Mae Mellon von yamina-chan ================================================================================ Kapitel 4: Drei Sprachen - Zwei Völker -------------------------------------- Nachdem Legolas das Haupttor durchschritten hatte, fand er sich in einer großen Höhle wieder. In ihr war die Zwergenstadt errichtet worden. Mehrere Häuser, Schmieden, Werkstätten, Gaststuben und Marktstände waren aufgebaut. Bei Tage herrschte hier ein unglaubliches Gewimmel, doch zu dieser späten Stunde waren nahezu alle Lichter gelöscht. An den Seitenwänden erblickte Legolas mehrere Gänge, die offenbar tiefer in den Berg führten. Und am anderen Ende, direkt gegenüber des Einganstores erhob sich ein großes Bauwerk, das, wie Gimli Legolas erklärte, die Palastanlagen des Königs unter dem Berg waren. Der Elb folgte seinem Freund durch mehrere Straßen, bis dieser mit einem mal unvermittelt stehen blieb. „So, das ist mein Haus!“ Gimli wies mit beiden Händen stolz auf ein Gebäude, dessen Wände, wie bei allen andern Häusern hier, komplett aus Stein waren. Es war nicht größer als die anderen, hatte offenbar genau wie sie ein zweites Stockwerk, und unterschied sich auch sonst kaum von den Behausungen der anderen Zwerge. „Ich habe so gut wie alles alleine gebaut. Nur mein Vater und zwei meiner Freunde haben mir hier und da ein wenig geholfen. Die einzigartige Umfassung der Tür ist uns besonders gelungen. Und die Mauern haben wir so lange bearbeitet, bis sie glatter waren, als die von irgend einem Anderen Haus. Und hier, der wunderbare Farbton, den es hat. Was sagst du?“ „Es… sieht stabil aus“, erwiderte Legolas, nicht sicher, wie er seinem Freund erklären sollte, das der einzige Unterschied für ihn in der Tatsache lag, das Gimlis Tür in einem dunklen Blau gestrichen war, wohingegen die anderen Türen fast alle unbemalt waren. „Oh ja, das ist es! Und jetzt komm rein, ich möchte dir zeigen, wie es drinnen aussieht, und dann müssen wir noch ein Plätzchen für dich finden.“ Legolas überlegte, wie viel Staub sich während Gimlis langer Abwesenheit wohl gesammelt hatte, doch zu seiner Verwunderung war die Wohnung sauber und wohnlich. Im Gegensatz zu dem kalten Grau, das in der großen Haupthalle überwog, waren die Wände hier im Wohnraum mit dunkelrotem Stoff behängt. Tische, Regale, Stühle und nahezu sämtliches Mobiliar war aus einem hellen, beinahe weißem Holz gefertigt. Bilder hingen an den Wänden, und Werkzeuge lagen ordentlich sortiert auf einer Bank. Die Türen zu den anliegenden Räumen waren ebenfalls aus dem hellen Holz gefertigt, und ihre Scharniere waren aus einem Metall, das glänzte, als wäre es erst vor wenigen Augenblicken poliert worden. An der gegenüber liegenden Wand befand sich ein Kamin, was Legolas wunderte, da er sich nicht erinnern konnte, einen Schornstein oder etwas ähnliches gesehen zu haben. Nichts deutete darauf hin, das hier lange Niemand mehr gewohnt hatte. „Schön hast du es hier, mein Freund“, sagte der Elb, nachdem er sich umgesehen hatte. „Nicht wahr? Ich bin froh, nicht länger bei meinem Vater zu leben, und mein eigenes, kleines Reich zu haben.“ Legolas Schmunzelte ob des Wortes klein. Denn natürlich war alles auf Zwergengröße gehalten. Schon das eintreten durch die für Legolas sehr niedrige Tür hatte ihm deutlich gemacht, das er für dessen Wohnung wohl etwas zu groß war. Gimli unterdessen redete munter weiter. „Hinter dieser Tür befinden sich Küche und Vorratskammer. Die müsste allerdings leer sein, ich kann dir heute Abend also leider noch nichts aus meinem Haus anbieten. Und hinter dieser Tür kommt man zum oberen Stockwerk. Dort sind mein Schlafzimmer und ein Gästezimmer. Das werden wir wohl für dich herrichten. Und morgen zeige ich dir dann meine Heimat.“ „Einverstanden. Aber sag, werde ich mich denn in dem Zimmer aufhalten können?“ „Wieso solltest du das nicht können?“ Als Gimli jedoch sah, das Legolas gerade eben aufrecht stehen konnte, verstand er die Frage seines Freundes. „Nun, der Herr Elb wollte ja unbedingt mitkommen. Aber keine Sorge, das Zimmer müsste groß genug sein.“ „Wenn du das sagst…“ „Glaubst du mir etwa nicht? Überzeuge dich doch selbst. Ich werde dir das Zimmer einfach zeigen. Na los, hier lang!“ * * * * * * * „Warum hast du es denn nur so eilig, Gimli?“ Legolas wurde von seinem Freund am Ärmel mitgezogen, der ihn mit raschen Schritten durch ein Gewirr von Häusern führte. „Was für eine Frage, Legolas, ich habe meinen Vater lange nicht gesehen, und ich freue mich sehr, das ich dazu nun endlich wieder in der Lage bin.“ „Warum hast du ihn dann nicht gleich Gestern, bei unserer Ankunft begrüßt?“ „So spät, wie wir hier eingetroffen sind? Er ist immerhin auch nicht mehr der Jüngste und hat sicher bereits geschlafen.“ Legolas hob fragend eine Augenbraue. „Und du meinst, jetzt, in den frühen Morgenstunden tut er dies nicht? Die Sonne ist erst vor kurzem aufgegangen.“ „Mein Vater gehörte schon immer zu denjenigen, die als erstes auf den Beinen waren!“, erwiderte Gimli, und zog seinen Freund erneut um eine Häuserecke. „Wenn du meinst. Aber Gimli, du brauchst mich nicht die ganze Zeit über festhalten, ich werde dich schon nicht aus den Augen verlieren.“ „Wenn ich das nicht mache, trödelst du nur unnötig. Komm schon, beeil dich!“ „Hältst du es eigentlich wirklich für eine gute Idee, das ich mitkomme? Ihr werdet sicher viel zu erzählen haben, ich möchte nicht stören.“ „Jetzt rede nicht solchen Unsinn, sondern beeile dich lieber.“ Legolas gab es auf. Er musste wohl damit leben, von seinem Freund mitgezerrt werden, wie ein kleines Kind, das man an die Hand nahm, um es nicht zu verlieren. Doch endlich schienen sie ihr Ziel erreicht zu haben, als sie vor einem großen Haus mit unzähligen Verzierungen stehen blieben. „Das ist es: Das ist das Haus, das mein Vater nach seiner Ankunft am Erebor gebaut hat.“ Gimli klopfte, dann öffnete er die Tür und trat ein, wobei er Legolas weiterhin am Ärmel festhielt. „Vater? Bist du zuhause?“ Ein poltern war zu hören, das eindeutig aus dem oberen Stockwerk kam. Dann hörten sie gedämpftes Fluchen. Schritte eilten eine ihren Blicken verborgene Treppe herab. Und dann stürmte Glóin, Sohn von Gróin, barfuss in das Zimmer und direkt auf seinen Sohn zu. „Gimli, du vermaledeiter Rumtreiber! Kommst du auch endlich mal nach Hause?“ Der Zwerg gab seinem Sohn eine heftige Kopfnuss und zog ihn anschließend in eine herzliche Umarmung. „Du hast mir gefehlt, mein Junge! Gehst auf Abenteuer und meldest dich nicht, bis du heil nach Hause kommst! Aber was beschwer ich mich? Ich war ja auch nicht besser! Bist du gerade angekommen?“ „Wir sind gestern Abend sehr spät eingetroffen, Vater. Und gleich nach dem Aufstehen sind wir zu dir gegangen.“ „Was? Schon gestern Abend? Und du kommst erst heute Morgen?“ Gimli erhielt eine weitere Kopfnuss von seinem Vater, diese jedoch eher angedeutet. „Hättest du doch gleich vorbeigeschaut! Lässt du mich doch tatsächlich eine Nacht unnötig in Sorge um dich verbringen! Und wen hast du mitgebracht?“ Glóins Blick wanderte an Gimli vorbei und fiel auf Legolas, der noch immer in der Tür stand. Der Elb neigte den Kopf und lächelte, doch der Ausdruck in Glóins Gesicht war ihm nicht entgangen. ’Warum ausgerechnet er?’, schien er zu fragen. Legolas konnte es ihm nicht verübeln. Glóin hatte immerhin einige Zeit in den Verliesen seines Vaters zugebracht. „Nun, Gimli, und“ Glóin sah zu dem Begleiter seines Sohnes, „Herr Legolas, setzt euch, und erzählt doch ein bisschen. Nur wenige Geschichten aus dem Ringkrieg sind zu uns vorgedrungen. Ich bin gespannt, was du Rumtreiber so erlebt hast.“ Etwas leiser, und in Khuzdul fuhr er fort: „Und wie es kommt, das du ausgerechnet mit DIESEM Mitglied der Ringgemeinschaft hier auftauchst.“ Also erzählten Legolas und Gimli Glóin von ihrer Reise und allem, was sie erlebt hatten, wenngleich es dieses Mal hauptsächlich Gimli war, der redete. Und noch einen unterschied zu dem Bericht, den Legolas beim Bankett gegeben hatte gab es: Hatte Legolas meist sachlich und ruhig erzählt, machte Gimli das ganze nun zu einer Geschichte, die er dramatisch und so gut nur er konnte erzählte. Und es war eine lange Geschichte, die viel Zeit in Anspruch nahm, bis sie zu Ende war. Glóin hörte ihnen gespannt zu. Hin und wieder verriet ein Funkeln in seinen Augen, das er selbst gerne dabei gewesen wäre. Als Gimli irgendwann nichts mehr zu erzählen hatte, und auch Legolas nichts mehr ergänzen konnte, saß der in die Jahre gekommene Zwerg eine Weile still da und schwelgte in Erinnerungen, bis Gimlis Magen die Stille mit einem unerwarteten knurren störte. „Mir scheint, mein mutiger Sohn, der sich bis heute Zeit gelassen hat hier wieder aufzukreuzen, war heute früh so in eile, das er nicht einmal gefrühstückt hat!“, lachte Glóin. „Das geht ja nun wirklich nicht! Ich bin dafür, das wir dem Abhilfe schaffen und etwas essen gehen. Ihr seid natürlich ebenfalls eingeladen, Herr Legolas.“ * * * * * * * Glóin führte Legolas und Gimli zu einer der Gaststuben die um diese Zeit zwar nicht so voll wie Abends, aber dennoch gut besucht war. Die anwesenden Zwerge bekamen große Augen, als hinter Glóin erst sein Sohn Gimli eintrat, und dann ein Elb! Augenblicklich verstummten alle Gespräche. „So viel kann ich doch noch gar nicht getrunken haben. Es war doch erst ein Krug", hörte man einen der Zwerge murmeln, während er sich die Augen rieb. Glóin schritt zu dem offensichtlich konfusen Wirt und bestellte ein ausgiebiges Mahl für drei Personen, während Legolas Gimli zu einem Tisch am Rande des Raumes zog. Beide fühlten sich unter den unverhohlenen Blicken der Anwesenden ein wenig unwohl und hofften, ihre Mahlzeit einigermaßen in Ruhe einnehmen zu können. „Nun, mein lieber Legolas, mir scheint, das du nun endlich doch einmal in den Genuss von zwergischer Kost kommst“, sagte Gimli, wegen der unnatürlichen Stille im Raum etwas leise, zu seinem Gefährten. Dieser nickte nur stumm, wegen der eigentümlichen Atmosphäre ebenfalls etwas befangen. Als Glóin sich zu ihnen an den Tisch setzte, begann er munter zu erzählen. Ihm schien die Aufmerksamkeit aller anderen Gäste nichts auszumachen. Und als ihnen die von Glóin bestellten Speisen gebracht wurden, waren auch Legolas und Gimli wieder etwas aufgetaut. Nach und nach setzten die Gespräche in der Gaststube wieder ein und die fröhliche Stimmung kehrte zurück. Bald schon hörte man wieder Lachen und Bestellungen, sowie etwas Musik, auch wenn dann und wann einer der Gäste einen Blick zu dem Tisch ganz am Rande des Raumes warf. Gimli genoss es, wieder unter Zwergen zu sein und unterhielt sich beim Essen ausgelassen mit seinem Vater, bis Legolas mit einem mal heftig zu husten begann. Offenbar hatte er sich verschluckt. Gimli reichte seinem Freund einen Becher Wasser, den dieser in einem raschen Zug austrank. „Geht’s wieder?“, erkundigte er sich besorgt, während Legolas sich einen weiteren Becher Wasser einschenkte. „Du hättest mich vorwarnen sollen, Gimli“, brachte der Elb, noch immer leicht hustend hervor. „Warnen? Wovor?“ „Davor!“ Legolas wies anklagend auf die Speise vor ihm. „Ich wusste, das ihr Zwerge viele Gewürze für euer Essen verwendet und es sehr scharf ist, aber nicht, das es SO scharf ist!“ Gimli und Glóin brachen in ein herzhaftes Gelächter aus. Nachdem dieses verebbt war, legte Gimli seinem Freund eine Hand auf die Schulter. „Willst du mir sagen, du verträgst unser Essen nicht? Legolas, Legolas… Wer hätte gedacht, das ein beherrschter Elb wie du vor einigen Gewürzen kapituliert? Wenn ich gewusst hätte, das du kräftig gewürztes Essen nicht magst, hätte ich meinen Vater gebeten, etwas milderes für dich zu bestellen.“ „Natürlich mag ich auch scharfe Speisen. Aber die anderen Sachen waren nicht so stark gewürzt, wie diese hier. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich nicht so ein großes Stück auf einmal in den Mund genommen. Da hättest auch du zu Husten angefangen, Herr Zwerg!“ „Warst wohl etwas zu gierig, was? Erinnere dich daran, was Baumbart immer gesagt hat: Nicht so hastig.“ „Ich war nicht hastig, aber das Essen ist gut, so das ich die Vorsicht vor den Gewürzen verloren habe.“ Der Zwerg, welchem die Gaststube gehörte, war gerade am Nachbartisch, um eine Bestellung abzuliefern, als er Legolas' Ausspruch hörte. „Heißt das, euch schmeckt das Essen?“, fragte er verblüfft. Legolas sah ihn an und nickte dann bestätigend. „Natürlich. Ich finde es ausgezeichnet! –Sofern man nicht zu viel auf einmal erwischt, so wie ich gerade.“ Der Zwerg strahlte, wenn auch etwas überrascht. Wo bitte gab es denn Elben, die offen zugaben, das ihnen etwas schmeckte, das ein Zwerg gekocht hatte? Wieso aß dieser Elb überhaupt etwas, das ein Zwerg gekocht hatte? Und sein Strahlen wurde noch größer, als Legolas ihn um eine zweite Portion des Gerichtes bat. Während der Zwerg eilig die Bestellung holte, trat ein breites Grinsen auf Gimlis Gesicht. „Erst nimmst du zu viel auf einmal, dann bestellst du dir Nachschlag, obwohl du bereits einiges gegessen hast… Mein lieber Legolas, mir scheint, du hast zu viel Zeit mit den Hobbits verbracht. Offenbar haben ihre Essgewohnheiten ein wenig auf dich abgefärbt“, sagte er, was Legolas leicht erröten lies. „Ich für meinen Teil glaube, das eher die Gesellschaft eines Gewissen Zwerges dazu beitrug, als die Gesellschaft der Hobbits“, war seine beschämte Antwort. Glóin lachte. „Der berühmte Hobbit-Appetit, was? Ja, der kann ansteckend sein, ich spreche da aus Erfahrung. Aber lass dir das Essen nicht durch Sticheleien verderben, wenn es dir schmeckt. Ein guter Appetit hat noch keinem geschadet! Und an euch Elben ist so wenig dran, da tut es dir vielleicht ganz gut, mal etwas richtig kräftiges zu Essen!“ Legolas nickt erfreut, doch Gimli dachte noch gar nicht daran, schon aufzuhören und fügte dem Satz seines Vaters noch etwas hinzu. „Wenig dran, ja. Vor allem an einer bestimmten Stelle. Wer weis, vielleicht können unsere Gerichte das ja wirklich ändern? Ein paar weitere Haare wären nicht schlecht.“ Dabei stütze er sich auffällig auf sein Kinn. Zuerst verstand Legolas die Anspielung nicht. Seine Haare waren doch lang genug, das konnte Gimli also nicht meinen. Doch dann, als ihm klar wurde, wovon sein Freund sprach, sah er mit schreckgeweiteten Augen in die seines Freundes. Gimli sprach von einem Bart! Legolas stellte sich vor, wie er mit einem Bart aussähe, und schüttelte sich entschieden. Die Vorstellung gefiel ihm überhaupt nicht. „Nein danke! So viel Elb steckt noch immer in mir, das ich darauf gut verzichten kann Gimli!“ Der Angesprochene hatte sich seinen Vorschlag wohl eben selbst vorgestellt und begann von neuem zu lachen. Glóin schaute zwischen seinem Sohn und dem Elb hin und her. Irgendwie schien er etwas verpasst zu haben. Die gute Laune seines Sohnes und die leicht entsetzte Miene des Elben konnte er nicht wirklich nachvollziehen. Als er seinen Sohn darauf ansprach, wurde dessen Heiterkeit noch schlimmer. Zu einer vernünftigen Antwort war er nicht fähig. „Legolas…mit Bart…!“ brachte er zwischen einigen Lachsalven hervor. Glóin überlegte einen Moment, sah noch einmal zu Legolas –und begann dann noch lauter als sein Sohn zu lachen. Ebenso die Zwerge am Nachbartisch, die längst ihre eigene Unterhaltung eingestellt, und dem Gespräch zwischen Gimli und Legolas zugehört hatten. „Vorsicht, man sollte einen Elben lieber nicht reizen", meinte Legolas kühl, doch das Funkeln in seinen Augen verriet, das auch bei ihm mittlerweile die Heiterkeit überwog. Es war auch schwer, ernst zu bleiben, angesichts der beiden Zwerge an seinem Tisch, die sicherlich schon Seitenstiche vom Lachen haben mussten. Und während Legolas sich bemühte, einigermaßen ernst zu bleiben, kam ihm eine Idee. „Wenn wir gerade über äußerliche Veränderungen reden Gimli, du würdest ohne die ganzen Haare in deinem Gesicht sicherlich auch gut aussehen.“ Alarmiert sah der Zwerg auf. „Ohne meinen Bart? Aber der ist doch mein ganzer Stolz! Wie sähe denn bitteschön ein Zwerg ohne Bart aus?“ „Etwa genauso wie ein Elb mit Bart.“ Einen kurzen Augenblick hielten die nahe Anwesenden in ihrem Lachen inne, um sich Gimli ohne Bart vorzustellen, nur um dann erneut in Gelächter auszubrechen, in das auch Legolas und Gimli einstimmten. Als der Wirt ein paar Minuten später mit Legolas’ Bestellung zurückkam, hatte dieser sich bereits wieder beruhigt und dankte ihm höflich, wohingegen Gimli und Glóin noch immer leise glucksend damit beschäftigt waren, die Lachtränen aus ihren Augen zu wischen. * * * * * * * Die Nachricht, das Gimli Glóinsohn aus dem Ringkrieg zurück gekehrt war, noch dazu in Begleitung eines Elben, hatte sich in Windeseile herumgesprochen. Schon bald gab es im ganzen Erebor nicht einen Zwerg, der die Neuigkeiten nicht gehört hätte. Nach dem Essen verabschiedete sich Glóin vorerst von ihnen, da er die Arbeit in einem der Stollen zu überwachen hatte. Den Rest des Tages war Gimli damit beschäftigt, Legolas die Stadt der Zwerge zu zeigen. Jedes Gebäude, bei dem Gimli mitgeholfen hatte, jede Schmiede, in der kunstvolle oder praktische Dinge hergestellt wurden, den Eingang zu jedem Stollen, mit einer Beschreibung, wohin er führte… Legolas hörte ihm geduldig zu und besah sich interessiert alles, was sein Freund ihm zeigte. Doch noch etwas sah er: Das Misstrauen und die Verachtung in den Augen der Zwerge, die ihnen begegneten. Sie alle wichen ihnen aus, sobald sie Legolas sahen und wann immer sie an einer Werkstatt vorbeikamen, unterbrachen die Zwerge ihr tun. Sie benahmen sich stets so, als wollten sie etwas verbergen. Und als Gimli einmal für einen Moment allein lies, weil er eben in einem der Stollen einen befreundeten Zwerg erblickt hatte, konnte Legolas hören, wie einige der Zwerge aus der Nähe sich leise in ihrer Sprache unterhielten, während sie den Elben beobachteten. Er verstand nicht ein Wort von dem, was sie sagten, dennoch wusste er, worüber sie Redeten. Er hörte es am Ton ihrer Stimmen, und er sah es in der Art, wie sie sofort verstummten, sobald er sich leicht in ihre Richtung drehte. Je länger er mit Gimli durch die Hallen wanderte, desto schweigsamer wurde Legolas. Gimli entging dies nicht. Er nahm an, das sein Freund sich im Berg ein wenig eingeschlossen fühlte, sich aber nicht traute, es zuzugeben. Daher steuerte er als nächstes den Weg zu dem außen gelegenen Vorsprung an, von dem aus man die Landschaft um den Erebor im Blick hatte. Legolas genoss es, den Wind zu spüren, doch noch immer sagte er nichts. Also begann Gimli ein Gespräch. „Nun, Legolas, wenn es dir zu eng wird, kannst du jederzeit hier her kommen. Mich stört es nicht, wenn du dich unter Tage nicht wohl fühlst. Ich bin deswegen nicht beleidigt.“ „Ich werde hier gewiss nicht zum letzten mal stehen, Gimli, aber es macht mir auch nichts, einige Stunden innerhalb des Berges zu verbringen.“ „Dann warst du nicht deswegen so wortkarg?“ „Wortkarg?“ Nun sah Legolas doch zu seinem Freund. „Gimli, du kennst mich nun schon eine ganze Weile, und dir ist nicht aufgefallen, das ich selten viel rede?“ „Das schon, aber zwischen »Wenig Worten« und »Keinen Worten« liegt ein Unterschied.“ „Selbst wenn dem so wäre, und ich schweigsamer als sonst bin. Was würdest du daraus schlussfolgern?“ „Das dich etwas bedrückt.“ „Da sorgst dich unnötig, mir geht es gut.“ „Hör auf, dich zu verstellen, ich seh es dir doch an den Ohrenspitzen an, das du etwas hast. Ist es wegen deinem Vater?“ „Nein Gimli.“ „Wegen meinem?“ „Nein, es ist nicht wegen deinem Vater.“ „Aha! Du gibst zumindest schon mal zu, das etwas nicht in Ordnung ist!“ „Ich… Das habe ich nicht gesagt.“ „Aber gemeint.“ Legolas setzte zu einer Erwiderung an, aber schüttelte dann nur lächelnd den Kopf. „Fürwahr, du kennst mich wirklich zu gut, Gimli Glóinsohn.“ „Nachdem wir das geklärt haben, wärst du endlich so freundlich mir zu sagen, was dich bedrückt?“ „Es… es ist die Art, wie dein Volk sich benimmt. Mir gegenüber, meine ich. Sie weichen uns aus, sobald wir in ihre Nähe kommen. Und dann diese Heimlichtuerei! Als wenn sie befürchteten, ich sei ein Spion, oder etwas derartiges. Ich habe nicht erwartet, das man mich mit offenen Armen empfängt, dafür sitzt die Fehde zwischen unseren Völkern zu tief, aber ich hatte gehofft, das es zumindest eine Chance gibt, mit einigen aus deinem Volke zu reden, damit sie ihr Urteil vielleicht überdenken, so wie wir beide. Doch dieses Verhalten schmerzt mich. Mehr noch, als ein offener Zwist es tun würde. Und solange man mir aus dem Weg geht, kann ich auch nichts tun, dies zu ändern.“ „Vielleicht hast du bald Gelegenheit dazu…“, erwiderte Gimli, während er seinen Freund nachdenklich ansah. Ihm war nicht aufgefallen, das die Anderen Zwerge ihnen aus dem Weg gingen. Konnte es sein, das Legolas sich irrte? Oder hatte er es selbst einfach nicht bemerkt? Andererseits, wenn er darüber nachdachte, während aller Gespräche, die er mit anderen Zwergen geführt hatte, war Legolas nicht dabei gewesen, sondern immer etwas abseits. „ …das, Gimli?“ „Was?“ Verwirrt sah Gimli seinen Freund an. „Entschuldige Legolas, ich war mit meinen Gedanken einen Moment abwesend. Was hast du gesagt?“ „Ich wollte wissen, wie du das gemeint hast, ich hätte vielleicht bald Gelegenheit dazu, das zu ändern. Wie kommst du darauf, das ich die Möglichkeit erhalte, mit Leuten deines Volkes zu sprechen?“ „Weil Thorin Steinhelm uns in ein paar Tagen gemeinsam empfangen will. Wir sollen ihm von unserer Reise erzählen, aber er möchte auch wissen, welchen Eindruck das Reich unter dem Erebor auf dich macht.“ „Ich verstehe. Und wenn der König unter dem Berg einen Elben akzeptiert meinst du, das dein Volk mir auch eine Chance gibt.“ „Ich denke schon. Immerhin war er es, der die neuen Gesetzte festgelegt hat. Also bemühe dich, einen Guten Eindruck zu machen.“ „Ich werde mich selbstverständlich gebührlich benehmen. Immerhin ist er ein König, und ich repräsentiere hier mein Volk.“ „Würdest du dich sonst ungebührlich benehmen?“, fragte Gimli mit einem Schmunzeln, um seinen Freund wieder etwas aufzuheitern. Legolas hob eine Augenbraue und sah seinen Freund mit einem belustigten Ausdruck auf dem Gesicht in die Augen. „Das kommt darauf an, was du unter ungebührlich verstehst.“ „Nun, in Anbetracht der Tatsache, das du ein Elb bist, würde ich sagen, ungebührlich… Was ist?“ Legolas hatte den Blick abgewandt und sah auf eine Stelle hinter Gimli. Dieser drehte sich um, um zu sehen, was die Aufmerksamkeit seines Freundes erlangt hatte. Ein Zwerg war herangetreten. In der Hand hielt er eine Pergamentrolle. Wortlos überreichte er diese an Gimli und verschwand so schnell wie er gekommen war. Gimli öffnete Sie und begann zu lesen. „Was habe ich gesagt? Hier, lies das Legolas.“ Gimli hielt dem Elb das Pergament hin, welcher es nach einem kurzen Blick aber mit einem entschuldigenden Ausdruck zu Gimli zurückschob. „Es tut mir leid, aber das ist in eurer Sprache geschrieben. Ich bin ihrer nicht kundig und kann es daher nicht lesen.“ „Oh. Natürlich! Wo habe ich nur meine Gedanken? Also, das ist ein Schreiben von König Thorin. Er bittet uns beide, morgen Früh zu ihm zu kommen.“ „Dann hast du also recht behalten.“ „Selbstverständlich!“ „In diesem Fall sollten wir beide uns nun ausruhen, damit wir morgen frisch gestärkt und erholt sind. Müde sollte man nicht vor einen König treten, wenn man es vermeiden kann.“ Tatsächlich spürte Gimli, das er doch ein wenig erschöpft war. Nicht viel! Nur ein ganz kleines bisschen. Aber dennoch hatte Legolas recht. „Einverstanden. Gehen wir also zurück zu meinem Haus.“ * * * * * * * „ ’Bitte wartet einen Augenblick hier. König Thorin III. wird euch gleich empfangen’ -Das ich nicht lache! Wir stehen jetzt bestimmt schon über eine Stunde hier!“ „Beruhige dich, Gimli. Bei vielen Königen ist das ein wirksames Mittel, um ihre Bedeutsamkeit darzustellen.“ „Aber man hat uns doch gesagt, das er im Rat… oh. Du meinst, das ist bloß eine Ausrede, um sich wichtig zu machen?“ „Entweder das, oder wir sind zu früh eingetroffen.“ Gimli und Legolas standen vor einer großen Tür, die in die Thronhalle des Königs unter dem Berg führte. Das heißt, Legolas stand davor, während Gimli auf und ab schritt. Als sie eingetroffen waren, hatte man ihnen gesagt, das Thorin Steinhelm sich im Augenblick in einer Ratssitzung befand, er aber bald Zeit für sie haben würde. Doch offenbar hatte der Zwerg, der ihnen das gesagt hatte, eine andere Definition des Wortes bald als Gimli. Ihm war deutlich die Ungeduld anzusehen. Doch endlich wurde, nach einer Ewigkeit, wie Gimli fand, die Tür geöffnet. „König Thorin III. bittet den Sohn Thranduils einzutreten.“ Verblüffung trat auf die Gesichter von Legolas und Gimli. „Und was ist mit mir? Will der König unter dem Berg mich nicht ebenfalls willkommenheißen? Ich warte hier schon genauso lange wie Legolas!“ „Der König wird auch euch gleich rufen lassen, Herr Gimli. Doch zuerst soll nur Thranduils Sohn die Halle betreten, damit der König mit ihm allein sprechen kann.“ Hilfesuchend sah Gimli zu seinem Freund. Dieser straffte die Schultern. „Ich weis nicht, was euer König damit bezweckt, aber gut.“ Mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend sah Gimli zu, wie sein Freund den Thronsaal betrat. Legolas betrachtete die Halle. Sie war nur wenig erleuchtet und überall hingen dunkle, schwere Stoffe, die bei ihm ein Gefühl der Enge auslösten. Das Geräusch der Schritte wurde von einer weiteren, dicken Stoffschicht erstickt, die auf dem Boden ausgebreitet war. Im Gegensatz zu der bedrückenden Dunkelheit der Halle war der Thron des Zwergenkönigs aus reinem Gold. Das wenige Licht brach sich in ihm, und lies einen geblendet die Augen senken, wenn man auf den Platz des Königs sah. Eine seltsame Art, die nötige Höflichkeit zu erlangen, wie Legolas fand. Die Luft war schwer und Stickig, doch von irgendwo her kam dann und wann ein kalter Luftzug. An den Wänden standen mehrere Zwerge in Uniformen und mit Waffen, Soldaten des Königs. Dieser saß aufrecht und in aufwendige Gewänder gekleidet auf seinem Thron, links von ihm stand ein Berater, dessen grauer Bart so lang war, das er fast den Boden berührte. Legolas behagte diese Thronhalle überhaupt nicht, doch er gab sich mühe, sich dies nicht anmerken zu lassen und schritt erhobenen Hauptes vor. Fünf Schritte vor dem Thron blieb er stehen und verbeugte sich, um dann, wie es Sitte war, zu warten, bis er angesprochen wurde. Thorin Steinhelm musterte den ungewöhnlichen Besuch einen Augenblick, eher er ihn ansprach. „Willkommen in meinen Hallen, Legolas Thranduilion. Verzeiht die lange Wartezeit, aber dringende Angelegenheiten ließen es nicht zu, euch eher zu empfangen.“ „Ich grüße euch, König Thorin, König unter dem Berg und über das Volk der Gonnhirrim. Ich…“ „WAS FÄLLT EUCH EIN?!“ Überrascht sah Legolas den König der Zwerge an, der ihn gerade so plötzlich unterbrochen hatte. „Was erlaubt ihr euch! DIESEN Namen innerhalb meines Reiches zu verwenden! Ich habe euch zutritt zu unserem Reich gewährt, und ihr dankt es mit Hohn? In das Verlies sollte ich euch werfen lassen!“ Legolas wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah. Womit hatte er den König denn so verärgert? „Herr, warum zürnt ihr mir? Nichts unrechtes habe ich getan, oder gesagt.“ „Ihr wagt es…! Direkt vor meinem Thron bezeichnet ihr unser Volk als Gonnhirrim und wollt mir weismachen, nichts unrechtes gesagt zu haben?“ Jetzt war Legolas erst recht verwirrt. Bevor Legolas auch nur im Ansatz zu einer Antwort fähig war, erhob der Berater Thorin Steinhelms das Wort. „Mein König, das elbische Wort Gonnhirrim bedeutet in der Gemeinen Sprache übersetzt Herren der Steine.“ Als hätte dieser Satz sämtliche Geräusche ausgelöscht, war es in dem Thronsaal mit einem mal absolut Still. Die anwesenden Soldaten sahen mit großen Augen zu ihrem König, welcher wiederum seinen Berater mit offenem Mund anstarrte. Langsam verfärbte sich sein Gesicht und auch der Bart konnte dies nicht vollends verbergen. Legolas unterdessen begann zu verstehen, das es hier offenbar bloß ein Missverständnis gegeben hatte. „Nun…nun gut. Äh… Also Herr Legolas… ihr…“, stammelte Thorin etwas aus dem Konzept gebracht. „Ich… bitte um Entschuldigung. Fahrt fort.“ Legolas seinerseits war ebenfalls etwas aus dem Konzept gebracht. Hastig überlegte er, was er hatte sagen wollen. „König Thorin, ich danke euch, für die Erlaubnis, euer Reich betreten zu dürfen. Ich fühle mich geehrt.“ „Die Ehre ist ganz auf meiner Seite. Nun, sagt mir, wie gefällt es euch hier?“ „Ich habe noch nicht alle Stellen eures Reiches kennen gelernt, doch ich muss sagen, die Zwerge haben hier eine ausgezeichnete Stadt errichtet.“ “Das freut mich sehr zu hören. Mein Volk hat ein Händchen dafür, mit Steinen umzugehen. Gewiss habt ihr auch die Schmieden und Werkstätten besucht? Was haltet ihr von unseren Arbeitstechnicken?“ „Mit Verlaub, die Frage kann ich nicht beantworten. Ich verstehe nicht genug von diesem Handwerk. Und die Zwerge waren auch stets bestrebt, ihre persönlichen Methoden nicht allzu offensichtlich zu zeigen. Doch den fertigen Werken nach zu urteilen, würde ich meinen, das viel Arbeit und Können darinnen steckt. Ich bin mir sicher, das diejenigen aus meinem Volk, die Ahnung von der Kunst des Schmiedens haben, noch von Leuten eures Volkes lernen könnten.“ Es war nicht zu übersehen, das König Thorin III. sich bei Legolas Worten stolz aufsetzte und zu lächeln begann. „Das der Sohn eines Elbenkönigs solche Worte einem Zwergen gegenüber äußert, geschieht nicht oft in diesen Tagen. Aber wo habe ich nur meine Manieren? Sagt, wie geht es eurem Herrn Vater, König Thranduil?“ Einen kurzen Moment, nur einen Wimpernschlag lang, huschte ein Schatten über Legolas Augen. „Das Befinden meines Königs und Vaters war gut, als ich den Eryn Lasgalen verlies. Doch im Streit trennten wir uns, so das ungute Gedanken sein Herz erschwert haben werden.“ „Im Streit, sagt ihr? Darf man fragen, wie es dazu kam?“ Legolas schwieg. Er wollte nicht darüber reden, und schon gar nicht in Anwesenheit all dieser Zwerge, die er nicht kannte. Das war allein eine Sache zwischen ihm und seinem Vater. Wenn überhaupt, dann würde er nur mit seinen Freunden über diese Angelegenheit reden. Doch Thorins Interesse war geweckt, und er hakte weiter nach. Legolas wollte nicht erneut den Zorn des Königs auf sich ziehen, und so berichtete er zögernd und knapp, worum es in dem Streit ging. „Ihr habt euch eurem Vater wiedersetzt, eurer Freundschaft zu Gimli Glóinsohn wegen?“ Der König der Zwerge vom Einsamen Berg glaubte, sich verhört zu haben. „DAS ist wahrlich außergewöhnlich.“ „Ihr sagt, ihr habt König Thranduil mit den Worten »Dann kann euer Sohn ich nicht länger sein« verlassen. Tragt ihr dennoch weiterhin den Namen Thranduilion?“, beabsichtigte des Königs Berater zu wissen, und stellte damit die Frage, vor der Legolas sich gefürchtet hatte, da er selbst die Antwort darauf nicht wusste, sie eigentlich auch nicht wissen wollte. „Nein…“, sagte er schließlich. „Nein, zur Zeit trage ich diesen Namen nicht.“ * * * * * * * Besorgt sah Gimli auf den Eingang zum Thronsaal. Er hatte laute Stimmen aus dem Inneren vernommen. Und das kurz nachdem Legolas eingetreten war. Jetzt war zwar schon eine ganze Weile alles ruhig, aber das beruhigte ihn auch nicht wirklich. Als die Tür geöffnet wurde, erwartete er fast, das man Legolas hinausführen würde. Doch stattdessen bat man ihn endlich, ebenfalls einzutreten. Gimli beeilte sich, der Aufforderung folge zu leisten. Und erleichtert nahm er war, das Legolas noch immer vor dem Thron Thorins stand. Was immer geschehen war, Legolas würde ihm davon erzählen, wenn er es für nötig hielt. Nachdem er wieder neben seinem Freund stand verbeugte er sich vor Thorin Steinhelm. „Gimli Glóinsohn. Zu euren Diensten.“ „Willkommen, Herr Gimli. Nun, da ihr und euer Begleiter gemeinsam anwesend seid, und ich noch immer gespannt bin, von eurer Reise zu hören, möchte ich euch einen Vorschlag machen: Heute Abend ist in der weißen Halle eine öffentliche Versammlung. Ich würde euch bitten, zu kommen und dort eure Geschichte zu erzählen. Gewiss ist auch das Volk des Erebors interessiert, die Bericht zu hören. Natürlich seid ihr Ehrengäste und eingeladen, an meinem Tisch zu speisen. Was haltet ihr davon? Seid ihr einverstanden?“ „Wenn Legolas ebenfalls einverstanden ist, nehmen wir die Einladung mit Freuden an!“, verkündete Gimli sofort. „Nun, Herr Legolas?“ „Gerne bin ich bereit, dieser Einladung nachzukommen.“ „Dann sehen wir uns auf der Versammlung. Ihr dürft gehen.“ Legolas und Gimli verbeugten sich noch einmal und verließen dann gemeinsam die Halle. „Und? Was wollte er von dir? Warum hat er dich allein hinein gebeten?“ „Deine Zurückhaltung ist wirklich bemerkenswert, Gimli. Wir haben gerade erst die Tür hinter uns geschlossen.“ „Was willst du? Ich habe lange genug gewartet. Also, was war der Grund?“ „Ich denke, er wollte einfach verhindern, das du mein Verhalten in irgend einer weise beeinflusst. Er wollte wissen, wie ich mich den Zwergen gegenüber verhalte, wenn du nicht dabei bist.“ „Und, glaubst du, du hast einen positiven Eindruck gemacht?“ „Ich glaube, wenn mir das nicht gelungen wäre, hätte er mich sofort des Reiches verwiesen, und nicht zu dieser Versammlung eingeladen.“ „Da hast du wahrscheinlich recht.“ „Und was gedenkst du bis heute Abend zu tun?“ „Ich weis nicht genau. Es währe wahrscheinlich gut, wenn ich endlich ein paar Besorgungen machen würde, damit ich wieder etwas Essbares zuhause habe.“ „Kann ich dir dabei irgendwie helfen?“ „Wenn du willst. Ich habe nichts dagegen. Also gut, auf zum Markt.“ Dort angekommen erwies es sich für Legolas jedoch als schwer, seinem Freund behilflich zu sein, da nahezu sämtliche Unterhaltungen mit den Händlern in Khuzdul geführt wurden. Also nutze er die Zeit, um sich umzusehen. Es war voll hier, doch da er größer als die Zwerge war, hatte er dennoch alles gut im Blick. Umgekehrt fiel er dadurch natürlich auch sehr auf. Doch es gab so viel zu sehen auf den Ständen, das Legolas sich nicht um die Blicke der Zwerge kümmerte. Überall wurde lautstark Ware angepriesen. Und die einzelnen Händler schienen sich gegenseitig noch übertrumpfen zu wollen. In all dem Stimmengewirr hätte Legolas wahrscheinlich selbst dann nichts verstanden, wenn die Zwerge nicht in ihrer eigenen Sprache geredet hätten. Dennoch hörte er deutlich, wie jemand Gimlis Namen rief. Legolas entdeckte zwei Zwerge, die sich durch das Gedränge genau auf ihn und Gimli zuschoben. Nach einem weiteren, zweifach „Gimli!“ bemerkte dieser ebenfalls, das man nach ihm rief. „Sieh an, wer da kommt.“ Grinsend beobachtete er, wie die beiden Zwerge Bugul und Tinni auf ihn zusteuerten. „So, Herr Glóinsohn! Finden wir dich endlich!“ „Ihr habt nach mir gesucht?“ „Natürlich! Wenn du uns schon mitten in der Wiedersehensfeier verlässt, um einen Kameraden zu holen, wollen wir den auch kennen lernen, nicht wahr Tinni?“ „Ganz meine Meinung, Bugul.“ „Dann werde ich die Herren mal bekannt machen. Dies, meine Freunde“, sagte Gimli und zeigte dabei auf Legoas, der etwas näher getreten war, „ist einer meiner Gefährten aus dem Ringkrieg: Legolas, der Sohn von Thranduil aus dem Eryn Lasgalen. Und diese beiden Herren sind Bugul und Tinni, zwei gute Freunde von mir. –Übrigens genau die beiden, die mir geholfen haben, mein Haus zu errichten.“ Legolas verbeugte sich mit einem Lächeln. „Ni suilo le, Bugul a Tinni.” „Ähm… wie bitte?“ Bugul blinzelte verwirrt. Tinni überlegte einen Moment. „Ich grüße euch, Bugul und Tinni. –Habe ich recht?“, fragte er dann. „In der Tat“, lachte Legolas. „Es freut mich, das auch einige Bewohner des Einsamen Berges ein wenig Sindarin sprechen.“ „Das war ja auch nicht sonderlich schwer. - Ihr seid also jener Gefährte, von dem zur Zeit alle sprechen. Wir haben schon ein bisschen was über euch gehört.“ „So? Ich hoffe doch nur Gutes.“ „Nun, das übliche Gerede halt.“ „So wie ihr das sagt, könnte man meinen, es sei alltäglich, das ein Elb sich hier aufhält.“ „Das nicht gerade…“, brummte Bugul. „Nun, Gimli. Bugul und ich wollen endlich erfahren, was du während deiner Reise alles erlebt hast, und was dich so verändert hat.“ „Wieso verändert?“, fragte Gimli verdutzt. „Ich bin immer noch der Gleiche.“ „Nicht wirklich… ich meine, sieh doch mal neben dich.“ Gehorsam wand Gimli den Kopf, konnte aber nicht sehen, was Bugul gemeint hatte. „Wovon redest du?“ Bugul und Tinni verdrehten die Augen, während Legolas amüsiert beobachtete, wie Gimli sich nach allen Seiten umsah, und etwas zu suchen schien. „Ich denke, ich weis, was er meint“, sagte er, als Gimli einen leicht verzweifelten Eindruck machte. „Und was?“ Gimli blickte den Elben hoffnungsvoll an. Dieser schaute einmal an sich herunter und beobachtete Gimli dann mit einem erwartungsvollen Lächeln. Dieser schien verstanden zu haben. An die beiden Zwerge gewand sagte er: „Nun, Bugul und Tinni, ihr müsst euch wohl oder übel noch etwas gedulden, bevor ich euch davon erzähle. Legolas und ich sind für Heute Abend als Ehrengäste zu der Versammlung eingeladen. König Thorin hat vorgeschlagen, das wir dort einen allgemeinen Bericht geben sollen. Und bis dahin haben wir noch ein bisschen was zu tun. Danach können wir uns gerne noch einmal in Ruhe unterhalten. – Komm Legolas, mir ist etwas eingefallen, das wir vorher noch erledigen müssen. Bis heute Abend!“ Gimli winkte seinen Freunden noch einmal zu und Legolas verbeugte sich nach elbischer Sitte. „Bis heute Abend. Auf wiedersehen, Herr Bugul, Herr Tinni.“ „Ja, bis heute Abend…“, grummelte Bugul. „Gimli hat es ziemlich eilig gehabt, findest du nicht?“ „Allerdings.“ „Nicht mal Zeit, sich mit seinen Freunden zu unterhalten.“ „Aber mit dem Elb.“ „Ja, dem Elb.“ „Dem arroganten Elb!“ „Nicht arrogant. Eher eingebildet, finde ich.“ „Was auch immer. Jedenfalls ist er ein Elb.“ „…Denkst du das gleiche wie ich?“ „Ich weis nicht. Was denkst du denn, Tinni?“ „Wie wäre es, wenn wir ihn heute Abend zu einer ganz besonderen Begrüßung verhelfen?“ „Klingt gut. Woran hast du denn gedacht?“ Tinni beugte sich zu Bugul und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dieser begann breit und breiter zu grinsen. „Eine ausgezeichnete Idee! Ich bin sicher, wir können Sagrud überzeugen, uns dabei zu helfen. Auf, wir haben noch etwas vorzubereiten!“ Und so verließen nun auch Bugul und Tinni mit eiligen Schritten den Markt. AN: Und schon wieder hat es länger gedauert, als ich gehofft hatte... Aber dieses Mal habe ich zumindest die Entschuldigung, das morgen Nikolaus [und damit mein Geburtstag] ist. Ich hoffe, das euch das neue Kapitel gefällt. Auch wenn ich dieses Mal den Punkt, den ich eigentlich als Abschluss gewählt hatte, nicht erreicht habe... Irgendwie sind andere Dinge länger geworden, als ich anfangs vermutet habe. Aber das macht nichts, denn mit diesem Abschluss bin ich auch sehr zufrieden... Es darf geraten werden: Was haben die Zwerge Bugul und Tinni ausgeheckt? Bis zum nächsten mal. (Noch was zum KapitelTitel: Ich bin nicht besonders glücklich damit, es kann also sein, das ich ihn ändere. Nicht wundern, ja? ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)