After The Fall von JoeyB (Spencer x Tala) ================================================================================ Kapitel 9: Confession --------------------- Hallo! Danke für die Kommentare. Schön, dass ihr die Geschichte immer noch mögt. Ungefähr die letzte Hälfte des Kapitels hab ich im Schweiße meines Angesichts am frühen Morgen geschrieben, weil meine Mutter mich zur ersten Stunde geweckt hat, obwohl ich zur dritten habe. Und meine linke Hand ist kaputt, weshalb ich arme Linkshänderin nur mit rechts tippen konnte. Ich hoffe, ihr wisst das zu würdigen *lol* Viel Spaß beim Lesen! Nach einer knappen weiteren Woche verließ Spencer zum ersten Mal wieder ihre Wohnung. Er wirkte äußerlich noch immer etwas kränklich und geschwächt, doch Tala hatte schon erleben dürfen, dass er genau das gar nicht mehr war. Er hatte schon gekocht, fernsehen geschaut, sich mit Ian um die Fernbedienung gestritten und Bryan dabei geholfen, seine Tür zu reparieren und wieder in den Türrahmen einzusetzen. Dennoch wollte Tala noch ein paar Tage mit dem Training warten, damit sich Spencer (und auch Ian, Bryan und er selbst) von der letzten Zeit erholen konnte. Als Spencer trotzdem den Wunsch geäußert hatte, das Haus zu verlassen und ein wenig frische Luft zu schnappen, hatte Tala schließlich nachgegeben und ihn begleitet. Spencers Schritte führten ihn schnurstracks in den kleinen Park in der Nähe ihrer Wohnung, wo Tala ihn schon vor seinem Entzug aufgegriffen hatte. „Bist du oft hier?“, fragte Tala, als sie bereits eine Weile schweigend nebeneinander hergegangen waren. „Ja“, antwortete Spencer bloß und sah sich um, bevor er vom Hauptweg abbog und zu der kleinen Brücke ging, auf der er schon damals gestanden hatte. Sie waren alleine hier, schließlich war es früher Morgen. Es war noch nicht einmal richtig hell. „Und warum?“, wollte Tala wissen und lehnte sich gegen das Geländer. Er blickte von der Seite her zu Spencer, der neben ihm stand und in den Fluss hinabsah. Spencers Gesicht zeigte kaum eine Regung, als er antwortete: „Um nachzudenken.“ Tala nickte leicht und sah wieder weg. Er verschränkte die Arme ein wenig gelangweilt vor der Brust und schloss dann die Augen. Er würde hier bleiben und warten, bis Spencer genug vom Nachdenken hatte. Aber selbst konnte er dieser Natur immer noch nichts abgewinnen. Es war eben nur ein Fluss. „Wo denkst du nach?“, fragte Spencer plötzlich. Tala öffnete die Augen wieder und bemerkte einen neugierigen Blick auf sich ruhen. Er zuckte leicht mit den Schultern und runzelte die Stirn. „Eigentlich denke ich überall nach“, antwortete er. „Und immer.“ Spencer verdrehte die Augen. „Ich meine wichtige Dinge“, beharrte er. „Wenn du dir über etwas absolut nicht sicher bist oder...“ „Ich bin mir eigentlich immer absolut sicher“, fiel ihm Tala harsch ins Wort. „Deshalb brauche ich kein stilles Plätzchen zum Nachdenken.“ Spencer sah wieder weg. „Achso“, sagte er leise und ließ seine Blicke wieder zudem kleinen Fluss huschen. „Ich brauche das manchmal schon“, sagte er. „Über manche Dinge kann ich nicht Nachdenken, wenn ich nicht absolut allein bin.“ „Über Alkohol zum Beispiel?“, fragte Tala ein wenig bitter. Er bereute es, Spencer überhaupt angesprochen zu haben. Das Gespräch nervte ihn. Er hasste Gespräche über Gefühle, Gedanken und ähnliches. Und er philosophierte nicht gerne herum. Spencer antwortete nicht, sondern verzog nur leicht das Gesicht. Er starrte noch immer auf das klare Wasser. Die Arme auf dem Geländer liegen lassend, stützte er sich auf diesem ein wenig ab. Tala konnte bloß das Profil seines Gesichtes sehen und selbst davon nicht viel, da ein leichter Wind Spencers Haare hineinwehte. Der Blondschopf hatte sich die Haare schon lange nicht mehr schneiden lassen, was Tala jetzt erst wirklich auffiel. Sie reichten noch nicht zur Schulter, aber in ein paar Wochen würden sie diese Länge vermutlich erreicht haben. Tala lächelte schwach, als er sich eingestand, dass ihm die langen Haare gut gefielen. Ihn überkam wieder dieses merkwürdige Gefühl, das er so oft spürte, wenn er Spencer betrachtete. Doch dieses mal regte es ihn nicht dazu an, seinen Teamkollegen anzuschreien. Nein, dieses Mal brachte es ihn bloß dazu, das blasse Profil seines Gegenübers zu beobachten und den Blick der grauen Augen zu suchen. „Tala, ich glaube, wir sollten uns mal unterhalten“, durchbrach Spencer plötzlich die Stille und riss seinen Blick von dem Fluss los, um in Talas Gesicht zu sehen. Sofort schaute der Rotschopf in eine andere Richtung. „Worüber?“, fragte Tala arglos und strich eine Strähne, die ihm ins Gesicht geweht war, hinter sein Ohr zurück. Spencer atmete tief durch. „Ist ein bisschen komplizierter“, murmelte er und schien gleich darauf wieder den Mut zu verlieren. Tala beschloss, weiterhin das Geländer auf der gegenüberliegenden Seite der kleinen Brücke, anzusehen, um Spencer nicht zu verunsichern. „Geht es um dein Alkoholproblem?“, fragte er vorsichtig. „Der Alkohol ist kein Problem für mich“, widersprach Spencer überraschenderweise. Tala hob eine Augenbraue. „Ach nein? Für mich sah das sehr nach einer Sucht aus“, äußerte er etwas zu streng. Spencer brauchte einen Moment, bevor er antwortete. „Das ist es auch, irgendwie. Aber... das war nie mein eigentliches Problem.“ Er seufzte leise. „Es macht mich eher glücklicher als unglücklicher.“ „Aha“, machte Tala skeptisch und nahm zur Kenntnis, das Spencer über sein Alkoholproblem im Präsens sprach, statt es als Vergangenheit anzusehen. „Ich habe mich auch nur selten wirklich betrunken“, fuhr Spencer fort. „Ich habe nur...“ „Ständig dafür gesorgt, dass du einen gewissen Blutalkoholspiegel aufrecht erhältst“, unterbrach ihn Tala unwirsch. „Ich habe mich im Internet mal darüber kundig gemacht und die Beschreibung eines Spiegeltrinkers passte am besten zu dir.“ „Ich kenne mich mit sowas nicht aus“, meinte Spencer stirnrunzelnd. „Du hast ständig ein bisschen was getrunken“, erklärte Tala. „Deshalb warst du nie wirklich nüchtern. Aber weil du nie viel getrunken hast, warst du auch nie richtig betrunken. Stimmt doch so, oder?“ „Kann sein“, antwortete Spencer. Ein Zeit lang schwiegen sich die beiden wieder an, bis Tala schließlich fragte: „Was ist denn dann dein Problem?“ Statt ihm direkt zu antworten, stellte Spencer eine Gegenfrage: „Was ist dein Problem?“ „Ich habe keine Probleme“, erwiderte Tala prompt. „Und wie kommst du zu der Annahme?“, fragte der Ältere stirnrunzelnd. Tala blickte ihn nun doch etwas verärgert an. „Ich bin Teamleader des besten Beyblade-Teams der Welt“, erwiderte er dann ernst. „Ich bin gesund, meine Teamkollegen sind mittlerweile auch wieder alle gesund, das Training macht mir Spaß, ich... ich wüsste nichts, was mir irgendwie fehlen würde.“ Spencer nickte verstehend. „Ach so“, brummelte er. „Du glaubst also nicht, dass du irgendwelche Probleme hast.“ Tala runzelte die Stirn. „Was willst du eigentlich von mir?“, fragte er verdutzt. „Dass du einsiehst, dass du nicht so perfekt bist, wie du glaubst“, antwortete der Ältere. „Sonst hättest du es nicht nötig, dich so zu verhalten.“ „Wie verhalte ich mich denn?“, wunderte sich Tala. „Scheiße“, kam kaltschnäuzig als Antwort zurück. „Du benimmst dich wie ein beschissenes, kleines Kind!“ Perplex trat Tala einen Schritt von Spencer zurück. „Red' nicht in diesem Tonfall mit mir“, verlangte er streng. Wie hatte er so dumm sein können, davon auszugehen, dass ihre Streitereien beendet waren? Er verfluchte sich selber dafür, dass er beinahe vergessen hatte, mit wem er hier sprach. Spencer holte den Schritt, den sich Tala von ihm entfernt hatte rasch wieder auf. „Du hast es leider nicht verdient, dass man anders mit dir redet“, fuhr er ihn aggressiv an. Tala war sprachlos. Erst als er merkte, dass Spencer nichts mehr sagte, äußerte er ein wenig verwirrt: „Ich hab' dir immerhin beim Entzug geholfen.“ Er wusste nichts anderes zu seiner Verteidigung vorzubringen, immerhin hatte sein Gegenüber nicht einmal klar geäußert, was er plötzlich für ein Problem hatte. „Worum ich dich nicht gebeten habe. Es ging mir gut, so wie es war“, schnauzte ihn Spencer an. „Aber statt mich einfach in Ruhe zu lassen, hast du mich zum kalten Entzug gezwungen – GEZWUNGEN! Du hättest mich, da ich zu diesem Zeitpunkt auch noch krank war, damit umbringen können, Tala! So etwas macht man normalerweise im Krankenhaus, in der Anwesenheit von Leuten, die sich ihr Wissen nicht im Internet angeeignet haben!“ Er holte tief Luft, die Gelegenheit für Tala, sich zu rechtfertigen, doch er schwieg. „Und dein edelmütiges Motiv war auch nicht, mir armen Kerl aus 'ner Sucht raus zu helfen... Nein, du wolltest doch nur, dass dein Team wieder funktioniert. Dass es mir jetzt beschissener geht als vor diesem ominösen Entzugsversuch, ist dir ja scheißegal. Du bist nicht mehr als ein verwöhntes, arrogantes Kind, das in der richtigen Situation zum eiskalten Arschloch mutiert ist!“ Damit endete er. Tala schwieg noch immer. Er verstand Spencer einfach nicht. Er hatte doch in den letzten Tagen gedacht, dass sich ihr Verhältnis zueinander gebessert hatte. Hatte er sich so sehr geirrt? Er lehnte sich mit dem Rücken gegen das Brückengeländer und blickte an Spencer vorbei ins Nichts. Um ganz ehrlich zu sein: Er war enttäuscht. Er hatte gedacht, dass Spencer dankbar für seine Mühen wäre. Und dass er selbst damit seine Schuld irgendwie abgetragen hätte. „Willst du nicht irgendwas zu deiner Verteidigung sagen?“, fragte Spencer nach einer Weile genervt. „Naja...“ Tala verzog nachdenklich das Gesicht. „Das eiskalte Arschloch versteh ich ja noch. Aber ein verwöhntes, arrogantes Kind?“ „Es ist verdammt kindisch“, erklärte Spencer kühl, „Streit zu suchen, nur um sich zu streiten. Eigentlich sollte man in Streits versuchen Probleme zu bewältigen. Aber du hast damit immer mehr geschaffen.“ Seine Stimme war leise geworden. „Und du merkst es nicht einmal.“ „Was für Probleme?“, fragte Tala vorsichtig weiter. „Zum Beispiel, dass dein tolles, perfektes Team langsam auseinander bricht. Und das absolut grundlos.“ Spencer verschränkte ernst die Arme vor der Brust und starrte Tala herausfordernd an. „Oder hast du einen Grund dafür?“ „Wofür?“, fragte Tala bloß, bereit noch mehr Kritik über sich ergehen zu lassen. „Dafür dass du mich ständig blöd angemacht hast“, erwiderte Spencer. „Wenn du mich aus dem Team rausmobben willst, dann sag' mir wenigstens den Grund! Meinetwegen gehe ich und lasse euch in Ruhe, aber ich will wissen, warum!“ „Du willst gehen?“, sprang Tala darauf an. „Jetzt? Jetzt, da wir es gerade im Griff haben?“ „Wir haben überhaupt nichts im Griff“, fauchte ihn Spencer an. „Und glaub' mir eins: Ich habe absolut keinen Bock mehr darauf, mich ständig grundlos von dir herumschubsen zu lassen. Ohne Alkohol halte ich das vermutlich sowieso nicht allzu lange aus!“ Seine Stimme war lauter geworden. Das regte auch Tala an, lauter und aggressiver zu sprechen: „Willst du mir etwa die Schuld dafür geben, dass du Vollidiot dir 'ne Sucht einhandelst?“ „Du BIST schuld!“ Spencer hatte diese drei Worte fast geschrien. Und wenn sie auch nicht sehr nett gewesen waren, so hatten sie doch wenigstens diesen Streit beendet. Spencer ging wieder einen Schritt zurück, um sich Tala gegenüber gegen das Geländer zu lehnen. Er schaute, ein wenig schwerer atmend als sonst, zu Boden. Ein paar Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht, doch das kümmerte ihn nicht. Nach ein paar Sekunden sagte er leise: „Das war vielleicht ein bisschen zu heftig.“ „Wenigstens hast du mir jetzt endlich klar und deutlich gesagt, was du auf dem Herzen hast“, erwiderte Tala träge. „Aus dem ganzen restlichen Zeug bin ich nämlich nicht besonders schlau geworden.“ „Tu' nicht so, als wäre es dir egal“, bat ihn Spencer. „Was soll ich dann tun?“, wollte Tala wissen. Nun stieß sich Spencer doch wieder vom Geländer ab. „Mir zuhören. Bitte.“ Er ging einen Schritt auf Tala zu, sodass sie sich wieder gegenüber standen. „Und unterbrich' mich bitte nicht, auch wenn es dir nicht gefällt, was ich zu sagen habe.“ Er atmete tief ein und wieder aus. Dann wieder ein. „Ich könnte dir jetzt meine ganze Lebensgeschichte erzählen, um es dir begreiflich zu machen. Zumindest von dem Zeitpunkt an, als ich dich kennen gelernt habe. Oder ich könnte dir erzählen, dass ich mir in manchen Sachen auch so sicher bin, dass ich nie darüber nachdenken musste, sondern sie einfach wusste.“ Er lächelte schwach. „Zwischen uns beiden gibt es eh nichts mehr zu retten, Tala. Ich weiß nicht, warum, aber es ist so. Nach dem ganzen Mist, der zwischen uns gelaufen ist, werden wir vermutlich niemals wieder Freunde sein.“ Er machte eine kurze Pause und als Tala den Mund öffnete, um etwas zu sagen, unterbrach ihn der Ältere: „Ich mache es also am besten knapp und schmerzlos, auch wenn es dich vielleicht endgültig vergessen lässt, dass wir mal Freunde waren. Ich...“ Ihm blieben die Worte im Mund stecken. Er blickte Tala einen Moment lang hilflos, dann plötzlich entschlossen an. Statt noch etwas zu sagen, ging er einen weiteren Schritt vorwärts, legte eine Hand unter Talas Kinn und küsste ihn. Auf die Lippen. Seine andere Hand legte sich in den Nacken des Rotschopfs und verhinderte, dass sich dieser sofort zurückzog. Wohin hätte er sich auch zurückziehen können? Er stand direkt an dem Brückengeländer. Ein Schritt nach hinten hätte er nicht machen können. Ebenso wenig in eine andere Richtung, da Spencer ihn festhielt. Tala dachte in diesem Moment sowieso nicht an eine Flucht, dafür war er zu überrumpelt. Spencer löste sich für einen Augenblick von ihm, blieb seinem Gesicht aber noch nahe. „Ich liebe dich, Tala“, sagte leise. „Ich habe dich schon als Kind geliebt. Und ich werde dich immer lieben.“ Als Tala darauf nicht antwortete, beugte sich Spencer erneut vor, um ihn zärtlich zu küssen. Er schloss die Augen und strich sanft mit der Zunge über Talas Lippen, jeden Augenblick dieses kostbaren Moments voll auskostend. Denn wie erwarten, legte sich plötzlich eine Hand auf seinen Brustkorb und drückte ihn weg. Tala ging einen Schritt zur Seite und drehte sich dann zu Spencer, während er rückwärts langsam die Brücke verließ. Er schluckte leicht, dann drehte er sich um und rannte los. ---- In ein paar Tagen folgt der Epilog. Scheinbar schaffe ich es tatsächlich, die FF bis zum Einsendeschluss des WBs fertig zu kriegen :-) Nathera Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)