Harry Potter und die Unmöglichkeit von Zeitreisen von J-chan82 ================================================================================ Kapitel 28: Harrys Plan ----------------------- A/N: Und es geht weiter… Und leider weiß ich nicht, wann das nächste Kapitel nach diesem hier rauskommen wird, denn leider leider hat die Übersetzung jetzt endgültig das Original eingeholt. *seufz* Ich hoffe, ihr werdet dieser Story trotzdem treu bleiben, egal wie lange es mit dem Updaten dauert… Oh ja, Snape ist da! So lange hab ich darauf gewartet, bis ich ihn endlich ganz in diese Geschichte mit reinbringen konnte und jetzt ist der Zeitpunkt endlich gekommen. Nur die Frage aller Fragen: gut oder böse? Auf Voldie’s oder Dumbledore’s Seite? Was wird er machen? Welche Auswirkungen wird sein Erscheinen haben? Gaaaaanz viele Fragen und nur eine Person kennt die Antwort. *gg* Also, viel Spaß beim Lesen! Kapitel 28: Harrys Plan Harry versuchte seinen Gesichtsausdruck neutral zu halten, als sein ganzer Körper sich bei Severus Snapes Erscheinen verspannte. Obwohl er das bereits irgendwie erwartet hatte – es war immerhin die logischste Wahl, besonders nachdem Albus Snape versprochen hatten, dass er ihn informieren würde, wenn eine Stelle seinen Anforderungen entsprach – war es immer noch ein Schock. Harry versuchte Dumbledores Blick zu treffen, doch der ältere Zauberer schien dieses nicht zu bemerken, als sich seine funkelnden Augen auf den neuen Professor konzentrierten. Harry gab auf und warf einen flüchtigen Blick zu seiner Linken, wo Ron saß, ebenfalls unglaublich angespannt und mit einem äußerst finsteren Blick auf seinem Gesicht, und dann zu seiner Rechten zu Hermine, deren Stirn sich ein wenig runzelte, bevor sein Blick wieder auf Snape ruhte. Severus Snape hatte sich seit dem letzten Mal, als Harry ihn hier an der Schule gesehen hatte, verändert. Anstatt dass sie zurückgebunden waren, waren seine Haare nun fettig und hingen schlaff an seinen Schultern herunter. Das hätte Harry nicht beunruhigt – schließlich hatte Draco sich mehr als einmal beschwert, dass er seine Haare gewöhnlich zweimal täglich waschen musste, weil die Dämpfe vom Zaubertrankbrauen den Haaren das antaten – wenn nicht der Blick in Snapes Augen gewesen wäre. Alle Anzeichen von Wärme waren verschwunden, geblieben war nur der kalte und bittere Ausdruck, an den er in seiner Zeit gewöhnt war. „Ich bin mir sicher, viele von euch kennen ihn noch von seiner Zeit als Schüler, aber für diejenigen unter euch, die ihn nicht kennen, das ist Severus Snape. Er hat seine Ausbildung in Hogwarts vor etwa sieben Jahren abgeschlossen und hat seitdem seinen Meister im Bereich des Zaubertrankbrauens erreicht und die meiste Zeit danach damit verbracht, Zaubertränke zu entwickeln und für mehrere Zauberunternehmen auf der ganzen Welt in der Forschung gearbeitet“, erzählte Albus Dumbledore ihnen, nachdem jeder von ihnen einen ausgiebigen Blick auf den neuen Kollegen werfen konnte. „Wie auch immer, zusätzlich zu dieser neuen Position als Lehrer für Zaubertränke wird Severus auch die Stelle als Hauslehrer von Slytherin einnehmen, zumindest bis es Eirian wieder gut genug geht, um wieder zu arbeiten.“ Leises Gemurmel brach unter den Lehrern aus; scheinbar hatte keiner von ihnen gewusst, dass es um Draco wirklich so ernst stand, dass sie einen vorläufigen Ersatz brauchten. Harrys Blick ruhte noch immer auf Snape, der, obwohl sein Gesicht und seine Haltung dies nicht verriet, noch immer einige Unsicherheiten ausstrahlte. Es war die Art, wie er einfach dort stand, ein wenig hinter Dumbledore, mit seinen Armen vor der Brust verschränkt und versuchte, sie nicht zu belächeln. Jeder, der ihn nicht so gut kannte wie Harry, würde das nicht bemerken, aber Harry hatte genug Zeit in der Gegenwart dieses Mannes verbracht um zu wissen, wenn er sich nicht wohl fühlte. Harry stieß einen fast unhörbaren Seufzer aus, als er plötzlich von seinem Stuhl aufstand und auf Snape zuging. Er konnte die überraschten Blicke seiner Freunde in seinem Rücken spüren und wich geschickt Dumbledores funkelnden Augen aus, als er vor dem anderen Zauberer stehen blieb und ihm seine Hand entgegenstreckte. „Wir sind uns schon einmal begegnet, glaube ich“, sagte Harry zu ihm, „aber wir wurden uns noch nicht richtig vorgestellt. Ich bin Harry Potter und ich unterrichte Verteidigung.“ Snape betrachtete Harrys Hand misstrauisch, während Harry sich vorstellte, bevor er sie schließlich schüttelte. „Severus Snape.“ Sie griffen ihre Hände fest, als sie direkt in die Augen des anderen starrten, und sofort spürte Harry das leichte Ertasten seiner Gedanken. Es war subtil, aber stark, und Harry musste widerstehen zurückzuweichen, als er seinen Okklumentik Schild verstärkte. Sie fochten ein paar Sekunden lang einen leisen Kampf, bis Snape sich plötzlich zurückzog und ihn finster anstarrte. Harry hielt jedoch seinem Blick stand, obwohl er sich den neugierigen Blicken seiner Kollegen bewusst war. Harry und Snape ließen die Hand des jeweils anderen los und sofort danach sprangen die anderen Lehrer auf, um ihren neuen Kollegen zu begrüßen. Harry fiel zurück und stellte sich zwischen seine Freunde, die ihn mit besorgten Blicken auf ihren Gesichtern anschauten. Mit einem Kopfschütteln versuchte er ihnen mitzuteilen, dass er darüber jetzt nicht sprechen konnte. Stattdessen bedeutete er ihnen, nach vorne zu gehen, damit sie Snape begrüßten, denn es wäre zu verdächtig, wenn sie es nicht täten. Glücklicherweise verstand Hermine seine Zeichen und zupfte an Rons Ärmel, damit er ihr folgte. Der Rest der Lehrerversammlung verging relativ schnell. Nachdem Snape von allen begrüßt worden war, kehrten die Lehrer zu ihren Plätzen im Lehrerzimmer zurück. Da der einzige leere Stuhl Dracos neben Hermine war, musste Snape dort sitzen. Harry hätte es lieber gehabt, wenn er irgendwo gegenüber von ihm gesessen hätte, damit er ihn ihm Auge behalten konnte. Szenen von der Vision, die er in der vergangenen Nacht gehabt hatte, schossen ihm durch den Kopf. Es war offensichtlich, dass Snape auf Voldemorts Befehl hier war; die einzige Frage war – was genau wollte Voldemort? Es wurde über ein paar weitere Formalitäten gesprochen, darüber, was Snape als Hauslehrer zu tun hatte und über den Lehrplan und die Unterrichtsvorbereitungen in den verschiedenen Jahrgängen in Zaubertränke. Harry war überrascht zu sehen, wie organisiert Draco mit seinen Unterrichtsvorbereitungen gewesen war – alles war ausgearbeitet, jede einzelne Stunde bis zum Ende des zweiten Halbjahres. Irgendwie konnte Harry gar nicht glauben, dass es möglich war, sich an diesen Plan zu halten, aber scheinbar funktionierte es irgendwie. Endlich, etwa anderthalb Stunden nachdem es angefangen hatte, schloss Dumbledore das Treffen. Langsam, einer nach dem anderen, verließen die Professoren das Lehrerzimmer, wobei Harry und Snape die Letzten waren, die gingen. Wieder einmal spürte Harry das leise Prickeln in seinem Hinterkopf, doch dieses Mal erlaubte er einer kurzen Nachricht durch seinen Schild zu sickern. Heute Abend, zehn Uhr, Klassenraum für Zaubertränke. Snape zögerte ein wenig in seinem Schritt, das einzige Zeichen für Harry, dass er die Nachricht erhalten hatte, während Harry selbst ohne auch nur einmal zu zögern weiterging. Nun konnte er nur hoffen, dass Snape dort sein würde. Ron und Hermine warteten für ihn gleich hinter der nächsten Ecke und schauten ihn neugierig an. Doch er schüttelte bloß seinen Kopf. „Lasst uns zu unserem Gemeinschaftsraum gehen“, sagte er zu ihnen, da er mit dem, was er ihnen erzählen wollte, hier im Flur nicht belauscht werden wollte. Seine zwei Freunde tauschten einen fragenden Blick, sagten aber nichts, als sie zu ihrem Zimmer zurückkehrten. „Also, was ist, Harry?“, fragte Ron sofort, nachdem das Portrait sich hinter ihnen geschlossen hatte. „Was ist hier los?“ Harry stand noch mit seinem Rücken zu ihnen, als Ron die Frage gestellt hatte, doch er drehte sich um, um zu antworten. „Ich vermute, dass Snape etwas mit dem, was immer Draco zugestoßen ist, zu tun hat und dass er auf Voldemorts Befehl hier in Hogwarts ist.“ Um ganz ehrlich zu sein, war er ein wenig erstaunt, dass weder Ron noch Hermine von seinem Verdacht überrascht zu sein schienen. „Soviel habe ich mir schon gedacht“, gab Hermine mit einem grimmigen Ausdruck auf ihrem Gesicht zu. Harry hatte sie seit Weihnachten nicht mehr lächeln gesehen. Doch sie hatte seit dem ersten Tag auch nicht mehr geweint. „Es wäre einfach ein zu großer Zufall, dass zur gleichen Zeit, als Draco angegriffen wird und Dumbledore einen vorübergehenden Ersatz braucht, Snape bereit sein würde und schon fast auf seine Chance wartete.“ „Nun müssen wir nur noch herausfinden, was er Draco angetan hat“, fügte Ron hinzu. „Und das werde ich heute Abend erledigen“, sagte Harry, als er auf sie zutrat. „Als er versuchte in meinen Kopf einzudringen, als wir das Lehrerzimmer verließen, habe ich ihm eine Nachricht hinterlassen. Ich werde mich heute Abend um zehn mit ihm in seinem Klassenraum treffen. Alleine.“ Ron runzelte die Stirn, als er Harry besorgt anschaute. „Bist du sicher, dass das klug ist?“ „Keine Angst, ich bin vorsichtig.“ Er drückte versichernd die Schulter seines besten Freundes, bevor er sich Hermine zuwandte. „’Mine, ich verspreche dir, ich werde herausfinden, was er Draco angetan hat. Egal wie. Und dann können wir ihm helfen.“ In Hermines Augen glänzten unvergossene Tränen, aber sie nickte bestimmt. „Ich weiß, dass du das tun wirst, Harry. Danke.“ ~*~ Der Rest des Tages konnte nicht schnell genug für Harry vergehen und doch war er überrascht, als der Wecker, den er sich für den Abend auf viertel vor zehn gestellt hatte, losging. Lily und James waren an dem Tag zu Hause geblieben, weil Sirius und Remus vorbeikommen wollten, aber sie hatten versprochen, dass sie weiter nachforschen würden, sobald die beiden anderen Rumtreiber fort waren. Deshalb hatten Harry, Ron und Hermine die meiste Zeit des Tages in ihrem Gemeinschaftsraum verbracht und wieder ein Buch nach dem anderen verworfen, ohne etwas Nützliches zu finden. Harry konnte nur hoffen, dass dieses Treffen mit Snape ihnen helfen würde. Harry hatte sich die Karte des Rumtreibers vor ein paar Tagen von Draco geborgt, und war erfreut zu sehen, dass Snape schon in seinem Klassenzimmer wartete, als er bei der Tür ankam. Er verstaute die Karte schnell in einer der Taschen in seinem Umhang und klopfte einmal an der Tür bevor er sie öffnete und eintrat. Snape wirbelte mit einem wütenden Funkeln auf seinem Gesicht herum. „Was soll das hier, Potter?“, zischte er. Nachdem er sichergestellt hatte, dass die Tür hinter ihm geschlossen war, schritt Harry die Treppe herunter bis er nur noch wenige Meter von dem neuen Zaubertränkelehrer entfernt stand. Da er beschloss, besser nicht um den heißen Brei herumzureden, sagte Harry bloß: „Ich weiß, dass Sie etwas mit der Krankheit meines Freundes zu tun haben.“ „Ich verstehe“, spottete Snape. „Sagen Sie mir, Mr. Potter, wie kommen Sie darauf, dass ich etwas mit dem, was meinem Vorgänger zugestoßen ist, zu tun haben könnte?” Harry antwortete nicht. Stattdessen trat er einen Schritt vorwärts und bevor Snape überhaupt reagieren konnte, ergriff Harry dessen linken Vorderarm mit einer Hand und zog den Ärmel von dem schwarzen Hemd mit der anderen Hand hoch. Dort, klar sichtbar auf der blassen Haut, war das Dunkle Mal. Er traf auf wenig Widerstand, da Snape von diesem plötzlichen Zug zu geschockt gewesen war um sofort zu reagieren. Doch, als er es schließlich tat, ließ Harry den Arm kampflos los, zufrieden mit dem, was er gesehen hatte. Aber Snape war auf hundertachtzig. Er zog seinen Zauberstab aus seinem Versteck, doch Harry war schneller. Mit einem zauberstabslosen und stummen Expelliarmus hielt er den Zauberstab in seiner Hand, gerade eine Sekunde bevor Snape den ersten Zauber auf ihn werfen konnte. „Was soll das hier, Potter?“, wiederholte er Zähne fletschend, als er sich wehrlos wieder fand. „Voldemort hat Sie hergeschickt“, sagte Harry zu ihm. „Es war auf seinen Befehl hin, dass Sie Eirian irgendwie vergiftet haben, oder sollte ich lieber sagen, versucht haben, mich zu vergiften? Ich weiß, dass Sie sich eigentlich für die Verteidigungs-Stelle beworben haben, warum also sollten Sie plötzlich mit Zaubertränke zufrieden sein? Voldemort ist es egal, welchen Posten Sie bekleiden, solange Sie in Hogwarts sind um für ihn zu spionieren. Wie mache ich mich soweit?“ „Der Schulleiter wird davon erfahren“, drohte Snape. Mit seiner Hand zur Tür weisend, sagte Harry: „Erzählen Sie es ihm, wenn er es nicht schon weiß. Ich wäre nicht überrascht, wenn er es täte. Ich werde ihm jedoch nicht von Ihrer Allianz erzählen. Aber ich warne Sie, Snape – Eirian ist einer meiner Freunde, und wenn er stirbt, werden Sie bezahlen.“ Harry trat einen Schritt vorwärts, wobei er bemerkte, dass, obwohl er zurückzuckte, Snape sich keinen weiteren Schritt von der Stelle bewegte, und gab Snape seinen Zauberstab zurück, während er ihm einen stechenden Blick zuwarf. „Denken Sie darüber nach, Snape. Wenn Sie uns helfen, Eirian zu retten, werde ich auch Ihnen helfen und denen, die Ihnen am Herzen liegen.“ Ohne ein weiteres Wort machte Harry auf seinem Absatz kehrt und verließ das Klassenzimmer für Zaubertränke. Aber als er die Kerker verlassen hatte, ging Harry nicht direkt zurück zu ihrem Gemeinschaftsraum. Stattdessen wich er von seinem normalen Weg ab und ging durch die frostigen Flure zur Eingangshalle und hinaus aufs Gelände. Er fühlte sich noch nicht danach, zurückzugehen. Er musste nachdenken. Die Türen hatten sich noch nicht einmal ganz hinter ihm geschlossen, als Harry schon seine Zigarettenschachtel und Feuerzeug in der Hand hielt. Er atmete tief ein und grauer Rauch stieg in die Luft auf. Seine Nerven, vorher angespannt und bereit zu zerbersten, entspannten sich endlich. Es war nicht viel, was er getan hatte, doch er hoffte, dass es genug sein würde um Snape dazu zu bringen, über seine momentane Situation nachzudenken. Harry hatte nie herausgefunden, warum Snape die Seiten gewechselt hatte, aber etwas musste das ausgelöst haben. Denn egal was einige Leute um ihn herum noch immer über ihn sagten, Harry wusste, dass Snape auf ihrer Seite war. Zumindest wusste Harry jetzt dadurch, dass Snape es nicht geleugnet hatte, dass der neue Professor tatsächlich etwas mit Dracos Zustand zu tun hat. Zumindest konnten Harry und seine Freunde jetzt Flüche während ihrer Nachforschungen ausschließen. Es war wirklich höchstwahrscheinlich ein Gift, und es war sogar noch wahrscheinlicher ein Gift, das Snape selbst entwickelt hatte, fiel Harry mit einem dumpfen Gefühl im Magen ein, was bedeutete, dass niemand außer dem Meister der Zaubertränke selbst wusste, was das Gegengift war. Scheinbar hatten sie nur eine Hoffnung für Dracos Überleben und diese Hoffnung hieß Severus Snape. Harry kehrte vier Zigaretten und eine halbe Stunde später in ihren Gemeinschaftsraum zurück. Natürlich waren Ron und Hermine noch wach, über schwere Bände gebeugt. Als sie hörten, wie sich das Portrait öffnete, landeten ihre fragenden Blicke auf ihm. Harry setzte sich mit einem Seufzen auf seinen Stuhl und erzählte ihnen alles von seinem Treffen mit Snape und seinen Schlussfolgerungen. „Selbst wenn Snape der einzige ist, der das Gegengift kennt, werde ich trotzdem nicht aufgeben“, sagte Hermine schließlich mit grimmiger Entschlossenheit, als Harry fertig war. „Ich kann einfach nicht akzeptieren, dass es nichts gibt, was wir tun können, außer darauf zu warten, dass Snape sich entscheidet, ob er die Seiten wechseln will oder nicht.“ „Du hast Recht, ’Mine“, sagte Ron und legte einen Arm um ihre Schulter. „Wenn es jemanden gibt, der herausfinden kann, was für ein Gift Snape verwendet hat, dann bist du es. Und du wirst dann auch das Gegengift finden.“ Als Harry in das Feuer starrte, wollte er Rons Enthusiasmus teilen, doch konnte es irgendwie nicht. Severus Snape war einer der brillantesten Meister der Zaubertränke in diesem Jahrhundert und nicht einmal Hermine konnte ihm das Wasser reichen. ~*~ Am darauf folgenden Tag kehrten die Schüler aus ihren Weihnachtsferien zurück und als sie die Große Halle betraten, wanderten viele neugierige Blicke zum Lehrertisch. Sie hatten offenbar den Artikel im Propheten gelesen und überprüften nun, ob ihr Professor noch immer krank war oder ob es eine Vertretung gab. Geflüster brach aus, als die Schüler Snape erblickten und Harry musste einen Seufzer unterdrücken, als Snape alle böse anblickte, die es wagten, ihn länger als zwei Sekunden lang anzuschauen. Die Schüler, die am nächsten Morgen Zaubertränke hatten, taten ihm jetzt schon Leid. Nach dem Abendessen erhob Dumbledore sich von seinem Platz und klatschte einmal in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Schüler zu erlangen. Die Reaktion kam fast sofort, als plötzlich jeder einzelne Junge und Mädchen zu ihnen aufschaute. Aber Harry hörte dem, was Dumbledore sagte, nicht zu. Er wusste sowieso schon, was er sagen würde, da sie an diesem Morgen darüber gesprochen hatten. Albus würde das Gerücht, das ihr vorheriger Lehrer für Zaubertränke im Krankenflügel behandelt wurde, bestätigen und sagen, dass sein Zustand stabil aber ernst war. Und dann würde er Snape als Vertretung vorstellen bis Professor Draconis seinen Posten als Lehrer wieder aufnehmen konnte. Es gab gemischte Reaktionen unter den Schülern, als Snape vorgestellt wurde – einige klatschten höflich, andere mit mehr Enthusiasmus, wieder andere überhaupt nicht. Aber aufgeregtes und nervöses Geplapper brach aus, als sie auf ihre Gemeinschaftsräume geschickt wurden und bald darauf erhoben sich Harry, Ron und Hermine ebenfalls von ihren Stühlen um auch zu ihrem Gemeinschaftsraum zurückzukehren. Dumbledore hatte jedoch etwas anderes im Sinn. „Harry“, sagte er. „Macht es dir was aus, wenn wir in meinem Büro miteinander sprechen?“ Nachdem er einen kurzen Blick mit seinen Freunden ausgetauscht hatte, zuckte Harry bloß mit den Schultern. „Meinetwegen.“ Er war ein wenig beunruhigt, dass das Funkeln in Dumbledores Augen etwas gedämpft war und dass er nicht redete, als sie zu Dumbledores Büro gingen. Aber er nahm an, er wusste bereits, worüber der Schulleiter mit ihm sprechen wollte – sein geheimes Treffen mit Snape am vergangenen Abend. Sobald sie das Büro erreicht hatten, setzten sich beide hin; Dumbledore hinter seinem Schreibtisch und Harry auf einem bequemen Stuhl davor. Der Ernst der Situation wurde sogar noch dadurch verstärkt, dass Dumbledore ihm keine Scherbert Zitrone anbot. „Ich glaube, du weißt warum ich dich gebeten habe, mit mir zu sprechen.“ „Ich nehme an, es hat etwas mit meinem Treffen mit Snape gestern Abend zu tun, oder?“, antwortete Harry auf Dumbledores Frage. Dumbledore nickte, während er über seine halbmondförmige Brille schaute. „Ich hoffe, du bist dir über die Konsequenzen, die der vorherige Abend haben könnte, im Klaren.“ „Albus“, seufzte Harry. „Ich weiß, wir waren in den letzten Tagen nicht immer einer Meinung, aber ich bitte dich, mir dabei zu vertrauen. Ich bin mir fast hundertprozentig sicher, dass Snape Draco auf Voldemorts Befehl hin vergiftet hat. Wie er das getan hat, ist jetzt nicht wichtig, aber ich weiß dass wir Snape brauchen, um Draco zu retten. Hermine will es nicht glauben, aber ich denke, dass dieses Gift eines von Snapes eigenen Gebräuen ist und dass nur er weiß, wie man das Gegengift anfertigt. Er muss mit uns kooperieren.“ „Und wie glaubst du wird deine Handlung von gestern Abend dir helfen, das zu erreichen?“ „Er weiß, dass ich weiß, was er ist, ein Todesser. Und dass ich weiß, dass er dahinter steckt. Doch ich habe ihn nicht gezwungen, irgendetwas zu tun. Stattdessen habe ich einfach meine Hilfe angeboten, falls er beschließt, uns zu helfen.“ „Darf ich fragen, wie du ihm helfen willst? Oder besser, womit du ihm helfen willst?“, fragte Dumbledore mit nur ein klein wenig Neugier in seiner Stimme. Harry schaute ihn an, direkt in die Augen. Er hatte die Frage bereits erwartet und wusste, was er antworten musste. „Frag mich nicht, woher ich das weiß, weil ich es dir nicht sagen werde, aber Voldemort bedroht Snapes Familie. Wenn Snape beschließt uns zu helfen, werde ich alles in meiner Macht stehende tun um sicherzustellen, dass seine Familie in Sicherheit ist.“ „Ich verstehe“, antwortete Dumbledore bloß und atmete einmal tief durch. „In Ordnung. Ich werde dir bei dieser Situation freien Lauf lassen, solange es nicht außer Kontrolle gerät. Severus Snape ist ein äußerst intelligenter Mann und ein mächtiger Zauberer. Ich glaube nicht, dass ich dich bitten muss, ihn nicht zu unterschätzen.“ „Natürlich nicht“, antwortete Harry ehrlich. „Aber um ganz ehrlich zu sein, Snape hat in unserer Zeit die Seiten gewechselt. Niemand außer dir und Snape kennt den Grund dafür, aber wenn ich raten darf, würde ich sagen, dass seine Frau und seine Kinder eine große Rolle bei seiner Entscheidung, ein Spion für den Orden zu werden, gespielt haben.“ ~*~ Die nächsten paar Tage vergingen ganz schnell. Mit dem Beginn des Unterrichts hatten Harry und seine Freunde nicht mehr viel Zeit um Nachforschung über Dracos Zustand anzustellen. Doch während Harry fast alle Hoffnung aufgegeben hatte, seit er Snapes Rolle in der ganzen Sache erkannt hatte, und selbst Ron zugegeben hatte, dass es sogar noch härter war, als nach der Nadel im Heuhaufen zu suchen, verbrachte Hermine noch immer jede freie Minute über einem der Bücher. Harry hatte sie sogar mehr als einmal im Gemeinschaftsraum auf ihren Büchern schlafend erwischt. Harry und Ron halfen ihr natürlich noch immer, aber jeden Tag während der Mahlzeiten oder während Lehrerversammlungen schaute Harry zu Snape in der Hoffnung, dass sich etwas verändert hatte. Vergeblich. Das einzige, das Snape jemals tat, war etwas, an das Harry schon mehr als gewöhnt war, deshalb trafen ihnen die finsteren Blicke nicht so, wie Snape es gerne wollte. Doch Harry wusste, dass ihnen langsam die Zeit davon lief. Nur Snape wusste noch, wie lange Dracos Zustand so blieb bis es schlimmer wurde, falls es schlimmer wurde. Natürlich mussten die drei auch Fragen von der Schülerschaft ertragen. Scheinbar waren sie alle um ihren Lehrer für Zaubertränke besorgt, aber das einzige, was Harry und seine Freunde antworten konnten, war das, was Dumbledore ihnen schon am ihren ersten Tag nach den Ferien gesagt hatte – dass Professor Draconis’ Zustand ernst aber stabil war. Bevor sie es wussten, war die erste Woche des Halbjahres vorbei, und dann die zweite und die dritte. Bald war mehr als ein Monat seit Weihnachten vergangen. Inzwischen hatte Hermine angefangen die Bücher, die sie lesen und noch einmal lesen wollte mit sich in den Krankenflügel zu bringen, damit sie mehr Zeit an Dracos Seite verbringen konnte, während sie weiter nachforschte. Als sie bemerkt hatte, wie viel Zeit schon seit Weihnachten vergangen war und wie selten sie ihn länger als nur ein paar Minuten lang besucht hatte, hatte sie sich sofort schuldig gefühlt. Seitdem ging sie nach ihrem Unterricht direkt in den Krankenflügel um ihre Stunden vorzubereiten oder um nach etwas zu suchen, das Draco helfen könnte. Harry, der auch ein schlechtes Gewissen wegen seines Mangels an Besuchen hatte, hatte beschlossen Draco und Hermine mindestens einmal täglich einen kurzen Besuch abzustatten. Doch jedes Mal danach spürte er, wie die Frustration in ihm stieg. Jedes Mal hatte sich seit seinem letzten Besuch nichts verändert. Draco lag immer noch in seinem Bett im Krankenflügel, seine Haut fast so blass wie die Laken, unbeweglich, noch immer bewusstlos. Und Hermine fing langsam auch an, schlecht auszusehen. Harry und Ron mussten sicherstellen, dass sie etwas aß, aber trotzdem verlor sie an Gewicht. Sie hatte dunkle Augenringe und ihre Augen selbst waren blutunterlaufen. Im Großen und Ganzen sah sie nicht viel besser aus als Draco. Jeden Tag hatte das Trio die gleiche unveränderte Routine. Sie standen auf, gingen zu ihrem Unterricht, kehrten zu ihrem Gemeinschaftsraum – oder in Hermines Falls in den Krankenflügel – zurück, bereiteten ihre Stunden vor und suchten nach einer Lösung für Draco. Es war mühsame und zermürbende Arbeit, besonders da es alles umsonst zu sein schien. Doch all das sollte sich ändern, wie Harry bemerkte, als eines Morgens Anfang März die Tür zu seinem Verteidigungsklassenraum geöffnet wurde und ein Erstklässler aus Gryffindor hineinstolperte, ganz außer Atem. „Professor Potter, Sir!“ „Was ist los?“, fragte Harry, als sein Herz anfing, schneller zu schlagen. „Ist etwas nicht in Ordnung?“ „Madam… Madam Pomfrey hat mich geschickt… Ich war gerade da, weil ich eine Trickstufe übersehen hatte und gestolpert war… und sie sagte mir, dass… dass Sie zum Krankenflügel kommen sollen… jetzt…“ Nein!, dachte Harry, der schon an das Schlimmste dachte. Seine Augen schließend und tief durchatmend sagte er schließlich: „Die Klasse darf gehen. Mr. Haines, bitte bringen Sie Mr. Vaughan zurück zu ihrem Gemeinschaftsraum. Er ist von seinem restlichen Unterricht heute entschuldigt.“ Sobald der letzte Schüler das Klassenzimmer verlassen hatte, ging Harry ebenfalls. Mit einem kurzen Wink seines Zauberstabs war die Tür verschlossen und eine Notiz hing daran, die den Schülern mitteilte, dass der Unterricht an dem Tag ausfiel, und dann eilte er auch schon durch die leeren Flure bis er endlich beim Krankenflügel ankam. Harry hielt nicht einmal an um zu Atem zu kommen und warf einfach die Tür auf, bereit sich mit dem zu befassen, was er dort sehen würde. Doch sobald sein Blick auf Dracos Bett landete, hielt er urplötzlich an, da er seinen Augen nicht traute. Er konnte Draco nur geschockt anstarren, der aufrecht in seinem Bett saß und, obwohl er noch immer blass aussah, in eine Diskussion mit Hermine vertieft war. Sie beide schauten jedoch auf, als sie ihn hörten, und Draco hatte ein ziemlich amüsiertes Grinsen auf seinem Gesicht. „Zunge verschluckt, Potter?“ „Du bist wach…,“ murmelte Harry dümmlich, als er blinzelte. „Wie…?“ „Wir wissen es nicht“, erzählte Hermine ihm mit einem glücklichen Lächeln auf ihrem Gesicht. „Ich bin gerade erst ein paar Minuten vor dir hier angekommen und Draco erklärte gerade…“ Genau in diesem Moment sprang die Tür zum Krankenflügel wieder auf. Alle drei drehten sich zur Tür, nur um zu hören, wie Ron ausrief: „Verdammte Scheiße!“ „Genau meine Gedanken, Kumpel“, schmunzelte Harry, als Ron zu ihnen kam. „Versteh uns nicht falsch, Draco... Aber wir hätten ehrlich nicht erwartet, dass du so aufwachst.“ „Das hat Hermine mir schon erzählt“, antwortete Draco. „Ich bin gerade vor einer Stunde erst aufgewacht und habe mich gefragt, was zum Teufel ich im Krankenflügel mache. Ich konnte es nicht glauben, als Hermine mir erzählte, dass schon März ist.“ „Also… geht es dir gut?“, fragte Harry ihn. „Noch ein bisschen kränklich, aber sonst gut, jaah“, antwortete Draco. „Aber noch immer nicht gut genug, um so viele Besucher auf einmal zu haben“, warf Madam Pomfrey, die gerade aus ihrem Büro kam, ein. „In ein paar Minuten ist die einzige Person, die ich hier sehen möchte, Miss Granger.“ Ein nachdenkliches Runzeln verzog Harrys Stirn. Könnte es sein, dass Snape Draco in der Nacht irgendwie das Gegengift eingeflößt hat? „Madam Pomfrey, wenn Eirian sich danach fühlt, möchte ich gerne, dass Ron und ich noch etwas länger bleiben. Es gibt viel, über das wir reden müssen.“ Die ältere Frau warf Draco einen prüfenden Blick zu, bevor sie schließlich die Nase rümpfte und antwortete: „In Ordnung. Sie haben eine Stunde. Ich bin in den Gewächshäusern, sollte es irgendwelche Probleme geben.“ Sobald Madam Pomfrey fort war, fragte Harry schließlich: „Erinnerst du dich daran, was Weihnachten passiert ist?“ Draco antwortete mit einem Kopfschütteln. „An nicht viel, nachdem ich von meinem Spaziergang zurückgekommen bin. Und Hermine hat mir erzählt, dass ich dann angefangen habe, mich merkwürdig zu verhalten. Mehr als zwei Monate… Ich kann es nicht glauben. Wer hat meinen Unterricht übernommen?“ Harry, Ron und Hermine wechselten einen flüchtigen Blick, bevor Hermine schließlich sagte: „Dumbledore hat eine Vertretung in deiner Abwesenheit eingestellt. Es ist… Snape.“ „Ich verstehe… Er ist noch immer ein Todesser, oder? Was ist sonst passiert, während ich… unpässlich war?“ Harry, Ron und Hermine verbrachten die nächste Stunde damit, alles zu erklären, was in den vergangenen zwei Monaten passiert war und Harry erklärte auch seine Theorie, dass Snape ihn vergiftet haben könnte. Draco stimmte ihm zu, dass es eine wahrscheinliche Möglichkeit war. Sie sprachen noch nicht lange, als Dumbledore ankam. Er, genau wie der Rest von ihnen, war überrascht zu sehen, dass Draco wohlauf war, und er hatte ein paar Fragen. Viel zu früh war die Stunde um und obwohl noch viele Fragen offen waren, scheuchte Madam Pomfrey, die ganz pünktlich zurückgekommen war, sie aus dem Krankenflügel. Genauso wie sie gesagt hatte, durfte nur Hermine bleiben. Aber weder Harry noch Ron kehrten zu ihren Pflichten an dem Tag zurück. Stattdessen waren sie in ihrem Gemeinschaftsraum, redeten über diese überraschende Wendung und warteten auf die Mittagspause. In der Großen Halle beobachtete Harry wieder einmal Snape, obwohl er heute nach etwas anderem Ausschau hielt. Er suchte nun nach einem Hinweis, dass der Professor jetzt Harrys Hilfe in Anspruch nehmen wollte. Doch er konnte nichts entdecken. Ein Stirnrunzeln erschien wieder auf seinem Gesicht. Etwas war da nicht in Ordnung. Nach dem Mittagessen fing Harry Snape daher vor einem leeren Klassenraum ab und zeigte ihm an, hineinzugehen. „Und wieder frage ich Sie, Mr. Potter, was das hier soll?” Snape klang ziemlich ungeduldig. „Ich bin mir nicht sicher, ob Sie es gehört haben, aber Professor Draconis ist heute Morgen aufgewacht. Laut Madam Pomfrey hat sich sein Zustand seit gestern Abend stark verbessert, und ich wollte Ihnen danken. Sie haben ihm offensichtlich das Gegengift gegeben, und ich frage mich jetzt, warum Sie mich nicht bitten, meinen Teil des Angebots zu erfüllen.“ Ein höhnisches Lächeln breitete sich auf Snapes Lippen aus und seine dunklen Augen glänzten auf grausame Weise. „Ihre deduktiven Fähigkeiten, Mr. Potter, sind durchaus erstaunlich, und doch zur gleichen Zeit erbärmlich. Ich habe nichts mit der wundersamen Genesung von Mr. Draconis zu tun. Vielleicht“, sagte er, als er an einem überraschten Harry vorbeiging, „sollten Sie lernen, dass nicht alles so ist, wie es scheint.“ ~*~ Harry erzählte seinen Freunden nichts von seinem zweiten Treffen mit Snape und sie fragten ihn auch nicht aus, als er sich wieder einmal in seinen Gedanken verlor und darüber nachdachte, was der Meister der Zaubertränke gesagt hatte. Harry hatte sogar fast vergessen, seine Eltern über diese überraschende Entwicklung zu informieren. Beide waren natürlich glücklich, obwohl James auch etwas misstrauisch war. Er hielt noch immer nicht viel von Snape, egal was Harry ihm von dem Snape aus seiner Zeit erzählt hatte. Sie besuchten Draco noch einmal am Abend vor dem Abendessen und dann wieder am folgenden Tag nach dem Unterricht. Wie gewöhnlich war Hermine schon da, als Harry und Ron – der das etwas widerwillig tat – an dem Abend ankamen, und sie und Draco lachten über etwas. Es war irgendwie merkwürdig für Harry Draco mit einem ehrlichen Lächeln auf seinem Gesicht zu sehen – etwas, das scheinbar nur vorkam, wenn er mit Hermine alleine war, denn sobald er bemerkte, dass sie da waren, wurde das Lächeln durch sein typisches Grinsen ersetzt. „Ihr kommt genau zur richtigen Zeit“, sagte Draco zu ihnen. „Hermine wollte mir gerade endlich erzählen, warum ich in unseren Wetten um den Quidditch Pokal immer so viel Geld verliere.“ Hermine, die auch schon viel besser aussah als noch vor zwei Tagen, schüttelte mit einem sanften Lächeln auf ihrem Gesicht den Kopf. „Ehrlich, Draco… Hast du wirklich gedacht, dass ich die Hauslehrerin von Gryffindor in unserer Zeit werde, ohne die Ergebnisse der Quidditch Spiele der letzten fünfzig Jahre zu wissen?“ „Ich werd verrückt!“, keuchte Ron verblüfft. „Zum ersten Mal stimme ich dir zu, Weasley“, grinste Draco. „Wer hätte gedacht, dass eine Gryffindor schummeln würde wie eine—“ Was immer Draco sagen wollte, erfuhren sie nie, weil er seinen Satz nicht beenden konnte, als plötzlich ein gequälter Blick über sein Gesicht huschte und nur eine Sekunde später ein schrecklicher Schrei aus seiner Kehle hervorbrach. Er warf sich zurück auf seine Matratze, wild um sich schlagend, als hätte er einen Anfall. Hermine sprang mit einem erschrockenen Aufschrei zurück, als Dracos Rücken sich wölbte und ein weiterer schmerzerfüllter Schrei seine Lippen verließ. Madam Pomfrey war sofort an ihrer Seite und schubste barsch eine geschockte Hermine hinter sich, um sich ihren Patienten genau anschauen zu können. Sie webte mit ihrem Zauberstab ein kompliziertes Muster über ihn, und bald erschienen Schweißperlen auf ihrer Stirn. „Mr. Potter, Mr. Weasley, schaffen Sie Miss Granger hier raus. Ich brauche Platz um an meinem Patienten zu arbeiten. Ich werde sie über das Floh-Netzwerk benachrichtigen, wenn ich mehr weiß.“ Harry schaute zu Hermine und sah die stillen Tränen, die an ihren Wangen herunterliefen. Er und Ron nickten sich bloß zu, bevor der Rotschopf auf sie zuging und sanft einen Arm um ihre Schulter legte, um sie fortzuführen. Hermine widersetzte sich zuerst, aber nach ein paar sanften und dringlichen Worten von Ron sah Harry, wie sie schließlich nickte. Zusammen verließen sie den Krankenflügel. Die Warterei in ihrem Gemeinschaftsraum war unerträglich lang. Hermine saß bloß in ihrem Sessel mit einem ungeöffneten Buch vor sich. Ihre Knie waren zu ihrem Kinn hochgezogen, als sie erwartungsvoll ins Feuer starrte. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Das brauchten sie nicht, denn es gab nichts zu sagen. Endlich erschien Madam Pomfreys Kopf im Feuer. Ihr Gesicht war errötet und sie sah so aus, als wäre sie in Eile. „Es ist schlimm“, erzählte sie ihnen. „Wenn wir heute Nacht kein Gegengift finden, glaube ich nicht, dass er überlebt.“ Und dann war sie schon wieder fort. Ein Schluchzer brach aus Hermine hervor, aber es fielen keine Tränen. Stattdessen stand sie einfach auf, setzte sich an den Tisch und öffnete ein Buch. Obwohl sie wussten, dass es wahrscheinlich hoffnungslos war, taten Harry und Ron es ihr gleich. Es ist nicht alles so, wie es scheint. Diese Worte verfolgten Harry. Er war sich inzwischen ziemlich sicher, dass Snape das gemeint hatte. Draco hatte sich nicht von dem Gift erholt, nein, es war nur der normale Verlauf – erst gibt es dem Opfer einen oder zwei Tage Pause bevor es sein Leben beendete. Es war schon ganz dunkel draußen und schon bald nachdem er auf die winzigen Buchstaben im Buch vor sich gestarrt hatte, fühlte Harry schleichende Kopfschmerzen kommen. Er rieb seine Stirn und schloss seine Augen, sich kaum bewusst, dass das Geräusch von umgeblätterten Seiten oder dem leisen Schnupfen in den Hintergrund gerieten. Bis er sich plötzlich in einem ganz anderen Zimmer wiederfand. Es war ein dunkler und feuchter Raum, mit nur einem Fenster in der Wand. Das einzige Licht kam von einem Kronleuchter an der Decke, doch dieses Licht war nicht genug um die Dunkelheit, die in den Ecken lungerte, zu vertreiben. Neben einem wackeligen Bett an einer Wand, einem hölzernen Tisch vor dem Fenster und einem dunkelgrünen Teppich auf dem Fußboden war das Zimmer leer. Es gab keine Wandteppiche oder Gemälde an den Steinmauern. Keiner würde freiwillig in diesem Zimmer leben und trotzdem war es nicht unbewohnt. Vor ihm kauerte eine blonde Frau, die zwei kleinere Bündel fest an ihre Brust drückte. Sie zitterte, aber als sie aufschaute, tat sie das mit aufsässig funkelnden blauen Augen. Harry erkannte sie sofort, obwohl ihr aschblondes Haar total verknotet und ihr Gesicht mit Schmutz und Tränen verdreckt war. Es war Clara, Snapes Frau. „Mum…,“ flüsterte eine leise Stimme und Harry lachte. Eines der kleinen heftig zitternden Bündel presste sich so stark gegen die Frau, als wollte es verschwinden. „Shh, Jocy… Es wird alles gut… Daddy wird kommen und uns retten…“ „Wirklich rührend, liebe Clara“, zischte Harry und hob seine Hand, in dessen blassen langen Fingern er seinen Zauberstab hielt. „Aber haben deine Eltern dir nicht beigebracht, dass man nicht lügt? Severus wird euch nicht retten. Er hat euch verraten.“ „Nein!“, schrie sie erbittert. „Severus würde mich nie verraten! Er liebt mich!” Harry schüttelte seinen Kopf mit einem amüsierten Grinsen auf seinem Gesicht. „Solche Treue… Es ist eine Schande, wirklich… Weißt du nicht, dass dieses erbärmliche Gefühl, dass du Liebe nennst, dir nur Schmerz bringen wird? Crucio!“ Die Frau schrie und im gleichen Moment konnte man ein weiteres Heulen hören, das vom zweiten Bündel kam. Es war das Baby, nur ein paar Monate alt. Das Mädchen in Claras anderem Arm wimmerte und rief leise nach ihrem Vater. Harry senkte seinen Zauberstab, um der Familie eine kurze Pause zu gönnen, bevor er einen weiteren Cruciatus aussprach, und die Schreie der Frau und das Weinen der Kinder genoss. Er lachte. „Harry, Kumpel! Wach auf!“ Harrys Kopf zuckte hoch, der Schmerz in seiner Narbe fast unerträglich. Er sprang von dem Stuhl auf, stolperte ein paar Schritte und griff blind nach etwas, um sich zu stützen. Als seine Hand endlich die Rückenlehne des nächsten Sessels ergriff, versuchte Harry tief durchzuatmen, indem er seine Augen geschlossen hielt und sich auf sein Okklumentik Schild konzentrierte. Bald klang das Pochen hinter seiner Stirn ab und er öffnete seine Augen wieder und wandte sich seinen Freunden mit einem zitternden und hoffentlich versichernden Lächeln zu. „Geht es dir gut?“, fragte Ron besorgt. „Geht schon“, keuchte Harry. Ja, es ging ihm gut, aber jemand anderem nicht. Während er hier in seinem gemütlichen Gemeinschaftsraum saß, wurden Clara und ihre Kinder gefoltert. Er musste etwas unternehmen! Er konnte sich nicht einfach zurücklehnen und nichts tun! Snapes Familie würde sterben! Ja, Harry war sich sicher, dass Voldemort sie umbringen würde. Er hatte das Zimmer unmittelbar vor seinem inneren Auge, er konnte sich alles vorstellen, was er brauchte um… Noch während er herumwirbelte, winkte er mit seiner Hand und öffnete damit die Tür zu seinem Schlafzimmer. Eine Sekunde später flog sein Donnerblitz in seine ausgestreckte Hand und er wandte sich seinen Freunden zu. „Harry?“, flüsterte Ron. „Ron, Hermine, bitte hört gut zu und stellt keine Fragen. Ich habe nicht viel Zeit“, sagte Harry aufs Dringlichste zu ihnen. „Ron, geh zu Dumbledore. Sag ihm, dass er zum Krankenflügel kommen soll und den Schutzzauber drumherum um 20, nein, 30 Prozent senken soll. Hermine, du holst Snape. Kommt auch zum Krankenflügel. Ich treffe euch dort.” „Harry! Was hast du vor?“, fragte Hermine schrill. Er warf seinen Freunden ein schiefes Grinsen zu. „Meinem Menschenrettungsding nachgeben.“ Mit einem weiteren Handwink brach das große Fenster in ihrem Gemeinschaftsraum auf und Harry stieg auf seinen Besen. „Beeilt euch!“, sagte er zu seinen Freunden, bevor er sich vom Boden abstieß und aus dem Fenster jagte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)