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Grenzgänger

von

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Vollmond

Johannes war neu, und deshalb froh, gleich von einem freundlichem Jungen namens Markus auf eine Party eingeladen zu werden. Er war zwar auch schüchtern, bei all den vielen Menschen, die um ihn herumschwirrten, aber er hatte auch schon mit zwei Leuten gesprochen und den Grundstein für eine Freundschaft gelegt.

Kai und Klaus waren eine Zwei-Mann-Clique, die anscheinend aber auch mit allen anderen gut klar kamen. Im Moment hatten sie sich einer größeren Gruppe angeschlossen, von denen ihm einige fast schon auf den ersten Blick unsympathisch erschienen waren. Zumindest einen hielt er war rechtsradikal, da war er sich sicher. Außerdem veranstalteten sie ein Saufspiel mit etwas das sie `Franks Spezialmischung´ nannten. Er hatte an sich nichts gegen Alkohol, nur gegen den Morgen danach, den er schon zwei mal erlebt hatte. Er wusste zwar, das er von einem Betrunken sein noch weit entfernt war, aber recht bald schon würde er beschwipst sein.

Er schnappte sich deshalb erst einmal ein großes Glass Wasser und lehnte sich an eine der Birken an, die mit Lampions behangen über den Garten verteilt waren. Er atmete die etwas frische Nachtluft ein, und lauschte den Liedern im Hintergrund und stellte lächelnd fest, dass es solche Lieder waren, an die man sich nach einigen Monaten nie mehr erinnern würde...

Sein Blick schweifte durch den Garten, in dem mehr als seine Klasse verteilt waren, und jeder trotzdem noch gut Platz hatte. Die Schwester des Gastgebers stand mit ein paar anderen Mädchen an der Hauswand. Das Mädchen, das ihm am meisten auffiel, er wohl nur am Rande wahrnehmen sollen. Es hatte etwas längeres als schulterlanges braunes Haar, das aussah, als würde sie es selber schneiden, allerdings erweckte es einen niedlichen Eindruck auf ihn, anders als die hochgesteckten oder `modisch-langweiligen herunterhängenden Haaren der anderen Mädchen, die ihre blonde Farbe wohl auch nur durch eine Färbung hatten.

Ein weiterer Unterscheid war die Kleidung. Ihr Rock war der einzige, der unter den Knien endete und aus irgend einem anderem Material war, aber nicht aus dem Kord, das momentan In war, ihm jedoch erschien wie die Essenz der Hässlichkeit.

Eben jenes Mädchen wurde von den anderen Mädchen, die, wie er jetzt bemerkte anscheinend ihr Gesicht einige Zentimeter unter dem Make-up trugen, gedrängelt und von mehreren Seiten auf sie eingeredet. Man gab ihr einen Schubs in seine Richtung und die Mädchen kicherten, während das andere Mädchen langsam, mit einem hochrotem Kopf auf ihn zukam. Er spürte, wie sein Kopf den ihren nachahmte weil ihm klar wurde das sie bemerkt haben mussten, dass er sie die ganze Zeit angesehen hatte.

Sie stellte sich neben mich und lies ihre prall gefüllte Tragetasche kurz über dem Boden baumeln.
 

„Ähm..."
 

wollte sie mit ihrer sanften Stimme anfangen, doch sie unterbrach sich selbst und schaute auf den Boden. Plötzlich fühlte er sich so schuldig, fast so, als hätte er sie in diese Lage gebracht. Deshalb entschied er sich einfach irgendetwas zu sagen.
 

„Also... weißt du, ich bin neu hier."
 

Sie schaute ihn an und lächelte schüchtern, wohl froh, das er etwas gesagt hat, was keine doofe Frage war.
 

„Ich auch. Ich bin vor einer Woche erst hier hingezogen. Deshalb meinten die da hinten wohl, das wir zueinander `passen´ würden."
 

Seltsamerweise fand es Johannes schade, das sie passen so ausgesprochen hatte, als würde es für sie nicht in Frage kommen, ihn kennen zu lernen, auch wenn es nicht unfreundlich war. Er entschloss einfach nicht auf dieses Gefühl einzugehen, denn die Körpersprache des Mädchens war eher freundlich als distanzierend.
 

„Also ich bin Johannes Tagebauer."
 

„Ich bin Hanna, Hanna Züricher und uhm... können wir uns nicht irgendwo hinsetzen?"
 

Sie deutete mit einem kurzem blick auf ihre hochhackigen Schuhe. Johannes lächelte kurz und sagte:
 

„Klar, aber irgendwann muss mir mal ein Mädchen erklären, warum ihr Mädchen Dinger überhaupt anzieht, wenn sie euch doch nur stören..."
 

Dann setzten sich die beiden in Bewegung in Richtung der Bänke. Als Hanna gerade ausholen wollte um wohl etwas zu sagen wie `Also das ist so...´, wurden sie von Kai und Klaus, die schon sichtlich abgefüllt waren, abgefangen.
 

„Hey Jo! Komm doch mit uns bisschen was trinken... Deine Freundin soll auch kommen!"
 

Und schon wurden die beiden, denen das ganze sichtbar peinlich war getrennt und ihnen wurde Franks Spezialmischung aufgetischt. Bevor sie nicht ein paar Gläser getrunken hatten, wussten sie nicht, das in der Klasse Frank das Pseudonym für den Teufel war. Es stammte wohl aus irgend einem Film, der einmal Kult gewesen war.

Nach ein paar Runden, Johannes hätte sie an einer Hand abzählen können, wäre er in der Lage gewesen festzustellen, wie viele Finger sich an ihr befinden, wurden sie entlassen.

Es hatte viel Gelächter gegeben über ihren Gesichtsausdruck, als beide das Zeug das erste mal simultan wieder ausgespuckt hatten. Das Ganze war auf und um die Kerze gelandet, die auf dem Tisch stand und die Größe ihrer Flamme spontan verdoppelt hatte.

Irgendwann, etwa nach dem zweitem Glas waren sie dann ins allgemeine Gelächter eingestiegen.

Fliehen konnten sie, als die anderen die Szene in dem Frank-Film nachstellten, in der der Teufel dramatisch abtritt. Sie schlichen sich zwischen der grölenden Masse- fast alle hatten sich nun um den Tisch mit dem starkem Alkohol versammelt- zu einer abgelegenen Stelle des Gartens.

Inzwischen war es jedoch empfindlich kalt geworden und Johannes nahm den Pullover, den er um seine Hüfte gebunden hatte und zog ihn an. Auch Hanna holte einen khakifarbenen Pullover aus ihrer Tasche hervor und zog ihn sich über.

Sie setzten sich auf eine Decke, die irgendwer ausgelegt hatte und streckte die Beine aus.

Der Vollmond schaute zwischen den überall am Himmel verteilten Wolken genau auf sie herab und schien die Welt zu erleuchten, doch die Stille war zurückgekehrt. Nachdem sie den Mond betrachtet hatten, bemerkten sie einander wieder, sie schauten sich an, lächelten kurz, und schauten dann wie peinlich berührt auf ihre Füße. Johannes fühlte sich fast elend, wegen dieser saugender Stille, die nach Worten verlangte, nicht nach der Musik und dem Lachen aus dem Hintergrund.

Plötzlich zog Hanna ihre Schuhe aus.
 

„Hier. Probier mal an.“
 

„Wenn du mich so nett bittest.“
 

Etwas verunsichert und vielleicht etwas vom Alkohol geprägt antwortete Johannes auf diese unerwartete Aufforderung. Nur zögerlich zog er seine Schuhe aus.
 

"Ich dachte nur, weil du nicht verstehst warum man solche Schuhe nur anziehen kann, solltest du es einfach mal ausprobieren."
 

Auch Hanna war eher zögerlich und fast so verschüchtert wie Johannes, der jedoch die Gelegenheit ergriff um eine unangenehme Situation durch eine eher belustigerende und auch etwas interessantere einzutauschen, die er später einfach durch den Alkohol entschuldigen konnte. Er nahm ihre Schuhe in die Hand und stellte fest, das sie tatsächlich die gleiche Schuhgröße hatten, was daran lag, das sie etwas größere und er etwas kleinere Füße hatte, als der Durchschnitt ihres jeweiligen Geschlechts.
 

"Und du denkst ich verstehe es, nur in dem ich diese Dinger anziehe?"
 

Wollte er belustigt wissen, der zwar nicht daran glaubte, aber wenigstens kam man jetzt zu einen Gespräch. Hanna antwortete ebenso belustigt, wenn er auch nun heraushören konnte, das sie den Alkohol etwas schlechter vertragen hatte als er.
 

"Natürlich, wahrscheinlich wirst du nichts anderes mehr tragen wollen. Es ist zwar manchmal etwas unangenehm, aber irgendwie auch ganz nett... Ich kann’s einfach nicht beschreiben, deshalb.... Probier doch einfach. Ich kann im Moment sowieso nicht so gut darin gehen, du musst sie mir dann demnächst wiedergeben."
 

Sie schloss diese Worte mit einem unglaublich schönem Grinsen und Band sich seine Turnschuhe mit einem kleinem Ruck zu. Johannes zog Hannas Schuhe etwas langsamer an um sie etwas besser kennen zu lernen, weil ihm das ganze -trotz der Rumalberei- etwas suspekt war. Sie waren dunkelblau wie seine Jeans und sahen etwas wie Turnschuh aus, allerdings nur etwas. Sie sahen sehr viel... weiblicher aus, außerdem waren die Sohlen etwas verstärkt und es waren eben erhöhte Sohlen am hinterem Ende angebracht. Er schlüpfte in sie hinein und verschloss sie and den Schnüren. Dann schaute er mit zwei überraschenden Erkenntnissen in Hannas Gesicht. eine davon war, das sie gesagt hatte, das er die Schuhe eine Weile tragen sollte, doch die andere schien ihm interessanter:
 

"Das heißt, wir werden uns wiedersehen?"
 

Hanna errötete, was für Johannes ein ja war und in ihm verwirrende Gefühle weckte. Spontan lächelte er sie an. Sie lächelte zurück. Ihm fielen ihre wunderschönen blaugrünen Augen auf, als sie wieder aus ihrer Welt geholt wurden.
 

"Hey Leute, was macht ihr denn hier ganz alleine? auch wenn ihr neu seid dürft ihr euch doch nicht so iso... iso... isolieren!"
 

Versuchte Kai trotz Trunkenheit zu sagen und sie wurden erneut auseinandergezerrt. Bald löste sich die große Gruppe auf, und dennoch wurden beide, zu Johannes größtem Bedauern von jeweils einer anderen Clique eingeführt und unter beschlag genommen. Um ihn hatten sich ein paar Jungs aus seiner Klasse und um sie ein paar Mädchen aus ihrer Klasse gebildet. Ab und zu tauschten sie ein paar Blicke aus um sich gegenseitig anzudeuten, wie viel sie von so etwas hielten, obwohl Johannes die Chance wahrnahm um wenigstens ein oder zwei weitere Leute kennen zu lernen. Bald verloren sich die beiden leider aus den Augen.

Seltsamerweise hatte keiner von den anderen ihren Schuhtausch bemerkt. Johannes, der erst ein bisschen unsicher gelaufen war, kam nun einigermaßen damit klar, auch wenn es schwieriger wurde, je mehr er sich von Franks `Zeug´ sich aufschwatzen lies, aber zum Glück waren es nicht so viele, das er richtig betrunken wurde, bevor sich die Party langsam aber sicher Auflöste.

Johannes wohnte nur ein paar Strassen und verabschiedete sich noch kurz vom Gastgeber, inzwischen wusste er, dass dieser Sebastian hieß, und schlenderte nur etwas schwankend auf den Gartenausgang zu.

Nun, da er für sich war, wurden ihm erst die vielen kleinen unterschiede klar, die die Schuhe auslösten: Wenn er damit einigermaßen sicher gehen wollte musste er einen Fuß mehr vor den anderen setzen, als er es sonst getan hätte, und damit war sein Schwerpunkt irgendwie... verschoben. Er musste jede Bewegung etwas anders Koordinieren, als er es früher getan hatte und...
 

"Hey du",
 

hörte er von einer lächelnden Person, die er nur zu gern wiedersah. Hanna war weit mehr als nur angetrunken war.
 

"Wo wohnst du? Wirst du nicht abgeholt?"
 

Wollte Johannes besorgt wissen.
 

"Ne, is nur n' bisschen weiter von hier, Einsteinstrasse."
 

"Das liegt bei mir auf dem Nachhauseweg, komm mit."
 

Trotz, das Hanna die `besseren´ Schuhe anhatte, musste Johannes sie immer wieder etwas stützen, damit sie nach Hause kam. Sie und sich selbst im Gleichgewicht zu halten forderte ihm etwas an Konzentration ab, während Hanna sich darauf beschränkte zu holpern, zu stolpern und zu reden.
 

"Weissu, es is seltsam, isch bin kaum hier, aber alles is wie vorher. Klar sind dat alles andere Personen, aber die sind doch irgendwie alle gleich... So als wär das alles hier eine Kopie... Oder meine alte Klasse war die Kopie, aber es is doch egal Kennsu das Gefühl, so als wäre alles normal? Nich normal normal, sondern nur normal? So als wäre alles nur ein Abklatsch seiner selbst, selbst die Mode is nich neu..."
 

So liefen sie eine weile. Ein mal kamen sie auch an einem Antiquariat vorbei, vor dem sich Hanna herzlich übergab, während Johannes einen Blick hinein warf. Der Mond spiegelte sich in einem wunderschön gearbeiteten Spiegel, dessen Rahmen mit vielen Verschnörkelungen überzogen war. Das Licht schien sein Spiegelbild zu verzerren, so dass er seltsam aussah, verschwommen und auch nicht so ganz wie er selbst. Doch er hatte in zu dieser zeit einfach nicht die Kapazitäten um sich weiter Gedanken um einen Spiegel zu machen.

Bald hatte sich Hanna dann so weit erholt, das sie ihren Weg fortsetzen konnten. Hanna redend und Johannes, kaum zuhörend, und schleppend. Das was er hörte schob er dem Alkohol in die Schuhe. Er fragte sich unwillkürlich, was er schon so alles gesagt hatte, während er betrunken gewesen war. Aber ganz bestimmt nicht so etwas, dachte er sich, denn ihm erschien alles in seiner neuen Klasse... neu. Nichts war wie vorher, und das war einigermaßen schwer für ihn zu begreifen. Vielleicht für so ein hübsches Mädchen wie Hanna, aber bestimmt nicht für ihn. Er erschrak kurz über seine eigenen Gedanken, als Hanna eindeutig nach links ausschlug. Sie waren inzwischen auf der Einsteinstrasse. Hanna lehnte sich an die Wand eines größeren Hauses mit zwei Etagen und begann in ihrer Tasche zu wühlen.

Als sie etwas klimperndes hervorzog und wieder fallen ließ, nahm Johannes ihre den Schlüssel etwas besorgt um ihren morgigen Zustand ab und schloss ihr Heim auf. Es brannte kein Licht innen, aber der Fliessehnboden war gepflegt und Landschaftsbilder von Bergen und Wäldern schmückten die Wände.
 

"Bis Morgen..."
 

Sagte Hanna noch, bevor sie an in der Tür verschwand und einen sich wundernden Johannes zurückließ. Morgen, so dachte er sich, ist Samstag. Und so machte er sich, müde und ein bisschen angetrunken auf den kurzen Weg zu seinem eignem Heim und ärgerte sich ein bisschen darüber, seine Schuhe nicht zurückverlangt zu haben, doch es wunderte, wie einfach es ihm schien, darüber hinwegzusehen um sich darüber zu freuen, das er noch etwas von ihr hatte, und seien es Schuhe mit Absätzen.

Die Schuhe lagen bald neben den überall im Zimmer verstreuten Resten seiner Sachen und glänzten leicht zwischen dem Mondlicht, das zwischen den Blättern der uralten Eiche, die wie eine Heilige seit Urzeiten, im Garten stand.

Nebel

Als Johannes am nächsten Morgen erwachte, hatte er nicht das Gefühl geträumt zu haben, was er das erste mal erlebte. Er hatte noch nie `gefühlt´ nicht geträumt zu haben. Besonders absurd wurde es durch die Tatsache, das er sich noch ganz genau an den Traum erinnern konnte, den er gehabt hatte.

Er hatte vor seinem Fenster gestanden und in die Nacht hinaus gesehen. auf einem der Äste im Baum hatte Frank gesessen. Er wusste natürliche nicht, wie Frank im Film ausgesehen hatte, aber es war es so gewesen, wie er sich ihn vorgestellt hatte, selbst wenn ihm dieses Bild nicht bewusst gewesen war.

Frank war groß gewesen. Er hatte ein freundliches Gesicht gehabt, aber mit einem Mund, der zu einem diabolischem Grinsen befähigt war. Hinter ihm hatte der Vollmond geschienen, wie ein unheimlicher Heiligenschein.

Ein Schaudern ging durch seinen Körper, als ob lauwarmes Wasser seinen Körper umschlossen hätte. Nur kurz wog er sein Hungergefühl und das verlangen einfach nur im Bett zu bleiben ab und öffnete die Augen. das Licht der frühen Mittagssonne brannte unerträglich in seinen Augen. Reflexartig drehte er sich zur anderen Seite weg und plumpste samt Decke auf den Boden.

Er fühlte sich nicht gut. Etwas stimmte nicht. Etwas seltsames, was er nicht genau bestimmen konnte. So, als wenn man seine Hand in Wasser mit Körpertemperatur steckt, nur am ganzen Körper. Sein gesamtes Körperbewusstsein war vollkommen verwirrt. Johannes ignorierte es und schlief wieder ein.
 

Als er wieder erwachte ging es ihm, wider erwarten, gut. Mit dem öffnen seiner Augen war er wach, so als hätte er eine Woche lang gut durchgeschlafen, nur sein Rücken schmerzte etwas, wohl weil er, wie er etwas verärgert feststellte, auf dem grasgrünem Teppichboden lag. Er fühlte sich ganz und gar sonderbar, anders und neu. Sein eigener Körper wirkte vollkommen ungewohnt auf ihn, er hatte überall am ganzem Körper ein abnormes Gefühl, als läge eine neue, nicht fremde, aber zumindest ungewohnte Haut auf seinem Körper.

Er setzte sich auf und lehnte sich an sein bett an, während er sich den Schlafsand aus den Augen rieb. Sein Gleichgewichtssinn hatte, so schien es ihm, doch mehr gelitten, als er zuerst gedacht hatte. Beim aufrichten hatte er etwas zu wenig Schwung genommen und er wäre fast wieder rückübergekippt, als würde ein Gewicht an seinem Körper hängen. Auch sein Kopf reagierte etwas seltsam, selbst auf kleine Bewegungen. Etwas berührte seine Ohren und seine Schultern. Er öffnete wieder die Augen.

Beinahe hätte er gelacht, weil dass, was er war ihm so lächerlich erschien. Es war nicht ein mal erschreckend, weil es so undenkbar schien.

In dem großem Spiegel, der ihm gegenüber stand, war ein Mädchen zu sehen.

Der Mensch ist eines der wenigen Lebewesen, die ihr Spiegelbild erkennen konnten und Johannes erkannte sein Spiegelbild, auch wenn sein Verstand es nicht sofort begreifen konnte, dass er sein Geschlecht gewechselt hatte.

Langsam stand er auf und achtete nicht auf die kleinen Anzeichen seiner Veränderung, wie das ständige streichen der Haare über seine Schulter und seinen Rücken, oder das ihm fremdartig erscheinende neue Organ, ein neues Gewicht, welches er wie fremd an seinem Oberkörper hing. Er brauchte kaum einen Herzschlag lang um zu begreifen, dass es sich um einen, seinen Busen handelte.

Er näherte sich langsam und ungläubig dem Spiegel, ja, er streckte sogar seine Hand nach dem so fremdartigem Spiegelbild aus. Das Spiegelbild seiner Hand berührte die seine. Johannes strich ungläubig sanft mit seiner Hand über den Spiegel, selbst diese Berührung erschien ihm fremdartig, dann zuckte er erschreckt zurück.

Ungläubig schaute er auf sein Spiegelbild, auf sich. Das Mädchen, das ihn anschaute war er. Nun wurde ihm diese Tatsache erst wirklich gegenwärtig, so unmöglich sie ihm auch schien.

Das Mädchen, er, sah so aus wie er, nur viel weiblicher. Seine Haare hatten noch immer den selben helleren Braunton, doch nun wirkten sie gepflegter und reichten ihm an der längsten Stelle fast bis zum Bauchnabel. Sein Gesicht war noch immer noch sein eigenes, nur das es an jeder Stelle abgerundeter war, so das sei Gesicht nun ovaler war. Er erkannte sein richtiges Gesicht dahinter eindeutig wieder, dennoch viel es ihm schwer alle kleinsten Veränderungen, die für den weiblichen Eindruck sorgten zu erkennen.

Hals abwärts war es schwieriger sein altes selbst unter der Hülle wieder zu erkennen.

Er trug ein ihm viel zu großes schwarzes Shirt mit einem Wolf darauf. Das Hemd war so groß, das es ihm über eine seiner ihm irgendwie schmaler erscheinenden Schulter gerutscht war. Unter dem Shirt zeichneten sich Brüste, seine Brüste ab. Kurz wollte er sie Berühren, um festzustellen, ob sie wirklich waren, doch dann schämte er sich und schaute kurz, etwas errötet, weg. Doch dann Erinnertete er sich, dass dies doch sein Körper zu sein schien. Dennoch sah er nicht noch ein mal direkt auf seine Brüste und er war auch einigermaßen froh, dass das T-Shirt die Stelle bedeckte, wo einst sein Glied gewesen war und wo er nun nur noch eine Leere fühlte.

Wie er seine Brüste als neues Organ spürte, spürte er die Abwesenheit dieses Organs ebenso deutlich. Er spürte dort nur etwas eng, aber nicht unangenehm liegende Unterwäsche. Er betrachtete sich noch immer im Spiegel. Und die absurde Irrealität der Situation sorgte dafür, dass er kaum glauben konnte, was er dort sah.

Seine Beine waren glatt und haarlos. Er wunderte sich darüber, bis ihm einfiel, das Mädchen eben rasierte Beine hatten. Er strich einmal mit seinen Händen über die Beine, was sich angenehm anfühlte. dabei bemerkte er, das sich selbst seine Arme und Hände verändert hatten, auch wenn er nicht genau wusste, was es war. Er hatte nur das Gefühl, das sie etwas schlanker waren, aber genaues konnte er nicht sagen. Ihm wurde scheuvoll bewusst, dass er sich nie selbst wirklich betrachtet hatte.

Er legte sich von der Situation überwältigt wieder in sein Bett. Nicht, dass er hätte schlafen können. Sein ganzer Körper fühlte sich so anders an, außerdem suchte sein Geist nach Gründen, doch ihm wollte keiner Einfallen, der mit seinem Denken übereinstimmte.

Magie, Außerirdische, oder irgend eine Verschwörung, alles was diese Verwandlung ausgelöst haben könnte, erschien ihm viel zu abwegig um wahr zu sein. Jedoch, was war in einer Situation wie dieser schon abwegig?

Jedoch, so dachte er sich, wie wahrscheinlich ist, es, dass sich jemand einfach so verwandelt.

Vollkommen verwirrt blickte er aus dem Fenster, doch draußen war es so nebelig und undurchsichtig, wie ihm seine Situation vorkam.

Die Zeit verging, die Nebelschwaden zogen an seinem Fenster vorbei und nicht einmal der altehrwürdige Baum zeigte mehr als ein paar Äste.

Nachdem die Nebelschwaden eine Weile lang jede Sicht verdorben hatte hörte Johannes die Stimme seiner Mutter rufen:
 

"Johanna?...Johanna?..."
 

Dann noch ein mal näher. Johannes wusste natürlich überhaupt nicht, wer gemeint war, er fragte sich zuerst sogar, wen seine Mutter da rufen könnte, doc ein sanfter Schimmer des Wissens regte sich in ihm.
 

"Johanna?"
 

Es klopfte, seine Mutter trat ein .
 

"Johanna, warum antwortest du denn nicht? Dein Vater und ich haben längst gefrühstückt!"
 

Johanna... So hatte ihn seine Mutter genannt. Sie hatte also keine Ahnung, dass er in Wirklichkeit ein Junge war oder zumindest in der Vergangenheit einer gewesen war.. Er machte nicht ein mal den Versuch, sie davon überzeugen, was er für die Realität hielt. Es hätte ihm vielleicht nur noch mehr Ärger eingebracht und vielleicht gab es doch noch irgend jemanden, irgendwen, der wusste, was los war. Er setzte sich nur auf und nickte kurz.
 

"Komm gleich runter, ja?"
 

Er nickte wieder kurz und bevor seine Mutter sich umwandte, wollte er noch `Ja´ sagen. Doch kein Laut entsprang seinem Mund. Es schien, als könne er nicht sprechen und seine Mutter war fort.

Der Verlust seiner Sprache schockierte ihn. Schockierte ihn mehr als seine Verwandlung, was ihn verwirrte.

Er versuchte wieder Worte herauszubringen, aber es hörte sich nur wie ein seltsames Keuchen an. Johannes fasste sich an seinen Adamsapfel, der nun natürlich kaum mehr da war und begriff:

Er versuchte immer noch so zu sprechen wie früher, allerdings machte sein Körper das nicht mit. Musste er also sein weibliches Stimmspektrum finden um wieder sprechen zu können? Er probierte es mit verschiedenen Wegen, doch der einfachste funktionierte. Er summte vor sich hin und fand bald die richtige Höhe, oder Frequenz, oder was auch immer.
 

"Verdammt ist mir denn nichts geblieben?"
 

War das erste, was er von der Decke, auf die er schaute, wissen wollte. Selbst wenn man seine eigene Stimme anders hört, als andere, fand Johannes, das es die eines Mädchens war und Johannes hörte heraus, das sie zumindest im Moment so klang, als würde er ziemlich bald weinen müssen..

Warum musste das ihm passieren? Warum? Und wie und wie lange? Nichts als Fragen verwirrten seinen Geist. Er schob sie alle beiseite, er hatte das Gefühl, wenn er sich auf etwas nebensächliches konzentrieren würde, würde er seinen neuen Körper vielleicht besser ignorieren können.

Also stand er auf und blickte sich um. Sein Zimmer schien ihm vertraut, und dann doch wieder nicht.

Als seine Familie eingezogen war, hatte er sein Zimmer teilweise neu eingerichtet und einen Platz für jedes Möbelstück ausgesucht. Diese Plätze waren noch immer gleich, aber die Möbel und die Farben hatten sich geändert. Vorher hatte er jedes Möbelstück einzeln ausgesucht, weil es ihm Gefallen hatte, nun war es so, dass ihm einige Möbelstücke einzeln nicht unbedingt gefielen, sie jedoch in das Zimmer passten und gemeinsam einen guten Eindruck machten.

Zum Beispiel hatte er einen schönen Schreibtisch mit Stahlbeinen und einer Glasplatte gehabt und daneben ein nach allen Seiten offenes Kunststoffregal in Weiß, in dem er seine Schulsachen und seinen Krimskrams aufbewahrt hatte. Es hatte zwar ganz nett ausgesehen, aber er nun sah er, was man hätte besser machen können, um den Gesamteindruck zu verbessern, um den er selbst sich eigentlich nie Gedanken gemacht hatte.

Anstatt des alten Schreibtisches hatte er nun einen Tisch, ganz aus Holz. Links und rechts waren an ihm Schubladen angebracht, in denen wohl jetzt Krimskrams lagerte und anstatt auf das Poster seines Lieblingsfilmes schaute man nun in einen Dreifachsspiegel, wenn man an ihm arbeitete.

Ihm fiel auf, dass eine Foto an diesem Spiegel befestigt war. Als er es genauer betrachtete, erkannte er sich als Mädchen darauf, im Arm mit Maria, die einen gelben Farbklecks auf der Wange hatte. Sie beide grinsten ihn glücklich an. Maria war ein recht beliebtes Mädchen in seiner alten Klasse gewesen. Er war leicht mit ihr befreundet gewesen und hatte sie auch ein mal ins Kino eingeladen, aber mehr als eine oberflächliche Freundschaft war nie daraus geworden. So hatte es auch ihn nicht so hart getroffen, wie andere, als sie überfahren worden war.

In dieser Welt schienen sie beste Freundinnen gewesen zu sein und ihm war fast, als würde sich sein Körper an die Trauer und an die schönen Tage erinnern, aber das Gefühl riss ab, als er etwas anderes im Spiegel sah:

Ein Engel schien hinter seinem Bett zu stehen. Als er sich hektisch umdrehte, sah er, das es doch nur das überzeugend echte Bild eines Engels gewesen war, das `Johanna´ wohl über sein Bett gehangen hatte. Es war ein atemberaubender Engel, der einen mit einem geheimnisvollen sanften lächeln in den Arm zu nehmen wollen schien. Das Bild lief an allen Seiten aus in hinunterfallenden Federn und rosaroten Blütenblättern.

Er fand es unglaublich und war einen Moment lang einfach nur überwältigt. Er hielt es sogar für derart überirdisch schön, dass er einen Moment lang in Betracht zog, es könnte etwas mit seiner Verwandlung zu tun haben, so sehr schien der Engel in den Raum eingreifen zu können.
 

"Johannaaaa!"
 

Seine Mutter riss ihn aus seiner Bewunderung heraus, und dieses mal reagierte er schneller darauf. Er sah sich kurz um und fand schnell, ordentlich am Bettende platzierte Hausschühchen. Sie waren dunkelblau, wie die Bettdecke und etwas fellig. Sie schienen ihm erst etwas zu klein, bis ihm auffiel, das seine eigenen Füße ja jetzt auch kleiner waren als seine alten.
 

"Johanna!"
 

Er warf noch einen schnellen Blick auf den Schriftzug, der sich in einem Blütenblatt versteckte. `Maria´. Zügig schlüpfte er in die Pantoffeln und machte sich auf den Weg in die Küche. Mit jedem Schritt gewöhnte er sich ein wenig mehr an den etwas nach vorne verschobenen Schwerpunkt und die anderen etwas veränderten Proportionen.

Wie angekündigt waren seine Eltern bereits fertig und hatten ihre Sachen abgeräumt. Nur sein kleiner Bruder war noch am Frühstücken.

Kleiner Vielfrass, dachte er sich als er sich hinsetzte. Als seine Mutter an ihm vorbeihuschte und ihm einen kleinen Kuss auf die Wange gab sagte sie ihm noch:
 

"Ich hatte gedacht du hättest so lange gebraucht, weil dich noch anziehen musstest"
 

So etwas wie ein Vorwurf lag in ihrer Stimme, doch er fragte sich, was das bedeuten sollte. Warum sich überhaupt anziehen? Sie waren schließlich innerhalb der Familie und sonst war er auch Samstag fast immer nur in gemütlicher Kleidung herumgelaufen.

Er schmierte Butter auf sein Brot und legte eine Scheibe guter Salami darauf. Aus irgend einem Grund erntete er auch dafür einen seltsamen Blick von seiner Mutter und auch sein Bruder sah ihn mit einem befremdlichen Blick an. Nicht lüstern, wie er wohl selbst ein paar Mädchen angesehen hätte, wäre es so vor ihm herumgelaufen, aber dennoch musternd. Als könne er zwar mit der Gesamtheit des Körpers seiner neuen Schwester selbst nichts anfangen, sich aber doch etwas an den einzelnen Teilen erfreuen. Es ließ Johannes erschauern.

Seine Mutter stellte ihm noch einen teuren Orangensaft mit Stückchen auf den Tisch. Normalerweise trank er selbst zum Frühstück ein Glas Cola, dies war bestimmt nur wieder ein versuch ihn Gesund zu ernähren. Frauen. Er bedankte sich trotzdem.

Er brauchte Zeit zum Nachdenken. Darüber was passiert war, wie er damit Umgehen sollte, und wie es rückgängig zu machen war. Was ihn im Moment am meisten beschäftigte, war nicht das warum, sondern wie er damit umgehen sollte. Er musste entweder wissen, das es nicht permanent war, oder wie er leben sollte und wie er mit den Menschen Umgehen sollte. Johanna hatte schon ganz andere Freunde gehabt, als er. Vielleicht waren alle Beziehungen ganz anders oder vielleicht hatte er irgendwelche anderen Verpflichtungen, denen er nachkommen musste. Hatte er vielleicht einen Job? Früher hatte er Zeitungen ausgetragen, das machte er jetzt nicht mehr, seit sie Umgezogen waren, aber vielleicht hatte er als Mädchen hier einen Job? Oder vielleicht war er als Mädchen eine Streberin, auch wenn er sich das bei seinem Mädchengesicht nicht richtig vorstellen konnte. Irgendwie passte das nicht, aber was sagte schon das aussehen aus? Urplötzlich wurde er von seinem Vater aus den Gedanken gerissen.
 

„Johanna, räumst du bitte den restlichen Tisch ab, und deine Mutter und ich sind jetzt erst ein mal in der Stadt. Byebye Schatzi."
 

Und damit waren seine Eltern weg. Auch sein Bruder war schon seit einer Weile nicht mehr da und er hatte seine Sachen stehen lassen, die er nun wegräumen durfte! Doch irgendwie schien auch das ihn nicht aufzuregen. Dies war heute nun wirklich ein Verhältnismäßig kleines Übel. Geistesabwesend räumte er den Tisch ab und kaum flüchtig machte er sich Gedanken darüber, das ihm eine Mädchenarbeit zugewiesen worden war, während sein Bruder jetzt wohl am Familiencomputer unsere, jetzt wohl nur seine, Spiele spielte. Er konnte sich nicht vorstellen, das die Person, die das Zimmer eingerichtet hatte, Spaß daran haben könnte das Adrenalin zu Spüren, wenn man in Taktikspielen sich an seine Gegner langsam heranschlich, oder das Gefühl mochte, wenn man in Actionspielen gleich Dutzenden Gegnern haushoch überlegen war und sie ins Grab beförderte. Klischees, fast hätte er gelacht. Das hatte natürlich nichts mit Mordlust zu tun oder damit, das seine Aggressionen gesteigert wurden. Klar war er manchmal frustriert, wenn er kurz vor einem Speicherpunkt gestorben war, aber im Grunde genommen fühlte er sich kaum anders, als würden nur die vorhandenen Aggressionen genommen und verarbeitet. Fertig.

Hobbypsychologen und Quacksalberprofessoren konnten ihm nicht einreden, da er bereit war einen Menschen ohne Wimpernzucken zu töten, nur weil er mal Phasen hatte, in denen er Stundenlang in einem Spiel den Feind bekämpft hatte. In den Ferien hatte er manchmal fast einen ganzen Tag lang durchgespielt. Mal sehen, wie seine Familie reagieren würde, wenn er das noch mal versuchen würde. Wahrscheinlich würden ihnen die Augen aus dem Kopf fallen, überlegt er sich schmunzelnd. Das Bild, dass ein Mädchen wie er es nun anscheinend war so etwas nicht spielte war wahrscheinlich der Grund dafür, dass es die meisten nicht taten.

Als er wieder in Richtung seines Zimmers ging hörte er auf dem Weg die Dusche rauschen, die sein Bruder gerade nahm.

Oh Gott, das brauche ich jetzt unbedingt auch, dachte er sich und schmiss die Tür zu seinem Zimmer hinter sich zu. Bis sein Bruder fertig war, so hatte er sich vorgenommen, würde er sehen, was sich so alles in seinem Zimmer befand. Vielleicht gab es ja irgendwelche Hinweise darauf, was mit ihm geschehen war.

Zuerst setzte er sich an diese Schreibtischkommode mit den Spiegeln. Er versucht mit relativ wenig erfolg, so wenig in die Spiegel zu schauen wie möglich. Nachdem er zweifelsohne festgestellt, das dieser seltsame Körper, mit dem sich selbst jede Berührung anders anfühlte, weil sich seine Haut verändert hatte und nun weicher und an manchen Stellen empfindlicher war.

In der Obersten Schublade die er fand, waren seine Schulsachen, in dem fein säuberlich in schnörkeliger Schrift der Name `Johanna´ stand. Ebenso auf den Ordnern die Auch er benutzte, denn sonst würde jedes ausgeteilte Blatt nicht eingeklebt werden, sondern verloren gehen. Ganz unten war ein Kochbuch versteckt, in dem seine Tante eine Widmung geschrieben hatte und ihr zum vierzehnten Geburtstag gratulierte. Er konnte sich noch schwach erinnern ein Computerspiel geschenkt bekommen zu haben, das er sich gewünscht hatte. Das Buch war wohl auch kein Wunschgeschenk gewesen...

Die zweite Schublade war von ihm van weit weniger praktischem Nutzem. Sie enthielt eine Schmuckschatulle mit edel und eher billig aussehendem Schmuck. Es gab auch ein paar Schmuckstücke mit Gravur insgesamt uninteressant, da er nicht so viel mit Schmuck anfangen konnte. Nur als er die Ohrringe gesehen hatte, hatte er sich kurz an die Ohren gepackt um zu erfühlen, ob er auch Ohrlöcher hatte. Er fand es fast schon ein bisschen seltsam, dass er die Löcher nicht schon vorher bemerkt hatte. Aber diese nervenden Haare hatten die Ohren meistens verdeckt. Außerdem, was hatte er sich gedacht? Ein Mädchen hatte nun mal Ohrlöcher. Vielleicht hatte er gedacht, diese Verwandelnde Macht hätte seinen Körper eins zu eins übersetzt. Ansonsten waren in der Schublade nur Dinge, die er fast direkt in den Mülleimer befördert hätte, nämlich das Make-up mit jeder Menge Schattierungen und alles mögliche Zeug eben.

Als er die nächste Schublade geöffnet hatte, knallte er sie sofort wieder zu, holte ein mal tief Luft und öffnete sie wieder. Er distanzierte sich davon, indem er so tat, als würde er Inventur führen.

Vorhanden waren: Eine Packung Binden, geöffnet, eine Packung Tampons in drei Größen, ungeöffnet, ein seltsamer Tee mit der Adresse eines Teeladens in Dieser Stadt und... ein Tagebuch.

Das Tagebuch war ganz unten Versteckt gewesen, so das er es zuerst nicht gesehen hatte. Es hatte einen seltsamen stoffartigen Umschlag mit Sonnenblumenmotiv. Dieses Tagebuch würde sein Leben wahrscheinlich sehr erleichtern können, würde er es lesen. Das Tagebuch eines anderen las man nur, wenn er es einem in die Hand drückte und sagt: "Hier, lies es, lern mich kennen!". Und so legte er es zurück. Dieses Tagebuch würde er, genau so die anderen Sachen, nur in einem wirklichem Notfall benutzen, auch wenn ihm nicht ganz klar war, wofür der Tee gut war, aber egal. Ihm grauste vor diesem Notfall und entfernte seine Gedanken von diesem Thema.

Da er hörte, dass sein Bruder mit dem Duschen fertig war, überflog er den Inhalt der letzten Schublade nur: Ein dickes Photoalbum, ein paar Süßigkeiten und CDs.

Als er mein Zimmer verließ, da sah er nur noch meinen Bruder mit einem Handtuch um die Hüfte und tropfend in seinem eigenem Zimmer verschwinden. Sah er anders aus? Ihm kam es so vor, aber er konnte nicht sagen warum.

Nachdem er die Badezimmertür verschlossen hatte, entschied er sich erst einmal seinem Harndrang nachzugeben. Nebenbei wunderte er sich ein bisschen warum sein Körper sich erst jetzt meldete und er hatte noch nicht ein mal einen kleinen Kater.

Als er sich vor die Toilette gestellt hatte musste er tatsächlich etwas kichern, weil er beinahe versucht hätte wieder im stehen zu pinkeln. Er lies also erst die Klobrille herunter und drehte sich um. Als er dann sein Hemd hochzog um eben seine Unterwäsche runter zu ziehen, errötete er trotz seines Kicherns.

`Komm schon, das ist jetzt deine Unterwäsche. Die hattest du über die letzten Stunden lang an!´ dachte er sich, aber das half nur teilweise, denn nun war es ihm auch ein bisschen peinlich, diese Unterwäsche getragen zu haben. Er setzte sich trotzdem erst ein mal hin und schaute starr das Waschbecken an, das sich am gegenüberliegendem Raumende befand. Dort hatte die Anzahl von Dosen und Flaschen und anderem Phiolen, von dem Johannes keine Ahnung hatte, zugenommen.

Er überwand sich und als er zu pinkeln begann, fühlte er undeutlich aber sicher, wie sich eben jene Flüssigkeit einen neuen Weg durch seinen Körper bahnte. Das war zu viel für ihn. Bisher hatte er einfach alles verdrängt, alles einfach beiseite geschoben und so getan, als wäre nichts besonderes geschehen, so funktionierte dass bei all den kleinen Unannehmlichkeiten in seinem Leben. Was geschehen war, war eben geschehen. Doch dies konnte er einfach nicht aushalten. Damals, als seine Großmutter gestorben war, war er Traurig gewesen. Es hatte ihn selbst ein bisschen gewundert, das er damals nicht geweint hatte, doch nun fühlte es sich so an, als wäre etwas in ihm zerbrochen. Seine ganze Gefühlswelt, die er versucht hatte, schön ordentlich unter Kontrolle zu halten, schien einfach so, von einer Sekunde auf die andere von Innen nach Außen gekehrt zu werden.

Alle Kraft verließ seinen Körper und er weinte. Er weinte, heulte, er wusste nicht wie lange er so weinend auf dem Klo saß. Er einfach so sein ganzes Leben verloren ! Alles war nun fort. Er war bestohlen worden, ihm war genommen, was ihm von Geburtswegen zustand. Aber langsam, ganz langsam, schien es, so, als würde er austrocknen. Er fühlte sich nun leer und ausgelaugt, noch immer verwirrt und sogar betrogen, von wem auch immer, aber er fühlte sich auch... gereinigt. Nachdem er den Rotz beseitigt hatte, der ihm während des Weinens aus der Nase gelaufen war, konnte er sogar wieder frei Durchatmen. Ein paar mal ein und wieder aus, und er fühlte sich fast schon wieder ganz gut, und zwar nicht nur so scheingut, wie die ganze Zeit heute Morgen, sondern so, dass er das Gefühl hatte, das er jemanden ehrlich anlächeln könnte, auch wenn sein ganzer Körper sich immer noch fremd anfühlte. Er wäre so gerne wieder ein Junge!

Es klopfte.
 

„Hey, brauchst du noch lange da drin?"
 

„Ich... Ich will eben noch duschen!"
 

Antwortete Johannes mit seiner ungewohnten Mädchenstimme. Es fiel ihm erst jetzt auf, dass sie nicht so viel höher klang, wenn man sie mit seiner alten verglich, sie schien nur anders in seinem Hals geformt zu werden.

Er freute sich zumindest erst ein mal Duschen zu können. Unter der Dusche hatte er bisher am besten entspannen können. Er merkte zuvor, dass es... unten herum, noch etwas nass war. Er schämte sich noch immer für seinen `eigenen´ Körper, obwohl er nicht genau wusste, warum. Er hätte bestimmt auch keine Probleme gehabt ein anderes Mädchen nackt zu sehen. Es war wohl das Problem: „Ein anderes Mädchen“ Er nahm sich etwas Klopapier und wischte sich, ohne hinzusehen, ab.

Sobald er sich ausgezogen hatte, stieg er, den Spiegel meidend, unter die Dusche. Irgendwie musste er damit klar kommen, dass sein Körper nun einfach weiblich war. Aber im Moment war es ihm fast schon zu peinlich, an sich selbst herunterzuschauen. Kühles Wasser tropfte an ihm herab, bevor die Dusche richtig `ansprang´ und richtig warmes Wasser lief. Jeder Tropfen fühlte schien sich so neuartig anders anzufühlen - Durch das kalte Wasser bekam er eine Gänsehaut und irgend etwas schien sich an seinem Busen bemerkbar zu machen. Unwillkürlich schaute er herab.

Natürlich war ihm klar, was da passierte, er hatte schon ein paar mal davon gehört und es auch schon gesehen, wenn Mädchen im Herbst glaubten, es sei noch Sommer, dennoch war es natürlich etwas vollkommen anderes zu spüren, wie plötzlich eine ganz andere Art von Schauer durch einen geht, der sich im Brustbereich so verstärkt, das sich die Nippel aufstellen. Er war schon wieder am Rande der Verzweiflung, kurz davor sich einfach hinzulegen und zu warten, bis diese Unmöglichkeit vorbei war.

Er atmete ein paar mal tief durch. Er hatte jetzt festgestellt, dass er ein Mädchen war, und dass dies wahrscheinlich kein Traum oder so etwas war, von dieser Hoffnung hatte er bereits schmerzvoll Abschied genommen. Damit, das er sich ausgeweint hatte, hatte er sich auf den weg der Akzeptanz begeben und wie sollte er einen Körper akzeptieren, den er nicht einmal ansehen mochte?

Das Wasser war inzwischen auf der richtigen, warmen, Temperatur und Johannes schloss kurz die Augen um seinen Mut zusammenzunehmen und begann, langsam von den Schultern abwärts seine Brüste zu berühren. An den Schultern fühlte sch noch alles ganz normal an, wahrscheinlich noch weicher als seine frühere Haut, aber je mehr seine Hände nach unten wanderten, und fremder wurde ihm sein Körper und desto intensiver war auch das Gefühl. Vor den Nippeln zuckte er zurückt. Es fühlte sich noch extrem seltsam an.

Für seinen nächsten Vorstoß nahm er wieder seinen Mut zusammen. Diesmal benutzte er seine Hände nicht, sondern beschränkte sich auf das Hinsehen. Dort hinsehen, wo er nun nur noch eine Leere spüren konnte.

Seine erste Assoziation war, das die Scheide eine aufklaffende Wunde war, wie eine Felsspalte. Als er sich so hinsetzte, das er sie genauer betrachten konnte, änderte sich das ein bisschen, aber sie erschien ihm immer noch wie ein Fremdkörper, auch wenn da ja gar nichts war. Er brauchte diese Stelle bei sich gar nicht zu berühren, um zu wissen, dass sie auf Berührungen auch intensiver reagieren würde, dass hatten die vielen Wassertropfen ihm schon gezeigt.. Das einzige verwirrende für ihn, war so ein kleiner Nippel, etwas wie ein großer Pickel.

Seltsam, wie schnell er ein neues Körperempfinden entwickelt hatte. Jedenfalls fragte er sich, ob der Nippel dahin gehörte oder nicht. Er hätte wahrscheinlich besser in Sexualkunde aufpassen müssen, auch wenn er bezweifelte, das sie so etwas durchgenommen hatten.

Irgendwie faszinierte es ihn dann doch, wie unterschiedlich Sensibel Mädchen- und nun auch er- an bestimmten stellen waren. Früher hatte ihn es meistens nur interessiert, wo er berührt wurde, wenn er einen Ball in seine Leistengegend geschossen bekommen hatte.

Er war erleichtert, dass hinter sich gebracht zu haben und eine Art Anspannung war von ihm gefallen. Er lebte in seinem Körper ja wie in einem Haus und er würde sich gerne wenigstens ein bisschen in dem Haus auskennen, in dem er nun eingesperrt war.

Er nahm sich das rosa Pflegeshampoo, das er früher hier nicht gesehen hatte und nahm einfach mahl ein vielfaches von dem, was er früher benutzt hatte. So ging die Flasche bestimmt viel schneller leer, dachte er sich, und dabei kosten die bestimmt noch das doppelte...

Er schob die finanziellen Überlegungen beiseite, er konnte sich vorstellen, wie teuer das Leben als Mädchen sein konnte, wenn man auf diesen ganzen Pflegeprodukte wirklich so unheimlich viel Wert legte. Statt dessen überlegte er, ob er diese Spülung auch benutzen sollte, die ähnlich aussah, wie das Shampoo. Er entschied sich einfach mal dafür, auch wenn er seine Haare vorher nicht `Handtuchtrocken´ machte, wie es die Gebrauchsanweisung verlangte, sondern einfach auspresste. Er `massierte´ sich das Zeug ins Haar und überlegte schon, ob er es sich abschneiden sollte. Schließlich war es für Mädchen nichts ungewöhnliches, kurze Haare zu haben und kurze Haare machten selbst nach seiner kurzen Erfahrung nach viel weniger Aufwand.

Als er das Gefühl hatte, dass die angegeben zwei bis drei Minuten um wahren, nämlich als er spürte, das es langsam wieder kühl wurde, warf er die Dusche noch ein mal an, er achtete diesmal darauf sich nicht unter den Strahl zu stellen bis er warm war. Hinterher kam das, etwas irritierende, abrubbeln und das Auswringen und Quetschen der Haare. Die würden wahrscheinlich noch eine ganze Weile zumindest feucht bleiben. Johannes verstand nicht, warum er sich als Mädchen so lange Haare hätte wachsen lassen sollen. Die mussten auf jeden Fall ab!

Er schmiss seine Sachen in den Wäschekorb und sah sich um. Verdammt! Er hatte bei all dem Ärger vergessen, sich neue Sachen mit zu nehmen und die alten mochte er nicht wieder anziehen, also Band er sich das Handtuch um die Hüfte, hielt inne, und schaffte es dann, sich das Handtuch irgendwie so umzubinden, das es auch noch die Brüste bedeckte. Es konnte ihn zwar nur sein Bruder sehen, und sein Bruder hatte ihn auch schon nackt gesehen, aber eben nicht SO! Johannes erschauderte bei dem Gedanken, das es nun Männer gab, die ihm nur zu gerne beim Duschen zusehen wollten.

Johannes huschte schnell in sein Zimmer, auch so halbnackt wollte er nicht gesehen werden. Er fragte sich, ob das für Mädchen ganz normal war, oder ob er das nur tat, weil er selbst so nervös wegen seiner Verwandlung war.

Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, stand er vor einem ganz anderem Problem. Er wusste nicht, was er anziehen sollte, denn er hatte nichts, was wirklich so aussah, wie ganz normale Kleidung. Das stimmte auch wieder nicht. Die Kleidung war normal, aber sie war eben normal für ein Mädchen. Er saß allein schon einige Minuten vor der Schublade mit der Unterwäsche. So ein Unterhöschen hatte er sich einfach angezogen, denn die sahen größtenteils so aus, wie die Unterwäsche, die er als Kind getragen hatte, nur ein bisschen anders eng und weicher, was ihn allerdings nicht störte, auch, wenn sich das ganze zwischen den Beinen ganz anders anfühlte. Sein Problem war viel mehr der BH. Er konnte sich nicht dazu durchringen einen anzuziehen, aber irgendwie fühlten sich seine Brüste auch ein bisschen unsicher an, einfach so. Er mochte es irgendwie nicht sie einfach hängen zu lassen. Also nahm er sich einfach erst mal einen, um sich mit ihm vertraut zu machen. Er nahm sich also erst ein mal einen ganz normalen weißen BH und musterte ihn. Es war seltsam so ein Ding in der Hand zu halten, wo er sie doch sonst nur in der Damenabteilung sah, wenn er sie im Kaufhaus durchquerte. Auf einem Zettelchen stand 75 B. Er glaubte sich erinnern zu können, dass das die Größe des BHs war. Er glaubte, das es eher eine kleine Größe war, aber ihm kam es gar nicht so vor, als wären das kleine Brüste. Das kam wahrscheinlich von der Perspektive... Er mühte sich eine weile damit herum, den Verschluss hinter seinem Rücken zu schließen, bis er darauf kam, den BH einfach vorne zu schließen und ihn dann einfach zu drehen.

Er stellte mit zu tiefster Verstörung fest, dass er diese Erfahrung des Bekleidens ebenso interessant wie abstoßend empfand. Er konnte einfach nicht glauben, dass er tatsächlich schon Neugier verspürte. Er war so inkonsequent! Sein Kopf sagte ihm, dass er sich als `richtiger´ Junge eigentlich nichts positives an dieser Situation abgewinnen sollte.

Die restliche Kleidung auszuwählen war nicht ganz so schwer. Johannes zog sich eine Cargohose an und nahm sich ein Top, das am ehesten nach einem T-Shirt aussah. Beides saß enger am Körper, besonders das To, was ihn eher störte, aber ein Blick in den Spiegel offenbarte ihm, das er `ganz normal´ aussah, auch wenn er sich immer noch nicht wirklich an sein neues Spiegelbild gewöhnt hatte.

Er hörte überrascht, wie seine Eltern wieder die Tür hinein kamen. Hatte er so lange gebraucht? Sie stellten irgend etwas in der Küche ab und jemand, Johannes glaubte, es wäre seine Mutter, kam hoch und klopfte erst an der Tür seines Bruders.

„Kannst du eben ausräumen helfen? Ich sag bitte auch eben deiner Schwester bescheid.“

Trotz, dass er sich so im Spiegel betrachtete, war es ein Stich für ihn als Schwester bezeichnet zu werden.

„Ach was, die hat wieder ihre Tage oder so... Die macht bestimmt nicht mit.“

Murrend zog er von dannen. Anscheinend hatte seine Mutter eine eindeutige Geste gemacht. Sein Bruder hatte noch viel mehr verdient. Johannes fand es einfach unverschämt seine Laune darauf zu schieben, dass er seine angeblich Tage hatte. Moment mal! Würde er wirklich die Periode bekommen ? Hieß das nicht auch, das er jetzt prinzipiell schwanger werden konnte? Ihm wurde bei diesem Gedanken übel, doch schon klopfte seine Mutter vorsichtig an der Tür und trat trotzdem ein, bevor er geantwortet hatte. Sie trug eine Plastiktüte in der Hand.

„Hi Schatzi, was ist los?“

„Ach nichts...“

„Sei doch nicht so, wenn Kinder sagen, sie hätten nichts, dann haben sie immer was.“

„Kann sein, aber ich will jetzt nicht darüber reden, okay?“

Seine Mutter schein ihn irgendwie vertrauter anzuschauen, deshalb versuchte er nicht einfach auf stur zu schalten.

„Okay, aber ich habe vielleicht etwas, was dich aufmuntert...“

Sie zog einen braunen Cordrock aus der Tüte und schaute ihn erwartungsvoll an.

„Und..?“

Johannes wusste einfach nicht wie er sich in einem solchem Gespräch verhalten sollte. Am liebsten hätte er sich sofort wieder in sein Bett gelegt und den Kopf nie wieder herausgestreckt.

„Ja... sieht gut aus. Muss ich eigentlich ausräumen helfen?“

„Ach was, lass das die Männer mal machen. Hast du gehört, was dein Bruder gesagt hat?“

Johannes nickte nur.

„Siehst du, dann hat er das jetzt als Strafe verdient.“

Und damit reichte sie ihm den Rock. Johannes nahm ihn und dachte bei sich, das sein Bruder sich wahrscheinlich ganz schön ungerecht behandelt fühlen wird, wenn er erführe, das er erst einmal nicht mitarbeiten musste und dann auch noch etwas geschenkt bekam. Johannes legte den Rock erst einmal unordentlich auf dem Boden, da er ja seine Hose ausziehen musste. Seine Mutter beugte sich gleich runter um ihn zu falten, und sah Johannes etwas vorwurfsvoll an. Johannes zögerte indessen sich vor seiner Mutter auszuziehen. Er hatte zwar auch als Junge keine Probleme damit gehabt sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen, trotzdem sträubte sich etwas in ihm seinen ihm noch unbekannten Körper einfach so herzuzeigen. Er mochte ihn selbst nicht mal. Das zögern fiel seiner Mutter natürlich auf.

„Was ist denn? Hast du tatsächlich schon deine Periode? Nicht, dass das irgendetwas entschuldigen würde, aber so früh schon?“

„Nein...“

Wie schon so oft an diesem Tag bezwang Johannes missmutig den Widerstand seines Geistes und zog die Hose einfach aus und stieg in den Rock.

„Das war ein Sonderangebot und ich musste sofort an dich denken. Das sieht auch gut aus, ich würde dazu zwar ein anderes Top anziehen, aber es bringt deine Beine gut zur Geltung.“

Johannes schaute an sich herab. Der Rock ging ihm gerade über die Knie und saß unangenehm eng um seinen Po. Unwillkürlich betrachtete das Top, und fragte sich laut, was damit denn nicht stimme, wenn auch eher aus purer Überhaschung als aus Interesse.

„Das Braun zu dem Gelb? Na ja wenn’s im Moment modern ist...“

Johannes zog den Rock schnell wieder aus, es fühlte sich für ihn einfach nicht danach an, als hätte er etwas vernünftiges an. Es erschauderte ihm bei dem Gedanken daran, einen Minirock anziehen zu müssen, aber das würde sich bestimmt vermeiden lassen. Es gab schließlich genug Mädchen in seiner Klasse, die eigentlich nie so etwas anzogen. Das würde er seiner Mutter einfach beibringen müssen. Ab jetzt würde er energischer widersprechen, wenn sie ihm wieder etwas aufdrängen wollte. Es gab ihm etwas Mut, dass er nicht auch noch ein mädchenhaftes Mädchen spielen musste, aber er verzweifelte bei dem Gedanken in diesem Körper bleiben zu müssen.

Er schaute aus dem Fenster. Eigentlich mochte er den Nebel.



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