Trusting von Shijin (Yami x Yugi) ================================================================================ Kapitel 6: Der Preis der Wahrheit --------------------------------- ~~Yugi~~ Sobald ich erwache, hängt der gestrige Abend wie eine dunkle Wolke gleich wieder über mir. Yami will mit mir darüber reden! Das macht mir ein wenig Angst. Er hat gestern schon so wütend reagiert. Wahrscheinlich sieht er im Krankenwagen viele Schicksale, die ihre Beine wirklich nicht mehr bewegen können. Dann komme ich mit der Fähigkeit wieder zu laufen und nutze es nicht. Hoffentlich kündigt er nicht unsere frische Freundschaft! Vorsichtig werfe ich einen Blick auf die andere Seite des Bettes. Yami liegt nicht mehr dort. Irgendwie überrascht es mich und … irgendwie auch wieder nicht. Betrübt sinke ich zurück in mein Bett und ziehe mir die Decke über den Kopf. Ich werde heute nicht mehr aus diesem Bett aufstehen. Doch ganz so alleine – so wie ich gedacht habe – bin ich nicht. Einige Zeit – ob Minuten, Sekunden oder Stunden? - höre ich, wie sich die Zimmertür öffnet und jemand leise hereinschleicht. „Ah, guten Morgen, Yugi! Ich sehe, du bist wach.“ Woran er das erkennt, weiß ich nicht. Ohne Vorankündigung zieht mir Yami die Decke vom Bett und entblößt meinen Körper. Reflexartig ziehe ich meine Beine an den Körper und suche nach einer anderen Wärmequelle. Mir ist richtig kalt. Eiskalt! Vorhin war ich zwar enttäuscht, dass Yami nicht mehr da zu sein scheint, jetzt breitet sich wieder eine Gänsehaut in meinem Körper aus. Das Gespräch! Seine Standpauke an mich! Doch darüber verliert er erst einmal kein Wort. Er setzt sich gemütlich auf mein Bett und stellt seine – mit Sicherheit vorbereitete – Frage. „Wie willst du es machen, Yugi? Möchtest du duschen und dich selbst fertig machen?“ Spinnst du, Yami? Du hast noch im Kopf, dass ich nicht alleine laufen kann, oder? Also sicherlich keine Dusche! „Oder soll ich dir helfen?“ Ganz …. sicher …. nicht! Seine Stimme klingt dabei immer noch gleichgültig. Mir schießt dagegen das Blut in den Kopf. Sag mal, willst du mich ärgern? „Wie wirst du sonst fertig, Yugi? Ich habe mit dir einen Ausflug vor.“ Vor Scharm möchte ich im Boden versinken. Für die Antwort, die ich ihm geben müsste, schäme ich mich genauso wie dafür seine Hilfe annehmen zu müssen. „Ich will doch gar nicht aus dem Haus gehen!“ „Darüber werde ich mit dir nicht diskutieren, Yugi! Ok, ich habe dich gefragt, was dir lieber wäre. Da es dir egal ist, entscheide ich jetzt wie es läuft.“ Er hebt mich vom Bett auf, setzt mich in meinen Rollstuhl und schiebt mich zur Dusche. Danach verschwindet er noch einmal in meinem Zimmer. Er kommt nur noch mit einer Badehose bekleidet zurück. Der will doch nicht mit mir in die Dusche?! Anscheinend! „Zieh dich aus und die kannst du anziehen! Wir gehen duschen. Ich weiß, dass du dich alleine umziehen kannst.“ Damit verlässt er das Bad wieder. Viel Zeit lässt er mir nicht. Nur mühsam kann ich mir die Badehose anziehen. Doch ohne werde ich sicher nicht mit Yami duschen gehen. Dafür kennen wir uns viel zu wenig! Dann steigt Yami mit mir auf dem Arm in die Duschkabine. Meine Eltern haben diese Kabine nicht zu einer Dusche für mich umbauen lassen. Dadurch kann ich weder mit dem Rollstuhl hinein, noch mich irgendwo absetzen. Es gibt aber einen Haltegriff. „Versuch selbst zu stehen, Yugi. Falls du dich nicht mehr halten kannst, sag mir Bescheid.“ Yami greift nach dem Duschkopf. Warmes Wasser fließt über unsere Körper. Ich habe also nur die Aufgabe stehen zu blieben?! Mit der Zeit stellt sich heraus, dass diese Aufgabe doch nicht so einfach ist. Meine Arme sind nicht daran gewöhnt, mein gesamtes Gewicht zu halten. Noch können mich meine Beine halten. Die Frage ist nur, wie lange wird das andauern. Ich beiße aber die Zähne zusammen. So schnell will ich doch nicht schwach werden! Ich bin noch nicht mal richtig nass. Geschweige denn, fast fertig geduscht! Tapfer halte ich durch. Während der ganzen Zeit spricht Yami kein Wort mit mir. Er geht nur seiner Aufgabe nach: Mich zu duschen. Dabei ist er zwar vorsichtig, aber … ich vermisse doch etwas. Nähe?? Vertrautheit??? … Zärtlichkeiten???? Schnell streiche ich diese Gedanken aus meinem Kopf. Yami und ich sind Freunde. Mehr aber auch nicht!! Er setzt mich nach der Dusche zurück in den Rollstuhl, schiebt mich in mein Zimmer zurück und gibt mir Sachen zum Anziehen. „Komm, in die Küche, wenn du fertig bist, Yugi!“ Damit lässt er mich wieder alleine. Er behandelt mich doch etwas distanzierter. Wegen gestern? Hoffentlich kann ich das wieder hinbiegen. Ich kann ihn ja verstehen, trotzdem… Ein paar Minuten später rolle ich zu Yami in die Küche. Er sitzt am Tisch und trinkt eine Tasse Kaffee. Der Tisch ist mit leckerem Frühstück gedeckt. Ich setze mich ihm gegenüber an den Tisch und suche mir etwas zum Essen aus. Yami hat echt an alles gedacht! Croissant, Nutella, Müsli, Joghurt...sogar Eier und frische Brötchen... Ich richte mich wieder auf ein Schweigen seinerseits ein. Dann spricht er den verhängnisvollen Satz. „Lass uns reden, Yugi.“ Ängstlich hebe ich meine Augen und treffe auf dunkle Amethysten, die mich eindringlich mustern. Es lässt sich sowieso nicht vermeiden! Ich nicke zögernd. Innerlich wappne ich mich gegen Vorwürfe und harte Worte. Doch Yami überrascht mich wieder. Er streckt seine Hand über den Tisch nach meiner aus. Kälte trifft auf Wärme. „Hey, keine Angst, Kleiner!“ In seiner Stimme höre ich ein Schmunzeln. Doch dann wird sie wieder ernst. „Ich kann immer noch nicht verstehen, dass du deine Lage einfach so ausnutzt. Das passt gar nicht zu dir, Yugi!“ Ich ziehe meinen Kopf zwischen die Schultern. Es stimmt ja, dass ich die anderen ausnutze. Ich weiß das und es ist nicht fair von mir! Trotzdem brauche ich die Hilfe ... jetzt zumindest. „Ich habe aber auch gesehen, dass du diese Hilfe jetzt brauchst. Deine Beine können dich gar nicht mehr tragen. Du musst zur Physio.“ Ich gehe sofort in Abwehrhaltung. „Da werde ich nicht hingegehen, Yami.“ Yami hebt beschwichtigend die Hände. „Vielleicht musst du das auch nicht. Ich kann dir dabei auch helfen. Aber … bevor ich mit dir übe, musst du noch etwas erledigen.“ Was kommt denn jetzt? „Joey wird darüber aufgeklärt, dass er nicht an dem Rollstuhl Schuld ist. Deine Schwester bekommt ihre Freiheit zurück. Du entschuldigst bei beiden.“ Ich muss schlucken und kann Yami nicht anschauen. Verdammt, das wird nicht einfach. Vor allem Joey! Er ist doch jetzt mein bester Freund. Hält so etwas unsere Freundschaft aus?? Und Kagome? Was meint Yami damit, dass ich ihr ihre Freiheit zurückgeben soll? „Einverstanden?“ „Yami ... ich weiß nicht, ob ... ich das schaffe.“ Jetzt wird er gehen! Da bin ich mir sicher. ~~Yami~~ Warum überrascht mich diese Aussage von Yugi jetzt so gar nicht? Klar, er will seinen Wohlfühlraum nicht verlassen und hat mit der Zeit verlernt an sich zu glauben! Bei dem Vater auch kein Kunststück. So übervorsichtig und ängstlich wie er mit Yugi umgeht... Der Kleine sollte endlich anfangen zu leben! Ich antworte ihm nicht und lasse auch sonst keine Reaktion erkennen. Stattdessen beobachte ich Yugi. Er senkt seinen Kopf. Sein Frühstück rührt er nicht weiter an. Irgendwann schiebt er den Teller von sich und schaut auf. Als sein Blick meinen trifft, erschrickt er sich. Komisch! Was hat er erwartet? „Du bist noch da?“ Verwirrt verenge ich die Augen. Natürlich! „Was hast du erwartet? Nur weil du nicht an dich glaubst, lasse ich dich in Ruhe? Kleiner, da hast du dich ziemlich geschnitten. Mich wirst du so schnell nicht wieder los.“ Dann reiche ich ihm sein Telefon. „Ruf Joey an! Wir treffen uns in 30 Minuten im Park mit ihm.“ Ergeben folgt Yugi der Aufforderung. Joey hat nichts besonderes heute vor und freut sich auf ein Treffen mit uns. Auch wir machen uns auf den Weg zum Park. Da der Park von Yugi aus zu Fuß gut zu erreichen ist, entscheide ich, dass wir diesen Weg nehmen. Yugi spricht sich nicht eindeutig dagegen aus, als ist er damit einverstanden. Dass seine Mimik eindeutiges Unwohlsein und Skepsis zeigen, ignoriere ich erst einmal. Wenn ihm etwas nicht angenehm ist oder ihn überfordert, muss er lernen es zu sagen! Den Weg legen wir schweigend zurück. Ich beobachte Yugi genau. Er müht sich ziemlich mit seinem Rollstuhl ab, ist aber auf der anderen Seite zu stolz mich, um Hilfe zu bitten. Anscheinend wurde er bisher häufig geschoben und wenig nach seiner Meinung gefragt. Als uns im Park allerdings Kieswege erwarten, greife ich die Griffe und schiebe ihn. „Lass dir helfen, Yugi!“ Natürlich wehrt er sich auch dagegen nicht. Ich glaube, es würde Yugi wirklich gut tun, auch mal zu widersprechen. Vielleicht kann ich ihm das ja beibringen! Ein fieses Grinsen schleicht sich bei diesem Gedanken auf meine Lippen. Zum Glück sieht Yugi es nicht. Sonst könnte er noch auf falsche Gedanken kommen. Joey ist noch nicht am Treffpunkt zu sehen. „Naja, Joey ist nicht unbedingt der Pünktlichste, Yami! Das ist normal.“ „Hier ist doch ein guter Platz um auf ihn zu warten.“ Wir stehen vor einer Bank, die vom Weg etwas abgewandt steht und von Bäumen beschattet wird. Ihr Blick ist auf ein kleines Blumenbeet gerichtet. Perfekt für unser Vorgehen geeignet! „Stimmt, Yami!“ Habe ich auch eine andere Antwort erwartet? Nein! Ich stelle Yugi mit seinem Rollstuhl neben die Bank und strecke mich genüsslich darauf aus. Sogar die Sonne scheint zwischen den Blättern hindurch auf uns herab. Wunderbar... Ein Seitenblick auf Yugi zeigt mir, dass er weniger entspannt ist. Er schaut sich die Umgebung nicht an oder genießt die Sonnenstrahlen zwischen den Blättern. Stattdessen blickt er nach unten auf seine Hände, die er unruhig im Schoß knetet. Er macht sich Sorgen! „Was ist los, Yugi?“ Doch er kommt nicht mehr zum Antworten. Joey hat uns gefunden. Freudestrahlend und winkend kommt er auf uns zu. „Hey zusammen! Was unternehmen wir?“ Ich erwidere den fröhlichen Gruß und bedeute ihm sich zu uns zu setzen. Yugi ist weiter still schweigsam und verkrampft. Joey merkt, dass irgendetwas uns beschäftigt und wird ernster. „Was ist los, Leute?“ Yugi sucht noch einmal den Blickkontakt zu mir, dem ich aufmunternd begegne. Dann wendet er sich Joey zu. Yugi zögert wieder lange. Joeys Augen erwidern erst Yugis Blick und wechseln dann zwischen ihm und mir hin und her. „Leute, was ist los? Ihr macht mir Angst!“ Yugi, jetzt komm schon! ~~Joey~~ Verwirrt beobachte ich Yugi und Yami. Ich werde das Gefühl nicht los, dass mir einer der beiden etwas sagen möchte. Etwas ernstes! Nach einem erneuten Blickwechsel zwischen Yami und Yugi, nickt Yami verstehend und zieht sich zurück. Ok, es geht also um Yugi! Yugi schluckt noch einmal unsicher. Dann trifft mich sein entschlossener Blick, aber er schaut wieder weg. „Yugi, was ist passiert? Hat Yami ...“ „Nein, Joey, Yami hat mir nichts getan. Er hat mir lediglich die Augen geöffnet. Joey, ich muss dir etwas erklären...“ Yugi senkt seinen Blick. Es fällt ihm echt schwer mir zu erzählen, was los ist. Er scheint sich vor meiner Reaktion zu fürchten. Dabei habe ich mich doch geändert. Dank ihm! „Joey, ich weiß, dass du annimmst, dass ich für immer im Rollstuhl sitzen werden. Du glaubst, dass du mir die Wirbelsäule irreversibel verletzt hast, als ihr mich zusammengeschlagen habt. Doch … so stimmt es nicht.“ Okay … ? Heißt das etwa, dass du doch wieder laufen kannst? Yugi, das wäre toll … Warum bist du so ängstlich? Ich kann seine Vorsicht und Ängstlichkeit immer noch nicht verstehen. „Ich mag dich als Freund. Sehr sogar! Du hast mich zwar zusammengeschlagen, aber du bist der erste echte Freund, den ich habe. Und den habe ich schamlos ausgenutzt! Mein Vater stellte fest, dass zwei Wirbel gebrochen waren, aber das Rückenmark unverletzt war. Ich hatte und habe immer ein Gefühl in den Beinen gehabt. Acht Wochen musste ich in den Rollstuhl. Danach sollte ich zur Physio und wieder aus dem Rollstuhl aufstehen. In der Zwischenzeit habe ich mich so sehr an die Hilfsbereitschaft und Aufmerksamkeit von euch allen gewöhnt. Das wollte ich nicht wieder verlieren.“ Yugi schluckt schwer. Ich kann ihm immer noch nicht ganz folgen. Er spricht auch schon weiter. „Also habe ich allen erzählt, dass ich nichts mehr in meinen Beinen spüre. Ich konnte sehen, wie ich dir damit ein schlechtes Gewissen gemacht habe. Doch du hast mich nicht, wie ich es erwartet habe, verlassen, sondern unterstützt mich. Bist mir sogar mein bester Freund geworden. Und was war ich dir für ein Freund. Ich habe dich und deine Veränderung ausgenutzt, Joey. Es tut mir leid!“ Allmählich begreife ich, was Yugi mir erzählt hat. Er hat mich glauben lassen, dass ich sein Leben zerstört hätte und ... ich habe mich von ihm ausnutzen lassen! Entsetzt über seine Dreistigkeit starre ich ihn an. Ich kann noch nicht sagen, ob ich nur sauer oder auch wütend auf Yugi bin. Es bedarf einiger Tage um das Herauszufinden. „Joey??“ Zögernd nennt Yugi meinen Namen. Ich wartet auf eine Reaktion von mir. „Ich brauche etwas Zeit, Yugi!“ Mit einer voreiligen wütenden Reaktion will ich unsere Freundschaft nicht gefährden. Sie ist mir wichtig geworden. „Yugi, gib mir ein paar Tage Zeit. Ich muss das Ganze erst einmal verdauen.“ Damit lasse ich ihn einfach stehen. Der Samstag ist für mich definitiv gelaufen! „Joey, warte!“ Ohne einen weiteren Gruß gehe ich auch an Yami vorbei zum Parkausgang. Dieser schaut sich kurz zu mir um und rennt dann zu Yugi. Fast zur gleichen Zeit höre ich ein Poltern hinter mir. Yugi ist mit seinem Rollstuhl beim Versuch mir zu folgen umgekippt. Doch Yami steht schon neben ihm und hilft ihm. Er braucht mich jetzt wohl nicht mehr! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)