Apocalypse von Jadis (Nothing Left...) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Kapitel 4 Sie stürzte und blieb stöhnend auf dem Asphalt liegen. Ihre Handflächen waren blutig geschürft und ihre Knie hatten auch schon mal bessere Tage gesehen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, ob ihr Körper jemals zuvor eine Zone solch betäubendem Schmerzes gewesen war. Lauren schloss die Augen. Sie war müde, und sie hatte Durst, schrecklichen Durst. Die Sirenen waren schon vor einer Weile verstummt, die Rotorgeräusche verklungen. Ihr Adrenalinpegel war wieder gesunken. In der Stadt war es still geworden, vorerst. Sie befürchtete, dass die Evakuierung vielleicht schon vorbei sein könnte und sie einfach vergessen wurde. Die einzige noch lebende Person in einer Stadt voll Ungeheuer zu sein war ein schrecklicher Gedanke. Gerade als Lauren aufblicken wollte, packte sie etwas am Bein. Sie riss ihren Kopf nach hinten um einen Blick darauf zu erhaschen was ihren Fuß umschlossen hatte und begann augenblicklich danach zu treten. Eine verwesende Hand hielt ihren Knöchel fest umschlungen und der dazu gehörende Körper zog sich immer näher. Wahrscheinlich waren seine Beine gebrochen, denn er zog sich nur auf seinen Unterarmen voran, versuchte seine fauligen Zähne in Laurens Fleisch zu rammen. Von Panik und Ekel gepackt wirbelte sie keuchend herum und trat dem Zombie mit voller Wucht gegen die Stirn. Sie hörte Knochen brechen, als sein Kopf nutzlos zur Seite kippte. Keine Sekunde später war sie, allen Schmerz vergessend, wieder auf den Beinen und sah zu, dass sie endlich zur Ravens Gate Bridge kam. Es fing an zu dämmern, als Lauren beschloss einen kleinen Abstecher in die Drogerie Ecke Manoadrive zu machen. Das Verlangen nach einem Schluck Wasser beeinträchtigte ihr Handeln und ließ sie alles andere fast gänzlich vergessen. Es fiel ihr nicht schwer ins innere des kleinen Ladens zu gelangen, waren auch hier die Scheiben eingeschlagen. Die gesamten Verkaufsartikel des Geschäftes lagen am Boden, waren zerstört oder entfernt wurden. Die großen fünf Liter Wassertanks die man hier sonst verkaufte gab es nicht mehr. Lauren ging zum abgeschalteten Gefrierschrank, immer ein Auge auf den Ausgang werfend. Sie wollte nicht wieder von einem Untoten überrascht werden, oder von mehreren. Mit zitternden Händen öffnete sie die Tür, ignorierte die eine oder andere Blutspur an der Verglasung, und griff nach einer Fantadose. Sie verabscheute dieses Getränk, doch als sie mit einem lauten Zischen den Verschluss öffnete und sich die warme, süße Flüssigkeit ihre trockene Kehle hinunter bahnte, konnte sie sich nicht daran erinnern jemals etwas köstlicheres getrunken zu haben. Erleichtert wollte sie gerade ein paar Dosen in ihre Tasche stecken, als eine Stimme sie herumfahren ließ. “Verschwinden Sie von hier!” Eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, wedelte mit einer Waffe vor ihrem Gesicht herum. Sie kam aus dem hinteren Teil des Ladens nach vorn. Ihre Bewegungsart war mehr ein Schlurfen als ein Gehen. “Ich sagte, Sie sollen abhauen!” schrie sie regelrecht. Lauren hob beschwichtigend die Hände. “Ist ja gut, ich gehe. Nur nehmen Sie bitte die Waffe runter.” “Sagen Sie mir nicht was ich tun soll!” Ihre Stimme überschlug sich fast. Lauren war sich für einen Moment nicht sicher, ob sie hier wieder lebend rauskommen würde. Dann senkte das Mädchen die Waffe. “Ich will niemanden verletzen. Ich weiß doch was passiert, wenn man gebissen wurde.” Lauren blieb keine Zeit um nachzufragen. Mit einem Mal hob die Frau die Waffe an ihre Schläfe und drückte ohne zu zögern ab. Lauren schrie. Blut und unerfreulichere Sachen spritzten ihr ins Gesicht. Ein lebloser Körper fiel vor ihr auf den Boden. Wie in Trance verließ sie den Laden. Es war ihr egal ob sie sich die Tasche mit Getränken voll gestopft hatte oder nicht. Sie wollte einfach nur noch hier weg. An der Ravens Gate würde man sich sowieso um die Überlebenden kümmern. Sie brauchte sich eigentlich keine Sorgen zu machen. Die schrecklichen Bilder, die sich soeben noch vor ihr abgespielt hatten, verdrängend, beschleunigte sie ihre Schritte. Sie war noch ein halbes Kind, wisperte eine Stimme in ihren Gedanken. Sie schüttelte den Kopf und schallte sich dafür aus der Drogerie keine Taschenlampe mitgenommen zu haben, als sie sich bewusst wurde, dass die Straßenlaternen außer Funktion waren. Doch umkehren würde sie nicht. Keine zehn Zombies würden sie noch einmal in den Laden bringen. Und das musste sie auch nicht. Keine vier Blocks weiter sah sie die Flutbeleuchtung der Ravens Gate Bridge. Es herrschte eine helle Aufregung auf der breiten Zubringerstraße die zur Brücke hinauf führte. Menschen, einige davon verletzt, drängten sich dieser entgegen. Lauren ließ sich mit der Masse treiben, ihre Augen immer auf der Suche nach bekannten Gesichtern. Bitte seid hier, dachte sie immer wieder. Der Strom der Überlebenden hatte die Brücke erreicht. Ein riesiges Tor war über die gesamte Breite der Straße angebracht. Es war nur so weit geöffnet, dass ein PKW hindurch passte. “Bitte bewahren sie Ruhe bei den Sicherheitskontrollen.” schallte eine Stimme durch die heiße Nachtluft “Alle Einwohner müssen durch die medizinischen Kontrollen. Familien müssen die Sicherheitskontrollen zusammen passieren.” Wie denn du Arschloch, wollte Lauren am liebsten laut hinaus schreien. Sie war über alle maße verzweifelt, wütend und einfach nur gereizt bis aus Blut. Was für eine verdammte Freakshow war das hier? “Bitte bleiben Sie ruhig.” Die Masse stoppte. Lauren drängelte sich weiter nach vorn, die Hoffnung nicht aufgebend ihre Familie doch noch zu finden. Fast am Tor angekommen, sah sie die erste bekannte Person. “Terri!” rief sie. Morales drehte sich um, hielt einen Camcorder in der Hand. “Lauren, was machen sie denn noch hier?” Lauren überging die Frage. “Haben Sie meine Familie gesehn?” Terri schüttelte bedauernd den Kopf. “Tut mir Leid.” Plötzlich vernahmen sie Schreie aus vorderster Reihe. “Er hat ein schwaches Herz. Er atmet nicht mehr. Daddy!” Terri hielt ihre Kamera hoch über den Kopf um alles genauestens aufzuzeichnen. Lauren widerstand dem Drang sie dafür zu schlagen. “Weg von ihm!” rief ein bewaffneter Mitarbeiter von Umbrella. Die Menschenreihen vor ihnen lichteten sich und gaben das Drama preis. Ein Mann war vor den Augen seiner Tochter zusammengebrochen, rührte sich nicht mehr. “Schon gut, ich hab sie.” versicherte ein dunkelhäutiger S.T.A.R.S.-Beamter der sich um das Mädchen kümmerte “Ganz ruhig. Alles Okay.” Mit einem entsetzlichen Laut riss der am Boden liegende Tote plötzlich die milchigen Augen auf und biss dem S.T.A.R.S.-Mitglied ins Bein. Der Mann schrie. Ein Umbrellamitarbeiter forderte: “Knallt ihn ab. Knallt ihn ab!” Eine Frau im blauen Röhrentop und schwarzem Minirock kam zu Hilfe, schoss dem Vater direkt zwischen die Augen. Das Mädchen weinte. Lauren sah zu Terri, sie hatte alles aufgezeichnet. Ein paar Sekunden verstrichen, bis plötzlich jemand rief: “Sie sperren das Tor zu.” Panik erhob sich, die Massen drängten nach vorn, versuchten durch das Tor zu kommen, wurden jedoch von Umbrellas Sicherheitsleuten, die selber noch versuchten durch das sich schließende Tor zu gelangen, davon abgehalten. Schreie wurden laut. Dann fiel ein Schuss und es war augenblicklich ruhig. Alle sahen wie gebannt auf die Versperrung, auf der ein Mann mit zum Himmel gerichteter Waffe stand. Er bekam von einem seiner Soldaten, die das Tor säumten, eine Art Mikro gereicht. Als er hinein sprach, hallte seine Stimme aus Lautsprechern wider. “Dieser biologische Gefahrenbereich steht ab sofort unter Quarantäne.” berichtete er und Lauren bemerkte, dass er mit Akzent sprach, mit deutschem Akzent. “Cain.” murmelte sie vor sich hin. Sie hatte den Mann noch nie gesehen, aber bereits einiges von ihm gehört, nur leider nichts Gutes. “Aufgrund des Risikos einer Infizierung kann Ihnen nicht gestattet werden die Stadt zu verlassen.” “Verdammt noch mal, was läuft hier eigentlich?” empörte sich Terri. Lauren achtete nicht auf sie. Ich weiß doch was passiert, wenn man gebissen wurde. Laurens Magen verkrampfte sich. Die Zombieseuche war ansteckend. “Alle erforderlichen Maßnahmen wurden ergriffen.” fuhr der Deutsche fort “Die Situation ist unter Kontrolle. Bitte kehren Sie in ihre Wohnungen zurück.” Wäre es nicht so kolossal dumm gewesen, hätte Lauren laut aufgelacht. Sie lachte trotzdem, wenn auch nur um sich davon abzuhalten sich in die eigene Faust zu beißen. Cain reichte das Mikro demjenigen zurück der es ihm gegeben hatte. “Sie haben fünf Sekunden um wieder in die Stadt zurückzukehren.” ergriff dieser augenblicklich das Wort “Wir haben den Befehl scharfe Munition einzusetzen. Fünf...” Wie ein Mann luden die Soldaten auf der Absperrung ihre Waffen durch. Die werden doch wohl nicht..., dachte Lauren und starrte voller Unglauben auf die Männer. “Die werden doch nicht auf uns schießen?” fragte Terri mit zitternder Stimme. “Vier.” “Die machen Ernst.” sagte die Frau im blauen Top, die direkt neben Terri stand. “Drei.” “Schafft Sie hier weg!” rief der gebissene Mann zu den restlichen S.T.A.R.S.-Leuten die noch umher waren. “Zwei.” Die ersten begannen zögerlich ein paar Schritte zurück zu weichen. “Lauft!” schrie die Frau im Minirock, die Lauren erst jetzt als Jill Valentine erkannte. Terri hatte damals über sie berichtet, vor ihrer Suspendierung. “Eins.” “Zurück.” rief jetzt auch Lauren und schob Terri vor sich her “Zurück. Beeilt euch. Weg hier.” Ihre Worte gingen fast im Kugelhagel der auf sie niederprasselte unter. Lauren konnte es nicht fassen. Noch im Rennen dachte sie daran, wie sie das alles in ihrem Bericht formulieren würde. Umbrella würde Cain die Hölle heiß machen. Leugnen konnte er nicht, Terri hatte alles auf Band. Vorausgesetzt sie würden diesem Alptraum lebend entfliehen können. Auf der Auffahrt zur Brücke trennten sich die Massen wieder, versuchten sich auf eigene Faust durchzuschlagen oder kehrten tatsächlich in ihre Wohnungen zurück. “Was sollte denn die Scheiße?” entfuhr es Terri “Die haben auf Menschen geschossen. Unschuldige Menschen. Sie sind doch von der Polizei. Warum tun Sie nichts?” Jill sah sie nur scharf an, dann legte sie sich den Arm des Verletzten um die Schulter. Lauren konnte sein Namensschild nicht genau erkennen, vermutete aber, dass es irgendwas mit “W” war. Jill und der Polizist gingen in Richtung Arklayüberführung davon. Terri heftete sich an ihre Versen, blickte sich um, als sie bemerkte, dass Lauren ihnen nicht folgte. “Lauren, Was ist? Kommen Sie.” Sie schüttelte den Kopf. “Ich kann nicht.” Die Raccoon City Junior School befand sich nicht in der Richtung die die drei eingeschlagen hatten. Und Lauren war sich sicher, dass Torrie und ihr Mann noch dort waren. Sie waren nicht zu Hause, nicht an der Brücke, dort hätte sie sie gesehen. Sie konnten nur noch in der Schule sein, hoffentlich unverletzt...bzw. ungebissen... Ein Bedauern lag in Terris Augen als sie langsam nickte. “Viel Glück!” Lauren versuchte zu lächeln, was ihr kläglich misslang. Dann drehte sie sich um und rannte in die Dunkelheit davon. ~~~~~ Ende des 4. Kapitels ~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)