Liebe in der Nacht von Skachen ================================================================================ Kapitel 25: Das Inferno ----------------------- Kapitel 25 – Das Inferno „Jetzt geh ins Haus und warte da auf mich! Joey, wenn du nicht wartest, dann wirst du mich mal richtig wütend erleben. Ich sage dir, wenn ICH wütend bin, dann bleibt nichts heile!“, ergriff Kaiba laut das Wort und verschwand. Joey ließ die Schultern hängen und schlurfte langsam zum Haus. Er verstand die Welt nicht mehr. Seitdem er ein Vampir war, war alles, aber auch wirklich alles anders und schlecht gelaufen! Kaiba liebte ihn anscheinend nicht mehr, also was suchte er hier noch? Was er noch lernen müsste, könnte er ebenso gut von anderen Vampiren lernen, oder sich selber beibringen. Er war doch eigentlich nur ein Vampir geworden, weil Kaiba ihn gerettet hatte. Aber anscheinend lag Kaiba nicht mehr das Geringste an ihm. Was machte es dann noch für einen Sinn, ob er alleine weiterlebte, oder ob er sich vielleicht wirklich den Flammen hingeben würde? Joey atmete tief durch, legte sich aufs Bett und starrte die Decke an. Kaiba konnte es immer noch nicht glauben. Sein sonst so schwacher und oftmals tollpatschiger Joey war abgehauen und hatte ihn reingelegt! Ihn, seinen Schöpfer! Aber nun gut, es musste ja so kommen. Er schlenderte zwischen den riesigen Müllbergen auf der Müllhalde herum. Es musste wohl früher oder später ein klärendes Gespräch stattfinden. Endlich fand Kaiba, wonach er suchte, einen Menschen. Langsam schritt er auf diesen Mann zu. Etwas verwirrt sah der Mann ihn an. Mithilfe seiner Fähigkeiten sagte er dem Verstand des Mannes, dass er ein Freund sei und dass er ihm vertrauen könne. Auf das Gesicht des Mannes schlich ein kleines Lächeln, als er Kaiba sah. Kurz darauf vernebelte er dem Mann durch seine Fähigkeiten die Gedanken, dass dieser nicht mal mehr wusste, auf welchem Planeten er lebte. So war dieser Mann ein geeignetes Opfer für Joey, fand Kaiba und nahm ihn mit zum Haus. Darüber grübelnd, wie er Joey dazu kriegen könnte, Blut zu trinken und den Mann im Arm ging er auf die Haustür zu. Plötzlich blickte er am Haus hoch und ließ den Mann fallen. Vor ihm befand sich eine riesige Flamme. Er machte sofort einen großen Schritt rückwärts. Glücklicherweise stand noch nicht das ganze Haus in Flammen. Der Teil, der aber befallen war, ächzte und knisterte. Auf einmal wurde Kaiba alles klar. Joey hatte es wahrscheinlich doch ernst mit dem Selbstmordversuch gemeint und war deshalb noch im Haus. „Joey?“, schrie er so laut er konnte in die Flammen. Es kam keine Antwort. „Joey!“, schrie er abermals, doch nichts antwortete. Sollte Joey in den Flammen umkommen, würde er sich nie verzeihen, dass er ihm nicht vor ca. einer Stunde die Wahrheit gesagt und ihn geohrfeigt hatte. Kaiba rannte so schnell er konnte ins Meer, sodass er nicht mehr zu sehen war. Kurz darauf konnte man einen nassen Vampir sehen, der auf die Terrasse im zweiten Stock kletterte. Durch die Glastür konnte er Joey erkennen, welcher ganz entspannt auf dem Bett lag. Er durchbrach mit Leichtigkeit die Glasscheibe und trat ins Zimmer ein. Um ihn herum fraßen sich die Flammen immer weiter durch das Haus. „Joey!“, entfuhr es Kaiba. Dieser drehte den Kopf leicht zur Seite und antwortete: „Oh, du bist es. Dich habe ich so früh noch nicht erwartet. Ich habe ein kleines Feuerchen gemacht, gefällt es dir? Wie du gesagt, ach nein befohlen hast, bin ich hier geblieben!“ „Los, raus hier!“, schrie Kaiba. Die Ironie in Joeys Stimme hatte ihm gar nicht gefallen. Joey setzte sich in aller Ruhe hin und schaute Kaiba an. „Nein!“, verkündete er. „Warum? Was muss ich machen, dass du deinem Tod entgehst?“ Kaiba wurde es zunehmend ungemütlicher. Der Rauch um ihn herum vermehrte sich zunehmend und wurde dicker. Wenn sie nicht bald fliehen würden, dann wären die Flammen hier oben angelangt und das Ende wäre gekommen. „Das weißt du doch! Nenn mir einen guten Grund, warum ich den Flammen entgehen sollte und ich werde es tun! Komm mir nicht mit den Worten „ich liebe dich“, denn das glaube ich dir nicht!“ Kaiba trat nervös von einem Fuß auf den anderen. „Es gibt aber keinen anderen Grund!“, sagte er leise und setzte sich neben Joey aufs Bett. Er musste sich zusammenreißen, um einigermaßen ruhig zu wirken. Seine Hände umschlossen die von Joey und er versuchte ihn zu küssen. Doch Joey entzog sich dem Kuss. „Du glaubst, mit einem Kuss wäre alles wieder in Ordnung? Wenn dass das Einzige ist, was dir einfällt, dann tut es mir Leid.“, verkündete Joey. Kaiba wunderte sich, er könnte Joey, Dank seiner Stärke einfach aus dem Zimmer tragen, doch irgendetwas weigerte sich, etwas gegen dessen Willen zu tun. Kaiba resignierte und atmete, so fern das bei diesen Verhältnissen noch möglich war, tief durch. „OK, Joey. Du willst also wissen, warum ich so abweisend, so gemein, so beleidigend zu dir war? Stell dir vor, dazu brauch ich nur zwei Wörter: Liebe und Angst.“ Kaibas bisher so ruhige Haltung wechselte wieder in eine hektische. Er stand auf und zerrte an Joeys Arm. „Komm, jetzt. Ich werde es dir draußen ausführlicher erzählen, versprochen! Bitte, Joey, die Flammen sind nicht weit.“ Joey blieb trotz Kaibas drängen ruhig und sah diesem lange und abschätzend in die Augen. Man konnte sehen, wie es Kaiba hier zunehmend unbehaglicher wurde. „Bitte.“, flehte dieser erneut. Joey sah sich um und gab dann auf und beide flohen über die Terrasse. „Dann fang mal an, alles zu erzählen!“, befahl Joey ungeduldig, als sie einige Meter zwischen sich und dem brennenden Haus gebracht hatten. „Willst du nicht vorher etwas essen?“, erkundigte sich Kaiba und blickte den am Strand sitzenden Mann an. Dieser war immer noch völlig verwirrt und ließ den Sand von einer in die andere Hand rinnen. Joey leckte sich mit der Zunge über die Lippen, er hatte einen riesigen Hunger, schüttelte dann aber den Kopf. Er wollte endlich eine Erklärung für Kaibas Verhalten haben! „Liebe und Angst, hast du gesagt. Was hat das zu bedeuten?“, drängte Joey. „Als erstes muss ich mich bei dir entschuldigen. Mein Verhalten war schlecht, aber es ist nun mal passiert. Noch an dem Abend, als du zu einem Vampir wurdest, wurde mir klar, dass du mich verlassen würdest. Behaupte jetzt nicht das Gegenteil, ich weiß dass es so ist! Mir wurde zunehmend bewusst, dass ich dich immer lieben würde, auch nachdem du mich verlassen würdest und dass mir diese Trennung große Schmerzen bereiten würde. Ich will diese Schmerzen nicht ertragen, ich habe wahnsinnig Angst vor der Trennung.“ Kaiba atmete tief ein und schaute auf den Boden. „Ich habe also nach einer Lösung gesucht. Das einzige was mir eingefallen war, um die Schmerzen zu mildern, war mich und auch dich an die Trennung zu gewöhnen. Deswegen war ich so abweisend zu dir! Natürlich hast du so auch sehr schnell gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen, wie man gesehen hat. Hätte ich dich vielleicht mit Liebe überhäuft, so würdest du mir nur am Rockzipfel, äh Mantelzipfel hängen.“ Kaiba blickte Joey an und grinste leicht. Danach setzte er seine Erklärung fort. „Ja ich weiß, ich hätte eine Balance zwischen den beiden Extremen finden müssen, aber ich konnte nicht. Und glaube mir, ich liebe dich!“, rechtfertigte sich Kaiba und schloss die Augen. Joey konnte einen kleinen Blutfaden erkennen, der sich aus seinem Auge über sein Gesicht zog. Doch Joey konnte trotz seinem Mitgefühl, Kaiba immer noch nicht verstehen. „Du willst mir also sagen, du hast das alles aus Liebe, bzw. aus Angst getan? Ich glaube das stimmt nicht! Gib es doch zu, du hast einfach töricht gehandelt! Du dachtest, dass ich dich verlassen würde, sag, warum sollte ich das tun? Hast du wirklich geglaubt, dass du durch deine abweisende Haltung dein Leid lindern könntest? Hast du dabei eigentlich bedacht, wie ich mich dabei gefühlt habe? Das sieht mir alles nicht nach Liebe oder Angst aus, sondern nach großer Torheit!“, schnaubte Joey. Kaiba lies sich auf die Knie fallen und nahm Joeys Hände. „Du hast ja recht, ich war töricht! Bitte, verzeih mir, bitte. Ich liebe dich!“, flehte Kaiba. Dieses Mal konnte Joey seinen Worten glauben schenken, er wusste nicht warum, sie klangen einfach nach der Wahrheit. Joey kniete sich ebenfalls hin und küsste Kaiba auf die Stirn. Er verzieh ihm. Dann stand er wieder auf und richtete seine Aufmerksamkeit dem Menschen zu. „Saug am Hals. Danach wird es dir besser gehen!“, flüsterte ihm Kaiba ins Ohr. Der eben noch am Boden kniende und verzweifelte Kaiba hatte sich schnell wieder gefangen und stand direkt hinter Joey. Der Mann reagierte gar nicht, als Joey mit einem gierigen Gesichtsausdruck direkt vor ihm stand. Seine Gedanken waren so durcheinander, dass er gerade mal zum atmen fähig war. Joeys Instinkt trieb ihn richtig an, es war, als würden lauter Leuchtpfeile auf den Hals des Menschen gerichtet sein. Auf jedem dieser Pfeile war eine andere Aufschrift, sagten aber alle dasselbe aus: Beiß ihn! Vorsichtig kniete er sich neben den Mann und drückte dessen Kopf leicht zur Seite. Der Mann spielte weiter mit dem Sand und kümmerte sich nicht darum, dass neben ihm ein Monster saß, welches kurz davor war, ihm sein Blut auszusaugen. Ruckartig stand Joey wieder auf. „Ich kann das nicht! Es geht einfach nicht!“, brüllte er. Kaiba wendete sich ab und schaute zum Himmel. „Die Feuerwehr wird gleich hier sein. Komm mit.“, sagte Kaiba und brachte Joey und den Mann unweit des brennenden Hauses, aber außer der Sichtweise der sich nähernden Feuerwehr. „Ich kann es einfach nicht!“, wiederholte Joey erneut und blickte den Mann betrübt an. „Ganz ruhig. Warte, ich werde dir helfen.“, beruhigte ihn Kaiba. Er nahm ihn bei der Hand und sie knieten sich gemeinsam neben den Mann. „Ich versichere dir, er wird nicht leiden. Ich werde seinem Verstand einfach vorgaukeln, dass ihm etwas Wunderschönes passiert. Das lernst du auch noch. Deine Moral lässt du jetzt mal bitte unberücksichtigt!“ Kaiba drückte Joeys Kopf ganz sanft an den Hals des Mannes. Joey konnte den Schweiß und den Dreck, der an ihm haftete riechen. „Jetzt tu so, als ob du ihn Küssen wolltest und stichst deine Eckzähne in sein Fleisch.“, wies ihn Kaiba an. Joeys Lippen berührten nun den Hals. Er handelte jetzt instinktiv und bohrte seine spitzen, dolchartigen Zähne in die weiche, salzige und verführerische Haut. Das Blut schoss ihm direkt in den Mund. Es war fast schon zu viel, so dass er Mühe hatte, es runterzuschlucken. Kaum hatte er das getan, füllte sich sein Mund erneut mit leckerem, süßlichem Blut. „Ja, trink!“, befahl ihm Kaiba. Joey konnte den Pulsschlag des Mannes, der immer langsamer wurde spüren. Langsam versiegte das Blut, der Pulsschlag verklang und der Mann war tot. Etwas angewidert stieß Joey den Leichnam weg. „Gut gemacht, Honey! Aber kannst du dich noch daran erinnern, was ich dir gesagt habe? Du darfst den Menschen nicht so einfach hier liegen lassen! Was habe ich dir gesagt, sollst du machen?“ Joey war trunken von so viel Blut. Er hatte das Gefühl sich nicht einmal einen Zentimeter bewegen zu können. „Ich soll den Menschen vergraben, oder wenigstens mit meinem Blut meine Bissspuren verschließen.“, murmelte er müde. „Ja richtig! Na dann, viel Spaß! Ich persönlich bin fürs Vergraben! Ich sehe jetzt nach meinem Haus, welches du in Brand gesteckt hast!“, verkündete Kaiba. Widerwillig fing Joey an, ein Loch mit bloßen Händen zu graben. Er hatte es sich viel schwerer und Zeitaufwändiger vorgestellt, aber binnen weniger Minuten war ein großes Loch entstanden und nach weiteren Minuten war die Leiche vergraben. Er sah sich um. In nicht allzu weiter Ferne konnte er sehen, wie das Haus noch immer brannte. Nach einigen Stunden war das Feuer gelöscht, aber von dem Haus war nichts weiter als verkohlte Holzteile übrig. Kaiba tischte den Feuerwehrmännern irgendeine Geschichte auf und nachdem diese verschwunden waren, nahm er Joey zu einem etwas weiter entfernten Wald mit. „Was machen wir hier?“, erkundigte sich Joey. „Hier kommt eine weitere Lektion. Vampire können auch unter der Erde schlafen. Am besten sucht man sich dazu einen Ort, der selten besucht wird. Wenn dich ein Mensch bei Tageslicht ausgräbt, bist du geliefert. Ich denke, wir sollten jetzt schlafen! Du hast ja eben gezeigt, wie toll du graben kannst…“, sagte Kaiba. „Alles wie früher…“, murmelte Joey vor sich hin. „Was meinst du damit?“, erkundigte sich Kaiba sofort. „Ich meinte nur, dass du wieder genau derselbe befehlerische Kaiba bist, wie du schon immer warst.“, erläuterte Joey. „Verzeih, so bin ich nun mal.“, entschuldigte sich Kaiba, küsste Joey auf die Wange und fing an ein großes Loch zu graben. „Schlaf gut, Honey. Ich liebe dich.“, flüsterte Kaiba Joey zu, ehe er sich in sein Loch legte und sich vergrub. „Warum nennst du mich Honey?“, erkundigte sich Joey, der es seltsam fand, dass sowohl Kaiba als auch Mephisto ihm einen englischen Kosenamen gegeben hatten. „Weil ich dich unheimlich süß finde und deine Augen sind so schön wie Honig.“, erläuterte Kaiba. Joey verstand zwar nicht, wie Kaiba seine braune Augenfarbe mit Honig vergleichen konnte, aber war das nicht egal? „Ich finde es lustig, du willst immer auf alles eine Erklärung haben.“, scherzte Kaiba. „So bin ich eben. Schlaf gut. Ich liebe dich auch.“, sagte Joey und vergrub sich ebenfalls. Nachdem sich beide vollständig mit Erde bedeckt hatten, schliefen sie ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)