Die Entführung von leni1983 ================================================================================ Kapitel 5: Ende gut - alles gut? -------------------------------- Eine Woche später wurden Conan, Ran und Ai aus dem Krankenhaus entlassen. Conan hatte sich sehr in sich zurückgezogen. Sogar Ran wurde langsam misstrauisch, weil er nur wenig sprach und oft vor sich hingrübelte. Darum nahm Heiji Conan am ersten Abend, an dem sie wieder zu Hause waren, zur Seite. Heiji klopfte an Conans Zimmertür, auf Conans „Herein“ trat er ein. „Wollen wir nicht einen Spaziergang machen, Shinichi?“, fragte Heiji als er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Beim Klang seines richtigen Namens blickte Conan auf, er drehte sich aber nicht um. „Warum?“, fragte er nur und es klang nicht wirklich interessiert. Heiji stand hinter ihm und verschränkte die Arme auf dem Rücken. „Ran und Kazuha sind noch ein Eis essen gegangen. Wir können uns auch hier unterhalten, aber ich glaube ein bisschen frische Luft würde dir gut tun.“, fuhr Heiji unbeirrt fort. „Na schön.“, brummte Conan und wandte sich um. Sie gingen zur Haustür, Conan nahm seine Krücken – sein Bein war noch immer eingegipst und wenn er das Haus verließ oder duschen ging, verpackte er sein Bein wasserdicht in einer Plastiktüte. Als sie losgingen, wandte sich Conan ganz unbewusst und automatisch in Richtung Park. Heiji begann wieder zu sprechen, während sie langsam nebeneinander her liefen. „Ich weiß ja, was dich beschäftigt, aber wenn du dich weiter so hängen lässt, dann wird Ran irgendwann wieder Verdacht schöpfen. Du musst bedenken, dass 7-jährige nicht eine ganze Woche Trübsal blasen, ohne auch nur einmal zu lachen.“ Conan blickte zu Boden und schwieg. Heiji musterte ihn. „Was um Himmels Willen ist in der Nacht passiert, wo du ihr das verdammte Zeug gegeben hast?“ „Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“, gab Conan ausweichend zurück. Heiji packte ihn am Kragen und hob ihn hoch. „So? Ich finde schon, dass es mich was angeht, wenn es meinem besten Freund schlecht geht. Also, entweder schüttest du mir dein Herz aus oder eben jemand anderem. Was ist zum Beispiel mit Ai? Oder Professor Agasa? Ich kann auch deine Eltern fragen, aber mit irgendjemandem musst du sprechen. Also, was ist dir lieber?“ Conan schluckte. „Alles klar… und übrigens, das war eben nicht böse gemeint.“, murmelte er und hatte ein schlechtes Gewissen. Er wusste, dass Heiji ihn provoziert hatte, damit er endlich aus seiner Starre erwachte. Der junge Detektiv aus Osaka wusste ganz genau, mit wem Conan darüber sprechen konnte und wollte und mit wem nicht. Und er wusste auch, dass Conan auf keinen Fall mit Ai sprechen wollte. Conan befand, dass es reichte, einem Mädchen das Herz gebrochen zu haben, wenn er mit Ai darüber sprechen würde, was in dieser Nacht geschehen war, wo er doch wusste, wie sie für ihn empfand… Heiji lachte, setzte Conan vorsichtig ab und klopfte ihm auf die Schulter. „So gefällst du mir besser. Also, was hast du zu ihr gesagt?“ Inzwischen hatten sie den Park erreicht. Der See mit den Enten war ganz in der Nähe. „Genau hier ist es passiert.“, sagte Conan und Heiji stand einen Moment auf der Leitung. „Was ist hier passiert?“, fragte er verwirrt. „Na, der Überfall! Die Entführung!“, gab Conan zurück. „Ach so.“ Heiji zupfte an seinem Basecap herum. „Gin hat sie von hinten gepackt und ihr den Mund zugehalten. Er hat ihr die Waffe an den Kopf gehalten und mich gezwungen zu sagen, wer ich wirklich bin. Sie war bitter enttäuscht, als sie es erfuhr. Ich hab es in ihren Augen gesehen.“, erzählte Conan. Heiji war gleichzeitig erleichtert und schockiert. Erleichtert, weil der Kleine endlich den Mund aufmachte und geschockt, weil er sich diese schreckliche Szene vorstellte. „Ich hätte es genauso gemacht.“, sagte Heiji und dachte an Kazuha. Conan blickte auf. Er wusste, an wen Heiji dachte. „Als sie mich auch von hinten packen wollten, da biss Ran Gin in die Hand, und rief mir zu, ich solle weglaufen. Selbst wenn ich gekonnt hätte, ich hätte sie niemals alleine gelassen.“ Conan schloss die Augen. An diesem Ort war die Erinnerung an ihre Entführung wieder sehr lebendig. Heiji versuchte ihn aufzumuntern. „Trotzdem, ihr habt es doch mal wieder geschafft.“, brummte er und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, wie es Conan auch sehr oft tat. Conan nickte zustimmend. Es tat ihm wirklich gut, endlich mal mit jemandem zu reden. „Ich hab Ran gefragt, ob sie sich nicht von mir trennen will.“, sagte er plötzlich und Heiji riss die Augen auf. „Du hast was?!?!“ „Na, ich wollte sie von dem ständigen Hin und Her erlösen. Dass ich nie bei ihr bin und so…“ Conan suchte nach den richtigen Worten. Heiji tippte sich gegen die Stirn. „Das kannst du doch nicht wirklich wollen, oder? Du spinnst doch! Ich meine, du liebst sie doch, oder? Was hat sie denn dazu gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie davon begeistert war.“ Conan schüttelte den Kopf. „Sie hat gesagt, sie würde immer auf mich warten und wenn es ihr ganzes Leben lang dauert.“ Heiji fragte: „Hast du es ihr gesagt?“ Conan blieb stehen. „Was meinst du?“ Heiji grinste. „Na, hast du ihr gesagt, dass du sie liebst?“ Conan wurde rot. „Hast du Kazuha gesagt, dass du sie liebst?“, fragte er zurück und versuchte seine Gesichtsfarbe wieder zu normalisieren. Heiji zog sein Basecap tief ins Gesicht, um seine Überraschung und seine Verlegenheit zu verstecken. „Na ja, ich denke sie weiß es auch so. Aber egal, hast du es ihr gesagt?“ Sie waren weiter gelaufen und hatten das Ufer des Sees erreicht. Das Wasser glitzerte in der Sonne wie Millionen von Diamanten – oder wie Sterne. Conan blieb stehen. „Sie hat es gesagt. Und sie sagte auch, es sei ihr egal, wie ich mich nennen würde. Ob Shinichi, Conan oder sonst irgendwie. Sie würde mich immer lieben und mich nie vergessen.“ Heiji schwieg gerührt. Gemeinsam sahen sie auf das glitzernde Wasser. „Jetzt hat sie alles vergessen, was sie an diesem Abend sagte. Und ich bin schuld daran.“, murmelte Conan wie zu sich selbst und doch fühlte er sich leichter, in dem er ausgesprochen hatte, was auf ihm lastete. Er stieß Heiji in die Seite. „Danke, Mann.“, flüsterte er. Heiji grinste von einem Ohr zum anderen. Dann gab er Conan einen Schubs und der Kleine stolperte, verlor das Gleichgewicht und landete mit einem Platschen im Wasser des Sees. Conan tauchte schnell wieder auf und sah ziemlich wütend aus. Heiji lachte sich kaputt und hielt sich die Hände auf den Bauch. Plötzlich fing Conan breit an zu grinsen und bevor Heiji wusste, was jetzt los war, hatte Kazuha ihn schon zu Conan ins Wasser gestoßen. Sie hatte sich heimlich von hinten angeschlichen, doch als sie Heiji schubste, griff er instinktiv nach ihrem Arm, hielt sich fest und zog sie mit ins Wasser. Ran und Sonoko (Kazuha und Ran hatten Sonoko beim Eisessen getroffen), lachten sich zusammen mit Conan, dem Seewasser über die Nase tropfte, halbtot und auch Heiji und Kazuha fingen an zu lachen, obwohl sie klatschnass waren. Ran zog ihren kleinen Schützling Conan aus dem Wasser und betrachtete ihn besorgt. „Also ehrlich, Heiji!“, schimpfte sie. „Du kannst doch niemanden mit einem Gipsfuß einfach ins Wasser werfen!“ „Schon gut.“, sagte Conan. „Ich hab vorgesorgt. Schau!“ Er zeigte auf die Plastiktüte. Ran musste gegen ihren Willen lachen. Heiji und Kazuha kamen wieder ans Land. „Ich hab dich gerächt!“, freute sich Kazuha und klopfte Conan auf die Schulter. Heiji fand es doof, dass Ran und Sonoko noch trocken waren, aber er schaffte es nicht, sie zu einem Bad einzuladen und die Mädchen blieben wachsam, so dass es ihm auch nicht gelang, sie in den See hineinzustoßen. Fröhlich vor sich hin plappernd gingen sie alle zusammen zu Ran nach Hause. Nachdem sich alle, die unfreiwillig gebadet hatten, trockene Sachen angezogen hatten, gingen sie ins Speisezimmer. Dort saßen Rans Eltern mit Shinichis Eltern beim Tee zusammen und auch Professor Agasa war mit von der Partie. „Da seid ihr ja endlich.“, sagte Kogoru ein wenig rau, aber in Wirklichkeit war er erleichtert, dass sie wieder heil und gesund zu Hause waren. Die ganze Gruppe blieb noch bis zum Abendessen zusammensitzen und man hörte das fröhliche Geplauder bis ins Nebenzimmer. Es war schon sehr spät als Yusaku und Yukiko Kudou aufstanden, um sich zu verabschieden. Professor Agasa flüsterte Kogoru ins Ohr und daraufhin sagte der zu Conan gewandt: „Würdest du so nett sein und unsere Gäste zur Tür begleiten?“ Conan sprang sofort auf. „Klar doch, Onkel Kogoru.“, sagte er. Insgeheim freute er sich darauf mit seinen Eltern noch mal einen Moment ungestört zu sein. Dies war auch Professor Agasa Absicht gewesen. Während Yusaku seinem Sohn an der Tür nur auf die Schulter klopfte und so etwas murmelte wie: „Du musst in Zukunft vorsichtiger sein.“, konnte Yukiko gar nicht von dem kleinen Conan lassen. Sie hob ihn hoch und drückte ihn fest an sich. Conan wurde feuerrot, als sie ihm einen Kuss auf die Wange drückte, aber er wehrte sich nicht. Er winkte ihnen noch lange nach, als sie die Straße hinunter wanderten. ‚Wann ich sie wohl wieder sehen werde…?’, überlegte er stumm für sich. Auch die anderen Gäste, Professor Agasa sowie Heiji und Kazuha machten sich nun auf den Heimweg. Heiji und Kazuha wollten sobald wie möglich wieder nach Osaka zurückfliegen und der Professor hatte es ja nicht weit nach Hause. Zuletzt verabschiedete sich Eri Kisaki von Ran und Conan und Kogoru brachte sie allein zur Tür. Die Beiden standen noch eine Weile an der Tür und sahen sich lange an. Eri unterbrach schließlich den Blickkontakt. „Pass auf dich auf. Und wenn unsere Tochter das nächsten Mal entführt wird, dann sag mir bitte Bescheid.“, sagte sie ernst, aber ein Lächeln zuckte in ihren Mundwinkeln. Bevor Kogoru etwas erwidern konnte, gab Eri ihm einen Kuss auf die Wange und ging ohne sich noch einmal umzudrehen. Kogoru stand da wie vom Blitz getroffen. Er stammelte irgendwas und blieb noch eine ganze Weile an der Tür stehen, auch noch als Eri schon lange verschwunden war. Als Conan in das Zimmer kann, welches er in der Wohnung der Mouris bewohnte, glaubte er, jahrelang weg gewesen zu sein. Ran hatte ihm schon seine Schlafmatte hergerichtet. Ohne Widerworte legte er sich hin und akzeptierte, dass sie neben ihm sitzen blieb, bis er eingeschlafen war. Als Ran sicher war, dass Conan schlief, stand sie leise auf. Sie ging zum Schreibtisch und holte ihr Tagebuch aus der Schublade. Sie wollte gerade die Ereignisse des Tages aufschreiben, als ihr Blick auf ihren letzten Eintrag fiel. Es war ein Eintrag, den sie vor einer Woche geschrieben hatte, an dem Morgen, an den sie sich nicht mehr erinnerte. Einige Zeilen stachen ihr sofort ins Auge. …In letzter Zeit ist Conan so seltsam, er sieht mich so an, als ob… na ja, er erinnert mich eben total an Shinichi, obwohl das ja gar nicht sein kann… Aber er sieht ihm total ähnlich, vor allem, wenn er schläft und seine Brille nicht auf hat. Ich weiß, dass das diese Gedanken total blödsinnig sind, und dennoch werde ich die Sache weiter im Blick behalten… Nur für den Fall… Ran riss verblüfft die Augen auf. Es war eindeutig ihre Handschrift. Sie blickte auf den schlafenden Conan. Was hatte das zu bedeuten? Ende © by Madeleine Fuß 2005 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)