High-School-Crash-Kurs von Himeka ================================================================================ Kapitel 6 --------- Yashiro sah zu ihm auf. „Der Unterricht ist seit 2 Stunden vorbei.“, sagte er. „Was hat er gesagt, dass du weggelaufen bist?“ Er hielt kurz inne, meinte dann: „Ich mag ihn nicht.“ Kojirô grinste ihn an. „Dieser Satz aus deinem Mund, in diesem Augenblick passt total!“ Dann schwieg er kurz. „Takehito Kurodo ist mein Bruder.“ Kurz flackerten Yashiros Augen, dann sah er weg. Das war es also gewesen, was ihn zu Anfang so beschäftigt hatte. Sie waren verwandt... Er seufzte. „Das ändert nichts daran, dass ich ihn nicht leiden kann... Er nimmt dir dein Lachen...“ Kojirô wurde rot und fing dann an zu lachen. Er ging auf die Knie um auf Yashiros Höhe zu sein und umarmte ihn. „Und du schaffst es immer wieder, mir mein Lachen wiederzugeben.“ Dann nahm er ihn bei der Hand und zog ihn in sein Zimmer. Dieses Kompliment machte Yashiro richtiggehend nervös, irgendwie wollte er jetzt lieber gehen. „ Ich... ich kann nicht lange bleiben...“, murmelte er leise. „Ich wollt dir nur die Mitschrift und die Hausaufgaben geben.“ Und schon nestelte er an seiner Tasche herum. „Du kannst doch aber kurz bleiben, oder? Zumindest so lange, bis ich mir die Mitschriften durchgelesen habe, um dir noch ein paar Fragen zu stellen?“ Dann konnte Kojirô ihm gleich noch ein paar Fragen zum Mathe-Unterricht stellen. Yashiro suchte die Zettel zusammen und drückte sie ihm in die Hand. Kojirô warf einen Blick darauf und sah Yashiro fragend an. „Was soll das heißen? Was steht denn da?“ Verwirrt nahm Yashiro sie zurück und warf einen Blick drauf. „Oh...“, war alles, was er dazu sagte, bevor er begann, die Seiten vorzulesen. Irgendwann nach der ersten Seite, ließ er das Blatt sinken. Die meisten Worte waren Blödsinn... „Da bin ich wohl übers Ziel hinausgeschossen...“ Allerdings. Es störte Kojirô aber nicht im Geringsten. Allein, dass Yashiro versucht hatte, ihm zu helfen, freute ihn ungemein. Er saß mittlerweile auf dem Bett und Yashiro stand mitten im Zimmer. „Ist nicht weiter schlimm. Wenn ich irgendwelche Probleme kriegen sollte, frag ich unseren Lehrer.“ Yashiro nickte, starte immer noch auf das Papier, dann drehte er sich plötzlich um, ohne aufzusehen. „Wir sehen uns morgen.“, sagte er abwesend, bevor er das Zimmer verließ. Er musste jetzt zur Großmutter. „Ist ok. Bis morgen dann. Meinst du, die Schule hat deine Großmutter angerufen? Ich meine... hoffentlich ist mit ihr alles in Ordnung.“ Kojirô wartete kurz und setzte dann nach. „Ich kann dich auch ein Stück begleiten.“ Doch Yashiro hörte das schon nicht mehr. Tief in Gedanken versunken ging er nach Hause, wo seine Großmutter schon auf ihn wartete. Das kleine Haus roch wundervoll nach Suppe. „War es schön?“, begrüßte ihn die alte Frau. Yashiro lächelte und gab ihr einen Begrüßungskuss auf die Wange. „Wie man´s nimmt.“ Sie lachte. „Mir scheint, es hat dir gefallen. Du wirkst heute besonders entspannt.“ Sie drehte sich um. „Zieh dich schnell um, Ya-chan, dann komm essen!“ Sie ahnte schon, dass der Junge seine lang ersehnte Rache bekommen hatte. Es schien so, als hätte Yashiro ihn nicht mehr gehört. Egal, er hatte heut eh schon zu viel erlebt. Vielleicht war es auch besser so. An diesem Tag aß Kojirô nicht mehr viel. Er nahm sich noch einen Apfel und legte sich ins Bett. Irgendwann schlief er ein, ohne an irgendetwas zu denken. Er träumte sowohl von seinem Bruder als auch von Yashiro. Er hoffte, dass das kein Omen war. Am nächsten Tag kam Yashiro zu spät. Erst zur 3. Stunde. Der Grund: Verschlafen. Und wie! Er hatte geträumt. Von einem Kampf zwischen Kojirô und seinem dämlichen Bruder. Es war hart und spannend gewesen, das Ende... blutig. Schweißgebadet fuhr er hoch, brauchte einige Zeit, bis er wieder zu Sinnen kam, ging danach unter die Dusche. Die Großmutter war längst arbeiten gegangen. Und er hatte keine Lust auf Schule. Und trotzdem ging er hin. Warum? Er hatte wirklich keine Ahnung. Kojirô machte sich auf den Weg zum Klassenraum, nachdem er im Bad und richtig wach war. Er erwartete schon, Yashiro zu treffen, allerdings war der Schwarzhaarige noch nicht da. Hm.... wo blieb er bloß? Auch als es zum Beginn des Unterrichts klingelte, war er nirgendwo in Sicht. In den ersten beiden Stunden hatten sie klassisches Japanisch. Kojirô konnte sich nicht konzentrieren, geschweige denn aufpassen. Seine Gedanken schwirrten einzig und allein um Yashiro. Danach hatten sie Mathe... Vergleichsarbeit mit Takehito. Kojirô hatte so gar keine Lust darauf. Auf einmal öffnete sich die Tür und Yashiro kam herein. Er ging einfach zu seinem Platz, ohne irgendwen anzuschauen. Der Lehrer war sprachlos über diese Dreistigkeit. „Kuroyuki-kun. Du bist zu spät!“ Yashiro sah auf, sein Blick sagte ganz deutlich aus, dass es ihm gleichfalls bekannt und egal war. „Wir schreiben heute eine Vergleichsarbeit! Wie glaubst du, schaffst du die Aufgaben noch, wenn du so spät kommst?“ „Geben sie mir einfach das Papier oder lassen sie es bleiben.“ Er würde sich nicht rechtfertigen. Kurodo blieb für Sekunden sprachlos, dann knallte er ihm das Papier aufs Pult. „Eigentlich sollte ich dich vor die Tür setzen und dir ein F verpassen, aber ich glaube, ich will lieber sehen, wie du verzweifelst.“ Eine Kampfansage. „Mir egal.“ Kojirô hörte jedes einzelne Wort. Sein Blick war gesenkt und er tat so, als würde er die Aufgaben lösen. Er hatte eh keine Ahnung, was man da von ihm verlangte. Yashiro legte es wirklich auf einen Streit mit Takehito an... Das war nicht gut. Sein Bruder war zwar kein gewalttätiger Mensch, aber auch ihm konnte bei genügend Reizen der Kragen platzen. „Yashiro... lass es lieber bleiben.“, flüsterte Kojirô mit einem besorgten Blick in Richtung seines Freundes. Dieser ignorierte ihn jedoch. „Bitte, dass ist wirklich besser...!“ Wortlos begann Yashiro die Aufgaben zu lösen, schreib Seite um Seite... und stand schließlich gegen Mitte der zweiten Stunde auf, legte dem Lehrer sein Papier auf den Tisch. „Da ich fertig bin, werde ich jetzt meine Mittagspause beginnen.“, sagte er und verließ die Klasse, ohne eine Antwort abzuwarten. Doch kurz bevor die Tür zufiel, spürte er Kojirôs Blick unter vielen anderen auf seinem Rücken. ,Nach oben´, signalisierte er ihm, dann wurde der Kontakt unterbrochen. Kojirô sah noch mal kurz seine Antworten durch, erhob sich und gab Takehito seine Blätter. Dann tat er es Yashiro nach und ging einfach raus. In der Hoffnung, dass Yashiro seinen Blick gespürt hatte, ging er aufs Dach. Und da stand er wieder. Am Zaun. Beobachtete da, was unter ihm war. Yashiro starrte auf den leeren Hof. Wie in seinem Traum. Nur dass es dann rot sein würde. Rot von Blut. Er hörte Kojirô von hinten kommen, wusste selbst nicht woher. Langsam drehte er sich um, lehnte sich mit dem Rücken zum Zaun, sah auf den Boden. „Tut mir leid, ich hab´s übertrieben.“ „Naja, du kannst es jetzt nicht mehr ändern... Wollen wir hoffen, dass Kurodo nicht ganz so sauer auf dich ist. Wir müssen schließlich noch am Samstag bei ihm nachsitzen.“ Allein schon der Gedanke drehte Kojirô den Magen um. Während des Sprechens ging Kojirô neben Yashiro und lehnte sich auch an den Zaun. „Wie ist die Arbeit bei dir gelaufen? Ich hab gar nichts gewusst, hab einfach irgendwas hingeschrieben.“ „Kurodo? Wir müssen bei ihm nachsitzen?“ Na, das war ja mal was. Wie war das doch gleich... Mehr als langweilig konnte es nicht werden? Irrtum! Das versprach die Hölle auf Erden! Yashiro seufzte und ließ sich am Zaun herunter rutschen, verbarg den kopf an den Knien. „Wieso immer so kompliziert?“ „Warum so niedergeschlagen? Ist irgendetwas mit deiner Großmutter passiert? Mach dir wegen Kurodo keine Gedanken. Zur Not werd ich ihn schon irgendwie aufhalten.“ Kojirô ließ sich zu Yashiro hinunter gleiten und legte ihm einen Arm um die Schultern. Es tat ihm leid, den Schwarzhaarigen so verletzlich zu sehen. Er hatte schon genug durchgemacht. Das reichte jetzt. „Die erfreut sich bester Gesundheit.“, antwortete Yashiro. „Und ich will nich, dass wegen mir dein Verhältnis mit ihm auf die schiefe Bahn gerät. Ich werd damit allein fertig. Immer bisher!“ „Mach dir mal um das Verhältnis zwischen mir und meinem Bruder keine Gedanken. Alles, was sich bis jetzt zwischen mir und ihm abgespielt hat, hat mit dir nicht das Geringste zu tun. Takehito allein ist Schuld. Also muss er für sein Handeln auch die Konsequenzen tragen.“ Kojirô fiel auf, dass er fast die gleichen Worte benutzte, die Takehito selbst gestern benutzt hatte. „Ich werde nicht zulassen, dass er dir irgendetwas tut.“ Nie im Leben! Lachen, als er sich gegen ihn lehnte. „Nein, das lass mal nich zu.“ Er schloss die Augen und legte seine Hand auf Kojirôs, die noch auf seiner Schulter lag, nahm zum ersten mal seit langem wieder Hilfe an. „Aber lass mir noch ’n bisschen Spaß, ja?“ „Wenn sich der Spaß in Grenzen hält, klar. Selbst ich hätte Lust, ihm irgendetwas auszuwischen, nachdem er in letzter Zeit so gemein zu uns war und wie er mich behandelt hat.“ Kojirô spürte Yashiros warme Hand. / Es wird schon nicht allzu schlimm werden./ Sie saßen noch etliche Minuten auf dem Dach, bis plötzlich.... „Ich bitte Yashiro Kuroyuki sofort ins Direktorenzimmer. Ich wiederhole: Yashiro Kuroyuki bitte sofort ins Direktorenzimmer.“ Yashiro sah auf. „Der schon wieder.“, murrte er, schob Kojirôs Hand von seiner Schulter und stand auf. „So wie ich den kenn, dauert´s ´n bisschen. Wart besser nich auf mich mit dem Essen.“, grinste er und ging dann. Kojirô sah ihm hinterher und in seinem ganzen Körper breitete sich ein mulmiges Gefühl aus. Er würde sicher nicht dabei sein können, aber vielleicht wäre es besser, er wäre in der Nähe. Kurz nachdem Yashiro verschwunden war, machte er sich auf den Weg zum Büro des Direktors, um davor zu warten. Es klopfte an der Tür und Yashiro trat ein. Der Direktor stand hinter seinem Schreibtisch. „Sehr gut, dass du so schnell kommen konntest. Wir haben gerade einen Anruf aus dem Krankenhaus bekommen...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)