Until Dawn von Hisagi-Shuuhei (A Vampires' story) ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 6 -------------------- Kapitel 6 Stille. Bedrückende Stille. Erwartungsvoll sah ich Lestat an. Was würde er mir enthüllen? Was war ein so gut gehütetes Geheimnis, dass er es mir zwölf Jahre lang enthielt? „Also“, begann Lestat und holte Luft. „Ich habe dir noch nicht alles erzählt, wie es in der Welt der Vampire wirklich aussieht. Denn es ist nicht so friedlich, wie es scheint. Es gibt zwei verfeindete Vampirparteien: Den Miezul Nopţii Clan und den Răsărit Clan.“ Völlig verdutzt sah ich ihn an. „Wie...?“, fragte ich verwirrt. „Krieg unter Vampiren?“ Ein ernstes Nicken von Lestat als Antwort. „Seit einigen hundert Jahren schon. Jeder neue Vampir muss sich einem Clan anschließen“, erklärte er mir nun. „Aber ich bin seit ungefähr zwölf Jahren Vampir, warum weiß ich nichts -“doch ich unterbrach mich selbst, denn ich erinnerte mich schlagartig an das nächtliche Gespräch zischen Markus und Lestat, das ich damals vor gut zwei Jahren belauscht hatte. „Meine Geduld...bald zu Ende“, hallte die Stimme von Markus durch meinen Kopf. Fast schon entsetzt schüttelte ich den Kopf. Sicher war er damals nicht zum ersten Mal gekommen....langsam ergaben die Gesprächsfetzen einen Sinn und als ich zu Lestat sah, nickte er mir als Bestätigung auf meinen Gedankengang hin zu. „Exakt. Er verlangt schon länger, dass du dich für eine der Seiten entscheiden sollst“, sagte er nun seufzend und sah mir in die Augen. „Aber“, völlig verwirrt sah ich ihn an. „Ich weiß noch nicht einmal, um was es in dem Krieg geht, geschweige denn, für was die beiden Seiten antreten, welche Standpunkte sie vertreten.“ Lestat schüttelte den Kopf „Das musst du selbst herausfinden“, sagte er mir „Aber wie soll ich das herausfinden?“ fragte ich, doch Lestat hörte nicht auf meine Frage. „Dann....“, begann ich „Wieso ist Markus so versessen darauf, dass ich mich entscheide?“, fragte ich ihn nun, hoffte, dass er wenigstens diese Frage beantworten würden. Das ergab doch alles keinen Sinn. Ein erneutes Seufzen kam von Lestat. „Ich dachte, dass ich dich davor bewahren könnte, aber Markus will dich unbedingt auf seiner Seite.“ Damit gab ich mich jedoch nicht zufrieden „Aber wieso ist er so verbissen hinter mir her?“, fragte ich nun erneut und verengte meine Augen. Ich sah, wie Lestat abwehrend den Kopf schüttelte und er nicht darauf eingehen wollte. „Lestat, ich will wissen, warum er hinter mir her ist!“ Ein neuerliches Seufzen von Lestats Seite. „Er will dich, damit seine Seite Zuwachs bekommt, ist doch logisch“, sagte Lestat dann ernst. „Er will den Krieg beenden und dafür benötigt er jeden Vampir.“ Leicht nickte ich. Irgendwie leuchtete das ein. Ich ließ mich langsam wieder in den Sessel sinken, denn ich hatte mich unbewusst aufgerichtet. „Bis jetzt“, begann Lestat und ich horchte erneut auf, „Habe ich dir auch nie gezeigt, wie du einen Vampir verletzen beziehungsweise töten kannst.“ Stirnrunzelnd sah ich zu ihm. „Und ich denke, dass sollte ich ändern.“ Nur leicht und sehr zögerlich nickte ich und Lestat verschwand kurz, erschien dann kurz darauf mit einem Schwert wieder vor mir. Er zog dieses aus seiner Scheide und ich konnte nun einen Blick auf die schimmernde Klinge werfen. Der nachtschwarze Griff war mit Rubinen und Smaragden verziert und bildete einen krassen Gegensatz zu der silbern schimmernden Klinge des Schwertes. „Die Klinge besteht aus reinem Silber und ein Hieb mit einer silbernen Waffe kann unter Umständen tödlich enden. Auf jeden Fall ist es ziemlich schmerzhaft.“ Nun richtete er die Waffe auf mich, direkt auf mein Herz. Sofort beschlich mich ein unwohles Gefühl und ich rutschte unruhig zur Seite. „Wenn man dich hier trifft, dann wirst du das nicht überleben.“, sagte Lestat im ernstem Ton und steckte das Schwert zurück in seine Scheide. Langsam entspannte ich mich wieder. „Wieso erzählst du mir das jetzt?“, wollte ich wissen. „Weil Markus vielleicht seine Handlanger zu dir schicken wird, um dich mit Gewalt davon zu überzeugen, dass allein seine Seite die richtige ist.“ Nun nickte ich, jedoch wieder nur leicht, um ihm zu zeigen, dass ich seine Worte wahrgenommen hatte. Diese Tatsachen musste ich erst einmal verdauen. „Du bist ein Feuerbändiger“, fuhr er dann fort, „Das heißt, du solltest dich nicht mehr allzu lange im Wasser aufhalten“ erklärte er. „Dazu gehört auch Regen. Das würde dich schwächen und dir nicht gerade gut tun.“ Ich blickte zu Boden. Was sollte ich tun? „Das musst du selbst entscheiden. Die Entscheidung wird dir vielleicht nicht leicht fallen, doch solltest du stets auf deinen Instinkt hören, er wird dir schon den richtigen Weg zeigen.“ sagte Lestat sanft und lächelte mich ebenso sanft an. Nun lag ich auf meinem Bett und dachte an das Gespräch von eben nach. Was hatte es mit dem Krieg auf sich? Warum war er ausgebrochen? Warum dauerte er noch immer an? Ich wusste keine Antwort. Nachher würde ich wohl einen Abstecher zur Bibliothek machen, vielleicht würde ich dort die Antworten finden, die ich suchte. Doch bevor ich mir weiter den Kopf zerbrechen konnte, war ich schon eingeschlafen. Als ich wieder aufwachte, hatte man mich zugedeckt und die Sonne schien. Es war wahrscheinlich so um die Mittagszeit, wenn man nach dem Stand der Sonne urteilen sollte. Ich drehte meinen Kopf, sah auf den kleinen Nachttisch, der neben meinem Bett stand und erblickte dort ein Stück Papier. Verschlafen setzte ich mich auf und rieb mir über die Augen. Kurz streckte ich mich und wandte mich dann dem Zettel zu. Lestats Handschrift. „Ich bin mit Yuko noch etwas erledigen. Wir werden mindestens zwei Tage lang unterwegs sein, also mach dir keine Sorgen um uns. Ich konnte es dir leider nicht vorher sagen, denn ich habe mich erst heute morgen entschlossen, das Problem zu lösen. Mach dir nicht zu viele Gedanken wegen gestern Abend. Pass auf dich auf. - Lestat – Leise seufzte ich und runzelte die Stirn. Was für ein Problem? Fragte ich mich, doch ich wollte im Moment nicht darüber nachdenken. Ich ging kurz ins Bad und wusch mir das Gesicht, sah dann in den Spiegel. Daraufhin schüttelte ich den Kopf, ging erst nach unten in die Küche. Auf dem Tisch stand ein Glas mit Blut bereit, das ich mir nahm. Kurz schwenkte ich das Glas und sah, dass sich schon Klumpen gebildet hatten und so schüttete ich den Inhalt des Glases angewidert aus dem Fenster. „Na dann fangen wir mal mit der Recherche an“, murmelte ich zu mir selbst und gesagt, getan. Über die große Treppe in der Eingangshalle kam ich in den ersten Stock. Dort angekommen wandte ich mich nach links und lief auf den schwarzen Marmorfliesen den Flur bis zum Ende entlang. Ich betrat die große, fünfeckige Bibliothek Lestats. Da ich schon lange nicht mehr hier gewesen war, hatte ich fast vergessen, wie groß diese war: Sicherlich standen an die hunderttausend Bücher in dem großen Raum. Ich erinnerte mich daran, wie ich früher viel Zeit in diesem Raum verbracht und Lestat einmal gefragt hatte, wie viele Bücher er eigentlich hatte. Die Frage hatte er mit einem Lachen quittiert und mir durch die Haare gewuschelt. Ich schätzte, er wusste es selbst nicht. Schmunzelnd ging ich nun weiter in den Raum hinein, auf den kreisrunden Tisch in der Mitte zu. Die Regale zogen sich hoch, bis unter die Decke, die sich ungefähr fünf Meter über meinem Kopf befand. An jeder Regalreihe war eine Leiter angebracht um auch die Bücher oben im Regal erreichen zu können. „Beginnen wir mit der Suchaktion“, seufzte ich und stürzte mich in den Wald aus Büchern. Schon gut vier Stunden war ich nun schon in der Bibliothek. In der Zwischenzeit hatte ich schon unzählige Bücher durchgesehen, ohne Erfolg. Im Moment saß ich bequem auf meinem Stuhl, die Füße auf dem Tisch leicht überschlagen. Gerade war ich mit einem ziemlichen Wälzer der Vampirgeschichte beschäftigt, gar völlig in ihn versunken, so dass ich meine Umwelt gar nicht mehr wahrnahm. Doch dann fand ich, was ich suchte: Den Grund für den Ausbruch des innerartlichen Konfliktes. "1550 Jahre zuvor. Zwei Vampirfamilien, gut befreundet. Es schien alles ganz normal, doch dann, wie eigentlich immer, kam eine Frau ins Spiel. Die Söhne der Familie verliebten sich beide in die gleiche Frau und das löste den Krieg aus. Denn die Familien beschlossen, die Frau entscheiden zu lassen. Doch einer der beiden Söhne wollte die Frau für sich, obwohl die Dame sich nicht für ihn entschieden hatte, weswegen er sie auf grausame Weise tötete. Seit dem waren die zwei Familien verfeindet, doch da immer mehr Vampire entstanden und die Familiengrenzen verschwammen, wurde jeder neue Vampir dazu verpflichtet, sich einer Seite anzuschließen. Der Miezul Nopţii Clan vertritt die Seite der Vampire, die dem Mörder der Frau zustimmen, der Răsărit Clan bildet die Einheit derer, die hintergangen worden waren." „Was für ein Schwachsinn“, murmelte ich und runzelte die Stirn. „Wie kindisch ist es bitte, sich wegen so etwas zu streiten? Das liegt gute eineinhalb Jahrtausende zurück.“ Kopfschüttelnd überflog ich die Chronik weiter Wenn sich ein Vampir jedoch nicht einer der Parteien anschloss, so würde dieser geächtet. „Tolle Aussichten. Wenn es einem egal ist, wird man getötet“, seufzte ich und stand auf. Langsam spürte ich die Gier nach Blut, schließlich hatte ich heute noch nichts getrunken. Leicht gähnte ich. Die stundenlange Suche in den Büchern hatte mich ziemlich träge gemacht, weswegen ich mich streckte und in der Dunkelheit verschwand. Nach einigen Minuten erschien ich wieder in dem Anwesen, das mir nun am Abend so gigantisch aber auch leer. Ich ging in die Küche, in dem noch ein Apfel lag, den ich mir nahm. Als ich wieder in die Eingangshalle kam, blieb ich stirnrunzelnd stehen und ließ die Hand mit dem Apfel sinken. Hier war jemand, mein Gefühl verriet es mir. „Gut erkannt“ sagte die langsam bekannte, kühle Stimme von Markus. Instinktiv spannte ich mich „Was wollen Sie von mir?“ knurrte ich unfreundlich und erkannte, wie Markus langsam vor mir erschien. „Ich wollte fragen, wie es mit deiner Entscheidung ist, du solltest dir nicht all zulange Zeit lassen.“ Grinsend verschwand er wieder. Was bitte, sollte das jetzt? Fragte ich mich stirnrunzelnd. Keine Schläge? Keine Provokation? Er wollte mich anscheinend wirklich für seine Seite gewinnen, doch ich würde niemals einen Mörder vertreten, niemals. Insgeheim hatte ich es schon längst beschlossen, ich würde dem Răsărit Clan beitreten oder neutral bleiben. Doch ich entschloss mich, das noch niemandem zu erzählen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)