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Zuckersüßer Nachgeschmack

Sakura/Sasuke
von

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Komm knutschen, Kleiner!

Es versetzte Sakura Haruno immer wieder aufs Neue ins Staunen, dass in einem Zeitalter, wo jeder Ninja von sich behauptete, der Stärkste weit und breit zu sein, schon ein einziger heißer Sonnentag genügte, und die Krankmeldungen derselben Ninjas stapelten sich auf ihrem Schreibtisch bis unter die Decke.

Eine Arbeitsmoral hatte diese Stadt, tz; es würde Sakura ewig ein Rätsel bleiben, wie Konoha es überhaupt geschafft hatte, die letzten Jahre zu überleben, obwohl seine Beschützer notorische Zuspätkommer waren, faule Drückeberger und süchtige Glücksspieler - und alle waren selbstverständlich durch die Reihe weg krank, wenn die Sonne draußen brütete und die Stadt in einen dampfenden Backofen verwandelte.
 

Was sollte sie dazu noch sagen?
 

Nichts.
 

Denn solange Tsunade die erste war, die morgens ihre Kranmeldung auf den Schreibtisch segeln ließ, konnte Sakura den anderen mit Nichten eine Predigt über Moral und Anstand halten. Nein. Es war ein Spiel des Jammers.

Konoha, die Stadt der Helden, aber wehe, sie würden an einem heißen Sommertag angegriffen. Man stelle sich die Gesichter der Feinde vor, wenn ANBU in Hawaiihemd und Flip Flops angerückt kämen, die Jonins in Badeshorts und Flossen, und die kleinen Genins mit Schnorcheln, Schwimmflügeln und Eis am Stiel. Ha!
 

Als wenn Sakura nicht wüsste, dass ganz Konoha sich in diesem Augenblick am Badesee tummelte und sich gegenseitig mit Bratwurst fütterte und die Frisbeescheiben tanzen ließ.
 

Sie seufzte schwer.
 

Wo zum Teufel war sie eigentlich gewesen, als Gott Egoismus und Nachlässigkeit unter seinen Geschöpfen verteilt hatte, hm? Aber nein, Sakura Haruno musste sich ja unbedingt in der Reihe für Pflichtgefühl noch einmal extra anstellen, und das Schlamassel hatte sie jetzt davon.
 

Sie war der Dorfdepp von Konoha, das war sie. Alle anderen amüsierten sich prima, und sie hielt die Stellung in diesem siedenden Saunahaus, das sich Hauptquartier schimpfte.
 

Gah! Die Hitze war einfach unerträglich. Sakura war froh, dass sie heute früh nur Shorts, ein ärmelloses Shirt und Bikini als Unterwäsche angezogen hatte.

Das einzige Zugeständnis an ihr Kunoichi-Dasein war das Band mit dem Zeichen der Konoha-Nins, das sie zweckentfremdet hatte, um ihr langes rosafarbenes Haar in einem unordentlichen Knäuel zusammenzuhalten.
 

Sollte jetzt ein hochrangiges Mitglied der Gesellschaft in das Büro des Hokagen hereingeplatzt kommen und Konohas berühmte Streitkräfte anwerben wollen, er würde sein blaues Wunder erleben: da saß kein disziplinierter Stab erfahrener Ninjas, die weise mit den Köpfen nickten - sondern nur eine junge Frau, die den sterbenden Schwan auf dem Schreibtisch mimte. Und vor Langeweile einging wie ein Blümchen auf dem Ofengrill.
 

Hach! Wenn doch nur überhaupt *einer* durch die Tür hereinspaziert käme und Sakura vom tödlichen Nichtstun befreien würde.

Einfach unfassbar.

Dreihundert Ninjas gaben sich an einem normalen Arbeitstag die Klinke in die Hand, als sei das Büro des Hokagen ein Taubenschlag - und an diesem Tag hatten sich nur drei von ihnen zum Dienstantritt gemeldet; und Gai und Kakashi Hatake hatte Sakura heute Früh persönlich aus dem Bett geklingelt, weil sie es nicht eingesehen hatte, ganz allein als Notbesetzung im Hauptquartier den Pausenclown zu geben, während alle anderen ihren Spaß am See hatten.
 

Apropos Gai und Kakashi Hatake. Sie hatte die beiden nicht mehr gesehen, seit … nun ja, seit die Jonins sich heute Früh zum Dienstantritt gemeldet hatten.
 

Sakura hob ihren schweren Kopf von der Tischplatte, stand auf und trat um den Schreibtisch herum. Sie schlurfte durch die Gänge des Hauptquartiers, vorbei an Schreibtischen und hohen Bücherregalen. Sie ging nicht sehr schnell, ließ den Blick über verwaiste Bürostühle schweifen und wirkte insgesamt ziemlich lustlos.
 

Sie war wirklich extrem unterbeschäftigt. Für ein Arbeitstier wie Sakura Haruno war das pures Gift, und sie hoffte, irgendwo in den Gängen Kakashi für eine kleine Plauderei aufzutreiben.
 

Notbesetzung zu sein hieß nämlich, man hockte den lieben langen Tag auf seine vier Buchstaben und wartete darauf, dass ein Notfall eintrat. Da aber Konoha inklusive Ninja und ANBU im heimischen See planschte, war der einzige Notfall weit und breit akute Langeweile.
 

Oder auch nicht.
 

Ausgerechnet *im* Hauptquartier, eine Etage unter Sakura Haruno, bahnte sich ein kleines Drama an.
 

Das schöne Biest von Konoha war kurz davor, das tote Biest von Konoha zu werden, zumindest wenn es nach Kakashi Hatake ginge.
 

Kakashi hatte es sich in dem Aufenthaltsraum mit einer älteren Ausgabe von ‘Icha Icha Paradise’ gemütlich gemacht - er hatte jedenfalls versucht, es sich gemütlich zu machen, doch die Hitze ließ jede Sitzposition, die nicht in der Nähe vom Badesee war, zu einem Akt der Verzweiflung ausarten.

Das Fenster hinter ihm stand speerangelweit offen, doch der Abkühlungseffekt war gleich null. Kakashi, der beide Beine bequem auf dem ramponierten Esstisch gelegt hatte, war überzeugt davon, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein konnte, bis er einem Hitzschlag erliegen würde.

Am besten nicht mal den kleinen Finger rühren, dachte er, während er sich vorsichtig zurücklehnte, die Augen schloss und sich seelisch darauf vorbereitete, gleich dahinzuschmelzen wie Butter in der Sonne.

Verdammte Sakura.

Wenn er gewusst hätte, welchen Besen er da vor ein paar Jahren in seinem Team herangezogen hatte, er hätte sie noch am ersten Tag von der Brüstung geschubst.

Aber nein. Er musste sich ja weich klopfen lassen.

Und als sie heute Früh mit Kulleraugen an seiner Tür gekratzt hatte, wie hätte er da nein sagen können? Wie hätte überhaupt irgendjemand auf diesem Planeten Sakura Haruno eine Bitte abschlagen können, wenn sie einen so liebenswürdig und hilflos anblinzelte?
 

Es war eine Verschwörung.
 

Es war eine verdammte abgekartete Verschwörung, dessen war sich Kakashi sicher.

Irgend so eine abgedrehte Sache in der Akademie, die ältere Ninja-Frauen jüngere Ninja-Frauen in den Unterrichtspausen beiseite nehmen ließ und sie in eine geheime unterirdische Kammer verfrachteten, wo sie dann den süßen unschuldigen Mädchen bei Vollmond einen Extrakurs darin gaben, wie man Ninja-Männer dazu bringen konnte, Dinge zu tun, die sie im ganzen Leben nicht tun wollten.

Und Sakura Haruno war zweifellos Klassenbeste ihres Jahrgangs gewesen.

Mit den Wimpern klimpern, auf die Tränendrüse drücken, Schmollmund ziehen und ein bisschen mit der Unterlippe beben - alles um an die Urinstinkte des Mannes zu appellieren - Sakura Haruno beherrschte diese Technik bis hin zur Perfektion.
 

Neuerdings hatte sie sogar diesen hypnotisierenden Hüftschwung drauf, der, wenn sie sich bewegte, plötzlich Rundungen betonte, die vor nicht allzu langer Zeit nur kleine Hügelchen im ausgedehnten Flachland waren.
 

Der Herr möge Kakashi verzeihen, was hat er da bloß herangezüchtet? Sie war so niedlich und naiv gewesen, als er sie an Tsunade abgetreten hatte, und jetzt? Nur wenige Jahre unter den Fittichen der männerfressenden Schrulle und Klein-Sakura war eine mit allen Wassern gewaschene Waffe gegen die vereinigte Männerschar.

Und sie war ständig geladen.

Erst vorige Woche hatte sie es geschafft, - nur der Teufel allein wusste wie- das eingeschworene Ninja-Chor zu einer großen Putzaktion im Hauptquartier zu überzeugen.

Jaaah, Kakashi hatte den Wischmopp geschwungen, wie er ein Katana geschwungen hatte. Er kannte nun den Unterschied zwischen Waschpulver und Weichspüler, und er hatte den Müll raus getragen und darüber sinniert, wie es nur so weit hatte kommen können.

Wie viel Frau ertrug das Amt des Hokagen eigentlich ohne dauerhaften Schaden zu nehmen?

Und seit wann hatten die Fenster vom Hauptquartier Gardinen?

Alles unheilvolle Vorboten, die den Untergang der Männerdynastie in Konoha ankündigten.
 

Aber nein, es gab ja noch Hoffnung.
 

Zumindest hatte Kakashi das geglaubt, als er den Müll raus getragen hatte. Da hatte Uchiha gestanden,an der Hauswand gelehnt. Er hatte dagestanden, mit der ANBU-Uniform, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und belächelte müde jeden Ninja, der mit einer Putzschürze bewaffnet geschäftig an ihm vorbeigezogen war.
 

Der Hoffnungsschimmer Konohas.
 

Das einzige männliche Wesen, an dem Sakuras Technik abperlte wie Dreck an einem frisch geseiften Waschbecken.
 

Kakashi hatte stolz sein Rückgrat durchgedrückt. Tja, es gehörte eben mehr dazu als ein bisschen Wimpernklimpern, um Eisklotz Uchiha davon zu überzeugen, was für die Gesellschaft zu tun als nur den Boden zu erfreuen, auf dem er wandelte.

Das war sein Junge! Hahaha!

Oder auch nicht.
 

In dem Moment, als Kakashi sich an seinem Stolz gelabt hatte, kam ein kleiner Genin auf Uchiha zugelaufen, in den Händen zwei Blumentöpfe haltend, und fragte den erfolgreichsten ANBU aller Zeiten, ob das gelbe Blümchen nicht neben einem rotem Blümchen gepflanzt werden könne, weil das doch viel hübscher aussehe als das lilafarbene Blümchen.
 

Das perfekte Bild vom perfekten Mann bröckelte.
 

Wäre Kakashi Vater eines Sohnes, der kurz vor dem größten Boxkampf seines Lebens ihm offenbarte, er würde doch lieber eine Ballerina werden, es müsste sich ungefähr so anfühlen wie in diesem Moment als Kakashi begriff, dass Uchiha Genins beaufsichtigte, die gerade ein Blumenbeet anlegten. Vor dem Hauptquartier der ANBU.
 

Eine Idee, die selbstverständlich auf Sakuras Misthaufen gewachsen war.
 

Da war er dahingeschwunden, der Hoffungsschimmer Konohas.
 

Seit wann redete Sakura eigentlich wieder mit Uchiha?
 

Oder besser: seit wann hörte Uchiha zu, wenn Sakura redete?
 

Hatte er irgendwas verpasst?
 

Hm, es musste wohl an diesem neuen Hüftschwung liegen, den Sakura drauf hatte.

Anders konnte Kakashi sich nicht erklären, warum Uchiha, der mehr Frostschutzmittel als Blut in seinen Adern hatte, sich plötzlich dazu herabließ einem Genin zu befehlen, die scheiß gelbe Blume gefälligst neben der scheiß lila Blume zu pflanzen, oder es würde einen Satz heiße Ohren geben!
 

Kakashi hatte ernsthaft erwogen, seine Maske zu verrücken, um sich mit dem Sharingan-Auge davon zu überzeugen, dass sein normales Auge sich täuschte.

Nein. Tat es nicht.

Uchiha blökte den kleinen Genin immer noch an.
 

Kakashi seufzte; und stiefelte mit dem Müllsack zu seinem ehemaligen Schützling heran.

Vor ihm angekommen, baute er sich auf wie zu seinen besten Sensei-Zeiten.

“Ich hoffe, du hast für dieses Verhalten eine Erklärung, Uchiha!”, hatte er geknurrt.
 

Uchihas schwarze Augen glitten an Kakashi herunter und drei Sekunden lang zupfte so etwas wie ein schadenfrohes Grinsen an Uchihas Mundwinkel. “Jedenfalls trage *ich* keinen lächerlichen Putzfetzen.”, höhnte der ANBU zurück.
 

Kakashi zog eine Grimasse. Da war was dran. Seine kleine Schürze hatte er schon fast wieder vergessen. Zumindest hatte er es versucht. Kakashi ließ die Schultern hängen. “Von all meinen Zöglingen … habe ich gehofft, dass wenigstens du genug Mumm in den Knochen hast, um i h r die Stirn zu bieten!”
 

‘Ihr’. Das Wörtchen sprach Kakashi aus, als wäre es des Teufels Lieblingsdämon.
 

Uchiha hob eine Braue. “Keine Ahnung, wovon du redest.”
 

Kakashi deutete mit dem Müllsack in der Hand auf die Genins am Straßenrand, die im Dreck wühlten. “Du willst mir also weismachen, dass es deine Idee war, ein paar Blümchen zu pflanzen?”
 

Uchiha schnaubte sich durch drei Oktaven. “Ja, sicher doch. Was kommt als nächstes? Tausche ich Kochrezepte aus Shikamaru aus, oder was?” Uchiha hob sein stolzes Kinn einen Deut höher. “Die Hokage hat mir diesen Quatsch aufs Auge gedrückt. Und Befehl ist nun mal Befehl.”, brummte er säuerlich.
 

Kakashis Augen leuchteten. Er gab seinem Schützling einen männlichen Klaps auf die Schulter. “Guter Junge. Und ich dachte schon, Sakura hat dich wie alle anderen auch klein geredet.”
 

Uchihas Augenbraue wanderte eine Etage höher “Nah.”, schnalzte er verächtlich mit Zunge. “So weit kommt es noch. Ein Uchiha ist schließlich kein dahergelaufener Pantoffelheld.”
 

Kakashi lachte. Bis er begriff, dass er mit dem Pantoffelheld gemeint war.
 

Kakashi öffnete die Augen. Er brauchte eine Sekunde, ehe er wiederum begriff, dass er immer noch in dem Aufenthaltsraum des Hauptquartiers war und seine Gedanken abgedriftet waren.
 

Es war das lästige Kichern seines Kollegen Gai gewesen, das ihn wieder zurück in die Gegenwart katapultiert hatte.
 

Wo war er stehen geblieben?
 

Ah ja. Verdammte Sakura.
 

Er hatte nicht nein sagen können.
 

Er hatte es genauso wenig gekonnt wie der Beschützer aller Jungfrauen Konohas, ob sie nun wollten oder nicht, Maito Gai.
 

Der Jonin mit den ‘ausdrucksstarken’ Brauen und dem Topfhaarschnitt saß gegenüber im Sessel. Zu seiner großen Freude hatte er eine alte ‘Sailor-Moon’- Comicausgabe hinterm Kühlschrank gefunden, und seine Liebe zu den fünf Mädels in den kurzen Röckchen schien mit jeder Seite ins Unermessliche zu wachsen.
 

“Hihihihi… hihihi…hi.”, kicherte er blöde.
 

Er kicherte schon seit einer halben Ewigkeit und je länger er kicherte, desto stärker wurde Kakashis Drang, seinen Kollegen einfach aus dem Fenster werfen - was aber mehr Körperkontakt bedeutete, als er je mit Gai haben wollte.
 

Der Jonin hatte sein grasgrünes Froschkostüm gegen ein leichtes Sommergymnastikhöschen der gleichen Farbe eingetauscht, das mehr Haut entblößte, als es bedeckte und jedes männliche Wesen in seiner Nähe automatisch unbequem auf dem Stuhl rumrutschen ließ.
 

Kakashi zwang sich, wieder auf sein Buch zu konzentrieren - was bei Gai's nervigem Gegacker zu einer A-Rank-Mission wurde.
 

Aber Kontrolle war das, was einen guten Ninja auszeichnete, nicht wahr?
 

Nicht wahr???
 

Kontrolle und Ruhe.
 

Beides hatte Gai überstrapaziert und Kakashi Hatake konnte sich nur mit großer Willenskraft davon abhalten, dort hinzu greifen, wo sein Kunai war, um es dem Kollegen an die Kehle zu setzen und ein klassisches ‘Hasta la vista’ zu hauchen.
 

Der Gedanke brachte ihn zum Grinsen - aber es währte nur so lange, bis Gai laut zu lachen begann.
 

Kakashi Hatake ließ sein Buch sinken. Maximal gefrustet bedachte er den Jonin mit einem heftigen Blick, der Kyuubi dazu gebracht hätte, seine neun Schwänze winselnd einzuziehen.
 

Gai reagierte nicht. Für einen Jonin, der den Feind drei Kilometer gegen den Wind riechen konnte, stand er ziemlich lange auf dem Schlauch.
 

Nachdem Kakashi sich unzählige Male laut geräuspert hatte, gelang es ihm endlich, Gai's Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen.
 

Der Jonin sah irritiert auf. „Hast du Halsschmerzen?“
 

Kakashi blinzelte sprachlos.
 

„Du solltest unbedingt einen Hustendrops lutschen… wir wollen doch nicht, dass du dir eine Sommergrippe einfängst, oder?“
 

Und damit wandte Gai sich wieder seinem Comic zu.
 

Ein Hauch von Rosa kletterte unter Kakashis Maske in seine Wangen. „Oh… du mieser kleiner Strumpfhosenverschnitt … eines Tages…“, brummte er leise und ballte die Fäuste um sein Heftchen.
 

„Hast du was gesagt, großer Krieger?“, fragte Gai, mit einem Auge halb aufblickend.
 

„Oh… nein. Lies du nur weiter.“, sagte er und zwang sich zur Vernunft.
 

„Okay, aber du solltest wirklich was gegen deine Halsschmerzen unternehmen.“
 

Kakashi schluckte mit aller Kraft ein böses Wort herunter und zählte mental von eins bis zehn, nur um seine Wut zu bändigen. An Tagen wie diesen wünschte er sich, keinen Eid auf das verdammte Konoha-Ninja-Chor geschworen zu haben und nie einen der seinen anzugreifen. „Eines Tages…“, versprach er sich selbst, ehe er versuchte, sich wieder seiner Liebesschnulze zu widmen und alle störenden Geräusche in seinem Kopf auszublenden.
 

Zu dem Zeitpunkt, als Sakura um die Ecke gebogen kam, hatte er das auch ganz gut geschafft, denn als die junge Frau in den Aufenthaltraum trat, war wohltuende Ruhe eingekehrt und ihre leichten Schritte wurde schlichtweg überhört.
 

Sakura legte die Stirn in Falten.
 

Nicht, weil Gai's Anzug sie an eine zu heiß gewaschene Radlerhose erinnerte.
 

Kleidervorschriften gab es nicht, seit das Thermometer die 40° Grad Marke nicht mehr unterschritten hatte. Jeder so, wie er dachte, die Hitze überleben zu können.
 

Es war vielmehr Kakashis Outfit, das sie hart auf die Zunge beißen ließ, um nicht laut loszuprusten.
 

Ihr ehemaliger Sensei trug geblümte Shorts, bei deren Anblick sogar eine Dauerquasselstrippe wie sie für einen Augenblick verstummte - und das sollte schon was heißen.
 

Also wirklich, modetechnisch war Konoha das Nest der hoffnungslos Geschmacksverirrten. Grelles Make-up wurde als Accessoire auf den Straßen genauso gern gesehen wie Käferhorden und Gummilatschen. Und jetzt bei dieser Hitze, wurde sogar Kakashi kreativ.
 

Sakura sah aus, als wollte sie in Glückstränen ausbrechen. Kakashis weiße Kalkleisten waren ein Anblick, der ihren Tag irgendwie erhellte. Zumindest hatte sie jetzt etwas, über das sie sich mit Ino beim Kaffeeklatsch die nächsten Jahre schlapp lachen konnte.
 

Apropos Kaffeeklatsch. Die Männer sahen nicht danach aus, als würden sie sich eine Runde mit Sakura unterhalten wollen. Im Moment machten sie nicht einmal den Eindruck, als wüssten sie, dass sie hier im Raum war.

Dabei hatte das Unterbewusstsein dieser Jonins Sakura quasi schon registriert, als sie aus dem Mutterleib gekrochen kam. Nein, die zwei Karatechampions wussten ganz genau, dass Sakura Haruno hier war, nur ging diese Information irgendwo auf dem Weg vom Kleinhirn zum Großhirn verloren, oder stempelte die rosahaarige Frau schlichtweg zu einer unwichtigen Wanze auf der Türschwelle ab.
 

Wie dem auch sei. Für Sakura war das kein Grund, wieder wegzugehen. Sie war schließlich die Leidtragende hier und hatte sich ein bisschen zwischenmenschliche Kommunikation verdient. Auch wenn Ninjas normalerweise mehr dazu geeignet waren, Dämonen den Gar auszumachen als eine zivilisierte Unterhaltung zu führen - in der Not fraß der Teufel auch Fliegen und Sakura sehnte sich nach ein wenig Aufmerksamkeit von einem mutierten Grashüpfer und dem maskierten Einauge.
 

Sie seufzte laut; und schlurfte herein. Schlurfte zum Tisch und ließ sich laut auf einen Stuhl fallen. Seufzte sich theatralisch durch die Tonleiter.
 

Beide, Kakashi und Gai, waren zu sehr von ihrer Lektüre eingenommen, um von

Sakura Notiz zu nehmen. Zumindest versuchte Kakashi hartnäckig, ihre störenden Geräusche auszublenden, so wie er das Summen einer Mücke ausblendete.
 

Stille.
 

Absolute Stille.
 

Anstatt zu Sakura aufzusehen, blätterten die Jonins allenfalls eine Seite weiter.
 

Sakura war irritiert. Dass Männer sie ignorierten, war sie einfach nicht mehr gewohnt, seit… nun ja, seit sie hatte damit aufhören können, ihre BHs auszustopfen, weil Mutter Natur Überstunden geschoben und Sakura im letzten Jahr kurviger gestaltet hatte. ‚Vielleicht haben sie mich einfach nicht hereinkommen gehört.‘, überlegte sie.
 

Sie seufzte noch einmal, diesmal ein wenig lauter, dann richtig laut und danach räusperte sie sich unüberhörbar.
 

Keine Antwort.
 

Sakura war bei weitem nicht so geduldig wie Kakashi. Sie war es leid, um den heißen Brei herumzureden. Lieber einmal ordentlich reinhauen.

Sie klärte ihre Stimme, holte tief Luft und dann:

„HEY MÄNNER! WAS STEHT AN???!!!“, schrie sie aus voller Lunge und ließ beide, Kakashi und Gai, gut einen Meter in die Höhe springen.
 

„WHAAA!!!“
 

„Angriff! Alle Mann auf ihre Posten! Frauen und Kinder zuerst!“, brüllte Gai, aus altem Reflex heraus. Er landete zu Sakuras Verblüffung in perfekter Kampfhaltung auf dem Boden, bereit, sich in welche Schlacht auch immer zu stürzen.
 

Sakura versuchte, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.
 

Es war schon erstaunlich, wie man Männer, die auf alles vorbereitet waren und ein jahrelanges Ninja-Training absolviert hatten, mit so einem billigen Trick hinters Licht führen konnte.
 

Orochimaru hätte sich eine Menge erspart, hätte er gewusst, dass Wasserpistolen und Furzkissen mehr Panik unter den Konoha-Nins auslösten als Kunais und Wurfsterne.
 

Sakura hielt sich vor unterdrücktem Lachen den Bauch.
 

Kakashi versuchte sein rasendes Herz zu beruhigen und sank zurück in den Stuhl - bedachte Sakura dabei mit mörderischen Blicken, die ziemlich zufrieden mit sich selbst zu sein schien und wie ein kleines Eichhörnchen grinste.
 

„Herr Gott noch mal… es war nicht nötig, mir einen Herzinfarkt zu verpassen, Sakura!“, beschwerte sich Kakashi, während er sein Buch vom Boden fischte.
 

„‘tschuldigung.“, war alles, was das Grinsegesicht mit den rosa Haaren zu sagen hatte.
 

Als auch Gai begriffen hatte, dass keine neue Schlacht ausgebrochen war, fiel er in seinen Sessel, hart und laut keuchend, während er sich vorstellte wie seine Hand sich um Sakuras Kehle schloss und zudrückte. „Solltest du dir diese Art von Späße nicht für Uchiha aufheben?“, fragte er eisig.
 

Sakuras Grinsen verschwand dann schneller wie eine Maus in ihr Loch. Sie hasste es wie die Pest, ständig mit ihrer alten Schwärmerei aufgezogen zu werden. „Mach dich nicht lächerlich.“, schnappte sie zurück. „Niemand mit ausreichend Gehirnzellen schleicht sich von hinten an Uchiha heran. Ich mag schließlich meinen Kopf - und zwar auf den Schultern, nicht einen Meter neben mir.“
 

Gai und Kakashi nickten unisono. Da war was dran. Wenn‘s um Uchiha ging, sollte man sein Glück nicht herausfordern. Es gab schon genug böse Gerüchte um Uzumaki und einem unechten Hundehaufen und warum Uzumaki neuerdings Blut und Wasser schwitzte, sobald ein echter Köter in der Nähe auftauchte.
 

Gai lehnte sich zurück und schlug galant die beharrten Beine übereinander. „Ich finde es trotzdem verwunderlich, dass ausgerechnet du -“, und er bedachte Sakura dabei mit einem durchdringenden Blick. „- korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber warst du nicht Uchihas Fanclub-Mitglied Nummer eins? - keinerlei Interesse mehr an dem gutaussehenden Bengel zeigst. Das ist schon irgendwie …“, er schein nach dem richtigen Wort zu suchen. „… seltsam.“, entschied er und zwinkerte Kakashi dabei zu.
 

Sakura begann, nervös an einer rosa Haarsträhne zu fummeln. „Papperlapapp. Nur weil ich früher einmal Uchiha wie ein liebeskrankes Mondkalb angehimmelt habe, heißt das noch lange nicht, dass ich aus dieser armseligen Phase nicht herausgewachsen bin. Ich stehe jetzt über diesen Dingen.“, erklärte sie resolut.
 

Gai verzog die Lippen zu einem süffisanten Grinsen. „Ach, tatsächlich?“
 

Sakura warf dem Jonin einen warnenden Blick zu. „Ja, tatsächlich.“, fauchte sie. „Es ist mir gleich, dass Uchiha mehr Frauen den Kopf verdreht, als es Sterne am Himmel gibt; und dass sie ihm nachlaufen wie eine Horde räudiger Katzen. Es ist mir vollkommen schnuppe.“, sagte sie frostig und unterstrich ihre Aussage mit einer schneidenden Handbewegung. „So schnuppe wie ein Sandkorn in der Wüste. Macht mir überhaupt nichts aus.“
 

Nun lehnte sich auch Kakashi Hatake neugierig vor und fing den amüsierten Blick von Gai auf. „Ich bin stolz auf dich, Sakura. Es ist schwer in dieser Stadt, ein Mädchen aufzugabeln, das nicht sofort seufzt und kichert und rot wird, sobald man Uchihas Namen erwähnt. Es freut mich, dass wenigstens *du* zur Einsicht gefunden hast.“
 

Sein fröhlich schwankender Unterton entging ihr glatt.
 

Sakura ließ abrupt ihre Haarsträhne los und schaute ihren ehemaligen Sensei überlegen an.

„Ganz meine Rede. Sasuke Uchiha anzuhimmeln ist genauso fruchtlos, die Sonne zu bitten, nicht aufzugehen. Oder die steinernen Mauern Konohas, dass sie zu atmen anfangen. Alles nur Zeitverschwendung. Ich bemitleide schon jetzt die Frau, die dämlich genug ist, ihr Herz an ihm zu verlieren. Das kann ja nur schmerzhaft enden.“ Sie schüttelte mit großem Bedauern ihren rosa Schopf für das arme Geschöpf, das ihrer Meinung nach in sein Verderben rannte.
 

Gai tat es ihr nach und ließ sein glänzendes Haar wippen. „Jetzt verstehe ich auch, warum Uchiha nicht mehr Reißaus vor dir nimmt. Seit du diese neue Einsicht gewonnen hast, muss er nicht mehr fürchten, dass du ihm in einem unbeobachteten Moment eins mit der Keule überbratest und zum Altar schleifst.“
 

Sakura straffte die Schultern. „Was meinst du damit?“, fragte sie kühl.
 

Gai schnalzte mit der Zunge. „Ich hab euch letztens zusammen im Hauptquartier gesehen. Ihr habt geredet. Miteinander. Und du musstest ihn nicht einmal am Kragen festhalten.“
 

„Dann stimmt es also doch.“, warf Kakashi ein. „Ihr redet wieder miteinander.“
 

Seit Uchihas Rückkehr nach Konoha war die Beziehung zu seiner ehemaligen Teamkameradin merkwürdig tiefgekühlt gewesen. Distanziert. Viele Leute hatten sich ihren eigenen Reim darauf gemacht und es auf Sakuras unglaubliche Verliebtheit zurückgeführt, die Uchiha das Weite suchen ließ, doch näher stehenden Person wie Kakashi wussten, dass Uchiha sich um Sakuras Verhalten genauso wenig scherte wie um Narutos grenzenlose Tollpatschigkeit. Es war Sakura Haruno selbst gewesen, die einen großen Bogen um Uchiha machte, zu ihrem eigenen Schutz, wie sich Kakashi gedacht hatte.
 

Sakura hob ihr Kinn und hielt dem Kreuzverhör locker stand. „Als Unterhaltung würde ich das nicht bezeichnen. Uchiha hat für die ANBU bei mir eine Lagerbestellung aufgegeben. Völlig unspektakulär. Und rein professioneller Natur.“
 

Gai's Augen blitzten. Kakashi wusste, dass sein Kollege Lunte gerochen hatte. Was Bürotratsch anging hatte der Jonin - wen wundert‘s - stets die neusten Informationen und die Art und Weise, wie Gai sich den Stuhl herangezogen hatte und begeistert zu Sakura gerutscht war, ließ Sakura auf ihren Stuhl nervös herumrutschen.

„Und was war vorgestern gewesen? Da gehe ich unschuldiges Lämmchen in dein Büro, und wer kommt mir da entgegen gelaufen? Ein attraktiver junger schwarzhaarige Mann, der, wenn mich mein entzündetes Näselein nicht getäuscht hatte, sogar etwas Eau de Toilette aufgelegt hatte, und er kam aus *deinem* Büro.“
 

Trotz bester Vorsätze und größtem Willen wurde Sakura leicht rosa um ihr eigenes Näschen. „Da war nichts dabei. Er war noch mal gekommen, um die Bestellung nach oben hin zu korrigieren. So was kommt vor.“, erwiderte sie irritiert.
 

Kakashi legte den Kopf in den Nacken und einen Finger nachdenklich ans Kinn. „Jetzt, wo du‘s sagst… als ich heute Früh ins Büro der Hokage wollte, habe ich Uchiha dort getroffen.“
 

Sakura wurde es allmählich zu bunt. „Du hast ihn getroffen, weil er die ANBU-Notfallbesetzung ist und sich zum Dienstantritt gemeldet hat.“, erklärte sie zähneknirschend.
 

„Uchiha ist hier?“, fragte die beiden Jonins wie aus einem Mund.
 

Sakura blinzelte verwirrt. „J-ja. Er ist draußen im Trainingsfeld.“
 

„Trainieren bei dieser Hitze“, schnaubte Kakashi abfällig. „Ich wusste schon immer, dass er nicht mehr alle Tassen im Schrank hat.“
 

Gai grinste noch breiter. „Deshalb bist du also hier bei uns. Weil Uchiha im Moment keine Zeit für dich hat.“
 

Sakura ließ den Kopf auf die Tischkante knallen. „Ich schwör‘s, wenn ihr nicht gleich mit diesen Anschuldigungen aufhört, halse ich euch eine eklige Krankheit auf.“, kam es mit merkwürdig gedämpfter Stimme von ihr.
 

Die Drohung brachte Kakashi und Gai zum Schweigen.
 

Es gab da nämlich dieses eklige Gerücht über Jiraiya, Tsunade und einer Tüte voller Blutegel.
 

Gai wippte herausfordernd mit dem Fuß. Nach einer Weile tödlichen Schweigens meinte er schmunzelnd: „Für einen ANBU treibt Uchiha sich in letzter Zeit viel zu oft im Hauptquartier rum.“
 

„Sehe ich genauso.“, pflichtete ihm Kakashi bei.
 

Sakura stöhnte entnervt auf, ruckte mit dem Kopf hoch und sah die beiden blitzend an.

Mit leuchtend roten Wangen. „Ich bin hierher gekommen, um mich nett mit euch zu unterhalten, nicht, um Uchihas Verhalten zu analysieren.“
 

Sie wirkte leicht sauer und Kakashi legt seufzend sein Buch beiseite. Er gab nach. Wieder einmal. „Worüber möchtest du dich mit uns unterhalten?“, fragte er, bemüht darum, ernsthaft neugierig zu klingen.
 

„Hm… ich weiß nicht“, überlegte Sakura laut. „Wie wär‘s wenn wir uns gegenseitig Geschichten erzählen?“, schlug sie vor. Kakashi liebte es, alte Ninja-Veteranen-Geschichten hervorzukramen und wiederzugeben, und Sakura war diesen Geschichten auch zugetan. Eine fabelhafte Idee.
 

Das fand auch Kakashi. „Fein. Welche Geschichte möchtest du dieses Mal hören, Sakura?“
 

Sakura wollte antworten, doch in diesem Moment fiel ihr Gai ins Wort. „Nichts für ungut Leute. Ich weiß, Team 7 hat Lagerfeuergeschichten schon immer vergöttert, aber zur Abwechslung sollten wir uns mal andere Geschichten erzählen.“
 

Sakura und Kakashi tauschten verwirrte Blicke miteinander.
 

„Geschichten über was?“, fragte Kakashi zögerlich, unsicher, ob er die Antwort darauf wirklich hören wollte.
 

„Die Geschichte über unseren ersten Kuss.“, schoss Gai zurück.
 

Kakashi und Sakura fielen synchron vom Stuhl. „Erster Kuss?!?!“, keuchten sie überrascht.
 

Der Jonin mit dem grünen Sommergymnastikhöschen grinste durch und durch verschmitzt, und ein kleiner Teufel hopste in seinen dunklen Augen. „Warum nicht? Ist doch viel interessanter als so ein verstaubter Schinken aus dem letzten Jahrhundert und wer weiß, vielleicht wird das ja noch lustig.“, sagte er und zwinkerte in einem unbemerkten Moment Kakashi verschwörerisch zu.
 

Der brauchte ein paar Sekunden, ehe er begriff, und das verschmitzte Lächeln auch seine Augen erreichte. „Oh ja. Da gebe ich dir Recht, alter Kumpel. Es ist auf jeden Fall mal was anderes.“
 

Sakuras weit aufgerissene jadegrünen Augen flogen von einem Jonin zum anderen und man sah ihr deutlich an, dass sie sich fragte, wie lange die beiden hier schon in dieser dampfenden Hütte saßen und ob ihre Gehirne sich bereits in Matschhaufen verwandelt haben. Sie schluckte schwer. „Ähm… okay… wenn ihr meint.“, antwortete sie zögerlich.
 

Gai klatschte begeistert in die Hände. „Wunderbar!“
 

Kakashi rückte in eine aufrechte Position. „Wer fängt an?“
 

„Ich natürlich.“, jauchzte Gai und bewirkte damit, dass ein großer Felsblock von Sakuras Herzen fiel.
 

„Hmmm… lasst mich überlegen, Kinder… .“, begann Gai und der Schraubstock, der Sakura fest im Griff gehalten hatte, lockerte sich ein wenig. „Ich erinnere mich daran, als sei es erst gestern gewesen.“, schwärmte er und sein Blick glitt träumerisch an die Decke.
 

‚Oh, gut!‘, dachte Sakura erleichtert. ‚Augenbraue wird eeeewig brauchen. Mindestens zwei Stunden oder so.“ Sie wusste von Hinata, dass Gai's Geschichten, wenn sie denn ihn betrafen, selten ein Ende fanden bevor die Sterne am Himmel funkelten.

Etwas entspannter ließ sie sich in ihrem Stuhl zurücksinken und lauschte der melodischen Stimme.
 

„Um es kurz zu machen: Ich habe dieses bezaubernde Mädchen im Frisörsalon ihrer Mutter getroffen. Wir sind miteinander ausgegangen, und am Ende unseres ersten Rendezvous habe ich meinen ersten Kuss bekommen. Ende im Gelände…. Wer ist als nächstes dran?“
 

Gai hatte seine Geschichte so schnell beendet, dass Sakura beinahe vom Stuhl geplumpst wäre, als die Worte ‚Ende im Gelände‘ zu ihr durchdrangen. Glücklicherweise schaffte sie es, Haltung zu bewahren und nur ein ungehaltenes Stöhnen von sich zu geben, als sie sich aufrappelte und den Kopf entnervt in die Hand stützte.
 

„Das bin dann wohl ich.“, meldete sich Kakashi freiwillig.
 

Sakura sah ihn mit großen grünen Augen an und flehte wortlos darum, er möge seine Geschichte länger gestalten.
 

Kakashi schmunzelte. „Nun gut, zurück zu den guten alten Zeiten von Konoha… .“, faselte er und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Sakura beruhigt ausatmete.
 

‚Oh ja, das wird definitiv lang.‘, dachte sie innerlich und freute sich sogar ein wenig darauf, dieses kleine pikante Detail aus Kakashis Vergangenheit zu erfahren. Unglücklicherweise zerplatzten ihre Hoffnungen so *schnell* wie Seifenblasen. Bevor sie es sich versehen hatte, hatte Kakashi seine Geschichte in drei kurze Sätze verpackt.
 

„Um bei der Wahrheit zu bleiben… mein erster Kuss war keine große Sache. Ich bin mit diesem hübschen Mädchen aus der Nachbarschaft ein paar Mal ausgegangen und eines Nachts dann hat sie mich geküsst. Das war‘s.“
 

Sakura sah ihn an wie eine Kuh beim Donnern, während Gai vollauf damit beschäftigt war, nicht wegen ihrem dämlichen Gesichtsausdruck vor Lachen zusammenzubrechen.
 

„Warte!“, protestierte Sakura laut. „Das kann doch nicht alles gewesen sein!“
 

Kakashi zuckte unschuldig mit den Schultern. „Was soll da noch gewesen sein?“
 

Sakura fiel aus allen Wolken. „Wie wär‘s mit: Wie sah sie aus? Wie war ihr Name? Wie alt bist du gewesen?“
 

„Na ja, sie sah hübsch aus, sonst wär‘ ich ja nicht mit ihr ausgegangen.“, antwortete er schnöde.
 

Sakura schüttelte den Kopf ungläubig. „Das ist ja schlimmer wie Zähneziehen.“, stöhnte sie und klatschte die Hand an die Stirn.
 

„Wie dem auch sei“, sagte Gai und rieb sich erwartungsvoll die Hände. „Du bist dran, Sakura.“, sagte er mit teuflischem Lächeln.
 

„Und denk daran!“, mahnte Kakashi grinsend. „Keine Lügenmärchen. Ich weiß, wo deine Eltern wohnen und kann jederzeit nachfragen.“ Er zwinkerte mit seinem freien Auge und die Blicke der beiden Jonins fielen erwartungsvoll auf sie herab wie zwei Scheinwerfer im Dunkeln.
 

Sakura stöhnte inbrünstig. Wohl wahr, ihr Vater war, was seine kleine Prinzessin anging, so redselig wie ein altes Waschweib. Er liebte es, von Sakura zu erzählen und er würde Kakashi brühwarm alles auftischen, was dieser wissen wollte. Da biss die Maus keinen Faden ab, sie musste mit der Wahrheit herausrücken. Allein der Gedanke brachte sie zum Schwitzen und ließ die Röte in ihre Wangen klettern. Unsicher sah sie zu den beiden auf, die sie wissbegierig anluchsten, und die Röte wurde ein Ton intensiver. Sakura schluckte einen großen Kloß herunter, bevor sie anfing, die Geschichte von ihrem ersten Kuss mit großer Scham zu erzählen.
 

„Nun ja… also… ich war … fünf Jahre alt… als ich meinen ersten Kuss bekommen habe.“, murmelte Sakura. Ihre jadegrünen Augen stierten dabei furchtbar fasziniert auf die Tischplatte.
 

Ein Moment der Stille zog vorüber, als das eben Gesagte in die Köpfe der Jonins sank. Sie blinzelten ungläubig mit den Augen.
 

Und blinzelten.
 

Und blinzelten.
 

Gai war der Erste, der etwas sagen konnte. „Fünf?!?“, keuchte er und seine Stimme überschlug sich beinahe vor Lachen.
 

Sakura zog es vor nicht zu antworten, sondern weiterhin die Tischplatte anzustarren und ihr krebsrotes Gesicht zu verbergen.
 

„Und ich dachte immer, Gai sei der Casanova unserer Akademie. Aber es sieht so aus, als hätte man dich gerade vom Thron gestoßen, Mister ‚Unwiderstehlich‘!“, gluckste Kakashi.
 

Gai winkte ab. „Tz, mit ihrem Charme und ihrem Aussehen, was soll ich dazu noch sagen … außer dass der Junge, der sie küssen musste, mein aufrichtiges Beileid hat.“
 

Kakashi nickte wohl wissend. „Ja, der arme Junge… er muss von diesem Erlebnis für den Rest seines Lebens traumatisiert sein wegen unserer Sakura.“, fuhr Kakashi fort, und beide, Kakashi und Gai fielen in ein schrilles Gelächter.
 

Sakura wurde, wenn überhaupt möglich, noch dunkler. Um Fassung bemüht, räusperte sie sich und nahm all ihren Mut zusammen, um fortzufahren. „Wollt ihr die Geschichte zu Ende hören oder wollt ihr mich weiterhin nur aufziehen?“, knurrte sie.
 

„Kindchen, ich würde sterben, um das das Ende dieser Geschichte zu erfahren!“, kicherte Gai ungehalten.
 

Kakashi nickte ermutigend. „Wir sind ganz Ohr.“
 

Sakura seufzte. „Schön… wo soll ich nur anfangen.“, dachte sie laut. „Ich denke, ich fange an dem Tag an, an dem mich mein Vater mit zu diesem Fest genommen hat. Es waren viele Leute da, und ich kann mich kaum noch an sie erinnern, aber da war plötzlich dieser Junge in meinem Alter und ich rannte ihn aus Versehen über den Haufen … .“
 

***

Mädchen nerven!

http://www.youtube.com/watch?v=ATwx23KJS5I&mode=related&search= )

Das ist der Link zu dem Song, der euch hier begegnen wird. Er passt einfach dazu ;-)
 


 

Viele Jahre zuvor in Konoha… .
 

Zwei Stunden, nachdem sie in dem riesigen Haus angekommen waren, war die kleine Sakura schnell davon gelangweilt, ihrem Vater überall hin zu folgen. Sie liebte es, mit Papa durch Wälder zu wandern, Drachen steigen zu lassen und eklige Frösche zu fangen.

Doch den Ausflug mit ihm in die Nachbarschaft, wo ein Fest in einem Haus gegeben wurde, das größer war als alle anderen Häuser, die sie bisher in ihrem kurzen Leben gesehen hatte, hatte Sakura sich anders vorgestellt.

Es war blöd, mit alten Menschen zu reden oder ihnen gar zuzuhören, wie sie über Sachen sprachen, die sie nicht verstand.

Sie kräuselte unzufrieden ihr kleines Stupsnäschen und musste neidvoll an ihre Freunde denken, die jetzt munter im Badesee planschten.
 

Klein-Sakura hielt die kräftige Hand ihres Vaters fest umklammert, als sie beide gemeinsam das große Haus umrandeten und in den riesigen Garten traten, wo sich hunderte von alten Menschen versammelt hatten, um ein Fest zu feiern.
 

Aki Haruno schmunzelte, als er seiner bezaubernden kleinen Tochter dabei zusah, wie sie an seiner Seite hopste; plötzlich zum Stehen kam, sich von seiner Hand loslöste und dann schnurstracks auf die bunte Menschenmenge zulief.
 

Jedes andere kleine Mädchen hätte sich verängstigt an das Bein ihrer Mutter gedrückt in Anbetracht der vielen Menschen, die sich dort tummelten.

Klein-Sakura nicht.

Sie streckte neugierig den Kopf vor, sah sich ausgiebig um und kehrte dann mit einem enttäuschten Schmollmund zu ihm zurück.

„Wo sind denn die anderen Kinder, Papa?“, fragte sie.
 

Ihre leuchtend grünen Augen blinzelten ihn erwartungsvoll an.
 

Er konnte gar nicht anders, als zurückzulächeln. „Vielleicht kommen sie erst später.“, versuchte er ihr Mut zu machen.
 

Ein kurzes „Oh.“, war das einzige, was sie von sich hören ließ. Aber der größer werdende Schmollmund und das Flackern in den Kulleraugen zeigten deutlich ihre Enttäuschung. Natürlich gehörte es nicht zu dem Traum einer fünfjährigen ,Prinzessin', mit alten Männern und Frauen stundenlang artig in einem Garten zu sitzen.
 

Aki hatte sie gewarnt, mehrmals sogar, dass es uninteressant werden würde, wenn sie ihn zu diesem Fest begleitete. Aber wie schon so oft zuvor konnte er dem kleinen Engel mit den grünen Augen und dem rosa Haar keinen Wunsch abschlagen. Tja, und nun hatten sie das Dilemma ... . „Langweilst du dich, Kleines?“, fragte er bedrückt.
 

„Ähm... ähm... .“, verlegen schielte sie zu Boden und scharte mit den kleinen Röschen besetzten weißen Lackschuhen umher.
 

Aki Harunos Lächeln wuchs in die Breite. Sie war schwer damit beschäftigt, zu überlegen, ob sie ihrem Papa die Wahrheit sagen sollte oder lieber nicht.

Er machte es ihr einfacher und kam ihr entgegen. „Ist schon in Ordnung, Prinzessin. Du musst mir nicht den ganzen langen Tag folgen. Warum schaust du dich nicht selbst ein bisschen um, hm?“
 

Ihr rosa Haarschopf hüpfte auf und ihre Augen strahlten. „Wirklich?“
 

Aki Haruno beugte sich zu ihr hinunter. Für einen Moment vergaß er fast den Grund, weshalb er überhaupt hier war, als er ihr umwerfendes Lächeln sah. „Ja. Geh schon und amüsier dich ein wenig.“
 

Mit diesem Satz umarmte Klein-Sakura ihren Vater, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und hüpfte die Treppe hinauf ins Haus, um nach anderen Kindern zu suchen, die auch spielen wollten.
 

Aki Haruno sah dem Mädchen hinterher. Jeder Vater hielt seine Tochter für das hübscheste Mädchen auf der ganzen Welt. Aber Aki Haruno meinte es nicht nur, er war davon felsenfest überzeugt. Das kleine Mädchen war eine Schönheit, der man schon jetzt ansehen konnte, dass sie später einmal einer ganzen Menge Jungs den Kopf verdrehen würde.

Sie verstand es hervorragend, das männliche Geschlecht mit ihrer Unschuld und ihrem Charme um den kleinen Finger zu wickeln. Nicht nur er selbst, sondern auch ihr Großvater, ihre ganzen Onkel und sogar der mürrische alte Tak, Akis Nachbar, waren ihr hoffnungslos verfallen und lasen ihr jeden Wunsch von den Augen ab.

Aki lachte laut auf.

Der Mann hatte jetzt schon sein herzlichstes Beileid, der einmal Sakura Harunos Herz erobern würde. Und er würde es wahrlich nicht einfach mit ihr haben.
 

Klein-Sakura hopste in der großen Eingangshalle und summte unbeschwert vor sich hin. Aber sie konnte keine anderen Spielgefährten finden und es dauerte nicht lange, da fühlte sie sich gelangweilt und allein gelassen.

In ihrer Not machte sie es sich zur neuen Aufgabe, das riesige Haus zu erobern und jeden Raum und jedes Zimmer wie eine Superheldin zu inspizieren.
 

Kaum jemand schenkte dem kleinen Mädchen in dem frühlingsgrünen Kleid und der gelben Haarschleife Beachtung und so kam es, dass sie zu einem Teil des Hauses vordrang, zu dem nur die dort lebende Familie Zutritt hatte.
 

Klein-Sakura kam an einer nur angelehnten Tür vorbei, hinter der sie seltsame Geräusche hörte.
 

„Da! Nimm dies! Und das! Stirb Elender! “ Ein energisches Stimmchen drang aus dem Raum.
 

Von ihrer Neugier getrieben, schlich sich Klein-Sakura auf leisen Sohlen heran und verharrte dann bewegungslos im Türrahmen. Ihre grünen Augen blitzen freudig auf, als sie einen kleinen Jungen mit rabenschwarzem Haar entdeckte, der auf dem Boden saß.

Er spielte mit einem Holzschwert und ließ es in der Luft hin und her sausen.
 

I've been alone with you inside my mind
 

And in my dreams I've kissed your lips a thousand times
 

I sometimes see you pass outside my door
 

Hello, is it me you're looking for?
 

,Vielleicht können wir zusammen spielen', dachte sich Sakura und trat nervös von einem Bein aufs andere. Sie war völlig außer Häuschen, weil sie endlich einen Spielkameraden gefunden hatte. Ob er wohl bei ihrer Puppen-Teeparty mitmachen wollte?

Dann hielt sie es vor Vorfreude nicht mehr aus und schlich sich leise an ihn heran und versteckte sich hinter einem großen Tisch inmitten des Raumes. Mit der kleinen Hand hielt sie sich den Mund zu, um ihr glucksendes Kichern zu unterdrücken.
 

Sie sah ihm zu.
 

Der kleine Junge hörte auf mit seinem Holzschwert zu spielen, als er ihre Blicke im Nacken spürte. Er drehte sich nach seinem Beobachter um.
 

Sie stand hinter dem Tisch in der Nähe der Tür und versuchte, sich dort zu verbergen.
 

Für einen langen Moment starrten sie einander wortlos an.
 

I can see it in your eyes
 

I can see it in your smile
 

You're all I've ever wanted
 

And my arms are open wide
 

Sie sah ein, dass es sinnlos war, sich weiter zu verstecken und machte mehrere Schritte auf dem fremden Jungen zu. Lächelnd bot sie ihm die Hand.
 

„Hallo!“
 

Cause you know just what to say
 

And you know just what to do
 

And I want to tell you so much,
 

I love you
 

Der Junge verzog angewidert sein Gesicht und deutete anklagend mit seinem Finger auf sie.
 

„Ihhh! Du bist ein Mädchen!“
 

Sprachlos starrte sie ihn an. Das war nicht die Art von Begrüßung, die sie erwartet hatte. „Na und? Was ist falsch daran? Ich bin ein hübsches Mädchen.“, quietschte sie und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.
 

„Aber du bist ein Mädchen ... und Mädchen sind nervig.“, brummte der Junge zurück.
 

„Ich bin NICHT nervig!“, keifte Sakura ärgerlich, trat mit geballten Fäusten näher und warf ihm giftige Blicke zu.
 

„Ja, ja... das sagen sie alle... .“, winkte der Junge hochnäsig ab und widmete sich seinem Holzschwert.
 

„Aber das ist die Wahrheit. Ich bin NICHT nervig. Ich bin süß und bewundernswert.“
 

Der Junge stand wieder auf und schaute sie aufmerksam an. Klein-Sakura schenkte ihm ihr zuckersüßestes Lächeln, um ihn endgültig von ihrem bezaubernden Wesen zu überzeugen.
 

Ein Moment des Schweigens zog an ihnen vorbei, ehe er den Kopf einfach nur schüttelte und sein Gesicht verzog. „Ist mir doch egal... Ich muss jetzt gehen und meine Mami suchen. tschüss, nerviges Mädchen!“, sagte er prompt und lief an ihr vorbei zur Tür hinaus.
 

„Ich bin NICHT nervig!“, rief sie ihm hinterher, doch als Antwort hörte sie nur sein dämliches Gekicher.
 

Sie seufzte schweren Herzens, als er sie so allein in dem Raum stehen gelassen hat. „Hmpf! Das einzige Kind weit und breit ist ausgerechnet ein lästiger Wurm.“
 

Klein-Sakura reckte ihr Kinn und nagte an ihrer Unterlippe. „Hmm... wo er wohl hingeht?“, dachte sie laut - und nahm sogleich emsig die Verfolgung auf.
 

Der Junge trottete langsam den Flur entlang, hinunter zu der Eingangspforte. Die vielen Menschen im Garten schienen ihn nicht zu interessieren und er nahm sein Holzschwert und ließ es seitwärts an der Wand entlang gleiten.
 

Klein-Sakura folgte ihm hartnäckig und versteckte sich hier und da hinter einem Vorsprung, wenn er unverhofft stehen blieb.
 

Natürlich dauerte es nicht lange, bis er sie bemerkte. Er blinzelte über seine Schulter und konnte sie kichernd hinter einer Topfpalme ausmachen.
 

Er lief weiter, jedoch viel langsamer als zuvor. An der nächsten Ecke hielt er inne, sprang mit einem schnellen Satz zur Seite und wartete verdeckt auf seinen Verfolger. Nur Sekunden später lief sie den Korridor entlang, passierte völlig außer Atem die Ecke, bog rechts rein und ... rannte ihn über den Haufen.
 

„Ahhh!!!“, beide schwankten entsetzt zurück und rieben sich ihre Stirn.
 

Grimmig verzog er das Gesicht. „Warum verfolgst du mich, nerviges Mädchen?“, platzte er heraus, während er sich die schmerzende Stelle hielt.
 

„Ich bin NICHT nervig!“, kreischte sie zurück. Dann besann sie sich aber, seufzte theatralisch auf und beschloss, noch einmal einen letzten Versuch zu wagen. Sie lächelte wieder und reichte ihm die Hand. "Ich bin Sakura."
 

Er schaute sie kurz an, dann fiel sein Blick auf die ihm dargebotene Hand.

„Ich schüttel‘ keine Hände mit nervigen Mädchen.“, gab er trotzig zurück.
 

Klein-Sakura rollte frustriert mit den grünen Augen. „Ich bin NICHT nervig ... Wie oft soll ich dir das denn noch sagen?“
 

Doch er schnaufte nur verächtlich.
 

„Wie heißt du?“, fragte sie unerschütterlich in ihrem Vorhaben, den sturen Jungen zu einem Spielgefährten zu machen. Er wäre ein exzellenter Gast bei ihrer Puppen-Teeparty. Noch nie war ein Junge bei ihrer Puppen-Teeparty gewesen.
 

„Ich werde einem nervigen Mädchen nicht meinen Namen sagen.“, antwortete er bockig.
 

„Schön. Dann werde ich dich Dummkopf nennen.“, quietschte sie.
 

Seine Augen weiteten sich entsetzt. „Mein Name ist aber nicht Dummkopf!“
 

„Dummkopf... Dummkopf... DUMMKOPF... DUMMKOPF!“
 

„Nervig... nervig... nervig... nervig... nervig!“
 

„Dummkopf... Dummkopf... DUMMKOPF... DUMMKOPF!“
 

„Nervig.. nervig... nervig... .nervig... nervig!“
 

Zehn Minuten später ...
 

"Nervig... nervig... nervig... nervig... NERVIG!!!"
 

Doch das letzte Wort war ein ,nervig' zu viel.
 

„Ich bin nicht nervig.“, sagte Sakura leise und begann zu schniefen und zu schnäuzen.
 

Abrupt hörte er auf und sah mit panischem Gesichtsausdruck zu, wie die ersten Tränchen ihre rosa Wange hinab kullerten.
 

„ICH ...Schnief... BIN NICHT... Schnief... nervig... Buhhuu!“
 

Und jetzt heulte sie los, vom allerfeinsten und er zog unwillkürlich den Kopf ein.
 

Unglücklicherweise kam gerade in diesem Moment seine Mutter in Begleitung von Aki Haruno den Korridor entlang gelaufen. Als Sakura ihren Vater an ihrer Seite entdeckte, rannte sie weinend mit ausgestreckten Armen zu ihm.
 

„Buhuuu... Papa…“, schniefte sie.
 

Der verwirrte Aki hob die weinende Sakura auf seine Arme. Er streichelte ihr sanft über den rosa Haarschopf, um sie zu beruhigen. Die Mutter dagegen warf einen verstohlenen Blick auf ihren Sohn. „Sasuke... was hast du dieses Mal wieder angestellt?“
 

„Ich habe NICHTS getan, Mami... .“, gab er eifrig zurück, schüttelte dabei nachdrücklich den Kopf und setzte seine beste Unschuldsmine auf.
 

„Er hat gesagt, dass ich nervig bin... .“, schrie Klein-Sakura protestierend zurück.
 

Klein-Sasuke zuckte zusammen. Jetzt steckte er in großen Schwierigkeiten. Ihm wurde mulmiger zumute, als es in das nicht mehr ganz so freundliche Gesicht seiner Mutter sah.
 

„Sasuke... Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst Mädchen nicht sagen, dass

sie nervig sind!“
 

„Ähm... vielleicht zwei Mal?“ Er lächelte nervös, doch er erntete erneut nur die streng dreinschauenden Blicke seiner Mutter. „Tschuldigung, Mami... Ich verspreche, ich werde es nie wieder tun.“, murmelte er in sich hinein und schaute beschämt zu Boden, während seine Finger nervös mit dem Holzschwert spielten.
 

Die Mutter seufzte auf und ihre Gesichtszüge wurden weicher. Kopfschüttelnd wandte sie sich wieder Aki zu. „Es tut mir wirklich leid. Er benimmt sich normalerweise nicht so.“, sagte sie entschuldigend.
 

Doch Aki winkte grinsend ab. „Oh nein nein ... Ich weiß, wie Kinder in diesem Alter sind. Glauben Sie mir, dafür haben Sie mein vollstes Verständnis.“
 

Die Mutter lächelte dankbar und schüttelte abermals ratlos den Kopf, als sie auf ihren Sohn nieder sah. „Ich möchte nun, dass du ein braver Junge bist und dich bei diesem netten Mädchen entschuldigst.“
 

Sasuke wurde aus seinen Gedanken gerissen und sah zu ihr auf. Er hatte die letzte Minute nicht mehr zugehört. Das einzige, was ihn wirklich beschäftigt hatte, war die Frage, ob sein Holzschwert es mit Itachis richtigem Katana aufnehmen konnte. „Hä?“
 

Die Mutter stöhnte frustriert auf und rollte mit ihren Augen. „Junger Mann, was habe ich gerade von dir verlangt?“, fragte sie lauter als nötig.
 

„Weiß nicht ... dich umarmen?“, schlug Sasuke mit seiner besten Unschuldsmine vor.
 

Aki Haruno schmunzelte und auch die Mutter konnte nicht anders, als sanft zu lächeln. „Du kannst mich später umarmen. Jetzt aber entschuldigst du dich bei diesem netten Mädchen.“
 

Seine Mutter schubste ihn sanft zu Aki, der seine kleine Tochter auf den Boden absetzte.
 

„Ahhh.... Mami... muss ich wirklich?“, quengelte Sasuke und weigerte sich, auch nur einen weiteren Schritt zu machen.
 

„Ja, musst du. Entschuldige dich.", sagte sie ernst. Dann gab sie ihm einen letzten Stoß, so dass er taumelnd zu Klein-Sakura wankte.
 

Sakura hatte indes aufgehört zu weinen und beäugte ihn jetzt erwartungsvoll mit ihren großen grünen Augen. Sie schniefte noch ein wenig und wischte sich die restlichen Tränen mit dem Ärmel ihres Kleides weg.
 

Schweigend standen sie sich gegenüber und der kleine Sasuke fühlte sich immer unwohler in seiner Haut. Er schaute verlegen zu Boden und steckte demonstrativ eine Hand in die Hosentasche. Die andere hielt noch immer das Holzschwert fest umklammert, als wäre es das einzige auf der Welt, das ihn davon abhielt, sich umzudrehen und abzuhauen.
 

„Komm schon, Schätzchen…“ , drängte ihn seine Mutter.
 

„Ich... ich... ich möchte mich entschuldigen... dafür... ähm... dass ich dich nervig genannt habe.“, stotterte er schließlich mehr schlecht als recht zusammen. Dann nahm er die Hand aus der Hosentasche und bot sie ihr als Zeichen des Waffenstillstands an.
 

Sakura schaute ihn eine kleine Ewigkeit an, bevor sie wieder lächelte. „Schon in Ordnung.“
 

Sasuke sah erleichtert vom Boden auf und grinste probehalber. Er hielt immer noch die Hand hin, in Erwartung, dass sie sie schütteln würde, aber stattdessen lächelte sie ihn einfach nur mit ihren grünen Augen an.
 

Stille lag über ihren Köpfen, als er das Mädchen verdutzt ansah.
 

,Oh... dann will sie nicht mit mir Hände schütteln... auch gut.', dachte er.
 

I long to see the sunlight in your hair
 

And tell you time and time again
 

How much I care
 

Sometimes I feel my heart will overflow
 

Hello, I've just got to let you know
 

Er zog seine Hand schließlich zurück.
 

Klein-Sakura jedoch trat schnell einen Schritt vor, und noch einen und beugte sich zu ihm vor. Er blinzelte sie überrascht an, unfähig, sich vom Fleck zu rühren.
 

'Cause I wonder where you are
 

And I wonder what you do
 

Are you somewhere feeling lonely
 

Or is someone loving you?
 

Sein heißgeliebtes Holzschwert rutschte ihm aus der Hand und fiel mit einem lauten Knall zu Boden. Er sah sie irritiert an, stand wie angewurzelt da und seine Augen weiteten sich, als ihr Gesicht immer näher kam und näher und immer näher zu seinem, bis er sogar ihren warmen Atem auf seiner Haut spüren konnte. Sie duftete nach Pfirsich.
 

Tell me how to win your heart
 

For I haven't got a clue
 

But let me start by saying,
 

I love you
 

Klein-Sakura verschwendete nicht viel Zeit und kam gleich zur Sache. Sie beugte sich vor und gab ihm einen leichten sanften Kuss auf die Lippen. Sie kicherte zufrieden, als sie sich von ihm zurückzog und errötete wie eine reife Tomate im Hochsommer.
 

Sasuke stand wie versteinert. Er spürte, dass etwas Warmes seine Lippen berührte. Ungläubig blinkte er mit den Augen, sah, wie sie sich wieder von ihm entfernte.
 

Und dann spiegelte sich das pure Entsetzten in seinem Gesicht.
 

Etwa fünf Sekunden später verstand er erst.
 

„Uaaaaaah... Ich wurde von einem nervigen Mädchen geküsst!!!“, schrie er hysterisch und sprang dabei auf und ab, wedelte mit den Armen und lief zu seiner Mutter.
 

Beide, die Mutter und Aki Haruno, begannen herzhaft zu lachen, während Klein-Sakura krebsrot dastand, jedoch mit einem riesigen zufriedenen Grinsen im Gesicht.
 

„Ihh...bäh...bäh…“. Sasuke konnte gar nicht damit aufhören, auf den Boden zu spucken. Er nahm den Rockzipfel seiner Mutter und wischte sich dort mehrmals den Mund ab.
 

„Schätzchen.…“, gluckste die Mutter, als sie versuchte, ihren Rockzipfel vor der Säuberungsaktion ihres Sohnes zu schützen. Nach einem kleinen Kampf gelang es ihr tatsächlich, den Jungen vom Kleid fernzuhalten. Auf seinen Wangen prangerte ein leichter Schimmer von Rosa.
 

„Ich glaub' ich brauche einen neuen Mund…, Mami.“, nuschelte er, als er mit seinen Händen die Lippen abtastete, als könnten sie angeschwollen oder sonst wie irgendwas passiert sein. Er verdrehte die Augen, um seine Lippen genau anschauen zu können und zog sie soweit nach vorne, wie er nur konnte.
 

Die Mutter und der Vater prusteten los, als sie den Jungen dabei beobachteten.
 

„Hör jetzt auf damit, Junge …“, mahnte die Mutter hinter vorgehaltener Hand, bemüht, ein breites Grinsen zu verbergen. Als Sasuke sah, dass mit seinen Lippen alles in Ordnung war, nahm er die Hände wieder runter. Er warf dem Mädchen einen bitterbösen Blick zu, die ihn immer noch anlächelte.
 

Klein-Sakura gluckste und entschied, den Jungen, der nicht bei ihrer Puppen-Teeparty mitmachen wollte, ein bisschen nervös zu machen. Sie machte einen Schritt nach vorn.
 

Entsetzt streckte Sasuke seinen Arm zu der Mutter aus. „Mami!“, wimmerte er, als er sah, dass Sakura immer näher kam. Er ließ vom Kleid der Mutter ab und begann nun, mit ausgestreckten Armen wild auf und ab zu springen. „Mami ...Mami... heb mich hoch... sie kommt näher!“, schrie er panisch.
 

Die kleine Sakura trat noch einen Schritt heran... erst mit dem linken Fuß, dann mit dem Rechten.
 

Links... rechts...
 

„MAMI....BIIIITTEEE!!!“, quiekte Sasuke, bereit, sofort in Tränen auszubrechen, wenn sie ihn nicht hochheben würde. Die Mutter seufzte und nahm ihren hysterischen Sohn auf die Arme. Mit großem Schniefen versuchte er, seine Tränen zurückzuhalten. Er barg sein Gesicht an ihrer Schulter und schlang seine Arme um ihren Hals. Die Mutter tätschelte ihm sanft die rabenschwarzen Haare.
 

Auch Aki trat vor und hob seine kleine Tochter lachend auf die Arme. „Ich glaube, für heute hast du genug angerichtet, junge Dame.“, grinste er.
 

„Oh... ich wollte ihm doch nur Hallo sagen.“, protestierte sie.
 

„Ja, aber deine Art und Weise ihm Hallo zu sagen, hat ihn in die Arme seiner Mutter getrieben.“, schmunzelte er.
 

Und er schmunzelte noch mehr, als er seine Vermutung bestätigt sah. Sakura Haruno würde der Männerwelt noch einiges zu bieten haben und ihr erstes Opfer wurde soeben auf den Armen seiner Mutter davongetragen. ,Hoffentlich bleibt er nicht für den Rest seines Leben traumatisiert... .', dachte Aki Haruno amüsiert, als er davonging. Obwohl es dem Jungen wahrlich schwer fallen wird, ein noch hübscheres Mädchen als seine Sakura zu finden. ,Ach Quatsch', sagte der stolze Vater zu sich selbst. ,Das ist praktisch unmöglich!'
 

Hello, is it me you're looking for?
 

'Cause I wonder where you are
 

And I wonder what you do
 

Are you somewhere feeling lonely
 

Or is someone loving you?
 

Tell me how to win your heart
 

For I haven't got a clue
 

But let me start by saying...
 

I love you
 

***

Frauen nerven auch!

Zurück in der Gegenwart… .
 

„Und so habe ich meinen ersten Kuss bekommen.“, beendete Sakura ihre Geschichte.
 

Kakashi war einfach nur platt. Gai hatte irgendwo zwischendurch ein Taschentuch gezückt und es sich nun in die feuchten Augenwinkel gedrückt. Die beiden Jonins starrten einander erstaunt an.
 

„Was für eine unglaublich romantische Geschichte!“, seufzte Gai.
 

Sakura lächelte zaghaft. Sie war glücklich darüber, dass die beiden sie offensichtlich nicht damit bis an ihr Lebensende aufziehen wollten.
 

Ein andächtiger Moment ergriff die drei und hielt so lange an, bis Sasuke Uchiha den Aufenthaltsraum betrat.
 

Sakura erstarrte.
 

Würde sie es je erleben, dass ihr Atem bei seinem Anblick nicht unwillkürlich schneller ging und ihr Herzschlag sich unkontrollierbar beschleunigte?
 

Tz, die Chancen, dass die Hölle vorher zufror, standen um einiges besser.
 

Attraktiv wie die Sünde und mit einem selbstherrlichen Gang bewegte Uchiha sich zum Kühlschrank hinüber. Er hatte etwas Fesselndes, Verführerisches an sich.

Etwas, das Frauen reihenweise vergessen ließ, wie sie hießen und woher sie kamen. Elementaren Krams halt. Sakura kniff sich in den Unterarm. Ein Schmerz, der sie wieder zurück auf den Boden der Tatsachen holte.
 

Ihr Herz mochte ihm gegenüber schwach sein, aber ihr Kopf war es nicht. Solange sie ihren Verstand besaß, würde sie sich von ihm fernhalten. Die schönsten und verlockendsten Geschöpfe Gottes waren immer die giftigsten, und Sakuras jadegrüne Augen verdunkelten sich entschlossen, als sie Uchihas wortlosen Bewegungen folgten.
 

Sie hatte es schlussendlich eingesehen, nicht wahr? Sasuke Uchiha hatte sie stets nur als lästiges Mädchen betrachtet. Seit ihrem achten Lebensjahr hatte sie verzweifelt versucht, seine Aufmerksamkeit zu erringen. Doch sie schien einfach nicht der Typ Frau zu sein, an dem er Interesse zeigen könnte.
 

Sie wollte, er wollte nicht. Mindestens eine Variable in dieser Gleichung ging nicht auf und waren der Grund dafür gewesen, warum Sakura sich von dem unverschämt gut aussehenden Mann zurückgezogen hatte. Alles andere bedeutete nur Schmerzen.
 

Nichtsdestotrotz reckte sie unauffällig den Hals, um ein bisschen mehr von Uchiha zu sehen.
 

Gucken war ja schließlich nicht verboten, oder?
 

Die Spitzen seines rabenschwarzen Haares waren feucht vom Duschen und berührten seine kräftigen Schultern. Er trug eine lange schwarze Trainingshose, ein schwarzes ärmelloses Trikot, das seine perlmuttweiße Haut schimmern ließ, ein weißes Handtuch lag um seinen Nacken, und obwohl er offensichtlich erst vom Duschen kam, war er - wie alle in diesem Raum auch - von einer frischen Schweißschicht bedeckt.
 

Kakashi lehnte sich in seinem Stuhl zurück und ließ den Arm lässig über die Lehne baumeln. „Hey, Uchiha, wir erzählen uns gerade gegenseitig, wie wir unseren ersten Kuss bekommen haben.“
 

Uchiha, der sich eine Flasche Orangensaft aus dem Kühlschrank genommen hatte, hielt inne und drehte sich zu der kleinen Gruppe um. Der Blick seiner schwarzen Granataugen war nicht zu deuten. Sie hätten ihm auch offenbaren können, dass sie Wunschzettel an dem Weihnachtsmann schreiben, es hätte den Uchiha nicht weniger bewegt. „Was du nicht sagst.“, antworte er kühl nach Sekunden des lästigen Schweigens, die ihm mitteilten, dass die Truppe einen Kommentar von ihm erwartete.
 

Gai lehnte sich neugierig vor. „Wie war *dein* erster Kuss gewesen?“
 

Ein lauter Plumps ließ die drei Männer hochfahren.
 

Sakura Haruno war soeben blindlings von ihrem Stuhl gefallen.
 

Eines musste man Uchiha lassen, er zuckte mit keiner Wimper, als er den Verschluss der Flasche öffnete und sagte: „Sehr witzig, Haruno. Ich lach mich tot.“
 

Sakura rappelte sich auf. Ein Bild war vor ihrem geistigen Auge explodiert, das Sasuke und Naruto in eindeutiger Position an ihrem ersten Schultag in der Akademie zeigte.

So viel zum Thema erster Kuss.
 

Aber Gai wollte es nicht dabei belassen. „Nein, jetzt mal ernsthaft, Uchiha. Wie war dein erster Kuss?“
 

Sasuke Uchiha war so mitteilsam wie eh und je, umso überraschter war Sakura, als er sich ernsthaft dazu herabließ, auf einem Stuhl ihr gegenüber am Tisch Platz zu nehmen und den Blick in die Ferne driften ließ. „Seltsam, dass du fragst… .“, meinte er mit dunkler Stimme und nahm zwischendurch einen Schluck Orangensaft. „Ich habe meinen ersten Kuss von einem wirklich nervtötenden Mädchen bekommen, das mir überall hin gefolgt war.“
 

Gai‘s Neugier wurde geweckt. „Ernsthaft?“
 

Uchiha nickte und begann, seine Haare trocken zu rubbeln. „Sie war süß gewesen, aber….“, er hielt inne, und für einen Moment schien sogar ein klitzekleines Lächeln an seinen Mundwinkeln zu zupfen, als er sich daran erinnerte und er das Handtuch geistesabwesend beiseite legte.
 

I've been alone with you inside my mind
 

And in my dreams I've kissed your lips a thousand times
 

I sometimes see you pass outside my door
 

Hello, Is it me you're looking for?
 

Cause I wonder where you are‘
 

Seine übliche bedrohliche Ausstrahlung verlor einen Deut an Schärfe und ließ auch Kakashi neugierig den Hals recken.
 

Uchiha schüttelte leicht den Kopf. „… sie war komisch. Ich habe sie die ganze Zeit über ein nerviges Mädchen genannt, und trotzdem…“ Ein rauer Laut kroch seine Kehle empor und konnte als Versuch eines Lachens interpretiert werden - und am Ende durchschnitt es die plötzliche Stille in dem Raum wie ein Katana.
 

Kakashi und Gai starrten baff einander an, während Sakuras Kopf auf Knopfdruck lavarot anlief.
 

Die eisige Ruhe vor dem Sturm, und dann, plötzlich: „Ist nicht wahr!!!“ Gai war der erste, der von seinem Stuhl aufsprang und ungläubig mit dem Finger abwechselnd auf Uchiha und Haruno zeigte.
 

„Könnest du das bitte noch einmal wiederholen?“, verlangte Kakashi langsam.
 

Uchihas Gesicht zeigte keine Regung, doch die Art und Weise, wie seine schwarzen Augen haltlos von einem Jonin zum anderen huschten, verriet seine Unsicherheit. „Was? Dass ich sie die ganze Zeit über ein nerviges Mädchen genannt habe?“
 

„OH!“, schrie Gai.
 

„MEIN!“, juchzte Kakashi.
 

„GOTT!!“, jubelten die beiden Jonins zusammen und brachen in ein donnerlautes Gelächter aus, das das Hauptquartier in seinen Grundfesten erschütterte.
 

Sakura Harunos Blut begann zu brodeln. ‚Nerviges Mädchen? NERVIGES Mädchen?! Er hatte sie schon ein nerviges Mädchen genannt, bevor er sie überhaupt gekannt hatte?
 

Grausame Erinnerungen stießen sauer in ihr auf.
 

Uchihas Kinnlade rutschte ein Stück weit herunter. „Was zum-?“ Sein Blick fiel auf Sakura und er konnte sehen, dass sie fuchsteufelswild war, am ganzen Körper bebte, dunkelrot wie eine Schwarzkirsche war und außerdem aussah, als wäre sie bereit zu morden.
 

Uchiha hob eine Augenbraue. „Hab ich was Falsches gesagt?“
 

Doch bevor einer von den Jonins dazu kam, den ANBU aufzuklären, war Sakura wild von ihrem Stuhl aufgesprungen, der mit einem Knall nach hinten fiel, hatte nach der Orangensaftfasche gegriffen und keifte ihn an wie eine wild gewordene Furie: „NERVIG??? Ich bin nervig?!?!“, kreischte sie laut und böse, und leerte den Inhalt der Flasche über Uchihas Kopf.
 

“HEY!?!?” Uchiha sprang mehr überrascht als entsetzt auf.
 

„Ich zeig dir, wie nervig ich sein kann!!“, feixte sie und schmiss ihm die letzten Tropfen entgegen.
 

„Verdammt! Was zum Teufel habe ich denn gemacht?!“
 

Sakura antwortete ihm nicht. Wenn die Blicke ihrer jadegrünen Augen töten könnten, läge Uchiha jetzt schon leblos auf dem Boden, in der Luft zerrissen von ihrem Groll. Zur Hölle mit ihm! Sie plusterte die Backen auf, machte scharf auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Aufenthaltsraum.
 

Abgang Sakura Haruno. Verfolgt von einem unsichtbaren Bär.
 

Kakashi und Gai lagen mittlerweile auf dem Boden und hielten sich die Bäuche vor Lachen.
 

Sasuke fuhr sich durchs triefende Haar und bedachte die beiden mit wütendem Blick. „Verfluchte Hitze. Drehen denn heute alle durch? Was ist nur in sie gefahren?“, schnaubte er, als er zum Tisch hinüberging und nach seinem Handtuch griff.
 

Kakashi schaffte es, sich zusammenzureißen und seinen Schützling aufzuklären.

„Du hast sie ein nerviges Mädchen genannt, Sasuke.“, kicherte er.
 

Uchiha verdrehte die Augen. „Habe ich nicht.“, protestierte er und begann, sich selbst abzutrocknen.
 

„Oh ja, und wie du das hast. Sogar mehrere Male.“, korrigierte ihn Gai.
 

Uchiha runzelte die Stirn. „So ein Unsinn. Die kleine Göre, die mich geküsst hat, habe ich ein nerviges Mädchen genannt… .“ Er grunzte missmutig. Verdammt, er hatte gewusst, dass es ein Fehler gewesen war, ins Hauptquartier zu kommen. Sein Instinkt hatte es ihm schon im Vorfeld gesagt.
 

„Und die kleine Göre war…. wer? “, frohlockte Kakashi. Das hier war besser als jede andere Seifenoper.
 

„Die kleine Göre war ein Mädchen mit pinkfarbenen Haaren, die mir hinterhergelaufen war… .“ Uchiha beendete seinen Satz, ohne großartig darüber nachzudenken.
 

Ein Moment der Stille zog an ihnen vorbei, wo Uchiha seine Kleidung mit dem Handtuch abtrocknete.
 

Dann, plötzlich, wurden seine Bewegungen langsamer.
 

Er beugte sich runter, um seine Hose trocken zu tupfen, und Kakashis Worte begannen in seinem Bewusstsein den ersten Stein loszutreten.
 

Auf einmal zeigte Uchihas Gesicht soviel Regung wie in den ganzen letzten fünf Jahren nicht mehr. Er riss die Augen weit auf und verharrte wie im Schock. „Ihr… meint… ?“
 

Kakashi und Gai hatten ein seliges Lächeln im Gesicht und nickten gleichzeitig.
 

Uchiha fror ein, als die Information in seinem Gehirn sackte.
 

„Neeeein!!!“, protestierte er laut.
 

„Tut mir leid, ich würde dir gern was anderes erzählen, aber … es ist wohl wahr.“, kicherte Kakashi.
 

„Es war *nicht* Haruno gewesen!“, wehrte sich Uchiha inbrünstig gegen diese bodenlose Behauptung.
 

„Doooo-och.“, warfen seine ehemaligen Lehrer fröhlich zurück.
 

Und dann geschah noch etwas anderes unglaubliches: Sasuke Uchiha wurde knallrot, was einen interessanten Kontrast zu seinen schwarzen Haaren darstellte.

Er wandte sein Gesicht blitzschnell ab und verbarg es im Handtuch.
 

„Weißt du, Kumpel, ich nehme das zurück, was ich vorhin gesagt habe.“, brachte Kakashi unter vielem Lachen hervor.
 

„Was meinst du?“, keuchte Gai.
 

„Na, dass der Junge, der Sakura küssen musste, wahrscheinlich für den Rest seines Lebens traumatisiert wurde.“
 

Gai grinste.
 

„Es ist ja nun offensichtlich, dass er nicht traumatisiert wurde, sondern von ihr so angetan war, dass er selbst von der dunklen Seite den Weg zu ihr zurück gefunden hat, um mehr davon zu kriegen.“, erklärte Kakashi.
 

Sasuke Uchiha sprang beinahe aus seinen Klamotten. Ein Anblick, für den Kakashi Eintritt bezahlt hätte. „Ich bin WAS?“
 

„Von ihr angetan… “, wiederholte Gai ruhig, von einem Ohr zum anderen grinsend.
 

Uchiha sah die beiden hasserfüllt an, während seine Wangen mittlerweile hummerrot angelaufen waren.
 

„Du weißt schon“, half ihm Kakashi auf die Sprünge. „Von ihr angezogen … angeturnt…“

Sein alter Sensei war so freundlich, ihm die Sache zu erklären.
 

„Auch allgemein bekannt als ‚furchtbar verschossen in sie‘.“, ergänzte Gai.
 

„Ich weiß, was das bedeutet!“, knurrte Uchiha ungehalten. „Und ich bin definitiv nicht an ihr interessiert! Sie ist mir vollkommen schnuppe!“
 

„Ach so?“, stichelte Gai. „Wenn nicht ihre, dann waren es wohl *meine* Beine, die dich aus deinem ANUBU-Mauseloch angelockt haben, oder wie darf man deine Anwesenheit hier sonst verstehen?“
 

Uchiha hielt die Luft an, als seine schwarzen Augen über die haarigen Stelzen von Gai huschten. „Großer Gott!“, stieß er unterdrückt aus und fokussierte seinen Blick stur auf einem Punkt hinter dem Jonin mit dem zu klein geratenen Strampler. Dafür gab es einfach nicht genügend Worte.
 

Kakashi prustete in seine Maske. „Ich glaub‘, ich krieg gleich einen Koller!“
 

Oder vielleicht doch.
 

Uchiha nahm einen beruhigenden Atemzug.
 

Und dann noch vier weitere.
 

Dass Kakashi das noch erleben durfte: ein Uchiha an der Grenze zur Verzweiflung.
 

Die Wahrheit war, Uchiha hatte keine Ahnung, was ihn hierher getrieben hatte. Er wusste nur, dass er keine Sekunde länger gewillt war, in diesem Affenzirkus zu bleiben. Murrend und mit stählernem Blick stürmte er wieder zurück ins ANBU-Quartier für eine weitere Dusche.
 

Kakashi und Gai blieben lachend zurück.
 

***

Komm knutschen, Großer!

Später am Abend….
 

Zu dem Zeitpunkt, als Uchiha aus den Duschräumen kam, mit der dunkeln ANBU-Uniform und der Weste bekleidet, war er mächtig ins Grübeln geraten.

Er war immer noch davon überzeugt, ein anderer Junge hatte Haruno geküsst.

Aber Tatsache blieb, dass er ihr mehr als einmal an den Kopf geworfen hatte, sie wäre eine nervige Person. Er war also doch schuldig im Sinne der Anklage - und dann auch wieder nicht.
 

Schließlich war sie eine nervige Person.
 

Oder gab es irgend jemand in Konoha, der nicht davon überzeugt war, ihre Stimme hätte etwas von einem Streichkonzert auf Katzenschwänzen?
 

Nah, und was war mit dieser nervigen Haarfarbe? Sein Sharingan war ja einiges gewohnt anzuschauen, aber bei diesem unmöglichen Pink protestierte sogar das Bluterbe der Uchiha.
 

Und überhaupt, welcher Mann konnte es ertragen, ständig mit einer Heulboje zusammen zu sein, die, wenn sie mal nicht heulte, mit ihrer unglaublich nervigen Stimme Freundschaftspredigten auswarf wie Maiskügelchen aus einer Popcornmaschine?
 

Nein. Sie war eine nervige Person. Daran gab es nichts zu rütteln. Es gab auch keinen logischen Grund, diese brütende-Held-Sache abzuziehen. Und dennoch… .
 

Sasuke saß auf einem Stuhl im Lagebesprechungsraum der ANBU und starrte mit unbewegtem Gesichtsausdruck auf die Landkarte. Das Quartier hatte tatsächlich etwas von einem Mauseloch. Es war dunkel, verstaubt und roch stets nach hart erarbeiteten Schweiß.

Es war die letzte Bastion der Männerherrschaft in Konoha.

Hier hatte sich noch keine Topfpflanze herverirrt.
 

Aber leider auch kein funktionierender Kühlschrank, keine flauschigen Handtücher und keine Schokokekse am Eingang für die Angestellten.
 

Sasuke konnte damit leben.
 

Seine schwarzen Granataugen huschten zum Fenster hinüber und aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er, dass im Büro des Hokagen immer noch Licht brannte.
 

Tz. Es war lächerlich.
 

Allein, dass er überhaupt in Erwägung zog, sich zu entschuldigen, war so lächerlich, dass er laut schnaubte und seinen Blick wieder stur auf die Karte heftete.
 

Er verschränkte die Arme hinterm Kopf und fing an, mit dem Stuhl zu kippeln.
 

Eine tiefe Furche grub sich zwischen seinen Brauen.
 

Die Sache musste aus der Welt geschafft werden. So unangenehm es auch klang, aber sogar ein Einzelgänger wie er wusste, dass es nicht gesund sein konnte, den Groll eines Medical-Nins auf sich zu ziehen. Die Jungs und Mädels konnten Dinge mit dem menschlichen Körper anstellen … man denke da nur an das fiese Gerücht um Tsunade, Jiraiya und der Tüte voller Blutegel. Und außerdem musste man sich Naruto anschauen, um die Folgen zu erkennen, was passiert, wenn ein Medical-Nin jahrelang Kopfnüsse austeilte.
 

Nicht, dass Haruno jemals so etwas bei ihm gewagt hätte. Todessehnsüchtig, war sie, soweit er sich erinnern konnte, nicht.
 

Aber sie war wütend, zweifellos.
 

Verdammt.
 

‚Ein Uchiha kriecht nicht zu Kreuze.‘, dachte er düster. Sein Inneres Ich seufzte. ‚Du kriechst ja auch nicht zu Kreuze, Idiot. Du willst nur sichergehen, dass der nächste Orangensaft, den du dir aus dem Hauptquartier holst, nicht mit einem aggressiven Abführmittel gepunscht ist.‘
 

Und dass er sich seinen Orangensaft aus dem Hauptquartier mopsen musste war so sicher wie die Nudel in der Suppe. Es war ja nicht so, dass die Hokage in nächster Zeit gedachte, den nicht funktionierenden Kühlschrank der ANBU wieder mit was Genießbaren aufzufüllen. Und einkaufen war auch nicht sein Ding. Man stelle sich das vor, ein Uchiha mit Holzkörbchen am Arm baumelnd auf dem Gemüsemarkt. Nein. Ganz bestimmt nicht.
 

Sasuke schoss von seinem Stuhl hoch. Er war niemand, der sich vor schwierigen Aufgaben lange herumdrückte. Außerdem war das schlussendlich immer noch Sakura Haruno.
 

Himmel noch mal, das war die gleiche Sakura Haruno, die ihn strahlend angelächelt hatte, als er blutverschmiert von seinem Rachetrip nach Konoha zurückgekehrt war.

Sie konnte ihm noch nie lange böse sein, hatte es nie gekonnt, und würde jetzt damit ganz bestimmt nicht anfangen, nicht wahr?
 

Genauso war es doch.
 

Junge, war er vielleicht falsch gewickelt.
 

***
 

Zielstrebig suchte Sasuke sich seinen Weg durchs Hauptquartier zum Büro des Hokagen.

Er war ein Mann mit einer Mission - und deshalb zögerte er, als er plötzlich leise Geräusche aus dem Aufenthaltsraum vernahm. Seinem Instinkt folgend sah er in den Raum hinein und fand Sakura Haruno, die mit dem Rücken zu ihm stand und sich über den Inhalt des Kühlschrankes hermachte.
 

Sasuke hob eine Braue. Uchiha hin oder her, selbst er konnte seine Augen nicht davon abhalten, diesen schlanken Nacken zu beobachten, die kleinen Härchen, die an ihm klebten und seinen Blick zu ihren schmalen Schultern hinunterleitete, weiter zu dieser zierlichen Taille und … .
 

Sasuke hüstelte verlegen. Er fragte sich, ob sie ihm wohl die Sharingan-Augen auskratzen würde, wenn sie wüsste, dass er auf ihren Hintern gestarrt hatte.
 

Sakura drehte sich um, und der überraschte Ausdruck in ihren Augen verdunkelte sich zu einer düsteren Miene. „Ach … du bist es… .“
 

Sasukes Braue hob sich ein Stück weit höher. Etwas stimmte nicht an diesem Bild, überlegte er, als seine schwarzen Augen sich von ihrem säuerlichen Gesicht loslösten und versuchten, den Fehler zu finden. An dem knappen Oberteil lag es jedenfalls nicht, und die langen Beine, die in engen Shorts steckten, waren auch … in Ordnung. Nein, es war etwas anderes, das ihn irritierte: dieser wütende Gesichtsausdruck. Normalerweise stand Sasuke zwei Meter daneben, wenn Sakura den Uzumaki-Deppen verkloppte. Er hatte diesen verzerrten Ausdruck noch nie aus dieser Perspektive beobachten können - ihre Wut galt ihm allein. Sasuke spürte plötzlich, wie die Luft in dem Raum dünner würde.
 

Yep, wenn Blicke töten könnten, man müsste ihn mit einer Schippe von der Wand abkratzen, so zornig war sie.
 

Es hatte etwas von einem Spießrutenlauf, als er sich zu ihr hinüber bewegte und sich fragte, was wohl ein angemessener Abstand wäre. ‘Sicherheitsabstand‘, kalkulierte der Ninja in ihm und nickte mit dem Kopf. ‘Mindestens eine Armlänge.‘
 

Sakuras Augen wurden größer. Das Schälchen Vanillepudding in ihrer Hand wurde eisern gequetscht, als sie ernsthaft begann, am Zustand ihrer geistigen Gesundheit zu zweifeln.

Bildete sie sich das ein? Oder hatte er sie gerade wirklich von Kopf bis Fuß gemustert?
 

‚Wahrscheinlich hat er dich nach Waffen durchsucht‘, grunzte sie innerlich. ‘Und entschieden, dass du in dem Bikini nicht viel vor ihm verstecken kannst, du heiße Sahneschnitte, du!‘, frohlockte die schamlose innere Sakura.
 

Sakura verschluckte sich beinahe an ihrer eigenen Spucke und legte den Pudding möglichst gefasst zurück an seinem Platz, ehe sie die Kühlschranktür schloss, die Arme vor der Brust faltete und Sasuke Uchiha herausfordernd anstarrte. „Was willst du?“
 

‚Ich will, dass du dir einen verdammten Reissack anziehst, Frau.‘, dachte er düster und er gab sich Mühe, seine Augen nicht ihren Ausschnitt hinunterpurzeln zu lassen.
 

Seit wann war es eigentlich so schwierig geworden, Sakura Harunos Körper zu einem unwichtigen Detail im Universum abzustempeln?
 

Sasuke Uchiha unterdrückte den Drang, mit der Hand an die Stirn zu fassen.
 

Die Antwort auf diese Frage hatte sich wie Säure in sein Gehirn eingefressen und ließ ihn nachts schweißgebadet und schwer atmend aus dem Schlaf hochfahren.
 

Es war der Tag gewesen, an dem Tsuande bewiesen hatte, dass sie doch eine alte vergessliche Frau war und ihre verwirrten Gehirnzellen für eine wichtige Mission zwei Ein-Mann-Teams unabhängig voneinander angesetzt hatte… einen Jonin *und* einen ANBU.
 

---
 

In Mai-Lings Haus einzubrechen, war keine gute Idee gewesen. Aber Sakura hatte keine bessere. Während sie im nächtlichen Dunkel durch die Flure schlich, bereute sie ihren Entschluss zutiefst. Für solche Jobs eignete sie sich nicht besonders. Sie war ein Medical-Nin und keine Diebin. Und trotzdem war sie wegen ihrer Leichtfüßigkeit und Umsichtigkeit von Tsunade dem tollpatschigen Naruto für diesen Job vorgezogen worden.

Denn sollte jemals herauskommen, dass dieses wertvolle antike Bild von einem Konoha-Nin auf fremdem Territorium entwendet wurde, es würde zu einem politischen Eklat kommen. Trotzdem, das Bild gehörte zu Konohas Kunstschätzen und die Alten wollten es nicht auf sich beruhen lassen, dass ausgerechnet eine diebische Putzfrau ihnen das Bild vor der Nase weggeschnappt hatte.
 

Die Nachfahren der Putzfrau hatten es zu Wohlstand gebracht und gaben an diesem Abend eine Gartenparty. Niemand war im Haus.
 

Das war Sakuras beste Gelegenheit seit Tagen, um das Haus nach dem Gemälde abzugrasen. Inzwischen hatte sie ein leeres Teezimmer, eine leere Bibliothek und einen leeren Wintergarten abgesucht. Und jetzt stand sie in der leeren Eingangshalle.
 

‚Kein einziger Anhaltspunkt‘, dachte sie. Lautlos schlich sie die Treppe hinauf und öffnete mehrere Türen zu leeren Räumen, bis sie in ein Schlafzimmer mit überall verstreuten Seidendessous und einer Parfümwolke in der Luft stand.
 

Solche Luxusgemächer bewohnte ein Typ Frauen, zu dem Sakura niemals gehören würde. Nicht zuletzt, weil ihr das Geld dafür fehlte.
 

Auf einem Schreibtisch schimmerte etwas. Mit zusammengekniffenen Augen erkannte sie Juwelen.
 

‚Nachlässig‘, dachte Sakura und inspizierte alles, was diese Mai-Ling besaß und sorglos behandelte. Also wirklich, sie verdiente es nicht, Konohas Schatz ihr Eigen zu nennen.
 

Im Erdgeschoss klopfte jemand an die Tür. Sakura beschleunigte ihre Nachforschungen und sah im schwachen Licht des Mondes, das durch die Vorhänge herein schien, systematisch hinter alle Möbel und unters Bett. Was sie im Dunkeln nicht erkennen konnte, tastete sie ab.
 

‚So klein ist das Gemälde nicht‘, überlegte sie und wandte sich den vier getäfelten Schranktüren zu. ‚Wo zum Teufel hat Mai-Ling es nur versteckt?‘
 

Sie riss die beiden ersten Türen auf und schob die Kleider beiseite, um den Hintergrund des Schranks zu durchstöbern.
 

Da stand ein Mann.
 

Ein Ninja, der sich mit einem Jutsu sehr gut getarnt hatte und jeden anderen mittelklassigen Ninja damit hinters Licht geführt hätte, aber sie durchschaute es sofort.
 

Als Sakura zurücksprang und mit den Händen begann, ein Jutsu zu beschwören, presste er raketenschnell eine Hand auf ihre Lippen und riss sie an sich. Sie trat nach ihm und traf sein Schienbein - mit voller Wucht. Lautlos verlor er das Gleichgewicht, stürzte auf den Teppich und begrub sie unter sich.
 

Er wog mindestens eine Tonne.
 

Sein immenses Gewicht lag auf ihrer Lunge, während er ihr den Mund mit der Hand zu hielt.
 

‚Ich kann nicht atmen‘, dachte Sakura und sog die Luft durch die Nase ein - oder vielmehr den Staub, der vom Teppich aufgewirbelt worden war.
 

Wie ein Schraubstock umklammerte er Sakura. Ihre Lungen rebellierten, ihre Muskeln krampften sich zusammen, dichtes Dunkel legte sich über die Welt. Und dann wurde sie von einer vertrauten Todesangst gepackt. Der feindliche Ninja blieb gelassen, er tat es nicht zum ersten Mal, schoss es ihr durch den Kopf. Er wollte keine Zeugen, und deshalb wollte er sie leise ausschalten, in dem er ihre Lungen mit seinem Gewicht daran hinderte, sich zu blähen. Verdammt.
 

Nein, so würde sie nicht sterben… .Nicht mitten in einem kriminellen Akt. Nicht während sie ein tonnenschwerer Ninja, der ihre Lungenflügel zu Stein verwandelte, in seiner Gewalt hielt. Sie tat das Einzige, was ihr in den Sinn kam:
 

Sie biss zu.
 

Sasuke Uchiha war auf die alte klapprige Mai-Ling gefasst gewesen, deshalb war er überrascht, als er auf einen weichen, gut gepolsterten Körper fiel.
 

‚Definitiv nicht Mai-Ling‘, fuhr es ihm durch den Kopf, während er die Frau im Dunkeln gegen den Teppich presste und versuchte, sie zur Besinnungslosigkeit zu drosseln. Sie mochte vielleicht sein Jutsu durchschaut haben, aber er bezweifelte, dass sie seine Identität durchschaut hatte.
 

Zehn Sekunden lang zog er eine grandiose Uchiha-Show ab, bis sie ihn fürchterlich biss.
 

Da riss er seine Hand weg und fuhr hoch, unterdrückte einen Fluch und widerstand der Versuchung, die Furie zu schlagen. „Miststück“, zischte er durch seine Maske und rieb sich die Hand.
 

Sie blieb unter ihm liegen. Auf einem Ellbogen gestützt rang sie nach Atem. „Uchiha, du gottverdammter Idiot! Geh runter von mir!“, fauchte Sakura Haruno.
 

Ihre vertraute Stimme traf ihn wie eine Tonne Backsteine. „Was zum-?“
 

Beide Ninjas rappelten sich auf und standen sich ernsthaft geschockt im Mondlicht gegenüber. Uchiha war glücklich über seine Maske. Es ersparte ihm die Peinlichkeit mit offenem Mund vor seiner Kollegin zu stehen und zu fragen, seit wann Jonins Arbeitsanzüge trugen, die wie eine zweite Haut saßen und dem Betrachter kaum Raum für Fantasie ließen.
 

Sakura trat näher heran und Sasuke beschlich das unangenehme Gefühl, dass sie ihn vielleicht unbemerkt vergiftet haben könnte. Seine Atmung setzte aus und er hörte sein eigenes Blut in den Ohren rauschen, als sie einen Fuß vor den anderen setzte und das Mondlicht ihren Kurven schmeichelte. Keine zwei Sekunden zuvor hatten diese Kurven unter ihm gelegen.
 

Ein Gedanke, der ihn plötzlich unangenehm schwitzen ließ.
 

Dann verpasste sie ihm einen Schlag in die Schulter, der sich gewaschen hatte. „Verdammt, du hättest mich beinahe umgebracht!“, fauchte sie.
 

„Selbst Schuld.“, knurrte er zurück und beschloss, sie für diese Respektlosigkeit am Leben zu lassen. „Was stellst du dich auch so dämlich an.“
 

Sakura Haruno kniff die Augen zusammen. „Wen nennst du hier dämlich? Ich war schließlich nicht derjenige, der sich mit einer drittklassigen Tarnung versteckt hatte!“
 

Uchiha ballte die Fäuste. „Wenn ich es gewollt hätte, wärst du schon längst tot.“, höhnte er.
 

„Ach ja?“ Ihre schlanken Finger griffen nach dem Kragen ihres eng anliegenden Anzugs und zogen den Stoff soweit herunter, dass schwarze Granataugen einen großzügigen Blick auf cremeweiße Haut erhielten und den Ansatz ihres üppigen Busens.
 

Sasuke Uchiha wurde leicht rosa unter seiner Maske. „Haruno!“, zischte er ungehalten.
 

Seine Augen weiteten sich minimal, als ihre Finger in den Ausschnitt griffen und ein kleinen Plastikzylinder hervorfischten. Sie öffnete das Döschen und ließ eine Reihe von bunten Pillen in ihre Handfläche fallen. Sie griff gezielt nach einer blauen und ließ die anderen wieder in die Dose verschwinden. Mit einem überlegenen Lächeln bot sie ihm die blaue an.

„Die solltest du schlucken, wenn *du* nicht in ein paar Stunden den Löffel abgeben möchtest.“
 

Sasuke Uchiha zog scharf die Luft ein. Also doch, sie hatte ihn irgendwie vergiftet. Hinterhältiges Luder. Er schnappte sich die blaue Pille, die noch warm war von ihrer Haut.
 

Triumphierend schaute Sakura zu, wie Uchiha seine Maske abnahm und die Hustenpastille mit einem gequälten Gesichtsausdruck herunterschluckte. Dann traf ihn die Erkenntnis, dass er einen einfachen Hustendrops in seinem Mund hatte, und er fühlte sich mächtig auf den Schlips getreten.
 

Besonders, als sie ihm im Mondlicht die Zunge rausstreckte.
 

Plötzlich horchten beide alarmiert auf. Vor der Tür waren Schritte zu hören.
 

Um möglichst schnell in den Schrank zu flüchten, bevor jemand ins Zimmer kam, warfen sie sich beinahe gegenseitig zu Boden. Eine Sekunde später schloss Sakura die Schranktür hinter sich und hielt die Luft an.
 

Schulter an Schulter standen sie und lauschten angespannt auf Mai-Lings raschelnde Geräusche im Schlafzimmer.
 

Sasuke hatte lange Zeit in Dunkelheit gelebt und konnte Fußbewegungen deuten. Deshalb begriff er schnell, als Mai-Lings Fußballen sich auf dem Teppichboden drehten.
 

Leicht stieß er Sakura an, und sie erkannte, dass er ihr bedeuten wollte, in einen anderen Teil des Schranks zu schleichen, weg von den Türen. Er schob sich entlang der Hinterwand und zog sie hinter sich her und blieb zwischen einem Haufen Pelzjacken stehen. Sakura tat es ihm gleich und stellte sich vor ihm. Nasenspitze an Kinnspitze.
 

Und das keine Sekunde zu früh. Mai-Ling öffnete die Tür. Sakura hörte Kleider rascheln, wo sie eben noch gestanden hatten.
 

Sakura straffte angespannt ihren Körper.
 

Ihr Atem an seiner Wange lenkte ihn ab. Er bemühte sich, es zu ignorieren, denn das war das kleinere Übel, wie er fand. Ihr Atem an seiner Wange war nichts im Vergleich zu der sachten Bewegung ihres Brustkorbes an seinem. Genauso wie Sakura hatte er für diese Mission auf schwere Rüstung verzichtet, um möglichst geschmeidig und lautlos auf alte Holzdielen sich fortbewegen zu können. Er trug ein einfaches schwarzes Shirt und zu seinem unglaublichen Pech konnte er spüren, wie ihr Busen sich beim Atmen hob und senkte und gegen das Stück Stoff an seiner Haut strich.
 

Auf und ab.
 

Ab und auf.
 

Er verdrehte die Augen, als kleine elektrische Stöße seine Nervenbahnen entlang rannen und sich im tiefen Zentrum sammelten. Die sich daraufhin entwickelnde Fantasie in seinem Kopf ließ ihn beinahe laut protestieren. ‚NEIN!‘

Doch er durfte keinen Mucks von sich geben. Kein Wort, keine Silbe. Er konnte nicht einmal grunzen, denn die Hände des Feindes wühlten nur einen halben Meter neben ihm im Schrank.
 

Die Welt schien zu schrumpfen und bekam nur diese zwei Seiten: der Feind und Sasuke, und Sakuras Atem und der süße Duft ihrer Haut und der sanfte Druck ihres Busen gegen seinen Körper. Dabei sagte er sich, dass es sich nur um das älteste Aphrodisiakum der Welt handeln konnte - Adrenalin.
 

Mai-Ling hörte auf, ihre Kleider zu durchwühlen und warf die Schranktür zu.
 

Sakura atmete erleichtert aus.
 

Der warme Lufthauch strich über die bloße Haut seines Nackens und ließ ihn lautlos fluchend die Augen zusammenkneifen. Himmel noch mal, er war ein Uchiha! Er müsste Haruno ertragen können ohne mit der Wimper zu zucken! Er hatte ihre unerwünschten Berührungen schließlich jahrelang hingenommen. Auch wenn sie in letzter ihren Körperkontakt zu ihm auf das Nötigste eingeschränkt hatte und nur noch bei medizinischen Untersuchungen Hand an ihn legte, musste er doch dagegen immer noch immun sein, oder?
 

War er aber nicht.
 

Ihr Haar kitzelte ihn unter der Nase. Der süße Pfirsichduft ließ ihn weiter still in sich hinein fluchen.
 

Er ballte die Fäuste. So lächerlich es sich anhörte, aber er kämpfte mit der Kontrolle. Er kämpfte darum, dass das Blut in seinem Gehirn blieb und nicht in untere Regionen absackte.
 

Mit seinen 18 Jahren Lebenserfahrung wusste er durchaus, wann sein Körper eine Erektion hatte. Er hatte diese hormonbedingte Eigenschaft seit der Pubertät genauso gut unter Kontrolle wie sein Chakra. Umso beängstigender war die Tatsache, dass ihn diese Kontrolle ausgerechnet hier verlassen wollte, vor den Augen seiner langjährigen Kollegin und ihres weichen Körpers; und Sakura musste nur einen verdammten Minischritt auf ihn zu tun und sie würde den Beweis seines Unbehagens zu spüren bekommen.
 

Sasuke legte den Kopf in Nacken. Er glaubt nicht an Gott, trotzdem schickte er ein Stoßgebet zum Himmel.
 

Als kurz darauf die Zimmertür ins Schloss fiel, murmelte er erleichtert: „Raus mit dir“, und öffnete den Schrank.
 

Sie krabbelte heraus und holte erst mal tief Luft. Dann fuhr sie sich mit der Hand durch rosafarbenes Haar und schien allgemein ein bisschen fahrig zu sein. Für solche Jobs hatte sie einfach nicht genügend Nerven.
 

„Als Einbrecher würdest du glatt verhungern.“, sagte er tonlos.
 

Sakura blitzte ihn im Dunkeln an. Regungslos stand er im Schatten und hatte selbstverständlich keinen blassen Schimmer davon, welches irre Wechselbad der Gefühle sie in diesem verfluchten Schrank hatte überstehen müssen. Sie schwor, ihr Körper glühte immer noch an den Stellen, wo sie sich berührt hatten. Trotzig reckte sie das Kinn.

Idiot. Sie hatte gelernt, mit seiner Abweisung umzugehen. Er würde sie nicht noch einmal verletzen, denn dazu würde sie ihm keinen Anlass geben. „Lass und das verfluchte Bild suchen!“, sagte sie stattdessen ärgerlich. „Ich sehe hier oben nach und du gehst in den Keller.“ Damit ließ sie ihn stehen und ging zur Tür.
 

Sasuke Uchiha kniff die Augen zusammen. „Warum soll ich in den Keller gehen? Geh du doch selbst!“
 

Sie fuhr herum und funkelte ihn an. „Weil ich Spinnen nicht ausstehen kann, deswegen!“
 

Sasuke stieß einen verächtlichen Laut aus. Gegen so ein billiges Argument kam er natürlich nicht an.
 

Er war in den Keller gegangen - wo er das Bild letztendlich hinter einer doppelten Wand gefunden hatte.
 

---
 

Dieser Vorfall in Mai-Lings Haus lag nun halbes Jahr zurück und seitdem fiel es Sasuke Uchiha schwer, sich bei Lagebesprechungen im Hauptquartier zu konzentrieren. Solange Sakura Haruno vor ihm auf dem Stuhl saß und sein Blick immer wieder ihren zierlichen Nacken suchte und er sich fragte, wie weich die feinen Nackenhärchen wirklich waren, bekam er nur die Hälfte von dem mit, was die Hokage von sich gab.
 

Jetzt stand Sakura ihm gegenüber im Aufenthaltsraum, mit säuerlichem Gesicht, und fragte, was er wollte.
 

Dabei war längst klar, was er wollte: arktische Kälte, damit sein Gehirn wieder auf volle Schubkraft funktionierte.
 

Äußerlich war Sasuke Uchiha bewegungslos. Er war unheimlich stolz auf sein Pokerface, denn sein innerer Schweinehund wand sich in einer heißen Bratpfanne. Er war im Begriff, etwas zu tun, das gegen seine Prinzipien war. Etwas, das seinen Namen für immer beschmutzen würde.
 

„Mich entschuldigen.“, sagte er knapp.
 

Sakuras Kinnlade rutschte herab. Ihr dümmlicher Gesichtsausdruck verriet, dass sie genauso überrascht war wie er. Darüber, dass dieser Ausdruck in seinem Wortschatz überhaupt existierte.
 

Die Wut war wie weggewischt in Sakuras hübschem Gesicht und sie durchbrach den Sicherheitsabstand, um dem verdutzten Teamkollegen ihre schlanken Finger auf seine Stirn zu legen und seinen Puls zu messen. „Bist du krank? Hast du einen Sonnenstich? Hab ich dir nicht gesagt, wie irre das ist, bei der Affenhitze zu trainieren?“, grummelte sie besorgt.
 

Sasukes Wangenmuskel zuckte. „Ich meine es ernst.“ Auch wenn die Sonnenstich-Theorie einiges davon erklärte.
 

Sakura trat einen Schritt zurück und bedachte ihn mit einem Blick, den sie sich normalerweise für Laborratten aufsparte, die mit einer unbekannten Substanz in Berührung kamen und sie halb befürchtete, sie würden ihre kleinen Beinchen leblos in die Luft strecken. Sie kniff misstrauisch die Augen zusammen.
 

Sasuke runzelte die Stirn. Was denn, erwartete sie etwa noch mehr von ihm? War das nicht genug Reue gewesen?
 

Offensichtlich nicht. Sakura blieb stumm. Sasuke quälte sich. Normalerweise übernahm sie den Redeteil und er nickte an den entscheidenden Stellen, um ihr zu zeigen, dass er nicht eingepennt war. Aber heute blieb sie eisern.
 

Sasuke sah sich geflissentlich in dem Raum um - und warf sogar einen Blick über seine Schulter.
 

‚Er weicht mir aus, diese feige Ratte‘, dachte Sakura dumpf.
 

Oder aber er vergewisserte sich, dass keine Zeugen in Hörweite waren. „Es tut mir leid, dass ich dich beleidigt habe.“, presste er heraus.
 

Das waren Worte, die seltsam lange in dem Raum hallten und eigentlich eine friedlichere Stimmung garantieren sollten. Tatsächlich war die Luft zwischen ihnen schwer von Unbehagen.
 

Sakura verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen, aber es war auf beiden genauso unbequem. „Es tut dir leid?“, fragte sie ein wenig atemlos.
 

Sasukes Blick verfing sich in ihren großen jadegrünen Augen - und er kam sich plötzlich vor wie die Fliege im Netz einer Spinne. „Dass heißt aber noch lange nicht, dass ich derjenige war, der dich damals ‘nervig‘ genannt hatte. Es hätte auch jeder andere Junge in Konoha sein können… .“, beeilte er sich zu sagen, bevor sie auf falsche Gedanken kam.
 

Sakura kräuselte skeptisch ihr Näschen - eine niedliche Angewohnheit, die ihn kurz die Augen schließen ließ. „Dann glaubst du also nicht, dass du es warst?“
 

„Glaub mir, wenn es so wäre, dann würde ich mich daran erinnern.“, sagte er tonlos - und schob jeden Gedanken weit von sich, der behauptete, dass seine Erinnerungen an die Zeit vor dem Tag X so blass waren wie eine Stadt im dichten Nebel zehn Kilometer von ihm entfernt.
 

‚Er würde sich daran erinnern?‘ Sakura kam nicht umhin, leicht rosa zu werden und verlegen zu Boden zu starren.
 

„Aber-“, fuhr er fort und streckte seine Hände in die Hosentasche, „es tut mir leid, dass ich … damals … keine … besseren Worte gefunden habe. Ich wollte dich nicht beleidigen…“
 

Er unterdrückte den Drang, seinen obersten Hemdknopf öffnen zu wollen. Kam das nur ihm so vor, oder wurde es wirklich heißer in dem Raum?
 

Sakura sah verblüfft auf. Verdammt, er meinte das ernst, nicht wahr? Er… . Sakura bremste sich selbst. Und sie begriff blinzelnd, *wovon* er da eigentlich sprach. ‘Damals‘; das war, als sie all ihre Gefühle vor ihm ausgebreitete hatte - und er mit seinen Füßen grausam drübergelatscht und in die Arme von Orochimaru gelaufen war.
 

Sakura Haruno wurde knallrot. Ob Tsunade es ihr übel nehmen würde, wenn sie mitten im Hauptquartier den Boden aufriss, um sich darin ewig einzubuddeln?
 

Mit glühendem Gesicht starrte sie ihre Sandaletten an, bis ihr einfiel, dass sie keine dreizehn Jahre mehr war und Sasuke Uchiha Recht hatte, wenn er ein reiferes Verhalten von ihr erwartete. Schließlich waren sie Erwachsene. Sie schluckte ihre Scham herunter. Ihr rosa Haarschopf wippte auf und ihre grünen Augen trafen ihn mit der Wucht einer Rauchgranate. „Und mir tut es leid, dass ich den Orangensaft über dich geschüttet habe.“
 

Er verzog das Gesicht. „Nah, sagen wir, dass wir quitt sind.“
 

Sakura schenkte ihm ein Lächeln und sah ihn aus großen Augen an. „Freunde?“, versuchte sie probehalber.
 

Sasukes Blick wurde einen Deut weicher, als er auf die ihm dargebotene Hand blickte.
 

I've been alone with you inside my mind
 

And in my dreams I've kissed your lips a thousand times
 

I sometimes see you pass outside my door
 

Hello, is it me you're looking for?
 

Ein seltsamer Moment der Stille kehrte ein, während schwarze Granataugen zögerlich zwischen grün-glänzenden Augen und einer leicht zitternden Hand hin und her wanderten.
 

Tief in ihm drin wusste Sasuke, dass diese Geste überfällig war. Er hatte mit Naruto Uzumaki schon vor Jahren auf diese Weise seine Freundschaft besiegelt, und er wusste, dass Sakura Haruno zu diesem elitären Kreis ebenso dazu gehörte wie die Luft zum Atmen.
 

Auch wenn sie eine nervige Frau war.
 

Er gab sich einen mentalen Ruck, trat einen Schritt vor und ergriff ihre schlanke Hand. Erstaunt stellte er fest, dass sie in seiner großen Hand beinahe verschwand - und wie weich sie war, ganz das Gegenteil zu seiner von Kämpfen und Feuer-Jutsus rauen Handfläche.
 

„Freunde.“, bestätigte er mit dunkler Stimme.
 

Sakura blinzelte überrascht, als ihr bei der Berührung ein Schauer über den Arm lief. Sie beobachtete gebannt, wie die rohe Kraft seiner Finger ihre umschlossen. Trotz bester Absichten und größter Vorsicht schlug das Herz unwillkürlich höher. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich danach gesehnt, dass er mehr in ihr sah, als nur einen zugeteilten Teamkameraden. Dass er erkannte, dass sie, wenn nicht als seine feste Freundin, dann zumindest als Weggefährtin ein guter Freund für ihn wäre.
 

Dass sie als Freund für ihn genauso wertvoll war wie Naruto.
 

Ein feuchtes Glitzern trat in ihre großen grünen Augen, die plötzlich vor Glück tanzten und die Hand ermutigend drückten. Letzten Endes konnten sie vielleicht doch alle zusammen eine große glückliche Familie werden.
 

„Seltsam … .“, murmelte Sasuke geistesabwesend. „Das-“, und er drückte leicht ihre Hand und ließ Sakura am ganzen Körper zusammenfahren. „-erinnert mich an etwas… .“
 

Sakura stockte der Atem. Seine Stimme klang auf einmal furchtbar sexy in ihren Ohren. „Erinnert… dich… an… was…?“
 

Ein zartes Streichen von Wärme an ihren Lippen, als er ausatmete, ließ die Erde unter ihren Füßen vibrieren. In diesem Augenblick wünschte sich der verräterische Teil ihrer Seele mehr als Freundschaft. Sie wollte, dass er ihre Hand nie mehr losließe. ‚Freunde‘, betete sie verschwörerisch ihr Mantra herunter und fuhr mit der Zunge unwillkürlich über die Lippen. ‚Freunde. Nur Freunde.‘
 

Wen versuchte sie eigentlich zu überzeugen?
 

I can see it in your eyes
 

I can see it in your smile
 

You're all I've ever wanted
 

And my arms are open wide
 

„Das“, war alles, was er sagte und schneller, als Sakura ‘Freunde‘ denken konnte, hatte Sasuke Uchiha sich vorgelehnt und seine Lippen auf ihre gepresst.
 

Dann flutschte seine Zunge in ihren Mund und Sakura dachte: ‘Vergiss die Freundschaft, das hier ist viel besser…’
 

I long to see the sunlight in your hair
 

And tell you time and time again
 

How much I care
 

Sometimes I feel my heart will overflow
 

Hello, I've just got to let you know
 

Es waren 46 Grad im Schatten an diesem heißen Sommertag und kein einzelner Gradstrich konnte Sakura Haruno davor bewahren, auf der Stelle einzufrieren. Ihre Wimpern flatterten hilflos und ihre Pupillen waren schreckgeweitet, als dieses köstliche Gefühl sie wie eine hinterhältige Falle überrumpelte.
 

Er zog sich vorsichtig zurück. Sie starrte ihn schier ungläubig an. Sprachlos, mit rosa Wangen, funkensprühenden Augen und leicht geöffneten Lippen, hatte sie etwas von einem überforderten Goldfisch, aber Sasuke Uchiha entschied, dass dieser Anblick genauso verlockend war wie der Geschmack ihrer Lippen.
 

„Sa-sasuke…?“
 

Sie hauchte verlegen seinen Namen und öffnete sehnsüchtig ihren Mund - ein Umstand, der seinen Gedankenfluss zum Erliegen brachte. Er beugte sich vor und küsste sie.

Zuerst zaghaft und streichend, dann zupfend und kostend. Er knabberte an ihrer Unterlippe und brachte sie zum Seufzen. Vorsichtig tastend ließ er seine Zunge in die Weichheit ihres Mundes tauchen und ließ damit alle Dämme der Vernunft brechen.
 

‘Ich versinke…’, dachte Sakura verzweifelt. ’Ich versinke und niemand rettet mich... wie weich... wie zart... oder bilde ich mir das nur ein? Und so leidenschaftlich... und doch ... oh man... ich will nicht gerettet werden... lasst mich weiter versinken.’
 

Sakuras schlanke Finger gruben sich in sein schwarzes Haar und zogen ihn zu sich hinunter.

Sie seufzte in seinem Mund als er sie zurückdrängte und sie plötzlich die Kühlschranktür in ihrem Rücken spürte. Hungrig zog sie ihn näher. Kein Quäntchen Luft sollte zwischen ihnen sein.
 

Sasuke glitt mit seinen Lippen von ihrem Mund zu seinem Kinn, dann zu ihrem Hals. Er sog den süßen Duft ihrer Haut tief ein.
 

Mit den Händen fuhr sie ihm über den Rücken und ihm entwich ein rauer Laut, als er den Saum ihres T-Shirts anhob und die samtweiche Haut darunter entdeckte.
 

„HALLO?? Irgendjemand hier? Sind alle desertiert bis auf mich armen Teufel?“
 

Kakashis unglaublich nervige Stimme hallte durch den Korridor und Sasuke Uchiha zog mit weltmeisterlicher Geschwindigkeit seine Finger von Sakuras Haut zurück.
 

Beide tauschten panische Blicke und zu dem Zeitpunkt, als Kakashi den Aufenthaltsraum betrat, stand Sakura lässig neben den Kühlstand gelehnt und Sasuke am anderen Ende des Raumes - und schien plötzlich ein enormes Interesse für das Sailor-Moon-Comic entwickelt zu haben, das er beschäftigt in den Händen hielt.
 

„Ah, hier seid ihr Leute.“, sagte Kakashi erleichtert und schlurfte herein. „Ich hab euch schon überall gesucht… .“ Er nahm grinsend auf dem Stuhl Platz und legte seine Beine auf dem Tisch; und wartete darauf, dass Sakura ihm eine Gardinenpredigt hielt über Manieren und warum Ninjas ihrer Meinung nach davon so wenig abbekommen haben.
 

Tat sie aber nicht. Wie konnte sie auch. Sie starrte mit hochrotem Kopf auf dem Boden.
 

Och, war das nicht niedlich? Sie schmollte immer noch. Kakashi grinste breiter.
 

Dann sprangen seine Sensoren an. Er war zwar nicht der Hellste, was zwischenmenschliche Kommunikation anging, aber seine Nackenhaare stellten sich immer wie ein Radar auf, wenn ihm jemand Todesflüche auf den Hals hetzte. Im Moment piepste das Radar an einem Stück.
 

Kakashi sah mit verdattertem Gesichtsausdruck zu, wie der Uchiha in der Ecke stand, und drei Dinge absolut nicht ins Bild passten. A, Uchiha las ein Sailor-Moon-Comic. B, er war leicht rot ums Näschen. C, er war außer Atem.
 

Kakashis Blick huschte neugierig von Sasuke zu Sakura und dann wieder zurück zu Sasuke. Keiner von beiden wagte es, den andern anzusehen.
 

Hätte er keine Ohren, das Grinsen würde in einem Kreis um seinen Kopf herum laufen.

Kakashi fing an, über Gott und die Welt zu quatschen. Über Gais Haarbürstenfetisch, die leckeren Schokokekse der Hokage, warum die Gebühren in der Leihbibliothek viel zu hoch seien … bla, bla, bla. Er redete in einem fort, behielt dabei aber immer ein wachsames Auge auf seine beiden Schützlinge. „Also,… was denkst du nun?“, ließ er plötzlich die Frage im Raum stehen.
 

Sasuke senkte das Comic. Sein Blick fiel auf die krebsrote Sakura, und ein erneuter Schwall Blut schoss in seine Wangen. „Denken worüber?“, fragte er und erschrak über den rauen Klang seiner eigenen Stimme.
 

Kakashi gluckste. „Ich habe dich gefragt, Sasuke …“, und er zeigte mit dem Finger anklagend auf den Uchiha in der Ecke und konnte sich ein dämliches Grinsen nicht verkneifen, als der ANBU das Comic so fest umfasste, dass seine Knöchel weiß hervortraten. „… wie das so ist, ein unglaublich nerviges Mädchen zu küssen.“
 

Abgesehen von dem wechselnden Farbspiel in seinem Gesicht, erstarrte Sasuke Uchiha regungslos in seiner Ecke. ‚Das ist eine Falle!‘, dachte er atemlos. Und sein besorgter Blick fiel auf Sakura, die mit hochrotem Kopf bebte und wahrscheinlich etliche Seismographen in der Region zum Ausschlagen brachte. Dann, zu Sasukes Leidwesen, explodierte sie : „NERVIG?!“. Ihre Stimme erreichte ungeahnte Höhen und ließ beide, Sasuke und Kakashi empfindlich zusammenzucken. „ICH BIN NERVIG?!!!“
 

Kakashi fiel lachend von seinem Stuhl.
 

Sasuke versteckte sich peinlich berührt hinter seinem Comic. Und ausgerechnet diese Frau lobte man für ihre Intelligenz in den Himmel.
 

Dann gab es einen lauten Rumms und Kakashi wusste nicht, was er zuerst machen sollte: sich den Bauch vor lauter Lachen halten oder um sein Leben rennen. Sakura sprang wütend vor und wollte ihrem ehemaligen Sensei an die Gurgel gehen, doch nur zwei Zentimeter, bevor ihre zornigen Hände Kakashi-Fleisch zu greifen bekamen, hielt ein starker Arm um ihre Taille sie vehement zurück.
 

„Lass mich los, Sasuke… NERVIG?! Ich werde dir zeigen, WIE NERVIG ich sein kann!“, kreischte sie laut und schwang ihre Faust nach Kakashi.
 

„Hahaha… so, wie du es Uchiha gezeigt hast?“, prustete der Ninja los.
 

Sakura erstarrte. Dann begriff sie, was er damit meinte und ihr Gesicht wurde so rot wie ein Hummer nach einem heißem Wasserbad. Rasend vor Wut schnappte sie nach seiner Kehle, bekam aber bedauerlicherweise nur Luft zwischen die Finger. „Ohh… Das war‘s… du bist so was von fällig, Kakashi! Du bist ein toter Mann!“, schrie sie, als sie versuchte, sich von Sasukes eisernen Griff zu befreien.
 

„Feierabend, Haruno.“, erwiderte Uchiha hingegen ruhig und zerrte den aufgebrachten Medical-Nin aus dem Raum.
 

„NEIN! Lass mich los, Sasuke!“
 

Selbstverständlich tat er es nicht und er zerrte das rosahaarige Mädchen in den Korridor hinaus und weit weg von dem kichernden Kakashi. „Dafür schuldest du mir was!“, rief ihm Sasuke noch über die Schulter zu.
 

„Woher weiß ich, dass das nicht wieder einer eurer dämlichen Streiche war und ihr alles geplant habt?“, johlte Kakashi zurück, immer noch lachend.
 

Ein dumpfer Knall aus dem Korridor erfolgte, ein böser Fluch, eilige Schritte Richtung Küche und bevor Kakashi wusste, was geschah, stand Sakura Haruno in der Tür, wild wie eine Furie und verdammt scharf auf Kakashi-Gulasch.
 

Kakashi quiekte und sprang überrascht von seinem Stuhl auf. Sakura spießte ihn mit Todesblicken auf. Kakashi wich einen Schritt zurück und sah sich nach einem Fluchtweg um. „Ähm… Uchiha…“, stammelte er, als er die Gestalt des ANBU‘s lässig im Türrahmen lehnen sah.
 

„Du meintest doch, wir hätten alles geplant. Dann kennst du auch bestimmt schon das Ende, nicht wahr, Kakashi-Sensei?“ Letzteres triefte vor Sarkasmus und Uchiha verschränkte überlegen die Arme vor der Brust. Er sah aus wie jemand, der auf keinen Fall verpassen wollte, wie das Theaterstück ausgehen würde.
 

Kakashi hatte da so eine Ahnung.
 

„Bereite dich auf Schmerzen vor, Ninja!“, drohte Sakura.
 

Yep. So etwas hatte Kakashi erwartet. Schließlich hatte Tsunade sie unterrichtet.
 

Die rosahaarige Kunoichi trat den Stuhl aus dem Weg und Kakashi sah mit großen Augen zu, wie die bequeme Sitzgelegenheit an der Wand zerschmetterte. „Iiieep!“
 

Sakura ließ ihre Nackenmuskulatur knacken und trat bedrohlich näher.
 

„Ähhhm… Uchiha… HALT SIE AUF!!“, gelte Kakashi, als Sakura plötzlich auf ihn zuschoss und ihn wütend durch den Raum scheuchte wie ein Jäger sein Häschen.
 

„Ich weiß nicht… . Was springt für mich dabei raus?“, fragte Uchiha leicht gelangweilt, während Kakashi gerade noch rechtzeitig seinen Kopf beiseite zog und entsetzt zusah, wie Sakuras Faust aus dem Garderobenständer Kleinholz machte.
 

„Ist mir egal… Such dir was aus! Mach nur, dass diese Verrückte mir von der Pelle rückt!“, fiepte Kakashi atemlos.
 

„NERVIG?! Ich bin NICHT nervig!!“
 

„Na schön. Der alten Zeiten Willen helfe ich dir aus der Patschte, Sensei.“, sagte Uchiha und stieß sich vom Türrahmen ab.
 

„Wunderbar. Und jetzt beweg deinen Arsch hierüber! SOFORT!“
 

Sakura hatte Kakashi eingekesselt. Mit der Wand im Rücken blieben ihm nicht mehr viele Möglichkeiten. Sakura war drauf und dran, ein paar weitere Handkantenschläge auszuteilen, als Sasuke Uchihas starke Arme sie von hinten umgriffen, ein paar Zentimeter in die Luft hoben und sie nach draußen schleppten. „Zeit, nach Hause zu gehen, Haruno.“
 

„Nein! Ich bin noch nicht fertig mit ihm! Lass mich runter!“, kreischte sie und strampelte wild mit ihren Füßen in der Luft.
 

Kakashi atmete tief durch, als die zwei aus dem Raum verschwunden waren und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Huh, nenne sie niemals ‚nervig‘ … . Ein Wunder, dass Uchiha überhaupt noch am Leben ist… .“, schmunzelte er leise.
 

***
 

Derweil im halbdunklen Korridor… .
 

Uchiha war es leid, den wild um sich schlagenden Medical-Nin durch die Gegend zu schleppen. Deshalb stellte er sie auf den Boden ab, presste sie an ihren Schultern gegen die Wand und stemmte seine Hände rechts und links von ihr ab, damit sie nicht abhauen konnte, um zu beenden, was sie angefangen hatte.
 

„Ist das zu fassen?!“, regte Sakura sich immer noch auf. „Er hat mich nervig genannt! Niemand nennt mich nervig!!“ Ihre Wangen glühten rot vor Wut und ihre Hände waren zu Fäusten geballt.
 

„Sakura… .“ Er hoffte, sie mit seiner ruhigen vernünftigen Stimme besänftigen zu können.
 

Unglücklicherweise ging sie nicht darauf ein und brabbelte weiter vor sich hin. „Wie kommt er dazu?! Wenn überhaupt einer nervig ist, dann ist er es mit seinen perversen Sexheftchen und seiner ständigen Unpünktlichkeit! DAS ist nervig!“
 

Sasuke stöhnte. Ihre Tonlage traf einen empfindlichen Punkt und je länger sie von ‚nervig‘ sprach, desto mehr ging *ihm* ihre quietschende Stimme auf die Nerven. Und wenn es nur einen einzigen Weg gab, um sie zum Schweigen zu bringen dann … dann könnte er damit durchaus leben.
 

„Nervig?!?! Wer sagt, dass ich nerv-“ Seine Lippen verschlossen ihren Mund und für kurzen Moment wehrte sich Sakura ehe sie begriff, *was* Sasuke da tat.
 

Er hatte nicht vorgehabt, sie zu küssen. Aber sie wirkte so verdammt anziehend, wenn sie in Rage war, so dass er einfach handelte: er ergab sich einem Impuls. Zu Anfang stand Sakura steif vor ihm, die Schultern gestrafft und den Mund fest verschlossen. Doch dann stieß sie einen leisen Laut aus und ihre Lippen wurden weicher. Sasuke fand die Bestätigung für das, was er von Anfang an vermutete hatte. Sakura zu küssen war eine gute Methode um sie zum Schweigen zu bringen.

Sie schmiegte sich enger an ihm und ließ ihre Fingerspitzen über seinen Nacken gleiten. Sie seufzte leise in seinem Mund. Es war ein atemloser Seufzer unbekannter Gefühle und Sasukes ganzer Körper reagierte darauf. Seine Hände zitterten leicht, als sie die Wand hinab glitten und ihre Finger fanden. Schnell fanden sie Sakuras zierliche Taille und zogen das Mädchen enger an sich.
 

Sie hatte all ihren Ärger binnen Sekunden vergessen. Insgeheim wunderte sie sich, dass ein kalter Fisch wie Sasuke Uchiha so verdammt atemberaubend küssen konnte - und dann wiederum, hatte sie es doch immer geahnt, nicht wahr? Als ausgemachter Perfektionist würde er sich nicht mit dem Durchschnittlichen zufrieden geben. Er musste immer ein Tick besser sein als die anderen.
 

Sasuke hob den Saum ihres T-Shirts und vernahm interessiert, wie sie tief Luft holte. Ihre Haut war so erstaunlich weich, seine rauen Finger glitten kundschaftend über ihren Rücken.
 

„Mmm…“, keuchte sie sanft, als sein Mund derweil ihren Hals fand und an der empfindlichen Haut über dem Schlüsselbein leckte, saugte und noch allerlei unanständige Sachen mit seiner Zunge anstellte, als… „Nein!“
 

Sasuke hob alarmierend den Kopf. „Wie war das?“, fragte er leicht atemlos und verdammt rauchig.
 

Sakura hätte sich dafür Ohrfeigen können, doch sie war immer noch die Stimme der Vernunft von Team 7 und deshalb schob sie ihn ein ganzes Stückchen von sich, obwohl ihr ganzer Körper dabei protestierte. „Hör auf.“
 

Sasuke sah sie stumm ein. Hier stand er. Seine rechte Hand auf ihrem süßen Hintern. Ein Uchiha vom Scheitel bis zur Sohle und Sakura Haruno sagte ‚Nein.‘. So irrsinnig und unlogisch das auch für ihn klang, aber er musste wohl einsehen, dass die Zeiten des Befummeln seiner besten Freundin in dunklen Fluren ein unerfülltes Ende hatten.
 

„K-Korridor.“, stammelte Sakura verlegen und mit dunkelroten Wangenknochen und verlockend glänzenden Lippen.
 

Sasuke legte die Stirn fragend in Falten. Es sah den dunklen Korridor entlang. Es dämmerte langsam. Und es irritierte ihn, dass er nicht vorher daran gedacht hatte. Sie knutschten im Flur eines öffentlichen Gebäudes. Da konnte jeder Depp vorbeilaufen.
 

„Meine Sachen sind im Büro der Hokage.“, sagte sie verlegen und Sasuke verstand abermals. Er griff nach ihrer Hand und zerrte sie zum Büro der Hokage.
 

Sakura kicherte. Sasuke Uchiha hatte einen ziemlich schnellen Schritt drauf, so dass sie beinahe über ihre eigenen Füße gestolpert wäre. Hier war wohl jemand ein wenig ungeduldig, hm?
 

***
 

Sakura stieß die Tür auf und trat in das Büro ein, das nur von dem kleinen Licht einer Schreibtischlampe erleuchtet wurde. Hastig stopfte sie ihre Sachen in eine kleine Tasche und trat hinter dem Schreibtisch vor. Sie war ein bisschen nervös und die Hälfte der Sachen fiel neben der Tasche, aber das war egal. Was würde passieren, wenn sie das Hauptquartier verließen? Sollte sie ihn zu sich nach Hause einladen? Sie wurde rot.

Sollte sie auf seine Einladung warten? ‚Hey, Kleines, willst du meine Kunai-Sammlung sehen?' Sakura wurde dunkelrot. Sie sah auf und sah in ein Paar schimmernder schwarzer Augen, in denen nicht die kleinsten Zweifel lagen.
 

„Weißt du, Sasuke… .“
 

Uchiha hob eine Augenbraue. „Was?“
 

„Ich verzeihe dir, dass du mich nervig genannt hast, wenn -“, sie brach ab und selbst im fadenscheinigen Licht der kleinen Lampe konnte Sasuke sehen, dass sie vor Scham dunkelrot glühte. Ein kleines wissendes Lächeln zupfte an seinem Mundwinkel. „Wenn was?“
 

Sie schaute verlegen zu Boden und sah atemlos zu, wie seine Füße sich langsam auf sie zu bewegten. Eine starke Hand schnellte vor, ergriff ihr heißes Gesicht und strich mit dem Daumen über das feste kleine Kinn. „Wenn ich dich küsse und verspreche, dich nie wieder als ‘nervig‘ zu bezeichnen?“ In seiner dunklen Stimme schwamm ein belustigter Unterton.
 

Sakura zupfte verlegen mit den Zähnen an der Unterlippe. „Bin ich so leicht zu durchschauen?“, flüsterte sie leise.
 

Er hob ihr Kinn an und sie starrte in schwarze Augen, die plötzlich voller Wärme waren. „Ich schätze, das lässt sich arrangieren.“ Er warf einen kurzen Blick zur Tür und grinste überlegen. Niemand würde ohne anzuklopfen in das Büro der Hokage hereinstürmen. Die Gelegenheit war einfach zu perfekt, um sie zu verstreichen zu lassen. Und Sasuke Uchiha gehörte nicht zu den Männern, die perfekte Gelegenheiten ungenutzt verstreichen ließen.
 

Sakura seufzte laut, als sein stürmischer Kuss sie überwältigte. Sie seufzte, als seine Hände über ihren Körper rannen, weiche Rundungen ertasteten und die Hitze zwischen ihnen sich unerträglich aufbaute. Sie stöhnte überrascht, als sie plötzlich die kühle Oberfläche des Schreibtisches unter ihrem Rücken spürte und jeder Zentimeter ihrer Vorderseite mit Sasuke Uchiha bedeckt war. Ihre Hände rannen durch sein vom Duschen noch feuchtes Haar und zogen ihn näher. Ihre Hüften drängten sich an seine und entlockten einen rauen Ton aus seiner Kehle. Es gab keinen Zweifel daran, dass er sie genauso wollte, wie sie ihn, und wenn es hier im Büro der Hokage geschehen sollte … dann war das eben so.
 

„Urgs… Iruka, ich brauche einen neuen Schreibtisch.“
 

Die fremde Stimme in dem Raum ließ Sasuke Uchiha überrascht innehalten und aufsehen. Verdammt. Niemand stürmte unangemeldet in das Büro der Hokage - es sei denn, es war die Hokage selbst.
 

„Tsunade?!“, quiekte Sakura und schubste Uchihas erstarrte Hand von ihrem Busen. „Ich kann das alles erklären!“
 

Die Hokage stand die Türrahmen, bekleidet mit einem roten Strandkleid und einem Strohhut und ein unerhört breites Grinsen erstreckte sich auf ihrem ganzen Gesicht. „Na, auf die Erklärung bin ich aber mal gespannt.“
 

Sasuke, der mittlerweile von seiner Teamkameradin gekrochen war und seine Uniform zurechtrückte, schnaubte sich durch die Tonleiter. „Und ich erst mal.“
 

Anko, in einem hellblauen Latzhöschen und mit einem aufblasbaren Wasserball unter dem Arm geklemmt, erschien neben der Hokage und streckte die Zunge raus. „Lass mich raten… ihr seid … gestolpert?!“
 

Sasuke Uchiha wurde leicht rot und Sakura Haruno wünschte sich plötzlich ganz weit weg von hier. „Ähm… naja… also, irgendwie … ist das alles Kakashis Schuld!“, sprudelte es aus ihr heraus.
 

Jaaa, und außerdem hat Kakashi auch noch John F. Kennedy umgebracht, er ist der heimliche Anführer von Akatsuki und unsterblich verknallt in sein Hündchen Pakku.
 

Sasuke hob eine Augenbraue.
 

Tsunade sah aus, als würde sie mal ganz dringend aufs Klo müssen und hinter einer völlig verdutzten Anko trat Iruka in FlipFlops hervor und verteilte eine Menge Sand im Büro, als er sein Surfbrett abstellte. „Ich hab‘s gewusst.“, raunte er launisch. „Mit dem Typen kann man einfach keine Wetten abschließen. Kakashi betrügt, wo er nur kann.“
 

„Apropos Wetten“, warf Tsunade ein und ließ sich auf ihren Chefsessel nieder. „Einige Leute in diesem Raum schulden mir eine Kleinigkeit.“
 

Mit hängenden Köpfen traten Anko und Iruka vor und Sasuke sah mit zusammengekniffenen Augen zu, wie eine Menge Geldscheine den Besitzer wechselten.
 

„Wa-was hat das beuteten?“, fragte Sakura leicht verwirrt.
 

Tsunades hinterhältiges Grinsen ließ sie diese Frage sogleich bereuen.
 

„Es bedeutet, dass euer kleines Stelldichein auf meinem Schreibtisch mich und Kakashi zu sehr reichen Leute gemacht hat. Wir waren nämlich die einzigen, die darauf gewettet haben, dass ihr zwei es noch in diesem Sommer schafft, zusammen zu kommen.“
 

Sasuke war sprachlos.
 

Sakuras Kinnlade rutschte herab. „Ihr - ihr hab Wetten auf uns abgeschlossen?!“
 

„Na sicher doch. Seid ihr Akatsuki platt gemacht habt, ist es ziemlich langweilig geworden in Konoha.“, erklärte Anko. „Irgendwie mussten wir ja für ein bisschen Action sorgen. Ich hab übrigens darauf gewettet, dass ihr es erst Weihnachten schafft.“
 

Iruka lehnte sich an sein Surfbrett und sah bedauernd zu, wie Tsunade die Geldscheine in ihrem Ausschnitt verschwinden ließ. “Und ich habe auf die Theorie gesetzt, dass Sakura Rock Lees Heiratsantrag doch noch annimmt, und Uchiha die Hochzeit im letzten Moment platzen lässt.”
 

“Wie bitte was?!” Sakura stand kurz vor einem epileptischen Anfall.
 

Sasuke starrte sie unverhohlen an. “Die kleine Kröte hat dir einen verdammten Heiratsantrag gemacht?!” Instinktiv griff er dort hin, wo sein Katana im Gürtel steckte.
 

Sakura stöhnte laut. “Jetzt erzähl mir bloß nicht, das hättest du nicht gewusst.”
 

“Natürlich habe ich das nicht gewusst!”
 

Iruka kicherte. “Ja, ja, den letzten beißen die Hunde.”
 

Sein Kichern blieb ihm im Halse stecken, als Uchiha ihn mit den Augen in der Luft zerfetzte. “Woah! Du hast das ernsthaft nicht gewusst?”
 

Sasuke knurrte.
 

Anko lehnte sich interessiert vor. “Die ganze Stadt hat das gewusst. Wie konnte dir das nur entgangen sein?”
 

Sasuke knurrte lauter.
 

“An dem Tag, an dem Sakura Lees Heiratsantrag abgelehnt hatte”, erklärte Tsunade, “habe ich die ersten Wetten angenommen.”
 

Sasuke explodierte. “Ihr habt ja nicht mehr alle Tassen im Schrank! Ich hab‘s schon immer geahnt, dass hier nur ein Haufen lauter Irrer wohnt! Kein Wunder, dass Konoha so viele geistesgestörte Kriminelle anzieht. Die fühlen sich *wohl* hier. ”
 

Tsunade lächelte. “Und das ausgerechnet aus deinem Mund, Uchiha. Tz, tz, tz.“
 

Uchiha stieß einen frustrierten Laut aus. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Büro. Im Türrahmen hielt er inne und warf einen ungeduldigen Blick über seine Schulter. “Was ist? Willst du bei diesen Freaks Wurzeln schlagen?”
 

Sakura blinzelte. War das die Art, wie Uchiha ein Mädchen fragte, mit ihm auszugehen?
 

Sie zuckte mit den Schultern. Ach, was soll’s. Sie nahm, was sie kriegen konnte. Sie hüpfte auf, griff nach ihrer Tasche und rannte Sasuke Uchiha hinterher.
 

“Warte auf mich, Dummkopf!”
 

Sasuke blieb stehen - mit reichlich verwirrtem Gesichtausdruck. Sie hakte sich unter seinem Arm und während sie einträchtig nach draußen marschierten, lichtete sich der Nebel seiner Erinnerungen. ‘Dummkopf?!”
 

The End.
 

Und außerdem fluchte der Teufel gerade aus vollem Halse über den Schneesturm in seinem unterirdischen Reich.
 

Vielen Dank fürs Lesen, NewJade.
 

PS: Bin natürlich für Kritiken jeglicher Art äußerst dankbar. Ich finde es selber schade, dass Sasuke Uchiha mir ein wenig OC geraten ist. Aber bei meiner nächsten Naruto-FF werde ich das Pferd von einer anderen Seite aufsatteln :- ), sprich, den Typen etwas anders gestalten.



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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2020-07-07T14:14:28+00:00 07.07.2020 16:14
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII LLLLLLLLLLOOOOOOOOOVVVVVVVVVVEEEEEEE IIIIIIIIIIIIIIITTTTTTTTTZZ♡♡♡♡♡♡◇◇♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡♡​♡♡♡♡
ICH MUSS MICH IMMER NOCH SCHLAPP LACHEN, OBWOHL ICH DEN OS SCHON 7× GELESEN HABE!!!!!!!!!!!!!
WEITERUM SO!!!!!
LG Hayaku_chan
Von:  Sakura2100
2018-04-07T17:34:40+00:00 07.04.2018 19:34
Wow echt amüsante ff *_* xD
Von:  -Louise
2015-05-14T19:39:35+00:00 14.05.2015 21:39
Die Geschichte ist echt Hammer mäßig!
Von:  Cosplay-Girl91
2014-04-28T20:25:48+00:00 28.04.2014 22:25
coole FF. ist sehr lustig. schade, dass es nicht lemon wurde!
Von:  Cosplay-Girl91
2014-04-28T20:25:48+00:00 28.04.2014 22:25
coole FF. ist sehr lustig. schade, dass es nicht lemon wurde!
Von:  Fleur1981
2014-03-23T21:19:59+00:00 23.03.2014 22:19
Geile ff. Und vor allem total niedlich. Hab echt gelacht. Danke :0)
Von:  AnniinaAgricola
2014-01-23T18:51:53+00:00 23.01.2014 19:51
Bitte sag mir das du weiter solche Sachen schreibst! Ich hab sowas von gelegen! !!^^ "kakashigulasch" xD ich lach mich schlapp! !!! Geil!

Lg Camiel
Von:  Pazifik
2013-05-04T16:44:55+00:00 04.05.2013 18:44
Hah xDD
Also die Story mit dem ersten Kuss ist Super :D
Und die FF an sich natürlich auch.
Niedlich,dass Sasuke sich entschuldigt hat,selbst wenn's in dieser Art ein bisschen OC war. Es hat die Geschichte eigentlich nur schöner gemacht :3

Grüsschen,Pazifik
Von: abgemeldet
2011-01-04T01:19:17+00:00 04.01.2011 02:19
GÖTTLICH - um es mal mit einem einzigen Wort zu sagen. Ich habe diese FF vorhin gefunden und konnte mit dem Lesen nicht aufhören, ich habe sie einfach verschlungen, weil sie so dermaßen großartig ist! xD Du hast eine megaerfrischende Art, zu schreiben - ich hab ewig nichts derartig Unterhaltsames, aber gleichzeitig nicht Lächerliches gelesen. Ganz, ganz großes Tennis! :D Vielen Dank für diese geniale Fanfic! :D <3
Von:  Masanobu
2010-11-26T10:34:06+00:00 26.11.2010 11:34
genial!

19115 wörter pures entertainment ^_^
zudem toll geschrieben, ideenreich, kurzweilig, ergo alles, was man sich von einer guten FanFiction wünscht xD

Eigentlich ist das so gar nicht mein Pairing, aber es ist einfach nur toll zu lesen, wie du dieser, leider oft als Standardlovestory geschriebenen, Geschichte mit deinem Humor und deiner Kreativität die nötige Würze gibst, um es für einen Leser äußerst ansprechend zu machen!

Meeeehr~~~ xD

lg
Masanobu


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