Harry Potter und die Unmöglichkeit von Zeitreisen von J-chan82 ================================================================================ Kapitel 24: Die Wahrheit in Gerüchten ------------------------------------- A/N: So, es ist wieder soweit! Zeit für ein neues Kapitel… Und ich freue mich, eine neue Leserin (stimmt doch, oder?) begrüßen zu dürfen! Schön, eine Review von dir zu sehen (ich glaube, schleimen kann man nie genug ^^), und ich hoffe, dass dir die Geschichte auch weiterhin so gut gefallen wird. Aber natürlich auch wieder vielen Dank an Najina (die ja immer halbe Romane schreibt) und Leona für die lieben Reviews. Und damit ich euch jetzt nicht länger aufhalten, soll’s gleich mit dem neuen Kapitel losgehen! Viel Spaß! Kapitel 24: Die Wahrheit in Gerüchten Dichte Gase füllten die Luft, die die Sicht in dem bereits dunklen Kerker vernebelte, und man konnte fast kein Geräusch außer des gelegentlichen ‚Plop’ oder vom Schneiden oder Umrühren vernehmen, als die Gryffindor/Slytherin Zaubertrankklasse aus dem zweiten Schuljahr mehr oder weniger fleißig an der Schwell-Lösung arbeitete. Die Atmosphäre zwischen den verschiedenen Häusern war gespannt, doch relativ friedlich, hauptsächlich dadurch, dass man, obwohl ihr Professor vorne an seinem Tisch saß und sich die Aufsätze anschaute, die er zu Beginn der Unterrichts eingesammelt hatte, den Eindruck hatte, dass er auf jeden einzelnen Schüler ein Auge behielt. Harry grinste ein wenig, als er unbemerkt in einer dunklen Ecke des Zaubertrankklassenraumes saß, da er nie erwartet hatte, dass sein einstiger Schulerzfeind sich als ein so talentierter und respektierter Lehrer erwies. Dieser Unterricht war so anders als den, den er in ihrer eigenen Zeit erlebt hatte – was wahrscheinlich daran lag, weil es in dieser Zeit keinen Snape gab, der wie eine übergroße Fledermaus über den Schülern lauerte. Es standen die gewöhnlichen Anweisungen an der Tafel, doch Harry hatte gesehen, wie Draco jeden einzelnen Schritt erklärt hatte, warum es so gemacht werden musste wie es gemacht wurde, und nun gab er seinen Schülern den Raum, den sie brauchten um ruhig und ungestört zu arbeiten, und half, wenn er darum gebeten wurde. Das beeindruckte Harry sehr. Daran konnte man wirklich sehen, wie weit Draco gekommen war, wie sehr er sich in den vergangenen Jahren entwickelt hatte. Harry fragte sich deshalb, ob Draco nicht den falschen Beruf gewählt hatte – vielleicht konnte er Snapes Nachfolger sein, sollte der ältere Zauberer jemals seinen Beruf aufgeben oder endlich endgültig die Stelle als Verteidigungslehrer bekommen, was nach seinem eigenen siebten Schuljahr in Hogwarts nicht der Fall gewesen waren. Es schien wirklich ein Fluch auf dieser Lehrerstelle zu liegen. Bald verkündete Draco, dass die Zeit um war und dass die Schüler ihre Zaubertränke in Fläschchen abfüllen, sie mit ihren Namen beschriften und sie vorne auf seinen Tisch stellen sollten, bevor sie aufräumten. Sofort brach ein lebendiges Durcheinander im Klassenraum aus, als die Schüler links und rechts von ihren Stühlen aufstanden, wobei einige ihre Zaubertränke nach vorne brachten und andere die Zutaten, die sie gebraucht hatten, wegpackten. Harry musste ein Schmunzeln unterdrücken, als er die unterschiedlichen Farben der Zaubertränke sah, froh darüber, dass er das nicht mehr machen brauchte. Ein E in seiner U.T.Z. Prüfung hatten ihn sicher ins Aurorprogramm gebracht und dort hatte er sich nur ein Semester mit Zaubertränken abquälen müssen, bevor er dieses Fach endlich hinter sich lassen konnte. Es war aber trotzdem immer lustig gewesen, zu sehen, wie Kessel explodierten, solange es nicht sein eigener oder der von einem seiner Freunde gewesen war. Nicht einmal fünf Minuten später erklang die Glocke um zu verkünden, dass die Stunde vorbei war, und Harry beobachtete aus der Dunkelheit, wie die Schüler den Klassenraum verließen bis der letzte verschwunden war. Er wollte sich Draco, der einige Zettel auf seinem Tisch stapelte, gegenüber gerade bemerkbar machen, als der Slytherin Prinz ihm zuvorkam. „Du kannst jetzt aus deinem Versteck herauskommen, Potter“, sagte er, ohne überhaupt aufzuschauen, doch mit einem sichtbar süffisanten Grinsen auf seinem Gesicht. Grinsend verließ Harry die dunkle Ecke und ging durch einen Gang zwischen den Tischen der Schüler zum vorderen Teil des Raumes. „Woher wusstest du, dass ich hier war?“ Er wusste, dass er besonders vorsichtig gewesen war, als er in den Klassenraum gekommen war, da er sogar das Mittagessen hatte ausfallen lassen um nicht bemerkt zu werden. Keiner war dort gewesen, da Draco und die meisten Schüler noch in der Großen Halle gewesen waren, deshalb hatte er geglaubt, dass niemand wusste, dass er zugeschaut hatte. „Hab das aus Filchs Büro geklaut.“ Draco hielt ein Stück Pergament hoch, das Harry sofort erkannte. Er nahm es aus seiner Hand, wobei er noch nicht einmal bemerkte, dass Draco seine Aufmerksamkeit wieder den Aufsätzen und Zaubertrankproben widmete, und öffnete es, um die winzigen beschrifteten Punkte in den Kerkern herumlaufen sah. Zuerst wusste er nicht, was er davon halten sollte, doch beschloss am Ende, dass es im Grunde egal war. Draco war nun einer von ihnen und hatte diese Karte offensichtlich für etwas gebraucht, was die Erfinder stolz stimmen würde – außerdem war diese Karte, da er ein halber Black war, genauso seine wie Harrys. Nachdem er „Unheil angerichtet“ gemurmelt hatte, um die Karte des Rumtreibers zu schließen, und sie wieder zurück auf den Tisch gelegt hatte, sagte Harry, in der Hoffnung Draco zu überraschen: „So haben du und Hermine es also geschafft, euch die ganze Zeit zu treffen, ohne das jemand euch erwischte.“ Diese Feststellung hatte die gewünschte Wirkung, als der blonde Slytherin scharf aufschaute. Durch diese plötzliche Bewegung kippte ein Fläschchen über und fiel vom Tisch, doch dank seiner Sucher-Reflexe fing Harry es ohne Probleme und stellte es wieder auf den Tisch, wo es vorher gestanden hatte. Graue Augen trafen auf grüne, als Draco bloß sagte: „Lass uns in mein Büro gehen.“ Er drehte sich auf der Stelle um und ging durch eine Tür neben der Tafel. Mit einem Schulterzucken folgte Harry ihm und setzte sich in einen der grünen Sessel, die vor einem Tisch standen, während Draco um den Tisch herumging um sich auf seinen Stuhl zu setzen. Keiner von ihnen sagte während der ersten paar Minuten ein Wort. Draco beobachtete Harry nur behutsam durch die blassblonden Haarsträhnen vor seinen Augen, doch Harry wartete geduldig darauf, dass der andere junge Mann das Gespräch fortsetzte, das Harry begonnen hatte. „Also weißt du von uns“, sagte Draco schließlich, als er sich zurücklehnte und seine Arme abwehrend vor der Brust verschränkte. „Und ich nehme an, du willst mir jetzt sagen, dass ich sie in Ruhe lassen soll.“ „Das könnte ich“, gab Harry zu, der sofort bemerkte, wie Dracos Körper sich verspannte, „aber ich werde es nicht tun. Hör zu, Draco“, fuhr er fort, als er sah, dass der andere junge Mann etwas sagen wollte, wahrscheinlich um ihm gehörig die Meinung zu sagen. „Ich kenne Hermine und ich glaube, dass ich dich inzwischen auch schon ziemlich gut kenne und ich weiß, dass ihr beide äußerst stur sein könnt. Außerdem glaube ich, dass Hermine dich wirklich mag. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass sie dich liebt. Wer bin ich, dass ich ihr im Weg stehe?“ „Also“, sprach Draco gedehnt, der nun offenbar seine nächsten Worte vorsichtig wählte, als er Harry wieder durch seinen Pony anblickte, obwohl seine Haltung sich ein wenig gelockert hatte. „Bist du mit dem okay… mit uns?“ „Wenn ich es nicht wäre, würde das etwas ausmachen?“, entgegnete Harry. Spottend entfaltete Draco seine Arme und stand von seinem Stuhl auf, um zu dem Schrank hinter sich zu gehen, wo er zwei Gläser und eine Flasche Feuerwhiskey herausholte, die er dann auf den Tisch stellte. Er füllte zuerst Harrys Glas und dann sein eigenes bevor er sich wieder hinsetzte. „Mir auf jeden Fall nicht… Prost.“ Er hob das Glas an seine Lippen und trank einen großen Schluck. „Prost“, sagte Harry mit einem Grinsen und trank ein Schlückchen von seinem Feuerwhiskey. Stille fiel über sie, als sie sich beide mit ihren Getränken beschäftigen. Harry riskierte über sein Glas ein paar flüchtige Blicke zu seinem einstigen Feind. Es war ein bedächtiger Blick auf dem Gesicht des Blonden, doch wie gewöhnlich waren die grauen Augen geschützt und zeigten keine Gefühle. Als sein Glas leer war, stellte er es wieder auf den Tisch und wollte gerade aus seinem Sessel aufstehen. Harry glaubte nicht, dass Draco noch mehr zu dem Thema sagen würde, doch Draco hatte offensichtlich vor, ihn an diesem Tag weiter zu überraschen, als er plötzlich sagte: „Danke.“ Harry verneigte seinen Kopf und sagte: „Dafür nicht.“ Er stand endlich auf und war schon fast zur Tür hinaus, als er sich noch einmal umdrehte. „Bevor ich es vergesse, Draco… Hermine ist wie eine Schwester für mich und wenn du ihr jemals wehtust…“ „Ich weiß, dann wirst du mich verzaubern oder verfluchen oder was auch immer“, winkte Draco Harrys Drohung ab, als ob sie nichts wäre. „Aber ich glaube nicht, dass du das tun musst.“ „Ich bin froh, das zu hören. Ich seh dich beim Abendessen.“ So hatte Harry eigentlich nicht geplant, Draco die obligatorische ‚Große Bruder Rede’ zu halten, aber er war mit seinem Ergebnis genauso zufrieden. Hermine schien wirklich in guten Händen zu sein. Dann, plötzlich, als er schon halb durch den Klassenraum war, kam Harry noch einmal zurück um zu sagen: „Wo wir gerade vom Abendessen sprechen…Du weißt doch wohl, dass du dich jetzt nicht mehr aus irgendwelchen Einladungen von meinen oder Rons Eltern rausreden kannst, oder?“ „Verzieh dich, Potter!“, knurrte Draco, doch es war ein amüsiertes Grinsen auf seinem Gesicht. Harry grinste ihn einfach fröhlich an und verließ dieses Mal wirklich das Zaubertrankklassenzimmer und die Kerker. ~*~ Die folgenden Tage, die näher an Weihnachten heranführten, vergingen für alle, die in Hogwarts lebten, schnell. Das gesamte Schloss war mit dem Geist von Weihnachten gefüllt. Zusätzlich zu den Mistelzweigen hatte Professor Flitwick wieder einmal die Rüstungen so verzaubert, dass sie Weihnachtslieder sangen, und Hagrid hatte die Große Halle und die Eingangshalle mit riesigen Tannenbäumen geschmückt. Sogar der Unterricht machte mehr Spaß, sowohl für die Schüler wie auch für die Lehrer, als beide Seiten von der ungewöhnlich guten Laune im Schloss angesteckt wurden. Während der Mahlzeiten und im Gemeinschaftsraum hatte Harry es sich angewöhnt, Draco und Hermine zu beobachten, wessen Beziehung er noch immer geheim hielt, so wie er es Hermine versprochen hatte. Harry musste zugeben, dass beide wirklich gute Schauspieler waren – wenn er nicht wusste, wonach er suchte, würde er die subtilen Zeichen sicherlich verpassen. Eine flüchtige Berührung hier, ein sehnsüchtiger Blick da – nun, da Harry wusste, was los war, war es eigentlich ziemlich offensichtlich. Doch er sagte noch immer kein Sterbenswörtchen. Er hoffte bloß, dass Hermine bald den Mut haben würde, um Ron ihr Geheimnis zu verraten, bevor der Rotschopf es irgendwie selber herausfand. Drei Tage bevor die Weihnachtsferien anfingen (und eine Woche vor Weihnachten), erhielt Ron einen Flohruf von seinen Eltern. Sie fragten ihn, ob er und seine Freunde mit ihnen zusammen Weihnachten feiern wollten, zuerst das Abendessen am Heiligabend und dann in der Großen Weasley Geschenköffnungszeremonie mitmachen wollten. James, Lily und der kleine Harry würden auch dort sein. Mrs. Weasley deutete auch an, dass sie Neuigkeiten hatte, die sie ihnen an dem Abend mitteilen wollte. Als Ron Harry und Hermine davon erzählt hatte, schien er absolut ahnungslos zu sein, doch seine beiden Freunde warfen sich sofort einen wissenden Blick zu. Sie akzeptierten diese Einladung natürlich, selbst Draco, nachdem Harry ihn mit einem gezielten Blick und einem überlegenen Grinsen überzeugt hatte. Alles in allem war alles friedlich. Selbst Voldemort und seine Todesser hielten sich zurück, was Harrys Meinung nach nichts Gutes bedeutete, doch erst einmal würde er sich nicht darüber beschweren. Es war schön mal endlich gute Nachrichten in der Zeitung zu lesen anstatt der stetig steigenden Zahl der Todesopfer. Das einzige, was Harry Sorgen bereitete, war, dass Dumbledore noch immer von Hogwarts fern war, offensichtlich immer noch auf der Suche nach Norton Lewthwaite. Harry wünschte, dass er irgendwie helfen konnte, doch alles, was er tun konnte, war, darauf zu warten, dass Dumbledore zurückkam, hoffentlich mit guten Nachrichten. Doch sie waren alle, außer vielleicht Hermine, glücklich, als der Tag, an dem die meisten Schüler nach Hause fuhren, kam. Minerva McGonagall, die ihrer Pflicht als stellvertretende Schulleiterin während Dumbledores Abwesenheit nachkam, hatte Ron gebeten Hagrid zu helfen, den Abschied der Schüler an der Hogsmeade Station zu beaufsichtigen. Während Ron also draußen war, faulenzten die anderen drei Zeitreisenden in ihrem Gemeinschaftsraum; Harry und Hermine spielten Schach und Draco las vor dem Feuer. Harry und Hermine waren etwa gleich gut in ihrem Spiel, was eine willkommene Abwechslung dazu war, dass sie ständig von Ron geschlagen wurden, wenn sie gegen ihn spielten. Ein leises Grinsen zog an Harrys Lippen, als er mit einem berechnenden Blick beobachtete, wie Hermine ihren nächsten Schritt überlegte. Ein falscher Schritt von ihrer Seite und er würde gewinnen, das wusste er. Doch Hermine entdeckte die Falle (natürlich) und Harry betrachtete leise fluchend die neue Situation auf dem Brett. Es war wieder alles möglich. Seine Überlegungen über seinen nächsten Schritt wurden plötzlich unterbrochen, als das Portrait zu ihrem Gemeinschaftsraum sich öffnete und Ron hineintrat, der seine Hände durch seine Handschuhe rieb. „Verdammt“, murmelte er, als er durch den Raum schritt und anstatt seinen Umhang abzulegen, ihn dichter um sich herum zog, und sackte in einen der Sessel vor dem Feuer. Er beugte sich über und hielt seine Hände direkt über das brennende Holz um wieder warm zu werden. „Habt ihr auch nur die leiseste Ahnung, wie kalt es draußen ist? Ich konnte meine Gliedmaßen nicht mehr spüren, als der Scheißzug endlich losgefahren ist.“ Nachdem Harry schließlich eine Figur bewegt hatte ohne seinen Fehler zu merken, setzte Hermine in ruhig Schachmatt, wobei sie seinen gekünstelten entrüsteten Aufschrei ignorierte, bevor sie sich dem Rotschopf zuwandte und sagte: „Ich nehme an, die Schüler sind alle unterwegs?“ „Alle sind weg, das Schloss gehört uns… Nun, natürlich bis auf die paar Schüler, die über die Ferien hier bleiben“, antwortete Ron mit einem Grinsen. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie Hagrid das jedes Halbjahr macht. Ich meine, all diese Schüler an einem Ort, die herumrennen, nach einem Abteil suchen, in den Zug einsteigen, wieder aussteigen… Und dieser Lärm! Es ist fast so, als ob das das letzte Mal ist, dass die Kids sich sehen, besonders die Mädchen! Waren wir jemals so schlimm?“ „Nun, ich glaube nicht, dass wir so schlimm waren“, sagte Harry zu ihm. „Aber ich glaube, es gab da welche… Wie—“ „Lavender, Parvati… oder Mädchen im allgemeinen, ich weiß“, lachte Ron. „Und du wirst nie glauben, worüber eine Gruppe Mädchen getratscht hat! Ich war gerade an ihnen vorbeigegangen, als ein Mädchen, du weißt schon, diese Ravenclaw aus dem fünften Schuljahr, Simone - wie heißt sie noch gleich – ihren Freundinnen erzählt hat, was sie gesehen hat… Oh, ihr werdet das nie glauben!“ Ron lachte lauter, seine Schultern zitterten. „Sie behauptete, dass sie Hermine und Malfoy in einem Klassenraum knutschen gesehen hat! Ich sag euch, das ist das komischste, was ich je gehört habe, meint ihr nicht?“ Doch als Ron sie anschaute, erhielt er keine Reaktion, oder zumindest nicht die, die er erwartet hatte. Harry, als er die Augen seines Freundes auf sich spürte, senkte einen Blick. Aus seinen Augenwinkeln heraus sah er, dass Hermine sich sichtlich angespannt hatte und das Draco sein Buch beiseite gelegt und sich aufgesetzt hatte. Ron runzelte bei ihrem merkwürdigen Verhalten die Stirn und es war offensichtlich, dass er misstrauisch wurde. Aber bevor Ron zwei und zwei zusammenzählen konnte, atmete Hermine tief durch, stand von ihrem Stuhl auf und ging zu Draco herüber, der nun ebenfalls aufstand. Sie stand neben ihm und sagte dann mit einer starken Stimme: „Ron, es gibt da etwas, das du wissen solltest.“ Hermine zögerte und ihre Augen flackerten zu Harry, der ich bloß ermunternd zunickte, was ein kleines, selbstsicheres Lächeln auf ihr Gesicht brachte. „Draco war mein heimlicher Verehrer. Wir sind seit Halloween zusammen.“ Harry hatte eine Explosion erwartet, Geschrei, Getobe vor Wut, einen von Rons berühmt berüchtigten Ausbrüchen, aber nichts geschah. Sein bester Freund von elf Jahren stand einfach dort, blass mit seinem Mund ein wenig offen. Das einzige Geräusch, dass er herausbrachte, war ein leises und überraschtes: „Oh.“ „Ron? Kumpel?”, fragte Harry vorsichtig und warf Hermine, die nun ziemlich unsicher aussah und nicht wusste, was sie in dieser Situation tun sollte, einen flüchtigen Blick zu. Genauso wie Harry war sie offensichtlich bereit gewesen, mit einem tobenden Ron umzugehen, aber nun waren sie alle ratlos. „Geht es dir gut?“ Rons Kopf drehte sich langsam zu Harry. Er blinzelte und schüttelte seinen Kopf dann leicht. „Es— Es tut mir Leid… Ich— Ich muss raus.“ Und dann, ohne ein weiteres Wort, stand er auf, drehte sich auf seinen Absätzen und verließ den Gemeinschaftsraum, wobei er zwei ziemlich fassungslose Freunde zurückließ. Harry starrte auf das Portrait, das sich gerade hinter Ron geschlossen hatte. Was war gerade geschehen? Hermine schaute ihn fragend an, als er sich ihr zuwandte – er bemerkte sofort die Hand, die Draco auf ihre Schulter gelegt hatte – doch er konnte nur mit den Schultern zucken. Er wusste genauso viel wie sie über das merkwürdige Verhalten ihres Freundes, was nichts war, wenn er ganz ehrlich war. „Glaubst du… Glaubst du ich sollte…?“, fragte sie unsicher, als sie wieder zur Tür schaute. „Ihm nachgehen?“ antwortete Harry und zuckte bloß wieder mit den Schultern. „Ich weiß nicht…“ Zu ihrer großen Überraschung war es Draco, der ihre Frage beantwortete. Er drückte Hermines Schulter und nahm sanft ihr Kinn in seine andere Hand, um sie zu zwingen in seine Augen zu schauen, als er mit einer sanften Stimme, die offenbar nur für Hermine bestimmt war, sagte: „Ich persönlich denke, du solltest ihm etwas Freiraum geben und etwas Zeit zum Nachdenken. Nicht dass ich glaube, dass er überhaupt dazu fähig ist, aber du weißt, was ich meine. Weasley wird wiederkommen, wenn er bereit ist. Keine Angst.“ Diese Worte waren alles, was es bedurfte, damit Hermine in Tränen ausbrach, als, so glaubte Harry, all die Spannung davon, so einen wichtigen Teil ihres Lebens geheim zu halten, verebbte. Sie vergrub ihr Gesicht in Dracos Brust, der seinen Arm um sie legte und sie näher an sich heranzog. Harry lächelte bei dieser unerwarteten und ungewöhnlichen Schau der Zuneigung von dem ehemaligen Slytherin Prinzen, und zog sich leise in sein eigenes Zimmer zurück, um dem Pärchen etwas dringend nötige Privatsphäre zu geben. ~*~ Ron tauchte an dem Tag nicht zum Mittag auf, er war am Nachmittag nicht in seinem Zimmer oder dem Gemeinschaftsraum und er war auch nicht beim Abendessen. Als die anderen Lehrer nach ihm fragten, antwortete Hermine, dass er sich nicht wohl fühlte und sich hingelegt hatte. Harry machte sich langsam um seinen Freund Sorgen, doch verstand, dass gerade Rons gesamte Welt auf den Kopf gestellt worden war. Harry selbst hatte etwas Zeit gebraucht, die Neuigkeit, dass seine beste Freundin und sein ehemaliger Feind ein Paar waren, zu verarbeiten, deshalb konnte er sch kaum vorstellen, was Ron nun durchmachte. Immerhin saß Dumbledore an dem runden Esstisch in der Mitte der Großen Halle, der die Haustische für die Dauer der Ferien ersetzte, als Harry, Hermine und Draco an dem Abend zum Abendessen in die Halle traten. Als sie sich hinsetzten, bemerkte Harry mit einem amüsanten Grinsen auf seinem Gesicht, dass Hermine fast mit der Frage, die ihm ebenfalls durch den Kopf ging, platzte. Hatte Dumbledore Norton Lewthwaite gefunden? Doch sie konnten diese Frage jetzt nicht stellen, nicht jetzt, wo die anderen Lehrer und ein paar Schüler dabei waren. Das Abendessen war eine unangenehme Angelegenheit. Weder er noch Hermine konnten etwas essen und schoben ihr Essen nur auf ihren Tellern herum, sehr zu Dracos Verwirrung. Als er fragte, was mit ihnen los war, brachte Hermine ihn mit ihrem typischen Nicht jetzt-Blick zum Schweigen und antwortete des Erscheinungsbilds Willen, dass sie nicht hungrig war, da sie vorher in der Küche etwas hatte erledigen müssen und das Angebot der Hauselfen eines kleinen Snacks nicht hatte ablehnen können. Harry nickte bloß und murmelte etwas darüber, dass er dabei gewesen war. Als der Tisch endlich geleert war und die Lehrer und Schüler sich entschuldigten und sich eine gute Nacht wünschten, bat Dumbledore die drei Zeitreisenden einen Moment zu bleiben, nachdem alle anderen fort waren. Es war das gewöhnliche Funkeln in seinen Augen, als er sie über seiner halbmondförmigen Brille anschaute, aber Harry dachte, dass das Funkeln irgendwie heller war. Oder vielleicht bildete er sich das bloß ein. „Minerva erzählte mir, dass Ronald sich heute nicht wohl fühlt“, sagte Dumbledore sobald sie alleine waren. „Ich hoffe, er wird nicht krankt, jetzt, da Weihnachten schnell näher rückt.“ „Keine Angst, Albus“, versicherte Harry ihm schnell. „Er ist nicht krank… Ron ist einfach…“ Er zuckte mit den Schultern und blickte Hermine hilfesuchend an, doch sie wusste offenbar auch nicht, was sie sagen sollte, deshalb seufzte er, fuhr sich mit seiner Hand durch sein Haar und gab zu: „Er hat heute Morgen eine ziemlich… unerwartete Neuigkeit erhalten und musste sich für eine Weile zurückziehen.“ „Ah, ich verstehe“, entgegnete Dumbledore lächelnd, als er Draco und Hermine einen flüchtigen Blick zuwarf. „Es ist gut zu hören, dass er nicht krank ist, da ich gehofft hatte, dass ihr vier mir heute Abend in meinem Büro bei einer Tasse Tee oder Kakao Gesellschaft leisten würdet. Ich habe etwas Wichtiges, dass ich euch erzählen muss, das nicht hier besprochen werden sollte. Lasst uns sagen, in einer Stunde, um acht Uhr?“ „Natürlich Albus, danke“, sagte Hermine zu ihm. „Wir sehen dich dann später…“ Auf ihrem Weg nach draußen fragte Harry sich, wo er Ron finden könnte. Er musste dabei anwesend sein und Dumbledore hatte explizit ihr vier gesagt. Gerade als er durch die Tür der Großen Halle gehen wollte, hörte er Dumbledore seinen Namen rufen. „Ich glaube ich habe bei meiner Rückkehr einen roten Flecken in den Zuschauerrängen des Quidditchfeldes gesehen.“ Harry blickte über seine Schulter und warf dem Schulleiter ein dankbares Lächeln zu, bevor er sich von seinen Freunden trennte, die zurück zu ihrem Gemeinschaftsraum gingen, um nach seinem besten Freund zu suchen. ~*~ Genauso wie Dumbledore es gesagt hatte, fand Harry Ron in den Zuschauerrängen des Quidditchfeldes; sein Winterumhang war fest um ihn gewickelt um ihn vor der eisigen Kälte zu schützen. Es hatte vor wenigen Augenblicken wieder angefangen zu schneien und es war schon eine dünne Schicht Schneeflocken auf seinen Schultern und Haaren. Ron schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein, da er einfach stur geradeaus schaute und nicht wirklich etwas sah. Er bemerkte noch nicht einmal, als Harry sich neben ihn hinsetzte. Harry sagte jedoch nichts, um die Aufmerksamkeit seines Freundes zu erlangen. Er kannte Ron – früher oder später würde er merken, dass Harry da war. Sie saßen so lange Minuten lang zusammen. Harry bemerkte langsam, wie die Kälte durch seinen Umhang drang, da er von den Schneeflocken, die noch immer vom Himmel fielen, langsam durchnässt wurde. Er zuckte mit seinem Handgelenk und legte ohne Zauberstab und wortlos einen Wärmezauber auf sie beide – es würde ihnen wirklich nicht gut tun, jetzt zu Weihnachten eine Erkältung, oder schlimmer noch, eine Lungenentzündung zu bekommen. Ron sagte eine lange Zeit lang nichts und Harry befürchtete, dass er doch noch den ersten Schritt machen musste, damit sie für das Treffen mit Dumbledore nicht zu spät kommen würden. Doch gerade als er sich entschlossen hatte, dass sie nicht länger warten konnten, sprach sein bester Freund endlich. „Ich habe sie wirklich verloren, oder?“ Harry drehte seinen Kopf und sah, dass sein bester Freund ihn anschaute. Sein rotes Haar war nass und einige Strähnen hingen vor seinen Augen. Es war ein Lächeln auf seinem Gesicht, aber es war ein trauriges. Mit einem Seufzer nickte Harry bloß. „Es tut mir Leid, Kumpel.“ „Ich hätte es wissen sollen“, murmelte Ron; seine Stimme klang geschlagen. „Ich hatte gedacht, dass nur mit genug Zeit, dass vielleicht, du weißt schon, ’Mine einsieht, dass sie mich noch immer liebt und dass wir wieder zusammenkommen… Ich bin ein Idiot.“ „Nein, das bist du nicht“, sagte Harry mit Nachdruck, ergriff seine Schulter und drückte sie fest. „Wenn ich und…“ Er schüttelte seinen Kopf, da er da jetzt nicht hinwollte. Ron wusste nichts von dem einen Kuss zwischen ihm und Ginny. „Wenn ich jemanden so liebte wie du Hermine liebst, hätte ich das gleiche an deiner Stelle getan. Aber, Hermine hat weitergelebt und… Ich weiß, dass du wahrscheinlich kein Wort davon glauben wirst, aber Draco ist ein anständiger Typ geworden. Sie ist mit ihm glücklich.“ Ron seufzte tief und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Feld zu. „Weißt du, was das merkwürdigste ist? Ich glaube dir. Ich habe Hermine in den letzten Wochen gesehen und sie glühte richtig. Sie mag es selbst noch nicht wissen, aber sie ist verliebt. Malfoy muss sich wirklich sehr geändert haben, wenn sie sich in ihn verliebt. Und wenn ich daran denke, dass ich die ganze Zeit, seit sie die Rosen an ihrem Geburtstag bekommen hatte, auf Christophe Hayden eifersüchtig gewesen war.“ Er schnaubte und vergrub sein Gesicht in seinen Handflächen. Bald begannen Rons Schultern unter Harrys Hand zu zittern, als stille Schluchzer seinen ganzen Körper erschütterten. Harry drückte bloß seine Schulter noch einmal und saß mit ihm, bis die Schluchzer verklangen und Ron sich beruhigt hatte. Das war alles, was er für ihn tun konnte, denn Ron hatte Recht. Er hatte Hermine verloren. Er hatte sie schon ganz verloren, als er sie vor fast fünf Jahren ein Schlammblut genannt hatte, und er hatte es erst jetzt vollständig begriffen. ~*~ Hermine und Draco warteten schon vor dem Wasserspeier, der zu Dumbledores Büro führte, als Harry und Ron endlich ankamen. Dank der Erfindung des Trockenzaubers waren sie nicht länger patschnass, aber Harrys Kleidung fühlte sich nun steif auf seiner Haut an. Er schwor, dass er diesen Zauber nie richtig hinbekommen würde. Ihre Fußschritte hallten in dem ansonsten leeren Flur wider und ihre beiden Freunde schauten auf, als sie sie kommen hörten. Ein hoffnungsvoller Blick erhellte Hermines Gesicht, als sie sah, dass Ron bei ihm war, und sie trat einen erwartungsvollen Schritt vorwärts. Doch sie wrang noch nervös mit ihren Händen, als Harry und Ron vor ihnen zum stehen kamen und ihre Stimme klang ebenfalls nervös, als sie fragte: „Ron? Geht es dir gut?“ Harry bemerkte, wie ihre Spannung verblasste, als Ron ihr ein zögerliches Lächeln zuwarf. „Noch nicht… Aber es wird…“, antwortete der Rotschopf. „Ron…“, murmelte Hermine. „Es tut mir Leid… Bitte, lass mich erklären…“ Seine Hände vor sich hebend, schüttelte Ron bestimmt seinen Kopf. „Nein, ich will darüber nicht reden. Ich kann es nicht. Noch nicht. Außerdem hat Harry mir erzählt, dass Dumbledore mit uns über etwas Wichtiges sprechen will. Wir sollten den alten Mann nicht warten lassen, meint ihr nicht?“ Sie nickte, obwohl sie nicht allzu glücklich darüber aussah, dass sie mit Ron nicht darüber sprechen konnte, um sicherzugehen, dass zwischen ihnen alles in Ordnung war, doch sie stimmte zu, dass das Treffen mit Dumbledore im Moment wichtiger war. „Lasst uns reingehen. Raumstaub.“ Der steinerne Wasserspeier sprang beiseite und Draco, der am nahesten bei der Treppe stand, ging zuerst hoch, gefolgt von Harry. Ein erleichtertes Grinsen breitete sich auf Harrys Gesicht aus, als er Rons Stimme flüstern hörte: „Ich bin nicht wütend auf dich, ’Mine, oder auf Malfoy. Zwischen uns ist alles in Ordnung.“ Als seine zwei Freunde ihn eingeholt hatten, zeigte Harry nicht, dass er das gehört hatte, doch sein Herz fühlte sich trotzdem leichter. Er hatte gefürchtet, dass ihre Freundschaft wieder in Gefahr sein würde, doch Ron war offensichtlich erwachsen geworden. Dumbledore saß wie gewöhnlich hinter seinem Tisch, doch er war nicht alleine. Lily und James, genauso wie Molly und Arthur, waren ebenfalls anwesend, was eine Überraschung war. Harry und Ron begrüßten ihre Familien sofort herzlich, gefolgt von Hermine und Draco, wobei der letztere ein bisschen distanzierter war. Sobald die Fragen, was sie hier machten („Albus hatte uns gebeten, heute Abend vorbeizukommen“, erzählte Lily Harry mit einem Augenzwinkern. „Er sagte, es gibt etwas Wichtiges, das er uns allen mitteilen muss.“) und der kurze Plausch abklangen, setzten sich alle in die vornehmen Sessel, die Dumbledore heraufbeschworen hatte – Harry fragte sich manchmal immer noch, wie Magie Räume so vergrößern konnte, damit alle bequem hineinpassten, ohne das zu stören, was sich neben dem besagten Raum befand -, damit sie mit ihrem Treffen anfangen konnten. „Ich weiß, dass einige von euch sich fragen, warum ich dieses Treffen einberufen habe, während die anderen sich vielleicht auch wundern, wo ich in den letzten Tagen gewesen bin“, begann Dumbledore, womit er sofort ihre volle Aufmerksamkeit erlangte. „Da ich mir sich bin, dass nicht alle von den letzten Erkenntnissen wissen, lasst es mich euch von Anfang an erzählen. Aufgrund des Mangels an Neuigkeiten bezüglich der Situation unserer Gäste, haben diese zwei intelligenten jungen Frauen“, er nickte Lily und Hermine zu, „es auf sich genommen, weitere Nachforschungen über den Zauber, der euch hierher gebracht hat, anzustellen, und sind über ein Buch mit einigen wertvollen Informationen gestolpert. In diesem Buch behauptet ein Mann mit dem Namen Norton Lewthwaite, dass er diesen Zauber benutzt hat, um in seine Vergangenheit zu reisen, und später in seine eigene Zeit zurückgekehrt ist. Nachdem die Damen mit dieser Information zu mir gekommen waren, beschloss ich, diesen Zauberer ausfindig zu machen. Sobald ich einen Hinweis hatte, verließ ich Hogwarts um persönlich nach ihm zu suchen.“ „Aber du bist jetzt zurück“, rief Hermine plötzlich aus, als die Fragen, die sie gequält hatten, seit sie wusste, dass Dumbledore zurück war, einfach aus ihr heraussprudelten. „Hast du ihn gefunden? Gibt es einen Weg für uns nach Hause?“ Albus Dumbledore blickte sie über seine halbmondförmige Brille an, das Funkeln in seinen blauen Augen war heller als zuvor. „Die Antwort auf deine beiden Fragen ist… ja.“ ********************************************************************************** PS: „Raumstaub“ (Space Dust) ist eine britische Muggelsüßigkeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)