Tandonia von Lisandre (Vertraue auf die Zukunft in deinem Herzen!) ================================================================================ Kapitel 1: Seltsame Begebenheiten --------------------------------- AKT 01: Seltsame Begebenheiten Viele, viele Jahre später. In dem Land Helia hatte es seit dem Verschwinden der Kristallkugel keine besonderen Vorkommnisse gegeben und Tandonia selbst war zu einem Schauermärchen geworden, das die Älteren im Dorf den kleinen Kindern erzählten, um ihnen Angst einzujagen. So war es auch in Dikota. Die siebzehnjährige Stella war mit diesen Geschichten aufgewachsen, hatte aber nie richtiges Interesse an ihnen gehabt. Was interessierte einem Mädchen wie sie schon diese Märchengeschichten. Nach Stellas Meinung hatte ihr Großvater sowieso ein Rad ab. Genauso wie der Rest ihrer bescheuerten Familie. Wenn er mit diesen Geschichten anfing, schaltete Stella einfach ab und hörte gar nicht richtig zu. Doch schon bald sollte sie erkennen, dass diese Geschichten mehr als nur ein „Schauermärchen“ waren. An jenem Tag saß Stella am Dorfteich und ließ die Beine ins Wasser baumeln. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie den Mann, der sich plötzlich neben sie setzte, nicht beachtete. Dieser sprach sie unerwartet an: „Habt ihr sie gefunden?“ Stella sah den Mann ganz verwirrt an. „Was fällt dem ein, mich zu stören?“, dachte sie bei sich und laut sagte sie: „Was meinen sie mit gefunden? Sie müssen mich mit jemandem verwechseln, werter Herr“. „Tandonia“, antwortete der alte Mann geheimnisvoll. „Was ist denn Tandonia?“, fragte sie noch völlig durcheinander und wollte den seltsamen Typen einmal genauer betrachten. Doch der war verschwunden. „Komischer Vogel“, dachte sie ärgerlich und nach einem Blick in den Himmel zog sie ihre Füße aus dem See. „Ich sollte gehen, es zieht ein Gewitter auf!“, sagte sie zu sich. Das war mehr als seltsam, denn das letzte Gewitter hatte es vor ihrer Geburt gegeben. Das hatte ihr ihre Mutter einmal erzählt. Sie schnappte sich ihre Schuhe und rannte den Abhang hinauf. Sie rannte so schnell, dass sie nicht darauf achtete, wohin sie lief und stieß prompt mit jemandem zusammen. „Entschuldigung. Das wollte ich nicht. Verzeihen sie mir bitte“, stammelte sie. „Mach dich auf den Weg. Die Feinde rüsten sich. Finde Tandonia“, gab ihr Gegenüber als Antwort. Stella zuckte innerlich zusammen. Den, den sie da angerempelt hatte, war niemand anderes als der Typ den sie vorhin am See kennen gelernt hatte und der sich dann so plötzlich in Luft aufgelöste hatte. Stella nahm all den Mut zusammen, der noch vorhanden war, denn inzwischen war sie ziemlich eingeschüchtert und stellte die entscheidende Frage: „Wer sind sie?“ Doch der Mann war schon wieder wie vom Erdboden verschwunden. „Verdammte Scheiße. Will der mich verarschen, oder was!“, schrie Stella einfach so in die Gegend. „Wer will dich......wie sagst du? Verarschen?“, fragte eine Stimme. „ Ach Großvater, da ist so ein schräger Typ und der nervt mich immer mit so komischen Geschichten und redet wirres Zeug“, jammerte Stella. Sie war wirklich mit ihren Nerven am Ende. Das musste ausgerechnet ihr passieren. Der alte Mann schmunzelte und tat so, als ob er in der ganzen Sache überhaupt keine Ahnung hätte. „Was sagt er denn so?“ „Er redet ständig von irgendeiner Tandonia und dass ich mich auf den Weg machen soll um sie zu finden und lauter so ein Quatsch. Das geht mir gewaltig auf den Senkel.“ „Ja, du musst dich wirklich auf den Weg machen“, antwortete der Großvater leise. „Was?“, fragte Stella verwirrt. „Fing Großvater etwa schon wieder mit diesem unsinnigen Geschwätz an?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, stampfte sie energisch mit dem Fuß auf und sagte: „Ich geh nach Hause. Ich lass mich nicht für dumm verkaufen!“. Mit diesen Worten rannte sie genau mit dem ersten Regentropfen los Das Gewitter war überraschend schnell herangezogen, denn Stella sah schon die ersten Blitze hinter den Geheimnisvollen Bergen hinten am Horizont. Sie war nie aus Helia herausgekommen und es interessierte sie auch nicht, was sich hinter den Landesgrenzen verbarg. Es donnerte bedrohlich und die Blitze kamen in immer schnelleren Abständen. Und der Regen fiel vom Himmel wie seidene Fäden. Dies war das heftigste Gewitter seit siebzehn Jahren und das wusste Stella. Sie fluchte innerlich und war erleichtert, als sie endlich bei sich zu Hause angekommen war und die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Und das erste, was sie sah, als sie in die Küche kam, war ihre kleine Schwester Karla. „Hallo Stella, du blödes Mistvieh“, begrüßte sie die verdutzte Stella. „Halt doch die Klappe du kleines Sumpfmonster“, gab sie genervt als Antwort. Sie hatte absolut keine Lust, sich auf eine Streiterei mit ihrer Schwester einzulassen, bei der sie sowieso den kürzeren ziehen würde. Denn dieses kleine Biest brauchte nur einmal nach ihrer Mutter zu rufen und wer war natürlich dann die Schuldige, sie. Und noch mehr Stress konnte sie heute weiß Gott nicht gebrauchen. Stella streckte der kleinen Nervensäge einfach schnell die Zunge raus, ging die Treppe hoch, legte sich auf ihr Bett und starrte an die Decke. Sie dachte über den Tag nach, als ihr plötzlich die Augen zufielen. Wie lange sie geschlafen hatte, davon wusste Stella nichts. Jedenfalls wurde sie nach einer Weile von ihrer Mutter geweckt: „Stella! Kommst du mal bitte mit nach unten? Hier ist Besuch für dich!“ „Wehe es ist nichts wichtiges, dann könnt ihr was erleben!“, dachte sie missmutig. Sie hatte keine Lust auf irgendwelche Spielchen. Als sie die Küche betrat, bekam sie erst mal einen großen Schreck: Der Typ, der sie am See so doof angequatscht hatte, saß am Küchentisch und trank eine Tasse Tee. „Was is los?“, fragte Stella genervt. Der Mann fing an zu erklären: „ Ich bin der weiseste und mächtigste Magier, der jemals in Zeit und Raum existiert hat. Mein Name ist Conso.“ „Toll, freu dich“, dachte Stella böse. Zauberei und so etwas kam für sie überhaupt nicht in Frage. „Du bist eine der fünf Wächter Tandonias. Dein Name, Stella, bedeutet Hoffnung. Deine Aufgabe wird es sein, die restlichen vier Wächter zu finden und diese Welt von dem Einfluss des Bösen Landes Mardas und den Machenschaften des Dunklen Königs zu befreien. Sollten Mardas Abgesandte Tandonia finden, bevor ihr sie gefunden habt, ist es für diese Welt zu spät. Sie wird in die Hände des dunklen Königs fallen und kurz danach untergehen. Eine lange Reise steht dir bevor“, fuhr der Magier fort. „Ich versteh nicht ein einziges Wort. Bitte reden sie in einer Sprache, die ich auch verstehe und nicht so komisch geschwollen“, protestierte Stella. „Jetzt reicht es. Ich habe keine Lust mehr. Blöder Scherz. Ich finde ihn nicht komisch“, dachte sie wütend und wollte sich grade umdrehen und wieder in ihr Zimmer gehen. Doch der Magier packte sie grob an den Schultern und drückte ihr einen Zettel in die Hand und sagte: „Du musst nun gehen, Wächterin der Hoffnung. Beeil dich und denke immer an diese Worte: Vertraue auf die Zukunft in deinem Herzen!“ „Was....... was soll ich denn damit anfangen? Warum erklärt mir keiner etwas? So eine Sauerei!“ Nachdem Stella diese Worte gestammelt hatte, wurde ihr ganz schwarz vor den Augen und als sie wieder zu sich kam, befand sie sich nicht mehr in ihrer Küche, sondern in einem Waldstück. „Wo bin ich hier“, dachte sie bei sich, richtete sich auf und sah sich um. Die Gegend war ihr völlig unbekannt. „Dieses Mal haben sie es endgültig zu weit getrieben. Na wartet nur. Eure Scherze könnt ihr euch in Zukunft bitte sparen!“. Diese Gedanken sprach sie laut aus. Während sie so noch vor sich hinschimpfte, fiel ihr der Zettel ein, den sie bekommen hatte. In der Hoffnung, vielleicht dort die Antwort zu finden, entknüllte sie den Zettel. Doch sie wurde enttäuscht. Auf dem Zettel stand nur folgendes: Wächterin der Hoffnung: Stella Wächter der Ehrlichkeit: Solaris Wächterin des Mutes: Melinda Wächter der Freundlichkeit: Santos Wächterin des Wissens: Rubina „Na klasse, das hilft mir auch nicht weiter“, ärgerte sich Stella, knüllte den Zettel wieder zusammen und warf ihn unachtsam in ein Gebüsch. Plötzlich hörte sie Hufgetrappel. Da Stella von Geburt an neugierig war, schlich sie sich näher an die Reiter heran, die inzwischen ihre Pferde angehalten hatten. Es waren genau fünf Stück. „Bist du sicher, dass uns niemand gefolgt ist, Marla?“, fragte einer der Jungen eines der Mädchen, das silberne Haare hatte. „Ich bin mir sicher. Und wenn doch, dann hat derjenige halt Pech gehabt und bekommt unserer Rache zu spüren“, antwortete Marla. „So ist es brav kleine, du weißt ja, wir müssen die Wächter finden und sie töten“, mischte sich ein anderes Mädchen ein. Als das Wort „Töten“ fiel, zog das Mädchen mit den silbernen Haaren ein missmutiges Gesicht. „Somika, streng doch mal deine grauen Gehirnzellen an und dann sag mir mal, wie du jemanden töten willst, dessen Namen du nicht weißt. Die Namen der Wächter wurden geheimgehalten und dass ist unser großes Problem bei der Sache. Der dunkle König hat uns verboten, irgendwelche Menschen umzubringen. Wir müssen äußerst vorsichtig sein dass wir auch die richtigen erwischen“, gab der vierte in der Gruppe bekannt. „ Ach Harbo, du bist noch dümmer als Bohnenstroh. Wir warten einfach, bis sie sich zusammengefunden haben und dann zack zack, kurzer Prozess und weg ist das Problem“ wies die fünfte in der Gruppe Harbo zurecht. „Den kurzen Prozess überlasse ich im übrigen euch. Da könnten meine Fingernägel abbrechen und das kann ich gar nicht abhaben. Das dauert dann wieder ewig lang, bis sie wieder so lang sind wie jetzt“, setze sie hinzu und betrachtete ihre Nägel. Der Name dieses Mädchen war Decka. „Die haben ja ein Rad ab. Ich sollte mich lieber verziehen, bevor die mich bemerken“, dachte Stella, die bei diesem Gespräch eine Gänsehaut bekam. So etwas war nun rein gar nicht nach ihrem Geschmack. Sie schlich zurück, ohne auch nur einen klitzekleinen Gedanken an den Zettel zu verschwenden. So wanderte sie einfach durch den Wald, ohne darauf zu achten wohin ihre Füße sie trugen. Unvorsichtig, wie sie nun mal war, rempelte sie natürlich jemanden an. „Aua, du dumme Gans. Kannst du nicht aufpassen, so du hinrennst“?, beschwerte sich eine Jungenstimme. „Du hast mich doch umgerannt“, verteidigte sich Stella. „Nimm es, wie du meinst. Sag mal, wie ist denn dein Name?“, fragte der Junge. „Ich weiß zwar nicht, was dich das angeht aber ich heiße Stella.“, gab sie genervt zurück. „Stella. Freut mich! Mein Name ist Solaris!“, sagte der Junge. „Sagtest du Solaris?“ fragte Stella erstaunt. Solaris wunderte sich zwar aber trotzdem stimmte er zu: „ Ja das habe ich gesagt. Aber so etwas besonderes ist der Name gar nicht. Bestimmt so ein Allerwelt Name“. „Solaris“, wiederholte Stella nachdenklich. Plötzlich kam ihr ein Geistesblitz: „ Mensch der Zettel. Verdammt noch mal, wo ist dieser blöde Zettel“, schrie sie auf und rannte los. „Was hat die denn jetzt für Probleme. Hat die ihren Geburtsnachweiß verlegt oder warum regt die sich so auf. Bestimmt nicht wegen einem einfachen Fetzen Papier.“ Ohne weiter darüber nachzudenken, lief Solaris hinter dem merkwürdigen Mädchen her. Stella war inzwischen an der Stelle angelangt, an der sie die fünf komischen Typen beobachtet hatte. Solaris war inzwischen völlig außer Atem. „Hat dich ne Tarantel gebissen, oder warum rennst du so schnell?“, fragte er keuchend. „Dein Name, Solaris, der bedeutet irgendwas und das steht auf dem Zettel, den ich vorher weggeworfen habe“, erklärte Stella hastig. „Und was bedeutet er?“, erkundigte sich Solaris. „Mensch, sag mal, bist du schwer von Begriff? Ich hab doch gesagt, das dass auf dem Zettel steht. Jetzt hör auf Unsinn zu verzapfen und hilf mir suchen. Das ist auch für dich wichtig“. Solaris zuckte nachdenklich mit den Schultern und fing an, ebenfalls das Gebüsch zu durchsuchen. Doch die beiden kamen etwas zu spät. Sie konnten den Zettel nicht finden, da Marla das schon für sie erledigt hatte. Bei ihrer Erkundung des Ameisenhaufens, hatte das tierliebe Mädchen den Zettel mit der merkwürdigen Schrift gefunden und ihn zu Tamada gebracht. Sie hatte schon vermutet, das diese Schrift aus dem Land Helia kam, aber sie konnte sie nicht lesen. Nachdem Tamada sich den Zettel durchgelesen hatte, geriet er in einen völligen Freudenrausch: „Also ich habe diese Wächter ja für dumm gehalten, aber dass sie so dumm sind, hätte ich nicht gedacht“. „Wieso, was steht denn auf dem Zettel?“, fragte Somika neugierig. Da sie aus dem Land Mardas kam, konnte sie genauso wenig wie Marla die Schrift lesen. Der einzige der es konnte, war seltsamerweise Tamada. „Jetzt ist es wirklich Idiotensicher, die Wächter Tandonias zu finden.“, erklärte Tamada seinen verdutzen Gefährten. Auf diesem Zettel stehen die Namen der fünf Wächter. Die müssen wir zack, zack, aus dem Weg räumen und dann steht uns der absoluten Weltherrschaft nichts mehr im Weg.“ So machten sich die fünf auf den Weg. „Verdammt, wo kann dieser blöde Zettel nur sein“? Stella war verzweifelt. „ Ich hab ihn auch nicht gefunden“, gab Solaris zu Bedenken. „Wenn uns doch nur irgendjemand helfen könnte“, jammerte Stella. „Hat mich vielleicht irgendjemand gerufen?“, ertönte eine piepsige Stimme. „ Wer ist das denn?“, fragte Solaris verwirrt. „Ich bin Joana. Ich bin eine Elfe“, gab die Stimme als Antwort und ein kleines Wesen mit Flügeln erschien und flatterte vor den beiden herum. „Glaub ich nicht. Oder kannst du meinen Zettel wieder herzaubern?“, maulte Stella misstrauisch. „Warum willst du unbedingt, dass ich den Zettel wiederherzaubere, Wächterin der Hoffnung?“ „Du weißt davon? Dann weißt du auch, wo der Zettel ist?, rief Stella aufgeregt. „ Ich weiß nichts von irgendeinem Zettel. Hast du keine anderen Probleme?“, gab Joanna zurück. „Was denn für andere Probleme?“, fragte Stella verdutzt. „Himmel, hilf mir. Bist du schwer von Begriff? Auf diesem Zettel standen die Namen der fünf Wächter, sie seid Urzeiten geheimgehalten wurden. Ist dir eigentlich klar, was passiert, wenn dieser Zettel in die Hände von Mardas fällt? Dann ist die Hölle los und zwar meine ich das so wie ich das sage!“, fauchte Joana bissig zurück. „Für ne Elfe riskierst du ne ziemlich dicke Lippe, meine kleine. Wenn du nicht aufpasst und dich nicht ein kleinwenig zusammenreißt, dann lernst du schwimmen. Und zwar meine ich das so, wie ich das sage!“, verteidigte Solaris die verdutzte Stella. „Was mischt du dich da überhaupt ein? Dich geht das ganze doch überhaupt nichts an.“, motzte Joanna von neuem los. „ Und ob mich das was angeht. Stella hat gesagt, dass mein Name etwas bedeutet. Und das die Erklärung auf dem Zettel stehen würde.“, konterte Solaris.“ Auf dem Zettel stehen die Namen der Wächter. Sag mir mal deinen Namen und dann entscheide ich, ob dich die ganze Geschichte etwas angeht oder nicht.“, setzte Joanna dagegen. „Für wen hält die sich eigentlich?“, dachte Solaris bei sich und laut sagte er:“ Mein Name ist Solaris“. „Solaris- Ehrlichkeit. Verzeih mein Verhalten, Wächter der Ehrlichkeit“, entschuldigte sich die kleine Elfe verlegen. „Ist schon gut, Kleine“, meinte Solaris. Doch Stella mischte sich ein: „ Kannst du mir die Namen der anderen Wächter verraten?“ Doch Joana ging nicht auf diese Frage ein sondern sagte: Jetzt, da zwei von fünf zusammensind offenbare ich meine wahre Existenz.“ „Was denn für eine wahre Existenz?“, wunderte sich Solaris. „Ich bin die Seele Helias. Sollte Tandonia komplett zerstört werden, oder in die falschen Hände geraten, dann ist es vorbei mit diesem Land. An mir sollt ihr sehen, wie die Zeit verrinnt“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)