Alles Kurzgeschichten ^-^ von Wolf_tears (Viele Serien zusammengewürfelt ^^) ================================================================================ Kapitel 17: Denk-Mal an mich... (Eigene Serie/ Vampire) ------------------------------------------------------- Nicht nur eine unheimliche Stille lag über der Welt, welche bereits von der Nacht übermannt worden war, sondern die dunklen Wolken drängten noch das restliche Licht, das vom Mond und seinen kleinen Nachbarn ausging, zurück. Die Schatten lagen tief und dunkel über den Lebewesen. Selbst das Schönste aller Dinge wirkte nun kalt und ausdruckslos… Nur eins erstrahlte für mich in neuer Pracht, befreit vom Moos und anderen Pflanzen, die sich in mehr als 800 Jahren über das Gestein, dem Grabmal, gelegt hatten. Vorsichtig strichen meine Finger über den weißen Marmor. Ehrbietungsvoll, beinahe schon ängstlich und zugleich voller Verachtung. 800 Jahre…Verdammte und verfluchte 800 Jahre! Zorn und zu mischten sich zu den restlichen Gefühlen… Meine Augen schlossen sich, meine Hand glitt herab, weg von dem Grabstein. Tief atmete ich durch, wandte mich ab und ohne ein letztes Mal einen Blick auf das Gestein zu werfen. Ich hätte noch genug Zeit es mir immer und immer wieder anzusehen. Die Stille wurde von dem Geplätscher des fallenden Regens durchbrochen, worunter sich das Geräusch schneller Schritte mischte. Ich brauchte mich nicht umzudrehen, damit ich wusste, wer trotz des Regens über den Friedhof lief, um zu dem Grab zu gelangen, an dem ich zuvor gestanden habe. „Hey!“ Die weibliche Stimme drang an mein Ohr, brachte mich zum Stehen bleiben. Langsam wandte ich mich um und blickte in ihre faszinierenden Augen…sah wieder ihr bezauberndes Lächeln. Das Lächeln…die Augen des Pastors Tochter… „Willst du schon gehen? Leiste mir doch noch etwas Gesellschaft.“ Schweigend schaute ich sie an, gab jedoch letztendlich ihrer Bitte nach. Mein Blick blieb bei ihr hängen, während sie sich zufrieden und lächelnd dem Grab zuwandte, um es von dem lästigen Unkraut zu befreien. „Erzähl mir endlich etwas über das Denkmal….Du sagtest doch, hier läge Jemand von deinen Ahnen.“ Unschuldig und wissbegierig sah sie kurz zu mir und entlockte mir so ein leises Seufzen. Ich hatte es ihr ja versprochen. Mit verschränkten Armen blickte ich den Marmor an, welcher größer als ich selbst war. Eine schlanke, wunderschöne Frau mit Engelsflügeln und ausgebreiteten, einladenden Armen war aus dem Marmor erbaut worden und blickte lächelnd auf das Grab herab. „Das Grab…mh…na ja, wie alt es ist, weißt du ja selbst…Und…“ Meine Stimme brach ab. Eigentlich hasste ich es, darüber zu reden…auch nach so vielen Jahren. Aber sie hatte es verdient. Schließlich war sie die erste seit Jahren…sogar Jahrhunderten, die das Grab pflegte. „Du weißt ja, dass er früh gestorben ist…gerade Mal mit 24 Jahren war sein Leben schon vorbei.“ Ich spürte, dass sie mir aufmerksam zuhörte, wobei sie ihre Arbeit jedoch nicht vernachlässigte. Noch einmal atmete ich tief durch. „Er starb nicht durch einen natürlichen Tod…er wurde ermordet.“ Nun endlich sah sie mich wieder an und ihrem Blick konnte ich so viele Fragen lesen…ebenso so viele, wie mir selbst durch den Kopf schwirrten. „Es passierte nachdem seine Verlobte, seine große Liebe, ihn betrug und letztendlich auch verlassen hatte…Er…Er fühlte sich alleine…verraten und der Schmerz…zerfraß ihn beinahe. Er wollte ihn betäuben, es nicht mehr spüren und irgendwie sein blutendes Herz stillen.“ Wieder musste ich eine kurze Pause einlegen, spürte, wie sich meine Hände unwillkürlich zu Fäusten ballten. Meine Augen starrten weiterhin auf die steinerne Frau… Der Wind blies mir kalt ins Gesicht, trieb die Regentropfen mit sich. „Nach diesem Vorfall glaubte er nicht mehr an die Liebe…Aber dennoch schmerzte sein Herz noch so sehr, dass er es am liebsten heraus gerissen hätte…Wochenlang vergnügte er sich mit anderen Frauen, in der Hoffnung, Jemanden zu finden, der ihm endlich helfen konnte. Nur wusste er nicht, was er da verlangte…wonach er sich sehnte… Er war blind geworden für alle anderen, schönen Dinge des Lebens…“ Noch immer schwieg die junge Frau, sah mich einfach nur an und wollte sichtlich, dass ich weiter sprach. Doch ich brauchte diese kurze Ruhe. Es war anstrengend…Zu viele Erinnerungen, die ich am liebsten verdrängen würde. „Dann…nach Monaten der Selbstzweifels, des Zorns, der Einsamkeit und des Selbsthasses fand er endlich diese eine Frau…sie versprach ihm als das, was er sich wünschte…das alte Leben zurück zu lassen und ein neues beginnen zu können…ein stilles Herz….Also ließ er sich auf sie ein, verbrachte eine ganze Nacht mit ihr…Es war für ihn beinahe schon selbstverständlich, dass sie miteinander schliefen.. Und das war der Zeitpunkt, wo sie ihn ermordete.“ Eine nachdenkliche Stille trat ein, nur das Plätschern des Regens war wahrzunehmen. Es war fast spürbar, welche Auswirkung die letzten ausgesprochenen Worte hinterlassen hatten. Sanft strichen meine Finger ein zweites Mal über den Stein, über die verblassten Eingravierungen und den „Engel“. >Nur ein Versprechen hatte sie ihm nicht gegeben…dass der Schmerz nachlassen und nach einiger Zeit gänzlich verblassen würde…Und das tat es auch nicht…Er hatte es nur gelernt, es lange zu verdrängen und nicht daran zu denken. Denn vergessen konnte er es nie…< Meine Augen schlossen sich einen Moment, meine Hand lag noch immer auf der Skulptur. Langsam wandte sich mein Kopf wieder zu der Tochter des Pastors, sah sie eindringlich an, sodass ich aus ihrer Gedankenwelt befreite. Ihre Aufmerksamkeit galt wieder allein mir. „Weißt du eigentlich, was du hier genau…pflegst?“ Skeptisch sah sie mich an, verfolgte mit ihren Augen meinen Blick, der sich wieder auf den lächelnden Engel gerichtet hatte. „Die junge Frau…“ Wieder strich ich über den kalten Marmor. “Sie soll die zwei Frauen des Verstorbenen repräsentieren, die sein Leben…so verändert hatten…seine Verlobte und seine Mörderin.“ „Aber…das wäre doch…“ Ich nickte leicht, sah nun wieder in ihre Augen und ließ die Hand sinken. „Ja…pure Ironie. Sie steht dort über ihm…lächelnd und beschützend…und soll zugleich die beiden Frauen darstellen, die sein Leben ruiniert haben…“ Der Regen wurde etwas stärker. Endlich stand sie auf. Bei dem Wetter sollte man auch nicht arbeiten. Sie tat näher auf mich zu, blieb aber auf gewissen Abstand. „Willst du…noch mit…“ Noch bevor sie ihren Satz zu ende bringen konnte, schüttelte ich den Kopf. „Nein…ich müsste schon längst weg sein…“ Zum Abschied schenkte ich ihr noch ein leichtes Lächeln, konnte die Enttäuschung in ihren Augen ausmachen, dennoch wandte ich mich um und verschwand in der Dunkelheit. Jetzt brauchte ich meine Ruhe…da alles hatte mich zu sehr aufgewühlt. Trotzdem bereute ich es nicht, es ihr erzählt zu haben… Dieses Mädchen war die erste seit Jahrhunderten, die sich für mich interessierte…die an mich dachte und mit meinem Schicksal mitfühlte… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)