Cas - Die Geschichte eines Irken von abgemeldet (...der aus dem Kollektiv ausgegliedert wurde) ================================================================================ Kapitel 5: Zwangsweises Ausharren --------------------------------- Zwangsweises Ausharren Während ich darauf wartete, wieder zu genesen und wieder hinaus gehen zu können, hatte ich nach langer Zeit wieder die Gelegenheit, ungestört nachzudenken. Über die Entwicklung der ständigen Konfontration des Irkenimperiums mit dem Rest dieses Universums, meine gegenwärtige Situation und meine Zukunft. Das Leben auf Leta bestand einfach daraus, den Tag zu überstehen, indem man sich möglichst unauffällig gibt und für Nahrung sorgt, in meinem Fall, sich nach einer neuen Möglichkeit, sich zu Tarnen, umsieht. Das war gegen das Naturell der Irken, es sei denn, sie waren Eroberer. Ich hatte zwar ein Ziel, ja, mich von meinem Pak zu trennen, aber selbst wenn ich das schaffen würde, was dann? Ich spürte momentan umso mehr meine Abhängigkeit davon, alsdass er den Heilungsprozess meines Körpers steuerte und beschleunigte, sodass ich in meiner momentanen Verfassung unmöglich meine Versuche fortsetzen konnte, mich von der Maschine zu trennen. Ich hatte mir eine Illusion aufgebaut, dieses Ziel als...Ziel angesehen, bis hierher gedacht und nicht weiter. Meine Gedanken befassten sich lange mit diesem und Ähnlichem, mal mehr, mal weniger bewusst, während ich Stunde um Stunde nur still da lag und mich nur ab und zu rührte, wenn mein Rücken plötzlich stärker schmerzte. Was soll ich tun? Das Leben, wie ich es jetzt führe, ist sinnlos. Meine Existenz ist sinnlos, wenn ich nichts erreiche... Ich fühlte wieder den uralten Drang, der jeden Irken seit der Verbindung mit dem Pak erfüllt. Hinausziehen wollte ich, hinausziehen in ferne Welten- und diese zerstören. Mir die erbärmlichen Kreaturen untertan machen, sodass niemand mehr es wagen würde, auch nur den Finger gegen mich zu erheben. All dieses niederträchtige Pack würde mir zu Füßen liegen und jeder, der die Dreistigkeit besäße, mir zu widersprechen, würde solche Schmerzen erleiden, dass- ich schrak hoch. Ich durfte mich nicht von diesem Gefühl beherrschen lassen! Nicht jetzt...nicht auf diesem verdammten Planeten. Ich bemerkte, dass Segg den Blick von seinem Sopin abgewendet hatte und mich anstarrte, weil ich mich so plötzlich aufgerichtet hatte. Er beschäftigte sich häufig mit einem flachen Gegenstand, dessen Sinn weder Khan noch ich nachvollziehen konnten. Nicht, dass Khan intelligenter wäre als ich, er hat nur eine andere Form von Logik. So wie Segg, der behauptete, dass diese durch die Beschäftigung mit diesem Teil gefördert werden würde. Ich versuchte, Ordnung in meine Gedanken zu bringen. „Wo...ist Khan?“ Segg bewegte eine der vielen Kugeln auf der Platte von einer Art Rille in eine etwa doppelt so große Vertiefung. „Ich habe ihn gehen lassen.“ Sofort war ich wach. „Gehen lassen? In seinem Zustand?! Er geht doch keine fünf Schritte, bevor er in irgendein Erdloch fällt! Das ist doch Wahnsinn-“ „Beruhige dich.“, sagte Segg mit ungewohnt leiser Stimme. Ich sah ihn wütend an und versuchte, ruhig zu atmen. „Warum...hast du das getan?“ „Er will das Tuga-Kraut an einen Unterhändler verkaufen. Es wird uns Einiges einbringen.“ Seggs Augen glänzten. Ich ließ mich wieder auf die Liege zurück fallen-was keine Gute Idee war. „Ah! Wie...wie lange habe ich...?“ „Nicht allzu lange.“ „Wie lange?“ Segg seufzte. „Zwei Tage“ Ich zuckte mit den Antennen. Zwei Tage! Und ich war zu keinem Entschluss gelangt. Ohne dass ich es bemerkt hatte, war Segg näher gekommen.„Du solltest dich ausruhen. Khan kommt schon zurück.“ Ich blickte ihn misstrauisch an. Ich war es nicht gewohnt und hasste es, so schwach zu sein, umso mehr missfiel es es mir, gesagt zu bekommen, dass ich mich ausruhen soll. Aber ich konnte in meiner derzeitigen Situation wirklich nicht viel ausrichten, also schloss ich die Augen und ließ mich wieder in einen Geisteszustand sinken, in dem die Gedanken viel langsamer geformt werden, jedoch kommt es einem nicht so vor, da die Schärfe derselben gleich bleibt, nur eben auf einem längeren Zeitraum. Dies hat den Vorteil, dass der Pak mehr Energie für die Regeneration des Körpers aufwenden kann, die er dem Gehirn abzieht. Ein selten notwendiger, aber nützlicher Vorgang. Manche Wesen, so hatte ich gehört, beschlossen nicht durch Logik, sondern durch Intuition ihre nächsten Handlungen. Ich schnaubte innerlich. Intuition...eine Art instinktive Form der Entscheidung, ohne Einbeziehung der möglichen Konsequenzen. Was ist daran der Vorteil? Ich versuchte, `in mich hinein zu horchen´, wie Khan es einmal gesagt hatte. Ich versuchte, mich als Grundvoraussetzung von einem Gefühl durchfluten zu lassen, das ich nicht kannte: Ruhe. Und ich fand sie nicht, natürlich nicht, die immer währende Anspannung eines Soldaten erfüllte mich und meine Gedanken trieben meinen Geist immer weiter voran, planend, abschätzend, erinnernd und verdrängend. Der Austausch zwischen Pak und Gehirn fand weiterhin statt. Mein Squeedlyspooch pulsierte leicht, während mein Herz sich damit abmühte, mich am Leben zu erhalten. Dummes Herz. Ich rief mich zur Ordnung. Ich sollte nicht in das Innere meines Körpers lauschen, sondern meines Bewusstseins. Aufmerksam horchte ich und fand- nichts. Wie kann man auch nach etwas suchen, von dem man nicht einmal eine hinreichende Beschreibung anfertigen könnte? Da war jener altvertraute Drang, der mich eben hatte aufschrecken lassen, der physische Schmerz, aber auch mein Hass, der sich gegen die Kreaturen dieses Planeten richtete. Gegen das Imperium der Irken, das seine potentielle Energie so maßlos verschleudert, die hohe Kunst der Eroberung so verkommen lässt, gegen mich selbst, weil ich in solch einer Situation, auf einem solchen Trabanten festsaß und noch keine zufrieden stellende Lösung gefunden hatte und gegen alles nicht-irkische, weil sie mehr oder weniger minderwertig und feindlich waren. Warum sollte man auch nur eine dieser Arten, denen ich Abneigung entgegen brachte, mit Wohlwollen begegnen? Die Irken würde es nicht kümmern und alle Angehörigen des Volkes dieses bedauernswerten Optimisten wären bereits versklavt oder getötet worden, bevor auch nur ein maschinell-biologisches Wesen, genannt Irke, den Sinn seiner Worte bewusst wahrnehmen würde. Andere Kreaturen würden zumindest mich nicht einmal den Mund öffnen lassen, sondern unmittelbar nach dem Moment des Erkennens Organe herausreißen wollen. Was mich angeht, so würde ich freundlichen Wesen zunächst misstrauen und sie dann ausnutzen. Wie Khan zum Beispiel. Er war wirklich ein exzellenter Heiler. Ich lenkte meine Gedanken wieder in eine Richtung, die mir produktiver erschien. Sollte ich je wieder mit anderen Irken in Berührung kommen, wäre dies schlimmer als das, was geschähe, wenn mich die anderen Völker erwischten. Als ausgegliederter Elitesoldat dürfte mein Pak eigentlich gar nicht mehr existieren, geschweigedem der biologische Teil... Es musste doch eine entlegene Galaxie geben, in der ich zunächst besser als im Existenzminimum leben konnte! Das wären rückständige Systeme, es gab sie zuhauf; Andromeda, Favinior oder das Mnisttanrk-System. Das, was mich hier noch hielt, war die Tatsache, dass niemand einfach von diesem Planeten fliehen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)