Lacura von Yunalesca ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1: Fremde Welt --------------------------------- Der Falke erhob sich hoch in die Luft. Weit über dem Wald zog er seine Kreise, bis er schließlich im Sturzflug auf die Bäume fiel. Peitschen schlugen die Blätter zurück, nachdem der Vogel seinen Weg durchdrang. Mit einem Kreischen fiel er über sein Opfer her und attackierte es heftig. Ein tiefes Knurren durchdrang das Geräusch der flatternden Federn. Schnappend versuchte der Wolf den Angreifer zu vertreiben. Der Vogel lenkte ihn von seinem eigentlichen Opfer ab. Das grelle Licht der Sonne spiegelte sich auf kaltem Metall, welches mit einem Ruck hinab geführt wurde. Ein lautes Jaulen drang durch den sonst so stillen Wald. Das warme Blut verklebte die feinen braunen Haare des jungen Wolfes. Sein Leib lag reglos am Boden. »Komm her!«, sagte der Fremde und reichte einem verängstigten Mädchen die Hand, um ihr hoch zu helfen. Sie erhob sich mit seiner Hilfe, immer noch zitternd, aus dem Dreck. »Du solltest besser auf dich aufpassen, die Gegend ist gefährlich, vor allem für solch` verängstigte Kinder wie dich.« Schüchtern schaute das Mädchen den großen jungen Mann an. Er war nicht viel älter als sie, trotzdem bezeichnete er sie als Kind. »Es ist nicht immer jemand da der dir helfen wird.« »Ja.. ja, ok, danke«, stammelte das Mädchen. Er packte ihr kurz auf den Kopf und ging dann. »Pass gut auf dich auf!«, sagte er noch. Das verängstigte Geschöpf schaute dem Schwarzhaarigen nach. Er trug lange, leicht zackige Haare, eine braune Lederjacke und Jeans. Er musste sehr stark sein, da er den Wolf mit nur einem Schlag niederstreckte. Als der junge Mann schließlich nicht mehr zu sehen war zupfte das blonde Mädchen nervös an ihrer Kleidung. Nun war sie wieder alleine und die Angst kroch in ihr hoch. Der stille Wald kam ihr nun doch nicht mehr so still vor. Sie kannte das alles nicht und als sie ein Geräusch in Gebüsch hörte, drehte sich das Mädchen panisch um. Bevor sie reagieren konnte wurde eine Hand auf ihren Mund gepresst. »Sei still, sonst lenkst du die Aufmerksamkeit von Wesen auf uns, die wohlmöglich schon ganz in der Nähe sind.« Als das Mädchen dann zögernd nickte nahm die Fremde ihr die Hand von dem Mund herunter. Das fremde Mädchen trug alles in Erdfarben: hellbraune Haare, ein weißes Top, einen langen faltigen Lederrock und einen passenden braunen Umhang. Sie begab sich sofort zu dem verletzten Wolf und begutachtete die Wunde: »Hast du gesehen wer ihm das angetan hat?« »Er hat mich angegriffen«, antwortete das Mädchen verblüfft über die Handlung der Fremden. »Willst du etwa sagen, dass du ihm das angetan hast?« Das fremde Mädchen stand wieder auf und begutachtete ihren Mitmenschen. Es fiel ihr auf, dass es keine normale Kleidung war, die man sonst in dieser Gegend trug. Denn das Mädchen war in ein weißes Kimonooberteil gekleidet, welches mit bunten Schnüren gehalten wurde, anstatt einer Schleife. Dazu eine grüne Hotpants mit Rüschen am Rand, bunte Armringe und knappe Schuhe. Oberhalb der Füße trug sie abermals bunte Schnüre am Körper. Auch ihre blonden Haare waren sehr aufwendig hochgesteckt. »Nein ein junger Mann half mir, als der Wolf mich bedroht hatte.« »Das tut mir leid, er ist noch jung und begreift noch nicht, dass man nicht alles angreifen darf.« Das Mädchen war entsetzt: »Der gehört zu dir?« »Ja ich lebe mit ihnen zusammen.« »Was? Aber die Viecher sind doch gefährlich. Die töten alles und jeden sofort!« »Ich sehe doch noch ziemlich lebendig aus oder nicht?«, die Fremde grinste: »Das ist mein Rudel, die hören auf mich. Bei wirklich wilden muss man nur gut aufpassen.« Plötzlich stellte der Wolf die Ohren auf. Er lauschte. Das fremde Mädchen wurde unruhig, sie stemmte sich gegen den Wolf und half ihm beim aufstehen. »Wir haben keine Zeit mehr die Wunde hier zu versorgen, sie sind bald da… getrieben von dem Geruch des Blutes…« Langsam machte sich das Mädchen auf den Weg, sie hatte große Mühe, da der Wolf kaum laufen konnte. Unsicher blieb die Blonde zurück und schaute ihr zu. »Komm schon! Hilf mir mal, sonst sind wir tot!«, wurde sie angefaucht. Vorsichtig legte sie eine Hand an die Seite des verletzten Wolfes. »Jetzt mach schon!«, die Fremde wurde immer unruhiger. Das junge Mädchen schaute auf das Fell des Wolfes, wo das Blut mit Dreck verklebt war. Sie wollte dort nicht wirklich dran packen, ihre Kleidung war dafür eigentlich zu wertvoll, aber die Fremde drängelte immer mehr: »Benimm dich nicht wie eine Diva! Mach schon!« Schließlich lehnte sich das blonde Mädchen an den Wolf und half der Fremden. Die Höhle der Wölfe war groß, aber schwer zu erreichen. Der Weg wurde durch den braunhaarigen verletzten Wolf auch nicht grade erleichtert. Der Pfad führte die Truppe über einen Steinweg bei einer Schlucht. Oben bei der Höhle erspähten sie die ersten Wölfe. Die Blonde, wurde unruhig, sie hatte Angst. Das war ihr eindeutig zuviel Gefahr. Das Wolfsmädchen jedoch schien unbeirrt weiter zu laufen. In der Höhle angekommen versorgte die Fremde den jungen Wolf. Sie säuberte die Wunde mit klarem Wasser aus einem Trug und tupfte dann eine selbst hergestellte Heilsalbe auf die verletzte Stelle. »Setz dich«, sagte sie und deutete auf einen alten Baumstamm vor einer Feuerstelle. Es sah nicht wirklich bequem aus, schien aber abgesehen von dem Boden die beste Alternative zu sein. Nachdem die Fremde den Wolf fertig versorgt hatte, setzte sie sich zu dem Mädchen auf einen Stein. »Sag mal, wie heißt du eigentlich?«, fragte das Wolfsmädchen freundlich. »Aki«, antwortete die Blonde und lächelte zu ersten Mal. »Ich bin Luca.« Luca schaute auf die Feuerstelle und durch ein Schnippen mit ihren Fingern begann es hell auf zu leuchten. Aki schaute sie entsetzt an. Das Wolfskind bemerkte es: »Was schaust du so? Noch nie Magier gesehen?« »Magier? Ich dachte immer das wären Gerüchte der Senatoren.« »Obwohl die Senatoren das Volk über unsere Existenz informierten glaubt ihnen keiner. Dabei wollten sie Angst und Panik schüren… wir sind ihnen anscheinend zu gefährlich.« »Wieso?« »Naja… Magie ist eine uralte Kraft, die wie vieles durch die Genmanipulation hervorgerufen wurde. Es sind mächtige Kräfte, die länger existieren als der Senat. Deswegen fühlen sie sich wohl bedroht, weil sie wissen, dass wir stärker sind.« »Aber ihr seid doch nur wenige.« »Du unterschätzt uns, es gibt mehr als du glaubst. Die meisten Menschen wissen nur nichts von ihrer Gabe. Durchaus gibt es auch im Senat Magier, sie dienen als Schutz.« »Aber wieso bist du eben so schnell weg, wenn die Magie so mächtig ist?« »Ein einzelner Magier kann gegen die Kreaturen heut zu Tage nicht mehr viel ausrichten. Die meisten Monster wurden zu resistent.« »Und wenn ihr mit mehreren seid?« »Mit mehreren kann man sich zusammenschließen. Am besten schließt man sich mit denen zusammen die das eigene Element vertreten.« »Welche Elemente gibt es denn?« »Feuer, Erde, Wasser, Luft, Licht, Dunkelheit und Psycho. Aber Psychomagie ist die gefährlichste, da sie den Geist manipuliert. Sie kann jedoch auch den Magier selbst schädigen.« »Und wenn ihr euch alle zusammen tut?« »Genau das ist es, was der Senat fürchtet. Dann wären wir die ultimative Waffe, jedoch ist es dann leichter uns selbst zu zerstören als andere.« »Warum?« »Weil dann zuviel Energie entstehen würde die gebündelt wäre. Aber wenn sich nur einer gegen die anderen wenden würde… es würde das totale Chaos ausbrechen…«, sie schaute Aki an: »Du musst verstehen, es gibt nicht schlimmeres als wenn sich zwei Magier gegenseitig bekämpfen. Leider ist es wahrscheinlich, dass sich die große Gruppe dann spalten würde, da alle andere Absichten und Methoden verfolgen. Ein Krieg unter den Magiern, in diesem Ausmaße, würde die Menschheit so stark schwächen, dass wir sehr anfällig auf die Attacken der Monster wären.« Eine betretene Stille trat ein. Aki versuchte sich die Folgen eines solchen Kampfes vorzustellen. »Einerseits könnten wir so den Senat stürzen«, unterbrach Luca die Ruhe. »Warum? So schlimm ist der Senat doch nicht.« »Du kommst nicht von hier, oder?« »Nein, aus der Stadt, wieso?« »Der Senat lügt, in den Städten bekommt ihr nur Märchen erzählt. Ihr wisst doch überhaupt nicht was in der Welt vor sich geht, wie weit sich die Seuche schon verbreitet hat.« Die Blonde antwortete nicht. Sie schaute auf den Boden. War es wirklich so schlimm wie Luca meinte? »Was machst du eigentlich hier in der Gegend?«, fragte Luca. Aki wirkte bedrückt: »Ich war mit einer Reisegruppe unterwegs, als wir angegriffen wurden. In dem Chaos habe ich die Anderen verloren.« Ihr stiegen Tränen in die Augen. Das Wolfskind legte ihr eine Hand auf die Schulter: »Du kommst schon wieder nach Hause. Aus welcher..«, Luca wurde durch ein lautes Geschrei unterbrochen. Luca rannte zum Höhleneingang. Einige Dorfbewohner waren bewaffnet auf den Weg zu ihnen. In der angehenden Dämmerung waren die goldgelb brennenden Fackeln gut zu erkennen und auf den todbringenden Waffen spiegelte sich ihr friedlicher Schein. »Was wollt ihr?«, rief ihnen das Wolfskind zu. »Vergeltung!«, brüllten die Dorfbewohner im Chor und rannten erregt auf die Höhle zu. Luca packte ihren Speer: »Keinen Schritt weiter!« Sie hielt die Spitzer der Waffe in die Richtung der Bewohner. Der Sohn des Dorfältesten trat hervor: »Geh aus dem Weg! Wenn du nicht abhaust wirst du mit den Biestern leiden!« »Meine Wölfe haben nichts getan!« Ohne weiter auf Lucas Worte zu achten schritten die Dorfbewohner zum Angriff über. Mit erhobenen Waffen stürmten sie auf die ersten Wölfe los. Luca sprang ihnen in den Weg, wurde jedoch von zwei Männern gepackt. Sie versuchte vergeblich sich zu befreien, schrie und wehrte sich heftig. Aki hingegen hockte in der Höhle und hatte furchtbare Angst. Die ersten Männer betraten das dunkle Loch und zähnefletschend stürzte sich der braunhaarige Wolf auf sie. Er sprang auf den Ersten und riss diesen zu Boden. Mit einen lauten knacken der Schulter prallte der Mann auf und verkrampfte sich unter seinen Schmerzen. Danach verbiss der Wolf sich heftig in den Unterarm des zweiten Angreifers. Mit einem lauten Schrei ließ er seinen Säbel fallen und versuchte sich aus dem Biss des Tieres zu befreien. Der dritte Mann flüchtete sofort. Nachdem der Wolf die Angreifer ausgeschaltet hatte hinkte er auf Aki zu. Diese wich erschrocken zurück. Er drängte sie dazu tiefer in die, ihr unbekannte, Höhle zu gehen. Danach schloss er sich seinen Artgenossen draußen an. In der Zwischenzeit konnte sich Luca losreißen und verteidigte mit aller Macht ihre Wölfe. Die angeschlagenen Dorfbewohner zogen sich bald zurück, denn sie hatten verletzt kaum eine Chance gegen die wilden Tiere. Als sich der Tumult legte kam Aki aus ihrem Versteck heraus. Was sie sah ließ ihr die Haare zu Berge stehen und ein Schauer durchzog sie. Ein riesiges Blutbad hatte statt gefunden. Einige tote Wölfe und Menschen pflasterten das kalte Gestein und warmes Blut floss in Rinnsalen ins Tal hinab. Es war ein Schlachtfeld, voll mit verletzten Wölfen. Die Menschen hatten die Flucht ergriffen, alle, ihre Kameraden halfen dabei. Luca stand auf einem Stein, blutverschmiert. Über ihre zarte Haut liefen Tränen und mit gesenktem Kopf verbarg sie das verheerende Bild vor ihren Augen. Vorsichtig schlängelte sich Aki in die Richtung des Wolfskindes. »Luca?«, fragte sie zögernd. Das Mädchen hob leicht ihren Blick und schaute Aki ausdruckslos an. »Weshalb…« setzte Aki an, wurde jedoch sofort von einem schmerz geplagten »Ich weiß es nicht!« unterbrochen. Luca betrachtete die Felsfläche. Schweigend begann sie die toten Kameraden in die Kluft zu stoßen, in der sich der Fluss breit machte. Andernfalls lockten die verwesenden Körper Monster an. Das Blut entfernte sie mit Wasser, denn es durfte nichts mehr vorhanden sein. Jedoch wusste das Wolfskind genau, dass der Gestank des Blutes noch lange in der Luft liegen würde. Dies war sehr gefährlich, aber sie hatten momentan keine andere Wahl als am selben Ort zu bleiben. Es gab zu viele verletzte und so hoffte Luca, dass die Nacht still verlief. Aki half der Braunhaarigen bei der Reinigung. Sie ekelte sich und musste sich fast übergeben, obwohl es ein alltägliches Bild für sie war. Die Journalisten berichteten täglich über solche Szenen. Nach der bedrückenden Arbeit saßen sie schweigend bei dem Essen. Aki kam es vor als unterbreche sie die herrschende Totenstille erst nach Stunden: »Wieso hast du die Tiere so dermaßen beschützt?« »Wieso?«. Luca betrachtete das junge Mädchen fassungslos: »Es ist meine Familie, würdest du da etwa tatenlos zusehen?« Aki senkte den Blick, sie schwieg einen Moment. »Ich bewundere dich… das du so mutig bist..!« »Du würdest es also nicht tun«, stellte Luca fest. »Weil du Angst hast oder es nicht kannst?« »Beides…« »Du kannst dich auch nicht einmal selbst verteidigen?« Das blonde Mädchen schüttelte den Kopf. »Dann bist du ja ein waschechtes Großstadtgirl.« Luca überlegte kurz: »Neuvelle?« Aki nickte: »Ja, ist es weit bis dorthin?« »Sehr weit, den Weg schaffst du nicht alleine… das schafft niemand.« Betroffen schwieg Aki und auch Luca sagte einige Minuten gar nichts, bis sie schließlich eine Entscheidung traf. Das Wolfskind ging zu einem Baum und schnitt einen breiten Ast ab. Danach setzte sie sich wieder und begann zu schnitzen. Aki beobachtete das Mädchen neugierig. Mit der Zeit formte sich ein üppiger Holzstab. »Du musst kämpfen lernen«, sagte sie in einem sehr eindringlichen Ton. »Aber…« »Nichts „aber“! Es ist wichtig. Andernfalls überlebst du hier nicht lange. Es gibt immer wieder Situationen in denen du auf dich allein gestellt bist und es wird dich nicht immer jemand beschützen.« Die Braunhaarige wickelte noch ein rotes Leinen um den Stock. »Hier!«, sie warf ihn Aki hinüber. »Steh auf!« Die Blonde stand auf, war aber sichtlich entsetzt: »Ich soll jetzt schon üben?« »Wann denn sonst?« »Morgen? Übermorgen?«, Aki konnte nicht glauben, dass Luca wirklich jetzt noch trainieren wollte. »Man kann nie früh genug mit so was anfangen!« Mürrisch musste sich das Mädchen hingeben und wurde zu einem Training gezwungen. »Schlag richtig zu«, meinte Luca zu ihr. »Dann tu ich dir doch weh.« »Glaubst du? Und wenn schon, deinen Gegner musst du ja auch verletzten.« »Du bist aber nicht mein Gegn—aahh—Au!« Aki erblickte erbost hinauf zu Luca, welche sie zu Boden gestoßen hatte. »Jetzt schon!«, sagte sie und grinste die Blonde an. Es dämmerte, als die Beiden mit ihrem Training begannen und der Mond stand hoch am Horizont, als Aki erschöpft, und mit einigen blauen Flecken mehr, ins Bett fiel. Das Stadtkind durfte den Schlafplatz von Luca benutzen. Er war kahl, viel Heu mit einem Leder überzogen und einer einfachen Decke. Das Wolfkind hingegen schlief auf dem Boden, angedrückt an das schon graue Fell eines Wolfes. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ (geschrieben im Juli 06) Ich würde mich über Verbesserungsvorschläge etc. sehrf sehr freuen =D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)