Wo bist du?? von Yujianlong ================================================================================ --- --- Wo bist du nur? Es tut so weh. Zwar bist du schon vor einem Jahr von mir gegangen aber die Erinnerung schmerzt trotzdem noch. Du kamst damals gerade zurück von einer Reise, freutest dich wohl, nach Hause zu kommen, als man dich erschlagen hat. Eine Frau hat dich gefunden und die Polizei gerufen. Die konnten aber deinen Mörder nie finden. Ein Jahr ist es her. Ich versuche den Gedanken an dich zu verdrängen, die Gefühle zu unterdrücken. Nicht weil ich dich nicht mehr liebe, nein, aber ich halte den Schmerz nicht aus. Er droht mich zu zerstören. Ich bin unruhig, rastlos. Wenn ich nichts zu tun habe, kommen die Erinnerungen und damit der Schmerz. Wenn ich mit der Arbeit fertig bin, gehe ich einkaufen. Immer nur wenig, damit ich am nächsten Tag wieder gehen muss. Danach fahre ich mit der Bahn nach Hause. Nicht in unser Haus; ich bin nach deinem Tod ungezogen, habe es in unserem Haus nicht mehr ausgehalten. Ich öffne die Tür, hoffe irgendwie jedesmal, dass du aus dem kleinen Wohnzimmer kommst und mich begrüsst. Doch das wirst du nicht. In der Küche setze ich Wasser für Grüntee auf, den mochtest du doch so. Während das Wasser zu kochen beginnt, räume ich die Einkaufstüten aus und fange an mir ein kleines Abendessen zu machen. Ich esse nicht viel, schaue aber darauf, dass ich bei Kräften bleibe. Danach gehe ich ins Wohnzimmer. Ich setze mich auf den Boden, auf die grüne Decke die du mir mal gegschenkt hast. Ich schaue die Nachrichten. Überall Leid und Tod. Nach deiner Ermordung kamst du auch in den Nachrichten, ich habe es nicht gesehen. In dieser Zeit lag ich meist im Bett, müde ohne Schlaf zu finden. Ich giesse noch die kleine Rose, sie gehört ja eigentlich dir, dann nehme ich eine Tablette und gehe ins Bett. Ich schlafe immer traumlos durch bis der Wecker läutet, wegen den Tabletten. Ich brauche sie. Wenn ich keine nehme, kann ich nicht einschlafen, will auch nicht. Denn ohne die Tablette träume ich von dir. Und am Morgen kann ich dann nicht arbeiten und alles wird nur noch schlimmer. Am Wochenende räume ich immer die ganze Wohnung auf, besuche Museen oder gehe auf den Markt. Das lenkt mich ab. Einmal bin ich auch ins Kino gegangen, aber jeder Film erinnerte mich irgendwie an dich. Ob es ein Satz des Hauptdarstellers ist oder ein Möbel in der Wohnung, alles erinnert mich an dich. Ich wünsche mir nichts mehr als dich zurück zu haben. Wo bist du nur? Du hast einmal gesagt, dass du immer für mich da sein wirst, auch wenn ich dich nicht sehe. „Aber du wirst meine Anwesenheit spüren können...“ Ja, das hast du damals gesagt. Doch du bist nicht da, und ich kann dich auch nicht fühlen. Ich fühle nur den Schmerz. Die Leere die du hinterlassen hast, als du gegangen bist. Ich möchte zu dir. Sag, gibt es denn keinen Weg? Jetzt stehe ich hier, auf der Brücke auf der wir immer spazieren gingen. Sie führt über den grossen Platz vor unserem alten Haus. Sag mir, wenn ich springe, komme ich dann zu dir? Oder komme ich an einen Ort der genau so weit weg von dir ist, wie die Brücke auf der ich jetzt stehe? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)