Desires of a lonely heart von LadySerenity (Sehnsüchte eines einsamen Herzens....) ================================================================================ Kapitel 23: Die Vergangenheit kann wehtun... -------------------------------------------- 20. Die Vergangenheit kann wehtun… Natsuki war gerade fertig mit Abservieren, als ihr etwas einfiel, sie hätte fast drauf vergessen. „Oh ja, ich muss ja noch die Blumen gießen!“ Sie schloss den Geschirrspüler mit Schwung und drückte auf „Start“, dann aber war sie schon unterwegs in das obere Geschoß, so schnell konnte Seto gar nicht schauen und weil er nicht alleine hier unten hocken wollte, folgte er ihr. Den Gang und die beiden ersten Zimmer kannte er ja schon, doch weiter war er noch nicht gekommen, es war zwar sonst nicht seine Art, doch er musste zugeben, er war neugierig. Natsuki verschwand hinter der letzten Tür den Gang runter und Seto staunte nicht schlecht, als er wenige Augenblicke danach auch durch diese trat. Er war in einem wohl temperierten Wintergarten gelandet, in denen sich unzählige Topfpflanzen aller Gattungen befanden. „Hast du die alle gezogen?“, fragte er die Blonde, die gerade eine violett blühende Orchidee goss. „Nein, das waren Mamas Blumen, sie hat sie geliebt. Kein Wunder, sie war Floristin und hat sich sehr gut um sie gekümmert… Setz dich, das könnte eine Weile dauern.“ Natsuki deutete auf eine kleine Sitzecke mit einigen kleinen Bücherregalen, Seto nahm bereitwillig Platz und besah sich die Regale näher. Dabei fielen ihm auch einige Auszeichnungen auf, er staunte nicht schlecht, als er die Widmungen las. „Dein Vater hat Karateturniere gewonnen?“, kam es überrascht von ihm, Natsuki nickte und drehte sich zu ihm. „Ja, Papa hatte den siebenten Dan in Karate, er war sehr gut, er hat aber dann aufgehört, als er Probleme mit dem Rücken bekam… Die anderen Auszeichnungen gehörten Mama, sie konnte echt schöne Sträuße stecken und Beete anlegen“, erklärte sie ihm, er nickte. „Ich bin echt erstaunt, ich hätte nie gedacht, dass dein Vater Karate macht, er sah immer aus, als könnte er keiner Fliege etwas zuleide tun. Und das mit seinen Rücken hat er mir auch perfekt verschwiegen, wenn ich das gewusst hätte, dann…“ Doch weiter konnte er nicht mehr reden, Natsuki hatte ihm einen Zeigefinger auf seine Lippen gelegt. „Seto, wir können nichts mehr daran ändern und um ehrlich zu sein, es hätte auch nichts geändert. Papa wäre nie freiwillig in Krankenstand gegangen, niemals. Zerbrich dir bitte darüber nicht den Kopf, der wäre nur im Krankenhaus geblieben, wenn man ihn ans Bett gefesselt hätte… Einmal war er Skifahren und ist dabei schwer gestürzt, doch er ist wahrhaftig noch mit dem gebrochenen Bein nach Hause, weil er nicht dort im Krankenhaus beleiben wollte. Er wollte sogar von unserem Hospital noch heimfahren, das haben ihm die Ärzte dann aber nicht mehr erlaubt und dann hat ihn endlich Mama abgeholt“, erzählte sie ihm und ließ sich neben ihm nieder, so etwas hatte Yusaku wirklich getan? „Ist nicht dein Ernst…“, fragte er nach, Natsuki nickte. „Doch, das hat er, Mama war damals so platt, sie konnte ihn nicht einmal schimpfen und das will was heißen. Weißt du, das hätte sie nicht getan, weil sie böse auf ihn war sondern aus Sorge, Mama war da sehr empfindlich.“ Setos Blick fiel wieder Richtung Wand, wie auch schon in der unteren Etage, fanden sich auch hier wieder Bilder der Familie Toran, doch etwas machte Seto stutzig daran. „Sag mal Natsuki, ich sehe immer nur Bilder von dir und deinen Eltern oder mit dem Köter oder Bakura, aber sonst ist niemand anders oben. Hattest du denn keine anderen Verwandten mehr, als du geboren wurdest? So was wie Großeltern?“ Über diese Frage sah sie etwas verlegen von ihm weg, sie überlegte kurz dann meinte sie langsam: „Na ja, um ehrlich zu sein…ich weiß es nicht.“ „Wie, du weißt es nicht?“, hakte er nach, sie atmete einmal tief durch. „Ich weiß nicht, ob meine Großeltern noch leben oder nicht, ich habe sie nie kennen gelernt, weil sie nichts mehr mit meinen Eltern zu tun haben wollten, nachdem sie geheiratet hatten. Mamas Eltern waren ohnehin schon in der Mittelschule mit ihr überfordert und sie zog bei der erstbesten Gelegenheit von zu Hause aus und bei Papa… Er sagte mal, dass er eigentlich aus einer vermögenden Familie kam, aber die wollten natürlich nicht, dass er sich mit einer Ex – Schlägerin abgab, war ihm nur ziemlich egal und so brachen sie den Kontakt ab, als er ihnen eröffnete, dass er Mama heiraten würde. Ich weiß nicht einmal, ob sie wissen, dass sie eine Enkeltochter haben, ich weiß es wirklich nicht. Ich kenne weder ihre Namen, noch ihre Adressen, ich konnte ihnen nicht einmal mitteilen, dass ihre Kinder verstorben waren…. Meine Eltern hatten in ihrem Leben einig schwere Entscheidungen zu treffen, die ihren Lebensweg festlegten, ich denke, diese Entscheidungen waren die Richtigen. Papa hat immer gesagt, dass man sein Leben so leben soll, dass man möglichst wenig zu bereuen hat und er hat es nicht bereut, dass er sich für Mama entschieden hat, auch wenn der Preis seine Verwandtschaft war…“, sagte sie langsam, Seto gab seine Arme um sie, er konnte spüren, dass sie sich nun unweigerlich wieder einsam fühlte und das war sie nicht. „Möchtest du denn wissen, wer sie sind oder sie waren?“ Er sah in ihre so ungewöhnlich hellen Augen, sie schüttelte den Kopf. „Nein, es ist besser so wie es jetzt ist. Wenn sie noch lebten und ich ihnen auf einmal gegenüberstände, ich wüsste nicht einmal, welche Gefühle ich ihnen entgegen bringen sollte. Natürlich wären sie meine Blutsverwandten, doch Blut ist auch nicht immer dicker als Wasser. Ich weiß nicht, ob ich mich freuen sollte, dass ich noch lebende Verwandte habe oder ob ich mich ärgern sollte, weil sie nichts mehr mit ihren Kindern zu tun haben wollten, dass es sie nicht einmal interessiert hat, dass sie Großeltern sind und ich möchte auch nicht, dass sie sich dann auf einmal entscheiden, dass nun sie für mein Leben verantwortlich sind… Papa sagte mir, dass seine Eltern gerne immer über alles und jeden die vollkommene Kontrolle haben wollten und jedes noch so winzige Detail geplant haben wollten, ich denke, damit würde ich nicht klar kommen. Außerdem fürchte ich, dass sie an ihrem jeweiligen Schwiegerkind kein gutes Haar lassen würden und auch damit würde ich nicht klar kommen, immerhin wissen sie ja nicht einmal, wie Mama und Papa in den letzten zwanzig Jahren gelebt haben und außerdem hat mir Joey – kun zur Genüge erzählt, wie das ist. Der konnte sich früher auch ständig anhören, dass er genauso sei wie seine Mutter, nur weil sein Vater nicht mit ihm klar kam…. Nein, ich habe genau die Menschen um mich, die mir sehr viel bedeuten und denen ich vertrauen kann, das reicht mir“, waren ihre Worte und Seto glaubte ihr, es war vermutlich wirklich besser so, auch wenn es für ihn ein Leichtes gewesen wäre, diese Personen ausfindig zu machen, er hatte ja die mittel und Wege, die dazu nötig waren. „Ich kann dich verstehen, die Verwandtschaft kann grausam sein, vor allem dann, wenn sie dich nicht haben will. Wenn sie dann eines perfekt beherrschen, dann ist es dies, dass sie dich um dein rechtmäßiges Erbe bringen und bei der erstbesten Gelegenheit abschieben, so war es zumindest bei Mokuba und mir“, erwiderte Seto, sie sah etwas überrascht zu ihm. >Mokuba sagte doch, dass er über seine Vergangenheit so gut wie nie redet…< dachte sie, es war ungewöhnlich für ihn. „Es muss damals noch schlimmer gewesen sein als wie für mich, immerhin wart ihr noch Kinder, als ihr eure Eltern verloren habt und ich kann mir auch vorstellen, dass es vor allem dir sehr weh getan hat, dass euch eure Blutsverwandten dann einfach in ein Waisenhaus gebracht haben. Es war doch so, oder Seto?“ Sie sah in seine Eiskristalle, in denen sie schon seit längerem nicht nur Kälte sehen konnte, er nickt e nur stumm, so war es wirklich. Natsuki hielt es für besser, ihn jetzt einfach in Ruhe zu lassen und kuschelte sich stillschweigend näher an ihn. So oft hatte er durch seine nähe schon ihre inneren Schmerzen gelindert, nun sollte es auch einmal umgekehrt sein… Eine ganze Weile hatten sie nur stumm dort gesessen, mittlerweile war es draußen dunkel geworden, als Natsuki beschloss, baden zu gehen, Seto konnte sich derweil im hua umsehen oder was er auch immer tun wollte. Nachdem sich die Blonde einige Sachen geschnappt hatte und ins Bad verschwunden war, erhob sich auch Seto und begab sich in Natsukis Zimmer, diesmal hatte er ja Zeit, sich ein wenig umzusehen. Erstens war kein Stromausfall und zweitens hatte sie gerade keine Panikattacke, Es war ein heller Raum, wie auch letztes Mal fielen ihm sofort die aufgemalten Sterne auf. Auf der Kommode sah er ein paar Fotos stehen, sie waren neu dazu gekommen und er besah sie sich näher. Es waren Fotos von ihrem Bergurlaub, eines zeigte die ganze Gruppe vor ihrer Abreise in das abgelegene Bergdorf, auf dem anderen waren sie auf dem Fest, sie hatte so wunderschön in ihrem Sommerkimono ausgesehen: Er war hellblau gewesen, der Saum war blassrosa und die Blumen darauf erblühten auch in einem zarten Rosa, die Haare hatte sie traditionell gesteckt, das einzig Störende war nur ihr Augenverband gewesen. An der nächsten Wand stand ein Schreibtisch, darauf war ein Computer daneben eine filigrane Lampe., davor hatte sie zwei Figuren positioniert, die im altjapanischen Stil gefertigt waren: Ein Drache und ein Tiger, für was standen die wohl? >Nun ja, wahrscheinlich hat sie die wegen ihrer eigentlichen Bedeutung, für Weisheit und Stärke, doch warum sollte sie ausgerechnet die in ihrem Zimmer aufstellen?< überlegte Seto, doch dann wanderte sein Blick weiter. Wie schon das letzte Mal stand ihr Fernseher mitten im Raum, sie konnte ihn auf dessen Tisch ja dorthin rollen, wo sie ihn gerade haben wollte, sie musste nur aufpassen, dass sie nicht über die Kabel stolperte. Seto staunte nicht schlecht, als er sich auf Natsukis Bett niederließ und den kleinen Stoffdrachen entdeckte, der ihm so bekannt vorkam. >Hat sie den etwa immer noch im Beti? Heute braucht sie ihn nicht, da hat sie ja mich…< dachte er, während er Blue auf dem Regal über Natsukis Bett platzierte, dort passte er auch gut hin. Am Fußende stand noch ein kleiner Hocker, auf dem Seto einen geöffneten kleinen Reisekoffer vorfand, wollte seine Verlobte etwa verreisen? Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, kam auch schon Besagte zur Tür rein, sie trug wieder ihr Sleepshirt mit dem Drachen drauf, immerhin hatte sie schon mitbekommen, dass dies Setos Lieblingstiere waren. „Sag mal Natsuki, fährst du irgendwo hin?“, fragte er sie, sie schüttelte jedoch den Kopf. „Aber nein, doch nicht privat. Hast du denn schon vergessen, dass wir in ein zwei Wochen auf Klassenfahrt fahren? Ich bin schon am Packen, ich kann mich nur immer so schwer entscheiden, was ich mitnehme“, erklärte sie, während sie zu Seto ans Bett kam, er hatte wirklich nicht mehr daran gedacht. (Ja ich weiß, ein bisschen übertrieben, aber mir geht es manchmal auch so, dass ich mich schon so auf eine Reise freue und schon ewig lang vorher überlege, was ich einpacken soll…) „Ach ja, ich wusste doch, dass da was war. Eigentlich wollte ich mich ja vor diesem langweiligen Ausflug drücken…“, begann er, doch als er Natsukis traurigen Blick sah, fuhr er fort: „…aber im Anbetracht der Tatsache, dass du auch mitfährst, wird ich auch daran teilnehmen. Ich kann dich doch nicht allein in eine fremde Stadt fahren lassen, sonst nimmt dich mir am Schluss noch einer weg.“ „Ach Quatsch seto, das passiert sicher nicht, aber ich freue mich trotzdem, dass du mitkommst. Mit wem liegst du denn im Zimmer?“, wollte die Blonde wissen, Seto zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, hat mich nicht interessiert. Und mit wem teilst du dir das Quartier?“ Er sah zu Natsuki, diese wollte antworten, doch dann fiel ihr etwas ein. „Ich…ich weiß es auch nicht, immerhin ist mit dem Zusammenfall unserer Klassen auch die Zimmereinteilung hinfällig geworden. Ich denke, Sueda – sensei wird uns schon aufteilen, ich bin ja schon so gespannt auf die alte Stadt Edo. Da kriegen wir sogar echte mittelalterliche Kleidung zum Anziehen und übernachten in den nach altem Vorbild errichteten Häusern, ist das nicht toll? Und wir übernehmen ja sogar für ein paar Tage die alten Ränge, echt super“, schwärmte sie nun, Setos Begeisterung war da eher gedämpft. „Es wäre besser gewesen, wenn man den Ausflug gleich zu Beginn des Schuljahres oder im späten Frühjahr gemacht hätte, jetzt sind die Temperaturen nachts nicht mehr so angenehm, na wenigstens haben sie eine moderne Heizanlage in die Gebäude integriert, die man so nicht sieht. Am liebsten wäre mir natürlich eine Hütte mit dir, aber das wird es uns nicht spielen“, war Setos Kommentar, woraufhin er sie näher zu sich zog, sie wurde leicht rot. „Aber Seto…“, kam es leise von ihr. „Nichts aber, das ist meine ehrlich Meinung… ach ja, eine Frage hätte ich noch, bevor ich mich auch ins Bad begebe: Stehen der Drache und der Tiger dort aus einem bestimmten Grund auf den Schreibtisch?“ Er deute zum Schreibtisch gegenüber, sie nickte. „Ja, das tun sie.. sie stehen für Mama und Papa, ich habe sie schon sehr lang und sie haben mich immer an meine Eltern erinnert. Der Drache verkörpert Papa, er steht für Weisheit, immerhin war mein Papa sehr klug und er wusste auch immer einen Rat, wenn ich nicht mehr weiter wusste. Der Tiger steht für meine Mama, er ist ein Symbol für Stärke, immerhin war sie sehr stark und das nicht nur körperlich, sie hatte auch sehr viel Willenskraft und Durchhaltevermögen… Ich weiß nicht warum, aber früher habe ich vieles nicht verstanden, was sie mir gesagt haben, weil ich darüber nicht nachdenken musste und sie auch immer fragen konnte, wenn was war. Jetzt, wo sie nicht mehr da sind, werde ich mir über vieles bewusst, was sie mir an ihrer Lebenserfahrung mit auf den Weg geben wollten. Es ist schon seltsam, erst wenn man etwas für immer verloren hat, wird man sich bewusst, wie wertvoll es eigentlich für einen war. Kennst du dieses Gefühl Seto? Oder empfinde nur ich wieder so übertrieben?“, wandte sich die Blonde an den Jungunternehmer. „nein, da hast du schon Recht, ich denke, es geht vielen so…“, erwiderte er, dann besah er sie sich aber noch für ein paar Momente, sie sah gedankenverloren auf die beiden kleinen Figuren. Wahrscheinlich wusste sie es nicht einmal, doch sie hatte bereits jetzt schon einiges an Weisheit in sich vereinigt, denn solche Erkenntnisse erforderten einen klugen Geist. Dies war eine Fähigkeit an ihr, die man nicht gleich auf den ersten Blick erkannte, doch wenn man sich ihr nähern wollte, konnte man hinter dem tollpatschigen kleinen Ding eine kluge, tiefsinnige Frau erkennen, deren Horizont viel weiter war als der manch anderer Menschen…. Fortsetzung folgt LadySerenity -chan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)