A Song of hopeless Love von Tenshis (Fortsetzung von "Ein Trip ins Chaos") ================================================================================ Kapitel 4: 疑問 ~Gimon~ --------------------- Kapitel 4: 疑 問 ~Gimon~ Serie: Gackt // Hyde Disclaimer: Die beiden Hübschen gehören immer noch sich selbst und das Gleiche gilt für sonstiger Personen, die in der FF auftreten. Autoren: Tenshis Kommentar: Es ist wieder so weit, weiter geht’s mit dem verzweifelten Drama um Gackt und Hyde.... Wir hoffen ihr seid nicht allzu sehr böse, das ihr wieder so lange warten musstet. Gomen! Wir haben uns ganz große Mühe gegeben, wie bei jedem Kapitel und wir hoffen natürlich auch dieses mal, dass es euch gefallen wird. Arigato, das ihr so fleißig weiter lest. ^^ Es ist vllt anzumerken, das die Sätze und Worte die ‚kursiv’ und mit ‚~’ gekennzeichnet sind, Sätze sind, die Hyde geschrieben hat,... nur als kleine Anmerkung, nicht das ihr denkt, das es seine ‚Gedanken’ sind ^^ Viel Spaß! ^^ *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ XXXX年07月03日 Ich hatte einen Traum. Einen schrecklichen Alptraum. Es schmerzt mich jetzt noch, wenn ich daran denke, und es macht mir Angst. Am besten ich fange von vorn an. Es war Nacht, es regnete, nein es war ein starkes Gewitter. Stromausfall... Ich bin in die Küche, um mir was zu trinken zu holen, Gackt war dann auch aufgetaucht. Er hatte eine Kerze gesucht und sie auf den Tisch gestellt. Zwischen uns, denn wir haben uns dann an den Tisch gesetzt. Keine Ahnung wieso, weil ich doch eigentlich nur was trinken wollte. Es war alles normal, Gackt hatte seine üblichen Dinger abgelassen und mich mit Worten angemacht. Wie schön doch meine Augen wären und so. Das hatte ich dann mit etwas ähnlichem gekontert und Gackt ist darauf total eingestiegen. So sehr, dass er mich an sich gezogen hatte und mich küssen wollte. Ich hatte mich gewehrt, dabei habe ich ihn weggestoßen. Gackt ist auf den Boden gefallen und hatte dabei die Kerze mit umgestoßen. Irgendwie brannten dann seine Haare. Ich hab sie gelöscht, doch es war schon zu spät. Die Haare waren weg... und kahle Stellen zierten seinen Kopf. Natürlich machte er mir Vorwürfe und schob alle Schuld auf mich. Er hatte mich angeschrieen, auf eine Art und Weise, die mich jetzt noch total trifft, auch wenn es nur ein Traum war. Komischerweise fühle ich mich schuldig, jetzt im realen, nicht im Traum. Ich fühle mich als hätte ich ihm wirklich wehgetan. Vielleicht nicht körperlich, aber auf irgendeine andere Art. Gott... es ist so seltsam. Warum fühle ich mich so? Es war doch nur ein Traum! Ein sehr realistischer, aber trotzdem nur ein lächerlicher Traum. Träume spiegeln Ängste und Wünsche wider, hatte mir Tetsu mal gesagt. Wie würde er diesen Traum deuten? Habe ich Angst? Angst davor Gackt wehzutun? Ich denke, ich habe Angst, dass Gackt mich wirklich so behandeln könnte, so voller Hass und Wut. Dass er mich hassen könnte, wenn er wüsste wie ich wirklich bin. Wie schrecklich egoistisch ich bin. Das bin ich nämlich, weil ich diese Hochzeit nicht will. Ich will sie absagen, und Megumi verlassen. Dabei ist es mir wohl völlig egal, wie weh ich ihr damit tun könnte... was ich nicht will, keines Falles, aber ich sehe einfach keinen Ausweg mehr. Wie würde er reagieren, wenn er es erfahren würde? Er weiß noch nicht mal von der Hochzeit, wie könnte ich ihm da sagen, dass ich sie absagen will? Gott, ich weiß es ja noch nicht einmal wirklich? Soll ich sie verlassen? Soll ich dieses Risiko eingehen? Wäre ich in der Lage die Schuld, die mich treffen würde, anzunehmen? Was rede ich da? Nein, das geht nicht... so was darf ich nicht. Ich darf doch nicht so einfach über das Leben eines anderen Menschen entscheiden, auch wenn ich mich selbst dann besser fühlen würde. Niemand darf das und am allerwenigsten ich. Na ja, ich war jedenfalls ziemlich beunruhigt wegen des Traumes,... auch wenn mich der weitere Verlauf des Tages manchmal davon ablenkte. Es war mal wieder soviel passiert, dass ich wahrscheinlich gar nicht alles zusammenkriege. Der Einkauf, na ja der war etwas unglücklich verlaufen, aber wie es sich herausstellte, war es nur ein Missverständnis. Und ja, ich geb’s zu, ich habe nicht recht zugehört, es war also größtenteils meine Schuld. Was aber sehr schön war, war der Nachmittag im Pool. Ich hab herzhaft gelacht, über die Weise wie Gackt ins kalte Wasser gekommen war. Er ist komisch, das weiß ja jeder, aber das macht ihn wieder so niedlich, dass man diese Art einfach total vermissen würde, wäre man nicht länger mit ihm befreundet. Aber dann kam so ein Augenblick, den ich mir selbst nicht recht erklären kann. Als ich Gackt ein Insekt aus dem Augenwinkel entfernen sollte und ich ihm somit ziemlich direkt in die Augen sehen musste, fing es in mir ziemlich stark an zu kribbeln. Ich habe mich komisch gefühlt. Und dann habe ich ihm auch noch übers Gesicht gestreichelt. Ich könnt mich jetzt noch dafür ohrfeigen so was Dummes getan zu haben. Und das schlimmste ist noch, ich weiß überhaupt nicht wieso ich das getan habe,.... es kam einfach so über mich. Es ist unheimlich etwas zu tun, was man eigentlich gar nicht möchte, sich aber der Körper irgendwie selbstständig macht... Ich hoffe, Gackt legt das alles nicht so auf die Goldwaage. Nicht dass er mich für irre hält oder sogar noch glaubt ich wäre verliebt. Ich hingegen weiß ja, dass Gackt nur scherzt, wenn er versucht mich zu küssen oder anzugrabschen. Es ist reiner Spaß. Er will mich reizen, das ist alles. Aber so ein Verhalten ist er von mir nicht gewöhnt, also gut denkbar, dass er da etwas anderes als Spaß hinein interpretieren könnte. Ach, ist auch egal,... ich denke, es ist am Ende sowieso harmloser als ich es gerade bewerte. Es ist gleich 12 Uhr... Gackt hat gleich Geburtstag. Er glaubt, ich habe es vergessen, dabei habe ich nur so getan als würde ich die Bedeutung dieses Tages abwerten. Ich habe einen Plan, den ich gleich ausführen werde... Bis dann Hyde * Oh ich habe gemerkt wie enttäuscht er war. Er hat versucht es zu vertuschen, aber es war schon so offensichtlich, dass ich beinahe angefangen hätte zu lachen. Regelrecht rausgeschmissen hat er mich, irgendwie süß. Der Arme, jetzt glaubt er allen ernstes, ich würde es bei diesem Geschenk belassen. Ja, soll er ruhig,... die ganze Nacht und den gesamten Tag morgen. Erst dann werde ich es beenden und mein echtes Geschenk geben. Hyde * XXXX年07月05日 Ok, Gackt hatte gestern Geburtstag... sein Ehrentag, trotzdem muss er nicht denken, dass er sich an einen solchen Tag alles herausnehmen darf. Scherze über Scherze den ganzen Tag. Diese blöden Kerle in ihren Monsterkostümen. Ich hatte keine Angst vor ihnen, wie es Gackt vielleicht glauben mag, aber wenn man regelrecht von ihnen angesprungen wird und sie dazu auch noch aus dunklen Ecken gesprungen kommen, dann würde sich wohl jeder erschrecken. Ja, zugegeben... ich habe das eine Mal wohl etwas zu dolle gebrüllt und bin Gackt regelrecht an den Hals gesprungen, aber wenn er nun mal genau im Weg stand, kann ich ja auch nichts dafür. Und dann diese Frau in ihrem Dornröschenkostüm,... sie war süß, aber als sie mir ihre Krone auf den Kopf gesetzt hatte, da dachte ich ‚lebe ich hier denn nur unter Verrückten?’ Total bescheuert das Ganze. Und nun ist Gackt total von der Idee besessen mich als Dornröschen zu sehen. Hat er überhaupt noch irgendeine seine verrückten Tassen in seinem Schrank? Ich, das Dornröschen, und er, der Prinz,... manchmal hasse ich seine blöden Späße... Egal,... der Abend war sehr harmonisch verlaufen, wenn ich es nicht selbst wüsste, würde ich sogar behaupten romantisch. Ich weiß nicht wie es dazu gekommen ist, aber da war diese Atmosphäre, die ich bei der Vorbereitung gar nicht beabsichtigt hatte. Ich glaube es war sogar Gackt, der diese so heraufbeschworen hatte. Er war sehr lieb... keine Scherze, na ja fast keine, keine Missgeschicke, als wäre er ein völlig anderer Mensch. Er war anders, das kann ich ohne Zweifel behaupten. Mir gegenüber viel vorsichtiger und sanfter. Wieso? Das hatte mich sehr verwirrt. Vor allem aber meine Empfindungen, die ich kurzzeitig immer hatte. Dieses wohlige Gefühl, als er mich umarmt hatte... als wäre die Zeit stehen geblieben, als würde nichts anderes mehr wichtig sein. Es war seltsam, und zugleich wunderschön. Ich habe diese Zweisamkeit sehr genossen, sie hat mich alles vergessen lassen. So sehr, dass ich sogar zusammen mit ihm auf der Couch eingeschlafen bin. Zuerst war ich verwundert... aber dann fand ich es wieder so schön. So beruhigend. Ich konnte ihn betrachten, ohne dass er es seltsam gefunden hätte. Ich hab ihn berührt, seine Stirn, seine Wangen, seine Nase bis zu seinen Lippen. Ich wollte unbedingt wissen, wie sich seine Haut an fühlte. Und wie ich es erwartet hatte... war sie unendlich zart. Verwunderlich für einen Mann, aber bei Gackt nicht so sehr, denn das er ein schönes Gesicht hat, das sieht man ja schon von weitem. Im Schlaf hatte er meinen Namen geflüstert. In dem Augenblick kribbelte es mir im ganzen Körper. Dass er von mir träumt, empfinde ich als interessant, auch wenn ich das kaum verstehe. Wie mechanisch habe ich ihm dann ins Haar gefasst und mich erneut an ihn herangekuschelt. Gott, wie ich diesen Duft seines Parfüms liebe... Mein Geschenk hatte ihm gefallen, das konnte ich spüren... und sein zaghafter Kuss auf meinen Mund sollte wohl sein Dankeschön sein. Gut, sonst hätte ich mich wohl ziemlich darüber aufgeregt, aber es war nun mal Gackt, und da war so was nun mal normal. Er hatte Geburtstag und mich mit seinen Blicken völlig um den Finger gewickelt. Typisch eben. Aber was mich mehr als verwundert hatte, war, wie wir beide am Flügel saßen und den Song von mir gespielt hatten. Als wäre der Tag nicht schon seltsam genug gewesen, hatte hier der Kitsch mal wieder voll zugeschlagen. Na ja, daran war wahrscheinlich auch die Melodie des Songs schuld. Wenn ich nur wüsste wie sie mir in den Sinn gekommen war. Ich höre sie seit ein paar Tagen... sie schwirrt in meinem Kopf als würde ich sie ewig kennen. Es ist ein magisches Lied, aber diese Magie kommt erst vollkommen frei, wenn ich die Melodie zusammen mit Gackt spiele. Als würde auch er sie kennen und wir uns hervorragend ergänzen. Ich glaube ich werde den Song spielen,... ihn veröffentlichen und Gackt danach fragen ob er wieder mit mir zusammenarbeiten möchte. Ich denke das wäre die einzig beste Lösung für diesen Song. Entweder so oder gar nicht, das steht schon mal fest. Diese Idee begeistert mich gerade so sehr, dass ich gleich heute danach fragen werde. Ich hoffe er stimmt zu. Im Moment schläft er noch. Irgendwie lustig, denn sonst ist er es ja, der von uns beiden früh wach ist. Aber das ist auch ganz gut so. Ich hatte Zeit über das Geschehene nachzudenken, auch wenn ich nicht wirklich auf ein Ergebnis gekommen bin. Hyde *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ 10. November XXXX Mit einem dick zusammengebundenen Hefter stand die zierliche Megumi vor der Tür des Schlafzimmers. Sie seufzte, als sie abermals gedankenverloren durch die Blätter strich und einige Zettel gezielt herauszog. „Und das müssen wir auch noch erledigen“, murmelte sie, während ihre vertieften Augen nicht vom Geschriebenen loskamen. Abwesend öffnete sie die Tür und betrat das Zimmer, dabei zog sie weitere Seiten aus dem Hefter, die sie ihrem Verlobten vorlegen wollte. Noch etwa einen Monat bis zur bevorstehenden Hochzeit und es war noch so vieles zu erledigen. Megumi steckte bis zum Hals in den Vorbereitungen, während Hyde tagtäglich seiner Arbeit im Studio nachging. Dabei gab es kaum Tage an denen sie sich häufig sahen. Manchmal sogar mehrere aufeinander folgende. So kurz vor einer Hochzeit war das zwar nicht gerade vorteilhaft, jedoch, Megumi akzeptierte Hydes Arbeit an der gemeinsamen Single mit Gackt, genauso wie Hyde die Vorbereitungen für die Hochzeit. Soweit es ging übernahm sie alle zu erledigenden Arbeiten für das bevorstehende Event. Sie tat es gern und es erhellte, trotz Abwesenheit ihres Verlobten, immer wieder ihren Tag. Nichtsdestotrotz gab es Angelegenheiten, die auch die gewisse Aufmerksamkeit des Bräutigams bedurften. „Schatz... wir müssen unbedingt noch die Gästeliste durchgehen und... du hast noch keinen Trauzeugen ge...“, sie verstummte, als sie Hyde, der soeben Kleidungsstücke zusammenlegte und in einen Koffer tat, erblickte. Zögerlich trat sie auf ihren Liebsten zu, der sie gar nicht bemerkt zu haben schien. Völlig in seiner Arbeit vertieft, hockte er dort vor dem Koffer und tat etwas, was sie augenblicklich nicht recht einordnen konnte. „Was tust du da?“ fragte sie deshalb, ohne sich noch einmal anzukündigen. Hyde der soeben noch schemenhaft gelächelt hatte, erschrak und fuhr ertappt herum. „Ähhhh...“, war vorerst das Einzige was er dazu äußern konnte. „Du packst Koffer?“ bemerkte sie ängstlich. Plötzlich überkam sie eine unerwartete Nervosität. Hyde fassungslos anstarrend, klappte sie den von Blättern überquellenden Hefter zusammen und schüttelte zitternd den Kopf. Hyde, der selbst etwas verwirrt über Megumis Reaktion war, zog fragend seine Augenbrauen zusammen und murmelte: „Ich fahre übers Wochenende zum Snowboarden, das weißt du doch“, erklärte er sich, bevor er aufstand und auf die verwirrte Frau zusteuerte. Beruhigend faste er seiner Freundin an die Schulter und lächelte. „Snowboarden?“ wiederholte sie flüsternd, während ihr buchstäblich tausend Steine vom Herzen fielen. „Ich hab’s dir letzte Woche gesagt, als du...“ „Ja,... ich erinnere mich, als ich dich nach unserer Hochzeitsreise gefragt habe“, fiel ihm Megumi ins Wort, die augenblicklich begann wieder einen erheiterten Gesichtsausdruck zu präsentieren. Hyde nickte, nahm die Zettel die sie zwischen den Fingern hielt und betrachtete das darauf Stehende. „Die Gästeliste?“ „Ja...“ Hyde nickte und las die Liste der Namen. „Ist alles OK so...“, antwortete er kurz und drückte die Zettel, die er nur halbherzig durchgesehen hatte wieder in die Hände seiner Verlobten. Megumi blickte skeptisch auf Hyde herab, der sich erneut ans Packen gemacht hatte. „Und... ähhhh...“ „Ist noch etwas Wichtiges, was ich mir ansehen muss?“ fragte Hyde, legte eine Hose ordentlich auf die anderen Sachen und seufzte. „Hast du Gackt schon gefragt, ob er Trauzeuge werden möchte?“ Hyde stoppte, als er merkte wie ihm plötzlich ganz heiß wurde. Ein dicker Kloß lag ihm im Hals, der das Sprechen unmöglich machte. Nur sein Gesicht, welches er tief gesenkt hatte, zeugte davon, dass er auf eine derartige Frage nicht vorbereitet war. Er schüttelte mit dem Kopf, während er versuchte das Zittern in seinen Händen so gut wie es ging zu überspielen. „Aber möchtest du nicht, dass es Gackt wird? Ich dachte, weil du dich in letzter Zeit soviel mit ihm triffst und ihr auch zusammenarbeitet.“ „Ich weiß nicht“, brummte Hyde plötzlich hinter vorgehaltener Hand. „Wieso nicht?“ wollte sie wissen, während sie sich zu ihm auf den Boden hockte. „Ich... ich denke, ich werde doch Tetsu fragen“, stotterte Hyde, während er ein T-Shirt unachtsam in den Koffer stopfte. Wieso fragte sie danach? Wieso nahm sie an, dass er ausgerechnet Gackt als Trauzeugen wählen würde, wo er doch mit Tetsu weitaus länger befreundet war. Fühlte sie sich vernachlässigt, weil er in letzter Zeit mehr Zeit mit dem Sänger verbracht hatte als mit seiner Verlobten? Sollte diese Frage ein Hinweis darauf sein, dass er sich ihr gegenüber unachtsam verhalten hatte? Diesen Gedanken hatte er leider schon sehr häufig,.... jedes Mal, wenn er sich mit Gackt traf, vor allem wenn es privat war, was die letzten Wochen häufiger vorkam als beruflich. Fast jeden Tag fragte Gackt nach einem Treffen nach der Studioarbeit und jedes Mal konnte er kein ‚nein’ darauf geben. Er war sich selbst erlegen... sich selbst und seinem Drang nach Gackts Nähe, die stärker war als seine Vorsicht, Megumi gegenüber nichts falsch zu machen oder sie derart zu vernachlässigen. Er hatte immer ein schlechtes Gewissen, genauso wie auch jetzt, wo er die Koffer packte und mit Gackt zum Snowboarden in die Berge fahren wollte. Diesmal jedoch hatte er ihr nicht gebeichtet, dass Gackt sein Begleiter war. Denn irgendwie hatte er stets die Angst im Rücken, von ihr durchschaut zu werden. Was jedoch auf kurze Sicht völlig absurd schien, denn wieso sollte sie annehmen, dass sich ihr Verlobter in einen Mann verliebt hatte? Trotzdem... er war lieber vorsichtig als doch einen gravierenden Fehler zu begehen, obwohl er bereits auf dem besten Wege dorthin war. Das wusste er, dennoch konnte er sich nicht dagegen wehren, obwohl er es sich wirklich ernsthaft vorgenommen hatte, Gackt von sich zu weisen. „Aber Gackt wird doch kommen, oder?“ murmelte Megumi, während sie ihre Zettel ordnete. Hyde schüttelte flüchtig den Kopf. „Ich weiß nicht ob er Zeit hat,... er hatte gemeint, im Dezember würde er nebenbei häufiger in die USA müssen, wegen Albumarbeiten und so.“ Das war eine glatte Lüge, jedoch wusste er sich so schnell einfach keinen anderen Rat. Gackt zu seiner Hochzeit einzuladen, wäre wohl das makaberste, was er sich je in seinen Leben geleistet hätte, deshalb wollte er Megumi sofort vom bloßen Gedanken an Gackt ablenken. Er hatte ihm schon oft genug Schmerzen zugefügt, hatte ihn abgewiesen, ihm Dinge verboten... und auch Dinge gesagt, die einem Herzen mehr Wunden zugefügt hatte als es eigentlich aushalten konnte. Die Hochzeit war nur der I-Punkt auf dem Ganzen,... aber einen weiteren Stoß in den Rücken wollte er einfach nicht riskieren. Jetzt wo sich alles so einigermaßen beruhigt hatte,... wo sie sich wieder etwas gelöster in die Augen sehen konnten und auch Worte wieder fließen konnten. Auch wenn Gackt eine etwas distanziertere Haltung wahrnahm und er bewusst Dinge, die zu diskutieren waren, ausschwieg,.... Ihm jetzt mit der Hochzeit und dem Trauzeugen zu kommen, wäre als würde er ihn ein stumpfes Messer mitten ins Herz rammen. Nein,... das wollte er Gackt nicht antun, nie und nimmer... „Ach so...“, murmelte Megumi skeptisch. „Ich hab gar nicht gewusst, dass er demnächst an einem Album arbeiten möchte, wo ihr doch noch mitten in eurer gemeinsamen Arbeit steckt.“ Hyde musste sich eingestehen, dass diese Lüge wohl wirklich etwas dumm durchdacht war. Schließlich war der Erscheinungstermin ihrer Single erst für das nächste Jahr angelegt und bis jetzt hatten sie, obwohl sie sich fast täglich trafen, kaum etwas Ordentliches auf die Beine gebracht. Noch nicht einmal der Songtext stand,... lediglich die Melodie wurde ausgearbeitet und zum Teil schon aufgenommen. „Er arbeitet eben gern an mehreren Projekten gleichzeitig“, verteidigte sich Hyde, schüttelte gespielt selbstsicher den Kopf. „Und wie läuft’s mit eurem Song so?“ wollte Megumi nun wissen und starrte eindringlich in die Augen ihres Verlobten, der etwas irritiert in ihre sah. Unsicher unterbrach er den Augenkontakt, welcher ihm langsam unheimlich vorkam. Ein durchdringender Blick, der andere Fragen stellte als ihr Mund,... davor hatte er schon immer den größten Respekt und Vorsicht gehabt. „Es... läuft gut,.... wir haben noch kein Text, aber... aber Gackt kümmert sich denk ich mal schon darum.“ Schmunzelnd erhob sich Megumi und trat zur Tür. „Mhhh, du bist täglich stundenlang bei der Arbeit,... und danach triffst du dich mit Gackt um dich in Kneipen und sonst wo zu amüsieren,... und da habt ihr bisher in den letzten zwei Wochen nichts weiter als ein bisschen Melodie?“ „Das ist alles nicht so einfach, wie es sich für einen Laien anhört, Meg“, brachte Hyde zur Verteidigung vor und schloss den gepackten Koffer. „Ich hoffe doch, dass du wenigsten an unseren Hochzeitstag keine Verabredung mit Gackt hast“, warf Megumi giftig in den Raum. Wenn auch zynischer als sie es eigentlich meinte. Danach verließ sie ohne ein weiteres Wort das Zimmer und schloss die Tür. Hyde, der aufgrund ihres letzten Satzes und ihrer aufkeimenden Eifersucht, die er deutlich spüren konnte, erneut in eine Besorgnis verfiel, erkannte, dass er gerade dabei war, sich und Megumi für absolut dumm zu verkaufen. Glaubte er denn wirklich, sie wäre so blind und würde ihm das alles, was er ihr tagtäglich lügnerisch auf den Tisch servierte, einfach so abkaufen? Anscheinend war sie bereits der Meinung, er würde überhaupt nicht an einer Single arbeiten und nutze die freie Zeit, die ihm dadurch gegeben war, um sich mit anderen Frauen zu treffen. Ja,... genau diese Art von Gedankengängen würde er ihr tatsächlich zutrauen. War nur die Frage, welche Art von Gedanken würde er sich trauen auch umzusetzen. Auch wenn ihm alles andere als wohl bei der ganzen Sache war, er hatte es Gackt versprochen. Ein ganzes Wochenende, zu zweit. Er war unsicher gewesen, als er dem zugestimmt hatte, doch innerlich wusste Hyde, dass Gackt in letzter Zeit zu distanziert war, um sich, wie im Sommer, auf diese Art von Körpernähe erneut hinreißen zu lassen. Doch konnte er diesem entfernten Verhalten seines Freundes wirklich übermäßiges Vertrauen schenken, wo er doch selbst nicht wusste, wie er sich verhalten sollte? Wieso nur hatte er sich wieder einmal auf so was eingelassen? * 11.November XXX Schneeflocken, die verspielt durch die Luft tanzten, berührten die Wangen des Größeren. Es schneite und alles um sie herum war von weißen Schneekristallen bedeckt. Mit einem amüsierten Lächeln erinnerte er sich zurück, an das erste Mal, als sie gemeinsam hier waren. Er noch vollkommen unerfahren auf dem Snowboard, doch mit dem hartnäckigen Ziel es von seinem Lehrer Hyde zu lernen. Dieser stand stumm neben ihn und starrte gedankenverloren auf die ihnen gebotene Landschaft. Er war streng gewesen,.... anfangs noch nachsichtig, doch je länger sie übten, desto härter und unnachgiebiger nahm er ihn heran, bei jedem Fehler. Doch es machte dem Jüngeren nichts aus,.... denn er wollte es ja lernen, um jeden Preis, allein nur, um eine weitere gemeinsame Leidenschaft mit dem Kleineren zu entdecken. Wie viel sich doch im Laufe der Jahre geändert hatte. Nie wieder würden sie wie tollende Kinder durch den Schnee rennen und sich mit weißen Kugeln bewerfen. Auch wenn sie hier waren, es ging einfach nicht wie früher. Zu viel war passiert. Ihr Verhalten dem Anderen gegenüber war nun vollkommen anders, ... anders als damals..... Sie hatten sich ein kleines Häuschen am Rande einer Piste gemietet. Es war wohlhabend und trotzdem sehr gemütlich eingerichtet. Es war dasselbe Haus wie immer..... Ein wenig erschöpft von der etwas längeren Fahrt, ließen sie ihre Taschen im, nach Holz duftenden, Eingangsbereich fallen und schüttelten sich den pappenden Schnee von den Kleidern. „Es ist schön, wieder hier zu sein“, kam es warmherzig vom Kleineren, der sich schnurstracks ins Wohnzimmer schlich, während der Größere ihn lächelnd hinterher blickte. Und in dieser Hinsicht musste er ihm wirklich Recht geben. Langsam folgte er seinem Freund und beobachtete wie sich dieser entspannt auf den, mit weißen Kunstfell bestückten, Sessel fallen ließ und zufrieden seufzend die Augen schloss. Ein kleines Schmunzeln konnte sich Gackt dabei nicht verkneifen. „...damals, als wir hier immer abends saßen, vor dem Kamin und über jeden Quatsch geredet haben...“, murmelte der Ältere mit leiser Stimme, als würde er nur mit sich selbst reden. Nichts sehnlicher wünschte er sich als dies wieder zu tun. Aber obwohl sie sich in letzter Zeit bereits mehrere Male privat trafen und Dinge wie Liebe, Gefühle oder Einsamkeit nie ansprachen, seit ihrem Abschied am Flughafen dieses Sommers, hatte sich nichts weiter in eine positive Richtung getan. Eine Wand, so dünn, dass man sie allein mit einem Finger einreißen könnte, ragte zwischen ihnen auf. Sie war das Hindernis, das sie sich mit eigenen Händen erbaut hatten, um sich selbst daran zu hindern dem anderen zu nahe zu treten. Ein normaler Umgang war deshalb nicht möglich. Was war es, was sich Hyde aus diesem Wochenende erhoffte? Etwas Bestimmtes? Sich an Vergangenes zu erinnern und anzuknüpfen...? War es nicht reine Dummheit sich mehr als nötig mit der Person einzulassen, der man nie seine Liebe gestehen durfte? Spielte er vielleicht sogar mit dessen Gefühlen? „Hast du vielleicht Lust auf eine erste Fahrt?“ Etwas irritiert blickte Hyde blinzelnd zu dem Jüngeren hinüber, der angelehnt am Türrahmen stand. „Mh?“ fragte dieser noch einmal nach. „Eine erste Snowboardfahrt draußen. Außerdem hattest du mir mal versprochen, mir noch einige Tricks beizubringen“, kam es mit einem auffordernden Augenzwinkern,... ein Zwinkern, welches Hyde erneut fast um den Verstand brachte. Noch immer sehr irritiert kniff der Kleinere seine Augen zusammen, wollte aber trotzdem seinem Freund eine vernünftige Antwort geben. Versuchend ein Lächeln auf seine eigenen Lippen zu zaubern, stand er augenblicklich auf, trat auf wenige Schritte vor Gackt und sah ihn mit einem entschlossen lächelnden Ausdruck an. „Ok, lass uns gehen.“ * Der Mond stand hoch am Himmel, fast vollständig von dunklen Wolken bedeckt, die im starken Wind stetig weiter zogen und immer wieder einen kurzen Blick auf den Sternenhimmel zuließen. Ein langer Tag ging allmählich zu Ende und der bloße Gedanke, dass ein weiterer in dieser Art folgen würde, erhellte Hydes Gemüt, wenn auch eine Spur Sorge in diesem mitschwang. Zu sehr erinnerte alles an ihren Urlaub in Paris. Ihre Zweisamkeit, ihr Tagesablauf,... die bloße Tatsache, dass sie überhaupt gefahren waren. Er hatte ein mulmiges Gefühl und das konnte er, so entschlossen er auch versuchte es zu übersehen, nicht vergessen. Es war das erste Mal, dass sie diese Art von Urlaub unternahmen. Das erste Mal, seit diesem Zwischenfall. Er versuchte es zu verdrängen. Jedoch, Momente, die ihn aufforderten alle Sorgen zu vergessen, Augenblicke zwischen ihnen, die alles egal machten, die gab es immer noch zu genüge. Doch dann war es, Gott sei Dank immer wieder die Vernunft, die siegte und die ihn letztendlich aus der Situation rettete. Es war ein reines Wunder, dass nicht wirklich schon längst mehr passiert war. Mehr als dieser Kuss in Paris, der, nach Hydes Meinung, nicht weit vor einer Widerholung stand und das trotz ihrer Distanz zueinander. Aber was würde er tun, würde es tatsächlich so weit kommen? Er sehnte sich so sehr nach Gackts Nähe, nach seinen Berührungen, seinen Händen, die so sanft durch sein Haar streichelten um danach seine Haut berührten und ihn damit fast um den Verstand brachte. Was würde er tun, wenn es wirklich geschehen würde? Überrascht stoppte Hyde das Schreiben in sein Tagebuch. Ja, er hatte es immer noch, es war immer noch dasselbe wie vor einem halben Jahr, beschrieben mit all seinen Gedanken, all seinen Sorgen, Problemen und auch seinen Gefühlen.... Auch jetzt schrieb er noch oft hinein und er musste wirklich zugeben, dass ihm dieses Niederschreiben seiner Gedanken in manchen Tagen tatsächlich weiterhalf. Mit verträumte, Blick, umhüllt von einer gewissen Traurigkeit, blickte er aus dem Fenster, welches direkt vor dem Tisch hinaus in die dunkle Nacht zeigte. Er war allein in seinem Zimmer und eine gewisse Stille umhüllte diesen Raum. Mit seinen Gedanken an dem, was er gerade in sein Tagebuch schrieb schloss er traurig seine Augen, senkte dabei seinen Kopf. „Wie kann ich diese Gefühle zu dir nur vergessen...“, flüsterte er mit einem Zittern in seiner Stimme, bevor er wieder seine Augenlider öffnete und direkt auf sein Geschriebenes blickte. ~Zu sehr sehne ich mich nach ihm... wie sehr würde ich noch einmal seine Hände durch mein Haar streicheln fühlen.....~ Das Tagebuch war die einzige Möglichkeit, Gefühlen, die ihm Schmerzen bereiteten, nachzugeben, zu schreiben, was er wirklich für ihn empfand, nach einer Lösung suchen, ohne auch nur eine Antwort darin zu finden. Doch immer, wenn er wieder in die Realität zurückgezogen wurde, schockte ihn regelrecht seine aussichtslose Lage, in der er sich augenblicklich immer noch befand. Was nur würde der Jüngere von ihm denken, würde er auch nur eine Zeile seines Tagebuches lesen können,... wäre er überrascht, wäre er glücklich darüber oder vielleicht eher irritiert? Was würde er dann tun? Würde er ihn verstehen? Würde er nachvollziehen können, weshalb er die ganze Zeit über so gehandelt hatte, warum er solch ein verlogen falsches Spiel spielte? „Warum renne ich vor der Antwort davon?“ ~Doch egal, wie stark meine Sehnsucht nach ihm ist,... es hat doch keinen Sinn. Es muss so weitergehen, ich muss versuchen es zu vergessen und mich der Realität stellen...~ schrieb er schweren Herzens. Kurz darauf erfolgte ein leises Klopfen an der verschlossenen Tür, welches die vorhandene Stille förmlich durchschnitt. Hyde blickte auf, bevor die Tür langsam geöffnet wurde. Ohne auf eine Aufforderung zu warten, trat Gackt langsamen Schrittes in das Zimmer des Kleineren, welches nur durch das schwache Licht der Tischlampe erhellt wurde. „Du schläfst noch nicht?“ Lächelnd näherte sich der Solosänger dem Schreibtisch, vor dem Hyde grübelnd saß. Hyde nickte andeutungsweise und wollte damit seine Frage beantworten, obwohl diese von Gackt eher rhetorisch gemeint war. Gackt brauchte nicht lange um den traurigen Schimmer in den Augen seines Gegenübers zu bemerken. Obwohl davon am Nachmittag kaum etwas zu sehen war. Er ahnte bereits, dass es immer noch das leidige Thema war, über das Hyde stur nicht sprechen wollte, was ihm erneut und immer wieder beinahe das Herz zerriss, doch er bemühte sich um Zurückhaltung. Auch wenn er sich unbeschreibliche Sorgen um den Kleineren machte, durfte er dies nicht zeigen, es würde nur wieder einer dieser Streite ausbrechen, die alles nur noch schwerer machten. Verbissen krallte Gackt die Finger in die Blätter, die er mitgebracht hatte und schloss die Augen, während er überlegte wie er den Älteren ansprechen sollte. „Du schreibst immer noch Tagebuch?“ fing er nach einigen Sekunden an und deutete mit einem kurzen Blick auf das kleine Buch, welches aufgeschlagen auf dem Tisch lag. „Hai...“, folgte eine kurze Antwort. Diesmal kein hektisches Zusammenklappen und Verstecken des Buches, im Gegenteil. Er ließ es aufgeklappt liegen als wolle er, dass der Jüngere einen Blick hineinwarf und die geschriebenen Zeilen las. Hyde selbst saß angespannt vor dem Tisch und würdigte den Größeren keines Blickes. Diese abwehrende Haltung ihm gegenüber ließ Gackt Grund zum grübeln. Was war nur wieder mit ihm los? Lag es an seiner Anwesenheit? Fühlte er sich in irgendeiner Art und Weise von ihm bedrängt? Aber was hatte er denn nun schon wieder falsch gemacht? Dann erinnerte er sich. Plötzlich kehrten Bilder in seinen Kopf zurück. Bilder des Abends, als er zum ersten Mal gesehen hatte, dass Hyde Tagebuch schrieb, und wie sie sich deshalb gestritten hatten. Er konnte nicht schlafen und als Hyde aufgelöst vor seiner Zimmertür stand, erkannte er, dass er es ebenfalls nicht konnte. Dann gab Hyde ihm ein Versprechen... Ein Versprechen, welches er nie vergessen hatte,... ob sich Hyde noch daran erinnerte? Damals versprach er, dass er ihm alles sagen würde,... all seine Probleme anvertrauen würde, wenn sie wieder zuhause wären. Er wollte sich ihm endlich anvertrauen,... doch,... Was war letztendlich aus diesem Vertrauen geworden? Hätte Gackt ihm nicht seine Gefühle gestanden, hätte er ihn nicht geküsst,... wäre dann das Versprechen immer noch gültig? Dieses Versprechen, welches stillschweigend verschwunden war als hätte es nie existiert. ~Das Vertrauen, was er mir geben wollte, ist nun nicht mehr da,... es ist vollkommen verschwunden~, dachte Gackt und senkte enttäuscht seine Lider. „Gackt?“ flüsterte Hyde und blickte nun endlich auf. Angespannt musste er feststellen, dass er nicht so recht wusste, was er Gackt an Worten erwidern sollte. Vor allem Augenblicke wie diese, wenn sie allein waren,... erschwerten ihm das Denken und Reden. Es war wie ein Fluch, der ihn lähmte und unheimlich schwach machte. Er sah ihn an, jedoch wusste er nicht was zu antworten, wenn er von Gackt etwas gefragt wurde. „Was?“ murmelte Gackt, der nachdenklich nicht einmal mitbekam, dass er von Hyde angesprochen wurde. Erst dessen verwirrter Blick zog ihn in die Realität zurück. Mit einem leichten Blinzeln fuhr Hyde fort. „Was hast du denn...?“ fragte er, obwohl er sich gut denken konnte, weshalb Gackt so distanziert war. Es war eben wie immer,... Normalität der letzten Wochen. Genau das, was er wollte, doch innerlich rasend wütend und verzweifelt machte. Doch das einzige, was Gackt darauf antworten konnte, war ein Kopfschütteln und ein leises „Nichts.“ Wenige stille Sekunden folgten, Sekunden in denen sie sich nur schüchtern in die Augen sahen, Sekunden, die einem vorkamen wie lang andauernde Minuten. Doch Hyde war es, der letztendlich nervös wurde und die Spannung, die zwischen ihnen herrschte unterbrach. Er sah zu Boden, während er gleichzeitig spürte wie ihm urplötzlich zum heulen zumute wurde. „Ich... wollte dir das hier geben.“ Der Jüngere kam auf ein paar Schritte näher und reichte seinem Freund das beschriebene Papier, welches er die ganze Zeit über in seinen Händen gehalten hatte. „Der Liedtext“, fügte er des Weiteren hinzu. Verwundert blickte der Kleinere auf die Blätter, welche ihm direkt unter die Augen gehalten wurden. Auch wenn sie die ganze Zeit daran arbeiteten, Tag für Tag an der Melodie feilten und auch über den Text nachdachten, damit hätte er zu diesem Zeitpunkt nicht gerechnet, zudem sie ja eigentlich im privaten Sinne her gekommen waren. Aber er kannte Gackt einfach zu gut, um anzunehmen, er würde die Arbeit während eines Kurztrips nicht niederlegen. Zögerlich nahm er die gereichten Blätter in seine Hand, ließ dabei den Blick nicht vom Text ab. Er schwieg. Worte die er Gackt entgegenbringen wollte, waren plötzlich wie ausgelöscht, er war sprachlos,... wusste nicht was er sagen sollte. „Ich wollte, dass du ihn so schnell wie möglich liest, also hab ich ihn einfach mitgenommen. Vielleicht können wir ja dann morgen darüber diskutieren.“ Unveränderte Blicke Hydes... was er wohl gerade dachte, fragte sich Gackt, als er die immer noch traurigen Augen bemerkte. Vielleicht war es besser ihn nun allein zulassen, obwohl er ihn doch zu gern in die Arme geschlossen hätte. Einfach nur, um den Älteren aus dieser Traurigkeit zu ziehen. Doch seine Vernunft sagte ihm, dass es besser wäre zu gehen. Langsam drehte er sich um und wollte das Zimmer verlassen, jedoch ein leises Flüstern hinter ihm, hielt ihn vorerst zurück. „Danke,...Ga-chan...“ Nicht würdigt fühlend dem Größeren während dieser Worte anzusehen, senkte Hyde sein Haupt. ~Zu sehr würde ich es ihm einfach sagen wollen...~ „Danke, dass du... bei mir bist...“ ~...einfach die Grenzen überschreiten...~ „Ich... hab es dir viel zu selten gesagt, aber... ich bin glücklich. Glücklich, dass du mein Freund bist,... glücklich, dass wir uns getroffen haben,... und dass du... trotz alledem bei mir bist.“ ~...ihm einfach sagen, dass ich glücklich über seine Liebe bin, dass ich dasselbe auch... für ihn empfinde...~ Sein Herz klopfte so erbarmungslos stark gegen seine Brust, dass er dachte, er würde es nicht mehr aushalten können. Ihm diese Worte mitzuteilen, ihm zu sagen wie viel er ihm bedeutete, war das mindeste, was er den Jüngeren zurückgeben konnte. Es war nichts, und trotzdem alles, was er für wichtig empfand. Er erwartete keine Antwort, er wusste ja wie Gackt empfand und außerdem wollte er ja nicht mehr, dass Gackt über Gefühle zu ihm sprach. Es war gut so. Abweisend blickte Hyde zur Seite. „Gute Nacht, Gackt“, folgte ausdruckslos. Er stand immer noch an der Tür, hatte Hyde den Rücken zugewandt. Schweigend hatte er dem Älteren zugehört, obwohl er darauf zu gern etwas erwidert hätte. Seine Worte machten ihn unheimlich glücklich. Sie bewiesen, dass er mit ihm nicht aus Mitleid oder Schuldgefühl zusammen war, sondern dass da ein ehrliches Gespür für Freundschaft war, welches er schon fast für verloren geglaubt hatte. Trotzdem, er machte sich Sorgen um den Kleineren Irgendetwas stimmte nach wie vor nicht. Tagtäglich diese trüben Augen,... der Mund, der nur für aufgesetztes Lächeln genutzt wurde. Er würde es immer wieder sehen, egal wie spaßig ein Tag mit Hyde sein konnte,... immer wieder würde er diese traurigen Augen sehen und seine Worte hören. So lange hatte er ihn nicht mehr ‚Ga-chan’ genannt. Wie lange war es bereits her, dass er diesen Kosenamen aus Hydes Mund hörte? War es am letzten Tag ihres Urlaubes...? Wie sehr sich ihre Freundschaft doch verändert hatte! Doch egal wie schwer es war, er musste lernen damit zurechtzukommen. Er musste es einfach. „Gute Nacht, Haido“, flüsterte der Größere zurück und seufzte kaum hörbar. Er drückte die Klinke hinunter, hoffte noch auf ein Wort seitens seines Freundes, doch egal wie lange er warten würde,... es würde nichts mehr folgen, ganz bestimmt nicht. Mit diesem Gedanken verließ er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich... Hyde hingegen saß regungslos auf dem Stuhl, den Blick gesenkt, die Augen auf dem Papier zwischen seinen Fingern gefestigt. Er hatte noch kein einziges Wort gelesen, er blickte ins Leere, nicht auf das vor ihm Geschriebene achtend. Seine Hände begannen zu zittern, als er sich erinnerte..... Damals, als sie gemeinsam am Klavier saßen und diese Melodie spielten. Eine Melodie die von Trauer, aber auch von Hoffnung erzählte. Wie wundervoll er es empfunden hatte, neben ihn zu sitzen und die Klänge des Pianos zu hören, die ohne des anderen nie auf diese Weise existieren würden. Diese Melodie, die urplötzlich seinen Gefühlen entsprungen und nun durch den Text der mit Gackts Gefühlen gefüllt war, weitergeführt und vollendet wurde. Die Melodie, die immer mehr zu einem vollkommenen Ganzen wurde. ~Unaufhaltsam machte sich doch alles selbstständig~, dachte Hyde und fuhr sich einmal nachdenklich über die Stirn, als plötzlich sein Handy auf dem Tisch zu vibrieren begann. Wer konnte um diese Uhrzeit etwas von ihm wollen - dachte er, bevor er nach dem Handy griff und nachschaute wer es war. „Tetsu!?“ flüsterte Hyde feststellend und nahm das Gespräch sofort entgegen. „Tetsu, was ist los?“ fing er gleich an, ohne den Freund zu begrüßen. Am anderen Ende wurde erst einmal erleichtert ausgeatmet. „Ich weiß, du magst es nicht wenn man dich während eines Urlaubes anruft, aber es ist wirklich wichtig.“ Bevor Hyde etwas darauf erwidern konnte, fuhr Tetsu weiter. „Megumi hat mich heute Morgen angerufen.“ „Meg?“ antwortete Hyde überrascht. „Ja, sie hat geweint... und... sie hörte sich wirklich verzweifelt an.“ „Was ist passiert?“ wollte Hyde wissen. Große Besorgnis war in seiner Stimme zu hören. „Nichts! Sie meinte nur, dass sie nicht mehr wüsste wie sie mit dir umgehen sollte. Du würdest sie kaum noch beachten und ihr scheinbar aus den Weg gehen.“ Hyde schwieg und dachte über das, was ihm Tetsu sagte nach. Er würde ihr aus dem Weg gehen. Das stimmte natürlich, jedoch hatte er nicht geahnt, dass Megumi es wirklich als dieses sehen würde. Natürlich beachtete er sie noch,... er machte sich eigentlich viel zu sehr Sorgen, als dass er sie einfach links liegen lassen könnte. Aber anscheinend hatte er sich tatsächlich ein Stück weit von ihr entfernt, ohne es je beabsichtigt zu haben. Er hatte es nie so gesehen, aber anscheinend konnte er Megumis Nähe einfach nicht mehr so genießen wie er es bei Gackt tat. „Ich denke, du solltest endlich mit ihr reden und das so schnell wie möglich klären, bevor es wirklich zu spät ist“, murmelte Tetsu, Hyde ins Gewissen redend. Dieser jedoch schüttelte nur eisern mit dem Kopf. „Das kann ich nicht“, murmelte der Sänger zurück. „Sag ihr wie du wirklich fühlst, alles andere wäre zu gefährlich“, meinte Tetsu noch einmal bekräftigend. Doch am anderen Ende kam nur ein genervtes Seufzen. „Nein Tetsu... " Kurze Zeit folgte eisernes Schweigen, bevor Hyde ruhig weiter sprach. „Wenn ich es ihr sage und ich sie verlasse, das wäre reiner Mord.“ „Aber so wie du momentan mit ihr umgehst, ist es auch nicht sehr viel besser als Mord,... nur eben viel langsamer“, versuchte Tetsu noch einmal seinen Freund umzustimmen. „Du kannst nicht beides verlangen. Entweder Gackt oder Megumi...“ Tetsu hatte Recht. Er hatte nie das Recht dazu zwei Menschen für sich zu beanspruchen. Doch genau das tat er gerade. Er würde Megumi heiraten und sich weiterhin mit Gackt treffen, einfach nur, damit er sich ein Stück weit wohler fühlte und das alles nur um keinen Fehler zu begehen. Einfach weil er zu feige war endlich eine Entscheidung zu treffen. Er hatte zwar nie behauptet ein fairer Mensch zu sein, aber das ging doch eindeutig zu weit. „Was willst du?“ fragte Tetsu geradeheraus und forderte Hyde dazu auf, eine Entscheidung zu fällen. Obwohl Tetsu längst die Antwort kannte,... sie Hyde noch einmal ganz stark ins Gewissen zu reden, und einfach nur den Anstoß zu liefern über seine Wünsche genau nachzudenken, war der Inhalt dieser Frage. „Ich will Gackt“, sprach Hyde entschlossen und schüttelte dabei überrascht den Kopf. „Dann weißt du ja, was du zutun hast.“ „Gerade das weiß ich nicht, Tetsu“, kam es jetzt fast zornig vom Kleineren. Es nervte ihn gerade unheimlich von Tetsu gesagt zu bekommen, was er wüsste und was nicht. Als ob das alles so einfach wäre, als wäre die ganze Situation nur ein Gedanke weit von der Lösung entfernt. Er wusste doch überhaupt nicht, wie er sich fühlte... „Haido,... hör auf den Dummen zu spielen“, klagte der Bassist und erntete dafür nur ein wütendes Schweigen. „Ich gebe dir den Rat als Freund der dich jahrelang kennt: tu endlich das, was dich wirklich glücklich macht.“ „Das kann ich nicht, Tetsu... ich kann das nicht“, meinte Hyde murmelnd und den Zorn unterdrückend. Danach legte er auf, ohne sich zu verabschieden oder zu signalisieren, dass er das Telefongespräch beenden wolle. Megumi ging es schon schlecht genug, das wusste er ja nun. Wie konnte da Tetsu nur verlangen sich von ihr zu trennen, ihr dermaßen wehzutun? War er noch ganz bei Trost? Wusste er überhaupt wovon er da sprach? Aber andererseits hatte er natürlich Recht. Er wäre nie in der Lage Megumi das glückliche Leben zu geben, welches sie sich in ihren Träumen vorstellte. Er würde sie enttäuschen, weiter vernachlässigen und ihr letztendlich noch viel stärker wehtun als er es jetzt tun würde, wenn er sich von ihr trennen würde. Egal wie er es sich zurechtdrehte, beides wäre falsch, genauso wie es richtig wäre. Seufzend strich er sich die Haare aus dem Gesicht, bevor sein Blick zurück zu den Blättern auf dem Tisch fuhr. Und andererseits gab es da noch Gackt, der ihm so oft zeigte, was wahres Glück bedeuten könnte, wie unwichtig seine Probleme doch eigentlich waren und wie einfach die Lösung in Wahrheit war. Er hatte sie direkt vor Augen und musste nur nach ihr greifen können. Langsam ließ er seine Finger über das Papier streichen. Gackts Gefühle... sie waren nie eine Lüge gewesen. „Ich bin so ein dummer Mensch“, flüsterte er, Tetsu zustimmend, während er sich den Songtext unter die Augen hielt. Schließlich begann er langsam, die ersten Zeilen zu lesen..... ~*~ Oh, bitte sage mir, warum…? Oh sage mir ehrlich, Sind es nur überfließende Gedanken - Heftig, schmerzvoll - begraben Gefühle? Du bist das Licht, ich bin der Schatten Ein Bund, der niemals getrennt werden kann. Meine Liebe wird tiefer Wenn sich dieses Herz entflammt, Nur ich bin in Deinen schwarzen Augen zerschmettert Aber wenn die Liebe ein Schmerz ist, Werde ich jedes Leid ertragen Bis es eines Tages endlich Dein Herz erreicht. Wirst Du mein zitterndes Herz halten? Du, der einzige Mensch, der mein Herz haben kann? *Refrain Wenn sich dieses Herz entflammt, Wird meine Liebe tiefer. Wenn dieses Herz sich entzündet Wird meine Liebe tiefer, Tiefer... so tief. Sie zerspringen in diesen Flammen, Deine mysteriösen Augen Mit Deinem ungespielten Lächeln, berührst du mein Herz, Tief... so tief. Umarmt in einem sanften Kuss; Stürmisch klopft mein schmerzendes Herz in der Brust. Weil ich Dich wegtragen will. Selbst wenn ich morgen alles verliere; Selbst wenn ich Dich verliere... Fange die Tränen auf Und schon zerbricht nach und nach mein ganzes Herz. Ach, selbst wenn man liebt, Wird auch alles irgendwann zu Ende gehen? Selbst dieser endlose Augenblick... selbst dieses Leid? Mein sturer Engel, ich hasse Dich nicht dafür... ...ich hasse dich nicht dafür. *Refrain Ach, wenn alles gut endet, In dieser endlosen Nacht, ach, dann habe ich nichts verloren - Nur Dich... Doch die Traurigkeit kann mir nichts anhaben, Solange ich weiß, ...das du existierst. *Refrain Wenn dieses Herz sich entzündet Wird meine Liebe zu dir immer tiefer Tiefer... so tief. ~*~ Eine einzige Träne zog seine Spur über die blasse Wange. Die Augen waren starr auf das Blatt gerichtet, während der Mund schmerzend aufeinander gepresst wurde. ... Das Papier, auf dem Worten standen, die ihm innerlich alles zerrissen, glitt aus seinen Händen und berührte stumm den Boden. Dort ruhte es, Zeuge seiner Unentschlossenheit. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Das war’s wieder mal,...wir hoffen auf ganz viele Kommentare^^ Und guckt bei Gelegenheit in unseren Weblog vorbei, wo ihr was hübsches finden könnt^^ Bis zum nächsten Mal.... Wir wünschen euch schöne Feiertage, die folgen werden^^ Eure Tenshis Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)