du deine große Liebe... wieder sehen... Kisara hat es doch versprochen...“ Die Worte des Kleinen traf Seth tief im Herzen. Schnell sah er auf und meinte mit etwas lauterer Stimme: „Nein!! Nein, ich will nicht Kisara wieder sehen!! Ja, ich habe sie geliebt, sie war mir wichtiger als alles andere!! Aber dich Liebe ich noch viel mehr!! Jono, DU bist meine große Liebe!! Ich weiß es jetzt, ich hab es begriffen!!“ „Dann... lass mich dir... helfen... und Seth... verbannen...“, nuschelte Jono und schlang seine Arme um den Nacken des Größeren, zog ihn langsam zu sich herunter und Seth folgte der Aufforderung auch diesmal. Er konnte nicht verhindern, dass sein Körper bei jedem Zentimeter, den er sich Jono näherte stärker Zitterte und kurz bevor sich ihre Lippen trafen hauchte der Blonde ein leises ‚Ich liebe dich, Seth...’ „Ich liebe dich auch, Jono...“, entgegnete Seth ebenso leise und überwand die letzten Millimeter zwischen sich und seinem Geliebten ehe er ihn sanft und doch leidenschaftlich küsste. Und just in diesem Moment fühlte er zusätzlich zu seinen eigenen Gefühlen auch noch die von Jono. Sein Verlangen, seine Sehnsucht, Liebe, Glück, Zuneigung, aber auch die Macht des Horus, welche, vom Auge des Udjat um Jonos Hals ausgehend, die Macht des dunklen Gottes aus dem Körper des Brünetten verbannte und ihn auf ewig von ihm befreite. Nur beiläufig bekam der ehemalige Hohepriester mit wie rund um ihn das Leben wieder erwachte, doch darauf achtete er nicht. Viel zu sehr genoss er diesen einen, letzten Kuss von Jono, wünschte sich, dass er niemals enden würde. Doch auch dieser Kuss fand sein Ende und traurig sah Seth noch mal tief in die rehbraunen Augen des Kleineren, bekam nur noch dumpf mit wie Jono ein Letztes ‚Lebe wohl, mein geliebter Drache’ formte ehe er seine wunderschönen Augen für immer schloss. Und als Seth spürte, wie der Atem des Kleineren endgültig versiegte stieß er einen lauten, ohrenbetäubenden Schrei aus, in den er seinen ganzen Schmerz und Kummer legte... Und er war sich sicher, dass Jono ihn von dort, wo er jetzt war hören konnte und seine Nachricht verstand... ~~~Ich liebe dich, Jono... wir werden uns wieder sehen... das verspreche ich dir...~~~ Erschrocken riss der Brünette seine Augen auf, saß mit einem Mal aufrecht im Bett. Tränen liefen ihm über die Wangen und sein ganzer Körper zitterte während seine Kleidung wegen des eiskalten Schweißes an ihm klebte. //W-Was war das?! Etwa... nur ein Traum?? A-Aber wieso... w-wieso war er dann so... real?!// Ängstlich strich sich der Firmenchef einige, verschwitzte Strähnen aus dem Gesicht ehe er sich erhob und zum Bad taumelte. Nachdem er eine heiße Dusche genommen hatte dachte er eigentlich, dass es ihm besser ging, doch dem war nicht so. Irgendwie musste er dieses beklemmende und erdrückende Gefühl loswerden, doch Seto hatte keine Ahnung wie er das anstellen sollte. Am liebsten würde er ja einfach arbeiten gehen, aber vermutlich konnte er sich nicht konzentrieren... //Da bleibt nur eins...// Und mit einem kurzen Griff in seine Nachttischlade hatte er auch schon gefunden, was er gesucht hatte. Ein Päckchen mit weißem Pulver... Mit immer noch ziemlich wackeligen Knien setzte der Brünette sich auf sein Bett, begann nervös an dem Päckchen rumzufummeln. Er musste es aufbekommen. Es war seine einzige Chance... sonst würde er vermutlich zusammen brechen vor Angst und Sehnsucht. Kapitel 11: Einfluss der Götter Ägyptens ---------------------------------------- Müde öffnete Joey seine Augen. Der eindringliche Piepston seines Weckers, den Seto ihm besorgt hatte, damit er nicht noch mal verschlief. Murrend verkroch er sich tiefer in seinem Bett und hatte nicht wirklich vor aufzustehen, rührte sich erst als eine kleine, schwarze Gestalt in sein Zimmer huschte und kurz darauf auf seinen Bauch sprang. „AUFWACHEN, JOEY!!!!!“ Überrascht keuchte der Blonde auf und starrte Mokuba mit weit aufgerissenen Augen an. Verwirrt stotterte er: „M-Mokuba?! Was, zum Teufel, machst du hier?! Ich dachte, du wolltest bei Freunden übernachten?!“ „‚Wollte’ ich auch, aber Mina ist krank geworden und darum bin ich gestern doch heim gekommen!!“ „Und wann? Ich hab dich ja gar nicht bemerkt!!“ „So gegen 21 Uhr. Ich versteh eh nicht wieso Seto und du schon geschlafen haben...“ Murrend setzte Joey sich auf und schob den Schwarzhaarigen von seinem Schoss, murmelte erschöpft: „Bei uns in der Schule ist bald Schulfest und unser Sportlehrer hat und gestern die schwerste Arbeit machen lassen. Wir waren sogar zu Müde um zu essen, darum haben wir uns schon um acht ins Bett gelegt.“ Verständnisvolles Nicken von Mokuba ehe dieser fröhlich meinte: „Wir haben auch bald Schulfest und müssen uns alle um die Vorbereitungen kümmern!!“ Ein lautes Gähnen ehe der Ältere der Beiden sich doch aus dem warmen, weichen Bett bewegte und Richtung Bad schlurfte. Gleichzeitig fragte er: „Wieso bist du eigentlich hier? Wolltest du mich aufwecken?“ Und Mokuba antwortete gleich: „Seto hat mich gebeten nach dir zu sehen weil er sich sicher war, dass du wieder verschlafen würdest.“ Doch diesmal entgegnete der Blondschopf nichts, was vermutlich daran lag, dass er sich gerade unter die Dusche gestellt hatte. Währendessen schlenderte der kleine Kaiba wieder hinunter ins Esszimmer um weiter zu frühstücken und seinen großen Bruder anzuschweigen. Nach etwa einer Viertelstunde hüpfte auch schon ein kleines, sauberes Hündchen ins Zimmer und begrüßte die Kaiba-Brüder mit einer festen Umarmung. „Wenn du mal wach bist kann man dich nicht wieder bremsen, oder?“, witzelte der Kleinste der Drei und Joey nickte heftig. Fröhlich liess er sich auf dem Stuhl neben Seto nieder ehe er sich ein Brötchen schnappte, es ganz dick mit Nutella bestrich und dann genüsslich hinein biss. Nach einigen Minuten der Stille fiel dem Jungen plötzlich auf: „Hast du eigentlich schon was gegessen, Drache?“ „...“ Kopfschütteln. „Soll ich dir Crepes machen?“ „...“ Kopfschütteln. „Soll ich dir irgendwas anderes machen?“ „...“ Kopfschütteln. „...Seto? Ist alles in Ordnung?“ „JA, verdammt, und jetzt lass mich endlich in Ruhe!!!“, schrie der Brünette und pfefferte die Zeitung volle Kanne auf den Tisch ehe er sich seinen Kaffee schnappte und mit den Zähnen knirschend abzog. Verdutzt starrten Joey und Mokuba ihm nach ehe der Größere der Beiden sich an den Schwarzhaarigen wandte: „Was hat er denn?“ „Ich weiß nicht. Ich meine, er war schon seit dem Aufstehen so komisch und hat weder was gesagt noch gebrummt oder sonst was“, erklärte der Kleine und der Blondschopf nickte nur verständlich. Wenn ein Drache schlechte Laune hatte sollte man ihn am besten erstmal in Ruhe lassen uns sich später um ihn kümmern. Sonst würde er Joey noch mit Haut und Haaren verschlingen... //...obwohl, die Vorstellung von Seto verschlungen zu werden ist irgendwie schön. Wer weiß, vielleicht fällt er ja über mich her wenn ich ihn lange genug nerve.// Ein leises Lachen kam dem Jungen über die Lippen und als er einen verwunderten Blick von Mokuba einkassierte winkte der Braunäugige nur ab und befasste sich weiter mit seinem Brötchen, welches bereits nach wenigen Minuten verschwunden war. Seto indessen verkroch sich mit seinem Kaffee erneut ins Arbeitszimmer, in welchem er bereits die letzten paar Stunden verbracht hatte und eigentlich nur zum Frühstücken verlassen hatte. Stumm setzte er sich an seinen Computer und öffnete einige Programme und Dokumente nur um sie mit seinen Notizen und Verträgen, welche am Schreitisch verstreut lagen. Seinen Kaffee hatte er so platziert, dass er nicht störte und Seto ihn trotzdem immer schnell erreichte. Seine Konzentration wurde nur durch vereinzelte ‚Erinnerungsblitze’ an seinen Traum unterbrochen, welche jedoch von Minute zu Minute stärker wurden. Mühsam versuchte er sie zu verdrängen, was jedoch nicht wirklich was brachte. Immer und immer wieder hielt der junge Firmenchef in seinem Tun inne und versuchte krampfhaft die Bilder aus seinem Kopf zu vertreiben, was jedoch schwerer war als er dachte. Immer wieder sah er den blonden Jungen vor seinen Augen, wie er tot und blass in Seths Armen lag... beziehungsweise in seinen eigenen Armen lag. Denn so wie Seth aussah war er eindeutig ein Vorfahre von Seto... //...und was, wenn Yugi mit seinem Geschwätz recht hatte? Was, wenn ich vor 5000 Jahren wirklich ein Hohepriester am Palast des Pharaos war? ...so ein Schwachsinn!!! Seto, du bist verrückt!! Hör auf dir so einen Irrsinn einzubilden!! Das war NUR ein Traum!!! Du wirst Joey nicht verletzen oder töten!! Nein, niemals... es war nur... ein Traum... nur... ein... Traum...// Wütend sprang der Brünette auf und eilte in sein Zimmer. Seine Konzentration ging nun endgültig flöten und es war schon knapp 6 Stunden her seit er das letzte Mal irgendwelche Drogen genommen hatte. Er brauchte wieder was. Nur um seine Konzentration zu stärken. Das konnte doch nicht so gefährlich sein wie alle immer Taten. Inzwischen hatten auf Mokuba und Joey fertig gefrühstückt. Da es draußen in Strömen regnete wollten sie alle Drei mit der Limousine fahren doch da Seto einfach nicht auftauchte beschloss das Hündchen sein Herrchen zu holen. „Er hat sich sicher im Arbeitszimmer verschanzt!!“, rief Mokuba dem Blonden noch nach, doch dieser musste sowieso auf halben Weg inne halten, da das Telefon im Flur läutete. Gemütlich ging er darauf zu und hob ab, meldete sich mit einem kurzen ‚Hier bei Kaiba?’ und war dann doch ziemlich überrascht als sich eine ihm bekannte Stimme meldete: „Joey? Ich bin’s, Yugi!!“ „Yugi? Wieso rufst du denn bei Seto an?“ „Weil ich euch was ausrichten wollte. Wir waren gerade in der Schule, weil wir etwas früher da sein wollten um noch ein paar Sachen von gestern zu verändern.“ „Ja, und?“ „Tja, der Hausmeister hat uns erwischt und gesagt heute wäre die Schule wegen dem starken Regen geschlossen.“ „...hä?“ „Mann, Joey, bist du so schwer von Begriff? Wir wollten doch heute weiter Vorbereitungen für das Schulfest treffen.“ „Ja, ich weiß. Aber warum ist die Schule geschlossen?“ „Weil das Schulfest im Freien stattfindet und bei DEM Regen können wir nichts machen. Die Lehrer meinten, sie geben uns heute frei und warten mit den Vorbereitungen bis alles trocken ist.“ „Heißt das, wir haben heute Schulfrei?!“ „Jepp...“ „JUHUUUUUUUUUUUUUU!!!!!!!!! Das muss ich sofort meinem Drachen sagen!!!“ „Joey!!! Warte ma-“, doch da war es schon zu spät und Yugi konnte nur noch ein Tuten von der anderen Leitung vernehmen. „Tja... aufgelegt...“, murmelte Yugi und legte ebenfalls auf als er schon die Stimme seines Alteregos in seinem Kopf hörte: „So war er schon vor 5000 Jahren... fröhlich, laut und ziemlich überdreht.“ Besagter Blondschopf wetzte inzwischen die Treppen hoch und schaffte es gerade noch so vorm Arbeitszimmer seines Drachen inne zu halten. Er atmete ein paar Mal tief durch ehe er an der Tür klopfte. Joey wartete nicht mal auf Antwort sondern trat gleich ein und fand einen hart arbeitenden Seto vor. Dieser hielt es nicht mal nötig aufzusehen, zischte nur böse: „Ich komm gleich!!“ Der Kleinere schluckte schwer ehe er leise flüsterte: „Brauchst du nicht. Yugi hat eben angerufen, heute fällt Schule aus.“ „Dann verschwinde und lass mich weiter arbeiten!!“, fauchte der Brünette und Joey riss sofort die Tür hinter sich zu. Dass Seto so böse war kannte er gar nicht. Klar, als sie sich noch gestritten hatten waren sie auch oft aneinander geraten, doch diesmal, so schien es dem Jüngeren, hatte er gar keinen Grund böse zu sein. Bedrückt ging er wieder zu Mokuba ins Esszimmer, welcher natürlich sofort wissen wollte was los war, warum sein Bruder so geschrieen hatte und wieso der Blonde so bedrückt war. „Ich glaub, dein Bruder ist einfach etwas überarbeitet und braucht etwas Zeit für sich. Zum Glück fällt heute Schule aus“, seufzte der Ältere der Beiden auf und der kleine Kaiba verzog sein Grinsen sofort zu einem beleidigten Schmollmund. Leise maulend fragte er: „Das ist unfair!! Wieso haben Seto und du Schulfrei?! Heute ist ja nicht mal ein Feiertag oder sowas!!“ „Na ja, wir wollten heute eigentlich weiter Vorbereitungen für das Schulfest treffen, aber da unser Schulfest im Freien veranstaltet wird und es heute regnet können wir nichts machen. Darum haben uns die Lehrer frei gegeben“, erklärte Joey schwach lächelnd und unterhielt sich noch einen Moment mit dem Schwarzhaarigen ehe eben dieser seine Schulsachen schnappte und zur Limousine eilte, nur, damit er nicht zu spät zur Schule kam. Den Nachmittag würde er wieder mit ein paar Freunden verbringen und vielleicht bei ihnen übernachten, wie sooft in letzter Zeit. Doch das Hündchen begann sich, als Mokuba weg war zu langweilen und da brachte es auch nichts fernzusehen. Am Vormittag waren sowieso immer die langweiligsten Sendungen. Also beschloss der Junge noch mal zu seinem Drachen zu schauen. Zögernd trat er die Treppen hinauf, klopfte, als er angekommen war und erhielt auch ein erbostes ‚WAS IST?!’ als Antwort. Etwas ängstlich trat der Keine ein und schlich bis knapp vor Setos Schreibtisch, wagte es erst etwas zu sagen als eben dieser Böse aufsah. „Was willst du hier?! Siehst du nicht, dass ich arbeite?!“ „D-Doch, aber ich wollte dich fragen ob du nicht irgendwas mit mir machen willst...“ „Ich hab keine Zeit mich mit dir zu amüsieren!! Wenn dir langweilig ist lern ein bisschen, dass könnte dir nicht schaden, Köter!!!“ Resigniert über den eiskalten Tonfall des Brünetten zog Joey den Kopf ein, drehte dem Schreibtisch den Rücken zu und verschwand ohne einem weiteren Wort nach draußen. Nachdem er hinter sich die Tür zum Arbeitszimmer geschlossen hatte lehnte der Kleine sich dagegen, dachte einen Moment lang über das seltsame Verhalten des Älteren nach ehe er sich von der Tür abstieß und in die Richtung von seinem Zimmer ging. Erschöpft liess Joey sich auf sein Bett sinken, schloss die Augen und liess sich alles noch mal durch den Kopf gehen, was in letzter Zeit passiert war. Doch er kam einfach auf keinen grünen Zweig. Wieso war sein Drache plötzlich so sauer und gereizt? Was hatte der Blonde getan, dass Seto ihn anschrie und wegschickte? Dabei war er endlich so weit gewesen, dass der Brünette etwas auftaute und aus sich heraus ging. //Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass wir uns gestern fast geküsst hätten... ich meine, klar, es wäre total schön gewesen und wie es schien beruhte die Sehnsucht nach dem Kuss auch auf Gegenseitigkeit... aber was, wenn die Stimmung Seto einfach übermannt hat? Was, wenn er nicht Herr seiner Sinne war und jetzt auf sich selbst sauer ist? Oder ist er doch auf mich wütend? Weil ich es wollte? Hat er etwa meine Gefühle bemerkt und verachtet mich jetzt deswegen? Aber wieso schickt er mich dann nicht weg? Wieso wirft er mich nicht raus? Verdammt, wieso ist das alles so kompliziert? Von den ganzen Fragen bekomm ich schon Kopfschmerzen...// Verzweifelt sprang Joey von seinem Bett, wuschelte sich einmal laut Schreiend durch die Haare ehe er sich tatsächlich seine Lernunterlagen nahm und versuchte etwas Sinnvolles zu tun und für die nächste Prüfung, welche in einigen Tagen anstand zu lernen. Eine halbe Stunde lang ging es auch gut und es schien fast so, als würde der Blondschopf endlich verstehen, was der Chemielehrer von ihnen wollte und mit seinen stundenlangen Vorträgen bezweckte, doch dann musste er wieder an Seto denken und seine Konzentration ging flöten. Murrend schritt der Junge in seinem Zimmer auf und ab, stellte sich ab und zu nach draußen auf den Balkon und beschloss schließlich, an die Reserven seines Konzentrationsmittels zu gehen. „Schokolade hat bis jetzt immer geholfen“, meinte Joey und stopfte sich binnen von einer Minute eine ganze Tafel in den Mund. Wie er das schaffte war ihm selbst ein Rätsel, doch der süßliche Geschmack auf seinen Lippen liess den Kleinen aufseufzen und als sich auch noch Glücksgefühle in seinem Körper ausbreiteten war er soweit, dass er die Gedanken an Setos Laune einfach beiseite schob und sich weiter aufs lernen konzentrierte. Doch nach einigen weiteren Stunden wurden seine Gedanken abrupt unterbrochen als jemand mit stampfenden Schritten an seiner Zimmertür vorbeibrauste und im nächsten Moment eine Tür zuknallte. //Dann hat sich die Laune meines Drachen immer noch nicht gehoben...// Ein Blick auf die Uhr verriet Joey, dass es inzwischen kurz vor 12 war... über der ganzen Lernerei hatte er vollkommen die Zeit vergessen. Seufzend legte der Junge seine Bücher und das Heft weg, streckte sich einmal laut und trat anschließend auf den Balkon, was jedoch keine allzu gute Idee war, denn draußen regnete es weiterhin in Strömen. Seto saß indessen in seinem Zimmer auf dem Bett, sein ganzer Körper zitterte. Er schaffte es einfach nicht ruhig zu bleiben und musste seine gesamte Konzentration aufbringen um nicht loszuheulen. Die Erinnerungen an seinen Traum wurden von Minute zu Minute deutlicher und irgendwie behagte es ihm ganz und gar nicht, dass er schon wieder mit einer Spritze voll Drogen dasaß. //Ich kann das nicht machen... wenn ich jetzt schon wieder was nehme geht mein Körper bald vollends zu Grunde... das wäre dann schon das Dritte mal an einem halben Tag. Ich muss aufhören, sonst zerstöre ich mich selbst... aber... dieser Traum... ich bekomm ihn einfach nicht aus meinem Kopf. Dabei war es doch nur ein dummer, gewöhnlicher Alptraum... aber er war so real... nein, es geht nicht anders. Nur noch einmal... ein letztes Mal...// Und schon hatte der Brünette die Spritze in seine linke Armbeuge gestochen und beförderte die Drogen so genau in seine Blutbahn. Als die Tür erneut krachte und laute Schritte auf dem Flur ertönten horchte Joey, der wegen des Regens gleich wieder in sein Zimmer gegangen war auf. Einen Moment wartete er noch ehe er zu seiner Tür ging und sie einen Spalt breit öffnete, nur um sich auf dem menschenleeren Gang umzusehen. Ein Blick auf die Zimmertür des Firmenchefs zeigte, dass dieser vor kurzem dort gewesen sein musste, denn die Tür war einen Spalt breit geöffnet. Und neugierig, wie das Hündchen nun mal war trat es langsam hinaus auf den Gang, schloss seine eigene Tür wieder, schlich zum Zimmer des Älteren und riskierte einen Blick nach drinnen. Es war leer. Also musste Seto sich wieder in seinem Arbeitszimmer verschanzt haben, wo er sich schon den ganzen Vormittag aufhielt. Einige Sekunden lang zögerte der Blondschopf ob er tatsächlich ins Zimmer gehen sollte oder ob er nicht besser wieder zurück in sein eigenes ging und weiter für die Chemieprüfung in einigen Tagen lernte. Doch wie er eben war zuckte der Kleine mit den Schultern und murmelte ein leises ‚So ne Chance kommt nie wieder’ ehe er die Tür etwas weiter öffnete und in die Höhle seines Drachen schlich. Behutsam und ganz leise schloss der Blondschopf die Tür hinter sich wieder und schritt ehrfürchtig im Raum auf und ab. Alles war genauso wie an dem Tag, an dem er Seto vor Ayano und seinen Kumpels gerettet und hier hoch gebracht hatte. Und das war gar nicht mal so lange her, fiel dem Jungen so nebenbei auf. „Wenn man bedenkt... die Ereignisse haben sich sozusagen überschlagen und inzwischen sind wir ganz schön gute Freunde geworden“, stellte Joey fest als er sich auf dem Bett des Älteren niedergelassen hatte. Lächelnd legte er sich hin und kuschelte sich kurz in das weiche, samtige Bett, stellte aber gleich fest, dass es eiskalt war. Fast so, als hätte niemand darin geschlafen. //Wie lange mein Drache heute Morgen wohl schon wach war?// Nachdenklich starrte Joey an die Decke, genoss es in diesem großen Himmelbett zu liegen in den sonst sein geliebter Drache schlief. Doch irgendwann reichte es dem Jungen und er rollte sich herum, sodass sein Blick auf das Nachtkästchen fiel, welches einen Spalt breit geöffnet war. Mit hochgezogener Augenbraue setzte der Blondschopf sich auf, nuschelte leise: „Seto scheint ja ziemlich schlampig zu sein... erst lässt er die Tür auf und dann auch noch sein Nachtkästchen?“ Neugierig musterte der Junge das geschliffene und fein verzierte Holz, strich mit einem Finger ehrvoll über den kleinen Drachen, welcher sich um den Knauf rankte ehe seine Neugierde ihn übermannte und er die Lade vollends öffnete. Verdutzt starrte Joey hinein, fischte eine Kette mit einem Anhänger in Form einer Duel Monster Karte heraus. Als er den Anhänger öffnete lächelte ihm ein kleiner Mokuba entgegen, der gerade Schach spielte. „Das ist doch... der Anhänger den Seto früher immer getragen hat...“, stellte er überrascht fest und legte ihn andachtsvoll neben sich auf das Bett. Als nächstes fischte er ein Buch heraus, welches den Titel ‚Die unendliche Geschichte’ trug. Erneut hob Joey überrascht eine Augenbraue an, nuschelte leise: „Der eiskalte Firmenchef liest also Kinderbücher... na, wenn das nicht mal ein Fund ist...“ Und weiter ging die Suche. Als nächstes zog der Kleine ein paar Skizzen und Zeichnungen hervor auf denen verschieden Dinge zu sehen waren. Ein paar Blätter zeigten Pläne für Kaiba-Land, auf anderen war wiederum ein weißer Drache gezeichnet und auch ein paar Blätter mit Rosen und verschiedenen Plätzen der Stadt waren zu sehen. Also war der Wunderknabe mit dem Riesen-IQ auch noch Künstlerisch begabt. //Wusste ich gar nicht...// Auch die Blätter wurden behutsam aufs Bett gelegt, genau neben dem Buch und dem Anhänger. Und weiter ging die Suche. In der kleinen Lade war jetzt nicht mehr viel drinnen und alles, was Joey noch fand waren eine Handcreme, **Die wird noch mal benötigt ^.~** ein Bleistift, zwei Radiergummis, Kohlestifte, Buntstifte, ein Päckchen mit weißem Pulver, Spitzer, eine Schere, Kleber, eine... Moment! Ein Päckchen mit weißem Pulver? Verdutzt nahm Joey eben jenes Päckchen heraus und musterte dessen Inhalt interessiert. Er kannte diese Päckchen. Sie waren ihm schon des Öfteren angeboten worden doch der Blondschopf hatte bis jetzt immer abgelehnt. Viele Jungs und Mädchen in seinen Wohnblocks pumpten sich täglich damit voll und viele starben auch schon mal an ner Überdosis... aber Seto? Nahm sein Drache etwa tatsächlich...? Mit zitternden Händen öffnete Joey das Päckchen, tunkte seine Fingerspitze in das Pulver ehe er ihn wieder herausnahm und nur eine winzige Brise des weißen Zeugs kostete. Und just in jenem Moment, als das mysteriöse Pulver seine Zunge berührte und der Blondschopf dieses leichte, berauschende Gefühl in seinem Körper spürte, welches jedoch sofort wieder verflog wurde er leichenblass. „Drogen!!!“ Das Wort, und er hatte es wirklich nur gehaucht, hallte im Raum wieder als hätte Joey es von einem der höchsten Punkte, die es gab, direkt ins Gebirge geschrieen. Auf das Echo, welches im Kopf des Jungen nur langsam wieder verebbte, folgte eine unwirkliche Stille und der Blondschopf verlor jegliches Zeitgefühl. Er wusste im Nachhinein nicht wie lange es gedauert hatte bis er, leise mit den Zähnen knirschend, aufgestanden war und wutentbrannt Richtung Arbeitszimmer stürmte. Seine linke Hand umklammerte das Päckchen während er mit der Rechten die große Holztür ohne auch nur anzuklopfen aufstieß. Und das gefiel dem Insassen gar nicht. Dieser sah nämlich, als die Tür aufflog auf und bedachte den blonden Jungen mit einem Eisblick, welcher sogar die Hölle hätte gefrieren lassen. Leise und mit bedrohlich ruhiger Stimme zischte er: „Hab ich dir nicht gesagt, dass ich arbeiten muss?! Und wieso stürmst du eigentlich wie ein Wahnsinniger herein?!“ Doch Joey achtete nicht auf den Tonfall in Setos Stimme. Er schritt weiter auf den Schreibtisch des Älteren zu, blieb erst stehen als sich das massive Holz zwischen ihm und dem Brünetten befand. Laut und mit bebender Stimme rief er: „WAS SOLL DAS?! WIESO MACHST DU SO NEN SCHEISS?! HAST DU DAS WIRKLICH NÖTIG?!“ Überrascht hob der Firmenchef eine Augenbraue hoch, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Mit weiterhin ruhiger, jedoch tödlicher Stimme fragte er: „Was redest du für ein wirres Zeug?! WAS, bitte, soll ich nötig haben?!“ „TU NICHT SO SCHEINHEILIG!!! DU WEISST GENAU WAS ICH MEINE!!! ODER IST ES NORMAL, DASS DU DICH MIT DOGEN VOLLPUMPST?!“ Einen Moment lang war Seto geschockt, jedoch nur so lange, dass der Jüngere es nicht sehen konnte. Schnell war auch er auf den Beinen, stützte sich mit den Händen am Schreibtisch ab ehe er rief: „WAS SOLL DAS?! WIE KOMMST DU BITTE DARAUF, DASS ICH DROGEN NEHME?! BEI DIR HACKTS JA!!! HAST WOHL ZU VIELE KRIMIS GELESEN, WAS?!“ Und durch Setos Geschrei wurde das Blut in dem Kleinen nur noch mehr angeheizt. Wütend und mit lautem Knall klatschte er seine linke Hand auf die Tischplatte und gab, als er sie anhob den Blick auf ein Päckchen mit weißem Pulver frei. Seto wurden, wie zuvor auch schon Joey, leichenblass. Er wusste nicht was er sagen oder tun sollte, nahm seinen Blick erst von dem Päckchen als sein Hündchen ihn erneut anschrie: „DENKST DU, ICH BIN SO BLÖD UND KANN DROGEN NICHT VON MEHL UNTERSCHEIDEN?! DU VERGISST WOHL, WOHER ICH KOMME!!! IN MEINEM VIERTEL DER STADT HAST DU, EGAL OB DU DAS ZEUG NIMMST ODER NICHT STÄNDIG MIT DROGEN ZU TUN!!!! UND EINS IST KLAR, FREUNDCHEN, DAS HIER...“, Joey deutete auf das weiße Pulver ehe er weiter schrie, „...DAS IST HEROIN VOM FEINSTEN!!!!“ Schwer atmend und mit einem fast schon hasserfüllten Blick starrte der Jüngere Seto an. Oh ja, Hass flammte tatsächlich in dem Jungen auf, jedoch nicht auf den Brünetten, welcher ihn entgeistert anstarrte sondern vielmehr darauf, dass er nichts gesagt hatte. Hätte Seto auch nur einmal den Mund aufgemacht und gesagt, dass es ihm zuviel wurde, dann hätte Joey ihm geholfen, aber dass er seinem Drachen erst durch einen Zufall auf die Schliche kam tat dann schon ziemlich weh. Innerlich wappnete der Kleine sich schon gegen einen lauten Brüller und wartete nur darauf, dass Seto ihn endgültig zur Schnecke machte, doch es kam alles anders als er dachte. Ganz plötzlich wich der kalte, gleichgültige Blick aus Setos Augen und sie wurden ängstlich, ja fast schon panisch. Sein ganzer Körper verkrampfte sich schlagartig und er begann heftig zu Zittern während dem sonst so starken Jungen Tränen in die Augen stiegen. Schwach wandte er den Blick ab, krallte sich mit den Fingernägeln fest in seine Oberarme und nuschelte flehend: „Bitte... hör auf mich anzuschreien...“ „WIESO SOLLTE ICH?! SETO, VERDAMMT, DAS IST HEROIN!!! DAMIT KANNST DU DICH UMBRINGEN!!! VERSTEHST DU DAS NICHT?!“, schrie Joey weiter, auch, wenn er das eigentlich nicht wollte. Er sah doch, dass sein Drache Angst bekam und er ihn mit seinem Gebrüll in eine Ecke drängte, in die Seto nicht wollte, doch der Blondschopf konnte einfach nicht anders. Sein ganzes Mitleid und die Liebe, die er für den Brünetten empfand wurden überschattet von Wut, Zorn und auch Angst. Denn, egal ob er es wollte oder nicht, auch ihm drängten sich Bilder ins Gedächtnis. Bilder, von Jungs und Mädchen in seinem Alter, welche Tod vor seiner Wohnung gelegen hatten. Eine Überdosis. Die Kids hatten es nicht mehr in ihre eigene Wohnung geschafft. Und mit einigen von diesen Kids war er sogar befreundet gewesen. War es da nicht selbstverständlich, dass er nicht wollte, dass seiner großen Liebe dasselbe widerfuhr? War es nicht normal, dass Joey einfach nur Setos Leben retten wollte? Doch dieser schien das nicht zu verstehen. Ängstlich und nur noch stärker zitternd presste er seine Hände auf die Ohren, hoffte so den Jüngeren nicht mehr hören zu müssen. Was jedoch nicht sonderlich viel brachte denn Joey ging um den Tisch rum und stellte sich genau neben den Älteren, riss seine Arme von den Ohren weg und blaffte ihn weiterhin lautstark an: „VERDAMMT, WIESO HAST DU NICHTS GESAGT?! ICH HÄTTE DIR GEHOLFEN, SETO!!! ABER DU MUSSTEST JA ALLES WIEDER ALLEINE REGELN, WAS?! DU VERDAMMTER, STURER VOLLIDIOT!!!!“ „LASS MICH IN RUHE!!! FASS MICH NICHT AN!!! WAS VERSTEHST DU SCHON?! DU KENNST MICH GAR NICHT ALSO LASS MICH!!!“, rief Seto verzweifelt und versuchte sich aus Joeys eisernen Griff zu befreien als... »BATSCH« Entgeistert starrte der Brünette sein Hündchen an, welches ihn so eben geohrfeigt hatte. Seine von Angst und Unglaube geweiterten Augen wurden plötzlich glasig und die Tränen, die ihm schon die ganze Zeit über in den Augen standen flossen jetzt langsam über die blassen Wangen, welche sich durch das Geschrei und die Ohrfeige leicht Rot gefärbt hatten. „Ich versteh dich also nicht, ja? Vielleicht hast du ja Recht... ich versteh dich nicht!!! Ich versteh nicht, wie es ist eine Firma zu leiten! Ich versteh nicht wie es ist, wenn die Geschwister sich von einem entfernen! Ich versteh nicht wie es ist, wenn man immer eiskalt sein muss, obwohl das nichts weiter als eine Maske ist, die niemals abgelegt werden kann! Und, was ich noch am wenigsten verstehe ist, wieso du Drogen nimmst... ABER NUR, WEIL ICH DICH NICHT VERSTEHE HEISST DAS NICHT, DASS ICH DIR NICHT ZUHÖREN WÜRDE!!! WENN DU MIR GEGENÜBER AUCH NUR MIT EINEM WORT ERWÄHNT HÄTTEST, DAS DU DROGEN NIMMST, DANN HÄTTE ICH DIR AUCH HELFEN KÖNNEN!!! ABER DU BIST JA ZU STOLZ UM AUCH NUR EINMAL DEN MUND AUFZUMACHEN UND UM HILFE ZU BITTEN!!! UND VIELLEICHT IST GENAU DAS DER GRUND, WARUM MOKUBA NICHTS MEHR MIT DIR ZU TUN HABEN WILL!!!!! DU BIST EINFACH ZU EGOISTISCH, KAIBA!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ Entgeistert starrte Seto Joey an, welcher mühsam nach Luft rang. Die ganze Brüllerei ging eben ganz schön auf die Lungen. Ruhig wartete er auf Setos Gegenschlag, welcher auch gleich kam, jedoch erneut in anderer Form als der Blondschopf es geahnt hätte. Der Brünette stieß nämlich den Kleineren zur Seite, sodass dieser unsanft auf den Hintern fiel, schnappte sich das Päckchen mit den Drogen vom Tisch und eilte, ohne ein weiteres Wort, aus dem Zimmer. Schnell schlüpfte er in seinen Mantel, welchen er während dem Laufen mitgenommen hatte, eilte aus seiner Villa und lief einfach nur weg. Er achtete nicht auf den Regen oder die Autos, achtete nicht auf die Tränen, die ihm über die Wangen liefen und sich mit dem Regenwasser vermischten sondern lief einfach nur weg, weg von allen, die ihm wehtun konnten. Weg von Mokuba, der sich immer weiter von ihm entfernte und weg von Joey, den er doch so sehr liebte. Gleichzeitig saß eben genannter Blondschopf weiterhin auf dem Boden, rappelte sich, als er genug Luft in den Lungen hatte auf die Beine und schwankte nach draußen. Er schaffte es gerade noch zum Telefon ehe seine Beine nachgaben und er erneut auf den Boden sank. Fahrig fuhr er sich mit den Händen durch die Haare, krallte sich verzweifelt in seiner blonden Mähne fest ehe er leise ausstieß: „Bei Gott... was habe ich getan?!“ Einige Minuten lang blieb er regungslos auf dem Boden sitzen, bis er sich schließlich doch aufzwang, das Telefon nahm und wie in Trance begann eine Nummer zu wählen. Bereits nach dem dritten Freizeichen wurde abgehoben und eine jugendliche Stimme meldete sich mit einem freundlichen ‚Schildkröten Spieleladen, was kann ich für Sie tun?’ „...Yugi?“, nuschelte der Blonde mit brüchiger Stimme und seine matten Augen starrten unablässig an die Wand. Yugi hatte Joey natürlich sofort erkannt und als er seine schwache Stimme hörte stieg ein Schwall Sorgen in ihm hoch. Besorgt fragte er: „Joey? Ist alles in Ordnung? Du klingst so komisch...“ „...ich kann hier nicht reden... nicht am Telefon...“ „Willst du, dass ich vorbeikomme?“ „...nein... ich komm zu dir...“ Und noch bevor der Kleinere etwas erwidern konnte hatte Joey erneut aufgelegt. Unruhig lauschte Yugi dem Tuten des Telefons ehe er ebenfalls auflegte und einen beunruhigten Blick aus dem Fenster warf. Und auch Yami machte sich Sorgen um seinen Freund: „Joey klang ja ziemlich fertig...“ „Glaubst du er hatte Streit mit Kaiba?“ „Kann sein... kann aber auch nicht sein...“ „...“ „...nun ja, wir werden wissen, was passiert ist sobald Joey da ist. Ich bin sicher das er uns erzählen wird, was ihn bedrückt.“ „Ich hoffe du hast Recht, mein Yami. Ich hab nämlich ein ziemlich ungutes Gefühl...“ „Da bist du nicht alleine, mein Aibou...“ Und bereits wenige Minuten später klingelte es an der Tür. Schnell lief Yugi hin und öffnete sie, erstarrte als er einen vollkommen durchnässten Joey vorfand. Dieser trug nämlich nichts weiter als eine Jeans und ein T-Shirt, hatte es nicht für nötig gehalten sich einen Schirm oder sonst was mitzunehmen. Allein die schwarze Jacke sollte ihn vom Regen abschirmen, was jedoch nichts brachte, da er sie offen hatte. Besorgt brachte Yugi seinen Freund in sein Zimmer, nahm ihm die Jacke ab und drückte ihm ein frisches Handtuch in die Hand. Doch Joey reagierte nicht wirklich. Stumm starrte er auf das Stück Soff in seinen Händen ehe er einmal tief seufzte und es schließlich, ohne sich auch nur irgendwo abzutrocknen zur Seite. Weiterhin besorgt setzte der Kleinere sich vor ihn auf einen Sessel, sah tief in die rehbraunen Augen des Älteren. Lange Zeit herrschte Stille und nur das Trommeln des Regen an die Fensterscheibe und das Dach waren zu hören, doch schließlich beschloss der König der Spiele das Schweigen zu brechen: „Was ist los, Joey? Du wirkst schon die ganze Zeit so komisch...“ „...e-es ist etwas... mit Seto...“ „Mit Kaiba? Was ist denn mit ihm?“ „Ich... er ist weggelaufen...“ „Weggelaufen? Und warum?“ „Weil ich... etwas entdeckt habe, was ich nicht hätte finden dürfen... ich hab sein vermutlich größtes Geheimnis... gelüftet...“ „Und was wäre das?“ Erneut legte sich der Mantel des Schweigens über die Beiden und Yugi sowie auch Yami spürten genau, dass etwas nicht stimmte. Ein dunkler, beängstigender Schatten legte sich über den Blonden und sein kleiner Freund konnte beobachten wie er stark zu zittern begann, was jedoch weniger an seinen nassen Klamotten lag als an dem, was er als nächstes sagte. „Yugi... Seto nimmt... Drogen...“ Kapitel 12: Das Suchen und das Finden ------------------------------------- Eine Stille, wie sie unnatürlicher nicht sein konnte lag über den beiden Freunden. Keiner der Beiden wagte es den Mund zu öffnen und das Schweigen zu brechen als plötzlich ein starkes Leuchten vom Millenniumspuzzle ausging und Yugi von Yami weggetaucht wurde und er einen unangekündigten Körpertausch mit seinem Hikari machte. Entsetzt rief Yugi im Kopf des Pharaos: „Yami?! Was soll das?!“ „Verzeih mir, Aibou, aber ich kann mir denken was das alles soll.“ „Warn mich das nächste Mal bitte trotzdem vor. Es ist nicht schön ohne Vorwarnung in seinen Seelenraum geschleudert zu werden...“ „Versprochen, Yugi-chan. Kein unangekündigter Körpertausch mehr.“ Joey, der nichts von der ganzen Aktion und der Unterhaltung zwischen Hikari und Yami mitbekommen hat spielte weiterhin mit dem Saum seines Shirts rum ehe er den Kopf hob und seinen Gegenüber flehendlich ansah: „Was soll ich machen, Yugi?“ Doch als der Junge ihm antwortete wusste der Blondschopf gleich, dass nicht Yugi vor ihm saß. Die ernste, selbstbewusste Stimme und diese katzenartigen Augen, welche, mal abgesehen von der Farbe, Setos ziemlich ähnlich waren zeigten gleich davon, dass der anwesende Junge nicht Yugi sondern Yami war. Doch noch bevor Joey seine Frage korrigieren konnte sprach der Pharao auch schon, leicht angespannt zu ihm: „Ich habe eine vage Ahnung, WARUM Kaiba angefangen hat Drogen zu nehmen...“ „Und warum?“ „Hast du es nicht gehört? Die Probleme, die in Kaibas Firma herrschen?“ Seufzend verdrehte Joey die Augen ehe er leise murrte: „Wer hat nicht davon gehört? Es wird doch überall davon berichtet...“ „Eben! Und jetzt überleg mal, was das für Kaiba heißt! Arbeit bis zum Abwinken!“ Und Joey dachte nach. Irgendwie ergab das Sinn. Er hatte es schon oft beobachtet, in seinem Viertel. Kids, deren Eltern nur noch stritten und auch noch Probleme in der Schule hatten... oder im Job... es gab so viele Gründe, warum sie anfingen Drogen zu nehmen, doch war der häufigste Grund bis jetzt immer noch derselbe. Stress „Und dann ist da noch die Prüfungen und das Schulfest...“, nuschelte Yami und sein Blick verdüsterte sich. Es war klar, dass er denselben Gedanken wie Joey hegte. Stress nagte an dem jungen Firmenchef und das hatte ihn dazu verleitet Drogen zu nehmen. „Nein, das glaub ich nicht!!! Ich glaub nicht, dass das alleine dazu beigetragen hat, dass Kaiba angefangen hat Drogen zu nehmen!! Da steckt sicher noch etwas anderes dahinter!! Etwas, das ihm viel mehr schadet!!“ „Bist du dir sicher?“, fragte Yami, ohne sich wirklich dessen bewusst zu sein, laut und zog so die Aufmerksamkeit seines besten Freundes auf sich. „Hast du was gesagt, Yami?“ Dieser zuckte erschrocken zusammen und musste einen Moment blinzeln ehe er verstand was gerade geschehen war. Nachdenklich kratzte er sich am Hinterkopf ehe er meinte: „Nun ja... Yugi meinte, dass der ganze Stress nicht der einzige Grund sein konnte, weswegen Kaiba Drogen nimmt. Er glaubt, dass da noch was Entscheidendes, was Ausschlaggebendes dahinter steckt.“ Nachdenklich runzelten alle Drei die Stirn als Joey plötzlich erschrocken aufkeuchte und den Pharao mit großen Augen anstarrte. Dieser hob nur fragend eine Augenbraue an ehe der Blondschopf gedämpft rief: „Mokuba!!!“ Yami verstand nicht wirklich, was der Junge meinte, weswegen er noch mal nachfragte: „Was ist mit Mokuba?“ „Ist es euch noch nicht aufgefallen? Mokubas seltsames Verhalten!!“ „...“ Verwirrtes Kopfschütteln von Seiten des Pharaos. „...“ Verzweifeltes Seufzen von Seiten Joeys. Leise murrend massierte das Hündchen seine Schläfen ehe er mit müder und angespannter Stimme zu erklären begann: „Falls es euch noch nicht aufgefallen ist, Mokuba hängt nicht mehr an Seto. Er ist viel eigenständiger und unternimmt mehr mit seinen Freunden als mit seinem Bruder. Und auch wenn er es sich nicht anmerken lässt, es tut ihm weh. Sehr sogar. Ich...“, und da fiel es Joey wie Schuppen von den Augen. Was mit dem Brünetten in letzter Zeit los war, wieso er seinen Erzfeind gebeten hatte bei ihm einzuziehen. Das alles hatte der Ältere nur getan, weil er... „...er fühlt sich einsam...“ Erneut traf ihn ein fragender Blick vom alten Pharao und als der Blonde seine rehbraunen Augen aus dem Fenster richtete wagte er es nur leise zu erklären, wie die These des Jungen aussah: „Ich glaub, ich hab Seto durchschaut. Wieso er sich so an Mokuba klammert... er ist einfach nur einsam. Er wünscht sich wen, der bei ihm ist und sich um ihn kümmert. Der ihm Trost gibt und ihn schimpft, wenn er wieder zu viel arbeitet...“ „...und weil er sich, dank Gozaburo’s Ausbildung, keinen Fremden öffnen kann hat er auch keine Freunde, die sich um ihn kümmern. Meinst du das damit?“, ergänzte Yami und der Blonde nickte. Nachdenklich starrten die beiden Jungs aus dem Fenster ehe Joey aufstand und, auf den verwirrten Blick von Yugi hin, welcher erneut mit seinem anderen Ich getauscht hatte, erklärte: „Mir reicht’s!! Ich kann hier nicht länger tatenlos rum sitzen!! Seto läuft da draußen im Regen rum und schleppt auch noch ein paar Drogen mit sich rum und er hat keinen Ort wohin er kann!! Mein Drache hat keine Zuflucht!!!“ Schwermütig wankte der Junge durch die graue Stadt. Sein Körper war so schwer wie Blei und seine sonst eisblauen Augen waren dumpf und blutunterlaufen. Wie lange Seto schon durch die Stadt irrte konnte er nicht sagen. Immer noch hallte Joeys Stimme in seinem Kopf, wie er ihn laut und wütend anschrie. ~~DU BIST EINFACH ZU EGOISTISCH, KAIBA!!!!!!!!!!!!!!!!!!~~ Einen Moment lang hielt der Brünette inne, wusste nicht ob es Tränen oder der Regen war, welcher ihm über die Wangen lief. Er hatte es schon lange aufgegeben beides auseinander zu halten, achtete genauso wenig auf den Weg, welchen er gerade ging. Als er den Kopf hob sah Seto etwas, das er schon lange nicht mehr gesehen hatte. Es war ein rotes Leuchtreklameschild, in dem verschiedenste Lichter blinkten. Der Laden sah ziemlich Zwielicht aus und wenn mal die Tür aufging konnte Seto einen Blick auf die halbnackten Frauen werfen, welche sich in den Räumen schlängelten und versuchten die anwesenden Männer zu verführen und ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Nachdenklich beobachtete der Junge eine Zeit lang das Kommen und Gehen verschiedener Männer. Hier war er im tiefsten Inneren des Rotlichtviertels. Es dauerte seine Zeit ehe Seto einen Entschluss fasste. Mit gezwungen festen Schritten ging der Junge weiter, liess seinen nun wieder eiskalten Blick über die einzelnen Schilder schweifen während eine seiner Hände mit seinem Geldbeutel in der Manteltasche herumspielte. Seine Gedanken waren dumpf und er achtete nicht wirklich darauf was er tat. Sein Entschluss stand fest, alles andere war egal. Nach einiger Zeit kam der Brünette bei einem Hotel an, welches zwar nicht mehr so Zwielicht wie die anderen Gebäude in dieser Straße aussah, gleichzeitig jedoch der Mittelpunkt und somit das beliebteste Hotel für käufliche Liebe in ganz Domino war. Stolz und erhobenen Hauptes schritt Seto auf den jungen Mann zu, welcher hinter der Rezeption stand. Dieser machte, als er den Firmenchef sah eine leicht angedeutete Verbeugung ehe er mit schleimerischer Stimme sagte: „Es freut mich Sie hier begrüßen zu dürfen, Mister Kaiba. Was kann ich für Sie tun?!“ „Ich möchte ein Zimmer“, antwortete der Gefragte knapp. Natürlich war dem Mann klar, was Seto damit meinte. Schnell tippte er in seinem Computer herum ehe er fragte: „Mann oder Frau?“ „Mann.“ Erneutes Tippen auf dem Computer ehe er den Firmenchef verschmilzt anlächelte und erfreut meinte: „Für Sie nur das Beste. Ihr Zimmer liegt im 8ten Stock, die Luxussuite. Wünschen Sie unser Überraschungspaket oder wollen Sie selbst wählen.“ „Ich wähle selbst“, murrte der Brünette und wartete ab, bis der Mann an der Rezeption fertig mit herumtippen war. Schnell wurden ein paar Fragen gestellt auf die auch jeweils prompt die kurze, bissige Antwort des Jüngeren folgte. „Wie alt?“ „Um die 19.“ „Haarfarbe?“ „Blond.“ „Augenfarbe?“ „Braun.“ „Körperbau?“ „Sportlich, aber eher zierlich.“ „Akzent?“ „Japanisch.“ „Hautfarbe?“ „Blass.“ „Also ein 19jähriger Junge mit blasser Haut, blonden Haaren, braunen Augen und sportlich gebaut, wobei er eher wie ein durchschnittlicher Junge als ein Muskelprotz sein sollte. Und er soll aus Japan kommen, ist das so richtig?“ „Ja.“ „Wie Sie wünschen. Ich schicke ihn sofort auf Ihr Zimmer.“ Eiligst reichte der Mann Seto den Zimmerschlüssel, welche ihn nahm und als Gegenzug seine Kreditkarte hinlegte. Schnell hatte der Kerl an der Rezeption den Betrag abgebucht und gab dem Brünetten seine Karte zurück, welcher sich daraufhin umdrehte und zum Fahrstuhl ging um in den 8ten Stock hochzufahren. Gelangweilt blickte der Brünette auf die Lifttür, wartete geduldig ab bis er oben angekommen war und stieg dann langsam aus. Wieso sollte er es auch eilig haben? Immerhin wartete da niemand, den er kannte. Bei seinem Zimmer angekommen zog Seto den Schlüssel und schloss auf. //Altmodisch.// schoss es ihm durch den Kopf als er nach innen trat und die Tür hinter sich wieder verschloss. Damit meinte er jedoch nicht das Zimmer, nein, dieses war wunderschön. Groß und geräumig, ein riesiges Himmelbett an der Wand und überall Kästen und Schränke. Eigentlich sah das Zimmer überhaupt nicht so aus als würde es zum Rotlichtviertel gehören. Nein, was Seto mit ‚altmodisch’ meinte war die Tatsache, dass er die Tür mit einem ganz gewöhnlichen Schlüssel verschließen konnte. Selbst bei sich zu Hause gab es an verschiedenen Türen bereits Schlösser, die nur mit einer bestimmten Karte verschlossen werden konnten. Als der Firmenchef eine Bewegung auf dem Bett ausmachen konnte verschwanden seine Gedanken an das Schloss. Langsam und mit katzenartigen Schritten ging er näher auf das Himmelbett zu, um welches eine Art durchsichtiger Vorhang war. Zwar konnte er nichts Genaueres erkennen, doch einzelne Kleinigkeiten sowie auch Umrisse waren durch den Stoff sehr wohl sichtbar. Erschrocken entwich dem Brünetten der Atem als er sah, wer da hinter dem Vorhang saß. //Joey?! Aber... das gibt’s doch nicht!! Das kann nicht sein!! Wieso ist er hier? Und wieso war er schneller als ich? Verdammt, was soll das?!// Ruckartig riss Seto den Vorhang zur Seite, starrte den Jungen vor sich eiskalt an. Dieser wich erschrocken zurück, sodass ihm ein paar seiner blonden Strähnen ins Gesicht vielen. Seine braunen Augen starrten ängstlich auf den Firmenchef, anscheinend war er es nicht gewohnt, dass ein Freier so barsch war. Seto jedoch atmete erleichtert auf. Nein, dieser Junge war nicht Joey. Zwar hatte er die Angaben dem Äußeren seines Hündchens angepasst, in der stillen Hoffnung, dass er einen Jungen bekam, der seinem Blondschopf ähnlich sah, doch bei genauerem betrachten sah man gravierende Unterschiede zwischen dem Prostituierten und Joey. Die blonden Haare waren nichts weiter als gefärbt, am Ansatz sah man schon das Braun hervorkommen. Die braunen Augen waren nur schwer von Schwarz zu unterscheiden und seine ganze Haut war nur um weniges blasser als seine eigenen. Nein, er sah Joey überhaupt nicht ähnlich. Eine Zeit lang betrachtete Seto den Freier. Er könnte jetzt einfach mit ihm Schlafen und so seinen Frust vergessen, könnte mit ihm machen, was er wollte und könnte, da er sich nicht mal wehrten dürfte und kurz bevor der Junge sich seinem Spielzeug näherte schoss ihm plötzlich ein anderer Gedanke durch den Kopf. //Was macht man als Seme?// Und wieder war da das Problem, dass er noch Jungfrau war. Natürlich, der Prostituierte hatte sicher Erfahrung, wie würde es da aussehen, wenn Seto Kaiba Uke wäre? Oder wenn er als Seme versagte? Nach einigen Denkminuten, in denen der Firmenchef Pro und Kontra abwog, seufzte er einmal laut auf und zischte dann, mit Eisblick auf den Jungen: „Verschwinde!!“ Als dieser sich nicht rührte wiederholte Seto noch mal, etwas lauer: „Ich sagte, verschwinde!! Hau ab!! Ich hab bereits gezahlt, also worauf wartest du?!“ Erschrocken fuhr der Junge hoch, schnappte sich seinen Mantel, welcher neben dem Bett über einen Stuhl hing, warf ihn sich über und eilte aus dem Zimmer. Jeder Prostituierte hatte einen Schlüssel, welcher für jedes Zimmer in diesem Hotel passte und so brauchte er nicht erst warten bis der Firmenchef ihm aufschloss. Kaum das er draußen war liess er die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fallen und überließ Seto sich selbst und seinen Gedanken. Atemlos liefen Yugi und Joey durch die Straßen. Sie hatten ihre Freunde zusammen getrommelt und suchten wie verrückt nach dem brünetten Firmenchef. Während der Blonde sich panisch umsah unterhielt sich der Kleinere mit seinem Alterego. „Was denkst du, Yami?“ „Ich denke, dass das kein Zufall war.“ „Das Kaiba Drogen nimmt?“ „Genau.“ „Und wer soll da dahinter stecken?“ „...Seth...“ Yugi wurde langsamer bis er schließlich stehen blieb. „Du meinst den ägyptischen Gott, Seth?“ „Ja...“ Der Kleine schluckte. „Dann denkst du also, dass die Götter hinter Kaiba her sind?“ „Ja... ich denke, der ganze Stress und alles, was ihm seit seiner Geburt widerfuhr... ich vermute, dass das alles der Einfluss der Götter war...“ Darauf wusste sein Hikari nichts mehr zu erwidern. Eine Zeit lang starrte der Junge einfach nur auf den Boden als ihm plötzlich auffiel... dass er ganz alleine war. Entsetzt sah Yugi sich um, machte ein paar Schritte und rief nach Joey, doch er reagierte nicht. Sein Freund war weg. Spurlos verschwunden. Wie ein gehetzter Hund jagte Joey durch die Straßen. Schuldgefühle nagten an ihm und die Sorge um seinen Drachen wurde von Minute zu Minute größer. //Wieso konnte ich meine Wut nicht unter Kontrolle halten? Wieso musste ich so austicken? Nur wegen dieser Angst? Das gibt’s doch nicht! Meine Selbstbeherrschung ist echt für’n Arsch... Oh, Seto, bitte halt durch. Ich werd dich Finden und dir helfen von den Scheißdrogen loszukommen!! Nur bitte, bitte, bitte, halte durch!! Lass dich nicht unterkriegen, Seto!!// Vom Regen durchnässt hielt der Junge kurz unter einem keinen, überdachten Cafe inne. Sein Atem ging schwer und röchelnd, er hatte fast keine Kraft mehr um noch weiter zu suchen, doch wusste er auch, dass er jetzt nicht einfach so aufgeben durfte. Seto war in Gefahr, solange er die Drogen bei sich hatte. Wenn Joey ihn nicht finden würde würde der Brünette am Ende noch an einer Überdosis sterben. Bereits nach wenigen Augenblicken hatte der Blonde wieder soviel Luft, dass er aufrecht stehen konnte. Nervös sah er sich um, entdeckte, dass sich die Straße vor ihm teilte. Der linkte Weg führte ins Einkaufsviertel der Stadt, der Rechte ins Rotlichtviertel. Doch wo sollte er lang gehen? Wo sollte er nach seinem Drachen suchen? „Vielleicht dort, wo er eher Drogen bekommt?“ Joey schrak auf. Schon wieder diese mysteriöse Stimme, die ihm fremd und gleichzeitig doch sehr vertraut vorkam. Als der Junge sich umsah war er alleine, wie immer, nachdem er diese unheimliche Geisterstimme gehört hatte. Und auch wenn sie ihm jedes Mal einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte, diesmal war Joey dankbar, dass die Stimme zu ihm gesprochen hatte. Ohne noch länger zu zögern lief er los, genau in Richtung Rotlichtviertel. Schwankend hielt Seto inne, lehnte sich an die kalte, nasse Hauswand, welche vom Wetter ziemlich mitgenommen aussah. Sie war voll gesprüht von Graffitis und zerkratzt von Taschenmessern und Fausthieben. Eindeutig, dieser Teil war selbst für das Rotlichtviertel ziemlich zwielicht. Mühsam schleppte der Brünette sich weiter, wusste nicht wohin er gehen sollte. Ihm war das alles einfach zuviel. Seit er diesen Prostituierten mit Joey verwechselt hatte kamen ihm immer öfter die Bilder aus seinem Traum in den Sinn, drohten den jungen Firmenchef in den Wahnsinn zu treiben. Er wollte es einfach nicht sehen. Wollte nicht sehen, wie er seine große Liebe getötet hatte. Als er an einer heruntergekommenen Kneipe vorbei kam blieb er kurz stehen und beobachtete eine Gruppe Jungs, die anscheinend gerade irgendeinen Deal machten. Und wie es aussah war der Deal nicht gerade harmlos, denn so eng standen sonst nur Verliebte beieinander. Seto wusste, was die Typen da machten und nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte näherte er sich der Gruppe Jungs, die Augen starr, der Blick eiskalt. Verzweiflung kam in Joey auf, er wusste einfach nicht mehr weiter. Die Straße, voll von blinkenden und flackernden Lichtern irritierten ihn, er wusste in manchen Augenblicken nicht mal von wo er gekommen war und wohin er musste. Schon des Öfteren hatte er gedacht, seinen Seto gefunden zu haben, hatte erleichtert aufgeatmet doch als er näher an die Personen getreten war hatte er erkannt, dass sie alle nur Prostituierte waren, die seinem geliebten Drachen nicht im entferntesten ähnelten. Innerlich flehte er um Unterstützung, ein himmlisches Zeichen welches ihn auf den richtigen Weg bringen sollte, doch nichts geschah. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet dem Blonden, dass er schon seit mehr als 5 Stunden im strömenden Regen nach dem Firmenchef suchte, und das machte sich auch so bemerkbar, dass seine Klamotten vollkommen durchnässt waren und unangenehm am Körper des Jungen klebten. Aber dieser ignorierte das, sowie die Tatsache, dass er drohte krank zu werden soweit, dass er sich nur auf die Suche konzentrierte. Jetzt war er ganz alleine im Rotlichtviertel und nichts und niemand konnte ihm helfen. Natürlich, kaum das Yugi und er den Entschluss gefasst hatten Seto zu suchen hatten sie auch Tea und Tristan informiert und die Beiden hatten ohne lange zu zögern eingestimmt sie bei der Suche zu unterstützen. Die Vier hatten sich unter der großen Bahnhofsuhr getroffen, wie früher, wenn sie zusammen ins Museum gegangen waren um mehr über Yamis Vergangenheit in Erfahrung zu bringen. Dort hatten sie sich dann in zwei Gruppen geteilt: Tea und Tristan suchten den südlichen und westlichen Teil der Stadt ab und Yugi und Joey den nördlichen und östlichen. Doch irgendwann, der Blondschopf hatte gar nicht wirklich bemerkt wann genau, hatte er sich von Yugi getrennt. Oder eher, sie hatten sich aus den Augen verloren. Und da Joey kein Handy besaß hatte er seine Freunde auch nicht verständigen können, wo er sich zu diesem Zeitpunkt aufhielt. Schwach und mit zitternden Knien sank Joey die Wand, an welche er bis eben gelehnt hatte hinunter und blieb auf der kalten, nassen Straße sitzen. Wurde er halt krank, das war im Moment sein geringstes Problem. Viel mehr Sorgen machte er sich um seinen Liebsten. Wenn Seto irgendetwas zugestoßen war könnte er sich das niemals verzeihen. Immer wieder sah er den Brünetten vor sich, wie er Joey flehend und ängstlich, ja fast schon panisch ansah. Die sonst so kalten, tiefblauen Augen waren weit aufgerissen und mit Tränen gefüllt. Der Blonde hatte gesehen, dass der Firmenchef Angst hatte und trotzdem hatte er nicht aufgehört ihn anzuschreien, war sogar bei jedem Wort lauter geworden. Aber was den Größeren endgültig zum Weglaufen gebracht hatte, was ihn endgültig dazu getrieben hatte sich zu verstecken und alleine zu sein war, als Joey seinen Namen rief. Laut. Wütend. Hasserfüllt. „...Kaiba...“ Laut hallte der Name, welchen der Blonde gemurmelt hatte in seinem Kopf wieder. Nein, Setos Ausbruch hatte nichts damit zu tun gehabt, dass er laut geschrieen hatte. Oder wütend. Oder hasserfüllt. Der Grund, warum sein Drache weggelaufen war war, dass er ihn mit jenem Namen angeschrieen hatte, den er zur der Zeit verwendet hatte, als sie noch verfeindet waren. Als sich Seto noch vor Joey verschloss. Und das hatte den Brünetten besonders tief getroffen. //Verdammt, wieso musste ich dich auch ausgerechnet mit deinem Nachnamen anschreien?! Ich hab dich doch beobachtet... nicht nur die letztern Tage, schon viel, viel länger... ich hab doch gewusst, dass deine kalte, abweisende Art, deine Art, niemanden an dich ranzulassen reiner Selbstschutz ist... und trotzdem hab ich dich verletzt, indem ich dich mit ‚Kaiba’ angeschrieen hab. Verdammt, wieso bin ich nur so blöd?! Kann mir das mal jemand beantworten?!// Doch Stille herrschte. Joey dachte angestrengt nach. Er wusste nicht, was er machen sollte, hatte keine Ahnung von wo er sich jetzt noch Hilfe erhoffen sollte. Doch da hörte er plötzlich etwas in seinem Kopf, was er schon lange nicht mehr gehört hatte. Vermutlich, weil er es immer ignoriert hatte. Das Gemurmel, welches Tag und Nacht in seinem Kopf herrschte wurde lauter, schwoll immer mehr an und drohte nach einiger Zeit die Gedanken des Jungen vollkommen zu verdrängen. Es war einfach unerträglich. Einerseits waren die Stimmen so laut, dass Joeys Kopfschmerzen immer stärker wurden und andererseits verstand er nicht ein Wort von dem, was sie sagten. „VERDAAAAAAMMT!!!!!!!! KÖNNT IHR NICHT MAL DIE KLAPPE HALTEN?!?!?!?!?!?!?!?!?!?!?!?!?!“, schrie der Blondschopf und achtete dabei nicht auf die Blicke, die ihm die vorbeiziehenden Passanten zuwarfen. Sie waren hier im Rotlichtviertel, vermutlich würden sie ihn sowieso nur für einen betrunken Spinner halten, und das war dem Hündchen momentan auch ganz recht. Laut murrend fauchte er: „Wenn ihr mir schon 24 Stunden am Tag auf die Nerven gehen müsst, dann könntet ihr doch auch mal aufhören so leise rumzunuscheln und mir sagen, wo ich Seto finden!!!“ Und da geschah etwas, was für Joey fast schon an ein Wunder grenzte. Es herrschte Stille. Vollkommene Stille. Kein Murmeln, kein Tuscheln, kein Flüstern – einfach Stille. Joeys Atem ging keuchend, rasselnd, der eiskalte Regen trommelte auf seinen schwachen Körper doch das ignorierte der Junge. Viel zu überrascht war er, dass endlich Ruhe in ihm herrschte. Er atmete einmal tief durch ehe er bedrohlich zischte: „Danke fürs Maul halten! Und jetzt raus mit der Sprache: Wo ist Seto?!“ Joey rechnete nicht wirklich mit einer Antwort, doch zu seiner größten Überraschung antwortete ihm tatsächlich jemand. Und die Stimme, die zu ihm sprach war ihm nur allzu bekannt: „Den Jungen, den du suchst, findest du dort, wo dein Herz dich hinführt.“ Und schon brach wieder Gebrabbel und Gemurmel in seinem Kopf los und egal wie oft der Blonde versuchte die Stimmen erneut mit schimpfen und fluchen zum Schweigen zu bringen, sie hörten nicht mehr auf ihn. Also blieb Joey nichts anderes übrig als sich auf die Beine zu mühen und weiter zu suchen. Die Worte der fremden Stimme hallten weiterhin durch seinen Kopf. ~~Den Jungen, den du suchst, findest du dort, wo dein Herz dich hinführt.~~ Mühsam schlurfte der blondhaarige Junge durch die grauen, klitschnassen Straßen, gab die Hoffnung nicht auf seinen geliebten Drachen zu finden. Er setzte alles daran Seto zu finden, und wenn er an Fieber sterben würde, es war Joey egal. Er suchte einfach weiter, was sollte er sonst auch schon groß machen? Seine Gedanken rasten und das Murmeln und Flüstern, welches erneut immer lauter wurde trug nicht wirklich dazu bei, dass er sich wieder beruhigte. Sein Herz schlug schneller, immer schneller und ebenso beschleunigte sich der Schritt des Jungen. Einen Fuß vor den anderen gesetzt eilte der Blonde durch das Viertel, hatte gar nicht mitbekommen wie er zu laufen begonnen hatte. Irgendwann, Joey konnte nicht genau sagen wann, jagte eine Art Blitz durch seinen Körper und fast augenblicklich blieb er stehen. Sein Drache war nahe. Ganz nahe. Schnell schweifte der Blick des Jungen über die Straße und Gassen, erkannte erst jetzt, dass er in einem düstereren Teil des Milieus gelaufen war, doch er musste sich immer noch im Rotlichtviertel aufhalten. Vereinzelt liefen noch Prostituierte und Drogenabhängige durch die Gegend. Joey dachte schon, er würde ihn nie finden als ein helles Aufblitzen seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Nachdenklich hob das Hündchen eine Augenbraue an, schlich vorsichtig näher zu der dunklen Seitenstrasse, die ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Er hatte schon einmal in so einer Seitenstrasse auf Seto getroffen... Damals, als er von Ayano verprügelt worden war... Seto hatte schrecklich ausgesehen... //Oh bitte... bitte, bitte, bitte, bitte, ich will dich nicht schon wieder in so einer miesen, heruntergekommenen Gasse finden... ich will nicht, dass du wieder so mies aussiehst wie damals... oh bitte, Drache, SEI GESUND!!!!/// Doch Joeys Befürchtungen bewahrheiteten sich als er genauer auf die zusammen gekrümmte Gestalt hinter der Mülltonne zutrat. Es war sein Drache. Zitternd kniete der Blonde sich vor ihn, streckte seine Hand nach dem Älteren aus und strich ihm hauchzart über die Wange. Sie war eiskalt. In der Dunkelheit erkannte Joey nur schwach wie die blasse Haut noch mehr an Farbe verloren hatte. Sein Atem ging schwach und röchelnd und sein gesamter Körper zitterte. Seto sah aus wie der Leib gewordene Tod. Und Joey wusste genau, woher das kam. Wie oft er es schon erlebt hatte konnte er nicht sagen. Doch eines war klar: Sein geliebter Drache litt an einer Überdosis. Kapitel 13: Stunden der Angst ----------------------------- Joeys Herz raste. Die nassen Klamotten an seinem Körper fühlten sich schwerer an als vor ein paar Stunden, sein Kopf dröhnte wie ein Luftdruckhammer. Die weißen, sterilen Wände des Krankenhauses drückten auf seine Seele wie ein schwerer Stein und niemand konnte ihn von dieser Last befreien. Zitternd und die Hände in seinen triefnassen Haaren vergraben saß der Blondschopf vor dem Saal, in dem Seto untersucht wurde. Seine Freunde hatte er bereits angerufen, oder zumindest Yugi. Der Kleine musste Joeys Angst und Verzweiflung gespürt haben, denn gleich als der Ältere gesagt hatte, er habe seinen Drachen gefunden hatte Yugi angeboten Tea und Tristan zu informieren. Das Angebot hatte der Größere natürlich dankbar angenommen. Einsam und in sich zusammengesunken wartete Joey auf dem Gang als plötzlich ein paar, ihm bekannte Stimmen seinen Namen riefen. Müde hob der Junge seinen Kopf und erkannte, dass es seine Freunde waren, die das Krankenhaus endlich erreicht hatten. „Joey!! Oh, Joey, wie fühlst du dich?!“, wollte Tea sofort wissen und sank neben dem Blonden auf den Boden, schloss ihn in ihre Arme und drückte ihn behutsam an sich. Joey war für diese Geste ziemlich dankbar und kuschelte sich gleich tiefer in die Arme des Mädchens, flüsterte leise: „Ich fühl mich miserabel... es ist allein meine Schuld, dass Seto eine Überdosis hat...“ „Mach dich nicht fertig, das ist doch gar nicht wahr!! Der Kerl ist doch selbst schuld, wenn er seinen Drogenkonsum nicht im Griff hat!!“, murrte Tristan sauer und doch konnte man auch aus seiner Stimme die Sorge hören. Seit Seto sich mit Joey so gut verstand war er auch zu Tristan, Tea und Yugi viel freundlicher. „Yugi... was soll ich machen?!“, flehte Joey plötzlich und sah seinen kleinen Freund mit Tränen in den Augen an. Dieser schüttelte jedoch nur leicht den Kopf ehe er leise flüsterte: „Alles was du momentan machen kannst ist warten... und hoffen, dass Kaibas Lebenswillen stark genug ist um das durchzustehen...“ Und als Yugis Worte verklungen waren legte sich Stille über die Gruppe, welche nur von Joeys und Teas leisem Schluchzen und Tristans Schritten, welcher nervös auf und ab lief unterbrochen wurden. Gleichzeitig lag Seto in einem riesigen Saal, um ihn rum Ärzte die versuchten ihn irgendwie am Leben zu erhalten. Oft schon hatten sie hier in diesem Krankenhaus mit einer Überdosis zu tun gehabt, doch bei dem jungen Firmenchef war es einfach unglaublich, wie viel Drogen er in sich trug. Er musste ziemlich depressiv gewesen sein, wenn er sich so zudröhnte, und da war sich jeder der Ärzte sicher. Der Brünette selbst bekam jedoch von den Geschehnissen um sich rum nicht wirklich was mit. Er war bewusstlos und auch wenn er in tiefster Dunkelheit versinken sollte, so konnte er etwas hören. Es klang fast so wie das Singen von Vögeln. Und nur wenige Augenblicke später spürte der Junge auch schon warme Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht. //Was ist das?? Die Sonne?? Aber es hat doch bis eben geregnet... ich versteh das nicht... eigentlich müsste ich doch noch im Rotlichtviertel sein... oder??// Verwirrt und auch neugierig auf die neue Umgebung, in der er sich anscheinend befand versuchte Seto seine Augen zu öffnen. Erst rührte er sich nicht. Dann ging ein Zucken durch seinen Körper. Seine Lider flackerten. Und nur mit aller Kraft schaffte er es schließlich seine Augen zu öffnen und sich umzusehen. Sein Blick war verschwommen und durch den leichten Nebelschleier, welcher über seinen tiefblauen Saphiren lag erkannte er nur grob einen hellen, warmen Raum. Direkt über seinem Kopf waren einige bunte Seidentücher gespannt und rechts von ihm war ein riesiges Fenster, durch welches die warmen Sonnenstrahlen auf sein Gesicht fielen. Doch noch bevor er erkennen konnte wo er sich befand schob sich ein blonder Wuschelkopf in Setos Blickfeld und zwei warme, rehbraune Augen strahlten ihn glücklich an. „Guten Morgen. Na? Hast du gut geschlafen?“, fragte die weiche Stimme und der Brünette nickte nur leicht. Leise und mit rauer Stimme fragte er: „Was machst du hier, Joey?“ Schlagartig verzog der Kleinere sein Lächeln zu einem Schmollmund und meinte etwas bestürzt: „Was ich hier mache? Ich warte, dass du aufwachst!! Und warum Joey? Wer ist das?“ „Aber... du bist doch Joey!“ „Ähm... ich glaub, du verdrehst da was. Den Namen ‚Joey’ hab ich noch nie gehört.“ Einen Moment war der junge Firmenchef verwirrt, musterte den Jungen, welcher leicht über ihm gebeugt war genauer ehe er wisperte: „Hündchen, ich glaub DU verdrehst da was!!“ Murrend richtete der Kleinere sich auf, beugte sich von der Bettkante runter und begann auf dem Boden nach etwas zu suchen. Als er sich schließlich so eine Art beiges Shirt anzog stellte er mit ernster Stimme fest: „Ich glaub, du hast dich überanstrengt!! Und überhaupt, wieso nennst du mich Hündchen? Ist das eine neue Art mich zu ärgern?“ Seto schluckte. Ups, da schien er was falsch gemacht zu haben. War ihm wohl statt ‚Köter’ ein ‚Hündchen’ rausgerutscht. Doch was der Blondschopf als nächstes sagte verwirrte Seto noch um einiges mehr: „Weißt du was? Du kuschelst dich ins Bett und ich werd einen Heiler holen.“ „...Arzt.“ „Was?“ „...du meinst, du holst einen Arzt.“ „Arzt? Was ist das? Kann man das essen?“ Und es sah wirklich zu komisch aus als die wunderschönen, blauen Augen plötzlich so groß wie kleine Teller wurden. Irgendwas schien hier schief zu laufen... verdammt schief. Erneut musterte Seto den Jungen und runzelte angestrengt die Stirn. Es schien als wären seine Gedanken noch etwas gelähmt als es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel. „Jono!!“, und obwohl es eigentlich mehr eine Feststellung als eine Frage war nickte der Blonde bestätigend. Weiterhin besorgt beugte er sich wieder näher zu Seto und legte seine Lippen auf die Stirn des Brünetten, welcher daraufhin schlagartig Rot wurde. Leise murmelnd stellte Jono fest: „Nein, Fieber scheinst du keines zu haben.“ Kurz traf sich ihr Blick und schlagartig erkannte der Größere, dass das tatsächlich nicht SEIN Hündchen war. Jonos Haare waren etwas länger als die von Joey, seine rehbraunen Augen hatten einen Stich kakaobraun in der Mitte und die Haut des Jungen war, obwohl sie ziemlich blass schien, doch leicht gebräunt. Schnell, da sein Blick ihn etwas nervös machte wandte der Ältere sich ab. Das war doch unglaublich. Mühsam richtete Seto sich auf und erkannte erst jetzt, dass seine Arme ganz dunkel gebräunt waren. //Was?! Seit wann bin ich denn so braun? Ich war doch diesen Sommer noch gar nicht richtig an der Sonne und jetzt seh ich so aus als würde ich tagtäglich draußen sein... schon komisch... aber... Moment!! Wenn dass hier nicht Joey sondern Jono ist, dann könnte es doch sein...// Und schon im nächsten Moment musste Seto seine Gedanken unterbrechen, da Jono ihm eine Schüssel Wasser hinhielt. Zögernd nahm der Brünette die Schale und warf einen Blick in sein Spiegelbild, welches sich an der Wasseroberfläche spiegelte. Und was er da sah liess den Jungen einmal schwer Schlucken. Seine blasse Haut war ganz braun gebrannt, seine tiefblauen Augen hatten einen warmen Stich, den er gar nicht von sich kannte. Die brünetten Haare glänzten und schienen ganz weich und seidig zu sein. //Oh mein Gott... dass kann doch nicht sein... ich meine, klar, ich hab schon oft von Seth geträumt... aber... ich war noch nie... ich war noch nie er...// „Seth? Geht’s dir gut?“, holte Jono ihn erneut aus seinen Gedanken. Das war jetzt aber wirklich unheimlich, dass musste sich sogar der sonst so kühle Firmenchef eingestehen. Betröppelt und nicht ganz überzeugend nickte Seto, stellte die Wasserschale weg und sah dann wieder verdattert zu dem Blonden, welcher weiterhin auf der Bettkante saß. Dieser erhob sich jetzt und meinte ernst: „Na dann... ich hol uns was zu Essen, vielleicht geht’s dir ja dann besser.“ Und gerade als Jono gehen wollte erwachten die tauben Muskeln des Brünetten wieder und er packte den Jungen am Handgelenk. Verwirrt drehte der Kleine sich um und legte fragend den Kopf schief. //Verdammt, Seto, was machst du da?! Spinn ich jetzt total?! Ich kann ihn doch nicht... obwohl... ich bin doch gar nicht Seto... hier und jetzt bin ich Seth... und ich wollte doch immer schon wissen wie Jono so küsst... oder Joey... es ist doch nur ein Traum... also...// „Seth, ich mach mir ernsthaft Sorgen... was ist denn los mit dir?“, riss der Blondschopf ihn erneut aus den Gedanken. Das wurde ja langsam richtig zur Gewohnheit bei ihnen. Schüchtern suchte Seto den Blick des Sklaven ehe er leise fragte: „Würdest... würdest du mich... küssen?“ Ein leichtes Lächeln huschte über das Gesicht des Blonden ehe er leicht nickte, sich näher zu dem Brünetten beugte und ihm einen sanften Kuss auf die Lippen drückte. Erleichtert schloss Seto die Augen, genoss es die sanften, weichen Lippen auf seinen zu spüren als Jono plötzlich begann seine leicht zu bewegen. Seto erwiderte dies natürlich leicht als eine kleine, freche Zunge über seine Lippen strich und ihn stumm um Einlass bat. Einen Augenblick lang wusste der Brünette nicht wie er reagieren sollte ehe er einfach das Tat, was am nächsten lag: Er öffnete dem Kleinen. Jonos freche Zunge drang sofort in Setos Mundhöhle ein und strich zärtlich über jede noch so kleine Stelle, an die er kam, ehe er die Zunge des Größeren liebkoste. Dieser liess sich das nur allzu gern gefallen, erwiderte jede noch so kleine Bewegung von Jono und hob ganz langsam seine Hände um den Jungen an den Hüften zu packen und zu sich zu ziehen. Dieser liess das gerne geschehen, drängte seinen Körper ganz nahe an den des Größeren, begann mit einer Hand liebevoll seine Brust zu liebkosen ohne den Kuss zu unterbrechen, was jedoch der Brünette übernahm indem er erschrocken aufkeuchte. Doch das störte den Kleineren nicht. Fröhlich beugte er sich zum Hals des Firmenchefs und begann leicht an seiner weichen Haut zu knabbern, saugte auch gierig daran während er mit seinen Händen weiterhin die Brust des Älteren verwöhnte. Dieser begann leise zu keuchen und tauchte den Blonden sanft aber bestimmt von sich. Fragend legte Jono erneut den Kopf schief. „Bitte... ich kann das nicht...“, stotterte der Brünette und begann kaum merklich zu zittern. Doch der Sklave bemerkte das und schloss seinen Geliebten sofort liebevoll in die Arme. „Ach, Seth... was ist nur los mit dir, hm? Du scheinst mir heute so fremd... und dein Kuss war so zaghaft... so hab ich dich noch nie erlebt!! Also? Was bedrückt dich, mein Hohepriester?“ „Ich... i-ich... Jono, bitte verzeih mir, aber irgendwie fühl ich mich, als wäre ich nicht ich selbst.“ „Als wärst du nicht du selbst?“ „...“ Verschüchtertes Nicken. „...nja, ich hol mal was zu essen. Vielleicht vergeht dieses Gefühl ja wieder“, meinte der Kleine optimistisch, erhob sich und schlenderte gemütlich aus den Gemächern. Seto jedoch zog die Knie näher an seinen Körper und vergrub sein Gesicht in den Händen, wusste nicht was das sollte. Er wusste natürlich, dass das alles nur ein Traum war, egal wie real es sich anfühlte. Und jetzt, nach diesem Kuss hatte er es endlich verstanden. Er wollte nicht hier bleiben, in dieser Traumwelt, in welcher er seinem Hündchen so nahe wie nie sein konnte. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass Jono nicht SEIN Hündchen war. Jono gehörte zu Seth. Nicht zu Seto. Doch dieser hatte keinen Plan wie er wieder aufwachen konnte, wusste ja noch nicht mal wie er es in Seths Körper geschafft hatte. Seine Gedanken rasten auf Hochtouren und er versuchte verzweifelt eine Antwort zu finden als plötzlich eine sanfte Stimme zu ihm sprach: „Ich spüre in deinem Herzen den Wunsch zurück in die Gegenwart.“ Erschrocken fuhr der Brünette auf, starrte erneut mit geweiterten Augen auf die junge Frau, welche vor ihm stand. Aus ihrem Rücken ragten zwei riesige Flügel, welche genauso aussahen wie die des weißen Drachen. Seto musste nicht lange überlegen um die Frau zu erkennen, hatte er schon oft genug von ihr geträumt. „Kisara?!“ Ein Lächeln umspielte die Lippen der Weißhaarigen ehe sie mit weiterhin sanfter Stimme sprach: „Wie ich sehe hast du mich nicht aus deinen Gedanken verdrängt, Seto.“ „W-Wie hast du mich gerade genannt?!“, wollte der Junge entsetzt wissen. Es war doch irgendwie unheimlich, dass diese, eigentlich tote Frau mit Drachenflügel vor ihm sein wahres Ich kannte, obwohl er ja eigentlich in Seths Körper sprach. Doch Kisara ging nicht näher auf die Frage ein, meinte nur leise: „Du weißt nicht wieso du hier bist, habe ich recht?“ „...“ Leichtes Nicken. „Aber du willst wieder in die Realität? Weg von Jono? Weg von diesem Traum, indem dir aller Schmerz und Angst erspart bleiben würde?“ „...“ Erneutes Nicken. „Warum, Seto? Sag mir, wieso du aus diesem perfekten Traum willst, zurück in die Welt, die dir so viele Schmerzen bereitet?“ Und der Brünette konnte fühlen, dass zusätzlich zu Kisara auch noch seine drei weißen Drachen zu ihm sprachen, welche vor Sorge und Zweifel geschüttelt schienen. Doch das war dem Firmenchef momentan herzlich egal. Leise und mit leicht beklemmter Stimme erklärte er: „Ich... ich will hier weg weil ich mich hier nicht zurecht finde. Ich will zurück in meine Zeit, zu meinem Bruder und zu... zu meinem Köter. Ich weiß, dass Jono Seth liebt und nicht Seto. Und das ist mir auch ganz recht, denn ich selbst liebe Jono ebenfalls nicht. Ich will zu Joey, denn er ist der Einzige, den ich jemals lieben kann und werde.“ „Aber du weißt, dass Seth und Jono deine und Josephs Vergangenheit sind?“ „Natürlich... aber dennoch sind wir anders. Und gerade dieses anders sein als Seth und Jono zeichnet uns aus. Bitte, Kisara, ich weiß, dass es verrückt klingt, aber ich will nichts sehnlicher als wieder in die klaren, rehbraunen Augen MEINES Hündchens blicken zu können. Bitte, bring mich zurück in meine Zeit. Bring mich zurück zu Joey.“ Einen Moment legte sich Stille über die Beiden ehe Kisara leise aufseufzte und mit einem leichten Wink auf Seto einen kalten Windstoss auf den Jungen losließ. Und gerade als der Brünette den Mund öffnen und etwas sagen wollte verschwamm das Bild vor seinen Augen und er brach erneut bewusstlos zusammen. Zitternd saß der Blonde neben dem Bett, hielt fest die Hand des Größeren umklammert. Die Tränen, welche Stundenlang über seine Wangen gelaufen waren waren inzwischen versiegt, sein Schluchzen verstummt. Er saß einfach nur da, seinen geliebten Drachen keine Sekunde aus den Augen lassend. Die Ärzte hatten zwar gesagt, er sei außer Lebensgefahr doch das war schon knapp 6 Stunden her und Seto hatte sich nicht einmal bewegt. Angst stand ihn Joeys Augen und er wusste einfach nicht, was er machen sollte, als ihm plötzlich jemand eine Hand auf die Schulter legte und einen Becher mit dampfendem Kaffee hinhielt. Leise ertönte die beruhigende Stimme seines besten Freundes: „Du solltest dich etwas hinlegen und schlafen.“ Mit dankbarem Blick nahm der Blonde den Kaffee an und nippte kurz daran ehe er Yugi ansah und müde hauchte: „Du weißt doch, dass ich nicht schlafen kann. Ich mach mir viel zu viele Sorgen um Seto...“ Seufzend schüttelte der Kleinere den Kopf. Mit besorgter Stimme meinte er: „Joey, es wäre wirklich besser wenn du heim gehst und dich ausruhst!! Das alles nimmt dich doch ziemlich mit, sowas seh ich gleich!!“ „Ich kann trotzdem nicht. Es ist meine Schuld, dass Seto leiden muss. Es ist meine Schuld, dass er eine Überdosis hat. Wenn ich ihn nicht so angeschrieen hätte, dann würde er jetzt nicht hier liegen...“, und man konnte förmlich die Verzweiflung und Reue aus seiner Stimme hören. Gerade wollte Yugi erneut auf Joey einreden als die Tür aufging und Tea und Tristan rein kamen. Während Teas Augen immer noch ziemlich Rot und blutunterlaufen vom vielen Weinen waren waren Tristans Haare wild durcheinander, da er sich immer wieder fahrig durch diese gestrichen hatte. Besorgt gingen sie zu Joey und legten ihm ebenfalls eine Hand auf den Rücken während Tristan meinte: „Ich hab mal bei mir zu Hause angerufen. Meine Eltern hätten nichts dagegen, wenn du heute bei uns übernachtest.“ „Meine Eltern hätten auch nichts dagegen, wenn du zu mir willst“, flüsterte Tea und auch Yugi sagte, dass sein Großvater sich sicher freuen würde, doch Joey winkte ab. Leise murmelte er: „Danke für eure Angebote, Leute, aber ich werd mich hier nicht wegrühren. Es ist mir ziemlich wichtig, dass ich hier bin wenn er aufwacht. Ich will mich bei ihm entschuldigen und alles erklären und das so schnell wie nur irgend möglich.“ Und seine Freunde sahen, dass er sich nicht von seiner Idee abbringen liess. Joey wollte nun mal bei Seto bleiben, da konnte kommen was wolle. Also setzten sich Yugi, Tea und Tristan ergeben zu ihrem Freund und gemeinsam hielten sie Wache am Bett des Drachen. Nach einigen Stunden, alle schliefen bereits bis auf Joey, der sich immer noch wach hielt, flog plötzlich die Tür mit einem lauten Knall auf und Mokuba stürmte in das Zimmer. Er eilte, ohne auf die restlichen Anwesenden zu achten auf das Bett zu, fiel auf die Knie und drückte sich ganz eng an seinen Bruder. Schluchzend rief er: „Wach auf!! Bitte, Seto, mach die Augen auf!!! Bitte, sieh mich an großer Bruder!!“ Zögernd legte Joey Mokuba eine Hand auf die Schulter als der sich plötzlich zu dem Blonden umdrehte und leise wimmerte: „Wieso? Joey, wieso hat Seto das getan? Wieso nimmt er Drogen?“ Der Angesprochene schluckte. Leise und mit brüchiger Stimme nuschelte er: „Vermutlich war dein Bruder im Stress und hat darum angefangen... aber mach dir keinen Kopf, Moki, ihm geht’s sicher bald wieder gut. Wir werden es schon schaffen, dass dein Bruder von dem Zeug loskommt, ja?“ Ein zitterndes Nicken von dem kleinen Kaiba ehe er sich wieder seinem Bruder zuwandte und auf ihn einredete. Durch die Tränen und das Schluchzen wurde auch der Rest der Gruppe wieder geweckt und sah sich verschlafen um. Doch kaum, dass sie Mokuba entdeckt hatten waren alle drei hellwach und Tea ging sofort zu dem Kleinen um ihn, wie zuvor auch schon Joey in die Arme zu schließen. Tja, Tea als Frau konnte eben immer noch am besten mit den Ängsten und Tränen kleiner Kinder umgehen. Obwohl Moki ja nun wirklich nicht mehr allzu klein war. Mühsam erhob sich der Blonde und machte einige Schritte vom Krankenbett weg, wagte es aber nicht den Raum zu verlassen. Müde stellte er sich an das Fenster und liess seinen Blick über die Stadt schweifen, merkte nicht wie Minuten und schließlich auch Stunden vergingen. Mokubas Weinen war inzwischen wieder verstummt und Stille lag über den Freunden als plötzlich Tristans Stimme ertönte: „Es ist schon fast 12... vielleicht sollten wir mal was Essen gehen.“ „Ja, das ist eine gute Idee. Um die Ecke hab ich ein kleines Restaurant gesehen. Wenn ihr wollt lad ich euch ein“, murmelte Mokuba und Tristan, Tea und auch Yugi stimmten gerne zu. Nur Joey wollte nichts essen. Auf das Bitten und Betteln seiner Freunde hin meinte er nur: „Ich mach mir viel zu viele Sorgen, als dass ich etwas Essen könnte. Geht ruhig ohne mich, ich besorg mir schon was, wenn ich Hunger bekomme.“ Und da sie genau wussten, dass Joey sich nicht anders entscheiden würde nickte die Gruppe ehe sie den Blondschopf alleine ließen. Dieser stand noch einige Augenblicke beim Fenster ehe er sich von dort loslöste und sich erneut neben Seto an das Bett setzte. Gedankenversunken strich er ihm einige Strähnen aus der Stirn, hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Stirn ehe er seinen Kopf auf die Bettkante legte, die Augen für einen Moment schloss und in der nächsten Minute auch schon eingeschlafen war. Der Junge wusste nicht wie lange er geschlafen hatte als er plötzlich eine zarte Hand auf seiner Schulter spürte. Verwirrt blinzelte er ehe er in die Augen einer jungen, bildhübschen Krankenschwester sah. Ihre grünen Smaragde strahlten eine unglaubliche Ruhe aus und die weiche, leicht gebräunte Haut war ein wunderschöner Kontrast zu dem dunkelbraunen bis schwarzem Haar, welches ihr aufreizend über die Schultern hing. Eindeutig eine südländische Schönheit. „Du sitzt schon den ganzen Tag hier. Willst du nicht langsam mal nach Hause gehen?“, fragte ihre sanfte, liebevolle Stimme und man konnte förmlich die Besorgnis heraus hören. Doch Joey schüttelte nur betröppelt den Kopf ehe er leise murmelte: „Ich kann nicht. Ich muss mich doch bei Seto entschuldigen...“ „Und wenn ich dir verspreche, dass ich dich anrufe sobald er aufwacht?“ „Nein, ich muss hier bleiben. Tut mir Leid...“ „Verstehe... aber würdest du wenigstens etwas Essen?“ „Ich hab keinen Hunger.“ „Aber du musst doch essen sonst kippst du um und dann bist du deinem Freund auch keine große Hilfe mehr!“ Da hatte sie auch Recht. „Ich werd nachher was essen gehen“, beschloss der Blondschopf doch da drehte die Krankenschwester sich auch schon auf dem Absatz um und verschwand aus dem Zimmer nur um wenige Minuten später mit einem Tablett mit Essen wiederzukommen. Stur drückte sie es Joey in die Hände und meinte grinsend: „So, hier! Damit du mal was Ordentliches in den Magen bekommst und nicht nur irgendein Fast Food.“ „Danke... ähm...“ „Natasha“, half die Südländerin dem Jungen auf die Sprünge. Dieser nickte leicht, entgegnete gleich: „Ich bin Joey.“ Mit einem fragenden Blick nahm sie sich einen zweiten Stuhl und setzte sich neben Joey, der dies nur zu gern zuließ. Natürlich war ihm die junge Frau auf Anhieb sympathisch gewesen, mit ihrem südländischen Charme. „Wie alt bist du eigentlich, Natasha?“ „Ich? Ich bin 18 und mach gerade mein Praktikum als Krankenschwester. Und du?“ „Ich bin 19 und geh auf die Domino High.“ „Hört sich interessant an. Hast du da deinen Freund kennen gelernt?“, fragte sie mit einem Deut auf Seto. Der Blondschopf nickte leicht ehe er leise erzählte: „Seto geht mit mir in eine Klasse. Eigentlich können wir uns nicht wirklich leiden, aber in letzter Zeit haben wir sowas wie Freundschaft aufgebaut und die will ich auf keinen Fall wieder verlieren.“ „Verständlich. Aber... das ist echt Seto Kaiba?“ Nicken. „Der Firmenchef der Kaiba Corporation und Spitzenduellant?“ Nicken. „Oh mein Gott, das ist ja Wahnsinn!! Das ausgerechnet der große Seto Kaiba hier ist!! Aber wieso nimmt er denn Drogen??“, flüsterte Natasha traurig doch Joey schwieg nur. Lange sahen sich die Beiden einfach in die Augen... Sein Körper war immer noch schwach und er schaffte es nicht wirklich sich zu bewegen, geschweige denn die Augen zu öffnen. Auch seine Gedanken zogen sich wie Gummi und er versuchte sich die letzten Stunden wieder ins Gedächtnis zu rufen. Was genau war passiert? Nur dunkel erinnerte er sich daran, wie er in diese versiffte Seitengasse gelaufen war, sich auf den Boden gesetzt hatte und sich eine verdammt hohe Dosis Kokain gespritzt hat. Das Letzte, das er wahrgenommen hatte war die Stimme seines Hündchens gewesen. Und das war auch das Erste, was er vernahm als er wieder aufwachte. „Du kommst aus dem Süden, nicht wahr?“ Und gleich danach ertönte eine weibliche Stimme: „Ja, woher weißt du das?“ „Man sieht es dir an. Deine strahlenden Augen und die dunkle Haut... eben wie eine echte südländische Schönheit.“ Leises Kichern. „Lass das, Joey!!“ „Wieso? Ist dir das peinlich wenn ich sowas sage?“ „Nein, ich fühl mich natürlich geschmeichelt, aber... ach, schau doch! Ich werd schon ganz Rot!!“ „Ist doch nicht schlimm, wenn du Rot wirst. Das steht dir, so siehst du richtig süß aus.“ „Wenn du nicht sofort aufhörst verpass ich dir ne Ladung Lachgas!“ „Darfst du das?“ „Eigentlich nicht, aber wenn ich dich anders nicht zum Schweigen bringe...“ Und schon lachten die Beiden laut auf. //Wie es scheint hat Joey ja jemanden gefunden, mit dem er sich amüsieren kann... dann braucht er mich ja eigentlich gar nicht mehr... soll ich... wieder zurück in den Traum? Soll ich wieder als Seth durch eine Traumwelt wandeln und ewig glücklich sein? Mit Jono? ...aber auch das Glück wird ein Ende finden. Jono wird sterben, er wird bei der letzten Schlacht fallen und dann hab ich ihn verloren. Genauso wie ich Joey anscheinend verloren hab... quatsch, was denk ich da?! Ich darf nicht so schnell aufgeben! Joey ist MEIN Hündchen, ich werd ihn nicht kampflos aufgeben!! Auf gar keinen Fall!!// Mühsam versuchte Seto seine Augen zu öffnen, bekam dabei nicht mal mit wie die junge Frau sich verabschiedete und das Zimmer verließ. Nach schier einer Ewigkeit begann er zu blinzeln und ein leichtes Zucken ging durch seinen gesamten Körper ehe der Brünette seine ganze Kraft zusammen nahm und es irgendwie schaffte seine tiefblauen Saphire tatsächlich zu öffnen. Erst war alles noch etwas verschwommen und er wusste nicht wirklich, wo er war doch kaum war sein Blick klarer geworden drehte er den Kopf zur Seite und schaute Joey an, welcher die Augen geschlossen hatte und ein leises Gebet vor sich hinmurmelte. „Hör auf zu beten, Köter“, murrte der Firmenchef mit leiser, kratziger Stimme und liess den Blonden so erschrocken hochfahren. Entgeistert starrte er Seto an, wagte es nicht ihn zu berühren oder etwas zu sagen aus Angst, es könnte nur ein Traum sein. Doch Seto ging das schon ziemlich bald auf den Geist und noch etwas benommen murrte er: „Was ist?! Hat’s dir die Sprache verschlagen?!“ „S-Seto... du bist wach... du bist echt wach...“, stellte der Kleinere überrascht fest und konnte sein Glück noch gar nicht fassen. Der Brünette jedoch verdrehte nur die Augen ehe er murrte: „Natürlich bin ich wach!! Was denkst du denn?! Das ich...“ Doch ehe er sich versah hielt er auch schon ein heulendes, blondes Hündchen in den Armen was sich krampfhaft ins Hemd seines Herrchens krallte. Zögernd legte Seto seine Arme um den Jungen, drückte ihn leicht an sich ehe er unsicher fragte: „Joey? Hey, ist doch gut... hör auf zu weinen... bitte...“ „Es tut mir Leid... es tut mir so schrecklich Leid... ich wollte das alles nicht...“, brachte der Kleinere unter schluchzen hervor und konnte sich nicht wirklich beruhigen. Viel zu erleichtert war er, dass sein Drache wieder bei Bewusstsein war. „Was tut dir Leid? Du hast doch gar nichts getan“, meinte der Ältere verdutzt und schon blickte ihn sein Hündchen mit verheulten Augen an. Leise nuschelte er: „Ich wollte dich nicht anschreien, Seto. Ich wollte das eigentlich gar nicht... aber ich hatte solche Angst...“ „W-Warum denn Angst?“ „Weil ich schon so viele Leute an einer Überdosis hab sterben sehen! Ich wollte nicht, dass dir dasselbe passiert wie denen! Bitte, Seto, versprich mir, dass du in Zukunft die Finger von Drogen lässt. Wenn du mal ein Problem hast, dann red mit mir darüber, aber bitte, bitte, lass deine Finger vom Heroin!! Bitte, Drache, ich flehe dich an!!“ Und da konnte der Firmenchef einfach nicht anders als leicht zu nicken und sein geliebtes Hündchen noch fester in den Arm zu schließen. Was für ein schönes Gefühl es doch ist, wenn sich der Mensch, den man am meisten liebt, Sorgen um einen macht... Kapitel 14: Hilfe für den Drachen --------------------------------- Gedankenversunken strich Seto, der sich inzwischen aufgesetzt hatte, durch die blonden Haare seines Hündchens, welches nach fast einer Stunde Heulen und Zitteranfällen einfach in seinen Armen eingeschlafen war. Verwundert über diese Reaktion hatte er ihn aber treuherziger weise nicht von sich geschoben sondern sogar noch näher zu sich gezogen und hielt ihn jetzt fest im Arm. Was teils auch daran lag, dass der Jüngere sich krampfhaft in das Hemd des Firmenchefs krallte und es nicht den Anschein hatte, dass er ihn allzu bald wieder loslassen würde. Als es dann aber plötzlich an der Tür klopfte sah der Brünette doch überrascht auf, jedoch weiteten seine Augen sich verdutzt als Mokuba, Yugi, Tristan und Tea eintraten. Diese hielten ebenfalls ziemlich geschockt in der Tür inne und starrten Seto verwirrt an, als Mokuba einen lauten ‚BRUUUUUUUUUUDER!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!’-Schrei von sich gab und auf den Brünetten zustürmte, um sich sofort an ihn zu klammern. Der Größere jedoch zischte nur ein bittendes: „Ruhig! Sonst weckst du Joey noch auf!!“ Erleichtert lächelnd kamen auch Joeys Freunde näher, ließen den Kaiba-Brüdern einen Augenblick für sich ehe Yugi leise und darauf bedacht, seinen Freund nicht zu wecken flüsterte: „Schön, dass du endlich wach bist. Wie fühlst du dich, Kaiba?“ „Ehrlich? Mir geht’s beschissen. Mein gesamter Körper schmerzt und ich fühl mich total schlapp und ausgelaugt“, gestand der Brünette und sah Yugi mit einem müden und gar nicht eiskalten Blick an. Wie es schien war er sogar dafür zu fertig. Und trotzdem hielt er Joey weiterhin fest umklammert, als hätte er Angst, dass der Blonde sich plötzlich in Luft auflöste. Auf eben diesen sprach Tea ihn jetzt auch an: „Joey hat die ganze Zeit gewartet. Seit gestern Abend. Er hat nichts gegessen, nichts getrunken, hat nicht geschlafen sondern einfach nur auf dem Stuhl gesessen und gewartet, bis du aufwachst...“ „Darum war er so fertig“, murmelte der Firmenchef und strich seinem Hündchen sanft durch die Haare. Kleiner Dummkopf. Dass der auch immer so einen Blödsinn anstellen musste. „Joey wollte sich unbedingt entschuldigen, sobald du aufwachst. Hat er es geschafft oder ist er vorher eingeschlafen?“, wollte Yugi dann doch wissen. Immerhin wäre es schon ziemlich schade, wenn der Blondschopf, wo er doch so tapfer gegen Müdigkeit, Hunger und Durst angekämpft hatte zu guter Letzt doch umgekippt wäre. Doch Seto nickte leicht. Liebevoll strich er seinem Hündchen durch die Haare ehe er leise mehr zu sich selbst als zu den Anderen wisperte: „Als er gesehen hat das ich aufgewacht bin hat er sich heulend an mich gekrallt und immer wieder entschuldigt. Als er dann nach gut einer Stunde aufgehört hat zu weinen und zu zittern ist er langsam aber sicher eingeschlafen... und ich glaub, dass ist auch gut so.“ „Ja, das ist es... und sobald er aufwacht sollte er eine Kleinigkeit essen, sonst bricht er noch irgendwann zusammen“, meinte der Kleinste der Freunde ernst und der Drache nickte. Natürlich wusste er, dass Yugi Recht hatte, hoffte aber inständig, dass es nicht soweit kommen würde. „Seto, wieso hast du denn nicht gesagt, dass du Drogen nimmst“, wollte der kleinere Kaiba dann doch etwas angesäuert wissen. Dass sein Bruder Geheimnisse vor ihm hat war ja an sich nicht so schlimm, aber dass er ein SOLCHES Geheimnis vor ihm hatte ging dem Schwarzhaarigen dann doch gigantisch gegen den Strich. Doch Seto seufzte nur leise ehe er murrte: „Warten wir bitte, bis ich wieder nach Hause kann. Dann können wir darüber reden, ja?“ „Na gut...“, brummte der Kleinere nur widerwillig. Aber immerhin ging es seinem Bruder momentan nicht so gut und außerdem hatte er immer noch beide Hände voll mit seinem Hündchen, welches durch die ganze Rederei von seinen Freunden fast geweckt wurde und sich, einmal demonstrativ knurrend, noch fester an Seto schmiegte. Dieser hatte auch rein gar nichts dagegen, strich nur weiterhin durch das weiche, blonde Haar Joeys bis Tristan dann misstrauisch fragte: „Sag mal, Kaiba, wieso hast du Joey eigentlich angeboten bei dir einzuziehen?“ Ein bitterböser Blick von Seiten des Brünetten folgte. Gut, das hieß, er hatte seine Eisschicht wieder hochgezogen. „Ich wüsste nicht, was dich das anginge!!“ „Joey ist mein bester Freund, da ist es doch wohl verständlich, wenn ich wissen will, warum ausgerechnet DU willst, dass er bei dir einzieht!!!“ „Das ist trotzdem meine Sache, also halt dich da raus!!“, fauchte der Drache und zwar so scharf, dass Tristan tatsächlich einen Schritt nach hinten stolperte. Doch da regte sich etwas in Setos Armen und als er einen Blick auf sein Hündchen warf begann dieser erneut sich zu regen, ehe er die Augen öffnete und den Größeren ansah. Leise murrte der Blonde, schlang seine Arme um Setos Nacken und zog ihn ganz nahe zu sich, sodass er ihm etwas ins Ohr flüstern konnte. Dieser lief daraufhin knallrot an und starrte den Braunäugigen entsetzt an, welcher jedoch nur wieder losließ, sich wieder an die Brust des Älteren kuschelte und sofort wieder einschlief. Eine Zeit lang herrschte Stille ehe Mokuba interessiert fragte: „Was ist denn los, Seto? Wieso bist du denn so Rot?“ Und schon war der Drache peinlich berührt, zischte bedrohlich: „Das geht dich nichts an, verstanden?! Und ihr!!“, ein bitterböser Blick auf Joeys Freunde, „Haltet ja euren Mund!!!“ Synchrones Nicken und Verwunderung über das seltsame Verhalten des Firmenchefs ehe es an der Tür klopfte und eine junge, südländische Krankenschwester eintrat. Überrascht stellte sie fest: „Oha! Besuch? Ich glaub, ich störe hier...“ „Sie haben sich vorhin mit Joey unterhalten“, stellte Seto mit eiskalter Stimme fest und seine Augen sahen aus als wolle er die Krankenschwester in Luft auflösen. Diese jedoch nickte nur leicht verschüchtert und meinte: „Ich bin Natasha... bitte entschuldigen Sie, ich wusste nicht, dass Sie bereits wach waren. Sonst hätte ich Sie und Joey natürlich allein gelassen.“ „Schon gut, sparen Sie sich Ihre Worte... was wollen Sie hier?“ „Nun ja, ich wollte lediglich sehen, wie es Ihnen geht.“ „Mir geht’s gut! Also verschwinden Sie wieder!“, und ehe man sich versah war die junge Krankenschwester auch schon wieder verschwunden. Was immer sie auch getan hatte... anscheinend gefiel es Seto ganz und gar nicht... denn der benahm sich plötzlich eben wie ein Drache, der sein Hündchen beschützte. Und zwar vor allem und jedem. Tea, Tristan, Mokuba und Yugi unterhielten sich noch lange mit Seto und ab und an schaute auch ein Arzt oder Natasha vorbei, wobei der Drache Zweitere ziemlich schnell wieder vergraulte. Und nach fast vier Stunden erwachte auch der Blonde wieder aus seinen Träumen. Erst blinzelte er etwas ehe er sich verdutzt umsah. Sein Blick wanderte von Yugi über Tea, Mokuba bis hin zu Tristan. Und als Joey den Kopf hob sah er direkt in die saphirblauen Augen seines Drachens. „Seto? Ist alles OK?“, wollte er natürlich sofort besorgt wissen doch der Brünette nickte nur. Behutsam drückte er Joey wieder an sich, als dieser sich aufsetzen wollte und flüsterte: „Ruh dich noch etwas aus. Die Anderen haben gesagt, dass du die ganze Zeit gewartet hast, dass ich aufwache.“ Nicken. „Na, dann schlaf noch etwas. Ich will ja nicht, dass du einfach so umkippst“, meinte der Größere ernst und Joey nickte noch mal resigniert. Sanft kuschelte er sich an Setos Brust, blieb aber dennoch wach, da er jetzt nicht mehr wirklich einschlafen konnte. Yugi war indessen losgelaufen um etwas zu Essen für seinen Freund zu holen. Seto hatten sie ja vorhin schon etwas geholt und jetzt war es Zeit, dass auch der Blondschopf etwas in den Magen bekam. Als er zurück kam reichte er Joey das Tablett, welcher jedoch nur das Gesicht verzog und dankend ablehnte. Was dem Firmenchef aber nicht wirklich gefiel. Schnell hatte er Yugi das Tablett abgenommen, spießte etwas von dem Essen auf die Gabel und hielt es dem Kleineren vor den Mund. Als Joey sich jedoch nicht rührte murrte Seto ernst: „Los! Mach ‚Aaaaaah’!!“ „Aaaaaah!!!!!“ Und schon hatte das Hündchen den Mund voll. Liebevoll fütterte Seto Joey weiter, bis alles aufgegessen war ehe er das Tablett wieder wegstellte und dem Jüngeren ganz behutsam den Mund abtupfte. Und der Rest der Gruppe beobachtete das Ganze einfach nur mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, was jedoch gekonnt ignoriert wurde. „So, jetzt hast du gegessen, jetzt wird geschlafen!“, verkündete der Brünette ernst doch Joey verzog nur die Lippen zu einem süßen Schmollmund. Ein flüchtiges Lächeln huschte über die Lippen des Größeren ehe er den Kleinen ganz fest an sich drückte und in sein Ohr hauchte: „Danke, dass du bei mir geblieben bist...“ „Aaaaach, ist doch klar, mein Kuscheldrache!! Immerhin... war es meine Schuld... dass es soweit gekommen ist...“ Und Seto konnte genau hören, wie die Stimme des Jungen mit jedem Wort leiser geworden ist. Es schien Joey wirklich weh zu tun, dass er dem Älteren so harte Worte an den Kopf geworfen hatte. Aber Seto war dem Kleinen nicht wirklich böse, eher im Gegenteil: „Joey... wenn du mich nicht angeschrieen hättest, dann würde ich jetzt immer noch Drogen nehmen... und irgendwann wäre es dann zu spät... ich bin dir nicht böse, wirklich nicht. Solange du bei mir bleibst und mir hilfst, den Entzug durchzustehen, den ich jetzt machen will.“ Verschüchtertes Nicken. Und ein kurzer Eisblick in die Runde. „Würdet ihr uns bitte kurz alleine lassen?“, bat der Firmenchef mit einem ‚Ich-dulde-keine-Widerworte-!’-Blick und ehe er sich versah waren Joey und er auch schon alleine im Raum. Lange Zeit herrschte Stille und die Gedanken der Jungs rasten. Beide hatten in diesem Moment dasselbe vor, nämlich dem jeweils anderen seine Liebe zu gestehen. Doch kurz bevor Seto es schaffte Joey zu sagen, was er fühlte wurde die Tür geöffnet und Natasha trat, einen schüchternen Blick auf Seto werfend, ein. Kaum das der Blonde das Mädchen entdeckte stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen und er liess von dem Brünetten ab, stellte sich neben ihn und fragte fröhlich: „Natasha!! Was gibt’s denn?“ „Hallo Joey... schön, dass du wieder wach bist“, meinte auch die junge Frau lächelnd und wandte sich dann, erneut ziemlich unsicher an den Firmenchef: „Der Chefarzt wird in einigen Minuten nach Ihnen schauen. Vermutlich werden Sie schon bald wieder nach Hause können...“ „Danke. War das alles oder gibt’s noch was?!“, fauchte der Drache erneut erzürnt und Joey konnte sich partu nicht vorstellen, was der Größere gegen Natasha hatte. Diese verbeugte sich verängstigt, drückte dem Blonden noch ein Stückchen Papier in die Hand ehe sie sich abwandte und davoneilte. Verdattert starrte der Braunäugige dem Mädchen nach ehe er einen Blick auf den Zettel warf und schlagartig Rot wurde. „Was ist los, Köter?“, riss der Ältere den Jungen aus seinen Gedanken. Dieser drehte sich blitzartig um und liess ebenso schnell den Zettel in seiner Hosentasche verschwinden. Den scharfen, misstrauischen Blick des Brünetten ignorierte er gekonnt, murmelte nur ein leises ‚Alles OK, mir geht’s gut...’ ehe er sich erneut auf die Bettkante setzte. Liebevoll schlang der Größere seine Arme um die Taille des Kleinen, flüsterte in sein Ohr: „Was war das für ein Zettel, den sie dir da zugesteckt hat?“ „Das? Ach, gar nichts. Echt nicht, vergiss es einfach wieder“, lenkte der Blondschopf ab, dachte sich jedoch etwas ganz anderes. //Ihre Telefonnummer... sie hat mir echt ihre Telefonnummer zugesteckt... ich glaub’s ja nicht!!! Mag sie mich etwa? Findet sie mich süß? Aber sie gefällt mir wirklich... die dunkle Haut, die strahlenden Augen, der südländische Touch... sie ist so wunderschön... Moment! Was denk ich da eigentlich?! Ich bin doch bis über beide Ohren in Seto verknallt!! Da kann ich doch nicht... ich meine, hey, sie ist ja ganz nett, aber... verdammt... bin ich etwa echt in BEIDE verschossen? Nein, oh mein Gott, dass ist doch das Letzte, was ich will!!! ...andererseits, bei Natasha hätte ich wenigstens eine Chance... na ja... mal sehen wie das weiter geht... vielleicht lösen sich meine Probleme ja irgendwann von selbst wieder...// „Joey?! Hey, schläfst du, oder was?!“, riss der Brünette den Jungen aus seinen Gedanken. Dieser sah erschrocken auf und sein Blick schien so abwesend und verträumt, dass Seto verdutzt eine Augenbraue hob. Gerade wollte er sein Hündchen fragen, was los war als es erneut an der Tür klopfte und Yugi und der Rest der Bande eintrat. Mit breitem Grinsen kamen sie näher an das Bett, fragten mit gespielter Unschuld: „Na? Habt ihr euch fertig unterhalten?“ Kopfschütteln von Seiten Setos. Nicken von Seiten Joeys. Und lautes Lachen vom Rest der Gruppe. „Was ist denn mit euch los?“, wollten Seto und Joey im Chor wissen, was das Lachen ihrer Freunde nur noch verstärkte. Sie hielten erst wieder inne als der Chefarzt eintrat und alle bat raus zu gehen, da er den Firmenchef gerne in aller Ruhe untersuchen würde. Und während die Anderen draußen warteten hielt Joey den Zettel, den Natasha ihm zugesteckt hatte in der Hand und starrte nachdenklich darauf. Ihre Telefonnummer... Aber wieso hatte sie ihm die Nummer zugesteckt? Mochte sie Joey etwa? Hoffte sie, dass er sie anrufen würde? Und wollte er das überhaupt? Wollte er die Beziehung zu dieser südländischen Schönheit vertiefen? Obwohl er doch Seto liebte? Seufzend steckte er den Zettel wieder weg, beschloss irgendwann mal anzurufen und sich mit ihr zu treffen. Warum auch nicht? Immerhin war sie auch so ein ziemlich nettes Mädchen... „Hast du ihm schon gesagt, was du fühlst?“, riss Yami den Blonden aus seinen Gedanken. Wann hatten die Beiden bitte den Körper getauscht? „Nein... ich kann nicht...“, flüsterte der Junge traurig lächelnd und erhielt dafür einen verwirrten Blick vom alten Pharao. Seufzend erklärte Joey: „Immer, wenn ich es ihm sagen wollte kam irgendwas dazwischen. Ich glaub, ich geb’s auf!! Am Besten freue ich mich einfach, dass ich bei ihm wohnen darf und er mich auch ab und an in den Arm nimmt... mehr würde sowieso nie zwischen uns laufen.“ „Wenn wir ihm doch nur sagen könnten, dass Seto ihn sicher genauso liebt...“, ertönte Yugis Stimme im Kopf seines Yamis und dieser nickte nur leicht. Es war doch echt zum Haare raufen mit den Beiden. Aber die Götter wollten nun mal nicht, dass der Pharao und sein Hikari sich einmischten, also konnten die Beiden nichts machen. Das dachte Yami jedenfalls. Plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung setzte Yugi einen Körpertausch an und schleuderte Yami damit in seinen Seelenraum. Dieser fluchte laut auf als die Tür durch den Schwung, den er drauf hatte mit einem lauten Knall wieder zuflog, doch darauf achtete Yugi nicht. Schnell hatte er sich Joeys Hand geschnappt und meinte ernst: „Du musst es ihm sagen!! So schnell wie möglich!! Bitte, Joey, sag Seto, dass du ihn liebst.“ Verdutzt darüber, dass jetzt wieder Yugi vor ihm stand schüttelte der Blondschopf den Kopf, wiederholte traurig: „Ich hab doch Yami gerade schon gesagt, dass ich das nicht kann. Seto liebt mich nicht und einen Korb könnte ich nicht verkraften. So wie es jetzt ist ist es gut, da hab ich wenigstens noch die Hoffnung, dass er sich eines Tages vielleicht in mich verliebt.“ „Aber Joey, versteh doch!!! Er...“ „Sie können jetzt wieder zu ihm“, unterbrach die Stimme des Chefarztes den kleinen Jungen und ehe dieser sich versah war Joey auch schon im Krankenzimmer bei seinem Drachen und pflanzte sich auf dessen Bettkante. Kaum waren auch die Anderen wieder im Zimmer nuschelte der Firmenchef leise und mit ausdruckslosem Blick: „Der Arzt meinte ich dürfte wieder nach Hause gehen... aber er hat einen Termin bei einem Psychiater für mich gemacht...“ Erschrocken riss Mokuba seine Augen auf ehe er unter den fragenden Blicken seiner Freunde zu seinem Bruder eilte und sich an ihn klammerte. Leise flüsterte er: „Bitte, Seto, nicht... so schlimm wird es schon nicht werden... ich bin sicher, dass er dir nur hilft von deinem Drogenproblem loszukommen...“ „...rufst du bitte Roland an? Er soll die Limousine vorbeischicken, ja?“ Setos Stimme war nur ein leises Hauchen gewesen und selbst Joey, der ja eigentlich neben ihm saß musste sich anstrengen um den Brünetten zu verstehen. Irgendetwas schien ihm ganz und gar nicht zu gefallen und als Mokuba sein Handy zückte und zum Telefonieren nach draußen ging nahm der Blondschopf sein Herrchen erneut in den Arm und fragte besorgt: „Was hast du denn, Drache? Was ist denn so schlimm daran, dass du jetzt einen Psychiater hast?“ Leise brummend meinte der Angesprochene: „Ich kann es nun mal nicht ab wenn jemand in meinem Privatleben rumschnüffelt!!! Solche Leute sind einfach nur widerlich und verabscheuungswürdig!!!“ „Dann werd ich dich begleiten, wenn du zur Sitzung musst!!“, verkündete der Blonde fröhlich doch Seto schüttelte nur den Kopf. In ein paar kurzen Worten erklärte er, warum das nicht ging und zauberte so einen traurigen Ausdruck auf Joeys Gesicht. War ja klar, dass dieser seinem Drachen am liebsten sofort geholfen hätte. Aber das ging nun mal nicht, und damit musste er sich abfinden. Nach wenigen Minuten kam Mokuba zurück ins Zimmer und verkündete, dass Roland mit der Limousine jeden Moment das sein würde, also stand der Brünette wortlos auf, nahm sich seine Sachen wie Handy, Geldbörse, Ausweise und so weiter, welche in einem kleinen Nachtkästchen neben dem Bett lagen, warf sich seinen Mantel über, der inzwischen getrocknet war und wollte schon gehen, als sein blondes Hündchen neben ihm auftauchte und sich bei ihm einharkte. Auf den fragenden Blick hin meinte Joey nur: „Ich will nicht, dass du auf dem Weg nach draußen einfach umkippst.“ Murrend wandte der Größere sich ab, jedoch spürte Joey genau wie Seto ihn noch näher zu sich zog und seinen Arm leicht drückte. Ein leichtes Lächeln huschte über das Gesicht des Blonden und er schmiegte sich leicht an den Firmenchef während er zusammen mit ihm und seinen Freunden nach draußen gingen. Vor dem Krankenhaus angekommen wartete auch schon Roland mit dem schwarzen Wagen. Mokuba und Seto waren schon eingestiegen und Joey wollte sich gerade von seinen Freunden verabschieden, als der Brünette plötzlich fragte: „Sollen wir euch irgendwo absetzen?“ Das löste dann doch allgemeine Verwirrung aus. Das Seto mal freiwillig den ‚Kindergarten’ mitnehmen würde war doch wirklich unglaublich. Aber die Gruppe liess sich nicht zweimal bitten und bevor der Älteste es sich wieder überlegte waren auch schon alle in der schwarzen Limousine verschwunden. Jetzt saßen sie auf der Rückbank, etwas Nervös und Angespannt und konnten beobachten wie Joey seinem Drachen die Arme um die Schultern legte und ihn zu sich zog. Seto jedoch wehrte sich dagegen und nuschelte leise: „Lass das, Joey! Bitte!!“ Ein fragender Blick von Seiten des Blonden und ein, für die Anderen unsichtbares Deuten auf Joeys Freunde bestätigten dem Hündchen seine Vermutung. Erneut legte er seine Arme um den Größeren und zog ihn zu sich, sodass er Setos Kopf sanft auf seiner Brust betten konnte. Kurz bevor der Firmenchef sich erneut wehren konnte meinte der Blonde: „Es braucht dir nicht peinlich zu sein, Drache. Und ich bin mir sicher, dass Tea, Tristan und Yugi niemandem etwas sagen werden. Oder?“ Synchrones Nicken von eben genannten und ein Eisblick von Seto. Doch Joey beruhigte den Drachen indem er ihm zärtlich durch die brünetten Haare strich. Bereits nach wenigen Fahrtminuten hatte der Firmenchef die Anwesenheit der Anderen ignoriert und schloss genüsslich die Augen während er leise schnurrte. Tristan quittierte das Verhalten des sonst so eiskalten Klassenkameraden mit einem misstrauischem Blick, Tea mit einem entzückten Lächeln und Yugi schloss traurig seine Augen. Er konnte es einfach nicht ertragen die Beiden so zu sehen, erstrecht jetzt nicht, da Yami ihm offenbart hatte, welches Schicksal Seto und Joey erblühte, wenn sie nicht aufpassten. Der Erste, der abgesetzt wurde war Tristan. Er stieg am Bahnhof aus, da er noch zu seiner großen Schwester wollte und dazu lieber die Bahn nahm. Mokuba meinte zwar, dass sie ihn gern zu der Wohnung fahren würden, aber dann würde seine Schwester ihm nur wieder dumme Frage stellen. Also ließen sie ihn eben bei der Bahn aussteigen und nachdem Joey ihm noch mal kräftig auf die Schulter geklopft und Seto ihm, als Antwort auf den misstrauischen Blick hin einen Eisblick geschickt hatte ging der Braunhaarige auch. Als der Wagen wieder fuhr und der Blondschopf erneut durch die Haare des Firmenchefs strich unterhielten sich Tea und Yugi über das nächste Duel Monsters Turnier, denn die Braunhaarige versuchte immer wieder den Kleineren davon zu überzeugen, dass er doch daran teilnehmen sollte. Schließlich wandte sie sich schließlich an Seto und Joey und meinte frech: „Was ist mit euch? Wollt ihr nicht an dem Turnier teilnehmen?“ „Hab ich schon überlegt. Ich glaub, ich mach wirklich mit!! Wenn Yugi nicht daran teilnimmt werd ich bestimmt Sieger!!“, freute sich Joey und erhielt gleich darauf ein leises Murren von seinem Drachen: „Vergiss es, Köter... du wirst sicher nicht Sieger werden...“ „Doch, solang Yugi nicht mitmacht werd ich sicher gewinnen!!!“ „Und was wäre, wenn ich teilnehme?“ „Was?! Du willst auch an dem Turnier teilnehmen?!“ „Ich sagte ‚Wenn’!! Verdreh mir nicht die Worte im Mund!!“ „Egaaaal!! Heißt das, du nimmst daran teil oder nicht?“ „Nein... kein Bock...“ „Dann gewinne ich sicher!!!“ Überrascht öffnete der Firmenchef ein Auge einen Spalt und sah sein fröhliches Hündchen an. Dieses freute sich einfach nur auf das Turnier ehe der Brünette seinen Blick auf Tea richtete und leise nuschelte: „Wann ist denn dieses Turnier?“ „Ähm... Mittwoch... glaub ich... ja, müsste Mittwoch sein...“, stotterte die Angesprochene sichtlich überrumpelt damit, dass ausgerechnet Seto Kaiba sie so freundlich und ungezwungen ansprach. Als er eine Antwort hatte schloss er jedoch seine Augen sofort wieder und dachte nach, ehe er seinem Hündchen leicht den Kopf tätschelte und feststellte: „Du wirst da nicht hingehen!!“ „WAAAAS?! Aber warum nicht, Seto?!“, wollte dieser entrüstet wissen. Natürlich war ihm klar, dass sein Herrchen ihm das Turnier nur dann verbot, wenn etwas Wichtiges anstand. Da wollte Joey natürlich auch wissen, was genau das war. „Donnerstag haben wir Prüfung in Literatur und Ethik und wie ich dich kenne hast du noch nicht mal in die Bücher reingeschaut, stimmt’s?“ „Natürlich hab ich... ich meine... ich wollte, aber... ich... ich... ich hatte es vor!!! Ganz echt!! Sobald wir zu Hause sind wollte ich mir das angucken!!“, verkündete der Kleinere ernst und mit großen Kleinkinderaugen. Seufzend schüttelte der Brünette den Kopf ehe er sich wieder anschmiegsam an die Brust des Blonden kuschelte. Die Nächste, die abgesetzt wurde war Tea. Sie musste zu ‚Burger World’, wobei Joey seiner Freundin versicherte, dass Seto nichts davon sagen würde, dass sie in dem Laden jobbte. Und als Bestätigung nickte der, in Halbschlaf gesunkene Drache. Der Nächste, der dran war, war Yugi. Da es aber bis zu dem Spieleladen seines Großvaters noch etwas dauerte und Seto sowie auch Moki inzwischen eingeschlafen waren versuchte der Kleine ein ernstes Gespräch mit seinem besten Freund zu führen. „Du musst es ihm sagen!!! Oder willst du, dass er es nie erfährt?!“, beharrte Yugi weiterhin darauf, dass Joey Seto endlich seine Gefühle gestand. Dieser jedoch schüttelte nur traurig den Kopf, hauchte leise: „Wenn ich es ihm sage wird er mich verachten und davonjagen!!! Ich KANN ihm nichts sagen, Yugi, versteh das doch!!!“ „Und was ist, wenn es ihm genauso geht?! Was ist, wenn er dich ebenfalls liebt?!“, beharrte Yugi weiter doch da schien er bei dem Blonden auf taube Ohren zu stoßen. Dieser schüttelte nämlich erneut den Kopf und hielt Seto fest an sich gedrückt, während er enttäuscht flüsterte: „Seto steht sicher auf Mädchen. Ein reicher und berühmter Firmenchef wie er ist bestimmt nicht schwul oder bi... dass trifft schon eher auf einen Typen wie mich zu...“ „Nur deswegen?! Nur weil Kaiba berühmt und reich ist?! Ist das der einzige Grund?!“ „...“ Keine Reaktion. „Joey, sag mir ob das der einzige Grund für deine Vermutung ist!!!“ „...nein...“ „Und was denkst du dann??“, wollte Yugi ehrlich wissen und bekam dafür einen verzweifelten Blick von Joey. Dieser hauchte mit stockender, brüchiger Stimme: „Was denkst du denn, Yugi?! Sieh mich doch an!!! Ich komme aus dem widerlichsten, versifftesten und gefährlichsten Viertel von ganz Domino und er?! Er ist ein reicher, gut aussehender, begehrter Firmenchef und wohnt im Villenviertel von Domino!!! Was soll er denn mit einem wie mir, wenn er jeden oder jede haben kann die er will?! Was will er mit einem... mit einem KÖTER!!!!!“ „Und warum hat er dich gebeten, dass du bei ihm einziehst?“, fragte Yugi ehrlich und nahm seinem besten Freund damit allen Wind aus den Segeln. Mit großen Augen sah Joey Yugi an und öffnete gerade den Mund um etwas zu sagen, als sich Seto in seinen Armen regte und den Blonden verschlafen ansah. „Was ist mit Mokuba?“, wollte der Brünette mit tiefer, rauer Stimme wissen und Joey strich ihm sanft über die Wange ehe er antwortete: „Der schläft.“ „Ist er... noch hier?“, fragte Seto weiter mit leicht zittriger Stimme. Und der Blonde wusste genau, dass er Angst hatte, dass sein kleiner Bruder wieder gegangen war. Leise und mit liebevoller Stimme hauchte er: „Mokuba ist noch hier, keine Sorge. Guck doch mal! Da sitzt er, gleich neben Yugi!!“ Langsam wandte der Brünette den Kopf und blickte in die Richtung, in die sein Hündchen deutete. Und tatsächlich, da saß der Kleinere der Kaiba-Brüder und schlummerte tief und fest im Land der Träume. Ein Lächeln huschte über Setos Lippen ehe er erneut die Augen schloss und sich wieder an seinen kleinen, trotteligen Blondschopf kuschelte. Und bereits wenige Minuten später hielt die Limousine erneut an und auch Yugi stieg aus. Freundlich verabschiedete sich der kleine Junge von seinem besten Freund und auch vom Firmenchef, der inzwischen wieder mal hellwach war, jedoch gleich wieder einschlief und schlenderte dann gemütlich in den Spieleladen seines Großvaters, welcher schon sehnsüchtigst auf seinen Enkel gewartet hatte um zu erfahren, wie es Seto und Joey so ging. Nachdem auch der Letzte seiner Freunde ausgestiegen war begann der Blonde sich zu langweilen, weswegen er einfach die Umgebung beobachtete. Das ging so lange bis Roland sich schließlich zu Wort meldete und fragte: „Joey? Hast du vielleicht Hunger?“ „Öhm... schon... irgendwie... warum fragen Sie?“, Joey war sichtlich überrumpelt mit dieser Frage. Als Roland dann jedoch vorschlug irgendetwas zu Essen zu kaufen wurde die Limousine vom Blonden sofort zum nächsten Fast Food Restaurant gelotst. Dort fuhren sie geradewegs zum Drive In, ohne auf die verdutzten Gesichter der umstehenden Menschen zu achten und wollten sich gerade etwas bestellen, als Joey sich entschloss Mokuba und Seto aufzuwecken. Dieser sahen den Blondschopf verschlafen an während er erklärte, dass sie bei einem Fast Food Restaurant waren und sich etwas zu Essen holen wollten. Mokuba bestellte sich, genauso wie Joey einen riesigen Berg Burger und Seto gab sich mit einem einfachen Salat zufrieden, nachdem er unter Knurren und Grummeln klar gemacht hatte, das es ihm gar nicht passte mit seiner Limousine in einen Drive In eines Fast Food Restaurants zu halten. Aber als er dann seinen Salat in Händen hielt war er schnell wieder beruhigt. Nur Joey schien es gar nicht zu passen, dass der Brünette nichts außer einem kleinen Salat aß. „Komm schon, Seto, mach ‚Aaaaaah’!!!“, verlangte der Blondschopf grinsend und hielt dem Größeren eines seiner Pommes vor die Nase. Der Firmenchef jedoch murrte nur säuerlich und wandte sich ab. Das liess Joey sich jedoch nicht gefallen und drehte Setos Kinn zu sich ehe er ihm das Pommes einfach in den Mund stopfte. Verdattert starrte der Brünette den Blonden an, kaute gezwungener Maßen und schluckte auch noch brav, als Joey ihm schon das Nächste unter die Nase hielt. Leise murrte der Firmenchef: „Verdammt, was soll das, Joey?!“ „Wenn du NUR Salat isst, dann kippst du gleich wieder um!!! Also, Mund auf!!“, stellte der Blonde fest und meinte es anscheinend wirklich ernst. Doch Seto drehte nur den Kopf weg und sagte trotzig: „Ich mag kein Fast Food!“ „Hast du es schon mal gekostet?“ „...nein...“ „Dann motz nicht rum sondern sag lieber ‚Aaaaaah’!!!“ Widerwillig öffnete Seto den Mund und liess sich von Joey füttern, der ihm diesmal sogar einen Burger in den Mund stopfte. Und ohne dass er es laut aussprach musste Seto sich eingestehen, dass ihm das Fast Food sogar schmeckte...irgendwie... jedenfalls. „Und? Schmeckt’s dir?“, fragte das Hündchen überschwänglich nach. Doch Seto rümpfte nur die Nase und drehte den Kopf etwas weg: „Na ja, es geht...“ „Das heißt, du magst es!!“, freute sich Joey. „Das hab ich nicht gesagt!!“, fauchte der Firmenchef. „Aber du hast auch nicht gesagt, dass die es nicht magst!!“ „So ist es auch nicht!!“ „Dann magst du es also!!“ „Das hab ich nicht gesagt, verdammt!!!“ „Dann schmeckt es dir doch nicht?“ „Doch, es schmeckt mir!“ „Dann magst du es doch?“ „NEIN!!! Es schmeckt mir, aber ich mag es nicht!!!“ „...ähm... du widersprichst dich...“ „Ich weiß... das kommt aber auch nur daher, dass du mich verrückt machst!!“ „Echt?! Ich mach dich verrückt?!“, freute sich das Hündchen und strahlte seinen Drachen überglücklich an. Dieser meinte jedoch nur: „Ja!!! Du machst mich verrückt und raubst mir noch dazu den letzten Nerv!!! Am liebsten würd ich dich einfach irgendwo aussetzen!!!“ „Und wieso tust du’s nicht??“ „Weil ich kein Tierquäler bin!“, und das sagte Seto in einem Ton, der soviel bedeutete wie ‚Ende der Diskussion’. Was Joey irgendwie schade fand, aber er konnte verstehen, dass der Brünette jetzt nicht wirklich Lust auf einen Streit hatte. Immerhin war er gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden. Und etwa eine halbe Stunde später kamen sie auch schon vor der Villa der Familie Kaiba an. Schnell sprang Joey aus dem Wagen und auch Mokuba stieg aus, jedoch warteten beide vor der Tür darauf, dass auch Seto den Wagen verließ. Dieser wankte leicht, als er die Tür hinter sich schloss, wurde jedoch sofort von Joey gestützt, damit er auch ja nicht umfiel. Im Haus angekommen verfrachtete er den Größeren ins Wohnzimmer aufs Sofa und setzte sich sofort neben ihn, wie auch Mokuba. Gespannt sah er seinen Bruder an und fragte gleich: „Erzählst du mir jetzt, warum du Drogen nimmst, Seto?“ Einen Moment herrschte Stille und Joey befürchtete, dass Seto aufspringen und davonlaufen würde, weswegen er ihn gleich an der Hand nahm, doch da machte er sich ganz umsonst Sorgen, denn der hatte doch tatsächlich vor seinem kleinen Bruder alles zu erklären: „Ich hab angefangen Drogen zu nehmen... weil mir der ganze Stress zuviel geworden war. Die Probleme in der Firma, Prüfungen und... du warst nicht da um mich zu stützen, Mokuba. Ich war am Boden und gerade du, der mir immer wieder auf die Beine geholfen hat, warst nicht da. Ich hab mich... verloren gefühlt. Und deswegen hab ich mich in die Drogensucht geflüchtet.“ Geschickt liess der Brünette die Tatsache, das er auch an seinen Gefühlen für Joey zu knabbern hatte weg. Immerhin saß eben jener genau neben ihm und hauchte mit leiser, sanfter Stimme: „Keine Sorge, Seto. Ab jetzt wird es dir besser gehen, versprochen. Mokuba und ich werden dir helfen, von den Drogen loszukommen...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)