Der schönste Tag von David_Turman ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Der schönste Tag „Wie sehe ich aus?“ fragte Harry zum wiederholten Male. „Wie Lockhart in seinen besten Jahren.“ Harry blickte den grinsenden Mann an, der ihm gegenüber stand. „Sehr witzig“, knurrte er, um im nächsten Moment unruhig an seinem blauen Festumhang zu zerren. „Ich glaube, ich habe eben noch einen Fleck gesehen. Wo ist…“ „Harry!“ unterbrach ihn Fred mit erhobener Stimme und packte ihn an den Schultern, „Du siehst klasse aus.“ Der schwarzhaarige Mann blickte seinem Freund in die Augen und las Freude und Belustigung in ihnen. „Mann Fred, ich bin so nervös“, sagte er leise. „Sieht man dir gar nicht an“, antwortete dieser abermals grinsend. Dann schob er Harry zu einem Sessel und drückte ihn hinein. Dabei sagte er: „Du bleibst jetzt hier sitzen und entspannst dich. Das kann man sich ja nicht mit angucken. Und wenn ich auch sehr oft Witze mache, diesmal meine ich es ausnahmsweise richtig ernst. Du siehst toll aus, ehrlich! Hermine wird umfallen, wenn sie dich sieht.“ Doch das waren genau die falschen Worte gewesen. Harry erhob sich unruhig und fragte aufgeregt: „Wo ist Hermine überhaupt? Sie sollte schon längst hier sein. Hoffentlich ist ihr nichts…“ Fred drückte Harry wieder in den Sessel zurück. „Du bleibst hier sitzen. Sie wird schon noch auftauchen. Und wenn du dich jetzt nicht beruhigst, verpasse ich dir einen Fluch, der dich drei Tage nicht vom Klo kommen lässt. Hast du das verstanden?“ Der angesprochene junge Mann fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und stöhnte. Dann legte er die Hände auf seine Beine und fuhr an seinen Oberschenken entlang. Fred machte ein genervtes Gesicht und ergriff Harrys Handgelenke. Er hielt sie fest und schüttelte sie leicht. „Hör zu, du bist bestimmt nicht der einzige, der sich aufführt, als hätte er Säuredrops im Hintern. Aber du machst mich verrückt mit deiner Hibbeligkeit. Also sei friedlich, sonst lege ich mein Amt nieder.“ Harry blickte ihn erschrocken an. „Das würdest du nicht tun, oder?“ Eine Antwort blieb dem ehemaligen Hogwarts-Schüler erspart, denn die Tür öffnete sich und herein stürmte Hermine. „Tut mir leid, dass ich so spät bin, aber mein Be…“ Sie stockte, blieb abrupt stehen und starrte mit offenem Mund auf ihren im Sessel sitzenden Freund, der sie mit einer Mischung aus Verzweiflung und Hilflosigkeit ansah. „Wow, Harry!“ stieß Hemine bewundernd hervor. „Du siehst einfach umwerfend aus.“ Noch nie zuvor hatte sie Harry in diesem mittelblauen Anzug aus Samt gesehen. Das weiße Hemd und die hellblaue Krawatte passten hervorragend zum Anzug und seine Schuhe waren auf Hochglanz poliert. „Das erzähle ich ihm schon die ganze Zeit, aber auf mich hört ja keiner“, seufzte Fred. Harry blickte ihn an. „Du hast es aber nicht so schön gesagt wie Hermine.“ Fred beachtete ihn gar nicht, sondern taxierte die junge Frau genauer, die jetzt neben Harrys Sessel stand. Sie sah wunderschön aus. Ihre blonden Haare endeten in luftigen Locken. Über einer beigen Bluse trug sie einen braunen Hosenanzug, und ihre Füße steckten in braunen Halbschuhen. „Du siehst aber auch sehr gut aus“, meinte Fred zu ihr, woraufhin sie ihn strahlend ansah. „Danke. Und, wie sieht es aus? Bist du aufgeregt?“ fragte Hermine und legte Harry eine Hand auf die Schulter. Harry brachte keinen Ton heraus, sondern stöhnte nur, so dass Fred für ihn antwortete: „Nur ein Hippogreif, dem man in jedes Auge einen Stein geworfen hat, führt sich noch toller auf.“ Hermine lächelte Harry an. „Ich war gerade noch bei deinem Naprat“, verkündete sie und Harry setzte sich gespannt ein wenig aufrechter in den Sessel. „Es ist kaum zu glauben, aber bei euch beiden scheint die totale Hibbeligkeit ausgebrochen zu sein. Nicht einmal ein Erstarrungszauber würde etwas ändern.“ Harry sah die beiden an und sagte mit fester Stimme: „Vielen Dank dass ihr beide euch dazu bereit erklärt habt. Ihr wisst nicht, was das für mich bedeutet.“ Dann brach wieder die Nervosität aus ihm hervor. „Hoffentlich haben die Leute wenigstens Spaß.“ „Oh, da bin ich sicher“, grinste Fred. „Mittlerweile dürfte WPS eingetroffen sein.“ „Wer?“ Harry und Hermine sahen Fred fragend an. „Weasley's Party-Service. Was wäre denn ein Fest wie dieses, wenn wir nicht auch mit ein paar Leckereien dazu beitragen würden?“ Harry und Hermine wechselten erschrockene Blicke. „Nein“, stöhnte der ohnehin schon angeschlagene Schwarzhaarige, „Sage mir bitte, dass ihr das nicht getan habt.“ „Du gehst sofort raus und sammelst das ganze Zeug ein, was ihr hier reingeschmuggelt habt“, schimpfte Hermine. „Von schmuggeln kann gar keine Rede sein. Und ich kann die Sachen auch nicht so einfach einsammeln. Die sind schön zwischen den anderen Essenswaren verteilt. Außerdem werde ich jede Sekunde hier benötigt.“ Als wäre dies das Stichwort gewesen, ertönte von draußen angenehm weiche Musik. „Es geht los“, rief Hermine, was von Harry mit einem unheilvollen Stöhnen quittiert wurde, doch er wurde ohne Gnade von seinen beiden Freunden aus dem Sessel gezogen. „Jetzt wird nicht gekniffen“, sagte Fred streng und schon fühlte Harry, wie Hermine und Fred ihn zur Tür schubsten. Draußen herrschte ein wundervoller Sommertag. Es war angenehm warm, die Sonne schien und hin und wieder unterbrach der Gesang der Vögel die vormittägliche Stille. Fast schien es so, als habe sich der Tag auf das heutige Ereignis eingestellt. Das Trio ging langsam die Treppenstufen hinunter und wandten sich dann nach links, um durch eine Nebentür in den Garten zu treten. Harry stockte der Atem. Der ganze Garten war mit Stühlen ausgestattet, auf denen Leute saßen. Der ehemalige Gryffindor erkannte viele Freunde und alte Bekannte und erneut durchflutete ihn die Panik. Als hätten Hermine und Fred dies bemerkt, umklammerten sie seinen Arm noch fester. Genau in der Mitte des bestuhlten Gartens war eine Gasse frei geblieben. Am Ende dieser Gasse gab es einen weißen Altar, auf dem zu beiden Seiten jeweils eine kleine geflügelte Elfe saß, die andächtig in die Runde blickte. Etwas abseits befand sich eine Kapelle, die eine romantische und warme Melodie spielte. Einige Meter entfernt von Harry und seinen Begleitern schritten drei weitere Personen in den Garten hinein. Unter ihnen waren Angelina Johnson und George Weasley, doch Harry hatte nur Augen für die Person, die sich zwischen den beiden befand. Sie sah aus wie ein Engel, trug ein weißes Seidenhemd und einen weißen Anzug aus Satin. Der Umhang war tiefschwarz und passte farblich hervorragend zum restlichen Outfit. Das Satin glitzerte in der Sonne. Harry konnte sich nicht satt sehen, so schön sah sein Naprat aus. Er hatte sich wirklich wieder sehr gut erholt. Sein Gesicht war wieder zart und jungenhaft geworden, so wie es vor zehn Jahren ausgesehen hatte. Harry durchströmte ein tiefes Glücksgefühl, das an die Stelle seiner Nervosität trat. In wenigen Minuten war alles vorbei, dann war er mit der Person verheiratet, die er seit vier Jahren über alles liebte, mit Draco Malfoy. Es war fast unglaublich, dass Draco wieder dieses jugendliche Aussehen zurückgewonnen hatte. Nach allem, was der Blondschopf durchmachen musste, hätte Harry nie geglaubt, dass er sich jemals wieder davon erholen würde. Zehn Jahre war es jetzt her, dass Snape an Dracos Stelle Professor Dumbledore umgebracht hatte und dann gemeinsam mit Draco geflohen war. Der Dunkle Lord war nicht erfreut über den Verlauf der Dinge gewesen, und Draco hatte sehr schnell erkannt, dass er es im Kreise der Todesser nicht lange aushalten würde. Alles war so anders, als er es sich vorgestellt hatte. Er wollte aussteigen, aber das ließ Voldemort nicht zu. Und als er Lucius und Narzissa Malfoy vor den Augen Dracos tötete, sah der Junge keinen anderen Ausweg mehr. In einem günstigen Moment konnte er fliehen, ging zum Zaubereiministerium und stellte sich selbst. Beim Dunklen Lord hätte ihm früher oder später der Tod bevor gestanden. Die Alternative war zwar nicht viel weniger erschreckend, aber wenigstens wartete hier das Leben auf ihn. Wegen des versuchten Mordes in zwei Fällen, den Attentaten auf Professor Dumbledore, die dann Katie Bell und Ron Weasley trafen, hatte Draco ein umfassendes Geständnis abgelegt und wegen Beihilfe zum Mord wurde Draco zu fünf langen Jahren in Askaban verurteilt. Dort war er in Sicherheit gewesen, während Harry Potter seinen letzten Kampf gegen den Dunklen Lord erfolgreich beenden konnte. Sehr viele schmerzliche Opfer forderte dieser letzte Kampf ? Opfer, deren Verlust Harry auch heute noch unendliche Schmerzen zufügte. Doch letzten Endes war Voldemort besiegt worden und seine Gefolgsleute flohen in alle Himmelsrichtungen. Einige wurden im Laufe der Jahre vom Zaubereiministerium aufgegriffen und verurteilt, aber noch immer waren ein paar ehemalige Todesser in Freiheit. Und auch nach Voldemorts Ende gaben sie keine Ruhe, sondern rächten seinen Tod, indem sie Harrys Freunden Leid antaten. Nach fünf Jahren war Draco aus Askaban entlassen worden und noch am gleichen Tag in eine Falle der Todesser geraten, die ihn mit dem Cruciatus-Fluch folterten und schwer verletzten. Harry besuchte Draco im St. Mungo's und erklärte sich bereit, nach seiner Entlassung, auf Malfoy Manor, das Draco geerbt hatte, weiterhin für Draco zu sorgen. Der ehemalige Slytherin hatte keinen mehr, an den er sich wenden konnte. Seine Eltern waren tot, seine Freunde hatten ihm den Rücken zugekehrt oder waren im letzten Kampf gefallen. So hatte sich Harry um ihn gekümmert. Anfangs war der weiterhin existierende Hass zwischen ihnen unübersehbar gewesen, doch mit der Zeit hatte sich zwischen den beiden jungen Männern eine Art Vertrautheit entwickelt, obwohl es sehr lange dauerte, bis sie sich wirklich gegenseitig vertrauten. Das ganze hatte sich sehr langsam in Richtung Freundschaft gewandelt, bis die zwei ehemaligen Rivalen erkannten, dass sie ineinander verliebt waren. Und ihre Liebe war so weit gegangen, dass sie sich entschlossen hatten, zu heiraten, um für immer zusammenzuleben. In der Zaubererwelt war es zwar auch ungewöhnlich, dass zwei Männer oder zwei Frauen heirateten, aber es gab weitaus weniger Schwierigkeiten als in der Muggelwelt, wenn man vom Gerede der Leute absah, denn das war in beiden Welten gleich. Der große Vorteil war, dass man in der Zaubererwelt die Nennung von Ehefrau und Ehemann außer acht ließ und einfach vom Naprat sprach, was nichts weiter als Ehepartner bedeutete und für ein weibliches oder ein männliches Wesen gleichzeitig Gültigkeit besaß. Natürlich waren nicht alle Freunde und Bekannten sehr angetan von Harrys und Dracos Entschluss. Die ehemaligen Slytherins hatten sich schon vor Jahren von Draco abgewandt. Die einzige Person, die ab und zu Kontakt mit ihm aufnahm, war Pansy Parkinson. Doch auch auf Harrys Seite wurden Bedenken laut. Niemand war anfangs mit Harrys Wahl einverstanden gewesen. Hatte man sich schon bedenklich geäußert, dass Harry mit Draco auf Malfoy Manor wohnte, so wurde er jetzt mit guten Ratschlägen förmlich überschüttet. Nur ganz langsam wurden bei manchen die Zweifel ausgeräumt. Doch noch heute gab es einige Personen, die absolut nicht gutheißen konnten, was Harry tat. Mit der Zeit gewann Draco ebenfalls das Vertrauen von Harrys Freunden. Wer öfter mit den beiden zusammen war, der erkannte, dass sich Harry und Draco gut verstanden und etwas füreinander empfanden und so wurde die Vergangenheit vergessen und Draco akzeptiert. Die Ankündigung ihrer Heirat war natürlich wieder Anlass für viel Gerede. Eines der heikelsten Probleme waren die Trauzeugen. Während Harrys bereits sehr schnell gefunden wurden, war es bei Draco nicht so einfach, denn aus dem Haus Slytherin war niemand bereit, diesen Posten zu übernehmen, was auch nicht verwunderte. Pansy wagte es nicht, als Trauzeugin zu fungieren, da sie Angst davor hatte, daß ihre Freunde sich von ihr abwenden würden. So kam Harry dem jungen Malfoy zu Hilfe, indem er einfach Leute aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis fragte. Schließlich erklärten sich Angelina und George bereit, als Trauzeugen zu fungieren, und endlich konnte alles weitere in Angriff genomen werden. Langsam gingen Harry, Draco und ihre jeweiligen Trauzeugen aufeinander zu und trafen sich in der Mitte. Mit einem Ausdruck voller Liebe sahen sich Harry und Draco an, fassten sich an den Händen und schritten auf den Altar zu. Ihre Begleiter folgten ihnen. Harry spürte, wie Dracos Zeigefinger seinen Handrücken streichelte und lächelte. Beide nahmen nichts wahr, hatten keinen Blick für die Gäste, die gekommen waren, sondern waren nur mit sich beschäftigt, was man ihnen auch nicht verdenken konnte. Aus der vordersten Reihe erhob sich ein mit einem weissen Umhang bekleideter älterer Mann, trat an den Altar und wartete auf das Napratpaar. Kurz bevor Harry und Draco die drei Stufen zum Altar hinaufstiegen, blickte Harry nach links und sein Blick fiel auf Arthur Weasley, der mit versteinerter Miene auf seinem Stuhl saß. Auch er gehörte zu denjenigen, die Draco nicht verzeihen konnten, die ihn immer noch als Todesser sahen, und in gewisser Weise war das absolut verständlich. In den letzten Jahren hatten die Weasleys sehr viel durchmachen müssen und Harry war überrascht, woher der Familienvater die Kraft nahm und nicht schon lange zusammengebrochen war. Nachdem die Kapelle verstummt war, sagte der Mann in Weiß: „An diesem wunderschönen Tag haben sich zwei junge Menschen dazu entschlossen, den Rest ihres Lebens zu teilen.“ Dann wandte er sich an Draco. „Draco Malfoy, bist du gewillt mit Harry Potter als deinem Naprat bis zum Tode zusammenzuleben und Freud und Leid, Glück und Trauer mit ihm zu teilen?“ „Ja, das bin ich“, antwortete Draco mit leuchtenden Augen. „Dann beweise es“, sagte der Mann in Weiß. Draco zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf Harrys ausgestreckte Hand. Ein goldener Blitz kam langsam aus der Spitze, schlängelte sich um Harrys vierten Finger und verwandelte sich in einen Ring, der an der Oberseite in geschwungener Schreibschrift Dracos Namen zeigte. Dankbar und stolz blickte Harry auf das Schmuckstück und dann auf Draco, der ihm soeben das kostbarste Geschenk gemacht hatte, dass Harry sich vorstellen konnte. Dann wurde die gleiche Prozedur bei Harry wiederholt. Auch er ließ mit Hilfe seines Zauberstabes einen Ring auf Dracos Finger erscheinen. Sobald beide Männer ihren Willen auf diese Weise bekundet und die Zauberstäbe wieder weggesteckt hatten, erhoben sich die beiden Elfen und flogen durch die warme Luft. Eine Elfe landete auf Dracos Schultern, die andere machte es sich auf Harrys Schulter bequem. „Der Geist dieser beiden Elfen möge euch auf euren gemeinsamen Wegen beschützen und für Frieden und Wohlergehen in eurer Beziehung sorgen, solange ihr lebt. Von nun an seid ihr Naprats, auf ewig miteinander verbunden und alles miteinander teilend“, sagte der vor ihnen stehende Mann. Dann lächelte er Draco und Harry an und sagte: „Ihr dürft jetzt euren ersten &“ Doch Draco ließ ihn gar nicht ausreden. Er legte eine Hand auf Harrys Rücken, die andere auf Harrys Hinterkopf, zog ihn zu sich und drückte seine Lippen auf die seines Naprats, der im ersten Moment total überrumpelt die Augen aufriß, sich dann aber entspannte und leidenschaftlich Dracos Kuss erwiderte. Die Elfen verschwanden von ihren Schultern. Als sich Harry und Draco wieder voneinander gelöst hatten, strömten die Besucher auf sie zu und gratulierten ihnen. Die beiden Männer konnten sich vor Glückwünschen kaum retten. Um im ganzen Gewühl fiel Harry auf, dass nicht ein einziger von Dracos eingeladenen Freunden oder Bekannten zum Fest erschienen war. Hoffentlich deprimierte ihn das nicht allzu sehr, doch Harry hatte auch nicht damit gerechnet, dass den Einladungen Dracos Folge geleistet werden würde. Lautstark verschaffte er sich Luft, indem er verkündete, dass für alle Gäste noch genügend Zeit bliebe, um sich mit ihnen zu unterhalten und dass sich nun alle über die Speisen und Getränke hermachen konnten. Erst als die Gäste bereits unterwegs waren, fiel ihm ein, was Fred ihm gesagt hatte. Aber nun war es zu spät. „Mister Potter! Mister Malfoy!“ Die leise Stimme erklang neben den frisch Vermählten und kam von Professor McGonagall. Harry und Draco strahlten sie an und beiden fiel auf, wie alt ihre ehemalige Lehrerin aussah. Seit dem Tod von Professor Dumbledore schien sie in jedem Jahr um mindestens drei Jahre gealtert zu sein. Ihr Gesicht war von Falten durchzogen, doch ihre Augen waren so klar wie vor zehn Jahren. „Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ich bin sehr froh, dass Sie Ihre Konflikte begraben konnten.“ Sie wandte sich mit strenger Miene an Draco: „Und falls mir je zu Ohren kommen sollte, Mister Malfoy, dass Sie Mister Potter unglücklich machen, bekommen Sie Strafarbeiten für zehn Tage auf.“ Draco grinste: „In Ordnung, Professor. Wir freuen uns, dass Sie gekommen sind. Danke für die Glückwünsche. Amüsieren Sie sich gut und &“ Harry unterbrach ihn: „Du sollst dich nicht einschleimen, du sollst ihr zeigen, dass du mich liebst.“ Er nahm Dracos Gesicht zwischen seine Hände und küsste ihn mitten auf die Nase, während Professor McGonagall sich dezent entfernte. Die Hochzeitsfeier wurde ein voller Erfolg. Den Gästen gefiel es außerordentlich gut, sie nahmen dankbar das Angebot an Speisen und Getränken an, standen in kleinen Gruppen zusammen, unterhielten sich angeregt und langweilten sich zu keinem Zeitpunkt. Fast alle Gäste hatten den beiden Naprats schon gratuliert, nur von Arthur Weasley standen die Glückwünsche noch aus. Harry hatte sich ab und zu umgesehen, ob er Freds und Georges Vater nicht irgendwo in der Menge ausmachen könne, aber bisher war keine Spur von ihm zu entdecken gewesen. Vielleicht hätte Harry sich an seiner Stelle genauso verhalten. Diese verdammten Todesser hatten ein Drittel der Familie Weasley getötet. Draco war zwar schon seit dem ersten Todesfall, als Ron vor Harry getreten war um Voldemorts Todesfluch abzufangen, nicht mehr bei den Todessern gewesen, aber immerhin hatte er mal zu ihnen gehört, und diese Tatsache ließ ihn in Arthurs Augen immer noch als Schuldigen aussehen. Plötzlich hörte Harry hinter sich eine Stimme, die er unter Tausenden wiedererkannt hätte. „Herzlichen Glückwunsch. Wer bin ich? Du hast einen Versuch.“ „Cho!“ Erfreut drehte Harry sich um, und da stand sie vor ihm, seine erste große Liebe. Sie hatte ein kurzärmeliges gelbes Sommerkleid an und sah einfach umwerfend aus. Glücklich nahm Harry sie in seine Arme und strich ihr über den Rücken. „Wie bist du hierher gekommen?“ „Ich bin Versuchskaninchen für einen neuen Besen, der automatisch Hindernissen ausweichen kann und dich an dein Ziel bringt ohne mit einem Hippogreif zu kollidieren“, lachte Cho. „Cool!“ meinte Harry bewundernd. „Und, funktioniert er? Hast du einem Drachen die Schwanzschuppen abgeflogen?“ „Nein, er funktioniert fabelhaft“, sagte Cho. „Was ist mit dir? Bist du glücklich? Wo ist Draco?“ „Es könnte mir nicht besser gehen. Draco muss hier irgendwo herumschwirren. Allerdings sollte er sich möglichst schnell wieder bei mir einfinden, ansonsten stelle ich irgendwelche Dummheiten an, wie Fred oder George zu vernaschen.“ „Hörten wir da gerade unsere Namen?“ fragte Fred, der in Begleitung von George, Hermine und Draco zu dem Duo stieß. Harry wurde knallrot, was Draco mit einem lauten Lachen quittierte. „Hi Draco. Herzlichen Glückwunsch“, sagte Cho neben ihm. Auch von dem hellblonden jungen Mann wurde Cho herzlich begrüßt. Er gab ihr sogar einen Kuss auf die Wange. „Gibt es schon einen endgültigen Bescheid von Professor Slater?“ erkundigte sich Hermine ängstlich und schaute Cho ins Gesicht. „Besteht Hoffnung, dass ...“ „Leider nicht, Hermine“, sagte die Chinesin mit einer fröhlichen Stimme, der das Bedauern nicht anzumerken war. „Ich werde für mein gesamtes Leben blind bleiben.“ Alle schwiegen betreten, und Hermine murmelte: „Diese elenden Todesser.“ „Aber alles ist viel leichter zu ertragen, wenn man gute Freunde hat“, meinte Cho. „Hermine, ich habe Hunger. Zeige mir mal wo die Knallkekse und der Kürbissaft stehen.“ „Hey“, sagte Harry mit gespielter Empörung, „wir haben uns richtig ins Zeug gelegt und die tollsten Leckereien aufgefahren.“ „Ja“, lachte Hermine und zog ihre Freundin mit sich. „Wir haben sogar Knallkekse mit Nußstücken drin.“ Gerade als die beiden aus dem Blickfeld verschwunden waren, stürmte Lee Jordan auf die vierköpfige Gruppe zu. Keuchend kam er vor ihnen zum Stehen. „Harry, versprich mir, dass du nicht ausrastest, wenn ich dir etwas sage.“ „Was?“ Lee schüttelte den Kopf. „Erst musst du es versprechen.“ „Okay, ich verspreche, dass ich ganz ruhig bleiben werde. Jetzt red schon.“ Lee druckste herum, um dann herauszuplatzen: „Rita Kimmkorn ist hier.“ „WAS? WO?“, schrie Harry entgeistert, so dass sich einige Köpfe nach ihm umsahen. „Das klingt nach Spaß“, grinste Fred und sah Lee an. „Wo ist sie? Zeige sie uns.“ Unterwegs knirschte Harry: „Der werde ich es zeigen. Die schreibt nicht noch einmal irgend etwas über mich. Was macht die eigentlich hier? So eine Frechheit! Niemand hat sie eingeladen.“ „Ganz ruhig, Harry. Überlasse uns das“, schlug George ihm vor. „Endlich kommt mal Action in die Party“, feixte Fred. „Für Action habt ihr ja schon mit eurem Party-Service gesorgt“, knurrte Harry ärgerlich. George sah ihn fragend an. „Ach so“, kicherte Fred, „das war ein kleiner Scherz, um dich aufzumuntern. Natürlich haben wir keine zusätzlichen Leckereien unter das Buffet gemischt.“ Harry funkelte Fred wütend an. „Darüber reden wir noch.“ Schon von weitem erkannte er die Reporterin, die seelenruhig zwischen einigen Gästen stand und sich mit ihnen unterhielt. Vor ihr befand sich ein Stück Pergament, das ihre magische Feder in Windeseile mit Zeilen füllte. Also befragte sie die Gäste und beabsichtigte offenbar einen Artikel zu schreiben. Harry kochte vor Wut. „Wie gesagt“, erinnerte ihn George, „lasse uns die Sache erledigen. Am besten, du sagst überhaupt nichts.“ „Miss Kimmkorn, das ist aber eine Überraschung!“ rief Fred laut. Rita drehte sich um und schaute erschrocken auf das Quartett, das vor ihr stand. Doch einen Moment später hatte sie sich wieder gefangen und ein breites strahlendes Lächeln füllte ihr Gesicht aus. „Harry! Mister Malfoy! Herzlichen Glückwunsch!“ Energisch ergriff sie Harrys und Dracos Hand und schüttelte sie intensiv, was von beiden Männern mit säuerlicher Miene aufgenommen wurde. Aber Rita Kimmkorn achtete gar nicht darauf. „Ich habe von ihrem großartigen Tag gehört und gedacht, dass die Leute, die nicht persönlich dabei sein können, doch wenigstens im nachhinein einen Eindruck des Festes bekommen sollten, finden Sie nicht?“ Ehe Harry ihr die passende Antwort geben konnte, schaltete sich George ein. „Aber unbedingt!“ Mit verschwörerischer Miene zog er die Reporterin mit sich und redete hastig auf sie ein, während die fünf Personen über das Gelände von Malfoy Manor zum Schwimmbecken wanderten. „Wussten Sie eigentlich, dass die Hochzeit beinahe wegen eines bevorstehenden Attentats geplatzt wäre?“ fragte Fred. Harry machte große Augen. Was erzählte Fred denn da? Erstens stimmte das überhaupt nicht und zweitens lieferte er Rita damit noch mehr Material, welches sie in ihrem Artikel verwenden konnte. Doch neben ihm streckte George den Daumen in die Luft, also ließ Harry die Zwillinge machen. „Nein“, empörte sich die Reporterin. Fred nickte. „Doch, ein Todesser hatte gedroht das Essen zu vergiften.“ Rita schlug die Hand vor den Mund. „Das ist ja entsetzlich“, sagte sie in gespielter Fassungslosigkeit, während die Feder sich auf dem Pergament vor Eifer geradezu überschlug. Rita Kimmkorn wurde von den Weasleys mit immer neuen atemberaubenden und erlogenen Fakten über die Hochzeit versorgt. Als die Gruppe schließlich anhielt, merkte Rita nicht, dass man sie zum Pool geführt hatte. Und dann geschah alles blitzschnell. Fred und George rissen ihre Zauberstäbe hervor. Mit einem „Accio Pergament“ flatterte das Papier Fred in die Hand, während George die Reporterin in die Luft schweben ließ, bis sie mitten über dem Bassin zum Stillstand kam. Harry und Draco schauten sich grinsend an. „Was ... was soll denn das?“ schrie Rita empört. Alle Gäste im Umkreis hatten ihre Gespräche unterbrochen und schauten nun schmunzelnd auf die Szene. „Ich wollte nur mal Ihre hervorragende Story lesen. Hoppla!” Das Pergament in Freds Hand ging puffend in Flammen auf und verbrannte. „Wirklich explosiver Artikel“, nickte George. „Das ist eine Unverschämtheit! Lassen Sie mich sofort runter!“, kreischte Rita gegen das allgemeine Gelächter der umstehenden Personen an. „Das wird Ihnen noch leid tun. Ich verklage Sie!“ „Ach, wie geht es eigentlich Ihrer Käferzucht?“ fragte Fred so laut, daß es alle mitbekamen. Die Reporterin des Tagespropheten verstummte augenblicklich, wedelte mit den Händen und machte „Scht!“ „Wollten Sie nicht auch noch deswegen mit jemandem aus dem Ministerium sprechen? Da haben Sie aber ein riesiges Glück. Es ist gerade jemand hier. George, hole doch mal schnell Dad“, bat Fred seinen Bruder, der sofort losspurtete, ohne sich um das Protestgeschrei der in der Luft schwebenden Mitarbeiterin des Tagespropheten zu kümmern. „Das werden Sie mir büßen“, fauchte Rita. „Regen Sie sich doch nicht so auf. Dadurch steigt nur Ihr Blutdruck. Wie kriegen wir den denn wieder runter?“ überlegte Fred laut und schaute mehrmals abwechselnd zwischen Rita und dem Schwimmbecken hin und her. „Wenn Sie es wagen, mich ins Wasser fallen zu lassen, dann sorge ich dafür, dass Sie Ihren Zauberladen die längste Zeit geführt haben!“ bellte Rita schrill. Fred sah Harry und Draco, die die Vorstellung bisher amüsiert verfolgt hatten, fragend an. Draco meinte kichernd: „Also, das würde ich wirklich nicht riskieren. Immerhin steht euer Laden auf dem Spiel.“ „Stimmt“, nickte Fred. Dann rief er zu der Reporterin hoch: „In Ordnung, ich werde Sie nicht ins Wasser fallen lassen.“ Er richtete seinen Zauberstab auf das Wasser und ließ seine Spitze leicht empor schnellen. Eine enorme Wasserfontäne schoß in die Höhe und hüllte Rita Kimmkorn ein, die prustend und schnaubend völlig durchnässt wieder zum Vorschein kam, als das Wasser ins Becken zurückfiel. Die umstehende Menge brüllte und johlte vor Lachen und amüsierte sich köstlich. Noch einmal ließ Fred den Zauberstab schnippen und abermals spritzte das Wasser zu Rita hinauf. Harry und Draco hielten sich aneinander fest, damit sie vor Lachen nicht umfielen. Dann ließ Fred die Reporterin langsam wieder auf den Boden hinab. Tropfnass stand sie da, die Haare hingen ihr in Strähnen im Gesicht, ihre Schminke war zerlaufen und die Kleider klebten an ihrem Körper. Auch ihre Handtasche war in Mitleidenschaft gezogen worden und erfreute den Rasen mit dicken Wassertropfen, die von ihr abfielen. Die Frau bebte vor Zorn und brachte vor lauter Wut keinen einzigen Ton heraus. Fred sagte leise zu ihr: „Wenn Ihr Schmierblatt auch nur eine einzige Zeile über diese Hochzeit druckt, dann lassen wir Sie beim Ministerium hochgehen. Und das wird nicht lustig für Sie.“ Dann trat er einen Schritt zurück und meinte ein wenig lauter: „Meine Güte, wie sehen Sie denn aus? In so einem Aufzug kommen Sie auf eine Hochzeitsfeier. Sie sollten sich wirklich was schämen. Am besten ziehen Sie sich um, denn Sie wollen doch sicher nicht so schlampig einem Mitarbeiter des Ministeriums gegenüber treten. Was macht das denn für einen Eindruck?“ Während George und sein Vater über den Rasen auf den Ort des Geschehens zuliefen, suchte Rita Kimmkorn schnell das Weite. Die anderen Gäste schütteten sich aus vor Lachen und setzten dann wieder ihre Gespräche fort. „Wo ist denn Rita Kimmkorn? Ich dachte, sie wollte mit mir sprechen“, wunderte sich Arthur Weasley, als er keine Reporterin vorfand. „Ach, sie hat es sich anders überlegt“, schmunzelte Fred. „Wieso das denn?“, fragte George. „Das erzähle ich dir unterwegs“, strahlte sein Bruder und ging mit ihm über den Rasen auf den Grillplatz zu. Zurück blieben Harry, Draco und Weasley Senior, der sich räusperte und von einem Bein aufs andere trat. Harry und Draco warteten geduldig, bis er anfing zu sprechen, was ihm offensichtlich sehr schwer fiel. „Ich ... ich habe euch bisher noch nicht gratuliert. Das wollte ich jetzt nachholen. Alles Gute für euch. Und ... Draco ...“ Arthur hob langsam seinen Kopf und blickte Draco an. „Ich war ziemlich gemein zu dir. Tut mir leid. Lasse uns die Vergangenheit vergessen, ja?“ Bevor Draco etwas sagen konnte, meldete sich Harry zu Wort. „Arthur, ein schöneres Geschenk hättest du uns nicht machen können. Danke.“ Die drei umarmten sich, und das Hochzeitspaar war froh, dass Arthur endlich über seinen Schatten gesprungen war und alles zwischen Draco und ihm wieder in Ordnung war. Die Stunden vergingen, der Abend brach herein und einige Gäste machten sich auf den Heimweg. Als es dunkel war, trommelte Fred mit der Ankündigung einer großen Überraschung die Gäste und das Hochzeitspaar zusammen. Alle setzten sich noch einmal auf die Stühle im Garten, die auch während der Trauung besetzt gewesen waren. Harry und Draco saßen in der ersten Reihe und fassten sich an den Händen. Die Weasley-Zwillinge standen neben dem Altar, auf dem jetzt ein kleines braunes hölzernes Kästchen stand. "Harry! Draco!" Fred nickte in ihre Richtung. "Für euch ist heute ein ganz besonderer Tag, den ihr mit vielen Freunden und Bekannten gefeiert habt. Und sicher habt ihr euch gewünscht, daß einige Freunde heute ebenfalls hier gewesen hätten sein sollen. Doch die Ereignisse der letzten Jahre machten es ihnen unmöglich heute hier zu erscheinen. Aus diesem Grunde soll das Hochzeits- geschenk von George und mir an euch auch etwas ganz besonderes sein. Etwas, das ihr niemals mehr vergessen sollt." Fred deutete mit der Hand auf das Holzkästchen und sprach weiter. "Hier ist es. Zu diesem Kästchen gehört dieser Zauberstab." Aus der Innentasche seines Jacketts zog Fred einen kleinen schwarzen Zauberstab. "Ich hoffe, dass euch unser Geschenk gefällt." Fred wandte sich dem Kästchen zu, richtete den Zauberstab darauf und sagte: "Aperio." Der Deckel des Kästchens hob sich. Eine Wolke aus weissem Rauch glitt aus der Öffnung, stieg höher und veränderte ihre Form. Ein Gesicht formte sich, ein Gesicht mit einer Brille und langem weissen Bart. Die Gäste hielten die Luft an. Harry und Draco erkannten das Gesicht sofort, es war ihr ehemaliger Schulleiter Albus Dumbledore. Er lächelte auf sie herab und begann zu sprechen: "Harry, Draco, ich beglückwünsche euch zu eurem heutigen Tag und hoffe, dass die Zukunft nur schöne Dinge für euch bereithalten mag. Möge die Kommunikation stets das wichtigste Instrument eurer Ehe sein, denn nur mangelhafte Kommunikation entzweit die Menschen und treibt die Liebenden auseinander. Ich wünsche euch viele Jahre in Glück und Harmonie." Harry schluckte und kämpfte gegen aufsteigende Tränen an, was ihm auch erfolgreich gelang. Der Rauch dehnte sich aus, wodurch die Kopfform des Schulleiters verzerrt wurde, und formte sich neu, diesmal zu zwei Personen, einem Mann und einer Frau, und Harry öffnete den Mund, blickte die beiden Rauchgesichter fassungslos an. Schon als sie dabei waren sich zu bilden, hatte Harry sie erkannt. Es waren seine Eltern, die jetzt mit einem warmen und gütigen Lächeln auf ihn herab blickten. "Hallo Harry. Hallo Draco", sagte seine Mutter. James war neben ihr und nickte. "Wie schön, daß ihr euch so sehr liebt, um diesen Schritt zu unternehmen. Hoffentlich ist eure Liebe so stark wie unsere damals." James lachte laut auf und sah seine Frau an. "Glaubst du wirklich, dass die beiden uns vom Bett aus zusehen?" Die Gäste auf den Stühlen lachten und auch Harry ließ ein leises Lachen hören, doch dann gelang es ihm nicht mehr, seine wahren Gefühle zurückzuhalten. Leise begannen Tränen aus seinen Augen zu rinnen. Er blickte seinen Eltern entgegen, die weiter mit ihm und Draco sprachen, ihnen alles Gute wünschten, und stumm spürte Harry, wie seine Wangen nass wurden, die Tränen sich an seinem Kinn sammelten und auf seine Hose tropften. Draco umfaßte mit der einen Hand die Schulter seines Naprats und streichelte mit seiner anderen flachen Hand Harrys Wange, was zur Folge hatte, daß die Tränen nur noch heftiger aus Harrys Augen flossen. Verschleiert sah Harry seine Eltern, wandte aber nicht den Blick von ihnen oder wischte sich die Tränen ab, um sie besser sehen zu können. Er saß nur da und ließ es geschehen. Und wieder zerfaserte das Rauchbild, abermals formte es sich zu einem neuen Gesicht, das gütig auf die Zuschauer sah. Jemand schluchzte auf, und Harry erkannte in diesem Schluchzer Arthur Weasley. Es war nur allzu verständlich, dass er beim Anblick seiner Frau die Fassung verlor. "Ich wünsche euch alles Gute zu eurer Hochzeit. Und, Harry, falls Fred und George eine von ihren Zauberscherzen auf die Hochzeit geschleppt haben, darfst du ihnen ruhig in meinem Namen eine ordentliche Tracht Prügel erteilen." Alle lachten auf, selbst Mister Weasley. Hinter Harry waren einige erstickte Schluchzer zu hören, was darauf hindeutete, dass noch weitere Gäste die Fassung verloren hatten und die Tränen nicht mehr zurückhalten konnten. Ein neues Gesicht erschien, und abermals wurde Harry von Erinnerungen überwältigt, die ihn nur noch heftiger weinen ließen. Das Gesicht seines Freundes Ron war zu sehen, der ziemlich verlegen wirkte. "Ähm ... ich weiss gar nicht, was ich sagen soll, Harry. Du und Draco. Irgendwie bist du immer für eine Überraschung gut. Na, wie dem auch sei, ich wünsche euch einen ganz tollen Hochzeitstag und prima Flitterwochen. Falls ihr einen Job habt, denkt daran, dass ihr irgendwann auch mal wieder arbeiten müsst ... naja, vielleicht testet ihr ja irgendwo Betten, das käme auch jetzt wohl sehr zugute." Harry grinste unter Tränen und schaute zu, wie der Rauch eine neue Gestalt annahm. Ein Mädchen, das lange vor ihm gewusst hatte, dass sie ineinander verliebt waren. Seine zweite Liebe, Ginny Weasley, war aus weissem Rauch geformt vor dem Himmel zu sehen. "Hallo ihr beiden. Sehr gerne wäre ich persönlich bei eurer Hochzeit anwesend, aber leider geht das nicht. Ich möchte auch nicht, dass ihr allzu traurig seid. Aber ich bin froh, dass ich noch einmal auf diese Weise zu euch sprechen kann. Ich wünsche euch viele glückliche und angenehme Jahre. Hoffentlich verlaufen sie friedlicher als die letzten." Ginnys Gesicht löste sich auf, der Rauch glitt zurück in das Kästchen und der Deckel schloss sich. Im Garten war es totenstill, abgesehen von ein paar weinenden Geräuschen. Fred trat vor und sagte leise: "Harry, Draco, dieses Kästchen gehört euch. Es sind noch mehrere Grüße darin. Schaut sie euch ungestört und in aller Ruhe an." Die Zeit dehnte sich, bis Harry und Draco endlich aufstanden und zu den Zwillingen gingen. Mit tränenüberströmten Gesicht umarmte Harry Fred und sagte: "Danke. Das ist das Kostbarste, was ihr uns schenken konntet." Es war ein schöner, aber auch anstrengender Tag gewesen. Harry und Draco lagen nebeneinander im Bett. Harrys Kopf ruhte auf Dracos Brust und der Blonde streichelte sein Haar. "Sag mal", begann Harry leise, "wie lange sollen unsere Flitterwochen eigentlich dauern?" "Etwa fünfzig Jahre", antwortete Draco und dafür liebte Harry ihn nur umso mehr. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)