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ShamInc. vs Reborn

Liebe am Ende der Welt
von

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The new world

Wir schreiben das Jahr 2086. Das Leben auf der Welt ist grundlegend anders. Durch die Verschiebung des Klimas wurde eine neue Zeit eingeläutet. Die EU vergrößerte sich immer mehr. Und das war ein verheerender Fehler. Als die Führer der EU Blut geleckt hatten und sahen, wie weit die EU sich ausbreiten konnte, griffen sie auch auf andere Kontinente über. Afrika wie auch Australien waren die ersten Ziele. Japan hatte sich aber gewappnet, ihre Technologie war viel weiter und somit hatten sie nichts zu befürchten. Viele Menschen Europas folgten den Plänen der EU, deren Kürzel nicht mehr für „Europäische Union“, sondern für „Extended Union“ stand, und wurden zu Kriegern. Doch eine Gruppe von Menschen schloss sich zusammen und wollte dieses Vorhaben verhindern. Sie nannten sich „Reborn“. Sie wussten, dass sie es schaffen könnten und so schickten sie in alle Kontinente Abgesandte, die Kontakte knüpfen sollten. Doch die „Reborn“ schickten nicht irgendwelche „Menschen“, sie hatten ihre eigene Technologie mit ihren eigenen Waffen.

In Japan war nun auch der Krieg angekommen. Viele Menschen flohen in den Untergrund, den sie schon lange vorher vorbereitet haben. Nur noch die Armee war an der Oberfläche. Die Städte waren zum größten Teil zerstört, doch das war ein Vorteil für die Plünderer. Sie raubten und verkauften im Untergrund die gestohlene Ware.

Daylight escape

Ein Mädchen ging ganz sorglos durch die Straßen Japans. Sie war nicht gerade sehr groß, doch das hatte was eigenes. Ihre Haare waren kurz, schwarz und zu einem Zopf gebunden. Ihre Augen waren stechend grün. Ihr Outfit war eine japanische Schuluniform.

Sie ging an kaputten Gebäuden und zerstörten Orten entlang, doch es schien, als ob sie das nicht stören würde. Sie war nur in Richtung Labor gerichtet. Ihren Blick wandte sie weder nach links noch nach rechts, nur geradeaus zum Labor.

Dort angekommen öffneten sich die Türe und sie trat herein. Es war ein sehr kalter Raum. Das Mädchen ging weiter, wieder nur stur geradeaus. Nach einer Weile kam sie in einem hell erleuchteten Raum an. In der Mitte stand ein Stuhl. Sie setzte sich und plötzlich ertönte eine Sirene. Das Mädchen wurde von beiden Seiten bestrahlt. Sie schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Dann sah man wie von hinten so was wie eine eiserne Jungfrau angerauscht kam und sie umschloss. Man hörte viel piepsen und dröhnen.

In der Nacht war die Prozedur des Mädchens vorbei. Sie stand auf und lächelte. Dann wurde ihr mit einem stählernen Arm mit Hand ein eiserner Ball gegeben. Mit dem Ball verließ sie den hell erleuchtenden Raum.

Sie ging weiter durch die Stadt und erreichte dann einen kleinen See. An den setzte sie sich und schaute sich um. Dann nahm sie den Ball und schaute sich den genauer an. In der Mitte der Kugel sah man einen Schriftzug „»Sham Inc.«“. Sie drehte sie Kugel weiter und man sah unter der Kugel das japanische Zeichen für Krähe. Sie lächelte und dachte darüber nach, was das wohl bedeuten sollte. In Wirklichkeit wusste sie gar nichts darüber wer oder was Sham Inc. war oder wieso es existierte. Sie wusste nur eins: Sie war auserkoren.

Plötzlich sah sie neben sich die Einschusslöcher einer Waffe. Langsam drehte sie sich um und schaute in die verängstigten Gesichter einiger Männer, die in Uniform und mit Gewähren da standen und sie anschauten.

“Was machst du hier kleines Mädchen? Komm mit uns mit wir wissen schon was wir mit dir tun um dir zu helfen.“

Das Mädchen verstand als Japanerin kein Wort, doch sie wusste, dass dies Feinde waren. Sie stand langsam auf und hatte immer noch die Kugel in der linken Hand. Dann öffnete sie ihre rechte Hand, die in etwas metallisches eingeschlossen war. Sie legte die Kugel in die rechte Hand und sagte dann lächelnd.

„Hyoui!“

Da erschien ein helles Licht um das Mädchen. Nachdem es erlosch sah man wieder das Mädchen. Aus ihrem Rücken waren eiserne Flügel gewachsen. Ihre Beine waren umschlugen von eisernem Metall, das Krähenfüße formte. Ihre Hände und Arme waren an die Flügel gespannt. Sie legte ihren Blick auf die Männer und erhob sich langsam in die Luft. Dann stürmte sie auf sie zu und man hörte nur noch einen großen Knall.

Nachdem sich der Rauch gelegt hatte sah man das Mädchen daliegen, die Kugel neben ihr. Sie war ohnmächtig.
 

...

„Tag 36.“

Der junge Mann stand nun von dem Bett auf. Er nahm seine Brille vom Nachttisch und zog sich seine Jeans an, ein T-Shirt und einen schwarzen Kapuzenpullover. Im Badezimmer, welches er, gleich nachdem er sich gewaschen und seine Haare gerichtet hatte, wieder in Richtung Hausausgang verließ. Auf dem Flur streifte er sich die Kapuze seines Pullovers über und nahm noch ein, mit eigenartigen Zeichen verziertes Kästchen mit, welches etwa die Größe einer Zigarettenschachtel hatte. Er verließ das Haus und zog die Tür hinter sich zu, bemerkte jedoch nicht, dass sie nicht ins Schloss viel: Ein lebloser Fuß hatte sie blockiert.
 

Seine leuchtenden Augen blickten auf die regennasse Straße, die ihn wiederspiegelten, wie er, seine Hände in den Hosentaschen vergraben, mit entschlossenen Schritten dem Straßenverlauf folgte. Regen lief an seinem zum Teil von der Kapuze bedeckten Gesicht und seiner Kleidung herunter. Von Zeit zu Zeit begegnete er einigen Patrouillen, die auf Grund der drohenden Gefahr durch die EU von der japanischen Regierung ausgesandt wurden. Obwohl es eher ungewöhnlich war einen Zivilisten in dieser stürmischen Zeit an der Oberfläche zu sehen, waren sie wohl zu beschäftigt eine Gefahr durch ihn zu vermuten. Ihnen, den militärischen Beschützern des Landes, gegenüber haben sich die Zivilisten schließlich bisher sehr kooperativ und friedlich verhalten, doch wer sagt, das sie gerade wirklich einem „Zivilisten“ begegnet waren?

Survive the rain

Nach einiger Zeit bog der junge Mann in eine schmale Häusergasse ein. Ein paar Schritte ging er noch, als eine dunkel gekleidete Gestalt aus einer Ecke heraus trat. Ohne ein Wort zu sagen zog die Gestalt ein Stück Papier aus der Tasche ihres Mantels und hielt es ihm. Ein merkwürdiges Symbol war darauf zu erkennen, ähnlich den Schriftzeichen auf dem Kästchen des jungen Mannes. Dieser, immer noch die Kapuze seines Pullovers auf dem Kopf tragend, nahm wiederum die Hände aus den Taschen der Jeans und wies auf seinen rechten Unterarm. Diesen zierte das gleiche Symbol, wie es auf dem Papierstück zu sehen war. Die beiden nickten sich an. Die Gestalt beugte sich vor und schien dem Kapuzenträger etwas ins Ohr zu flüstern. Noch eine ganze Weile dauerte das Gespräch an, während der Regen auf die Stadt niederprasselte.
 

Auf einmal hallten Schritte durch die Straßen. Sie gehörten zu einer der vielen kleinen Späher-Einheiten der EU-Streitmacht, deren Ziel das Ausfindigmachen Japanischer Verteidigungsstellungen ist. Sie hatten einen Schuss gehört und bewegten sich im Laufschritt und gefechtsbereit auf die schmale Häusergasse zu. Als die Späher diese fast erreicht hatten, bog gerade der Kapuzenträger eben aus jener besagten Gasse heraus und kam ihnen entgegen. Die Späher ignorierten ihn allerdings, obwohl sie die Gasse als den Ort vermuteten, an dem der Schuss fiel. Sie erwarteten wohl eher jemanden in der Uniform des japanischen Militärs. Der Kapuzenträger ging unbeirrt weiter, auch als die heraneilenden Späher in streiften und anrempelten: Er ging mitten durch.
 

An der Gasse angekommen spülte der Regen es den Spähern schon entgegen: Blut, viel Blut. In der Gasse lag der leblose Körper der dunkel gekleideten Gestalt, die immer noch den inzwischen rot gefärbten Zettel mit dem seltsamen Symbol in der Hand hielt. Doch die tödliche Schusswunde in ihrem Rücken war nicht der einzige Grund für all das Blut. Am anderen Ende der Gasse lag ein weiterer Leichnam, bekleidet mit der Uniform eines EU-Soldaten. Auch er blutete heftigst. Sein Hals war durchbohrt von drei kleinen, an Nadeln erinnernde Metallstäbchen, ein wenig kleiner als Zigaretten und ähnlich geformt wie Zahnstocher, nur um ein vielfaches Spitzer. Fragend sahen sich die Späher an: Was war hier geschehen?

Hatte jemand auf die dunkle Gestalt geschossen, was den EU-Soldaten, wie ja auch die Späher, zu der Gasse eilen lies, worauf er seinerseits von dem Schützen getötet wurde? Oder war es der EU-Soldat, der den tödlichen Schuss abfeuerte und von einem Kumpanen seines Opfers getötet wurde?

Überraschenderweise fanden die Späher keine Schusswaffe in der Nähe des Soldaten. „Wenn sie nicht hier ist muss sie jemand mitgenommen haben...“ , schlussfolgerte einer der Späher: „Er kann noch nicht weit sein!“ Die Späher stürzten in Richtung des Ausgangs, durch den sie anfangs die Gasse betreten hatten, als sie ihn dort stehen sahen: Den Kapuzenträger.
 

Von der Kapuze des jungen Mannes, die die Hälfte seines Gesichtes verdunkelte, tropfte der Regen herunter. „Sucht ihr die hier?“, rief er den Spähern zu, die einige Meter vor ihm zum stehen kamen, und warf ihnen die Waffe des toten Soldaten hin. Erschrocken richteten die Späher ihre Waffen auf ihn, bereit zu feuern. «Noch einmal lassen wir ihn nicht entkommen, macht ihn fertig!!», schrie einer der Späher und eröffnete zusammen mit den anderen das Feuer.

Als sich der Rauch des Mündungsfeuers verzog, erblickten sie zu ihrer Verwunderung immer noch den jungen Mann am Ende der Gasse, der nach wie vor einfach da stand. «Fertig? Dann bin ich jetzt dran.».

Mit der linken Hand zog er ein Kästchen aus seiner Jeans-Tasche. Es war das seltsam verzierte Kästchen, welches er einsteckte, bevor er das Haus verlies. Während die Späher wie angewurzelt da standen, öffnete der junge Mann das Kästchen und es kamen duzende der kleinen, spitzen Metallstäbchen zum Vorschein. Das geöffnete Kästchen in der linken Hand haltend, platzierte er schnell und geschickt drei der Stäbchen zwischen den Fingern seiner rechten Hand. «Das..., das sind die Teile, die dort hinten im Hals des Soldaten steckten!», stellte einer der Späher erschrocken fest. Doch noch bevor die Späher erneut das Feuer eröffnen konnten, durchbohrten die Stäbchen, von ihrem Besitzer geschleudert, jeweils den Kehlkopf und die Halsschlagadern von drei Spähern. Ihre Körper sackten in dem Gemisch von Blut und Regen auf dem Boden zusammen. Ehe die verblieben beiden Späher wussten wie ihnen geschieht, wurden auch sie von zwei weiteren Nadel-Stäben getötet, die der Kapuzenträger über die Distanz von einigen Metern direkt in ihren Hälse schleuderte.

Der junge Mann verlies die von Blut und Wasser getränkte Gasse, in der außer ihm niemand überlebt hatte.

Und immer noch prasselte der Regen auf die Stadt nieder.

Bleedings Hands

“Tag 37”

Das Mädchen spürte plötzlich den Regen auf sich niederfallen. Ihre Augen öffneten sich langsam. Sie sah nur verschwommen, doch mit ihr Blick wurde immer klarer. Langsam stand sie auf und schaute sich um. Was war passiert? Sie konnte sich nur schwach erinnern. Da schwemmte der Regen Blut heran. Über ihre Füße floss der rote Regen. Sie folgte dem roten Fluss und kam dann zu der Stelle, wo sie sich wieder an alles erinnern konnte. Sie sah Körperteile von Menschen, Beine, Hände und der Torso eines Mannes lagen vor ihr. Ihr viel eine abgetrennte Hand eines Mannes auf und sie ging langsam darauf zu. Sie bückte sich und hob die Hand zu sich. Diese schien etwas mit aller Kraft etwas zu umklammern. Sie lockerte die Hand und entnahm ihr ein Bild. Es war das Bild des Mannes mit seiner kleinen Tochter und seiner Frau, die im Rollstuhl sitzt. Das kleine Mädchen schaute sich das Bild an und plötzlich fing ihre rechte Hand, die mit dem metallischen Gerät verbunden war, an zu bluten. Sie schaute verwundert zu ihrer Hand, doch dann warf sie das Bild dem Kopf des Mannes an die Stirn und ging weiter.

Der Regen schüttete immer noch auf sie herunter, als sie plötzlich in der Ferne zwei Gestalten sah. Die Gestalten schauten Angsterfüllt in ihre Richtung. Langsam näherte sie sich ihnen und stand nun plötzlich vor ihnen. Das Mädchen beugte sich zu den nun erkennbaren Gestalten: Es war eine junge Mutter, die ihr Kind im Arm hielt. Das hockende Mädchen schaute sich die Beiden an, dann erhob sie sich wieder und richtete die linke Hand gegen beide. Die junge Mutter zitterte am ganzen Leib und bittet auf japanisch um Gnade. Sie aber wendete die Hand nun so, als wenn sie ihnen beim Aufstehen helfen wolle. Die Frau reichte ihr vorsichtig ihre Hand und plötzlich durch fuhr sie ein Schaudern. Ihr liefen Tränen über die Wangen und sie schaute nun nochmals zu ihrem im Arme gehaltenen Kind. Dann lächelte sie im Fluss der Tränen und sie nickte. Auch das Mädchen nickte leicht und wieder begann ihre rechte Hand zu bluten. Dann sah man nur einen Lichtstrahl um die Mutter und deren Kind. Als er sich wieder legte, lagen Mutter wie Kind tot auf dem Boden. Nun konnte man die Mutter besser erkennen. Ihr wurden beide Beine mit einem stumpfen Messer oder etwas ähnlichem abgetrennt. Ihr Slip lag neben ihr auf den Boden, blutdurchtränkt, und man sah Spuren einer Vergewaltigung im Beckenbereich. Dem Kind wurde die Kehle durchgeschnitten. Das Mädchen schaute immer noch regungslos auf die Beiden, während ihre rechte Hand mit der Apparatur weiterhin blutete. Sie richtete diese Hand nun auf die Erde und man sah nur einen Schuss aus jener Apparatur, die mit ihrer Hand verbunden war. Ein Loch ist entstanden. An der Hand packte sie die Mutter und nahm das Kind auf die Schulter. Sie zog sie zum Loch und legte beide hinein. Das Kind legte sie in den Arm der immer noch lächelnden Mutter. Dann legte sie wieder die Erde auf sie. Mit zwei Ästen formte sie ein Kreuz und stellte es auf den Haufen Erde, unter dem nun Mutter und Kind lagen, befreit für das ewige Leben.

Ihr Weg führte sie an vielen toten und zerfetzten Menschen und Menschenteilen entlang. In der Ferne sah man am Himmel eine Gestalt mit Flügeln. Ob es wohl ein Tier war? Wohl nicht, denn diese wurde fast alle ausgerottet. Es war wohl... Doch das interessierte sie nicht.

Das Mädchen stand wieder vor dem Eingang des Labors, sie drehte sich noch mal zu dem Schlachtfeld hinter sich. Tausende von Trümmern und Toten. Doch immer war ihr Gesichtsausdruck ohne erkennbare Deutung. Es war als ob sie nichts fühle. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und schlug die linke gegen das Labor. Dort in der Wand entstand ein Loch. Ihre linke Hand blutete nun von diesem Schlag in die Betonwand. Sie senkte ihren Blick und trat in das Labor.

Sie stand vor einem Fenster und schaute in den hellerleuchteten Raum, indem sie schon einmal gesessen hatte. Jemand anders saß nun in der Apparatur. Eine ganze Weile stand sie stand noch da und schaute die in den Raum als das Piepsen und auch das Blinken der Apparatur aufhörte. Die Hülle entweichte und ein Mädchen saß auf dem Stuhl im Inneren der Maschine. Auch ihr wurde eine Kugel gegeben. Plötzlich erblickte diese das andere Mädchen und stellte sich vor das Fenster. Beide Mädchen standen sich gegenüber, Gesicht an Gesicht.

„Sarena!“, hörte man das Mädchen aus dem Raum mit der Apparatur sagen, die wohl das Mädchen mit dem kurzen, schwarzen Haar und den stechend grünen Augen meinte. Sarena nickte und das andere Mädchen verbeugte sich.

Plötzlich hörten beide einen Schritt auf kaltes Metall treten, mit dem das Labor bedeckt war, schallen. Beide schauten in die Richtung. Das schallen der Schritte war langsam, unwissend, aber doch kam es näher und immer näher. Sarena stellte sich in die Tür und wollte nachschauen, was es nun war. Nach einer anspannenden Zeit trat jemand endlich ins Licht. Sarena sprang nach hinten und ein älterer Mann betrat das Zimmer. Er trug einen weißen Medizinerkittel und eine große Brille. Er kam sanft zu dem Mädchen und Sarena. Er strich beiden durchs Haar und schaute traurig zu Boden. Auf japanisch sprach er zu ihnen.

„Tut mir Leid meine Kinder, doch schon wieder sind zwei Schwestern von euch gestorben...“

Das Mädchen begann wütend zu werden, doch Sarena schien wieder ganz ungerührt. Der Professor schaute zu ihr und hob ihre rechte Hand an. Sarena, emotionslos wie sie wohl war, sah ihn unwissend an. Dann sprach er leise zu sich selbst.

„Das kann nicht wahr sein. Meine kleine Sarena, was geschieht nur mit dir?“

Er schüttelte den Kopf und ließ ihre Hand wieder los.

Contact

Die drei bemerkten nicht, das eine dunkle, männliche Gestalt in der Ecke stand und dem Treiben der drei zusah. Sarena war die Erste, die sie bemerkte. Es war dar Kapuzenträger.

Ein leichtes Lächeln schimmerte unter der immer noch seinen Kopf bedeckenden Kapuze hindurch, als der junge Mann ins Licht trat und die drei musterte.

„Es wundert mich Sie so überrascht zu sehen, Professor, man hatte sie doch über mein baldiges Eintreffen informiert!“

„Dann müssen sie „XVI“ sein.“, schlussfolgerte der Professor mit ernstem Blick: „Ich hatte nicht erwartet, dass sie der japanischen Sprache mächtig sind.“

„Nun...“, ging der Kapuzenträger auf den Einwand ein: „...ihnen als Wissenschaftler sollten die Vorzüge technischer Errungenschaften doch eigentlich bestens bekannt sein!“ Der junge Mann streifte sich seine Kapuze vom Kopf. Blondes, kurzes Haar kam zum Vorschein, ebenso wie ein eigentlich freundlich anmutendes Gesicht mit leuchtenden, geheimnisvollen Augen. Nur eine schmale, senkrechte Narbe, etwa 5cm jeweils über und unter dem rechten Auge, und der ausdruckslose Blick ließen es kalt und Unbarmherzig wirken. Doch die Kapuze verbarg nicht nur das Gesicht des jungen Mannes, sondern auch ein Headset, dessen Kabel, unter dem Pullover entlang und unter diesem versteckt, zur Gesäßtasche der Jeans führte. Aus dieser zog der junge Mann nun ein schmales Gerät.

„Was Ihr da „technische Errungenschaft“ nennt, findet man bei uns mittlerweile im Museum“, schmunzelte der Professor, dessen ernster Gesichtsausdruck dennoch nicht verschwand.“

„Ich würde mich gerne davon überzeugen, geschätzter Professor, doch dürfte es nicht mehr all zu viele Museen in Ihrem Land geben“, entgegnete sein gegenüber, ebenfalls schmunzelt, aber auch ebenfalls mit ernstem Blick.
 

„Für wahr, unsere Lage ist besorgniserregend.“, gab der Professor schwermütig zu.

„Aus diesem Grund bin ich hier!“, erklärte der junge Mann: „Ihr habt recht, ich bin der, den man „XVI“ nennt. Ich bin Botschafter der „Reborn“, eine Organisation gegründet von denen, die sich von der EU lossagen und nun Verbündete suchen, die uns helfen gegen die EU zu agieren. Wir stünden sehr in ihrer Schuld wenn sie uns helfen würden unser störrisches Volk zu bereinigen.“

Der Professor schien nachdenklich: „Ich habe von dieser Organisation gehört. Mein Assistent Vincent hat davon gesprochen. Doch auch er ist nicht sicher, ob man euch trauen kann.“

„Wir haben den selben Feind.“, sprach XVI.

Dann fiel sein Blick auf Sarena, die ihn emotionslos ansah. Auch das andere Mädchen schaute zu ihm. Sie wusste nicht was sie von ihm halten sollte und wurde wütend. Sie schüttelte sich und wusste nicht was sie denken sollte. Sarena drehte sich weg und ging durch eine Tür. Sie drehte sich noch mal zu dem Mann. Sie beide hatten den gleichen, kühlen Blick. Dann verschwand sie in der Tür und nach kurzer Zeit sah man sie in dem hellerleuchtenden Raum, indem die Apparatur stand. Sie setzte sich auf den Stuhl und das ganze Prozedere, das sie ja schon einmal durch gemacht hatte, begann erneut für Sarena.

Lange unterhielten sich der Professor, der junge Mann und das Mädchen.

„Die Apparatur im Hintergrund war zwar laut, doch sie beachteten sie nicht so sehr. Nur der Junge schaute ab und zu dorthin. Er kannte es nicht und wusste nicht was er davon halten sollte.

„Wie haben sie überhaupt hier hergefunden?“, wollte der Professor wissen. „Ihr Assistent Vincent war wohl doch neugieriger als misstrauisch uns gegenüber. Er stellte Nachforschungen über uns an und trat in Kontakt mit uns. Da es für beide Seiten nur von Vorteil ist beschloss man, mich nach Japan zu schicken um mit Ihnen Verhandlungen zu führen. Vincent gab uns die Wegbeschreibung zu einer Gasse, in der er sich mit mir treffen wollte. Dort wollte er mir weitere Informationen geben, unter anderem den Standort ihres Labors, Professor. Doch noch bevor wir zusammen zu Ihnen aufbrechen konnten, bemerkte uns ein EU-Soldat und erschoss Vincent rücksichtslos. Ich konnte nichts für ihn tun, außer seinen Mörder zur Strecke zu bringen.“

Der Professor blickte traurig auf den Boden: „Vincent...ich habe ihm so oft gesagt, das er zu leichtsinnig ist.“ Auch das Mädchen hatte diese Nachricht schwer getroffen. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und weinte.

„Sein Tod soll nicht umsonst gewesen. Sein Einsatz soll mit einer Kooperation zwischen uns und Ihnen belohnt werden, die die EU nicht nur aufhalten, sondern ein für alle Mal vernichten soll.“, stellte XVI heraus.

„Wenn das so einfach wäre. Unsere Regierung versucht alles, aber sie ist der Übermacht nicht gewachsen! Und wenn sie erst...“, der Professor begann plötzlich zu schweigen.

„Wenn sie was?“, wollte XVI wissen. „...Es heißt, die EU sei bei ihren Plünderungen einem geheimen Projekt auf die Spur gekommen, ein Projekt mit dem Namen „Stunde Null“. Auch hier konnte Vincent seine Finger nicht aus dem Spiel lassen. Ihm gelang es, an Daten über „Stunde Null“ heranzukommen, die er allerdings versteckt hielt. Nur er und seine Tochter wissen, wo sich die Daten befinden. Angeblich handelt es sich bei dem Projekt um...“, weiter kam der Professor nicht.

Plötzlich fielen Schüsse. Ein Armee-Trupp kam in das Labor gestürmt und zielte mit den Waffen auf das Mädchen wie auch auf den Professor. „Gehen Sie in Deckung Professor“, rief XVI und wich zurück in den Schatten des Raumes. Ihn hatte der Armee-Trupp nicht bemerkt. Der Professor und auch das Mädchen sahen sich den Soldaten ausgeliefert. Diese legten die Beiden in Fesseln und führten sie ab. XVI blieb verdeckt im Schatten. Es würde keinen Sinn machen die Eindringlinge anzugreifen, wenn sie den Professor und das Mädchen als Geisel hätten. Er folgte den Soldaten unauffällig nach draußen, wo sie die Geiseln einkreisten. „So so, dass soll also eure Geheim-Waffe sein?“, lachte der Befehlshaber des Trupps höhnisch und sah den Professor mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen an. „Eine Göre ist der ganze stolz eurer Verteidigung?“ Auch die anderen Soldaten begannen nun zu lachen.

Aus seinem Versteck heraus konnte XVI die Worte deutlich hören, doch wusste er nichts damit anzufangen: Geheim-Waffe? Stolz der Verteidigung? Worum ging es hier?

Der Befehlshaber ging auf das Mädchen zu, das sich verängstigt an den Professor klammerte: „Na meine Kleine, willst du nicht meine Geheim-Waffe sehen?“

Obwohl er die ihm fremde Sprache nicht verstand, wusste der Professor instinktiv was nun folgen sollte. Er schubste den Befehlshaber von den Mädchen weg, der ihn wiederum im Gegenzug mit einem Faustschlag zu Boden schlug. „Alter Narr!“, schrie dieser, zog seine Waffe und richtete sie auf den Professor, nur um sie darauf von dem Mädchen aus der Hand getreten zu bekommen. „Störrisches Biest, du wagst es?“ Der Befehlshaber holte zu einer Ohrfeige aus, bis er auf einmal inne hielt: Das Mädchen hatte eine metallische Kugel in der Hand. „Was zum...?!“ Ein helles Licht umgab das Mädchen, das plötzlich zu schweben begann. „Das, das ist ein Dämon!“, schrie einer der vor Panik erstarrten Soldaten, legte an und feuerte mehrere Kugeln seines Gewehres in den Körper des Mädchens, das darauf leblos zusammen sackte.

Stille.

„Idiot! Wir sollten sie lebendig abliefern! Wer hat dir befohlen zu schießen!“ Wütend drehte sich der Befehlshaber zu dem Schützen, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen: „Ich reiße dir...!“, wieder geriet er ins stocken. Er erblickte denjenigen, der die Schüsse abfeuerte: Blut rann aus seinem Hals, in dem ein kleines spitzes Metallstäbchen steckte. Der Schütze röchelte noch ein letztes Mal, bevor er tot zu Boden viel. Panisch blickten sich die Soldaten um, als ein junger Mann mit Kapuze aus dem Schatten trat. Er hielt ein seltsam verziertes Kästchen in der linken Hand.

Profession

Sarena war fertig und übernahm wieder eine Kugel. Sie schaute ich um und es kam ihr merkwürdig vor, das niemand mehr anwesend war. Sie betrat wieder den Raum, der bis eben noch von 3 Leuten bevölkert war und schaute sich den Boden genau an, auf dem sie mehr Spuren entdeckte, als existieren sollten. Sarena drehte sich zum Eingang und schaute mit ihrem kalten Augen in die tiefe Dunkelheit des Flures.

Draußen angekommen sah sie den Armee-Trupp, der eben noch im Labor war. Sarena war verwirrt, der junge Mann stand umzingelt von ihnen in der Mitte und das Mädchen lag regungslos auf dem Boden. Der Professor lag neben dem Mädchen und weinte.

Die Soldaten erblickten Sarena.

„Verzeih dich Puppe, sonst töten wir dich so wie die andere!“

Abfällig schaute der, der gerade gesprochen hatte hinüber zu dem Mädchen und dem weinenden Professor. Sarena guckte unbeeindruckt zu dem Sprecher und erhob langsam ihre rechte Hand gegen ihn. Sie richtete sie gegen sein Gesicht und änderte ihren Blick nicht im geringsten. Der furchtlose Soldat kam zu ihr und stellte sich genau an die Handfläche des eigentlich niedlichen Mädchens.

„Was möchtest du tun?“

Doch Sarena schaute plötzlich zu ihm und man sah ein ganz kleines Lächeln auf ihren Lippen. Da sah man wie ein Lichtstrahl aus der Hand entweichte und dem Soldat mitten ins Gesicht traf. Man hörte nichts, man sah nur eine Rauchwolke und als sich diese auch legte sah man nichts, nur die Kopfbedeckung des Soldaten. Sarena schaute dann zu den anderen, die voller Angst da standen. Sie ließen alles fallen und liefen so schnell die konnten. Doch Sarena richtete nun ihre rechte Hand in die Höhe und schoss wieder ein Lichtstrahl hinauf. Dieser prallte genau auf die laufenden Soldaten.

In einer stillen Sekunde schaute der Professor und auch der junge Mann zu Sarena. Diese schaute aber zu Boden und richtete langsam die rechte Hand auf das am Boden liegende Mädchen. Der Professor wich von der Seite des Mädchens und hatte weiterhin Tränen in den Augen.

Der Junge kam auf sie zu und legte seine Hand auf ihre aufgerichtete Hand und versuchte sie sanft runter zu lassen. Sarena schaute ihn ausdruckslos an. In einem kurzen Augenblick überlegte Sarena nun die Hand auf ihn zu richten, doch sie drehte sich nur schweigend weg und ging in Richtung Stadt, die eigentlich nur noch ein zertrümmertes Schlachtfeld darstellte.

Der Professor kam mit kleinen Schritten wieder auf das regungslose Mädchen zu und strich ihr mit seiner zitternden Hand durch dunkles Haar. XVI ging auf die beiden zu. Man konnte sehen, wie der Professor versuchte das leblose Mädchen hochzuheben, es aber nicht schaffte. XVI fasste den alten Herrn an die Schulter und schaute ihn verständnisvoll an. Dann kniete er sich zu dem Mädchen und nahm es auf.

Im Labor angekommen bat der Professor XVI ihm in einen Raum zu folgen, in dem er das Mädchen in ihrem Bett niederlassen konnte. Daraufhin setzten sich beide in einen Nebenraum mit antiken Möbeln, wie einen Tisch und einigen Stühle.

„Möchten Sie auch eine Tasse Tee?“, fragte der ältere Herr niedergeschlagen. XVI willigte wortlos ein.

Nachdem sie sich beide gegenüber saßen mit einem schwarzen Tee, liefen dem Professor plötzlich Tränen über die Wangen.

„Hina war noch so jung. Sie sind alle noch so jung.“

Nun schaute er kurz auf, bevor er weiter berichtete.

„Alle meine Kinder tragen den Schutz Japans in ihrer Hand. Ich schaffte es aus talentierten Mädchen die mächtigsten Geheimwaffen der Welt zu entwickeln. Doch sind sie nicht unverwundbar.“

XVI hörte dem Professor interessiert zu.

„Wie soll ich mir das vorstellen? Mädchen als Geheimwaffen?“

Darauf stockte der Professor kurz, da er eigentlich vermutete, dass XVI ohne fragen kooperieren würde. Aber nach einer kurzen Pause setzte er wieder, auf die Frage antwortend, ein.

„Diese Mädchen wurde von mir auserwählt. Sie haben die Macht Japan, und die Welt, zu beschützen oder zu stürzen. Jede Einzelne von ihnen wurde von mir umgebaut. Ich machte ihr Leben lebenswerter und anschaulicher. Alle inneren Organe wurden durch maschinelle Apparaturen ausgetauscht. Darauf folgte das Äußere. Ihr Haar wird nie dünner, ihre Haut bekommt keine Falten, alles ist perfekt. Dafür müssen sie nur auf uns aufpassen. Ja, nur auf uns aufpassen…“

XVI konnte nicht glauben, was er da gerade hörte. Das „perfekte Leben“? Was für eine Bestie. Der Professor aber ließ nun seinen Kopf sinken.

„Nur eine, meine Sarena, ist nicht so, wie sie sein soll. Ich habe es schon so oft versucht wieder zu reparieren, doch es wird nichts. Vorerst war sie ein liebes und immer lächelndes Mädchen, doch nun zeigt sie gar keine Emotionen mehr.“

Er stand auf, ging zur Tür, von der aus man in Hinas Zimmer schauen konnte.

„Sie wollte ihre eigene Schwester töten…“

Wieder schüttelte er den Kopf.

„Ich verstehe das nicht. Sie ist meine Nummer eins, doch sie dankt mir nicht einmal dafür, sie lässt alles eiskalt, was ich für sie getan habe. Sie ist ein Monster, ein krankes Monster.“

Sinkend, vergrub der Professor sein Gesicht in seinen alten, zittrigen Händen. Er sah nun aus wie ein Kind, das sein ersehntes Spielzeug verloren hatte. Er lag zusammengekauert an der Wand und weite.

XVI stand auf und wollte gehen. Welch ein Unmensch, dachte er sich und wollte gerade aus der Tür gehen, als ein kleines Mädchen mit blonden Locken und eisblauen Augen ins Labor gehopst kam.

„Onkel Prof? Onkel Prof! Wo bist du nur? Ich will dir doch erzählen, wie es heute war mit dem Krieg spielen.“

Erschrocken schaute XVI zu der kleinen hinunter, sie konnte nicht älter sein als 8 Jahre. Er schüttelte den Kopf und lief förmlich aus dem Labor. Es war fast so, als ob er mitschuldig wäre, wenn er weiter in diesem Labor bliebe. Draußen schnappte er nach Luft.

Dance with the death

An einem einsamen Platz im Wald saß Sarena an einen Baum gelehnt. In ihrem Schoß lag der schlafende Kopf eines Pferdes. Sie strich ihm sanft über seine Nüstern. Die Stute wirrte leise und zufrieden auf und Sarenas Lippen formten ein leichtes Lächeln. Man sah ihr eigentlich nicht an, dass es nur noch drei Beine hatte. Seit dem Tag, an dem Sarena sie in einer dunklen Gasse fand und es schaffte, ihre klaffende Wunde so zu versorgen, dass sie nicht sterben musste, waren sie unzertrennlich.

„Sarena, was machst du denn hier?“

Eine schrille Stimme drang durch den ruhigen Wald. Die Stute wollte auffahren, doch Sarena hielt sie sanft ihn ihrem Schoß. Das Mädchen kam langsam auf sie zu. Die braunen, glatten Haare vielen in ihr helles Gesicht und ihre dunklen, braunen Augen brachten dies noch mehr hervor. Sie schien auch noch sehr jung zu sein, schätzungsweise 14. Sie setzte sich zu Sarena an den Baum und lächelte sie an. Dann schaute sie zu dem Pferd und kreischte.

„Ist das süß!“

Sarena schüttelte nur gelangweilt den Kopf, es beruhigte das Pferd und schaute strikt in die andere Richtung.

„Hey Sarena sprich doch mit der kleinen Rosiella, ich hab dich doch lieb!“, dabei schmiegte sie sich an Sarena und schaute in den Himmel, als plötzlich der Boden zu beben begann.

Ein ganzes Heer Soldaten durchstreiften den Wald und nahmen keine Rücksicht auf Bäume, Pflanzen oder ähnliches. Aus einem Ruck sprang Sarena auf und machte sich in die Richtung auf, aus der die Panzer und Soldaten marschierten. Auch die kleine Rosiella folgte ihr, nur noch das Pferd blieb da und schaute beiden hinterher.
 

Eine ganze Weile war XVI nun unterwegs. Er hatte es bei dem Professor nicht länger aushalten können und ging ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen durch die zerbombten Straßen der größtenteils in Schutt und Asche liegenden Stadt. Nur die Worte des Professors begleiteten ihn. Sie beschäftigten ihn noch lange. „Jede Einzelne von ihnen wurde von mir umgebaut. Ich machte ihr Leben lebenswerter und anschaulicher. Alle inneren Organe wurden durch maschinelle Apparaturen ausgetauscht. Darauf folgte das Äußere. Ihr Haar wird nie dünner, ihre Haut bekommt keine Falten, alles ist perfekt. Dafür müssen sie nur auf uns aufpassen. Ja, nur auf uns aufpassen…“

Das Beben des Bodens riss XVI aus seinen Gedanken. Er sah einer scheinbar alles niederwälzenden Welle von Soldaten der EU gegenüber.

Die Soldaten erblickten plötzlich Zivilisten in ihrer nahen Umgebung, sie konnten nicht wissen was sie erwarten würde. Angriffsbereit richteten sie ihre geladenen Gewehre auf Sarena und Rosiella, die sich seitlich auf sie zu bewegten und auch auf den sich frontal nähernden XVI.

Sarena bemerkte die Angriffsposition und blieb plötzlich in ihrer Bewegung stehen. Dann richtete sie die rechte Hand gegen die auf sie zielenden Soldaten. Rosiella hingegen erhob beide Hände, fiel auf die Knie und schloss die Augen. Misstrauend schaute Sarena zu ihr hinunter als Rosiella plötzlich von Rauch umschlungen nicht mehr zu erkennen war. Kurz darauf erhob sich Rosiella mit einer eisernen Rüstung, die dem Harnisch eines Samurais ähnelte, aus dem Rauch. Sie stellte sich schützend vor Sarena und lachte auf.

„Ihr könnt mir gar nichts mehr, ich bin nun eins mit dem Samurai Tento-Maku, der mich mit seiner eisernen Rüstung schützt und ...“

Plötzlich Stille. Rosiella lag regungslos auf dem Boden. Aus ihrem Kopf rann Blut, denn dort traf sie der tödliche Schuss des Schützen. Sarena schaute vor sich auf den Boden, da sah sie in die strahlenden Augen des kleines Mädchens, das bis eben noch so stolz von ihrer Verschmelzung prahlte. Obwohl der Professor sie wohl mit einem perfekten Leben ausgestattet hatte, verloren es die jungen Mädchen nach und nach. Sarena schüttelte den Kopf, denn diesen lebenslustigen Kindern wird in den Kopf gesetzt, dass sie unheimlich stark sind und keine Furcht haben müssen. Doch Rosiella wie auch Hina mussten erfahren, dass der Schein trügt.

Durch einen stumpfen Schlag wurde sie in das Hier und Jetzt wieder zurückversetzt. Der Schütze fiel wie ein plumper Sack zu Boden. XVI hatte mit einem regelrechten Schwarm seiner metallischen Stäbchen alle Sehnen des Opfers durchtrennt. Die Soldaten schauten ungläubig zu XVI, doch Sarena war von dieser lautlosen Angriffsweise relativ begeistert. Da begann der Angriff der wutentbrannten Soldaten auf XVI. Dieser schaffte es mit gekonnten Bewegungen den Angreifern auszuweichen und traf sie immer präzise mit seinen todbringenden Geschossen. Während die Soldaten weiterhin auf XVI auswaren, schlugen auch Patronen neben der immer noch dastehenden Sarena ein. Sie strich sich mit ihrer linken Hand durch das Haar, als eine Geste der Gleichgültigkeit. Daraufhin trat sie auch ins Geschehen ein. Sie packte den Arm eines vorbeilaufendes Soldaten und drehte sie ihm so stark auf dem Rücken, dass er vor lauter Schmerzen schrie. Dann packte sie seinen Kopf und stemmte ihr Bein gegen seinen Rücken und zog dann so stark, dass sie es schaffte ihm seine Wirbelsäule zu brechen.

Nun war es XVI, der Sarena trotz seiner Ausweichmanöver nicht aus den Augen lies und so von ihrem kaltblütigen Angriff positiv überrascht worden war. Er ging in den Nahkampf und versuchte sich zu ihr durchzukämpfen. Dazu positionierte er seine Stäbchen so zwischen den Fingern seiner zu Fäusten geformten Hände, dass die Spitzen blutende, tödliche Wunden hinterließen, während er eine Soldaten nach dem anderen nieder schlug.

Auch Sarena, die jeden Soldaten zu Boden brachte, der sich ihr näherte, bemerkte das XVI tödlich, genaue Kombinationen an den Tag legen konnte. Nach weiteren Kampfauflagen standen sie nun Rücken an Rücken. Sarena war gerade dabei, einem Soldaten das Genick zu brechen, während dessen XVI einem anderen in die Rippen trat. Beide harmonierten in diesem Kampf wie Yin und Yang. Bewegte sich XVI einen Schritt weiter so wandte sich auch Sarena elegant und doch kraftvoll in die gleichbleibende Richtung.

Nach einem harten Kampf kam es zum Ende, als nur noch zwei von den ehemals bis zu 40 Soldaten auf dem Schlachtfeld standen. Beide umzingelten angsterfüllt XVI. Einer richtete eine Waffe auf ihn, der andere schlich sich heimlich an ihn heran. Plötzlich fiel der schleichende Soldat zu Boden, denn Sarena hatte ihm mit einem gezielten Tritt sein Steißbein zertrümmert. XVI durchbohrte mit seinen Stäbchen das Herz des vor ihm stehenden Angreifers und tötete, durch eine präzise Drehung, mit einem letzten Wurf seiner sehr spitzen Geschosse den am Boden liegenden Soldaten. Eine kurze Zeit rührte nur der Wind die Äste der Bäume alles andere war still. Dann wandte sich XVI in die Richtung der leblosen Rosiella und kniete sich neben ihr zu Boden, Sarena aber wandte sich ab. Der verwirrte XVI verstand es nicht, eben war sie noch wutentbrannt durch den Verlust ihrer Schwester und jetzt totale Ignoranz. Er richtete sich auf.

„Sarena, was soll das? Wenn du Gefühle zeigst, heißt das nicht das du schwach bist!“

Diese Worte schallten unbeantwortet durch den Wald. Sarena blieb stehen und drehte sich abfällig zu XVI. sie warf den Kopf in den Nacken, dabei wehte ihr zerzaustes Haar im Wind.

„Schwester? Ha! Wir sind nur bedeutungsvolle Opfer der Regierung und der Wissenschaft.“, sprach sie kaltklingend. Was XVI plötzlich auffiel war das fehlen seines Headsets, er jedoch die Worte Sarenas verstand, da sie nun in seiner Muttersprache sprach. Er kam zu ihr und legte seine Hand sanft auf ihre Schulter. Sie drehte den Kopf zu ihm und schlug die Hand ab.

„Wieso? Wieso hast du dich mir nicht vorher geöffnet?“

„Warum sollte ich, ich bin nur eine Last der Erde, sonst nichts, nichts als eine todbringende Last dieser Welt.“

Fasziniert von ihren Worten schaute XVI ihr eine Weile nach, wie sie im Wald verschwand, um ihr kurz darauf zu folgen.

Sarena ging mit ihrem emotionslosen Gesichtsausdruck in die Richtung aus der sie mit Domenica gekommen war, in Richtung wo sie ihre liebe Stute da gelassen hatte. Sie hatte zwar bemerkt, dass XVI ihr folgte, doch das schien sie nicht zu stören, sie lächelte sogar ganz sanft.

In der Ferne konnte sie schon die Stelle sehen, doch irgendwas war anders. Eine Gestalt stand an dem Platz und richtete die Hand auf den Boden. Je näher Sarena und XVI der Stelle kamen, desto deutlicher zeigte sich das Szenario. Sarenas Pferd lag immer noch am Boden und ein Mädchen, mit der gleichen Apparatur an der rechten Hand wie Sarena zielte auf das hilflose Wesen.

„Keine Angst Pferd, das wird nicht lange wehtun...“, hörte man das Mädchen eintönig sprechen. Plötzlich sah XVI wie Sarena lossprintete. An ihrem Ziel angekommen, schlug sie die Hand des Mädchens zur Seite und schaute sie böse an. Daraufhin kniete sie sich hinunter zu dem Tier und strich ihm sanft über die Nüstern. Es erwiderte die beruhigende Geste mit einem leisen und zufriedenem wiehern. Das Mädchen beobachtete Sarena und lachte auf, als es sah wie sich das Pferd und Sarena vertrauten.

„Na, hat die Missgestalt ein ebenwürdiges Wesen gefunden? Du bist erbärmlich Sarena.“

Sarena stand schweigend auf und schaute sich suchend um, vielleicht suchte sie nach XVI. Da wurde der Spott des Mädchens noch größer.

„Was willst du eigentlich auf dieser Welt? Du behinderst uns alle nur. Wir alle sind perfekt nur du besudelst unseren Ruf als Retter der Welt. Lass es endlich zu, stirb. Der Professor wollte es in geraumer Zeit eh dein Leben beenden.“

Das war zu viel für Sarena. XVI kam zu den dreien und sah wie ein Kampf zwischen Sarena und dem Mädchen sich ausbreitete. Sarena war irgendwie anders. Sie strahlte eine Wut aus, wie sie XVI noch nie gesehen hatte. Er kam näher und kniete sich schützend zu dem Pferd, dass sich gleich an ihn schmiegte. Weiter beobachtete er die Situation, die sich immer weiter zuspitzte.

Vorerst sah man dem Mädchen an, dass sie vorsichtig gegenüber der Natur kämpfte, doch als sie merkte, dass Sarena stärker war, als sie annahm, musste sie ihre Kraft verstärken und wurde immer grober. Ein Lichtschuss aus ihrer Hand traf beinahe das Pferd und XVI, doch Sarena war schneller und blockte die geballte Kraft aus Licht mit einem gezielten Gegenschlag. Daraufhin nahm das Mädchen ihre Kugel und legte sie in die Apparatur der rechten Hand. Sie leuchtete auf und aus dem Strahl entstieg das Mädchen mit gepanzerten Beinen. Als sie vor Sarena stand sah es XVI genauer. Er erblickte die von Stahl umgebenen Beine des Mädchens, sie strahlten in der Sonne, die durch die Baumkronen drang. Die Apparaturen an ihren Beinen fingen plötzlich an zu agieren als das Mädchen auf Sarena zulief. Auch wenn es aussah als ob es massiver, schwerer Stahl wäre, konnte das Mädchen schnell sprinten und hoch springen. Sie sprang auf Sarena zu, die sich mit einer Hechtrolle gezielt aus der Landestelle entfernen konnte. Während Sarena sich versuchte schnell aufzurichten, war das Mädchen wieder in der Luft und sprang auf Sarenas Gesicht zu. Knapp konnte sie entkommen, indem sie einen eleganten Flickflak rückwärts ausführte. Nun stand sie wieder auf ihren Beinen. Obwohl das Mädchen sehr schnell und wendig war, hatte Sarena immer die Chance zu entkommen.

Nach einer Weile sah man dem Mädchen an, das ihre Energie langsam dem Ende nahe kam. Mit letzter Kraft machte sie sich zu einem Sprung bereit. Sarena wartete gezielt und ruhig auf den Angriff. Der Aufprall des Mädchens ließ Staub vom Boden aufwirbeln. Als er sich legte sah man Sarena an einem Baum sitzen, darüber war das linke Bein des Mädchens im Baum verankert. Sie versuchte sich zwar zu befreien, doch es gelang ihr auf anhieb nicht. Da nahm Sarena das eingeklemmte Bein mit ihrer rechten Hand in den Griff. Ein freches Grinsen bildete sich auf den Lippen Sarenas.

„Soll ich dir helfen?“

Da erschien ein Lichtstrahl aus der rechten Hand Sarenas, der das Bein des Mädchens umschloss. XVI hörte einen lauten, schmerzerfüllten Schrei. Als er den Schrei lokalisierte, sah er das Mädchen am Boden liegen. Ihr linkes Bein war abgetrennt und die Wunde blutete stark. Der Boden unter dem Mädchen auf dem sie lag verfärbte sich rasch rot und Sarena stand triumphierend über ihr. Sie richtete ihre rechte Hand auf sie.

„Mach dir keine Sorgen Vivien, es wird nicht lange weh tun, dann erlöst es dich von deinen leiden!“, sprach Sarena mit Worten, die XVI nur mit seinem Headset verstehen würde. Das Mädchen erschrak, denn das waren die Worte die sie eben an das Pferd richtete.

„Sarena, lass mich leben, bitte! Ich bin doch eine von dir!“

Diese Aussage machte Sarena noch wütender und eine Lichtkugel formte sich am Ausgang der Apparatur. Doch da spürte Sarena eine Hand auf ihrer Schulter. Sie senkte die Hand langsam und drehte sich zu XVI. Daraufhin ging sie schweigend an ihm vorbei und kniete sich an ihrem Pferd herunter. Sie rieb ihren Kopf an dem des Pferds und stand dann wieder auf. Sie drehte sich zu dem staunenden XVI, der Vivien in die schmerzerfüllten Augen schaute.

„Gehen wir?“, fragte Sarena wieder in seiner Muttersprache. Vivien streckte ihm hilfesuchend die Arme entgegen und schaute ihn mit tränenerfüllten Augen an. Vorerst streckte er seine linke Hand aus, doch dann zog er sie zurück und drehte sich schweigend um. Er sah zu Sarena und nickte leicht.

Sarena schaffte es, das Pferd schmerzlos zu stützen und sie brachte es in einen, von Moos und Laub bedeckte Unterkunft. Dort ließ sie es auf dem Stroh nieder und küsste es sanft auf die Stirn. Sie erhob sich und kam zu XVI zurück. Sie blickte ihn ausdruckslos an und nickte dann in Richtung Osten. Er wusste zwar nicht, doch er stimmte mit einem Nicken ein. Sie gingen zusammen in den Osten, entgegensetzt ging im Westen gerade die Sonne unter. Der Schimmer der leuchtend roten Sonne warf lange Schatten vor die beiden, die ohne ein Wort zu wechseln ihren Weg gingen.

In weiter Ferne konnten beide das Labor erkennen. XVI erkannte endlich das Ziel, das Sarena vor ihren Augen hatte. Auch wenn er sie noch nicht lange kannte, er wusste, was sie tun würde.

„Warte!“

Sarena drehte sich weg von XVI und war auf dem Weg in das Labor. Er aber konnte sie noch gerade am Arm ergreifen und zu sich drehen. Sie schaute ihn leicht verwundert an, er aber schaute zu Boden.

„Er hat dir zwar deine Menschlichkeit geraubt, aber du darfst trotz alle dem kein Unmensch sein!“

Sarena schaute ihn weiterhin ein wenig verwundert an, dann stemmte sie sanft ihren Zeigefinger unter sein Kinn und hob seinen Kopf sanft an. Daraufhin drehte sie seinen Kopf vorsichtig zur Seite und hauchte ihm ins Ohr.

„Ich will den Professor nicht töten, ich will ihn leiden lassen, so wie er mich leiden lässt!“, sagte sie mit einer knisternden Stimme, wendete sich elegant von ihm ab und betrat das Labor. XVI schaute ihr nach und sah sie langsam im Schatten der hohen Wände verschwinden. Er ging ein paar Schritte, ohne sich jedoch all zu weit vom Labor zu entfernen und gelangte in ein kleines, angrenzendes Waldstück. Hier waren die Schäden, die die Angriffe der EU angerichtet hatten, nicht so gravierend, wie in anderen Teilen der Stadt und des Landes. XVI setzte sich auf einen Baumstumpf, um sich ein wenig zu entspannen; war doch so viel in den letzten beiden Tagen geschehen: Ermordete Wissenschaftler, die geheimen Projekten nachspionieren, junge Mädchen, die zu perfekten Kampfmaschinen umgebaut werden und sie: Sarena. Obwohl er sie erst an diesem Tag kennen gelernt hatte, sie kaum ein Wort mit ihm sprach und völlig emotionslos zu sein schien, übte sie doch eine unheimlich starke Anziehungskraft auf ihn aus. Aber auch sie war ja eine von jenen Tötungswerkzeugen der japanischen Regierung...

XVI war verwirrt. Plötzlich holte ihn ein Funkeln aus seinen Gedanken, welches seine Aufmerksamkeit an sich riss. Als er dessen Herkunft genauer untersuchte, fand er etwas, das ihm bei seiner Aufgabe noch sehr hilfreich sein könnte: Ein Motorrad.

Es war eine schwarze, sportliche Maschine, dessen Ränder mit Rot und Weiß abgegrenzt waren. Dazu waren noch einige Teile verchromt, was dem sportlichen Aussehen noch eine gewisse Eleganz verlieh. Sie schien so, als wenn sie für extrem hohe Geschwindigkeiten ausgelegt wäre und sich auch noch in einem funktionstüchtigen Zustand zu befinden. Lediglich einige Dellen und Beulen in der Verkleidung und im Tank waren an ihr zu erkennen.

XVI entfernte den gröbsten Schmutz und auch einige merkwürdige Blutspritzer, bevor er die Maschine aufrichtet. Zu seiner Verwunderung steckte auch noch der Schlüssel im Zündschluss. Vielleicht wurde der Fahrer während eines Angriffs vom Motorrad geschossen. Das würde zum einen die ungewöhnliche Lage erklären, da man mit einer derartige Maschine nichts inmitten eines Waldes anfangen kann, und zum anderen die Blutspritzer und das noch vorhanden sein des Schlüssels. XVI versuchte die Maschine zu starten und dies schien auch zu gelingen, was den jungen Mann trotz des relativ guten Zustandes des Motorrades doch positiv überraschte. Jedoch schaffte er es nicht ganz sie zum Laufen zu bekommen, weshalb XVI beschloss, sie mit ins Labor zu nehmen, um sie dort wieder fahrtüchtig zu machen.

Wieder vor dem Labor angekommen stellte er die Maschine ab und setzte sich, um sich ein wenig auszuruhen. Das Schieben der nicht gerade leichten Maschine hatte ihn ziemlich angestrengt, denn besonders auf dem lehmigen, hügeligen Boden des Waldstücks war es sehr mühsam, das Motorrad zu bewegen. Immer noch dachte er an Sarena, als er wieder beim Nachgehen seiner Gedanken unterbrochen wurde.

Sarena trat aus dem Labor. Irgendwie fiel es XVI auf, dass sie anders war als zuvor. Sie musste sich ihre Hand vors Gesicht halten, da sie die letzten Strahlen der Sonne blendeten. Daraufhin erspähte sie XVI. Ihre Mimik veränderte sich nicht.

„Was ist denn Sarena? Schau mal was ich ge...“

Doch Sarena legte ihm in diesem Moment den Zeigefinger auf die Lippen: „Schhhh!“

Sie griff vorsichtig nach seiner Hand und zog ihn leicht mit sich in das Labor.

Zuerst führte sie ihn in einen großen Saal mit vielen Betten und einem langen Tisch. Die Bettbezüge waren bestickt mit Zahlen von 1 bis 12. Beim näheren Hinsehen erkannte der immer noch an der Hand von Sarena gehaltene XVI, dass in dem Bett mit der Nummer 8 ein Mädchen lag. Er bewegte sich einen Schritt auf sie zu, doch Sarena hielt ihn zurück. Sie wollte gerade beginnen etwas zu sagen, da durchdrang eine fremde Kinderstimme die Stille des Saales.

„SARENAAAAA! Da bist du ja wieder! Hab dich schon vermisst!“

Ein kleines schwarzhaariges Mädchen sprang ganz plötzlich aus dem Bett und lief barfuß und nur mit einem Nachthemd bekleidet auf Sarena zu. Sie umschloss lediglich die Taille von Sarena, höher erlaubte es ihre geringe Körpergröße nicht. Desinteressiert schaute Sarena auf das kleine Mädchen hinunter, das XVI schon ins Auge gefasst hatte. Sie ließ von Sarena ab und umarmte nun den gutgebauten XVI, obwohl sie ihn nicht kannte.

„ Ich find dich geil!“

Sarena riss die Kleine von XVI und legte ihre Hand über ihren Mund. Sie schüttelte verlegen den Kopf.

„Ignorier´ das...“

„Wieso denn das? All meine Schwestern sagten mir immer, dass heißt »Ich mag dich!«.“

XVI konnte es sich nicht verkneifen und musste leise kichern. Daraufhin kniete er sich zu dem kleinen Mädchen hinunter und setzte sie auf sein stützendes Knie.

„Bleib lieber bei »Ich mag dich!«, hört sich viel besser an.“

Das Mädchen nickte ihm verständnisvoll zu und sprang dann wieder auf. Sarena atmete tief durch und wollte wieder anfangen zu sprechen, da schaffte es das Mädchen wieder vor Sarena zu Wort zu kommen.

„Sag mal, was macht du ihm Schlafsaal Sarena? Du kommst doch nie hierhin.“

Die Hand vor die Stirn schlagend schaute Sarena wütend zu dem Mädchen, jenes aber wandte sich wieder zu XVI.

„Ich bin Elisa, die Schwester von Sarena!“

Nach einer kurzen Pause, in der sich Elisa umdrehte, sprach sie weiter.

„Soll ich dir mal das Labor zeigen? Okay das mach ich mal! Hier sind wir im Schlafsaal. All meine Schwestern haben hier ein Bett und wenn wir mal alle da sind können wir auch an dem großen Tisch alle miteinander essen.“

Diesmal nahm Elisa die Hand von XVI und rannte los. Sarena ging den beiden schweigend hinterher.

Nach einer Weile hatten die 3 fast alle Zimmer des Labors besichtigt, nur noch das des Professors blieb aus. In der ganzen Zeit sprach nur Elisa. XVI, wie auch Sarena waren still. Ab und zu fanden suchende Blicke nach dem anderen immer wieder ihr Ziel. Doch nach einigen Sekunden flohen die geistigen Berührungen wieder. Aber auch andere Dinge waren XVI während der Führung aufgefallen. Selina wie auch Emily, die er von den Erzählungen kannte, waren nicht im Labor und auch der Professor war ihnen nie über den Weg gelaufen.

Im letzten Raum angekommen, in dem des Professors, sah man viele Berichtshefte, mechanische Gerätschaften und viele Notizzettel. Elisa drückte sich an XVI und lächelte.

„Nun sind wir am Ende unserer Führung, hier ist das Labor des Professors. Eigentlich dürfen wir nicht in den Raum...“

Sie wandte sich von XVI ab und wollte nach dem Professor suchen, doch da packte sie Sarena an der Hand und zerrte sie an sich. Sie hob sie auf ihren Arm und brachte sie aus dem Zimmer. Sie brachte sie in ein Nebenzimmer mit Bett und warf sie auf dieses. Dann begab sie sich wieder zu XVI der die schreckliche Entdeckung schon gefunden hatte. Der Professor lag tot hinter einem weiß verkleideten Tresen. Sarena schaute zu dem sich eben erhobenen XVI, der nun verstand, wieso Elisa nicht weiter suchen sollte. Beide drehten sich stumm um und gingen aus dem Raum. Sie schlossen die Tür und schafften es diese so zu blockieren, dass sie nicht mehr geöffnet werden konnte. Elisa stieß nun wieder zu den beiden und sie machten sich auf den Weg. Sie kamen in dem Raum an, in dem alles angefangen hatte. Sarena machte sich zum letzten Mal auf in die maschinelle Apparatur und wieder begann das dröhnen und piepen der Maschinen. Diesmal dauerte es länger als bei den anderen Malen. XVI saß auf einem Stuhl, seine Augen waren geschlossen. Er war vor lauter Erschöpfung, die durch die anstrengende Reparatur des Motorrads hervorgerufen wurde, in den Schlaf gefallen.

Nach seinem Aufwachen entdeckte XVI Elisa auf seinem Schoß, die in seinen Armen schlief. Er strich ihr sanft die Strähnen aus dem Gesicht, die ihr bei jeder kleinen Bewegung immer wieder ins Gesicht fielen. Dann schaute er zu der Maschinerie in der Sarena war. Plötzlich sah man wie Rauch aus der Maschine drang. XVI wollte aufspringen, doch tat es nicht. Der Qualm wurde immer mehr und immer dichter und nach einiger Zeit sah man das die Lampen schneller blinkten und das Piepen immer lauter wurde. Der Elisa in den Armen haltende XVI stand nun auf. Er legte Elisa sanft auf den Stuhl und sprintete los in das Zimmer, das nun voller Schwaden war. Nichts sehend, nichts wissend suchte er nach Sarena. Diese kam nun endlich aus der Maschine, da stolperte sie unglücklich über den auf den Boden krabbelnden XVI. Sarena lag auf den Rücken, während XVI sich zu ihr kämpfte, dabei rutschte er aus und fiel genau auf sie. Nun lagen sie Gesicht an Gesicht und blickten sich tief in die Augen. Ein kurzer Moment der Stille herrschte zwischen beiden. Sarena spürte den sanften Atem von XVI auf ihrer Haut und sie fühlte wie sie Gänsehaut bekam. Seit dem Tag, da sie eine todbringende Maschine war, hatte sie keine menschlichen Eigenschaften mehr und nun sträubten sich die Haare auf ihrer Haut. Sie näherte sich instinktiv seinem Gesicht und schloss die Augen, die auch er geschlossen hielt. Doch dann schreckte sie auf und stand wieder auf ihren Beinen. Verwirrt schaute XVI in ihr leicht errötetes Gesicht. Er musste lächeln und stand kurz darauf auch wieder auf. Sarena drehte sich auf der Hacke um und ging schnell aus dem noch leicht vernebelten Raum. Immer noch lächelnd ging auch XVI aus dem Raum und kam wieder zu Elisa, die nichts von der ganzen Aktion mitbekommen hatte. Langsam öffneten sich ihre Augen und sie erblickte den lächelnden XVI, wie auch die immer noch errötete Sarena, die in einer Kiste wühlte. Freudig sprang Elisa auf und lief zu XVI sie umarmte ihn so weit sie konnte.

„Morgen! Hast du auch gut geschlafen?“

Das kleine lächelnde Mädchen fragte den verwundert schauenden XVI. Dieser schmunzelte sie an und nickte, dabei strich er ihr sanft durch ihr Haar. Sarena hatte dies gesehen und drehte sich um. Sie schritt in Richtung Ausgang ohne ein Wort zu sagen. Erst das hallen der Schritte Sarenas gaben XVI und Elisa das Zeichen, dass sie bereit waren zu gehen. Sarena wusste nicht wieso, doch irgendwie war sie böse auf ihre Schwester Elisa. Was sollte das nur bedeuten? Die sonst so kalte und emotionslose Sarena hatte Gefühle. Erst die Gänsehaut bei XVI und nun der Ärger über Elisa. Sie musste sich kurz schütteln um sich von den gerade gedachten Gedanken zu befreien. Daraufhin bemerkte sie, dass Elisa und XVI hinter ihr waren. Zusammen erreichten die 3 den Ausgang des Labors. Die aufsteigende Sonne blendete sie beim heraustreten und alle hielten sich schützend die Hand vor die Augen um den anderen zu sehen.

Elisa hielt die Hand von XVI, dieser blickte in Richtung seines neu erworbenen Motorrads. Sarena saß auf den Boden und warf ihren Kopf in den Nacken. In den Himmel schauend, schloss sie die Augen und dachte nach. Nach einen Augenblick öffnete sie sie wieder und stand auf. Gerade setzte XVI Elisa auf sein Motorrad, da verschwand Sarena wieder im Labor. Ihre Schritte kamen zum stehen und sie schaute noch Mal hinaus. XVI kam zum Ausgang und lehnte sich an den Türrahmen.

„Sag mal, was machen wir nun Sarena?“

Sie bemerkte die Stimme des jungen Mannes und sie merkte zum ersten Mal nach ihrer Zerstörung des Körpers ihr Herz wieder aufschlagen. Der Versuch ruhig zu antworten missglückte, da sie ein leichtes beben in der Stimme hatte.

„Wir suchen die Tochter von Vincent und zerstören „Stunde Null“!“

Nach diesen Satz drehte sie sich eilig wieder um und sprintete los. XVI war verwirrt, denn er hörte wie Sarenas Stimme bebte und wie sie daraufhin losrannte. Kopf schüttelnd setzte er sich auf seine Maschine und startete sie. Elisa stand fragend neben ihm. Er zwinkerte ihr zu und half ihr beim aufsteigen auf das Motorrad. Daraufhin fuhren beide los in die aufgehende Sonne, die den Himmel wach küsste.

Sarenas Ziel war der Raum, der immer noch ein wenig mit Qualm gefüllt war. Sie erhob ihre rechte Hand und ballte sie zu einer Faust. Sie drückte sie so fest zusammen das sich ihre Nägel in ihre Handfläche bohrten und es begann zu bluten. Ohne sich um diese Wunde zu kümmern suchte sie mit ihren Augen die Wand ab. Sie war aus purem Eisen und mit vielen Titanschrauben verbunden. Ihre Augen wanderten über die Wand wie die Zunge einer Schlange, die immer wieder nach ihrer Beute tastet. An einer Stelle blieb sie stehen. Eine Stelle in der Wand die mit einer „0“ markiert war fiel Sarena ins Auge. Sie ballte wieder ihre rechte Hand zu einer Faust und schlug mit voller Kraft gegen diese Stelle. Plötzlich rollten mehr als 20 Kugeln aus der Öffnung die Dank Sarena nun in der Wand war. Sie hob sie alle auf und legte sie in eine eiserne Schale die auf dem Tisch stand. Diese nahm sie mit sich und verließ den Raum. In dem nebenstehenden Raum kramte sie in einem Schrank nach etwas und fand schließlich eine Umhängetasche, in die sie alle 20 Kugeln füllte. Dazu legte sie einen komisch ausschauenden Stab, den sie zuvor aus der Kiste gekramt hatte. Sie hängte sich die gefüllte Tasche auf ihre rechte Schulter und schritt aus dem Nebenraum. Auf dem Weg nach draußen schaute sie in die Zimmer an denen sie vorbeiging. Bei einem blieb sie stehen und dachte einen Augenblick nach bevor sie es dann betrat. In der Mitte des Raumes stehend legte sie ihre Tasche auf einen veralteten Stuhl ab und ging auf das Badezimmer zu. Dort schloss sie die Tür hinter sich und ließ das Wasser in der Dusche laufen. Währendessen streifte sie sich ihre staubige Kleidung vom Leib. Als sie ganz entblößt war, begab sie sich in die Duschkabine. Entspannt ließ sie das Wasser über ihren Körper strömen. Sie wart ihren Kopf in den Nacken um das Wasser nun auch im Gesicht zu spüren. Es war als ob sie sich von dem allen hier reinwaschen wollte. Sie wusch sich und kam nach geraumer Zeit wieder aus der Duschkabine. Sie trocknete ihr Harr und suchte sich aus einem Kleiderschrank Anziehsachen. Eigentlich war es ihr immer egal was sie an hatte, doch diesmal dachte sie immer an XVI und legte das eine oder andere Oberteil wieder zurück. Endlich entschieden zog sie sich Unterwäsche, einen langen schwarzen Rock und ein weißes Hemd an. Da der Rock sie in ihren Bewegungen einschränken würde, riss sie sich am rechten Bein den Stoff bis zum Oberschenkel auf. Das Hemd knöpfte sie nicht zu, sie machte lediglich einen Knoten mit den beiden enden des Hemdes. Frisch ausgerüstet trat sie aus dem Badezimmer, nahm ihre Tasche auf und machte sich nun zum letzten Mal auf den Weg zum Ausgang des Labors, von dem sie getötet worden war.

Mit seiner Maschine und Elisa im Schlepptau machte sich XVI nun auf den Weg. Sein Ziel war das Haus, in dem er die letzten 37 Nächte, die er nun in diesem Land verbracht hatte, schlief. Doch dieses Mal sollte es sein letzter Besuch dort sein, denn wenn es nach ihm ginge, würde er am Liebsten jede Nacht so wie die gestrige verbringen: in der Nähe von Sarena.

Die Maschine täuschte ihn nicht in seiner Vermutung, denn sie war schnell, sogar sehr schnell. In wenigen Minuten – zu Fuß hätte er wohl mehr als eine Stunde gebraucht – erreichte er das Haus, in welches er nach abstellen seiner Maschine eintrat, und sich erst einmal umsah. Er wollte nur noch schnell seine Ausrüstung holen. Doch etwas war anders.

„Passt du kurz auf meine Maschine auf Elisa? Ich muss nur was holen und bin gleich wieder da.“

Elisa nickte zustimmend.

„Aber nur wenn ich dafür einen Kuss bekomme!“

XVI schaute erst verwundert, doch dann nickte er kurz und machte sich auf in Richtung Eingang des Hauses.

„Da bist du ja endlich“, hallte eine Stimme aus dem völlig im Schatten liegenden Raum mit dem Bett, in dem er des öfteren genächtigt hatte: „Tage hatte ich hier auf dich gewartet!“

Als ein Sonnenstrahl durch das schmale Fenster fiel, blitzte kurz langes blondes Haar, welches Teile eines männlichen Gesichtes verdeckte und ein Stück Metall auf. Dann fiel ein Schuss. „Gut, scheinbar sind meine Erwartungen an dich gerechtfertigt. Keine Sorge, deine Ausrüstung ist noch hier - und vollständig. Ich will mir doch nicht selbst den Spaß nehmen.“ Die Stimme lachte höhnisch. „Nun, ich verabschiede mich jetzt, aber wir werden uns bald wieder sehen!“

Das zersplittern des Fensters war die Folge eines Sprunges aus dem selbigen. Der Raum mit dem Bett war nun leer. XVI trat aus der Deckung, in der er noch rechtzeitig, ohne von dem Schuss getroffen zu werden, gehen konnte. Er eilte zum kaputten Fenster, doch niemand war zu sehen. Als nächstes kramte er nach einer Tasche, die er unter dem Bett versteckt hatte. Die Stimme hatte recht, seine Ausrüstung war noch vollständig vorhanden.

Er entnahm der Tasche zwei merkwürdige, schmale Armschnallen. Sie dienten als Halter für die „Nails“, wie er seine tödlich-spitzen Metallstäbchen nannte und von denen er gleich eine sehr hohe Anzahl in die Armschnallen einfüllte. Außerdem waren die Schnallen mit einer Funktion ausgestattet, die Nails nachrücken lies, sobald eine oder mehrere von diesen entnommen wurden, um mit ihnen zu kämpfen. So brauchte XVI während eines Gefechtes nur mit der linken Hand an die rechte und mit der rechten Hand an die linke Armschnalle fassen, um so gleich sechs seiner Stäbchen, jeweils drei pro Hand, bereit zu haben, während zeitgleich wieder sechs weitere von ihnen nachrückten, die wiederum anschließend schnellstmöglich als Waffe dienen könnten.

Nun für den Kampf gerüstet dachte XVI noch einmal über seinen unbekannten Besucher nach. Er beschloss sich erst einmal frisch zu machen, er duschte, machte sich seine Haare und legte sich seine Armschnallen an. Eine saubere Jeans, ein ebenfalls frisch gewaschenes, schwarzes Tanktop und eine nagelneue, schwarze Kapuzenjacke folgten. Er wusste selbst nicht wieso, aber Kapuzen waren nun einmal sein Markenzeichen und er fühlte sich in sauberen Sachen um einiges wohler, als in den Klamotten, die er vorher trug. Diese waren durch die Kämpfe und den Schutt und Dreck der stark, jedoch nicht völlig zerstörten, Stadt nicht gerade zum Ausgehen geeignet.

Es war schon merkwürdig: Trotz des Eindringlings, der auf ihn schoss und plötzlich durchs Fenster verschwand und trotz der Aufgabe, die er für die Reborn – die Organisation, der er angehörte – zu erfüllen hatte, dachte er ans Ausgehen. Während des Krieges, in dem er kämpft und in der aussichtslosen Situation, in der er und der ganze Rest der nicht zu der EU gehörende Welt sich befanden, dachte er ans Ausgehen, ans Ausgehen mit Sarena. Wieder waren XVI`s Gedanken nur bei ihr. Sie war eine Tötungsmaschine, kalt und offensichtlich emotionslos. Aber sie war auch das „misslungene“ Projekt des Professors, sie war nicht wie die anderen. War sie menschlicher? Oder war sie gerade diejenige, die ihre Menschlichkeit völlig verloren hatte? Aber was macht Menschlichkeit aus, und warum sollte gerade er über so etwas Urteilen: Menschlichkeit. Woher sollte jemand wie er über so etwas bescheid wissen. „Jemand“ wie er? ...

Wieder verfingen sich seine Gedanken in Fragen, dessen Antworten er noch nicht kannte. Noch nie war er so von jemandem befangen gewesen, noch dazu in einer so kurzen Zeit. Er konnte es sich nicht erklären, auch nicht, als er mit Elisa auf seinem Motorrad den Rückweg zum Labor antrat; die Tasche mit seiner Ausrüstung als Gepäck, die Armschnallen an den Armen, die saubere Kleidung am Körper und sie in seinen Gedanken: Sarena.

Draußen erblickte Sarena die gerade ankommenden XVI und Elisa. Sie sah wie er ihr vom Motorrad half und die kleine Elisa gleich auf Sarena zulief. Sie wollte sie in den Arm schließen, doch Sarena trat einen Schritt zur Seite und Elisa lief beirrt weiter, bis sie zum stehen kam und anfing zu schmollen. XVI kam zu Sarena und schaute sie verwundert an. Dann aber sprach er wieder ernst.

„Können wir beginnen?“

Sarena nickte zustimmend und gab die Richtung mit dem Ziel Wald an. Elisa lief ihnen nach und hielt sich dann wieder an der Hand von XVI fest.

Dem moosigen Stall sich nähernd, erreichten die 3 endlich das von Sarena erfasste Ziel. XVI hatte seine Maschine mitgenommen auf der sich nach einer gewissen Zeit Elisa es sich bequem gemacht hatte. Durch den unebenen Waldboden war es sehr schwer für XVI Sarena mit der Geschwindigkeit gleich zu bleiben, doch er hielt sich gut. Aber auch Sarena merkte seine geringerwerdende Schnelligkeit und ab und zu schaffte sie es unauffällig auf ihn zu warten.

In den Stall von Sarenas Stute trat sie allein ein. Sie begrüßte es herzlich mit einen lieblichen Kuss auf die Stirn des Pferdes. Dieses wieherte liebevoll und versuchte sich aufzurichten, doch durch das fehlende Bein des Pferdes, war es nicht möglich ohne Hilfe. Da setzte Sarena ihre Tasche auf den Boden und öffnete sie vorsichtig. Das moosige Holz gab dem Gewicht der Tasche nach. In der Tasche suchend, blickte Sarena immer wieder lächelnd zu ihrem Pferd. Da holte sie den merkwürdig, aussehenden Starb heraus und reichte ihn zu der Stute. Bei näherem hinsehen erkannte man das es ein mechanisch, eisernes Bein war, wie für ein Pferd. Sarena hatte eine Prothese für das so liebevolle Pferd geschaffen.

„Leider muss ich dir das antun, was aus mir auch gemacht wurde, wenn du es nicht willst würde ich es verstehen Saphir, doch bitte lass mich dir ein Bein schenken und wieder eine stolze Stute aus dir machen!“

Saphir schaute verwirrt zu Sarena, doch dann sah es so aus als ob es nachdenklich den Kopf auf den Boden legte. Nach einen Augenblick der Stille wieherte Saphir auf und versuchte sich noch ein einziges Mal aufzurichten, was es nicht schaffte. Daraufhin schaute es zu Sarena, die diese Situation wahrnahm und sich an die Arbeit machte. Sie hatte eine Art Werkzeugkasten dabei. Sie setzte sich eine Schutzbrille auf. Man sah viele Funken springen und viele Metallnieten klicken. Nach einer halben Stunde schaffte es nun Saphir sich aufzurichten. Es stand stolz da mit der Prothese, die es dem Pferd nun ermöglichte wieder normal zu leben. Es stemmte sich auf seine Hinterhufe und wieherte erfolgreich. Daraufhin kam es zu Sarena und kuschelte sich fest an sie. Sarena, überglücklich über diesen Erfolg, konnte nur liebevoll zurück drücken.

„Dank Vincent und vielleicht ein wenig wegen mir kannst du nun wieder sein was du immer warst, ein stolzes Pferd.“

Saphir schaute zu Sarena und nickte, als ob das Pferd die Sprache des Mädchens verstand. Dann beugte es sich zu ihr herunter und wies Sarena darauf hin aufzusteigen. Sie tat dies und stürmisch brach Saphir mit Sarena auf ihrem Rücken aus dem morschen Stall. Erschrocken schauten XVI und Elisa zu den beiden, doch diese waren froh und wieder erhob sich Saphir stolz auf seine Hinterhufe. XVI schaute leicht lächelnd zu Sarena, denn in seinen Augen erkannte er das erste Mal eine Emotion, das Gefühl des Stolzes ein Ziel erreicht zu haben. Elisa sprang auf und rannte in Richtung von Sarena und Saphir. Sarena war von ihrem Pferd abgestiegen und schaute zu XVI, dieser sie auch die ganze Zeit mit seinen Augen verfolgte. Elisa umarmte ihre Schwester und schaute zu ihr hinauf, doch auch in dieser Situation blieb sie ohne Gefühl und schaute kalt in die Gegend.

Die Rufe einer Eule holte die drei aus den Gedanken in denen sie versunken waren. Elisa schaute sich suchend um und entdeckte am Boden einen Schatten. Mit den Augen folgte sie den Schemen und entdeckte auf einen Ast hockend eine Schneeeule. Diese blickte auf sie herunter und schnellte in die Dunkelheit. Elisa zuckte zusammen und hielt sich hilfesuchend an XVIs Hand fest.

„DU, lass uns hier bleiben, heute will ich nicht mehr!“

Sarena schaute zu den beiden und schüttelte den Kopf. XVI wusste, dass Sarena kein Gejammer haben wollte. Aber auch verstand er ihre kleine Schwester Elisa, die noch ein Kind gewesen ist und ihren Schlaf brauchte.

„Sarena lass uns wirklich erst morgen aufbrechen. Heute schaffen wir eh nicht mehr viel.“

Sie schaute zu XVI und er erkannte ein leichtes Nicken von Sarenas Seite aus. Er setzte sich auf den Boden und Elisa setzte sich lächelnd auf seinen Schoß. Daraufhin drehte sie sich zu ihm und schloss die Augen. Im Arm liegend waren es nur noch wenige Minuten bis Elisa eingeschlafen war. Mit einigen Ästen und Zweigen unter dem Arm kehrte Sarena nach einer kurzen Abwesenheit wieder. Sie hockte sich gegenüber XVI hin und schaute ihm einen Augenblick in seine wundervollen Augen. Sie strahlten förmlich durch das Mondlicht, welches auf die Lichtung niederfiel. Dabei stellte sie die Äste und Zweige bereit und entfachte ein Lagerfeuer. Nun setzte sich auch Sarena auf den grasigen Boden der Lichtung und spürte wie plötzlich ihr Rücken gestärkt wurde. Saphir machte es sich ganz nah an Sarena gemütlich und legte ihren Kopf in Sarenas Schoß.

Das Knistern des Feuers füllte lange die Stille zwischen XVI und Sarena.

„Raiko!“

Verwirrt schaute Sarena auf und wieder trafen ihre Blicke die strahlenden Augen ihres Gegenübers. Ihr Blick verriet XVI was Sarena fragen wollte.

„Das ist mein wahrer Name, Raiko. XVI bin ich für unsere Organisation, doch vor diesem Leben war ich Raiko, ein ganz normaler Student, der sich noch mit dem Taxifahren Geld nebenbei verdiente. Eines Tages, der Krieg hatte schon einige Tage zuvor begonnen, stieg ein Mann mit deinem schwarzen Anzug und einer großen Aktentasche in mein Auto ein. Nachdem er mir sein Ziel angegeben hatte, fuhren wir los. Plötzlich erfolgte ein weiterer Angriff, und diesmal auf unsere Stadt. Ich reagierte schnell und der Herr kam sicher an. Als er mir das Geld reichte, lag dazwischen ein Zettel. Ich sah ihn mir genau an. Der Herr wollte mich wieder sehen. Zuerst konnte ich es nicht glauben und dachte es wäre nur ein Zufall, doch ich befolgte seine Bitte und kam am nächsten Tag. Nach einer langen Abfrage und langwierigen Tests bin ich nun der, der ich bin. Ein Mitglied der Reborn.“



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