grau und rot von black_shewolf (Double-Ingrid) ================================================================================ Kontakt 11 ---------- Mit gesenkten Blick trat sie ein und rief ihrer Lotsin zu: “Hey, Rome. Wie hast du das …?” Ihr Blick richtete sich schlagartig auf eine Person, die hinter Rome stand. Verwundert, verwirrt und völlig sprachlos stammelte sie: “Ta…zu? Bist du das?” “Es ist erst ein Monat her und du erkennst mich schon nicht mehr?” Er grinste sie an, öffnete die Arme und San rannte zu ihm und ließ sich von ihm drücken. Ein vertrauter und doch seltsamer Moment. Das mittelgroße Mädchen stand wieder ihrem mehr als großen Lotsen gegenüber, der sich in dieser Zeit der Trennung so verändert hatte. Seine dunkelblauen Haare waren gewachsen und sein Pony hing ihm bis über die Augen. “Gab es da drüben keinen Friseur? Und seit wann hast du ein Kinnbärtchen? Das machen wir aber schnell wieder weg. Was…?”, begann sie zu fragen, wurde aber von Azuma unterbrochen. “Ich hoffe, du bringst ab heute wieder deine alte Leistung!” “Jawohl, Ausbilder!”, salutierte sie und schmiegte sich gleich wieder in Tazumes Arme. “Pause bis nach dem Mittagessen!”, brüllte Azuma noch und verließ dann die Anwärter. “Ich werde dann mal die anderen begrüßen. Wo sind die eigentlich?”, fragte Tazume verwirrt. “In Halle 3.”, meldete sich nun Ikhny zu Wort. Er lief gleich zu ihr, umarmte sie und fragte, ob sie es wohl gut mit Hiead ausgehalten habe. Sie äußerte sich nicht dazu, denn ihr Pilot stand direkt inter ihr und hätte sie wohl in Stücke gerissen, hätte sie etwas falsches gesagt. San, die sah, wie sehr Tazume um das Wohlbefinden der Lotsin bemüht ist, blickte augenblicklich düster drein. Wie, als hätte ihr Lotse die kalten Blicke in seinem Rücken gespürt, drehte er sich um und schenkte ihr ein breites freundliches Lächeln. Er schaute auch zu Hiead, der stumm hinter seinem Terminal und sah sich die Aufnahmen des Kampfes noch einmal genauer an. “Komm mit San, wir haben uns seit mehr als vier Wochen nicht gesehen. Hilfst du mir beim auspacken?” Sie nickte nur und folgte ihrem Lotsen durch die Gänge, bis in sein Zimmer. Er schaute sich um, stellte fest, dass seit seinem Abtransport niemand mehr hier gewesen war und legte sich müde und zufrieden in sein Bett. San stand immer noch am Eingang und schickte ihrem Partner verstohlene Blicke. “Was ist mit dir? Du siehst so müde aus. Hat dich Azuma so drangsaliert, während ich weg war?” Er sah in ihre Augen. Sie klitzerten und bald erkannte er auch warum. “Du brauchst doch nicht zu weinen. Ich bin doch wieder da.” Blitzschnell war Tazume aufgestanden, durchschritt den Raum mit drei Schritten und nahm seine Pilotin in die Arme. “Ich habe dich vermisst!”, kam es unter schluchzen von San. “Ich weis jetzt, für wen… für wen mein Herz…” Sie konnte den Satz nicht beenden. Tazumes Lippen legten sich behutsam auf die ihren und als er von ihr abließ, meinte er: “Ich will es nicht hören! Zerstöre mir nicht meine kleine Traumwelt!” Sie wich zurück, drückte sich an die Wand, öffnete die Tür und rannte hinaus auf den Gang, direkt in die Arme von Force. Sie hielt sich an ihm fest, verbarg ihr Gesicht an seiner Schulter und weinte, wie sie es noch nie zuvor getan hatte. Tazume stürmte aus seinem Zimmer, blickte in zwei wutgeladene Augen und fiel zu Boden, als ihn die Faust von Force traf. Der violette hielt San schützend hinter sich und spürte, wie sie sich an sein Shirt klammerte. “Was hast du mit ihr gemacht, du Volltrottel? Jetzt hat sie sich schon für dich entschieden und du stößt sie so einfach weg? Du hast sie nicht verdient!!”, fauchte Force. “Komm mit, Kleine. Beruhige dich erst mal.” Liebevoll nahm Force sie in die Arme und führte sie dann weg. Zurück blieb ein auf dem Boden sitzender Mann, der jetzt erst begriffen hatte, was San ihm hatte sagen wollen. Tazume sprang auf, rannte den beiden hinter her, doch er hatte sie aus dem Blick verloren und irrte nun suchend durch die GOA. Er fand sie nicht. Erschöpft und außer Atem setzte er sich in den Erholungsraum, wo er nochmals über seine Worte nachdachte. Die ganze Zeit über wollte ich Klarheit und genau dann, wo sie es mir sagen wollte, stoße ich sie weg und verschließe meine Ohren, weil ich gedacht hatte, sie habe sich jetzt eh für Force entschieden. Er hat Recht. Was bin ich nur für ein Volltrottel? Er schlug sich gegen die Stirn. In Force und Sans Zimmer herrschte Schweigen. Bedrückendes Schweigen, bis San es nicht mehr länger aushielt. “Woher wusstest du, dass ich mich für Tazume entschieden habe?”, brach es aus ihr heraus. “Das spielt doch jetzt eh keine Rolle mehr, da du dich ja für ihn entschieden hast.”, meinte der violette mit abwesender Stimme und schaute auf einen unbestimmten Punkt an der weißen Wand. “Er will mich doch nicht!” “Und jetzt soll ich dich nehmen? Entscheide dich endlich, San! Was willst du? Hast du nicht Tazume gesehen, wie er dich immer angeschaut hat, obwohl ich dir an den Lippen hing? Ihm war es egal, ob du ihn wolltest oder mich. Er hat dich trotzdem geliebt!” Nach dieser Aussage war es totenstill in dem Raum. San hatte ihre Maske aus Ignoranz und Hochmut aufgesetzt, stolzierte wie vor mehr als einem Jahr aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Mit schnellen kontrollierten Schritten ging sie in die Göttinnenhalle und setzte sich vor Agui Keameia, die mit ihren freundlichen Augen auf sie hinab blickte. Deine Freude würde ich gern haben., seufzte sie. “Hatte ich denn jemals in meinem Leben Glück? Egal was ich mache… ich mache immer alles kaputt. Ich bin nicht geschaffen um glücklich zu werden. Es wäre besser, ein Victim erwischt mich im nächsten Kampf.” Sie seufzte noch mal und spürte plötzlich eine Umarmung, doch es war kein Mensch, der sie da umarmte. Aguis Göttin hatte sich aus der Maschine gelöst und war für einen Moment aus der Ingrid gestiegen um San Trost zu spenden. “Habe keine Angst vor dem was vor dir liegt. Zeige Mut und Entschlossenheit um dein Ziel zu erreichen. Glaub an die letzte Göttin und du wirst sie in dir finden.”, hauchte die Göttin und war wieder verschwunden. “Die letzte Göttin? In mir?”, wiederholte San ungläubig. “Agui, was meintst du damit?”, fragte sie die leblos erscheinende Maschine, doch die Göttin erschien nicht mehr. Unerwartet trat jemand in die Göttinnenhalle, sah die weinende junge Frau und meinte: "Ich habe über deine Wort nachgedacht. Jeder kann sich änder. Du hast das ja auch geschafft." Die Stimme nahm langsam Gestalt an, San erkannte sie durch ihren Tränenschleier hindurch und als sie sich neben sie setzte, war sie sich sicher. "Hiead, bist du das wirklich?" "Nein, wie kommst du darauf?" Er schaute hinauf zu Agui. "Hast du mit ihr geredet, oder führst du Selbstgespräche?" Sie stieß ihn in die Seite. Hiead reagierte nicht darauf und legte sich auf den kalten Boden; sich zu ihm lehnend, fragte San: "Warum bist du immer so kalt?" "Ich habe kein Vertrauen, zu niemandem." "Und Ikhny? Sie ist deine Lotsin." "Nein." "Warum nicht? Zu ihr solltest du Vertrauen haben. Ohne sie..." "Ohne sie ist das Leben auch nicht schwerer! Sie ist vielleicht eine gute Lotsin, aber zu sensibel. Ich hasse solche Menschen!" "Ich bin... ich war auch sensibel und nun, schau mich an. Jetzt bin ich wie du." "Typisch Weib!" Er schwieg. Sie auch. Hiead schloss die Augen und murrte leise, kaum hörbar: "Tut mir leid, wegen gestern Abend." San lächelte ihn an. Noch nie hatte sie mitbekommen, dass sich der graue bei irgendwem entschuldigt hatte. Ebenso leise flüsterte sie in sein Ohr: "Entschuldigung angenommen." Sie kicherte, als sie sein Gesicht sah, wie es sich verzog. "Ich werde dann mal langsam gehen. Kommst du mit, was essen?", fragte San und stand auf. Ohne ein Wort, hielt er ihr die Hand hin, damit sie ihm aufhelfen konnte. Sie ergriff sie und zog ihn auf die Beine. "Bilde dir aber jetzt bloß nicht ein, dass wir Freunde seien." "Nein, keine Sorge. Wer will denn schon mit dir befreundet sein, Hiead." Gemeinsam liefen sie in den Speisesaal und als sich die beiden auch noch nebeneinander an den selben Tisch setzten, staunten die Anwärter der ersten Klassenstufe und die Top-Anwärter nicht schlecht, als sie es sahen. "Da bahnt sich was an.", tuschelte Zero. "So hab ich den noch nie erlebt. Was so ein Einzeltraining bewirken kann." "Ich denke nicht, dass es am Training liegt.", meinte Clay. "Sie scheinen viele Gemeinsamkeiten zu haben. Das hat sie wohl näher gebracht." "Hast du dir mal selbst zugehört, Clay? San und Hiead, sich näher gekommen? Keiner kommt an Hiead ran und erweicht ihm das Herz, wenn er überhaupt eins hat.", gab Yamagi von sich. In diesem Moment betrat Tazume den Speisesaal. Sein Blick wanderte suchend durch die Reihen, bis er sein Ziel fand. San lächelte Hiead gerade an, der jedoch nicht einmal einen Muskel rührte, doch als sie Tazumes Blick streifte, erlosch ihr Lächeln und kalte Augen schauten ihn an. Sonst stahlte sie immer so eine Wärme aus. Was habe ich nur getan?, dachte er und durchschritt die Tischreihen bis zu seiner Partnerin. Als er vor ihr stand, meinte sie abweisend: "Wir sehen uns beim Training. Kommst du noch mit eine Runde Fechten, Hiead?" Damit stand sie auf und ließ ihren Lotsen allein stehen. Rio kam sogleich herbei geeilt und leistete Tazume mit Gareas und Yu Gesellschaft. "Was war das denn? Ich dachte ihr seit so gut befreundet? Hast du was angestellt?", spielte Rio auf etwas unanständiges hin. "Sie wollte mir heute morgen sagen, dass sie sich für mich entschieden hat, doch ich war zu blöd um es zu verstehen und wollte nicht hören, was sie mir zu sagen hatte. Ich dachte, wo wir jetzt über einen Monat getrennt waren, hat sie sich eh für Force entschieden.", erklärte der niedergeschlagene Tazume. "Wenn sie dich nicht mehr will, dann ist sie ja wieder frei. Juhu, Freiwild zum Jagen...", freute sich Rio. "Siehst du nicht, wie du den armen Tazu verletzt. Er hat so lange gewartet und jetzt... Hm... aber wo du Recht hast, hast du Recht, Rio. San ist schon eine gute Partie.", scherzte Gareas. Die beiden Freunde zuckten augenblicklich zusammen, denn Yu, der ihnen gegenübersaß, trat beiden gegen das Schienbein. "Wie könnt ihr nur so gemein sein?" "Aber du!! Du bist doch der brutalste von uns allen. Trittst einfach so um dich.", jammerte Rio und rieb sich die getroffene Stelle. Das Training hatte schon lange begonnen, als San ihren Lotsen anschrie. "Sag mal, kannst du nicht einmal aufpassen? Mein Booster ist viel zu hoch!" "Ich setzte ihn zurück." Ikhny, die hilflos zuhören musste, hielt sich an ihrem Pult fest. Ihre Knöchel traten schon weiß hervor und dann entfuhr ihr ein Schrei, dass Hiead kurzzeitig die Kontrolle über seinen Pro-Ing verlor. "Was ist nur los mit euch beiden? Ihr wart ein Vorbild für alle Lotsen und Piloten. Ihr habt euch immer - egal was passiert ist - gut verstanden und du San, du hast Tazume nie die Schuld an irgendwas gegeben. Warum jetzt??!" "Halt dich da raus, Lotsin 87!", kam es gereitzt von San. In diesem Augenblick trat Azuma ein, um sich das Training anzuschauen. Sofort unterbrach er den Kampf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)