Angel´s Secret von himachan (Hunting for the Truth) ================================================================================ Kapitel 5: Showdown ------------------- 5. Kapitel Showdown Ein durchdringender Ton, der sich zu Gackts Bedauern ständig wiederholte und immer weiter an Schnelligkeit zunahm, weckte ihn am frühen Morgen aus seinem wenig erholsamen Schlaf. Dieser hatte es also doch geschafft den Sänger ins Reich der Träume zu schicken, wenn er auch keine besonders angenehmen ausgesucht hatte. Mit einer Hand begann Gackt nach dem Ausschalter des Weckers zu tasten und seufzte erleichtert, als er ihn gefunden hatte und Ruhe einkehrte. Der Wecker zeigte sechs Uhr an, höchste Zeit aufzustehen und sich zur Zentrale des Geheimdienstes zu begeben. Der neue Tag versprach mindestens genauso anstrengend und lang zu werden wie der vergangene. Eine erfrischende Dusche später verließ Gackt sein Zimmer und fuhr mit dem Fahrstuhl in die Eingangslobby. Er winkte der Dame an der Rezeption grinsend zu, die leicht perplex seinen Gruß erwiderte. Dann stieg er in den Wagen, welcher schon vor dem Hotel auf ihn wartete. Anderes als allgemein angenommen war sein Ziel nicht das Fotostudio, sondern die Einsatz-zentrale. Mit Yoshimura und den bearbeitenden chinesischen Agenten setzte Gackt die Besprechung von letzter Nacht fort. Während sich die Agenten etwas regeneriert hatten, um für ihren Ein-satz fit zu sein, waren andere Mitarbeiter damit beschäftig gewesen alle Informationen über das leerstehende Gebäude zusammenzutragen, damit sie die entscheidende Frage klären konnten, was Chen mit einem Anschlag erreichen wollte. Der in den frühen Morgenstunden abgeschlossene Bericht wurde nun den Teilnehmern der Einsatzes vorgelegt. Ein völlig übermüdet aussehender Wissenschaftler mit gewaltigen schwarzen Ringen unter den Augen tat sein Möglichstes, um nicht einzuschlafen. Nebenbei erläuterte er den Bericht mit Hilfe modernster Technik. Die Chinesen waren also doch zu mehr in der Lage, als nur Stecknadeln auf Karten zu platzieren, bemerkte Gackt im Stillen. „Unser Team hat Erstaun-liches herausfinden können“, begann der Wissenschaftler und unterdrückte mühsam ein Gähnen. „Wir haben eine Untersuchung des Bodens unter dem Gebäude vorgenommen. Halten Sie sich fest! Noch nicht einmal zwei Meter unterhalb des Hauses befindet sich ein gewaltiger Hohlraum, welcher mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Grundwasser gefüllt sein wird.“ Er ließ eine Zeichnung auf dem Fernsehmonitor erscheinen. Um nicht aus den Lat-schen zu kippen, stützte er sich dabei zur Sicherheit an einer Stuhllehne ab. Die Agenten besahen sich die Skizze, das Haus war dargestellt und darunter der Hohlraum. Der Wissen-schaftler setzte seine Ausführungen fort. „Der Boden hält das Gewicht des Gebäudes nur noch mit letzter Kraft aus. Wenn aber eine Bombe explodieren sollte, würde die Erddecke aufreisen und durch den herrschenden Druck das Wasser nach oben schießen lassen und alle Gebäude in der Umgebung überfluten.“ Das war es also! Chens Plan mit dem er nicht nur den Geheimdienst hinters Licht führen wollte, sondern der auch zahlreichen Menschen das Leben kosten sollte, durch eine Über-flutung des Geschäftszentrums! Sie mussten schnellstens handeln. Chen hatte sich die Stelle besonders geschickt ausgesucht, denn der Grundwasserspiegel war an besagter Stelle wesentlich tiefer als in der Umgebung. Das Wasser hatte sich also in großem Maße dort ansammeln können, so jedenfalls war der Stand der Dinge. Es wurde beschlossen auf das Ablenkungsmanöver einzugehen, um Chen keinen Grund zur Annahme zu geben, dass sie die Bombe eigentlich ganz woanders vermuteten. Die Evakuie-rung vom Einkaufszentrum sollte wie geplant am Vormittag stattfinden, wenn schon eine geschäftige Stimmung im Zentrum herrschte. „Lasst uns anfangen!“, sagte Gackt zum Rest des Teams und erhob sich. Er und Yoshimura hingegen würden noch mit anderen Dingen beschäftigt sein als nur der Evakuierung, schließ-lich gab es einen Anschlag zu verhindern. Durch die Polizei war das Einkaufszentrum vollständig abgeriegelt worden. Die letzten Menschen wurden aus dem Gebäude gebracht und verteilten sich zu den anderen auf dem Platz davor, natürlich im nötigem Abstand zu der Absperrung. Von nicht weither wurden sie beobachtet und was sich vor seinen Augen abspielte, ließ das Herz des Beobachters immer höher schlagen. Sie sollten schwimmen, allesamt in seinem Flammenmeer und für ihn schreien. Dieses Mal erlaubte er sich nicht die Bilder in seinen Gedanken aufsteigen zu lassen, denn schon in wenigen Minuten war es endlich Wirklichkeit. „Es wird Zeit“, sagte Chen zu seinem Begleiter und drehte sich zu Hyde um, der ihn auf das Dach begleitet hatte, aber nicht den geringsten Anreiz verspürte sich wie der Chinese über den Anblick der Menschen unter ihm zu freuen. Sie verließen das Dach wieder und gingen zurück zum Erdgeschoss, wo schon die anderen der Organisation warteten. So waren sie insgesamt zu sechst. Glücklich betrachtete Chen seine Bombe, die er gleich zünden würde. Liebevoll strich er über sie, als wäre sie sein Kind, in Gewisserweise traf dies auch zu, er hatte schließlich lange für ihre Entwicklung gebraucht und in dieser Zeit war sie ihm immer mehr ans Herz gewachsen. Jetzt würde sie endlich ihren Zweck erfüllen dürfen. Hyde stand still neben ihm, die restlichen Anwesenden hatten sich draußen verteilt, um das Gelände vor dem möglichen aber unwahrscheinlichen Eindringen Fremder zu schützen. Alle waren sie überzeugt vom Aufgehen des Plans. Während Chen seine Bombe an den dafür vorgesehenen Platz brachte und alle nötigen Einstellungen vornahm, schlich sich der Japaner vorsichtig nach draußen. Er wusste, dass Chen mindestens fünf Minuten brauchen würde, um alles zu seiner Zufriedenheit vorbereitet zu haben. Inzwischen kannte er ihn auch gut genug und konnte sich sicher sein, dass seine Abwesenheit nicht bemerkt werden würde. Hyde brauchte nicht lange zu suchen, da hatte er den ersten Chinesen schon entdeckt. Nur der Gedanke an seine Mutter ließ ihn das Folgende tun. Sie würde sterben, sollte er sich weigern. Bevor sein Opfer ihn bemerken konnte, war es ihm schon schutzlos ausgeliefert. Schneller als der Chinese drehte sich Hyde herum und seine zum Schlag angesetzte Hand traf mit voller Wucht den ungeschützten Hals. Mit einem erstickten Röcheln klappte der Chinese in sich zusammen und Hyde beeilte sich ihn aufzufangen, damit es keine unnötigen Geräusche gab. Den bewusstlosen Mann zu Boden gleitend, suchte er schon sein nächstes Opfer. Genau wie der erste hatte auch der zweite Chinese keine Chance im Kampf gegen den Japaner, der es schließlich gar nicht erst zu einem Kampf kommen ließ, sondern ihn unbemerkt von hinten bewusstlos schlug. Nummer drei und vier erging es nicht besser. Seine Größe wurde Hyde bei solchen Einsätzen zum Vorteil und half ihm sich an seine Opfer anzuschleichen. Wie er schon gestern bemerkt hatte, hatten auch die Chinesen erkennen müssen, dass mehr hinter seinem niedlichen Aussehen steckte und auch er über eine Menge Kraft verfügte. Doch jetzt musste er sich wieder um den letzten verbleibenden Chinesen kümmern. Als Chen zufrieden von seiner Arbeit aufsah, stand Hyde nur ein paar Meter entfernt, so als hätte sein kleiner Ausflug nach draußen nie stattgefunden. Auf dem Display erschien der Countdown, der ihnen noch eine halbe Stunde Zeit ließ sich aus der Gefahrenzone zu ent-fernen. Für einen von ihnen würde er jedenfalls die nötige Zeit bereit halten, der andere jedoch… Eigentlich hatte er die Unterstützung von Takarai-san gar nicht gebrauchen können, überlegte Chen. Sein Plan war so wunderbar aufgegangen, dass er den Japaner nicht hatte einsetzten müssen. Er war auch eher eine Notfallreserve gewesen, die bezwecken sollte, dass die Japaner sich an den Deal und besonders an das zu zahlende Geld hielten. Damit hatte der Chinese letztendlich den Fehler begangen, der zu seinem Untergang führte. „Schnell, lass uns gehen!“, reif er Hyde zu und wandte sich zum Ausgang. „Ich will mein Fest auf keinen Fall versäumen.“ „Du gehst nirgendwo hin“, sagte der Schwarzhaarige mit ruhiger Stimme. Chen glaubte sich verhört zu haben, er wollte den Worten des anderen schon keine Beachtung schenken und sie auf seine Aufregung wegen dem Funktionieren seines Plans schieben, doch so leicht ließ sich dieser nicht ignorieren. „Hier geblieben!“ Etwas schwarz Glänzendes tauchte im Gesichtsfeld von Chen auf, direkt auf seine Brust gerichtet. „Um Hilfe rufen, wird dich auch nicht weiter bringen“, meinte Hyde, als Chen seinen Mund öffnete, um genau das zu tun. So reagierten sie alle, wenn ihnen plötzlich bewusst wurde, dass er sie verraten hatte. „Niemand außer mir kann dich noch hören.“ Hyde befahl dem Bombenleger mit angelegter Pistole zu den Leitungsrohren zu gehen und fesselte ihn mit Handschellen an eben diese. Als das kalte Metall seine Handgelenke umschloss, wusste Chen, dass er verloren hatte. Die Bilder von einem triumphierenden Sieg lösten sich vor seinen Augen in Luft auf, als hätten sie nie existiert. Seine Seele schrie und weinte und fand doch keine Erlösung. Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer. Wie nachlässig er gewesen war, wurde ihm bewusst, als er mit weit aufgerissenen Augen auf den kleinen Japaner blickte, der die Handschellen um die Rohren zuschnappen ließ. Jetzt wusste er, weshalb Takarai-san ausgerechnet ihn geschickt hatte, nur um ihn zu hintergehen. Mit einem verzweifelten Lächeln wandte er sich noch einmal an Hyde. „Wenn du mich hier sterben lässt, werdet ihr die Waffen nie bekommen. Takarai-san hat sich ins eigene Fleisch geschnitten! Und auch du wirst mit drauf gehen, wenn du nicht langsam hier verschwindest.“ Er brachte tatsächlich noch einmal sein hämisches Lachen zustande. „Glaubst du wirklich wir hätten daran nicht gedacht? So oder so werde ich die Waffen mit nach Japan nehmen. Und deine Explosion wird fast wie geplant ablaufen, mit dem kleinen Unterschied, dass nicht gleich das ganze Viertel überflutet wird.“ Denn auch Hyde wusste nun über das Ziel von Chens Anschlag Bescheid. Ungesehen von dem, seiner Meinung nach verrückten Chinesen, war es ihm gelungen über einige, nicht gerade widerstandsfähige Mit-arbeiter die Sache mit dem Hohlraum zu erfahren. Sein Onkel hatte auch hierbei ein doppeltes Spiel am Laufen gehabt. Er hatte über verschiedene Wege falsche Informationen nach China verschickt, auf die sowohl Chens Organisation als auch der chinesische Geheimdienst herein-fallen sollten. Wie es um den Geheimdienst stand, wusste Hyde nicht. Zumindest Chen hatte geglaubt, eine Explosion würde die halbe Stadt überfluten, obwohl sich in Wirklichkeit nur eine geringe Menge Wasser in dem Hohlraum unter dem Gebäude befand. Das Wasser würde wohl gerade reichen, um das Feuer der Explosion zu löschen. Shinobu-san liebte solche Spiele und hatte auch Hyde im Dunkeln tappen lassen. Sollte Hyde nicht in der Lage sein, Shinobu-sans Falle zu erkennen, hätte auch er verloren, denn sein Onkel würde ihn beim kleinsten Fehler fallen lassen und sich nicht weiter um sein Leben kümmern. Jedes Mal lief es auf die gleiche Weise ab, immer musste Hyde damit rechnen sein kaltherziger Onkel würde auch ihn verraten. Bis jetzt war es ihm immer gelungen seine Fallen rechtzeitig zu durch-schauen und er war am Leben geblieben, bis heute. „Was!“, schrie Chen förmlich und sackte kraftlos nach unten. Die Japaner waren ihm über gewesen, hatten ihn mit falschen Informationen gefüttert, verraten und am Ende nahmen sie ihm auch noch seine Waffen weg. Sein Leben war ihm nun egal. Sollte er doch ruhig sterben, hier, an dieser Stelle, wo auch schon sein Traum dem Tod in die Augen hatte sehen müssen. Doch das Schicksal schien Chen seinen letzten Wunsch nicht erfüllen zu wollen. Die lose Holzplatte im Bretterzaun bewegte sich vorsichtig zur Seite. Ohne einen Laut schlüpften Gackt und Yoshimura durch die Lücke, die Pistolen im Anschlag. Sie waren auf Gegenwehr gefasst und ließen ihre Blicke über den Hof schweifen. Nichts rührte sich, genau-so verlassen wie am vergangenen Tag lag der Hof vor den beiden Agenten. Gackt wurde stutzig, weshalb nur konnten sie hier so einfach eindringen? Hatten sie sich doch geirrt und der Anschlag sollte gar nicht hier verübt werden? War ihnen jemand zuvor gekommen? Oder würden sie gleich auf die erwartete Gegenwehr treffen? Immer versucht in Deckung zu bleiben, schlichen sich die beiden über den Hof, bis Yoshimu-ra plötzlich stockte. „Gackt, sieh her!“, flüsterte er und zeigte mit der Hand auf eine Person, die allen Anschein nach völlig bewegungslos auf dem Boden lag. Schnell waren sie bei dem Mann angelang, bei welchem es sich um einen von Chens Mitarbeitern handeln musste. Gackt beugte sich hinunter und fühlte des Puls des Chinesen. „Er lebt noch“, sagte er zu seinem Kollegen. „Wer auch immer das war, er hat gute Arbeit geleistet. So schnell wird unser Freund hier wohl nicht mehr aufwachen.“ Nur kurze Zeit später fanden sie auch die übrigen Chinesen, die allesamt tiefschlafend auf dem Boden vor sich hinkomaten. Es konnte gar nicht anders sein, irgendjemand war vor ihnen hier eingedrungen und hatte die Wachposten ausge-schaltet. Er musste sehr geschickt gewesen sein, überlegte Gackt, denn nirgendwo waren Spuren von einem Kampf zu erkennen. Ohne noch mehr Zeit zu verlieren, betraten die japanischen Agenten das Gebäude. Immer noch hielten sie die Pistolen im Anschlag. Diese Vorsichtsmaßnahme schien gar nicht von Nöten zu sein, denn auch das Haus sah menschenleer aus. Nur die Bewohner aus dem Reich der Insekten und Nagetiere waren zu sehen. Während sie weiter ins Gebäude gelangten, konnten sie auf einmal ein Ticken wahrnehmen, versetzt mit einem leisen Stöhnen. Und nur ein paar Meter um die Ecke befand sich…. „Chen!“, rief Gackt aus und eilte auf den Attentäter zu. Dieser hing immer noch wie ein schlaffer Mehlsack an den Rohren. Seine Augen starrten ins Leere und nahmen sie beiden Männer, die auf ihn zukamen nicht wahr. „Zu spät“, murmelte er leise, während die Japaner versuchten ihn von den Rohren zu lösen. Gackt zog an den Handschellen, doch es war zweck-los. Ohne den passenden Schlüssen würde sie Chen hier nicht loskriegen. Das Ticken, das sie kurzzeitig außer Acht gelassen hatten, verlangte nun mit verstärkter Laut-stärke erneut nach Beachtung. Fieberhaft sahen sie sich um, konnten aber keine Spur von der Bombe entdecken. „Wenn wir sie nicht bald finden, fliegen wir mitsamt dem Gebäude in die Luft“, fluchte Yoshimura und als ob er von diesen Worten aufgeschreckt worden wahr und entschieden hatte doch nicht sterben zu wollen, hob Chen seine freie Hand und deutete in die Richtung, in der seine geliebte Bombe versteckt war. Unverzüglich suchten sie in angegeben-er Richtung weiter und fanden schließlich auch den Verursacher des Tickens. „Nur noch zehn Minuten!“, gab Gackt von sich und fingerte an dem Gehäuse der Bombe herum. „Es hat keinen Sinn“, vernahmen sie plötzlich die kratzige Stimme des Chinesen. „Nicht einmal ich könnte sie jetzt noch entschärfen. Sie wird explodieren.“ Fassungslos sahen die Japaner auf die schlaffe Gestalt, die immer noch an die Rohre gekettet war und nun langsam den Kopf hob. „Sie haben mich verraten“, murmelte Chen voller Wut. „Ich hatte alles genau geplant, doch schon da bin ich ihnen in die Falle gegangen. Das Haus wird einstürzen, aber mehr nicht, kein Feuerwerk, keine Überschwemmung.“ Sein Kopf sank wieder noch unten. In diesem Moment wünschte er sich Tränen zu vergießen, doch keine einzige ließ sich dazu herab seine Wange hinunter zu laufen. „Trotzdem, wir müssen hier raus. Überschwemmung oder nicht, wenn die Bombe explodiert und wir noch hier sind, sind wir mal lebendig gewesen“, sagte Yoshimura und blickte erneut auf den Display. Jetzt hatten sie nur noch neun Minuten Zeit, um sich vom Acker zu machen. „Du hast recht“, erwiderte Gackt und rannte zurück zu dem Hüter der Rohre. „Wir können ihn hier nicht zurücklassen. Schließlich ist es unsere Aufgabe Menschenleben zu retten.“ Er zückte seine Pistole und richtete sie auf Chen, der das Schlimmste glaubend seine Augen schloss. Wenigstens war es jetzt endlich zuende und er war nicht mehr dazu gezwungen vor sich hin zuleiden. Der erwartete Schuss erklang zwar, aber tot fühlte er sich deshalb nicht. Er spürte keinerlei Schmerzen und auch seine Augen ließen sich immer noch problemlos öffnen. Gackt ließ seine Pistole, mit der er die Handschelle am Rohr zertrümmert hatte, wieder sinken. Brutal packte er den perplexen Chen am Arm und schleifte ihn von den Rohren weg. „Mach schon!“, schrie er ihn an und Chen fand die Funktion seiner Beine wieder. „Raus hier!“, rief auch Yoshimura, doch Gackt übergab ihm lediglich den gebrochenen Attentäter und machte keine Anstalten zu gehen. „Irgendwer ist immer noch hier“, erklärte der Braunhaarige seinem jetzt auch völlig perplexen Kollegen. „Ich will wissen wer!“ „Gackt, bist du jetzt total verrückt geworden! Hier fliegt in sieben Minuten alles in die Luft und du willst nach einer Person suchen, die sich vielleicht noch hier aufhalten könnte, viel-leicht aber auch schon über alle Berge ist! Das kann doch nicht dein Ernst sein!“ Yoshimura blickte ihn entsetzt an. Selbst für Gackts Verhältnisse grenzte es an Wahnsinn. Doch der Aus-druck im Gesicht des Sängers war todernst und er wusste, nichts was er sagen würde, konnte Gackt von seinem Vorhaben abhalten. „Keine Dummheiten! Versprich mit das!“, rief Yoshi-mura Gackt zu und als dieser nickte, schnappte er sich Chen, verließ mit dem Chinesen das Gebäude und kurz darauf den Hof. Um die vier bewusstlosen Chinesen sollte er sich am besten auch kümmern. Gackt blieb allein zurück. Nun waren es nur noch sechs Minuten. Er wäre auch geblieben, wenn der Display nur noch zwei angezeigt hätte. Eine ziemlich genaue Vorstellung vor Augen, wer sich noch im Gebäude befand, machte er sich auf die Suche. Eigentlich konnte es gar nicht anders sein, schließlich war er gestern mit Chen hier gewesen. Aus welchem Grund hätte Chen ihn also heute nicht mitnehmen sollen. Und wieder von hier verschwunden sein, konnte er auch nicht, dann hätten Gackt und Yoshimura ihn unweigerlich bemerken müssen. „Was für ein Spiel läuft hier ab, Hyde?“, flüsterte Gackt leise. Sollte er vielleicht nach ihm rufen? Nein, das war zu gefährlich, da er trotz allem nicht wusste auf welcher Seite Hyde wirklich stand. Aber das ganze Gebäude konnte er beim besten Willen auch nicht auf den Kopf stellen, so viel Zeit war einfach nicht mehr übrig. Bevor er sich zu einer Entscheidung durchringen konnte, wurde ihm diese von anderer Seite her abgenommen. Er konnte die Eindringlinge spüren, kurz bevor er sie hören oder sehen konnte. „Shit!“, ver-fluchte Hyde sein Pech. Damit hatte er nicht gerechnet, jedenfalls nicht während er noch hier war. Schnellstmöglich machte sich der Schwarzhaarige aus dem Staub und rannt zu der Treppe, die sich nur wenige Schritte von ihm entfernt befand. Sie führte auf eine Balustrade, von der aus er nach untern blicken konnte. Hyde versteckte sich, was ihm bei seiner Größe auch nicht allzu schwer fiel, konnte aber trotzdem noch einen Blick auf das Geschehen unter sich werfen. Es mussten mindestens zwei Personen sein, die zu dem an die Rohre gefesselten Chen stießen. Genaueres konnte er von seinem Versteck aus aber nicht erkennen, dafür war er doch zu klein. Auch der Unterhaltung konnte er nicht richtig folgen, da ein Knacken einge-setzt hatte, welches genau von dem Boden unter seinen Füßen herrührte. Bei seinem Glück würde er in wenigen Augenblicken durch die Decke krachen. „Immer hab ich Pech“, maulte er leise, und verstand natürlich noch weniger von der Unterhaltung unter ihm. Es schien aber wie nicht anders erwartet um die Bombe zu gehen. „Los, macht schon, raus da!“, bettete er im Stillen und endlich wurden seine Gebete auch erhört. Nach einem lauten Schuss, bei dem Hydes Herz für einem Moment aussetzte, machten sich die Eindringlinge mit Chen im Schlepptau auf den Weg nach draußen. Der Plan den Chinesen mit der Bombe hoch gehen zu lassen, war damit zerstört. Wahrscheinlich, überlegte Hyde, wäre es das Beste gewesen ihn an Ort und Stelle zu erledigen. Er hätte ihn mit seinen eigenen Händen umbringen sollen, hätte zum Mörder werden müssen, anstatt darauf zu vertrauen, dass Chen bei der Explosion den Löffel abgab. Diesen würde er in wenigen Minuten abgeben müssen, wenn er nicht endlich von hier verschwand. Doch Hyde spürte, dass sich immer noch eine Person im Gebäude befand, einer von den Eindringlingen war wieder zurückgekommen. Weil Hyde noch nicht bereit war, aus der Welt zu scheiden, ohne Gackt wenigstens noch einmal gesehen zu haben, stand er so vorsichtig es ging auf. Sein Fuß berührte den Boden an einer besonders brüchigen Stelle und bevor Hyde es sich versah, stürzte er mit einem erschro-ckenem Aufschrei in die Tiefe. Er fiel nicht sehr weit und landete auch nicht besonders hart, sein Verstand entschied aber trotzdem, dass es ihm reichte. Der Gedanke an Gackt war der letzte den Hyde hatte, bevor die Ohnmacht ihn mit sich riss. „Wenn ich das überlebe, dann werde ich nicht mehr wegrennen. Ich versprech´s dir, Ga-chan!“ Das Knacken war schon die ganze Zeit über da gewesen, fiel ihm aber jetzt erst auf. Der einzigen Laut, den Gackt vorher wahrgenommen hatte, war das Ticken der Bombe gewesen, das natürlich immer noch nicht verschwunden war. Es wäre auch zu schön gewesen. Nun wurde aber das Knacken so laut, dass es sich einfach nicht mehr ignorieren lassen wollte. Gackt schaute über sich, wo es seinen Ursprung zu haben schien. Aus dem Knacken wurde mit einem Mal ein gewaltiges Krachen und etwas, oder besser gesagt jemand, fiel mit einem lauten Aufschrei durch die Decke nach unten. Völlig unvorbereitet flog sein Engel in Gackts Arme, besser gesagt er begrub ihn vollständig unter sich. Gackt hatte wie durch ein Wunder genau unter den morschen Holzdielen gestanden, die sich Hyde als Versteck ausgesucht hatte. Den Braunhaarigen traf aber nicht nur Hydes Gewicht, sondern auch die halbe Decke verab-schiedete sich und machte es sich ebenfalls auf seinem Körper bequem. Nach ein paar Augen-blicken im Schockzustand gelang es Gackt das Holz beiseite zu schaffen und seinen und Hydes vergrabenen Körper wieder ans Licht zu befördern. „Haido!“, keuchte Gackt und musste wegen dem aufwirbelnden Staub husten. Sofort beugte er sich über seinen Engel, der ihn gerade nicht besonders engelhaft zu Fall gebracht hatte. Hydes Augen waren geschlossen und einen schrecklichen Moment lang vermutete Gackt schon das Schlimmste, doch dann konnte es Hyde atmen hören. Er war also nur bewusstlos, was ja auch kein Wunder war nach seinem Fall durch die Decke. Zeit sich darüber zu freuen, blieb Gackt aber nicht, denn das Ticken der Bombe verlangte wieder seine Aufmerksamkeit. Er wusste nicht wie viel Zeit bis zur Detonation noch blieb, mehr als zwei Minuten konnten es aber nicht mehr sein. In Windeseile hob er den bewusstlosen Körper Hydes auf seine Arme und verließ im Laufschritt das Gebäude. Zum letzten Mal, dachte Gackt grimmig. Er raste praktisch über den Hof, immer darauf bedacht Hyde gut festzuhalten. Zu seinem Glück hatten sich Yoshimura und Chen nicht die Mühe gemacht, sich durch das kleine Loch im Zaun zu quetschen, sondern hatten dieses erheblich vergrößert. So konnte nun auch Gackt, ohne Hyde absetzten zu müssen, vom Hof entkommen. Er war noch nicht sonder-lich weit vom Zaun entfernt, als mit einem ohrenbetäubenden Knall das Gebäude hinter ihm in die Luft flog. Schützend legte er sich über Hyde und wagte sich erst wieder zu rühren, als ein paar Minuten vergangen waren und keine Gefahr mehr von herumfliegenden Gegenstän-den bestand. Hyde so nah zu sein, ließ sein Herz schneller schlagen und so konnte Gackt es nicht verhindern, dass er etwas länger als nötig über ihm liegen blieb. Schließlich brachte er wieder etwas Abstand zwischen sich und seinen Engel und stellte grin-send fest, dass er Hyde immer noch tiefschlafend in den Armen hielt. Den Kleinen konnte aber auch nichts in der Welt aus seinem Schlaf wecken. Gackt tastete ihn vorsichtig nach Ver-letzungen ab, was sein Herz bei der Berührung von Hydes Körper noch einmal weit schneller als normal schlagen ließ, und stellte erleichtert fest, dass er unverletzt geblieben war. Erst nachdem sich Gackt von Hydes Wohlergehen überzeugt hatte, spürte er selber einen stechen-den Schmerz an seinem Oberarm nagen. Vorsichtig legte er Hyde auf den Boden und besah sich seine eigene Wunde. Gackt musste einmal schlucken, als sein Blick auf ein Holzstück fiel, welches seine Klamotten durchbohrt hatte und nun in seinem Arm fest steckte. Er kniff die Augen zusammen und zog es mit einem Ruck raus. Blut lief seinen Arm entlang und durchtränkte sein T-Shirt. Etwas davon tropfte genau auf Hydes Gesicht und bildete einen starken Kontrast zu seiner hellen Hautfarbe. Gackt beeilte sich die Tropfen wegzuwischen, als sich der kleine Mann unter ihm zu regen begann. Hydes Schlafbedürfnis schien heute nicht allzu groß zu sein und mit einem Seufzen machte sich Gackt ans Aufstehen. Doch als der Schwarzhaarige seine Lippen leicht öffnete, konnte Gackt sich einfach nicht mehr zurückhalten. Ohne darüber nachzudenken, beugte er sich wieder über Hyde und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. Seine Lippen fühlten sich unglaublich zart an und am liebsten wäre Gackt für immer so sitzen geblieben, doch sein hartnäckiger Verstand veranlasste ihn dazu den Kuss wieder zu lösen. „Ich liebe dich, Haido“, murmelte Gackt leise, als er sich, dieses Mal endgültig, erhob. Mit einem letzten Blick auf seinen nicht mehr wirklich schlafenden Engel wandte er sich schwe-ren Herzens zum Gehen. Liebend gerne wäre er bei ihm geblieben, doch er konnte die Konse-quenzen, die ein derartiges Handeln nach sich ziehen würde, nicht riskieren. Ein andermal würde er herausfinden, was es mit Hydes Anwesenheit in Shanghai auf sich hatte. Gackt drehte sich um und beeilte sich zu verschwinden, bevor Hyde vollends erwachte. Während er sich zum Einkaufszentrum begab, wo er die anderen vermutete, wanderte sein Blick noch einmal über den Platz an dem vor nur wenigen Minuten noch das leerstehende Gebäude gestanden hatte. Von selbigem war nichts mehr zu sehen. Nur ein paar Betonpfeiler und wie konnte es anders sein auch einige Holzbretter ragten noch aus dem großen Teich heraus, der mitten im Geschäftsviertel entstanden war. Mit einem Lächeln auf den Lippen ließ Gackt die neuentstandene Wasserstelle hinter sich. Seine Augen öffneten sich langsam und allmählich begann Hyde die Umgebung wieder bewusst wahrzunehmen. Er drehte den Kopf in alle Richtungen und überlegte wie er bloß hierher gekommen war. Das Letzte an das er sich erinnerte war sein Sturz durch die Decke. Anschließend war ihm schwarz vor Augen geworden. Hyde war sich fast hundertprozentig sicher, dass noch vor wenigen Augenblicken jemand bei ihm gehockt hatte. Dieser hatte seine Arme um ihn gelegt und leise, so dass er nichts verstehen konnte, etwas vor sich hingemurmelt. Es hatte sich in jedem Fall gut angefühlt und Hyde war ein bisschen traurig, dass die Person so schnell verschwunden war. Eine Ahnung um wen es sich handeln könnte, hatte Hyde zwar schon, nur kam ihm diese bei Weitem zu unmöglich vor. Trotzdem hatte er seinen Namen geflüstert. Vielleicht war es aber auch nur Einbildung gewesen, dann aber blieb die Frage offen, wie er an diesen Ort gelangt war. Der Sänger konnte etwas Warmes in seinem Gesicht spüren und strich mit einem Finger darüber. Eine rote Flüssigkeit blieb daran hängen und er wusste intuitiv, dass es nicht sein eigenes Blut war. Einige Zeit blieb Hyde noch an Ort und Stelle sitzen, dann machte er sich auf den Weg zurück. Er musste schließlich noch dafür sorgen, dass die Waffen sicher nach Japan gelangten. Es gab keine Verletzte, wenn man einmal von Gackts blutigem Arm absah. Der Einsatz des chinesischen Geheimdienstes mit tatkräftiger japanischer Unterstützung war ein voller Erfolg. Rings um das gefährdete Gelände waren die Menschen auch evakuiert worden, so dass nur Gackt und Hyde die Explosion von so nah erlebten beziehungsweise verschliefen. Zufrieden begaben sich die Agenten zurück in die Zentrale, um auf ihren Sieg über Chens Organisation anzustoßen. Der Chinese und seine Gefolgsleute würden für die kommenden Jahre fest hinter Schloss und Riegel sitzen. Und wäre Gackt nur noch einen Moment länger bei Hyde geblieben, so hätte es sein geflüster-tes „Ga-chan“ hören können. Doch sie sollten sich nicht zum letzten Mal an diesem Tag begegnet sein und dann würde das Schicksal auch Einsicht haben und Hyde keine Ohnmacht schicken. Vielen Dank an alle, die bis hierhin gelesen haben. Ihr dürft gespannt sein, was passiert wenn sich Gackt und Hyde das nächste Mal begegnen! Kommentare sind natürlich sehnsüchtig erwünscht! Bis bald, himachan! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)