grau und rot von black_shewolf (Double-Ingrid) ================================================================================ Kontakt 05 ---------- Innerhalb weniger Stunden war die Ambulanz komplett belegt. Auch einer der Piloten der Göttinnen hatte es erwischt. Phill saß an seinem Bett und betrachtete sein schmerzverzerrtes Gesicht. Auch im Nebenzimmer konnte eine junge Frau ihre Augen nicht von dem Verletzten abwenden. "Ich wollte dich doch retten.", flüsterte sie kaum hörbar. Sie hielt seine Hand, kniete sich an sein Bett und legte den Kopf auf die weiche Matratze. Genau aus solchen Gründen wollte ich niemals so etwas empfinden, wie Liebe. Mein ganzes Leben lang habe ich nichts als Leid und Einsamkeit erfahren und dann traf ich gleich zwei Männer, die mir so viel bedeuten. Du hattest Recht, Force. Deine Zweifel und deine Eifersucht sind begründet, doch was soll ich jetzt tun? Ich kann mich nciht zwischen euch entscheiden! Ein leises Seufzen kam von Force. "D-an-ke..." "Ach Force, es tut mir so leid. Ich wollte nicht, dass du meinetwegen so verletzt wirst." "Du hast dich... für mich eingesetzt... und hast dich.. doch selbst so verausgabt... Mir tut es leid..." San beugte sich zu ihm hinunter und versiegelte seine Lippen mit einem Kuss, damit er sich nicht noch mehr verausgabte. "Ich komme morgen wieder, es ist schon spät. Ich...", sie stockte, "ich liebe dich!" Erleichtert über sich selbst lächelte Sanmi auf ihren Freund nieder. "Bekomme ich... noch einen... Kuss?", fragte Force und versuchte sich aufzusetzen und streckte San seine Hand hin. "Bleib liegen." Sie kam seinem Gesicht näher, doch bevor sie reagieren konnte, zog er sie zu sich ins Bett. "Ich tu dir doch weh." "Nein, tust du nicht. Bleib einfach noch ein bisschen neben mir.", flüsterte er in ihr Ohr. Sanmi lag neben Force und hatte innerhalb weniger Minuten ihren Lotsen, der ihr seine Liebe gestanden hatte, völlig vergessen. Doch dieser hatte seine Worte immer noch im Kopf und mit ihnen auch Vorwürfe. Er hätte einen anderen Zeitpunkt wählen sollen. Nun hatte er sie wohl noch näher zu Force gebracht. Ich bin ein solcher Idiot! Wie konnte ich nur so dumm sein? Ich wollte doch nicht... Ich wollte nur SIE! Er lief zu seinem Zimmer. Doch bevor er dort ankommen konnte, rannte ihn jemand von hinten um. Er landete auf dem Bauch und blieb für kurze Zeit liegen. "Hi, sorry, hab dich nicht gesehen... Sag mal, bist du nicht der, der uns letztens beim Fechten zugeschaut hat? Ich bin Zero. Komm ich helfe dir...", meinte der Braunhaarige. "Danke, aber ich komme schon allein zurecht." "Hm... Ok." Tazume senkte den Kopf und ging seinen Weg. Doch Zero ließ nicht locker. "Hey, dich bedrückt doch etwas..." "Ich hab doch gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst!" "Wie ist denn diese Pilotin so? Ich würde sie gerne kennenlernen." "Dann geh' in die Ambulanz. Dort wirst du sie finden.", gab Tazume kühl von sich. Sanmi lag schlafend neben Force, der ihr sanft über das schwarze Haar strich und sie enger an sich zog. Wie ein schlafender Engel! So zerbrechlich. Ich möchte dich beschützen, nicht du mich! Sie rührte sich langsam und schlug ihre Augen auf. "Hab ich geschlafen? Wie lange?", fragte sie verschlafen. "Ach nicht lange, nur die halbe Nacht.", lachte Force. "Wie und du hast mich einfach so schlafen lassen??" "Ich hätte es nicht übers Herz gebracht dich zu wecken.", er unterbrach sich, doch als er weitersprach, war seine Stimme verändert. Sie klang nicht sehr erfreut und etwas eisig: "Ach und dein Lotse war da. Er wollte sich nach dir erkundigen, doch ich habe ihn weg geschickt. San, ich möchte dich mit niemandem teilen müssen." "Force, ich... ich muss nachdenken, ich werde morgen noch mal kommen. Ruh dich aus, damit du bald wieder bei mir sein kannst." Sie lächelte ihn an, als sie aufstand und zur Tür ging. "Aber ich kann doch nicht schlafen, wenn meine andere Hälfte nicht neben mir liegt.", versuchte Force sie noch einmal zu überreden zu bleiben, doch Sanmi hatte ein anderes Ziel. Mit sicheren festen Schritten bahnte sich San ihren Weg durch die Mengen von Lotsinnen, die sich vor der Ambulanz aufgereiht hatten um zu ihrem Top-Pilotenanwärter zu kommen. Doch Force wollte keine Besuche und auch Rio, der noch immer von der Ärztin versorgt wurde, wollte niemanden empfangen. Ein solcher Aufriss für zwei Männer. Warum tuen sich das diese Mädchen an?, fragte sich Sanmi, als sie noch einmal zurück zu der lauernden Meute schaute. Sie machte sich so schnell sie konnte auf den Weg zu den Zimmern der Lotsen, kam an der Trainingshalle für die Fechtstunden vorbei und sah, wie sich eine Schar junger Anwärter darin tummelten. Bedächtigen Schrittes ging sie hinein und fragte einen der Jungen, was hier so tolles stattfinden würde. "Ach die zwei versuchen sich mal wieder zu übertrumpfen... Aber so recht weis hier keiner, warum.", antwortete ihr ein kleiner Kerl mit lila Haaren. Sanmi drängelte sich vor in die erste Reihe um besser sehen zu können. Selbst durch die dicken Schutzanzüge konnte sie die unglaubliche EX der beiden Streitenden spüren. Starke Konkurrenz für die Piloten und mich... Der Degen des Linken stach direkt und ohne Umschweife auf die Brust des Rechten ein. "Touché", jubelte die Menge. "Ich möchte einen neuen Gegner, Zero ist zu langweilig geworden. Will es noch jemand mit mir aufnehmen?", fragte der Linke ohne seine Maske abzunehmen. Hm, dafür hab ich wohl noch 9 Minuten Zeit. "Ich nehme die Herausforderung gerne an.", meldete sich Sanmi und trat einen Schritt auf den Gewinner zu. "Ich kämpfe nicht gegen Fluglotsinnen. Aber Moment mal. - Ich kenne dich. - Du bist doch die, die mir letztens über den Weg gelaufen ist. - Diese Pilotin. Ok, dann zeig mal was du kannst." Sanmi zog sich einen Anzug an, setzte sich den Schutzhelm auf und nahm einen Degen, der ihr gereicht wurde. Sofort setzte sie zum Angriff an, doch ihr Gegner wich ihr geschickt aus. Nun folgte ein Schlagabtausch nach dem anderen. Es schien als seien die Gegner zu gleich, von der Art zu kämpfen, von der Schnelligkeit und auch von ihrem Verteidigungsverhalten. Und so geschah es, dass der Kampf der beiden mit einem Unentschieden endete. Sanmi zog sich die Maske vom Kopf und streckte ihrem Gegner mit einem kalten Lächeln die rechte Hand hin. Hiead nahm sie nur widerwillig an, doch dabei hatte er nicht bemerkt, wie Sanmi noch immer ihren Degen in der linken hielt. Sie stach zu, ein leichter Stoß und meinte dann leise: "Touché." Sie verließ die Halle und ließ einen wütenden Hiead und eine erstaunte Meute von Erstklässlern und anderen Schaulustigen hinter sich. So schnell sie konnte rannte San zu den Zimmern der Lotsen. Auf der Suche nach Tazumes Zimmer stieß sie auf die kleine Lotsin, mit der ihr bester Freund gestern zusammen gestoßen war. "Hey du! Kannst du mir helfen? Ich suche das Zimmer von Tazume.", meinte Sanmi außer Atem. Die Lotsin schaute sie einen Moment fragend an, doch dann erhellte sich ihr Gesicht und meinte dann: "Sicher, es ist gleich da vorne links. Nummer 13." Sie zeigte auf die nächste Weggabelung und lächelte San schüchtern an. "Mein Name ist Ikhny und wie..." Doch Sanmi rannte einfach los, ohne ihr auch nur noch eine Sekunde zuzuhören. Schade, dann nicht. Aber sie schien nett zu sein. Vielleicht trifft man sich ja mal wieder., dachte Ikhny und lief verträumt weiter. Sanmi war unterdessen an ihrem Ziel angekommen und stand nun vor seiner Tür. Doch sie traute sich nicht recht zu klopfen, bis plötzlich die Tür auf ging und ihr Lotse vor ihr stand. "Was willst du hier?", fragte er mit traurig klingender Stimme. "Ich... ich weis es nicht. Vielleicht wollte ich mit dir sprechen. So wie das Freunde eben so tun, oder?" Sie versuchte zu lächeln. Freunde?!, dachte er und schaute noch trauriger. Wie soll ich mit dir befreundet sein, wenn doch mein Herz für dich schlägt und mein Körper sich nach dir sehnt? ... Aber was denke ich da?!! "Komm rein." Sie betrat zum ersten Mal sein Zimmer. Wie aufgeräumt und das für einen Jungen. Ich bin begeistert. Könnte bei mir auch mal sauber machen... "Setz dich. Willst du was trinken?" "Äh, nein." Schweigen herrschte zwischen ihnen wie die eisige Kälte des Winters über Zion. San versuchte ihn nicht anzuschauen, doch es ging nicht und dann platzte es aus ihr heraus: "Warum hast du mir das alles erst so spät erzählt? Ich hätte mich nie in jemanden anderen verliebt..." Sie stockte, denn sie sah sein Gesicht, wie es langsam an Farbe verlor. "Es tut mir leid.", stammelte sie leise vor sich hin. "Nein, ist schon gut. Ich bin selbst schuld daran, dass du jetzt in Force Armen liegst und nicht in meinen." Durch diese Worte hatten seine Wangen wieder an Farbe gewonnen. "Warum, Tazu? Warum?", sie schluchzte die Frage förmlich aus ihrem Inneren heraus. Tränen stiegen ihr in die Augen und flossen über ihr Gesicht. Sie versuchte sie wegzuwischen, doch Tazume griff nach ihren Händen, so, dass sie das Fließen der Tränen nicht mehr aufhalten konnte. "Weine. Das tust du so selten, wenn ich dich sehen kann." Er kam ihrem Gesicht immer näher und in einem kleinen Anflug von Mut in Tazume, traute er sich etwas, was er noch nie getan hatte. Er küsste San einfach so. Erstaunt über sich selbst merkte er plötzlich etwas sehr merkwürdiges. Statt sich zu wehren, erwiderte Sanmi seinen Kuss. Sehr zaghaft und nicht so leidenschaftlich wie sie es wohl bei Force tun würde, dachte er, aber sie küsste ihn. Er löste sich von ihr und schaute sie mit fragenden Augen an. "Warum hast du dich nicht gewehrt?" Auch sie schaute zu ihm, doch in ihren Augen stand kein Zweifel. "Es hat sich nicht falsch angefühlt. Es ist so schwierig, das Richtige zu spüren. Denn ich liebe Force, doch andererseits bin ich dir so nah, dass ich auch bei dir von Liebe sprechen könnte. Es ist verwirrend für mich." Ihre Augen glänzten. "Ich wollte nie etwas wie Liebe für jemanden empfinden, denn schon seit ich ein kleines Kind war, wurde mir alles was ich liebte weggenommen. Ich möchte nicht noch mehr verlieren." Wieder flossen ihr die Tränen über die Wangen und Tazume, der noch vor ihr kniete, beugte sich vor und küsste jede - auch die aller kleinste - Träne weg. Wie von einem inneren Ruf geleitet, stand Tazume auf und zog Sanmi mit sich. Er legte sie vorsichtig auf sein Bett und spürte, wie sie ihn zu sich zog. Tazume lag auf ihr, doch nun, wo er ihr - seiner Liebe so nah, wie noch nie war - da verließ ihn sein Mut und er sank neben sie. "Ich liebe dich. Wenn du doch nur das selbe empfinden könntest...", flüsterte er kaum hörbar. Sanmi legte ihm eine Hand auf den Arm und kuschelte sich ganz nah an ihn. So blieben sie liegen, denn keiner der beiden wollte diese einzigartigen Moment stören. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)