Schön, dass du da bist von Oceanwhirl (Ryou x Bakura !vorläufig abgebrochen!) ================================================================================ Kapitel 3 --------- Die schwere Tür schwang leise quietschend auf. Bakura zwang sich, die Augen zu öffnen. Tatsächlich hatte der seltsame, dumpfe Halbschlaf, in den er gefallen war, den Schmerz nahezu vertrieben. Der Gedanke verschwand sofort wieder, als sein Blick auf die zufallende Tür fiel und auf die Person, die soeben eingetreten war. Er hatte mit allen möglichen Sorten von Psychopathen gerechnet, Freaks, die ihn zu Tode quälen und ausweiden wollten, oder auch noch vergewaltigen, umbringen und im Wald verscharren, hatte sich im Halbschlaf, von wirren Träumen beeinflusst, Gedanken gemacht, welcher Geisteskranke ihn hier eingesperrt hatte, um sein makaberes Spiel mit ihm zu spielen, hatte Serienmörder und zugedröhnte, aus der Geschlossenen Entlaufene mit blutunterlaufenen Augen und krankem Grinsen erwartet – aber nicht Ryou. Sein weißes Haar glänzte seidig und sein Lächeln war so sanft, dass Bakura auf der Stelle hätte kotzen können. Oder ihn küssen. Oder beides. „Du bist ja wach.“, stellte der Kleinere mit leiser Stimme fest und überwand die Distanz zwischen ihnen, um neben Bakura auf die Knie zu sinken. Seine Augen waren so voller Güte und Zuneigung, dass es die Verständnislosigkeit in Bakura zu Fassungslosigkeit werden ließ. Nur einen winzigen Moment veränderte sich der liebevolle Schimmer in den honigfarbenen Augen, als Ryou einen prüfenden Blick auf Bakuras Hals warf, die Spitzen der schlanken Finger über das Halsband und die von selbigem leicht aufgescheuerte Haut gleiten ließ. Dann blickte er wieder in Bakuras dunkle Augen und schien zufrieden. „Ich hatte Angst, dass du dir weh tun würdest.“, erklärte er. Bakura blickte ihn kalt an. „Was soll das, Ryou?“ Der Blick des Angesprochenen war überrascht. „Was meinst du?“ „Du weißt genau, was ich meine.“ Bakuras Stimme klang eisig. Er zuckte zurück, als Ryou auflachte und seine Fingerspitzen über Bakuras Haar streichen ließ. „Weißt du…“, murmelte er dann plötzlich mit einem bösartigen Lächeln und kam mit seinen Lippen Bakuras Ohr ganz nahe, sodass der Größere seinen heißen Atem spüren konnte. „Ich hatte ehrlich mehr von dir erwartet, mein Schöner...“ „Was ist los mit dir?“ Eine Gänsehaut überlief Bakura und er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme zitterte. „So kenne ich dich ja gar nicht…“ „Dein Pech, dass es jetzt so weit gekommen ist.“ Ryou setzte sich wieder auf und blickte auf den halb Liegenden, halb wider die Wand Gelehnten herab. „Es wäre besser für dich gewesen, hättest du mich niemals so kennen gelernt. Ich hätte alles für dich getan. Ohne Ausnahme. Du bist selbst Schuld, dass du jetzt in dieser Situation bist.“ Er zuckte mit den Schultern, während seine Finger mit dem Saum von Bakuras dunklem Shirt spielten. „Ist es wegen Gabrielle?“, vermutete Bakura und schluckte, als sich Ryous Miene verfinsterte. Ryou schwieg einen Moment, doch dann lächelte er wieder sanft, hielt seinen Blick auf Bakuras sich hebende und senkende Brust gerichtet während er sprach. „Sie ist ein hübsches Mädchen.“ Bakuras Herz setzte einen Moment aus. „Du hast sie gesehen?!“ „So könnte man es auch ausdrücken…“ „Ryou!!“, schrie Bakura mit sich überschlagender Stimme und stürzte sich auf den Kleineren. „Was hast du mit ihr gemacht?!“ Ryou kicherte auf dem Boden liegend und sein Haar floss über den Boden wie Quecksilber, schimmernd und silbrig-weiß. „Wenn du mich umbringst, kommst du nie hier raus.“ Der Größere starrte auf ihn hinab. Seine Hände hatten sich schmerzhaft in die schmalen Schultern des Hikaris gekrallt, sein Atem ging stoßweise und sein Herz schlug unnatürlich schnell. Er wollte ihm weh tun, wollte aus ihm herausprügeln, was er mit Gabrielle gemacht hatte, und ihn töten, wenn er ihr auch nur ein Haar gekrümmt hatte. Aber er wusste, dass Ryou Recht hatte. Er war machtlos, hatte die Kontrolle völlig verloren. Jetzt hatte Ryou die Fäden in der Hand. Er musste tun, was der Kleinere von ihm verlangte, wenn er wieder hier herauskommen wollte. Ein Gedanke an den er sich wohl oder übel gewöhnen musste... Er glaubte nicht daran, dass er das jemals konnte. Sonst war er es doch immer gewesen, der den Ton angegeben hatte… Langsam löste Bakura die Verkrampfung seiner Finger. Er wollte, dass Ryou Schmerzen hatte. Er hatte es verdient. Aber so kam er nicht weiter. „Was hast du mit ihr gemacht, Ryou? Sag es mir.“, murmelte er und starrte blicklos auf einen Punkt neben Ryous Kehle. Der Kleinere lächelte sanft und legte seine Hand auf die Bakuras. „Sag `bitte´.“ Bakuras Zähne knirschten hörbar, bevor er ein leises „Bitte.“ hervorpresste. „Ich hab dich nicht gehört…“ Eine Mischung aus Verzweiflung und Zorn glomm in den dunklen braunen Augen, als Bakura seine Worte deutlicher wiederholte: „Bitte, sag mir, was du mit ihr gemacht hast, Ryou…“ Dieser ließ seine Fingerspitzen zärtlich über den Handrücken des Größeren streicheln. „Nichts.“ Bakura blickte ihn erstaunt an. „Nichts hab ich mit ihr gemacht.“ Er lachte amüsiert über Bakuras verdutztes Gesicht. „Sie hat an der Tür geklingelt und nach dir gefragt. Leider musste ich ihr antworten, dass du nicht da bist und dass ich ihr nicht sagen kann, wo du bist.“ Ein weiteres leises Auflachen. „Das arme Mädchen ist all die Stufen umsonst hinaufgestiegen.“ Bakura hockte sich mit einem erleichterten Seufzen neben Ryou auf den Boden. Der strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und blickte zu seinem Yami auf. „Was denkst du eigentlich von mir? Ich würde nie jemandem etwas antun.“ Bakura hob eine seiner weißen Augenbrauen, als er auf Ryou, der noch immer auf dem Rücken lag, hinabblickte. „Was ich von dir denke? Ich denke, du bist nicht mehr ganz gesund im Kopf.“ Er deutete auf das metallene Halsband. „Welcher normale Mensch macht so was?“ Ryou sah ihn skeptisch an. „Du machst so was auch.“ „Aber ich hab dich jedes Mal wieder losgemacht.“ Ryous zuckersüßes Lächeln kontrastierte unangenehm mit seinen Worten, als er sagte: „In diesem Punkt unterscheiden wir uns also.“ Bakura sah ihn lange Zeit schweigend an. „Was muss ich tun, damit du mich gehen lässt?“, wollte er dann wissen. Ryous Blick wurde ernst. „Es gibt nichts, was du tun kannst.“ Er machte eine kurze Pause, in der Bakura ihn wortlos anstarrte. Dann fuhr er fort: „Ich werde dich nie mehr gehen lassen.“ „Es ist also wirklich wegen Gabrielle?“ Ryou setzte sich auf, warf Bakura einen traurigen Blick zu, bevor er den Blick auf den Boden vor sich senkte und dann leicht nickte. „Hast du Angst, dass ich dich allein lasse?“, vermutete Bakura und sein Verdacht bestätigte sich, als Ryou wieder nickte. „Das brauchst du nicht, Ryou.“ Der Kleinere sah ihn an und Bakura bemerkte, dass er Tränen in den Augen hatte. „Du wolltest mich allein zurücklassen, Bakura, ich weiß es.“, wisperte er. „Du wolltest zu Gabrielle und mich einfach vergessen. Dabei hab ich mich doch immer bemüht, alles richtig zu machen…“ Er wischte sich mit dem Ärmel seines hellroten Pullovers über die Augen. „Ich hätte einfach alles für dich getan.“ Eine Gänsehaut überlief Bakura, als er Ryou betrachtete. ‚Wie wunderschön er ist.’, flüsterte seine Stimme ihm in Gedanken zu und Bakura konnte ihr nur zustimmen. Die weiße Haut, die neben dem groben roten Stoff des Pullovers zu leuchten schien, das fast silbern glänzende Haar, der filigrane Statur, so zerbrechlich, und die unendlich tiefen, honigbraunen Augen, das alles machte Ryou zu einem Wesen, wie eben aus einem Traum entsprungen. Gerade in diesem Augenblick senkte er die großen Schneidezähne auf seine zart schimmernde, volle Unterlippe und Bakura konnte nicht anders, als ihn an den schmalen Schultern zu packen, zu sich zu ziehen und zu küssen. Ryou entwich ein leises, überraschtes Seufzen, doch er wehrte sich nicht, sondern ließ Bakura seinen Willen. Es war ein leidenschaftlicher, aber zumindest von Bakuras Seite liebloser Kuss. Er dominierte ihn, Ryou ordnete sich unter, so war es schon immer gewesen. Es dauerte nicht lange, bis der Größere den Kuss abrupt unterbrach. ‚Was mach ich hier eigentlich?’, schoss es ihm durch den Kopf, während er etwas von Ryou wegrückte und sich mit dem Handrücken über den Mund wischte. Natürlich war alles so wie immer. Aber genau das war doch der Grund, warum Bakura den Kleineren hatte sitzen lassen wollen! Ryou saß noch einen Augenblick mit in Extase geschlossenen Augen da, bevor er sich über die Lippen leckte und dem Anderen einen Blick aus dem Augenwinkel zuwarf. Von dem zarten Engel, den Bakura geküsst hatte, war nichts mehr zu sehen. „Ich wusste, dass du nicht loslassen kannst… Und du hast alles kaputt gemacht.“, wisperte er und der Ausdruck in seinen Augen ließ Bakura frösteln. Und mit einem kalten Lächeln fügte er hinzu, während er sich erhob und auf Bakura hinabblickte: „Aber ich werde nicht zulassen, dass du mich verlässt.“ Äußerlich völlig gelassen lehnte er sich mit dem Rücken an die Wand und schenkte Ryou einen überheblichen Blick. „Pures Wunschdenken, Kleiner. Wir werden ja sehen, wer von uns beiden der Stärkere ist.“ Ryou wandte sich zu Tür. „Ich werde dir heute Abend etwas zu essen bringen. Bis dahin sei bitte still, ich will nicht, dass die Nachbarn sich beschweren.“ Er öffnete die Tür, um hinauszugehen, bleib aber in der Öffnung noch einmal stehen. Nach einem Moment blickte er über die Schulter zu Bakura zurück und lächelte abfällig. „Wir werden sehen.“, bestätigte er mit leiser Stimme. Dann ging er, die Tür fiel ins Schloss und das metallische Klacken des Riegels, das von den Wänden widerhallte und schließlich verklang, ließ Bakura in Stille und Zwielicht zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)