Zum Inhalt der Seite

Marian

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Fest

Disclaimer: Die fiktive Welt, in der ich meine Geschichte spinne, ist Eigentum der Macher der Anime-Serie "Robin Hood (no daibouken)". Ich schreibe meine Geschichte nur zum Spaß und will kein Geld damit verdienen. Die lyrics der songs, die ich eingebaut habe, sind ebenfalls nicht mein eigen und gehören den Corrs, von ihrem Album "Unplugged".
 

Viel Freude mit dem ersten Kapitel.
 


 

Kapitel 1
 

Das Fest
 

Es war ein warmer Frühsommertag, die Sonne schien, und Marian und Winnifred unternahmen zum ersten Mal seit langer Zeit wieder einen Waldspaziergang. Die Mädchen genossen es, die frische Luft zu atmen, dem Gesang der Vögel zu lauschen und das Grün der Bäume zu schauen.

“Ach, ist es nicht wunderbar, endlich wieder im Wald sein zu können?”, fragte Winnifred.

“Ja, das ist es.” sagte Marian und lächelte Winnifred zu. Sie schloss die Augen und wandte ihr Gesicht der Sonne zu. Ihr weißes Kleid mit der rosa Mantille darüber war ihr zu kurz geworden und reichte ihr nur noch bis zur Mitte der Oberschenkel. Der Wind spielte mit ihrem Rocksaum und ihrem blonden Haar, das in weichen Locken auf ihre Schultern fiel. Marian strich sich eine Strähne aus der Stirn. “Manchmal habe ich in diesem öden Schloss gedacht, ich würde die Sonne nie wieder sehen. Es ist eine Wohltat, endlich wieder hier zu sein.” seufzte das junge Mädchen und streckte die Arme über dem Kopf.

"Ja, es ist ein Genuss." seufzte Winnifred und ließ sich auf die Wiese fallen.

Marian legte sich neben sie. Die beiden Mädchen verschränkten die Arme hinter ihren Köpfen und beobachteten die Wolken, auf einmal hörten sie Musik in der Ferne erklingen. Mit einem Ruck setzten sie sich auf.

"Hast Du das gehört, Marian?" fragte Winnifred.
 

"Ja, das klingt wie Fanfaren, und sie kommen immer näher. Es kommt mir so bekannt vor. Winnifred, sind es vielleicht die Fanfaren König Richards?" Plötzlich waren die beiden sehr aufgeregt. Sie liefen querfeldein über die Wiese, bis sie zum Waldrand gelangten. Am nächsten Weg angekommen, hielten sie an. Winnifred war aus der Puste und stützte sich mit dem linken Arm an einem Baum ab, um durchzuatmen. Marian schaute nach oben und meinte "Gute Idee, der Baum ist groß genug. Von der Baumkrone aus können wir bestimmt sehen, wer da kommt."

" Aber Marian, wie willst Du denn da hoch kommen?" Winnifred machte große Augen. Marian lachte. "Dummerchen, wir klettern natürlich, so wie Robin und Will es auch immer machen."

"Ab.. aber Marian!" Doch sie konnte schon nichts mehr sagen. Marian zog sich bereits an einem Ast hinauf und kletterte behende wie ein Eichhörnchen am Stamm nach oben, bis sie die Baumkrone erreicht hatte. Sie schob ein paar Blätter zur Seite und hielt, mit der Hand die Augen gegen die Sonnenstrahlen abschirmend, Ausschau. Unterdessen mühte sich Winnifred, den Baum hinauf zu gelangen. An jedem neuen Ast, den sie erreichen konnte, klammerte sie sich voller Angst fest. Nach ein paar Minuten war sie neben Marian angelangt. Beider Wangen glühten. Winnifreds vor Anstrengung, Marians vor Aufregung. "Sieh doch nur!", rief sie aufgeregt und zog Winnifred am Ärmel.

"Es ist tatsächlich König Richard mit seinem gesamten Gefolge. Sie sind schon ganz nah. Gleich kommen sie unten an diesem Baum vorbei. Was sie wohl wieder nach Nottingham treibt?" Marians Stirn legte sich in Falten.

"Schau mal Marian, da sind die Ritter der Schwarzen Rose. Und Clio und Gilbert sind auch dabei!"

"Wo?", Marian versuchte sie zu erspähen und lehnte sich ein Stück nach vorne.

"Da, direkt unter uns!" Es gab ein lautes Knacken und der Ast brach weg. Marian und Winnifred schrien und fielen in die Tiefe. Sie landeten vor den Hufen von König Richards Pferd, und eine gehörige Anzahl von Ästen und Blättern begrub sie unter sich. Das Pferd scheute und bäumte sich auf. Der König hatte Mühe, den grauen Hengst im Zaum zu halten. Alle um ihn herum blieben stehen und blickten mit geöffneten Mündern auf den Blätterhaufen zu seinen Füßen. Von hinten kam ein schwarzes Pferd mit einem weißen Fleck auf der Stirn angaloppiert. Der Reiter schwang sich schon herab, als das Pferd noch nicht ganz zum Stehen gekommen war. Er zog sein Schwert und richtete es auf den Blätterhaufen.

"Zeigt Euch, der ihr es gewagt habt, dem König unerlaubt nahe zu kommen." Rings um ihn herum tuschelten die Leute.

"Unser tapferer zweiter Hauptmann will es sogar schon mit einem bisschen Unkraut aufnehmen, wie mutig!"

"Ruhe!" König Richard, der Pferd sein wieder beruhigt hatte, warf einen eisigen Blick in die Runde.

"Ich dulde nicht, dass jemand das Benehmen eines meiner Ritter anzweifelt, außer mir selbst und seinen Vorgesetzten. Er hat vollkommen Recht, wenn er mich gegen diese lose Astansammlung verteidigen will, denn auch ich habe gesehen, dass mit dieser auch Menschen herunter gefallen sind. Offenbar sind aber ich und der Hauptmann die einzigen, die es bemerkt haben, oder?" Keiner wagte ein Wort zu erwidern. Die anderen Soldaten hatten einen betretenen Gesichtsausdruck und schauten verstohlen zum König. Nur der Ritter hielt noch immer sein Schwert auf den Blätterhaufen gerichtet. Dieser schien auf einmal zu wachsen und ein zarter weißer Arm streckte sich unter einem Zweig hervor.

"Nun, wen haben wir denn da? Wirklich gefährlich sieht mir das aber nicht aus.", wunderte sich König Richard. Drei weitere Arme kamen zu Vorschein und nachdem einige Äste und Blätter fortgestoßen waren, lugten Marian und Winnifred aus dem Dickicht hevor.
 

Rings umher erhob sich Gelächter. Der Ritter steckte sein Schwert wieder in die Scheide an seinem Gürtel. König Richard stieg von seinem Pferd, trat vor die beiden Mädchen und stemmte die Arme in die Hüften.

"Ihr seid aber ein eigenartiges Empfangskommitee."

"Oh, entschuldigt bitte, Eure Hoheit, es war nicht unsere Absicht Euch zu erschrecken.", riefen die Mädchen im Chor. König Richard zog die Augenbrauen hoch, dann bog er den Kopf zurück und lachte, dass er sich den Bauch halten hielt. "Erschrecken? Entschuldigen? Wieso? Schließlich fallen einem nicht alle Tage solch hübsche Mädchen vor die Füße, wie ihr welche seid, Marian und Winnifred, nicht wahr, Ritter Gilbert?", sagte er zu dem Ritter gewandt, der jetzt zu seiner Linken stand. Marian und Winnifred eröteten. König Richard neigte sich zu ihnen herab und bot Marian die Hand. Gilbert reichte die seine Winnifred und die beiden wurden behutsam aus dem Blätterdickicht gezogen.
 

Liebevoll blickte der König Marian an, die ihm bis knapp über die Schulter reichte. Mit der linken Hand fasste er sie unterm Kinn und mit der rechten las er ihr ein paar Zweige aus dem Haar. Er musterte sie und ihr viel zu kurzes Kleid, dessen Saum lauter Löcher hatte.
 

"Oh ja, vor knapp einem Jahr habe ich Dich das letzte Mal gesehen, aber Du bist noch hübscher geworden als damals."

Schüchtern schlug Marian die Augen nieder.

"Aber anscheinend versteht es der Lehrer, den ich mit Eurer beider Erziehung betraut hatte, nicht, Euch auf Nottingham Castle mit seinen Lektionen zu begeistern. Oder geziemt es sich etwa für die Tochter des neuen Statthalters, die noch dazu eine Prinzessin ist, mit ihrer adligen Freundin im Wald herumzustreunen?"

"Das ist nicht wahr, wir sind nicht herumgestreunt, sondern waren spazieren. Wir sind nur auf den Baum geklettert, weil wir sehen wollten, wer durch die Fanfaren angekündigt wurde. Außerdem waren wir schon so lange nicht mehr im Wald! Den ganzen Winter haben wir im Schloss zugebracht und wir durften heute nur allein hierher, weil wir so gute Fortschritte gemacht haben.", sagte Marian.

"Sieh an, Du bist nicht nur hübsch, sondern auch klug...hm... Sag mir, Marian, wie alt bist Du jetzt?", fragte er mit ernster Miene.

"Vier...vierzehn, aber in der nächsten Woche werde ich fünfzehn.", stammelte Marian. Tiefe Falten zeichneten sich auf Richards Gesicht ab.
 

Versonnen strich er mit dem linken Daumen über Marians Kinn, wärend er sie einen Moment lang musterte. "So so...", flüsterte er vor sich hin. Dann sah er Gilbert an.

"Ihr und die Ritter der schwarzen Rose kümmert Euch darum, dass die jungen Damen wohlbehalten zum Schloss zurück kommen." Er wandte sich wieder Marian zu "Ich habe nämlich noch Großes mit Dir vor, meine kleine Kusine." Er hatte es ganz leise gesagt, so dass nur Marian, Gilbert und Winnifred es hörten. Dann drehte er sich um, bestieg sein Pferd und befahl seinem Gefolge "Wir reiten weiter." Der Zug setzte sich in Bewegung und ließ eine Marian mit beklommenem Herzen zurück. Eine ganze Minute stand sie da und schaute in Gedanken versunken dem sich entfernenden König und seinem Gefolge hinterher.
 

Winnifred, die Gilbert die Hand geschüttelt hatte, räusperte sich verlegen und Marian zuckte zusammen. Ihr Blick fiel auf Gilbert, Clio und die Ritter der schwarzen Rose, die sich neben ihnen eingefunden hatten. Marian lächelte, lief auf Gilbert zu und fiel ihm um den Hals.

"Oh Gilbert, es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben." "Nun, ein ganzes Jahr ist schließlich keine Kleinigkeit, liebe Marian.", sagte Gilbert und sah Marian an. Marian trat zu Cleo, um sie zu umarmen, und dann gab sie jedem der Ritter die Hand.

"Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, Euch alle wiederzusehen. Trotzdem, was ist der Grund dafür, dass der König, wieder nach Nottingham kommt? Ich meine, seit meine Eltern die neuen Statthalter hier sind, gab es keine Probleme mehr, die je der Rede Wert gewesen wären?"

"Auch wir wissen nicht genau, weshalb der König wieder hierher kommt, denn er hat ja selbst eine Residenz, die er übrigens seit seiner neuerlichen Amtsübernahme noch nicht wieder besucht hat." sagte Ritter Gruhl.

"Nachdem wir ein Jahr lang durch ganz England gereist sind, allen Provinzen und ihren Statthaltern Besuche abgestattet haben, sollten wir jetzt eigentlich in das Schloss das Königs heimkehren. Dort hält er Hof, aber er hat sich kurzfristig entschlossen, vorher noch einmal hierher zu kommen. Erst gestern hat er seine Entscheidung bekannt gegeben - der Bote, den er losgeschickt hat, dürfte kaum eher angekommen sein als wir."

"Oh, ich glaube wir haben ihn heute Mittag gesehen" rief Winnifred, "als wir aus dem Schloss gingen, kam uns ein Reiter entgegen, weisst Du noch, Marian? Seinem Pferd quoll der Schaum aus dem Maul."

"Ja, jetzt erinnere ich mich wieder." sagte Marian und legte dabei ihren rechten Zeigefinger an ihr Kinn. "Es muss also etwas sehr wichtiges sein, das König Richard wieder hierher kommen lässt. Aber den Grund hat er Euch nicht mitgeteilt?"

"Weder uns noch jemand anderem." entgegnete Gilbert. "Er sagte nur, dass er seine Pläne ändern musste, und dass er Ankündigungen zu machen habe." schloss Gilbert.

"Egal was es ist, zerbrechen wir uns nicht den Kopf darüber. Wir müssen uns jetzt erst einmal beeilen, damit wir nicht zu spät kommen. Der König zieht gerade in die Stadt ein." Er wies in Richtung Nottingham, von woher man jetzt die Fanfaren tönen und Menschen jubeln hörte.

Die kleine Gruppe brach auf. Winnifred stieg hinter Clio auf deren Pferd. Gilbert aber hob Marian quer vor sich auf sein Pferd. Mit dem rechten Arm hielt er sie fest, während er mit dem linken sein Pferd führte, und Marian fühlte sich an einen stürmischen Ritt erinnert, auf dem er sie genauso in seinen Armen gehalten hatte....damals, als er sie allen entführt hatte.
 

In kurzer Zeit erreichten sie die Stadt, schlugen einen Haken um den Festzug, der den König begrüßte, und kamen sogar noch vor ihm und seinem Gefolge im Schlosshof an. Gilbert wollte Marian direkt zu ihrem Vater bringen, doch sie lehnte ab.

"Es ist besser, wenn er mich und Winnifred nicht so sieht. Immerhin müssen wir später offiziell vor dem König erscheinen. Man sucht uns bestimmt schon im Wald. Komm, Winnifred, wir müssen uns umziehen!" Mit einem Satz sprang sie von Gilberts Pferd, half Winnifred, von Clios Stute zu steigen, und ging mit ihr in Richtung einer kleinen Pforte an der Westseite des Hofes. Sie winkten den Rittern noch einmal zu, dann verschwanden sie in der Düsternis des Schlosses.

In diesem Moment ritt König Richard mit seinem Gefolge in den Schlosshof ein. "Nun, meine lieben Ritter, ich hoffe ihr habt die jungen Damen unversehrt abgegeben?" wandte sich der König an Gilbert und seine Gefährten.

"Jawohl, Euer Hoheit", antwortete Gilbert und verneigte sich tief. "Nun, dann ist es ja gut. Übrigens werdet ihr bald auch Gelegenheit haben, andere alte Freunde wiederzusehen. Ich habe nach Robin und den anderen Jungen aus dem Wald schicken lassen. Ah, da kommen sie schon!"
 

Von fern sah man eine große Staubwolke aufwirbeln, die sich dem Schloss näherte. Als sie das Schlosstor passierte, konnte man im Innern der Wolke sechzehn Jungen sehen, die angerannt kamen. Sie steuerten direkt auf den König zu und umringten ihn, freudestrahlend, und laut rufend "Onkel Richard, Onkel Richard! Hallo Big!" Lachend nahm König Richard einen nach dem anderen in die Arme. Manche der Jungen waren erst zwölf oder dreizehn Jahre alt und sie lachten und kicherten aus vollem Herzen. Den älteren unter ihnen, die schon vierzehn oder fünfzehn waren, schien es zwar peinlich zu sein, doch der König ließ sich dadurch nicht irritieren. Sogar Little John hob er spielerisch hoch. Dieser protestierte "He, ich bin doch schon fünfzehn und gewachsen bin ich seit letztem Jahr auch."

"Oh ja, und Du bist noch dicker geworden, als ich erwartet hatte, Little John." Alle lachten und Little John verschränkte die Arme vor dem Bauch.

"Na komm schon, wir wollen uns begrüßen wie echte Männer und uns die Hände schütteln." Little John strahlte und schüttelte eifrig König Richards Hand, die dieser ihm entgegenstreckte. Dann wandte sich der König einem Jungen in grüner Kleidung zu, der einen weißen Bogen über der Schulter trug. Auch ihm streckte er die Hand entgegen.

"Schön Dich wiederzusehen, Robin, mein Freund." "Auch ich freue mich ausgesprochen, Euch wiederzusehen." sagte Robin, gab dem König die Hand und sah ihm in die Augen.

"Ich höre ihr macht Euch nützlich im Sherwood Forest?"

"Ja, Bruder Tuck stellt chemische Untersuchungen in der alten Bleimine an. Wir helfen ihm dabei und sorgen dafür, dass der Fluss nicht vergiftet wird, indem wir den Zulauf zur Mine trocken legen. Das ist sehr anstrengend, aber wir tun es gern. Besonders freut mich, dass Little John jetzt keine Durchreisenden mehr ausrauben muss, da uns auf Euren Befehl Essen gebracht wird. Dafür möchte ich Euch nochmal herzlichst danken."

"Oh ja, danke, danke!" riefen die Knaben im Chor. Der König hob die Hände, um Einhalt zu gebieten, und sah verschämt nach unten.

"Nein, nein, ich muss Euch danken, denn wie ich gehört habe, sollt ihr schon eine ganze Menge Räuber aus dem Sherwood Forest vertrieben haben."

"Ach, das war doch alles ungefährlich. Die haben es alle gleich mit der Angst zu tun bekommen und sind fort gerannt." sagte Robin und kratzte sich verlegen am Kopf.

"Das kann ich nicht recht glauben, denn ich weiss zu gut, mit welch gefährlichen Leuten ihr schon fertig geworden seid, obwohl ihr noch so jung seid. Und ich muss euch doppelt danken, denn der Weg nach Nottingham ist nicht nur wichtig für Einwohner, die von außerhalb viele Waren beziehen, sondern er ist auch ein bedeutender Handelsweg für mein Königreich. Es ist wichtig, dass dieser frei ist von Wegelagerern und Dieben. Ihr habt bestimmt ganze Arbeit geleistet. Was sagt ihr dazu, Lord Lancaster?" König Richard hob den Blick und sah über Robins Kopf hinweg. Er schaute einen großen Mann mit blauen Augen - Marians blauen Augen - direkt an. Dieser verneigte sich vor ihm und sagte "Ihr habt völlig Recht, Eure Majestät. Robin, Little John und diese Jungen hier haben einen großen Beitrag zur Sicherheit des Waldes geleistet. Ich habe ihnen schon oft meinen Dank als neuer Statthalter von Nottingham ausgesprochen und ihnen, ganz nach Eurem Befehl, Hoheit, zweimal in der Woche einen Karren voll Essen und Kleidungsstücken in den Wald geschickt. Auch mit Bruder Tuck stehe ich in Kontakt und er hat jedes Mal nur lobenswerte Dinge über die Jungen zu sagen. Übrigens hat er neue Pläne, unter anderem für die alte Mine im Wald, die er euch unterbreiten möchte. Auch er wird bald hier eintreffen."
 

"Nun, dass scheint mir ja ein Abend voll Ankündigungen zu werden, lieber Lancaster." Der König schmunzelte. "Denn auch ich habe einige Dinge bekannt zu geben. Aber lasst mich erst einmal Eure Tochter offiziell begrüßen." Lord Lancaster wandte sich um und gab Marian ein Zeichen, die sich ein wenig hinter ihm gehalten hatte und neben ihrer Mutter und ihrem Lehrer stand. Sie trug jetzt ein blassblaues, bodenlanges Kleid mit langen Ärmeln und einen silbernen Reif mit einem blauen Edelstein, der ihre Stirn krönte. Marian trat nach vorn vor den König und vollführte mit ganzer Anmut ihre Reverenz. Auch der König verneigte sich, und einen kurzen Moment waren alle ganz still und sahen nur auf das schöne anmutige Mädchen und den stolzen graubärtigen Mann, die sich voll Respekt durch diese Gesten grüßten. Als sich beide wieder aufgerichtet hatten, ergriff der König das Wort. "Ich kann Euch nur beglückwünschen, Lord und Lady Lancaster, zu diesem Juwel von einer Tochter. Meine liebe Marian, ihr seid wirklich ausgesprochen schön." Der Lord und die Lady, die hinter Marian standen, fassten sich voll Rührung an den Händen und blickten stolz auf ihre Tochter. König Richard neigte sich ein wenig vor und flüsterte Marian zu "Und unter uns, dieses Kleid steht Dir besser als das alte." Marian errötete und er zwinkerte ihr zu.
 

"Nun, meine liebe Marian, ich hörte, ihr wäret musikalisch sehr begabt, und würdet die Menschen mit Euren Liedern erfreuen. Aber ich hoffe, das ist nicht das einzige, indem ihr Fortschritte macht, oder? Was sagt ihr dazu, Monsieur Valois?" Marians Lehrer verneigte sich vor dem König und lobte Marian inständig. "Oui, isch haben selten solsch begabte Schülerin geabt, Sire. Sie schprischt fließend le francais und Latein, sie bemüht sisch sehr mit dem Griechischen und dem Italienischen. Auch in Mathematik und Astronomie beschteht sie jede Prüfung und ihre Zeichnungen ´aben eine Grazie fast wie sie selbst. Et merveilleux sind ihr Umgangsformen. Sie ist eine rischtische Lady, Sire..."

Ein paar Meter von Monsieur Valois entfernt hob Mutch seine Hand vor den Mund und nuschelte Robin zu. "Das muss sie auch sein, wenn sie diesen Akzent den ganzen Tag erträgt." Beide kicherten.

"Du hast Recht, Mutch, es wird Zeit, dass wir Marian mal wieder entführen und sie eine Weile bei uns im Wald lebt." sagte Robin halblaut.

"Und Winnifred natürlich auch." mischte sich Little John ein. "Aber klar." Robin zwinkerte ihm zu.

"Psst, der König spricht wieder." Mutch hob den Zeigefinger an die Lippen.

"Nun, ich höre gern, dass ihr eine vollendete junge Dame seid, Marian." sagte der König voll stolz, "Und ich höre ebenso gern, dass die Jungen aus dem Wald so brav geworden sind und sich nützlich machen. Und aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, heute Abend ein Fest auf dem Schloss zu veransstalten. Geladen sind alle Bürger Nottinghams, die Sorgen des Alltags zu vergessen und sich auf Kosten des Königs bewirten zu lassen, zu feiern und zu tanzen. Und ich wünsche, Marian, dass ihr uns mit Eurer Musik beglückt." Der König sah Marian an und ihr Gesicht rötete sich noch mehr, als sie ohnehin schon durch die Lobreden ihres Lehrers geworden war. "Bei Sonnenuntergang soll das Fest beginnen!" Alle Umstehenden jubelten und warfen vor Freude ihre Mützen durch die Luft, ganz besonders die Jungen aus dem Wald.
 

"Bis wir beide uns vergnügen können, ist aber noch einiges zu tun, Lord Lancaster."

"Ja, Euer Hoheit, der Konferenzraum ist gerichtet, es gibt einiges, das besprochen sein will, bis das Fest beginnt."

"Alle anderen beziehen ihr Quartier oder helfen, die Feier vorzubereiten!" rief der König aus. "Gehen wir, Lord." Er und Lord Lancaster verließen den Hof und zeitgleich stoben alle, die um ihn herum gestanden hatten, auseinander, um ihre Aufgaben zu erledigen.
 

Es blieb nur die Gruppe um Robin und Gilbert züruck. "Schön, Dich zu sehen, mein Freund." "Die Freude ist ganz meinerseits, Robin." Sie umarmten einander. "Nun, erzähl uns, wie es Dir ergangen ist. Wir sind alle gespannt zu erfahren, wie die Reisen mit König Richard verlaufen sind."

"Gerne berichten wir darüber, es gibt in der Tat viele wichtige Dinge, die ihr erfahren müsst. Doch muss ich hinein, um König Richard zu Diensten zu sein. Und ich denke auch ihr habt einiges vorzubereiten für das Fest heute Abend. Verschieben wir also unseren Plausch auf das Gelage, einverstanden?" Die Umstehenden nickten, sie stoben auseinander und ließen den Schlosshof allein, den der Himmel ein paar Stunden später in die Farben des Sonnenuntergangs tauchte.
 

Zu dieser Zeit war bereits eine kleine hölzerne Bühne in dessen Mitte errichtet worden. Etliche lange Tafeln füllten ihn aus, an denen insgesamt einige hundert Leute Platz finden würden.

Der Schlosshof füllte sich allmählich mit Menschen. Alle paar Meter wurden Laternen und Feuerbecken aufgestellt, die die Versammlung des nachts wärmen sollte. Auf der Bühne fanden sich einige Musiker ein, die ihre Instrumente stimmten und für den Auftritt probten. Unter ihnen war auch Marian und Winnifred, die sich einsangen und schon reichlich nervös wirkten. Gilbert betrat den Hof und beobachtete eine Weile ihr proben. Als Marian ihn erspähte lächelte sie ihm zu. Gilbert erwiderte das Lächeln und trat an die Bühne heran. Marian beugte sich vom Rand der Bühne her zu ihm herunter.
 

"Nun, kleine Prinzessin, ich mache Euch doch nicht etwa nervös? Wie wollt ihr denn dann Euren Auftritt vor diesen vielen Leuten überstehen?"

"Ich bin es gewohnt, vor vielen zu singen, aber die Aufmerksamkeit eines einzelnen macht mir mehr zu schaffen, als vor tausenden zu stehen."

"Beruhige Dich, im Moment sehen uns sowieso fast hundert Leute zu."
 

Und tatsächlich hatten fast die Hälfte der Anwesenden ihre Köpfe den zwei jungen Leuten zugewandt, die sich da so vertraut vor aller Augen unterhielten. Marian registrierte die allgemeine Aufmerksamkeit und hielt ein wenig mehr Abstand zu Gilbert. "Sind der König und mein Vater jetzt fertig?"

"Noch nicht. Aber es wird hier bereits das Essen aufgetragen, also kann es nicht mehr lange dauern. Ich durfte nur kurz beiwohnen, es waren überhaupt nur sehr wenige Leute anwesend, was beweist, dass es um sehr wichtige Dinge ging. Es scheint übrigens einige Male von Dir gesprochen worden zu sein und Dein Vater soll sich sehr aufgeregt, den König sogar einmal angeschrien haben."

"Lieber Gott, hoffentlich wird es keine schlechten Nachrichten geben !", sagte Marian und machte eine flehende Geste gen Himmel.

"Was meinst Du damit? Solltest du etwas zu befürchten haben?" Marian wurde auf einmal sehr ernst.

Sie flüsterte, "Ich habe Angst, dass sie mich mit jemandem verheiraten wollen, den ich nicht liebe. Ich werde bald fünfzehn und meine Mutter redet die ganze Zeit von nichts anderem mehr, als dass sie in meinem Alter schon verlobt war." Marian rollte mit den Augen. Gilbert lachte. Sie sahen sich in die Augen.

"Ich muss jetzt weiter machen." Marian ging zurück zu den anderen beiden und Gilbert setzte sich neben Clio an den Tisch, an dem schon die Ritter, sowie Robin und die Jungen aus dem Wald saßen.
 

Ein paar Minuten später traten der König begleitet von Lord Lancaster aus dem Schloss. Alle erhoben sich, König Richard ging an seinen Tisch und eröffnete mit gebieterischer Geste das Mahl. Zu seiner Rechten saßen seine Minister, zur Linken Lord Lancaster, Lady Lancaster und Marian. Ausgelassenheit und Gelächter begleiteten das Mahl, besonders vom Tisch der Waldbande war immer wieder lautes Lachen zu hören. Gilbert und Robin saßen sich am Tisch gegenüber, prosteten sich mehrmals zu, und lachten gemeinsam mit den anderen. Am Tische des Königs herrschte dagegen gepflegtes Schweigen. Marian warf viele sehnsuchtsvolle Blicke zum Tisch ihrer Freunde.
 

Als alle Bäuche gefüllt waren, wurden die Schüsseln und Teller abgetragen und die Musiker, inklusive Marian und Winnifred, versammelten sich auf der Bühne. Ein kleines Orchester bestehend aus zwei Gitarren, zwei Trommeln, einer Geige, einer Flöte, einer Harfe und einer Triangel formierte einen Halbkreis. In dessen Mitte traten Marian und Winnifred. Zwei Schemel standen dort und die Mädchen nahmen darauf Platz. Alle Blicke des Schlosshofes richteten sich auf die Bühne, aber die zwei schauten schüchtern zum Tisch des Königs, sie warteten auf seine Erlaubnis, das Konzert zu eröffnen.
 

König Richard sprach noch ein paar leise Worte mit den Lancasters, legte auch seine Hand auf den Arm des Lords und nickte der geknickt wirkenden Lady zu, dann erhob er sich, sofort verstummten alle Gespräche. Der König hob an zu sprechen.

"Geehrte hohe Gäste, liebe Büger von Nottingham, meine lieben Waldkinder! Ein Jahr, nachdem die Herrschaft Lord meines Bruders und Lord Elvins, unter der besonders ihr leiden musstet, zu Ende ist, erfüllt mich die größte Freude darüber, wieder hier zu sein. Und noch mehr freue ich mich darüber, dass das vergangene Jahr ein Jahr des Friedens und der Ruhe für Euch war, denn ihr musstet am meisten unter Lord Elvin leiden. Aber ich verspreche Euch hoch und heilig, dass ich alles in meiner Macht stehende tun werde, um den Frieden im Land und das Wohl meines Volkes zu sichern." Jubel und Klatschen brandete durch den Schlosshof. Einige Leute waren spontan aufgesprungen und riefen "Es lebe der König! Es lebe König Richard!" Die Majestät nickte den Leuten zu, machte eine Geste des Dankes und wartete ein paar Augenblicke, bis sich der Jubel wieder gelegt hatte. "Nichts desto trotz gibt es viele neue Entwicklungen in der Welt, die unser Land betreffen. Ich musste in den letzten Monaten und auch am heutigen Tage einige wichtige Entscheidungen treffen, die das Leben von so manchem von Euch grundlegend verändern werden. Aber ich will eben diesen nicht den ganzen Abend verderben, deshalb möchte ich Euch einladen, erst mit uns den Darbietungen unserer Musiker zu lauschen. Ganz besonders da Prinzessin Marian und Countess Winnifred Huntington ein paar eigene Lieder vorgetragen werden. Erst am Ende dieses Abends werde ich ein paar Dinge bekannt geben. Also lasst uns der Musik lauschen und fröhlich sein. "Noch einmal applaudierten die Leute, die Lichter im Schlosshof wurden gedämpft, nur noch die Bühne war hell erleuchtet. Als es endlich ganz still war, begann die Kappelle zu spielen. Hauchzarte Töne erklangen. Die Geige setzte ein, dann hob Marian an zu singen. Winnifred begleitete sie.
 

[Lyrics from The Corrs Unplugged)
 

Only When I Sleep
 

You're only just a dreamboat

Sailing in my head

You swim my secret oceans

Of coral blue and red

Your smell is incense burning
 

Your touch is silken yet

It reaches through my skin

And moving from within

It clutches at my breast
 

But it's only when I sleep

See you in my dreams

You got me spinning round and round

Turning upside-down

But I only hear you breathe
 

Somewhere in my sleep

Got me spinning round and round

Turning upside-down

But its only when I sleep
 

And when I wake from slumber

Your shadow's disappear

Your breath is just a sea mist

Surrounding my body

I'm workin' through the daytime

But when it's time to rest

I'm lying in my bed

Listening to my breath

Falling from the edge

But it's only when I sleep
 

See you in my dreams

You got me spinning round and round

Turning upside-down

But I only hear you breathe
 

Somewhere in my sleep

Got me spinning round and round

Turning upside-down

But its only when I sleep

It's only when I sleep
 

It's reaching through my skin

Movin' from within

Clutches at my breasts

But it's only when I sleep....
 

See you in my dreams

You got me spinning round and round

Turning upside-down

But I only hear you breathe
 

Somewhere in my sleep

Got me spinning round and round

Turning upside-down

But its only when I sleep
 

What Can I Do
 

I haven't slept at all in days

It's been so long since we've talked

And I have been here many times

I just don't know what I'm doing wrong
 

[Chorus:]

What can I do to make you love me

What can I do to make you care

What can I say to make you feel this

What can I do to get you there

There's only so much I can take

And I just got to let it go

And who knows I might feel better, yeah

If I don't try and I don't hope

[Repeat Chorus]
 

No more waiting, no more aching

No more fighting, no more trying

Maybe there's nothing more to say

And in a funny way I'm calm

Because the power is not mine

I'm just gonna to let it fly

What can I do to make you love me

(What can I do to make you love me)

What can I do to make you care

(What can I do to make you care)

What can I say to make you feel this

(What can I do to make you love me)

What can I do to get you there

(What can I do to make you care)

What can I do to make you love me

(What can I do to make you love me)

What can I do to make you care

(What can I do to make you care)

What can I change to make you feel this

(What can I do to make you love me)

What can I do to get you there

(What can I do to make you care)

Love me
 


 


 

Forgiven Not Forgotten
 

All alone, staring on, watching her life go by,

When her days are grey and her nights are black,

Different shades of mundane and the one eyed furry toy
 

That lies upon the bed has often heard her cry

And heard her whisper out a name long forgiven, but not forgotten,
 

You're forgiven not forgotten

You're forgiven not forgotten

You're forgiven not forgotten

You're not forgotten
 

A bleeding heart torn apart, left on an icy grave,

In the room where they once lay, face to face,

Nothing could get in their way, but now the memories of the man

Are haunting her days and the craving never fades,

She's still dreaming of a man long forgiven, but not forgotten,
 

You're forgiven not forgotten

You're forgiven not forgotten

You're forgiven not forgotten

You're not forgotten
 

Still alone, staring on, wishing her life goodbye

As she goes searching for the man long forgiven, but not forgotten,
 

You're forgiven not forgotten

You're forgiven not forgotten

You're forgiven not forgotten

You're forgiven not forgotten

You're forgiven not forgotten

You're forgiven not forgotten

You're forgiven not forgotten

You're forgiven not forgotten

You're not forgotten

You're not forgotten

No, You're not forgotten
 


 

Little Wing
 

Now she's walking through the clouds

With a circus mind

That's running wild

Butterflies and zebras
 

And moonbeams and fairytales

All she ever thinks about is riding with the wind
 

When I'm sad she comes to me

With a thousand smiles

She gives to me, free

'It's alright, it's alright' she says

Take anything you want from me

Anything
 

Now she's walking through the clouds

With a circus mind

That's running wild

Butterflies and zebras

And moonbeams and fairytales

All she ever thinks about is riding with the wind
 

When I'm sad she comes to me

With a thousand smiles

She gives to me free

'It's alright, it's alright' she says

Take anything you want from me

Anything
 

Fly Little Wing...Yeah, Yeah

Fly Little Wing...

I want her to fly
 

So Young
 

Yeah Yeah Yeah Yeah Yeah

Yeah Yeah Yeah Yeah Yeah

We are taking it easy

Bright and breezy, yeah

We are living it up
 

Just fine and dandy, yeah
 

And it really doesn't matter that we don't eat

And it really doesn't matter if we never sleep

No it really doesn't matter, really doesn't matter at all
 

Coz we are so young now, we are so young, so young now

And when tommorow comes, we can do it all again
 

We are chasin' the moon

Just running wild and free

We are following through

Every dream and every need
 

And it really doesn't matter that we don't eat

And it really doesn't matter if we never sleep

No it really doesn't matter, really doesn't matter at all
 

Coz we are so young now, we are so young, so young now

And when tommorow comes, we can do it all again

Yeah, we are so young now, we are so young, so young now

And when tommorow comes, we'll just do it all again

All again, all again, yeah, all again, all again..., Yeah, Yeah, Yeah

So young now, we are so young, so young now

And when tommorow comes, we'll just do it all again

Yeah, we are so young now, we are so young, so young now

And when tommorow comes, we'll just do it all again

We are so young... (Yeah Yeah Yeah Yeah-ie Yeah)

We are so young... (Yeah Yeah Yeah Yeah-ie Yeah)
 


 

Everybody Hurts
 

When your day is long

And the night

And the night is your's alone

When you think you've had enough

Of this life

Hang on
 

Don't let yourself go

'Cause everybody cries

And everybody hurts

Sometimes
 

Sometimes everything is wrong

Now it's time to sing along

When your day is night hold on

Hold on (hold on)

If you feel like letting go

(Hold on)

If you're sure you've had too much

Of this life

Hang on
 

'Cause everybody hurts

Sometimes

Take comfort in your friends

And everybody hurts
 

Don't blow your hand

Oh-oh no

Don't blow your hand

If you feel like you're alone

No, no, no, not alone
 

If you're on your own

In this life

The days and nights are long

You're sure you've had too much

Of this life

To hang on
 

Yeah everybody hurts

Sometimes

Everybody cries

Sometimes

Everybody hurts

Sometimes
 

Everybody hurts sometimes
 

So hold on, hold on

Hold on, hold on

Hold on, hold on

Hold on, hold on
 

To know you're not alone
 

Als die letzten Töne von Marian verklungen waren, tobte Applaus im Schlosshof. Alle Leute sprangen von ihren Sitzen, klatschten und jubelten. Auch zwischen jedem Lied hatten die Leute geklatscht, aber erst nach diesem letzten ließen sie ihrer Begeisterung freien Lauf. Nacheinander vollführten die Mädchen einen Knicks, und winkten und bedankten sich bei ihrem Publikum. Der größte Jubel kam natürlich vom Tisch der Waldbande. Alle am Tisch riefen im Chor "Marian, Winnifred, Bravo!" Auch der König hatte sich erhoben und in den Beifall eingestimmt. Marians Mutter wischte sich Tränen von den Wangen. Sie vergrub ihr Gesicht in einem Taschentuch. Ihr Mann legte seinen Arm um sie und schien ihr beruhigende Worte zu sagen.
 

Ein Sänger betrat die Bühne und die Mädchen stiegen herab. Sie wurden von ihrem Lehrer empfangen, der einige Worte mit ihnen wechselte, dann strebten sie ihren Freunden zu. Am Tisch wurden sie noch einmal mit großem Jubel empfangen. Nacheinander umarmten Marian und Winnifred jeden am Tisch, bedankten sich für den Applaus, und sammelten Komplimente. Dann setzte sich Marian zu Robin und Winnifred nahm zwischen Barbara und Little John Platz. Will beäugte die beiden misstrauisch.

"Ach Will, sei doch nicht so!" rief Winnifred ihm zu.

"Na hör mal, ich bin schließlich Dein Bruder, ich muss auf Dich aufpassen! Und ich kann mich noch immer nicht daran gewöhnen, dass du diesen Klops magst."

Alle Jungs lachten und Little John verschränkte die Arme vor dem Bauch und grummelte "Wenn Du nicht Winnifreds Bruder wärst, hätte ich Dir schon längst eine geklebt. "

"Oh, ihr beiden, hört endlich auf!", Winnifred lachte noch immer. "Du warst wirklich wundervoll, Marian.", sagte Robin.

"Danke. Es hat auch wirklich Spaß gemacht, obwohl ich am Anfang sehr nervös war. Ich habe sogar ein bisschen gezittert, aber das ist schnell verflogen." "Das ist schon etwas anderes als nur im Wald vor sich hinzuträllern, nicht wahr?"

"Ja."

"Aber wir vermissen Dich und Winnifred und Barbara. "

"Es wird Zeit, dass ihr wieder in den Wald kommt. Jetzt, da Sommer ist, könnt ihr doch endlich wieder für ein paar Wochen zu uns kommen. Was habt ihr eigentlich den ganzen Winter über in dem alten Gemäuer gemacht?"

"Oh, wir haben die meiste Zeit mit Lernen verbracht. Latein, Deutsch, Französisch und natürlich Benehmen. ´Meine Damen, sie sind schlieesslisch von adeligem Rang.´, wie Monsieur Valois immer sagt." Robin kicherte.

"Ich war sehr oft im Kloster von Lancashire. Dort gibt es eine riesige Sammlung von historischen Schriften über die Entwicklung der Monarchie, Regeln und Pflichten eines Monarchen und natürlich Vorschriften für Prinzen und Prinzessinnen, die ich lernen musste. In der Bibliothek finden sich aber auch Schriften über Alchemie und Theologie, die ich ebenfalls studieren durfte. Das war für mich die interessanteste Beschäftigung der letzten Monate, neben dem Musizieren natürlich. Sehr langweilig waren aber die Abende. Meine Mutter hat uns drei dazu gedrängt an ihrem riesigen Wandteppich mitzuweben - wo ich doch Handarbeit hasse! Und dann hat sie uns Geschichten aus ihrer Jugend erzählt und mindestens zehnmal pro Abend bedauert, dass weder ich noch Winnifred schon verlobt ist. Alle paar Wochen kam Besuch, ratet mal!", sagte sie zu Robin, Gilbert und Clio.

"Na, wer hat Dich denn so oft besucht?", fragte Clio, "Etwa ein Verehrer?", sie zwinkerte.

"Ja, sogar mehrere !." Gilbert und Robin verschluckten sich an ihrem Bier. Robin hustete in seine Faust. "Meine Mutter hatte Treffen mit einer handvoll junger Adliger aus ganz England organisiert. Mit jedem Einzelnen musste ich einen Nachmittag verbringen, Konversation führen und aufpassen, dass ich nicht zu gelangweilt aussehe." Robin und Gilbert wechselten einen Blick und schienen irgendwie erleichtert.

"Aber Du bist doch erst vierzehn! Sollten Dich Deine Eltern etwa schon verheiraten wollen?", fragte Clio.

"Oh ja, die meisten Prinzessinen der englischen Geschichte waren in meinem Alter mindestens verlobt, einige verheiratet und Prinzessin Lea, die vor fünfzig Jahren lebte, hatte mit vierzehn sogar schon ein Kind zur Welt gebracht !"

"Oh!", sagten die drei und die Rittter im Chor, die ihrer Erzählung gelauscht hatten.

"Deshalb bin recht nervös, was König Richard wohl bekannt zu geben hat. Gilbert, du hast mir ja schon gesagt, dass es zwischen ihm und meinem Vater hoch hergegangen ist. "

"Ach, macht Euch nicht zu viele Gedanken, Euer Vater hatte eine Reihe von Dingen mit König Richard zu besprechen, jetzt da er Statthalter ist. Es muss nicht zwingend um Euch gegangen sein. ", versuchte sie Ritter Gruhl sie zu beruhigen.

"Ich hoffe, ihr habt Recht.", sagte Marian und spähte zu ihrem Vater und ihrer Mutter hinüber.
 

Gerade hatte das Konzert sein Ende gefunden, noch einmal wurde Applaus gespendet, dann bat der König um Ruhe.

"Meine Lieben, wie ich schon sagte, habe ich einige Dinge bekanntzugeben: In den letzten Monaten haben sich einige Entwicklungen im Ausland vollzogen, die mich nachdenklich stimmen und mich warnen, dass Gefahr für unser Land im Verzuge ist." Ein Raunen ging herum.

"Und ihr, die Menschen in Nottingham Shire, sollt die ersten sein, die erfahren, dass Lord Alvin und mein Bruder John, die ja des Landes verwiesen wurden, Unterschlupf beim König vom Frankreich gefunden haben. Darüber informierten uns mehrere Spione. Und offensichtlich machen sie erfolgreich Stimmung gegen uns. Unsere diplomatischen Beziehungen zum französischen König haben sich drastisch verschlechtert. Vor genau drei Wochen hat die französische Flotte begonnen, Handelsschiffe zwischen England und Holland, sowie Schiffe von und nach Deutschland abzufangen. Bereits zehn Schiffe stehen nicht mehr unter unserem Kommando und beinahe täglich erreichen uns neue Hiobsbotschaften. Deswegen befürchten meine Berater und ich, dass uns ein Krieg bevorsteht."
 

Einige Frauen in der Runde schrien entsetzt auf, viele blickten einander besorgt an. König Richard hob die Hände, wie um die Aufgeregten zu beschwichtigen. "Ich beschwöre Euch, macht Euch nicht allzu große Sorgen. Noch sind keine Soldaten an der Küste gelandet, noch wissen wir nicht, wie es steht. Doch ich bitte Euch, in diesem Sommer besonders sorgsam Eure Vorkehrungen für den Winter zu treffen. Sammelt besonders viel Feuerholz, erledigt alles wichtigen Reparaturen an Euren Häusern und unterstützt bitte Lord Lancaster in all seinen Bestrebungen. Er ist mein Sprachrohr hier." Der König wies auf den Lord, welcher sich erhob und dankend in die Runde winkte, viele Leute klatschten.

"Aber ich möchte Euch auch bitten, aufmerksam gegenüber Euren Mitmenschen zu sein, denn auch in unserem Land gibt es Spione. In den letzten Monaten haben wir verstärkt Spione aufgegriffen. Bitte meldet verdächtige Personen sofort den örtlichen Sheriffs!" Überall nickten Leute und flüsterten miteinander. Erneut hob der König zu sprechen an.
 

"Aber ich habe auch eine gute Nachricht: Vor fünf Jahren machte sich eine Gruppe Engländer auf, an einem Expeditionstrupp in die weite Welt teilzunehmen, der aus Menschen aus ganz Europa bestehen sollte. Beinahe hundert unserer Leute machten sich mit auf den Weg. Zurückgekehrt sind nur fünfundzwanzig von Ihnen. Vor zwei Wochen sind sie in England angekommen und nun, nachdem sie die Welt durchquert haben, sind sie auf dem Weg hierher, nach Nottingham. Schon morgen werden sie hier eintreffen und uns mit ihren Geschichten unterhalten." Jetzt war Aufregung im Publikum zu spüren.

"Zum Schluss möchte ich aber noch eine etwas traurigere Sache bekanntgeben: Ihr wisst ja alle, dass meine geliebte Frau vor drei Jahren verschieden ist. Obwohl ich mich vor hübschen Verehrerinnen kaum retten konnte," wieder war Gelächter im Schlosshof zu hören, "habe ich entschieden, nicht wieder zu heiraten." Sofort war es mucksmäuschenstill.

Marian wurde kreidebleich, Gilbert und Robin bemerkten es.
 

"Die Linie meines Hauses, wird von einer anderen Familie nach meinem Tod fortgeführt werden. Aber ich verspreche Euch als meinem Volk hoch und heilig, dass ich nie zulassen werde, dass England in die Hände eines fremden Königshauses fällt. Und auch wenn mein Kreuz immer öfter schmerzt, habe ich wohl noch ein paar Jahre unter der Sonne. Genießt den verbleibenden Abend. Trinkt soviel ihr vertragt und freut Euch des Augenblicks, denn heute Abend seid ihr meine Gäste." Unter Beifall und Bewunderungsrufen zogen sich der König und seine Berater ins Schloss zurück.

Überall wurden neue Seidel Bier geordert und die Neuigkeiten aufgeregt besprochen. Auch am Tisch der Waldbande wurde nicht geschwiegen. Nur Marian saß wie versteinert da. Sie sah starr vor sich hin. Robin stieß sie mit dem Ellenbogen an.

"Hey, was ist denn mit Dir."

Marian sah ihn entgeistert an, "Das kann er mir nich antun! Das kann er mir doch nicht aufbürden!"

"Marian, du zitterst ja.", Robin hielt ihre Hand. Marian wandte sich an Gilbert.

"Das meint er doch nicht etwa ernst, oder ?" Gilbert holte tief Luft. "Ich fürchte schon, Prinzessin. Er hat den Tod der Königin nicht verwinden können, das hat er mir selbst anvertraut. Er will nicht ihr Andenken schänden, indem er eine Frau, die weniger wert ist als sie, einfach aus der Not heraus heiratet. Die Königin war eine bezaubernde Frau. Eine wie sie findet man kein zweites Mal. "

"Aber der König ist doch noch recht jung, er könnte immer noch Kinder haben.", warf Clio ein.

"Nein, er meint er habe sich damit abgefunden allein zu bleiben." "Trotzdem !", rief Marian und stand auf.

"Wo willst Du hin ?", fragte Robin.

"Zum König. ", antwortete sie und eilte davon.

"Warte, ich begleite Dich.", sagte Gilbert, aber Marian eilte schon davon. Gilbert sprang auf und ihr hinterher. An der Westpforte hatte er sie eingeholt. Als sie das Schloss betraten, hielt Gilbert sie fest.

"Ich bitte Dich, tue und sage nichts unüberlegtes."

"Nein, das werde ich nicht, aber ich muss wissen, wie ernst er es mit diesem Entschluss meint. Bist Du Dir denn im Klaren darüber , was es für mich bedeutet, wenn er keine Kinder hat?" Marian sah ihm fest in die Augen.

"Ja, ich denke ich bin einer der wenigen, die begriffen haben, dass . . . Du jetzt Kronprinzessin bist. ", er flüsterte nur. "Du wirst Königin Englands werden."

"Ich will aber nicht, ich kann nicht, ich...", sie schluchzte. In diesem Moment kam ein Diener um die Ecke. Als er die beiden jungen Menschen sah, hielt er abrupt an, trat von einem auf den anderen Fuß und räusperte sich. Gilbert ließ Marians Handgelenke, die er die ganze Zeit umklammert hatte, los. Marian nahm einen Schritt mehr Abstand zu Gilbert und fragte, mit soviel Würde wie sie erübrigen konnte, den Diener, "Was gibt es?"

"Der König schickt mich. Er wünscht, dass ihr sofort zu ihm kommt. "

"Ich war sowieso auf dem Weg zu ihm. Geh´voran."

Der Abschied

Kapitel 2
 

Der Abschied
 

“… das ist das Dümmste, was ich je gehört habe!“ Marian und Gilbert betraten den Thronsaal und fanden Lord und Lady Lancaster in einer hitzigen Debatte mit König Richard im Kreise seiner Berater vor. Lady Lancaster war außer sich. Tränenüberströmt hielt sie sich an einem der Tische fest, offensichtlich zu aufgewühlt um ruhige Worte finden zu können. Sie schluchzte.

Der Page, der den beiden jungen Leuten voran gegangen war, räusperte sich. “Ich präsentiere Prinzessin Lancaster und Gilbert, Ritter der Krone.” Alle im Saal schauten auf.

“Ah, endlich, Marian.”, der König lächelte sie an. Marians Mutter segelte ihr in die Arme, und drückte sie an sich. “Mein Kind.” “Mutter, bitte beruhigt Euch, es ist alles in Ordnung.” “In Ordnung!”, Lady Lancaster schrie auf. “Nichts ist in Ordnung.” Sie nahm Marian bei den Schultern. “Marian, begreifst Du überhaupt, was die Verkündung des Königs für Dich bedeutet?” “Ich denke schon, dass ich die Zeichen deuten kann. Deswegen bin ich ja auch hier, nicht wahr Sire?”, sie schaute zum König. “Natürlich weißt Du, was es zu bedeuten hat. Du scheinst ein intelligentes Mädchen zu sein.”, der König nickte anerkennend. “Aber bitte, lasst uns die Sache ruhig und in einem privateren Umfeld diskutieren.” Er bedeutete den Beratern und Dienern im Saal zu gehen. Auch Gilbert wandte sich der Tür zu. “Du nicht, Gilbert.”, hielt Seine Majestät ihn auf. “Für Dich habe ich an diesem Abend eine besondere Aufgabe.” “My Lord.” erwiderte Gilbert und verbeugte sich.

Der König führte Marian, ihre Eltern und Gilbert in eine fensterlose Kammer, die nur mit einem Tisch und ein paar Stühlen versehen war - der geheime Konferenzraum des Schlosses. “Nun Marian, sage mir, warum sind wir hier?” fragte er, als alle Platz genommen hatten. “My Lord, ihr habt an diesem Abend bekannt gegeben, dass ihr Euch nicht wieder eine Frau nehmen werdet.” “Und was hat das mit Dir zu tun?”, die Hoheit lehnte sich über den Tisch und schien sich über Marian lustig machen zu wollen. Sie erwiderte ruhig und fest. “Da ihr der letzte Eurer Familie seid, wird Eure Linie keinen Thronfolger mehr hervorbringen. Die Thronfolge wird automatisch an jene Familie weitergegeben, die am nächsten mit Eurer verwandt ist - die Lancasters. Und da ich die einzige Tochter des Grafen Lancasters bin, macht mich das zur Kronprinzessin wenn meine Eltern nicht mehr sein sollten. Das ist doch richtig, oder?” “Ins Schwarze getroffen, kleine Lady.”, erwiderte der König mit einem Lächeln. “Ich bin mir nur über einen Punkt im Unklaren, und hoffe ihr könnt mir weiterhelfen?” “Aber gerne. Was ist es?” “Es ist unüblich, eine Frau zur Thronfolgerin zu ernennen. Auch wenn es das Gesetz erlaubt, eine Frau kann nur zur Königin gekrönt werden, durch die Überhame der Macht an ihren Gatten. Indirekt gebt ihr damit die Thronfolge an wieder eine andere Familie weiter, denn wer immer mein Ehemann wird, wird König werden. Da ich in die Familie meines Gatten einheiraten werde, kann die Thronfolge an eine völlig andere Linie verliehen werden.” “Exakt.” Marian fiel es schwer angesichts der spöttischen Art des Königs Ruhe zu bewahren. “Ihr eröffnet damit einen Kampf um meine Hand, my Lord.”, ihr Atem beschleunigte sich. “Ihr macht mich zu einem Stück Beute für alle heiratsfähigen Adligen Englands.”, Marians Hände unter dem Tisch verkrampften sich. Gilbert schaute vom König zu Marian. Dass sie eine Trophäe werden würde, daran hatte er gar nicht gedacht. “Natürlich. Aber das bist Du doch schon, Prinzessin. Oder war ich falsch informiert, als man mir von den Verkupplungsversuchen Deiner Mutter erzählt hat?“ Lady Lancaster ergriff die Hand ihrer Tochter und warf König Richard einen zornigen Blick zu. “Das ist nun wirklich etwas anderes.”, bellte sie. “ Ich habe sie nie dazu gezwungen, die jungen Männer kennen zu lernen.”, wofür sie einen fragenden Blick ihrer Tochter erntete. “Was ihr da vorschlagt, Cousin, ist unverschämt. Ihr wollt meine Tochter meist bietend versteigern. Es ist eine Unerhörtheit!” Der König hob die Hände, als wollte er die aufgebrachte Frau zu beruhigen. “Nana, dramatisiere es nicht so.” Lord Lancaster hielt nicht länger an sich. “Meine Frau hat ganz Recht. Es immer schon eine diffizile Angelegenheit, einen rechten Burschen für eine Prinzessin zu finden, einen der geeignet ist und den sie auch mag. Wir wollen unser Kind nicht in eine Liaison nötigen, sie soll glücklich werden. Das ist es, was alle Eltern für ihre Kinder wollen. Hättet ihr selbst Kinder, könntet ihr unsere Sorgen nachvollziehen!” König Richard ließ eine Faust auf den Tisch fallen. “Nun ist es aber genug! Ich weiß mit Sicherheit, wie es ist, sich um jemanden zu sorgen, schließlich bin ich König und trage Verantwortung für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in England. Meine Familie ist damit ungleich größer als Eure, Lord Lancaster.” ”Verzeiht, Majestät. Meine Frau und ich sind bewegt aufgrund der Aussichten für unsere Tochter. Es war nicht unsere Absicht, Euch zu beleidigen.” Ein verständiges Nicken antwortete ihm. “Gut gut, es sei Euch verziehen.” Dann wandte er sich wieder an Marian. “Es wird nun endlich Zeit, Dir Dein Schicksal zu offenbaren.” Marian hob den Kopf und richtete sich auf, wie um sich für das Kommende zu wappnen. “Ja, es ist meine Absicht, Dich zur Kronprinzessin zu machen und ja, ich werde Dich mit dem Kandidaten verheiraten, den ich für geeignet halte.” Marians Augen weiteten sich. “Doch sei beruhigt, kleine Prinzessin, noch ist es nicht so weit und noch fressen mich die Würmer nicht.”, scherzte Seine Majestät, doch niemand lachte mit ihm. “Wie dem auch sei. In erster Linie denke ich an Deine Sicherheit. Ich muss ganz offen sagen: Der Krieg wird kommen. Bald. Noch in diesem Jahr.” Die Lancasters waren bestürzt von der Nachricht, Gilbert zeigte keine Reaktion. Er hatte schon lange vermutet, dass es eine Eskalation zwischen Frankreich und England geben würde. Der König fuhr fort, “ Das bringt Dich in doppelte Gefahr. Versteht mich richtig, ich habe nicht vor, Dich offiziell zur Kronprinzessin zu machen. Du bist nun das am Besten gehütete Geheimnis der Krone. Ich habe zwar meine Absicht, allein zu bleiben, bekannt gegeben, doch ich werde nicht Deinen neuen Status veröffentlichen.” “Aber jeder, der eins und eins zusammen zählen kann, wird doch auf mich schließen!”, warf Marian ein. “Eben.” Sie schüttelte den Kopf. “Ich verstehe nicht, my Lord. Es ist so offensichtlich, dass ich Kronprinzessin sein werde. Da wird Tür und Tor geöffnet für jene, die England schaden wollen. Diese Leute brauchen nur zu kommen und mich entführen, um im Königshaus Chaos auszulösen, Euch zu erpressen oder durch eine erzwungene Heirat mit mir die Macht an sich reißen wollen. Und durch den Krieg wird es umso schwieriger für Euch, mich zu beschützen, schließlich braucht ihr jeden Mann für die Armee!” “Kluges Kind.”, lächelte der König. “Glückwunsch Cousin, ihr habt wirklich eine würdige Prinzessin großgezogen.” Lord Lancaster erhob wieder seine Stimme “Sire, seid so gütig meiner Tochter zu antworten. Wie sieht Euer Plan aus, wie wollt ihr Marians Sicherheit im Krieg gewährleisten?” “Ganz einfach.”, der König neigte sich zu Marian und sah ihr tief in die Augen. “Wir werden einen Krieg haben. Es werden viele versuchen, Dich in ihre Gewalt zu bekommen, doch wenn sie kommen, wirst Du nicht hier sein.”

“Sire!“ Lady Lancaster rang nach Luft.

“Ganz ruhig, Cousine, ich habe den perfekten Plan, um Marian für angemessene Zeit aus dem Visier von Lord Alwin und Konsorten zu bringen: Marian, Du wirst das Land verlassen.”

“Was? Ich soll von hier weg? Ich soll meine Familie und meine Freunde hinter mir lassen?”

“Eben das.”

Marian rang nach Fassung, ihre Stimme zitterte, “Für wie lange?”

“Vier Jahre.”

Tränen traten in ihre Augen. Während ihre Mutter in ein Taschentuch schluchzte, sah Marian zu Gilbert. Sein Ausdruck war unlesbar. Hatte er von dem Plan gewusst?

“Willst Du denn gar nicht wissen, wohin ich Dich schicken werde und mit wem?”, neckte der König.

“Natürlich.”, das junge Mädchen atmete tief durch.

“Du wirst in einen weit entlegenen Winkel der Welt reisen, zusammen mit Cousine Minerva, Countess of Derby. Wie Du sicher weißt kehrt sie gerade mit einer Karawane aus dem Land China zurück. Sie ist sehr geschickt wenn es um diplomatische Beziehungen geht. Ich hatte schon vor Jahren mit ihr verschiedenste Möglichkeiten für die Thronfolge kalkuliert und im letzten Jahr hat sie in meinem Namen Arrangements getroffen. Du wirst Mitglied der Expedition in ein Königreich namens `Japan´ werden.”

“Japan?”, rief Marian ungläubig aus. Sie konnte es kaum fassen, man wollte sie Tausende von Meilen weit fort schicken. “My Lord wisst ihr überhaupt, wo dieses Land liegt?”

“Ich muss gestehen, ich habe keine Ahnung.”, König Richard zuckte mit den Schultern.

Marians Eltern und Gilbert waren gleichfalls ahnungslos.

“Japan ist noch weiter entfernt als China. Es ist in etwa zwanzig Tausend Meilen weit weg. Es gibt keine Augenzeugenberichte über das Land oder seine Kultur, nur Texte aus anderen Winkeln der Erde - wage Informationen. My Lord, wollt ihr mich allen Ernstes in die andere Hälfte der Welt schicken?”

Der König überlegte einen Moment. Die Wahrheit war, dass er nicht wusste, wohin die Kronprinzessin reisen würde. Er hatte nur den Brief von Minerva erhalten, indem sie ihm versicherte, dass alles arrangiert sei und für Marians Sicherheit garantiert würde, wenn sie in dem Lande Japan angekommen sein würde. Die Gefahren lauerten jedoch auf dem Weg. Hatte das Kind Recht? War es zu weit entfernt? Er beschloss, sich noch einmal Karten zeigen zu lassen.

“Ja, mein Kind, es ist mein Ernst. Es ist die beste Möglichkeit, dich dauerhaft in Sicherheit zu bringen.”

“Aber Sire, ich könnte doch wenigstens in Europa bleiben, mich in einem befreundeten Land in Tarnung begeben...”

“Nein, nein, das ist ausgeschlossen. Europa ist eine Ansammlung kleiner Königreiche, die ständig miteinander im Krieg liegen. Außerdem würde man anfangen, nach Dir zu suchen. Die Spione würden Deine Spuren lesen, man würde Deine Freunde bedrohen, sie vielleicht gefangen nehmen, sogar foltern. Willst Du das?”

Marian senkte den Kopf, Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie schüttelte den Kopf.

“Na also, Kind.”, seufzte der König und legte der noch immer schluchzenden Lady Lancaster eine Hand auf die Schulter. “Glaubt mir,” sagte er, die Stirn in Falten gezogen, “ich habe wochenlang diese Entscheidung abgewogen. Man kann sich selten sicher sein, dass man richtig entscheidet, aber dies ist die beste Option. Es wird alles für Deine Sicherheit getan werden, Prinzessin. Die Karawane wird riesig sein. Fünfhundert Mann allein aus England, Dreihundert aus Dänemark, ebenso viele aus jeweils Deutschland und Italien. Du wirst gehütet werden wie der Augapfel welcher Du bist. “

Lord Lancaster unterbrach ihn. “My Lord, bitte überdenkt die Entscheidung noch einmal.. Unser Kind so weit fort zu senden scheint mir keine weise Handlung zu sein.”

“Euren Zweifel an meiner Handlungsfähigkeit in allen Ehren, Cousin, doch bedenkt, dass ich die finale Institution in diesem Land bin. Seid versichert, ich habe nur das Wohl Eurer Tochter im Sinn. Das einzige was ihr noch tun könnt ist, ihr die letzten Wochen hier in England zu verschönern.”

“Wochen?”, fragte Marian.

“Sehr wohl. Wir haben es jetzt kurz nach Ostern. In sieben Wochen, am ersten Juni wirst Du mit Minerva nach Lutetia abreisen, wo sich bereits die Karawane sammelt. Von dort aus werdet ihr nach Dänemark eingeschifft und dann nach Deutschland und Italien ziehen. Schließlich geht es ins Heilige Land und von dort aus über den asiatischen Kontinent. Ein Jahr werdet ihr unterwegs sein, Euch dann zwei Jahre in Japan aufhalten und ein weiteres Jahr darauf nach England heimkehren. In vier Jahren wirst du unversehrt in ein hoffentlich friedliches England zurückkehren, heiraten und Königin werden.”

Lady Lancaster hatte ihre Tränen gestillt und blickte zu ihrer Tochter, die noch immer den Kopf gesenkt hatte. Sie fragte sich im Stillen, was ihrer Tochter durch den Kopf ging. Es war dem Mädchen unähnlich, Befehle wie diese ohne Widerworte hinzunehmen.

Der König fuhr unbeirrt fort. “Nun zu Euch, Ritter Gilbert. Als zweitem Hauptmann meiner Garde und Anführer der Ritter der Schwarzen Rose, befehlige ich Euch mit dem Schutz und der Bewachung der Prinzessin. Bis zum Datum ihrer Abreise hat die Prinzessin in Nottingham zu verbleiben. Ihr und Eure Männer tragt die volle Verantwortung für ihre Sicherheit. Sie geht keinen Schritt ohne Bewachung. Habe ich mich klar ausgedrückt?”

“Ja, my Lord.”

“Gut. Dann erkläre ich unsere kleine Konferenz hiermit für beendet. Alle Einzelheiten klären wir, wenn Minerva eintrifft.”, der König erhob sich und mit ihm alle Anwesenden.

“Eine angenehme Nachtruhe wünsche ich Euch.” sagte Lord Lancaster und machte eine Reverenz. Der König verließ den Raum. Er ließ eine geknickte Marian inmitten ihrer Eltern und Gilbert zurück.
 

In den folgenden Wochen fühlte sich Marian eingeengter als je zuvor in ihrem Leben. Sie durfte das Schloss nicht verlassen, nicht mal für einen Spaziergang. Es schien ihr, als sei sie wieder eingekerkert wie unter Lord Alwin. Jeder Schritt, den sie tat, wurde überwacht, entweder von ihrem Hauslehrer, ihrer Mutter, oder den Rittern der Schwarzen Rose, die an sie gekettet schienen. Gilbert hatte seine Mannen ins Gebet genommen und ihnen unter Treueid auferlegt, nicht von Marians Seite zu weichen. Des Nachts hielten die Ritter sogar abwechselnd Wache vor ihrer Tür. Dass man Entführungsversuche durch die Franzosen befürchtete entsprach durchaus der Wahrheit, nur dass Marian bald nach Japan abreisen würde, wusste außer den bisher Eingeweihten noch niemand. Der König hatte publik werden lassen, dass sie an den Hof nach Lutezia gehen solle. Sie würde mit der Karawane abreisen, allerdings sich auf halbem Weg von ihr trennen und nach Lutezia eskortiert. Das dachten auch die Freunde im Wald und überlegten schon, wie man das verhindern könne, aber Gilbert hatte ihnen bei einem Besuch klar gemacht, dass daran nichts zu rütteln sei.

Robin wollte sich damit nicht von Gilbert abspeisen lassen und besuchte Marian an einem Sonnen beschienenen Nachmittag im Schloss. Er fand sie am Klavier vor, auf dem sie ihrem Hauslehrer und einem der unvermeidlichen Ritter vorspielte. Robin lauschte eine Weile und als sie geendet hatte, klatschte er laut. Marian blickte vom Klavier auf.

“Robin”, strahlte sie.

“Du spielst wirklich wunderschön, Marian.”

“Danke.” Sie kam auf ihn zu und sie umarmten sich.

“Erhemm...”, Mosieur Valois räusperte sich. “Isst das eine qualifizierte Begrüßung zweier junger Adeliger, oui?”

“Non Monsieur, pardonnez moi s´il vous plait”, entschuldigte sich Marian und machte einen Knicks vor Robin. Robin verbeugte sich.

“Ah non, Robbien Sie seien doch nicht von Rang wie Prinzessin! Sie zuerst eine Verbeugung machen müssen.”

“Oh, ähm Verzeihung, Monsieur.” Robin kratzte sich am Kopf. Marians Wangen waren rosa überhaucht vor Verlegenheit.

“Isch sehe schon, ich lasse sie besser allein. Aber Prinzessin, denken Sie daran, dass Sie müssen die Etiquette beherrschen, wenn Sie sisch nischt wollen blamieren in Lutezia”, verabschiedete sich Valois und ging aus dem Konzertsaal.

“Marian, ist das wirklich war, dass Du nach Lutezia gehen musst?” Marian sah Robin gequält an, dann erinnerte sie sich daran, dass der Ritter noch immer mit im Raum war. Osman hieß er und war schon zu Alwins Zeiten bei der Schwarzen Rose gewesen.

“Entschuldigen Sie, Osman, könnten sie uns einen Moment allein lassen?”

“MyLady, ich bedauere, doch der König befahl ausdrücklich, dass ihr immer in Gegenwart eines Ritters zu sein habt.”

“Seid unbesorgt,” meinte Robin, “seine Majestät verlieh mir die Ritterwürde, wie ihr sicher wisst. Die Prinzessin wird also nicht unbeaufsichtigt bleiben.”

Osman zögerte. “Ich will Eurem Wunsch entsprechen, MyLady, doch bitte haltet Eure Unterredung kurz. Sollte etwas von meiner Pflichtvernachlässigung Hauptmann Gilbert zu Ohren kommen, wird es ungemütlich für mich. Ich werde vor der Tür warten.” Osman ging hinaus.

“Ich danke Ihnen”, rief Marian ihm nach, bevor sie sich Robin zuwandte. Ein Augenblick verstrich, dann quollen ihr die Tränen aus den Augen.

Robin nahm sie in die Arme und strich über ihr Haar, während Marian ihre Angst und ihre Zweifel ausweinte. Nach ein paar Minuten hatte sie sich beruhigt und Robin und sie setzten sich in die erste Reihe am Flügel.

“Robin, ich muss Dir etwas anvertrauen. Es ist nicht einfach für mich, Dir das zu sagen, doch ich werde einige Jahre nicht hier sein”, Marian schluchzte erneut. Robin machte ein ungläubiges Gesicht. “Aber Marian, Lutezia ist doch nicht so weit weg. Du wirst sicher für die Sommer nach Nottingham zurückkehren dürfen. Oder etwa nicht?”

“Nein, so einfach ist es nicht, Robin.” Sie holte tief Luft. “Ich gehe nicht nach Lutezia.”

“Was? Aber das ist doch toll ...warte, du gehst nicht nach Lutezia, aber hier bleiben wirst Du auch nicht? Marian, wohin gehst du denn dann?”

“Weißt Du von der Expedition, die bald starten wird?”

“Ja, davon habe ich gehört...”, bei Robin fiel der Groschen. “Oh, meine Güte, Marian, du wirst mit auf diese Expedition gehen?”, rief er aus.

“Psst”, bedeutete sie ihm, leise zu sein. Sie sah sich um. Auch wenn sie allein im Saal waren, konnte doch jemand horchen. “Niemand darf davon wissen”, flüsterte sie. “Offiziell werde ich mit der Karawane abreisen, aber den Weg nach Lutezia einschlagen. In Wirklichkeit werde ich mich nicht von ihr trennen, sondern mitgehen. König Richard meint es sei das Beste, wenn ich außer Landes bin während des Krieges.”

“Aber weshalb droht Dir denn Gefahr, Marian, Du bist doch nicht Thronfolgerin, oder so etwas?”

“Doch Robin, ich bin Thronfolgerin”, ihr Flüstern war kaum hörbar. “Du weißt doch noch, als der König auf dem Fest bekannt gegeben hat, dass er nicht wieder heiraten wird?” Robin nickte und begriff endlich, was er zuvor nicht hatte wahrhaben wollen.

“Heiliger Strohsack. Du bist also Kronprinzessin.” Marian antwortete mit einem betretenen Nicken.

Robin nah sie wieder in den Arm. “Keine Angst, meine Liebe, Du schaffst das schon, da bin ich mir sicher.”

“Wirklich?”, schniefte sie.

“Ja. Bei jedem anderen, den ich kenne, hätte ich große Zweifel, aber du wirst das alles meistern. Für mich besteht gar keine Frage. Du bist die cleverste von uns allen. Ich war so erstaunt, wie viele Sprachen du schon sprichst und was Du alles gelernt hast. Du kannst diese Chance wirklich nutzen und alles was Du erleben wirst, kannst du später den Menschen in England zu Gute kommen lassen.”

“Oh Robin, ich weiß nicht, ob ich stark genug, so lange fort zu sein und so weit. Weißt Du, dass die Expedition in ein Land zieht, indem zuvor noch niemand aus England gewesen ist?”

“Nein, das...das wusste ich nicht.” Robin war verlegen. Er hatte Marian zu etwas Mut gemacht, was er vielleicht selbst nicht gewagt hätte. Doch auf der anderen Seite hatte sie keine Wahl, nicht wahr? Der König befahl und sie hatte zu gehorchen, wie jeder andere auch. “Wie heisst es denn?”, wollte er wenigstens wissen.

“Japan.”

Robin zeigte keine Reaktion.

“Weißt Du in etwa, wo es ist?”

“Nein, weiß ich nicht”, gab er kleinlaut zu.

“Es liegt hinter dem Heiligen Land. Sehr weit im Osten liegt China, dort war die Expedition um Tante Minerva zuletzt. Viele sind dort geblieben. Und wenn die neue Gruppe jetzt aufbricht, geht es noch weiter gen Osten, nach Japan.”

“Wow.”
 

Vor der Tür hörten sie auf einmal jemanden brüllen. “...darf doch nicht wahr sein ...Ritter... Pflicht zu gehorchen ... Gefahr für die Prinzessin!”

Marian seufzte, “Oh nein, Gilbert hat Osman gefunden.” Sie hastete zur Tür und öffnete sie. Gilbert stand davor und hielt dem geknickt drein schauenden Osman eine Standpauke.

“Was hat das zu bedeuten?”, unterbrach sie Gilbert.

“Verzeiht, Prinzessin, doch ich sah mich angehalten, Ritter Osman wegen Vernachlässigung der ihm auferlegten Pflichten zu rügen.” Gilbert verbeugte sich vor Marian.

“Das habt ihr zu Unrecht getan. Er verließ den Saal auf meine Bitte hin.”

“Dann hätte er Euch dies abschlagen müssen. Ihr wisst doch, MyLady, dass ihr nicht allein sein dürft.”

Marian wurde langsam zornig. “Ich war nicht allein, Robin ist bei mir.”

Gilbert erblickte und grüßte Robin, der hinter Marian in der Tür aufgetaucht war. “Trotzdem, Marian”, wollte sich Gilbert nicht geschlagen geben.

“Robin ist auch ein Ritter, Gilbert, das scheinst Du zu vergessen. Außerdem war ich keinen Moment in Gefahr.”

“Das mag alles sein, aber der König befahl ausdrücklich, das die Schwarze Rose für Deine Sicherheit zuständig ist. Als ihr Hauptmann habe ich die Richtlinien vorgegeben und alle Ritter haben sich daran zu halten.”

Das war zuviel für Marian.

“Du warst das also?”, rief sie aus. “Du hast also angeordnet, dass ich keinen Schritt allein tun darf, dass jede Nacht jemand vor meiner Tür Wache hält und dass ich wieder in diesen scheusslichen alten Turm einquartiert wurde, indem ich schon von Alwin gefangen gehalten wurde? Ich komme mir schon wieder vor wie eine Geisel und gerade Du bist Schuld daran?”

Gilbert fühlte sich ertappt. Er sah wie Marians Augen vor Zorn funkelten, aber da war noch etwas anderes. Er hatte sie verletzt.

“Marian, es geschieht alles nur zu Deinem Besten.”

“Den Satz habe ich in der letzten Zeit zu oft gehört. Es wäre schön, wenn ich endlich einmal selbst entscheiden könnte, was das Beste für mich ist, denn ich bin weder zu jung, noch zu dumm dazu, auch wenn Du vielleicht anders denkst.”

“Nein, das denke ich nicht...” Gilbert versuchte, sich aus der Patsche zu ziehen, da bog der Hauslehrer um die Ecke.

“Ah, Prinzessiien, wir müssen weiter eilen, der Tag zu kurz für alles, was sie noch lernen zu haben.” Er bedeutete ihr, ihm zu folgen und Marian wandte sich zum Gehen.

“Marian, es tut mir leid, wenn du denkst, ich würde Dich einsperren.”

Marian schnitt ihm das Wort ab. “Die Unterredung ist beendet, Hauptmann.”

Sie wandte sich an Robin und umarmte ihn, trotz des strafenden Blicks ihres Lehrers. “Danke, für Deinen Besuch, komm bald wieder vorbei.”

“Das werde ich, Marian”, verabschiedete sich Robin.

Der Hauslehrer zog davon, Marian und Osman im Schlepptau.
 

Gilbert sah ihnen hinterher.

“Mann, sie ist echt sauer auf Dich.”, stellte Robin fest.

“Ja, aber was soll ich tun? Wenn der König etwas zu bemängeln findet, geht es mir an den Kragen. Außerdem will ich doch wirklich nur, dass ihr nichts passiert.”

“Keine Sorge, sie kriegt sich schon wieder ein.” Robin versuchte, die Stimmung zu lockern. “Was ist das eigentlich mit dieser Expedition, von der sie mir berichtet hat?” Gilbert seufzte, sie hatte es ihm also erzählt. Jetzt war es an ihm, Robin zur Verschwiegenheit anzuhalten.

“Komm, lass uns etwas trinken gehen, aber merk´s Dir: Kein Wort zu mehr Leuten als nötig.”

“Klar doch.” Robin und Gilbert verließen das Schloss Richtung Dorfschenke, wo sie einen kleinen, aber feinen Plan ausheckten.
 

Einige Tage später konnte man vom Schlossturm aus beobachten wie sich eine buntgetupfte Menschenschlange durch die Landschaft direkt auf das Schloss zu bewegte. Es war die angekündigte Karawane. Unter großem Jubel wurden die Weitgereisten und jene, die es vorhatten, im Schloss empfangen. Die Karawane machte in Nottingham ihren letzten Halt, bevor es auf die nächste große Reise ging. Dementsprechend waren alle schwer bepackt und das Schloss und Nottingham selbst schienen aus allen Nähten zu platzen, so vollgestopft war alles mit Menschen.

Marian traf an jenem Tag zum ersten Mal seit Jahren ihre Großcousine Minerva, Countess of Derby. Vorbereitet auf förmlich-zeremonielle Begrüßung und herausgeputzt in einem blaßrosa Seidenkleid erwartete Marian mit dem König und ihren Eltern die Ankunft der Cousine im Thronsaal. Umso erstaunter war sie, als die Gräfin, eine lebhafte junge Frau von etwa siebenundzwanzig Jahren, erschien und alle Höflinge entsetzte, denn sie trug Hosen. Eine Frau in Hosen! Das hatte man noch nie gesehen, erst recht nicht bei Hofe. Minerva lachte aber nur über die umseitige Empörung und sprach ganz offen ihren Cousin, den König, nach der Begrüßung an.

“Es tut mir leid, wenn ich hier mit meinem Aufzug alles Aufruhr bringe, Cousin, aber ich reise jetzt schon so lange und in Hosen ist es einfach bequemer, dass ich überhaupt kein Kleid mehr besitze.”

“Minerva, auch Du musst Rücksicht auf das Zeremoniell nehmen. Wenn schon nicht jetzt, dann wenigstens heute Abend beim Dinner”, rügte der König.

“Wenn ihr darauf besteht, Sire”, spottete Minerva, “Ich bin sicher unser beider Cousinchen wird etwas hübsches haben, das ich mir leihen kann, nicht wahr Marian?”

“Aber natürlich, Cousine”, sagte Marian.

“Wunderbar. Wie wäre es, wenn wir gleich nach etwas Passendem suchen? Dein Zimmer ist doch dort entlang?” Damit nahm sie Marian beim Arm und zog sie mit sich in den Gang. Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, da umarmte sie Marian und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

“Meine Güte, Marian, Du bist so groß geworden. Ich kann es kaum glauben. Als ich Dich das letzte Mal sah warst Du sechs oder sieben Jahre alt, richtig?”

“Ich... Muss zugeben ich kann mich nur verschwommen an Dich erinnern. Wir waren zusammen Erdbeeren pflücken im Garten von Großmutter und Du hast mir einmal die Haare geflochten, das weiß ich noch, aber ansonsten kann ich mich nicht mehr an Dich erinnern.”

“Ach, das kommt davon, wenn man so lange von daheim wegbeleibt. Ich war jetzt fast neun Jahre nicht mehr in England. Alles kommt mir so fremd vor. Und dieses Hofzeremoniell ist mir ein einziger Graus.” Marian lachte über die Abscheu Minervas, die sie nur allzu gut nachfühlen konnte. Zusammen gingen sie zu Marians Zimmer im Turm hinauf und klatschten über die Höflinge und das unsinnige Zeremoniell. Es tat gut, mit Minerva in diesem Punkt einer Meinung zu sein. Überhaupt war Marian neugierig auf diese Frau, die in Hosen herumlief und offen über alles zu sprechen schien. Sie waren an Marians Tür angelangt, als Osman hinter ihnen angerannt kam.

“MyLadies! Da seid ihr ja. Ihr seid so plötzlich entschwunden, dass ich kaum hinterher kam.”

“Wieso sollten wir auch auf Euch warten, Ritter? Wir inspizieren die Garderobe der Prinzessin, da können wir Euch nicht gebrauchen”, warf Minerva ihm entgegen.

“Es ist schon in Ordnung, Minerva”, beschwichtigte Marian, “Er ist Ritter der Schwarzen Rose, die derzeit so etwas wie meine Leibgarde sind.”

“Oh. Nun gut, aber sie werden doch wenigstens den Anstand haben, vor dem Zimmer bleiben zu wollen?”

Osman errötete leicht und verfluchte im Stillen Gilbert und seine Vorstellungen von Pflichterfüllung. “Natürlich, myLady.”

“Gut.” Damit zog sie die Zimmertür vor seiner Nase zu, drehte sich zu Marian um und verschränkte demonstrativ die Arme.

“O.K., Süße, was ist hier los?” “”König Richard glaubt man wolle mich entführen und deshalb bin ich unter Bewachung, außerdem soll ich mit euch reisen.”

“Das weiß ich. Es war schließlich meine eigene Idee.”

“Deine Idee?”

“Ja, ich hatte Dich in Erinnerung als kleinen Wildfang, der überall herumgetollt ist und vor niemandem Respekt hatte. Da dachte ich es wäre genau das Richtige für Dich, einmal um die Welt zu tingeln bevor Du für immer an Mann und Kind und Pflichten geschweißt in England bleibst. Aber nun komme ich her und finde keine Amazone sondern ein kleines Prinzesschen vor, dass rund um die Uhr bewacht und bemuttert wird.”

Marian protestierte. “Absolut nicht. Ich möchte nicht, dass ständig jemand bei mir ist. Die Leibgarde ist mir lästig und es ist mir auch lästig, immer nur in diesem Schloss eingesperrt zu sein. Ich habe im vorigen Jahr mit meinen Freunden im Wald gelebt und eigentlich möchte ich dort auch wieder hin.”

“Du möchtest also gar nicht mit uns auf Reisen gehen?”

Marian wusste nicht, was antworten. Einerseits wollte sie schon in die weite Welt - was sie in der Fremde alles würde lernen können! Andererseits wollte sie endlich wieder zu ihren Freunden in den Wald und das sorgenfreie Leben dort genießen. Das sagte sie auch.

“Hm. Das kann ich gut verstehen”, gab Minerva zu. “Marian, ich will ganz offen zu Dir sein: Ich zwinge niemanden, mit auf die Expedition zu kommen. Alle Teilnehmer sind freiwillig dabei und auch Du sollst aus freien Stücken mitkommen. Ich möchte, dass Du Dir dies in Ruhe überlegst. Es ist auch eine gefährliche Reise, gleichgültig wie sehr wir in der Karawane auf Dich acht geben werden. Sage das nicht Deiner Mutter, sie ist schon so sehr besorgt.”

“Natürlich nicht.”

“Gut. Wir wollen in einer Woche abreisen. Ich erwarte Deiner Entscheidung bis Sonntag, Du hast also drei Tage Zeit. Ist das in Ordnung für Dich?”

“Ich kann mich entscheiden? Aber der König hat doch bereits befohlen, dass ich mitkommen soll.”

“Natürlich hat Richard Dir das befohlen, weil er sicher war, dass Du, wenn Du die Wahl gehabt hättest, nein sagen würdest. Solltest Du jedoch wirklich nicht wollen, werde ich ihn schon überreden können. Verlass´ Dich da auf mich. So, und nun wollen wir doch einmal schauen, ob da nicht etwas in Deinem Schrank ist, in das ich mich hinein quetschen könnte.” Sie öffnete den Kleiderschrank und zog eine Grimasse angesichts der vielen bauschenden Stoffe.

“Minerva?”

“Ja?”

“Wenn wir auf Reisen sind, kann ich dann auch Hosen tragen?”

“Klar doch. Dich wird sowieso niemand kennen. Wir werden nur vertrauenswürdige Personen darin einweihen, dass Du eine Prinzessin bist, und Du wirst unerkannt alles tun können, was Du willst, natürlich auch in Hosen herumlaufen. Es ist soviel bequemer, gerade wenn man reitet...”
 

Der Tag verging im netten Gespräch mit Minerva, die von ihren zahlreichen Expeditionen berichtete, in unzähligen Sprachen sprechen konnte und wilde Geschichten aus China erzählte, wo die Leute mit spitzen Hüten herumliefen, mit Pinseln schrieben und mit Stäbchen aßen. Minerva war ganz versessen darauf, noch weiter zu reisen, nach Japan, wohin sie mehrere Kuriere geschickt hatte und mit dessen Herrscher sie Briefe ausgetauscht hatte.

Während ihrer Bedenkzeit war Marian hin- und hergerissen zwischen der Expedition und ihren Freunden. Hatte sie keinen Unterricht, saß sie am Klavier und spielte gedankenverloren vor sich hin. Einmal ertappte sie sich, wie sie in der Bibliothek des Hauses saß und eine Stunde oder länger auf die selbe Seite starrte. In der Nacht zum Sonntag war sie zu aufgewühlt, um schlafen zu können. Morgen würde sie Minerva eine Entscheidung geben müssen. In einen dicken Mantel gehüllt, schlich sie zur Tür ihres Zimmers und öffnete sie einen Spalt breit. Sie erwartete, Osman oder einen anderen Ritter zu sehen, auf dem Stuhl vor ihrer Tür sitzend, den Kopf in den Nacken gelegt und schnarchend, doch sie erblickte Gilbert, dem das Kinn auf die Brust gefallen war und dessen Augen geschlossen waren.
 

---------------------------------------------------------------------
 

author´s note: hey, sagt mir bitte was ihr denkt.

Kapitel 2 Teil 2

Marian trat näher und musterte ihn. Sein Haar ruhte auf seinen Schultern, nur ein paar lange rote Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Seine Züge wirkten entspannt und er wirkte zu m ersten Mal auf Marian so jung wie er wirklich war: 20 Jahre. Er war der jüngste Ritter, den König Richard jemals aufgenommen hatte und üblicherweise schätzte man ihn auf Anfang 24, denn er hielt sich mit einer Würde, die eines Ritters angemessen war, und trug zumeist eine nachdenkliche Miene zur Schau. Nur wenn er lachte oder, wie hier, schlief, konnte man sein wahres Alter, seine Jugend erkennen. Gilbert hatte die Beine auf einem Schemel ausgestreckt und die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Mantel, den er wie eine Decke über sich gelegt hatte, war von seinen Schultern herabgeglitten und hing von seinen Beinen auf den Boden herab. Marian bückte sich, fasste den Mantel und schickte sich an, ihn um Gilberts Schultern zu legen, als dieser ihre Handgelenke umfasste, die Augen aufschlug und ihr die Arme hinter den Rücken zwang.

“Gilbert, Du tust mir weh!”

Gilbert zwinkerte ein paar Male, wie um sich zu vergewissern, dass er wirklich wach war, und ließ Marian los.

“Entschuldige, Marian, ich habe nicht gemerkt, dass Du es bist. Meine Reflexe sind mit mir durchgegangen.”

Verlegen kratzte er sich hinterm Ohr.

“Nun, Deine Reflexe scheinen gut ausgeprägt, Du bist pfeilschnell.”

Marian rieb sich die Handgelenke und lächelte Gilbert verschmitzt an. War das tatsächlich Röte, die ihm da in die Wangen stieg?

“Was machst Du eigentlich hier? Warum schläfst Du nicht?”, fragte er.

Nur war es Marian, die rot wurde.

“Es gibt da einiges, über das ich grübele. Ich möchte eine bisschen an die frische Luft, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich werde nur kurz über den Wehrgang gehen. Bitte setz dich und schlaf weiter.”

“Marian, nein, Du weisst, dass ich Dich nicht allein lassen kann. Ich werde Dich begleiten.”

“Oh Gilbert, nicht schon wieder dieses Thema. Um diese Uhrzeit kann ich nun wirklich einmal allein vor die Tür.”

“Das kommt nicht in Frage. Gerade um diese Uhrzeit gehst Du mir nirgends allein hin, auch wenn es nur im Schloss ist.”

Das schien für Marian das Fass zum Überlaufen zu bringen. Sie tat einen Schritt auf Gilbert zu.

“Das hast Du nicht zu entscheiden. Du benimmst Dich, als wäre ich Deine Gefangene, aber dem ist nicht so, Hauptmann. Ihr seid es, der mir zu gehorchen hat. Merkt Euch das.”

Sie stieß Gilbert zurück und er sackte auf den Stuhl, während das aufgebrachte Mädchen aus der Tür stürmte.

Marian lief durch das Labyrinth der Gänge, kümmerte sich nicht um verstutzte Wachen, die ihr alle paar Ecken hinterher schauten. Sie erreichte den Wehrgang. Auch hier saß ein Wachmann vor der Tür, aber er schlief, eingenickt wie Gilbert. Sie schlich durch die Tür, trat auf den Gang hoch oben über dem Schlosstor und atmete die frische Luft. Stille lag über dem Schlosshof und Marian betrachtete den Wald in der Ferne. Dort waren alle ihre Freunde, beinahe alle Menschen, die ihr im Leben etwas bedeuteten. Sie würde alles geben, um wieder an diesen Ort zurückkehren zu können, doch sie wusste, dass es nicht möglich war. Selbst wenn Sie sich gegen die Expedition entschied, würde sie nicht in Nottingham bleiben können. Wahrscheinlich würde sie mit dem königlichen Hofstaat wirklich nach Lutezia ziehen müssen. Der Gedanke, ständig mit dem Zeremoniell und unter Beaufsichtigung leben zu müssen, war ihr zutiefst zuwider. Nein, sie wollte das Leben in Freiheit verbringen und wenn sie nicht so frei sein konnte, wie ihre Freunde im Wald, dann würde sie alles tun, um wenigstens so frei zu sein wie möglich. Marian hatte sich endlich entschieden. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie in den Mond hinauf sah.

Ein Rascheln zu ihrer Rechten holte sie aus ihren Gedanken zurück. Sie erspähte Gilbert, der, an die hüfthohe Mauer des Zinnen gelehnt, dastand. Eigentlich wollte sie immer noch wütend sein, doch die endlich getroffene Entscheidung hatte ihr das Herz so leicht gemacht, dass sie ihm ein Lächeln schenkte.

“Es tut mir leid, dass ich dich vorhin so angefahren habe”, sagte sie.

“Nein, mir tut es leid.”

Mit ein paar langen Schritten kam Gilbert auf sie zu, nahm seinen Umhang ab und legte ihn Marian um die Schultern. Für einen kurzen Moment spürte sie seine warmen Hände auf ihren Schultern und sie fühlte sich so ruhig und geborgen wie lange nicht. Gilbert musterte ihr vom Mond beschienenes Gesicht.

“Du wirkst sehr viel ruhiger als in den letzten Tagen. Gibt es einen Grund dafür?”

“Ja, den gibt es.”

“Willst Du darüber reden?”

“Mmh, weisst Du, ich habe endlich eine Entscheidung getroffen.”

“Eine Entscheidung?”

“Ja. Minerva hatte mich vor die Wahl gestellt, mit auf Expedition zu kommen oder in England zu bleiben.”

“Sie hat Dir die Wahl gelassen? Aber der König hatte Dir Doch bereits den Befehl erteilt, wie kann sie Dich dann noch wählen lassen?”

“Sie meinte, dass sie die Führerin der Karawane sei und nicht einmal seine Majestät sie dazu zwingen könnte, jemanden unfreiwillig mitzunehmen.”

Gilberts Herz pochte schneller. Konnte es sein, dass Marian sich dem König widersetzen würde? Seine Hoffnung keimte, doch Marian zerschlug sie mit den Worten,

“Ich habe mich entschieden, mit Minerva zu gehen.”

Gilbert schwieg und schaute in die Weite hinaus. Er erinnerte sich, wie er vor drei Jahren an derselben Stelle gestanden hatte, hoch auf den Zinnen, und den Mond angeheult hatte vor Schmerz, Schmerz, den ihm Marian bereitet hatte. Wehmütig dachte er, dass sich die Dinge zu wenig verändert hatten.

“Was hast Du, Gilbert?”

Marians Stimme drang an sein Ohr. Er zwang sein Gesicht in ein Schmunzeln und sah sie wieder an.

“Bist Du sicher, dass es die richtige Entscheidung ist?”

“Meinst Du denn, es wäre falsch, mit zu gehen?”

“Ja, natürlich. Marian, ich glaube du begibst Dich in viel zu große Gefahr.” Gilbert sah ihr tief in die Augen. “Und was ist, wenn Du nicht wiederkehren solltest? Marian, Deine Eltern wären am Boden zerstört, auch Robin und die anderen und… auch ich.” Seine letzten Worte waren kaum ein Flüstern gewesen. Marian schloss die Augen, um seinem brennendem Blick auszuweichen. Sie musste klar denken können. Was wäre wenn Sie hierbliebe? Sie würde weiterleben wie bisher: ein Vogel im goldenen Käfig. Ging sie mit Minerva, konnte sie frei sein und dann noch immer zurückkehren. Sie würde ein behütetes Leben in England führen, doch zuvor würde sie wenigstens etwas erlebt haben, erfahren haben was es heißt, frei zu sein. Sie raffte alle Überwindung zusammen, öffnete die Augen und sagte zu Gilbert,

“Verzeih mir, ich muss gehen.”

Damit ging sie an ihm vorbei und ließ Gilbert allein auf dem Wehrgang zurück. Er starrte noch lange ins Leere und merkte erst einige Minuten später, dass er seinen Umhang wieder in der Hand hielt. Marian hatte ihn ihm zurück gegeben.
 

Am folgenden Tag unterrichtete sie Minerva über ihren Entschluss. Minerva freute sich ehrlich über die Nachricht, dass Marian mit auf die Expedition gehen würde.

“Es wird wunderbar, das verspreche ich dir. Du wirst so vieles sehen, dass es Dein Leben verändern wird. Abgesehen davon bin ich beruhigt, noch eine intelligente Frau mit auf Reisen zu haben” sagte Minerva.

Marian fühlte sich geschmeichelt und es half ihr dabei, nach vorne zu schauen und sich auf die Reise vorzubereiten. Zwei Wochen vergingen im Flug mit packen, letzte Lektionen von Monsieur Valois und Abschieden von Verwandten und Freunden. Nur eines bedrückte Marian: Ihre Freunde aus dem Wald kamen nicht um sich zu verabschieden. Sie schickte immer wieder Briefe in den Wald, in denen sie vor allem Robin und Winnifred zu sich bat, doch niemand kam, um sie zu besuchen. Sie rang mit sich, Gilbert zu fragen, doch seit dem Vorfall auf den Zinnen hatten sie kein Wort gewechselt.

Es war der Abend des offiziellen Abschiedsfestes und noch immer war keiner ihrer Freunde aufgetaucht. Im Gewirr der vielen Menschen hatte Marian gehofft, ein vertrautes Gesicht zu erspähen, doch so sehr sie auch um sich schaute, sie sah niemanden. Der offizielle Teil des Abends war schon lange vorbei und Marian hatte sich unter die Leute gemischt. Von hinten legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Sie drehte sich um und schaute Cleo in die Augen.

“Na, wie geht´s? Amüsierst Du Dich?”, fragte Cleo.

“Eher weniger. Sag, Cleo, hast Du Robin und die anderen aus dem Wald gesehen?”

“Nein.” Cleo versteckte ihren Mund hinter der Hand und kicherte.

“Was ist daran so lustig?”

“Ach, Du wirst schon sehen. Komm mit.” Damit schnappte Cleo Marian am Arm und zog sie mit sich mit. Sie schlängelten sich aus der Menge heraus, in sicherem Abstand zu Marians Eltern und ihrem Lehrer. Nach hundert Ecken und Winkeln kamen sie an eine Kutsche, die von vier Reitern eingerahmt war, zwei hinter, zwei vor der Kutsche. Es waren die Ritter der Schwarzen Rose, Gilbert saß auf seinem Pferd Schwarzer Drache hinter der Kutsche. Alle lächelten Marian an und sie begann zu begreifen.

“Wirklich?”, fragte sie in einer Mischung aus Freude und Rührung.

“Ihr habt doch nicht etwa geglaubt, man würde Euch unverabschiedet gehen lassen, Lady Marian?”, fragte Ritter Gruhl.

“Ich habe schon sehr gezweifelt, das muss ich zugeben”, sagte Marian.

“Na, jetzt müssen wir uns aber beeilen, sonst kommst Du noch zu spät zu Deiner eigenen Abschiedsparty”, erinnerte Cleo an den Aufbruch.

Marian hatte gerade noch Zeit, Gilbert anzulächeln, der ihr zunickte, als Cleo sie schon in die Kutsche schubste. Die Kutsche reihte sich hinter einer anderen ein, die das Schloss gerade verließ.

“Werden mich Monsieur Valois und meine Eltern nicht suchen?“

“Nein, ich habe Deiner Mutter gesagt, dass Du Kopfweh hast und Dich hingelegt hast. Außerdem sagte ich ihr, dass ich bei Dir im Zimmer schlafen würde und dass einer der Ritter Wache halten wird. Übrigens sitzt in diesem Moment wirklich ein Ritter vor Deiner Tür und schickt jeden weg, der dich sehen will.”

“Klasse, Du bist wirklich clever.”

Die Mädchen lachten zusammen.

Die Kutsche fuhr unbehelligt bis in den Wald. Es war still und ganz dunkel, als sie die Bäume erreichten. Einige Minuten fuhren sie vor sich hin, bis Lichter auftauchten, die die Kutsche umzingelten. Marian und Cleo hörten Schreie, die immer näher kamen, die Ritter zückten ihre Schwerter und versuchten, die Angreifer abzuwehren, doch einige klammerten sich an die Kutsche und brachten sie zum Schwanken. Die Mädchen im Inneren schrien um Hilfe. Dann übertönte eine sonore Stimme alles Getöse:

“Also gut. Ihr seid uns schon einmal entkommen, steigt aus der Kutsche und ergebt Euch. Eure Wachen haben wir überwältigt.”
 

--------------------------------------
 

Hier ein kleines aber schnelles Update.

Ich freue mich über Kommentare jeglicher Art.
 

Gruß, Cat



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  stefansa
2018-05-20T11:38:34+00:00 20.05.2018 13:38
Ja eine tolle Fanfic. Wäre wirklich schön wenn sie weiter gehen würde. Was mich aber etwas wundert ist das Alter mit dem du Marian hier angegeben hast. In dieser Fanfic ist sie 14 und das ungefähr ein Jahr nach der eigentlichen Serie. Da müsste sie ja dort ungefähr 13 gewesen sein. Und das war sie ganz bestimmt nicht. Vom Aussehen her und auch vom Charakter war sie zum Ende der Serie bestimmt schon Ende 15 oder Anfang 16 aber auf keinen Fall 13.
Von: abgemeldet
2009-12-08T11:52:29+00:00 08.12.2009 12:52
hey, bin zufällig auf deinen text gestoßen und hab gesehen, dass du schon länger nichts mehr hochgestellt hast. Schade, ich finde deine Geschichte nämlich super toll :-)

lg
Von: abgemeldet
2008-04-27T23:46:56+00:00 28.04.2008 01:46
Oh Gott endlich schreibst du weiterXD udn ich bleibe dabei, deine schreibweise ist einafch zu fesselnd, als das man glücklich sein kann, das dieses Kapitel schon wieder zu ende ist. Ihc kann Marian ja wirklich verstehen, oh aber der arme Gilbert, wenn er schon so am ende ist, wie wird sich Robin dann erst verhalten,wenn er erfährt, das sie fortgehen wird.

Ich hoffe du lässt uns nicht wieder solange warten, ich leide ja jetzt schon^^

Nur weiter so

Lg
^^

Von:  Nadja-Sama
2008-03-28T17:12:56+00:00 28.03.2008 18:12
Also dann fang ich mal an.

1. Das ist eine sehr sehr sehr schöne Story und ich war so faziniert davon. Die arme Marian muss wirklich das Land verlassen. Mir kamen fast di Tränen.

2. Auch die Struktur des Textes hat mir sehr gefallen, sie zog mich wirklich in den Bann.


Und ich freu mich schon riesig auf die Fortsetzung^^

Hoffe doch dass es bald weiter geht.
will mehr erfahren über diese Exkursion und des weiteren was Marian und Robin, sowie den rest der Bande in Zukunft bevor steht!

Mach weiter so!!!^^
Von: abgemeldet
2007-09-18T08:54:22+00:00 18.09.2007 10:54
Wie kannst du jetzt aufhören? Gott ist das spannend, die arme Marian 4 jahre fernab von ihren Freunden?

Schön, das du endlich weiter geschrieben hast^^...Dein Stil ist wirklich grandios und vor allem schreibst du so fesselnd, einfach wunderbar. ich freue mich schon auf das nächste Kapitel, einfahc wu nderbar, was wohl Robin dazu sagen wird?
Klasse
Nur weiter so
Lg^^
Von: abgemeldet
2007-07-13T21:49:58+00:00 13.07.2007 23:49
Hi catkasimir, du hast wirklich einen guten STil, der sich flüssig lesen lässt. Besonders deine Dialoge gefallen mir! Man merkt, dass du ein wenig Ahnung von der Zeit damals hast und das macht das Ganze noch interessanter.

Also ich bin wirklch gespannt wie es weiter geht! Marian als Königin nach Richards Tod, das ist eine aufregende Ausgangsposition. Ich hoffe auf politische Intrigen und Abenteurer und bitte auch die eine oder andere Romanze! Falls es nicht zu viel verlangt ist, fände ich es super mehr von Winifred und Little John zu hören? Ich finde die beiden als Paar super.

Jedenfalls scheinen aufregende Zeiten vor deinen Fguren zu liegen!
Fass das bitte als konstruktive Kritik auf, aber deine Songtexte waren mir einen Tick zu lang...
Ansonsten super Arbeit, weiter so! Schnell updaten, bitte!
Von: abgemeldet
2007-07-10T00:09:57+00:00 10.07.2007 02:09
Uff..jetzt bin ich aber geschockt..Richard möchte Marian zur Gattin nehmen?

Oh mein Gott..bitte nicht..wie tragisch..was ist mit Robin? Wird der das so einfach hinnehmen?

Eine höchst interssante udn spannede Wendung^^.....

Dein Schreibstil ist wirklich sehr gut, gefällt mir, ich konnte alles, sehr zügig und verständnisvoll durchlesen.

Wunderbar udn auch ein sher langes Kapitel, ich liebe sowas, ich fginde es ja im allgemeinen sehr schade, das es so wenige Fanfictions üner Robin Hood gibt, desto mehr freue ich mich endlich mal wieder eine neue lesen zu können und ich freue mich schon sher auf das nächste Kapitel, die arme marian..immerhin ist sie erst 14 jahre alt udn dann einen viel älteren Mann zu heiraten und was wird Robin nur dazu sagen?

Super Geschichte.

Schreib ganz schnell weiter^^

Lg^^


Zurück