Von Zeit zu Zeit von Lestat_de-Lioncourt ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war wieder einer dieser Tage, an denen es abends regnete. Dieses Mal schien es gar nicht mehr aufhören zu wollen. Ab und zu zuckten Blitze durch die dunklen Wolken, worauf sogleich auch der Donner folgte. Er war froh, dass er daheim bleiben konnte und nicht mehr hinaus in den strömenden Regen musste. Doch irgendwie deprimierte ihn das Wetter. Vermutlich lag es daran, dass sie genau an solchen Tagen die schönsten Momente erlebt hatten. Seine Gedanken schweiften ohne sein Zutun ab in diese glücklichere Zeit. Als sie sich kennen gelernt hatten, schien zwar die Sonne, aber auch da waren später Wolken aufgezogen und sie hatten Mühe halbwegs trocken ein Cafe zu erreichen. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, weil ihm einfiel, wie ihre Kleidung an ihnen geklebt hatte. Besonders er war klitschnass gewesen und sie hatte es sich nicht verkneifen können darüber zu lachen. Irgendwie vermisste er genau dieses Lachen. Anfangs schien alles perfekt. Fast schon zu perfekt, wenn er jetzt so überlegte. Beide waren sie auf einer Wellenlänge gewesen und er hätte wohl alles für sie getan. Zumindest war das mal seine Überzeugung gewesen. Doch dann ist alles anders gekommen. ~~I hob da amoi den Himmel versprochen, kriegt hast ihn nie. Es schaut ois anders aus unter da Wochn, net nur für di. Und dann geht ma hoit vielleicht an Schritt zu weit von Zeit zu Zeit.~~ Mit der Zeit war scheinbar alles Routine geworden. Es war selbstverständlich für ihn gewesen, dass sie bei ihm gewesen war, aber er hatte nicht gemerkt, was er mit dieser Einstellung angerichtet hatte. Erst jetzt, Monate nachdem sie ihn verlassen hatte, verstand er endlich, was alles schief gelaufen war. Ändern konnte er nun jedoch nichts mehr. Sie hatte ihm klar zu verstehen gegeben, dass sie ihn nie mehr sehen wollte. Ein Herz und eine Seele waren sie an diesem einen Tag gewesen. Ihre Freunde hätten sie als unzertrennlich beschrieben, wenn sie ihnen begegnet wären. Aber irgendwie wollte er keine feste Beziehung. So etwas war ihm immer lästig gewesen, denn, sich fix binden, hielt er immer für eine Art Fesselung seiner Seele. Er liebte es, wenn ihn viele Frauen verehrten. Das tat er noch immer. Doch bei dem Gedanken, nur mit einer Frau eine Beziehung zu führen, war ihm anders geworden. ~~Heut bin i nimmer so schnö zu verlockn so schnö zu betörn. Mei Feuer brennt so hell, dass für a Gluat net reicht. A Nacht foit leicht, da Alltag meistens schwer. Doch wos i a tua, so sehr i mi a wehr, es führt ka Weg vorbei an dir~~ Darum hatte er versucht ihr aus dem Weg zu gehen. Allerdings hatte sie es immer wieder geschafft ihn ausfindig zu machen. Egal, wo er eben zu tun gehabt hatte, sie war vorbei gekommen. So leicht hatte sie es ihm nicht machen wollen. Die Wahrheit hatte er ihr aber auch nicht sagen können. Auf der anderen Seite war es für ihn ein angenehmes Gefühl gewesen dieses Wissen, dass sie doch wieder da sein würde, egal, ob er nun versucht hatte sie zu meiden. Diese Frau hatte es eben geschafft ihn in ihren Bann zu ziehen. ~~Du zwingst mi in die Knia du machst an Narr’n aus mir. Du bringst mei Herz ins Schleudern, wann immer i di gspia. Du raubst ma den Verstand, du druckst mi an die Wand. Du nimmst kan klanen Finger, du wüst mei ganze Hand. Und wann i ehrlich bin, hob i kan Tag bereut, denk i ma oft von Zeit zu Zeit.~~ Jedes Mal hatte schon ein Blick von ihr gereicht und er war aufs neue regelrecht weich geworden. Er hatte ihr einfach nicht widerstehen können. Es war einfach ein hoffnungsloser Fall gewesen. Besonders, wenn sie ihn auf diese eine bestimmte Art angesehen hatte. In ihren Augen hatte sich öfters eine Erotik versteckt, die wohl außer ihm niemand anders gesehen hatte. Zumindest war er davon überzeugt gewesen, dass es niemand sonst gemerkt hatte. ~~I woa a Rätsel, du kennst scho de Lösung – du host mi durchschaut. Du host di nie mir in Weg gstöht, vü schlimmer – du host ma vertraut. Aber wieg i mi zu sehr in Sicherheit, nimmst ma mei Überheblichkeit.~~ Je mehr er sich an Vergangenes erinnerte, umso mehr begriff er, dass er gar keine Chance gehabt hatte. Sie hatte ihm geglaubt, wenn er ihr etwas erzählt hatte. Nichts von alledem hatte sie in Frage gestellt und es war schon fast so gewesen, als wenn sie gewusst hätte, sobald er einmal nicht die Wahrheit gesagt hätte. Ihr gesamtes Wesen war so faszinierend gewesen, aber er hatte es erst gemerkt, als sie dann nicht mehr da gewesen war. In dem Moment fragte er sich, wieso es überhaupt dazu gekommen war. Es war ein ganz normaler Tag. Nichts war anders gewesen außer, dass er morgens aufgewacht war und sie nicht mehr gefunden hatte. Alles, was noch von ihr in seiner Wohnung war, war dieser eine Zettel gewesen. Dabei war das nicht einmal mehr als eine Notiz gewesen, in der stand, dass sie ihn nie wieder sehen wollte und sie die Stadt noch am selben Tag verlassen würde. ~~Und dann zwingst mi in die Knia und machst an Narr’n aus mir. Dann bringst mei Herz ins Schleudern, wann immer i di gspia. Du raubst ma den Verstand, dann druckst mi an die Wand. Dann hast kan klanen Finger, dann hast mei ganze Hand. Und wann i ehrlich bin, hob i kan Tag bereut, denk i ma dann von Zeit zu Zeit. Nur man glaubt oft net dem End’ sei Gültigkeit von Zeit zu Zeit.~~ Er hatte alles in seiner Macht Stehende versucht um sie zu finden, aber erfolglos. Erst da hatte er begriffen, dass er sich verliebt hatte und warum so viele Menschen davon sprachen, wie toll es ist mit einem Menschen allein glücklich zu sein. Hosted by Animexx e.V. 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