Freiheit... von Saya-Phantom (DiexKyo) ================================================================================ Kapitel 1: Freiheit... ---------------------- Freiheit… Eine große, schlanke Gestalt stapfte alleine und tropfnass durch die regnerischen Straßen Tokios. Heute war aber auch ein verdammt beschissener Tag… Erst klingelte seine Mutter ihn an seinem freien Tag morgens um acht aus dem Bett um ihm zu sagen, dass sie in den Urlaub fliegen würde und er ihre fünf Katzen hüten und ihre Wohnung putzen dürfte, dann fuhr ihm so ein elender Baka in sein parkendes Auto und haute einfach ab und zu guter Letzt musste er sich auch noch mit Kyo streiten. Warum war er jetzt noch mal hier draußen? Ach ja, er hatte Kyo gesucht. Der war ja nach ihrem Streit weinend aus der Wohnung gerannt… Gefunden hatte er ihn allerdings auch nach allem Suchen noch nicht. Jetzt regnete es auch noch in Strömen und zu allem Überfluss hatte er auch noch den letzten Bus verpasst. Der nächste würde erst wieder in zwei Stunden fahren. So musste er nun die etwa fünf Kilometer bis zu seinem Haus laufen, da weit und breit kein einziges freies Taxi zu bekommen war. Wo er so alleine durch den Regen stiefelte musste er wieder an den Streit mit seinem Freund denken. Er war aber auch ein ziemliches Arschloch gewesen. Kyo konnte doch nun wirklich nichts dafür. Und er hatte ihn so verletzt… ~~* Flashback*~~ “Verdammt, Die… Ich hab mir das doch nicht ausgesucht… Ich kannte zwar diesen Großonkel nicht wirklich, aber anscheinend hat er mich in seinem Testament erwähnt, also muss ich nun mal zur Verkündung,” versuchte Kyo seinem Freund nun schon zum dritten Mal die Situation zu erklären, doch stieß er schon wieder auf taube Ohren. “Ach, Herrgott noch mal, Kyo… verarsch mich nicht… du willst doch bloß von mir weg und dir irgendeine neue Bekanntschaft anlachen!”, brüllte der Rothaarige außer sich. “Du verdammter Baka! Was soll denn schon wieder diese Eifersuchtsschiene?! Du hast keinen Grund eifersüchtig zu sein, und das solltest du eigentlich auch wissen! Du weißt, dass ich dich liebe, Die, aber wenn du nicht langsam mal etwas gegen deinen Verfolgungswahn tust, geht unsere Beziehung bald den Bach runter!” Auch Kyos Stimme war nun immer lauter geworden, doch die nächsten Worte waren fast nur geflüstert. “Und das will ich nicht… aber ich muss fahren, Die… Ich würde liebend gern hier bleiben, aber es geht nun mal nicht anders…,” versuchte er verzweifelt den Rotschopf zu beschwichtigen, doch der blockte wieder nur wütend ab. “Ach, hör doch auf… Du liebst mich, klar. Verarschen kann ich mich alleine, verdammt! Fahr doch und vögel dich quer durch Kyoto, ist mir doch egal!”, schrie er in Rage. Klatsch! Der Gitarrist hielt sich die schmerzende Wange und blickte in die mittlerweile tränennassen Augen Kyos. Er erschrak über den Schmerz, der ihm aus den dunkelbraunen Seelenspiegeln entgegen starrte. Doch bevor er zu einer Entschuldigung ansetzen konnte war der Blondschopf schon an ihm vorbei und aus der Wohnungstür gerannt, die mit einem lauten Knall hinter ihm zufiel. “Scheiße!!!”, rief Daisuke verzweifelt und schmetterte das Nächstbeste, was ihm in die Finger kam, an die Wand. Das Klirren von zerspringendem Glas riss ihn aus seinen rasenden Gedanken, und erschrocken über sich selbst blickte er zu Boden. Da sah er erst, was er in seiner Wut an die Wand gepfeffert hatte, was ihn auf einmal wieder ganz ruhig werden ließ. Sein Blick war starr auf die Scherben vor seinen Füßen gerichtet. In dem zersprungenen Bilderrahmen hing ein Foto. Es zeigte einen rothaarigen Mann auf einem Stuhl, ein kleinerer Blondschopf auf seinem Schoß und sie küssten sich. Die lächelte. Das war das erste Bild, was von Kyo und ihm entstanden war, nachdem sie zusammengekommen waren. Toshiya hatte sie heimlich geknipst, wofür er von dem Sänger später einen saftigen Tritt in den Hintern kassiert hatte. “Aaach kuso… Was mach ich denn jetzt… Ich will mich doch nicht immer mit ihm streiten… immer diese Scheiß-Eifersucht! Dass ich mich auch einfach nicht beherrschen kann… Dem Rotschopf stiegen Tränen der Verzweiflung in die Augen. Tränen der Wut über sich selbst. Aus Wut darüber, dass er sich mal wieder nicht unter Kontrolle gehabt hatte und den Kleineren so sehr verletzt hatte. < Ich muss mich bei ihm entschuldigen… und ich muss mich in Zukunft verdammt noch mal zusammenreißen, schließlich will ich nicht, dass er traurig ist…> Mit diesen Gedanken stand er auf, zog sich Schuhe und Jacke über und verschwand aus der Wohnung. ~~* Flashback Ende *~~ ~~***~~ Ein kalter Wind blies der kleinen Gestalt hoch über den Straßen Tokios die verwaschenen blonden Haare ins Gesicht. Der Regen war so plötzlich verschwunden wie er gekommen war, doch auf des Blonden Wangen zeigten sich immer noch Spuren von Nässe, die allerdings nicht durch den Regen hervorgerufen worden waren. Der Blonde weinte. Er weinte, wie er es zum letzten Mal vor 27 Jahren getan hatte, als seine Mutter gestorben war. Danach hatte er sich völlig in sich zurückgezogen und niemanden mehr an sich herabgelassen. Doch… Er musste bitter lächeln, als er an die Zeit damals dachte. Einer hatte es geschafft, diese Maske zu durchschauen. Damals war er noch zur Schule gegangen. Er war 16 gewesen, als er in die 11. Klasse gekommen war, und gleich in der ersten Stunde waren ihm diese feuerroten Haare aufgefallen. Wie das Schicksal nun mal so spielt, hatte er sich auch prompt neben den Rotschopf setzen müssen. Dieser hatte ihn gleich angegrinst und fröhlich begrüßt: “Na, wie geht’s? Ich bin Daisuke, aber Die reicht.” Der Blonde war zuerst zu überrumpelt gewesen, um zu antworten, bis er dann doch noch ein “Kyo desu,” herausgequetscht bekommen hatte. Danach hatte auch sofort der Lehrer das Klassenzimmer betreten, sodass ihre ‘Unterhaltung’ unterbrochen worden war. Doch aus dieser ersten Begegnung hatte sich langsam aber sicher eine Freundschaft entwickelt. Kyo konnte bei der fröhlichen Art des Rotschopfes einfach nicht mehr griesgrämig bleiben, und mit ein wenig Zutun von Kaoru, Toshiya und Shinya hatte Die es tatsächlich geschafft, seine Mauer einzureißen. Mit der Zeit war sich Kyo auch bewusst geworden, dass seine Gefühle für den Älteren weit über eine normale Freundschaft hinausgingen, doch er hatte sich nie getraut seine Gefühle zu gestehen, aus Angst, wieder verletzt zu werden. Erst vor 1 ½ Jahren, als die fünf Dir en grey - Mitglieder das erste Mal seit langem wieder alle zusammen feiern gegangen waren, war es passiert. Der Gitarrist war mit Fahren dran gewesen und hatte Kyo als letztes nach Hause gebracht. Als der Rotschopf vor der Haustür des Vocals gehalten hatte, hatte dieser schon aussteigen wollen, doch war er von einem sanften Griff um sein Handgelenk zurückgehalten worden. “Warte,” hatte der Ältere geflüstert. Verwirrt hatte Kyo sich auf seinen Sitz zurückfallen lassen und die Tür wieder zugemacht. Als Die dann auch noch den Motor abgestellt hatte, hatte er den Roten nur verwirrt angeschaut, und aufgrund dessen träumerischen Blickes hatte sein Herz wie wild angefangen zu schlagen. Er konnte sich noch genau erinnern, was er in dem Moment gedacht hatte. Weiter war er nicht gekommen, denn urplötzlich hatte Die ihn zu sich gezogen und seine Lippen auf Kyos gelegt. Nachdem sie den sanften Kuss beendet hatten, hatte der Blonde sich einfach nicht mehr zurückhalten können. Diese so lange unterdrückten Worte hatten endlich rausgemusst, und so hatte er geflüstert: “Ich liebe dich, Andou Daisuke…” Auf dessen Gesicht hatte sich danach ein strahlendes Lächeln ausgebreitet, was Kyo einen angenehm warmen Schauer über den Rücken gejagt hatte. “Aishiteru mo, Kyo…,” hatte der Rotschopf daraufhin zurückgegeben. Seitdem waren sie nun zusammen. Anfangs hatte der Sänger gedacht, ihm könnte jetzt nichts mehr die Stimmung trüben; so glücklich war er gewesen. Doch mit der Zeit war der Gitarrist immer eifersüchtiger geworden, hatte Kyo ständig kontrollieren wollen. So war es immer öfter zum Streit zwischen ihnen gekommen, immer öfter waren verletzende Bemerkungen seitens des Roten gefallen, was nun letztendlich dazu geführt hatte, dass er hier oben stand. Er blickte hinunter auf die Menschenmassen, die sich in Tokios Straßen drängelten. Ob je auch nur einer von ihnen wusste, wie er sich gerade fühlte? Nein, ganz bestimmt nicht… Bestimmt liefen da unten auch ein paar ihrer Fans. Die hatte doch erst recht keine Ahnung. Die hielten es doch alle nur für Show, wenn er auf der Bühne begann, sich Brust und Arme aufzukratzen, während er sich die Seele aus dem Leib sang. Niemand, wirklich niemand hätte auch nur ahnen können, wie schmerzvoll sein bisheriges Leben wirklich gewesen war. Sie lebten alle in ihrer glücklichen kleinen Welt, doch Kyos Welt war nicht glücklich. Schon als Kind hatte er nur Leid erfahren müssen. Der Blondschopf besah sich die relativ frischen Narben an seinen Armen. Bitter lachte er auf. Und die Tränen liefen weiter seine Wangen hinunter, als er hoch in den Himmel blickte und leise begann zu singen. „Nadaraka na oka no ue… yuruyakani yuki ga furu… todokanai to wakattemo… kimi no heya ni hitotsu… daisuki datta hana wo ima… Ain’t afraid to die… ja, Die… ich habe keine Angst vor dem Tod… was bringt mir das Leben denn noch, wenn du nicht mehr bei mir bist…?” Plötzlich hörte er einen schrillen Schrei von unten und dann die Worte: “Sieh mal, der da oben… der will doch nicht etwa springen?!” Na klasse, nicht mal in Ruhe sterben konnte er… Nach diesem erschrockenen Ausruf der Passantin sammelten sich immer mehr Menschen vor dem für Tokios Verhältnisse sehr kleinen Gebäudes, auf dessen Dach er gerade stand. dachte er ironisch. ~~***~~ “Aach… Kuso… Was mach ich bloß immer… Wieso kann ich mich nicht einmal zusammenreißen? Scheiß-Eifersucht!” Der Rothaarige lief über sich selbst schimpfend durch die Straßen. Als er um die nächste Ecke bog, fand er wenige Meter vor sich eine Menschenmasse. Die Straße war abgesperrt, ein Krankenwagen und mehrere Polizeiwagen standen bereit. “Nanu, was ist denn hier los?”, fragte er mehr zu sich selbst. Ein älterer Mann drehte sich zu ihm um und antwortete: “Da oben auf dem Dach steht ein junger Mann, der sich anscheinend umbringen will.” Die sah nach oben und seine Augen weiteten sich. Nein, das durfte nicht sein. Das durfte einfach nicht wahr sein. Da oben auf dem Dach stand eine kleine Gestalt. Eine Gestalt mit blonden, fast gelben Haaren. Diesen Haarschopf würde er aus tausenden wieder erkennen. “Kyo…,” flüsterte er geschockt. Der Mann schaute ihn verwirrt an. “Kennen Sie den etwa?”, fragte er. Die nickte nur und drängelte sich hastig zur Absperrung vor dem Gebäude durch. Er winkte einen der umstehenden Polizisten zu sich heran, der gerade versucht hatte, Kyo per Megaphon dazu zu bringen, wieder vom Dach zu steigen. “Entschuldigen Sie, aber… könnten Sie mir vielleicht mal eben das Megaphon geben?”, fragte er nervös, blickte immer wieder nach oben.. “Warum denn?”, fragte der Polizist sichtlich verwirrt. “Kennen Sie diesen Mann etwa?” “Hai, und ich befürchte, dass es meine Schuld ist, dass er da runterspringen will…,” antwortete der Rotschopf mit gebrochener Stimme. Der Polizist musterte den Mann vor sich, der schon wieder unentwegt den verzweifelten Blick nach oben gerichtet hatte, genau. Und eben dieser verzweifelte Blick lies ihn weich werden und er hielt dem Gitarristen das Megaphon hin. “Ich hoffe, sie schaffen es, ihn da wieder weg zu bekommen,” sagte er leise. “Und ich erst…,” flüsterte Die. Dann schnappte er sich sogleich das Megaphon und rief mit zitternder Stimme: “Kyo…?!” ~~***~~ . Plötzlich drang eine ihm nur zu bekannte Stimme an sein Ohr. “Kyo…?!” Sein Herz hörte für einen Moment auf zu schlagen. Ganz langsam blickte er nach unten. Und tatsächlich stach ihm sofort ein feuerroter Haarschopf ins Auge. “Bitte, Kyo, tu das nicht…,” flehte die Stimme wieder. Wut stieg in dem Vocal auf. Die ganze angestaute Wut der letzten Monate platzte nun aus ihm heraus, als er schrie: “Tu doch nicht so, als ob es dich interessieren würde, ob ich noch da wäre oder nicht! Du scherst dich schließlich auch nur einen Dreck darum, wie es mir geht! Geh einfach und lass mich in Frieden. Leb dein Leben, mach was du willst, aber OHNE MICH! Ich habe dieses Leben satt! Dieses verdammte Leben, in dem es anscheinend jeder darauf angelegt hat, mich zu verletzen. Gib es doch zu. Auch du hast nur mit mir gespielt. Jetzt hau endlich ab, ich kann dein Gesicht nicht mehr sehen. Geh, und lass mich endlich in Ruhe sterben… Alles ist besser als dieses beschissene Leben!!!” Während dieser Worte war der Rotschopf auf die Knie gesunken. Auch seine Wangen waren nun tränenüberströmt. “Kyo…,” flüsterte er immer wieder, wie ein Mantra; nicht mehr fähig, klare Worte zu fassen. wiederholte er immer wieder in Gedanken. Wieder sah er zu Kyo, welcher wieder stumm weinend gen Himmel blickte. Kurzschlussreaktion. Plötzlich sprang Daisuke auf, setzte sich über die Absperrung hinweg und ignorierte die Schreie der Polizisten, die ihn aufhalten wollten. Er musste zu Kyo. Im Haus angekommen sprintete er, immer drei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe rauf, bis er nach sechs Stockwerken endlich die Tür zum Dach erreichte. Diese riss er gleich auf und stürmte hinaus. Kyo drehte sich erschrocken um, bevor er sich wieder fasste. “Was willst du noch? Lass mich endlich in Ruhe,” zischte er, die geröteten Augen zu Schlitzen verengt. Die blieb wie festgewachsen stehen, als er Kyos wutverzerrten Gesichtsausdruck sah. “Tu das nicht Kyo… ich bitte dich… Ich werde mich ändern, das verspreche ich dir… ich tue, was du willst, nur bitte… bitte spring nicht!”, flüsterte er mit tränenerstickter Stimme. Angesprochener schaute nun mit einem sehnsüchtigen Blick gen Himmel. “Gomen, Die… aber ich kann nicht mehr… ich würde nur ständig wieder mit der Angst leben, dass mich jemand verletzt. Und ich will nicht mehr verletzt werden. Mein ganzes Leben war die Hölle, bis auf einige wenige Augenblicke, die ich auch nicht mehr missen möchte. Besonders Dir en grey hat mir sehr viel gegeben… aber jetzt ist es genug. Ich bin am Ende, ein Wrack… ich will endlich Frieden finden. Verstehst du das nicht? Und das kann ich nun mal nicht mit dir, Die, tut mir Leid…" Der Blondschopf schloss seine Augen. “Kyo…,” flüsterte der Gitarrist wieder. Dieser trat einen Schritt zurück und sagte ebenso leise: “Sayonara… werde glücklich, Die… aishiteru…” Und mit diesen letzten Worten breitete Kyo die Arme aus und lies sich rückwärts in die Tiefe fallen. Stille. Nur noch ein Gedanke. Ein Körper schlägt auf den Boden auf. Bleibt leblos liegen. Eine letzte Träne. Geschlossene Augen. Ein Lächeln. Ein verzweifelter Schrei: “NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIN!!!!!!!!!!” Vorbei. Freiheit… ~** Owari **~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)