Licht und Schatten von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2: Der Kampf ums Leben ----------------------------------------- So ihr lieben! Hier habt ihr das nächste Kapitel. Ich hoff mal es gefällt euch. Würd mich wirlich freun, wenn mal einer einen Kleinen Kommi schreibt. Jetzt aber erstmal viel Spass beim Lesen! ^^ Kapitel 2: Der Kampf ums Leben Der Heiler war, angelockt davon, dass seine Begleiterin sich neben einem regungslosen Körper niederkniete, näher gekommen. Als er jedoch erkannte, um wen es sich bei dem vermeintlichen Verletzten handelte, stieß er einen markerschütternden spitzen Schrei aus und ergriff von Panik gepackt die Flucht. Karia bemerkte ihn nicht, sie kniete noch immer, paralysiert von dem Anblick, der sich ihr bot, an derselben Stelle im Gras. Verschwommene Bilder und Erinnerungsfetzen erschienen vor dem inneren Auge der jungen Frau. Ein alter Mann pflegt einen kleinen Jungen, der völlig erschöpft und geschwächt auf einer Liege im Schatten in der kleinen Hütte liegt. Neben ihm steht ein kleines Mädchen. Besorgt sieht sie dem Alten zu, wie er das arme Wesen mit einem Löffel füttert. Der Junge und das Mädchen spielen verstecken und balgen sich lachend im heißen Wüstensand. Die beiden Kinder einige Jahre später im Schatten eines Affenbrotbaumes. Der Junge versucht, eine besonders schwierige Aufgabe, die ihm sein Lehrmeister und Mentor gestellt hatte, zu lösen, während ihm das Mädchen auf einem Stamm sitzend gespannt zusieht. Die Verzweiflung und Trauer des Mädchens, als es den alten Mann erschlagen im Dunkel seiner Hütte findet, und ihre Erkenntnis, dass sie ihren Freund wohl nie wieder sehen wird. Karia schloss die Augen und konzentrierte sich, in der Hoffnung, dass die Bilderflut endlich abriss. Langsam und tief atmete sie ein und aus, versuchte sich wieder zu fassen. Als sie ihren Kopf endlich wieder geleert hatte, öffnete sie zaghaft die Augen. Eine sanfte Brise strich durch das spärliche Gras, ließ ihre langen braunen Haare, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren, leise über ihre Schulter fallen. Erst jetzt bemerkte Karia, in welch üblem Zustand sich der Schatten befand. Sie hatte zwar gehört, dass Schatten nur durch einen Schwertstich ins Herz getötet werden konnte, doch der Anblick verursachte ein mitfühlendes Ziehen in ihrer Magengegend. Sein Körper wirkte schrecklich verdreht, offenbar waren einige seiner Knochen gebrochen, seine Kleidung spannte sich über seine Haut, klamm von all dem getrockneten Blut, das er verloren hatte. Auf der Stirn prangte eine große Platzwunde, aus der das Blut über das gesamte Gesicht geronnen war. Das Metall seiner schwarzen Rüstung war an der linken Schulter von einer Schwertklinge durchbohrt worden, darunter schimmerte eine tiefe Schnittwunde hindurch. Plötzliche aufgeregte Stimmen, die rasch näher kamen, ließen Karia zusammenzucken. Sie sah auf und im selben Moment verkrampften sich ihre Eingeweide äußerst schmerzhaft. Leise fluchend stand sie auf und starrte den sich nähernden Personen mit finsterem Blick entgegen. Von allen Menschen, die in Tronjheim lebten, musste dieser törichte Quacksalber ausgerechnet die beiden hier herbringen, mit denen Karia am wenigsten zu tun haben wollte. Sie schnaubte verächtlich und stemmte die Hände in die Hüften. Mit schnellen Schritten eilten die Zwillinge zu der Stelle, zu der sie der aufgeregte Heiler führte. Karia hasste die Beiden. Sie gehörten zwar zu den Varden, doch sie konnte noch immer nicht verstehen, wie Ajihad den beiden Magiern sein Vertrauen schenken konnte. Für sie waren sie nur zwei falsche Schlangen, die im Hinterhalt lauerten bis ihre Beute einen falschen Schritt tat, um sie dann gnadenlos zu verschlingen. Die Zwillinge blieben direkt gegenüber Karia stehen. Sie trugen lange, purpurfarbene Gewänder und machten beide die gleichen verdrießlichen Gesichter. Hätten sie Namen gehabt, so war sich Karia sicher, hätte sie sie wahrscheinlich ständig verwechselt. Mit einem raschen Blick begutachteten die beiden Anführer der Du Vrangr Gata den am Boden liegenden Schatten, dann sahen sie sich verschwörerisch an. Karia verkrampfte sich innerlich, eine solche Geste hatte bei den Zwillingen selten etwas Gutes zu bedeuten. Und sie sollte Recht behalten: Mit einer kurzen, ruckartigen Bewegung zog der Rechte der Beiden sein Schwert aus der mit bunten Edelsteinen besetzten Scheide und holte zum tödlichen Stoß aus. Instinktiv riss auch Karia ihr Schwert aus der Scheide und schlug ohne nachzudenken zu. Ein lautes Klirren hallte an den schwarzen Felswänden des Farthen Dûr wieder, als beide Schwerter gegeneinander krachten. Verschreckt von diesem plötzlichen Gegenangriff lockerte der Magier unabsichtlich seinen Griff um den Schwertgriff etwas, sodass es für Karia ein leichtes war, ihm das Metall mit ihrer Klinge aus der Hand zu schlagen. Erschrocken starrten die Zwillinge Karia an. Während der eine noch immer ungläubig auf sein am Boden liegendes Schwert starrte, gewann der Andere seine Fassung wieder. Sein erschrockener Blick wich einer hässlichen wutverzerrten Fratze. Drohend schritt er langsam auf die junge Frau zu, welche ihr Schwert wieder in ihre Scheide gleiten ließ, doch Karia wich keinen Zoll. Sie richtete sich auf, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihren Herausforderer durchdringend an. „Was glaubst du, was du da gerade getan hast? Bist du denn des Wahnsinns?“ giftete er mit zusammengekniffenen Augen. „Das ist Verrat, sie ist eine Verräterin!“ bemerkte sein Bruder in einem boshaften Ton. Karias Augen funkelten gefährlich auf. Am liebsten hätte sie allen Beiden auf der Stelle die Kehle durchgeschnitten. Resigniert starrte sie an ihnen vorbei, dabei fiel ihr Blick auf eine Person, die mit schnellem zielstrebigem Schritt in ihre Richtung unterwegs war. Die Zwillinge folgten ihrem Blick und als sie den Mann erkannten, der auf die kleine Gruppe zukam, breitete sich auf ihren Gesichtern ein boshaftes Grinsen aus. Es war Ajihad, der Vardenführer. Seine glänzende Rüstung funkelte im Schein der Sonne wie flüssiges Gold, unterbrochen nur von den rotschimmernden Blutflecken der zahlreichen Urgals, denen er mit seiner Klinge das Verderben gebracht hatte. „Warte nur“, zischte der eine Zwilling, „dieses Mal wir Ajihad dich nicht so leicht rausreden können. Er wird dich einfach verurteilen müssen,... wegen Hochverrats!“ Die letzten beiden Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, doch sie hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Karia wusste, dass sie Recht hatten. Es würde für sie gewiss nicht leicht werden, die ganze Situation zu erklären. Fieberhaft suchte sie nach einer plausiblen Erklärung, während die Zwillinge Ajihad entgegeneilten. Sobald sie ihn erreicht hatten, begannen die beiden Magier hektisch auf das Oberhaupt der Varden einzureden. „Gemeine Petzen!“ dachte Karia verdrießlich und lenkte ihren Blick wieder auf den Schatten. Gedankenverloren schüttelte sie den Kopf. „Na, ob das mal gut geht?“ „... und dann hat sie mir mein Schwert aus der Hand geschlagen, Meister, absichtlich! Wir dachten uns, ihr solltet darüber informiert sein.“ „In der Tat, sie ist eine Verräterin, Meister!“ Karia schaute nicht auf, selbst als Ajihad direkt vor ihr zum Stehen kam, starrte sie steif nach unten auf den Boden. Eine Ameise kam aus einem Erdloch geklettert und bahnte sich ihren Weg durch das vertrocknete, braune Gras. Die Stimme ihres Mentors klang wie ein Donnergrollen, als er schließlich fragte: „Was hast du mir zu sagen, was hat sich hier zugetragen?“ Karia folgte weiterhin der Ameise mit ihrem Blick, bis diese zwischen ein paar Gesteinsbrocken hindurchschlüpfte und verschwand. Erst dann hob sie ihren Blick und sah ihren Gegenüber an. „Deine Magier haben dir doch schon alles nötige berichtet. Ich wüsste nicht, was ich dem noch hinzuzufügen hätte.“ Sie antwortete ihm mit freundlicher, aber bestimmter Stimme. „Ajihads Miene zuckte fast unmerklich vor Zorn, dennoch wirkte seine gesamte Haltung ihr gegenüber ungewohnt teilnahmslos. Hastig trat einer der Zwillinge vor und begann zu reden: „Wie wir schon berichtet haben, Meister, sie...“ „Schweig!“ fuhr Ajihad ihn an, worauf er sich tief verbeugte und erschrocken vor seinem Herrn zurückwich. Ajihads Blick glitt zurück zu Karia. „Von dir will ich es hören!“ Karia überlegte einen kurzen Moment, dann sprach sie: „Kann ich mit dir alleine reden, unter vier Augen?“ Ajihad zögerte. Nervös fiel sein Blick auf den Schatten, seine Hand zuckte an dem Knauf seines Schwertes, und Karia glaubte erkennen zu können, wie ein Funke Angst in seinen Augen aufblitzte. Dann endlich antwortete er. „Na schön.“ Ajihad machte eine Ausholende Geste mit der Hand und wies die Zwillinge damit an, sie alleine zu lassen. Sie verbeugten sich und schlichen enttäuscht davon. Zu gerne hätten sie es gesehen, wie ihr Anführer die junge Frau bestrafen würde. Als er sicher war, dass das Gespräch unter ihnen Beiden bleiben würde, brach Ajihad als erster das Schweigen. „Du hast große Schande durch deine unüberlegte, frevelhafte Tat über uns gebracht. Was hast du dazu zu sagen, und überlege gut, was du sagst, denn sollte mir deine Antwort nicht gefallen, wird dir große Strafe zuteil werden.“ Es war ein unangenehmes Gefühl für Karia, wie er sie mit seinen Blicken zu durchdringen versuchte, als könne er die Antwort aus ihrem Kopf herauslesen. Karia sah ihn allerdings nicht an, als sie zu sprechen begann. „Weißt du, wie es ist, einen Freund zu verlieren?“ fragte sie ihn mit leiser Stimme. Ajihad gab ein entrüstetes Schnauben von sich. „Natürlich!“ herrschte er. „Ich habe alleine in der Schlacht der vergangenen Nacht mehr Freunde verloren, als du in deinem ganzen Leben je hattest. Was soll diese Gegenfrage?“ „Damit hast du ein wahres Wort gesprochen.“ Zum ersten Mal sah sie auf. Tränen stiegen ihr in die Augen und Ajihads ernstes Gesicht nahm überraschte Züge an. „Ich hatte in meinem ganzen Leben nur einen einzigen richtigen Freund gehabt, und den habe ich vor langer Zeit, als ich noch bei meinen Eltern lebte, verloren.“ „Wir alle verlieren in unserem Leben Menschen, die uns wichtig sind. Was hat das hiermit zu tun?“ meinte er, wieder etwas gefasster. „Was würdest du tun, wenn du morgens deinen besten Freund besuchen willst, die Hütte betrittst, seinen Mentor tot am Boden findest und von ihm selbst jede Spur fehlt?“ Während sie Ajihad anschrie wurde ihre Stimme mit jedem Wort leiser, bis sie am Ende kaum mehr als ein Flüstern war. „Und dann, Jahre später siehst du ihn auf einmal wieder und er ist zu einem Monster geworden. Würdest du nicht auch verhindern, dass man ihn tötet, noch bevor du überhaupt erfahren hast, was all die Jahre eigentlich passiert ist?“ Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen, als er endlich verstand, was Karia ihm eigentlich mitteilen wollte. „Dann hast du dieses Wesen damit gemeint, als du sagtest, du hättest einen Freund verloren. Aber wie kannst du dir denn da so sicher sein, ... ich meine, es könnte ja auch sein, dass du dich irrst.“ Karia schüttelte heftig den Kopf. „Ich weiß, dass er es ist. Sein früherer Name war Carsaib. Er hat eine kleine runde Narbe auf der Stirn, direkt über dem rechten Auge. Ich war dabei, als er sich verletzt hatte.“ Ajihad warf einen kurzen Blick auf besagte Stelle und tatsächlich, neben all den Verunzierungen und dem getrockneten Blut konnte er eine kleine Narbe über der rechten Augenbraue ausmachen. Er schluckte. Damit hatte er nicht gerechnet. Karia war vor vielen Jahren als Kind zu den Varden gestoßen. Sie war abgemagert und am verdursten. Die Varden hatten sie damals in ihrer Mitte aufgenommen, obwohl einige der Ratsmitglieder dagegen stimmten und Ajihad hatte sie immer wie seine eigene Tochter behandelt. Ihre Eltern, so erzählte sie, waren von einer Banditenbande ermordet worden, die ihr Unwesen zu dieser Zeit in dem Gebiet der Wüste Hadarac trieb, doch mehr hatte sie von ihrer Vergangenheit nie preisgegeben und Ajihad war klug genug gewesen, auch nie nachzufragen, denn er wusste selbst wie schwer es war ein traumatisches Erlebnis zu verarbeiten. Doch gerade in diesem Moment wünschte er sich, er hätte es getan. Allein der Gedanke, dass dieser Schlächter einmal mit seiner Karia befreundet war widerte ihn an. „Ajihad, bitte...“ sie flehte ihn geradezu an. „Ich möchte nicht, dass man ihn tötet. Lass mich zuerst mit ihm reden, wenn er aufwacht. Lass ihm bitte das letzte, was er noch besitzt, sein Leben.“ Ajihad wandte sich ab. Er konnte ihren bittenden Blick nicht ertragen denn er wusste aus Erfahrung, dass er dem nicht standhalten konnte. „Es tut mir Leid, Karia.“ Sagte er ruhig. „Aber ich kann und will deinem Wunsch nicht nachkommen. Die Gefahr für die Bewohner Tronjheims ist zu groß. Ich kann es nicht verantworten, einen Mörder unter uns weilen zu lassen, hinzu kommt noch, dass der Schatten magische Kräfte besitzt, die die unserer Magier bei weitem übersteigt. Es wäre für ihn ein leichtes, uns in einem Moment der Schwäche auszulöschen.“ „Ich weiß, dass es gefährlich ist, aber ich bitte dich trotzdem, lass ihn am Leben. Ich werde mich persönlich darum kümmern, dass nichts passiert.“ Karias Hartnäckigkeit ärgerte Ajihad. Gereizt drehte er sich um. „Weißt du, was du von mir verlangst? Ich soll nur auf deine Versicherung hin Galbatorix größten Schlächter in unserer Stadt weilen lassen. Hast du dir überhaupt schon mal Gedanken darüber gemacht, was passiert, wenn die Menschen davon erfahren. Eine Panik wird ausbrechen! Wie willst ausgerechnet du dafür sorgen, dass uns keine Gefahr von diesem ... diesem ... was auch immer droht? Deine Kenntnisse der Magie sind noch geringer als die der Du Vrangr Gata. Karia,“ er legte ihr beschwichtigend die Hände auf die schultern und sah sie besorgt an, „ Ich weiß, dass es dir schwer fällt, das zu glauben, aber dieses Wesen ist nicht mehr derjenige, den du früher einmal gekannt hast. Dein Freund ist in der Nacht, in der er verschwunden war, gestorben, so hart das auch klingen mag.“ Karia schüttelte ihn ab und wich trotzig einen Schritt zurück. Mit fester Stimme erwiderte sie: „Ich weiß genau, dass Carsaib noch immer in Durza drinsteckt, auch, wenn ich ihn nicht sehen kann. Aber wenn meiner Bitte nicht nachkommen kannst, wird er Tronjheim wohl verlassen müssen, und ich werde ihn begleiten.“ „Bist du denn des Wahnsinns? Du gibst dein ganzes Leben hier in Tronjheim für ein Monster auf, dass dich bei der nächstbesten Gelegenheit ins Jenseits schicken wird?“ schrie Ajihad mit entsetzt aufgerissenen Augen. Mit einer solchen Wende hatte er am wenigsten gerechnet, obwohl er es gewohnt war, dass Karia keine Ruhe gab, bis sie hatte, was sie wollte. Ihre nächsten Worte ließen seine Lage auch nicht besser erscheinen. Mit einer Kälte in der Stimme, die selbst einen Eisblock vor Neid erblassen ließ, meinte sie letztendlich: „Ja, und das ist mein letztes Wort!“ Ajihads Knie gaben nach, und er setzte sich auf den staubigen Boden. Die Sonne hatte mittlerweile den Zenitstand über dem Krater verlassen und tauchte die Umgebung in ein fahleres Licht. Die Schatten der Felswände begannen sich unaufhaltsam auszubreiten und zeichneten verzerrte Muster auf das noch immer von unzähligen Leichen übersäte Schlachtfeld. Karia konnte ihrem Mentor ansehen, dass ihn ihre Entscheidung sehr schwer getroffen hatte. Er war blasser geworden, wenn man das bei seiner dunklen Hautfarbe überhaupt sagen konnte, und er zitterte. Es tat ihr Leid, dass sie ihn vor eine solch schwierige Wahl stellen musste, aber sie war fest entschlossen, ihr Ziel zu erreichen. Natürlich war ihr klar, dass ihr egoistisches Verhalten einige Konsequenzen haben würde, doch die waren ihr für den Moment egal. Ein unangenehmes Schweigen breitete sich aus und hinterließ eine Stille, die nur durch das feine rascheln des Windes in den Grashalmen und die fernen Stimmen der anderen Rettungsgruppen unterbrochen wurde. Karia setzte sich Ajihad gegenüber, der offensichtlich in tiefe Überlegungen versunken war, und rupfte einen grün-braunen Grashalm aus, den sie immer wieder in den Händen drehte. Hin und Wieder schweifte ihr Blick zu der noch immer regungslosen Gestalt im Gras einige Entfernung weiter ab und sie begann sich zu fragen, ob ihr Vorhaben denn eine wirkliche Chance hatte. Wie sollte sie versuchen, Carsaib, oder vielmehr Durza, den Schatten, unter Kontrolle zu halten. Würde er sie denn überhaupt noch erkennen? Wie sollte sie ihn eigentlich ansprechen? Ein heiseres Räuspern riss sie aus ihren Gedanken. „Na schön, “ sprach Ajihad, „ich werde mit dem Rat reden.“ Er klang erschöpft, als hätte ihn diese Entscheidung seine gesamte Kraft gekostet. „Aber bedenke, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Ich werde ihn zu unser aller Sicherheit in einen der tiefsten Kerker sperren lassen. Das ist zwar vielleicht nicht das, was du dir vorgestellt hast, aber immerhin wird er am Leben bleiben.“ Karia traute ihren Ohren nicht. Konnte es wirklich wahr sein, dass Ajihad ihrer Bitte nachgegeben hatte? Am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen und hätte ihm tausendmal gedankt, doch als er weitersprach, bekam ihre Hochstimmung einen heftigen Dämpfer. „Ich werde Angela bitten, eine Mixtur zuzubereiten, die seine Magischen Kräfte aufs mindeste, wenn nicht sogar völlig einschränkt, die Verantwortung für unsere Sicherheit und die Wache über den Schatten werde ich auf die Zwillinge übertragen. Ihre magischen Fähigkeiten sind für diese Aufgabe am ehesten geeignet. Des Weiteren möchte ich, dass du vorsichtig bist und kein unnötiges Risiko eingehst. Bevor du irgendetwas auf eigene Faust unternimmst, will ich davon unterrichtet werden und du wirst mir jeden Abend im Beisein der Zwillinge Bericht erstatten. Habe ich mich klar ausgedrückt?“ Der scharfe Tonfall, den er anschlug, machte Karia unmissverständlich klar, dass er keine Widerworte duldete, also stimmte sie mit einem stummen Nicken den Forderungen zu. Als Ajihad ihr enttäuschtes Gesicht sah, setzte er etwas sanfter hinzu:“ Tut mir Leid, aber ich bin für die Menschen in Tronjheim verantwortlich und darf sie einer so großen Gefahrenquelle nicht ungeschützt aussetzen. Allein die Anwesenheit deines ... Freundes... wird hier schon einen sehr unangenehmen Aufruhr verursachen. Ich kann nicht noch ein weiteres Risiko eingehen.“ Er stand auf und klopfte sich den Staub von den Kleidern. Karia tat es ihm gleich. „Müssen denn die Zwillinge diejenigen sein, die die Verantwortung tragen? Du weißt, ich mag sie nicht besonders Leiden...“ Besorgt sah sie ihren langjährigen Ersatzvater an. Beschwichtigend legte er eine Hand auf ihre Schulter. „Ich weiß, aber sie verstehen die Alte Sprache und die Magie von allen hier am besten zu nutzen. Hab ein wenig ein Auge darauf, was sie tun, damit sie nicht wieder übertreiben, aber ich möchte nicht, dass du dich ihnen in den Weg stellst. Auch ich traue ihnen keinen Schritt weit.“ Bevor er sich zum Gehen wandte sagte er noch: „Ich werde gleich zwei Leute mit einer Trage vorbeischicken, damit ihr ihn nach unten in den Kerker bringen könnt. Sorg dafür, dass sie nicht gleich überall bekannt machen, dass ein Schatten in Tronjheim Unterschlupf gefunden hat, die Leute sollen nicht sofort wieder in Panik verfallen. Das können wir im Moment am Wenigsten gebrauchen.“ Karia nickte und Ajihad setzte seinen Weg in Richtung Tronjheim fort. Kurz darauf war er verschwunden. Karia seufzte. Auf der einen Seite war sie ein Stück weit erleichtert, doch noch musste der Rat zustimmen, dass Carsaib in Tronjheim bleiben konnte, und das würde ganz sicher nicht so leicht werden. Doch eines war sie sich jetzt schon sicher: Ajihad würde sich ganz bestimmt bald wünschen, diese Aufgabe niemals den Zwillingen anvertraut zu haben. Während sie auf die Versprochenen Helfer mit der Trage wartete, begann es ihr im Schatten der schwarzen Felswände des Farthen Dûr allmählich zu frösteln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)