Die Morddrohung von leni1983 ================================================================================ Kapitel 3: Der Täter wird entlarvt ---------------------------------- In diesem Moment stürmte Takagi durch die Tür. „Inspektor! Inspektor Megure! Schnell! Der Bote! Der Bote aus der Kanzlei! Er hat die Akten gebracht, aber er ist blutüberströmt an der Pforte zusammen gebrochen!“, keuchte Takagi ganz aufgeregt und außer Atem. Alle anderen erstarrten vor Schreck. „Waas?“ Inspektor Megure zögerte keine Sekunde und lief zum Treppenhaus. Conan, Herr Takagi, Frau Satou, Frau Kisaki und Ran folgten ihm. Als sie beim Pförtner ankamen, war der Mann gestorben, der die Akten gebracht hatte. Eine Kugel hatte ihn von hinten getroffen und er war verblutet. Inspektor Megure sorgte dafür, dass die Akten sofort auf das Polizeirevier gebracht wurden, um dort nach verdächtigen Personen zu suchen. Conan besah sich gerade den Leichnam, als Ran ihn von hinten packte und hoch hob. „Also Conan, du weißt doch, dass du das nicht darfst!“, schimpfte sie und zog Conan angewidert von dem Toten weg. Conan riss sich los und lief zu Takagi. „Kommissar, als sie den Boten entdeckten, da lebte er noch, oder?“, fragte Conan mit seiner kindlichen Stimme. Takagi nickte und beugte sich zu ihm herunter. Er war neugierig worauf der Kleine hinauswollte. Conan dachte laut nach: „Hat er irgendwas gesagt? Ist Ihnen etwas Merkwürdiges an ihm aufgefallen? Hat er etwas über den Täter gesagt?“ Takagi überlegte. „Warte mal, Conan… Ich glaube, er sagte so was wie ‚Sie war so plötzlich da … Ich hab gar nicht gesehen, wo sie herkam…’ Ich habe ihn auch gefragt, wen er meint, aber er stand wohl unter Schock, denn er sprach die ganze Zeit nur wirres Zeug, bevor er starb.“ Conan wurde noch nachdenklicher. Zur gleichen Zeit befragte Megure den Pförtner, ob er etwas Merkwürdiges bemerkt hätte. Doch als der verneinte, wandte sich Megure wieder den Polizisten und dem Toten zu. Dann erst bemerkte er Eri. „Frau Kisaki! Sie sollten doch gar nicht hier sein! Es ist viel zu gefährlich für sie! Der Mörder könnte hier überall sein!“, rief Megure erschrocken und dachte eine Sekunde daran, sie in das Krankenhaus zurück zu zwingen. Doch sie stand so selbstbewusst und entschlossen vor ihm, dass er respektvoll einen Schritt zurückwich. „Ich habe keine Angst mehr, Inspektor! Der Täter hat mich zwar einen Moment lang aus der Bahn geworfen, aber jetzt hab ich mich wieder gefangen. Ich sehe nicht ein, warum mich fürchten sollte! Ich bin nur noch wütend, weil schon zwei Menschen sterben mussten, obwohl der Täter es auf mich abgesehen hat. Ich will jetzt diesen Fall mitverfolgen, möglicherweise kann ich zu seiner Lösung beitragen.“, sagte Eri fest und sie meinte es ernst, das spürten alle. Ran sah sich besorgt nach einem möglichen Verbrecher um, sie sorgte sich um ihre Mutter, aber sie wusste auch, dass niemand sie umstimmen würde. Conan wandte sich nun an die Polizistin Miwako Satou und flüsterte ihr ins Ohr. Miwako riss überrascht die Augen auf und nickte dann. „Du hast Recht, Conan! Das ist eindeutig Lippenstift am Kragen des Opfers.“ „Was sagen Sie? Lippenstift?“, fragten Inspektor Megure und Kommissar Takagi gleichzeitig. „Das kann doch bedeuten…“, begann Inspektor Megure. Conan unterbrach ihn. „Genau! Der Täter ist nicht unbedingt ein Mann, sondern es kann auch eine Frau sein! Es gibt einige Tatsachen, die dafür sprechen, dass es eine Frau war.“, sagte er überzeugt und hörte sich ganz und gar nicht an wie ein siebenjähriger Grundschüler. Ran blickte ihn an. Er erinnerte sie an irgendwas - an irgendjemanden, mit dem sie sehr vertraut war. Dann fiel es ganz plötzlich ein. Seine Gesten, seine Mimik, wenn er nachdachte, wenn er einen Einfall hatte, dass alles erinnerte sie sehr an Shinichi. ‚Aber das kann doch nicht sein…’, dachte Ran und wieder starrte sie ihn an. Conan bemerkte ihren Blick und ihm brach der Schweiß aus. ‚Verdammt, sie sieht mich schon wieder so seltsam an…’ Er schaute aber nicht zu ihr, sondern tat so, als würde er es nicht bemerken. Währenddessen diskutierten die Polizisten aufgeregt über die Möglichkeit eines weiblichen Täters. Es sprach wirklich einiges dafür. Selbst Conan hatte bei der ersten Täterbeschreibung nicht genau sagen können, ob die Gestalt, die er gesehen hatte, ein Mann oder eine Frau gewesen war. Der Täter war bei den Personenanschlägen in Gebäuden immer einige Stockwerke an einer glatten Wand hochgeklettert und zwar nur mit Hilfe der Saugnäpfe, das sprach dafür, dass er ein geringes Körpergewicht hatte. Inspektor Megure rief auf dem Revier an und informierte die diensthabenden Kollegen, die die Akten überprüften darüber, dass der gesuchte Täter möglicherweise eine Frau war. Man sagte ihm, dass bis jetzt keiner der in den Akten aufgeführten, der Polizei kundigen Personen mit den an den Briefen des Täters gefundenen Fingerabdrücken zusammen passten. Ran musterte Conan noch immer und gerade als er beschloss sich irgendwie aus dieser Lage zu befreien, kam sie von hinten auf ihn zu und drehte ihn zu sich um. Sie ging in die Hocke und packte ihn an den Schultern. „Gib es zu Conan, du bist mit Shinichi verwandt!“ Conan erstarrte einen Moment, bis er begriff, dass sie nicht gesagt hatte: ‚Conan, gib es zu, du bist Shinichi!’ „Äääh, nein! Wir sind nicht verwandt. Wir kennen uns nur über Professor Agasa.“, stotterte er und wischte sich so unauffällig wie möglich einen Schweißtropfen von der Wange. Ran starrte ihn noch immer so misstrauisch an. In dem Moment wurde sie von ihrer Mutter gerufen und sie stand auf und drehte sich zu ihr um. Conan atmete erleichtert auf. „Ran, würdest du mal bitte nach deinem Vater sehen? Ich hab so eine komisches Gefühl.“, sagte Eri zu Ran. Ran nickte. „Wenn du meinst… aber warum gehst du denn nicht selbst?“, fragte sie dann. „Ich möchte verfolgen, wie die Ermittlungen weiter verlaufen.“, sagte die Anwältin. Ran schüttelte den Kopf vor Unverständnis. Wenn Shinichi verletzt gewesen wäre, wäre sie nicht von seiner Seite gewichen. Weiter an Shinichi denkend machte sie sich auf dem Weg zum Zimmer ihres Vaters im vierten Stock. Während die Ermittlungen des Falles durch die Polizei fortgeführt wurden, erreichte Ran das Zimmer 462. Sie klopfte und trat ein, als von Kogoru ein schwaches „Herein“ ertönte. „Paps! Du bist ja wach!“, freute sie sich. Kogoru brummte. „Wo um Himmels Willen seid ihr denn alle? Ich wache auf und kein Mensch da. Die Schwester wollte mir einfach nicht sagen, was passiert ist.“ Ran setzte sich zu ihm und betrachtete ihn. „Fühlst du dich besser?“, fragte sie besorgt. Kogoru lachte. „Klar! Hin und wieder kommt eine von den netten Schwestern rein. Auch wenn sie einem nichts verraten, sie sind sehr hübsch.“ „ALSO PAPS!“, empörte sich Ran und sprang entrüstet auf. „Denk doch auch mal an Mama!“ Kogoru schien wieder etwas einzufallen. „Ach ja, genau. Geht es deiner Mutter gut?“ Ran war wütend, weil er so belanglos über seine Frau sprach. „Es wurden schon zwei Männer getötet!“, rief sie außer sich. „Und du tust so, als ob nichts Schlimmes passiert wäre, obwohl du auch tot sein könntest!“ Sie rannte zum Fenster, weil sie nicht wusste wohin sonst und schaute hinaus. Der Tag neigte sich schon wieder dem Ende zu. War es wirklich erst einen Tag her, seit ihre Mutter völlig verängstigt ihre Wohnung betreten hatte und von den Mordanschlägen erzählt hatte? Ran kam es vor, als wären Monate vergangen. Kogoru schaute zu seiner Tochter rüber. „Tut mir Leid. Ich hab es nicht so gemeint. Aber was sagtest du da gerade? Es sind zwei Menschen gestorben?“ Ran kam zu ihm ans Bett zurück. „Ja. Ein junger Polizist aus Megures Team wurde erschossen, weil er Mama beschützte und der Bote aus der Anwaltskanzlei, der uns die Akten brachte, wurde ebenfalls getötet durch einen Schuss in den Rücken.“ Kogoru setzte sich auf und schlug die Bettdecke zurück. „Warum sagst du das nicht gleich? Meine Fähigkeiten als Detektiv werden gebraucht! Ich werde sofort mit Inspektor Megure sprechen!“ Ran versuchte ihn aufzuhalten. „Aber Paps! Du sollst dich nicht bewegen! Die Wunde könnte wieder aufgehen!“, rief Ran. In dem Moment kam eine Schwester ins Zimmer. „Herr Mouri! Sie dürfen nicht aufstehen! Legen Sie sich sofort wieder hin! Sonst muss ich Ihnen ein Beruhigungsmittel geben!“, schimpfte sie. Kogoru stand dennoch auf, doch dass hätte er besser gelassen. Er spürte einen stechenden Schmerz in seiner rechten Körperseite und schnappte nach Luft. Als ihm schwindlig wurde und er stark zu schwanken begann, fing Ran ihn mit Hilfe der Schwester auf und sie hievten ihn zurück ins Bett. Die Schwester schüttelte ungläubig den Kopf. „So ein Verrückter! Jetzt ist es passiert! Seine Schulter blutet wieder! Ich werde einen Arzt rufen und dann bekommt er ein Beruhigungsmittel! Bleiben Sie bitte solange bei ihm!“, sagte sie und ging leise fluchend aus dem Zimmer. Ran blieb bei Kogoru und wischte ihm mit einem Tuch die Schweißperlen von der Stirn. Sein Schulterverband färbte sich rot. Conan beobachtete, wie die Leiche des Boten weggetragen wurde. Plötzlich wurde ihm eines schlagartig klar. „Verdammt!“, fluchte er. „Inspektor Megure! Finden Sie es nicht auch merkwürdig, dass der Täter zwar den Boten getötet hat, uns die Akten, mit denen wir den Täter finden wollten, aber völlig unbeschadet überlassen hat?“ Inspektor Megure erschrak. „Du hast völlig Recht, Conan! Wie konnten wir das nur übersehen! Das heißt ja, dass der Täter sich sicher ist, dass wir ihn mithilfe der Akten nicht überführen können, sonst hätte er sie uns nicht einfach so überlassen!“ „Genau.“, bestätigte Conan und sah sich dann um. „Wo ist denn Frau Kisaki?“ Takagi stieß zu den beiden. „Oh, sie wollte etwas essen. Inspektor Satou ist mit ihr gegangen.“, sagte er. Der Inspektor nickte. Dann ist ja gut. `Hoffentlich’, fügte er in Gedanken hinzu. Dann fuhr er laut fort: „Ich informiere sofort das Revier, dass sie aufhören können, in den Akten zu suchen. Ich werde Frau Kisaki nach weiteren Personen fragen, die ein Interesse daran hätten, sie zu töten. Bis dahin sollen die Kollegen die gefundenen Fingerabdrücke mit denen in der allgemeinen Datenbank enthaltenen Abdrücken vergleichen. Takagi, suchen sie Frau Satou und Frau Kisaki. Ich will der Frau Anwältin noch ein paar Fragen stellen.“ „Ja natürlich, Inspektor.“, gab Takagi zurück und machte sich sogleich auf den Weg. Doch Eri war nicht mehr bei Miwako Satou. Sie hatte die Polizisten überredet, sie eine Weile allein zu lassen. Eri war auf Zimmer 462. Sie hatte Ran abgelöst, die den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Durch den Vorfall in der Cafeteria war ja das Frühstück für sie ausgefallen. So saß Rans Mutter nun am Bett ihres schlafenden Mannes, die Ärzte hatten ihm ein starkes Beruhigungsmittel gegeben, damit er nicht mehr versuchen würde aufzustehen. Allerdings hatten sie ihm erlaubt aufrecht zu sitzen, solange er sich an das Kissen lehnte, schadete das der Wunde nicht. Er saß also auch im Schlaf halb aufgerichtet. Draußen wurde es jetzt dunkel. Die Sonne war schon seit einer ganzen Weile untergegangen. „Immer musst du uns solche Sorgen machen.“, murmelte Eri wie zu sich selbst und nahm Kogorus Hand. Der schlief seelenruhig weiter. In der Cafeteria des Krankenhauses traf Ran auf die Polizisten und auf Conan. „Ran! Wo ist denn deine Mutter?“, fragte Conan. „Ran, hast du Frau Satou gesehen?“, fragte Inspektor Megure. Takagi sah furchtbar unglücklich aus, weil die beiden Frauen nicht auffindbar waren. Ran schaute die besorgten Gesichter an und lachte. „Ja, ich hab sie beide getroffen! Macht euch keine Sorgen. Meine Mama ist bei meinem Vater im Krankenzimmer. Frau Satou hab ich eben auf der Damentoilette getroffen. Sie wollte gleich zu uns kommen.“ „Warum ist sie denn nicht bei Frau Kisaki geblieben?“, fragte Inspektor Megure weiter und schien verärgert. Ran lachte wieder. „Meine Mutter wollte wohl alleine sein und sie hat auch eine recht deutliche Art zu zeigen, was sie will, nicht wahr?“, sagte sie und es war halb ernst und halb als Witz gemeint, doch die Gesichter um sie herum wurden immer besorgter. „Was ist denn los?“, fragte Ran. Eri Kisaki stand auf und öffnete das Fenster. Es war ihr einfach zu warm und außerdem hasste sie den Geruch, den die Räumlichkeiten in Krankenhäusern für gewöhnlich hatten. „Was für eine schöne Nacht…“, murmelte sie und sah zum Horizont, wo der Sichelmond aufging. „Das heißt Frau Kisaki ist jetzt ganz allein?“, fragte Takagi besorgt. Ran verstand nicht. „Nein, mein Vater ist doch bei ihr. Er schläft zwar, man hat ihm ein Beruhigungsmittel gegeben, aber…“ ‚Verdammt!’, fluchte Conan lautlos und schlich sich davon, so dass die Erwachsenen es nicht bemerkten. Er hatte eine böse Vorahnung. Inspektor Megure sagte derweil zu Ran: „Wir haben den Verdächtigenkreis inzwischen auf fünf Personen begrenzen können. Wir wollten nun deine Mutter befragen, welche der fünf Namen ihr möglicherweise bekannt vorkommt. Da die Fingerabdrücke nicht so deutlich waren, konnten wir uns nicht weiter einschränken.“ Ran nickte und bemerkte plötzlich, dass jemand fehlte. „Wo ist denn Conan hin?“, fragte sie und alle sahen sich suchend um. Der Junge war spurlos verschwunden. Conan war außer Atem als er vor Zimmer 462 ankam. Er holte tief Luft und beruhigte erst seinen keuchenden Atem, bevor er leise die Tür öffnete und unbemerkt ins Zimmer huschte. Er war erleichtert, dass der Täter noch nicht hier war. Eri hatte sich wieder zu Kogoru ans Bett gesetzt und konnte daher weder das Fenster noch die Zimmertür im Blick behalten. Darum sah sie auch Conan nicht, der lautlos unter Kogorus Bett kroch. Conan allerdings hatte das Fenster von seinem Versteck aus nun recht gut im Blick und was er jetzt dort sah, ließ ihn den Atem anhalten. Eine schwarze Gestalt kletterte hinein und streifte lautlos die Saugnäpfe von den Händen, mit deren Hilfe sie die glatte Glasfassade des Gebäudes bis in den vierten Stock erklommen hatte. Dann zog sie einen Revolver hervor. Conan erkannte sofort, dass es die Waffe sein musste, mit der Kogoru angeschossen worden war und mit der die beiden Männer getötet worden waren. Er wollte schon etwas rufen und sich zu erkennen zu geben, damit Eri gewarnt war, doch plötzlich sprach der Täter selbst – besser gesagt – die Täterin. „Jetzt sitzt du in der Falle, Eri!“, sagte sie und an der Stimme war eindeutig zu erkennen, dass es sich um eine Frau handelte, wenn die Gestalt auch schwarz angezogen war und eine dunkle Maske trug. Eri drehte sich langsam um und blickte in den Lauf einer Waffe. Dennoch stand sie ruhig und langsam auf und platzierte sich so, dass Kogoru auf keinen Fall Schaden erleiden würde. „Was willst du von mir? Wer bist du?“, fragte Eri und wenn sie sich überhaupt sorgte, dann nur um ihren Mann. „Du schließt jetzt die Zimmertür von innen ab! Ich hab einiges mit dir zu bereden und ich will nicht, dass wir gestört werden.“, sagte die schwarze Gestalt. Sie warf außerdem wie es schien einen Blick auf Kogoru, schien aber zu befinden, dass er für sie zurzeit keine Gefahr darstellte. Eri ging ganz langsam rückwärts in Richtung Tür und ließ die Frau mit der Waffe nicht aus den Augen. Sie drehte den Schlüssel um und kehrte dann an Kogorus Seite zurück. „Wer bist du? Was habe ich dir getan, dass du mich umbringen willst? Warum nennst du dich ‚der Rächer’?“, fragte sie dann, doch es klang nur neugierig und kein bisschen ängstlich. „Als du vor mir weggelaufen bist, fand ich das irgendwie amüsanter.“, sagte die Frau in schwarz. Dann zog sie ihre Maske ab und pechschwarzes langes Haar umwehte ihre Schultern, als ein Windstoß durch das noch immer offene Fenster ins Zimmer fuhr. Conan erschrak unter dem Bett. Er hatte also mit all seinen Vermutungen Recht gehabt. Er hatte vorhin Gelegenheit gehabt, unbemerkt mit Professor Agasa zu telefonieren und dieser hatte ihn mit einigen Informationen über die fünf Verdächtigen versorgt. Schweigend und ohne sich zu rühren verfolgte Conan nun das Gespräch weiter. Über Eris Gesicht huschte ein Ausdruck der Überraschung, als die schwarze Gestalt die Maske abgenommen hatte. „Akita? Akita Shinouru aus der Oberschule? Wurdest du damals nicht verhaftet, weil du darauf spezialisiert warst, aus Zimmern in oberen Stockwerken Wertgegenstände zu stehlen?“ Akita Shinouru lachte, aber es klang gefährlich. „Ja, richtig. Eines Abends wurde ich erwischt, noch bevor ich mein geplantes Vorhaben ausführen konnte. Ich wurde von jemandem verraten.“ Eri war verwirrt. „Was hat das alles mit mir zu tun?“ Akita wurde wütend. „Liegt das nicht auf der Hand?“ Eri verstand immer noch nicht, warum diese Akita so wütend auf sie war, dass sie dafür Menschen getötet hatte. Conan beschloss jetzt einzugreifen. Er holte seinen Stimmentransposer hervor und stellte Kogorus Stimme ein. „Das ist doch ganz einfach, Eri.“, sagte er dann mit Kogorus Stimme. Überrascht fuhren Akita und Eri zu Kogoru herum, der noch immer im Schlaf aufrecht da saß, den Kopf aber gesenkt und die Augen geschlossen hatte. Seine Lippen konnten sie nicht sehen, da es zu dunkel im Zimmer war. Conan fuhr mit Kogorus Stimme fort. „Akita, du hasst meine Frau, nicht wahr? Und mich hasst du auch!“ Akita fluchte und in ihren Augen blitzte es kalt auf. „Ja, ich hasse Euch! Alle beide! Ihr habt mir meine Zukunft gestohlen und alle meine Träume zerplatzen lassen!“, schrie sie und wusste nicht so recht, auf wen sie mit dem Revolver zielen sollte. Conan schwitzte unter dem Bett. ‚Mann, ist das eng hier.’, dachte er, doch dann konzentrierte er sich wieder auf seine Aufgabe. „Was bedeutet das denn?“, fragte Eri und verstand immer noch nichts. Ihre Blicke wanderten zwischen Akita und Kogoru hin und her. Wieder sprach Conan als Kogoru: „Willst du es nicht sagen, Akita? Wahrscheinlich wirst du uns nun sowieso töten, aber du willst Eri doch nicht unwissend sterben lassen, oder?“ Akita stemmte die Hände in die Hüften. „Hast du es ihr etwa nicht erzählt, Kogoru? Das kann ich nicht glauben! Nun gut, sie soll es erfahren.“ Conan spitzte die Ohren. ‚Jetzt wird es spannend.’, dachte er. Eri wartete schweigend. Was hatte Kogoru mit dieser Akita zu schaffen? Verheimlichte er ihr etwas? Akita, die Rächerin fuhr fort. „Als ich noch zur Schule ging, verliebte ich mich in Kogoru. Er war in der Parallelklasse. Das war in der Oberschule. “, begann sie und Eri zuckte erschrocken zusammen. Sie schaute zu Kogoru, doch sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Akita ließ sich nicht stören. „Ich gestand ihm meine Liebe, doch er lehnte ab und gab mir einen Korb. Das hätte ich ihm ja noch verziehen, aber das war noch nicht alles. Er war derjenige, der mich damals verraten hat. Er hat mich bei meinem Vorhaben beobachtet und dann die Polizei gerufen, so dass ich für mehrere Jahre verhaftet wurde. Irgendwie hat er herausbekommen, dass ich die geheimnisvolle Fassadenkletterin bin. Sobald ich wieder auf freiem Fuß war, hörte ich davon, dass er dich geheiratet hatte und ich erfuhr über die Presse welche großartigen Karrieren ihr beiden gemacht habt. Wenn du nicht gewesen wärst, Eri, dann wäre ich jetzt die Frau an seiner Seite. Darum wirst du jetzt sterben.“ Conan erschrak und dachte fieberhaft nach, was zu tun war, als Akita die Waffe auf Eri richtete. In diesem Moment hämmerte Inspektor Megure an die Tür. „Hey! Aufmachen! Hier spricht die Polizei! Ansonsten trete ich die Tür ein!“ Akita war einen Moment abgelenkt und diesen Moment nutzte Eri aus. Mit einem Fußtritt beförderte sie die Waffe aus Akitas Hand in eine Zimmerecke und dann schlug sie ihr mit der Faust ins Gesicht. Akita stürzte bewusstlos zu Boden. Conan schoss aber sicherheitshalber unbemerkt mit einer Betäubungsnadel auf sie, damit sie nicht entkommen würde. Dann stoppte er zufrieden das Tonband, welches die ganze Zeit über mitgelaufen war und steckte es in seine Tasche. Er wollte gerade aus dem Zimmer schleichen, als Eri sich Kogoru zuwandte und sagte: „Warum hast du sie in dem Glauben gelassen, dass wir immer noch ein glückliches Paar sind?“, fragte sie. Conan zuckte zusammen. Ihm fiel auf Anhieb keine Antwort ein, die er stellvertretend für Kogoru hätte geben können und so schwieg auch Kogoru. Conan lugte vorsichtig unter dem Bett hervor und zog den Kopf sofort wieder zurück, als er sah wie Eri sich über Kogoru beugte. Konnte es sein, dass…. Conan hätte die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen, wenn es dafür nicht zu eng gewesen wäre. Er steckte in der Klemme und wünschte sich ganz weit weg. ‚Verdammt! Warum muss sie ihn jetzt auch noch küssen… Ich kann doch nicht… Wie peinlich…Wo steckt denn überhaupt Inspektor Megure?…’ Doch überraschender Weise wurde Conan aus seiner misslichen Lage gerettet, doch nicht von Megure. Kogoru war während des Kusses aufgewacht und nachdem Eri Kogoru geküsst hatte, flüsterte sie: „Brillant, wie du diesen Fall gelöst hast. Danke schön.“ Kogoru wusste zwar nicht, was sie meinte, doch er glaubte, mal wieder einen narkoleptischen Anfall erlitten zu haben und sagte nur: „War doch selbstverständlich.“ Insgeheim fragte er sich, was mit Eri geschehen war. Warum um Himmels Willen hatte sie ihn geküsst? Conan machte sich erleichtert aus dem Staub. Er schlich zur Tür, öffnete das Schloss und huschte nach draußen. Vom Regen in die Traufe, denn er knallte mit Ran zusammen, die mit den anderen vor der Tür gestanden hatte und alle starrten ihn entgeistert an. „Wo bist du gewesen?“, meckerte Ran. „Wir haben das ganze Krankenhaus nach dir abgesucht! Ich hab mir große Sorgen gemacht! Und außerdem: Was zum Teufel machst du hier in diesem Zimmer?“ Conan wurde feuerrot. Inspektor Megure deutete auf die Tür von Zimmer 462. „Was ist denn da drin geschehen?“ Conan winkte ab. „Ach, Kogoru hat den Mörder entlarvt und geschnappt. Sie ist noch bewusstlos, sie können sie gleich mitnehmen. Das Tonband soll ich Ihnen übrigens geben. Da ist ein Geständnis drauf!“ Alle rissen die Augen auf. „Kogoru?!? Der Mörder ist eine Frau?“, fragten alle wie aus einem Mund. Conan nickte. „Ja, genau. Sie kam durch das offene Fenster und hat Eri mit einer Waffe bedroht. Der Revolver ist übrigens derselbe, mit dem die beiden Morde begangen worden sind. Onkel Kogoru hat die Frau überführt und Eri hat sie dann überwältigt.“ Ran beugte sich zu ihm herunter. „Und was hast du in dem Zimmer gemacht?“, fragte sie misstrauisch und wieder wurde Conan rot. Er blickte zu Boden. „Onkel Kogoru hatte mich gebeten, mich dort drin zu verstecken, so dass ich Hilfe holen könnte, wenn etwas schief gehen sollte. Das war aber geheim, nicht mal Frau Kisaki wusste davon, dass ich im Zimmer war.“, sagte er dann stotternd. Ran gab sich mit dieser Aussage zufrieden. Sie war auch diejenige, die vorsichtig die Tür öffnete. „Mama? Paps? Seid ihr okay?“, rief sie ins Zimmer, bevor sie hinein ging. „Ja, alles okay.“, gab Eri zurück und stand von der Bettkante auf, als Ran zu ihr trat. Akita lag noch immer bewusstlos auf dem Boden. Als Inspektor Megure Akita Shinouru sah, fiel es ihm wieder ein. „Ist das nicht die Fassadenkletterin?“, fragte er. Takagi nickte. „Ja, ich habe von dem Fall gehört. Aber das war vor meiner Zeit als Polizist.“ Sie nahmen Akita mit - genau wie alle Beweisstücke und kurze Zeit später waren Kogoru, Eri, Ran und Conan allein in Zimmer 462. „Ich bin froh, dass es dir besser geht, Paps.“, sagte Ran erleichtert. Kogoru nickte und streckte die linke Hand aus, um seiner Tochter übers Haar zu streichen. „Mach dir keine Sorgen, Mausebein. Bald bin ich wieder ganz der Alte. Aber ihr beiden solltet jetzt nach Hause gehen. Es ist schon sehr spät.“, sagte er zu Ran und Conan gewandt. „Kommt Mama denn nicht mit?“, fragte Ran. Kogoru sah zu seiner Frau, die am Fenster stand. „Nein, ich werde heute Nacht hier bleiben.“, sagte Eri. „Na, dann Gute Nacht.“, sagte Ran und freute sich heimlich. Sie packte Conan am Kragen und zog ihn aus dem Zimmer. Vor der Tür grinste sie übers ganze Gesicht. Conan sah zu ihr auf. ‚Hoffentlich werden ihre Hoffnungen nicht wieder zerstört…’, dachte er, aber im Gegensatz zu Ran hatte er wenig Hoffnung. Zusammen verließen sie das Krankenhaus und gingen zur nächsten Bushaltestelle. Ran lehnte sich müde in den Sitz und seufzte. Conan schaute von der Seite zu ihr. Sie sah sehnsuchtsvoll aus dem Fenster und er wusste, an wen sie dachte. Zu Hause angekommen wartete Conan, bis Ran sich bettfertig gemacht hatte. Dann schloss er sich im Badezimmer ein und holte sein Handy hervor. Er tippte eine Nummer und in Rans Zimmer klingelte ihr Handy. „Ja, Ran Mouri!“, meldete sie sich. „Hallo Ran, ich bin es…“ Conan hielt den Stimmentransposer ganz fest, damit seine Hände nicht zitterten. „Shinichi…“ Ran stiegen die Tränen in die Augen. „Es tut mir Leid, dass ich so lange nichts von mir hab hören lassen…“ Sein Herz klopfte wie wild. Er hatte das Gefühl, Ran könnte es in ihren Zimmer schlagen hören. Ran schluckte. Sie sehnte sich so sehr. „… aber ich werde vielleicht bald zurückkommen.“ Conan lächelte. Ran schnappte nach Luft. „Ich hoffe, du wartest solange auf mich…“ Ran schluchzte. „Wo bist du?“ „Ich komme bald wieder…“ Conan stiegen die Tränen in die Augen. Er musste sie meistens abwürgen, weil sie so viele Fragen stellte und er Angst hatte, dass er doch nicht widerstehen konnte und ihr alles erzählte. Oft versagte ihm auch die Stimme – so wie jetzt. „Shinichi?“ Ran wusste, gleich würde er wieder auflegen. „Gute Nacht, Ran.“ Conan beendete das Gespräch. Dann ging er zum Waschbecken und spitzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Er wollte nicht, das Ran bemerkte, dass er geweint hatte. Als Conan schließlich zu Ran ins Zimmer ging, saß sie zusammengesunken auf ihrer Schlafmatte. Noch immer hatte sie das Handy in der Hand. Als sie Conan sah, wischte sie sich die Tränen aus den Augen. Conan hatte ein schlechtes Gewissen, ein verdammt schlechtes. Trotzdem ging er zu ihr. „Ist was passiert?“, fragte er. Ran schüttelte den Kopf. „Ach, das war Shinichi…“, seufzte sie. „Er fehlt mich so sehr, Conan. Ich liebe ihn doch. Aber er ist nie da, wenn ich ihn brauche.“ Conan senkte den Kopf. ‚Ach, Ran… Ich würde es dir so gerne sagen… Ran, ich liebe dich auch.’ Er konnte sich nicht mehr zurückhalten. Sie sah so traurig aus und es tat ihm so Leid, weil er wusste, dass er für ihre Tränen verantwortlich war. Er ging zu ihr und umarmte sie fest. Ran riss überrascht die Augen auf. Als Conan sie wieder los ließ, schaute sie ihn fragend an. Er blickte wieder zu Boden. „Du hast so traurig ausgesehen…“, murmelte er leise. Dann blickte er auf und fuhr fort: „Dieser Shinichi ist ein ganz schöner Blödmann! Er hat dich gar nicht verdient…“ Ran lächelte ihn an. „Du bist süß, Conan. Und du hast ja Recht. Warum soll ich mich wegen ihm aufregen?“ Sie schniefte und rieb sich nochmals die Augen. „Komm, wir gehen schlafen, es ist wirklich schon sehr spät.“, sagte sie dann. Seite an Seite schliefen sie auf ihren Schlafmatten ein, während der sichelförmige Silbermond durch Fenster leuchtete. Conan und Ran hatten – ohne es zu wissen – in dieser Nacht den gleichen Traum: Ran hatte Conan an die Hand genommen und sie gingen über eine Wiese. Es war Frühsommer und viele Blumen blühten. Es roch ganz wunderbar und der Wind war warm und strich ihnen beiden wie ein sanfter Hauch durch das Haar. Sie spielten fangen und schließlich rollten sie sich durch das Gras, bis sie nicht mehr konnten. Dann setzten sie sich zusammen in den Schatten eines großen Baumes. Der Wind fuhr rauschend durch die Blätter und es regnete rosa und weiße Kirschblüten auf sie herab, als Conan zu Ran sagte: „Ran, ich muss dir etwas sagen…“ Ran blickte ihn an, dann zupfte sie gedankenverloren an ihrem Kleid. Conan stand auf und setzte seine Brille ab. „Ran, ich bin Shinichi.“ Ran zuckte zusammen und sprang auf die Füße. Vor wenigen Sekunden hatte Conan vor ihr gestanden – doch jetzt… Sie blinzelte, weil sie es nicht glauben konnte. „S-H-I-N-IC-H-I!“, stotterte sie. Sie wischte sich mehrmals über die Augen. „Bist… bist es wirklich?“ Shinichi lachte. „Natürlich bin ich es? Red doch nicht immer so einen Blödsinn!“ Und dann grinste er breit, weil sie noch immer so verblüfft vor ihm stand und nicht wagte sich zu bewegen, aus Angst seine Erscheinung könnte zerplatzen wie eine Seifenblase. „Du glaubst wohl nicht, dass ich wirklich da bin?“, fragte Shinichi noch immer grinsend und dann zog er sie in seine Arme. „Ich wollte es dir schon so lange sagen, Ran…“ Ran sah in seine tiefblauen Augen. Ihr Herz setzte ein paar Schläge aus. Shinichi flüsterte leise: „Ich liebe Dich, Ran.“ Bevor sie etwas erwidern konnte, küsste er sie auf den Mund und sie ließ es sich einen Moment gefallen. Dann zwickte sie ihn in den Arm, um festzustellen, ob er wirklich echt war… Mitten in der Nacht erwachte Conan plötzlich, weil sein Arm ihm wehtat. „Das gibt es doch nicht!“, fluchte er leise und schob Ran von sich, die ihn im Schlaf in den Arm gepetzt hatte. Gerade wollte er sich umdrehen und weiter schlafen, als ihm etwas einfiel. „Natürlich!“, flüsterte er aufgeregt und lief zum Fenster. Nachdenklich schaute er zum Mond und zu den Sternen. ‚Diese merkwürdige Warnung! Jetzt weiß ich, wer sie geschrieben hat! Ich weiß, dass du das draußen bist!’ Er holte einen Zettel und einen Stift und schrieb darauf: Danke schön! Aber ich werde dich trotzdem nicht entkommen lassen. Eines Tages erwische ich dich! Der Freund Dann ging er wieder zum Fenster, faltete den Zettel und warf ihn hinaus. Der Nachtwind erfasste ihn und schon bald war das Papier verschwunden. Conan grinste und ging wieder zu Bett. Kaito Kid kreiste mit seinem Gleiter über dem Haus der Mouris und brummte. „Du schuldest mir noch etwas, mein Freund.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)