Niederlagen von Luinaldawen (Erwachsen werden ist schwer) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Autorin: Luinaldawen Titel: Niederlagen Untertitel: Erwachsen werden ist schwer Charaktere: Fuji, Ryoma, Tezuka läuft einmal durch Bild ^^° Warnung: Potentielle OoCness bei Fuji Dank an: ColoredLeaves fürs betalesen Anmerkungen: Diese Ff ist mein Beitrag zu Rei17s und Tsutsumis PoT-Wettbewerb und spielt zwei Jahre nach der eigentlichen Storyline der Serie. Ich hatte erst etwas ganz anderes geplant, aber mir kam eine kleine (haha) Winterdepression dazwischen, das Ergebnis seht ihr jetzt vor euch. Ich bin in die andere Ff einfach nicht mehr reingekommen… *schulterzuck* Das hier war echt nicht so geplant… es stand plötzlich da. Und wieder wars die Uni. ^^° Okay, ich habe genug gelabert. Viel Spaß beim Lesen! ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Regen. Seit Tagen bietet sich mir kein anderer Anblick als Regen, wenn ich nach draußen sehe. Mal fällt er dicht, mal nieselt es nur, aber immer besteht eine 100%ige Gefahr, nass zu werden, wenn man das Haus verlässt. Als ob der Himmel weinen würde… Dann würde es jedenfalls sehr gut mit meiner Laune übereinstimmen. Mir ist nämlich auch nach Weinen zumute… auch wenn man es mir natürlich nicht ansieht. Auch wenn das durchaus beabsichtigt ist. Manchmal hat es seine Nachteile, aus Prinzip undurchschaubar zu sein. Niemand merkt es, wenn es mir schlecht geht und verhält sich entsprechend. Beispielsweise, indem man einen Bogen um mich macht. Einen möglichst großen Bogen. Aber so verhalten sich alle wie immer. So, als wäre alles in bester Ordnung. Natürlich, wenn es nach ihnen geht, ist auch alles in bester Ordnung. Warum auch nicht? Das Einzige, was im Moment für ein wenig schlechte Laune sorgt ist, dass wir bei diesem Wetter nicht draußen trainieren können, sondern an die Halle gebunden sind. Und ich kenne niemanden, der gerne in der Halle spielt, mich eingeschlossen. Nur einen scheint das vollkommen kalt zu lassen. Aber der zählt vermutlich nicht, denn das, was Eiji die Laune länger als zehn Minuten verderben kann, muss erst noch erfunden werden. Tennisgegner die seine Schwächen gegen ihn ausspielen sind natürlich ausgenommen. Und noch jemand hat etwas, was man großzügig ausgelegt als… gute Laune bezeichnen könnte. Jemand von dem man es eigentlich nicht so kennt. Natürlich, gute Laune ist etwas anderes, aber wenn Tezuka Eiji keine 50 Runden laufen lässt, weil er das nachmittägliche Training erfolgreich in ein gewaltiges Chaos verwandelt hat – und nicht einmal ich weiß, wie er das schon wieder vollbracht hat –, kann man schon von guter Laune sprechen. Nicht nur ich war überrascht, als es nur 20 Runden geworden sind. Vermutlich konnte Eiji froh sein, dass unsere Senpais aus dem dritten Jahr nicht da waren… das hätte unangenehm werden können. Aber die sitzen jetzt wahrscheinlich bei strömendem Regen in irgendeiner Jugendherberge fest. Ich hoffe, wir haben nächstes Jahr mehr Glück, wenn unser Abschluss bevorsteht… Aber zurück zum Thema: Tezukas gute Laune. Jeder rätselt, was der Grund sein könnte und viele Meinungen gehen in die richtige Richtung. Woher ich das weiß? Tja… ich gehöre wohl zu den Wenigen, die den Grund kennen, auch wenn es dafür nötig war, Inui zu fragen. Und ebendieser Grund ist es, was mir zu schaffen macht. Natürlich will ich mich nicht beschweren, wenn unser sonst so strenger – noch – Vizekapitän mich am Leben gelassen hat, nur weil ich ein… klein wenig respektlos war, aber… warum muss ausgerechnet ein Mädchen der Grund sein? „Fuji-senpai, können wir endlich weitermachen?“ Ich sehe auf und Ryoma an, der sich schon auf halbem Weg zum Tennisfeld befindet und mich abwartend ansieht. Er passt ihm genauso wenig wie mir, in der Halle spielen zu müssen. Man muss aber nicht Inui heißen, um sich denken zu können, dass das zu einem wohl nicht unerheblichen Teil daran liegt, dass er keine Gelegenheit bekommt, meinen Hakugei zu knacken. Den ich gegen ihn noch nie eingesetzt habe. Ebenso wenig wie meinen vierten Counter, das wäre ja noch schöner. Das ist ein weiterer Punkt, der ihn stört. „Natürlich“, antworte ich ihm und erhebe mich von der Bank, auf der ich bis jetzt gesessen habe, „Ich würde es mir nie verzeihen, solltest du dich langweilen.“ Meine Stimme klingt sanft, fast einschmeichelnd. Viele lassen sich davon täuschen, Ryoma nicht. Er hat mich schon vor dem Match merkwürdig forschend angesehen. Ich wage zu behaupten, dass wir uns inzwischen recht gut kennen gelernt haben. In den letzten beiden Jahren haben wir häufiger gegeneinander gespielt und die beiden Matches die wir beendet haben, hat Ryoma gewonnen. Aber aus irgendeinem mir nicht ganz ersichtlichen Grund ist er hartnäckig der Meinung, ich hätte nicht ernst gespielt. Vielleicht, weil es so war… Nun ja, heute hat er mich wieder nach der Schule abgefangen – auch beim letzten Mal war er es, der mich herausgefordert hat, auch wenn es schon häufiger umgekehrt war. Ich spiele einfach gerne gegen Ryoma. Es ist unglaublich aufregend. Nie weiß ich, was mich erwartet, weil er wieder ein wenig besser geworden ist. „Dann spiel ernst“, folgt prompt der Vorwurf, auf den ich schon die ganze Zeit gewartet habe. Ich lächele ihn an. „Saaa… mal sehen. Aber ich würde es mir nie anmaßen, dich zu unterschätzen.“ „Mada mada dane…“ Damit ist das Gespräch beendet. Wir verstehen uns auch so. Es ist wie ein stillschweigendes Abkommen zwischen uns. Wir spielen Tennis, tauschen die üblichen Neckereien aus und sonst nichts. Das mag vielleicht oberflächlich erscheinen, aber wir kennen uns gut genug, um an der Spielweise des anderen zu merken, wenn etwas nicht stimmt. So habe ich es beispielsweise gemerkt, als Ryoma sich Sorgen um Karupin gemacht hat, als er sich irgendwo verletzt hatte. Und er wird auch bemerkt haben, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass wir beide nicht so ernst spielen, dass wir nicht unsere ganze Konzentration, unser ganzes Denken auf das laufende Match richten und deswegen noch Platz für andere Dinge haben. Dinge, die sich dann unweigerlich auf unseren Stil auswirken. Aber darüber will ich mir jetzt keine Gedanken machen. Ich spiele gerne so wie jetzt. Locker, ohne jeden Druck. So kann ich mich nebenbei mit den Dingen auseinandersetzen, die mich sonst zu überrennen drohen. Aber wenn kein Platz für zu viele andere Gedanken ist, kann man sie sich einzeln vornehmen und abhaken, wenn es möglich ist. Im Moment ist das bei mir leider noch nicht der Fall. Schon seit über zwei Wochen bin ich deprimiert. Und der einzige, der es sicher weiß, ist Eiji, auch wenn ich ihm den Grund nicht gesagt habe. Warum soll ich ihm Sorgen bereiten? Er ist mein bester Freund, steckt aber zurzeit in seiner eigenen Krise. Eine Krise bei der ich ihm nicht helfen kann, so gerne ich es auch täte. Ich weiß auch, dass er mir gerne helfen würde, aber ich kann mich noch nicht dazu durchringen, ihm alles zu erzählen. Dann schlägt Ryoma auf und meine Welt reduziert sich auf das Spielfeld, den Ball und meinen Gegner. Alles andere rückt ein Stück weit in den Hintergrund. Es ist zwar immer noch da, aber nun weniger schlimm. Hier habe ich die Kontrolle. Oder eher: Kann die Regeln überschauen. Bei einem Match gegen Ryoma kann man sich nie sicher sein, die Kontrolle zu haben. Aber auf dem Level, auf dem wir auch heute wieder spielen, habe ich sie. Wenn ich verliere, dann nur, weil ich es zulasse und aus keinem anderen Grund. Solange wir so locker spielen, wie jetzt. Ich weiß nicht, wie es aussieht, wenn wir beide von diesen Spielereien genug haben. Aber noch kann ich sagen, meine Niederlagen waren beabsichtigt. Ist das der Grund? Spielen wir darum nicht ernst? Weil wir Angst vor einer Niederlage, einer echten Niederlage, haben? Ich verliere selten, wenn ich es nicht will. Im Tennis nicht und auch nicht im Leben. Je nachdem worum es dann ging, nimmt es mich mehr oder weniger mit. Beim Tennis stört es mich nicht besonders. Man kann die Schwächen, die einem so gezeigt wurden, durch gezieltes Training ausmerzen und dann beim nächsten Mal gewinnen. Das ist der Unterschied zum richtigen Leben. Man bekommt eine weitere Chance. Im Leben längst nicht immer. Und manchmal hatte man von Anfang an keine. Hatte sofort verloren. Einfach weil… Ryoma macht einen Punkt und sieht mich tadelnd an, weil ich so unachtsam war. „Tut mir Leid…“, rufe ich ihm lächelnd zu. „Kannst du das nicht lassen?“ Die Frage kommt so unvermittelt, dass ich ihn erstaunt ansehe. „Du lächelst, obwohl dir gar nicht danach ist. Kannst du das nicht lassen?“, spezifiziert er und überrascht mich damit vollkommen. „Warum?“ „Es stört.“ Das war deutlich. Ich nicke leicht und schlage auf. Jetzt ist es Ryoma, der mich fassungslos ansieht. Das war keiner der lockeren, relativ leicht zurückzuschlagenden Bälle, wie ich sie sonst schlage. Das war ernst. Unsere Blicke treffen sich. Ich lächele nicht mehr. Er nickt. Nimmt so die unausgesprochene Herausforderung an. Er hat mir die Maske abgerissen, jetzt muss er die Konsequenzen tragen und das weiß er. Und er ist bereit dazu. Nun ist in meinen Gedanken kein Platz mehr für etwas anderes als die Dinge, die das Match betreffen. Aber als wir uns schon eine ganze Weile im Tiebreak befinden, werden wir unterbrochen. Oder eher… meine Konzentration wird gestört, und Ryoma macht den entscheidenden Punkt. „Fuji-senpai… spiel ernst.“ Ich wende meine Aufmerksamkeit wieder auf Ryoma und sehe dann den Ball an, der noch im Feld liegt. „Tut mir Leid… ich war abgelenkt.“ „Ich merke es“, grummelt Ryoma. Er ist frustriert, ich sehe es ihm deutlich an. Und ich kann es verstehen. Ryoma fährt missmutig fort: „Der Punkt zählt nicht.“ „Warum nicht?“ „Weil ich dich richtig besiegen will.“ „Hast du das etwa nicht?“ Ein abschätziger Blick trifft mich. „Du warst nicht bei der Sache.“ Das stimmt leider. Aber ich werde es ihm bestimmt nicht laut sagen. Er weiß es ja auch so, meine Bestätigung wäre also überflüssig. Ich hole den Ball und lasse ihn mit einer lässigen Bewegung des Handgelenks auf den Boden prallen, fange ihn wieder auf, wiederhole das Spiel eine Weile. Dann sehe ich Ryoma an. „Sollen wir weitermachen?“ Ich bin nicht besonders überrascht, als er den Kopf schüttelt. „Keine Lust mehr.“ Ich rechne es ihm hoch an, dass er nicht nachfragt, was los ist. Vielleicht hofft er, dass ich es ihm von mir aus erzähle, vielleicht hofft er, dass genau das nicht passiert… wer weiß das bei Ryoma schon? Aber ich werde ihm sicher nicht sagen, was mich so aus Bahn wirft, dass ich einen relativ einfachen Ball verfehle. Ich stecke den Ball ein und sagte ruhig: „Gut, dann hören wir für heute auf.“ Zu dumm, das wird dieses Match so kurz vor Ende nicht abschließen konnten… Aber manche Dinge sind einfach wichtiger als Tennis. Ich kann nicht ewig vor ihnen davonlaufen… mich verstecken. Ich sehe zum Nachbarfeld, wo Tezuka und ein Mädchen aus dem Tennisclub der Mädchen ein paar lockere Bälle schlagen. Er sieht mich kurz an, dann Ryoma und nickt uns kurz zu. Ich winke ihm und seiner Freundin fröhlich zu und verlasse dann mit Ryoma die Halle. Als wir uns schließlich voneinander verabschieden sage ich: „Ich melde mich bei dir, wenn es mir wieder besser geht.“ „Tu das. Und nicht eher.“ Das war deutlich. Ich lächele ihn kurz an. „Danke.“ Ein verständnisloser Blick trifft mich, ich gebe ihm aber keine Erklärung. Er wird es bald von alleine begreifen. Er hat mich wachgerüttelt. Ich darf mich nicht immer verstecken, dann wird sich nie etwas ändern. Und zum Erwachsenwerden gehört es nun mal dazu, dass man zu seinen Niederlagen steht und mit ihnen fertig wird. Als sich Ryomas und meine Wege getrennt haben, nehme ich mein Handy und rufe Eiji an. Es wird langsam wirklich Zeit, dass er erfährt, was mit mir los ist. ~*~~*~Ende~*~~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)