grau und rot von black_shewolf (Double-Ingrid) ================================================================================ Kontakt 14 ---------- Ohne wirklich darauf zu achten, was er tat, säuberte Tazume das Cockpit des Doppel-Pro-Ings. Nach dem dritten Mal auswringen des Tuches hatte sich das Wasser in seinem Eimer tiefrot gefärbt. Was hat sich dieser dumme Idiot nur dabei gedacht? Er hat doch gesehen, dass ihre Deckung... Er konnte den Gedanken nicht weiter verfolgen, zu sehr erinnerte ihn dieses Ereignis an diesen einen Albtraum, den er auf der GIS gehabt hatte. Er hatte sie verloren. Sie blutete und ihre Augen wirkten so leer. Dieser Albtraum sollte sich niemals verwirklichen und jetzt hatte er es – nur in einer abgemilderten Form. Warum hatte Force mit einer solchen Brutalität angegriffen? War er sauer? Auf wen genau? Mit Sicherheit nicht auf San, er liebt sie immer noch, das sehe ich doch jeden Tag. Wollte er etwa… mir schaden? Indem er mir das teuerste und liebste auf dieser verdammten Station nimmt? Stirnrunzelnd schüttelte er den Kopf. Zu einer solchen Aktion – aus diesem Grund – sei Force nicht imstande. So wütend er auch über Tazume sein sollte, das würde er niemals tun. Die Seite des Pro-Ings, wo Force seinen Angriff hatte enden lassen, war bis auf die Elektronik zerstört. „Das muss sehr weh getan haben, was?“ Diese Stimme jagte Tazume einen Schauer über den Rücken. Nur langsam drehte er sich zu dem Sprecher hin um. „Aber, Lotse, was hast du denn?“ Tazume schwieg. Er war der letzte, mit dem er jetzt hatte sprechen wollen, doch der Violette ließ nicht nach. „Also ich finde ja, dass einer der anderen Top-Anwärter viel besser dazu geschaffen ist, sich mit einem anderen in einer Doppel-Ingrid zu bewegen. Wie Azuma nur auf die Idee kam, dass ausgerechnet Sanmi, die schwächste Anwärterin unserer Klasse, diese Chance bekommen hat… Hmm… wir können nicht in seinen Kopf hinein sehen. Aber vielleicht hat er es jetzt begriffen, dass sie es zu nichts bringen wird, als zu einem weiteren Pro-Ing-Piloten, der uns richtige Piloten unterstützen soll!“ Ein hämisches Lächeln umspielte Force Lippen. „Sie liegt wohl immer noch flach… Wenn wir sehr viel Glück haben, dann wird sie wohl nie wieder in diesen Pro-Ing einsteigen“, er deutete auf die Maschine hinter Tazume. „Es wäre für alle das Beste.“ Diese so abwertende Bemerkung konnte Tazume nicht ertragen. „Jetzt halt du aber mal die Klappe!“ Er brüllte und seine sonst so ruhigen Augen glühten vor Zorn. „Und, wenn ich nicht folgen will?“ Force begann zu lachen. Ein bösartiges Lachen. „Du liebst sie! Wie kannst du nur…“ Force war einige Schritte auf Tazume zugegangen. So schnell, dass es selbst für den so flinken Lotsen zu schnell gewesen war. Jetzt stand Force direkt vor ihm. Er schaute auf ihn herab. Der Violette hob den Kopf, um dem großen Lotsen in die Augen schauen zu können und fauchte: „Ja, ich liebe sie, aber ich kann es nicht ertragen, dass sie dich gewählt hat. Sie gehört zu mir und wenn ich sie nicht bekommen kann, dann soll es niemand! Hast du verstanden? Ich werde so lange weiter machen, sie bei jedem Training angreifen, sie jedes mal verletzten, bis du sie aufgibst und sie mir überlässt.“ Force trat wieder ein wenig zurück und zuckte mit den Schultern. „Ich werde sie jetzt besuchen gehen. Du hast ja keine Zeit dazu. Vielleicht werde ich ja auch der Erste sein, den sie sieht.“ Force drehte sich um und verließ den Hanger. Tazume sank zu Boden. Ich hatte doch Recht. Force hat aus purer Absicht San so zugerichtet… In der Göttinnenhalle hatten die Piloten noch nichts von diesem Unfall mitbekommen und unterhielten sich freudig über ihr absolviertes Training. „Wollen wir mal schauen, wie sich San so macht? Sie sollte noch eine gute halbe Stunde trainieren.“ „Gute Idee, Rio. Nur leider können wir nicht in den Pro-Ing hinein schauen… Ich würde sie gern mal in Aktion sehen.“ Galeas schaute verträumt an die Decke und nur Rio konnte erkennen, dass Galeas nicht gerade an das Training in einem Pro-Ing dachte. Er verpasste ihm einen Hieb mit dem Ellenbogen und sein Freund krümmte sich sogleich. „Du Idiot, was sollte das?“ Rioroute kicherte: „Ach, nichts.“ Sie machten sich gemeinsam mit Yu auf den Weg zur Trainingshalle, die San ihnen am Morgen noch genannt hatte, doch als sie dort ankamen, konnten sie keine Pro-Ings sehen. „Vielleicht im Hanger“, fragte Yu und schaute die zwei anderen an. „Hmm… vielleicht ist da jemand, der weis, was hier los ist.“ Die stattlichen Piloten machten sich weiter auf die Suche und traten im falschen Moment in den Pro-Ing-Hanger ein. Gerade schleuderte Tazume den Eimer mit dem blutroten Wasser in Richtung Tür. Die Piloten konnten sich in letzter Sekunde noch so in Sicherheit bringen, als der Eimer gegen die sich gerade geschlossene Tür schlug. Die grauweiße Wand und die Tür waren rot und überall zeichneten sich kleine Sprenkler ab. Erst jetzt registrierte der Lotse, dass er nicht mehr allein im Hanger war und schaute sich mit weiten Augen zu den Piloten um. „Es tut mir leid, ist euch was passiert? Habt ihr was abbekommen?“ Sie schüttelten die Köpfe und traten näher an Tazume heran. „Sag mal, stimmt was nicht? So kennen wir dich ja gar nicht.“ Gareas machte sich richtige Sorgen um den sonst so netten und zurückhaltenden Lotsen. „Nein, es ist nichts, außer…“ Er deutete auf den zerstörten Pro-Ing und ließ den Kopf sogleich wieder sinken. Die Piloten folgten seinem Zeichen und sahen, was nicht stimmte. „Das ist aber nicht der Pro-Ing von San und… wie heißt der noch gleich… ich vergesse ständig seinen Namen…“ Rio rannte förmlich auf die Maschine zu und schob prüfend seinen Kopf in den Einstieg. „Uhh…“, hallte es aus dem Innern. „Da ist einiges Schrott an dem Ding.“ Rio blickte über die Schulter – sich immer noch an dem Pro-Ing festhaltend – zu seinen Kollegen um. „Was ist da denn passiert?“ Fragend schaute Yu zu Tazume, der leicht zu zittern begann. „Hey, jetzt beruhige dich erst mal, was ist los?“ Die Piloten legten zeitgleich die Stirn in Falten und führten Tazume zu einem Tisch in einer Ecke des Raumes und setzten ihn auf einen kleinen Hocker. Rio nahm ganz frech auf dem Tisch platz und machte es sich so gut es ging bequem. Im Schneidersitz schaute er Tazume auffordernd an. „San hatte heute einen Unfall.“ „Unfall?!?“ „Ja.“ „Was ist passiert? War sie in dem Pro-Ing? Auf der Seite?“ „Ja.“ Tazume schilderte den jungen Piloten seine Sicht der Dinge und auch einen Teil des letzten Gesprächs mit Force. Dass dieser jedoch diese Tat mit Absicht begannen hatten, verschwieg er. Während Tazume um die richtigen Worte kämpfte, bestritt San ihren ganz eigenen Kampf. Sie schwebte in einem Delirium, wachte immer mal wieder auf und sank gleich darauf wieder in einen tiefen und sehr unruhigen Schlaf. Ärztin Rill erklärte Azuma, dass es wohl für San eine kleine, sehr minimale Chance gebe, wieder ganz gesund zu werden, doch sie glaubte nicht daran. Azuma hörte ihr nicht zu. "Ich habe sie nicht ausgebildet, damit sie jetzt nie wieder in eine Ingrid einsteigt. Wir haben extra eine neue Göttin in Auftrag gegeben!" "Azuma, ich kann doch auch nicht mehr tun, als ich bis jetzt getan habe. Jetzt liegt es an ihr." Der Ausbilder schnaufte nur verächtlich und machte sich auf den Weg zum Hanger zurück, um Tazume diese Neuigkeiten mitzuteilen. Doch er wusste nicht wie er es am besten anstellen konnte, ohne, dass der Lotse alles kurz und klein schlug. Irgendwas wird mir schon einfallen! Im Krankenzimmer lag San auf einer Liege und wurde gerade von den beiden Helferinnen versorgt. "Wir brauchen unbedingt noch mehr Verbände!" "Ja, ich geh welche holen." "Ta... tazu..." "Komm schnell zurück!! Ich glaube sie wacht auf!" Nicht nur die blauhaarige Helferin, die gerade mit frischen Bandagen zurück kam, hatte diese Worte vernommen. Force stürmte ins Zimmer und kniete sich sofort an Sans Seite. "Geht es dir gut? Das wollte ich nicht, es tut mir alles so schrecklich leid." "Sei doch nicht gleich so stürmisch. Sie ist noch sehr schwach, also halte dich ein wenig zurück." Die kleine mit den rosafarbenen Haaren bedachte Force mit einem strengen Blick. "Ich will, ... Tazu... wo ist...?" "Ruhig, ruhig. Er ist bei deinem Pro-Ing. Er wollte sich lieber um ihn kümmern, als neben dir zu wachen." Sans Augen weiteten sich für einen Moment, dann fielen sie ihr wieder zu und sie versank erneut in einem tiefen und düsteren Schlummer. Kommentar des Schreibers: Es bleibt spannend und ich weiß, ich bin fies, an einer solchen Stelle aufzuhören. Aber es geht bald weiter... ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)