Harry Potter und die Unmöglichkeit von Zeitreisen von J-chan82 ================================================================================ Kapitel 37: Keine Ruhe für die Ruhelosen ---------------------------------------- Kapitel 37: Keine Ruhe für die Ruhelosen Die Tage nach Harrys Entdeckung in der Bibliothek, die letzten paar Tage des Halbjahres, vergingen wie im Flug, und viel zu früh war es soweit die Schüler zu beaufsichtigen, als sie den Hogwarts Express bestiegen um für die Sommerferien nach Hause zu fahren. Viele Schüler wünschten Harry und seinen Freunden schöne Ferien, was sie mit Lächeln erwiderten, und irgendwie konnte Harry nicht glauben, dass schon ein Schuljahr vergangen war, seit sie in der Zeit gelandet waren. Jeder fuhr nach Hause, sogar einige der Lehrer kehrten zu ihren Familien zurück, und eigentlich blieben nur sie im Schloss, zusammen mit denen, die innerhalb von Hogwarts Mauern Schutz suchten. Nach dem Quidditchspiel, später bei der Party und nachdem Dumbledore mit ihnen über Norton Lewthwaites Schicksal gesprochen hatte und Harry zum Raum der Wünsche gestürmt war, hatte der Schulleiter in der Großen Halle verkündet, dass der gesamte Unterricht bis zum Ende es Halbjahres, ausfallen würde – diese Ankündigung kam sehr zur Freude der Schüler. Das war sogar ein noch besseres Ende zu einem sehr guten Schuljahresende - das war sowohl die Meinung der Schüler wie auch der Lehrer. Nach diesen zwei anstrengenden Halbjahren waren besonders die vier Zeitreisenden mehr als bereit sich zu entspannen und nichts zu tun. außer den Trank zu brauen, der sie (hoffentlich) sicher nach Hause bringen würde, und sich über Voldemort zu sorgen, was sie, oder zumindest Harry, taten. Und nun hatte Harry genug Zeit über das kleine rote Buch, das er in der Bibliothek gefunden hatte, nachzudenken. Dasselbe kleine rote Buch, das er in seinen Schrankkoffer eingeschlossen hatte, weit entfernt von seinen Freunden, die davon nichts wissen durften, wenn er es nicht gerade in seinen eigenen Händen hielt. Er verbrachte Stunden damit, es wieder und wieder in den sicheren vier Wänden des Raum der Wünsche zu lesen, und nach irgendwelchen Informationen zu suchen, die ihm helfen könnten, Voldemort zu besiegen. Es half ein wenig, dass es gleichzeitig wirklich interessante Geschichte war. Harry war sich sicher, dass Hermine dieses Buch innerhalb einer Stunde verschlingen würde, wenn sie es jemals in ihre Hände bekam – etwas was Harry nicht zulassen würde. In diesem Buch hatte Godric Gryffindor nicht nur seinen letzten Kampf dargestellt, sondern auch alles, was auf diesen Kampf hingeführt hatte. Salazar Slytherins Abstieg in die Dunkelheit, wie Gryffindor mit Hilfe von uralten Texten, die bis zu Merlin zurückgingen, den Zauberschwur und das Ritual entwickelt hatte, das am Ende Slytherin besiegt und Gryffindors Leben beendet hatte, und natürlich eine detailliertere Beschreibung des letzten Kampfes. Nachdem Harry das Buch das erste Mal gelesen hatte, hatte er mehr als eine Stunde in Gedanken versunken verbracht um alles zu verarbeiten, was er gerade herausgefunden hatte. Eine Sache, die ihn überrascht hatte, war die enge Freundschaft zwischen Slytherin und Gryffindor – es war nicht nur eine normale Freundschaft, oder eine Bekanntschaft, wie er es immer erwartet hatte, nein, die beiden waren so eng verbunden gewesen wie Brüder. Sie waren zusammen in dem gleichen Dorf aufgewachsen, hatten sich praktisch seit der Geburt gekannt, und hatten dann später, bevor sie ihre magische Ausbildung begonnen hatten, einen Schwur der Freundschaft abgelegt und ihn mit Blut besiegelt. In der Muggelwelt ähnelte dieses Ritual der Blutsbruderschaft, aber in der magischen Welt war dieser Schwur sehr viel mächtiger. Harry hatte ein paar Nachforschungen über dieses Ritual betrieben und hatte sogar Hermine darüber ausgefragt (die ihn mit einem skeptischen Blick in ihren Augen angeschaut hatte, als er erklärt hatte, dass er irgendwo etwas darüber gelesen hatte und es interessant fand), und so hatte er herausgefunden, dass zwei Personen durch die Vermischung des Bluts praktisch zu Brüdern wurden. Eine Verbindung zwischen ihnen war durch das Ritual geformt worden, was sie noch näher zueinander brachte als eine einfache Freundschaft es jemals tun würde, und durch diese Verbindung hatten sie für sich gegenseitig eine Art sechster Sinn entwickelt. So hatte Gryffindor von der wachsenden Abhängigkeit seines Freundes von dunkler Magie erfahren, aber bevor er ihn zurückbringen konnte, war es schon zu spät gewesen. Gryffindor hätte seinen Freund mit dem Ritual retten können, wenn Slytherin nicht an den Wunden erlegen wäre, nur dass sich beide verändert hätten – Slytherin nichts weiter als ein Muggel, ohne auch nur die geringste Spur von Magie in seinem Körper, während Gryffindor die Bürde auf sich genommen hatte, all diese Magie in seinem Körper aufzunehmen. Aber ohne diese Verbindung wäre das ganze Ritual nicht möglich gewesen. Das war einer der Fakten, der Harry am meisten interessiert hatte, denn das erklärte, warum er der einzige war, der Voldemort töten könnte. Wenn er vom Inhalt der Prophezeiung vorher nicht überzeugt gewesen wäre, dann wäre er es definitiv jetzt gewesen. Nur mit einer Verbindung, die schon vor des Rituals zwischen den beiden Teilnehmern bestanden hatte, war es möglich während des Rituals die Magie der anderen Person in sich aufzunehmen. Für Godric Gryffindor und Salazar Slytherin war es der Schwur der Freundschaft, die Blutsbruderschaft. Für Harry und Voldemort war es die Verbindung, die durch die Fluchnarbe entstanden war. Das Ritual für Voldemorts Wiedergeburt hatte diese Verbindung nur gestärkt, weil sie seitdem nicht nur durch Magie miteinander verbunden waren, sondern auch durch Blut. Und um sicherzugehen, dass er bereit war, Voldemort ein für alle Mal zu töten – ob es nun der Voldemort aus dieser Zeit oder seiner eigenen Zeit, oder vielleicht sogar, mit Merlins Hilfe, beide – lernte Harry alles, was er für das Ritual brauchte, mit alten Wörterbüchern an seiner Seite, damit er die alten gälischen Wörter in dem Zauberschwur nicht falsch aussprach. Es schauderte ihm, wenn er nur an die katastrophalen Folgen dachte, die das Ritual haben könne, wenn er nur einen winzigen Fehler machte. Das einzige, was er noch für das Ritual brauchte, war Gryffindors Schwert, das in dieser Zeit noch niemand gefunden hatte soweit er es wusste. Harry nahm an, dass er bald mit Gryffindors altem Hut reden musste. Doch es gab eine Sache, die Harry Sorgen machte – es war das Opfer, das er bringen musste, wenn er Voldemort mit diesem Ritual besiegen wollte. Wenn Gryffindor der Verlockung der dunklen Magie nicht widerstehen konnte und sein Leben aufgeben musste, bevor sie ihn übermannen konnte, war Harry sich sicher, dass er nicht mal die leiseste Chance hatte. Godric Gryffindor war einer der größten Zauberer gewesen, der je existiert hatte, wie sollte also er, Harry Potter, etwas schaffen, was nicht einmal Gryffindor geschafft hatte. Das Beste wäre, so glaubte Harry, wenn er an Voldemorts Seite starb. Es wäre schnell, kein Leiden, weder für ihn noch für seine Freunde. Und er würde nicht über Selbstmord nachdenken müssen, denn, wenn er ganz ehrlich war, wollte Harry sehr gerne ein langes Leben verleben. Er wusste nicht, ob er jemals mutig genug wäre, sein eigenes Leben nach dem Kampf zu nehmen, wenn Voldemort tot war. Doch wenn er nicht als Folge des Rituals starb, wäre Selbstmord die einzige Möglichkeit den Aufstieg eines neuen Dunklen Lords zu vermeiden, ein Dunkler Lord im Körper des Jungen, der lebte. Noch ein Grund, weshalb seine Freunde nichts von dem Ritual wissen durften. Sie würden nur versuchen, ihn aufzuhalten. Natürlich, wenn er vorhatte beide Voldemorts in beiden Zeiten zu besiegen, so musste er den ersten Kampf überstehen und konnte dann sein Leben im zweiten Kampf verlieren. Es wäre wirklich das Beste, denn die dunkle Magie von beiden Voldemorts in seinem Körper zu haben war etwas, woran er noch nicht mal denken wollte. Und doch dachte Harry immer und immer wieder über all das nach, da jede einzelne Minute seiner Freizeit dem Buch gewidmet war, was es schwer machte, den Verdacht seiner Freunde abzulenken. Aber er hielt sie ruhig und davon ab Fragen zu stellen, indem er genug schlief und aß und jeden Tag etwas Zeit opferte, um sie mit ihnen und seinen Eltern zu verbringen. Harry hoffte, dass solange er das tat, sie nicht zu viele Fragen stellen würden. Er wollte sie wirklich nicht anlügen, aber er wollte auch nicht, dass sie davon erfuhren. Während seine Eltern von der Prophezeiung wussten, waren seine Freunde noch immer im Dunkeln. Und er wollte es so belassen – solange es möglich war. Neben seinem eigenen Zimmer war der Raum der Wünsche der einzige Ort, wo er seine ganze Zeit damit verbringen konnte zu lernen und zu trainieren ohne gestört zu werden. Doch es war während einer dieser langen Stunden, die er in diesem Raum verbrachte, als sein Kopf anfing von dem ganzen Lesen und Grübeln zu schmerzen und Harry beschloss in dem Raum einmal etwas anderes zu machen. Er wusste von den ganzen Zeiten, in denen er den Raum der Wünsche benutzt hatte, dass dieser Raum fast alle Wünsche der Personen, die dort drin waren, erfüllen konnten, aber er hatte nie das volle Potential des Raumes ausgetestet, etwas was längst fällig war, beschloss Harry mit einem Grinsen. So fing Harry an, jeden Tag etwas Zeit den Geheimnissen des Raumes zu widmen, und es war Ende Juli, als er seine größte Entdeckung machte. Er hatte über die Gefahr nachgedacht, dass Voldemort Hogwarts während des Schuljahres angreifen könnte, und wie es fast unmöglich sein würde, alle Schüler durch das Flohnetzwerk nach Hause zu bringen. Eine weitere Fluchtmöglichkeit wäre gut, hatte er gedacht und plötzlich öffnete sich ein Loch in einer der Wände. Neugierig trat Harry durch das Loch und fand sich in einem Tunnel wieder. Mit seinem beleuchteten Zauberstab war Harry dem engen Pfad gefolgt bis sich vor ihm ein weiteres Loch öffnete und er im Eberkopf stand, zu seiner großen Überraschung. Der überraschte Blick auf seinem Gesicht wurde von dem Barkeeper, Aberforth Dumbledore, wiedergespiegelt, dem Harry schnell seine Entdeckung erklärt hatte. Der etwas jüngere Bruder des Schulleiters hatte zugestimmt, dass die Schüler diesen Tunnel als Fluchtweg benutzen konnten, falls Hogwarts angegriffen werden sollte und er helfen würde, sie in Sicherheit zu bringen. Mit diesem Versprechen war Harry zum Raum der Wünsche zurückgekehrt, gerade rechtzeitig als Ron in den Raum kam, um Harry für die kleine Geburtstagsfeier abzuholen, die für ihn organisiert worden war. Wieder einmal hatte Harry ganz und gar seinen Geburtstag vergessen, aber es war ihm egal. In diesem Augenblick konnte Harry es nicht erwarten, seinen Freunden von der Entdeckung zu erzählen, da das etwas war, was sie und die anderen Lehrer wissen mussten. ~*~ Es war einige Tage nach seinem Geburtstag, als Harry wieder einmal über dem kleinen roten Buch grübelte, doch dieses Mal, um die Mittagszeit herum, wurde er von einem atemlosen Ron gestört, der ohne zu klopfen in sein Zimmer gestürmt kam. Instinktiv schloss Harry das Buch und versteckte es hinter sich, als er aufstand um sich Ron zuzuwenden. „Ron! Was ist los?“, fragte er, bereit für einen Kampf. „Es… es ist soweit…“, keuchte Ron. „Mum liegt in den Wehen.“ Harry fiel die Kinnlade herunter, als seine Augen zu dem Kalender an seiner Wand wanderten. War es wirklich schon der elfte? Die letzten paar Wochen waren so schnell vergangen und nun hatte er nicht nur seinen eigenen Geburtstag vergessen, sondern auch das. „Wo ist sie?“ „Mum ist im Krankenflügel und Dad ist bei ihr. Ich hab schon den anderen Bescheid gesagt… du bist der letzte… sie warten alle vor dem Krankenflügel. Pomfrey wollte niemand anderes reinlassen.“ „Dann lass uns los!“, sagte Harry, der zum ersten Mal ganz und gar das Buch vergaß, das seine Gedanken in den letzten Wochen nicht einmal verlassen hatte. Er konnte es nicht glauben. Es war wirklich soweit! In nur ein paar Stunden, vielleicht sogar Minuten, würde sie endlich geboren werden. Harry schluckte schwer, als er hoffte, dass er sie in seinen Armen halten könnte. Es wäre zu schön um wahr zu sein. Als sie bei den Türen zum Krankenflügel ankamen, sah Harry dass alle anderen schon da waren. Seine Eltern saßen neben Bill und Charlie und redeten leiste mit ihnen – wahrscheinlich um sie zu beruhigen – und Hermine, Draco und sogar Dumbledore und McGonagall saßen auf herbeigezauberten Stühlen. Harry fragte sich, wie sie alle so entspannt sein konnten. Die einzige Person, die wahrscheinlich genauso nervös wie er war, war Ron. Als Hermine sie sah, umarmte sie Harry kurz und warf ihm ein versicherndes Lächeln zu und zauberte noch zwei weitere Stühle für sie herbei, obwohl weder Harry noch Ron sich hinsetzten. Hermine informierte sie auch darüber, dass die jüngeren Weasley Kinder bei Clara in ihrem und Severus Zimmern waren, obwohl Harry diese Information für unwichtig hielt. Alles, was in diesem Moment wichtig war, war hinter den verschlossenen Türen zum Krankenflügel, und da er nicht wusste, was er sonst tun sollte, fing er an auf und abzugehen. Ron folgte kurzerhand seinem Beispiel. Man könnte fast glauben, dass sie die nervösen Väter waren, die auf gute Nachrichten warteten. Schließlich, nach ein paar Stunden, ließ Harry sich auf einen der Stühle fallen. Seine Füße fingen an wehzutun und wenn das leichte Zucken in Hermines Gesicht irgendein Zeichen war, dann wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen bis er und Ron sich versteinert vorfanden. Deshalb ergriff er Rons Arm und zog seinen Freund auf den Stuhl neben sich herunter. Ron klopfte zwar noch immer mit dem Fuß, aber es war immerhin schon eine Verbesserung. Harry, andererseits, wurde langsam viel zu nervös um etwas zu machen, außer sich immer wieder mit seiner Hand durch sein Haar zu fahren, als noch mehr Zeit verging. Weder Madam Pomfrey noch Arthur waren seit die lange Wartezeit vor dem Krankenflügel begonnen hatte, gesichtet worden, und auch die Türen waren noch nicht geöffnet worden. Außerdem schien Madam Pomfrey einen Schweigezauber auf die Türen gelegt zu haben, da sie auch kein Wort hören konnten. „Was dauert da so lange?“, grummelte Charlie leise, aber da es im Flur so still war, hörte natürlich jeder diese Frage. „Ich weiß nicht“, seufzte Bill. „Ron brauchte nicht so lange. Er wollte nur raus. Aber ich hab keine Ahnung, warum Lance sich nicht beeilt.“ Harry musste ein Kichern unterdrücken, als er einen kurzen Blick mit seinen Freunden wechselte. Seine Mutter bemerkte das und hob eine Augenbraue, doch Harry schüttelte bloß seinen Kopf. Seine Eltern hatten keine Ahnung von dem Geheimnis, das er und seine Freunde so erfolgreich seit Weihnachten geheim gehalten hatte, aber es war nur noch eine Frage von ein paar Stunden, vielleicht sogar Minuten, bis sie alle herausfanden, was sie verheimlicht hatten. Harry konnte es gar nicht erwarten, die überraschten Ausdrücke auf ihren Gesichtern zu sehen. Glücklicherweise mussten sie nicht mehr viel länger warten, als nur zehn Minuten später die Türen von einem aufgeregten Arthur Weasley aufgeschmissen wurden, als dieser herausgerannt kam. Er kam vor ihnen zum stehen und das Grinsen auf seinem Gesicht erhellte den ganzen Flur, als er verkündete: „Ich bin wieder ein Daddy! Ein Daddy von einem kleinen Mädchen!“ Normalerweise würden die Wartenden aufstehen und dem Vater gratulieren, aber dieses Mal starrten (fast) alle Arthur geschockt an. „Ein… Mädchen?“, fragte Bill verwirrt. „Aber es gab kein Mädchen mehr seit…“ „Sechs Generationen!“ rief Arthur aus. „Ich weiß… die kleine Ginevra ist das erste Weasley Mädchen in sieben Generationen! Doch niemand bewegte sich, bis Harry, seinen Kopf schüttelnd, auf Arthur zuging und fest die Hand des älteren Mannes schüttelte, nur um in eine starke Umarmung gezogen zu werden. „Du wusstest es, nicht wahr?“ „Natürlich“, antwortete Harry mit einem Grinsen. „Und glaub mir, Ginny wird zu einer großartigen jungen Frau heranwachsen. Einer sehr starken Frau.“ „Ginny, was?“, fragte Arthur mit einem Augenzwinkern, doch bevor Harry etwas sagen konnte, war Ron schon da, bereit seinem Vater zu gratulieren, gefolgt von Hermine und Draco. Und langsam erwachten auch die anderen aus ihrem Schockzustand und reihten sich hinter Draco ein. Nachdem alle Arthurs Hand geschüttelt oder ihn umarmt hatten, erschien Madam Pomfrey in der Tür und erlaubte ihnen Molly zu besuchen. Plötzlich fühlte sich Harry wieder nervös, als er und die anderen zu einem Bett in der Ecke des Krankenflügels gebracht wurden. Aber als er endlich an dem Bett stand, und auf eine erschöpft aussehende Molly und dem kleinen rosafarbenen Bündel in ihren Armen herunterschaute, war alle Nervosität verflogen. Lächelnd beglückwünschte er Molly zu der Geburt ihrer Tochter und beobachtete das kleine Mädchen, als die anderen ihr gratulierten. Es waren schon ein paar feine Strähne der roten Haare, die er so liebte, auf ihrem Kopf zu sehen, und er wusste dass, wenn sie ihre Augen öffnete, sie schokoladenbraun sein würden. Aber im Moment schlief sie, genauso erschöpft, wenn nicht noch erschöpfter, wie ihre Mutter – ihr waren die Besucher vollkommen egal. „Sie ist wunderschön“, hörte Harry sich murmeln, vollkommen von diesem kleinen Wesen, das in den Armen seiner Mutter lag, verzaubert. „Möchtest du sie halten?“, fragte Molly ihn. Harry blickte sie überrascht an, aber es war ein wissender Ausdruck auf ihrem Gesicht, und schließlich nickte er bloß. Arthur half ihr das kleine Mädchen in Harrys Arme zu heben und sobald er sie hielt, brach ein noch weiteres Lächeln auf Harrys Gesicht aus. Das war Ginny, und obwohl er schon so viele andere Kinder, die er als ältere Personen in ihrer eigenen Zeit kannte, getroffen hatte, war es schwer zu glauben, dass dieses kleine Mädchen einmal die Frau sein würde, die er mehr als alles andere liebte. „Hallo, Gin…“, murmelte er sanft. Er war so von ihr verzaubert, dass er nicht bemerkt hatte, wie sein Vater auf ihn zu gekommen war und sich über seine Schulter gelehnt hatte, bis er sprach: „Das ist sie also…“ „Wer?“, fragte Lily, als sie zu ihm Mann und Harry kam. Harry schaute auf und sah, wie sein Vater seiner Mutter zuzwinkerte. „Das mysteriöse Mädchen.“ Wärme stieg in Harrys Wangen auf und er wusste einfach, dass er im Moment große Ähnlichkeit mit einer Tomate hatte. War er wirklich so leicht zu durchschauen gewesen? Sein Vater würde ihn nun nie in Ruhe lassen! Genau in diesem Moment öffneten sich die Augen des kleinen Mädchens, und sie waren, genau wie Harry es bereits erwartet hatte, warm und braun, genauso wie die, an die er sich so gut erinnerte. Doch nur eine kurze Sekunde später waren ihre Augen wieder fest geschlossen und ein lautes Heulen erschreckte alle, die die friedliche Stille genossen hatten. Harry gab Ginny sofort wieder zu ihrer Mutter, da er keine Ahnung davon hatte, was er mit einem weinenden Baby anstellen sollte, und war erstaunt zu sehen, dass Ginny schnell wieder aufhörte zu schreien. Ein leises Schmunzeln zu seiner Linken brachte ihn dazu zu Ron zu schauen, der ihn neckte: „Sieht so aus, als ob sie dich nicht ausstehen kann.“ Harry verdrehte seine Augen, als er antwortete: „Jaah, genau… Würde gerne sehen, wie sie reagiert, wenn du sie in deinen Armen hältst.“ „Sie wird mich natürlich lieben“, verkündete Ron mit stolz geschwellter Brust. „Was immer du sagst, Ron, was immer du sagst…“ Er klopfte seinem Freund auf die Schulter, bevor er seinen Blick wieder Ginny zuwendete, dessen Augen wieder geschlossen waren. Molly fielen ebenfalls die Augen zu, deshalb sagte er: „Wir sollten ihnen in wenig Ruhe lassen. Sie hatten einen anstrengenden Tag.“ „Harry hatte Recht“, sagte Madam Pomfrey zu ihnen mit einer Stimme, die keinen Widerspruch zuließ. „Arthur kann natürlich bleiben… aber der Rest von euch muss gehen. Und esst etwas, um Merlins Willen. Ich kann doch nicht zulassen, dass ihr alle verhungert, nur weil ihr auf die Geburt der Kleinen gewartet habt.“ ~*~ Ginnys Geburt veränderte Harrys Routine ein wenig, als er sie am Ende von jedem Tag für eine Stunde oder etwas länger besuchte, wenn es Molly und Arthur passte. Aber während er etwas Zeit mit ihr verbrachte, begann er auch noch härter zu arbeiten. Harry war nun noch entschlossener als vorher diese Zeit von Voldemort zu befreien bevor sie sie verlassen würden, damit Ginny – und alle anderen Kinder natürlich – in Frieden aufwachsen konnten, ohne sich um einen Dunklen Lord sorgen zu müssen oder darum, ob sie ihren nächsten Geburtstag noch erlebten. Während er die Zauberformel nun kannte und alles was in dem Ritual getan werden musste verinnerlicht hatte, konzentrierte sich Harry nun noch mehr auf sein Training. Nichts von dem, was er in dem Buch gefunden hatte, würde ihm nutzen, wenn Voldemort ihn umbrachte, bevor er überhaupt die Chance hatte, das Ritual durchzuführen. Und er hatte im letzten Jahr nachgelassen, nicht so viel trainiert wie er es in ihrer Zeit gewohnt war, besonders da die gefährlichen Situationen hier nicht so häufig auftraten. Das letzte Mal, als er diesem Voldemort begegnet war, hatte er Glück gehabt, lebend entkommen zu können, und der Voldemort in seiner Zeit war noch mächtiger, deshalb musste Harry am Tag so viel trainieren, wie möglich, ohne seine Freunde zu vernachlässigen. Morgens laufen, gefolgt von einem harten körperlichen Training, und am Nachmittag übte er alte und neue Zaubersprüche. Es war fast die gleiche Routine wie im Aurortraining und Harry hoffte wirklich, dass er stark genug sein würde, wenn es soweit war, sich Voldemort zu stellen. Erst nachdem er mit alle dem fertig war, erlaubte er es sich, Ginny zu besuchen. Das war der Höhepunkt seines Tages und jeden Tag arbeitete er auf dieses Ziel hin, in dem Wissen, dass alles, was er tat, für sie und die anderen Leute aus dieser Zeit war. Es war erst ein paar Tage nach Ginnys Geburt, als Harry bemerkte, wie viel Zeit er wirklich übrig hatte. Draco, Hermine und Severus hatten sie zu einem Treffen in Dumbledores Büro bestellt, weil sie wichtige Neuigkeiten zu dem Zaubertrank hatten. „So, was ist los?“, fragte Ron schließlich, als alle, und das bedeute wirklich alle in Hogwarts, die von ihrem Status als Zeitreisenden wussten (sogar Narcissa Malfoy, obwohl sie Draco gegenüber noch immer Misstrauisch war, da sie ihnen noch nicht alles, was deren Herkunft aus der Zukunft betraf, glaubte) auf diversen Stühlen im Büro des Schulleiters Platz genommen hatten. Harry stimmte Rons Frage schweigend zu. Er wollte ebenfalls wissen, was los war. Hermine hatte ihnen nur gesagt, dass es um den Zaubertrank ging, aber sie hatte nicht gesagt, um was es genau ging. Harry befürchtete fast, dass etwas schiefgelaufen war, dass sie doch nicht zurückkehren konnten, deshalb war es verständlich, dass er nervös war. „Ronald hat eine sehr gute Frage gestellt“, stimmte Dumbledore mit funkelnden Augen zu. „Hermine, bitte erkläre uns, warum du, Draco und Severus dieses Treffen einberufen habt.“ Nickend sagte Hermine: „Wir haben Neuigkeiten zu dem Zeitreisetrank. Er befindet sich nun in seiner letzten Phase und unseren Berechnungen nach wird er um den 14. Oktober herum fertig sein.“ „Fertig?“, wollte Ron wissen. „Wie in, wir-können-nach-Hause-fertig?“ „Ganz genau, Weasley“, grinste Draco. „Doch da dann in etwa der Vollmond ist, müssen wir noch zwei Wochen warten. Der Neumond, und damit der Tag, an dem wir nach Hause zurückkehren können, ist an—“ „Halloween…“, bemerkte Harry plötzlich. Er erinnerte sich daran, irgendwo gelesen zu haben, dass seine Eltern in einer Neumondnacht getötet worden waren. Das konnte nicht wahr sein! Warum mussten sie ausgerechnet in dieser Nacht diese Zeit verlassen? Konnte der Trank nicht noch einen Monat warten, bevor sie aufbrachen?“ Harry musste seine letzte Frage laut gestellt haben, da Hermine ihn mit Mitgefühl in ihren Augen anschaute. „Es tut mir Leid, Harry… Wir könnten versuchen, den Trank einen Monat lang zu lagern, aber wir wollen es nicht riskieren. Wir haben keine Ahnung, wie er reagieren wird, wenn wir einen Frier-Zauber darauf anwenden.“ Harry zwang sich zu lächeln, als er antwortete: „Ich weiß, Hermine… und vielleicht ist es auch besser so. Ich meine, es ist ja nun nicht so, dass an Halloween irgendwas passieren wird.“ Er lachte nervös und sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Irgendwie, obwohl er bemerkt hatte, dass Zeit vergangen war, hatte er nicht realisiert, dass in etwas mehr als zwei Monaten Halloween war. Das Halloween, an dem, in seiner Zeit, Voldemort seine Eltern getötet hatte. Aber es gab keinen Grund, warum jetzt etwas passieren sollte. Seine Eltern wussten, was in seiner Zeit geschehen war, sie wussten, dass Wurmschwanz ein Todesser war, und wenn sie in Hogwarts blieben, dann müssten sie sich nicht einmal verstecken. Kein Fidelius-Zauber, kein Geheimniswahrer, keine Gefahr, dass sie verraten wurden. „Das sind wirklich gute Neuigkeiten, wenn ich das so sagen darf“, unterbrach Dumbledore die Stille nach einem kurzen Augenblick. „Aber ich glaube, ich muss meine Aufmerksamkeit jetzt auch auf andere Dinge richten.“ „Du brauchst neue Lehrkräfte für unsere Fächer“, sagte Harry und grinste dann ironisch. „Ich meine, ich hätte es erwarten sollen. Immerhin ist der Verteidigungsposten wirklich verflucht.“ Ein Schmunzeln ging durch den Raum, bevor Hermine murmelte: „Es tut mir Leid, Albus. Es ist wirklich sehr kurzfristig, da die Schule in zwei Wochen wieder anfängt, aber der Prozess die letzte Phase zu erreichen war sehr kritisch, und wir wollten nichts sagen bis wir sicher waren, dass der Trank erfolgreich gebraut war. Von nun an kann nicht mehr viel schiefgehen.“ „Und das ist wirklich gut zu hören. Aber um eure Sorgen zu besänftigen, ich habe schon einige Leute im Kopf, die eure Posten füllen können. Ich werde mich heute noch mit ihnen in Verbindung setzen und sie bitten, sich unserem Kollegium anzuschließen. Deshalb gibt es keinen Grund dafür, sich zu entschuldigen. In der Tat, es wäre gut, wenn ihr ihnen in den ersten Wochen assistieren könntet, damit sie genug Zeit haben, sich in Hogwarts einzuleben und sich an das Unterrichten zu gewöhnen.“ „Natürlich“, antwortete Hermine und sprach damit für sie alle. „Es wäre uns eine Freude.“ Sie redeten noch etwas länger darüber, was sie jetzt tun würden, aber Harry hörte nicht wirklich zu. Er blickte wiederholt zu seinen Eltern, aber ihre Gesichter zeigten keine Sorge. Vielleicht gab es wirklich nichts, um das man sich Sorgen machen müsste, und er war nur paranoid. Aber einer Sache war er sich nun sicher – er hatte nur noch etwa neun Wochen um sich Voldemort zu stellen und ihn zu besiegen. Harrys Blick wanderte zum Sprechenden Hut, der auf einem Regal saß, und fragte sich wie und wann er es schaffen würde, sich in dieses Büro zu schleichen und den Hut nach Gryffindors Schwert zu fragen. Und wenn er erst einmal das Schwert hatte, musste er nur noch herausfinden, wo Voldemort sich versteckte, damit er diese Sache ein für alle Mal beenden konnte. ~*~ „So, Mine“, sagte Ron, als die vier Zeitreisenden und ihre Familien (außer Narcissa, die sich wieder auf ihr Zimmer zurückgezogen hatte) eine halbe Stunde später auf dem Weg zurück zu ihrem Gemeinschaftsraum waren. „Was war die andere Sache, die du uns erzählen wolltest?“ Die andere Sache? Harry war verwirrt. Hatte er etwas verpasst? Ein Kichern, das Hermine gar nicht ähnlich sah, entkam ihren Lippen, als sie sie schalkhaft ansah. „Ich werde es euch zeigen, wenn wir im Gemeinschaftsraum sind… Was ich euch zeigen will, ist in meinem Zimmer.“ Sie ergriff Dracos Hand, der auf sie herunter grinste, und irgendwie hatte Harry das Gefühl, dass Draco über das Bescheid wusste, was Hermine ihnen erzählen, oder besser zeigen wollte. Glücklicherweise dauerte es nur noch ein paar Minuten bis sie alle im Gemeinschaftsraum versammelt waren und Hermine in ihrem Zimmer verschwunden war. Sie kam nicht einmal eine Minute später zurück und hielt ein Marmeladenglass in ihren Händen. Irgendwie kam Harry dieses Situation ein wenig bekannt vor, obwohl er in dem Augenblick nicht wusste, woher. Erst als Hermine ein paar Schritte von ihnen entfernt zum Stehen kam, konnte er sehen, wie sich etwas Kleines in dem Glass bewegte. Seine Augen weiteten sich: „Du hast nicht…“ Rons Augen hatten sich ebenfalls geweitet, als der Rotschopf nur murmelte: „Ja das hat sie… Verdammte Scheiße!“ „Was ist los?“, fragte James. „Es ist doch nur ein Käfer, oder?“ Er ging zu Hermine und warf einen genaueren Blick auf den Käfer im Glas. „Ein Käfer mit ein paar merkwürdigen Zeichen um seine Augen herum.“ „Das ist nicht nur ein Käfer“, keuchte Harry fast. „Das ist Rita Skeeter.“ „Öhm, wer?“ „Rita Montgomery“, erklärte Hermine James. „Skeeter ist ihr Mädchenname. Ich habe über sie etwas nachgeforscht. Sie war mit Richard Montgomery verheiratet. Er ist vor einem Jahr gestorben.“ „R. Montgomery!“, rief Ron aus und schlug sich gegen die Stirn. „Natürlich.“ Harry bemerkte, dass Hermine auf ihre Wortwahl achtete. Er nahm an, dass Hermine Nachforschungen betrieben hatten, als sie es das erste Mal mit Rita zu tun gehabt hatten, und so hatte sie schließlich festgestellt, dass Rita Skeeter und R. Montgomery ein und dieselbe Person waren, als sie endlich die Verbindung zwischen dem Namen unter den Artikeln und dem Namen, den sie in ihren Nachforschungen gelesen hatte, hergestellt hatte. „Dann ist sie also ein Animagus“, realisierte Lily. „Daher wusste sie all diese Dinge.“ „Genau“, nickte Hermine. „Und wenn ich sie freilasse, weiß sie, dass ich ihr Geheimnis kenne…“ „Und das wird sie davon abhalten, noch mehr von diesen schrecklichen Artikeln zu schreiben…“, grinste James. „Brillant! Ich könnte dich küssen, Hermine. Du bist mein Held!” „Hey“, protestierte Draco mit einem Grinsen, als er einen Arm um Hermines Taille legte und sie näher an sich heranzog. „Das ist mein Mädchen.“ „Und wie ich gesagt habe, ist sie wirklich brillant!“ Und dann, bevor irgendjemand reagieren könnte, sprang James vorwärts und gab Hermine einen nassen Kuss auf die Wange. Ron war der erste, der in Gelächter ausbrach, aber die anderen folgten schnell, sogar Harry, der schon seit Wochen nicht mehr so gelacht hatte. Und zum ersten Mal an diesem Tag, seit dem Treffen in Dumbledores Büro, bemerkte Harry wirklich, warum seine Freunde so glücklich waren. Sie würden wirklich nach Hause gehen. Nur hatte Harry noch eine kleine Sache vor, bevor er diese Zeit verlassen konnte, und das wäre einen Dunklen Lord umzubringen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)